A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Als Ro schweigend an ihm vorbei ging und damit begann, sich anzuziehen, musste sich Dane zusammenreißen, um nicht an Ort und Stelle zusammenzubrechen. Ro wollte tatsächlich gehen. Er konnte es verstehen, konnte er wirklich. Aber es tat trotzdem weh. Plötzlich war der logische Teil seines Verstandes sehr dankbar dafür, dass Mace und sein Bruder hier waren, um auf ihn aufzupassen. Er wusste nicht, ob er es ohne die Hilfe der beiden durch den Rest des Tages schaffen würde.
      Er wollte gerade sagen, dass er Mace holen würde, um Ro nach Hause zu porten, da schnappte sich der junge Man Danes Hand und zog ihn rüber zu seinem Bett. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Ro sich die Mühe gemacht hatte, alles wieder zu trocknen.
      Er hatte gar nicht genug Zeit, um so enthusiastisch zu antworten, wie er sich fühlte, bevor Ro ihn einfach in seine Arme zog. Sofort löste sich etwas in Danes Innerem und er entspannte sich. Ro's sanfter Herzschlag und Atmung waren alles, was er wahrnahm. Bis Ro seine Stimme erhob.
      "Normalerweise bin ich nicht so gefühlsduselig", antwortete Dane leise.
      Erst jetzt dachte er selbst darüber nach, wie stark seine Verbindung zu Ro bereits war. Wie leicht es ihm fiel, seine üblichen Mauern zu ignorieren. Normalweise ließ er niemanden so nah an sein wahres Selbst heran. Außer Mace, Asa und einigen anderen Personen, die schon lange nicht mehr am Leben waren, kannte diese Seite an ihm eigentlich niemand und er gab sich größte Mühe, dass es auch so blieb. Es war leichter, gefürchtet zu sein, als geliebt. Dane setzte die Maske des kaltschnäuzigen Dämons nur zu gern auf, um nicht als Schwächling dazustehen. Dämonen wurden seit jeher gefürchtet, wenn er jetzt einfach zugab, dass er eigentlich gar kein so gemeiner Kerl war, dann würde ihn jeder - nicht nur andere Dämonen - als kaputt und schwach ansehen.
      Dane griff nach Ro's Händen, verschränkte dessen Finger mit seinen eigenen.
      "Jetzt hast du es mir ja doch verraten", murmelte er.
      Das Konzept von wahren Namen kannte Dane. Er selbst hatte schon mit dem Wissen um solche Handel betrieben. Allerdings verstand er die Verbindung zwischen einem Wahren Namen und einem einmaligen Seelenbund nicht ganz. Auch ein Seelenbund als solches war ihm nicht fremd. Mittlerweile konnte er sogar einen live miterleben, da sich Asa erst vor ein paar Monaten auf diese Art gebunden hatte. Zugegeben, es war wegen dem Wolf-Shifter in seiner Beziehung, aber das spielte keine Rolle.
      "Und wie findest du deinen Wahren Namen heraus? Ich nehme mal nicht an, dass der in irgendeinem Buch geschrieben steht?"
    • "Wir werden mit ihm geboren."
      Ro hatte mittlerweile die Augen geschlossen und konzentrierte sich nur auf das, was er riechen und an seinen Fingern fühlen konnte. Kaum hatte Dane an seiner Brust gelegen konnte der Drakin dessen prompte Entspannung spüren. Diese ging teilweise auch auf ihn über. Es reichte allerdings nicht, um ein nagendes Gefühl in seiner Brust auszuradieren.
      "Ich nehme an, dass irgendwann jeder mit seiner inneren Stimme in Kontakt tritt und dadurch seinen Namen erfährt. Dann müssen andere Bedingungen erfüllt werden damit die erste Wandlung ausgelöst wird. Soweit ich das sehe, sind diese Bedingungen in meinem Fall vermutlich Lebenserfahrungen. Zumindest hab ich im Zusammenhang damit die größten Fortschritte gesehen."
      Immer wieder warf er einen missmutigen Blick zur Tür. Er rechnete damit, dass in jeder Sekunde es klopfte und jemand ihren Firden störte. Sollte auch nur einer auf die Idee kommen, den Mann in seinen Armen jetzt auch nur anzufassen, würde er ihnen eigenhändig die Finger abbeißen.
      "Solange ich mir keine Person aussuche, an die ich binden will und ihr meinen wahren Name verrate, kann jeder von ihm Gebrauch machen. Derjenige erhält totale Gewalt über mich. So sind die Drachenreiter aus den Sagen entstanden. Wenn ich ihn dir verraten würde und dich auswähle, dann hast du nur die Macht über mich und sonst niemand mehr. Deswegen binden wir uns nur ein einziges Mal in unserem Leben."
      Unwissentlich drückte Ro den Dämon noch enger an seine Brust. Es war ihm nicht egal, dass er noch immer nicht zu dem anderen Teil hatte finden können, der ihn als Drakin ausmachte. Seine Worte wären gelogen wenn er behauptete, nicht mehr nach diesem Teil suchen zu wollen. Vermutlich würde er es nie aufgeben können bis er ihn endlich gefunden hatte. Doch die Zeit bis dahin schien plötzlich nicht mehr so drängend zu sein wie bevor er Dane in die Arme gelaufen war.
      "Ich will ja nichts beschwören oder so... aber wenn jetzt einer deiner Leute da unten rein kommt und dich anfassen will, kann ich für nichts garantieren", murmelte der junge Mann, der gerade noch so ein leises Knurren vertuschen konnte, als er wieder etwas lautere Geräusche aus dem Erdgeschoss vernehmen konnte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane ging das alles im Kopf durch. Der kleine Abstecher in die Logik war genau das, was er gerade brauchte.
      "Du musst also Lebenserfahrungen machen, um das Ding in deinem Inneren dazu zu kriegen, dir deinen Wahren Namen zu verraten, damit du ihn dann irgendjemand anderem verraten kannst, um dich selbst vor äußeren Einflüssen zu schützen? Tut mir leid, das zu sagen, aber dein Vater ist ein gigantischer Idiot. Bezeichnet dich als schwarzes Schaf der Familie, obwohl er dafür verantwortlich ist."
      Und so landete ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die Dane diesem alten Sack mal gehörig um die Ohren werfen wollte. Ihn zur Seegurke zu machen wäre vielleicht genauso entzückend, wie die Worte, die Ro gerade verwendet hatte, um ihm die Bindung der Drakin zu erklären. Er wusste nicht, ob Ro das mit Absicht getan hatte, aber indem er Dane als Beispiel genannt hatte, hatte er etwas sehr elementares in Dane's Natur angesprochen. Absolute Kontrolle...
      Dane löste sich von Ro und setzte sich auf, drehte sich herum, um ihn problemlos ansehen zu können. Er lächelte sogar ein bisschen, bevor er den Kopf so drehte, dass er über seine Schulter rufen konnte.
      "Ich soll euch ausrichten, dass die erste Person, die mein Schlafzimmer betritt, mit mindestens einem Körperteil weniger wieder geht", brüllte er nach unten.
      Absolute Stille folgte für einen Augenblick.
      "Okay! Sollen wir das Mittagessen dann einfach vor der Tür stehen lassen?", schallte Mace's Stimme dann nach oben.
      "Jap", gab Dane zurück.
      Dane ließ sich neben Ro wieder ins Bett sinken und starrte einen Augenblick lang an die Decke. Dann griff er nach Ro's Hand aus dem Willen heraus, den Kontakt nicht noch länger zu unterbrechen.
      "Ich hab gesagt, ich nehme dich nicht mit zu einem Familienessen", meinte er nach einer kleinen Weile, "Aber jetzt ist das Familienessen zu uns gekommen. Kannst du mir verzeihen?"
    • Ros Lippen kräuselten sich nachdem Dane einfach seine Worte als Warnung nach unten gerufen hatte. Er behielt Danes Hand in seiner als er sich vom Kopfende des Bettes löste, seine Beine in einen Schneidersitz verfrachtete und nun mit den Körper Dane zugewandt saß. Eingehend musterte er den Dämon über das rein Offensichtliche hinaus. Weniger Verletzlichkeit waberte um den Mann herum was dem Drakin bedeutete, dass er ihn tatsächlich entspannt hatte.
      "Du willst das Familienessen vor deine Schlafzimmertür sperren. Das kommt dem gleich. Aber mal im Ernst: Jetzt ist dein Bruder hier aufgeschlagen und ich glaub' nicht, dass der gehen wird ohne dich einmal zumindest gesehen zu haben. Nicht, nach allem was Mace ihm vermutlich erzählt hat. Wie komisch muss das auf Asa wirken zu wissen, dass sein Bruder mit weiß Gott wem allein zusammensitzt, der ihn erst in diese Lage geritten hat?"
      Ros Blick glitt zur Tür, sein Sitz wurde automatisch etwas aufrechter, steifer.
      "Und wie gesagt. Bei jedem Drakin sind die Voraussetzungen anders. Ich glaube nicht, dass Aimeric auch nur einen Gedanken daran verschwendet haben könnte, dass Erfahrungen die Voraussetzung sein können."
      Gemächlich kehrten die azurblauen Augen zu Dane zurück. Ausgiebig seufzte er ohne auch nur einen Moment den Blick abzuwenden. "Ich würde sagen, dass unser Deal sich damit erledigt hat. Ich weiß, was das Problem ist. Die Lösung war nie ein fester Bestandteil des Handels. Das heißt, du darfst dir einen Gefallen von mir einholen in der vorab bestimmten Frist."
      In seinen Augen stand eine Ruhe, die dem Zucken seiner Kiefermuskeln widersprach. Er war sich nicht sicher, wie die Auflösung ihres Deals ihre Beziehung, die Art wie sie miteinander umgingen, drastisch verändern würde oder nicht. Etwas in ihm flüsterte ihm stetig zu, dass er sich von nun an von Dane verabschieden konnte. Zumindest in der Form, wie er ihn bisher erlebt hatte. Doch Mace's Worte hallten genauso stark in seiner Erinnerung nach. Wenn er Recht behalten sollte, dann wäre die Vollendung dieses Handels vielleicht sogar eher ein Sprungbrett als ein Stolperdraht. Nur würde er sich niemals darauf einlassen können, die Suche nach sich selbst völlig aufzugeben.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Asa hat drei Babies und zwei Partner zu Hause rumsitzen. Der ist froh, einfach mal ein bisschen Ruhe zu haben, denke ich", antwortete Dane ehrlich.
      Er wusste, dass sein Bruder seine Familie vergötterte, aber ein Baby war ja schon viel für frisch gebackene Eltern. Und Asa hatte gleich drei davon an der Backe. Und dann auch noch zwei Partner, die es zu jonglieren galt. Das alles zusammen klang gelinde gesagt anstrengend.
      "Ich lasse mich nachher mal einfach kurz blicken, dann hat sich das."
      Er zuckte mit den Schultern, wohlwissend, dass er sich auf einen kleinen Vortrag gefasst machen durfte, sobald er Asa begegnete. Immerhin hatte Dane dieses Mal selbst Argumente, und gute noch dazu. Schließlich hatte Asa auch keine Woche gebraucht, um seine Frau als genau das anzusehen: seine Frau.
      "Wenn du den Handel offiziell abschließen willst, musst du das ein bisschen anders formulieren, Ro. Weniger schwammig. Versuch, so offiziell wie möglich zu klingen. Ich sag dir dann, ob's passt."
      Das würde lustig werden. Ro konnte sich zwar ziemlich hochgestochen ausdrücken, aber die präzise Sprache, die nötig war, um dämonische Deals zu schließen und zu beenden war noch einmal eine ganz andere Kategorie. Für viele klang sie ziemlich gestelzt - was sie ja auch war. Sowas zu hören und so zu reden, waren allerdings zwei komplett unterschiedliche Angelegenheiten.
    • "Kannst du mir nicht einfach aufschreiben, was genau ich sagen muss?", fragte Ro fast schon etwas genervt. Er wusste ganz genau, dass er nie genau die Wortfindung traf, die Dane gerade hören wollte. Er spürte seine Vorfreude regelrecht in seinen eigenen Fingerspitzen kribbeln. "Allein schon deine Vorfreude heißt nichts Gutes. Obwohl. Wenn du dich freuen kannst bist du vermutlich aus deinem Sumpf wieder emporgestiegen."
      Subtil rümpfte er die Nase als ihm der Geruch von Essen in die Nase stieg. Ob nun jemand vor der Tür gewesen war und etwas abgestellt hatte oder nicht, konnte er nicht gebau bestimmen. Nur, dass es verdammt gut roch.
      "Sag mal, jetzt, wo wir uns beide wieder halbwegs gefangen haben... Würd ich's mir auch zutrauen, deinem Bruder gegenüber zu treten. Vorhin hätte ich ehrlich gesagt noch Schiss gehabt, dass der mir irgendwas ausreißt oder so. Obwohl...", er kratzte sich an der Schläfe, "in der Rückblende und was du mir so erzählst klingt er echt nicht unbedingt gewalttätig. Wieso zur Hölle behaupten alle, Dämonen seinen so furchtbar? Ich hab jetzt drei von euch gesehen - keiner von euch wirkt im ersten Moment wie die Boshaftigkeit in Person."
      Außerdem musste er aus dem Zimmer raus. Im restlichen Gebäude hätte er weniger Probleme damit, wenn jemand Dane anfasste. Aber hier in seinem Schlafzimmer, das noch immer überladen war von Magie und Emotionen, war er sich seiner eigenen Beständigkeit nicht mehr sicher.
      Da entspannte sich Ros Mimik etwas. Er bewegte die Finger, die noch immer in Danes Griff gefangen waren, ein wenig hin und her. "Aber du siehst wirklich schon besser aus. Jag mir lieber nicht noch mal so einen Schrecken ein und verhalte dich wie ein Kerl, den ich nicht kenn'." Er schenkte dem Dämon ein Lächeln, das nur ihm allein in dieser Welt galt.

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    • Wenn Dane sich doch nur so fühlen könnte, wie Ro ihn gerade sah. So einfach weggesteckt hatte das Ganze noch nicht. Trotzdem stand er auf und zog Ro mit sich.
      "Du hast eben die freundlichsten Dämonen der Welt kennengelernt. Wir sind nicht in diese Dimension gekommen, um uns Seelen zu schnappen oder den Menschen das Leben zu versauen. Wir sind hergekommen, weil es hier genug Platz gibt, um genau das nicht ständig erleben zu müssen. Wir waren noch nie besonders große Teilhaber an der ganzen Sache mit dem unendlichen Leid bis in alle Ewigkeit, weißt du?"
      Er ließ Ro kurz stehen, um sich eine Sweatshirt Jacke zu holen. Kaum hatte er die an und war wieder bei Ro, griff er gleich wieder nach dessen Hand, als sei der junge Mann alles, was ihn vor dem Ertrinken rettete.
      "Dann will ich dich mal meinem Bruder vorstellen."

      Im Erdgeschoss roch es noch viel besser als oben im Gang vor Danes Schlafzimmer. Es überraschte ihn, Asa am Herd zu sehen, während Mace gerade dabei war, das nötige Geschirr aus den Schränken zu fischen.
      "Ich dachte, ich soll Lieferdienst spielen?", grüßte Mace, als er Dane und Ro sah.
      Sein Blick ging von Ro zu Asa und wieder zurück, bis Dane kurz nickte. Woraufhin Mace dem Dämon hinter sich den Ellenbogen in die Rippen rammte.
      "Au! Mace!"
      "Sorry."
      Mace nickte in Danes Richtung, Asas Blick folgte ihm.
      "Lange nicht mehr gesehen, kleiner Bruder", grüßte Asa, bevor sein Blick an Ro hängen blieb.
      Er musterte den jungen Mann von oben bis unten, dann wandte er sich wieder dem Herd zu.
      "Seit wann kochst du?", fragte Dane, als er sich an die Kücheninsel setzte.
      "Seit mein Göttergatte darauf bestand, es mir beizubringen. Eine Entscheidung, die er nach der dritten Begegnung mit meinen herausragenden Talenten in der Küche getroffen hat."
      "Und dafür hast du Zeit?"
      "Nein, aber das hat Greg ja noch nie von etwas abgehalten. Willst du jetzt vielleicht mal auf deine Manieren zurückgreifen und mich deinem neuen Freund vorstellen?"
      Dane schüttelte leicht den Kopf. Immer der Besserwisser.
      "Ro? Darf ich dir meinen Bruder Asa vorstellen? Asa, das ist Ro. Und Mace kennen wir ja alle."
      "Hm?"
      Mace sah auf. In seinem Mund steckte eine Fruchtgummischlange, die langsam aber sicher ihren Weg noch oben fand, als er einfach weiter darauf herumkaute. Er fing sich prompt einen kleinen Klaps gegen den Hinterkopf von Asa ein.
      "Es gibt gleich Essen, du Nuss."
      " 'Tschuldigung...", grummelte Mace.
      Dane lehnte seinen Kopf gegen Ro's Schulter. Es war seltsam, hier mit ihm und den beiden Personen zu sitzen, die er schon sein Leben lang kannte. Es fühlte sich so normal an, so... richtig.
      "Ro also", griff Asa das Gespräch wieder auf, "Ist das ein Spitzname? Asa ist die Kurzfassung von meinem Namen, aber der klingt ehrlich gesagt ein bisschen hochgestochen, deswegen kürze ich den. Einen neuen Namen, wie Dane wollte ich mir dann doch nicht zulegen."

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    • Ros Herzschlag schien beinahe seinen Brustkorb sprengen zu wollen. Es war eine Sache, einem sehr sehr guten Freund vorgestellt zu werden. Eine gänzlich andere, wenn es der Bruder war. On top befand sich der junge Mann gleich in einer Konstellation, die seltsamer für ihn nicht sein konnte. Wer konnte schon behaupten, allein mit drei Dämonen in einer Küche zu stehen und Essen zu zubereiten?
      Wäre nicht Danes Griff wie ein Anker in Ros Bewusstsein, hätte dieser schon längst die Flucht ergriffen. Es war einfach, vor Dingen wegzulaufen. Einfacher, als sich dem Blick auszusetzen, mit dem Asa den Drakin von oben bis unten musterte. Nur, um sich dann wieder wichtigeren Dingen zu widmen. Ro hatte sich in einer Annahme völlig geirrt. Urspünglich hätte er gewettet, dass sich Dane und Asa aufgrund ihrer Herkunft in einigen Punkten gleich anfühlten. Das Einzige, das sie teilten, war diese samtige Schwärze, die Mace vollends abhanden gekommen war. Wo er den blonden Dämon vielleicht als einen Dorn im Auge betrachtet hatte, war der Mann am Herd eine gänzlich andere Nummer. Natürlich erkannte er die Ähnlichkeit ihrer biologischen Körper - und doch war sich der Drakin sicher, dass Asa etwas Entscheidendes fehlte und ihn somit von Dane abgrenzte. Dafür waren nicht einmal die Tattoos notwenig.
      Unsanft wurde Ro aus seiner Gedankenblase gerissen, als Dane ihn mit an die Kücheninsel zog. Er ließ partout die Hand des Anderen nicht los, wodurch sich Ro ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte. Sichtlich interessiert verfolgte er den Austausch der Brüder nachdem er einen Hocker näher an Dane gezogen hatte, damit ihre Hände nicht auf Spannung in der Luft hingen. Stattdessen hatte er sie auf den Oberschenkel seines Dämons abgelegt. Er kam sich ein ganz ganz bisschen entblößt vor, als jener Dämon auch noch seinen Kopf an Ros Schulter lehnte. Immerhin war er kein pubertärer Teenie mehr. Sonst wäre er vermutlich rot angelaufen. Zeitgleich überströmte ihn eine Welle von... Glückseeligkeit seiten Danes. Flüchtig schoss Ros Blick zu Danes Kopf ehe Asa den Faden wieder aufnahm.
      "Jap, Ro ist ein Spitzname. Etwa die gleichen Gründe. Keiner weiß, wie man Mireaux schreiben soll und ich muss jedes Mal meinen verdammten Namen buchstabieren", entgegnete Ro und war unfassbar stolz auf sich, dass er dem offensichtlichen Elefanten im Raum nicht nachstellte. Das konnte er später noch machen. "Dann bin ich mal gespannt, was für ein Name hochgestochener sein soll als die Eitelkeit von Franzosen", hing her hintendran und konnte einfach nicht den Blick von Mace abwenden, der noch immer mit seinem Gummitier beschäftigt war. Wie lange konnte man so ein Ding denn bitte auslutschen?!
      "Sorry, dass man dich einfach so hergerufen hat. Ich mein, mit drei Kindern ist Spontanität vermutlich nicht so der Hit..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Familie ist Familie, ob ich nun auf zwei ausgewachsene Pappnasen oder auf drei Küken aufpasse spielt da keine große Rolle. Es hilft, wenn dein Partner ein Wolf-Shifter ist. Meine Mädchen werden gerade von ihrer Oma, ihren drei Onkels, ihrer Tante und ich weiß nicht wie vielen von ihren Cousins und Cousinen bespaßt. Ihr habt mich nur vor einem Tag im Büro bewahrt, das ist alles."
      Asa überging die indirekte Frage nach seinem eigentlichen Namen geflissentlich, als hätte er sie gar nicht gehört.
      "Mach dich mal nützlich Mace und bring den Herren da was zu trinken", forderte Asa.
      Damit beendete Asa die Pläne des blonden Dämons, sich ungesehen gleich wieder eine Handvoll Gummibärchen in den Mund zu stopfen. Mace versuchte gar nicht erst, sich den Anweisungen zu widersetzen und angelte stattdessen nach ein paar Gläsern. Asa selbst begann damit, seine Kochkünste zu präsentieren. Schon bald standen vier Teller auf der Kücheninsel, mitsamt Besteck und Serviette.
      "Mace hat mir verraten, dass du Fisch magst, Ro, also habe ich mir die Freiheit genommen, ein schnelles Fischcurry mit Reis zu machen. Ich hoffe, es ist nicht zu scharf geraten, ich habe auf einiges an Gewürzen verzichtet. Für die Herren", Asa stellte das Currygewürz auf den Tisch und Mace und Dane griffen gleichzeitig danach. Mace war schneller.
      "Wie gesagt: Pappnasen und Küken", kommentierte Asa, der selbst nicht nachwürzte - er hatte sich vorher schon so einiges reingekippt.
      "Franzose bist du also?", richtete er das Wort wieder an Ro, "Oder nur vom Namen her?"
    • Ein Schmollen schimmerte kurz über Ros Gesicht, das er tunlichst wieder verschwinden ließ, kaum hatte er es bemerkt. Die Neugier in ihm rüttelte gerade an so einigen Barrikaden, die er nur mit Müh und Not aufrecht erhalten konnte. So ausfallend zu werden, wie er es bei Dane gewohnt war, wollte er nicht beim ersten Treffen mit seinem Bruder werden. Er konnte ihn später auch noch löchern.
      "Zugegeben, ist ja auch nicht ganz abwegig mit meinem Geschmack...", gab er auf die Anspielung mit dem Fisch zu. "Aber ja, ich brenn' mir nicht so gern die Zunge weg wie das bei euch anscheinend Gang und Gebe ist."
      Folglich ließ er den Dämonen den Vorzug bei dem Extragewürz, den Mace für sich entschied. Von Weitem betrachtet war das hier am nächsten dran, was der Drakin als ein familiäres Umfeld mit Geschwistern beschreiben würde. Etwas, das er nie gehabt hatte und ihm bis jetzt auch nicht gefehlt hatte. Während die zwei noch mit Würzen beschäftigt waren, tat sich der junge Mann einfach schon mal etwas Reis auf.
      "Vom Stammbuch her ja, wir kommen gebürtig aus Frankreich. Klar mischt sich hier und da anderes Blut dazwischen aber die Wurzeln bleiben die gleichen. Immerhin hab ich nicht die blonden Haare geerbt. Nur die Namen verraten noch, wo meine Familie ursprünglich her kam."
      Immer wieder warf er einen flüchtigen Blick zu Asa hinüber. Wie bei Mace zuvor war sich Ro nicht sicher, ob Asa wusste, dass er ein Drakin war. Folglich spielte er noch um seinen Nachnamen herum obwohl es realistisch gesehen nutzlos war. Es gab vermutlich nicht viele Familien in der Stadt, die ursprünglich aus Frankreich stammten. Bis auf eine bestimmte Familie vielleicht.
      Ros Augenbrauen hoben sich in stummer Anerkennung, als er den ersten Bissen nahm. Wieso konnten die drei gefühlt alles, was sie auch nur anfassten? Ein paar Augenblicke lang kaute er nachdenklich herum, wägte ab, ob er eine doch sehr private Frage stellen sollte. Warum eigentlich nicht? Früher oder später würde er seine neugierige Nase sowieso nicht mehr vertuschen können und Ausweichen wie vorhin konnte Asa ja ziemlich gut.
      "Darf ich etwas persönliches fragen?", fing er an und achtete weder auf Mace noch auf Dane. Seine gesamten Antennen waren auf Asa gerichtet, der vermutlich nicht wusste, dass der Drakin ihn zu einem guten Stück zu lesen vermochte. "Woher wusstest du, dass deine Frau die eine ist? Wie hat sich das, ich nehm mal Mace beim Wort, viben für dich angefühlt?"
      Es waren nur die tiefblauen funkelnden Augen die verrieten, dass er auf mehreren Ebenen gerade Danes Bruder lauschte. Natürlich würde er von Dane ebenfalls eine Antwort auf diese Frage bekommen. Aber er wollte es von einem Anderen seiner Art hören. Jemanden, der nicht direkt involviert war.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Asa's Blick zuckte ob der Frage zu Dane.
      "Du hast dir einen ziemlich neugierigen Freund angelacht, Bruder", meinte er, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Ro zugedachte.
      "Ich wusste es nicht", antwortete er ehrlich, "Sie ist durch das Fenster meines Hotelzimmers gekracht, als sie einer Freundin dabei half, einen Kriminellen einzufangen. Ein Hotelzimmer, das ich mir einzig und allein dafür angemietet habe, um meinen damals Ex-Freund zu erwischen und ihn endlich zur Rede zu stellen. Nach ihrem Aufeinandertreffen mit einer Fensterscheibe und einem Balkongeländer hat sie das Bewusstsein verloren und sich den Flügel gebrochen. Also habe ich mich um sie gekümmert. Wir haben uns unterhalten, während ihre Verletzungen geheilt sind - ich bin darin nicht ganz so begabt wie mein jüngerer Bruder hier, daher hat das eine Weile gedauert - und dabei habe ich festgestellt, dass ich mit ihr gut klarkomme. Sie empfand wohl ziemlich ähnlich, aber ich werde nicht weiter ins Details gehen, was das angeht. Ich mag meine Privatsphäre."
      Asa unterstrich seine Worte, indem er seine Emotionen vor Ro verbarg. Nicht völlig, aber der junge Mann bekam nur noch einen Hauch von den Oberflächlichen Empfindungen des Dämons mit. Seine Liebe für seine Frau, für seinen Mann, für seine Kinder, die Ehrlichkeit seiner Worte. Aber nichts über die Fragen, die sich Asa vielleicht stellte, sie Sorgen, die er haben könnte.
      "Darf ich fragen, warum du das wissen willst? Soweit mir bekannt ist, gehen Drakin doch einen einmaligen Bund ein. Solltet ihr da nicht einen Instinkt für die richtige Person haben, wie es die meisten anderen Shifter tun?"
    • Der Ausdruck in Ros Augen wurde beinahe so kalt wie die tiefsten Schichten eines Sees. Mehrere Optionen poppten vor seinem geistigen Auge auf. Fäden sponnen sich von einer Wahl zur nächsten Konsequenz und verzweigten sich in ein schier unendliches Chaos. Unweigerlich hatte sich der Drakin etwas versteift während er in atemberaubender Geschwindigkeit die verschiedenen Szenarien durchspielte.
      "Das hat nichts per se mit mir zu tun. Ja, ich bin neugierig. Ich horte Wissen gerne. Und wenn ich so überlege, dass ich gerade mit drei Dämonen in einem Raum sitze und esse als sei es das Normalste der Welt, kenn' ich so einige, die mich dafür verprügeln würden."
      Es kostete ihn einiges, unpässliche Emotionen in Schach zu halten und nicht so impulsiv zu reagieren, wie er es gerne getan hätte. Asa wusste mehr als Dane über die Drakin - was die nächste Frage aufwarf, woher er dieses Wissen hatte und seinen Bruder darüber nicht in Kenntnis setzte.
      Stattdessen zuckte er nur kurz mit den Schultern. "Wirf einen Drakin bitte nicht in einen Pott mit den Shiftern. Das ist nicht fair auch nur einem gegenüber von uns. Formulieren wir es mal so: Wenn bei mir alles in Ordnung wäre, dann würde ich vermutlich jetzt nicht hier sitzen." Damit bugsierte er sich den nächsten Löffel in den Mund und brach den Blickkontakt ab.
      Nach einem dringend notwenigen tiefen Atemzug hob Ro den Blick wieder. Er war sich nicht ganz sicher, warum Asa auf seine Frage so ausschweifend geantwortet hatte und doch das ausgelassen hatte, worum es ihm eigentlich ging. Ihn interessierte nicht die Geschichte, wie die beiden sich trafen oder ob er diese Wahrnehmungen auf sich selbst projezieren wollte. Denn das war ganz sicher nicht der Fall. Trotz allem schaffte er es nicht, Dane auch nur einen Blick zuzuwerfen. Hier musste er allein durch in seinen eigens verursachten Bockmist.
      "Ich hätte auch gedacht, ihr teilt euer Wissen, so als Brüder. Aber Dane wusste erstaunlich wenig über uns. Du hingegen scheinst ja ein bisschen besser informiert zu sein." Ein weiterer Löffel wanderte in seinen Mund. Noch immer bekam er unglaublich wenig aus Asas Aura gelesen, was ihn nicht unbedingt glücklicher stimmte. "Aber das Curry ist wirklich, wirklich gelungen."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Man könnte jetzt Argumentieren, dass auf Shifter und Drakin sich auf einem Basislevel sehr ähnlich sind, aber ich habe genug von hitzigen Debatten dieser Art beim Abendessen. Ich entschuldige mich, sollte ich dich beleidigt haben, das war nicht meine Absicht."
      Dane war sich nicht ganz sicher, ob er im Erdboden versinken oder seinem Bruder eins überziehen wollte. Das Ganze hier lief genauso, wie er es erwartet hatte. Asa war wie immer aalglatt, höflich und unnahbar. Kaum zu glauben, dass der Mann Teil einer sechsköpfigen Familie war.
      "Ich bin schon eine ganze Weile länger im Geschäft mit Informationen als mein jüngerer Bruder. Außerdem bist du nicht der erste Drakin, der mir über den Weg läuft. Viel weiß ich nicht, aber ich kann Realität von Fiktion weitestgehend voneinander unterscheiden, wenn es zu deinesgleichen kommt. Zu meiner Verteidigung: Dane hat nicht gefragt, ob ich etwas über Drakin weiß. Hätte er das getan, hätte ich mein Wissen frei mit ihm geteilt."
      Asa warf einen weiteren Blick zu seinem Bruder. Dane schob sich schnell etwas Curry in den Mund, um nicht antworten zu müssen. Er wusste schon, warum er den Familienessen fernblieb. Das hier war nur sein Bruder. Wenn er eingeladen wurde, dann kam ein ganzer Schwarm Harpyien und ein halbes Rudel Wölfe auch noch dazu. Das Mace sich sowas regelmäßig freiwillig antat, konnte und würde Dane nicht verstehen.
      "Können wir vielleicht aufhören so zu tun, als ob ich nicht da bin?", fragte Dane schließlich. "Nein, ich hab dich nicht gefragt, ob du was weißt oder wen kennst, der was weiß, Asa. Was daran liegen könnte, dass ich dich, Ro, erst vorgestern kennengelernt habe."
      Das brachte Asa dazu, die Augenbrauen zu heben. Offenkundig fehlten dem anderen Dämon auch ein paar Informationen.
      "Mace hat es so dargestellt, als kennt ihr beide euch schon länger."
      Alle Blicke wanderten zu Mace.
      "Hey, ich habe gesagt, dass du oben mit 'nem guten Freund rumhängst. Was Papa da reininterpretiert ist seine Sache."
      "Hm. In der Tat. Nun, dafür, dass ihr euch erst zwei Tage lang kennt, scheint ihr schon sehr vertraut miteinander zu sein. Daher will ich deine Frage, Ro, anders beantworten: Ich wusste in dem Augenblick, dass ich mit meiner Frau 'vibe' in dem sie mir ihr Vertrauen ohne zu zögern gab. Was ungefähr drei Minuten nach ihrem Erwachen war. Ich hatte ihren Flügel verbunden und ihr erklärt wo sie war, was passiert war und wer ich war. Zuerst war sie ängstlich - verständlicherweise - dann aber entschied sie sich, mir - einem wildfremden - blind zu vertrauen. Das Gefühl kann man nicht beschreiben. Es ist irgendwo zwischen Stolz und Bewunderung verortet, würde ich sagen. In diesem Moment war sie einer Göttin gleich. Sie sah aus wie ein zerrupftes Hühnchen, das man in Klopapier eingewickelt hat, aber bei den neun Kreisen der Hölle, sie war das wunderschönste Wesen, das ich je gesehen hatte. Und das will was heißen, wenn man bedenkt, wie sehr mein Herz noch immer nach Greg gerufen hat. Der kurz darauf die Tür aus den Angeln getreten hat, um Zeph vor mir, dem bösen Dämon, den er sechs Monate lang gedated hat, zu retten. So sehr es mir Zeph auch angetan hatte, erst als ich sie zusammen mit Greg gesehen habe wusste ich, wie Perfektion aussieht. Und Perfektion ist meine größte Macke."
      "So wie meine Süßkram und Danes Ordnung ist", klärte Mace auf, "Das meint unser guter alter Papa hier."
      Er klopfte Asa mit Kraft auf die Schulter, was der Dämon stumm hinnahm.
      "Ich hoffe, diese Antwort passt besser als meine letzte?"
    • Ro verlor keine Worte. Stattdessen glitt ihm so ziemlich alles aus dem Gesicht und verriet dadurch eindeutig jedem Anwesenden, was er gerade dachte: Das kommt mir alles sehr bekannt vor.
      Ihm tropfte Curry vom Löffeln, der inmitten der Luft eingefroren war als Asa die Geschichte etwas umstrukturierte. Es dauerte nur ein paar Abgleiche lang, ein paar weitere Blinzler, dann prustete Ro los. Der Löffel landete achtlos im Teller, als er sich mit der freien Hand über die Augen rieb und einen kleinen Lachflash nicht unterdrücken konnte.
      "Okay.... alles klar. Danke, das reicht mir schon", brachte er zwischen ein paar Lachern hervor und warf hinter vorgehaltener Hand Dane einen vielsagenden Blick zu. Also waren sie sich auch hier ähnlich.
      "Sorry, dass ich dich so komisch... angemacht hab. Mein Problem ist eher... ähm... langwieriger Natur und hm... ich mein, ich hab Mace kurzzeitig als Konkurrenz gesehen. Warum auch immer. Hat sich erledigt", grinste er entschuldigend in Mace's Richtung, der seinen Teller noch immer nachwürzte.
      Ro löste seine Hand aus Danes Griff, um über seinen Oberschenkel bis zu seinem Knie zu fahren und dort mit Zeigefinger und Daumen um seine Kniescheibe kleine Kreise zu beschreiben. "Dane hätte vorhin einen Teil von mir fast gebraten ohne zu wissen, ob's mich dann komplett gegrillt hätte. Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, warum er so eine Angst hatte. Eben genau weil wir uns gerade mal knapp zwei Tage kennen. Was für einen Grund sollte er gehabt haben, um so zu reagieren nur weil eine flüchtige Bekanntschaft eine kleine Auseinandersetzung hat?"

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    • Asa beobachtete Ro, eine Augenbraue fragend erhoben.
      "Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte er Mace, der grinsend den Kopf schüttelte.
      "Von dem, was ich mitbekommen habe, ist der immer so chaotisch", antwortete der blonde Dämon.
      "Da haben sich ja zwei gefunden", kommentierte Asa.
      "Sagt der Richtige."
      "Ach, halt die Klappe."
      Auch Dane sah Ro verwirrt dabei zu, wie er sich schlapplachte. Klar, er kannte diese Geschichte und auch er sah die Parallelen zu dem, wie sich Dane und Ro kennengelernt hatten, aber bisher war noch jede Tür da geblieben, wo sie hingehörte!
      "Hey, Mann, alles gut. Seelenbund ist Seelenbund und für Leute, die sich nur einmal in ihrem Leben binden kann das schonmal falsch rüberkommen. Das Problem hatte ich mit dem hier auch", Mace deutete auf Asa, "als er mit Greg zu Gange war. Alles gut, von meiner Seite aus."
      Er stellte endlich das Gewürz beiseite und mischte alles in sein Curry rein, um endlich etwas essen zu können. Doch dann hielt er inne, ebenso wie Asa. Die beiden waren einen kritischen Blick in Danes Richtung, dem sofort aller Spaß vergangen war, als Ro auf das zu sprechen kam, was vorhin passiert war. Es war wie ein Schlag ins Gesicht und von jetzt auf gleich sah er sich wieder vor Ro kniend, spürte die Magie in seinem Arm, die er heraufbeschwor.
      Plötzlich spürte Dane die warme Hand seines Bruders im Nacken. Asa war aufgestanden und hatte sich neben ihn gestellt, erdete ihn mit dieser simplen Berührung wieder im Hier und Jetzt. Dass er das immer noch so gut konnte, obwohl sie nicht mehr direkt aneinander gebunden waren, war beinahe faszinierend. Instinktiv schloss Dane die Augen und lehnte sich gegen den starken Körper seines Bruders.
      "Du musst ein bisschen vorsichtiger sein, Ro. Mein Bruder ist nicht mit Absicht gerade so empfindlich, aber er braucht Zeit, um da wieder rauszukommen, okay? Das, was passiert ist, ist keine Sache, die wir einfach so auf die leichte Schulter nehmen können. Auch nicht zum Spaß."
      Asa strich mit seinem Daumen sanft über Danes Nacken, während er leise sprach. Er behielt Dane im Hier und Jetzt, sorgte mit der winzigsten Manipulation von Danes Energien dafür, dass er sich nicht erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, diese Macht freizusetzen.
      "Ich kann dir nachher gern zeigen, wie das hier geht. Als Drakin müsstest du die Energien hier ja sehen können, oder?" Asa deutete mit seiner freuen Hand auf Danes Nacken.
      Die Vorstellung, dass Ro ihn auf diese Art erden und ihm helfen könnte, ließ Danes Herz ein kleines bisschen schneller schlagen. Der Drakin hatte sowie so schon unglaublichen Einfluss auf ihn. Warum ihm dann nicht auch den letzten Rest zusprechen?
    • Ro zuckte unheimlich zusammen, kaum hatte er realisiert, dass sich Asa innerhalb eines Wimpernschlages bewegt hatte. Das miese Gefühl von vorhin keimte wieder in ihm auf. Er hatte nicht erwartet, dass Dane so schnell wieder abfallen könnte, wie er gerade noch dabei gewesen war. Sorgfältig saugte er mit seinen Augen auf, wie der ältere Bruder den Jüngeren manipulierte, seinen Energiestrom leicht veränderte und dadurch umgehend dafür sorgte, dass Danes Negativspirale ein jähes Ende fand. Promt fragte er sich, ob es ausgerechnet der Nacken sein musste. Er selbst wusste, dass er nicht zwangsläufig eine bestimmte Körperregion berühren musste, um für eine Störung des Flusses zu sorgen.
      "Sorry... ja klar, zeig mir das später mal." Mehr bekam er nicht mehr hervor.
      Die Finger an Danes Knie hatten aufgehört, Kreise zu beschreiben. Sie waren der einzige Berührungspunkt, den die zwei noch hatten. Diese reichten jedoch aus, dass Ro ganz entfernt spürte, wie er Dane am Erinnern hinderte. Subtil, aber sehr schlau. Die Sinne des Drakin waren noch dermaßen geschärft, dass er Ausläufer von Asas Energie mitbekam und fröstelte. Leise meldete sich die Stimme in seinem Innren, die er seit dem See nicht mehr gehört hatte.
      Ro wollte Dane monopoliseren. Jegliche fremde Energie aus ihm brennen und ihn mit seiner eigenen füllen. Der Dämon sollte an Ros Schulter lehnen und an niemand anderen sonst. Er würde lernen, es besser machen. Damit Dane keinen Grund mehr hatte, jemals wieder in diesen Zustand zu verfallen.
      Das untere Augenlid des jungen Mann zuckte verräterisch. Er musste sich konzentrieren, damit die Stimme in seinem Kopf nicht auch noch sein Handeln beeinflusste und dafür sorgte, dass er etwas richtig Dämliches tat. Immerhin hatte er den Löffel in seiner Hand noch nicht so fest gegriffen, dass sich seine Kontur in der Hand abzeichnen konnte. Schlussendlich hob er den Blick, um Mace anzustarren, der ihn hoffentlich einfach nur ablenkte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane griff nach Ro's Hand, beinahe wie eine verängstigtes Kind. Zwar sorgte sein Bruder dafür, dass er nicht in bestimmte Gefilde seines Verstandes abdriftete, aber er fühlte sich trotzdem wie ein Ertrinkender. Er hasste diesen Teil seiner Natur. Den Teil, dem es leicht fiel, in die zerstörerischen Muster zu fallen. Dem es leicht viel, sich der Macht, die durch seine Adern brannte, nachzugeben. Er wollte nicht so anfällig sein für ein paar kleine Worte ohne große Bedeutung, er wollte nicht so schwach sein, nicht vor Ro. Aber er wollte auch nicht so schwach sein, ohne zu wissen, dass Ro auf ihn aufpasste, bei ihm war.
      Nach ein paar Minuten ließ Asa ihn wieder los und der Moment der Schwäche war vorüber. Zumindest für den Augenblick.Wenn Dane Glück hatte, war das der letzte Stolperstein, bis er sich wieder vollends im Griff hatte.
      Er warf Ro einen entschuldigenden Blick zu. Es war nicht die Schuld des Drakin, dass Dane gerade so empfindlich war, und er wollte sicherstellen, dass das Ro klar war.
      Mace aß in der Zwischenzeit, einfach weiter, nachdem er sicher war, dass Asa die Situation im Griff hatte. Das war ja schließlich nicht sein erstes Rodeo. Als Ro sich Hilfe suchend zu ihm wandte, zuckte er nur entspannt mit den Schultern und schob sich einen Happen Curry in den Mund.
    • Augenblicklich schoss Ros Blick zu Danes Fingern, die nach seiner eigenen Hand gegriffen hatten. Tief in sich drin war der junge Mann mehr als froh, dass man seine Aura nicht so einfach lesen konnte und er sich dadurch nicht ertappt fühlen musste. Noch immer hingen die eindeutigen Gedanken in seinem Geist herum. Auch noch, als der Mann an seiner Seite ihm einen entschuldigenden Blick zuwarf.
      Diesen Blick kannte er. So gut, dass er für einen winzigen Wimpernschlag sein eigenes Gesicht an Danes Stelle sah. Mehr als zur Genüge hatte Ro im Spiegel diesen Ausdruck gesehen und es zerrte hart an seiner Contenance, seinen akuten Wünschen jetzt und hier nicht umgehend nachzugeben.
      Aber es war hart. So unfassbar hart, dass er den Zug in sich spüren konnte.
      Unweigerlich ballte sich Ros Hand, die immer noch in Danes lag, zur Faust. Nachdem Mace lediglich mit den Schultern gezuckt hatte, war sein Blick von ihm abgewandert und fixierte nun den Teller, von dem er nicht einen weiteren Löffer seither genommen hatte. Er merkte nicht, dass seine Magie, seine Aura, angetrieben durch seine Wünsche, zu zirkulieren bekann. Anstatt sich in kleinen Partikelchen von dem Körper des Drakin abzuscheiden suchte sich die Energie den nächstbesten Ableiter. Und der war, verbunden durch ihre Hände, Dane.
      Wie ein stetiges feines Rinnsal breitete es sich ohne Ros Zutun aus. Er wollte ihn hier raus holen, zurück oben ins Schlafzimmer gehen und ihn dort erst wieder rauslassen, wenn er sich vollständig rehabilitiert hatte. Dane sollte sich in seinen Augen verlieren, wie er sonst immer tat. Nicht nur das. Er sollte nur Augen für ihn haben.
      Worte drückten nicht im Ansatz aus, wie sich der Drakin gerade fühlte. Außerdem wollte er nicht derjenige sein, der dieses Zusammentreffen plötzlich unterbrach nur weil er seine eigenen Gefühle nicht im Griff hatte. Doch alles, was er nicht in Worte verwandeln konnte, lief als kleine, deliakte Nachricht in Form von seiner Aura zu dem Dämon an seiner Seite herüber.
      "Ich bringe lasse ihn nicht nochmal in so ein Loch fallen", richtete Ro das Wort an Asa, noch immer starrte er seinen Teller wie gebannt an. Jedes Wort meinte er todernst. Er formulierte es nicht als Entschuldigung - sondern als ein Versprechen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane spürte jedes bisschen an Emotionen, das Ro gerade empfand. Es war ein seltsames Gefühl. Er war es nicht gewohnt, die Empfindungen eines anderen Wesens so deutlich wahrzunehmen. Sanft drückte er Ro's Hand, um seinerseits den Drakin zu beruhigen. Er hatte nichts dagegen, sich gleich wieder mit ihm zurückzuziehen. Aber er wollte erst etwas essen. Nicht unbedingt, weil er hungrig war, sondern weil er wusste, dass weder Mace noch sein Bruder ihn gehen lassen würden, bevor er nicht etwas im Magen hatte. Also zwang er sich einen halben Teller zu wenig gewürztes Curry rein, bevor er sich wieder an Ro lehnte.
      "Jetzt verzieht euch schon, ihr Turteltäubchen", kommentierte Mace mit einem freundlichen Lächeln, als er sich Danes Teller schnappte und ordentlich nachwürzte.
      Das ließ sich Dane nicht zweimal sagen. Er rutschte von seinem Hocker herunter und zog Ro mit sich zur Treppe. Ihm war egal, was die beiden anderen Dämonen dachten - zumal er sich ziemlich sicher war, dass ihnen das, was auch immer zwischen Dane und Ro vorging, egal war, solange es Dane nicht verletzte. Und Dane fühlte sich von Ro alles andere als verletzt oder bedroht. Im Gegenteil.
      "Wenn was ist, wir sind hier", fügte Asa unverfänglich hinzu.
      Dane schob Ro geradezu die Treppe hoch. Es war zwar schön gewesen, seinen Bruder einmal wiederzusehen, aber sowohl Asa als auch Mace fühlten sich gerade nach zu viel an. Sein eigenes Haus fühlte sich zu groß an. Er wollte sich in Ros Arme schmiegen und wissen, dass seine Armspannweite alles war, was existiere. Dass alles, worauf er sich konzentrieren musste, in diese Arme passte. Mehr nicht.
      Er zog Ro mit sich zu seinem Bett und legte seinen Kopf auf dessen Schoß, kaum dass der junge Mann Platz genommen hatte. Die Ruhe hier oben, wo es nur sie beide gab, war perfekt. Es gab kein anderes Wort dafür.
      "Du warst schon wieder eifersüchtig", lächelte Dane nach oben zu Ro, "Diesmal auf Asa. Verrätst du mir warum?"

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    • Pure Erleichterung floss durch Ros Körper, als Dane ihn endlich aus seiner Hölle auf Erden holte. Bereitwillig ließ er sich aus der Küche über die Treppe wieder hoch ins Schlafzimmer schieben, wo er gerade einmal genug Zeit hatte, sich auf das Bett ziehen zu lassen. Im nächsten Moment hatte der Dämon den Drakin schon wieder in Beschag genommen. Instinktiv rann Ro seine Finger durch Danes Haar und fühlte deutlich, wie sein innerlicher Zwang stark abnahm, kaum waren sie wieder hier oben und unter sich.
      Allerdings wich er Danes Blick aus als er ihn auf seine Eifersuchtsattacke ansprach. "Spielt das eine Rolle?", versuchte er sich eher schlecht als recht rauszureden und seufzte schließlich, als er noch immer einen bohrenden Blick von unten auf sich spürte. "Sei froh, dass du keine Gedanken lesen kannst. Ansonsten wäre das echt hässlich geworden, wie ich finde..."
      Entschlossen starrte der junge Mann die Badezimmertür an, seine Finger behielten jedoch ihren Kurs bei. "Du willst es hören, richtig? Ich sag' dir gleich, das ist alles dämlicher jugendlicher Leichtsinn oder sowas."
      Endlich riss er den Blick von der Tür los, senkte das Kinn und richtete die Augen auf Dane, der ihn noch immer anlächelte. "Die Art wie er dich angefasst hat. Dass seine Energie deinen eigenen Fluss durcheinander brachte. Du solltest nicht an seiner Schulter in dem Moment lehnen, sondern an meiner." Der Ton seines letzten Wortes war geprägt von einem derart starken Nachdruck, dem man dem jungen Mann eigentlich weniger zugeschrieben hätte. Er ratterte seine Gedanken runter, die ihm immer noch als leises Echo hinterher hallten, und spürte, wie er genau das Richtige damit tat. "Meine Energie soll deine ins Chaos stürzen. Nur ich darf dich so berühren. Auf mich sollst du dich verlassen können und nicht jemanden sehen, der eine potenzielle Gefahr darstellen kann." Es waren noch so viele weitere Sätze, die in seinem Geist schwebten, denen er keine Worte verlieh. Nicht einen Satz, der Dane ganz klar in ein bestimmtes Licht für den Drakin rückte, sprach er aus.
      Als würde er in seine eigene Haut wieder zurückkehren, schloss Ro die Augen und atmete aus. Das Zug in seinem Inneren war nun deutlich erträglicher. So sehr, dass er nicht mehr der nächsten eintretenden Person die Arme und Beine ausreißen wollte.
      "Weder kannst du dich auf mich verlassen, noch will ich diese ganzen Gedanken haben. Keine Ahnung, kam einfach über mich. Aber ich geb' mir Mühe, ich mach' es besser. Du musst mir dann aber mehr von dir erzählen." Ein Spalt zwischen seinen Lidern öffnete sich und gaben den Blick auf ein leuchtendes Blau frei. "Sie haben recht. Ich kenn' dich kaum. Zwar weiß ich, wie ich fühle, wie du manchmal fühlst, aber ich habe absolut keinen Schimmer gehabt, was dich trifft. Was dein inneres Wesen ausmacht. Gib mir ein wenig Zeit, dann lerne ich das alles." Seine Finger waren unterdessen von Danes Haaren zu seiner Stirn gewandert und beschrieben dort Wege ohne größere Bedeutung. Er musste seine Finger in Bewegung halten, sonst übernahm sein Kopf wieder die Herrschaft.
      "Und bitte sag mir nicht, dass ich gottgleich in deinen Augen aussehe...", murmelte er mehr zu sich selbst als er sich an Asas Beschreibung von Zeph erinnerte.

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