A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • "Es passiert äußerst selten, aber es passiert", quittierte Dane die Erkenntnis, zu der Ro kam.
      Die Essgewohnheiten des jungen Mannes, wenn es zu Sushi kam, waren gelinde gesagt katastrophal. Dane wandte seine Aufmerksamkeit also lieber seinem eigenen Essen zu.
      "Also eher Wal anstatt Hai. Werde ich mir merken", kommentierte Dane auf das Thema Hai hin.
      Natürlich war das Ganze eher als Scherz gemeint, aber Dane konnte sich nicht davon abhalten, sein steinernes, todernstes Pokerface zu benutzen, als er diese Antwort gab. Lange halten konnte er es aber nicht, denn er starrte in diese wundervollen, verfressenen Augen und musste einfach lächeln.
      "Kein Wal der Welt könnte solche Augen haben", schwärmte er und erlaubte für einen kurzen Augenblick, sich in diesen Augen zu verlieren.
      Diesen unendlichen, kristallklaren Ozeanen. Den einzigen Ozeanen, die Dane niemals meiden würde.
      "Theoretisch ist es möglich, eine Verbindung zu mir zu haben wie Mace, aber es ist ziemlich schwer. Du musst es aber auch gar nicht versuchen, sollte es dein Ziel sein eine solch enge Verbindung zu mir aufzubauen. Was Mace und ich haben gleicht eher einem familiären Bund. Er ist genauso sehr mein Bruder wie Asa es ist."
      Er musterte Ro und seine Reaktion zu diesen Worten. Für ihn war die Verbindung mit Mace nichts besonderes, nichts was ihm jemals im Weg gestanden hatte oder stehen würde. Aber er verstand auch, dass das Ganze etwas war, was sich hauptsächlich auf Dämonen beschränkte. Zumindest hatte Dane keine Informationen von anderen Magischen, die eine solche Verbindung hatten.
      "Bist du etwa eifersüchtig?", schmunzelte Dane.
    • Nach jedem Maki oder Nigiri hob sich Ros Blick kurz, um zu sehen, was Dane tat. Er wurde den Eindruck nicht mehr los, dass der Mann ihm gegenüber ihn jetzt tatsächlich als fetten Wal anstelle etwas anderem sah. Hätte er mal doch lieber auf den Hai bestanden. Bei Dankes Kommentar bezüglich seiner Augen stoppte Ro in seiner Bewegung. Er hatte sich gerade die Stäbchen in den Mund gestopft und fand sich nun gefangen im Blick des Dämons.
      "Wieso sollte ich eifersüchtig auf den blonden Zuckerteufel sein, der deiner Meinung nach nur Augen für kleine Mädchen hat?", schoss der Drakin zurück und riss sich die Stäbchen etwas zu rigoros aus dem Mund, um ein harmloses Nigiri aufzuspießen. Per se eifersüchtig war er nicht. Zumindest nicht auf die beteiligten Personen. Aber er war neidisch auf diese Art der Verbindung. Bei dieser Erkenntnis musste er einmal tief durchatmen. Neid war ein Gift, das er tunlichst vermeiden sollte. Mit aller Mühe tötete er den keimenden Trieb des Neides ab, damit er keine Wurzeln schlug. Wieso sollte er auch auf etwas neidisch sein, ohne das er bisher prima überlebt hatte?
      "Meidest du Gewässer aus dem gleichen Grund wie Wälder? Thema Kontrolle und so?"
      Das war auf eine bestimmte Art und Weise durchaus witzig. Der Dämon hasste das Chaos, hatte sich aber scheinbar hoffnungslos an einen Drakin verloren, der genau dieses Chaos verkörperte. Er wollte, dass Dane ihn dort erlebte, wo er sich heimisch, natürlich fühlte. Wo er hingehörte.
      "Was muss ich dir geben, damit du mit mir einmal ans und ins Meer kommst?", konnte er seine Frage schlussendlich nicht zurückhalten. Er war eine Spur selbstsüchtiger geworden. Jemand, der seine Wünsche offener verfolgte anstatt sie nur heimlich zu beobachten.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane kicherte leise in sich hinein. Ro war tatsächlich eifersüchtig!
      "Das Meer? Um mich da reinzubekommen muss du mir Schwimmunterricht geben."
      Das zuzugeben fiel ihm sehr viel schwerer, als er es klingen ließ. Dane hatte nie schwimmen gelernt. Es war nicht so, dass er Wasser hasste. Aber es war absolut nicht sein Element. Zwar waren Dämonen nicht so elementarisch veranlagt wie Drakin, aber es war nicht zu unterschätzen, wie sehr sie an die Erde und oder das Feuer gebunden waren. In Dane's Fall überwog das Feuer, weswegen er eine natürliche Abneigung gegen Gewässer hegte. Je größer, desto weniger wollte er sich ihnen nähern.
      "Ich bin noch nie am Meer gewesen, wenn ich ehrlich bin. Ein paar der größeren Seen habe ich besucht - notgedrungen - aber ansonsten...", er zuckte mit den Schultern.
      Dane konzentrierte sich nun wieder auf sein Abendessen. Er mochte vielleicht ein gesundes Selbstvertrauen an den Tag legen, aber gegenüber einem Wesen des Wassers war es... seltsam... zugeben zu müssen, dass man so etwas einfaches wie einen Strandspaziergang noch nie gemacht hatte. Dass man im Sommer nicht ins Schwimmbad ging, um ein paar Runden zu schwimmen oder auch nur in einem Whirpool saß, um sich abzukühlen. Selbst zu der Zeit, als Badehäuser groß in Mode waren, hatte sich Dane stets am Rand gehalten und nur sein Beine ins Wasser gesteckt, um den Schein zu wahren - wenn überhaupt.
    • Amüsiert richtete Ro sich ein kleines Stück mehr auf. "Hah, nichts leichter als das. Schwimmen ist einfach beizubringen."
      Während er überlegte, wo man am einfachsten hätte hinfahren können, verschwanden weitere schutzlose Röllchen in seinem schier unersättlichen Schlund. Wie konnte man denn nicht einmal einen Spaziergang am Strand gemacht haben? Der Sand zwischen den nackten Zehen, der Rauschen und die salzige Meeresluft. Alles Eindrücke, die er niemals wieder aus seinem Erinnerungsschatz streichen würde. Die unendliche Tiefe unter seinem im Verhältnis gesehen winzigen Körper, wenn er inmitten des Ozeans sich treiben ließ. Nichts ahnend, was sich Kilometer tiefer unter ihm abspielen mochte. Im Gegensatz zu den Menschen fürchtete er das Unbekannte nicht - die Natur rechnete dem Drakin aufgrund seiner Natur seinen eigenen Platz ein.
      Ros Augen tanzten als er spürte, wie Dane eine Spur Unbehagen überzog. Der Dämon zeigte ihm Aspekte in seinem Leben, die er zuvor nicht erlebt hatte. Da war er nur fair, wenn der junge Mann es ihm gleichtat. Er legte seine Stäbchen auf dem leergeputzten Teller ab und fischte nach einem Stück der Küchenrolle.
      "Wenn es wider deinem natürlichen Element ist, dann wundert mich das ehrlich gesagt nicht. Man meidet vielleicht nicht das gegensätzliche Element, aber man sucht trotzdem den Abstand." Er kannte dieses Phänomen nur zu gut von anderen Einheiten, die noch tiefer mit den Elementen der Natur verbunden waren. "Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht wusste, dass sich diese Tendenz scheinbar nicht auf andere Personen erstreckt." Sonst hätte sich der Dämon vermutlich nicht so in ihn verschossen.
      Völlig aus dem Kontext gerissen seufzte Ro plötzlich, verschränkte die Arme auf der Fläche vor ihm und bettete seinen Kopf auf seinen Unterarmen. Sein Kopf lag leicht schräg, den Blick auf sein Gegenüber gerichtet. Eine kleine Frage erleuchtete die azurblauen Augen, die bei dem nächsten Blinzeln bereits verschwunden war.
      "Reden wir mal ein bisschen offener. Angenommen, das hier zwischen uns sprengt den Rahmen des Geschäftlichen und du holst mich an deine Seite, wie du es dir wünschst. Wie gedenkst du, sieht es dann in der Zukunft aus? Partnerschaft sieht bei uns etwas speziell aus. Zwecks Nachkommenschaft könnte es sein, dass irgendwann mindestens eine Frau dazwischenkommt. Kämst du damit klar?" Ros Tonfall war fernab jeglichen jugendlichen Leichtsinns. Er zog ernsthaft in Betracht, diese Beziehung in ein dauerhaftes Licht zu rücken, und dafür musste er zuerst gewisse Rahmenbedingungen abklären. "Drakin binden sich in ihrem Leben nur ein einziges Mal an eine andere Seele. Ich sage explizit Seele, nicht Person. Es geht nicht um die Gestalt sondern um die Person als solches, der ich meine Lebenszeit verschreiben würde. Dein Leben ist endlos, meines nicht. Kommst du damit klar?"
      Jedes Wort wurde so gewählt, dass ein ganz spezieller Punkt, eine Kernessence seiner Selbst, unausgesprochen blieb. Er tanzte gefährlich nah an der Grenze, die insbesondere ihn unglaublich angreifbar machen würde. Noch glitten die Worte nicht über seine Lippen, aber wenn es dazu kommen sollte, dann wäre Dane in einer gänzlich anderen Ausgangssituation, die er so vermutlich niemals hätte kommen sehen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Das war einfacher als erwartet. Dane bemerkte erst jetzt, als Ro so entspannt reagierte, dass er sich ernsthafte Sorgen gemacht hatte, dass dieses kleine Detail Schaden anrichten konnte. All das hier mochte sich vielleicht anfühlen, als wären sie schon eine ganze Weile zusammen, aber in Wahrheit kannten sie sich erst seit knapp vierundzwanzig Stunden. Ein seltsamer Gedanke, wenn man ihn denn hatte.
      "Ro. Ich lebe schon viel zu lange, um mir Gedanken über das Geschlecht oder die Anzahl meiner Partner zu machen. Allerdings - und das sage ich als Außenstehender, der nur sehr wenig Ahnung von Drakin hat - würde ich es bevorzugen, dieses Gespräch zu führen, wenn du dich selbst gefunden hast. 'Zwecks Nachkommenschaft könnte es sein, dass irgendwann mindestens eine Frau dazwischenkommt' klingt ehrlich gesagt weniger nach einem Kinderwunsch und mehr nach dem wissenschaftlichen Bestreben, eine aussterbende Spezies am Leben zu erhalten. Ich habe nichts gegen Kinder und ich bin ziemlich sicher, sollte ich selbst irgendwann einmal welche haben, werde ich ein ziemliches Krokodil werden, um sie zu beschützen, aber ich habe keine weitreichenden Pläne, um tatsächlich welche zu kriegen. Was nicht heißt, dass ich deinem Kinderwunsch - sollte es denn einer sein - im Wege stehen werde. Aber, rein hypothetisch gesprochen natürlich, wenn du Kinder willst, und wenn du das ganze aus Liebe angehen willst, dann sollte deine Erwählte mit mir klarkommen. Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber ich kann ziemlich besitzergreifend werden. Ich bin willens, dich zu teilen. Aber nur wenn der andere Part dich glücklich macht. Wirklich glücklich."
      Dane seufzte leise. Dieses Thema war zu kompliziert, um es einfach so über einem Abendessen zu besprechen. Und es war etwas, was er nicht unbedingt auf dem ersten Date regeln wollte.
      "Ich habe viele meiner Partner überlebt, das habe ich dir gesagt. Die Frage ist also nicht, ob ich damit klarkomme, sondern du. Ich weiß, dass ich nicht einfach so sterben werde. Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich Kinder haben werde, verschwindend gering ist. Und ich weiß auch das ein oder andere über die Verbindung von Seelen. Ich will es nicht verhexen, aber ich muss es sagen: Selbst wenn wir eine Beziehung eingehen - was ich mir durchaus vorstellen kann, ich wünsche es mir sogar, ja - muss das nicht den Rest deines Lebens halten. Beziehungen zerbrechen jeden Tag. Aber ich finde, es ist viel zu früh, um sich über irgendwas hiervon Gedanken zu machen. Wir kennen einander kaum. Ich habe dich vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden vor einer Entführung bewahrt und jetzt reden wir über Kinderwünsche und etwaige Enden zu einer Beziehung, die noch gar nicht existiert. Ich weiß, du bist unerfahren in diesen Sachen, aber du schmeißt die Reihenfolge gerade gehörig durcheinander. Lass uns doch erst einmal sehen, wohin das hier führt, was auch immer das hier ist oder sein will. Zumal wir immer noch nach deinem inneren Drachen suchen, schon vergessen? Wir haben schon zwei ziemlich große Baustellen, lass uns die erstmal fertig basteln, bevor wir die nächste aufmachen, ja?"
    • Müde lachte Ro leise ehe er sein Gesicht nun vollständig in seinen Armen vergrub. Jedes einzelne Wort, das er gerade gehört hatte, entsprach vollkommen der Wahrheit und war lediglich ein Blickwinkel auf die Lage, der nicht sein eigener war. Ein lebhaftes Beispiel, wie naiv und jung er doch noch war und eine Weile bleiben würde.
      Ich würde ihn nicht teilen wollen.
      Mir ist egal, dass ich nicht ewig lebe, aber ich will nicht, dass jemand anders trauert.
      Ich würde es ihm sagen, aber...
      Ro riss den Kopf von seinen Armen hoch. "Jap. Vergiss' das einfach."
      Nichts hielt den jungen Mann mehr in seiner sitzenden Postion, weshalb er sich von seinem Hocker löste und seinen sowie Danes Teller, der nun ebenfalls mit einem Satz Stäbchen dekoriert worden war, einsammelte um sie zur Spüle zu bringen. "Ich bin halt unfassbar schlecht in sowas. Sorry."
      Leicht frustriert schnappte er sich den Spülschwamm am Rande des Beckens, drehte das Wasser auf und machte sich daran, das Besteck zu säubern. Er musste das Thema wechseln. Dringend. "Wie gehst du jetzt weiter vor um denjenigen rauszufinden, der mein Blut haben wollte? Oder was auch immer haben wollte? Wir haben ja bereits ein Gedankenexperiment dazu angestellt."
      Ro war dankbar, dass er Dane jetzt gerade nicht ansehen musste. Ein bisschen Abstand schaffen und sich wieder auf das wichtige besinnen. Der Kerl in seinem Rücken hatte ihn fühlbar stärker aus seiner Wohlfühlumgebung geschmissen als er es sich hatte gestehen wollen. Mit besonderer Aufmerksamkeit schloss er seine kleinen Fühler, die sich nach Danes Aura ausstreckten, ein. Einfach nur hier stehen und abwaschen ohne permanent zu spüren, was die Leute in seinem Umkreis fühlten war genau das, was er nun brauchte. Redete er sich zumindest ein.

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    • Dane musterte den jungen Mann, der ein sehr großes, sehr wichtiges Thema angerissen hatte, nur um es nun über die Schulter zu werden wie einen gebrauchten Pappbecher ohne Kaffee drin. Das hier war nicht vorbei und er würde es nicht vergessen, wie Ro es von ihm wollte. Es steckte mehr dahinter, dafür musste Dane nicht einmal auf seine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen.
      "Du weißt, dass ich eine wunderbar funktionierende Spülmaschine habe?", fragte er.
      Er überging das Thema geflissentlich, genau wie Ro es wollte. Aber es würde noch einmal aufkommen und Dane würde das nicht erst in Wochen oder Monaten sein lassen.
      "Warum bist du dir so sicher, dass diese Personen hinter deinem Blut her waren?", stellte er eine Gegenfrage und schnappte sich sein Tablet.
      Es gab einen Unterschied zwischen jemandem, der sich einen Magischen schnappen wollte, und jemandem, der sich einen Teil von einem Magischen schnappen wollte. Das waren zwei unterschiedliche Märkte, die sich Dane da ansehen müsste. Beide nicht weniger illegal als der jeweils andere, aber es gab doch genug Unterschiede, um eine andersartige Untersuchung anzustellen.
      "Ich gehe diese Angelegenheit von zwei Seiten an. Einerseits habe ich die Gesichter derjenigen, die dich gefesselt und durch die Gegend geschubst haben, aus den Überwachungsfeed des Hotels gezogen und sie durch eine Gesichtserkennungssoftware laufen lassen. Ich habe Leute darauf angesetzt, diese Pappnasen ausfindig zu machen. Die andere Seite meiner Arbeit geht von der Namensliste und deinen Einschätzungen davon aus. Ich überprüfe jeden auf dieser Liste, angefangen mit den Namen, die dir ins Auge gestochen sind. Von beiden Seiten her folge ich dem Geld. Es gibt keine Möglichkeit, dass ich nicht den gemeinsamen Nenner inklusive belastender finanzieller Beweise finde. Dir schulde ich nur den Namen der Person, die den Auftrag gegeben hat. Ich nehme mir das Recht heraus, alles, was ich sonst noch herausfinde, zu dokumentieren und dazu zu verwenden, diese Person zu vernichten. Insbesondere wenn sich herausstellt, dass es sich hierbei um ein größeres Geschäft handelt. Du darfst natürlich Kopien für etwaige rechtliche Schritte einfordern, aber dir sei versichert, dass ich den Handel mit Lebewesen - oder Teilen von Lebewesen - nicht gutheiße und mit voller Macht bekämpfe."
      Eine Seite, die man nicht von Dane erleben wollte. Asa, Mace und er hatten Jahrhunderte damit verbracht, Sklavenhandel zu bekämpfen. Nicht nur den mit Magischen. Asa hatte vor langer Zeit aufgehört, dieser Arbeit nachzugehen. Mace machte das nur noch, wenn es während seiner Arbeit als Privatermittler aufkam. Aber Dane... er hatte nie wirklich damit aufgehört. Im Hintergrund hatte er immer jemanden, der Vermisstenmeldungen von Magischen nachging. Er suchte immer nach Einstiegen in die diversen Schwarzmärkte, um sie von innen heraus zu zerschlagen. Sollte das hier ein weiterer solcher Fall sein, sah sich wer auch immer auf der anderen Seite saß, einer Naturkatastrophe gegenüber. Dane würde keine Gnade zeigen. Niemals.
      "Ich nehme einmal an, dass du deinen Eltern nichts von deinen gestrigen Erlebnissen erzählt hast? Von dem, was du mir mitgeteilt hast, müsste die Stadt nun unter Wasser stehen, wenn du es getan hättest."
    • Beiläufig wedelte Ro mit der Hand in der Luft bevor er sich wieder dem Geschirr widmete.
      "Weil es in der Regel einfach ist, nur an unser Blut zu kommen anstatt sich gleich dem ganzen Drakin zu bemächtigen. Der Markt für unser Blut is einfach größer. Du hast doch garantiert auch schon davon gehört, dass das Blut eines Drachen Wünsche erfüllen kann? Nun, es gibt genug Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass es wirkt und dementsprechend tief in die Tasche greifen. Das Problem ist: Es stimmt. Es gibt zwar ein paar Kniffe, aber prinzipell erfüllt Drachenblut einer Person den sehnlichsten Wunsch. Sofern es im Rahmen der Natur liegt."
      Diesen Umstand nutzte auch Aimeric aus und erkaufte sich so hin und wieder bestimmte Einflüsse oder Dinge, die er dafür angemessen hielt. Im Normalfall traute man sich nicht, einen Drakin anzugehen, aber in Ros Falle hatten sie es mit einer Version zu tun, deren Flügel gestutzt waren. Wortwörtlich. Und es gäbe nichts besseres als eine konstante Quelle an Drachenblut, das sich nicht wehren konnte.
      Ungesehen von Dane grinste Ro. "Nope. Nicht ein Wort. Hat die auch nicht zu interessieren, was ich in meiner Freizeit mache."
      Ganz davon zu schweigen, dass es manche Personen in dem Haushalt der d'Apchiers vielleicht auch einfach nicht interessierte. Sicher, seine Mutter hatte es versucht, aber sie war so ziemlich die einzige Person, die er willentlich von sich ablenken konnte und es öfters auch musste. Die Frau steckte in einer Angelegenheit für die einzig und allein ihr Erbgut verantwortlich war. Sie hatte nie eine Wahl gehabt.
      "Obwohl ich gestehen muss, dass mehr als die Stadt absäuft wenn Aimeric hinter dem ganzen Scheiß stecken sollte. Fängst du eine Fehde mit ihm an, hast du den gesamten Wasserdrachenclan am Hals. Der nicht nur aus den ortsansässigen Vertretern besteht."
      Nachdem Ro fertig war, drehte er sich einfach um und lehnte sich mit seinem unteren Rücken an die Kante der Anrichte. Sein Blick ruhte auf dem Dämon, der wieder nur Augen für sein Tablet hatte.
      "Aber ich gehe davon aus, dass Aimeric irgendetwas weiß oder vermutet. Er weiß immerhin, dass ich an dich geraten bin. Ich bin mir sehr sicher, dass er eigene Nachforschungen schon angestellt hat. Egal, in welcher Richtung."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Dein Vater wird nicht mehr wissen, als alle anderen über mich wissen: Die freundlichen, ordentlich gefilterten Informationen von meiner Website, die ihn dazu ermutigt, mich und meine Firma auf sein Geld aufpassen zu lassen. Und die gruseligen Gerüchte über den Dämon, der für den richtigen Preis so ziemlich jedes Problem lösen kann. Dein Vater mag mächtig sein, aber ich besser vernetzt, älter, und weniger interessiert an seinem Ego als ein Goldfisch. Du kannst ihm gern ausrichten, dass er einen Termin mit meiner Sekretärin machen kann, wenn er mit mir reden will."
      Dane würde sich doch nicht vom schlechtesten Vater der Welt ein Schnippchen schlagen lassen. Sollte der Alte doch ruhig sein Glück versuchen und die Schuppen aufstellen, um größer zu erscheinen. Angst würde er Dane damit nicht machen.
      "Sollte dein Vater allerdings in dieser Sache mit drin hängen, dann sollte er vielleicht einen seiner Urlaube in Betracht ziehen."
      Er hob kurz den Blick, nicht jedoch den Kopf, um Ro Reaktion auf eine seiner Vermutungen zu beobachten. Bisher hatte er diese spezielle Theorie gegenüber Ro gezielt ausgelassen. Es machte nur Sinn, den egoistischen, von veralteten Traditionen besessenen Vater zu vermuten. Von dem, was Ro ihm erzählt hatte und von dem, was er bei Ro hatte beobachten können, war er das schwarze Schaf der Familie. Er konnte sich nicht in einen Drachen verwandeln und damit war er ein Schandfleck für seine Familie und für seinen Clan. Sein Alter musste also irgendwie das Gesicht wahren. Da wäre es nur allzu praktisch, wenn der Schandfleck von der Bildfläche verschwand und das auf eine Art und Weise, die man leicht unter den Teppich kehren konnte. Ein paar Wochen in Trauerflor und dann wäre die Sache vergessen; unterwegs sammelte man noch ein paar Mitleidspunkte an. Bei dem, was Dane von den Drakin gehört hatte, würden wahrscheinlich irgendwann sogar Sätze fallen wie 'Sowas kommt davon, wenn man seine Macht nicht hat' und 'Vielleicht ist es besser so. Er hätte es sowieso nie geschafft, gute Nachkommen zu zeugen'. Der Gedanke daran machte Dane wütend auf eine Art, die er nicht mochte. Also schob er das beiseite, sobald es aufkam und konzentrierte sich auf seine Arbeit.
      Auf seinem Tablet überflog er kurz einige Nachrichten, die er in den letzten Stunden seit ihrem Mittagessen erhalten hatte. Einige waren Updates zu diesem Handel, andere waren über vollkommen andere Dinge. Er musste keine davon sofort beantworten, dankenderweise.
    • Selbst Ro konnte nicht leugnen, dass die Vermutung, sein Vater hing in der ganzen Geschichte mit drin, alles andere als abwegig war. Es war genauso, wie er es beschrieben hatte. Man entfernte das Glied in der Kette, das am schwächsten war und den ganzen Zug in Gefahr bringen konnte. Allerdings war der junge Drakin nicht wirklich erpicht darauf zu sehen, wie sich zwei nicht unbedingt schwache Fronten zu bekriegen drohten. Dabei ging es ihm eher um den Schaden, den das Umfeld erleiden würde, als die beteiligten Parteien selbst.
      "Ich werde mich hüten und Theorien darüber anstellen, wer jetzt wen unter den Teppich kehrt. Alles was ich sage ist, dass mein alter Herr nur nicht zu unterschätzen ist. Er hat wie du viel dafür getan, da zu sein, wo er nun steht. Ich weiß bei euch beiden keine weiteren Details, muss ich aber auch nicht. Wäre vermutlich nicht gut für mein hübsches Köpfchen, wie du gern sagst."
      Mit den Worten kam Ro zurück zur Kücheninsel und lugte etwas hinüber, um etwas auf dem Tablett erspähen zu können. "Halte ich dich doch von deiner Arbeit ab?" Noch immer erinnerte er sich lebhaft an Danes Worte, dass die restlichen Termine für heute zu streichen waren. Was die nächste Frage aufwarf, ob der Dämon von Anfang an vorhatte, ihn ins Bett zu kriegen. Und eigentlich nicht vorhatte, ihn dort schnell zu entlassen.
      "Was wäre eigentlich dein Wunsch, wenn du was von meinem Blut bekämst?", fragte Ro lapidar nachdem er sich wieder auf den Hocker hatte fallen lassen. Auf den Kopf lesen war nicht sein Ding. "Oder bist du der Meinung, du kriegst alles, was du dir wünschst mit genug Arbeit?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du hältst mich von gar nichts ab, Ro, aber wenn ich dieses Gerät schonmal in der Hand habe, kann ich doch auch einige Nachrichten löschen oder in einen 'für später' Ordner schieben, oder nicht? Zumal du dich ja geweigert hast, die moderne Technologie zu verwenden, anstatt deine Hände in meine Tattoos zu bohren, wie du es so gern zu tun scheinst."
      Drei weitere Mails wurden sortiert, dann legte Dane das Tablet wieder beiseite.
      "Ich glaube nicht, dass dein Blut in der Lage wäre, mir meine Herzenswünsche zu erfüllen. Du sagtest, es muss im Rahmen des Möglichen liegen, richtig. Tja, dann hilft mir dein Blut nicht weiter. Alles andere kann ich mir in der Tat selbst erfüllen. Abgesehen von den Dingen, die andere lebende, fühlende Wesen betreffen natürlich. Ich würde niemals den Fehler begehen, jemandem den Willen zu nehmen - sofern es nicht vorher so besprochen war, natürlich."
      Dane lehnte sich und stützte die Ellenbogen auf die teure Marmorplatte seiner Kücheninsel.
      "Was würdest du dir wünschen? Abgesehen von dem ganzen Drakin-Quatsch, den du mit der Muttermilch aufgesaugt hast, natürlich. Vielleicht kann dir ein Dämon ja deinen Herzenswunsch erfüllen? Mir wird immerhin nachgesagt, wahre Wunder wirken zu können, wenn mir danach ist."
    • Auf Danes Frage hin verfiel Ro in Schweigen. Seine tiefblauen Augen bohrten sich regelrecht in jene seines Gegenübers als er nach einer gefühlten Ewigkeit Luft holte, um doch noch zu antworten: "Das ist die zweite Information auf der Liste, die ich dir nicht geben kann."
      Wobei sich das nicht auf die Drakingeschichte bezog. Es war etwas, dass er nicht offenbahren konnte, egal, wie sehr er es wollte. Sein Selbsterhaltungstrieb bewahrte ihn vor, Dinge zu äußern, die ihm nachher zum Verhängnis werden konnten.
      "Wie du bereits sagtest. Man sollte aufpassen, was man sich von Dämonen wünscht."
      Es mangelte dem jungen Mann an Vergleichen, weshalb er Dane auch nicht in eine spezifische Schublade stecken konnte. Allerdings war er sich durchaus bewusst, dass dieser Mann ihm den Wunsch erfüllen würde, sofern es denn in seiner Macht lag. Und das tat es, was die Angelegenheit nur noch prekärer machte. Besonders, wenn er behauptete, er wolle niemanden den Willen nehmen.
      "Wunder wirken kannst du, japp. Hast mich auch aus meiner Komfortzone gerissen", merkte Ro an und zuckte nur mit den Schultern. "Und seit wann hast du ein Problem damit, wenn ich dir gerne anfasse? Ich wiederhol mich gern, es löst einen Zuckerschock für Zuckersüchtige aus."
      Bei dem Gedanken daran, wie sich Danes Haut unter seinen Fingerspitzen angefühlt hatte, stellten sich Ros Nackenhaare wieder auf. Was auch immer es war, Dane übte eine immense Anziehungskraft auf ihn aus. Dessen war er sich mehr als bewusst. Trotzdem... konnten sie nicht den ganzen Tag im Bett verbringen. Richtig?
      "Du hast übrigens vorhin dem armen Lieferboten ganz schön fiese Schwingungen entgegengebracht. Wie kam das denn?", stichelte er mit breitem Lächeln weiter im Hornissennest herum.

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    • Interessant...
      "Du missverstehst mich, Ro. Ich wollte, dass du die Spülmaschine einräumst, anstatt zu spülen, damit du deine Hände schneller frei hast, um mich zu begrabbeln. Aber dazu hast du dich ja nicht herabgelassen, deswegen musste ich mich mit meinen Tablet beschäftigen. Und jetzt sitzt du schon wieder da drüben, ein Tisch zwischen uns, und machst nichts mit deinen Händen. Man könnte ja fast meinen, du magst mich nicht."
      Dane grinste. Dann kam er um die Kücheninsel herum und drehte Ro auf dem Hocker an seinem Knie herum, sodass die Küche hinter ihm lag. Mit einem Finger stupste er Ro gegen die Nase.
      "Dich aus deiner Komfortzone zu kriegen, war leicht. Der Trick ist, neue Grenzen zu ziehen", schnurrte er, als er sich auf Ro's Oberschenkel abstützte und sein Gesicht nahe an das von Ro heranbrachte.
      "Was den Lieferanten angeht... der hat gestört. Und ich mag keine Störungen."
      Er überbrückte die letzten paar Zentimeter und küsste Ro sanft, aber nur kurz, bevor er sich lächelnd wieder zurückzog.
      "Du hast die Wahl kleiner Drache: Sollen wir uns nach neuen Grenzen für deine Komfortzone umgucken, oder sollen wir doch lieber nach denen Schuppen suchen?"
    • "Oh."
      Jetzt ergaben Danes Worte einen etwas anderen Sinn. Es kostet ihn viel Selbstbeherrschung, sich nicht die flache Hand vor die Stirn zu schlagen. Natürlich war er in diese Richtung abgedriftet. "Also nicht mögen ist nicht der richtige Ausdruck..."
      Er rümpfte die Nase nachdem Dane ihm dagegen geschnippt hatte. Stummer Protest lag auf seinen Lippen, als sich sein Gegenüber auf den Oberschenkeln abstützte, ihn küsste und sich dann wieder zurückzog. Genau das, was den jungen Drakin immer wieder leicht ärgerte.
      "Mace hat recht wenn er dich als Teenie mit Crush bezeichnet. Bist ständig nur auf eins gepolt", spottete Ro, "aber die Wahl ist echt nicht fair, und das weißt du."
      Wenn er einfach instinktiv reagieren würde, wäre die Wahl so unglaublich einfach. Man hörte nur auf das, was man sich gerade am meisten wünschte und das war ganz sicher nicht die quälende Suche nach einer Antwort, die es vielleicht gar nicht gab. Aber hier direkt vor ihm stand ein Mann, der ihm etwas anderes geben konnte und vorallem wollte. Jetzt, da der drohende Lieferbote nicht mehr ins Haus stand, war auch diese Einschränkung verflogen. Prompt spürte der junge Mann, wie sich sein Puls wieder etwas beschleunigte.
      "Also hattest du eigentlich vor, mich gar nicht mehr aus deinem Schlafzimmer zu lassen,ja?" Ros Finger, eine seiner Hände lag noch immer flach auf dem kalten Marmor der Arbeitsplatte, begannen einen unsteten Rhythmus zu trippeln.
      Vielleicht war das ja auch nur eine Phase. Eine Phase, die vielleicht nur ein paar Tage anhielt und dann war der Drakin kalte Kost für den Dämon. Warum also nicht nutzen, wenn es noch warm war? Zu gern hätte er bereits die Finger nach den schwarzen Linien ausgetreckt, die sich unter den Klamotten versteckten. Aber er riss sich zusammen. Noch.
      "Willst du dir noch eine Stunde bedingungsloses Vertrauen erhandeln? Nur zu, ich bin ganz Ohr", stichelte er weiter, ganz bewusst wich er der Wahl aus, die er eigentlich treffen sollte. Zu verlockend war die Aussicht, zu verlockend war die Möglichkeit, ein wenig näher an seine Wahre Gestalt zu kommen. Ein Spagat, den er früher oder später verlieren würde.

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    • Dane richtete sich auf, ein verspieltes Lächeln im Gesicht.
      "Dämon", kommentierte er knapp und deutete auf sich selbst, "Schon vergessen?"
      Vielleicht hatte er ein wenig zu viel Spaß daran, Ro dabei zu beobachten, wie er beinahe krampfhaft versuchte, alle möglichen Entscheidungswege gegeneinander abzuwägen. Aber dieser gezwungen ruhige Gesichtsausdruck, während man die Zahnräder dahinter rattern sehen konnte, war einfach zu köstlich.
      "Jetzt bist du aber ein bisschen unfair", beschwerte sich Dane und stemmte die Hände in die Hüften, "Immer willst du ein Geschäft daraus machen. Arbeit, Arbeit, Arbeit."
      Gespielt enttäuscht schüttelte er den Kopf, dann richtete er seinen Blick wieder auf Ro, todernst.
      "Ich will einen ganzen Tag", forderte er. "Im Gegenzug mach ich mein Ding bis ich was greifbares finde. Etwas, was über eine Kakophonie hinausgeht. Ich seh mir an, was da drin", er deutete auf Ro's Brust, "so einen Lärm macht. Im Gegenzug bekomme ich dich für einen ganzen Tag. Keine Drakin, keine Familienprobleme, nichts. Du vertraust mir, bedingungslos, gedankenlos. An einem Tag meiner Wahl innerhalb der nächsten Woche."
      Wieder flammte das schwarz-weiße Feuer seiner inneren Magie in seinen Augen auf. Ro wollte einen Deal? Bitteschön. Den konnte er gern haben. Dane streckte seine Hand aus, sein Blick bohrte sich in Ro's.
      "Deal"?
    • "Hey, hast du nicht gesagt, du fandest meine Gegenangebote nicht immer toll?"
      Das Grinsen auf Ros Gesicht war nun so breit, dass es Gefahr lief, sein Gesicht entzwei zu reißen. Er sah die Flämmchen in Danes Augen, wusste, dass es ihm aufgrund seiner Natur einen Kick bescheren würde. Überdeutlich schwebte seine geöffnete Hand im Raum zwischen ihnen, doch Ro machte keinerlei Anstalten, sie zu ergreifen.
      "Gegenangebot", kam es dann von ihm, das Grinsen schraubte sich ein erhebliches Stück wieder zurück, "einen Tag in der kommenden Woche nach deinen genannten Kriterien. Aber ich will nicht, dass du auf Teufel komm raus dir das Gekreische antust." Er erinnerte sich lebhaft daran, wie Danes Hand zurückzuckte, als er beim letzten Mal einen Blick riskiert hatte. Die Auraspitze, die ihm zuteil wurde. "Stattdessen wirst du mir versprechen, dass du ohne Absprache mit mir nicht denjenigen angreifen wirst, der mir die Jäger auf den Hals gehetzt hat. Sofern er mit mir blutsverwandt ist."
      Ros Augen funkelten. Er erhöhte den Preis, wusste aber auch genau, dass Danes vorheriger Deal in ihren bereits vorhandenen hineinspielte. Er würde in ihn hineinhorchen müssen um herauszufinden, was mit ihm nicht stimmte. Ergo hatte der Drakin unlängst schon das, was der Dämon ihm angeboten hatte. Folglich wählte er einen Weg, der als Kompromiss gedacht war. Er verbot Dane nicht zu agieren sofern es ein Verwandter war. Aber er wollte es vorher wissen, um in Notfall reagieren zu können. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihrer beider Vermutung richtig liegen sollte.
      Nun war es Ro, der seine Hand mit der Innenfläche nach oben auf seinen Oberschenkel drapierte und den Blick des Dämons erwiderte. Vielleicht hätte er ihm den Tag auch so gegönnt. Es juckte ihn bereits jetzt in den Fingerspitzen zu sehen, was der Mann noch alles in Petto hatte. Er war wie Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen - unerwartet anders.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane knurrte leise. Ro wusste zu verhandeln, als sei er selbst ein Dämon, auch wenn er vielleicht noch an der Größe seiner Deals arbeiten musste.
      Er machte einen Schritt auf den jungen Mann zu, legte seine Hand in die von Ro, um den Deal zu besiegeln und lehnte sich dann vor, um Ro im gleichen Augenblick zu küssen, in dem ihm die Macht eines Handels durch den Körper fuhr. Es würde nicht einfach werden, seine Wut zurückzuhalten, sollte sich seine Theorie als valide herausstellen, aber es lag im Bereich des Möglichen. Zumal er das ja auch erst noch beweisen musste.
      "Wenn ich könnte, würde ich dich gleich hier auf der Kücheninsel nehmen für dein freches Mundwerk", knurrte Dane, mehr Dämon als Mensch in diesem Moment, kurz bevor die Macht des Handels wieder abebbte.
      Dann richtete sich Dane auf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Er hing dem berauschenden Gefühl noch einen Moment länger nach, die Augen geschlossen. So viele Deals hatte er schon lange nicht mehr in so kurzer Zeit nacheinander abgeschlossen.
      "Da stellt sich mir eine Frage: Wir wollen wir den Abend gestalten? Jetzt, wo du mir untersagst, dir mit dem Problem zu helfen, mit dem ich dir vertraglich helfen soll."
      Vielleicht hatte er diesen neuen Deal ein bisschen zu voreilig angenommen. Aber das Angebot war zu verlockend gewesen. Einen ganzen Tag für etwas, was ihn vielleicht fünf Minuten an Willenskraft kostete? Das war einfach zu gut, um Nein zu sagen.
    • Es war das erste Mal, dass Ro Dane so nah an sich heranließ, während dieser einen Deal abschloss. Das Hoch, das den Dämon überrollte wie der Kick eines Junkies, ging ein Stückweit auf den Drakin über. Ein exquisites Kribbeln hatte sich auf ihren Lippen ausgebreitet, das erst im Verlauf abzuebben schien. Unweigerlich hatte sich Ro angespannt und nicht mitbekommen, dass seine Augen verrieten, wie sehr er gerade auf die Worte des Dämons reagierte.
      "Und warum kannst du es nicht,hm?", kam es über seine Lippen noch bevor er überhaupt an die Worte gedacht hatte. Die Stimme in seinem Inneren jubelte über den kurzen Gewinn an Freiheit, nur um direkt von dem Drakin wieder eingepfercht zu werden. "Wenn ich mich richtig entsinne, hatte ich dich und nicht du mich beim letzten mal."
      Tatsächlich war es nun Ro, der gerade ein bisschen Kopfkino durchlitt. Er sah nicht sich auf der Tischplatte sondern Dane. Nackt wie Gott ihn schuf, ausgebreitet wie ein Fächer mit einem Wirbel an schwarzen, verführerischen Linien. Mit ihm selbst zwischen den ausgebreiteten Schenkel.
      Energisch schüttelte Ro den Kopf. Fort mit den Bildern, fort mit den Vorstellungen. Schön auf das konzentrieren, was zwischen Danes weichen Lippen hervorkam.
      "Korrektur. Irgendwann wirst du nachforschen müssen. Aber du sollst es nicht tun weil du einen Tag mit mir willst. Dann machst du das nämlich sofort und ohne Rücksicht auf Verluste. Ich will dir die Möglichkeit geben, abzubrechen wenn es zu viel wird. Ich habe dein Gesicht gesehen, deine Aura gespürt. Vergiss das nicht."
      Er tippte sich mit dem Daumen an die eigene Brust.
      "Du kannst gerne schauen. Auch jetzt. Aber du musst es nicht aufrecht erhalten bis du etwas von Bedeutung findest." Zugegeben, er war froh darüber, dass Dane immerhin keine Gedanken lesen konnte. Das Kopfkino wäre eine Lektüre, die er ungern mit jemanden gegen seinen Willen teilte. Zumal er selbst gerade hart darum kämpfte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was würde der Dämon mit einem ganzen Tag anstellen? Vermutlich würde er dann wirklich nicht mehr das Haus verlassen. Aber wenn er sich drauf einließ, dann könnte dieser Tag ganz ähnlich ausfallen.... ohne, dass Dane etwas dafür bezahlen musste.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Früher oder später werde ich sowie so tun müssen, Ro. Wenn du rausfinden willst, was sich in deinem Inneren versteckt hält. Wenn ich meinen Teil unseres Handels einhalten will. Du hast einen Deal mit einem Dämon gemacht, davon tritt man nicht einfach so zurück. Es wird passieren, ob ich dir dafür einen Tag lang ungefragt den Kopf verdrehen darf, wie mir der Sinn steht, oder nicht."
      Er streckte die Hand nach Ro aus und zog den jungen Mann auf die Füße und in seine Arme.
      "Aber es ist süß, dass du so auf mich aufpassen willst."
      Lächelnd schenkte er Ro einen weiteren sanften Kuss. Davon würde er wohl nie genug bekommen.
      "Es ist deine Entscheidung, Ro. Willst du weiter daran arbeiten, das Geheimnis in deinem Inneren zu lüften oder hast du heute schon genug erlebt? Ich gebe dir gern die Zeit, die du brauchst, um Dinge zu überdenken und zu verarbeiten."
      Er strich Ro eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, nahm sich einen Moment um dieses hübsche Gesicht zu bewundern und sich einmal mehr in diesen wundervollen Augen zu verlieren. So verknallt war Dane schon lange nicht mehr gewesen.
      "Ich für meinen Teil bin zufrieden damit, wenn du heute Nacht hierbleiben würdest."
    • "Wenn du sagst über Nacht hierbleiben... könnte das auch einfach in einen harmlosen Filmeabend enden."
      Da war es wieder, das spöttische Lächeln, das Ros Lippen umspielte. Er stand mit einem Bein eh schon im Grab. Was tat da eine Nacht oben drauf? Ohne den Blick abzuwenden fischte er sein Smartphone aus seiner Hosentasche. Dann löste er sich aus Danes Armen und trat einen Schritt zurück. Nachdem er es entsperrte hatte, senkte er den Blick und schrieb eine Nachricht. Nachdem er auf ABSENDEN geklickt hatte, sperrte er das Gerät wieder und legte er auf die Arbeitsplatte. Weit weg von sich.
      "Wie willst du die Nacht denn verbringen?", fragte er mit einem Unterton, der vor Unschuld nur so triefte.
      Ganz kurz war er geneigt, einfach sämtliche Gedanken über Bord zu werfen. Sich wirklich nur der Stimme in seinem Inneren hinzugeben und das Kopfkino in die Realität umzusetzen. Doch er riss sich gewaltsam zusammen. Wenn er das tat, dann hätte Dane tatsächlich seinen Tag bereits heute und das auch noch ohne etwas dafür zu bezahlen. Und wenn Ro eines von dem Dämon gelernt hatte, dann, dass alles einen Preis hatte.
      "Wenn du keine konkreten Pläne hast, dann darfst du mich solange angucken, wie du willst." Eine fantastische Untertreibung für das, was er nicht aussprechen wollte. "Du darfst dir meine Augen auch gern von ganz nah angucken. Nur nicht auskratzen, wenn's geht."
      Unschuldig wie er war, hatte der Drakin die Hände wieder tief in seinen Taschen vergraben während er Dane leicht schief angrinste. "Wenn ich die Nacht bleiben soll kann ich aber nicht dafür bürgen, dass nicht noch weitere Laken mir zum Opfer fallen..."
      Ro registrierte am Rande seines Sichtfeldes ein Aufleuchten samt Vibration seines Handys. Offensichtlich hatte der Empfänger der Nachricht geanwortet und hielt es immerhin nicht für nötig, direkt anzurufen. Eine schriftliche Nachricht... damit konnte er arbeiten. Solang sie nicht anrief, schienen die Wogen noch halbwegs geglättet zu sein. Würde sich nur die Frage stellen, ob dem morgen auch noch so wäre.

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