A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • "Hast du mich etwa gerade süß genannt?", scherzte Dane.
      Er erlaubte sich, die Berührungen des anderen zu genießen. Da war es wieder, dieses Gefühl der Richtigkeit. Als wären einzig Ro's Finger dazu gemacht, seinen Körper zu erkunden.
      "Ich bitte dich, Ro. Das ist als würdest du sagen, dass eine Sirene besser singen kann als ein Chor voller Fünfjähriger. Natürlich sind Succubi und Incubi besser im Bett als du. Das ist nun einmal ihre Natur. Aber es geht nicht immer um Technik. Es geht um das Gefühl."
      Er legte dem jungen Mann eine Hand flach auf das Brustbein.
      "Darum, wie sich ein Körper an den anderen schmiegt, ja. Aber auch um alles drum herum. Wir sind unsere Erfahrungen, Ro. Wir sind mehr als bloß ein Hautsack gefüllt mir Organen, Blut und was weiß ich noch."
      Er ließ seine Hand über die Haut des Mannes nach oben gleiten, bis er ihm schließlich die Arme um den Hals legte und seine Stirn gegen die von Ro lehnte.
      "Und ich will dafür sorgen, dass deine Erfahrungen gut sind. Die besten. Also musst du mir sagen, was du magst und was du nicht magst. Und wenn du es nicht weißt, dann helfe ich dir liebend gern, das herauszufinden."
      Er zog Ro in einen langen, sanften Kuss. Nicht, um sein Argument zu unterstreichen oder sowas. Dane konnte einfach nicht widerstehen. Er musste Ro einfach küssen, diese weichen, unschuldigen Lippen kosten, immer und immer wieder. Ein Teil von ihm jubelte bei dem Wissen, dass Ro vor ihm vielleicht noch nie wirklich jemanden geküsst hatte. Dass diese Lippe allein ihm gehörten. Sollte Mace ihn doch einen hoffnungslos verknallten Teenager schimpfen. Wenn er dafür das hier bekam, sollte es Dane Recht sein.
    • Ro konnte nicht anders als theatralisch mit den Augen zu rollen. Ihm war klar, dass er sich weder vergleichen konnte, noch wollte. So aber hatte er Dane geschickt dazu gebracht, ihm versteckt mitzuteilen, was ihn so viel interessanter machte.
      Er kam nicht drum herum, die Augen zu schließen, als sich Danes Stirn an seine legte. Es war regelrecht erschreckend, wie gelassen der junge Mann all das hier aufnahm wenn man bedachte, dass er diesen Mann ihm gegenüber gerade mal einen Tag lang kannte. Und sich ihre Kennenlernbasis nicht krasser hätte unterscheiden können.
      Abermals zog Dane ihn in den Bann, der aus seinen weichen Lippen bestand. Seine noch immer in den schwarzen Linien vergrabenen Daumen lösten den Druck etwas, um mit seinen anderen Fingern die Hüfte zu beiden Seiten fester zu greifen und an sich zu ziehen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er problemlos auch Stunden unter der Duschen könnte. Wie lange die ominöse Stunde noch anhalten mochte, hatte der Drakin überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Erst jetzt war er bei dem Punkt angekommen, wo er die Zeit vor Einforderung des Preises vollständig aus seinem Erinnerungsschatz strich. Sich wirklich nur im Jetzt befand und einfach nur dem folgte, was sein Gefühl ihm riet. Niemand scherte sich darum, welche Namen sie trugen, woher sie stammten oder dass sie eigentlich nur Geschäftspartner waren. Die Frage, ob sie nach dieser Stunde wieder zu dem neutralen Verhältnis von zwei Geschäftspartnern zurückkehren würden, blitzte kurz in Ros Gedanken auf, nur um sie vorerst beiseite zu schieben. Daran ändern konnte er aktuell sowieso nichts, demnach war sie auch keinen weiteren Gedanken wert.
      "Es klingen zwei Stimmen in meinem Kopf", begann Ro auf Danes Frage von vorhin zu antworten. Widerwillig löste er dafür ihre Lippen von einander, aber er würde gleich dorthin zurückkehren. "Die eine ist lernwillig, empfänglich für Spielereien. Gefühlsbetont, lustvoll. Die andere will dich von deinem hohen Ross stoßen. Dir deine Kontrolle entreißen und sie vor deinen Augen zermalmen. Welche jetzt die richtige ist, kann ich nicht sagen."
      Bevor Dane zum Antworten kam, versiegelter er wieder ihre Lippen. Er ließ seine Tendenz ein Hauch mehr der einen Stimme folgen und drückte den Dämon mit seinem Körper aus dem Wasserstrahl gegen die Wand. Seine Hände, die bis gerade noch an der Hüfte des Anderen gehangen hatten, wanderten aufwärts über seine Flanken, den Rippenbogen bis über seine Schultern hinweg. Dort brach er ihren Kontakt, damit sich seine brennenden Handinnenflächen platt an den schwarzen Fliesen gedrückt abkühlen konnte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane ließ sich von dem jungen Mann dorthin manövrieren, wo der ihn haben wollte. Ro's Ehrlichkeit wärmte ihm fast schon das Herz. Aber vor allem gab es ihm etwas, womit er arbeiten konnte.
      "Was, wenn ich dir sage, dass sie beide richtig sein können?", stellte Dane die Gegenfrage und nahm seine Hände von Ro's Körper.
      Die Lösung lag für ihn klar auf der Hand. Jeder, der sein Geld mit Verhandlungen machte, erkannte das in nur einem Augenblick. Es musste ein Kompromiss her, von dem beide Partien möglichst viel hatten.
      "Wenn ich mit jemandem intim werde", begann Dane, "Dann habe ich es besonders gern, wenn sie mich hier berühren."
      Er schob seine eigene Hand über seinen Bauch, dem Kiefer der brüllenden Kreatur folgenden.
      "Und hier", mit der anderen Hand stich er sich über das Schlüsselbein, die Berührung kaum mehr als ein zarter Hauch.
      Würde er die Kontrolle freiwillig aufgeben? Niemals. Aber Ro war nicht der erste dominante Partner, mit dem Dane Umgang pflegte. Und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es gelegentlich ganz angenehm sein konnte, wenn jemand anderes dominanter war als er.
      Er griff nach einer von Ro's Händen und legte sie an sein Schlüsselbein.
      "Ich kann dir noch ganz viele Stellen zeigen, an denen ich berührt werden will. Und dann kannst du dieses Wissen nutzen, um mir den Verstand zu raumen. Wenn du kannst."
      Ein herausforderndes Lächeln legte sich auf Danes Lippen. Er ließ seine eigene Hand sinken und machte klar, dass er nichts tun würde. Dass Ro die Kontrolle über das hatte, was jetzt passieren würde. Der uralte Teil seiner selbst, der dämonische Teil, rebellierte lautstark in seinem Inneren. Aber er war schwach, schwächer als der Teil, der sich auf Ro freute und alles, was dieser Mann ihm geben würde.
      "Vertrauen ist Kontrolle, Ro", sagte er, um sowohl Ro, als auch seinen inneren Dämon zu beruhigen, "Und ich vertraue dir, dass du nichts tun wirst, was ich nicht mag."
    • Ros Hand auf Danes Schlüsselbein zuckte kaum merklich. Er musterte den Mann vor sich, der buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stand. Schließlich rollte der Drakin mit den Augen in gespielter Genervtheit. "Kannst du dieses selbstgefällige Lächeln sein lassen?"
      Dann erschien in den blauen Augen ein Funkeln, ein Schneid. Der Junge plante etwas, hatte sich etwas ausgedacht, dass dem Dämon vielleicht das Grinsen aus dem Gesicht wischen mochte. Langsam, in einer gleichbleibenden Bewegung, ließ er seine Finger, die noch immer an Danes Schlüsselbein lagen, der Kontur des Knochens folgen. Dabei war die Berührung so minimal, dass er hier und da sogar den Kontakt verlor. Sein Weg stoppte nicht als er den Ausläufer unter Danes Kehle erreichte sondern sprang auf die andere Seite über. Dies war die einzige Stelle, an der sich die beiden Männer gerade berührten. Als seine Finger am Schultergelenk ankamen, ließ er seine Hand sinken und näherte sich stattdessen mit seinen Lippen dem Schlüsselbein. Wider erwartend küsste er ihn jedoch nicht sondern fuhr die Kontur nun rückwärts mit seiner Zunge ab. Wohl bedacht, jeden einzelnen Wassertropfen einzusammeln, der es gewagt hatte, sich dort niederzulassen.
      Schließlich hob Ro den Kopf wieder an, blinzelte den Dämon unschuldig an und wandte sich von ihm ab.
      "Ich kann dir nicht versprechen, dass dir alles gefällt was ich mache", gab Ro zurück, der ein Grinsen nur verstecken konnte, indem er sich unter den Wasserstrahl stellte und sich das Wasser mit beiden Händen ins Gesicht schaufelte. Er wusste: Er würde mehr Stellen benötigen, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben, an der jahrhundertalten Kontrolle zu rütteln. Zunächst einmal musste er aber einen kühlen Kopf bewahren. Wortwörtlich.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du kannst es gern versuchen", raunte Dane grinsend zurück.
      Dann gab er sich dem hin, was Ro ihm gab. Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er dort gern berührt wurde, wenn es um intimere Angelegenheiten ging. Und so unerfahren Ro sich auch gab, er schien ein instinktives Händchen für sowas zu haben. Es war nichts Spektakuläres, aber Dane genoss es trotzdem und war beinahe schon enttäuscht, als Ro einfach so aufhörte.
      Er musterte den Rücken des Jungen, der mittlerweile wieder im menschlichen Farbspektrum angekommen war.
      "Das musst du auch gar nicht", antwortete Dane, "Solange du versprichst, darauf zu achten, es nicht mit Absicht zu tun."
      Er trat einen Schritt an Ro heran, sodass seine Brust den Rücken des jungen Mannes streifte. Einem seiner vielen Impulse folgend beugte er sich vor und biss ganz leicht in Ro's Schulter. Dann ließ er von dem Mann ab und widmete sich der Spurenbeseitigung von ihrem vorangegangenen Abenteuer von vor ein paar Minuten. Er ließ sich Zeit, achtete aber nicht auf Eleganz. Er wollte Ro keine Show geben, solange dieser sich keine verdiente. Am Ende verließ er sogar ohne groß zu zögern die Dusche. Sobald sich abgetrocknet hatte, lehnte er sich rückwärts gegen das Waschbecken, sein Blick geradezu herausfordernd. Ro hatte ihm mehr oder weniger etwas versprochen und auch wenn es kein vollwertiger Handel war, so war Dane eben doch immer noch ein Dämon. Es wäre seltsam gewesen, wenn er nichts von Ro erwartet hätte.
    • Gerade noch freute sich der Junge, dass er sein Gesicht im Wasserstrahl verstecken konnte, da kam der Dämon ihm wieder in die Quere. Unweigerlich versteifte sich Ro, als er Danes Zähne an seiner Schulter spürte. Schon einen Herzschlag später fühlte er sich, als hätte man einen Hebel in ihm umgelegt. Sein Puls sprang in unermessliche Höhen, alles schrie in ihm, sich umzudrehen, den Schuldigen niederzuringen und ihn für seine Dreistigkeit zahlen zu lassen. Doch Ro hatte sich im Griff - und glücklicherweise war Dane bereits aus der Dusche verschwunden. Dass dieser innere Disput nicht innerhalb Sekunden ausgetragen worden war, fiel ihm gar nicht auf. Schwer getroffen von diesem innerlichen Aufbegehr formte er etliche Male Fäuste und entspannte sie wieder. Vermutlich wusste Dane gar nicht, wann er bestimmte Instinkte der Drakin reizte, von denen Ro ganz offensichtlich selbst nichts wusste.
      "Was sagt eigentlich unsere Uhr?", fiel ihm schließlich allen Ernstes noch ein, nachdem er den Wasserhahn zugedreht hatte und sich das überschüssige Wasser aus den Haaren strich.
      Vorteil, ein Wasserdrache zu sein? Man brauchte keine Handtücher. Wie bereits am See demonstriert vollführte er seine Geste und war fast augenblicklich von sämtlichen Wassertropfen befreit. Nur sein krauses Haar verriet, dass er vor ein paar Sekunden noch klitschnass gewesen war. Vor dem Waschbecken wartete bereits Dane auf ihn. Ro zögerte einen Augenblick, als er den herausfordernden Blick zu lesen versuchte. Als Resultat legte er kaum merklich die Stirn in Falten.
      "Was...ähm... möchtest du dann noch mit dem bisschen der Zeit anstellen?" Da war sie wieder, diese vorsichtige Zurückhaltung wie ganz zu Beginn ihres Deals. Die andere Seite in dem zwiegespaltenem jungen Mann gewann die Kontrolle zurück.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane brauchte nur einen Augenblick, um zu bemerken, dass der Drache sich wieder in seine Höhle zurückgezogen hatte. Schade, aber daran war nichts zu ändern. Zumal der unbeholfene Ro auch interessant genug war.
      "Komm her", bedeutete er Ro und als er dicht genug vor ihm stand, legte er ihm die Arme um die Hüften, um ihn noch näher an sich heranzuziehen.
      "Ich will ziemlich viele Dinge, Ro. Jetzt gerade will ich, dass du endlich begreift, wie groß mein Interesse an dir ist. Ich meinte es jedes einzelne Mal ernst, als ich dich fragte, was du magst. Und dass es in Ordnung ist, es nicht zu wissen. Ich habe dir einige Jahrhunderte voraus, da gehe ich nicht einfach davon aus, dass du dir deiner selbst genauso bewusst bist."
      Er tippte Ro geradezu spielerisch gegen die Nase. Dann ergriff er Ro's Hand, verschränkte ihrer beider Finger miteinander und nahm ihn wieder mit ins Schlafzimmer. Instinktiv hob er Ro's Hemd auf, faltete es ordentlich zusammen und legte es auf einen Sessel, der hier halb zu Deko, halb zum Lesen stand. Beim Anblick der Laken seufzte er. Darum würde er sich später kümmern. Stattdessen kletterte er ins Bett und lehnte sich gegen das Kopfteil, bevor er neben sich auf die weiche Matratze klopfte.
      "Ich habe gemerkt, dass du recht unerfahren bist. Verrätst du mir, wie unerfahren? Damit ich mit dir nicht Dinge tue, die dir zu viel sind, ohne dass du es weißt? Unsere Stunde ist noch nicht rum, aber ich verrate dir, dass ich eben etwas über deine 'fehlende' Seite gelernt habe. Was genau das ist und wie wir das nutzen können, ist ein Thema für später. Für den Augenblick muss ich darauf bestehen, dass du mir auch weiterhin gedankenlos vertraust. Ich werde nicht urteilen. Über nichts, was du mir erzählst. Ich werde davon auch nichts weitertragen, nicht einmal aus Spaß. Du kannst mir vertrauen, Ro."
    • "Weißt du eigentlich, dass es ein bisschen einschüchternd sein kann wenn du so mit deinem Alter prahlst?"
      Ro folgte Dane und ließ sich bereitwillig an ihn ziehen. Gerade weil der Dämon ihm immer wieder vor Augen führte, wie viel er im Laufe seiner Existenz bereits erlebt hatte, konnte er diese leisen Zweifel in sich nie vollständig zum Schweigen bringen. Im Gegensatz zu ihm war der Drakin blutjung - Danes Interesse konnte nur zeitlich befristeter Natur sein.
      Zurück im Schlafzimmer sah Ro belustigt dabei zu, wie Dane das Hemd aufhob und es sorgsam gefaltet zur Seite räumte. Wenn er dafür noch Zeit hatte, dann konnten ja erst nur ein paar Minuten von ihrer Zeit verbraucht worden sein.
      "Du hast echt 'n Tick was Ordnung angeht", bemerkte er und konnte ein Grinsen nicht verhindern. Damit ließ sich definitv Unfug anstellen.
      Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden folgte er Dane aufs Bett. Allerdings kam er nicht drum herum das teilweise in Fetzen gerissene Laken reumütig anzusehen. So schlimm hatte er es eigentlich nicht in Erinnerung gehabt. Wo er gerade an seine Erinnerungen dachte... so richtig hatte er den Moment nicht mehr präsent, in dem er den Stoff entzwei gerissen hatte.
      "Unerfahren? In offensichtlich viel zu vielen Dingen unerfahren", murrte Ro nachdem er sich nicht wie Dane an die Rückenlehne des Bettes setzte sondern ihm zugewandt. Seine langen Beinen hatte er in einen Schneidersitz verfrachtet, die Unterarme locker quer über den Beinen abgelegt. "Hattest du mir nicht gesagt, ich soll aufhören von unserem Handel zu reden? Dann gilt das auch andersherum." Das klang ein bisschen harscher als geplant. "Aber mal im Ernst. Ich hatte von nichts, was vorhin passiert ist, auch nur den Hauch einer Ahnung. Sofern wir uns nicht gebunden haben, unterliegen wir eher selten körperlichen Gelüsten. Hab ich mir immerhin mal sagen lassen."
      Bei dem Gedanken rollten Ros Augen wieder hoch zur Decke. Er hatte sich bereits einmal ermahnt, nicht mehr den alten Erzählungen zu glauben. Er war schließlich das beste Beispiel für die Ausnahme. Was allerdings klar war, dass sich die Regeln neu schrieben, sobald sich ein Drache an jemanden band. Inwiefern sich das auswirkte, war jedoch ein gut gehütetes Geheimnis, das niemand seiner Verwandten so einfach preisgeben mochte.
      Ein wenig resigniert zuckte der Drakin mit den Schultern. "Nenn's ruhig wieder Stock im Arsch, aber ich bin wohl behütet aufgewachsen. Man hat mich bis zu einem bestimmten Alter von allen möglichen Dingen weggehalten, die für die Menschen allgegenwärtig sind. Ich kannte nur die schönen Dinge des Lebens. Viel später habe ich erst von sinnlosen Morden erfahren. Neid und Gier, die mehr Schaden anrichten können als alles andere. Dazu zählten auch Bindungen außerhalb der Familie in jeglicher Art. Keinen Plan, was mein Vater damit bezweckt hat, mir alles Negative der Welt vorzubehalten." Ro seufzte, um den Bogen zurückzuschlagen und Dane ohne Anzeichen von Scham anzuschauen. "Von daher hätte alles, was du vorhin getan hast, schon zu viel sein können. War es aber nicht. Du hast gesagt, du willst das Vertrauen für die Stunde, die noch läuft. Bitte sehr. Ich weiß, dass du nicht urteilen wirst. Wärst du nicht in meine Entführung eingeschritten, hätte es wahrscheinlich Jahrzehnte gedauert bis ich das mit dir erlebte mit meinem theoretischen Bundpartner erfahren hätte."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane lauschte den Erzählungen Ro's aufmerksam. Einmal mehr flammte in seinem Inneren der Zorn auf eine Person auf, die er gar nicht kannte. Es war eine Sache, den eigenen Sohn zu beschützen, aber eine gänzlich andere, ihm die Erfahrungen vorzuenthalten, die jedes Lebewesen von ganz allein erleben wollte.
      "Ich müsste nicht so viel auf unserem Handel herumreiten, wenn du dich endlich daran halten würdest. Du bist Ro. Punk. Und du sitzt hier in meinem Gästeschlafzimmer, umringt von den Fetzen eines Lakens, mit mir. Das ist alles, was du wissen musst und alles, woran du gerade denken musst. Was wir eben gemacht haben... Ich gebe zu, ich war etwas ungehalten. Das ist normalerweise nicht meine Art, aber deine Wirkung auf mich ist mit Leichtigkeit so allumfassend wie meine auf dich. Ich will nur sichergehen, dass es dir gut geht, Ro."
      Dane musterte den jungen Mann einen langen Moment lang. Da war nichts mehr von dem mächtigen Drachen in seinem Inneren zu sehen. Nur noch ein einundzwanzig Jahre alter Mann, der die Welt kennenlernte.
      "Ich nehme mal an, dass dir das, was wir eben gemacht haben, gefallen hat. Mir hat es gefallen. Und ich würde es gern wiederholen. Vertiefen sogar."
      Dane musste über seine eigenen Worte schmunzeln. Alte Gewohnheiten waren eben nur schwer zu überwinden.
      "Ich klinge gerade wie ein verdammter Anwalt, entschuldige. Ich will dir hier keinen weitern Handel andrehen, mit Nichten. Ein Vorschlag ist es trotzdem. Du hast selbst gesagt: Die Welt ist hässlich und gefährlich. Wenn du dich ausprobieren willst, dann kannst du das hier in Sicherheit tun. Vorzugsweise mit mir, ich mag keine Fremden in meinem Haus."
      Er war sich der Ironie dieser Aussage durchaus bewusst, war Ro doch auch bloß ein Typ, dem er gestern Abend aus der Patsche geholfen hatte.
      "Und ja, ich habe einen Ordnungs-Fimmel. Das liegt in meiner Natur. Hat es schon immer. Nicht Ordnung, Kontrolle. Und Unordnung ist Chaos. Eine visuelle Repräsentation von Kontrollverlust."
      Bei dieser Erklärung strichen seine Hände auf einen der Risse im Stoff, den er anstarrte, als könnte er das Laken mit seinem Willen dazu bewegen, sich wieder zusammenzuflicken und alle Spuren zu beseitigen. Ihm war bewusst, dass er gerade einen seinen größten Makel - wenn nicht sogar den größten überhaupt - zugegeben hatte.
      "Jeder Dämon hat sowas. Nicht alle haben es so mit Kontrolle wie ich, aber wir alle haben diese eine Macke, die unser Verhalten bestimmt."
      Wie auf's Stichwort erklang von unten das Scheppern von Besteck und ein Fluch in einer längst toten Sprache. Dane seufzte.
      "Du ziehst dir besser wieder etwas an", riet er Ro, "Die Magie aus der Küche ist gerade aufgetaucht."

      Dane ließ den jungen Drakin kurzzeitig allein, um sich in seinem eigenen Schlafzimmer ein neues Hemd und eine neue Hose anzuziehen - selbstverständlich beides in schwarz. Dann holte er Ro ab und ging mit ihm runter in seine Küche, wo Mace gerade damit beschäftig war, sich zwischen zwei verschiedenen Sorten Eiscreme zu entscheiden.
      "Du hast kein Stracciatella mehr", meckerte der blonde Dämon und warf eine Packung mit salted caramell achtlos in die Gefrierschublade zurück.
      Erst als er sich der Kücheninsel zuwandte, auf der bereits eine Schüssel wartete, hielt Mace inne, den Blick stur auf den Fremden in Danes Haus gerichtet.
      "Du bist neu. Is' er das?"
      Dane nickte.
      "Ro? Darf ich dir meinen besten Freund Mace vorstellen? Mace, das ist Ro."
      "Hi."
      Obwohl Mace gerade einen vollen Esslöffel Eiscreme im Mund hatte, musterte er Ro eingehend. Dane wusste genau, was sein bester Freund da machte. Mace war ein herausragender Tracker. Seine Nase war sogar besser als die eines Wolf-Shifters. Jetzt gerade prägte sich Mace das Aussehen und den Geruch, sowie das Gefühl von Ros Anwesenheit ein. Das machte er mit jeder Person, die er für wichtig genug erachtete.
      Als er damit fertig war, warf er Dane einen Blick zu. Dane erwiderte ihn. Für einen Augenblick kommunizierten sie über die Verbindung, die sie miteinander eingegangen waren, als sie in diese Dimension eingetreten waren. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes der Anker des jeweils anderen. Das kam mit einigen Vorteilen - aber auch Nachteilen.
      "Hab ich gestört?", fragte Mace und begann damit, Eis in die Schüssel zu schaufeln.
      "Hast du. Tust du", antwortete Dane.
      "Ups. Sorry. Ich war gerade bei Asa. Die Laden schon wieder zum Essen ein. Bring Ro doch mit? Ro, wie stehst du zu Familienessen? Da sollte man hingehen, oder? Kannst du das diesem Sturkopf verklickern? Der drückt sich vor seinen familiären Verpflichtungen."
      "Ich drücke mich nicht davor, ich sorge dafür, dass sie ein friedliches Familienleben haben können, ohne sich über Arbeit Gedanken machen zu müssen", schoss Dane zurück.
      "Ja, weil wir ja auch alle so sehr am Hungertuch nagen. Aber hey, wenn meine Arbeit ein scharfer Typ mit Grips wäre, würde ich das Abendessen mit den Harpyien auch auslassen."
      "Würdest du nicht, dafür liebst du die Mädchen zu sehr."
      "Schuldig im Sinne der Anklage. Tüddelü~"
      Mace gab seinen Versuch auf, die Schüssel zu füllen und schnappte sich stattdessen einfach die offene Eispackung und seinen Löffel, bevor hinter ihm die Welt aufriss und er in einer goldenen Flamme verschwand, kaum dass er einen Schritt rückwärts gemacht hatte.
      Dane seufzte schwer.
      "Entschuldige bitte", meinte er an Ro gewandt und machte sich gleich daran, das Chaos zu beseitigen, das Mace einmal mehr in seiner Küche hinterlassen hatte.
    • So unendlich viele Worte schossen Ro in den Sinn, die er alle wie ein Wasserfall am liebsten ausgesrochen hätte. Bevor er aber auch nur eine Silbe loswernden konnte, erklang ein Scheppern ein Stockwerk tiefer, das auch die letzten Reste an Spannung zwischen ihnen revidierte.
      Ro konnte sich lediglich wieder mit seiner Unterwäsche samt Chino bekleiden. Der Rest war unten im Wohnzimmer geblieben, einsam und unbeobachtet. Als er zusammen mit Dane ins Erdgeschoss ging, schlug er einen kurzen Umweg ein, damit er nicht halbnackt mit Dane von oben kam. Einen gewissen Anstand wahren sozusagen. Er war gerade dabei, sich sein Hemd wieder zu zuknöpfen als er in den Türrahmen der der Küche trat und nebst Danes schwarzer Erscheinung sofort den Blondschopf ins Visier nahm. Entgegen seiner eigenen Vermutung rührte er sich nicht vom Fleck, als Mace und er begannen, sich gegenseitig in den Boden zu starren.
      "Ebenfalls hi..."
      Im Gegensatz zu Mace prägte sich Ro nicht wirklich etwas ein. Stattdessen verglich er. Penibel arbeitete sein Unterbewusstsein eine Liste an Punkten ab, die für ihn bisher einen Dämon klassifizierten. Auch er roch nach verbranntem Bernstein, hatte aber eine widerlich süße Note dabei. Die dominante Aurenfarbe war ebenfalls ein sattes Schwarz, allerdings mit Spuren von Purpur. Der größte Unterschied lag allerdings in ihrer Präsenz. Wo Dane einen Raum für sich vereinnahmte, verschwand Mace regelrecht in der Weite.
      Dann löste Mace seinen Blick von Ro und schaute zu Dane. Ganz automatisch folgte der Drakin ihm und huschte interessiert zwischen den beiden Dämonen hin und her. Selbstverständlich verstand er kein einziges Wort, aber das Vibrieren ihrer Auren verriet ihm, dass da gerade irgendeine Form der Kommunikation ablief. Plötzlich begannen die beiden aber offen zu reden, dass Ro sich nicht mehr völlig wie das dritte Rad am Wagen fühlte.
      "Ich muss gestehen, ich würde solche Essen meiner Familie wegen anderer Gründe meiden", gab er widerwillig zu. Irgendetwas missfiel ihm an Mace gewaltig. Er konnte nur keinen Finger darauf legen.
      Allerdings hinterließ der Blondschopf einen sichtlich perplexen Drakin in der Küche, kaum hatte dieser ein Portal hinter sich geöffnet und war darin verschwunden. Das Resultat war ein junger Mann, der zwischen aufrichtiger Faszination sowie Fassungslosigkeit schwankte.
      "Warte mal", fing Ro an, der sich seine Schläfen rieb, um die milliarden Fragen in eine Reihenfolge zu bekommen, "hat der Kerl einen Spleen für Eis? Ich hab noch nie einen echten Riss gesehen... Was hast du ihm eigentlich schon von mir erzählt? Und vorallem wann? Gestern? Wieso benutzt er die gleichen Worte wie du für mich?"
      Ros schier endlose Triade nahm erst ein Ende, als es ihm selbst auffiel, dass er ohne Punkt und Komma sprudelte. Er seufzte einmal, um dann noch mal schnell ins Wohnzimmer zu verschwinden und sein Wasserglas zu holen. Er brauchte dringend Nachschub.
      Nach einem kurzen Moment, den er sich nahm um dabei zuzusehen wie Dane seinem Ordnungszwang Folge leistete, hing er doch noch eine Frage hintendran: "Wer ist Asa?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane kam gar nicht dazu, auch nur eine der ihm gestellten Fragen zu beantworten. Ro hatte eine Menge davon auf Lager. Aber nachdem er mittlerweile eine gute Idee davon hatte, was man dem jungen Mann so alles vorenthalten hatte, war Dane zur Nachsicht geneigt. Er wartete, bis Ro wieder da war, bevor er sich mit Antworten befasste, doch da stellte Ro schon wieder eine Frage. Dane konnte sich nicht von einem leisen Kichern abhalten.
      "Willst du, dass ich alphabetisch oder chronologisch antworte?", scherzte er und nahm ihm das Wasserglas ab, um es wieder aufzufüllen.
      "Asa ist mein Halbbruder. Ihm hat dieses Haus bis vor einigen Monaten gehört. Dann wurde er Vater von drei kleinen Mädchen und seine Gattin hat darauf bestanden, dass sie alle bei ihr einziehen - immerhin hat sie ihr Haus mit der Absicht auf Kinder eingerichtet, lange bevor es dazu kam. Sie ist eine Harpyie, entsprechend vorausschauend hat sie geplant. Ich habe auch sämtliche Geschäfte meines Bruders übernommen, während er sich eine gehörige Portion Vaterschaftsurlaub gönnt."
      Er spülte die Schüssel, die Mace hinterlassen hatte, kurz aus, dann räumte er sie in den Geschirrspüler.
      "Mace hat tatsächlich einen Hang zu Eiscreme, aber nur weil das seine liebste Süßspeise ist. Was für mich Kontrolle ist, ist für ihn Süßkram, wenn du so willst. Aber verrate ihm nicht, dass ich dir das gesagt habe. Er versteckt das zwar nicht, aber es geht ums Prinzip. Starke, angsteinflößende Dämonen und so weiter, du verstehst?"
      Dane ging nun dazu über, seinen Gefrierschrank wieder aufzuräumen, wie er es jedes Mal tat, wenn Mace einmal mehr bei ihm eingefallen war.
      "Von dir erzählt habe ich gar nicht mal so viel, aber Mace kennt mich seit meiner Entstehung. Er weiß, wann ich mich für jemanden interessiere. Auf seine Nachfrage habe ich ihm gesagt, dass ich einen gutaussehenden jungen Mann mit der ein oder anderen Hirnzelle kennengelernt habe. Das ist alles. Was seine Wortwahl angeht... das musst du ihn fragen. Aber spontan würde ich darauf tippen, dass er dich ebenfalls attraktiv findet. Gedanken musst du dir deswegen aber keine machen, Mace ist gerade anderweitig romantisch eingespannt. Nicht hübsch, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden es irgendwann in den nächsten paar Wochen endlich kapieren und aufhören umeinander herumzutanzen."
      Dane zuckte mit den Schultern. Die Sache war kompliziert, aus mehr als einem Grund, aber er würde sich nicht einmischen, solange er nicht musste. Und er kannte Mace ja auch nicht erst seit gestern.
      "Ich möchte allerdings erwähnen, dass ich dich nie einen 'scharfen Typen mit Grips' genannt habe. Ich habe mich gehobener ausgedrückt."
      Dane lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Kücheninsel und beobachtete, wie Ro all diese Informationen verarbeitete. Eine Schande, dass Mace ihren kleinen Frieden gestört hatte, aber daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. Er konnte ihm deswegen später noch auf die Nerven gehen.
      "Ich sehe dir an, dass du noch mehr Fragen hast. Und auch wenn ich eigentlich auf kein Nachdenken bestehen müsste, kannst du sie gern stellen. Unter der Bedingung, dass sie nichts mit deiner Familie oder deiner Art zu tun haben. Denk dran: Du bist einfach nur Ro."
    • Dankend nahm Ro das Wasserglas wieder an und stellte sich möglichst dekorativ an die Kücheninsel, um Dane zumindest nicht im Weg zu stehen. Die Antworten auf seine Fragen lösten im Prinzip nur eine Kette von weiteren aus, die sich irgendwann in einen unendlichen Teppich verwandelten. Wenn sich dieser Mace als stark und angsteinflößend sah, dann hatte er ganz offensichtlich Probleme mit dem, was sein Auftreten ihm zudichtete. Allerdings musste er schmunzeln als Dane darauf bestand, seine Wortwahl ihn betreffend zu korrigieren. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er nicht nur diesen Dämon mit Informationen fütterte, sondern gleich einen zweiten kostenlos dazu.
      Seine Gedankengänge wurden erst unterbrochen, als sich Dane ihm gegenüber ebenfalls auf die Kücheninsel lehnte. Einen Augenblick lang musterte der Drakin einfach nur den Gesichtsausdruck des Mannes ihm gegenüber, der eine kleine Priese Ärger ausstrahlte. Er tarnte dies jedoch unter einem Berg von anderen Gemütslagen, die eine trügerische Gelassenheit vermuten ließen.
      Missmutig rümpfte Ro die Nase. "Ich frag' gar nichts mehr deswegen. Du hast vollkommen recht - eigentlich läuft deine Stunde noch. Glaube ich. Denke ich? Wie lange eigentlich noch, ich hab leider das Gefühl für Zeit wegen bestimmter Ereignisse verloren."
      Genau wie Dane misste Ro die bestimmte Art an Zweisamkeit, die sie zuvor oben im Schlafzimmer genossen hatten. Wäre es nach dem Drakin gegangen, so hätte er sich vermutlich am liebsten mit jedem Störenfried angelegt. Im Endeffekt war es besser, es nicht getan zu haben.
      Trotzdem kam er sich seltsam dabei vor wenn er Dane fragte, ob sie einfach wieder nach oben gingen und dort weitermachten, wo man sie unterbrochen hatte. Seufzend über diesen innerlichen Disput überlegte er, wie man die Kurve am besten kriegen konnte.
      "Ich steh' auf die unglaubliche Kontrolle über deinen Einsatz von Magie", fiel er einfach mit der Tür ins Haus, das Funkeln in seinen Augen war zurückgekehrt. "Zu wissen, dass du mir in so vielen Punkten soweit voraus bist... vielleicht steh ich auch einfach auf Ältere." Den letzten Teil seines Satzes konnte er nicht aussprechen ohne über sich selbst dabei zu lachen.

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    • Dane hob eine Augenbraue ob des letzten Kommentars. Dann stimmte er jedoch in Ro's Lachen mit ein. Er wusste selbst, dass er älter war als die meisten anderen Lebewesen. Selbst der stolzeste Vampir hatte Probleme damit, so alt zu werden wie Dane. Dämonen waren einfach sehr viel schwerer umzubringen und sehr viel geschickter darin, nicht aufzufallen - nicht zuletzt, weil sie keinerlei körperliche Anforderungen hatten, die sie gegenüber Menschen auffliegen lassen würden. Kurz gesagt: Dane war alt genug, um zu wissen, dass er alt war - und sich darüber keine Gedanken mehr zu machen.
      "Ich werde der Letzte sein, der dich wegen deinen Vorlieben verurteilt", antwortete er schließlich, "Was meine Magie angeht: Danke für das Kompliment. Ich habe auch lange dafür gearbeitet. Jetzt stellt sich nur die Frage", Dane senkte die Stimme als müsse er sichergehen, dass niemand ihnen zuhörte, "Stehst du auf die Anwendung meiner Magie im Allgemeinen oder darauf, was ich damit mit dir machen kann?"
      Er streckte seine Hand über die marmorne Platte seiner Kücheninsel aus. Nicht auf die Art, auf die er einen Deal schloss, sondern einladend.
      "Wir haben ein bisschen mehr als zwanzig Minuten", beantwortete er nun endlich die Frage nach der verbliebenen Zeit ihres bestehenden Handels, "Und ich habe nicht vor, mich noch einmal stören zu lassen."
    • "Pfft, du hast gesagt, bedingungslosese Vertrauen. Also geh ich erst gar nicht davon aus, dass du mich für irgendwas verurteilst."
      Ro grinste etwas spöttisch, als würde er nur das Offensichtliche noch einmal betonen. Er ging nicht direkt auf Danes Worte ein noch auf seine Geste. Stattdessen tat er so, als müsse er noch abwägen.
      "Magie wirken können viele. Magie auf mich anwenden, nicht so viele." Das war ein Geheimnis hinter den Drakin. Sie waren von Natur aus sehr resistent gegenüber den meisten magischen Einwirkungen. Wenn sie aber auf jemanden trafen, wie Ro es gerade bei Dane erlebte, der an Macht, an Erfahrung, sie bei weitem überstiegen, dann kamen sie in den exquisiten Genuss von spürbarer Magie. Deshalb reizte es Ros natürliche Instinkte.
      Dann erlaubte der Drakin sich, seine Hand zu bewegen. Er schob sie langsam über die Fläche der Kücheninsel, so als würde er sich nur einmal kurz strecken wollen. "Zwanzig Minuten sind echt nicht viel. Warte mal. Das Ganze vorhin waren gerade mal dreißig Minuten oder so?!" Aufrichtiger Schock spiegelte sich in seinen Worten wider. Für ihn waren es gefühlt mehr als 30 Minuten gewesen. Eine kleine Ewigkeit vielleicht.
      Prompt richtete er sich auf und hatte so schnell Danes Hand gegriffen, dass er es selbst nicht einmal realisiert hatte. Quasi umgehend bekam er ein Feedback, das sich als kribbelnde Handflächen entpuppte. "Dein komischer Freund da taucht aber nicht mit seinem Dimensionsriss hier einfach so auf und will dich zu irgendeinem Essen bringen, richtig?"
      Er hatte es als Witz angedacht. Allerdings fiel selbst einem Blinden auf, dass ernsthaft berechtigte Bedenken in seinen Worten mitschwangen. Aber Ro konnte zu diesem Magiebonbon nicht nein sagen. In zwanzig Minuten konnte nicht so viel passieren wenn man bedachte, wie viel Zeit sie bereits benötigt hatten für den Weg vom Wohnzimmer bis ins Schlafzimmer.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Drache hin oder her, Ro bewies ihm gerade einmal mehr, warum er den jungen Mann so attraktiv fand. Jetzt wo er sich endlich traute mehr zu sein als das schwarze Schaf der Familie.
      "Wegen Mace musst du dir keine Sorgen machen. Der weiß schon, dass er heute besser nicht mehr hier auftaucht. Und mit seinem Eimer Eis dürfte er zumindest eine kleine Weile noch beschäftigt sein. Die Familienessen samstags."
      Dane zwinkerte seinem gegenüber lächelnd zu, dann schritt er um die Kücheninsel herum ohne Ro loszulassen.
      "Was hältst du davon", raunte er Ro ins Ohr, "Wenn wir dieses Mal auf den ganzen Eiertanz verzichten und direkt zur Sache kommen?"
      Er brauchte keine Antwort von Ro. Seine Reaktion auf den hauchzarten Kuss, den Dane direkt unter sein Ohr setzte, war genug Information. Als er sich wieder von dem Mann löste, zog er ihn einfach wieder hinter sich her nach oben in das gleiche Gästezimmer wie zuvor auch schon. Die zerfetzten Laken versetzten ihm einen kleinen Stich. Den bekämpfte er, indem er sich zu Ro umdrehte, ihn in seine Arme und in einen langen, innigen Kuss zog, während er rückwärts zum Bett ging, bis er sich darauf fallen lassen konnte.
      "Zieh dich aus", forderte Dane, und stützte sich auf die Ellenbogen, damit er auch eine gute sich hatte.
      Jetzt, da er wusste, was der Drache in Ro wollte - oder zumindest eine grobe Ahnung davon hatte - würde er dieses ewige Hin und Her ein bisschen anders gestalten. Es gab genug Wege, seinen Kontrollzwang mit dem besitzergreifenden Willen von jemand anderem zu vereinbaren.
      Sobald Ro seinem ersten Befehl nachgekommen war, bedeutete Dane ihm, näher zu kommen. Und dann, sich zwischen seine Beine zu knien.
      "Nimm dir, was du haben willst, Ro. Anders wirst du es nicht kriegen."
    • Ganz offensichtlich hatte Ro die Macht von Süßspeisen auf bestimmte Personen unterschätzt. Sollte ihm aber recht sein, wenn es Mace davon abhielt, plötzlich ungewollt aufzutauchen. Dafür bekam er nun den Dämon zurück, den er vorhin ungewollt hatte abgeben müssen. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als Dane um die Kücheninsel herum zu ihm kam und dass auch nur ohne eine Sekunde lang seine Hand loszulassen. Der folgende federleichte Kuss unter seinem Ohr ließ ihn augenblicklich etwas gerade stehen als noch einen Moment zuvor. Schließlich folgte er ihm leisen Trittes die Treppe hinauf zurück in das Schlafzimmer, wo die traurigen eingerissenen Laken die einzigen Spuren waren, die verrieten, was hier passiert war.
      Ro tat wie geheißen. Er nahm sich allerdings alle Zeit der Welt während er sorgfältig einen nach dem anderen Knopf seines Hemdes öffnete und es allen Ernstes säuberlich gefaltet zum einzigen Sessel hier trug. Das gleiche tat er mit seiner Hose, stets mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Zumindest noch.
      Das änderte sich als Dane ihn aufforderte, zwischen seinen Beinen Stellung zu beziehen. Noch immer tat er wie geheißen, aber jetzt sah man deutlich, dass sich etwas wie... Unsicherheit in seinen Gesichtsausdruck schlich. Dane hatte seine Sätze ohne Bedenken geäußert, in dem jugen Drakin lösten sie allerdings einen ernsthaften Konflikt aus. Was wollte er eigentlich genau? Wenn er so in sich reinhorchte, lauschte er zur Zeit nur einer angenehmen Stille.
      Er schürzte die Lippen. "Ehrlich gesagt weiß ich's nicht. Dein komischer Freund hat mich ein bisschen sehr arg rausgerissen. Aber du hattest etwas im Sinn gehabt, bevor wir unterbrochen wurden. Was war es?" Üblicherweise hätte sich der junge Mann nicht die Blöße gegeben. Aber er hielt sich eisern an den Deal, den sie beiden ausgemachten.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane schmunzelte. Und natürlich war ihm nicht entgangen, dass Ro ihm ein wenig entgegen kam in Sachen Ordnung. Er schätzte das mehr, als er vielleicht sollte.
      "Ich hatte vor, dich näher kennenzulernen. Ich hatte vor, dir dabei zu helfen, dass du dich besser kennenlernst. Und genau das tue ich jetzt."
      Er richtete sich auf, vergrub eine Hand in Ro's Haaren und küsste ihn innig. Er unterbrach den Kuss allerdings recht schnell wieder und lächelte Ro verschlagen an.
      "Wenn du es wünschst, können wir das irgendwann einmal wiederholen. Es gibt viel, was ich dir zeigen kann. Was du ausprobieren kannst. Aber jetzt, für den Anfang, will ich dass du mir mein Hemd ausziehst. Und wenn dir das nicht reicht, darfst du mich auch gern weiter entkleiden. Und dann, wenn wir beide vollkommen nackt sind, legst du dich da hin", er deutete auf die gleiche Stelle, an der er Ro das letzte Mal hatte stillhalten lassen, "und wirst mir verraten, was sich gut anfühlt, während ich deinen gesamten Körper mit meinen Händen kennenlerne. Wenn ich damit fertig bin, wiederholen wir das Ganze. Nur dass ich bei der zweiten Runde meine Lippen verwenden werde. Vielleicht sogar meine Zunge, wenn du dich benimmst."
      Dane beendete seine kleine Ankündigung, indem er den Kuss mit Ro wieder aufnahm. Bevor sie damit zu weit gingen, ließ er allerdings von dem jungen Mann ab und lehnte sich wieder zurück, als sei nichts geschehen. Einzig das wissende, verschlagene Lächeln in seinem Gesicht verriet, dass er es kaum erwarten konnte, in die Vollen zu gehen. Er würde sich bremsen, um Ro wenigsten noch ein bisschen was von seinem Verstand übrig zu lassen. Aber bei den Neun Höllen würde er dafür sorgen, dass der junge Mann seinen Spaß hatte und mehr wollte.
    • Ros Augenbraue zuckte, als sich Dane zum zweiten Mal in kurzer Abfolge von ihm zurückzog. Getoppt von diesem Lächeln war er fast schon wieder im Modus. Aber nur fast.
      "Ganz schön viel was du dir für eine Viertelstunde vorgenommen hast", merkte er an während er das schwarze Hemd Knopf für Knopf öffnete und es dem Dämon schließlich über die Schultern schob. Wie schon bei seinem eigenen Hemd legte er es penibel noch auf dem Bett zusammen, um es abschließend ebenfalls zum Sessel zu bringen. Von dort aus warf er einen Blick zu Dane herüber. Wenn er jetzt noch die Arme hinter dem Kopf verschränken und sich wie ein Pascha aufführen würde, wäre vermutlich eine Sicherung beim Drakin durchgebrannt. So kam er nur leichten Fußes zum Bett zurück und machte sich daran, das Spiel mit Danes Hose zu wiederholen. Wenn schon, denn schon.
      Brav der Junge, der er war, legte sich Ro neben Dane, wobei er seinen Rücken an einem bauschigen Kissen etwas aufrichtete. Seine komplette Aufmerksamkeit legte sich auf den Mann neben ihm. "Ich kann's immer noch nicht fassen, dass du einen Narren an mir gefressen hast", grinste Ro wohl wissentlich wie sich das anhörte. Insgeheim freute es ihn ungemein, dass, egal wie es dazu kam, sich diese Gelegenheit ergeben hatte. Von einem furchtbaren Tag in einen zu rutschen, der ihm in so vielerlei Hinsicht weiterbrachten, konnte man doch nur als ein Geschenk betrachten.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane hätte nie erwartet, dass er einmal so sehr davon begeistert sein würde, dass jemand anders seine Klamotten zusammenlegte.
      "Fällt es dir wirklich so schwer, dir das vorzustellen?", fragte Dane im Gegenzug.
      Er machte es sich neben Ro bequem und legte seine Hand ganz beiläufig auf dessen Brust.
      "Dass sich jemand für diesen äußerst attraktiven Körper interessieren könnte", sanft folgten seine Finger den Konturen von Ro's Brustmuskeln, "daraufhin mit dir ins Gespräch kommt", seine Fingerspitze streifte einen von Ro's Nippeln, bevor er zu dem seichten Tal zwischen den Muskeln zurückfand.
      Von dort aus strich Dane langsam weiter hinunter, nahm sich Zeit, jede kleine Erhebung ausgiebig mit seinen Fingern zu erforschen. Dabei behielt er Ro's Gesicht genau im Blick, nahm jede noch so kleine Reaktion in sich auf.
      "Und dann herausfindet, dass du auch noch Grips hast."
      Er konnte nicht widerstehen, Ro sanft ins Ohr zu beißen.
      "Und dann, auf einmal, hatte ich ein Gesamtkunstwerk vor mir, das mein Interesse geweckt hat - auf mehr als eine Weise."
      Seine Hand wanderte tiefer, strich über die feinen Muskellinien an Ro's Hüften. Und dann noch tiefer. Mit voller Absicht ließ er den besten Teil aus und ließ seine Hand über die Innenseite von Ro's Oberschenkeln gleiten.
      "Wo willst du meine Hände haben, Ro? Verrate es mir", hauchte er in das Ohr des jungen Mannes, "Oder willst du gleich meine Lippen haben?"
    • In voller Absicht beachtete Ro nicht ein einziges Mal, wohin Dane seine Finger gleiten ließ. Stattdessen sah er unverwandt sein Gesicht an, nur das unkontrollierte Zucken am Rande seiner Augen sowie Lippen verriet, wenn sein Körper auf die Berührungen reagierte. Noch immer grinste er breit, als er gedanklich einen Kommentar zu jedem Satz hinzufügte, der sein Gegenüber von sich gab.
      "Willst du damit sagen, du fandest meinen gekrümmten Körper bei dieser Veranstaltung da schon toll? Und hast nur deswegen erst mal einen Handel vorgeschlagen, ja?"
      Instinktiv stellte Ro sein linkes Bein auf als Dane gezielt bestimmte Bereiche umschiffte. Er konnte nicht fassen, dass dieser Mann hier vielleicht allen seinen Wünschen nachkommen würde. Sofern er diese denn benannte. Vielleicht sogar kostenlos. Man sah, dass er seine Lippen teilte, um etwas zu sagen, diese dann aber doch wieder schloss. Er überlegte kurz, dann deutete er mit einem Daumen auf seinen Hals. Er würde nicht so plakativ sein und den offensichtlichsten Ort für seine Hände wählen. Das war nicht sein Stil, den er gerade dabei war, zu entwickeln. Das Angebot hingegen, direkt Danes Lippen zu wählen war allerdings... sehr verlockend.
      Was darin resultierte, dass Ro Danes Gesicht von seinem Ohr abrückte, um ihn in einen Kuss zu verwickeln. Was bei dem Dämon sanft und zärtlich gewesen war, fiel bei dem Drakin etwas ruppiger aus. Wenn er schon gezielt Bereiche mit seinen Händen verschonte, dann würde er ihn anderwertig strafen. Mit seinen Zähnen kniff er in Danes Unterlippe, ein unglaublich leises Knurren entkam ihm dabei.

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