A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Dane ließ den Jungen machen und nutze die paar Minuten, die Ro auf seinem Smartphone herumtippte, um sich vollends zu beruhigen. Natürlich war er neugierig, welches neue Detail seinem Gegenüber eingefallen war, aber ein Deal war ein Deal. Wer wäre Dane, wenn er sowas nicht wertschätzen würde?
      In der Zwischenzeit leerte er seinen Kaffee in einem langen Zug und brachte die Tasse in die Küche zurück, wo sie sofort in der Spülmaschine landete. Er hatte sich gerade erst wieder hingesetzt, als Ro seine nächste Frage stellte. Mace's Lieblingslächeln fand seinen Weg wieder auf Danes Gesicht und er lehnte sich entspannt zurück, die Arme auf der Rückenlehne ausgebreitet.
      "Wer redet denn von Alkohol, mein junger Freund? Sicher, wenn man auf Realitätsverlust steht, kann man sich von mir aus gern zudröhnen - sei es nun mit legalen Mitteln wie Alkohol oder illegaleren Pharmazeutika. Ich urteile da nicht. Aber das ist nicht das, was ich meinte."
      Demonstrativ streckte Dane seine Beine neben den Couchtisch aus und überschlug sie an den Knöcheln.
      "Ich habe die Arbeit von Succubi und Incubi sehen - und erleben - dürfen, Ro. Du darfst mir gern glauben, wenn ich dir sage: So macht es Spaß, sich zu verlieren."
      Er zwinkerte dem Drakin einmal mehr verstohlen zu, musste sich aber davon abhalten, gewisse Gedanken weiter zu verfolgen. Vielleicht hätte er dieses Thema nicht unbedingt auf diese Weise anschneiden sollen, während ihm eine Person gegenübersaß, die sowohl körperlich als auch mental äußerst attraktiv war. Dane musste sich sogar auf die Zunge zu beißen, um sich einen gewissen Kommentar zu verkneifen.
      "Manche Leute verlieren sich tatsächlich gern, um dem Stress ihres Alltags zu entkommen", sagte er stattdessen.

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    • Ros Blick entglitt ihm.
      Es gab da diese Liste, an die sich der Drakin gerade lebhaft erinnerte. Eine Liste mit einer Aufzählung von Wesen, die man entweder meiden sollte weil gefährlich oder mit denen man seine Zeit besser nicht verbrachte weil sie nicht unbedingt das Beste zutage förderten. Just in diesem Moment sprangen ihm in Gedanken die Duccubi und Incubi aus dieser Liste an. Er hatte von ihnen nur gelesen, aber war noch nie einem begegnet. Oder man hatte einfach sehr darauf aufgepasst, dass ihm keiner über den Weg lief.
      "Wussten Sie, dass Drakin etwas... ähm... verklemmt in dieser Angelegenheit sind?"
      Allein seine Stimme spiegelte genau diesen Sachverhalt wieder. Drakin banden sich seelisch nur an eine andere Person, die sie bis an ihr Lebensende nicht mehr freigaben. Das schloss jedoch keine Gelegemütter aus - Drakin waren nicht zwangsläufig monogam. Wenn es darum ging, einen Nachkömmling zu erzeugen und die an sich gebundene Person gab es nicht her, dann waren solche Ausnahmen gestattet. Seltsame Tradition.
      Das bedeutete allerdings auch, dass Ro noch unbefleckt war. In so ziemlich allen Aspekten.
      Da flackerte wieder etwas Seitens des Dämons zu ihm herüber. Ro spürte, dass der Mann etwas in Absicht hatte, sich etwas vorstellte. Vielleicht sogar wünschte. Mit seiner freien Hand packte er sich instinktiv an das Handgelenk der anderen Hand, die immer noch das Wasserglas hielt. Wenn sich Drakin in der Nähe von jemanden befanden, die sich etwas bestimmtes besonders wünschten, dann brodelte ihr Blut buchstäblich. Dieses Aufflammen nahm Ro nun in seinen eigenen Adern wahr. Im Alltag war das Phänomen weniger vertreten, zu viele Wünsche bündelten sich auf kleinstem Raum und waren nicht dediziert genug, um ihn zu reizen.
      Ros Blick blieb an Danes hängen. Das hier war allerdings ziemlich ungefiltert und direkt.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "So verklemmt wirkest du vorhin am See aber nicht", kommentierte Dane mit einem breiten Grinsen.
      Herrje, warum bekam er immer die Unbeholfenen ab? Hatte er etwa einen Typen, von dem er nichts wusste? Mace hatte garantiert eine Meinung zu diesem Thema. Mace hatte immer eine Meinung.
      Da kam Dane eine Idee.
      "Du sagtest, du willst meine Tattoos sehen, richtig?", fragte er und musterte Ro, behielt ihn und seine Reaktionen genau im Blick. "Kleiner Deal am Rande - kein Handschlag von Nöten: Wenn du sie immer noch sehen willst, dann komm her, und sieh sie dir an. Aber du musst das Geschenk schon selbst auspacken."
      Ging er damit zu weit? Vielleicht. Würde er sich zurückhalten können, wenn Ro ihn tatsächlich auszog? Vielleicht nicht. Aber dieses Spiel, dieser Mann reizte ihn zu sehr, um das hier nicht vorzuschlagen.
      "Und wenn du sie in ihrer Gänze siehst, kann ich sie dir auch erklären", setzte Dane beinahe flüsternd nach.
      Er setzte dem Ganzen sogar noch die Krone auf, indem er ein wenig seiner Magie in die Tinte schickte. Genau da, wo die Tattoos unter dem Stoff seines Hemdes verschwanden, leuchteten sie kurz in einem schwarz und weißen Licht auf. An diesen Tattoos war so viel mehr dran, als sich Ro vorstellen konnte. Er juckte Dane geradezu in den Fingern, es ihm zu zeigen, sein Interesse zu wecken, seine Aufmerksamkeit nur für sich zu haben. Drakin waren nicht die einzigen Wesen, die besitzergreifend sein konnten.

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    • "Pfft, was macht schon eine männliche Gestalt oben ohne aus", schoss Ro umgehend zurück.
      Im nächsten Moment schreckte er kurz auf. Da war wieder diese Gegensätzlichkeit von dem, wie sie Danes Haltung mit seiner Aura widersprach. Nach außen hin wirkte er einfach nur gut gelaunt, das Grinsen lungerte noch immer breit in seinem Gesicht. Seine Aura hingegen sprach eine andere Sprache. Der junge Drakin konnte sie dieses Mal sehr leicht einordnen, so definiert war diese Emotion in dem Dämon: Vorfreude. Vorfreude auf etwas, das sich Ro vorstellen konnte, aber nicht wusste, ob er es sollte.
      Der Geruch nach verbranntem Bernstein nahm wieder zu. Ro verengte minimal die Augen in dem Versuch zu orten, ob der Dämon anderwertig Magie nutzte als nur an den Ausläufern seines aufgekrempelten Hemdes. Wie magnetisiert wanderten die azurblauen Augen genau dahin, wo Dane sie haben wollte. Wo immer Magie in definierter Weise floss, und darüber hinaus welche von der sie nicht viel wussten, zog Drakin an. Sie sammelten Reichtümer, nicht nur Gold und materielle Dinge. Denn in dieser Zeit war Reichtum gleichbedeutend mit Wissen.
      Ros Lippen öffneten sich, um etwas zu sagen. Bevor auch nur ein Geräusch über sie hinwegglitt, schloss er sie wieder. Er mahnte sich zur Vorsicht, wenn er Dinge sagte, die vielleicht gegen ihn verwendet werden würden. Wäre er nun so töricht gewesen und hätte weitere Bedingungen genannt, käme dies einem Handel gleich - was den Dämon umgehend reizen würde.
      Ein gedehntes Seufzen entkam ihm schlussendlich doch, als er das Wasserglas vor sich wieder abstellte. "Hätten wir da einen Deal mit Handschlag raus gemacht, dann würde ich mich nicht so fühlen, als würden Sie mich gerade verführen wollen." Seine Worte klangen lapidar, halb ernsthaft bedacht, halb in der Annahme, er interpretierte den Raum einfach grandios falsch.
      Dann erhob sich Ro von seinem Platz.
      Fast unerträglich langsam umschritt er den Beistelltisch bis er vor Dane stand, der noch immer ausgebreitet in seinem Sofa lungerte. Ro fühlte sich seltsam, als er so von oben herab auf den älteren Mann blickte, der so viel mehr erlebt hatte und Wissen besaß wie er. Noch war ihm nicht ganz klar, was am Drakin den Dämon so reizte. Attraktive Menschen, attraktive Menschen kannte er sicherlich mehr als genug.
      Langsam streckte Ro seine Hand aus. Er näherte sich dem dritten Knopf von Danes Hemd, berührte ihn, hielt kurz inne und zog sich dann vollständig wieder zurück. Er rieb sich seine Hand als er sich gerade aufrichtete und Dane mit einem Blick bedachte, der aus diesem Winkel eine herrische Note hatte.
      "Wenn ich das richtig sehe, spielt das hier mehr Ihnen in die Karten als mir. Das Wissen um die Tattoos ist mir wichtig - aber ich glaube, der Spaß, den Sie gerade haben, wiegt schwerer." War zwar ein Deal ohne Handschlag gewesen, aber es wäre nicht er gewesen, wenn da nicht ein bisschen Verhandeln drin sein könnte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane brach in schallendes Gelächter aus. Dieser verfluchte Junge!
      "Ich lebe seit Jahrhunderten in dieser Dimension und ich habe noch nie jemanden getroffen, der so versessen darauf ist, mit einem Dämon zu verhandeln wie du!", lachte er und strich sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
      Dann griff er nach Ro's Handgelenk und zog den jungen Mann auf seinen Schoß. Er brachte seine Gesicht so nahe an Ro's Ohr, dass seine Lippen es beinahe berührten.
      "Ich teile diesen Spaß gern mit dir, wenn das dein Wunsch ist", raunte er dem Drakin ins Ohr.
      Dann streckte er seinen Arm aus, präsentierte die komplizierten, ineinander verschlungenen Muster auf seiner Haut. Er ließ seine Magie hindurch fahren, sodass sie nacheinander mit dem schwarz-weißen Leuchten der ihm innewohnenden Magie aufleuchteten.
      "Du willst nicht einfach nur Fakten über meine Körperkunst haben, nicht wahr? Ein Teil von dir sehnt sich danach, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das nicht viele kennen, das gebe ich ehrlich zu. Die meisten, die gesehen haben, wozu diese Muster fähig sind, leben heute nicht mehr. Ich bin bereit, dir dieses Geheimnis zu geben. Wenn du es bindend machen willst, nur zu. Verrate mir, was du willst."
      Die Versuchung war groß, den Drakin zu berühren. Dane wollte ihm eine Hand in den Nacken legen, ihn an sich ziehen, diese letzten wenigen Zentimeter zwischen ihren Körpern vernichten. Das Kribbeln in seinem Arm war kaum noch spürbar, jetzt wo Ro ihm so nahe war. Stattdessen verlangte nun alles andere in ihm nach dem Drakin. Dane tat nichts, kam nicht einem seiner Wünsche nach. Er saß einfach nur da, Ro auf seinem Schoß, sein Arm ausgestreckt und mit sanften, unnatürlichen Licht pulsierend wie ein Glühwürmchen. So sehr er sich auch unter Kontrolle hatte, er war sich ziemlich sicher, dass er Ro in diesem Augenblick alles geben würde, wonach er verlangte.

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    • Völlig überrumpelt ließ sich Ro widerstandslos von Dane auf dessen Schoß ziehen. Damit hatte er in der Tat nicht gerechnet, dass der Dämon plötzlich aktiv wurde. Dementsprechend ungalant fand er sich auf den Beinen des Mannes wieder, der eigentlich nur ein Geschäftspartner sein sollte.
      Danes rauer Tonfall an Ros Ohr jagte einen vielversprechenden Schauer seinen Rücken hinab. Mit jeder Faser spürte er bereits, dass das hier etwas Gutes werden konnte - sofern er dies wünschte und zuließ. Kurz flimmerten diverse Sätze durch seinen Geist: Verkaufe deinen Körper nicht. Lass dich nicht beflecken obwohl dein Herz nicht daran hängt. Es gibt keinen höheren Zweck.
      "Woher wollen Sie wissen, dass es mir genauso Spaß bereitet wie Ihnen?", murmelte der Drakin ohne eine Anmutung auf Enttäuschung. Es war eine fast schon grausam ernst gemeinte Frage.
      Unterdessen hatte sich Ros Blick an Danes Arm festgesaugt. Die Magie in den verschlungenen Linien erzeugte eine psychedelische Wirkung auf ihn. So wie Licht die Motten anzog. In diesem Augenblick wusste der junge Drakin ganz genau: Wenn er jetzt etwas als Deal anbot oder auch nur etwas sagte, das als solcher missverstanden werden konnte, dann würde der Dämon darauf anspringen und ihn mit in den Abgrund reißen. Seine Fingerspitzen kribbelten. Jetzt hatte er die Möglichkeiten, nicht nur eine neue Information zu erhalten sondern gleich mehrere. Doch er hatte Angst, was es mit ihm anstellen würde. Ob er sich der Konsequenzen bewusst war. Und ob er dann noch ein geschäftliches Verhältnis mit Dane Blackwell wahren konnte. Wie er bereits vermuten ließ, war Ro lediglich sein erster Drakin und sonst nichts. Wie eine Figur in einer Vitrine, die der Sammler nur ewig lang gesucht hatte.
      "Das, was ich haben will ,werden Sie mir nicht geben. Der Preis ist zu hoch." Ros Murmeln hatte sich in ein Flüstern verwandelt, das diesen Zwiespalt überdeutlich wiederspiegelte. "Wenn Sie mir einen unbestimmten Gefallen auf meinen Wunsch ohne Gegenleistung gewähren, dann haben Sie einen Deal."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane kicherte. Ein dunkles Geräusch aus den Tiefen seiner Brust.
      "Immer schlägt er einen Gegenhandel vor, nie weiß er wie man verhandelt", tadelte er.
      Seine Instinkte schrien ihn an, den Deal einzugehen, einfach nur weil es einer war. Doch wer wäre Dane, was wäre seine so kostbare Kontrolle, wenn er sich einfach darauf einlassen würde. Ein Teil von ihm wollte auf dieses äußerst verlockende Angebot eingehen, die Worte des Mannes so verdrehen, dass der Preis für das, was er haben wollte, viel zu hoch war. Der Dämon wollte mit seinem Essen spielen. Aber ein anderer Teil, ein leiser, mächtiger Teil von ihm wollte etwas anderes. Er wollte, dass dieser clevere, dumme Junge nicht zu Schaden kam. Nicht noch mehr, als ihm seine Familie schon zugefügt hatte.
      Dane gab nach und legte dem jungen Drakin eine Hand an den unteren Rücken.
      "Kein Deal", sagte er. "Das Geheimnis meiner Tattoos für eine Stunde deiner Zeit. Keine Gedanken an Drakin, soziale Stellung, deine fehlende Form. Nichts, was mit unserem bereits bestehenden Handel zu tun hat. Eine Stunde gedankenloses Vertrauen. Ich werde nichts tun, was dir physisch oder psychisch schaden könnte und ich werde nichts tun, ohne um dein Einverständnis zu fragen. Das ist mein Angebot."
      Er stoppte das sanfte pulsieren seiner Tätowierungen, um zu unterstreichen, das das sein letztes Angebot sein würde.
      "Und was den Spaß angeht: Warum glaubst du, ich hätte Spaß an etwas, was dir keinen bereitet?", fügte er leise hinzu, ein weiteres Raunen in Ro's Ohr.

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    • Im Prinzip war Danes Berührung an Ros unteren Rücken nicht viel anders als damals seine Hand an seiner Hüfte. Nun bekam der Drakin allerdings eindrucksvoll demonstriert, dass der Umstand so ziemlich jeder Gestik eine neue Bedeutung verleihen mochte. Bereits jetzt nahm er eine Spannung in der Luft wahr, die seine Nackenhaare auch aufstellen ließen.
      Eine Stunde gedankenlos Vertrauen klang auf den ersten Eindruck nicht nach viel. Aber innerhalb 60 Minuten konnten sowohl großartige als auch schreckliche Dinge passieren. War der Junge fähig, sein Vertrauen einfach abzugeben für etwas, das er nur in Erfahrung bringen wollte? Anstatt der gesunden Rationalität hämmerte sein Puls lautstark in seinem Ohr.
      "Eine Stunde", bestätigte Ro leise als Dane ihm zu allem Überfluss noch mal ins Ohr raunte und damit seine entstehende Gänsehaut auf den Armen verriet.
      Er hatte schon verloren als der Dämon ihm in Aussicht gestellt hatte, als über seinen Körperschaft zu erfahren. Nun musste er mit den Konsequenzen leben.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Ein freudiges Grollen rollte durch Danes Brust. Nicht nur bekam er, was er wollte, nein. Ro gab besänftigte auch noch seinen inneren Dämon, der nach einer Gegenleistung sehnte. Dane musste nicht lange auf den finalen Handschlag warten, Ro gab ihm das beinahe von allein. Woraufhin er von dem Drakin abließ und sich wieder zurücklehnte. Er legte seine Arme wie zuvor ausgestreckt auf die Rückenlehne seines Sofas.
      "Dann packe dein Geschenk doch mal aus, damit ich dir erklären kann, was du siehst."
      Danes Tattoos waren ein Meisterwerk. Jeder Hautkünstler konnte das auf nur einen Blick bestätigen. Die Muster, die sich über seine Hände, Arme, Nacken, Brust und Rücken spannten, bevor sie unter seinem Hosenbund verschwanden waren Bildern in Bildern. Auf den ersten Blick erkannte man dicke schwarze Linien, die sich schwungvoll über große Flächen zogen und umeinander herumtanzten, traditionellen Tribaltattoos nicht unähnlich. Zoomte man heraus, konnte man erkennen, dass diese Linien auf Danes Brust zu einer brüllenden Kreatur zusammenfanden. Diese Kreatur brüllte, weil man ihr ein Schwert in den Kopf gestoßen hatte. An diversen anderen Punkten wurden die Linien durch Kreise unterbrochen, in denen sich seltsame Runen befanden. Aber wenn man ganz genau hinsah, wenn man sich die Linien auf Danes Haut aus der Nähe ansah, dann war zu erkennen, dass keine davon einfach nur eine Linie war. Sie alle bestanden aus weiteren, winzigen Runen, die so eng beieinander standen, dass sie von weitem so wirkten wie Linien.
      Dane ließ Ro einen Moment, um die Muster zu betrachten, beobachtete das Interesse des jungen Mannes. Dann bedeutete er Ro, ein bisschen Abstand zu nehmen. Diese kleine Demonstration hatte er schon lange nicht mehr geben müssen.
      Dane sandte einen Teil seiner Energie in das Muster, das das Schwert bildete und legte sich eine Hand auf das Brustbein - die Stelle, an der der Griff lag. Im Nächsten Augenblick zog Dane ein tiefschwarzes Schwert aus seiner weiß-brennenden Brust heraus. Das Schwert war nichts, was die Menschheit jemals benutzt hätte. Es war lang und breit, die klinge tiefschwarz und matt. Und es konnte so viel mehr als ein simples Schwert aus irdischem Metall, wenn Dane es nur wollte.
      "Was die Menschen als einfache Tattoos sehen", begann er zu erklären, "ist in Wahrheit das, was ich mein Lebenswerk nennen würde, wenn ich denn ein Verfallsdatum hätte. Es hat mich einige Jahrzehnte und einiges an Magie gekostet, das hier zu erschaffen. Siegelmagie ist kompliziert und auf einem so kleinen und gleichzeitig so großen Level ist sie praktisch unmöglich."
      Er setzte die Spitze der Klinge an sein Brustbein. weiße Flammen entstanden dort, wo das Metall auf seine Haut traf. Sie breiteten sich aus, als er das Schwert langsam wieder in seine Brust hineindrückte und sein Tattoo wieder im Schädel der Kreatur platzierte.
      "Die letzte Person, die dieses Schwert gesehen hat, hat ihren Kopf verloren."

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    • Solange Ro sich konzentrierte und sich nur darauf fokussierte, dass das Ausziehen des Mannes vor ihm lediglich Mittel zum Zweck war, drifteten seine Gedanken nicht in eine Spate ab, die er nicht beabsichtigte. Trotzdem war es seltsam, Knopf für Knopf des Hemdes zu öffnen, während Dane ihn wortwörtlich mit breiten Armen empfing. Mit jedem Zentimeter freigelegter Haut wuchs die Körperkunst und zog sich bis außerhalb Ros Sichtfeld. Als er letztlich noch die Ärmel über seine Arme abstreifte und das Hemd neben sie auf das Sofa legte, war da keine Spur der Nervosität mehr.
      Die Augen des Drakin glühten förmlich, als er mit seinen Fingern die kräftigen schwarzen Linien nachfuhr. Auch ohne hinzusehen wusste er, in welche Richtung er seine Finger führen musste, um dem Muster zu folgen. Ohne zu wissen, was genau diese Tättowierungen waren fühlte er es - jede einzelne Linie war von Magie durchzogen, so alt und mächtig, dass sie entfesselt seine Auffassungsgabe sprengen mochte. Vor seinem geistigen Auge bildete das Energienetz ein ganz eigenes Bild, sodass er es fast nicht mal gebraucht hätte, die Muster aus einer kleinen Distanz zu begutachten.
      Trotzdem befolgte er Danes Wunsch und ging etwas auf Abstand. Im Endeffekt war der junge Drakin auch ganz froh darüber, denn was der Dämon aus seiner Brust zog, ließen auf einmal Sirenen in seinem Geist losschreien von denen er gar nicht wusste, dass er sie besaß. Immer wieder brannte ein Wort in seinem Inneren auf, das ihm solche Angst einflößte, obwohl er nicht einmal wusste, wieso genau.
      Drachentöter.
      Erst als Dane die Waffe wieder in seiner Brust versenkte, stieß Ro einen angehaltenen Atem aus. Dass er instinktiv in einen Ausfallschritt verfallen war, hatte er gar nicht mitbekommen. Die nun folgenden Worte des Dämons machten die Lage nicht unbedingt besser. Noch immer klingelte es in seinen Ohren, fast hätte er sich einmal die Hände gegen sie geschlagen. Stattdessen riss er sich aber am Riemen.
      "Ich nehme mal einfach an, das gilt nicht aber nicht für mich? Wieso hat es jemand mit Ihnen verscherzt?"
      Ro hatte angedacht, dem Gesagten etwas Schneid zu verleihen. Der Versuch ging leider etwas unter in der Anspannung, die in seiner Stimme mitschwang. Da fiel ihm aber schon etwas anderes auf.
      "Ich hätte nicht gedacht, dass das Hemd schon ausreicht. Da waren meine Gedanken ja völlig unbegründet...", dachte er laut während er eiskalt zu seinem Sofa zurückkehrte und sich das Wasserglas griff. Vielleicht half das gegen die Sirene in seinem Kopf.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Wenn ich wollte, dass du dein hübsches Köpfchen verlierst, hättest du es schon nicht mehr da auf deinem hübschen Hals sitzen", antwortete Dane.
      Er griff nach seinem Hemd, aber nicht, um es anzuziehen, sondern um es ordentlich zusammen zu legen. Er grinste breit, als er die Überlegungen des Drakin zumindest teilweise mitbekam, als dieser die Flucht vor ihm ergriff.
      "Das Hemd? Falls du dich fragst, ob teure Stoffe meine Magie verbergen können, muss ich dich enttäuschen. Das mache ich, nicht meine Outfits. Ich will ja meine Kunden nicht verschrecken."
      Von jetzt auf gleich griff Dane auf den Instinkt zurück, den er sich vor Jahrhunderten antrainiert hatte. Dieser Tage musste er sich aktiv daran erinnern, diese Verschleierung seiner Macht aufzugeben, so sehr war sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Für jeden Außenstehenden kam er jetzt wieder wie ein stinknormaler - wenn auch reicher - Typ rüber. Abgesehen vielleicht von den aufmerksamen Augen eines jungen Drakin.
      Dane schwang sich auf die Beine und drehte sich herum, immerhin hatte er Ro eine mehr oder weniger volle Tour versprochen. Auf seinem Rücken folgten die Linien aus Runen seiner Wirbelsäule und seinen Rippenbögen. Auf seiner Wirbelsäule waren drei größere Runen in Kreisen, wie auch schon auf seinen Armen. Zwischen den dickeren Linien hatte man freie Sicht auf etwas, was praktisch eine Textwand war. Hier waren die Runen deutlicher zu erkennen. Es wirkte fast schon, als hätte sich Dane ein uraltes Buch auf die Haut schreiben lassen.
      "Du bist schon wieder nervös", stellte Dane fest.
      Der Junge hatte wirklich kein Pokerface.
    • "Wenn jemand mit einer potenziell tödlichen Waffe vor dir auftaucht, wird man halt nervös."
      Endlich hatte Ro seinen schnippischen Tonfall zurück. Offenbar war das Wasser in seinem Glas ein wahres Wundermittel. Was ihm jedoch nicht mehr so viel brachte, da nun das Glas traurig leer zurück auf den Beistellstisch wanderte.
      Die Augen des Drakin verengten sich als er versuchte, die Runen von seiner Position aus zu lesen. Vergebens, wie sich herausstellte, denn die Zeichen wirkten auf ihn befremdlich, anders und nicht zu deuten. Allerdings kreisten seine Gedanken um einen Punkt von vorhin. Wen hatte Dane enthaupten müssen oder wollen? Was hatte derjenige angerichtet? Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde da vielleicht ein Pakt gebrochen und das war Danes Art, sich dafür zu revanchieren.
      Tatsächlich war diese Nervosität eine andere. Es glich einer Urangst, die er selbst nicht verstand und nicht der Sorge, was in den nächsten fünf Minuten passieren mochte. Der räumliche Abstand zwischen ihnen sorgte dafür, dass Ro Dane in aller Ruhe mustern konnte und das Gesamtkonstrukt bewunderte. Noch immer fühlte er vage das Kribbeln in seinen Fingerspitzen, das ihm unsichtbare Wege auf dem erstaunlich definitierten Körper des Dämons aufzeigte.
      "Sie haben die Linien mit Magie erzeugt,richtig? Kein klassisches Tattoo, wie man es kennt? Wieso ist das Ihr Lebenswerk geworden? Ich meine, warum hält man es für nötig, Siegelmagie auf sich selbst zu verewigen?"
      Sigelmagie. Vielleicht war auch bei Ro etwas nicht direkt verkorkst, sondern versiegelt worden. Selbstverständlich konnte er sich nicht an seine jüngsten Jahre erinnern. Niemand hat ihm je erzählt, ob etwas in dieser Zeitspanne vorgefallen war. Wenn jemand absichtlich ihm seine Wahre Gestalt genommen haben mochte, MUSSTE das doch jemanden aufgefallen sein. So schnell diese Idee gekommen war, verflog sie auch wieder.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Oh, die Linien habe ich alle selbst erschaffen, aber nicht mit Magie."
      Dane ließ sich wieder auf die Couch sinken und zog ganz automatisch seine Beine wieder in den Lotussitz.
      "Siegelmagie erfordert spezielle Tinten, die erstmal hergestellt werden müssen. Allein die Zutaten für die Tinten zu finden war schon eine Odyssee. Dann muss man ganz genau wissen, was man da eigentlich schreibt und warum, was der Zweck der Runen sein soll. Viele Nuancen und so weiter. Ich habe dir ja eben gesagt, dass Siegelmagie hochgradig kompliziert ist. Das Ganze dann auf meine Haut zu transferieren...", Dane schüttelte den lächelnd den Kopf, "Ein Tattoo gestochen zu bekommen ist nichts verglichen mit dem Transfer von tausenden von Runen. Warum ich all das für nötig hielt? Ich habe zu Zeiten existiert, dich nicht annähernd so sicher waren wie die heutige. Die Menschen haben sich gegenseitig zerfleischt und wenn die Magischen in diese Spiele mit einsteigen dann... sagen wir einfach, ich war nicht immer ein Investor."
      Dane bereute nichts von dem, was er in seiner langen Vergangenheit getan hatte. Vieles davon erachtete er sogar als notwendig. Stolz war er aber nicht darauf. Die Zeiten waren oft genug sehr hässlich gewesen und nur weil er derjenige war, der nicht nur sah, dass etwas getan werden musste, sondern sich auch tatsächlich die Hände schmutzig gemacht hatte, hieß das noch lange nicht, dass er jemand war, der so etwas guthieß. Aber manchmal brauchte die Welt eben ein Monster und keinen Helden.
      "Dämonen werden von Konflikten so angezogen wie du vom Wasser oder eine Motte von einer Flamme. Ich bin da keine Ausnahme. Mit Schusswaffen bin ich nie warm geworden, entschuldige das Wortspiel. Aber ich habe auch nie welche gebraucht."
    • Ro schwieg während sein Blick auf Dane ruhte. Dies war das erste Mal, seitdem sich Dane und Ro kannten, dass in seinem Blick eine Kälte lag, die man dem Jungen so gar nicht zugetraut hätte. Die Augen starr auf den Dämon gerichtet, sah er noch so viel mehr als nur die Person, die ihm gerade gegenüber saß. Für ihn war es schwierig in Worte zu fassen, aber er realisierte gerade, wie viel Zeit zwischen ihnen beiden liegen mochte. Wieviele endlose Jahre sich zwischen ihren Entstehungen spannten. Und dass der Mann vor ihm scheinbar unsterblich war. In diesem kleinen Raum fühlte sich Ro daran erinnert, dass selbst seine Zeit auf Erden endlich war. Natürlich würde er bei gutem Willen jeden Menschen um Längen überleben. Doch unsterblich war nicht ein einziger Drakin.
      Fast hätte Ro Worte über etwas verloren, das so unglaublich aus dem Kontext gerissen war, dass er selbst Schwierigkeiten gehabt hätte es zu verstehen. Er wusste, dass Dane nachfragen würde, woher diese Frage rührte und dank mangelnder Erläuterung sich nicht damit zufrieden geben würde. Also sprach er etwas anderes an.
      "Sie sagen, Sie seien noch keinem Drakin begegnet. Ich weiß aus früheren Zeiten, dass man unsere Art binden konnte. Sie haben Kriege gesehen, die ich mir nicht mal ausmalen kann. Dabei ist Ihnen nie ein Drachenreiter untergekommen?"
      Es war eine Sache, Aufzeichnungen zu lesen und eine völlig andere, Zetzeugen zu hören. Sicher, es war selten, dass Drachen sich banden. Aber er erinnerte sich gut an die Anekdoten, die man ihm gezeigt hatte. So wie man kleinen Kindern mit dem schwarzen Mann drohte. Aber wie sollte man in diese Gefahr geraten, wenn man gar nicht das besaß, was bindend war?
      "Übrigens hatten wir vorhin gar nicht gesagt, wann Sie diese ominöse eine Stunde Zeit von mir wollen", wechselte er erneut das Thema wie der Wasserstand bei Ebbe und Flut. Er zog wieder sein Handy aus der Tasche, so als müsse er seinen Kalender durchschauen. Immer darauf bedacht, dass er Dane noch im Augenwinkel hatte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Irgendwas war anders an Ro. Dane hatte mit einer Farbpalette aus diversen Rottönen gerechnet, angefangen und nicht beendeten Sätzen, Starren sogar, aber nicht mir einem nachdenklichen Gesicht, das sich versuchte, einen Reim auf etwas zu machen, von dem Dane nichts wusste.
      "Ich habe nicht in den richtigen Breitengraden gekämpft. Man kennt ja die klassischen Geschichten über die großen bösen Drachen aus diversen Kulturen. Aber nicht jede hat solche. Ich gehe davon aus, das solche Geschichten dort entstanden sind, wo auch tatsächlich Drakin gelebt haben - oder immer noch leben. Die Kriege, die ich erlebt habe, wurden ohne deinesgleichen geschlagen. Es gibt eine Sache, die über mich wissen solltest Ro: Ich lüge nicht. Ich bin nicht wie der ein oder andere physisch nicht dazu in der Lage, aber ich habe der Unwahrheit schon vor langer Zeit entsagt. Wenn ich dir also sage, dass du der erste Drakin bist, der sich mir als solcher offenbart, dann ist das die Wahrheit. Ich weiß von keinem Drakin in meinem Leben. Abgesehen von dir. Und jetzt verrate mir, warum du so hart daran arbeitest, Falten in dein hübsches Gesicht zu ziehen. Die stehen dir nicht."
      Er bekam nicht die Antwort, die er haben wollte. Stattdessen wechselte Ro einmal mehr das Thema zu einem ihrer Deals. Dane seufzte schwer und ließ den Kopf theatralisch auf die Rückenlehne fallen.
      "Irgendwann, wenn mir danach ist", antwortete er etwas genervt, "Ich bin versucht, sie jetzt sofort einzufordern, nur damit du dich mal ein bisschen entspannst. Bei den Neun Höllen, ich bin selten einem einundzwanzig Jährigen des aktuellen Zeitalters begegnet, der einen so gewaltigen Stock in seinem Arsch hatte!"
      Einem Impuls folgend stand Dane auf und ging hinüber zu Ro. Ohne Scham setzte er sich auf dessen Schoß, die Arme rechts und links an Ro's Kopf vorbei gegen die Lehne gedrückt. Dane war ganz genau bewusst, wie nahe er dem Drakin gerade war, aber er achtete auch penibel darauf, dass kein Hautkontakt zwischen ihnen entstand, während er seinen Blick in diese unendlich schönen Augen bohrte.
      "Du treibst mich in den Wahnsinn, Ro", raunte er."
    • Nicht die richtigen Breitengrade also. Ro kannte die meisten anderen Stämme, immerhin mussten sie immer höllisch aufpassen, wenn sie durch deren Terretorien reisten. Soweit man den Geschichten Glauben schenken mochte, dann führten Reiter die Drachen fast immer aus ihren heimischen Gefilden, damit sie nicht nach ihren Verwandten riefen. Auf alle Fälle hatte er nun die Bestätigung in Worten, dass Dane in Kriegen gekämpft hatte, die vermutlich nicht mal seine gewesen waren.
      Jäh wurde Ro aus seinen Gedankengängen gerissen, als ihn eine Auraspitze anschwappte. Diese leicht genervte Stimmung hatte er schon einmal bei Dane wahrgenommen. Obwohl man sagen musste, dass der Wald einen etwas anderen Grund darstellte. Prompt wachte der Drakin aus seiner nachdenklichen Haltung auf und schüttelte schon fast irritiert den Kopf.
      "Ich bin total entspannt", warf er ein noch bevor Dane aufgestanden war.
      Am liebsten hätte er seine Worte direkt zurückgenommen. Dane kam mit einer Präsenz zu ihm herüber, die ihn regelrecht zu erdrücken schien. Ihm bleib nichts anderes übrig, als sich rückwärts in die Rückenlehne der Couch zu pressen, um dem Gefühl irgendwie zu entgehen. Dann saß der Dämon plötzlich auf seinem eigenen Schoß, ein Spiegelbild von vorhin nur andersherum. Jedoch schlossen Danes Hände links und rechts von Ros Kopf ihn in einen mentalen Käfig. Er hatte ihn fixiert, und das auf mehreren Ebenen. Physische Flucht wäre üblicherweise das Mittel zum Zweck gewesen, jetzt konnte er sich hingegen kaum unbemerkt rühren. Diese Situation brachte den Jungen dazu in seiner 'Not' anders zu handeln, wie er es sonst tat.
      "Wusste nicht, dass man Sie so einfach aus der Fassung bringen kann", spottete der Drakin. Er erwiderte Danes Blick, seine Augenfarbe flimmerte leicht. Ihm war wohl aufgefallen, dass der ältere Mann sichtlich bedacht war, ihn nicht direkt anzufassen. Doch auch so tanzten ihre Auren einen gefährlichen Rhythmus nah an der Grenze. Bis jetzt hatte Dane einen sehr gefassten Eindruck gemacht. Doch jetzt, wo er halbnackt einfach auf Ro saß und vielleicht sogar unbewusst ihn mit seiner schieren Präsenz zu übermannen drohte, wirkte er seltsam greifbar auf den jungen Drakin. Anders als jeden einzelnen Moment zuvor.
      "Jetzt sagen Sie mir nicht, Sie können andere nur berühren wenn sie einen Handel mit ihnen abschließen." Der Spott triefte nun aus jedem einzelnen von Ros gesprochenen Worten. Auf seine Lippen erschien ein Grinsen mit einer Andeutung von Fangzahn. Das Blau in seinen Augen war mittlerweile satte zwei Nuancen intensiver geworden, doch noch waren seine Pupillen rund. Er fühlte sich wie ein Fass voller Energie, in das sich immer mehr von Danes Präsenz ergoss. Dem nicht mehr viel fehlte, damit es überlief.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Wie konnte es dieser Junge bloß wagen?!
      Dane stoppte sich, bevor er etwas dummes tat. Impulsivität konnte lustig sein, aber nur in einem ganz bestimmten Rahmen. Also stopfte Dane seinem dämonischen Ego das Maul und warf es wieder in die Ecke, wo es hingehörte. Und dann sah er es: das Schimmern in Ro's Augen und die kleinste Andeutung einer körperlichen Veränderung. Daher wehte also der Wind.
      Dane lächelte verschlagen und beugte sich so weit vor, dass nur noch wenige Zentimeter sein Gesicht von dem des Drakin trennten.
      "Du hast noch nicht erlebt, wie ich die Fassung verliere, kleiner Ro", raunte er.
      Er packte Ro am Kragen - immer noch ohne Hautkontakt herzustellen - und riss den Jungen zur Seite, sodass dieser nun auf dem Sofa lag, unter ihm, zwischen seinen Beinen. Ohne zu zögern stellte Dane wieder die leicht zu überbrückende Nähe her.
      "Willst du denn, dass ich dich berühre?", hauchte er gegen Ro's Kinn, "Eben hast du dich noch ganz schön geziert, als ich du mich ausgezogen hast. So vorsichtig. So... unschuldig. Soll ich dir sagen, wie du mich berühren sollst? Wäre dir das lieber? Wenn nicht, dann musst du diese hübschen Lippen da in deinem Gesicht benutzen und mir sagen, wie ich dich berühren soll. Bevor du mir das nicht sagst, werde ich nämlich gar nichts tun und einfach hier sitzen bleiben. Dämonen können sehr ausdauernd sein, kleiner Drakin."
    • Die Frage war vielmehr, ob Ro es erleben wollte, wie Dane seine Fassung verlor. Er hatte das Schwert gesehen, die alte Magie gespürt. Vielleicht war es genau diese Mischung, die ihn so reizte und fast dazu getrieben hätte, Dane gezielt zum Verlust seiner Fassung zu bringen.
      Die rechte Hand des Drakin zuckte aufwärts, als der Dämon ihn am Kragen packte und in die Horizontale verfrachtete. Ein dumpfes "Umpf" entkam ihm, als sein Kopf auf der Sitzfläche der Couch aufschlug und er praktisch augenblicklich Dane wieder über sich schweben hatte. Ros Lächeln wandelte sich zu einem breiten Grinsen.
      "Ach? Ich bin ihr erster Drakin. Sie wissen rein gar nichts über uns", erwiderte Ro ganz genau in dem Wissen, dass diese Informationslücke ein Dorn im Auge seines Gegenübers sein mochte. "Wie würden Sie jemanden anfassen, der eine pulsierende Magiebombe unter Ihren Fingern ist?"
      Innerlich war der Junge sogar stolz darauf, dass er noch immer die Anrede wahrte. Noch hatten sie keine Grenze überschritten, die ihn dazu nötigte, eine andere Anrede zu wählen. Noch war da dieser delikate Vorhang aus dünner Seide zwischen ihnen, der viel vermuten aber die Sicht nicht durchdringen ließ. Er spielte mit dem Umstand, dass er auf keine Frage des Dämons direkt einging, ihm auch nur eine einzige direkte Antwort schenkte. Mit jeder Sekunde spürte er, dass er nicht so schnell einknicken wollte, dem Dämon nicht so leicht das gab, was er wollte.
      Ros Mimik war unverändert, als er leicht den Kopf in den Nacken legte und ein weiteres Stückchen seiner Kehle freigab. Trotzdem hatte er seinen Körper nicht vollends unter Kontrolle. Beide seiner Händen zuckten, offensichtlich im Disput ob sie sich regen durften oder nicht. Seine Beine hingegen hatte er ein wenig angezogen, zumindest so weit, wie der Körper über ihm es zuließ. Überpräsent war die Wärme, die Danes Körper über ihm ausstrahlte. Hätte Ro beschreiben müssen, wie es sich gerade anfühlte, dann war es so, als ertrinke er in der Aura des anderen. Dabei hatten sie sich noch nicht einmal in diesem Zustand berührt.
      "Wir sind es gewohnt auszuharren, Mr. Blackwell", flüsterte Roh, dessen schwerer Atem verriet, wie sehr der Umstand an seinem Nervenkostüm zerrte.

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    • "Ausharren nennst du das also", kicherte Dane dunkel, "Wäre ich ein Wolf-Shifter, würde ich glatt behaupten, du unterwirfst dich mir. Wäre ich ein Vampir, würde ich dich einen Fangbanger schimpfen, so wie du dich mir gerade präsentierst."
      Verdammt, war das ein attraktiver Hals! Dane mochte vielleicht kein Blutsauger sein, aber ein Teil von ihm wollte trotzdem ein Zeichen seiner Anwesenheit auf der zarten Haut des Drakin hinterlassen.
      "Dann sei darüber informiert, dass Dämonen für gewöhnlich kriegen, was sie wollen..."
      Er beugte sich noch weiter vor, sodass sie einander nun wieder in die Augen sehen konnten. Die unendlichen, lebendigen Meere in Ro's Augen brachten ihn beinahe um den Verstand. Zu wissen, dass er das gerade auslöste...
      "So eine große Magiebombe kannst du ja gar nicht sein, wenn du keine Schuppen, keine Farbe, keine Flügel, keine Auswüchse, gar nichts hast, was alle anderen Drakin in deinem Alter haben."
      Dieses Spiel konnten auch zwei Spielen, dachte sich Dane, als er die exakten Worte wiederholte, die Ro ihm vor wenigen Stunden in dem Wald an den Kopf geworfen hatte.
      "Du wirst mir wohl oder übel berühren müssen, wenn du wirklich Erfolge wie vorhin sehen willst, kleiner Drache. Dieser Trick funktioniert nicht anders."
      Ein geradezu teuflisches Grinsen legte sich auf Danes Lippen. Seine Trumpfkarte war die schlichte Wahrheit. Er konnte dieses Spiel gar nicht verlieren. Der geknebelte Dämon in der hintersten Ecke seines Verstandes freute sich auf jeden Fall.
    • "Sorry, aber andere Rassen interessieren mich gerade herzlich wenig."
      Damit hatte Ro gerechnet. So leicht würde Dane mit seiner schier unendlichen Zeit, die er bereits auf Erden wandelte, nicht einknicken. Was das Ganze nicht unbedingt weniger interessant gestaltete.
      "Umso spannender, wenn Sie mal nicht direkt das kriegen, was Sie möchten", setzte er hinterher, jedes einzelne seiner Worte war nichts anderes mehr als ein Flüstern.
      Als sich Dane weiter nach vorn beugte, trafen sich ihre Blicke. Es war eine Schande, dass der Drakin seine eigenen Augen nicht sehen konnte. Das Farbwechselspiel, das gerade über seine Regenbogenhaut ablief, war für jeden ihrer Art einzigartig. Genauso wie die Augenfarbe, die sie bekamen, wenn sie ihre Wahre Gestalt annahmen. Ro war sich sicher, wenn er jetzt den Rücken leicht durchdrückte, dann würde er Danes warmen Oberkörper durch die dünne Stoffschicht spüren können, die ihre Haut voneinander trennte.
      Unterbewusst schlich sich eine seiner Hände entlang der Rückenlehne nach oben. Als dem Drakin das auffiel, zwang er seine Hand zum sofortigen Stillstand. Er spürte den Reiz überdeutlich, seine Nervenenden waren wie elektrisiert von dem Mann über ihn. Tief in ihm wies eine leise Stimme ihn darauf hin, dass hier noch gar kein Magiefluss im Spiel war. Und was er sich ausmalen konnte, wenn dem so sein sollte. Fast nebensächlich verfluchte Ro seine Art dafür, so sensibel auf die drei Größen des Lebens zu reagieren; Lebensenergie, Auren sowie Magie.
      Ro konnte den Blick nicht aufrecht halten. Seine Lider senkten sich, um Danes Blick zu entgehen. Zumindest so weit es ging.
      "Sie meinen also, dass das hier ausreichen soll, damit der Knoten platzt? Wäre das nicht viel zu leicht?"
      Mittlerweile waren Ros Gedanken nur nohc konfus. Es war ihm egal, ob es dazu beitrug oder nicht. Ob das alles hier auch nur in irgendeiner Art und Weise ihn näher zu seiner Wahren Gestalt brachte. Sein innerstes Wesen begann sich langsam an die Oberfläche zu kämpfen, logisches Denken zu verdrängen und sich einfach nur das zu holen, was ihn ausgleichen mochte.
      Über Ros Lippen kam ein gedehnter Laut als er so langsam verstand was Dane gemeint hatte, wenn er davon sprach sich selbst zu vergessen. Seine Lider flogen auf, die Augen gefasst mit neuer Entschlusskraft. Er würde nicht einknicken. Noch nicht.
      "Sind Bomben optisch nicht oft unauffällig und entfalten ihre Kraft nicht erst dann, wenn sie explodieren?", erinnerte Ro Dane während er fast wieder die Augen geschlossen hätte.
      Diese konstante Nähe brachte ihn völlig aus dem Konzept. Wo seine Worte eben noch recht gefasst wirkten, sog er auf einmal scharf Luft ein. Eine weitere Welle von Danes Aura überspülte den Drakin und brachte das Fass gefährlich nah an den Rand zum Überlaufen. "Machst du das absichtlich mit deiner Aura oder merkst du das nicht?" Der Punkt war erreicht, an dem er auf die Anrede pfiff. Er konnte sich fast nicht mehr richtig konzentrieren, so überladen war die Atmosphäre um ihn herum. Sein Körper schien zu vibrieren, er selbst war unschlüssig darüber, ob das gut oder schlecht war.

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