A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Dane lachte leise.
      "Ich bin nicht allmächtig, Ro. Ich bin gut in der präzisen Steuerung von Magie. Bei der Verarbeitung von großen Mengen stolpere ich schon einmal. Zumal ich aus der Übung zu sein scheine. Immerhin kann ich dich jetzt aus allen Winkeln gleichzeitig betrachten."
      Alle von Danes Augen schienen zu schmunzeln. Doch dann wurde er wieder ernst. Ein Aurenbrand... Dane kannte das Konzept, miterlebt hatte er es aber noch nie.
      "Verstehe. Ich kann meine Aura leider gerade nicht besonders gut unterdrücken. So gern ich dich auch in den Arm nehmen will, ich glaube nicht, dass das besonders angenehm werden würde."
      Noch ein Grund mehr, Aimeric zu hassen. Vielleicht sollte Dane einfach ihm die ganze Energie, die er gerade hielt, einfach in den Rachen stopfen.
      Als Ro seinen Blick suchte, erwiderte er ihn sofort - mehr konnte Dane ja gerade nicht tun.
      "Ich bin weggegangen, um schlimmeres zu verhindern, Ro. Du hast gegen gar nichts verstoßen, es war nicht deine Schuld. Ich habe das Ganze abgebrochen, damit wir erstmal herausfinden können, was mit dir los ist. Und dann ist weiter eskaliert. Du hast nichts falsch gemacht und ich habe nicht aufgehört, weil es mir plötzlich nicht mehr gefallen hat. Ich wusste nicht, was los war und ich wollte nicht, dass dir etwas passiert."
      Dane streckte instinktiv seine Hand nach der Wange des Drakin aus, hielt sich dann aber selbst im letzten Moment auf, weil er Ro nicht wehtun wollte. Mit einem Seufzen ließ er sich nach hinten ins Gras fallen. Was ihn an seine kleine Bruchlandung im Wald erinnerte.
      "Autch," kicherte er. "Du stellst Sachen mit mir an, Ro..."
      Einen Moment lang betrachtete Dane die Sterne. Jetzt, wo sie wieder Ruhe hatten, wurde ihm erst bewusst, dass die ganze Angelegenheit vielleicht nur zehn Minuten gedauert hatte, zwanzig maximal. Es fühlte sich an wie eine ganze Woche.
      "Ich werde Jona deswegen mal ausfragen. Vielleicht können wir ja eine Art Home-Workout für dich zusammenstellen. Denn das sah verdächtig nach den Anfängen einer Wandlung aus."
      Dane stützte sich auf einen Ellenbogen und sah Ro an.
      "Wir haben vielleicht nicht bekommen, was wir wollten, aber wir haben trotzdem einen großen Schritt nach vorn gemacht. Ich bin mir ziemlich sicher, beides lässt sich wiederholen."
      Er zwinkerte Ro zu. Die Augen auf seinem linken Arm taten es ihm nach.
    • „Manchmal vermittelst du aber sehr effektiv den Eindruck, als seist du übermächtig“, erwiderte Ro trocken und beäugte die Augen an Danes Arm, die sich so seltsam verzogen. Das sollte ein Schmunzeln sein?...
      „Nein, angenehm wäre das vermutlich nicht.“ Er schüttelte leicht den Kopf. Er würde es aushalten können. Ganz sicher. Jederzeit. Nichts davon wäre mit dem zu vergleichen, was die Überlast an Magie in ihm gerade noch ausgelöst hatte. „Das gibt sich schon wieder.“
      Auf die Erklärung hin, dass mit ihnen alles in Ordnung sei, mühte sich Ro zu seinem schwachen Lächeln ab. Ratlosigkeit und Unwissen hatte schon öfter ihnen in die Tour gegrätscht als er mittlerweile zählen konnte. Vielleicht sollte er sich einfach nicht ein so großes Herz daran nehmen. Niemand von ihnen schwebte in Lebensgefahr oder war dem Anderen bedrohlich nah gekommen. Das, was im Wald passiert war, kam nüchtern betrachtet dem sehr nah, was sich Ro von Dane gewünscht hatte. Austesten. Grenzen ausloten. Genau das hatten sie gerade unfreiwillig getan.
      Die Hand, die Dane nach Ro ausstreckte, stoppte im allerletzten Moment. Fast hätte Ro ihm nachgegriffen, tat es jedoch nicht und verzog das Gesicht. Sobald der Brand abgeklungen war würde er sich ihm an den Hals werfen und ihn nie wieder loslassen. Oder wenigstens für die nächste Viertelstunde nicht mehr.
      „Ich hab selbst schon Ideen, wie ich das anstellen kann. Trainieren kann ich, nicht nur aufs Schwimmen bezogen“, meinte Ro, der langsam aufhörte zu zittern. „Ich glaub, das wäre nicht so klug, wenn Jona mitbekommt, dass ich teilweise eine Wandlung forciere. Wer weiß, was der dem restlichen Rat alles mitteilen muss.“
      Auf ein erneutes Wiedersehen mit Melidae hatte er jedenfalls wenig Lust.
      „Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal spielen einfach vorerst nicht das Haus verlassen… Nur so ein Gefühl“, schmunzelte er nun doch etwas lockerer und starrte die Augen auf dem Arm an, die doch tatsächlich gezwinkert hatten. „Die haben gezwinkert. Die haben doch gerade gezwinkert! Boah, das ist so gruselig…“ Es endete in einem kurzen Lachen, das auch die letzte Spannung vollends löste.
      „Sag mal, können wir vielleicht reingehen? Ich bin ehrlich gesagt wenig erpicht drauf, dass dein Bruder mich so sieht…“ Ro gestikulierte an sich hinunter, nachdem er aus dem feuchten Gras aufgestanden war und mit den Zehen wackelte. „Oder das hier.“ Stirnrunzelnd löste er den Gürtel, den er noch immer um den Hals trug und warf ihn Dane zu. „Krieg ich dafür auch ´ne Bestrafung?“
    • Ros Lachen war ansteckend. Einfach nur weil es die Spannung löste, aber auch weil es gut war, Ro lachen zu hören.
      "Dämon, schon vergessen?" entgegnete er und stand ebenfalls auf.
      Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf, sodass sich die drei Augen auf jedem seiner Arme mit seinen eigenen in einer Linie befanden und blinzelte der Reihe nach mit ihnen, sodass eine Art Welle entstand.
      "Und das ist nur einer meiner Partytricks," versicherte er.
      Beinahe hätte er seine Hand um Ros Hüfte gelegt. Wieder konnte er sich nur im letzten Augenblick davon abhalten. Seufzend schüttelte er den Kopf.
      "Warum sollte ich dich dafür bestrafen? Unser Spiel ist vorbei. Du kannst meinen Gürtel natürlich gern weiterhin als Halsschmuck tragen."
      Lächelnd wickelte Dane seinen Gürtel auf, bevor er Ro auf der Veranda die Schiebetür zum Wohnzimmer öffnete. Viel mehr als ein Gentleman zu sein konnte Dane ja gerade auch nicht tun.
      "Diese Sache mit dem Aurenbrand: ist das nur bei Berührung? Oder stört dich auch schon ein Raum mit Energieresten? Ich würde den Transfer mit Asa gern im Gästezimmer machen, aber wenn dir unser Schlafzimmer schon so viel ist, dann würde ich den Transfer dort machen und wir können im Gästezimmer schlafen. Wahlweise können wir auch in getrennten Zimmern schlafen. Wobei ich sagen muss, dass ich mich damit nicht wohlfühlen würde."
    • Ausdruckslos starrte Ro Dane an, als er mit seinen Augen eine Reihe bildete und seinen ach so tollen Trick vollführte. Es dauerte volle drei Sekunden, dann wandte sich Ro ohne Kommentar ab. Schließlich musste Dane ja nicht sehen, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um nicht lauthals loszulachen.
      "Okay, ich bin SEHR gespannt auf deine restlichen Tricks", prustete er am Ende doch und folgte Dane zur Veranda, wo er ihm die Tür aufhielt. "Hm. Ein klitzekleiner Teil von mir hätte schon gern gesehen, wie so eine Bestrafung ausgesehen hätte."
      Er setzte nur einen Fuß in das Wohnzimmer, da fühlte es sich bereits an, als ginge er durch einen Vorhang aus Satin, der ihm über den gesamten Körper glitt. Seine feinen Härchen am Körper stellten sich auf und er schüttelte sich kurz.
      "Ich bin gerade nur sehr empfindlich. Reste fallen mir auf, sind aber nicht ganz so schlimm wie Berührungen, denn da wird Aura quasi frisch erschaffen. Macht, wo ihr das wollt, ich komm schon klar." Er schlurfte bereits in den Flur und auf den Weg nach oben, um sich ordentliche Sachen zum Anziehen zu besorgen. Vorzugsweise sich die von Dane zu leihen. "Ich will nicht allein schlafen. Wenn Amce wirklich Baxter holt, dann hat der vielleicht einen Balsam für Aurenbrand."
      Er schmunzelte erneut, als er an den Warlock dachte. Irgendwie kam er immer nur dann, wenn Ro wieder irgendetwas angestellt hatte oder keiner von ihnen weiter wusste. Aber das war im Augenblick nicht wichtig. Viel wichtiger war für Ro, sich anzuziehen, damit die ohnehin seltsame Stimmung nicht noch seltsamer wurde, wenn Asa auftauchte. Wer wusste schon, wie der reagierte, wenn Mace bereits agierte wie auf Droge.
    • "In Ordnung."
      Dane sah Ro nach. Da war ein Stechen in seiner Brust, von dem er ganz genau wusste, woher es kam: er konnte Ro nicht helfen, konnte nicht so für ihn da sein, wie er es wollte. Das nagte an ihm.
      Glücklicherweise wurde er schnell abgelenkt, als es nur wenig später an der Verandatür klopfte. Dane wandte sich um und-
      -wurde mit der gesamten Familie seines Bruders konfrontiert. Seufzend öffnete er die Schiebetür.
      "Ich wusste nicht, dass ich zum Kaffeeklatsch geladen hätte," brummte Dane.
      "Hey. Wenn ihr beide euch entscheidet, kurz vor den Gute-Nacht-Geschichten den Wald mit Magie zu fluten, dann lebe gefälligst auch mit den Konsequenzen. Ich war praktisch schon aus dem Haus, als Mace aufgetaucht ist."
      Asa, Greg und Zephy hatten jeweils eines ihrer Mädchen auf dem Arm. Alle drei wurden, nach einer kurzen Begrüßung, auf eins von Danes Sofas gesetzt, Greg setzte sich davor auf den Boden, Zephy auf eine der Armlehnen.
      "Na sag schon, wie schlimm ist es?" fragte Asa dann wesentlich friedlicher und betrachtete Danes Arme.
      "Du hast Mace gesehen. Und ihm habe ich nur einen Bruchteil gegeben. Das wird ein längeres Projekt, wenn Baxter keinen Masterplan hat."
      Asa nickte, die Brüder seufzten im Gleichklang.
      "Du musst das nicht tun, weißt du?" meinte Dane. "Mit den Mädchen im Haus. Mace und ich kriegen das schon hin."
      "Lass die Drillinge mal unsere Sorge sein, D," meldete sich Zephy.
      Als Harpyie war sie es gewohnt, dass die Familie zusammenhielt. Greg als Wolfshifter ebenso.
      Asa legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter.
      "Wir machen das zusammen. So wie immer," versprach er.
      Dane nickte.
      "Aber erst stelle ich euch noch Ro vor. So ganz offiziell. Kein Händeschütteln, bitte, und keine Umarmungen."
      Letzteres betonte Dane mit einem Blick in Gregs Richtung.
    • Noch immer hatte Ro keinen ordentlichen Kleidungsvorrat bei Dane angelegt. Das wurde ihm abermals bewusst, als er nach etwas suchte, was er anziehen konnte. Am Ende musste er auf ein Shirt zurückgreifen, für das er den hintersten Winkel des Kleiderschrankes durchwühlen musste sowie eine von den schwarzen Jogginghosen. Als er sich im Spiegel betrachtete, sah er in seinem Gesicht kleine rote Striemen, die von Ästen herrühren mussten. Das war im Dunkel draußen wohl niemanden aufgefallen.
      Aus dem Erdgeschoss erklangen weitere Stimmen, von denen Ro nur Asa umgehend erkannte. Die restlichen, gerade die Frau unter ihnen, war ihm fremd. Unbewusst rieb er sich über die Arme, als er feststellte, dass dort unten sechs Personen eingetroffen waren statt nur drei. Nach einem tiefen Atemzug und dem lausigen Versuch, seine Haare mit den Fingern wieder in den Griff zu bekommen, schlich Ro die Treppe herunter und spähte durch die offene Tür ins Wohnzimmer. Er bekam gerade noch Danes letzte Sätze mit und den Hinweis, dass man ihn nicht berühren sollte. Das klang seltsam ohne weitere Erklärung. So als wäre er jemand, der viel wert darauflegte, niemanden sonst anzufassen.
      „Hi“, meldete er sich aus dem Türrahmen und viel zu viele Augenpaare richteten sich auf ihn. Bewusst sperrte er sich dagegen, in sich zusammen zu sinken. Schließlich gab es doch gar keinen Grund dafür. „Sorry für… das hier.“
      Plötzlich tauchten über der Rückenlehne der Couch drei paar Kinderaugen auf. Sie alle starrten Ro mit unverhohlener Neugierde an. Er starrte die drei Kinder mit weniger Neugierde, sondern eher Überraschung an. Dann glitten seine Augen von Asa zu dem anderen Mann, der wohl dann sein Partner sein musste, und schließlich auf die Frau. Zum ersten Mal hatte Ro die komplette Dreierkonstellation vor Augen. Und darüber hinaus noch eine Harpyie, denen er noch nie zuvor begegnet war. Abermals begann seine Haut zu kribbeln in dem dringenden Verlangen, die Aura zu untersuchen und Marker herauszufiltern, um sie zielsicher in Zukunft erkennen zu können. Das Kribbeln mutierte jedoch zu etlichen feinen Nadelstichen, weshalb er sich energisch die Arme rieb.
      „Mein voller Name ist Mireaux, aber Ro liegt mir eher. Ich schätz mal, ihr seid Greg und Zephy?“
    • Mit einer Geste holte Dane Ro an seine Seite. Wieder musste er sich aktiv davon abhalten, seinen Arm um dessen Hüften zu legen.
      "Ro, das sind Zephyrine," Dane deutete auf die Frau auf seiner Armlehne, "und Gregory," er deutete auf den Mann auf seinem Teppich. "Die beiden gehören so zu Asa, wie du zu mir gehörst."
      Gregs Augen wurden groß.
      "Warte, was?! Wann ist das denn passiert?", fragte er, dann sprang er auf und wollte seine massigen Arme um Dane und Ro legen, doch Dane hielt ihn mit einer einfachen Geste davon ab. "Ups, sorry. Äh.. Glückwunsch?"
      Asa schüttelte lächelnd den Kopf und zog Greg an der Hand weg von seinem Bruder.
      "Und diese drei wundervollen Wesen," sagte er und deutete auf die drei kleinen Mädchen, die die ganze Situation mit großen, runden Augen beobachteten, "Sind Shahzad, Claire, und Hester."
      Nacheinander deutete Asa von einem dunkelhaarigen Mädchen, zu einem, das Gregs dunkelblonde Haarfarbe teilte, zu einem Mädchen mit schwarzen Haaren wie Zephy sie hatte. Asa, ganz der stolze Vater, begann immer mit dem jüngsten - seinem.
      Dane beugte sich so zu Ro, dass er ihm etwas ins Ohr flüstern konnte, ohne dass die anderen es sehen oder hören konnten.
      "Du wirst die drei noch öfter treffen, kein Grund, sich jetzt zu merken, wie sich Harpyien anfühlen," meinte er.
      Er wurde abgelenkt von einem unverständlichen Murmeln seitens Greg, als dieser hektisch zu einer seiner Töchter - Hester - sprang, die herausgefunden hatte, wie sie sich am Couchkissen hochziehen konnte. Jetzt stand sie auf wobbeligen Beinen auf dem Sofa, ein stolzes Grinsen im Gesicht.
      "Laufen sie schon?" fragte Dane, als er das sah.
      "Noch nicht," meinte Zephy. "Aber sie versuchen es. Claire scheint aber zufrieden damit zu sein, allen hinterher zu krabbeln."
      "Ganz der Wolf eben!" verkündete Greg voller Stolz.
      "Da sind ein paar Tierkekse in der Schublade ganz unten neben dem Kühlschrank," erklärte Dane. "Falls die drei auf was rumkauen wollen."
      Dann wandte er sich an Ro. Er betrachtete ihrer beider Hände, die sich so nahe waren, wie es nur ging. Trotzdem fühlte sich die Distanz viel zu groß an. Er wollte Ro küssen, wollte seine Stirn an die des Drakin lehnen, wollte die Arme um ihn schlingen - und all das wurde ihm verwehrt, weil er Ro nicht wehtun wollte. Sich so zurückzuhalten war fast schwieriger, als die Magie vorhin in den Griff zu bekommen.
      "Du kannst dich hinlegen, wenn du willst. Niemand würde es dir übel nehmen," sagte er, anstatt all der Dinge, die er nur mit einer Berührung ausdrücken konnte.
      Einen langen Moment stand er noch da, betrachtete Ro einfach nur mit einem brennenden Gefühl der Sehnsucht in der Brust.
      "Ich bin gleich wieder da. Versprochen."
      Zusammen mit Asa verschwand Dane nach oben, bevor er doch noch auf die dumme Idee kommen konnte, Ro zu küssen.
    • Ohne Umschweife folgte Ro der Geste von Dane und trat an seine Seite. Ein schuldbewusstes Lächeln kratzte an seinen Mundwinkeln als er bemerkte, wie Dane seinen Arm kurz bewegte in einem Anflug, den Drakin an seiner Seite zu berühren. Dafür waren die Worte, die der Dämon sprach, fast schon Ersatz für ausbleibende Berührung und hüllten Ro in eine wohlige Wärme. Allerdings tat er dann doch einen Schritt rückwärts, als Greg vom Boden aufsprang und mit geweiteten Armen auf sie beide zu kam. Unweigerlich versteifte sich der Drakin, weil die Aura des Shifters wie wild um ihn herum pulsierte, in offenkundiger Freude. Dass das wie vereinzelte Schnitte auf Ro wirkte, konnte Greg ja nicht ahnen.
      Die kleinen Mädchen auf dem Sofa wirkten gewöhnlichen Kindern gar nicht so unähnlich. Wäre da nicht die jeweils andersartige Aura, die sie umgaben. Doch Ro stellte für sich fest, dass er die neugierigen, aufgeweckten Blicke lieber mochte als wenn die drei Kinder ängstlich und verschreckt wären. Also lächelte er sie sachte an und neigte den Kopf ein wenig, damit Dane ihm besser die Worte zuflüstern konnte, auf die Ro lediglich nickte.
      „Wollte gerade sagen, so alt sehen die ja auch noch nicht aus“, meinte Ro, der die Kinder interessiert dabei beobachtete, wie sie ihre Umgebung in Beschlag nahmen.
      Neben ihm bewegte sich Dane und zog damit Ros Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er folgte dem Blick auf ihre Hände, die nah beieinander, aber doch getrennt waren. Selbst ohne zu fragen, ohne nachzuforschen, wusste Ro, dass es Dane um den Verstand brachte. Als Meister der Worte besaßen eben jene eine gewisse Macht über ihn, aber schon immer war er eher der haptische Typ gewesen. Damit drückte er aus, was er manchmal doch nicht in Worte packen konnte. Wortlos formte Ro das Wort ‚Sorry‘ an Dane gerichtet.
      „Passt schon. Ich bin ja jetzt nicht völlig im Arsch“, winkte Ro hörbar ab und hätte fast schon aus Gewohnheit Dane geknufft. Auch er stellte jetzt fest, dass es echt nicht so einfach war, auf Berührungen zu verzichten. „Ich warte einfach. Wir können den Besuch nicht einfach hier so stehen lassen, oder?“
      Ro grinste ein bisschen bis Dane mit Asa zusammen abgezogen waren. Einen Augenblick sah er ihnen noch hinterher, dann seufzte er und schüttelte den Kopf. Hoffentlich hielt der Brand nicht allzu lange an. Gemächlich schlurfte er zu dem nächsten Sessel, wo er sich platt fallen ließ und die Beine weit von sich wegstreckte.
      „Tut mir leid wegen der seltsamen Begrüßung, aber ich hab mir einen Aurenbrand zugezogen bei der Aktion“, er sah zu Greg und zuckte mit den Schultern. „Ist nicht böse gemeint, aber gerade du bist ein chaotischer Haufen an Aura. Aber ehrlich gesagt passt mir das gerade ganz gut, dass Dane weg ist. Er hat mir erzählt, dass ihr drei auch diese komische Art der Verbindung habt. Wie lange ist das bei euch schon? Dane will mich am liebsten 24/7 bei sich haben – ist das nur so ne Phase oder bleibt das… langfristig?“
    • Greg setzte sich wieder auf den Boden und behielt Hester im Auge, damit sie nicht aus Versehen von der Couch purzelte. Zephy schnappte sich derweil Claire und setzte sie sich auf den Schoß, nachdem die Kleine suchend die Arme nach ihrer Mutter ausgestreckt hatte.
      "Keine Ahnung, was ein Aurenbrand ist, aber es klingt schmerzhaft. Ist schon in Ordnung, ich bin es gewohnt, dass ich zu überschwänglich bin und das nicht jeder mag," meinte Greg.
      Hester wagte es tatsächlich, das große Kissen loszulassen, doch sie kam nicht weit, da plumpste sie schon wieder auf die Sitzfläche. Es schien sie mehr zu amüsieren als zu frustrieren, bedachte man ihr kleines Lachen und wie sie mit den Armen wedelte. Greg lächelte.
      "Wir drei sind jetzt seit etwa drei Jahren zusammen. Aber Greg und Asa hatten davor schon was," erklärte Zephy.
      "Das war aber auch nur ein Jahr," warf Greg ein. "Und bevor Zeph dazu kam, hat es sich irgendwie... keine Ahnung... unvollständig angefühlt. Weiß auch nicht. Irgendwas hat meinem Wolf gefehlt, aber der ist nicht besonders gesprächig. Hätte beinahe meine Beziehung mit Asa kaputt gemacht."
      Der Shifter zuckte mit den Schultern und hielt Hester die Hand hin, weil sie mit seinen Fingern spielen wollte.
      "Ich kann nicht für Asa sprechen," fuhr Zephy dann fort, "aber ich glaube nicht, dass dieses Gefühl einfach weggeht. Für mich ist es jedenfalls nicht verschwunden."
      Greg schüttelte den Kopf, für ihn war es auch noch da.
      "Aber man lernt, damit umzugehen. Mit der Intensität, meine ich. Wir haben uns abgewechselt, wer wann zur Arbeit gegangen ist, damit immer mindesten eine andere Person mit im Haus war. Den Vorteil habt ihr leider nicht. Aber ich glaube, das kann man mit gemeinsamen Essen regeln. Dann ist man immer nur ein paar Stunden voneinander getrennt. Und irgendwann hat man sich dann daran gewöhnt."
      Zephy zuckte mit den Schultern.
      "Aber bei euch ist das ja noch ganz frisch. Da klingen ein paar Stunden vielleicht schon nach Folter. Ich weiß noch wie kratzbürstig meine Jungs waren, wann immer einer von beiden wegen der Arbeit weg war."
      "Hey! Ich war nicht kratzbürstig!" beschwerte sich Greg.
      "Natürlich nicht. Du hast nur alle zehn Sekunden zur Tür geguckt wie ein Hund, der auf sein Herrchen wartet."
      Daraufhin wurde Greg ein bisschen rot. Obwohl er ein hochrangiges Mitglied seines Rudels war, mochte er es eben, wenn ihm jemand sagte, was er zu tun hatte. In gewissen Aspekten zumindest.
      "Was habt ihr da draußen eigentlich gemacht?" wechselte Zephy das Thema, um ihren Partner aus dem Rampenlicht zu holen. "Wenn ich das fragen darf. Es scheint ja ziemlich mächtig gewesen zu sein, so wie Asa aus der Wäsche geguckt hat. Ich habe ihn noch nie so starr gesehen..."
    • Es hatte sich unvollständig angefühlt. So unvollständig, wie sich Ro die ganze Zeit über gefühlt hatte, wenn er daran dachte, dass er seinen Drachen nicht erreichen konnte? Dieses Wort regte ihn zum Nachdenken an und bescherte ihm am Ende eine Erkenntnis: Er hatte Dane gesagt, dass er auch ohne seinen Namen auskommen würde. Er hatte damit offenkundig gemacht, dass das nagende Gefühl verschwunden war. Angestrengt horchte Ro in sich hinein und verlor für einen Moment seinen Gesichtsausdruck. Wenn er ganz genau horchte, dann war da diese ständige Unruhe tatsächlich fort. Seit wann war das? Wie konnte ihm das nur entgehen?!
      „Es ist nicht… weggegangen?“ Ro sah von Zephy zu Greg herüber, die eindeutig einer Meinung waren. „Ich mein, es ist schön, wenn er da ist, aber es ist nicht so, dass ich mir die Haare raufe, wenn er arbeiten ist… Ich würde sagen, er ist eher derjenige, der die räumliche Trennung nicht verträgt.“
      Nicht ganz die Wahrheit. Ro hatte den Gedanken, getrennt von Dane zu schlafen, kategorisch abgelehnt. Der Besuch bei seinem Onkel war kein Problem gewesen, aber wenn es so um so etwas ging, war auch sein Entschluss felsenfest. Er seufzte gedehnt.
      „Ich kann mir vorstellen, dass ein Dreiergespann viel mehr Kraft abverlangt. Und ich beschwer mich schon mit einem Dämon“, schmunzelte Ro und lehnte sich weit nach vorn, offensichtlich geneigt, eine Hand nach einem der Mädchen auszustrecken, so als lade er sie dazu ein, zu ihm zu kommen. Jeglicher Impuls erlosch aber noch im Kern, als die Harpyie das Thema umlenkte und Ro selbst auf einmal feuerrot anlief.
      „Äh. Wir haben… wie sagt man… Grenzen ausgelotet?“ Seine Stimme rutschte am Ende eine Nuance höher als gewollt. Er räusperte sich und fing an, die eigenen Hände zu kneten. „Dane hat Asa ja bestimmt ne Menge erzählt und dann seid ihr Beiden sicherlich auch so halb im Bilde. Ich bin ein Drakin, der seine Gestalt nicht wechseln kann. Ich hab keinen Zugriff auf meinen Drachen und wir suchen nach Triggern, um doch an ihn heran zu kommen.“
      Er musste ihnen ja nicht auf die Nase binden, dass auch Drakin wahre Namen besaßen und seiner ihm auf wundersame Weise abhandengekommen war. Das konnte er noch immer mit Dane besprechen, wenn sie die Beiden auch einweihen wollten.
      „Scheinbar klappt’s ganz gut, wenn ich sämtliche sozialen Benimmregeln etc. mal vergesse und rein nach Instinkt reagiere. Das Ergebnis war am Ende eine neue Lichtung und so viel freigesetzte Magie, dass ich Dane fast in seine eigentliche Gestalt gedrängt hätte.“ Er blickte vom Boden auf und kaute auf seiner Unterlippe herum. „Das war alles meine Magie, weswegen Asa wohl rausgekommen ist. Es war so viel, dass mein Körper es nicht halten konnte und mir sämtliche Synapsen frittiert hat. Deswegen ertrage ich zurzeit keine Berührungen. Dane ist davon nicht sonderlich…. Begeistert.“
      Und ich auch nicht.
      „Er will mir bei dem Problem helfen und ich dachte, es wäre nur wegen dem Handel, dass er so interessiert an mir ist. Er wusste schneller, welche Bindung sich da etabliert hatte. So richtig sicher was das umfasst bin ich immer noch nicht. Muss gestehen, dass ich ein bisschen darauf gehofft habt, dass ihr mir irgendwann mehr beibringen könntet.“ Er lächelte schief und fuhr sich dann durch das Gesicht. „Gott, wenn meine Mutter von dem Konzept Wind bekommt, dreht die durch. Wir wollten sie zum BBQ mitbringen, damit sie aus dem scheiß Verein namens Drakinsociety herauskommen kann. Wenn das für euch in Ordnung geht.“
    • Zephy stand auf und setzte sich vor Ro auf den Boden. Kaum ließ sie die kleine Claire los, krabbelte die schon davon und versuchte, an ihrem Vater hinaufzuklettern. Greg schien damit kein Problem zu haben und ließ sie einfach machen.
      "Ich habe keine Ahnung von Drakin," meinte Zephy und beobachtete ihren Partner und ihre Töchter, "daher kann ich dir nicht sagen, wie sich diese Verbindung auf dich auswirken wird. Aber ich kenne Asa und zwangsläufig auch Dane. Die beiden haben nun einmal gern die Kontrolle. Asa dreht völlig am Rad, wenn er mal nicht weiß, wo wir sind. Deswegen haben wir uns angewöhnt, ihm das zu sagen. Er weiß, wann wir arbeiten gehen, aber wenn ich zum Beispiel zu meinen Schwestern gehe, oder wenn Greg bei seinen Eltern vorbeischaut, dann schreiben wir ihm das kurz. Das hat ihn um einiges handzahmer gemacht. Für Dane ist das ja auch neu, der muss da auch erstmal reinkommen. Du willst gar nicht wissen, wie viele Hunde Greg vergrault hat, als er bei mir eingezogen ist."
      "Ich teile mein Revier eben nicht gern! Und wenn du ehrlich bist, dann findest du es doch auch gut, dass die Tante mit ihren schlecht erzogenen Fußhupen nicht mehr bei uns vorbeiläuft."
      "Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht mag. Ich habe nur gesagt, dass es eine Weile lang anstrengend war."
      Greg lehnte sich grinsend ein wenig nach vorn und drückte Zephy einen Kuss auf die Wange.
      "Viel beizubringen gibt es da nicht, fürchte ich," fuhr die Harpyie fort. "Es gibt kein Regelwerk für Beziehungen, ob das nun welche mit oder ohne diesem wahre Liebe Ding sind ist da völlig egal."
      "Was viel weniger egal ist: Du hast es geschafft, Dane zu einem BBQ zu überreden?! Wenn das meine Mutter erfährt!"
      "Greg, atmen. Aurenbrand, schon vergessen?"
      "Sorry."
      Greg atmete tief durch und konzentrierte sich dann wieder auf seine Mädchen, die er nun alle drei auf den Boden setzte. Sie krabbelten ein bisschen durch die Gegend, doch am Ende saßen sie alle zusammen und erzählten sich irgendwas, was nur in ihren Köpfen Sinn machte.
      "Bei uns gilt immer: je mehr, desto besser," meinte Greg dann und Zephy nickte zustimmend. "Dane kannst du einfach zu Asa an die Feuerstelle stellen, dann reden die über wichtige Finanzdinge, während wir uns amüsieren. Magst du eigentlich Gebäck?"
      Zephy lehnte sich zu Ro und flüsterte wenig unauffällig: "Greg ist Bäcker und hat es sich zur Aufgabe gemacht, für jeden die richtige Backware zu finden."
    • Ein wenig überrascht sah Ro Zephy dabei zu, wie sie von ihrem Platz aufstand und sich nahe bei Ro auf den Boden setzte. Die Mädchen gingen langsam auf Erkundungstour, die immer bei ihrem Papa vorbeiführte.
      „Stimmt. Dane reagiert zwischendurch immer noch verwirrt, wenn er feststellt, dass er etwas anders wahrnimmt als vorher. Ich hätte nur gedacht, dass er so was ähnliches im Laufe seines Lebens schon mal erlebt hat, weißt du? Er ist so… alt.“
      Ro schmunzelte als er das so aussprach. Doch er fühlte auch, dass ihm genau diese unterschiedliche Lebenserfahrung immer noch nachhing. Ihm war bewusst, dass Dane ihm seine naiven Züge niemals übelnehmen würde, aber…
      „Meinst du, die Verbindung könnte beeinflussen, wie er seine Partner auswählt? Vielleicht hätte er sich eher jemand anderen genommen, wenn unsere Verbindung nicht entstanden wäre“, sagte Ro leise und war froh, dass Dane dieses Zugeständnis nicht hören konnte. Es war ihm schon mehrere Male der Gedanke gekommen, dass sich Dane nur deswegen so sehr an ihn band, weil da diese Verbindung zwischen ihnen war. Ro war das Chaos, wohingegen Dane die Ordnung schätzte. Er konnte sein Leben spielendleicht völlig durcheinander bringen und Ro wurde das Gefühl nicht los, dass es anders hätte sein können.
      Als Ro den Fehler machte und das BBQ erwähnte, versteifte er sich sofort. Die Aura, die plötzlich von Greg ausströmte, war so schwer, dass die Phase der Nadelstiche einfach übersprungen wurde und es sich anfühlte, als würde man direkt mit offener Flamme an seinen Körper gehen. Ro bekam sich erst wieder in den Griff, als auch der Shifter sich wieder maßregelte.
      „Ich nur so halbwegs. Er hat sich selbst eingeladen, sozusagen. Deal mit meiner Mutter, der dafür gesorgt hat, dass sie auch mal mitkommen soll. Es herrschen bei uns Zuhause… angespannte Verhältnisse. Ich glaub, Dane wollte ihr einfach mal eine Möglichkeit der Normalität bieten.“
      Dass Ro ein Treffen von Magischen als Normalität darstellte, erst recht wenn seine Mutter nur ein Mensch war, sprach allein schon Bände.
      „Hatte Dane schon erzählt, dass ihr kein Problem damit habt. Solang ich meinen Vater nicht mitbring. So beschäftigt ihr Dane und Asa? Mit… Finanzkram?“, fragte er mit unverhohlener Skepsis, konnte sich allerdings das Bild nicht mehr aus dem Kopf streichen. „Äh… Backware… Backware… Mille-Feuille find ich klasse… Eclairs verkacken so viele Leute….“
      Er verstummte, als er ganz vage ein Prickeln wahrnahm und wie von Geisterhand geführt nach oben blickte. Selbst von hier unten spürte er noch, wenn die angestaute Magie freigesetzt wurde. Ro schüttelte sich sofort, als helfe dies, das Gefühl loszuwerden.
    • Greg grunzte.
      "Eclairs verkacken so viele Leute sagt er. Du wirst von mir das beste Eclair der Welt bekommen, dann willst du gar keine anderen mehr, wart's nur ab!"
      Zephy kicherte angesichts des Enthusiasmus ihres Partners, bevor sie sich wieder Ro zuwandte.
      "Asa und Dane bleiben selten beim Finanzkram, man muss sie nur erstmal in Gang bringen. Bei unseren BBQ fliegen auch schonmal Staatsgeheimnisse, ob du's glaubst oder nicht. Und Asa wird langsam hibbelig. Er will zurück ins Büro und wieder arbeiten. Was Dane die Möglichkeit geben würde, wieder auf die Jagd nach Schwarzmarkthändlern zu gehen. Wobei ich nicht genau weiß, wie sehr er sich da wieder reinsteigern will, jetzt wo er dich hat. Ich hab gehört, Drakin seien ziemlich teure Ware - nichts für ungut - und ich bin mir nicht sicher, ob Dane dich diesem Risiko aussetzen will."
      "Zephy wurde am Anfang unserer Beziehung gekidnapped, weißt du?" schaltete sich Greg wieder ein, jetzt weitaus weniger fröhlich als vorher.
      Die Erinnerungen daran hingen ihm wohl auch nach drei Jahren noch nach. Zephy legte ihm liebevoll eine Hand auf das Knie. Und Claire plumpste recht unelegant in seinen Schoß.
      "Federn von Harpyien sind beliebt für allerhand Schutzamulette und -zauber," erklärte sie.
      Hester und Shahzad krabbelten ebenfalls zu ihren Eltern. Shahzad landete im Schoß ihrer Mutter, während Hester sich an ihrem Knie hochstemmte und wieder wackelig in der Gegend herumstand.
      "Zum Glück haben wir Asa. Der passt auf uns auf," meinte Zephy.
      "Hey!" beschwerte sich Greg mit einem breiten Grinsen.
      "Und Greg mit seinem Rudel natürlich auch," ergänzte Zephy.
      "Wir würden auch auf dich aufpassen, Ro. Wenn mal was ist, dann renn einfach nach Nord-Westen von hier aus. Da wohnen meine Eltern. Und Geschwister. Und Cousins."
      Zephy half Hester dabei, sich am Knie ihres Vaters festzuhalten, anstatt an ihrem, und setzte dann auch Shahzad auf Gregs Schoß, bevor sie die Beine anzog und die Arme darum schlang. Sie beobachtete Greg und die Mädchen einen Moment lang.
      "Dane ist noch sturer als Asa. Hat die Verbindung beeinfluss, was er für dich fühlt? Wahrscheinlich, so funktioniert das nun einmal. Aber wenn er dich nicht von vornherein interessant genug gefunden hätte, dann wärst du jetzt nicht hier. Danes Interesse zu wecken ist entweder eines der besten Dinge, die dir je passiert - oder das worst case scenario. Solange du keine Kelpies schmuggelst, sollte für dich erstes gelten. Ich habe dich gerade erst kennengelernt, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass du ein netter Kerl bist. Und die Art, wie dich Dane ansieht... er liebt dich. Dämonen lieben nur selten jemanden, aber wenn sie es tun, dann mit ihrem gesamten Wesen und mit voller Inbrunst. Zweifle nicht an ihm, Ro. Dieser Mann da oben würde für dich im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle fahren und wieder zurückkommen - und das, weil er sich für dich entschieden hat."
      Zephy lächelte Ro aufmunternd zu.

      Nur ein paar Minuten später kamen Dane und Asa die Treppe wieder herunter. Beide sahen ein bisschen durch den Wind aus. Asa ballte die ganze Zeit eine Hand zur Faust und öffnete sie wieder, nur um den Vorgang gleich wieder zu wiederholen. Dane hatte sich ein schwarzes T-Shirt angezogen, die Augen aufs einen Armen waren wieder verschwunden.
      Wortlos gingen die beiden Brüder in die Küche und kamen jeweils mit einem Glas Wasser in der Hand wieder zurück - Asa hatte auch einen knallgrünen Plastikteller in Form einer Blume in der Hand, auf dem allerhand Zootiere aus Keksen lagen - und ließen sich zeitgleich auf eines der Sofas sinken. Zephy nahm ihrem Partner den Teller ab und reichte ihn an Greg weiter; die Mädchen waren begeistert und schauten sich an, was es da neues gab.
      "Alles okay?" fragte Zephy.
      Asa brauchte einen Moment, dann begegnete er ihrem Blick und nickte.
      "Und bei dir?" fragte sie nun Dane, der ebenfalls kurz nickte und dann an seinem Glas nippte.
      "Wir brauchen einen größeren See," kommentierte Asa ohne gefragt zu werden.
      "Jup," stimmte Dane zu.
    • Ein breites Grinsen setzte sich auf Ros Gesicht fest, kaum entrüstete sich Greg anhand des Kommentares. Aber hätte Ro lügen sollen? Die meisten Leute machten bei Eclairs immer irgendetwas falsch oder sie sahen grottig aus. Die Franzosen hatten das Gebäck einfach perfektioniert und das konnte man ihnen schlecht wieder abnehmen. Das bisschen kulinarische Küche hatte Mireaux dann doch noch erfahren dürfen.
      „Warte, warte. Wieso sollte er denn damit aufhören? Das ist ein großer Teil seines Lebens, der wird doch nicht einfach damit aufhören“, warf Ro dazwischen und schüttelte den Kopf. Er mochte es nicht, dass man seiner Art einen Wert beimaß, aber so war es im Untergrund nun mal. Das war der Grund gewesen, wieso sie sich in erster Linie überhaupt begegnet waren. „Ich denke eher, dass es wohl kaum wer wagt mich anzufassen, wenn klar ist, dass Dane und ich zusammengehören. Er hat sich doch nicht umsonst einen Namen aufgebaut.“
      Er wollte nicht derjenige sein, der Dane von dem abhielt, was er über so lange Zeit schon betrieben hatte. Er war gut in dem, was er dort tat und es gab bestimmt noch mehr arme Seelen wie den Drakin, die auf Rettung durch ihn angewiesen sein würden. Dem wollte Ro keinen Riegel vorschieben, niemals. Er spürte doch selbst, gerade wo Zephy davon sprach, wie ihm kalte Wut in die Glieder kroch.
      „Das ist einfach so abartig. Wie kann man denn andere Lebewesen einfach aufgrund von Körperteilen so… so… verdinglichen“, gab er gefrustet von sich und wandte den Blick ab, damit die Kinder keine Angst vor ihm bekamen. Sicher, es gab Asa, der auf sie Acht gab. Aber auch der war nicht unfehlbar, wenn man Dane das schon unterstellte. Das Rudel war auch noch ein zusätzlicher Faktor, aber überall würden sie auch nicht sein. Es gab jedoch eine Kleinigkeit, die vielleicht ausreichen würde, um das Quäntchen Etwas dazu zu gewinnen.
      Als sich Zephy selbst umschlang und Ro ohne Vorwurf oder dergleichen ansah und sprach, verfiel er in ein Schweigen. Von einer anderen Person zu hören, wie Dämonen tickten, und die in einem ähnlichen Verhältnis stand wir Ro selbst, beruhigte ihn ungemein. Auch das deckte sich mit dem, was Dane einst gesagt hatte. Voller Inbrunst. Das war etwas, von dem er sich noch eine Scheibe abschneiden können würde.
      „Ja, ich weiß, dass er so viel für mich tun würde. Er würde sogar den ganzen Wasserdrachenstamm ausrotten, wenn ich ihn darum bitten würde.“
      Ro hielt eine enorme Macht in Händen, wie ihm jetzt gerade erst wieder auffiel. Und diese Macht machte ihm mehr Angst als vieles andere in seinem Leben.

      Wenig später bereute Ro seine Annahme, dass er behauptet hatte, durchaus gut ohne Dane für eine Zeit klarzukommen. Die Brüder kamen gerade ins Zimmer herein, da wäre Ro fast aufgesprungen und hätte sich Dane in die Arme geworfen. Er schaffte es, auf ein Zucken seines ganzen Körpers zu reduzieren. Das Schweigen, in das sich die Brüder hüllten, wertete Ro nicht unbedingt als ein gutes Zeichen. Was ihn am Ende auch dazu brachte, seinen Sitzplatz aufzugeben und sich wenigstens hinzustellen. Immerhin.
      „Einen größeren See?“, wiederholte Ro und kam nicht ganz mit. Selbst Asa wirkte mitgenommen und langsam schwante dem Drakin, dass der kleine Unfall im Wald gar nicht so klein war. Wie viel Magie hatte er denn binnen so kurzer Zeit aus sich heraus gepumpt?! Wo kam das alles bitte her?!?
      Ro wollte Dane drücken. Ihn anfassen. Ihn erden. Egal was, Hauptsache er konnte sich vergewissern, dass er noch im Hier und Jetzt war. Aber er konnte sich nicht dazu überwinden und stapfte dann einfach wortlos mit geballten Fäusten in die Küche. Er brauchte Ablenkung. Ganz viel davon und er wusste auch schon genau, wie.
      Es folgte ihm nicht umgehend jemand, sodass Ro in aller Ruhe die Küche durchsuchen konnte. Am Ende fand er ein kleines Einmachglas, vermutlich ein altes Marmeladengläschen. Dann kramte er nach einem der kleinen scharfen Gemüsemesser und schnitt sich in den Daumen. Wenn er sich richtig entsann, dann stimmte die Mondphase überein. Er massierte sich den Daumen und ließ einige Milliliter seines Blutes in das Glas tropfen, das genau das tat, was Ro sich schon gedacht hatte. Dann schraubte er es wieder zu, nahm sich etwas Küchenrolle, drehte sich eine Wulst daraus und umwickelte seinen Daumen damit.
      Zurück im Wohnzimmer steuerte er direkt auf Zephy zu, die noch immer am Boden saß und ihre Töchter beaufsichtigte. Er ging vor ihr in die Hocke und hielt das kleine Gläschen zwischen sie beide.
      „Hier“, sagte Ro und hielt ihr das Gefäß auffordernd hin. Man erkannte sofort, dass Blut darin war, aber es glänzte, so als hätte man Gold mit hineingemischt und ihm eine neue Viskosität verpasst. „Drakinblut bringt Glück. Ihr müsstet das nur ein bisschen haltbar machen, aber wenn was passiert und ihr nur ein paar Tropfen davon trinkt, dann spielen euch die Zufälle für eine gewisse Zeit in die Karten. Nur echtes Drakinblut glänzt so während des Neumondes. Nur dann kann man es zielsicher erkennen. Die Menschen denken, es reicht, wenn man es bei sich trägt. Man muss es aber zu sich nehmen.“
    • Alle Augen richteten sich auf den jungen Drakin im Raum. Naja, fast alle. Hester fand das Glas fiel interessanter und grabschte danach, als ihre Mutter es an sich nahm. Sie ließ die kleine gucken, gab es ihr aber nicht.
      "Danke," sagte sie mit größter Ehrlichkeit und lächelte Ro zu. "Ich hab doch gesagt, du bist ein guter Kerl."
      Als die kleine Hester nach Ros Shirt grabschte, zog Zephy sie von dem jungen Mann weg und lenkte sie mit einem Keks ab.
      "Wir werden gut drauf aufpassen," setzte Greg dazu, auch er offen und ehrlich.
      Asa leerte sein Wasserglas in einem großen Zug und schwang sich auf die Füße, nur um sich neben seiner Familie auf den Boden sinken zu lassen. Claire kletterte sofort auf seinen Rücken. Und Dane? Der hatte nur Augen für Ro. Seit er in der Küche verschwunden war, hatte er nur ihm nachgesehen. Der analytische Teil von ihm registrierte die Bestätigung einiger Gerüchte und legte die Informationen, die er eben erhalten hatte, brav zu all den anderen. Aber Dane ignorierte diesen Teil seiner selbst. Ro war einfach wichtiger.
      Er winkte den jungen Drakin zu sich und als sich Ro neben ihn auf das Sofa setzte, zog Dane die Beine an und lehnte sich mit der Schulter gegen die Rückenlehne, um ihn ansehen zu können. Er war erschöpft und ausgelaugt, aber jetzt gerade drängte sich etwas anderes in den Vordergrund. Er wusste nicht genau, was es war, aber diese Freundlichkeit zwischen Ro und seiner Familie erwärmte Dane das Herz auf eine Weise, die er nicht mehr missen wollte. Die Erkenntnis, dass Ro jetzt ein fester Teil seines Lebens war, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
      "Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt in den Arm nehmen und küssen," murmelte er lächelnd.
      "Das ist unser Stichwort," verkündete Greg. "Hopp hopp, meine Lieben."
      Er half Zephy dabei, zwei der drei Mädchen zu nehmen, die dritte setzte er sich auf die Hüfte, einen Arm wickelte er um Asa, der sich leicht gegen seinen Partner lehnte - und die Kekse mitnahm.
      "Schlaft gut, ihr beiden. Und wie gesagt, wenn was ist: wir wohnen auf der anderen Seite des kleinen Waldes," verabschiedete sich Zephy.
      Asa winkte kurz, Greg grinste nur, dann verschwanden sie durch den Garten. Dane hob nicht einmal den Blick, als sie gingen. Er hatte nur Augen für Ro.
      Er zupfte kurz an dem Shirt, das lose an Ro hing, und lächelte.
      "Das ist eins von meinen," kommentierte er das offensichtliche.
    • Auch Ro glaubte nicht, dass er kein guter Kerl war. Wie hätte er auch jemals verkommen sollen, wenn seine Familie ihn aus jeglichen Machenschaften außenvor ließ? Er konnte nicht so verkorkst werden wie sein Vater oder so geheimniskrämerisch. Ihm war bis zu seiner Entführung nie etwas Schlimmes widerfahren, was ihn in irgendeiner Weise hätte negativ beeinflussen können. So eine verkorkste Person hätte Dane niemals erwählt.
      Deshalb fühlte sich Ro auch merklich besser, als Zephy das Glas annahm und ihm damit gewissermaßen signalisierte, dass er hilfreich war. Dass er einen Nutzen hatte und nicht einfach nur derjenige war, den Dane als seinen Partner auserwählt hatte. Er würde sich noch einmal ordentlich bei den Beiden bedanken, wenn er nicht länger unter der Verbrennung litt. Dann durfte der Shifter ihn auch gern so viel drücken, wie er denn wollte.
      Als sich Ro aufrichtete und das Gesamtbild der Dreierkonstellation mit ihren Kindern auf dem Boden sah, wusste er nicht recht, was er fühlte. Es wirkte so friedlich, so richtig, wie sie zusammen agierten und jeder der Teil eines Ganzen bildete. Es war eine Harmonie, die Ro von seinem Zuhause aus nicht kannte. Er hatte keine Geschwister und war auch lange Zeit von gleichaltrigen Drakin aufgewachsen. Gerade Aimeric war nie der Vorbildvater gewesen, soweit sich Ro erinnern konnte.
      Aus dem Augenwinkel sah er Dane winken und kam umgehend zu ihm herüber. Er fletzte sich auf die Couch, unablässig beobachtet von Dane, und musterte seinen Partner kurz. Mittlerweile wirkte selbst der Dämon ermattet und die Aura, die er ausstrahlte, war kaum noch wahrnehmbar.
      „Ich meine, du KANNST schon“, erwiderte Ro, zuckte mit den Schultern und spielte die Fakten ein bisschen herunter.
      Passend dazu verabschiedeten sich ihre Nachbarn, wie Ro sie fortan bezeichnen würde, und sammelten ihre Kinder wieder ein. Sie verließen das Anwesen so, wie sie auch gekommen waren, über die Veranda, wo Ro sie mit einem Winken verabschiedete. Im Gegensatz zu Dane sah er ihnen noch einen Moment hinterher, ehe er das Gezupfe an seinem Shirt bemerkte.
      „Natürlich? Ich kauf mir ja wohl keine Sachen, die mir locker zwei Nummern zu groß sind“, spottete Ro und begann, Danes Haltung zu spiegeln. Auch er lehnte sich gegen die Rückenlehne, gesellte neben seiner Schulter jedoch auch seinen Kopf dazu. „Dein Shirt. Deine Hose. Keine Unterwäsche. Mehr hab ich leider nicht bei mir gehabt. Ich fürchte, ich muss demnächst mal einkaufen gehen.“
      Das leichte Glitzern war in Ros Augen zurückgekehrt als er Dane in einer kurzen Pause betrachtete. Seitdem Dane wieder von oben herunter gekommen war, hatte er wortwörtlich nur noch Augen für den Drakin gehabt. Als wäre er das Zentrum, die Sonne, um die er sich selbst drehte. Ob es etwas in Dane auslöste, dass Ro seine Sachen trug? War er so ein Typ oder wurde Dane nur bei dem Gedanken wahnsinnig, dass Ro seine Sachen auch einfach schredderte wie die Hose zuvor?
      „Guck mal, der Aurenbrand ist schon echt scheiße. Aber wenn du dir ganz viel Mühe gibst, kannst du mich schon anfassen. Ist wie ein Haufen Nadelstiche. Nadelstiche kann ich aushalten. Solang du deine Aura so niedrig hältst wie geht… ist Händchenhalten bestimmt drin.“
      Er schmunzelte. Ob Mace wohl wirklich noch Baxter anschleppte?
      „Ich will dich auch anfassen. Ich will, dass du mich in den Arm nimmst. Dass du mich küsst. Dass ich mich an dich schmiegen kann im Bett, ohne, dass ich mir darüber Gedanken machen muss.“ Er wurde leicht rot, aber Worte waren auf jeden Fall etwas, was Ro Dane geben konnte. „Ich will deine Hände auf mir spüren. Deine Lippen. Alles.“
    • Dane schloss die Augen und brummte wohlig. Die Vorstellung, Ro all das zu geben, war verlockend.
      "Ich weiß nicht, ob ich es noch in mir habe, meine Aura heute großartig zu regulieren," seufzte er. "Aber wir können dir Decke aus dem Gästezimmer klauen und zwischen uns legen. Dann könnten wir zumindest den Teil mit dem Aneinanderschmiegen hinbekommen."
      Dane unterdrückte ein Gähnen und schüttelte kurz den Kopf, als vertreibe das die Erschöpfung, die ihm mittlerweile tief in den Knochen hin. Ausnahmsweise fühlte er jedes einzelne der Jahrhunderte, die er schon auf Erden wandelte.
      "Bitte sag mir, dass da keine halbierten Zootiere in Keksform auf meinem Teppich liegen," scherzte er, um ein bisschen über seinen Zustand hinwegzutäuschen.
      Tatsächlich lagen da keine Keksreste auf dem Boden. Irgendjemand hatte sie alle eingesammelt und ordentlich auf ein Taschentuch auf dem Couchtisch gelegt. Man müsste es nur noch zusammenknüllen und entsorgen.
      "Und nur für's Protokoll: Ich mag es, wenn du meine Sachen trägst."
    • "Jaaah, angesichts dessen, womit ich dich vollgepumpt hab, wundert mich das auch nicht sonderlich", sagte Ro mit einem langen Atem und streckte sich. "Dann muss die Decke wohl herhalten. Aber besser als gar nichts."
      Er stand als erstes vom Sofa auf und scannte den Boden nach Krümeln ab. Er fand jedoch nur das säuberliche Taschentuch, wo alle Überbleibsel gelandet waren. Ein kleines Stoßgebet entkam ihm, weil er es nur noch einsammeln und entsorgen musste. Wenigstens kein Staubsauger mehr...
      "Eigentlich hätte ich eher damit gerechnet, dass du sagst, du magst es lieber, wenn ich GAR KEINE Klamotten trage", grinste er in sich hinein, als er die Reste knüllte und sich auf den Weg zur Küche machte, um sie dort zu entsorgen. "Geh schon mal hoch, ich komm gleich." Schließlich warf er das Knäuel weg samt seiner Papierwurst, die er von seinem Daumen pflücken musste. Er inspizierte den Schnitt und ging einfach davon aus, dass er nicht so schnell wieder aufging. Wobei... Ein Pflaster wäre klüger.
      Wenig später hatte Ro unten alles unter Dach und Fach und war in Danes Schlafzimmer eingekehrt, wo der Dämon bereits im Bett lag, unter seiner Decke wohlgemerkt, und eine weitere vor sich an die Brust gedrückt hatte. Ro lächelte, ein echtes, warmes Lächeln, und kletterte zu Dane ins Bett. Es hätten hunderte Messerstiche sein können und keiner von ihnen hätte den Drakin wieder aus dem Bett bekommen. Stattdessen rollte er sich auf die Seite, ließ sich die Decke in den Rücken drücken und genoss die Wärme, die er wenigstens durch den Stoff hindurch von Dane bekam. Tunlichst achtete er darauf, dass sich ihre Arme nicht berührten, aber das war es wert. Das war besser als gar nichts und so driftete Ro in einen traumlosen Schlaf weg.

      Als Ro aufwachte war es noch dunkel. Er blinzelte träge in die Dunkelheit hinein, unfähig etwas zu finden, das ihm eine Uhrzeit sagte. Da sie aber noch früh am Abend schlafen gegangen waren, konnte es durchaus sein, dass es noch in den frühen Morgenstunden war. Ro grummelte und drehte sich auf den Rücken.
      Die Schutzdecke war weg.
      Erschrocken tastete er zur Seite und traf unvermittelt auf etwas Warmes und Hartes. Das dazugehörige Geräusch ließ nicht lange auf sich warten und Erleichterung suchte Ro heim. Dann Stutzen, dann ekstatische Freude. Er hatte soeben Dane berührt. Ja, es prickelte noch leicht in seiner Hand, aber das waren definitiv keine Messerstriche mehr gewesen.
      "Dane??", flüsterte Ro aufgeregt und bekam als Antwort ein Geräusch sowie etwas Bewegung.
      Es war ihm egal. Noch immer aufgeregt rollte er sich auf den Bauch und tastete nach Danes Gesicht. Jedes Fleckchen, das Ro berührte, prickelte, zwiebelte, aber brannte nicht mehr wie Feuer. Sein Herz beschleunigte sich, er wurde zunehmend wacher, als er Danes Gesicht fand. Dann war Ro bereits über Dane, stütze sich mit seinen Armen von der Matratze ab, damit er keinen vollen Körperkontakt provozierte. Sanft legte er seine Lippen dorthin, wo er Danes Lippen vermutete, traf aber allem Anschein nur seine Wange. Dank des Neumondes war es stockfinster, Ro fing an zu kichern. Er versuchte es erneut und dieses Mal traf er Danes weiche Lippen.
      Das Prickeln, das auf seinen Lippen lag, war nicht nur dem Aurenbrand allein geschuldet. Es war alles und nichts, zu viel und doch zu wenig, als er Dane zögerlich küsste und sich dann wieder von ihm zurückzog.
    • "Ich werde mich nicht beschweren, solltest du in Zukunft nackt durch unser Domizil wandern," gab Dane schlicht zurück und stand auf.
      Er rollte kurz mit den Schultern, aber das half überhaupt nicht gegen seine steifen Muskeln. Er kämpfte sich die Stufen hoch und schnappte sich wie angekündigt die Decke aus dem Gästezimmer, die er geradezu achtlos auf sein Bett warf. Er schlüpfte in ein paar Jogginghosen, bevor er sich selbst hinterher warf und unter die Decke kroch. Die andere breitete er so aus, dass er Ro gleich in den Arm nehmen konnte, sobald er auftauchte.
      Und genau das tat er dann auch. Sobald Ro es sich bequem gemacht hatte, schlang Dane die Decke und seine Arme um den jungen Mann. Das war vielleicht nicht die beste Möglichkeit für Spooning, aber wenigstens konnte er Ro jetzt festhalten, ohne ihm ungewollt wehzutun.

      Sanfte Lippen weckten ihn, aber Dane weigerte sich, tatsächlich aufzuwachen. Stattdessen schlang er einfach nur die Arme um das, was ihn zu wecken versuchte und hielt es fest. Es war warm und fühlte sich angenehm vertraut an. Da er aber nicht aufwachen wollte, verweigerte Dane jeden Gedanken, der sich zu formen drohte. Es dauerte nicht lange, da ging seine Taktik auf und er verlor den losen Halt, den er an der wachen Welt hatte, wieder.

      Ein sanftes Glühen zog sich durch Danes Tattowierungen, wann immer er ausatmete. Es war schwach genug, um kaum durch den Stoff seines T-Shirts zu dringen, geschweige denn durch seine Hosen. Aber auf seinen Armen und seinem Nacken, wo seine Haut freilag, war das sanfte Licht deutlich zu sehen. Ein Hinweis darauf, wie viel Magie noch immer unter dieser Haut brodelte.
    • Ro blickte fasziniert auf den Mann herab, als sich endlich seine Augen an die Dunkelheit anpassten und es auf einmal gar nicht mehr SO dunkel war. Es schlangen sich unangekündigt Arme um Ros Leib, er atmete scharf ein als ihm bewiesen wurde, dass der Brand doch noch nicht vollkommen abgeklungen war. Die Millionen Nadelstiche, die passend mit seinem Pulsschlag auf ihn niederprasselten, waren bei Weitem nicht mehr so unerträglich wie es noch vor ein paar Stunden der Fall hätte sein können. So konnte der Drakin laute Geräusche verhindern und feststellen, dass die Tätowierungen regelmäßig glühten. Ganz schwach nur, aber wunderschön. Gefangen in Danes Armen kam Ro nicht mehr zu schlafen, also gab er sich damit zufrieden, dem Leuchten und dem Atmen seines Partners zuzuschauen.

      Erst eine ganze Weile später entließ Dane Ro aus seinen Fängen, sodass dieser wieder auf Abstand rollen konnte. Er fühlte sich ein bisschen wie gerädert, aber weiterschlafen konnte er nicht. Die Dämmerung draußen hatte bereits eingesetzt und lockte ihn aus den Federn. So leise wie er konnte schlüpfte er aus dem Bett und trollte sich aus dem Schlafzimmer nach unten. Er suchte in der Küche nach seinem Handy, fand es und setzte noch einmal eine detailliertere Nachricht für Cecilia auf. Das Datum mit dem Treffen hatte sie bereits, aber der Tag und Uhrzeit des BBQ waren neu. Sie hatte auf die Nachricht von gestern auch nicht reagiert. Was ungewöhnlich für die war. Ihr Handy war eines der wenigen Mittel, mit denen sie den Kontakt zur Außenwelt nicht verlor. Vielleicht würde er sie doch anrufen müssen. Nur zur Sicherheit.
      Das Handy glitt in die weite Tasche der Jogginghose. Dann machte sich Ro daran, die Küche zu plündern und nichts Großes, aber immerhin ein Frühstück zu zaubern ehe Dane aus dem Land der Träume erwachte.