A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Danes Lächeln verwandelte sich in ein kleines Grinsen.
      "Jetzt bist du also derjenige, der Anweisungen gibt? Ich glaube nicht."
      Er zog an Ros Haaren, zwang den Drakin dazu, seinen Nacken zu überspannen, und lehnte sich vor, sodass er ihm einen Kuss auf die Halsschlagader setzen konnte. Einen langen Augenblick genoss er das Gefühl von Ros rasendem Herzen an seinen Lippen.
      "Wenn du mich schon anknurren willst, kleiner Drache, dann lass dir auch ein paar Schuppen wachsen," raunte er in Ros Ohr, bevor er sich von dem jungen Mann löste und einen Schritt zurück machte.
      Dabei hielt er den Arm ausgestreckt, damit Ro auf der Marmorplatte sitzen bleiben konnte. Doch dann zog er an seinem Gürtel, eine stumme Aufforderung, von der Platte zu rutschen und aufzustehen. Er zog Ro näher und näher zu sich, dann ließ er den Arm sinken, sodass Ro sich entweder seltsam vorlehnen oder hinknien musste. Die Wahl überließ seinem Partner. Mit seiner freien Hand deutete er auf seine geöffnete Hose, die offenbarte, dass er keine Unterwäsche trug.
      "Das willst du haben, hm? Was bietest du mir dafür an? Ich will ein ordentliches Angebot hören."
    • Man hatte es ja versuchen können. Ein bisschen von der Kontrolle zurückzuerlangen, die man soeben willentlich noch abgegeben hatte. Die Art, wie sich das Lächeln auf Danes Lippen wandelte und formte und zu einem Grinsen wurde, hätte den Drakin vorwarnen müssen, dass hier gleich wieder klargestellt wurde, wer das Sagen hatte. Ein Teil von ihm - und Ro war sich sicher, dass das definitiv sein Anteil war - ahnte es und lechzte regelrecht danach. Doch der andere ging umgehend auf die Barrikaden, sträubte sich gegen die Behandlung und als Dane an Ros Haaren zog, damit er seinen Kopf in den Nacken legen und seine Kehle präsentieren musste, knirschte das Leder an seinem Hals. Die Finger, die noch immer am Gürtel gelegen hatten, drückten sich dermaßen stark und kräftig ins Leder, das es bereits ächzte. Sein gesamter Körper spannte sich an, als der Dämon ihm einen Kuss auf die Halsschlagader setzte und irgendetwas in seinem Inneren aufzuwallen begann. Doch bevor es sich aufschaukeln konnte, raunte Dane ihm etwas ins Ohr und ließ von ihm ab.
      Dringend benötigter Abstand tat sich zwischen Dämon und Drakin auf. In Ros schillernden Augen tanzte ein Schatten, der nicht zu dem jungen Mann zu passen schien. Seine verkrampfte Hand am Gürtel entspannte sich und fiel in seinen Schoß, kurz bevor Dane ihm signalisierte, von der Insel aufzustehen. Das tat er ohne Verzögerung und schloss die Distanz zwischen ihnen umgehend. Dann senkte Dane seine Hand mit dem Gürtel und Ro ging in die Hocke. Nicht die Knie, nicht komisch gebeugt, einfach nur in die Hocke, aus der er schnell wieder aufspringen konnte. Er befand sich nun auf Augenhöhe mit Danes Hosenbund und blinzelte als er erkannte, dass Dane Commando ging. Sofort rasselten diverse Sätze, Handlungen und die Konsequenzen durch Ros Geist, eine verlockender als die andere. Als er seinen Kopf soweit es ging in den Nacken legte und zu Dane aufblickte, war eine beträchtliche Spur des unbehelligten jungen Mannes aus dessen Blick verschwunden. Ein Lächeln umspielte Ros Lippen als er kokett den Kopf ein wenig neigte.
      "Wie schnell bist du eigentlich?", fragte Ro, der schon einen Augenblick später beide seiner Hände seitlich an Danes Hose gelegt hatte und sie mit einem kräftigen Ruck nach unten befördern wollte.
    • Dane hatte kaum Zeit, groß nachzudenken. Aber das spielte keine Rolle, denn er konnte erahnen, das Ro etwas im Schilde führte, lange bevor er tatsächlich die Hände bewegte. Und so packte er den jungen Drakin an den Handgelenken, gerade als dieser seine Hose zu fassen bekam.
      "Schnell genug," lächelte Dane.
      Er drückte Ros Hände von sich und passte seinen Griff so an, dass er sie mit einer Hand festhalten konnte. Er ging nun selbst in die Hocke, um wieder mit Ro auf Augenhöhe sein zu können. Den Gürtel ignorierte er für den Augenblick.
      "Strike One," raunte er und packte Ro am Kragen, nur um ihn gleich darauf aus dem Gleichgewicht zu bringen und mit dem Rücken auf den Fußboden zu verfrachten.
      Dabei nutzte er seinen Griff am Kragen des Mannes, um eine etwaige Kopfverletzung zu verhindern. Mit Ros Händen noch immer in seinem Griff gefangen,setzte er sich auf Ros Schoß und beugte er sich über den jungen Mann.
      "Ich seh schon, bei dir muss ein bisschen den Brat Tamer bemühen," meinte er mit einem geradezu fachmännischen Gesichtsausdruck.
      Mit seiner freien Hand strich Dane liebevoll über Ros Wange - die Augen des Drachen beeindruckten ihn wenig - bevor er seinen Gürtel wieder in die Hand nahm.
      "Du kannst so aufsässig sein, wie du willst, aber wir werden keine Magie austauschen, verstanden? Ich werde meine nicht benutzen, und du behältst deine für dich. Wie funktioniert das Ampelsystem?"
      Dane ließ sich noch einmal die drei Farben erklären, dann was Ro tun sollte, wenn er seine Worte nicht benutzen konnte, und zum Schluss ließ er den jungen Drakin sein Safe Word noch einmal wiederholen.
      "Ich erlaube dir drei Strikes. Du fängst dir für jeden eine Bestrafung ein, aber wenn zwischendrin artig bist, dann belohne ich dich auch. Solltest du nach dem dritten noch weitermachen, dann werde ich nicht mehr so nett sein. Hast du das verstanden?"
    • Das Lächeln fror fest auf Ros Lippen, als auch schon eine Sekunde später feste Hände sich um seine Handgelenke schlossen und ihn davon abhielten, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Fast hätte er eine weitere Situation provoziert, um noch einmal zu überprüfen, ob Dane sogar NOCH schneller sein konnte, aber da hatte der Dämon die nervigen Hände von seiner Hose gelöst und sie zusammengeführt, damit er nur noch eine Hand bedurfte, um den Drakin in Schach zu halten. Ro schnaubte, als sich Dane auf Augenhöhe mit ihm begab und ihm zwei Worte zu raunte. Zwei Worte, die er in der Sekunde noch gar nicht verarbeitet hatte, als Dane nach Ros Kragen griff und ihn spielend leicht nach hinten umwarf. Überraschung blitzte in den blauen Augen auf bevor sie sich zusammenkniffen in der Erwartung auf Schmerz, wenn sein Kopf und Rücken auf dem harten Boden aufschlugen. Doch der blieb aus und nur die Kälte breitete sich über seinen Rücken aus.
      Ro öffnete die Augen und keuchte, als sich Dane auf ihn setzte und ihm fast sämtliche Bewegungsfreiheit abschnitt. Den Ausdruck mit dem Brat Tamer kannte Ro selbstverständlich nicht. Es scherte ihn allerdings auch nicht, dafür war er viel zu sehr damit beschäftigt auszutesten, wie viel ihm sich Winden an Bewegungsfreiheit einbrachte.
      Dane wollte keine Magie austauschen? Nicht einmal ein kleines bisschen? Ros Verstand duellierte sich, derjenige, der sofort einverstanden war und es nicht weiter hinterfragte, und derjenige, der sich in seinem Sein beschnitten fühlte. Es brodelte doch bereits schon unter seiner Haut, er spürte die Spannung, das Vibrieren, das in jeder einzelnen Synapse lauerte. Sollte Dane in dem Glauben schweben, dass der Drakin seinem Befehl Folge leistete. Irgendwann würde er nicht mehr damit rechnen und dann…
      „Ampel?“, wiederholte Ro, der sich hart aus seinem Gedankengang gerissen fühlte und die Frage erst verarbeiten musste. „Ach, Ampel. Ja, klar.“ Dann erklärte er kurz wieder das, was sie abgesprochen hatten mit kurzen Worten. Das half ihm, sich aus den abstrusen Gedankengängen zu lösen, die gerade noch sein Hirn vernebelt hatten.
      „Was heißt nicht mehr so nett? Ich glaub, ich kenn keine andere Seite als nett von dir“, sagte Ro, dessen Herz schon wieder rasante Rhythmen angenommen hatte. Unter ihm machte sich die Kälte breit, über ihm brannte es lichterloh. Er war zwischen drin und versuchte, die Balance zu halten.
    • "Nicht so nett heißt, dass du nicht bekommst, was du willst. Wahlweise bekommst du genau das, was du willst, aber so viel davon, dass du in Frage stellst, wie sehr du es wirklich wolltest. Nicht so nett heißt, dass du härter dafür arbeiten musst, überhaupt etwas zu bekommen, sollte ich mich dafür entscheiden, dir überhaupt etwas zu geben. Teste mich, und du findest es heraus."
      Dane hatte zwar schon eine Weile lang nicht mehr auf diese Weise mit jemandem gespielt, aber das Ganze war praktisch wie Fahrradfahren für ihn. Ro bekam einen Kick davon, sich gegen ihn zu wehren, aufzubegehren? Dann sollte es so sein.
      Dane schob seine Hand unter den Gürtel an Ros Hals und zog ihn ganz dich zu sich hoch, sodass sich ihrer beider Nasen beinahe berührten.
      "Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob ich meinen Jagdtrieb auch noch abstauben soll, oder dir Primal eher weniger gefällt," grinste er.
      Dann ließ er Ro los, stand auf und schloss seine Hose wieder. Nicht, weil er keine Lust mehr auf ihr Spiel hatte, sondern vielmehr, weil er Ro genau das geben wollte, worauf dieser abgezielt hatte: Eine Herausforderung.
      "Der Gürtel bleibt dran," stellte Dane klar. "Steh auf."
      Er wartete, bis Ro seinem Befehl Folge geleistet hatte. Dann trat er wieder an ihn heran und befreite ihn ganz ohne Tamm Tamm von seinem Oberteil. Es brauchte einiges an Willensstärke, um nicht einfach über den jungen Mann herzufallen, aber Dane behielt sich im Griff. Er achtete besonders darauf, Ros Haut nicht zu berühren. Der Drakin durfte ihn gern betatschen, wie es ihm beliebte - sofern er dabei über dem Bund seiner Hose blieb. Sobald sich Ro seiner Gürtellinie näherte, würde Dane dessen Hände einfach beiseite schieben.
      "Wenn du willst, dass ich dich berühre, musst du dir das verdienen. Wenn ich deine Hände in deinem Schritt sehe, ist das ein Strike. Wenn du den Gürtel abnimmst oder beschädigst, ist das ein Strike. Wenn du deine Magie benutzt, ist das ein Strike."
      Dane zog kräftig am Gürtel, bis Ro gegen seine Brust prallte. Er vergrub seine andere Hand wieder in den weichen Haaren des Drakin und zwang ihn erneut dazu, zu ihm aufzusehen.
      "Wenn du wegläufst, werde ich dich jagen. Und wenn ich dich habe, dann werde ich mir nehmen, was ich haben will," raunte er. "Ich werde nicht sanft sein. Ich werde nicht zögern. Es ist deine Entscheidung, wegzulaufen. Aber wenn du das tust, dann sind die Konsequenzen klar. Bist du damit einverstanden?"
    • Es begann, in Ros Verstand zu rumoren. Er neigte wieder leicht den Kopf und sah Dane mit einem abschätzenden Blick an. Diese Regeln kannte er schon. Dass es nicht gänzlich nach seiner Pfeife laufen würde und er schon dafür arbeiten müsste, um das zu bekommen, was er wollte. Allein die Aufforderung, dass er eigenmächtig herausfinden sollte, was genau diese Aussage alles umfasste, war, wie eine Packung Überraschungseier einem Kind kommentarlos hinzustellen. Nur, dass Ro fast umgehend auch danach griff.
      „Alles klar“, bekam er gerade noch heraus bevor Dane ihn am Gürtel hoch und dicht an sich heranzog. Er bekam seine Hände frei, mit denen er sich abstützen konnte und somit die Haltung ganz nah an Danes Gesicht aufrechthalten konnte.
      Bei dem Wort Jagdtrieb weiteten sich die Augen des Drakin. Nicht aus Schreck oder gar Überraschung. Etwas fühlte sich angesprochen. Etwas, das feststellte, dass nicht er derjenige sein sollte, der gejagt werden würde, sondern andersherum. Er sollte derjenige sein, der einem anderen nachstellt. Ihn einfing und unterwarf. Die Rolle war nicht richtig, so wäre es nicht richtig. Doch umso verworrener es in Ros Kopf zuging, desto weniger konnte er noch sagen, ob er sich dagegen aussprach oder es ihm gar gefiel.
      Plötzlich ließ Dane Ro los, der überrascht auf dem Boden aufkam und nach Atem rang. Er hatte ihn angehalten. Die gesamten Sekunden über, während Dane ihn eng gepackt hatte. Die noch immer großen Augen waren auf die Hände gerichtet, die sorgsam die Hose wieder schlossen, die er vorhin noch brav geöffnet hatte.
      Ro entkam ein ungehaltenes Zischen.
      Er blinzte, mehr überrascht als alles andere. Das war ganz bestimmt nicht beabsichtigt gewesen, irgendetwas musste langsam mit ihm durchgehen. Leise ächzend folgte er dem nächsten Kommando, an den Gürtel hatte er sich unlängst gewöhnt. Kaum stand der Drakin wieder auf eigenen Füßen, machte der Dämon kurzen Prozess mit seinem Oberteil. Auch das ließ Ro ohne Beschwere zu, bleib einfach nur brav stehen bis es vollbracht war. Zu keinem Zeitpunkt berührte der Drakin seinen Partner, dafür verschlang er ihn mit seinen Augen und labte sich an der Aura, die Dane ihm nicht verwehren konnte. Das war sein höchsteigenes Gut, seine Domäne und das Bisschen, das ihn an seine wahre Natur band.
      Gedanklich markierte sich der Drakin die drei großen No-Go’s ihres Spiels. Dafür gab es Strikes, die er vielleicht wissentlich einmal eingehen würde, vorerst aber bewusst umschiffen wollte. Zwei der Punkte waren einfach einzuhalten. Der Dritte würde ein bisschen Köpfchen verlangen. Viel weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte er nicht. Dane riss ihn mit einer Kraft an sich, die dem Drakin abermals die Luft aus den Lungen trieb. Sofort gruben sich seine Finger in Danes Fleisch oberhalb seiner Hüftknochen, als er schon wieder seinen Kopf in den Nacken legen musste.
      „Jap-p“, stimmte Ro zu und betonte das ploppende P besonders deutlich. Er spürte, wie sich seine eigene Ausstrahlung bereits wandelte, wie seine Haut wie elektrisiert kribbelte und sein interner Magiefluss Wellen schlug. Würde er schnell genug sein, um aus dem Haus zu kommen? Er könnte einfach durch ein Fenster springen, das war kein Problem. Was sie wieder zu dem Punkt zurückbringen würde, wie schnell der Dämon sein konnte. Mit Sicherheit schneller als ein Drakin, der keine Magie einsetzen durfte. Vielleicht kam er ja bis zum Rasen, oder nein, vielleicht schaffte er es ja sogar in den Wald. Draußen hatte es bereits begonnen zu dämmern und die Aussicht auf einen dunklen Wald hatte in Ro noch nie Sorge oder Furcht geweckt. Eher das Gegenteil.
      „Ich kann ja gar nicht weglaufen, wenn du mich immer so nah bei dir behältst“, grinste Ro Dane offenherzig an. „Man läuft nur vor Etwas weg, das man fürchtet. Du machst mir keine Angst. Drakin laufen nicht weg, oder willst du’s mal versuchen?“
    • Dane grinste vielsagend.
      "Es geht nicht um die Angst, Ro. Es geht niemals um Angst. Bei Primal geht es vor allem darum, dass man sich völlig gehen kann, ohne verurteilt zu werden. Wie immer geht es um Vertrauen. Und bei diesem speziellen Spiel... Vorfreude."
      Dane schenkte Ro einen kleinen Kuss. Vielleicht schenkte er sich den auch selbst, so genau konnte er das nicht sagen. Er lockerte seinen Griff in Ros Haaren.
      "Wenn du wirklich spielen willst, dann versuche mir, für fünf Minuten nicht in die Hände zu fallen. Wenn du es schaffst, kriegst du eine Belohnung. Wenn nicht... nun ja, dann bekomme ich eine Belohnung."
      Er lachte leise und tief.
      "Wenn du dieses Spiel nicht spielen willst, dann lass es mich wissen." Dane strich mit einem Finger über Ros scharfen Kiefer, folgte der Bewegung mit seinen Augen. "Wir können auch gern etwas anderes spielen."
      Er ließ den Gürtel noch einmal zwischen seinen Fingern hindurchgleiten, dann machte er einen Schritt nach hinten von Ro weg.
      "Zeit, sich zu entscheiden, kleiner Drakin. Wenn du läufst, gebe ich dir sieben Sekunden Vorsprung. Drei Abzug von zehn, wegen deinem ersten Strike."
    • Oh.
      Die Erkenntnis lag vermutlich auch im Gesicht des Drakin, der das unter diesem Aspekt gar nicht so gesehen hatte. Vorfreude, ja, die spürte er mit jeder Faser seines Körpers. Problematisch war nur eine Sache: Ro konnte sich nicht gehen lassen. Nicht mit der Restriktion, dass er seine Magie im Zaum halten sollte.
      "Fünf Minuten?" Man sollte meinen, dass fünf Minuten nicht viel Zeit waren, aber so töricht war Ro dann nun doch nicht. Fünf Minuten waren ein unglaublich langes Zeitfenster, wenn man bedachte, dass er drauf und dran war mit einem verdammt alten Dämon das Spielchen zu spielen. "Das ist nicht fair, wenn du deine Fähigkeiten einsetzen darfst. Wenn, dann musst du mit Handicap spielen."
      Ro reckte sein Kinn höher, weg von den Fingern, mit denen Dane der Kontur des Kiefers nachfuhr. Anschließend lachte Dane, leise und verführerisch, und bezog Abstand von Ro. Der, ganz offensichtlich, schon nicht mehr ganz entspannt da stand. Allerdings rümpfte er die Nase, als er das Zeitlimit mit anhörte. Nicht besonders viel Zeit, und wenn sich Dane wirklich auf ein Handicap einließ, nicht gänzlich unmöglich. Immerhin konnte Ro den Dämon anhand seiner Aura punktgenau lokalisieren. Sein Vorteil, auch gänzliche ohne Magie.
      Ro schwieg einen Moment, betrachtete Dane. Bewusst tief und langsam atmete der Drakin ein und wieder aus, so wie er sich üblicherweise vorbereitete, wenn er längere Zeit beim Schwimmen verbrachte. Eine ordentliche Atmung war das Wichtigste bei allem, was Kondition brauchte. Er hatte sowieso schon längst entschieden was er tun wollte.
      Er holte einen letzten, tiefen Atemzug. "Dann zähl." Damit stürzte Ro nach vorn, grinsend an Dane vorbei und offensichtlich nicht im Klaren darüber, auf was er sich da gerade eingelassen hatte.
      Er schaffte es aus dem Wohnzimmer in einer Geschwindigkeit, die schneller als jene von einfachen Menschen waren. Er peste durch den kurzen Flur und entschied sich dagegen, einfach durch das nächstbeste Fenster zu springen. Dane würde ihm aufgrund mehrerer Aspekte den Arsch aufreißen, also begnügte er sich mit der Eingangstür, gegen die er beinahe gerannt war. Kühle Luft schlug ihm entgegen, versuchte die nackte Brust abzukühlen und versagte elendig dabei. Er ließ die Tür wie sie war und wechselte in einen raumgreifenden Sprint. Das Grinsen lag noch immer auf seinen Lippen, eher noch sein ganzes Gesicht, als er durch die Dämmerung fegte, genau auf den Wald zu. Er erreichte die Waldgrenze, als die siebte Sekunde verstrichen war.
      Jetzt durfte der Jäger losgelassen werden.
    • Dane war nicht der beste Jäger der Welt. Die meisten Raubtier-Shifter hatten mehr zu bieten wenn es die bloße, animalistische Jagd ging. Aber Dane hatte Erfahrung. Jahrzehnte lang hatte er Menschen wie auch Magische verfolgt und ihre kriminellen Machenschaften zu einem Ende gebracht, oftmals blutig.
      Als Ro losrannte, schloss Dane die Augen und kehrte in sich. Er brannte nicht darauf, seiner Beute nachzusetzen, er war nicht nervös ob der Entfernung, die der junge Mann in sieben Sekunden zwischen sie beide bringen konnte. Denn Dane war kein Hetzjäger.
      Als die sieben Sekunden vorüber waren, machte sich Dane gemächlich auf den Weg. Ganz brav schloss er seine Haustür hinter sich, dann schob er die Hände in die Hosentaschen und schlenderte zum Waldrand. Er konnte genau sehen, wo Ro den Kies in seiner Einfahrt mit seinem Gesicht verschoben hatte, daher war die Richtung leicht festzustellen. Am Waldrand ging Dane in die Hocke und ließ seinen Blick durch seine Umgebung wandern. So chaotisch ein Wald auch war, alles folgte einem Muster. Und auf diese Muster konzentrierte sich Dane nun, als er sich auf seine Zeit als Tracker besann. Mace war darin zwar schon immer besser gewesen, aber sie hatten sich beide stets in der Oberliga herumgetrieben.
      Dane fand die Zeichen von Ros Anwesenheit schnell genug und machte sich auf den Weg. Ro hatte offenkundig nur an Geschwindigkeit gedacht, daran, so schnell wie möglich zu entkommen. Er hatte nicht daran gedacht, dass er sich auch einfach verstecken konnte. Zu viel Zeit konnte sich Dane aber auch nicht lassen, das wusste er. Ro hatte den Vorteil, mit der Natur mehr im Einklang zu sein, als Dane es jemals sein könnte. Also verschmolz Dane mit den Schatten - selbstverständlich ohne Einsatz seiner dämonischen Fähigkeiten - und zog das Tempo ein bisschen an.
      Die Gesetze der Logik und die Kontrolle über sich selbst halfen ihm dabei, kein einziges Geräusch zu verursachen, als er durch den Wald eilte. Aber das war viel weniger wichtig als die Tatsache, dass er seine Aura vollständig unterdrückte. Er würde nicht einmal als Mensch auf Ros innerem Radar auftauchen. Er würde da überhaupt nicht auftauchen.
      Auf diese Art durch den Wald zu pirschen beflügelte Dane auf eine Weise, wie er es schon lange nicht mehr gespürt hatte. Er hatte geahnt, dass er sich nach einer Jagd wie in alten Zeiten sehnte, aber wie sehr wurde ihm erst jetzt bewusst. Ein Teil von ihm hoffte sehr, dass dieses Spiel auf Ros Liste landete. Vielleicht war Dane ein bisschen egoistisch, was das anging. Er würde mir Ro darüber reden, so viel stand fest.
      Es dauerte nicht lange, da hatte Dane seine Beute gefunden, wie sie durch den Wald schlich. Er hatte ein bisschen weniger als zwei Minuten Zeit, sie auch zu fangen. Also nutzte Dane diese fast zwei Minuten, um Ro großräumig zu umrunden, sodass der Drakin ihm genau in die Arme lief. Kurz darauf war es soweit. Ro näherte sich ihm, er konnte ihn geradezu riechen, und Dane machte einen einfachen Schritt hinter einem Baum hervor.
      "Boo."
      Er ließ Ro zwei Sekunden Zeit, um wieder wegzurennen. Dieses Mal setzte Dane ihm aber sehr wohl nach und nach diesen zwei Sekunden verwandelte sich ihr kleines Versteckspiel in eine wirkliche Jagd. Ro wollte wissen, wie schnell er war?
      Angetrieben von seinen eigenen, rudimentären Instinkten legte Dane ein bisschen mehr Kraft als nötig in seine schnellen Schritte und dann tacklete er den Drakin. Sie landeten beide im Laub, Dane auf Ro. Wieder ging Dane sicher, dass Ro nichts passierte.
      "Hab dich," raunte er, bevor er Ro in einen wilden Kuss verwickelte, der ihm einen wohligen Schauer über den Rücken sandte.
      Jedwede Gegenwehr unterdrückte er, indem er sich einfach auf den Drakin legte und dessen Arme neben seinem Körper auf den Boden pinnte. Die Kälte der frühnächtlichen Luft spürte er kaum auf seinem nackten Oberkörper. Er rollte mit den Hüften, ließ Ro spüren, wie sehr er diese Jagd genossen hatte.
      Ohne ein weiteres Wort stand Dane auf, zerrte Ro mit sich auf die Füße und drückte ihn gegen den nächstbesten Baum, bevor er seinen Mund gleich wieder eroberte. Seine Finger fanden den Gürtel, der noch immer brav um Ros Hals geschlungen war. Er zog daran, einfach nur um Ro daran zu erinnern, wie viel Kontrolle er mit diesem einfachen Stück Leder haben konnte. Dann wirbelte er Ro herum, presste ihn mit der Brust gegen den Baum. Wie angedroht, zögerte er nicht, und zerrte dem jungen Mann die Hose bis hinunter in die Kniekehlen. Wenn er jetzt Reißaus nehmen wollte, würde er sich gehörig auf die Schnauze legen.
      "Safe Word," knurrte Dane, als er einen Arm um Ro schlang.
      Die andere Hand landete bereits zwischen den Pobacken des jungen Mannes. Allerdings wartete er auf besagtes Safe Word, bevor er seinen Finger in Ro hineinschob.
    • Ro schaffte etliche Meter zwischen sich und dem Anwesen, aus dem Dane mittlerweile längst gegangen sein musste. Irgendwann hatte er sein aberwitziges Tempo sein gelassen und damit begonnen, seine Natur weniger streng an die Leine zu nehmen. Immer wieder hielt er kurz inne, fühlte und lauschte, was ihm seine Umgebung mitzuteilen hatte. Und als er nach sicherlich zwanzig Sekunden noch immer nicht den Hauch einer Aura wahrnehmen konnte, schwante ihm bereits, dass er einen Fehler begangen hatte. Natürlich konnte Dane seine Aura unterdrücken, hatte er ja schon etliche Male bewiesen. Wie konnte Ro das bitte vergessen?
      Weil du es wolltest.
      Er fröstelte, obwohl ihn die kühlfeuchte Luft des Waldes kaum berührte. Sein Atem war beschleunigt, nicht mehr von seinem Sprint, sondern weil er sich unangenehm beobachtet fühlte. Er verfolgte die Vögel und die kleinen Säugetiere des Waldes, die trotzdem vor dem Ausriss nahmen, was er selbst nicht spüren konnte. Er wusste, dass man ihm folgte. Und ein unsicheres Lächeln legte sich auf seine Lippen.
      Ro hatte überhaupt nicht mehr mitgezählt, wie viel Zeit vergangen war. Sein Ziel war der See, in den er sich als allerletzte Bastion werfen würde, um Dane von sich abzuhalten. Sie hatten nicht einmal seine Belohnung konkretisiert, weil Dane bereits wusste, dass er gewinnen würde. Aber so einfach würde Ro es ihm nicht machen, nein. So leicht lief er doch nicht einfach jemanden in die Arme, der ihn –
      „Boo.“
      Der Drakin katapultierte sich buchstäblich in die entgegengesetzte Richtung. Ihm trieb es jegliche Luft aus den Lungen, so sehr erschrocken hatte er sich. Erst jetzt blinkte etwas in seinem geistigen Radar auf, erst jetzt nahm er die Lebensenergie wahr, die Dane nicht beeinflussen konnte. So nah musste er also sein, damit er das sicher bestimmen konnte. Damit hatte Ro seinen einzigen Trumpf kapital falsch eingeschätzt und eingesetzt. Er warf keinen Blick nach hinten, er spürte die Energie rasant näherkommen. Dann riss es ihn plötzlich von den Füßen und ein Schalter legte sich in seinem Kopf um. Ro dachte nicht mehr logisch, als sich ein warmer Körper auf ihn drückte und das Laub laut raschelte. Ein wütender Aufschrei entkam Ro, der sich unter Danes Gewicht gegen ihn aufbäumte und versuchte, seine Hände aus dem Griff zu befreien. Einen weiteren Aufschrei unterband der Dämon mit einem leidenschaftlichen Kuss, bei dem Ro Dane beinahe in die Lippen gebissen hätte, hätte der Kuss auch nur einen Augenblick länger gedauert.
      Dann war das Gewicht plötzlich fort von ihm, Luft strömte wieder in seine Lungen und er wurde hochgerissen. Stolpernd folgte er der Bewegung und wurde im nächsten Moment gegen einen Baum gedrückt. Die Rinde kratzte an seine Rücken, doch er nahm nur noch wenig davon war. Wieder küsste Dane ihn, dieses Mal schnappte Ro allerdings nach seinen Lippen, wenn auch ohne Erfolg. Seine Augen funkelten selbst in dem schlechten Licht unglaublich hell und mit felsenfester Überzeugung. Das, was er gerade durch seine Adern rauschen spürte, war so alt und so tief mit ihm verwurzelt, dass er es gar nicht unterdrücken konnte. Hier draußen im Wald, wo alles um ihn herum nur so vor Energie strotzte war er wie ein Kondensator. Er sog sie auf, wandelte sie in Magie, die knisternd durch seinen Körper zuckte. Er schmeckte sie sogar schon auf seiner Zunge, die über spürbar spitzer gewordene Zähne glitt.
      Ro drückte sich vom Baum ab, primär, um sich auf Dane zu stürzen. Doch der Dämon nutzte das Momentum gegen den Drakin, drehte ihn um und abermals kam Ro dem Baum sehr, sehr nahe. Prominent stieg ihm der Geruch nach Wald und Harz in die Nase. Seine Hände lagen auf dem Stamm, stützen sich ab, als Dane ihm die Hose runterzog und einen Arm um ihn schlang.
      „Safe Word.“
      Ro reagierte nicht darauf. Er spürte die Hand zwischen seinen Pobacken. Immer stärker drückten sich die Finger des Drakin in den Stamm des Baumes, mittlerweile war die Rinde bereits eingedrückt. Er würde es nicht sagen. Er weigerte sich, es zu sagen. Er würde es nicht, noch gab er sich nicht geschlagen. Er konnte nicht zurück, auch nicht zur Seite. Vor ihm war ein Baum. Ein einfacher, harmloser Baum.
      Kraft schwoll immer weiter in Ros Körper an. Sein Körper begann sich wieder zu verfärben, der Bauch hell, zum Rücken hin in ein immer dunkler werdendes Blau. Sein Kopf surrte vor Energie und er hatte das Gefühl, sich selbst aus den Augen zu verlieren. Etwas anderes trat in den Vordergrund, nahm ihm die Handlungsgewalt und entschied für ihn. Seine Muskeln in seinem Arm spannten sich an, immer mehr, immer kräftiger. Es knarzte, laut und bedrohlich, vor ihnen auf.
      Dann splitterte es.
      Der Baum unter Ros Griff gab nach. Seine Hände, die für den Bruchteil einer Sekunde eher nach Klauen als Fingern ausgesehen hatten, zerquetschten das Holz vor ihnen und ließ den kompletten Baum nach hinten weg fallen. Mit ihm fiel Ro, eingeschränkt durch seine eigene Hose, die er mit einem beherzten Kick schlussendlich zerriss. Doch Dane ließ nicht von ihm ab, nicht so leicht, und ein weiteres Mal lagen sie gemeinsam auf dem Waldboden. Es krachte ein weiteres Mal, als der Baum in die Kronen anderer brach, es Äste und Zweige regnen ließ, bevor er bebend auf dem Boden aufschlug.
      Ros Hände gruben sich in den Waldboden als er versuchte, von Dane wegzukommen. Alles in ihm sperrte sich dagegen, jetzt aufzugeben. So einfach würde er sich nicht einfangen lassen, nicht noch einmal. Jeder Instinkt in ihm war aktiviert und nur Ros Pflichtbewusstsein hielt ihn noch davon ab, die knisternde Magie zu nutzen, die summend seinen ganzen Körper zu überlasten schien.
    • Dane war zu abgelenkt von... einfach allem, um zu bemerken, das hier etwas gewaltig schieflief, bis es beinahe zu spät war. Er reagierte nicht schnell genug, um ihren Fall zu verhindern. Alles, was er tun konnte, war, ihren Fall anzupassen. Und so landeten er und Ro viel mehr auf seiner Danes Schulter, als auf dem Waldboden. Angenehm war es nicht. Noch viel unangenehmer war, was gerade mit Ro passierte. Das hier eskalierte in die vollkommen falsche Richtung.
      Er konnte sich ein Knurren nicht verkneifen, aber er nahm sich zusammen und entfernte sich von Ro. Er stand auf, machte ein paar Schritte rückwärts und ließ dem Drakin den Raum, den er offensichtlich braucht, bevor er sich auf einen alten Baumstumpf sinken ließ und sich mit einer Hand durch das Gesicht fuhr. Die Situation war außer Kontrolle.
      "Eiscreme."
      Dieses Spiel war vorbei. Dane beendete es für sie beide, indem er sein Safe Word nannte. Er wusste nicht, ob das reichte, um Ro wieder in die Gegenwart zu befördern, aber er wollte sich ihm gerade auch nicht nähern. Denn er konnte nicht sagen, ob das da vor ihm noch immer Ro war. Oder ob das, was mit dem Baum passiert war, eigentlich ihm gegolten hatte.
      "Ro? Bist du noch bei mir?"
    • Alles, was Ro noch hörte, war das Summen von Magie in seinen Adern, das Rauschen seines Blutes und jedes Knacken eines jeden Astes im Wald. Es fühlte sich an, als stünde jeder Zentimeter seines Körpers in Flammen, als er sich stöhnend auf die Seite und sich einrollte. Er schlang seine eigenen Arme um sich, während er mühsam nach Luft rang und am Rande wahrnahm, wie sich Dane ein gutes Stück von ihm entfernte. Er war fort. Er berührte ihn nicht mehr. Er ließ ihn allein.
      Du spielst nicht nach seinen Regeln und das gefällt ihm nicht. Deswegen zieht er sich von dir zurück.
      Ein leises Wimmern mischte sich unter das Stöhnen, das nie abgeebbt war. Als Dane dann noch sein Safe Word sagte, fiel Ro in ein unendliches schwarzes Loch. Er hatte es versaut, er hatte sich nicht unter Kontrolle. Das war die Bestrafung, von der gesprochen worden war und Ablehnung, gerade von Dane, war etwas, mit dem der Drakin nicht umgehen konnte. Allerdings löste die Tatsache, dass das Safe Word gefallen und damit auch die vorher abgemachten Restriktionen beendet waren, den letzten Knoten auf, als auch das Pflichtbewusstsein von Ro sich im Nichts auflöste.
      Nebel begann vom Boden aufzusteigen. Sämtliche Tiergeräusche waren mit einem Mal verstummt, als eine Welle aus Magie sich aus dem Drakin ergoss, ähnlich pulsierend wie sein rasender Herzschlag und so heiß wie er sich fühlte. Als sich Ro aus seiner geschützten Haltung löste und sich mit den Händen vom Boden hochdrückte, war es kein einfaches Muster mehr, das sich auf seinem Rücken abzeichnete. Der Nebel kondensierte auf echten, fühlbar bläulichen, teilweise fast schwarzen Schuppen auf seinem Rücken. Die Augen, die sich nun auf Dane richteten, beinhalteten nicht mehr die jugendliche Naivität und Neugierde, wie er sie von Ro nur allzu gut kannte. Nun wirkte der Ausdruck alt und wild. Fremd.
      Die Pflanzen am Boden, das Kraut, Falllaub, eigentlich fast alles in Ros Umkreis, begann zu verwelken. Es sammelten sich große Wassertropfen an, als Ros Magie dem Umfeld die Feuchtigkeit entzog und sie in perfekten Kugeln in der Luft zwischen ihm und dem Dämon schweben ließ. Auch von seinem nackten Körper stieg ein Dunst auf, so als würde jegliche Feuchtigkeit auf seinem Körper umgehend verdampfen. Noch nie hatte er so viel Magie auf einmal in sich kanalisiert, noch nie war er so weit gewesen, dass er vor einer Überladung stand. Doch der Ro, den Dane kannte, war in den Hintergrund getreten und hatte sich von etwas bei Seite schieben lassen, wonach er eigentlich sein Leben lang gesucht hatte.
    • Dane beobachtete, was mit seiner Umgebung geschah, ganz genau, doch sein Hauptaugenmerk lag auf dem Mann, der sich vor ihm langsam aufrichtete.
      "Schön, dich endlich kennenzulernen, kleiner Drache," meinte er und stand auf, um sich dem Wesen zu stellen.
      Sicher, Ro wirkte eher wie ein Echsenmensch, aber das war mehr als sie jemals zuvor aus ihm hatten herauskitzeln können.
      Jetzt, wo ihr Spiel vorbei war, hatte Dane auch kein Problem mehr damit, seine eigene Magie zu bemühen. Er machte nicht wirklich etwas damit, er ließ lediglich genug seiner Aura durchscheinen, um dem Drachen in Ro klar zu machen, wer da vor ihm stand und dass er keine Bedrohung darstellte.
      Dane streckte die Hand aus, berührte Ro aber nicht ohne dessen Einwilligung; es ein bloßes Angebot.
      "Reicht dir das für den Moment, oder willst du weitergehen?" fragte er.
      Er hatte keine Ahnung, ob er den Knoten jetzt lösen konnte, der Ro davon abhielt, seine drakonische Gestalt anzunehmen. Aber er konnte es versuchen, wenn Ro ihn ließ. Wohlgemerkt: Ro. Nicht der Drache. Er würde den Teufel tun und die Eidechse freilassen, wenn Ro das nicht wollte.
      "Ro?"
    • Ro sah von seiner sitzenden Haltung aus zu Dane hinauf, aber es wirkte eher so, als beherrsche er lediglich den gesamten Boden, auf dem der Dämon gerade ging. Er reckte das Kinn noch etwas höher, wodurch zwei weiße Spitzen durch sein silbernes Haar hindurch schimmerten. Die Aura, die Dane nun nicht mehr kaschierte, ließen die blauen Augen etwas kräftiger flackern und Ro im Inneren rührte sich. Er griff nach der Aura, oder versuchte es, doch das andere Bewusstsein hielt ihn davon ab.
      Immer mehr der Wasserkugeln sammelten sich in der Luft und zogen engere Kreise um Dane. Selbst die Luft schien schon dermaßen von Magie geschwängert, das man sie regelrecht auf der Zunge schmecken konnte. Als Dane ihm die Hand hinstreckte, erwiderte Ro sie nicht sofort, sondern musterte den Dämon eingehend. Egal, wer gerade das Zepter in der Hand hatte; Beide wussten, was für unendliche Tiefen in diesem Mann auf sie lauerten. Wohingegen Ro ganz genau wusste, was er nie und nimmer tun durfte, sah sich sein Drache einer anderen Meinung.
      "Er kann nicht weitergehen. Sein Körper hält das Maß noch nicht aus", sagte Ro, oder jedenfalls seine Stimme, denn die Art wie die Silben betont wurden, wichen stark von dem jungen Mann ab.
      Er legte den Kopf leicht schief, so als dächte er einen Moment nach. Ro spürte die Absicht und versuchte plötzlich mit all seiner Macht, wieder Herr über seinen Körper zu werden. Doch er kam gegen das andere Bewusstsein nicht an, das nicht einmal den Hauch einer Lücke zuließ. Ro verstand nicht. Sein Körper hielt das Maß nicht aus?
      "Du hilfst ihm doch bestimmt", raunte Ro, als er ohne Umschweife nach Danes Hand Griff.
      Sofort stellte sich ein Ungleichgewicht ein. Die abnorme Hitze, die sich im Körper des Drakin gesammelt hatte, entlud sich schlagartig über das Ungleichgewicht. Sämtliche Magie, die in Ros Körper keinen Ort gefunden hatte, um sich abzubauen, sprang auf Dane über und brannte sich regelrecht seinen Weg zum Dämon hindurch.
    • Die Wucht der Magie, die da auf ihn einschlug, holte Dane beinahe von den Füßen. Aber eben nur beinahe. Sofort loderten seine Augen auf; das schwarz-weiße Feuer seiner Heimat schien seine Augäpfel völlig zu ersetzen. Seine Haare taten es ebenfalls, und für einen Moment wirkte er wie eine Negativaufnahme eines Disney Bösewichts. Doch dann breitete sich das Feuer aus, floss seinen Rücken hinunter, nahm Form an. Dane wuchsen Flügel aus dem unnatürlichen Feuer. Auch seine Tattoos begannen aufzuleuchten.
      Er brauchte all seine Kraft, um die Magie im Zaum zu halten. Er hätte sie freisetzen können, aber das hätte unvorhergesehene Auswirkungen auf diese Umgebung und dazu noch gravierende bei der Menge, die Ro - oder besser der Drache - da freisetzte. Also verteilte Dane die Energie so gleichmäßig wie möglich auf sich selbst. Und genau wie er vorausgesagt hatte: Es war verdammt anstrengend, die Kontrolle darüber zu behalten.
      Die Flügel auf Danes Rücken wuchsen weiter an, der Griff um Ros Hand verstärkte sich ein wenig. Wie konnte das noch nicht alles sein?! Mit einem Ächzen ließ Dane zu, dass sich auch das zweite Paar Flügel aufbaute. Sie wuchsen nicht ganz so schnell wie das erste. Dane biss die Zähne so fest aufeinander, dass er das Gefühl hatte, sich gleich selbst den Kiefer zu brechen. Er spürte, wie sein Kern an die Oberfläche drängte. Aber er verweigerte der dämonischen Essenz in seinem Inneren, die Kontrolle zu übernehmen. Er hatte geschworen, seine wahre Gestalt niemals wieder in dieser Dimension zu zeigen und ein Drache würde ihn jetzt nicht dazu bringen, diesen Schwur zu brechen. Er würde das hier aushalten.
      Die Wasserkugeln, die auch nur in die Nähe seines Feuers kamen, lösten sich zischend in Wasserdampf auf. Sie formten sich sofort erneut kaum war der Dampf außer Reichweite der unnatürlichen Hitze, aber es war so viel, dass Dane und Ro in kürzester Zeit in dichten Nebel gefüllt waren, der nur vom Licht von Danes Feuer erleuchtet wurde. Es wirkte wie eine ganz andere Welt.
      Und dann endlich - endlich! - ebbte die Magie ab. Es geschah beinahe so schnell, wie sie aufgewallt war. Dane sackte auf ein Knie hinunter, ob der plötzlichen Leere. Aber er war nicht leer. Er trug all diese Energie in sich, alles, war der Drache ihm gegeben hatte, um Ro zu schützen. Dane blickte auf seine Arme, wusste aber, was er sehen würde. Denn er starrte aus der gleichen Position zu sich selbst hinauf. Die Knotenpunkte seiner Runen, dort, wo sie in kleinen Kreisen die größeren Runen umschlossen, hatten sich in weiß glühende Augen verwandelt. Die Haut um diese Augen herum war tiefschwarz und kaum noch als Haut zu bezeichnen. Es war beinahe so, als hätte Dane an Form verloren, keine klare Outline mehr.
      Er schloss die Augen in seinem Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten. Jetzt, wo er wusste, wie viel genau er hatte, konnte er sich darum kümmern, alles ordentlich zu verteilen. Loswerden musste er es trotzdem irgendwie. Das musste aber nicht sofort sein. Eine Weile würde er es halten können.
      Der Duft von Süßkram wehte zu ihm herüber, gefolgt von einem deftigen Fluch, als Mace auftauchte und ihn in diesem Zustand fand.
      "Bei allen Kreisen der Hölle, Dane! Bist du in Ordnung?!"
      "Mir geht es gut," erwiderte Dane ruhig, aber etwas abgelenkt.
      Er musste sich konzentrieren.
      "Wie geht es Ro?" verlangte er zu wissen, denn er konnte nicht selbst nachsehen, so sehr er es auch wollte. Nach und nach schlossen sich die Augen auf seinem Körper.
    • Im Gegensatz zu Dane spürte Ro keinen Schmerz und keinen Druck. Die Entlastung war greifbar, als er all die angestaute Magie von sich in seinen Gegenüber strömen ließ und mit wachen Augen beobachtete, wie Dane darauf reagierte. Während der Drache offensichtlich interessiert, wenn nicht gar fasziniert, war, wurde Ro immer panischer. Er wollte nicht, dass das passierte. Es sollte so nicht laufen, er hatte ihm doch versichert, dass dort nichts ausgetauscht werden würde. Jetzt flutete er den Dämon regelrecht und das Wissen, dass sein schwächlicher Körper das gerade jetzt brauchte, ließ Ro ungehört aufheulen.
      Sie beide gingen in einem Nebel unter, der ihnen die Sicht auf den jeweils anderen nahm. Die Last wurde weniger, der Druck nahm ab und schließlich lösten sich ihre Hände voneinander, als Dane auf ein Knie sackte und Ro im Nebel vollständig verschwand. Die Wasserkugeln, die am Rande des Feldes noch schwebten, platzten und regneten zu Boden. Auch die pure Welle an Magie ebbte ab und löste sich schlussendlich im Nichts auf, genau in dem Moment, als sich eine weitere Präsenz materialisierte.
      Ro lag auf dem Boden und fröstelte. Nach all der Magie, die ihn verlassen hatte, spürte er die Kälte und die Feuchtigkeit umso deutlicher auf sich. Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, wieder eingerollt und zitternd. Das andere Bewusstsein hatte an Einfluss verloren als der Strom geendet hatte und war wieder in Ros Innerem verschwunden. Es hatte sich zurückgezogen wie ein Raubtier, dessen Hunger befriedigt worden war. Es war die Note nach Süßen, die ihm unangenehm in die Nase stieg und dafür sorgte, dass er die Augen aufschlug und sich ächzend aufsetzte. Er hörte die zwei Stimmen, die ein wenig entfernter klangen als sie tatsächlich waren. Noch immer waberte Nebel umher und Ro hob die Hand, um ihm den Garaus zu machen. Als er auf ein Fünkchen Magie zugreifen wollte, brannten seine Synapsen lichterloh auf und er zuckte zurück. Entsetzt starrte er seine Hand an. Davon hatte er gehört. Das war ein Aurenbrand von zu viel ungefilterte Magie.
      „Mace?“, brachte Ro kratzig hervor und versuchte, sich weniger offenherzig hinzusetzen, damit man seinen Körper nicht in all seiner Pracht bewundern konnte. Er brachte es nicht über sich, eine Hand nach Dane auszustrecken, einfach nur aus der Angst hinaus etwas zu tun, was er gar nicht sollte. Fahrig strich er sich die Haare, die in seinem Gesicht klebten, zurück und berührte dabei etwas Hartes auf seinem Kopf. Irritiert befühlte er die zwei Spitzen, die sich auf seinem Schädel gebildet hatten.
      „Ach du Scheiße…“ Er betrachtete seine Arme, die keinerlei Färbung mehr aufwiesen. Er betastete seinen Rücken, der auch wieder schön glatt war wie es sich für einen Menschen gehörte. Seine Zähne waren immer noch spitz und seine Augen zweifelslos noch drakonisch, aber die Anzeichen schwanden langsam aber sicher. „Mace, mach was gegen den scheiß Nebel!“
      Er musste sehen, dass er Dane nicht frittiert hatte. Er spürte seine Aura, wenn auch nur vage wie durch Milchglas hindurch sichtbar, aber das sagte nichts über seine Verfassung aus. Es sagte auch nichts darüber aus, wie er ihn ansehen würde, nachdem er klar die Grenze überschritten hatte, die er vorher gesetzt hatte. Ein Loch tat sich in Ros Magen auf. Er hatte ihn mehr als nur enttäuscht.
    • "Du überschätzt meine Fähigkeiten, Ro."
      Mace stolperte kurz durch den Nebel, bevor er mit dem Fuß leicht gegen Ros Knie stieß.
      "Ups, sorry."
      Er ging in die Hocke und betrachtete den jungen Mann. Als er die Hörner - falls man die kleinen Auswüchse überhaupt so nennen konnte - sah, hob er eine Augenbraue.
      "Schätze mal, ihr macht Fortschritte mit deiner schuppigen Seite?" fragte er. "Alles okay?"
      Mit schnellen Bewegungen schlüpfte Mace aus seiner Lederjacke und der Sweatjacke, die er darunter trug. Beides reichte er Ro: die Sweatjacke konnte er sich um die Hüfte binden, um sein bestes Stück vor neugierigen Blicken zu verbergen, die Jacke legte er Ro um die Schultern, bevor er ihm auf die Füße half und sich als Stütze anbot. Sobald das Problem mit der Nacktheit einigermaßen gelöst war, nahm er ihn die zwei Schritte zu Dane mit, der noch immer auf dem Boden kniete, die Augen geschlossen. Danes Haare standen noch immer in Flammen, aber er hatte es geschafft, das zweite Paar Flügel wieder einzupacken und die meisten Augen an seinem Körper zu schließen. Nur die auf seinen Armen sahen sich noch um und legten ihren Fokus auf Ro und Mace, als die beiden näher kamen.
      Dane breitete die Flügel aus schwarz-weißem Feuer auf seinem Rücken aus und besänftigte den Nebel um sie herum. Binnen weniger Sekunden hatte sich der Dampf beinahe vollständig verzogen und Dane legte die Flügel wieder an.
      "Er braucht noch einen Moment," erklärte Mace. "Was auch immer ihr gemacht hat, das war... da war ganz schön Dampf dahinter - No pun intended. Warte hier."
      Mace ließ Ro los und kniete sich vor Dane, streckte seine Hand aus. Dane ergriff sie ohne zu zögern und gab Mace ein wenig der vielen Magie ab, die er gerade in seinem Inneren hielt. Auch Maces Haare begannen auf diese unnatürliche Weise zu brennen und seine Haut bekam einen goldenen Schimmer. Der Geruch von Ozon umgab ihn. Aber bevor sich die ersten Blitze lösen konnten, ließen die Männer einander wieder los und Mace sprang auf, hüpfte ein bisschen durch die Gegend.
      "Whoa! Das ist... potentes Zeug!" verkündete er und schüttelte seine Hände aus.
      Er schüttelte den Kopf, dann schnippte er ins Nichts der neu entstandenen Lichtung und die Realität riss entzwei, bildete ein Loch. Er schob Ro darauf zu, bevor er sich Dane schnappte und ihn ebenfalls hindurch führte. Gleich darauf standen sie im Garten hinter Danes Haus und der Riss schloss sich wieder.
      "Ich geh Asa Bescheid sagen. Und Baxter. Soll ich Baxter holen? Ich geh Baxter holen. Du musst das ja alles irgendwo hinpacken. Ro! Nicht anfassen, während er noch brennt. Wenn er aufhört zu brennen, könnt ihr wieder kuscheln. Oder was auch immer ihr halb nackt und ganz nackt mitten im Wald gemacht habt. Euer Ding. Ich will gar keine Details. Whoa!!! Das Zeug ballert wirklich! Wow!"
      Mace machte einen Backflip aus dem Stand und verschwand, bevor er wieder auf dem Boden landete.
      Dane hatte sich in der Zwischenzeit in auf den kühlen Rasen gesetzt und die Beine in einen Schneidersitz gefaltet. Die Flügel auf seinem Rücken wurden jede Sekunde ein bisschen kleiner und verschwanden nach ein, zwei Minuten vollständig. Das Feuer zog sich langsam über Danes Wirbelsäule zurück und schlussendlich hörten auch seine Haare auf zu brennen. Die glühenden Augen auf seinen Unterarmen waren eine andere Geschichte. Aber er wollte Ro berühren können, wollte wissen, dass es ihm gut ging, bevor er irgendetwas anderes tat.
      "Ro?" fragte er und schlug seine tatsächlichen Augen auf, das Feuer brannte noch immer in seinen Pupillen, aber er hatte es weit genug zurückgedrängt um wenigstens einigermaßen normal zu wirken. "Bist du in Ordnung?"
    • Ro zuckte stärker als nötig zurück, als Mace gegen sein Knie stieß und fluchte leise. Der Blondschopf vor ihm zählte sonst unbedingt zu seinen Lieblingsmenschen, aber jetzt war er gelinde gesagt erleichtert darüber, dass der Dämon so schnell aufgetaucht war.
      „Weiß ich nicht so richtig. Wenn’s so wäre, würde es anders aussehen, oder?“ Es gefiel ihm nicht, wie Mace ihn betrachtete und schließlich an den beiden Fortsätzen auf seinem Kopf kurz hängen blieb.
      Dankbar nahm er dafür die Jacke entgegen, die er sich um seine Hüfte band. Besser als nichts, auch wenn dieser zuckersüße Geruch sogar in der Kleidung steckte und Ro die Nase krauszog. Die Lederjacke bekam er über die noch immer bebenden Schultern geworfen und sofort entspannte er sich. Bis Mace ihm seine Hand zum Aufstehen reichte und Ro erneut das Gesicht verzog. Selbst die kleine Berührung reichte, damit seine empfindlichen Nerven auf das bisschen Energie reagierten. Er biss die Zähne zusammen, ließ sich aufhelfen und die zwei Schritte zu Dane geleiten, den Ro mit großen Augen anschaute.
      Dane hatte Flügel, große, ausladende Flügel und vorhin noch ein weiteres Paar davongetragen. Das Feuer, das ihn vollumfänglich verschluckt hatte, löste kein Unbehagen in dem Drakin aus. Die Augen auf Danes Armen hingegen schon. Sie sahen ihn an als er näherkam und kein Wort finden konnte. Mace ließ Ro stehen, ging vor Dane in die Knie und reichte ihm seine Hand. Auch ohne es sehen zu können, fühlte Ro, wie sich ein Fluss von Magie aufbaute und zu Mace übersprang. Sofort brannte auch er, nur das Glimmen um ihn sowie der Geruch nach Ozon war neu. Es erschreckte den Drakin, wie aufgekratzt Mace reagierte, wohingegen Dane wie eine Säule verharrte. Es wirkte alles irgendwie unwirklich und ehe sich Ro versah waren sie alle im Garten hinter Danes Anwesen angekommen.
      Er zog die Jacke etwas fester um sich. Selbst wenn er es gewollt hätte, in dem flammenden Zustand würde Ro Dane ganz bestimmt nicht berühren. Andernfalls würde er ihn vermutlich bis nach Hause jagen, so voller Energie war der Dämon noch. Also verfiel er in Starre und Schweigen während er Dane Zeit einräumte und über Maces Worte nachdachte. Er würde Asa holen UND Baxter. Es war so viel Magie gewesen, dass Dane sie extern abgeben musste. Nicht an einen Dämon, sondern gleich an Zweien. Sicher, es hatte sich angefühlt, als würde der Drakin von innen heraus verbrennen, aber so extrem hatte er es nicht eingeschätzt. Wobei – er hatte die gesamte Situation nicht richtig einschätzen können.
      Nach Minuten hatte sich Ro immer noch nicht gesetzt und Dane war endlich erloschen. In Ros Gesicht standen zahllose Gefühle niedergeschrieben, eines zerschmetternder als das andere.
      „Ich hab’s versaut“, war das erste, was ihm in den Sinn kam und er wandte den Blick betreten ab. „Ich hab versprochen, keine Magie einzusetzen. Ich wäre fast ausgebrannt, so viel war es. Es hat einfach nicht aufgehört – er hat einfach nicht aufgehört. Fuck… Ich dachte, er sprengt dich.“
      Sein Blick wirkte gehetzt, als er Dane kurz ansah und dann den Blick auf die Augen auf dessen Arm richtete.
      „Das hab ich auch noch nie bei dir gesehen. Ich… es tut mir leid, Dane. Wirklich. Ich hab’s total verkackt. Es fing so gut an, ich hatte richtig Spaß und dann… ist es einfach eskaliert.“
    • Dane schüttelte den Kopf, der Ausdruck auf seinem Gesicht war sanft. Er klopfte neben sich auf den Rasen und wartete, bis sich Ro gesetzt hatte.
      "Du hast gar nichts versaut, Ro. Du hast unerwartet reagiert, und auch wenn das, was passiert ist, weit außerhalb dessen lag, was normalerweise passiert, so hast du doch nichts getan, was nicht verständlich wäre. Diese Spielereien bringen oft Seiten an Leuten hervor, die diese nicht kannten. Jetzt liegt es an uns, herauszufinden, was passiert ist, damit es das nächste Mal eben nicht so aus dem Ruder läuft. Solltest du es denn noch einmal versuchen wollen. Natürlich können wir das auch abhaken und etwas anderes versuchen."
      Er sah kurz auf die Augen auf seinem Arm und seufzte.
      "Die sind Teil meiner wahren Form. Dein Drache hat so viel Magie in mich geleitet, dass ich ein bisschen... naja, die Fassung verloren trifft es ganz gut. Meine menschliche Form aufrechtzuerhalten ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt und deswegen habe ich sie zum Teil eingebüßt."
      Er hielt Ro seinen Arm hin, wissend, dass er sonst immer so neugierig war und diesen speziellen Teil von Dane nicht mehr so schnell zu Gesicht bekommen würde.
      "Und bevor du fragst: ja, ich kann mit ihnen sehen. Ist ziemlich seltsam, wenn ich es eine Weile nicht mehr gemacht habe. Aber genug von mir. Wie fühlst du dich? Dein Drache sagte, dass so viel Energie nicht gut für dich ist."
      Dane konnte dem Drang, Ro in seine Arme zu ziehen, kaum widerstehen. Er tat es nur, weil er nicht wusste, wie es Ro ging und ob er das gerade wollte. Die ganze Situation war schwer einzuschätzen und das wurmte ihn. Ro hatte Recht: es hätte alles anders laufen sollen, aber dieser verdammte Drache hatte ihnen dazwischen gefunkt. Mit dem würde er nochmal ein Wörtchen wechseln müssen...
    • Ro folgte der Aufforderung ohne Murren und setzte sich neben Dane ins Gras. "Das lag nicht am Spiel. Ich hab mich einfach gehen lassen, ich war so aufgekratzt, dass ich irgendwann einfach losgelassen hab. Das war richtig, richtig gut bis ich irgendwann den Absprung verpasst hab."
      Er wusste nicht, dass er nicht einfach komplett loslassen konnte, ohne Gefahr zu laufen, seinem Drachen in die Karten zu spielen. Hätte er sich nicht so sehr gewehrt, dann wäre es vielleicht sogar anders ausgelaufen. Nichts änderte den Fakt, dass er sich selten so frei und vor Allem so aufgeregt gefühlt hatte wie in den Minuten, bis Dane ihn eingefangen hatte.
      "Sowas dachte ich mir schon. Dachte nur, du hast es schneller wieder im Griff", sagte er und musterte unverhohlen die Augen, die ihn ebenso intensiv betrachteten wie anders herum. Bei der Erwähnung, dass Dane mit ihnen sogar sah, fröstelte er ein bisschen. Er wollte nicht wissen, wie es funktionierte. Die Tatsache, DASS es das tat, genügte ihm durchaus.
      Immer wieder wanderten Ros blaue Augen zurück zu Danes Gesicht. Seine Arme waren immer noch um ihn selbst geschlungen, wodurch er wie ein Häufchen elend halbnackt neben Dane im Gras hockte. Es war eine Armlänge, die sie beide trennte, aber sie wirkte seltsam unüberwindbar für ihn.
      Ro nickte. "Ich weiß nicht, ob du sowas kennst, aber ich hab einen Aurenbrand erlitten. Alles, was irgendwie magie- oder aurabehaftet ist, brennt unter Berührung wie Feuer. Das dauert ein bisschen, dann beruhigen sich meine Nerven wieder. Das war zu viel Magie auf einmal und wenn man es nicht entlädt, brennt der Körper von innen heraus aus. Ich hatte noch nie so unglaublich viel davon in meinem System, ich bin dafür einfach nicht trainiert genug? Normalerweise lernen wir früh mit solchen Kapazitäten umzugehen." Er lachte trocken. "Sofern man denn seinen Namen besitzt."
      Erneut suchte er Danes Blick. "Ist bei uns alles okay? Du bist vorhin einfach weggegangen. Ich dachte, das war weil ich gegen die Regeln verstoßen habe, aber..."