A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Ein sehr primitiver Teil von Dane war mehr als nur enttäuscht, als diese Frau ihm seinen Handel verwehrte. Aber das trug er nicht nach außen. Stattdessen ließ er einfach nur die Hand sinken und ergab sich seinem Schicksal. Mehr als ein Angebot konnte er nicht machen.
      Stattdessen beobachtete er den Rest der Unterhaltung, der sich da vor ihm abspielte. Cecilia war unvorsichtig. Sie verreit Dane gerade einiges.
      "Natürlich verstehe ich das, Ro. Ich habe ja auch nie gesagt, dass ich diesen Kampf für dich führen werde. Aber ich werde auch nicht tatenlos dabei zusehen, wenn dir etwas passiert. Dein Vater ist stark. Und wir wissen nicht, zu was er fähig ist, wenn er deinen wahren Namen wirklich bei sich führt. Ich will diese Sache nicht unvorbereitet angehen. Weshalb ich auch noch ein paar Fragen habe."
      Er wandte sich wieder Cecilia zu.
      "Sie wissen, dass all das existiert und Sie haben nie versucht, Ro zumindest ein bisschen seiner eigenen Kultur beizubringen? Warum nicht?"
      Dane wollte diese Frau mögen. Wollte er wirklich. Aber er konnte diese Details einfach nicht übersehen. Cecilia wusste mehr, als sie zugab. Mehr als sie zugeben wollte. Das gefiel ihm nicht.
    • Niemand hier im Raume wollte diese Sache unüberlegt angehen. Zwei von ihnen wussten nicht, mit was sie zu rechnen hatte und die Dritte im Bunde besaß zwar das Wissen, fürchtete jedoch das Auskommen. Es gab mehrere Gründe dafür, dass Cecilia nicht auf Dane's Vorschlag eingegangen war. Dem war sich Ro mehr als bewusst und trotzdem war er unschlüssig darüber, wie er das seinem Partner kommunizieren sollte. Er hatte immer wieder einen leichten Eindruck davon gehabt, dass Dane Kleinigkeiten aufnahm. Sich Nuancen merkte und aus dem, was Ro's Mutter sagte, seinen eigenen Nutzen schlug. Es war unmöglich anzunehmen, dass Cecilia nicht ganz genau wusste, wie sie mit dem berüchtigten Dane Blackwell umzugehen hatte. Sie gab ihm diese Informationen ohne Teil eines Handels zu sein. Freiwillig und ohne Gegenleistung.
      Cecilia hatte sich derweil in ein Blickduell mit Dane begeben. Die Frage, die er ihr stellte, war mehr als nur nachvollziehbar. "Weil ich eben nicht alles weiß. Ich habe von diesen Riten und alles erst erfahren, nachdem Jona und Melidae bei uns eingetroffen sind. Bis auf Jona hatte ich auch noch keinen Kontakt zu einem Mitglied eben jenen Rates. Nach Ro's missglückter Entführung kam es... zu Aussprachen zwischen Aimeric und mir. Erst da habe ich einiges mehr erfahren. Die meiste Zeit über war ich damit glücklich, einen gesunden Sohn zu haben. Der mehr wie ein Mensch als ein Drakin aufwuchs und sich verhielt. Der..." Sie wurde leise.
      "Der normal ist und kein magisches Wesen", schloss Ro aus diesen Sätzen und sein Herz wurde ihm schwer. Er schmeckte die zitronige Note der Wahrheit auf seiner Zunge mit jedem Wort, dass seine Mutter gesprochen hatte. "Du hast dich nie wirklich wohl damit gefühlt, wo du gelandet bist, oder?"
      Cecilias Lippen zuckten leicht. "Ich habe mich in Aimeric verliebt. Nicht in das, was seine Herkunft bestimmt oder was er ist. Ich dachte, es sei egal, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so sein würde. Ich war ein stückweit sogar froh darüber, dass du dich nicht wie die Drakin entwickelt hast. Aber je älter du wurdest, umso mehr sahst du aus, als fehle dir etwas. Jetzt weiß ich ja auch, was, aber..."
      Sie verfiel wieder in Schweigen und richtete den Blick auf die Steinarbeitsfläche vor ihr. Ro nahm einen tiefen Atemzug bevor er etwas weiter an sie heran rückte und seine Hand auf ihren Oberarm legte und ihn leicht streichelte. Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte. Es war offensichtlich, dass sie nur das Beste für ihn gewollt hatte und sich innerhalb der Grenzen bewegt hatte, die eine andere Kultur ihr aufgezwungen hatte.
      Schließlich fand sie doch ihren Mut wieder und hob den Blick. Die gefalteten Hände lösten sich leicht voneinander bevor sie erneut Dane ansah. "Mit meiner Situation habe ich mich größtenteils abgefunden. Aber ich wünsche mir für Ro, dass er das bekommt, was er sich wirklich wünscht. Und wenn das der Erhalt seines Namens ist, dann sollte ich als seine Mutter alles tun, damit er ihn bekommt. Ich kann Ihnen nur mein begrenztes Wissen anbieten. Allerdings habe ich einen sehr guten Draht zu Jona und denke, dass ich ihn womöglich dazu animiert bekomme, mit Ihnen auf einer anderen Ebene als einem Ratsmitglied zu reden. Ich brauche dafür aber eine Garantie."
      Ro runzelte die Stirn. Sein Blick ging zu seinem Partner.
      "Es reicht mir nicht wenn Sie versprechen, Aimeric nicht zu töten, solang er nicht das Leben von Ihnen oder Ro bedroht. Ich möchte eine Garantie dafür, dass weder Sie noch ein Artverwandter oder durch Sie beauftragter Dritter Aimeric zu Tode bringt. Tief in ihm ist immer noch der Mann, den ich einst geliebt habe. Und Sie verstehen doch, was es heißt, zu lieben?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane konnte nicht viel mehr tun, als diese geradezu herzzerreißende Szene zwischen Mutter zu Sohn zu beobachten. Er selbst hatte so etwas nie gehabt. Er selbst hatte nie eine Mutter gehabt, geschweige denn jemanden, der sich so vollkommen für ihn und sein Glück aufopfern würde. Dämonen waren egoistische Geschöpfe. Selbst die Verbindung, die er mit Asa oder mit Mace hatte, würde niemals über den Selbsterhaltungstrieb in ihm siegen. Das schaffte nur einer.
      "Jetzt tue ich das, ja," gab Dane zu.
      Schnell überschlug er in seinem Kopf alle Möglichkeiten, sie sich ihm hier in dieser Situation boten.
      "Ich werde Aimeric d'Apachier nicht mutwillig töten. Mein Bruder Asa wird Aimeric d'Apachier nicht mutwillig töten. Mein seelengebundener Anker Mace wird Aimeric d'Apachier nicht mutwillig töten. Niemand von uns wird jemand anderem den Auftrag oder Befehl geben, Aimeric d'Apachier zu töten. Weder jetzt noch in Zukunft. Ich werde mir das Recht vorbehalten, dass wir uns gegen etwaige Angriffe verteidigen dürfen. Sollte er dabei eine tödliche Verletzung erleiden, kann uns das nicht vorgeworfen werden. Im Gegenzug stellen Sie eine friedliche Verbindung zu Jona her. Sie werden als Verbindung fungieren, sollte uns ein direkter Zugang nicht möglich sein."
      Er streckte Cecilia erneut die Hand entgegen, das Feuer seiner Heimatdimension brannte in seinen Pupillen.
      "An dieser Stelle erlaube ich mir ein persönliches Versprechen. Da ich es vor Abschluss dieses Handels ausspreche, wird es Teil dieses Handels sein und Konsequenzen für mich nach sich ziehen, sollte ich dagegen verstoßen."
      Dane atmete tief durch, denn dieses Versprechen gab er nicht seinetwegen. Er gab es auch nicht Ro's wegen. Er gab es einzig und allein wegen der Liebe dieser Mutter, dieser Ehefrau.
      "Ich kann nicht für die physische Unversehrtheit Ihres Mannes garantieren. Aber ich verspreche, nur im Notfall Gewalt anzuwenden und auch nur so viel, wie ich wirklich anwenden muss. Ich werde diese Sache mit so wenig Blutvergießen beenden, wie es mir nur irgend möglich ist."
    • Ro fiel regelrecht aus allen Wolken als er den korrigierten Wunsch seiner Mutter hörte. Und noch größer wurden seine Augen, als Dane darauf einging und es spezifisch so auslegte, wie er es für einen Handel brauchte. Binnen Sekunden hatte er jegliche Handlungsgewalt in diesem Raum verloren und war dazu verdammt worden, mitanzusehen, wie seine menschliche Mutter einen Handel mit einem Dämon abschloss.
      Cecilias Blick lag unentweg auf Dane. Aufmerksam hatte sie jedem seiner Worte gelauscht und ging gedanklich die Bedingungen noch einmal durch. Doch als er ihr erneut seine Hand hinhielt und dieses Mal das Feuer in seinen Augen brannte, das für Ro so typisch und beinahe gewohnt war, weiteten sich ihre Augen merklich. Für sie war es das erste Mal überhaupt, dass sie diese Seite an Dane erlebte. Nach einem weiteren Augenblick streckte sie die Hand aus und ergriff sanft, aber bestimmt, seine Hand. Ro wusste, was das bedeutete und schmunzelte, kaum spürte er das kurze Aufwallen in Dane's Aura. Seine Mutter musterte ihre Hand nach dem Einschlagen interessiert, so als könne sie dort etwas sehen, was nicht da war.
      "Ich weiß. Mir ist durchaus bewusst, dass Sie sich wehren müssen, sollte er Sie weshalb auch immer angehen. Aber... wenn Sie Ro so lieben wie ich es hoffe, dann würden Sie seinen Vater auch für ihn umbringen, wenn es ihm weiterhilft."
      Das würde Ro so ohne Umschweife unterschreiben. Wenn er Dane darum bitten würde, wäre seine kleine Armee so schnell versammelt, da hätte er seinen Vater nicht einmal vorwarnen können. Und das machte ihn auf einer bestimmten Art und Weise gefährlich und zeitgleich unfassbar anziehend.
      Ro holte gerade Luft um etwas zu sagen, da klingelte es. Ihr bestelltes Essen war eingetroffen und eilig machte sich der Drakin auf den Weg zur Tür. "Ich hol schon."
      Cecilia sah ihm einen Augenblick nach ehe sie die Tür und leise die Stimme ihres Sohnes hörte. Dann schaute sie wieder Dane an. "Ich glaube, Ro will sich das erste Mal in seinem Leben gegen seinen Vater durchsetzen. Seien Sie ihm die Stütze, die er dafür braucht... So verliebt habe ich ihn noch nie erlebt. Hoffentlich wertschätzt ihr das, was ihr im jeweils Anderen gefunden habt." Sie schenkte dem Dämon ein warmherziges Lächeln, dann kam Ro schon wieder zurück und stellte die Tüten auf der Insel ab.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Ein wohltuendes Kribbeln schoss durch Danes Wirbelsäule, als Cecilia ihren Handel besiegelte. Er spürte, wie sich die magischen Fesseln seiner Worte um seine Person schlossen, fühlte aber auch wie ihn die gleiche Energie auf eine gute Weise durchflutete. Nach außen hin war davon natürlich nichts zu sehen und kaum trennten sich ihrer beider Hände, verschwand auch schon das unnatürliche Feuer in Danes Pupillen.
      "Ich kann meine eigene Natur genauso wenig unterdrücken, wie ihr Ehemann," gab er zurück. "Manche Instinkte sind nur schwer zu unterdrücken."
      Dane sah Ro hinterher, als dieser zur Tür eilte, um ihr Abendessen entgegen zu nehmen. Kaum war der junge Mann aus seinem Blickfeld verschwunden, wandte sich Dane um und holte Teller und Besteck aus seinen Küchenschränken.
      "Das werde ich, keine Sorge," antwortete er auf Cecilias Worte, ohne Ro dabei den Kontext zu erklären.
      Stattdessen schenkte er Ro ein warmes Lächeln, das so gar nicht seinem Image als kaltschnäuziger Dämon entsprach. Wie könnte er auch? Der Dämon war für andere, für Fremde reserviert. Ro hatte besseres verdient.
      Dane sah kurz die Tüten durch und sortierte die Bestellungen, damit niemand aus Versehen sein viel zu scharfes Essen abbekam. Das er selbstverständlich mit seinen eigenen Gewürzen noch einmal nachwürzte.
      "Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten, Cecilia? Kaffee macht sich ja dann doch nicht so gut zum Abendessen. Und äh..."
      Dane lachte ein bisschen verlegen.
      "Ich... ich musste mich noch nie mit den Eltern meines Partners gutstellen, daher bitte ich meine Unerfahrenheit zu entschuldigen. Gibt es irgendetwas, was Sie wissen wollen? Gerade jetzt, wo wir einen Handel miteinander eingegangen sind?"
    • Ro quittierte Dane's warmherziges Lächeln mit einer fragenden Augenbraue, ließ sich davon jedoch nicht weiter aufhalten. Er tauschte geflissentlich mit ihm den Platz, damit Dane sein viel zu scharfes Essen heraus sortieren konnte und Ro in der Zwischenzeit das Geschirr verteilte. Fasziniert sah Cecilia ihnen dabei zu und kam nicht umhin, sachte zu schmunzeln.
      „Jetzt bin ich erleichtert“, sagte sie plötzlich und hatte dabei scheinbar nur Augen für den Dämon. „Für eine gewisse Zeit habe ich gedacht, dass Sie mehr Geschäftsmann als alles andere seien. Aber da haben wir ja Ihr Lachen...“
      Ro rollte mit den Augen. Die Beiden waren noch nicht lange genug im Kontakt gewesen, um wirklich auf den jeweils Anderen schließen zu können. Das war dem Drakin als Dritter im Bunde deutlich aufgefallen. Allerdings sagte er nichts dazu als er sich nebst seiner Mutter setzte und sich daran machte, sein Essen auf seinen Teller zu schaufeln.
      „Ein stilles Wasser reicht mir schon, danke.“
      Die Anspannung, die ihr zum Eintreffen noch gut sichtbar auf den Schultern gelastet hatte, war mittlerweile gewichen und ließ sie nun weniger klein wirken als sie es eigentlich war.
      „Ist es nicht etwas Schönes, wenn man noch neue Dinge lernt obwohl man schon so alt ist? Ro meinte, Sie seien unglaublich alt. Es freut mich, Teil von etwas Neuem in Ihrem Leben zu sein.“ Das Lächeln, das allgemein ihren Mund zu umspielen schien, wandelte sich in ein Grinsen. Es zeigte sich eine gewisse Ähnlichkeit, wie sich ihre Mundpartie dabei verzog und es der von Ro damit gleichtat, wenn er grinste. „Ach, ich brauche keinen Handel, um mich mit dem Partner meines Sohnes unterhalten zu wollen. Und Sie müssen sich mit mir bestimmt nicht gut stellen. Nennen Sie es mütterlichen Instinkt, aber ich befürchte von Ihnen nichts schlechtes für Ro.“
      Ro's Brust schwoll dabei entgegen seines Willens ein wenig an. Die Bestätigung von seiner Mutter war ein Balsam für eine unbewusste Wunde gewesen, die er in sich trug. Er hatte sich insgeheim ein wenig davor gefürchtet, was gerade seine Mutter zu Dane sagen würde. Dass er ein Mann war, dass er deutlich älter als er selbst war und mental vermutlich Jahrhunderte voraus. Dass es kurzsichtig gewesen war und er am Ende vielleicht sogar naiv in ihren Augen war, so eine Beziehung einzugehen, in der er vielleicht auch nur ausgenutzt werden würde. Natürlich wusste Cecilia nicht einmal ansatzweise etwas über Dane, aber ihr Gefühl beruhigte ihn auf eine ungeahnte Art und Weise.
      „Aber wenn ich etwas fragen wollen würde... Gibt es denn auch Eltern auf Ihrer Seite, die man kennenlernen sollte?“
      In dem Moment verschluckte sich Ro heftig an einer Nudel. Erschrocken fuhr Cecilia zu ihm herum und schob ihm sein Glas zu. Scheinbar hatte seine Mutter ein Talent dafür, pikante Themen direkt ausfindig zu machen und sich regelrecht darauf zu stürzen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Mit Ro erlebe ich etwas vollkommen Neues jeden zweiten Tag, wie es scheint. Es ist eine nette Abwechslung, das muss ich zugeben. Und eine gut aussehende noch dazu," lächelte Dane.
      Er probierte kurz sein Essen, nur um danach noch ein wenig nachzuwürzen. Sein Essen war jetzt wahrscheinlich scharf genug, um einen Waldbrand zu verursachen, aber für ihn war es genau richtig.
      Es war schön zu wissen, dass Ro wenigstens ein Elternteil vollständig auf seiner Seite wissen konnte. Dane hatte dank seiner Arbeit genug Leute kennengelernt, deren Eltern weniger offen waren. Gerade die traditionsgeschwängerten Spezies unter den Magischen verstießen ihren eigenen Nachwuchs oft, wenn diese sich nicht ihren kulturellen Regeln fügen wollten. Seine Schwägerin hatte gehörige Probleme mit ihrem Clan bekommen, als sie sich gleich zwei Partner genommen hatte. Und dann hatten Dane und Asa geholfen, eine Hilfsfond für jene Harpien zu gründen, die ihre Nester allein großziehen wollten - was mit garantiert drei Kindern einiges an Arbeit war. Mit diesem Fond und den dadurch folgenden Hilfsangeboten hatten die Harpien endlich ihren Weg in die Moderne gefunden. Damit waren sie leider die Ausnahme.
      Dane eilte Ro zur Seite und klopfte ihm sanft auf den Rücken, bis er wieder frei atmen konnte. Er versicherte sich erst, dass es Ro tatsächlich wieder gut ging, bevor er auf seinen eigenen Platz zurückkehrte.
      "Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, die gibt es nicht. Tatsächlich hoffe ich, dass sie niemals die Frau kennenlernen, die mich erschaffen hat. Ich habe mir größte Mühe gegeben, sie zu töten, aber sie konnte sich leider rechtzeitig in eine andere Dimension flüchten. Wo sie hoffentlich bis in alle Ewigkeit stecken bleibt. Das hört sich jetzt alles ziemlich... hasserfüllt an, und das ist es auch, aber ich kann Ihnen versichern, dass Dämonen keine normalen Familienstrukturen haben. Ich habe es Ro bereits vor einer Weile erklärt: Dämonen werden nicht geboren, wir werden geschaffen. Es ist kein schöner Prozess und nur, weil ich mich für ein friedliches Leben in dieser Dimension entschieden habe, rate ich doch dazu, sich vor anderen Dämonen fernzuhalten. Meine Art hat ihren Ruf nicht umsonst. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie um ein BBQ mit den Familien meines Bruders nicht herumkommen. Der ist mit einer Harpie und einem Wolf-Shifter zusammen - beide mit großem Anhang. Natürlich nur, wenn Sie auch wollen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es eine Menge ist, sich auf ein solches BBQ einzulassen. Ich selbst flüchte oft genug vor diesem Chaos."
    • Ein bisschen angeschlagen richtete sich Ro auf seinem Sitzplatz wieder auf, nachdem gleich zwei Helikopter ihm zur Hilfe gekommen waren. Erst danach vergewisserte er sich, dass Cecilia nicht aus Versehen einen wunden Punkt getroffen hatte. Oder dass Dane anderweitig seltsam darauf reagieren würde. Doch die Aura des Dämons war ausgeglichen, so wie er sie üblicherweise kannte. Sogleich entspannte sich Ro merklich etwas.
      Wie Dane sagte, kannte Ro die Geschichte dazu längst. Trotzdem beobachtete er interessiert weiterhin seine Mutter, deren Augen sich zunehmend weiteten je mehr Dane sprach. Für Außenstehende musste es furchtbar klingen zu hören, wie das eigene Kind dem Elternteil den Tod an den Hals wünschte. Und Dane's recht neutraler Tonfall machte die Angelegenheit nicht unbedingt besser zu verstehen. Doch dann schien er irgendetwas gesagt zu haben, dass den Schock aus Cecilias Augen förmlich auslöschte. Wo vor ein paar Sekunden noch tiefste Bestürzung vorgeherrscht hatte, war nun etwas anderes getreten, das Ro nur ganz selten bei ihr gesehen hatte.
      „Wie kann man denn vor der Familie flüchten?“, fragte sie mit einem Glitzern in den Augen und hatte scheinbar ihr Essen vollständig vergessen. „Es gibt doch nichts Schöneres, wenn man eine große Familie an einen Tisch bekommt und sie sich größtenteils gut untereinander verstehen. Ich liebe so große Zusammenkünfte. Das ist kein Chaos, das ist das, was das Leben erst untermalt.“
      Sie klatschte einmal begeistert in die Hände und strahlte Dane so sehr an, dass sich Ro auf einmal unwichtiger als sein Freund vorkam.
      „Es würde mich freuen, an einem solchen BBQ teilhaben zu dürfen.“
      „Ma, du musst nicht so gestelzt reden.“
      „Ich rede nicht gestelzt, Ro, ich drücke mich nur gewählt aus.“
      Ro erwiderte nichts sondern vernichtete lächelnd den Rest seiner Nudeln. Es waren nur sie drei in der Küche und er hatte sich das Zusammentreffen seiner Mutter ursprünglich ganz anders ausgemalt. In seiner Vorstellung war es eine hübsche junge Frau gewesen, auch wenn er damals schon keinen Wert darauf gelegt hatte, welcher Art sie angehörte. Nun stand seiner Mutter ein eindrucksvoller Mann gegenüber, der sämtliche Vorstellungen hemmungslos auseinander gerissen und mit sich selbst wieder zusammengefügt hatte. Gedankenverloren betrachtete er Dane mit seinen verschiedenfarbigen Haaren, den markanten Zügen und der dunklen, samtigen Aura, sofern er sie denn spürbar werden ließ.
      „Aber nur weil man geschaffen worden ist bedeutet es noch lange nicht, dass man nicht zu familiären Bindungen imstande ist. Ihre... Erschafferin war womöglich einfach eine nicht so gute Vertreterin dieser Art. Ich bin mir sicher, dass Sie eine ganz spezielle Bindung zu Ihrem Kind aufbauen können, sofern Sie jemals eines haben sollten oder gehabt haben. Ich möchte mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen.... Aber... hm... funktionieren Dämonen denn... auch... biologisch normal? Sie sind ja alt und es gab doch bestimmt Jemanden vor Ro....“
      „Es gab bestimmt jemanden vor mir.“ Ro wusste es immerhin. „Aber wenn Dane jemals ein Kind gehabt hätte, hätte er mir das wohl gesagt, oder?“ Er lächelte erst seine Mutter, dann dem Dämon zu. Das hätte er doch gesagt, oder?
      „Stimmt. Es spielt ja auch bei euch keine Rolle.“ Cecilia beendete ihr eigenes Mahl und stellte ihren Teller in Ro's. „Aber wie war das bei Ihnen? Ro hat mir davon erzählt, wie ihr euch getroffen habt. Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass Sie ihn wollen? Dass er derjenige sein soll, der an Ihrer Seite steht? Wie hat mein kleiner Junge ausgerechnet Ihnen den Kopf verdreht?“
      Ro stöhnte leise gequält auf. Er hasste es, wenn sie ihn so nannte. Er überragte sie mindestens einen Kopf und trotzdem hielt sie eisern an dieser Bezeichnung fest. Musste eine Muttersache sein...

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Innerlich seufzte Dane. Noch jemand, der das Chaos einer Großveranstaltung mochte. Das war ja fast schon ein Fluch. Dennoch lächelte er Cecilia freundlich an. Jetzt kam er wohl nicht mehr um ein BBQ mit der Familie herum. Greg würde sich ein Loch in den Bauch freuen und dieser Frau wahrscheinlich auch noch einen Preis verleihen dafür, dass sie Dane zu einem Familientreffen überredet hatte - ob sie das nun bewusst oder unbewusst getan hatte, spielte dabei eher keine Rolle.
      "Ich kann Ihnen versichern, dass ich durchaus 'funktioniere' ja. In dieser Dimension ist es mir auch möglich, Kinder zu zeugen, wenn ich denn wollte. Bisher hatte ich aber noch kein leibliches. Eine solche Entscheidung ist nicht leichtfertig zu treffen, gerade wenn man so langlebig ist, wie ich. Für den Moment reichen mir ein paar Stunden mit meinen Nichten."
      Er sah zu Ro hinüber.
      "Solltest du daran jemals etwas ändern wollen, lässt sich bestimmt etwas aushandeln," meinte er mit einem geradezu teuflischen Lächeln auf den Lippen und einem schelmischen Zwinkern.
      Dane nahm die beiden leeren Teller entgegen und stapelte sie auf seinen eigenen. Dann warf er das Besteck obendrauf und stellte beides an die Spüle. Kurz versuchte er, sich dagegen zu wehren, gleich aufräumen zu müssen, doch dann krempelte er schon die Ärmel seines Hemdes hoch.
      "Es ist schwer zu sagen, wann genau es passiert ist. Rückwirkend würde ich behaupten gleich an diesem ersten Abend in der Küche, nachdem ich die drei Möchtegernentführer in Grund und Boden eingeschüchtert habe," antwortete Dane und spülte die Teller kurz ab, bevor er sie in die Spülmaschine stellte.
      "Bewusst geworden ist es mir nach einem kleinen Zwischenfall, der mich beinahe etwas sehr Dummes hätte tun lassen - normalerweise handle ich sehr überlegt, aber in diesem Fall."
      Dane schüttelte den Kopf und sammelte das Verpackungsmaterial ein. Er faltete die Tüten zu kleinen Rechtecken, legte sie in die Styroporbehälter, schloss diese und drückte alles ordentlich in den Mülleimer. Dann wusch er sich die Hände und wischte die Marmorplatte kurz mit einem Lappen ab, den er dann ebenfalls sauber faltete und neben den Wasserhahn auf eine kleine Stange hängte.
      "Als ich Ro gesagt habe, wie ich wirklich fühle, war es eines der wenigen Male in meinem langen Leben gewesen, dass ich wirklich echte Angst hatte," gestand er. "Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet ein junger Drakin den Platz in meinem Herzen einnehmen konnte, aber mir sind die ganzen metaphysischen Erklärungsversuche auch eigentlich vollkommen egal. Solange ich dieses Gesicht weiterhin jeden Tag sehen kann, ist mein Leben komplett. So vollständig, wie es noch nie zuvor war."
    • Cecilia nickte zustimmend. Die Entscheidung, ein Leben in die Welt zu setzen, sollte niemals binnen Sekunden gefällt werden. Völlig unabhängig davon, wie lange man eigentlich leben konnte. Sie selbst hatte sich Zeit gelassen bevor sie eingewilligt hatte, mit Aimeric ein Kind zu zeugen. Wobei seine Ansicht von diesem Thema schon seit ihrem Kennenlernen keine Unbekannte mehr gewesen war.
      Ro allerdings konnte nur Dane mit großen Augen anstarren. Er war sich sicher, dass, wenn seine Mutter nicht hier gewesen wäre, er hier und jetzt über die Steinplatte gesprungen und über seinen Partner hergefallen wäre. Nicht wegen dem, was er gesagt hatte, sondern wieer es getan hatte. Er spürte schon wieder das Kribbeln in seinem Bauch wenn er nur an diesen Blick dachte...
      Es war Cecilia, die Dane dabei beobachtete, wie er scheinbar mit sich rang, das Geschirr direkt abzuwaschen oder es doch noch stehen zu lassen. Es war nur ein wahnsinnig kurzer Moment dieses Zögerns, aber er entging dem aufmerksamen Auge von Ro's Mutter nicht.
      Ro gab ein leises Geräusch von sich, das sich verdächtig nach einem erstickten Lacher anhörte. Hastig winkte er seiner Mutter ab, die ihn fragend ansah, bevor Dane fortfuhr. Was für den Drakin schon normal war, wirkte auf Cecilia beinahe etwas zu penibel. Spätestens als Dane die Verpackungen sehr präzise in den Mülleimer drückte, hatte sich ihr Verdacht gefestigt.
      „Es ist nicht für jeden leicht, über seine Gefühle zu sprechen“, pflichtete Cecilia dem Dämon bei. „Wobei ich nicht unbedingt sagen würde, dass es Angst war, die Sie gespürt haben, oder? War es nicht einfach nur die Nervosität? Unsicherheit?“
      „Da schwang wirklich eine Spur Angst mit“, warf Ro ein, der sich an den Moment zurückerinnerte und mehr Einsicht besaß als seine Mutter. „Es geht dabei um den Kontrollverlust, würde ich sagen. Das war etwas, das sich seiner Kontrolle entzog und daher Angst ausgelöst hatte.“ Er schmunzelte Dane an. „Und ich bitte dich. Dir reicht's nicht, mich nur anzuschauen. Dich würd's zerreißen, wenn du mich mit irgendwem anders sehen müsstest.“
      Etwas in Ro meldete sich bei diesem Gedanken. Etwas Urtümliches, das sich von Innen heraus gegen seine Zellen warf und gegen das Gesagte rebellierte. Es dauerte eine Sekunde ehe Ro begriff, dass er eine Worte auch andersherum meinte. Sollte er Dane mit jemand anderem sehen, würde es ihn genauso sehr treffen wie andersherum.
      Cecilia hatte indes ihre Ellbogen auf dem Stein abgestellt und ihr Gesicht in ihren Händen gebettet. Etwas Verträumtes lag in ihren Augen während sie Dane weiterhin betrachtete. „Das war ein sehr schönes Kompliment. Aber bringt Ro nicht eine unbekannte Konstante in Ihr Leben? Sie scheinen sehr auf Ordnung zu achten und mein Sohn ist eher nicht so der beste Vertreter dieser Art.“
      „Ma, würde er das alles sagen, wenn er sich dessen nicht bewusst wäre?“ Ro rollte erneut mit den Augen. Wenn er das noch öfter tat, fielen ihm bestimmt irgendwann die Augen aus. „Ich weiß, du fühlst nicht das, was wir spüren, aber es gibt da diese Verbindung zwischen uns, die über normale Verliebtheit hinausgeht.“
      „Aaah, wie bei den Wölfen?“
      „...Ähnlich.“
      „Spannend.“ Ein leises Summen erklang, das eindeutig aus Cecilias mitgeführter Handtasche stammte, doch sie ging nicht darauf ein. „Ich wusste nicht, dass es auch für andere Arten gilt. Aimeric hat mir jedenfalls nur von dem Bund mit euren wahren Namen erzählt. Aber ich schätze, er weiß eben auch nicht alles über Dämonen.“ Wieder lächelte sie und Ro wurde das Gefühl nicht los, seine Mutter seit langem mal wieder so zu sehen, wie sie eigentlich war. Wie sie ohne die ständige Kontrolle war. Sein Blick huschte kurz zu seinem Partner hinüber, ein stummes Zeichen, dass ihr diese Auszeit wirklich gut zu tun schien.
      „Es wird ein bisschen dauern bis ich Jona soweit habe, aber ich schaffe das schon. Vielleicht schaffe ich es sogar bevor er wieder zurück in den Norden geht“, schlug sie schließlich den Bogen wieder zurück zum eigentlichen Thema.
    • "Oh glaube mir, ich bin nicht derjenige, den es da zerreißen würde," gab Dane zurück und es war nur halb gescherzt.
      Dane hatte zwar kein Problem mit Monogamie, aber sowas musste man ausgiebig besprechen. Unter den richtigen Umständen könnte er Ro wahrscheinlich teilen. Aber sollte er jemals jemanden dabei erwischen, wie er sich an Ro vergriff, ohne dass es abgesprochen war...
      Kurz beobachtete er das Hin und Her zwischen Mutter und Sohn, ein kleines Lächeln auf den Lippen.
      "Ro ist nicht die chaotischste Person in meinem Leben. Solange er hinter sich aufräumt, kann ich damit Leben. An dieser Stelle muss ich dich übrigens wirklich loben: du gibst dir Mühe, mir und meiner Macke entgegenzukommen und dafür bin ich dir sehr dankbar."
      Dane nutzte die Verbindung, die Ro eben erwähnt hatte, um den jungen Mann wissen zu lassen, wie ernst er seine Worte tatsächlich meinte.
      "Ich kann Ihnen versichern, dass Aimeric so gut wie gar nichts über Dämonen weiß. Wir waren schon immer gut darin, unsere wahren Eigenschaften zu verstecken und falsche Spuren zu legen. Wenn er sich nicht mit einem unterhält, der bereit ist, all diese Geheimnisse zu offenbaren, wird er auch nichts erfahren. Wir sind da ähnlich geheimniskrämerisch wie die Drakin, wenn auch aus anderen Beweggründen."
      Dane servierte eine weitere Runde Getränke, während Cecilia auf ihren Handel zurückkam.
      "Wir haben keinen Zeitrahmen für unsere Vereinbarung festgelegt, also müssen Sie sich nicht zu sehr beeilen. Achten Sie bitte vor allem auf Ihre eigene Sicherheit. Je schneller wir die Informationen erhalten, desto besser, natürlich. Aber wer wäre ich, wenn ich nicht so viel wie möglich aus meinem Handel herauszuholen versuche?"
      Was in diesem Fall bedeutete: solange Dane Cecilia am Leben und in ihrer Position halten konnte, desto mehr sprang für ihn am Ende heraus.
    • Cecilia kicherte auf Dane's Kommentar hin während Ro sich nicht sicher war, ob er es ihr gleich tun sollte oder nicht. Die Art, wie er Ich betont hatte, drückte mehr aus als es auf den ersten Anschein machte. Ro wusste, dass Dane ohne zu zögern seinen Worten nachkommen würde und das Bild im Kopf des Drakin nahm Form an. Was hätte wohl aus den Typen noch werden können, die ihn damals entführen wollten?
      „Mein Gott, ich hab jetzt halt keine Mutter mehr, die ständig hinter mir aufräumt“, nuschelte er undeutlich und seine Augen glitzerten kurz als er anhand der Aura spürte, wie wahr Dane's Worte waren. Es schwappte eine Wärme zu ihm herüber, die ihn wie eine warme Decke umfing und in der er sich regelrecht verlieren konnte.
      Cecilia dankte Dane während sie ihr Glas in Empfang nahm. „Wissen Sie, je weniger ich weiß, desto besser würde ich sagen. Immerhin hat mir mein spärliches Wissen auch schon einen Handel mit einem Dämon beschert. Einem außerordentlich hübschen dazu.“ Sie setzte ein Zwinkernhinterher.
      Ro machte einen gequälten Laut und rutschte ein Stück von seiner Mutter ab. Das hielt man ja im Kopf nicht aus.
      „Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, was Jona Ihnen erzählen wird. Aber so wie es aussah liegt es im Interesse des Rates herauszufinden, was Aimeric da angestellt hat. Zumindest habe ich ihn selten so kalt gehört, als er mit dieser Melidae gesprochen hat.“
      „Warte, die waren schon wieder bei euch?“, fragte Ro leicht alarmiert. Hatten die nicht gesagt, sie würden sich heraushalten? Nein, Augenblick... So genau war da nicht die Rede von gewesen...
      „Ja? Sie sind direkt nach eurem Treffen wieder erschienen und haben darauf bestanden, mit Aimeric zu sprechen. Es klang allerdings recht kryptisch, ich bin mir nicht sicher, was genau sie da besprochen haben. Am Ende hieß es nur, dass nicht sie die Angelegenheiten klären würden. Mit anderen Worten, ihr würdet es klären.“ Sie fasste über den Tisch nach der Hand ihres Sohnes und drückte sie. „Mach keine Dummheiten, Ro... Ich weiß, du hast einen starken Partner an deiner Seite, aber ich weiß ebenso, dass du es selbst regeln willst. Sei bloß vorsichtig, okay?“
      Einen Moment lang schwieg Ro während er in die sorgenvollen Augen seiner Mutter blickte. Schlussendlich stieß er einen tiefen Seufzer aus. „Ich bin immer vorsichtig, Ma.“

      Einige Zeit später verabschiedete sich Cecilia wieder von ihnen. Sie bestand darauf, mit einem Taxi nach Hause gefahren zu werden mit der Begründung, liebend gern etwas lapidares wie ein Taxi mal wieder nutzen zu dürfen. Ausgiebig hatte sie sich bei den beiden für die kleine Atempause bedankt und nochmals versichert, dass sie sich direkt an Jonas Fersen heften würde. Und als Ro die Tür schloss und wieder mit Dane allein war, fühlte er sich einen Moment lang einsam. Er hatte vergessen, wie es sich anfühlte, die eigene Mutter ständig in seiner Nähe zu haben. Von diesem warmen Gefühl musste er sich wohl verabschieden und ein anderes in seinen Raum lassen.
      Der dazugehörige Mann stand in der Küche und putzte gerade die Steinplatte. Ro schmunzelte leicht und begann, die Stühle betont parallel zur Insel auszurichten. „Was sagst du zu meiner Mutter? Du bist bestimmt unglaublich begeistert, dass du dank ihr nun einen Grillabend veranstalten musst, oder?“
    • Dane hatte so einiges zum Nachdenken serviert bekommen. Cecilia hatte selbst ohne ihren Handel schon ordentlich Informationen liefern können, ob sie das wusste, oder nicht.
      "Deine Mutter scheint eine wundervolle Frau zu sein, da kann ich ihr diesen Übergriff verzeihen. Zumal sie ja nicht am BBQ Schuld ist. Das ist allein meinem Schwager und meiner Schwägerin zuzuschreiben, die Asa in ihre Familientraditionen mit reinziehen."
      In Danes Worten schwang kein bisschen Unmut mit. Er liebte seine Familie und all ihre Macken genug, um offen über sie herziehen zu können. Die anderen taten das mit ihm ja auch oft genug.
      Er spülte den Lappen aus, faltete ihn ordentlich und legte ihn zum Trocknen beiseite, bevor er mit einem Handtuch über die Marmorplatte strich und dann den Vorgang wiederholte. Seine Küche sah aus, als hätte man sie nie benutzt. Einzig das leise Rauschen der Spülmaschine ließ auf Aktivitäten schließen.
      Dane kam um die Kücheninsel herum und ergriff Ros Hände, führte sie nacheinander an seine Lippen und küsste sie sanft.
      "Ich schlage einen Handel vor", raunte er. "Wir verbringen den Rest des Abends auf entspannte Weise, ohne einen einzigen Gedanken an die Politik der Drakin zu verschwenden. Gleiche Bedingungen für uns beide: wir denken nicht über das Problem nach, und dürfen im Gegenzug die Gegenwart des anderen genießen. Was sagst du dazu?"
      Er zog Ro in eine lockere Umarmung.
      "Halte mich davon, diese Probleme lösen zu wollen", flüsterte Dane ihm ins Ohr. "Sonst finde ich heute Nacht keinen Schlaf."
      Da waren einfach zu viele neue Informationen, die es zu verarbeiten galt, zu viele neue Variablen und alte, die keine mehr Waren. Faktoren hatten sich verändert, Perspektiven verschoben. Es juckte Dane in den Fingern, sich mit allem zu beschäftigen, Ordnung in das Chaos seiner Gedanken zu bringen. Allein hier zu stehen, kostete ihn einiges an Willenskraft.
    • "Ich hab sie noch nie so... losgelöst gesehen. Wenn ich mir das so recht überlege frage ich mich wirklich, ob sie sich seit ich denken kann schon anders verhalten musste oder eben nicht. Mir gefällt dieser Gedanke wirklich nicht..."
      Der Drakin hatte sich auf der Sitzfläche eines Hockers abgestützt während er seinem Partner dabei zusah, wie er seinem Tick fröhnte und die Küche wieder so herrichtete, als hätte man sie nie benutzt. Er konnte ein Schmunzeln nicht zurückhalten als Dane den Stein sogar noch einmal trocken nachwischt und den Lappen akribisch faltete. Erst danach kam der Dämon um die Insel herum und löste damit direkt etwas in Ro aus, was er nicht sofort als Vorfreude hatte greifen können. Dies tat er jedoch, als Dane seine Knöchel küsste und ihm einen Handel vorschlug. Allein das Wort ließ schon das Prickeln auf Ro's Haut erwachen, obwohl er nicht einmal ein Dämon war.
      "Du willst noch einen Handel abschließen? Ganz schön großspurig, hm?", setzte Ro nach und das Schmunzeln wuchs zu einem Grinsen heran. Ob es sich um einen richtigen Handel handelte oder nicht spielte in diesem Moment keine besondere Rolle. Keinen Gedanken an die Politik der Drakin verschwenden? Nichts leichter als das. Nur würde Ro das Dane ganz sicherlich nicht so sagen. Stattdessen ließ er sich in eine Umarmung ziehen, die er intensivierte und seine Arme um Dane's Oberkörper schlang.
      "Okay. Dann nehmen wir das leidige Thema heute eben nicht mehr in den Mund. Aber dann solltest du wissen, dass du keine Gedanken an das Lösen verschwenden solltest. Wenn du dich nicht ständig auf mich konzentrierst, dann entwische ich dir vielleicht und treib mich draußen umher. Ohne zu wissen, in welchen ach so schlimmen Fängen ich dann landen könnte." Sein Grinsen wurde breiter angesichts der Tatsache, dass Dane sein Gesicht nicht sah. "Bisher hat mich mein Glück ja immer noch gerettet. Aber stell dir mal vor, dass es nicht deine Hände sind, die mich berühren. Das wollen wir nicht, oder?"
      Nein, das wollte der Drakin ganz bestimmt nicht. Allein der Gedanke daran, dass jemand anders ihn so berührte, wie Dane es tat, trieb ihm bereits die Galle hoch. Aber er musste dem Dämon etwas in den Kopf pflanzen, das ihn ablenkte. Und ausnahmsweise nichts mit Politik zu tun hatte. Es war immerhin noch seine Angelegenheit, auch wenn Dane ihm dabei helfen würde, so gut er konnte. Selbst wenn er dabei auf unlautere Mittel zurückgreifen musste.
    • "Du vergisst, dass ich ein Dämon bin, kleiner Drakin. Von Deals bekomme ich nie genug," raunte Dane zurück.
      Er legte seinen Kopf auf dem Scheitel von Ro ab und schmunzelte leise in sich hinein. Doch Ro konnte es nicht lassen; er musste ihn einfach ein bisschen ärgern. Also schob Dane eine Hand in Ros Haare und zog daran, bis der junge Mann zu ihm hochsehen musste.
      "Unter den richtigen Umständen könnte das durchaus anregend sein, kleiner Drakin. Stellst du dir sowas vor? Willst du, dass ich den großen Helden spiele? Dass ich jemanden bestrafe? Oder willst du, dass ich zusehe? Dass ich Anweisungen gebe, was mit dir zu passieren hat? Oder willst du zusehen? Wie ich mit jemand anderem spiele, während du hilflos daneben stehst, weil ich dir verbiete, dich zu bewegen? All diese Szenarien liegen im Bereich des Möglichen, weißt du? Wir könnten uns jemanden suchen. Jemanden zum Spielen."
      Er zog ein bisschen fester an Ros Haaren, zwang ihn dazu, seinen Nacken zu überspannen.
      "Das wäre sicherlich Ablenkung genug für zwei, findest du nicht?"
      Dane lehnte sich vor und küsste Ros Kehle; eine federleichte Berührung, mehr nicht. Er ließ Ros Mähne los, als er die Schulter des anderen küsste. Dann schlang er seine Arme um die Hüften des anderen und legte seinen Kopf auf Ros Schulter, genoss einfach nur die Nähe des jungen Mannes.
      "Ich kann mich aber auch mit dir auf meinem Sofa und einem netten Film zufriedengeben," lächelte er.
    • Ro grummelte leise als Dane ihn an den Haaren zog, sodass er seinen Blick aufwärts richten musste. Allerdings hielt er sich so gut es ging in Dane's Armen, nicht gewillt ihn großartig von sich selbst abrücken zu lassen. Angesichts seiner nun folgenden Worte war er sich allerdings nicht mehr ganz so sicher, ob er das tun sollte oder nicht.
      Seine Atmung wurde abrupt flacher als seine eigene Fantasie ihn zu hintergehen begann. Mit jedem Gedanken, den Dane spannte, baute Ro's Fantasie das dazugehörige Szenario zusammen und er wusste nicht, wie er darüber fühlen sollte. Er blinzelte mehrmals überrumpelt als ihm auffiel, dass er manchen Gedanken gar nicht so abgeneigt war wie anderen. Solche Seiten hatte er an sich ebenfalls noch nie ausprobiert und war beinahe schockiert darüber, sich selbst nicht mehr einschätzen zu können.
      Ein weitaus deutlicheres Grollen machte sich bemerkbar als Dane Ro dazu zwang, seinen Nacken noch weiter zu überspannen. Seine blauen Augen funkelten bereits und seine umgebende Aura war bei weitem nicht mehr so entspannt wie zuvor. Sie schlug Wellen der Aufruhr, fühlte sich beengt und wollte ihre Freiheit zurück obwohl niemand sie in ihre Schranken wies.
      "Ich will nicht, dass jemand anders dich anfasst. Du gehörst mir", knurrte Ro. Seine Augen weiteten sich nachdem die Worte seinen Mund verlassen hatten und er sich sicher war, dass es nicht nur seine Worte gewesen waren. "Ich glaube, das überlebt derjenige nicht lang genug."
      Schmale Finger schlugen sich in Dane's Oberarme als dieser die Kehle des Drakins beinahe nur streifte. Noch immer kam er nicht zur Ruhe und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass ein paar wahllos hereingeworfene Gedankenfetzen ihn so sehr beschäftigten. So war er doch sonst nicht drauf, so... labil. Er kämpfte um seine Fassung, da hatte man seine Haare längst freigegeben und Dane seinen Kopf an Ro's Schulter platziert.
      "Ich... ich glaube, das müssten wir tatsächlich etwas durchsprechen weil ich keine Ahnung hab, was mir gefällt und was nicht. Oder dir. Oder wem auch immer. Wie findet man denn überhaupt..." Seine Iren zuckten hin und her während sein Verstand noch immer nicht zum Stillstand kam. Er roch sogar wieder feine Aromen, die ihm nur manchmal in die Nase stiegen und schüttelte den Kopf.
      "Filmabend. Unbedingt Filmabend, sonst komm ich gar nicht mehr runter", lachte er schließlich, wenn auch einen Tick zu nervös.
      Dane würde garantiert doch nur jemanden dazu nehmen, dem er vertraut.... Zählt da Mace zu? Die Labertasche? Oder doch wer ganz anders? Wie viel Erfahrung mit so was hat er? Ach, bestimmt genug bei seinem Alter. Mit welchen...
      Ro tat einen tiefen Atemzug. Er musste schnellstens Ablenkung finden, sonst hörte er nie mehr damit auf.
    • Dane lachte leise in sich hinein.
      "Irgendwas sagt mir, dass du heute Nacht sehr interessante Träume haben wirst. Selbstverständlich sprechen wir ein solches Abenteuer vorher ab. Miteinander und dann gegebenenfalls mit der dritten Person im Bunde. Wir können auch gern sehr viel kleiner Anfangen, wenn du dafür offen bist. Ich kann dir zeigen, was ich mag und dann kannst du es selbst ausprobieren, wenn du möchtest. Es gibt keinen Zeitdruck, wir können das machen, wann immer dir danach ist. Und wenn das nie der Fall sein wird, dann ist das eben so."
      Er holte Ro von den Füßen und trug ihn rüber ins Wohnzimmer, wo er sich mit ihm auf die Couch sinken ließ. Er gab dem Drakin keine andere Wahl, als es sich auf ihm gemütlich zu machen, während er nach der Fernbedienung angelte. In seinem Kopf hallten Ros Worte nach: Du gehörst mir. Er war versucht gewesen, Ro gleich dort und auf der Stelle zu nehmen, um ihm zu beweisen, wie wahr seine Worte doch waren.
      Er öffnete seine digitale Mediathek und reichte Ro die Fernbedienung, damit der sich etwas aussuchen konnte. Währenddessen küsste Dane Ros Schulter erneut. Vielleicht sollte er dort seine Spuren hinterlassen? Ro verkündete ihre Beziehung ja nun offen, da konnten ein paar physische Spuren doch nicht schaden...
      "Wenn dich deine Träume heute Nacht aufwecken, dann will ich, dass du die Finger von dir selbst lässt," raunte er in Ros Ohr. "Dieses Privileg muss du dir erst verdienen."
      Mal sehen, wie weit sich Ro seiner Kontrolle fügen würde. Mal sehen, ob er sich an die Regeln hielt und wie ehrlich er war. Ein Teil von Dane wollte, dass Ro seine Regeln brach, nur damit er einen Grund hatte, ihn zu bestrafen. Aber das lag einzig und allein in Ros Händen.
      "Du darfst mich aber gern wecken, wenn dir danach ist."
    • Ro schnaubte abfällig. „Als wenn das schon meine Träume beeinflussen würde. Hab 'ne lebhafte Fantasie, ja, aber das zählt leider nicht für meine Träume.“
      Hoffte er jedenfalls. Wenn nicht, dann hätte er mehr als nur ein wenig Spaß in ihnen. Dieser Gedanke verflüchtigte sich jedoch wieder als Dane fortfuhr und das Herz des Drakin anschwellen ließ. Er zeigte ihm eine Aussicht in der Zukunft auf und zeitgleich nahm er ihm sofort den möglicherweise entstehenden Druck. Dieser Mann plante auf Ewigkeiten mit ihm zusammen... Das so zu hören ließ ein warmes Gefühl in seinem Inneren aufsteigen.
      Kurz darauf fand sich Ro auf Dane lungernd vor dem Fernseher wieder. Er bekam gerade die Fernbedienung in die Hand gedrückt, damit er durch die Mediathek scrollen konnte, da spürte er einen Druck auf seiner Schulter. Es bedurfte keines Blickes um zu wissen, was das gewesen war.
      Ro's Lippen zuckten in einem versuchten Schmunzeln. „Natüüüüürlich lass ich die Finger von mir. Ich werd doch wohl meinen eigenen Körper anfassen dürfen, wenn mir danach ist“, kokettierte er und ließ das Grinsen auf seinem Gesicht anwachsen. Er spürte, wie sich die Aura des Dämons kurz wandelte, zuckte und sich wieder glättete. „Aber sicher werde ich dich wecken.“
      Dann fand er einen Actionfilm, der ihn interessierte, und startete ihn.

      Mitten in der Nacht wurde Ro wach. Er lag eingerollt auf der Seite, den Rücken zu Dane gewandt. Sie waren ohne nennenswerte Zwischenfälle ins Bett gegangen und hatten keine Gedanken mehr an die Worte vor dem Film verschwendet. Ro wusste noch, dass er in Dane's Armen eingeschlafen war und das war es gewesen.
      Dann kam dieser Traum völlig unvorbereitet um die Ecke.
      Ro's Puls war erhöht und sein Atem kurz gängig als er die Augen aufschlug. Bemüht vorsichtig streckte er sich aus seiner eingekugelten Haltung und verzog sofort das Gesicht. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen und seine Erektion war der lächerliche Beweis dafür, dass Dane mit seiner Prognose gar nicht so falsch gelegen hatte. Ro warf einen Blick über seine Schulter zu dem Mann neben ihm, der scheinbar seelenruhig schlief. Dann begab er sich wieder auf die Seite und ließ eine Hand unter seiner Boxer verschwinden. Seine Lider waren zusammen gekniffen während er sich viel zu sanft selbst berührte, nur um am Ende leise zu fluchen und seine Hand wieder zurückzuziehen. Krampfhaft begann er damit an alles andere zu denken als seinen Traum und das Feuer in seinem Blute bis er wie durch ein Wunder wieder einschlief.

      Am nächsten Morgen wurde er wieder an Dane's Seite wach. Er hatte sich eng an den Mann gekuschelt, aber das änderte nichts daran, dass er sich wie gerädert fühlte. Seine zweite Hälfte der Nacht war traumlos ausgefallen, dafür aber genauso ruhelos wie es schien.
      Er streckte sich leicht und grummelte bevor er mit seiner Hand über Dane's Brust strich und das Gefühl genoss. Worte fanden noch keinen Weg über seine Lippen, stattdessen kämpfte er sich auf die Ellbogen und gab dem Dämon einen federleichten Kuss.
    • Dane erlaubte es sich, am nächsten Morgen einfach liegenzubleiben. Die Tatsache, dass sich Ro an ihn gekuschelt hatte, machte diese Entscheidung sehr viel einfacher. Mit trägen Bewegungen strich er dem Drakin über den Rücken, während er sich in der Welt seiner Gedanken verlor. Er hatte immer noch viele Informationen, die verarbeitet und in das Gesamtkonstrukt eingefügt werden mussten. Er machte eine Liste an Dingen, die er recherchieren musste, allen voran diese Regis Sache. Er wusste nicht genug darüber, um sich damit zufrieden zu geben. Irgendwo da draußen musste es doch Informationen über Drakin geben. Ihre Art war zu alt, um wirklich alles unter Verschluss halten zu können. Dämonen waren da anders. Seinesgleichen hatte nie versucht, den Informationsfluss zu minimieren. Stattdessen hatten sie die Welt mit Informationen überschüttet mit dem Ergebnis, dass niemand sagen konnte, was der Wahrheit entsprach und was bloß Fiktion war.
      Der nächste Punkt auf Danes Liste war, wie man den wahren Namen einer anderen Person halten konnte. Er nahm sich vor, Baxter danach zu fragen. Als Warlock sollte Baxter da doch zumindest ein paar staubige Bücher rumliegen haben. Im gleichen Zuge würde sich Dane auch gleich darüber informieren, wie man jemandem den Namen wegnehmen oder wiedergeben konnte. Und welche Konsequenzen sowas für alle Beteiligten hatte.
      Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sich der warme Körper an seiner Seite bewegte. Dane lächelte, als er spürte, wie Ro aufwachte. Kurz darauf wurde er mit einem Kuss begrüßt.
      "Guten Morgen," schnurrte Dane und strich Ro eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
      Die Haare des Drakin luden dazu ein, sie sich um den Finger zu wickeln. Oder die Finger darin zu vergraben und kräftig daran zu ziehen...
      "Gut geschlafen?"
      Er sah Ro an, dass er keine allzu friedliche Nacht hatte. Aber er konnte nicht sagen, ob es aus Stress oder wegen etwas anderem gewesen war. Er hoffte letzteres, für sein eigenes Vergnügen. Pläne formten sich in seinem Kopf, verführerische Spielchen, die er allesamt spielen wollte. All das behielt er aber für sich selbst. Noch wollte er Ro nicht einweihen - das war ja der halbe Spaß an dieser ganzen Sache. Noch dazu musste er vorher rausfinden, wie weit Ro bereit war, zu gehen. Gewisse Grenzen mussten gesetzt werden, egal wie vermeintlich harmlos ein Spiel auch erscheinen mochte. Sicherheit ging vor - insbesondere, wenn es um Ro ging.
      "Du wirkst irgendwie zerknirscht," meinte Dane und verdrängte seine interessanteren Gedanken. "Ist alles in Ordnung?"
      Er ließ seine Hand in Ros Nacken wandern, massierte dort leicht die Muskeln. Verspannt war er nicht unbedingt, das war schonmal ein gutes Zeichen.
      "Kann ich dir irgendetwas Gutes tun?"

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    • Träge blinzelte Ro und verzog dabei das Gesicht als er ein Gähnen unterdrückte. Im Gegensatz zu ihm wirkte Dane schon hellwach. Vermutlich hatte er einfach nur noch im Bett gelegen und nicht mehr den Schlaf der Gerechten geschlafen, wie es der Drakin an seiner Seite getan hatte. Auf die Nachfrage hin, ob er gut geschlafen habe, wippte er mit dem Kopf hin und her. „So la, la, würde ich sagen.“
      Die Hand in seinem Nacken, die dort zielsicher nach Verspannungen suchte, hätte Ro beinahe in die Matratze zurück getrieben. Aber anstelle sich dem zu ergeben, tauchte er aus dem Griff zur Seite weg und setzte sich über die Bettkante hinweg auf. Seine Füße berührten den Boden, seine Arme hob er gerade über den Kopf und streckte sich ausgiebig.
      „Wenn du die Zeit vor der Nach zurückdrehen könntest, wäre das fantastisch“, meinte er leise und rieb sich anschließend mit beiden Händen durch das Gesicht. „Wie lange liegst du da eigentlich schon wach?“
      Seine Nase kribbelte. Geistesabwesend drückte er sich die Nasenflügel zu, nur um danach ein Kribbeln in seinem Mund zu spüren. Um genau zu sein war es wohl das Zahnfleisch, das schmerzte. Leise grunzte Ro, während er die Zähne einmal aufeinander presste und damit das Kribbeln auslöschte. Er schüttelte kurz den Kopf, nur um festzustellen, dass das Kribbeln sich scheinbar so schnell wieder verabschiedet hatte wie es auch gekommen war.
      Nach einem weiteren Moment wandte sich der junge Mann halb um und musterte Dane, der mittlerweile nicht mehr platt im Bett lag. Er konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas Besonderes in der zweiten Hälfte geträumt zu haben, aber scheinbar hatte er unbewusst im Schlaf über diverse Dinge nachgedacht, die ihn nun dazu brachten, Umstände anzusprechen, die völlig aus dem Nichts gegriffen zu sein schienen.
      „Was ist, wenn diese ganze Regis-Sache etwas ist, dem ich mich nicht entziehen kann? Ich hab keine Ahnung, was das sein soll, aber scheinbar ist das was Großes. Was mache ich, wenn das nicht wie ein Amt ist, das ich nicht einfach ausschlagen kann? Glaubst du, dass es so bindende Umstände gibt? Wenn diese komische Melidae plötzlich aus dem Nichts auftaucht und scheinbar ein hohes Tier da ist, dann wird die das nicht für irgendeinen daher gelaufenen Drakinjüngling machen. Was ist, wenn....“ Ro schluckte, nun nahm sein Tonfall eine leicht panisch Note an. „Was, wenn das damit einhergeht, dass wir nicht... Ich mein, dass du mich nicht weiter... Nicht mehr bei mir sein kannst?“
      Er knüllte die Bettdecke unter seinen Händen, die mittlerweile klamm waren. Darüber hatte er sich bis jetzt noch keine Gedanken gemacht. Wenn dieses ganze vermaledeite Volk so sehr auf Geheimhaltung pochte, dann würden sie ganz bestimmt keinen Dämon in ihren Reihen akzeptieren. Vielleicht hatte Melidae ihnen ja subtil damit gedroht und Ro hatte es einfach nicht aufschnappen können.