A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Dane schüttelte lächelnd den Kopf und wandte sich demonstrativ von dem Macho ab und dessen Frau zu.
      "Cecilia, richtig?", fragte er mit überraschend sanfter Stimme. "Mir tut es auch leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen müssen. Ihr Sohn hat nur Gutes über Sie erzählt und ich würde mich wirklich gern mit Ihnen unterhalten. Vielleicht können wir irgendwann einmal friedlich miteinander brunchen oder dergleichen. Aber jetzt muss ich Ihrem Mann erst einmal den Marsch blasen. Es würde mir das Herz brechen, wenn Ihnen dabei etwas zustößt, deswegen bitte ich Sie, sich zurückzuziehen."
      Erst jetzt wandte sich der Dämon wieder Aimeric zu.
      "Weißt du", begann er, "normalerweise sagt man eine solche Einstellung uns Dämonen nach. Das mit dem Verachten eines Lebens, der eigene Vorteil, den andere einem bringen können, sowas eben. Aber du..." Dane schüttelte erneut lachend den Kopf. "Bei allen neun Kreisen der Hölle, ich habe noch nie jemanden getroffen, der so dermaßen egoistisch ist und es so unglaublich dämlich umsetzt. Nicht nur hängst du und deinesgleichen in der dunkelsten Vergangenheit fest und weigert euch hartnäckig im einundzwanzigsten Jahrhundert anzukommen - weswegen Frauen wie Cecilia leiden müssen - nein. Du bist auch noch der Meinung, dass jemand, der nicht so ist wie du, wertlos ist. Du hast keine Ahnung, welchen Wert ein Leben hat, denn du bist nur ein lausiger Drache. Alles, wofür du dich interessierst, ist Schmuck und Geld und glaube mir: Du hast nicht ansatzweise so viel Reichtum, dass ich beeindruckt wäre. Ich kenne Werwölfe, die mehr haben als du. Also lass mal sehen: Du bist nicht reich, du bist keine herausragende Persönlichkeit... ach ja! Mächtig bist du übrigens auch nicht. Du glaubst, du kannst mich mit funkelnden Augen und den süßen Zahnstochern da auf deinem Kopf beeindrucken? Du bist nicht verglichen mit den Kräften, auf die ich Zugriff habe."
      Wohlwissend, dass Drakin alles über ihre Aura regelten und sich ein Bild über andere mittels dieser Auren machten, ließ Dane mal ein bisschen den Muskelprotz raus. Er achtete darauf, weder auf seine Siegel, noch auf seine wahre Form zurückzugreifen, aber er gab dieser glorifizierten Kornnatter einen guten Blick auf das, was Dane tun könnte. Vorher war der Raum gefüllt gewesen mit dem Geruch nach Salzwasser, als Aimeric sein Revier markiert hatte. Nun aber übernahm in nur einem kurzen Augenblick der Geruch nach Chrysanthemen den Raum, zusammen mit einem unendlich warmem Gefühl. Dane griff hier nicht auf das zurück, zu dem er geschaffen worden war, sondern das, was tief in seinem Inneren schlummerte: der Kern, aus dem er gemacht worden war.
      "Als ich meiner Intuition nachgegeben habe, wurde ich auch verstoßen. Ich wurde als gescheitertes Experiment angesehen. Wenn das hier aus einem gescheiterten Experiment werden kann, dann überleg mal wozu dein kaputter Sohn in der Lage sein wird. Ich muss dich nicht bei lebendigem Leibe verbrennen oder dich mit himmlischen Siegeln von deiner Macht trennen. Stattdessen werde ich das tun, was eigentlich deine Aufgabe sein sollte: Ich werde Ro helfen, sein wahres Potenzial zu finden. Und dann werde ich dabei zusehen, wie er dich zu billigem Sushi verarbeitet."
      Mittlerweile war Dane so nahe an Aimeric herangetreten, dass sie nur wenige Zentimeter trennten.
      "Und solltest du der Meinung sein, ihm zu nahe zu kommen, dann sei gewiss: die sieben Throne des Himmels und die neun Kreise der Hölle werden dir entgegenschlagen."
      Dane richtete den Kragen des Drachen, schenkte ihm ein freundliches Lächeln, dann wandte er sich um, nahm den lieblichen Geruch und das beruhigende Gefühl mit sich, und verschwand aus der Höhle des Drachen.

      In der Zwischenzeit hatte Mace ohne ein Wort zu sagen aufgelegt, nachdem er Ro's verzweifelte Stimme vernommen hatte. Im nächsten Augenblick hatte sich ein goldener Riss in der Realität aufgetan und Mace war vor dem Wagen auf die Straße gestolpert. Er war drauf und dran, auch noch das Anwesen zu stürmen, als Dane das Haus bereits wieder verließ. Mace musterte ihn und konnte sogar auf diese Entfernung riechen, was gerade passiert war.
      "Oh Mann...", seufzte er und ließ sich auf die Rückbank neben Ro's Tasche sinken.
      "Irgendwas sagt mir, dass du hier so schnell nicht mehr auftauchen solltest", kommentierte er in Ro's Richtung. "Hey, warte mal. Warum siehst du aus wie ein Schlumpf?"
      Dane stieg völlig ruhig in den Wagen, brachte noch einen Hauch von Blumenduft mit sich und fuhr davon.
      "Ich glaube, ich habe deine Mutter zum Brunch eingeladen", sagte er schließlich, als sie an der nächsten Ampel halten mussten. "Ich hoffe, das stört dich nicht. Mireaux."
      Auf der Rückbank konnte sich Mace ein Lachen nur mit Ach und Krach verkneifen.
      "Und was deinen Vater angeht", fuhr Dane eine ganze Ecke ernster fort. "Er hat sein Revier markiert und ich habe mein Revier markiert. Wie sich herausstellte, ist meines größer als seins."
    • Ro hing halb in der Tür vom Auto während er zur Eingangstür seines Hauses starrte und nicht einmal einen Blick benötigte, um zu wissen, was da gerade vor sich ging. Es erhob sich zuerst eine Aura, so vertraut und ähnlich seiner eigenen, dass er sie zweifelslos als jene seines Vaters ausmachen konnte. Ihm schwante nichts Gutes, denn selten ließ Aimeric seine Aura für sich arbeiten.
      Dann schlug dem jungen Mann eine völlig andere Note entgegen und er fühlte, dass sie zu Dane gehörte. Das Spektakel dauerte nur wenige Augenblicke an, dann stolperte Mace auf die Straße und beide sahen nur noch, wie Dane erhobenen Hauptes aus Ros Zuhause stolzierte.
      Ro ignorierte Mace vollkommen und starrte den Dämon am Steuer fassungslos an. Sie hatten sich nicht gegenseitig weggebombt. Immerhin. Der Drakin war dermaßen durcheinander, dass er nicht einmal auf seinen vollen Namen ansprang, wie er es üblicherweise tat. Noch immer hatte er den Chrysanthemenduft in der Nase und das war eine Note, die ihn fast mehr schockierte als die Tatsache, dass er wirklich noch im Wechselbad der Farben war.
      Wie sich herausstellte, ist meines größer als seins.
      Da war es wieder, dieses ungute Gefühl. Ro war sich nicht sicher, ob Dane es wusste, aber solange ein Drakin seine wahre Form nicht annahm agierte er wie unter einem Deckmantel. Alles, was man zu sehen und spüren bekam während sie in ihrer menschlichen Gestalt waren, waren nur Fragmente des eigentlichen Potenzials. Wenn Aimeric seine Gestalt gewandelt hätte, würden die Verhältnisse in einem ganz anderen Licht stehen. Dieses Wissen ließ der junge Drakin jedoch unausgesprochen.
      "Du hast mein Handy nicht", war das Erste, was Ro trockenen Mundes sagen konnte ehe er den Blick von Dane löste und aus dem Fenster sah.
      In der Reflexion sah er leicht, dass die Farben sich aus seinem Gesicht wieder zurückgezogen hatten. Stattdessen bekam er einen leicht roten Kopf. Nein, er glühte eigentlich sogar. Das erklärte den Schwindel, der ihn verfolgte seitdem er einen Fuß aus dem Haus gesetzt hatte.
      Ro richtete die nächsten Worte nach hinten zu Mace. "Ich hab meinen Energiefluss nicht mehr unter Kontrolle. Und jetzt rastet mein Körper gefühlt bei jeder Kleinigkeit aus."
      Ro seufzte leise als er seinen Hinterkopf an die Kopfstütze anlehnte und die Augen schloss. Mit jeder Biegung, die das Auto nahm, wurde sein Schwindel schlimmer.
      "Du hättest nicht da rein gehen müssen, Dane. Es bringt sowieso nichts. Es interessiert Aimeric nicht, was jemand sagt. Wie, denkst du, hat er wohl sonst all die Jahre überstanden? Ist eigentlich auch egal... Hauptsache, ich bin da weg."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane zog ein Smartphone aus seiner Hosentasche, auch wenn das in sitzender Position etwas schwierig war. Es war Ro's. Er hatte es dessen Vater abgenommen, kurz nachdem er dessen Kragen gerichtet hatte. Ihm war durchaus bewusst, dass er hier vielleicht einen Krieg gestartet hatte, aber angesichts der Tatsache, wie Aimeric seinen eigenen Sohn bezeichnete, bezweifelte Dane doch sehr, dass er dafür auf den Deckel bekommen würde. Wenn überhaupt, dann würde sich die glorifizierte Designerhandtasche bei ihm melden, um ihm die Beleidigungen heimzuzahlen. Sollte er ruhig. Dane hatte absolut keine Geduld mehr für irgendwelche Spielchen mit diesem Mann.
      "Dane. Du denkst dich schon wieder in Rage", kommentierte Mace von der Rückbank.
      "Entschuldige. Dieser Mann ist einfach nur sehr frustrierend. Genau deswegen bin ich da auch eben reingegangen, Ro. Es ist mir egal, ob Aimeric auf Worte reagiert oder nicht, aber irgendjemand musste diesem Mann einmal klar machen, dass du weder ein kaputtes Spielzeug, noch dass du völlig allein dastehst. Drachen mögen zwar eher Einzelgänger sein - korrigiere mich, wenn ich falsch liege - aber wenn mein pelziger Schwager mir eines beigebracht hat, dann das: Stärke in Nummern. Aber ich stimme dir zu: Hauptsache, du bist da weg."
      Dane ergriff Ro's Hand und sandte einen sanften Energiepuls zu ihm rüber, in der Hoffnung, damit ein wenig gegen dessen Unbehagen helfen zu können.
      "Ich habe einen Freund, der sich dein kleines Problem mal angucken kann. Baxter sollte schon auf dem Weg oder zumindest darüber informiert sein, schnellstmöglich bei mir aufzutauchen. Wir kriegen das schon hin. Und wenn es nur ist, um dieser Blindschleiche den Finger zu zeigen."
      Mace grinste durch den Rückspiegel.
      "Ich liebe es, wenn du deine Probleme mit Autoritäten auspackst", sagte er.
      "Ich habe keine Probleme mit Autoritäten. Solange sie anerkennen, dass ich die größere Autorität bin."
      "Ja, ja, schon klar. Kontrolle und so, bla bla bla. Hey, können wir kurz anhalten und ein paar Fruit Loops besorgen? Ich hab Hunger."
    • Dankbar nahm Ro das Handy entgegen, um es in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Er hatte schon geahnt, dass Aimeric kein gutes Wort über ihn verlieren würde und damit genau Dane's Nerv traf. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde der alte Drakin nicht mal etwas unternehmen, solange sein Sohn ihm dafür keinen Grund gab. Sollte etwas passieren, das eindeutig auf Ro's Machenschaften zurückzuführen war, dann würde der Alte reagieren.
      Ro war dermaßen versunken in seinen Gedanken, dass er gar nicht mitbekam, wie Dane zu seiner linken nach seine Hand griff. Es war der sachte Energiepuls, der ihn aus dem Gedankenkarussel riss. Anstelle Entspannung brannten kurz alle Synapsen im Körper des Drakin lichterloh und ließen ihn den Kopf nur noch stärker in die Kopfstütze pressen. Der kleine Impuls brachte in den ohnehin schon gestörten Fluss nur einen weiteren Stein, der für noch mehr Verwirbelungen sorgte.
      "Wer oder was ist Baxter?", fragte Ro nach und war froh, dass man seiner Stimme nur ein wenig Anstrengung anhören konnte. Er hatte keinen Nerv, sich jetzt über Mace's Art aufzuregen. "Wenn Dane irgendwo anhalten will, sicher. Paar Ecken weiter gibt's ein Geschäft mit Parkplatz, wenn du willst."
      Wenn es nach ihm ging, hätte sich Ro längst irgendwelche Tabletten eingeworfen und sich einfach aus dem Leben geschossen. Diese Autofahrt war schon die reinste Tortur und der Gedanke daran, wie sich Cecilia jetzt mit Aimeric wohl auseinander setzte, machte die Angelegenheit nicht viel besser. Sie würde für ihren Sohn einstehen, egal ob sie es sich mit ihrem ungewollten Mann verscherzte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Mittlerweile solltest du doch wissen, dass es unhöflich ist, nach dem Was zu fragen, Ro", schalte Dane und setzte den Blinker, um den genannten Supermarkt zu finden. "Baxter kennt sich damit aus, wenn andere in der eigenen Magie rumpfuschen. Ich kenne niemanden mit einem größeren Repertoire an Wissen über die Magischen. Es gibt kein Problem, das für Baxter zu exotisch ist. Und hoffentlich können wir dieses Wissen nutzen, um dir zu helfen."
      Dane parkte in einem perfekten Schwung in der Nähe des Supermarktes.
      "Fruit Loops, kleinen Marshmallows, und für Baxter bringst du bitte Weintrauben mit", wies er Mace an. "Und nicht trödeln, verstanden."
      "Ja, Dad."
      Damit hüpfte Mace aus dem Wagen und machte sich auf, die kleine Einkaufsliste abzuarbeiten. Dane konnte nur hoffen, dass er es bei einer, vielleicht zwei Packungen der Cornflakes beließ und nicht gleich den ganzen Laden leerte.
      "Was ist los?", wandte sich Dane dann an Ro, der schon die ganze Fahrt über aussah, als müsste er sich gleich übergeben. "Und sag nicht, dass es nichts ist. Das wäre eine Lüge und mit Lügen kann ich nur wirklich schwer umgehen. Also?"
    • Ein gleichmäßiger Atemzug entkam Ro, als der Wagen endlich zum Stillstand kam und er nicht mehr das Gefühl hatte, alles unter seinen Füßen würde sich drehen. Trotzdem behielt er seinen Kopf wo er war und ließ weiterhin die Lider geschlossen. Selbstredend musste Dane ihm nicht noch einmal darauf hinweisen, dass Unwahrheiten ihren Zweck beim Dämon völlig verfehlten. Dazu fühlte er sich auch längst nicht mehr fähig für.
      "Keine Ahnung, mir geht's halt nicht so gut", entgegnete Ro minimal gereizt über die Tatsache, dass er an seinem Umstand nichts ändern konnte. "Seitdem ich aus dem Haus raus bin wird's kontinuierlich schlimmer. Schwindel, Übelkeit, mein Kopf glüht... Keine Ahnung. Mein Alter hat irgendwas versaut glaub ich. Der hat an dem Abend wo ich nach Hause kam irgendwas mit mir angestellt und seitdem bin ich so."
      Er musste an Mace's Kommentar denken. Ein Schlumpf also. Etwas Bewegung kam in den jungen Mann, als er sich nach vorn beugte, die Ellbogen auf den Oberschenkeln abstützte und sein brennendes Gesicht in den Händen vergrub.
      "Ich versteh's ja. Ma hat ja recht. Mein Problem ist dein Problem und umgekehrt. Schon klar. Aber ich hab mir das so nicht vorgestellt. Ständig räumst du hinter mir auf weil ich einfach unfähig bin. So soll das alles gar nicht sein, mann..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Ich räume hinter sehr vielen Personen auf, Ro. Hinter dir allerdings nicht. Ich helfe dir. Das ist was anderes. Und es ist vollkommen in Ordnung, um Hilfe zu bitten. Ich habe den Vorteil, auf Jahrhunderte und ein sehr gut gefülltes Adressbuch zurückgreifen zu können, das ist alles. Das hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun, glaub mir. Und deiner Mutter, sie ist eine kluge Frau. Hast du seit Montag einen Blick auf das geworfen, was Aimeric dir angetan hat? Oder gehen wir blind an die Sache heran?"
      Dane war versucht, gleich wieder umzudrehen und seine Drohung in den Wind zu schlagen. Vielleicht würde er diesen unsäglichen Mann doch selbst in ein Fischbrötchen verwandeln. Mace würde ihm sicher nicht im Weg stehen, im Gegenteil. Wenn er ihn nur darum bat, würde der blonde Dämon sogar dafür sorgen, dass Ro sich nicht einmischte. Stattdessen blieb Dane hier sitzen und wartete darauf, dass sein bester Freund mit ihrem Einkauf wieder auftauchte, während er sich auf den jungen Mann auf seinem Beifahrersitz konzentrierte. Ro brauchte jetzt sicherlich keine Morddrohungen gegen das, was er seine Familie nannte.
      Mace hatte sich dankenderweise beeilt - und keine Mannschaftsmenge gekauft. Er warf sich auf den Rücksitz und packte zwei Packungen Fruit Loops, eine große Packung Mini-Marshmallows und eine prall gefüllte Tüte Weintrauben neben sich auf Ro's Tasche.
      "Du siehst scheiße aus, aber ich kann nicht sagen ob es 'Ich muss gleich kotzen' oder 'mein Hirn versucht abzuhauen' ist, deswegen hab ich dir sowohl was für Kopfschmerzen, als auch was gegen Übelkeit mitgebracht", meinte er und reichte Ro zwei kleine Packungen mit Medikamenten und eine Flasche Wasser.
      So zerstreut und sprunghaft Mace auch rüberkommen mochte, der Dämon war doch sehr aufmerksam.
      Dane setzte den Wagen erst wieder in Bewegung, als er das Okay von Ro bekam. Ohne weitere Zwischenstopps fuhr er nach Hause. Mace schnappte sich die Einkäufe und Ro's Tasche, Dane hatte ein Auge auf den jungen Drakin selbst.
      "Couch oder Bett?", fragte er, kaum dass sie zur Haustür rein kamen.
    • Ro überlegte eine geraume Weile wie er verpacken sollte, was er vermutete. Bevor er dem aber Worte verleihen konnte, kam Mace schon wieder zurück, riss schwundvoll die Tür auf und bugsierte seinen Einkauf auf die Rückbank. Zu seinem Erstaunen hatte der Zuckerdämon Medikamente und Wasser für ihn mit eingepackt. Umgehend fühlte Ro sich reumütig bei dem Gedanken daran, wie er den besten Freund Dane's zu Anfang so wenig mögen konnte.
      "Danke", sagte Ro und warf sich direkt eine Kopfschmerztablette ein. "Los geht's."

      Als sie bei Danes Träumchen im Grünen ankamen, plagten den Drakin nicht mehr die Kopfschmerzen des Todes. Er fühlte sich zwar immer noch als liefe er auf Watte, aber er hatte nicht mehr den Eindruck, gar nicht mehr laufen zu können. Er war nur nicht schnell genug, um Mace davon abzuhalten sich seine Tasche unter den nagel zu reißen und nur Dane an seiner Seite zurückzulassen.
      "Couch oder Bett?", fragte Dane, nachdem sie eingetreten waren und die Tür die Außenwelt hinter ihnen wegschloss.
      "Couch. Definitiv Couch. Ich kann mich nicht hinlegen, das halte ich nicht aus." Ro rieb sich durch's Gesicht als ihm auffiel, dass der Dämon keine Ahnung hatte, was er nicht aushielt. "Ah. Das Ungleichgewicht ist so groß, dass es mich am liebsten ständig in Bewegung hält. Ich hab die letzten Tage praktisch nie still gesessen außer mein Körper brauchte den Schlaf."
      Wenn sein Körper den Schlaf brauchte. Sein Geist hingegen war zwischenzeitlich so ausgelutscht gewesen, dass er Luftsprünge hätte vollführen können bei dem Gedanken, Dane keine seltsamen Nachrichten geschickt zu haben.
      Langsam ließ sich Ro auf die weiche Couch sinken. Sein Blick ging ohne Umschweife zu Dane, der ihm ebenfalls ins Wohnzimmer gefolgt war. Selbst er sagte, Cecilia sei eine kluge Frau. Wohl oder übel würde der Sohn akzeptieren müssen, dass seine Mutter genau das war.
      "Wir reagieren empfindlich drauf, wenn unser Energiefluss gestört wird", begann Ro schließlich und musterte seine Unterarme, die immer noch leicht bläulich im Licht schimmerten. "Aimeric hat mich praktisch mit seiner Aura geflutet. Fühlte sich an, als hätte er nach etwas gesucht. Furchtbares Gefühl, wenn man zu sensibel darauf reagiert. Als würdest du versuchen in eine eh schon überladene Schublade noch etwas mehr hineinzustopfen. Seitdem ist alles irgendwie außer Kontrolle."
      Reflexartig fuhr sich der Drakin mit den Fingern durch die Haare, fand aber nichts ungewöhnliches.
      "Wieso reagierst du eigentlich so extrem? Ich hab dich eigentlich eher als den kühlen Kopf von uns in Erinnerung." Ro nutzte den Moment ohne ein zusätzliches Paar Augen und Ohren, um etwas anderes nachzufragen, das ihm auf der Seele brannte. "Ich mein, ja, mein Vater ist schon eine Nummer für sich. Aber eigentlich sollte dich das nicht dermaßen aus der Haut fahren lassen."
      Bis jetzt hatte Ro nicht erwähnt, dass Danes Wut ihm zwischenzeitlich wie heiße Wellen entgegen geschlagen waren. Solche Intensität hatte er bei dem Dämon noch nicht erlebt. Auf der einen Seite stimmte es den jungen Drakin glücklich, dass ein Anderer sich so für ihn einsetzte. Aber nach ein paar Tagen direkt so zu reagieren war ungewöhnlich.
      "Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Wirklich. Du bist bisher das Beste, was mir passiert ist. Vielleicht bring ich mir ja endlich auch mal selbst Glück."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Während Mace die Früchte seiner Arbeit - oder vielmehr die Belohnungen von Dane's Konto - in die Küche räumte, begleitete Dane den jungen Drakin ins angrenzende Wohnzimmer. Er setzte sich neben Ro und hörte aufmerksam zu, als dieser endlich seine Frage beantwortete. Ro's Feststellung seiner doch recht übereifrigen Reaktion brachte ihn zum Schmunzeln. Er konnte praktisch die Stimme seines Bruders in seinem Kopf hören.
      "Ich achte eben auf Dinge, dir mir wichtig sind", antwortete Dane. "Insbesondere, wenn es sich dabei um Personen handelt. Aber selbst über diesen kleinen Personenkreis hinaus bin ich... das richtige Wort wäre wohl verbissen, wenn es darum geht, wie die Leute einander behandeln. Man könnte jetzt den Hobbypsychologen raushängen lassen und sagen, dass ich mit schlechten Familienverhältnissen nicht gut umgehen kann, weil ich aufgrund meines eigenen, verzerrten Hintergrundes ein ideales Familienbild erschaffen habe. Aber auch darüber geht es hinaus. Nachdem Mace, Asa und ich endlich unseren Weg hier her gefunden hatten, lernten wir schnell, wie grausam die Welt sein kann. Und wir entschlossen uns, was dagegen zu unternehmen. Asa hat sich vor einiger Zeit der Liebe wegen aus diesem Geschäft zurückgezogen, aber Mace und ich sorgen immer noch dafür, dass diejenigen, die mit dem Leben anderer handeln, aufgehalten werden. Neben der unglaublichen Macht, die von dir ausging an diesem Abend letzte Woche, war das vor allem der Grund, warum ich dir meine Hilfe angeboten habe. Niemand sollte verkauft werden wie ein Spielzeug. Und Aimeric... ich kann nicht beweisen, dass er solche Geschäfte pflegt, aber er verhält sich genau wie diese Leute. Er sieht dich nicht als Person an, Ro. Nachdem du gegangen bist und dein Telefon vergessen hast? Er hat die offene Leitung gefunden und mir gesagt, dass du nutzlos seist. Für ihn bist du nur ein kaputtes Spielzeug. Eine Statue in seiner Schatzkammer, die oxidiert ist und jetzt wertlos ist."
      Er ergriff Ro's Hand und drückte sie leicht.
      "Ich muss dir hoffentlich nicht sagen, dass dieser Mann falsch liegt. Jemand wie Aimeric hat keine Ahnung. Punkt. Anstatt dir zu geben, was du brauchst, hielt er es für angebrachter, dir anzutun, was auch immer er getan hat. Sowas ist nicht normal und sollte es auch niemals sein. Du sagst, ich habe überreagiert? Das mag deine Meinung sein. Meiner Ansicht nach bin ich nicht weit genug gegangen. Aber ich trete nicht einfach anderer Leute Türen ein und röste sie dann. Egal, wie sehr ich es auch möchte. Außerdem," Dane lächelte sanft, "solltest du doch mittlerweile wissen, dass ich alles tun würde, um dich zu beschützen. Immerhin ist das das zweite Mal, dass ich 'überreagiere', wenn es um dich geht."
      Dane ließ bewusst außen vor, was er in dem Gespräch mit seinem Bruder vor ein paar Tagen herausgefunden hatte. Das hatte konnte er auch später noch in Worte fassen, wenn es Ro besser ging.
      "Das mit dem Glück muss du mir erklären. Ist das wieder so ein Drakin-Ding?", wechselte Dane dann das Thema, als er sich entspannt zurücklehnte.
    • Es wäre offenkundig gelogen gewesen, hätte Ro behauptet, es ließe ihn kalt wie Aimeric vor Dane über ihn sprach. Weniger der Punkt, dass sein eigen Blut ihn als defekt bezeichnete sondern dass man es dem Mann an seiner Seite auch noch so unter die Nase gerieben hatte.
      "Ich bin für ihn nutzlos. Da hat er schon vollkommen recht. Aber ich muss nicht für ihn nützlich sein. Er hätte mich ignorieren können, das wäre kein Ding gewesen. Aber er muss es ja so unglaublich ausbreiten..."
      Ro seufzte leicht genervt. Er hatte keine Lust mehr ständig über seinen verkorksten Alten zu reden und immer wieder auf ihn als Wurzel des Übel zurückzukommen. Ein Auslöser war gefunden, dann wurde es auch Zeit, nach vorn zu gehen und eine Lösung zu finden.
      Dane's Hand an Ro's verdeutlichte ihm, dass er nicht allein war. Es nie sein würde, wenn er es denn zuließ und es sich wünschte. Seit Montag hatte der Drakin die Stimme in seinem Kopf nicht mehr gehört und auch jetzt herrschte nur ein Rauschen in seinem Kopf. Als wäre er von dem anderen Teil in sich getrennt worden. Als sich Dane zurücklehnte, schwappte eine entspannte Welle auch zu dem Drakin herüber, wodurch sich das Chaos in seinen Energiebahnen ein klein wenig richtete. So weit, dass seine Unterarme und Gesicht wieder einen normalen Ton annahmen.
      Fast augenblicklich folgte Ro Dane's Bewegung, damit er seinen Kopf an dessen Schulter legen konnte. Dies war der erste Moment in den vergangenen drei Tagen in dem die ständige innere Unruhe in dem jungen Mann ein wenig zum Erliegen kam. Er schloss die Augen, fühlte den gleichmäßigen und ungestörten Aurenfluss des Dämons, um sich in diesem Gefühl einfach nur zu verlieren.
      "Hab ich dir doch schon mal erzählt. Glaub ich jedenfalls... Na ja, man sagt, wir bringen Glück. Nicht nur das Blut, das Wünsche erfüllen kann, sondern unsere ganze Existenz bringe angeblich Glück. Kann ich jetzt nicht so bestätigen, aber es wird ja viel breitgetreten..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "So breit nun auch wieder nicht", entgegnete Dane und legte einen Arm um Ro's Schultern. "Das meiste, was ich über Drachen weiß, entstammt menschlichen Märchen."
      Instinktiv zeichnete Dane ein ihm vertrautes Muster auf Ro's Oberarm, stellte aber nichts damit an. Vorerst. Es war bloß eine kleine Angewohnheit, die er normalerweise in seinem Hinterkopf wegsperren konnte, sich heute aber nach vorne gedrängt hatte. Aus gutem Grund, ja, aber unnötiger Weise, da Dane nicht vorgehabt hatte, Aimeric irgendetwas anzutun - sofern der Mann sich zusammenreißen konnte. Glücklicherweise war es zu keiner offenen Auseinandersetzung gekommen.
      Mace trat zu den beiden und stellte zwei dampfende Tassen auf den Couchtisch - selbstverständlich mit Untersetzern. Die eine Tasse war groß und gefüllt mit einer heißen Schokolade und nur ein paar kleinen Marshmallows zu viel. Die andere war kleiner und mit schlichtem Kaffee gefüllt. Dane bedankte sich bei Mace, der sich wortlos wieder verzog. Kurz darauf spürte Dane, wie Mace das Haus verließ, zweifellos durch ein Portal und bewaffnet mit zwei neuen Packungen Fruit Loops.
      "Ich kann froh sein, wenn mir Asa morgen nicht Arsch aufreißt", seufzte Dane, der genau wusste, wo sein bester Freund in diesem Augenblick auftauchte.
      Warum sonst sollte sich Mace nicht mit einer heißen Schokolade und einer Portion Eiscreme bei ihm einnisten?
    • "Warum sollte er? Es ist nichts passiert", meinte Ro nüchtern ehe er sich aus Dane's Arm schälte, um nach der größeren Tasse zu angeln.
      Seine Finger streiften die Wand der Tasse und befanden sie noch als viel zu heiß. Unvollrichteter Dinge ließ er sich wieder zurückfallen bis er wieder im Arm seines Dämons lag. Das plötzliche Fehlen eines weiteren Aurenfeldes war auch dem Drakin nicht entgangen.
      "Übrigens kann ich dir bestätigen, dass Drakin Dinge von Wert horten. Das kann aber alles sein, auch Immaterielles. Bei mir ist das noch nicht so sehr ausgeprägt... bis auf vielleicht die Neugier. Vielleicht horte ich ja Wissen oder so."
      Fast hätte Ro gesagt, dass Mace durchaus hätte bleiben können. Tatsächlich war ihm weniger nach ungestörter Zweisamkeit zumute als vielmehr die Ruhe, die der Mann neben ihm gerade ausstrahlte. Zu gern hätte der Drakin dem Dämon gezeigt, wo sein Energiefluss gestört war, aber ohne es zu sehen, ohne es direkt zu fühlen, war eine Erklärung schwierig. Ro selbst sah die Verwerfungen, bekam sie aber sinnbildlich einfach nicht zu fassen.
      Nach ein paar weiteren Minuten fing Ro an, nicht mehr still sitzen zu können. Immer wieder verlagerte er sein Gewicht bis er schlussendlich von Dane abrückte und sich die Nase rieb. Langsam schaukelte sich die Verwerfung wieder höher und sorgte dafür, dass der junge Mann Kleinigkeiten wahrnahm, die er sonst unterbewusst verdrängte. Wie den zarten blumigen Duft, der genauso gut nur eine Erinnerung hätte sein können.
      "Warum eigentlich Chrysanthemen?", fragte Ro und musterte Dane. "Weißt du, was sie in der Blumensprache bedeuten? Dein Herz ist frei. Ist mir vorher noch nie so stark aufgefallen aber jetzt... riechst du unglaublich gut."
      Wieder glitt sein Blick zu der Tasse, die immer noch einen Tucken zu warm war. Leise murrte Ro als er sich von dem Sofa erhob und anfing, langsam um die Sitzgarnitur umher zu wandern. Sein Schwindel war Gott sei Dank verschwunden, die Tabletten hatten ihm den Kopfschmerz genommen. Aber die innere Unruhe kam wie mit einem Paukenschlag zurück und zwangen den jungen Mann auf die Füße.
      "Ich hör' die Stimme in mir nicht mehr. Seit Montag. Nur noch undeutliches Rauschen, als wäre sie gar nicht da", weihte er nun auch Dane ein, da er nicht wusste, ob er es gut oder schlecht heißen sollte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane sparte sich einen Kommentar dazu. Es war nicht Nichts passiert, aber das wusste Ro nicht. Noch nicht. Der Dämon war sich ziemlich sicher, dass die Frage früher oder später kommen würde. Bei Ro tat sie das immer.
      Stattdessen hörte er Ro lieber zu und beobachtete ihn. Schon jetzt war Dane klar, dass etwas nicht stimmte, selbst wenn er die Imitation eines Chamäleons und die seltsamen Kopfschmerzen Ro's außenvorließ. Auren konnte er zwar nicht sehen, aber er war gut darin, Verhaltensmuster zu erkennen. Und Ro's hatten sich geändert, so viel war klar.
      "Danke für das Kompliment."
      Als Ro aufstand, um sich die Beine zu vertreten, richtete sich Dane auf, um nach seinem Kaffee zu greifen.
      "Chrysanthemen haben viele Bedeutungen. In manchen Kulturen stehen sie sogar für den Tod."
      Er verfolgte Ro mit seinem Blick, während er an seinem Kaffee nippte. Er könnte ihn auffordern, sich wieder hinzusetzen, sich zu entspannen oder dergleichen, doch Dane war sich ziemlich sicher, dass das einerseits nichts bringen würde und andererseits nicht laut ausgesprochen werden musste. Ro war nicht der Typ, der Schneisen in einen Teppich trampelte. Wenn er sich setzen wollte - und konnte - würde er es schon tun.
      "Dann lass uns doch mal deinen inneren Geier befriedigen: Ich erzähle dir, was es mit den Blumen auf sich hat. Damit kriegst du zeitgleich auch eine Antwort darauf, warum mir Asa den Kopf abreißen wird."
      Dane schlüpfte aus seinen Schuhen und Socken, schwang die Beine hoch auf das Sofa und lehnte sich zurück. Er ließ genug Platz, sollte Ro sich zu ihm setzen wollen.
      "Weißt du noch, was ich dir über die Erschaffung von Dämonen erklärt habe?", begann er seine Erzählung. "Der Kern eines Dämon ist die Seele eines anderen Lebewesens. Normalerweise hat eine solche Seele kaum Auswirkungen auf den Dämon. Wenn überhaupt, dann beeinflusst der Kern das Aussehen eines Dämons, der eine menschlichere Form annimmt. Wenn wir wissenschaftlich werden wollen, können wir behaupten, dass das damit zu tun hat, dass es einem Dämon leichter fällt, sich die Familie eines Opfers auch noch einzuverleiben, wenn man wie sie oder einer von ihnen aussieht. Die menschliche Form eines Dämons ist keine perfekte Kopie vom Kern, eher sowas wie eindeutig zu benennende Geschwister. Aber darauf wollte ich gar nicht heraus."
      Während Dane sprach, schlüpfte er aus seinem Jackett und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, enthüllte seine Siegeltattoos.
      "Meine... die Dämonin, die mich erschaffen hat, galt unter ihresgleichen als eine Art Wissenschaftlerin. Sie hat mit diesen Kernaspekten von Dämonen experimentiert. Wo andere sich damit zufrieden gaben, so viele Seelen wie möglich anzulocken, hat sie ganz spezielle gesucht. Sie hat Gestaltwandler aller Art, Hexen, Vampire, einige seltenere Lebewesen, alles mögliche angelockt wie Insekten, nur um sie auseinanderzunehmen und neue Dämonen zu erschaffen. In den meisten Fällen ist nichts passiert, die Ergebnisse waren - und ich zitiere hier - 'ernüchternd'. Nicht jede Seele übersteht die Transformation. Statistisch würde ich sagen... eine in hundert, vielleicht. Wenn ihre Experimente tatsächlich einen Dämon hervorbrachten, war dieser in keinster Weise anders oder besonders. Bloß ein weiterer Dämon, ein bisschen mehr Konkurrenz."
      Dane seufzte und fuhr abwesend mit einem Finger über eine seiner Runenlinien.
      "Asa und ich waren anders. Von Anfang an. Wir sollten ihr Pièce de Résistance sein, nachdem ein anderer Dämon sie herausgefordert hat 'etwas nützliches zu produzieren'. Also hat unsere Erschafferin den unglaublichsten Plan zusammengestellt und es irgendwie geschafft, den auch noch umzusetzen."
      Das alles hatte Dane noch nie jemandem erzählt. Asa auch nicht, das wusste er. Vielleicht wussten Greg und Zeph Bescheid, aber niemand, der etwas mit diesem Wissen anfangen konnte. Es fühlte sich seltsam an, all das laut auszusprechen. Dane entschied sich, das Pflaster einfach abzureißen.
      "Sie hat es tatsächlich fertiggebracht, zwei Engel anzulocken. Und nicht irgendwelche Engel. Sie waren jung, ja, aber sie waren im vollen Besitz ihrer Kräfte. Sie schaffte es, diese beiden Engel in ihre Dimension zu ziehen und ihnen ihre Seelen zu rauben. Dann hat sie erst Asa und dann mich aus diesen Seelen geschaffen. Ich weiß nicht, ob du weißt, was ein Nephilim ist. So nennt man die Kinder von Menschen und Engeln. Für das, was Asa und ich sind, gibt es keinen Namen. Wir sind mehr Dämon als alles andere. Der Kern eines Dämons hat nur den Job, uns am Leben zu erhalten. Aber wir zeigten früh auch einige Fähigkeiten unserer Kerne: Asa hat... wenn du wissen willst, was er kann, musst du ihn fragen. Das ist keine Information, die ich einfach herausgeben kann. Was ich dir aber sagen kann ist, dass wir sehr unterschiedliche Kerne haben. Meiner ist der eines Kriegerengels. Meine Siegelmagie stammt von ihr. Mein Schwert. Wahrscheinlich auch mein Sinn für Gerechtigkeit. Ihre Magie riecht nach Chrysanthemen. Ich weiß nicht, warum. Aber wenn man bedenkt, wie unglaublich wenig Informationen es überhaupt über Engel gibt, wen wundert es da? Ich habe viel Zeit damit verbraucht herauszufinden, wer ich bin. Was ich bin. Keine Sorge, ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich damit klarkomme, eine Anomalie zu sein. Ich weiß zwar nicht, was ich bin, aber ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, wer ich bin. Aber wie du jetzt sehen kannst: Wir beide haben Teile von uns, die wir gern vor der breiten Öffentlichkeit verbergen wollen. Und bevor du fragst: Ja, theoretisch habe ich Flügel."
      Dane zwinkerte dem hibbeligen jungen Mann lächelnd zu. Dann stand er auf und ergriff Ro's Hände, als plane er, mit ihm zu tanzen.
      "Machen wir uns Sorgen über die fehlende Stimme?", fragte er.

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    • Während Dane's Erzählung blieb Ro nicht eine Sekunde lang stehen. Er hatte seinen Blick auf den Boden kurz vor seinen eigenen Füßen gerichtet während er weiterhin seine Runden zog. Es ergab nur Sinn, dass sich so die menschliche Gestalt eines Dämons erklären ließ. Im Endeffekt war das ein Trick der Natur, um leichter an Beute zu kommen. Die Drakin waren da nicht anders. Sie unterjochten ihre Beutetiere indem sie sie mit ihrer schier unendlichen Aura einfach frittierten.
      Zwischendurch warf der Drakin Dane doch einen Blick zu, als dieser sich die Ärmel hochkrempelte. Ihm war schon aufgefallen, dass weder Mace noch Asa augenscheinlich über ähnliche Tättowierungen verfügten und das möglicherweise nur Dane's Ding war.
      Trotzdem konnte Ro ein angewidertes Gefühl nicht abschütteln. Dane's Erschafferin hatte hunderte, vielleicht tausende Leben einfach ausradiert und rein gar nichts im Gegenzug dafür bekommen. So viele Leben waren einfach verwirkt worden und das nur, um den 'Forscherdrang' einer einzigen Dämonin zu befriedigen. Unweigerlich ballten sich Ro's Hände zu Fäusten.
      Erst bei der weiteren Erzählung wurde der Drakin langsamer bis er schlussendlich anhielt und Dane schweigend ansah. Gedanklich tat sich in dem jungen Mann gerade eine neue Schublade auf, um dort geordnet neue Informationen zu verwahren zu einer Einheit, die er bisher nur auch Sagen und Legenden kannte. Man hatte ihm in jungen Jahren viele Wesen, wenn auch nur kurz, vorgestellt, damit er sie sich einprägen und wieder erkennen konnte. Doch nicht einmal fiel das Thema Engel und vor Dämonen war er nur gewarnt worden. Umso erstaunter musterte er nun Dane, der ebenfalls aufgestanden war und nach seinen Händen gegriffen hatte, die unter der Berührung sofort die geballte Faust aufgaben.
      Folglich überging Ro zunächst die Frage nach der fehlenden Stimme weil er sie als weniger wichtig empfand. "Ich heule rum weil ich einen Teil von mir einfach nicht wachgerüttelt kriege und du weißt nicht mal, was du eigentlich sein sollst. Wow. Ich bin so ein taktloser Trottel."
      Er schüttelte seufzend den Kopf.
      "Schon klar, das ist schon Ewigkeiten her und jetzt nicht mehr so das Drama. Ich weiß, ich weiß. Du bist dir aber schon im Klaren, dass du das alles eigentlich nicht einem Crush erzählen solltest, den du grad mal 'ne Woche kennst? Ich kenn' genug Leute, die für dieses Wissen töten würden."
      Und noch mehr Leute, die den jungen Mann um seine Position gerade beneideten. Sicher, er war neugierig zu erfahren, was Asa dann in petto hatte. Aber er würde den Teufel tun und Dane's Bruder einfach so beim Kaffee darauf ansprechen. Allerdings würde er Mace nach seinem Kern fragen, wenn er ihn das nächste Mal sah.
      "Und du meinst, dass dir dein Bruder wegen Offenlegung dieser Informationen den Marsch blasen wird? Ich mein, kann ich verstehen..." Ro ruckte seine Hände zu sich damit Dane näher herankam. Noch immer hielten sie sich an den Händen während Ro sein Kinn auf Dane's Schulter ablegte. "Ich hab' die Stimme gehört, seitdem ich denken kann. Ich fühl mich irgendwie nackt ohne sie, ich weiß auch nicht..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du musst wirklich mal aufhören, dich ständig selbst für etwas verantwortlich zu machen, was komplett außerhalb deiner Kontrolle liegt", entgegnete Dane und schlang einen Arm um Ro's Hüften.
      Er wiegte sie beide sanft hin und her, als würden sie tatsächlich tanzen. Es waren nur zwei Tage vergangen, seit er Ro das letzte Mal gesehen hatte, aber sein Körper sehnte sich nach jeder noch so kleinen Berührung seit der Sekunde, in der der junge Mann in sein Auto gestiegen war.
      "Ich kenne mehr Leute, die sehr viel schlimmeres anstellen würden, um an solche Informationen zu kommen."
      Einem Impuls folgend wirbelte er Ro herum, bevor er ihn wieder an sich zog, seine Arme um ihn schlang und ihn mit dem Rücken an seine Brust presste.
      "Und ich erzähle es dir, nicht einfach irgendeinem Crush", raunte er in Ro's Ohr, bevor er sanft dessen Hals küsste.
      Spätestens jetzt konnte Dane die Spannung der letzten Stunde endlich loslassen und sich voll und ganz Ro widmen, auch wenn sie hier über ein Problem redeten, dass dessen Vater verursacht hatte.
      "Du kannst immer mit mir reden", antwortete er, auch wenn er sehr wohl wusste, dass das kein Ersatz war für etwas, ohne dass man bisher nicht gelebt hatte. "Lass uns auf Baxter warten, bevor wir Theorien aufstellen, okay? Dann wissen wir mehr."
      Dane küsste erneut Ro's Hals und gab sich dann damit zufrieden, ihn einfach nur festzuhalten. Zeitgleich hielt er sie beide aber auch in Bewegung, indem er weiterhin träge mit dem jungen Drakin tanzte.
    • Bereitwillig ließ sich Ro von Dane drehen bis er Rücken an Brust eng an den Dämon geschmiegt stand. Allein so hätte der junge Mann einfach Stunden verbringen können, doch Dane's Stimme an seinem Ohr rissen ihn aus dieser kleinen gedanklichen Blase. Die Worte waren so laut in seinem Ohr, als würden sie durch jeden einzelnen Knochen seines Körpers schallen. Die Lippen an seinem Hals hinterließen Brandmarken, die sich überdeutlich in Ro's Wahrnehmung brannten.
      "Hab' ich nicht erwähnt gehabt, dass mein Körper gerade verdammt sensibel reagiert?", nuschelte Ro mit einem hörbaren Konflikt in der Stimme.
      Er versuchte sich gerade noch am Riemen zu reißen. Ließe er locker würde sich seine Aura ungerichtet ausbreiten und er komplett die Kontrolle über seine Gefühlswelt verlieren. Es war so, als hätte man ihm den Filter entrissen, der ihn vor einer sensorischen Überlastung schützte.
      Nach dem zweiten Kuss wiegte Dane Ro nur im festen Griff, um ihn etwas abzulenken. Doch Ro's Gedanken fuhren schon wieder Achterbahn. Wenn es nach ihm ginge wollte er nicht auf diesen ominösen Baxter warten sondern einfach die anstrengende Kontrolle fahren lassen und in dem Meer der Empfindungen ertrinken, das am Rande seines Bewusstseins kratzte.
      "Ich stell einfach gar nichts auf heute", fügte er hinzu und versuchte vorab abzuschätzen, wo Dane sie hinbewegte um direkt zu folgen. "Ich hoffe nur, ich grill den nicht... So wenig Kontrolle über mich hatte ich noch nie."
      Ein stetiger kleiner Rinnsal aus Magie schien aus Ro's Poren zu sickern seitdem Dane ihn umarmt hatte. Was der Drakin sonst immer rigoros wegschloss suchte sich seine eigenen Ventile und drängte auch ohne sein Zutun nach außen. Vielleicht war es auch das, das ihm diese innere Unruhe bescherte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du erinnerst mich ein bisschen an einen Fisch an Land", lächelte Dane.
      Er strich Ro eine verirrte Strähne aus dem Haar, bevor er ihn losließ. Im nächsten Augenblick vibrierte sein Smartphone in seiner Hosentasche. Ohne den Blick von Ro zu nehmen, fischte er das Telefon aus seiner Tasche und nahm den Anruf an. Er sagte kein Wort und der Anruf dauerte nur wenige Sekunden.
      "Auf Baxter müssen wir gar nicht mehr warten", sagte er schließlich und ging, um besagter Person die Tür zu öffnen.
      Die Person, die Dane folgte, hüllte sich ähnlich wie er in einen Haufen schwarz, wobei das bei Baxter weniger in Richtung Geschäftsperson ging und viel mehr in Richtung Techwear. Baxter hatte lange, schwarze, glatte Haare, Haut so blass und perfekt wie weißes Porzellan und Augen so grün und farbintensiv, dass sie fast unrealistisch wirkten. Eingedeckt in lange Hosen, schwere Stiefel, einem enganliegenden schwarzen Oberteil mit Turtleneck und Handschuhen, stand Baxter da und musterte Ro, kaum ergab sich die Möglichkeit dazu.
      "Ro, das ist Baxter. Baxter, das ist Ro."
      "Wir sehen schon", überging Baxter die Begrüßung. "Da hat jemand gehöriges Chaos verursacht. Das hat hoffentlich niemand gemacht, der keine Ahnung hat. Wenn doch, dann verlangen wir den Namen der Person, damit wir niemals in deren Nähe kommen. Grobe Fahrlässigkeit, wirklich."
      Baxter machte ein paar Schritte auf Ro zu, Augen fest auf etwas gerichtet, was Dane nicht sehen konnte. Aber er vertraute Baxter und er wusste um die Abneigung zu persönlicher Nähe des Warlocks, machte sich also keine Gedanken über unangekündigte und seltsame Annäherungsversuche.
      "Was genau ist das Problem?", fragte Baxter. "Symptome, meinen wir. Drakin sind zickig, was ihre Auren angeht, könnte mit diesem Chaos also alles Mögliche sein. Wir kümmern uns erst darum, damit du deinem Leben oder was auch immer nachgehen kannst, bis wir das eigentliche Problem gelöst haben. Ach du... du bist ja noch ein Baby. Wirklich, wirklich grobe Fahrlässigkeit. Kannst das nicht mal allein lösen. Wir hoffen doch sehr, dass du dem Verantwortlichen eine gekloppt hast, Danny?"
      "Verbal, ja. Auf körperliche Gewalt will ich so gut es geht verzichten. Das war Ro's Vater."
      Baxter keuchte laut auf und warf einen Blick über die Schulter, dann zurück zu Ro.
      "Dein Vater? Nein, nein, nein, nein, nein. Sowas sollte man nicht mit seinen eigenen Sprösslingen tun, insbesondere nicht, wenn man Teil einer so fragilen Spezies ist, nein, nein. Wir richten das und dann kannst du deine Zeit damit verbringen, deinen Drachen zu finden, ja, ja."
      Baxter zog sich von Ro zurück und steuerte ohne hinzusehen Dane's Küche an.
      "Deine Trauben sind im Kühlschrank", kommentierte Dane und sah dem Warlock nach.
      Baxter richtete sich für die nächste halbe Stunde häuslich in Dane's Küche ein und scheuchte jeden hinfort, der auch nur versuchte, sie zu betreten. Dane setzte sich wieder auf seine Couch und leerte seinen Kaffee.
      "Ich habe doch gesagt, Baxter kennt die meisten Probleme und deren Lösungen."





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    • Als Dane verschwand um Baxter Einlass zu gewähren blieb Ro einfach an Ort und Stelle zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hörte die Tür, dann kitzelte ihm bereits der Geruch von geschnittenem Efeu in der Nase. Der Mann, der Dane wie ein Schatten zu folgen schien, wirkte unscheinbar. Aber als sich die unnatürlich intensiv grünen Augen und Ro's azurnen trafen, flackerte eine Erkenntnis in seinem Blick auf.
      Wie üblich erhob der Drakin seine ganz eigene Vermutung, doch Baxter zählte definitiv zu den Einheiten, die man in seiner Lehrstunde außen vor gelassen hatte. Eben weil sie über eine Einsicht verfügten, die den meisten Drakin missfiel. Natürlich hatte man ihm nie einen Warlock vorgesetzt. Als Baxter ein paar Schritte auf Ro zumachte, zog dieser die Augenbrauen leicht zusammen. Dieser Blick, der sich auf etwas in weiter Ferne zu richten schien, war ihm mehr als geläufig. Er selbst zeigte ihn ab und an wenn er Auren las.
      "Es wäre echt cool, wenn man mich nicht auch noch als Baby betiteln würde", beschwerte sich Ro leicht pikiert und fühlte sich eiskalt übergangen als der Warlock sein Wort an Dane richtete.
      Selbst als Baxter in der Küche verschwunden war und Dane sich mit seinem Kaffee im Sofa gemütlich gemacht hatte, stand Ro noch immer wie angewachsen herum. Seine Finger trommelten unruhig auf seinem Oberarm herum und man sah förmlich, wie er zu viele Gedanken auf einmal versuchte zu verarbeiten.
      "Zu viele Fragen für zu wenig Zeit", kommentierte der Drakin seinen Gesichtsausdruck obwohl er wusste, dass er das gar nicht brauchte. "Ein Warlock, oder? Ich hab noch nie einen gesehen, nur davon gelesen. Ergibt ja auch nur Sinn, dass Aimeric sie meidet wenn es stimmt, was in den Aufzeichnungen steht. Warum spricht er im Plural?"
      Zugegeben, die Lehrstunden waren schon etliche Jahre her und selbst er hatte in seiner Kindheit bei manchen Themen einfach nur gepennt. Ein vielsagender Blick wanderte zu Dane.
      "Wieso weiß er, was ich suche?" Er war sich absolut sicher, dass dieses Detail nicht sonderlich weite Kreise hätte schlagen dürfen. Dass mit ihm etwas nicht stimmte, ja. Aber nicht den genauen Umstand. Noch weniger gefiel ihm, dass Dane mit seinen Worten vermutlich recht behalten sollte.
      "Wie kann man ohne direkten Kontakt herzustellen direkt so eine Einsicht über den Fluss bekommen?", wunderte sich Ro leise als er schließlich doch zum Tisch zurückkehrte und die nun nur noch lauwarme Tasse in die Hände nahm. "Ich kriege ja Kopfschmerzen bei dem Typ wenn ich keine Tabletten eingeworfen hätte. Was macht er da jetzt in deiner Küche?"

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    • "Erst einmal: Baxter ist kein Mann. Baxter vermeidet 'so dämliche Themen wie Geschlecht'. Nicht meine Worte, übrigens. Baxter ist einer der ältesten Warlocks der Welt. Vielleicht hast du schon von den Fünf gehört? Vor etwa dreihundert Jahren hat sich eine Gruppe Warlocks zusammengetan, um einen mächtigen Dämon zu vernichten. Dummerweise ist der dabei mehr oder weniger explodiert und alle Mitglieder der Gruppe haben dessen Unsterblichkeit abbekommen. Baxter war Teil dieser Gruppe. Unteranderem deswegen der Plural: die Fünf sind durch ihre Unsterblichkeit miteinander verbunden; sie alle tragen einen Teil der gleichen Persönlichkeit in sich. Es kann ziemlich unheimlich sein, wenn die sich unterhalten, ohne dabei auch nur auf dem gleichen Kontinent zu sein. Wenn du Glück hast, kannst du das vielleicht mal beobachten. Was Baxter's Talente angeht... Ein Warlock hat normalerweise nur die Lebensspanne eines Menschen zur Verfügung. Ein paar Jahrzehnte mehr, wenn sie gut in Alchemie sind. Ein Warlock wird mächtiger mit dem Alter, weil sich mehr Magie in ihrem Körper ansammelt. Sehr viel Magie. Alte Warlocks werden nicht ohne Grund magische Superbatterien genannt. Früher - in den dunklen Jahren, als auch ihr Drachen noch gejagt wurdet - wurde auch auf Warlocks Jagd gemacht. Sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes als Batterien benutzt. Deswegen wirst du von mir niemals Beschwerden über die Hexenverbrennungen in Salem hören. Hexen können... ziemlich gierig sein, was Magie angeht. Zurück zum Thema: Wenn ein schätzungsweise neunzig Jahre alter Warlock schon als mächtig gilt, dann überleg mal, was mit einem Warlock passiert, der aus Versehen mehr als dreimal so lange lebt. Und dass kannst du dann theoretisch nochmal verfünffachen, aufgrund der gemeinsamen Erfahrung, die Baxter und der Rest haben, dank ihres kleinen Hive-Minds."
      Dane legte seine Hand um das untere Ende von Ro's Tasse und erhitzte sie langsam mit seiner Magie, bis die Schokolade wieder ein bisschen mehr als lauwarm war.
      "Ich schätze mal, Baxter bereitet alles vor, was nötig ist, um dir zu helfen. Ich kann dir allerdings nicht sagen, ob das angenehm wird oder nicht. Ich selbst musste mich noch nie einer von Baxters Behandlungen unterwerfen. Zusehen durfte ich auch nie. Baxter sieht sich gern als eine Art Arzt. Und bevor du wegen der Weintrauben fragst: Ich bin ein guter Gastgeber und Baxter mag Weintrauben, das ist alles."
      Schlussendlich platzte Baxter wieder ins Wohnzimmer. Noch einmal starrte der Warlock Ro einfach nur an.
      "Komm mit. Berichte uns von deinen Symptomen", forderte Baxter, drehte sich auf den Hacken gleich wieder um und marschierte zurück in die Küche. "Du bleibst, wo du bist, Danny. Behalt deine Helikopterpersönlichkeit für dich."
    • Von den Fünf hatte Ro tatsächlich gelesen. Einige von den Details, die Dane dem Drakin gerade mitteilte, standen nicht in den Aufzeichnungen, die er damals studiert hatte. Umso größer wurden seine Augen bei dem Gedanken, wie es sich mit nicht nur einer Stimme im Kopf anhören musste. Die auch noch deutlich bewusster kommunizierten als seine eigene abhanden gekommene.
      Dass Dane dabei weder selbst Baxter's Dienste in Anspruch genommen noch nur ein einziges Mal dabei zugesehen hatte, ließ den Drakin Zweifel entwickeln. Zweifel nicht begründet im Urteil des Dämons aber in der Art und Weise wie der Warlock vermutlich helfen konnte. Nachdenklich nippte Ro an seiner wieder wärmeren Tasse, nachdem er dankend brummte. Lauwarme Schoki war wirklich nicht toll.
      Dann tauchte Baxter so schnell wieder auf wie er vorhin verschwunden war, starrte Ro an und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Wohl oder übel würde sich der junge Mann mit der Tatsache abfinden müssen, dass gefühlt jeder in Dane's Bekanntenkreis Ro um Jahrhunderte in Lebenszeit schlug. Vielleicht kam irgendwann der Tag, an dem er sich daran nicht mehr störte.
      "Danny... witzig, dass sie einen Kosenamen für dich benutzen. Rückt dich noch ein bisschen weiter von deinem Image ab", stellte Ro amüsiert fest und ging bewusst nicht auf die Helikoptereigenschaft ein.
      Es wird schon seinen Grund haben, dass Dane nie zusehen durfte...
      Schweigend folgte der Drakin dem Warlock in die Küche wo er direkt im Türrahmen innehielt. In altbekannter Gestik rieb sich Ro den Nasenrücken als er das Gefühl hatte, in eine Wolke zu laufen. Womöglich lag es nur daran, dass sich Baxter eine geraume Zeit hier allein aufgehalten hatte, denn der Geruch nach Efeu war überwältigend. Ro blinzelte etliche Male in dem Versuch, ein besseres Feeling für Baxter zu bekommen. Als Antwort bekam er nur ein Rauschen, das dem in seinem Kopf ähnelte.
      Schlussendlich setzte sich Ro wieder in Bewegung, steuerte einen Hocker an der Kochinsel an und setzte sich. Am liebsten hätte er den Warlock mit Fragen ertränkt, aber er hielt sich zurück. So viel Respekt gehörte den Älteren gezollt. Allerdings konnte er seinen forschenden Blick im Zaum halten und beäugte neugierig das Sammelsurium an Gegenständen, das sich nun auf der Anrichte verteilte.
      "Gestörte Sicht der Auraaktivität, völlig konfuser Energiefluss, erhöhte Temperatur, Schwindel, Übelkeit... die Stimme in meinem Kopf ist weg?" Ro wusste nicht, ob Baxter wusste, was er damit meinte. Allerdings ging er stark davon aus, bedachte man, dass sie nur einen Blick gebraucht hatten, um hinter die Fassade zu sehen. "Hypersensibilität... shit, ich seh schon wieder so aus."
      Geistesabwesend hatte Ro mit seinen Fingern auf seinem Schoß mitgezählt wodurch ihm erst jetzt auffiel, dass sich seine Haut wieder leicht bläulich verfärbt hatte und die gläsernen Schuppen im richtigen Licht schimmerten.
      "Vor 'ner Woche hatte ich nicht ein großes Anzeichen und jetzt flippt mein Körper total aus. Aimeric hat 'n Schaden, wirklich... Aber es stimmt, mein Vater hat was-auch-immer ausgelöst. Er hat mich mit seiner Aura geflutet, scheinbar irgendwas gesucht und seitdem ist das so. Schmeiß mir ein Tropfen Wasser entgegen und du hast alle Blautöne vor dir, die es gibt. Ihr scheint zu wissen, was Aimeric angestellt hat. Bisschen Kontrollverlust ist jetzt nicht so dramatisch, aber eure Worte dazu waren nicht wirklich... aufbauend."

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