A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • Dane lachte leise, auch wenn es ein Lachen war, dass durch seinen ganzen Körper ging. Einmal mehr musste er sich einen Kommentar verkneifen. Was ihm sogleich um Meilen leichter fiel, als Ro endlich - endlich! - seine Hand dorthin bewegte, wo Dane sie am liebsten spüren wollte, und ihm damit ein lustvolles Keuchen entlockte. Ro sanfte Berührungen trieben ihn in den besten Wahnsinn, den er je erlebt hatte. Er machte alles genau richtig, wenn es nach Dane ging. Der war schon immer fasziniert davon gewesen, wie viel stärker eine Reaktion ausfallen konnte, wenn man jemand anderen nur hauchzart berührte. Zwar war er auch für etwas rauere Spiele zu haben, aber das hier, diese Illusion von Berührung...
      Dane hielt sich nicht damit zurück, Ro verbal wissen zu lassen, was er da anstellte. Nicht ein Keuchen, Stöhnen oder Schnaufen versuchte er zu unterdrücken. Das hier war so gut, dass sich Dane mehr an dem Kopfteil seines Bettes festklammerte, um aufrecht knien zu können, als alles andere.
      "Ro...", stöhnte Dane schließlich, "Mehr... bitte..."
      Betteln war normalerweise nicht sein Ding, aber Dane hatte durchaus schon mitbekommen, dass der Drache in Ro Unterwürfigkeit zu schätzen wusste. Mal sehen, wie er darauf reagieren würde. Zumal Dane hier nichts weiter tat, als seine Wünsche mehr oder weniger auszuformulieren.
    • Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit konnte Dane nur durch das Gefühl, wie sich Ros Lippen an seiner Haut zu kräuseln begannen bestimmen, dass der junge Mann gerade zu lächeln begann. Er reagierte nicht auf die Bitte, behielt die Art und Weise bei, wie er den Dämon sanft streichelte.
      "Du hast schon öfter meinen Namen gestöhnt als ich deinen", stellte er belustigt fest.
      Auch ohne Worte wusste Ro ganz genau, wie er Dane am schnellsten eine Erleichterung verschaffen konnte. Doch auch das wäre vermutlich von wenig Lernerfolg gekrönt, weshalb er sich, wie angekündigt, die Zeit nahm. Zeit, in der er seine Hüfte noch so zärtlich an Danes Gesäß rieb und Zeit, in der er mit seiner Hand jedes noch so kleine Zucken spürte. Dann zog er sich langsam zurück, löste seine Hände vollständig von Dane und musste erst einmal kurz durchatmen. Schon einen Augenblick später lag Ros Hand an Danes Steißbein. Als besäße der Drakin die Ewigkeit selbst ließ er seinen Daumen der natürlichen Führung abwärts folgen bis zum Damm, wo er kurz innehielt und schließlich seinen Weg wieder rückwärts beschrieb.
      "Deine Aura ist ein einziges Chaos...", murmelte Ro leise, spürte die Achterbahnfahrt der Gefühle mehr als alles andere. "Mal sehen, ob ich noch rechtzeitig einknicke bevor ich gehe..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Du sagst das fast so, als würdest du es nicht genießen, wenn ich das tue", gab Dane so trocken zurück, wie er nur konnte.
      Die Verschnaufspause, die Ro ihm gewehrte, war Segen und Fluch zugleich. Einerseits nutzte Dane diesen kurzen Augenblick, um sie wieder ein bisschen zu sammeln und seine Atmung zu beruhigen. Andererseits sehnte sich sein Körper nach der Wärme von Ro's Händen. Die er sogleich wieder zu spüren bekam, was ihm ein leises Schnurren entlockte.
      "Ist dir meine Aura etwa zu viel?", stichelte er, "Willst du, dass ich sie wieder vor dir verberge?"
      Um seine Worte ein wenig zu unterstreichen, dimmte Dane das, was er Ro mitteilte. Er verbarg seine Energie nicht vollständig, aber doch weit genug. Außerdem setzte er sein unbeteiligtes Pokerface auf und verbot sich jeden Laut. Zwar war er ein großer Fan von Ro's kleinen Versuchen, aber er so leicht würde er nicht klein beigeben. Noch immer wehrte er sich nicht so sehr gegen das hier, wie Ro es gestern getan hatte. Dazu genoss er dieses Spiel hier viel zu sehr.
      "An deinem Dirty Talk arbeiten wir irgendwann auch noch mal", versprach Dane mit einem Lächeln auf den Lippen.
    • Man stelle sich vor, es wäre bitterster Winter mit tiefen Minusgraden. Schützend wie eine warme Decke hatten sich Danes Empfindungen, Energien, um Ro gelegt und somit vor der Kälte geschützt. Kaum verbarg der Dämon einen Teil dessen war es so, als hätte man dem Drakin die Decke gewaltsam aus den Fingern gerissen. Ro regierte darauf umgehend, indem er leise knurrte und sich daran machte, seine Decke zurückzubekommen.
      "Nein.... ich will nicht, dass du auch nur irgendetwas verbergst."
      Ohne Vorwarnung trieb Ro seinen Mittelfinger in Dane. Zeitgleich griff die freie Hand des jungen Mannes zwischen die Beine des Anderen damit seine Finger die zarten Berührungen von vorhin wieder aufnehmen konnten. Er musste mit seinem Mittelfinger nicht lange suchen, bis er den besonderen Punkt fand und fast genauso gemächlich darüber rieb, wie er es an Danes Vorderseite tat.
      "Ich wette, du hast wieder dein ausdrucksloses Gesicht aufgesetzt. Oh, aber wenn du jetzt meines sehen könntest..."
      In der Tat lag in Ros Augen ein unheimliches Feuer, das die letzten Silben seiner Worte in Flammen steckten. Wie versprochen würde er lernen, würde Dane zu bringen alles andere des heutigen Tages bis jetzt zu vergessen. Die Zeit mit ihm, bis er ging, so gestalten, dass sie sich beide in ihrer gegenseitigen Abwesenheit erinnern würden. Und er würde sich das Recht zurückerkämpfen, alles von Dane zu sehen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane nahm das Knurren als ein Zeichen seines Erfolges. Ihm lag schon wieder eine Antwort auf der Zunge, doch dann bekam er endlich, was wollte. Anstelle von Worten bekam Ro also nur ein Keuchen zu hören.
      Dane ließ seinen Kopf wieder zwischen seine Schultern sinken und erlaubte Ro einen kleinen Einblick in das, was er gerade mit ihm gemacht hatte. Gerade genug, um ihm zu bestätigen, dass Dane das hier mehr als nur wollte. Doch es war nur ein winziges Rinnsal dessen, was Dane gerade zurückhielt. Wenn Ro mehr wollte, musste er ihm auch mehr geben.
      Es dauerte nicht lange, bis Danes Hüften zuckten, bis sein Körper von ganz allein nach mehr verlangte. Aber Dane erlaubte sich nicht, zu stöhnen. Alles, was Ro von ihm hörte, war das ein oder andere Keuchen, wenn er genau den richtigen Punkt erwischte.
      "Ro...", keuchte Dane.
      Seine Hände begannen langsam, wehzutun. Der konstante Druck presste das Muster des Kopfteils in seine Haut. Es war ertragbar, aber in Kombination mit seiner abgewandten Körperhaltung löste das eine Sehnsucht in Dane aus, die er so gar nicht kannte. Er wollte Ro sehen, wollte sehen was seine Reaktionen mit dem jungen Mann anstellten. Er wollte sich in diesen unendlich blauen Augen verlieren, wollte den Drachen sehen und ihm zeigen, was er niemals haben konnte, wenn er sich nicht mir Ro verständigte.
      "Ich will dich in mir spüren, Ro... Ich will dich ansehen, wenn du mich nimmst..."
    • Es war das Gefühl der Sehnsucht, das Ros Bewusstsein am deutlichsten flutete. Ein Gefühl so stark, dass sich selbst seine Brust ein wenig zusammenzog und er fast Schwierigkeiten bekommen hätte, seinen Bewegungsablauf aufrecht zu erhalten. Zusammen mit Danes Worten knickte der Drakin schlussendlich ein. Mit einem leisen Seufzen löste er seine Hände vom Körper des Anderen und rutschte ein wenig zurück.
      "Okay", sagte er in einer sanften Tonlage, "lass los und leg dich auf den Rücken."
      Augenblicklich begehrte die Stimme in Ros Kopf auf. Sie wollte nicht, dass er diese Haltung löste, der Dämon seinen Willen bekam. Bestimmt drückte Ro die Stimme zurück in die hinterste Ecke in seinem Bewusstsein, die er gerade zur Verfügung hatte. Immerhin hatte er Dane versprochen, ihm die schlechten Erinnerungen zu nehmen. Wenn der junge Mann dafür gegen einen Teil seiner Selbst agieren musste, nahm er das bereitwillig in Kauf.
      Früher hätte Ro behauptet, dass Blicke nicht viel in ihm auslösen mochten. Doch in dem Moment, als Dane sich umgedreht hatte und Ros blaue Augen das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit auf die des Dämons trafen, schien sein Herz einen Moment auszusetzen. Er hätte schwören können, buchstäbliches Alles in Danes Augen lesen zu können, was auch immer er wollte. Sein eigenes Gesicht war nicht weniger neutral. Das Feuer in seinen Augen war nicht erloschen sondern färbte die Blautöne seiner Augen in unzähligen Facetten wie noch nie zuvor. Seine Atmung war vollkommen ruhig, aber man spürte regelrecht, wie angespannt jeder einzelner Muskel war.
      Danes Rücken hatte gerade einmal die Matratze berührt, da war Ro bereits zwischen dessen Beinen. Eine Hand neben Danes Schulter abgestützt beugte sich der Drakin zum Dämon hinab und küsste ihn so begehrend wie noch nie zuvor. Noch immer schien ihn das Gefühl der Sehnsucht zu verschlucken, kein Kuss, keine leichte Berührung konnte den jungen Mann davor retten.
      Als Ro die Luft ausging brach er ihren Kuss und richtete sich etwas auf. Mit seiner rechten Hand fasste er unter Danes Kniekehle und bog sein Bein zum Oberkörper. Wie der Dämon es gewünscht hatte, positionierte sich Ro mit der anderen Hand ehe er sich langsam, oh so unendlich langsam und vorsichtig, in Dane versenkte. Doch Ro verschloss seine Augen nicht davor, sondern richtete seinen Blick direkt auf das Gesicht des Mannes unter ihm. Dane durfte sehen, wie sich Ros Mimikspiel sekündlich änderte, wie die Muskeln in seinem Gesicht zuckten und er sich kaum merklich hin und wieder auf die Lippen biss. Aber nicht in einem einzigen Moment brach der Drakin den Blickkontakt ab.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane folgte dem geradezu befreienden Befehl. Er nahm sich nicht einmal einen Augenblick Zeit, um sich dem leicht schmerzhaften pochen in seinen Handflächen zu widmen. Stattdessen legte er sich sofort auf den Rücken, den Blick stets auf Ro gerichtet. Der junge Mann hatte nicht das geringste Bisschen Pokerface. Dane konnte alles in diesem Gesicht sehen: den inneren Kampf, den er mit seinem Drachen ausfocht. Den Drang, die Kontrolle zu behalten. Der Wille, ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Dane konnte das ungebändigte Verlangen in Ro's Augen sehen. Ein Verlangen, das er selbst auch empfand.
      Und dann war er da, genau da, über ihm, mit diesen unendlich tiefen, schönen Augen. Dane schloss die Augen, als er Ro's Lippen auf seinen spürte. Er schlang seine Arme um den Hals des Drakin und gab sich ihm vollkommen hin. Dieser Kuss war der beste, den Dane je erlebt hatte. Er wusste nicht, ob es wegen der Minuten ohne die Sicht auf Ro gewesen war oder woran es sonst liegen könnte, aber es war ihm auch ehrlich egal. Alles, was Dane wissen wollte war: Wie konnte er die Zeit anhalten, um diesen Kuss ewig währen zu lassen.
      Dane löste seine Hände um Ro's Nacken, ließ sie in die Laken fallen, an denen er sich nur einen Augenblick später festhielt, als sich Ro langsam in ihn hineinschob. Er brachte sich selbst dazu, sich zu entspannen und einfach nur zu atmen, bis er Ro vollständig spüren konnte. Er legte dem jungen Mann eine Hand an die Brust, die Augen geschlossen, um sich auf das Gefühl zu konzentrieren.
      "Warte kurz", sagte er, halb außer Atem.
      Ein paar tiefe Atemzüge war er sich sicher, dass sich sein Körper an die Anwesenheit Ro's gewöhnt hatte. Er öffnete die Augen, verlor sich einmal mehr in den schönsten Augen der Welt, und nickte.
      Sein Rücken bog sich von ganz allein durch, kaum begann Ro, sich zu bewegen. Und Dane hielt sich nicht mehr zurück. Er gab Ro wieder vollen Zugang auf all seine Empfindungen und Energien und was auch immer der junge Mann so alles sehen und fühlen konnte. Ro konnte sich nehmen, was auch immer er wollte. Er konnte alles haben.
      "Küss mich", stöhnte Dane, nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Körper zu kontrollieren.
      Er wollte nach Ro greifen, doch seine Arme gehorchten ihm nicht. Er hielt sich an den Laken fest, als seien sie das Einzige, das ihn vor dem Ertrinken retten konnte.
    • Im Nachhinein konnte sich Ro gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie sie beide aus dem Bett ins Badezimmer gekommen waren. Ab dem Zeitpunkt, wo Dane seine Blockaden wieder heruntergefahren hatte, war es um den jungen Mann geschehen. Es glich einem Fiebertraum, in dem man sich nur noch vage an Geschehnisse erinnern konnte. Er wurde mitgerissen von verschiedensten Eindrücken und Gefühlen, las jeden Wunsch von Danes Augen ab und schoss sich gemeinsam mit ihm in neue Höhen.
      Dass er überhaupt den Weg ins Bad gefunden hatte grenzte in seinem Dämmerzustand schon fast an ein Wunder. Er hatte Dane noch immer fest im Arm, als er das Wasser aufdrehte und sie beide unter dem zunächst kalten Strahl zusammenzuckten. Schon einen Moment später war das Wasser nicht mehr so bitterlich kalt.
      "Wenn das so weiter geht sollten wir einfach gar nicht mehr die Dusche verlassen", murmelte Ro an Danes Ohr, das Rauschen verschluckte die Worte beinahe.
      So stand der junge Mann einfach nur unter dem Wasserstrahl in einer innigen Umarmung mit dem Dämon. Anhänglichkeit war etwas, das er sich selbst nie zugeschrieben hätte und vermutlich war es nur den Umständen geschuldet, dass er praktisch nicht von dem anderen Mann ablassen wollte. Irgendwann lösten sich seine Arme dann doch und fuhren über Danes Rücken auf und ab.
      "Ich hoffe, du hast nun etwas an das du dich erinnern kannst, wenn ich gleich geh'."
      Ro angelte nach dem Duschgel, um Danes Rückseite zu waschen. Die er vielleicht ein wenig malträtiert hatte. Aber bei Weitem nicht so stark, wie er es ursprünglich gewollt hatte.
      "Du musst mir gleich noch deine Handynummer geben, dann können wir so vorerst in Kontakt bleiben. Ich werde vermutlich die nächsten Tage nicht nochmal herkommen können. Mir stehen da noch ein paar Dinge ins Haus und ich kann dich ja nicht ständig von deiner Arbeit abhalten. Obwohl... ich könnte, sollte ich aber nicht."
      Die letzten Worte versah Ro mit einem Lächeln als er einen Schritt von Dane zurücktrat und ihm ins Gesicht sah. Endlich waren die Gesichtszüge wieder vollkommen entspannt und fernab jedes Schmerzes oder Zweifels. Für den Moment hatte Ro seinen Zweck erfüllt wie es schien.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane war niemand, der sofort behaupten würde, den besten Kuss seines Lebens zu haben, oder gar den besten Sex. Doch Ro stellte deutlich klar, dass er - so unerfahren er auch sein mochte - definitiv sein Versprechen einhielt, ihn vergessen zu lassen. Und das durch verdammt guten Sex.
      Alle Kontrollspiele waren in nur wenigen Augenblicken vergessen. Dane gab sich Ro mit Haut und Haaren hin und der Drakin tat nicht weniger. Es war ein absoluter Wirbelsturm aus Emotionen und Empfindungen, ein einziges Chaos. Und Dane interessierte sich für nichts davon. Das erste Mal in seinem Leben empfing er Chaos mit offenen Armen.
      Er lehnte sich gegen Ro, hielt sich an ihm fest, als er sie beide irgendwie ins Badezimmer und in die Dusche manövrierte. Dane vertraute seinen Beinen nicht genug, um sich selbst aufrecht zu halten.
      "Du redest zu viel", grummelte er, kurz bevor Ro sich das erste Mal in einer gefühlten Ewigkeit von ihm löste. "Aber ich habe dir ja gesagt, dass wir an deinem Dirty Talk noch arbeiten werden. Und jetzt komm her und kümmere dich um mich."
      Er ergriff Ro's Hand und zog ihn wieder an sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen zeigte er dem jungen Mann die Grundlagen von Aftercare. Viel war es nicht, weil er weder den Kopf dazu hatte, noch war das, was sie gemacht haben, besonders intensiv in gewissen Bereichen gewesen. Zum Schluss ließ er sich von Ro in ein Handtuch einwickeln und zum Bett zurückführen, wo er Ro gleich in seine Arme zog. Einen langen Augenblick sah er Ro einfach nur an, prägte sich jede Einzelheit ein.
      "Selbst wenn du nicht ewig lebst, wie ich: Du musst nicht immer alles sofort machen, wenn es dir durch den Kopf geht", sagte er und strich Ro eine Strähne aus dem Gesicht, "Manchmal solltest du dir Zeit nehmen, Dinge zu genießen."
      Er drückte Ro einen sanften Kuss auf den Scheitel. Dann schloss er die Augen und folgte seinem eigenen Ratschlag, indem er diesen Moment einfach genoss, bis er schlussendlich vorbei war.

      Dane hatte sich in ein paar ordentliche Jeans und ein einfaches, unbedrucktes T-Shirt geworfen, bevor er Ro - dem er eine ähnliche Ausstattung lieh - nach unten begleitete. Asa und Mace saßen beide in seinem Wohnzimmer. Während sich Letzterer mit einer Schale voller Fruit Loops auf den Fernseher konzentrierte, auf dem gerade ein Chocolatier einer Gruppe erklärte, wie man einen Leuchtturm aus Schokolade und Keksen baute, begnügte sich Asa mit einem Buch auf der anderen Couch. Beide sahen kurz auf, als Dane und Ro die Treppe herunterkamen. Asa wandte sich gleich wieder seinem Buch zu, während Mace aufsprang, bereit das Taxi zu spielen.
      Dane holte schnell Ro's Smartphone aus der Küche - wo auch jemand die Klamotten vom See abgelegt hatte. Auf dem Weg zurück zu dem Drakin speicherte er sowohl seine private, als auch seine geschäftliche Telefonnummer ein. Und die Adresse seines Hauses hier und die seines Büros in der Stadt.
      "Melde dich, wenn du irgendwas brauchst. Und wenn es nur ein Truck für deine Möbel ist", meinte Dane und küsste Ro flüchtig, als er ihm sein Smartphone zurückgab.
      Dann machte er einen Schritt beiseite, sodass Mace seinen Platz einnehmen konnte. Der blonde Dämon grinste und bot Ro seinen Ellenbogen zum Unterhaken an.
      "Ich kann nur mitnehmen, was mich berührt", erklärte Mace.
      Einen Augenblick später riss die Realität vor ihm auf. Eine goldene Wunde im Raumgefüge. Ein Schritt war alles, was es brauchte, dann standen Mace und Ro in der Nähe des Hauses, vor dem Dane Ro vorgestern noch abgesetzt hatte.
      "Protzig", kommentierte Mace, als er das Gebäude sah. "Bring das nächste Mal, wenn du vorbeikommst, kleine Marshmallows mit. Die können wir dann in die heiße Schokolade werfen."
      Damit öffnete sich hinter Mace ein neuer Riss, durch den er mit einem Schritt rückwärts auch gleich wieder verschwand.
    • Schweigend blickte Ro dem Riss hinterher, der Mace quasi vom Angesicht der Erde verschluckte. Seit Stunden war der junge Mann das erste Mal wieder auf sich allein gestellt und die plötzliche Ruhe schien viel zu laut in seinem Kopf zu sein. Nur das vage Kribbeln in seinen Fingerspitzen zeugte davon, wo er bis eben noch gewesen war.
      Tief seufzte Ro als er sich auf den Weg zu seinem Haus machte. Er machte keinen Akt daraus, dass er über Nacht weg gewesen war und verschwendete keine Minute daran, die Türen leise zu schließen. Um diese Uhrzeit, später Nachmittag unter der Woche, war Aimeric höchstwahrscheinlich sowieso unterwegs. Allerdings hörte er eilige Laufschritte, kaum fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Im nächsten Moment stand Cecilia schon im Flur, das malerische Gesicht, von dem er seine Züge geerbt hatte, in Sorge und zeitgleich vorsichtiger Freude verzogen. Sie sagte kein Wort als sie mit offenen Armen auf ihren Sohn zukam und ihn in ihre Arme schloss.
      "Aimeric hat mir erzählt, dass man versucht hat, dich zu entführen? Wieso erzählst du mir das nicht?"
      "Weil nichts passiert ist und du dir nur Sorgen gemacht hättest."
      Bestimmt drückte der Sohn die Mutter von sich weg, um ihr ins Gesicht sehen zu können. "Ma. Schau mich an. Alles in Ordnung, wirklich. Es ist nichts passiert."
      Etliche Sekunden lang schaute die Frau den jungen Drakin eingehend an. Dann fragte sie im einem dunklen Tonfall: "Dane Blackwell? Wirklich?"
      Da musste Ro lachen, kurz, aber aufrichtig. Ja, das hätte er so auch nicht erwartet und erst recht nicht kommen sehen. "Wie der Zufall es so will, nicht? Aimeric hat bestimmt wieder seine Wutader bekommen, oder?"
      Da zeigte sich etwas anderes in der Miene seiner Mutter. Eine Vorahnung, eine Sorge, die nicht direkt ihm zu gelten schien. "Als dich der Mann hier abgesetzt hatte, war dein Vater schon nicht wirklich begeistert. Er sollte sich doch eigentlich freuen wenn du ein Verhältnis mit diesem Mann aufbauen kannst. Egal welches. Gerade, weil er es selbst nicht hat."
      "Ma, er ist ein Dämon."
      "Hat man mir erzählt, ja. Ist er denn so schlimm wie man sagt?"
      "Wäre ich dann über Nacht da geblieben? Ich bin nicht komplett wehrlos", murrte Ro leise als sich seine Mutter endlich komplett von ihm löste und ihn mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen bedachte.
      "Na gut... Dann erzähl' mir doch ein bisschen was von dem guten Mann. Sieht er gut aus?"
      Ro grinste breit. "Du hast ja gar keine Ahnung."

      Ro hatte sich erst nach zwei Stunden von seiner Mutter lösen können, die jedes Wort wie ein Schwamm aufsaugte. Vielleicht freute sie sich, all das Versäumte bei ihrem Sohn auch für sich mitzuerleben und Ro wollte ihr diesen Spaß nicht nehmen. Darüber hinaus half es ihm, seine eigene Gefühlswelt besser zu sortieren und zu benennen. Sie beide einigten sich darauf, dass er wirklich raus aus dem Haus musste, wenn er wirklich seine Freiheiten haben wollte. Raus aus diesem Haus, vielleicht auch raus aus der Stadt. Dann würde man ihn nicht ständig ins Visier nehmen und es wäre vielleicht nicht so schlimm, sollte er nie zu seinem wahren Ich finden.
      Seitdem hatte er sich in sein Zimmer zurückgezogen, mit einem Laptop bewaffnet und scrollte durch verschiedenste Anzeigen, die größenteils außerhalb der Stadt lagen. Beiläufig ging sein Blick hier und da zum Handy, das neben ihm auf seinem Bett lag. Schließlich nahm er es in die Hände, suchte Danes Kontakt heraus und schrieb ihm nur ein paar kleine Worte:
      Alles gut bei dir?
      Meine Ma scheint einen Narren an dir gefressen zu haben.
      Oder ich hab einfach nur zu viel Gutes von dir erzählt.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Einen langen Moment stand Dane noch da. Er hing dem Anblick von Ro nach, der gerade erst durch ein Portal geschritten war. Der Anblick von Mace, wie er einfach so an einem Ort verschwand, um an einem anderen gleich wieder aufzutauchen, war nichts Neues für Dane. Auch nicht, dass er jemanden auf diese Weise mitnahm. Aber es war das erste Mal, dass er sich danach ein wenig leerer fühlte.
      Eine Hand auf seiner Schulter holte ihn in die Realität zurück. Asa stand hinter ihm.
      "Willst du im Wohnzimmer rumhängen oder machen wir direkt Gruppenkuscheln in deinem Schlafzimmer?", fragte er.
      Normalerweise hätten sich die Brüder und Mace in eines der großen Betten hier im Haus geworfen und wie Teenager eine Übernachtungsparty geschmissen. Aber heute wollte dieser Gedanke Dane nicht so recht schmecken.
      "Wohnzimmer", antwortete er daher.
      "Hab ich mir schon gedacht."
      Asa wandte sich mit einem wissenden Lächeln im Gesicht um und ging vor ins Wohnzimmer. Dane folgte auf dem Fuße, fragte sich aber, was sein Bruder zu wissen glaubte, was ihm selbst entging. Mace tauchte nur wenige Minuten später auf und beschloss für die Gruppe, dass ein Film dran war. Weder Dane noch Asa hielten ihn davon ab und für die nächsten neunzig Minuten sahen sie dabei zu, wie ein Hund versuchte, zurück nach Hause zu finden. Mace und seine Animationsfilme...

      "Brauchst du noch irgendwas?", fragte Asa, der seinen Bruder zu dessen Schlafzimmer begleitete.
      "Nein. Wobei... Da herrscht ein ziemliches Chaos in meinem Gästezimmer", antwortete Dane.
      "Ich kümmre mich drum."
      "Danke.
      "Sonst noch was?"
      "Du sagst das so, als sollte ich noch irgendwas von dir wollen."
      Asa lächelte, schüttelte aber den Kopf.
      "Es ist nur das erste Mal, dass ich dich so erlebe, weißt du? Da will ich auf Nummer sicher gehen. Ich weiß noch, wie durcheinander ich letztes Jahr war, als es mir passiert ist", antwortete der blonde Dämon.
      "Als was passiert ist? Was habe ich verpasst? Ich dachte dein letzter Zwischenfall ist Jahre her?", fragte Dane.
      "Ist er auch. Das ist aber auch gar nicht, was ich meine."
      "Hörst du auch irgendwann mal auf, so kryptisch zu sein? Du weißt, dass ich das nicht mag."
      Asa lachte leise und lehnte sich gegen den Türrahmen zu Dane's Schlafzimmer.
      "Ist ja gut. Ich habe auch einen Moment auf dem Schlauch gestanden. Und ich wusste, dass ich mit Greg zusammen sein wollte. Ich bin zwar nicht mehr mit dir und deiner Gefühlswelt verbunden, aber du bist immer noch mein Bruder. Und du bist so leicht zu lesen wie die Bilderbücher meiner Töchter."
      "Dein Punkt?"
      "Du bist verliebt, Bruderherz. Und zwar nicht einfach nur so. Du bist so verliebt wie ich es in Greg war. Bin. Du bist so verliebt, dass es keinen Sinn macht. Du kennst Ro wie lange? Zwei Tage? Und du überreagierst bereits so sehr auf etwas, was mehr oder weniger natürlich für ihn ist? Denk nach, Dane. Das ist nicht einfach nur gute Chemie zwischen euch und euren Magien. Ihr passt nicht einfach nur zusammen."
      Dane rutsche die Kinnlade herunter, als er endlich begriff, was sein Bruder von ihm wollte.
      "Aber... sowas passiert nicht mit uns. Nicht mit Dämonen. Nicht mit..."
      "Oh doch, es passiert sehr wohl, glaube mir. Ich lebe damit. Und deine Situation ist nun wirklich nicht seltsamer als meine."
      "Und wie... naja... wie sage ich das Ro?"
      "Musst du das überhaupt? Glaubst du, er weiß es nicht? Selbst wenn er es nicht in Worte fassen und so auf dem Schlauch steht wie du gerade, er weiß es. Du wusstest es doch auch, oder liege ich da falsch?"
      Dane musste nicht lange überlegen. Natürlich hatte sein Bruder Recht - mal wieder. Es war nicht einfach nur sein Interesse an Ro oder der überraschend gute Sex. Es war mehr. Es war alles, das ganze Drumherum.
      "Verdammt", rutsche es Dane raus.
      "Hm. So würde ich es nicht unbedingt nennen", antwortete Asa mit einem Schmunzeln. "Sag Bescheid, wenn sich noch jemand in eure Beziehung einschleicht und ihr beide euch endlich komplett fühlt wie nie zuvor."
      Mit einem Zwinkern machte sich Asa auf den Weg, das Gästezimmer aufzuräumen, während ein völlig entgeisterter Dane sich ins Bett legte. So ganz verarbeiten konnte er das, was er eben realisiert hatte, noch nicht. Zeitgleich musste er das aber auch gar nicht, weil er tief in seinem Inneren bereits gewusst hatte, was passiert war.

      Alles gut bei dir?
      Meine Ma scheint einen Narren an dir gefressen zu haben.
      Oder ich hab einfach nur zu viel Gutes von dir erzählt.


      Dane schmunzelte über diese Nachricht. Von dem, was er bisher so gehört hatte, mochte er Ro's Mutter sehr viel mehr als dessen Vater. Sie schien eine nette Frau zu sein. Er wollte sie unbedingt einmal kennenlernen.

      Hörst du wohl auf meinen schlechten Ruf zu zerstören?
      Da steckt die harte Arbeit meiner dämonischen Vorfahren
      drin!
      Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Mace hat mich durch
      einen Animationsfilm gezwungen, der dankend wenige
      Hirnzellen in Anspruch genommen hat. Asa räumt gerade
      mein Gästezimmer auf. Und bei dir? Klingt nicht so, als
      seist du dem großen, bösen Drachen begegnet?
    • Mütter sind eine ganze andere Hausnummer. Die sehen dir alles an, ohne dass du auch nur ein Wort verlierst.
      Was Aimeric betrifft... Der ist noch außer Haus.
      Sollte aber gleich wiederkommen und dann wird's wohl spannend.
      Ich soll dich übrigens im Auftrag fragen, welche Backwaren du magst...
      Frag nicht...
      Oh, da kommt er.


      Ro schickte die Nachricht ab, als er unten im Haus die Tür hörte. Gepaart mit dieser Uhrzeit konnte es nur sein Vater sein, der von seinen Terminen zurückkam. Doch Ro würde den Teufel tun und absichtlich zu ihm hinunter gehen, nur um in feindselige Augen zu blicken.
      Das musste er auch gar nicht, denn da klopfte es an seiner Tür. Verwirrt packte er den Laptop von seinem Schoß und richtete sich ein wenig auf.
      "Ja?"
      Auf seine Silbe hin öffnete sich direkt die Tür und gab den Blick auf Aimeric frei. Er trug einen seiner guten dunklen Anzüge, die hellen Haare nach hinten gegelt und den kühlen Blick auf seinen Sohn gerichtet. Was aussah, als würde der Mann einfach nur tief einatmen, besaß eine tiefere Bedeutung, die dem jungen Drakin nicht gefiel. Unsicherheit machte sich in ihm breit, ob er es wollte oder nicht.
      "Was hat er dir angeboten, dass du über Nacht bei ihm bleibst?", fragte Aimeric und lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen.
      Es würde Ro nicht wundern, wenn Cecilie ein paar Türen weiter versteckt stand und lauschte. Ändern würde es jedoch nichts. Unterdessen war Ro bis an die Bettkante gerutscht und hatte die Füße auf den Boden aufgestellt. Seinen Unmut kaschierte er mit falschem Selbstvertrauen.
      "Gar nichts. Aber im Gegensatz zu dir wird er mir helfen, den Auftraggeber zu finden."
      Ro hatte auf eine Regung gehofft. Doch weder auf Aimerics Gesicht noch an seiner Aura ließ auch nur etwas erahnen. Ein wenig enttäuscht brach er nicht den Blickkontakt zu seinem Vater ab. Aimeric erwiderte nichts, sondern kam entschlossenen Schrittes auf seinen Sohn zu, der ihn einfach nur stur ansah. Ohne Umschweife legte der ältere Drakin seine Hand auf Ros Kopf. Kaum hatte seine Hand die Haare berührt, versteifte sich Ro und seine innere Stimme schrie regelrecht auf. Reflexartig schoss Ros Hand nach oben und packte den Unterarm seines Vaters mit dermaßen Kraft, das beide Parteien leicht zu zittern begannen.
      "Was er dir zeigt, ist nicht das, was du suchst", stellte Aimeric fest und ließ seine Aura wie einen Wasserfall über seinen Sohn gleiten.
      Er untersuchte ihn auf Ebenen, die Ro noch nie erlebt hatte. Und es kostete ihn einiges, seinen Vater von seinen intimsten Gedanken abzuhalten. Irgendwann hielt er das Ungleichgewicht in den Energien nicht mehr aus, drängte gegen die Hand auf seinem Kopf und kam auf die Beine, wodurch sein Vater ein paar Schritte zurückwich.
      "Du hast schon mal gar keine Ahnung. Du verschwendest nicht mal einen Gedanken daran, was mir bei der Aktion hätte passieren können. Nimm deine dreckigen Energien von mir und verpiss dich aus meinem Zimmer", warf er kalt seinem Vater an den Kopf und schüttelte sich symbolisch, um auch die letzten Fetzen von Aimerics Energie loszuwerden.
      Dieser sah seinen Sohn lediglich eindringlich an. So als müsse er etwas abwägen und entschied sich schließlich, wie gewünscht das Zimmer zu verlassen.
      "Finde ich heraus, dass du ihm Dinge verrätst, die ein Dämon besser nicht wissen sollte, warst du die längste Zeit einer von uns."
      Damit verließ Aimeric den Raum und hatte das erste Mal so offen eine Drohung ausgeprochen wie noch nie zuvor.
      Ro seufzte, als er sich wieder an seinen Laptop setzte und sich daran machte, Termine für Besichtigungen festzumachen. Je schneller er hier raus war, umso besser.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Nicht schon wieder Backwaren, dachte sich Dane bloß, begann aber sogleich damit, seine Antwort zu tippen. Er konnte die Sorge nicht abschütteln, die Ro's letzte Worte in ihm ausgelöst hatten. Etwas in ihm wollte sofort runter ins Wohnzimmer rennen und Mace dazu bringen, ihn zu Ro zu porten, damit er ihm beistehen konnte. Oder noch besser: Dessen Vater mal so richtig die Meinung geigen.

      Backwaren sind normalerweise eher Mace's Ding.
      Aber deine Mutter hat Glück, dass mein Schwager
      ein Bäcker ist und nicht Ruhe gegeben hat, bis ich
      ihm eine Antwort auf die gleiche Frage geben konnte.
      Gingersnap Cookies war das Ergebnis eines sehr langen
      Prozesses, während dem ich bestimmt mehrere Kilo
      zugenommen habe. Aber alles mit Zimt, was nicht zu
      süß ist, geht auch.

      Dane schickte die Nachricht ab und kaute dann die nächsten fünf Minuten auf seiner Unterlippe herum, bevor er schließlich klein beigab und noch eine abtippte:

      Sag Bescheid, wie es gelaufen ist. Und ob ich jemandem
      den Kopf abreißen muss.

      Nachdem er auch noch diese zweite Nachricht abgeschickt hatte, sprang Dane auf und wanderte durch sein Schlafzimmer. Auf und ab, vor dem Bett, neben dem Bett. Mit jeder Minute ohne Antwort wurde er nervöser. So nervös, dass er über seine eigenen Füße stolperte, als jemand an seiner Tür klopfte.
      "Alles okay da drin?", fragte Mace, der ohne Zweifel Dane's Nervosität gespürt hatte.
      "Ja", antwortete Dane. "Nein, eigentlich nicht."
      Daraufhin lud sich Mace selbst in dem Raum ein.
      "Was ist los?", fragte er.
      Dane ließ sich auf sein Bett zurücksinken und seufzte.
      "Ich bin zu emotional involviert in eine Beziehung, die man nicht als solche bezeichnen können sollte und jetzt warte ich darauf, dass mir die andere Hälfte dieser unmöglichen Beziehung eine Nachricht zukommen lässt, dass alles in Ordnung ist und er nicht von einem tatsächlichen Drachen gefressen wurde."
      "Und ich dachte, dir sitzt ein Furz quer."
      Mace setzte sich neben Dane und die bloße Anwesenheit des anderen Dämons beruhigte Dane. Zumindest ein bisschen. Instinktiv lehnte er seinen Kopf gegen Mace's Schulter.
      "Muss ich mir Sorgen machen?", fragte Mace nach einem langen Augenblick der Stille.
      "Nein", antwortete Dane. "Aber du könntest genauso sitzen bleiben."
      "Das krieg ich gerade noch so hin, schätze ich."
      Gemeinsam saßen die beiden Dämonen einfach nur da, bis Mace beschloss, dass das unbequem war. Wortlos verständigten sich die beiden und dann lag Dane in den Armen seines besten Freundes. Dieser simple Akt war für lange Zeit das beste Gefühl der Welt gewesen. Früher hatte Asa ihn auf diese Art geerdet, jetzt war das Mace's Job. Sollte es Mace einmal so gehen wir ihm jetzt, dann würde Dane nicht zögern, sich auf ähnliche Weise um ihn zu kümmern. Aber als er hier so lag, sein Kopf auf Mace's Brust und auf eine Antwort von Ro wartend, bemerkte Dane, dass er etwas besseres gefunden hatte, als die Nähe zu der Person, die ihn in dieser Realität hielt. Es gab jemanden, der das besser konnte.
    • Ro hatte schlichtweg vergessen, einen weiteren Blick auf sein Handy zu werfen. Zu sehr war er manisch damit beschäftigt, via Mail Besichtigungstermine anzufragen für etliche Objekte, die auch nur halbwegs in Frage kamen. Als er schlussendlich einen Vermieter anrufen wollte, leuchteten ihn die Nachrichten von Dane an.
      "Oh scheiße...."
      Hastig überflog er die Nachricht, überlegte kurz und tippte dann direkt hinterher.

      Alles cool. Ich lebe noch.
      Er hat nur geguckt wie viel Dämon noch an mir klebt.
      Ich hab schon ein paar Wohnungen auf dem Radar, mal schauen, wann ich besichtigen kann.
      Wir können uns ja am Wochenende wieder treffen? Wenn du willst?


      Eine kurze Nachricht, die der Drakin etwas reumütig abschickte. Er wollte über Textnachrichten nicht erklären, warum er volle fünf Tage warten wollte, um Dane wiederzusehen. Er war sich nicht sicher, was sein Vater genau angestellt hatte, aber er fühlte den unsteten Fluss seiner Energie. Ein Stein im Fluss, der die Strömung empfindlich störte, obwohl er noch so klein war. Meistens richtete die Zeit solche Eingriffe von selbst und genau auf diesen Punkt pochte auch der junge Mann. Trotzdem... er würde vielleicht ein Wort mit seinem Onkel wechseln müssen. Ohne die Augen und Ohren Aimerics.

      2 Tage später

      Frustriert hatte Ro feststellen müssen, dass Aimerics Eingriff tiefer gewesen sein musste, als er ursprünglich angenommen hatte. Wann immer der junge Mann mit Wasser in Berührung kam, drehte sein Körper regelrecht ab. Unkontrollierte Farbveränderungen schimmerten über seine Haut und machten es ihm unmöglich, das Haus zu verlassen ohne Gefahr zu laufen, auf offener Straße wegen der Farbe angesprochen zu werden. Es reichten sogar Regentropfen aus, dass zumindest seine Augenfarbe darauf reagierte.
      Übermorgen hatte er seinen ersten Besichtigungstermin und wenn er sich bis dahin nicht in den Griff bekam, würde es schlecht aussehen. Cecilia hatte mit eigenen Augen gesehen, wie wenig sich ihr Sohn auf einmal unter Kontrolle hatte. Doch auch sie konnte bei dem Haupt der d'Apchiers nichts erwirken. Aimeric hüllte sich in Schweigen und würdigte seinen Sprössling nicht eines Blickes.
      Gegen Abend hielt Ro es nicht mehr aus. Immer wieder hatte er mit Dane geschrieben aber nichts von diesen Problemen erwähnt. Nur, dass er erst mal ein wenig Zeit brauchte, um die Fronten Zuhause zu klären. Mit wenig Erfolg. Frustriert lag er wieder auf seinem Bett, seine Finger tanzten über das Display seines Handys. Noch wägte er ab, ob er nach gerade mal zwei Tagen seine Fassung verlieren durfte oder nicht. Aber niemand konnte ihm sagen, wie lange dieser Zustand anhielt. Man hatte ihm sogar verwehrt, seinen Onkel zu treffen. Ro kaute auf der Unterlippe herum, als er sich doch für eine Nachricht an den Dämon entschied.

      Ich glaub, ich hab da ein kleines Problem.
      Ich kann das Haus nicht mehr verlassen. Mein Energiefluss ist irgendwie durcheinander geraten und sobald ich mit Wasser in Kontakt komme, werd ich zum Chameleon.
      Hab gedacht, Zeit richtet das wie sonst auch. Bin mir aber nicht so sicher.
      Übermorgen wäre mein erster Besichtigungstermin. Muss ich vermutlich absagen.
      Gibts was neues zwecks Auftraggeber der Kopfgeldjäger?


      Galant ließ Ro außen vor, dass Aimeric schuld an dieser Lage war. Es würde den Dämon nur unnötig weiter triggern und ein Aufeinandertreffen wollte der Drakin so gut es ging vermeiden. Wenn es sich denn vermeiden ließ...

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Schlussendlich war es nicht Dane, der die Entwarnung bekam, sondern Mace. Der blonde Dämon las seinem besten Freund die Nachricht vor, die Ro endlich abgeschickt hatte und spürte sofort, wie sich Dane entspannte. Kurz darauf nahm er Mace das Smartphone ab und tippte eine kurze Antwort.

      Freitag Abend, Dinner. Ich hol dich um halb sieben ab.
      Es gibt da dieses Sushi-Restaurant, das ich schon seit
      einer Weile ausprobieren wollte. Hatte nur noch nie die
      Gelegenheit, tatsächlich hinzugehen. Sag Bescheid, wo
      ich dich abholen soll.

      Mace legte das Smartphone für ihn wieder auf den Nachttisch.
      "Alles wieder gut?", fragte der blonde Dämon.
      Dane nickte, verstärkte aber seinen Griff um Mace's Oberkörper. Ein paar Minuten später gesellte sich auch Asa zu den beiden und schlussendlich artete der Abend doch in eine Übernachtungsparty aus.
      Es war schon ein bisschen seltsam, sich einfach so wieder an die Arbeit zu machen. Obwohl das nicht Danes erste Beziehung war, war es doch das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, aus einem Traum aufzuwachen. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, in einen seiner vielen schwarzen Anzüge zu schlüpfen und in die Stadt zu fahren, um sich seiner Arbeit und Ro's Deal zu widmen. Er machte einen kleinen Umweg, um Asa zu Hause abzusetzen, bevor er sich auf den Weg zu seinem Büro machte.
      Und damit verbrachte er seine Tage. Einerseits kümmerte er sich darum, dass das viele Geld, das sich unter seinem Firmennamen verbarg, weiterhin in Bewegung blieb. Andererseits warf er sich zurück in seine Suche nach der Person, die Ro hatte entführen wollen. Mace sah sich ein paar Sachen für ihn an und brachte äußerst interessante Informationen zurück. Aus einem einfachen Deal wurde von jetzt auf gleich ein größeres Unterfangen. Leider hatte er noch immer keine Antwort für Ro. Er brauchte einen speziellen Namen, nicht die, die er bereits gesammelt hatte.

      Dane lehnte an dem kleinen Konferenztisch in dem Raum direkt neben seinem Büro. Normalerweise empfing er hier die richtig großen Fische oder aber diejenigen, die einen Handel mit ihm eingegangen waren. Aktuell wurde der Raum von einer Wand aus mobilen Whiteboards beherrscht, an denen Fotos von Personen und Orten hingen, Zeitungsartikel, Vermisstenanzeigen und einer Karte, auf der alles mögliche markiert war. Hier und da hatte sich Dane Notizen gemacht.
      Das vibrieren seines privaten Smartphones riss ihn aus seinen Überlegungen. Er hatte es in den letzten zwei Tagen weder ausgestellt, noch die Vibration abgeschaltet. Er wollte wissen, was Ro ihm schrieb. Oder Mace.
      Mit jedem weiteren Wort, das er las, zogen sich Dane's Augenbrauen weiter zusammen.

      Ist das wirklich alles, worüber du reden willst? Nicht
      über das Problem, von dem du mir gerade berichtet
      hast? Du packst ein paar Sachen und ziehst zu mir, bis
      du etwas eigenes gefunden hast. Ich schicke dir einen
      Wagen. Du bleibst keine Minute länger im Haus dieses
      konservativen Tyrannens. Deine einzige andere Option ist,
      dass ich selbst auftauche.

      Dane warf sein Smartphone auf die Tischplatte und stürmte aus dem Raum.
      "Andrea? Ich brauche einen Wagen", rief er seiner persönlichen Assistentin zu und gab ihr dann die Adresse vom Anwesen, auf dem Ro derzeit noch lebte. Dane würde seinen eigenen Schatten fressen, wenn er den jungen Mann noch einen Tag länger dort wissen musste.
      "Und ruf Baxter an. Er soll so schnell wie möglich bei mir zu Hause vorbeischauen. Ich nehme mir den Rest des Tages frei, ob ich morgen ins Büro komme, weiß ich noch nicht."
      Ein Grund, warum er die junge Hexe als seine persönliche Assistentin eingestellt hatte war, dass sie unglaublich effizient arbeitete und dabei keine Fragen stellte. Ursprünglich war sie in seinem Büro aufgetaucht und hatte ihn nach einem Job gefragt, um ihren Eltern den Finger zu zeigen. Wie sich schließlich herausstellte, war das genau das, was sie brauchte, um ihren Weg im Leben zu finden. Wenn sie nicht gerade Dane's Terminkalender im Griff hatte, ging sie mit Mace auf Kopfgeldjagden. Sie war ziemlich erfolgreich darin und Mace hatte immer dieses Funkeln in den Augen, wenn er sie sah.
      Dane machte sich sofort auf den Weg nach Hause. Er musste sich beschäftigen, sonst würde er trotzdem noch zu Ro fahren und sich dessen Vater vorknöpfen.
    • Zu Ros Erschrecken kam Danes Antwort beinahe umgehend. Er hatte sein Smartphone vielleicht drei Minuten aus den Händen gelegt, da vibrierte es bereits und Danes Name leuchtete auf dem Display kurz auf. Blitzschnell lag das Gerät wieder in seinen Händen und seine Augen überflogen die Nachricht. Er musste sie zweimal lesen. Er hatte ja geahnt, dass er dem Dämon am Besten gar nichts davon erzählt hätte. Dass Dane so überbeschützend auftrat, war neu für den Drakin. So stark hatte er ihn nicht vermutet.

      Dane, lass gut sein. Ich komm schon klar.
      Was denkst du, warum ich so lang gewartet hab, dir das zu erzählen?
      Ich hab das schon seit Montag. Ich krieg das hin. Wirklich.
      Ich kann nicht einfach zu dir ziehen, so funktioniert das nicht.
      Wenn du Zeit hast sollten wir vielleicht telefonieren statt schreiben.


      Ein ungutes Gefühl beschlich den jungen Mann. Er kannte den Dämon zu gut, als dass er seine Worte nicht in die Tat umsetzte. Und solange Ro wusste, dass Aimeric gerade im Wohnzimmer saß und seinen abendlichen Snob-Tee trank, wollte er Dane ganz bestimmt nicht vor seiner Haustür stehen haben.
      Trotzdem ließ Ro das flaue Gefühl in seiner Magengegend nicht los. Es beruhigte sich erst etwas, als er sicherheitshalber doch eine Sporttasche mit den nötigsten Dingen packte und mit verschränkten Armen davor stehen blieb. Sein Blick war skeptisch, als es auf einmal an seiner Tür klopfte. Völlig überrumpelt fuhr er herum und starrte die Tür nieder. Jetzt noch die Tasche zu verstecken, war hinfällig.
      "Ja?"
      Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Dann tauchte Cecilias Kopf aus dem Spalt auf. Prompt fiel ihr Blick auf die Tasche zu den Füßen ihres Sohnes, weshalb sie sich in den Raum schob und die Tür leise hinter sich schloss.
      "Willst du türmen?" Nichts war aus ihren Worten zu lesen.
      "Nicht... direkt. Ich hab Dane von meinem Problem erzählt und... hm... ja, er will mir einen Wagen schicken."
      Cecilia blinzelte ihren Sohn an, nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte. "Du hast ihm ein ganz schön schlechtes Bild von uns vermittelt, was?"
      Ro stöhnte leise auf während er sich durch seine Haare fuhr. "Nein, natürlich nicht von dir. Er hat halt Beef mit Aimeric wegen meinen Erzählungen. Ich fürchte, wenn ich seinen Wagen nicht akzeptieren, dann kommt Dane eigenmächtig vorbei. Und dann brennt zumindest das Haus."
      "Das heißt, du weißt immer noch nicht, was das Problem ist?"
      "Nein, Ma. Immer noch nicht. Und ich hab die Schnauze voll von seinen scheiß Tricks oder was auch immer. Soll er mir doch sagen, dass er mich weghaben will. Kein Problem. Ich geh sofort. Aber was wird das jetzt? Jetzt versucht er mich festzuhalten. Das ist doch nicht mehr normal", wütete Ro, dessen Stimme von kaltem Hass zu immer lauter werdendem Zorn wurde.
      Cecilia gestikulierte ein wenig damit ihr Sohn seine Stimme wieder senkte. "Wenn es hilft, warum nicht? Geh doch eine Weile zu ihm, vielleicht klärt es sich dann ja."
      "Ich kann doch nicht bei jedem kleinen Problem zu Dane rennen, Ma...."
      "Also, wenn es das werden soll, was ich denke, dann ist jedes deiner Probleme auch seines und umgekehrt, Schatz. Lass dich doch darauf ein, so wie ich das sehe, kann es nicht schlimmer werden, oder?" Sie warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu bevor ihr Blick zum Bett glitt. "Dein Handy vibriert."
      Augenblicklich war Ro zum Bett gehechtet und hatte das Handy schon in seiner Hand. Danes Name leuchtete wieder auf dem Display auf.

      [Such dir aus, obs ein Anruf oder eine Nachricht ist]

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane erhielt Ro's Nachricht, kurz bevor er in der Tiefgarage seines Bürogebäudes ankam. Er warf sein Smartphone auf den Beifahrersitz, nachdem er es dank Bluetooth mit den Lautsprechern seines Wagens verbunden hatte.
      "Ruf Ro an", wies er den Computer an, sobald er aus der Tiefgarage gefahren kam.
      Er musste nicht lange warten, bis Ro auch schon abnahm.
      "Du sagst mir jetzt hoffentlich, dass du am Packen bist. Wenn nicht, biege ich vielleicht falsch ab und stehe dann vor deiner Haustür."
      Dane hielt sich nicht lange mit Begrüßungen oder Süßholzraspeln auf. Er war zu wütend, um sich darum zu kümmern.
      "Du würdest lachen, wie viele Probleme sich mit Abstand lösen lassen. Und wenn dein Vater der Meinung ist, dass ich dich als Geisel halte, dann soll es eben so sein."
      Er trommelte unruhig mit den Fingern auf seinem Lenkrad herum, als er an einer roten Ampel anhalten musste. Ein Teil von ihm war versucht, Mace anzurufen und sich einfach direkt zu Ro bringen zu lassen, aber das wäre eine dumme Idee. Und Dane versuchte gerade krampfhaft, keinen dummen Ideen nachzugeben.
    • Ro hatte praktisch nur auf Annehmen gedrückt, da prasselte Danes Stimme direkt auf ihn ein. Seine Augen waren etwas geweitet, zum Teil weil er die Anspannung des Dämons schon hören konnte, zum Anderen weil seine Mutter noch immer mit im Raum war und ihn ebenso verwundert anschaute wie er selbst.
      "Dane, fahr mal wieder runter. Mir geht's gut, hier wird niemand irgendwo als Geisel gehalten und nein, du fährst nicht hier vor", gab der junge Mann bestimmt zurück, doch seine Mutter fing schon wieder an zu gestikulieren.
      "Wenn er schon so reagiert, dann steht er wirklich gleich hier, Mireaux."
      "Ma, nicht der volle Name", zischte Ro seiner Mutter zu, nachdem er mit seiner Hand das Mikrofon seines Handys versuchte, abzudecken. "So funktioniert das hier nicht."
      Im Hintergrund hörte Ro das satte Geräusch von Verkehr und der Straße. Dane rief ihn von unterwegs an. Um diese Uhrzeit. Er hatte seine Arbeit frühzeitig verlassen. Schon wieder. Da erklang schon wieder Danes Stimme aus dem Lautsprecher, sodass Ro das Handy wieder näher an sein Ohr hielt. Sicher ließen sich einige Probleme mit Distanz lösen. Aber nicht jenes, dass der junge Mann wegen so einer Lappalie Danes Tag völlig über den Haufen warf. Sie mussten sowieso noch mal darüber reden, warum er auf einmal so stark reagierte. Überreagierte.
      Es verstrich ein Augenblick, dann sagte Ro die magischen Worte: "Schick keinen Wagen. Hol mich ab. Ich lauf die Straße ein Stück runter."
      Mit diesen Worten klemmte er sich sein Handy zwischen Ohr und Schulter, warf sich seine Sporttasche über und schob sich an Cecilia vorbei. Diese klopfte ihrem Sohn lediglich aufmunternd auf die Schulter. Endlich wurde ihr Sohn flügge. Besser spät als nie.
      Ro konnte nicht verhindern, dass er verhältnismäßig laut die Treppen ins Erdgeschoss herunter polterte. Er schaffte es gerade noch in den Eingangsbereich, die rettende Tür schon im Blick, da löste sich Aimerics Gestalt aus einem der abzweigenden Flure. Sein Vater hatte seinen Anzug gegen ein etwas lockerer geschnittenes Hemd getauscht, doch die Falthose war die gleiche geblieben. Sein Blick war eisern als er seinen Sohn musterte und dann einen Blick auf die Tasche und das Handy an dem Ohr seines Sohnes warf.
      Ro hielt nur einen Moment inne, dann ging er unbehelligt seines Weges gerade zu auf die Eingangstür zu.
      "Sag mir nicht, du flüchtest."
      Ros Schritte verlangsamten sich nur marginal, kein Blick warf er zu seinem Vater. Hätte er es getan, hätte der junge Drakin den Älteren längst kommen sehen. So spürte Ro nur Aimerics Griff an seinem Arm, der ihn hart zurückriss, sodass ihm das Handy zwischen Ohr und Schulter auf den Boden fiel.
      "Ich hab gesagt, fass mich nicht nochmal an", fuhr Ro den größeren Mann an, der völlig unbeirrt den Arm seines Sohnes im Griff hatte.
      "Wie stellst du dir das eigentlich vor? Flüchtest zu einem Dämon nur weil er dir ein wenig Honig ums Maul schmiert? Wirklich? So viel gibst du auf deine Familie?"
      "Familie? Das hier ist ein Irrenhaus und keine Familie", blaffte Ro ihn rigoros an und war gerade zu dabei, sich in Rage zu reden.
      Beide Drakin spürte, wie sich ihre Auren gegeneinander aufzuschaukeln begannen. Immer stets bedacht, Oberhand über die andere zu bekommen. Aimerics Augen hatten bereits begonnen, sich tief saphirblau zu verfärben, während Ros Augen in das komplette Gegenteil umschlug.
      Aimerics Griff um Ros Arm wurde so stark, dass der junge Mann schmerzerfüllt sein Gesicht verzog. Es war allerdings die erdrückend schwere Magie seines Vaters, die Ro fast in die Knie zwangen und ihn leise stöhnen ließ. Aimeric beugte sich zu seinem Sohn bis seine Lippen nah an dessen Ohr waren.
      "Ich hätte nicht gedacht, dass mein Sohn sich von einem Dämon das Hirn rausvögeln lässt."
      Das riss Ros Gedankenwelt vollständig ein. Für jemanden, der Auren sehen konnte, war der junge Drakin ein einziger Feuerball, als er regelrecht explodierte. Die ungerichtete Energie trieb selbst seinen Vater in den Rückzug, der ihn freigab und ein paar Schritte zurückwich. Das erste Mal in seinem Leben sah der Sohn Überraschung in den Augen seines Vaters. Mehr brauchte es nicht.
      Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden flüchtete Ro Hals über Kopf nur mit der Tasche aus dem Haus. Er ließ die Tür weit offen hinter sich zurück als er die EInfahrt hinunter sprintete, seine Haut ein einziges Spektakel aus blauen Farbnuancen. Es war ihm egal. Egal, wer ihn sah, egal was dann geschehen mochte. Jetzt gerade hatte er nur noch im Sinn stehen, von seinem Elternhaus zu flüchten. Er rannte schwer atmend die Straße hinunter in der Hoffnung, Danes Wagen entgegenzulaufen. Hoffte, dass er seinem Wunsch nachgekommen war.

      In der Eingangshalle sah Aimeric seinem Sohn hinterher. Dann hob er das Handy auf, das immer noch eine Verbindung zu Dane aufrecht erhalten hatte. Er blinzelte ein paar Mal, dann nahm er das Handy ans Ohr.
      "Es ist mir egal, was Sie sich von dem Jungen erhoffen. Er wird ihnen nichts bringen, er ist nutzlos."
      Damit beendete Aimeric das Telefonat, steckte das Gerät in seine Hosentasche und kehrte ins Wohnzimmer zurück.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane hätte vielleicht geschmunzelt ob des Gespräches zwischen einer Mutter und ihrem Sohn im Hintergrund, wäre er nicht bereits auf hundertachtzig. Allerdings dimmte diese Vertrautheit zwischen Ro und seiner Mutter seine Wut ein wenig. Sie schien tatsächlich ein Ruhepol für Ro zu sein. Das konnte Dane nur gutheißen.
      "Schick keinen Wagen. Hol mich ab. Ich lauf die Straße ein Stück runter."
      Dane setzte sofort den Blinker, ignorierte das Hupen von dem Idioten hinter sich an der Ampel, als er spontan die Richtung änderte und eher weniger legal abbog.
      "Ich bin in zehn Minuten da", versprach er Ro und drückte auf's Gas.
      Die Auseinandersetzung, die er in den folgenden Minuten mit anhören musste, ließ ihn noch mehr der Straßenverkehrsordnung in den Wind schlagen. Er drückte sogar einen Anruf von Mace weg, der sich sicherlich wegen der Aufregung meldete. Dane war egal, ob das Mace störte oder nicht.
      Er nahm die letzte Kurve als wäre er Teil des Fast and Furious Franchises und hielt direkt neben Ro. Sobald der junge Mann in seinem Wagen war fuhr er weiter. Er sagte kein Wort, als er in Richtung des Anwesens fuhr.
      "Tut mir leid, Ro, aber du hast dein Telefon vergessen", kommentierte Dane, als er im Parkverbot anhielt und ausstieg.
      Er hielt sich nicht damit auf, um Einlass zu bitten. Er legte seine Hand auf das große Tor, das das Anwesen vom Rest der Welt trennte, und brannte das Schloss mit einem einzigen Gedanken durch. In seinen Augen loderte das Feuer einer Dimension, die nur wenige kannten und noch weniger überlebten.
      Dane hämmerte solange gegen die Tür, bis ihm jemand aufmachte. Dann stürmte er in die Eingangshalle.
      "Aimeric! Du hast mir was zu sagen? Hier bin ich. Sag's mir ins Gesicht!", forderte er.
      Er würde dieser übergroßen Blindschleiche jetzt seine Meinung geigen, ob Ro wollte oder nicht. Aimeric war zu weit gegangen und Dane würde nicht still nebendran sitzen, während Ro sich vor dieser Konfrontation drückte oder sich rausredete. Die Situation war eindeutig schlimmer, als Dane bislang vermutet hatte und er würde diesem Mann jetzt den Spiegel vorhalten. Schließlich war es das, was Dämonen taten: Sie zeigten einem das, was tief in einem selbst schlummerte.

      Draußen, in der völlig überteuerten Luxuskarre, klingelte Dane's Smartphone erneut über den Lautsprecher. Laut der lieblichen Computerstimme war es ein Anruf von Mace.
    • Ro sah von Weitem bereits Danes Wagen und eine Welle der Erleichterung überflutete ihn. Er riss die Wagentür auf, da hatte das Auto noch nicht einmal gehalten, warf die Tasche auf den Rücksitz und stieg nach vorn auf den Beifahrersitz. Sein Gesicht musste furchtbar aussehen, aber das war nichts gegen den Gesichtsausdruck, den der Dämon gerade zur Schau trug.
      Ro rutschte sein Herz in die Schuhe.
      Er starrte den Mann am Steuer wortlos an als dieser zum Anwesen zurückfuhr, im Parkverbot hielt und mit einer fahrigen Bemerkung den Wagen verließ. Ro war drauf und dran ihm zu folgen, da unterbrach ein Klingeln sein Handeln. Anstatt mit der Stimme des Bordcomputers zu reden, fingerte er fahrig nach Danes Smartphone nahm dort den Anruf an und presste sich das Gerät förmlich ins Gesicht.
      "Er ist im Anwesen und konfrontiert Aimeric! Mach was!", brüllte der junge Mann panisch während er noch sah, wie sich Dane eigenmächtig Einlass zum Anwesen gewährte.

      Dane stand mutterseelenallein in der Eingangshalle, nichts reagierte im ersten Augenblick auf Danes Ruf.
      Dann kam Bewegung aus einem Seitenflur. Jemand hatte eine Tür hinter sich zugeschlagen und eilte den Flur entlang. Im nächsten Augenblick schoss eine Frau um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr malerisches Gesicht war so blass wie jenes einer Porzellanfigur. Ihre schieferfarbenen Haare und das mittlere Altern bestätigten sie als Cecilia.
      "Mr. Blackwell", brachte Ros Mutter angespannt hervor während man sah, dass sie unentwegt nervöse Blick nach hinten in den Flur warf. "Ich hatte eigentlich gehofft, Sie unter einem anderen Umstand anzutreffen... Mireaux hat mir so viel erzählt und ich -"
      "Er will nicht mit dir sprechen sondern mit mir."
      Cecilia erstarrte umgehend und senkte leicht den Blick, als Aimeric aus dem Seitenflur trat. Noch immer saß seine Frisur perfekt, der Ausdruck mehr als nur unterkühlt in seinen Augen. Sie waren direkt in das vollste Saphirblau umgeschlagen und wenn man genau hinsah erkannte man kleine, knöcherne Spitzen, die sich aus seinen hellblonden Haaren langsam hervorschoben. Er hatte seine Hände lässig in den Taschen vergraben, Ros Handy zeichnete sich unter dem Stoff deutlich ab.
      "Sie möchten es gerne noch einmal persönlich gesagt bekommen?", hob der alte Drakin seine Stimme wieder an und wahrte den distanzierten Umgangston, "Schön. Der Junge ist nutzlos. Für sie. Für uns. Lassen Sie ihn einfach ziehen und er wird vielleicht irgendwann seinen Platz finden. Aber das ist es nicht, richtig?"
      Was zunächst nur unterschwellig begonnen hatte, nahm nun so große Ausmaße an, dass Cecilia zurückstolperte bis sie die Wand im Rücken als Stütze fühlte. Aimerics Aura hatte zusammen mit seiner Magie den kompletten Eingangsbereich geflutet und machte damit deutlich, dass das hier sein Terretorium war. Ihm war es egal, ob da ein Dämon vor ihm stand oder nicht.
      "Sie haben Ihren Kopf an den Jungen verloren. Wie hat er das angestellt, frage ich mich? Was hat der Junge gemacht, damit sich der berüchtigte Dane A. Blackwell in eine mangelbehaftete Echse verliebt?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"