A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Mace lachte leise.
      "Dane ist zu sehr Gentleman, um mir einfach so alles über den scharfen Typen zu verraten, in den er sich scheinbar verknallt hat. Ich weiß das, dass dein Name Ro ist, und wie du aussiehst. Und dass ihr beiden irgendeinen Deal am Laufen habt. Mehr nicht. Ich schätze, jetzt weiß ich auch, dass du eher Trinkschokolade zum Frühstück willst, als Kaffee. Ich hab zwar schon mit weniger gearbeitet, um jemanden zu finden, aber viel ist es trotzdem nicht."
      Der Dämon zuckte etwas umständlich mit den Schultern. Er war die Ruhe selbst, obwohl er eine Verletzung aufwies, die einen Menschen - und auch einige Magische - mit Sicherheit getötet hätte. Zwar blutete er Danes Couch nicht voll - er wusste es besser, als das nochmal zu machen - aber die Verletzung war mit Sicherheit nicht angenehm.
      "Ich bin eben ein Zuckermäulchen, was soll ich sagen? Du weißt doch bestimmt Bescheid über dämonische Macken, oder? So wie du mein Shirt gerade ungefragt zusammengelegt hast", er zwinkerte Ro grinsend zu, "meine ist eben Zucker. Ich weiß nicht warum. War schon immer so. Und lass dir eins sagen: in den letzten hundert Jahren hat die Menschheit einen ziemlich großen Sprung in der Hinsicht gemacht. Ich möchte es nicht missen. Aber sowas wie ein Apfel geht auch. Ich muss mich jetzt nicht ausschließlich von Torte und Eiscreme ernähren, falls du das wissen willst. Hast du irgendeine Macke? Ist ja nichts ungewöhnliches bei Magischen im Allgemeinen. Greg zum Beispiel, das ist mein Schwager, der ist ein Wolf-Shifter und hat die wundervolle Angewohnheit, einfach ein paar Runden um den Block zu rennen, wenn er wütend wird. Und Zeph - das ist meine Schwägerin und Gregs Partnerin - die hat die Macke, dass sie immer-"
      "Mace!"
      Dane stellte eine kleine, schwarze Holzkiste auf dem Couchtisch ab. Kurz hob sich seine Augenbraue, als er das zusammengelegte T-Shirt erblickte. Mace machte sowas normalerweise nicht.
      "Würdest du wollen, dass man alle deine Geheimnisse ausplaudert?"
      "Sorry. Aber Ro hat gefragt!"
      "Und dein Plappermaul hat übernommen, ich weiß. Jetzt halt still und lass mich machen. Darf Ro zusehen? Er ist sehr interessiert an meiner Siegelmagie."
      "Klar! Dich mal dazu zu kriegen, das jemandem zu zeigen? Wie kann ich da Nein sagen? Macht ihr zwei nur."
      Mace machte es sich ein letztes Mal bequem, dann verstummte er. Dane bedeutete Ro mit einem Nicken, sich zu ihm zu gesellen, als er die Kiste öffnete. Darin befanden sich haufenweise kleine Gläschen, alle mit Tinte in verschiedenen Farben gefüllt. Der Deckel der Kiste hielt eine ganze Reihe an Füllern und sogar Schreibfedern. Dane holte die Fläschchen heraus, die alle in einem Einsatz für die Kiste standen. Darunter lagen in der Kiste einige Stücke verschiedenen Papiers, Pergaments und Stoff. Wieder war der Inhalt in zwei Hälften geteilt: die eine war gefüllt mit unbeschriebenen Teilen, die andere mit fertigen Siegeln. Dane holte ein paar der fertigen auf Leinen heraus. Diese ähnelten dem, das er verwendet hatte, um sich um Ro's Kopfverletzung zu kümmern. Dann nahm er noch ein paar leere Stücke aus einem anderen Stoff aus der Kiste. Er betrachtete Mace's Verletzung und entschied sich dann für einen Füller, und nach ein bisschen hin und her fand er auch die richtige Tinte.
      "Ich kann meine Magie ziemlich präzise anwenden, das weißt du ja schon", erkläre Dane, als er sich neben Mace auf den Boden kniete. Diese Siegel", er legte die bereits fertigen genau auf die Risse in Mace's Rücken, "erlauben mir, diese Kontrolle auch in einem anderen Körper aufrecht zu erhalten, ohne diesen Körper dauerhaft berühren zu müssen. Das Siegel ist wie ein Computerprogramm, das den elektrischen Impulsen - oder eben meiner Magie - sagt, was sie zu tun hat."
      Er berühre jedes der drei Siegel mit zwei Fingern und sandte seine Magie hinein. Die Zeichen auf dem Stoff leuchteten sanft auf, als sie ihre Befehle erhielten. Dann ließ Dane los und das Leuchten verschwand.
      "Diese Siegel regen die natürlichen Heilkräfte des Körpers an. Ich spule die Heilung also quasi vor. Da es sich hierbei aber um eine Verletzung durch einen Manticore handelt, müssen wir und auch um Gift Sorgen machen."
      "Was kann ich denn dafür, wenn die Mietze mich einfach als Kratzbaum benutzen will?", beschwerte sich Mace durch ein Kissen hindurch.
      "Ruhe", mahnte Dane und legte die blanken Stofffetzen an gezielten Stellen um die Risse in der Haut herum.
      Dann tauchte er seinen ausgewählten Füller ins eine ausgewählte Tinte und fing an zu zeichnen. Dabei murmelte er kaum hörbar einige Worte in einer sehr gutturalen Sprache, die in dieser Dimension nicht existierte. Die Worte hatten keine Auswirkung auf seine Magie. Es war nur eine weitere Eigenart, die Dane früh in seinem Leben erlangt hatte. Die Runen leuchteten auf, sobald er sie fertig gezeichnet hatte. Die Tinte war noch nicht einmal trocken, da begannen sie schon zu arbeiten. Und da Mace ein Dämon war und so eng mit Dane verbunden, konnte man im wahrsten Sinne des Wortes sehen, wie sich die Risse auf Mace's Rücken langsam aber sicher schlossen.
      "Es sieht einfacher aus, als es ist, das muss ich gestehen. Aber ich habe auch einiges an Erfahrung", erklärte Dane, "Jemanden heilen, insbesondere jemanden, der zu einer energiereichen Art gehört, ist mehr als nur fortgeschritten. Anfänger beschränken sich auf lustige Sachen wie das Verschließen von Dingen."
      Dane packte alles wieder ordentlich zusammen - nachdem er den Füller gründlich gereinigt hatte - und betrachtete Mace kurz. Zwar ging die Heilung schnell von statten, aber das forderte auch seinen Tribut. Mace machte bereits ganz friedlich ein Nickerchen.
      "Mace wird eine Weile brauchen, um wieder auf den Beinen zu sein. Ich weiß, man soll nach dem Essen nicht schwimmen gehen, aber wie sieht's aus? Immer noch scharf auf den See? Sobald ich meine Küche aufgeräumt habe, natürlich. Entschuldige..."
    • Wusste Mace nicht, dass Ro ein Drakin war? Von dieser Theorie rückte er sehr schnell meilenweit ab. Nach allem, was er wusste, war der Zuckermonster gut im Aufspüren. So jemand würde wissen, dass er zumindest zu den d'Apchiers zählte und es eindeutig war, zu welcher Art er gehörte. Warum hatte Mace das dann nicht offen gesagt?
      Seine Gedankengänge wurden allerdings jäh abgebrochen, als der Dämon anfing so viel zu quasseln wie er selbst, wenn die Fragen wie ein Wasserfall aus seinem Mund quollen. Da verstand er, warum Dane manchmal etwas pikiert reagierte und musste schmunzeln. Gerade wollte er einen Kommentar zu den Macken abgeben, da kam Dane zurück ins Zimmer.
      Lobe mich, dass ich deinen kleinen Freund noch nicht zerfetzt habe.
      "Daaanke, ich komm schon", flötete Ro, um sich von seiner Stimme abzulenken und sich neben dem Couchtisch auf den Boden setzte, um seinem Dämon bei der Arbeit zuzusehen.
      Es war unwiderstehlich. Was für Mace eine besonders tolle Sorte Eis sein mochte, war für Ro die Magie, die sich innerhalb der Leinenstücke kanalisierte und ungeachtet dessen Partikel in der Luft absonderte. Wie ein Süchtiger atmete er tief ein, schmeckte nicht mehr den Torf auf seiner Zunge sondern einen leicht verbannten Geschmack. Seine Haut kribbelte in Erinnerung an das, was Dane mit dieser Magie auch bei ihm hatte anstellen können. Das lenkte ihn soweit ab, dass die Erklärungen zu Danes Kunst ihn durchaus erreichten, aber vielleicht nicht so aufmerksam verarbeitet werden konnten, wie es normalerweise der Fall gewesen wären. So fühlte es sich nur wie ein paar Sekunden an, die Dane brauchte um das Plappermaul ins Land der Träume zu bugsieren.
      "Ich bin sowas von scharf auf den See", betonte Ro und stand schon auf den Füßen, da hatte er sein letztes Wort noch nicht einmal gesprochen, "wie ich dich einschätze wirst du nicht einen Fuß ins Wasser kriegen. Also lass das mit dem Essen mal meine Sorge sein. Mich stört's nämlich nicht."
      Wenn die Bedingung war, die Küche aufzuräumen, dann war sie spielend leicht zu erfüllen. Dane war noch mit zusammenpacken beschäftigt, da war Ro bereits in die Küche entschwunden und zollte dieses Mal auch der angepriesenen Spülmaschine seinen Respekt. Da er davon ausging, dass sich Danes Ordnungszwang sogar bis in die Aufteilung der Spülkörbe erstreckte, machte er sich einen Spaß daraus, alle Geschirrteile tatäschlich geordnet in den Körbe zu verstauen. Dabei belächelte er eher sich selbst, dass er auf solche Kleinigkeiten überhaupt einen Deut gab. Als sich Ro das nächste Mal umdrehte, war Dane bereits in der Küche angekommen und war dabei, die restlichen Lebensmittel an ihre angestammten Plätze zu verstauen und Reste in den Kühlschrank zu räumen.
      Nach ein paar Minuten sah die Küche wieder so aus, wie sie sie gestern Abend verlassen hatten. Trotzdem kam der Drakin nicht drum herum seine Hand über den Marmor der Kücheninsel gleiten zu lassen. "Seht ihr eigentlich die Rückstände von Auren?", fragte er nachdenklich nach. Wenn ja, dann hätte Mace Rückschlüsse ziehen können, dass sich die Nacht definitiv nicht nur auf das Schlafzimmer beschränkt hatte.
      Ro murmelte etwas unverständliches, dann schlug er seine flachen Hände auf den Stein, so als reiße er sich aus tiefen Gedanken.
      "Ein See hab ich gehört. Dann mal los, ich bin gespannt!"

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Ro's Tatendrang war nur zu entzückend. Das würde sich Dane merken: Das Versprechen, von Mace wegzukommen und ein Gewässer reichten aus, um Ro in Schwung zu bringen.
      Er nahm sich einen Augenblick um Ro zu beobachten. Zugegeben, dieser Moment bestand daraus, seinen Hintern anzustarren, als er sich zur Spülmaschine vorbeugte, aber was war schon ein bisschen Voyeurismus unter Liebhabern? Dann aber riss sich Dane von der hübschen Aussicht los und beschäftigte sich in aller Ruhe mit seinem Kühlschrank. Als die Küche wieder aufgeräumt war, schrieb er noch eine kleine Notiz auf einen Post-It für Mace, den er an den Kühlschrank klebte.
      "Nein, können wir nicht. Jemand wie Mace, der ein Talent zum Spurenlesen hat, kann aber Formen der Magie voneinander unterscheiden. Er sieht sie nicht. Er sagt immer, es ist als würde man einen Geruch schmecken. Aber das, was du machst, kann er nicht. Er muss sich darauf konzentrieren und im Idealfall benutzt sein Ziel Magie aktiv, das macht es ihm einfacher. Aber so ein Talent findet man nur äußerst selten unter Dämonen. Neben Mace kannte ich nur einen anderen, der so etwas bewerkstelligen konnte. Wir sind keine Spurensucher von Natur aus. Unsere Stärken liegen im Handeln. Es gibt zwar nicht viele Dämonen in dieser Dimension, aber neun von zehn sind Geschäftsleute auf die ein oder andere Art. Selbst Mace ist einer, streng genommen. Er benutzt nur eben seine Talente dafür."
      Dane brachte schnell die Kiste mit seinen Siegelzutaten nach oben und holte bei der Gelegenheit sein Jackett. Das hatte er schon übergeworfen, als er wieder unten ankam. Außerdem trug er jetzt passende Schuhe.
      "Nach dir", meinte Dane, als er die Glasschiebetür zu seinem Garten öffnete und gestikulierte Ro hinaus.
      Er zog die Tür hinter sich zu und bot Ro seinen Ellenbogen an, bevor er mit dem jungen Mann über die weite Wiese in Richtung des kleinen Wäldchens schlenderte.
      "Ich hoffe, Mace hat dich nicht zu sehr in Grund und Boden geplappert. Das kann er nämlich genauso gut, wie Leute aufzuspüren."
    • Mace war auch noch etwas Besonderes unter ihrer Art.... das wurde ja immer besser.
      Leichtfüßig trat Ro durch die Schiebetür nach draußen und hielt dort einen Moment lang inne. Hier umspielte ihn wieder der sanfte Zug des Windes und trug ihm Nachrichten aus weiter Ferne zu. Er schloss kurz die Augen, legte den Kopf leicht in den Nacken und tat einen einzigen tiefen Atemzug.
      Dann hatte Dane wieder seine volle Aufmerksamkeit. Ohne zu zögern hakte sich Ro in den ihm angebotenen Ellbogen ein und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Es hätte Gewittern und Stürmen können - nichts davon hätte das breite Lächeln in seinem Gesicht schmälern können. "Sag mir nicht, du trägst mich auch noch wie 'ne Prinzessin, wenn ich dich darum bitte."
      Wissentlich ließ sich der Drakin von dem Dämon führen, der genau wusste, wohin er gehen wollte. Doch auch ohne seine Führung wusste Ro exakt, in welcher Richtung sich der See befand. Der Wind trug Kunde zu ihm, seine innere Natur reagierte unweigerlich auf größere Ansammlungen von Wasser. Besonders, wenn sie nicht menschlicher Natur waren.
      "Ach, passt schon", winkte er beiläufig ab während er sich merkte, aus welcher Richtung sie gekommen waren, "jetzt weiß ich wie du dich fühlst, wenn ich meine Klappe nicht halten kann."
      An die Beschreibung der Wiese erinnerte sich der junge Mann. Den Tag zuvor hatte Dane ihm einen groben Aufriss der Umgebung mitgeteilt, durch die er schätzen konnte, wieviele Land ihm gehören mochten. Um diese Zeit brauchte er sich außerdem wohl eher weniger Gedanken darum machen, ob ihnen Passanten oder Shifter über den Weg laufen mochten.
      "Wer ist Aaron?" Er hatte gerade mal die paar Meter aus dem Haus geschafft, da konnte er die Fragen doch nicht mehr zurückhalten. "Übrigens war die Wunde auf Maces Rücken nicht sonderlich schwer vergiftet. Der Energiefluss war nicht angegriffen, Mantikorgift ist da allerdings ziemlich rigoros. Löst die Bahnen einfach auf und tötet dadurch ganz gern." Eine seltsame Erklärung, wenn man nicht zu denjenigen Wesen gehörte, die sich mit Auren und Lebensenergien auskannten. Er hatte schon einige Verletzungen gesehen dank seines Onkels, der aufgrund seines Berufes ständig mit Zwischenfällen Sonderart konfrontiert wurde. Daher wusste Ro auch, welche Verletzungen für sie generell gefährlicher waren als andere und wie sie wirkten.
      Wieder rümpfte der Drakin die Nase. "Ist aber nicht mehr sehr weit", bemerkte er und fühlte, wie eine Grundspannung langsam von ihm abzufallen begann.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane hatte eigentlich nur darauf gewartet, dass Ro Fragen stellte.
      "Was das Heilen angeht, gehe ich lieber auf Nummer sicher, aber danke für die Information."
      Auch Dane hatte schon die ein oder andere Auseinandersetzung mit einem Manticore gehabt. Einmal hätte ihn das beinahe seinen Arm gekostet. Damals hatte er gelernt, dass er immer Heilsiegel in Reserve haben sollte, nur für den Fall der Fälle. Heutzutage hatte er zwar weniger Probleme mit der magischen Fauna, aber man konnte ja nie wissen, wann einem mal ein Drakin mit Kopfverletzung vor die Füße fiel.
      "Aaron ist ein Bekannter von mir. Einerseits ist er ein sehr rechtschaffener Typ, andererseits ist er ein humanoider Unfall, den niemand auch nur im Traum versichern würde. Hin und wieder gebe ich ihm einen Auftrag, jemandem im Auge zu behalten, der Gefahr läuft, gehörig Mist zu bauen. Ist das der Fall, ist Aaron der beste Mann, denjenigen dann hops zu nehmen. Und bevor du fragst: Ich werde dir nicht sagen, was er ist. Du kannst das zwar meistens erkennen, aber danach zu fragen ist eigentlich ziemlich unhöflich. Was deine kleine, eifersüchtige Ader angeht," Dane stupste Ro mit seinem Ellenbogen an und grinste, "Musst du dir wegen Aaron keine Gedanken machen. Der arbeitet sich gerade noch durch ein gebrochenes Herz und selbst wenn nicht, dieser Mann ist das Chaos in Person, absolut unerträglich. Selbst Mace vermeidet es, mit ihm rumzuhängen oder gar zu arbeiten."
      Kaum hatten sie den Wald erreicht, stieg Danes Level an Unzufriedenheit an. Nicht so sehr wie in dem anderen Wald, zu dem Ro ihn geschleift hatte, aber doch deutlich. Er wusste ungefähr, was in diesem Wald lebte, dank seiner Nachbarn, und dass es hier keine plötzlichen Überraschungen durch Passanten geben würde. Aber Natur war immer noch zu großen Teilen Chaos, Unordnung und Zufall. Glücklicherweise war es nicht weit bis zum See. Unglücklicherweise machte es das nur bedingt besser.
      Ein paar Minuten später erreichten sie dann das Gewässer. Der See war nicht besonders groß, ein gewöhnliches Schwimmbad hatte Becken dieser Größe. Allerdings war der See sehr schnell mehrere Meter tief. Auf der Oberfläche schwammen ein paar Wasserlinsen und Seerosen, aber der See war nicht zugepflastert damit. Das Gras auf der kleinen Lichtung drum herum war wild, aber nicht allzu hoch, und an einem Punkt lagen sogar ein paar gezielt gefällt Baumstümpfe als Bankersatz. Dane wusste, dass seine Nachbarn auf alles hier achtgaben und den See regelmäßig nutzten, daher war die Lichtung relativ aufgeräumt - zumindest im Vergleich mit dem Rest dieses Wäldchens.
      "Da wären wir. Viel Spaß beim Planschen. Aber komm raus, wenn deine Finger runzlig werden, ja? Nicht, dass dir noch Schwimmhäute wachsen", scherzte Dane, als er sich von Ro löste.
      Er konnte allerdings dem Drang nicht widerstehen, Ro auf die Schläfe zu küssen, als er das tat.
    • Nun, da Ro wusste warum Danes Level an Unwohlsein subtil anstieg, kaum hatten sie einen Fuß in den Wald gesetzt, machte er sich weniger Sorgen darum. Vielmehr musste er darauf achten, den Mann an seiner Seite damit nicht noch weiter aufzuziehen.
      Schließlich fiel sein Blick auf die spiegelglatte Oberfläche des kleinen Sees, wie man es ihm versprochen hatte. Normalerweise hätte man Wasservögel oder zumindest Enten erwartet, doch von ihnen fehlte jede Spur. Höchstens ein paar Frösche, die am Ufer und auf den Seerosenblättern saßen, brachen die glatte Wasseroberfläche wenn sie sich ins tiefe Nass retteten. Ein weiterer Blick reichte aus um zu bemerken, dass man den See und die Lichtung nicht verwildern ließ. Jemand sorgte sich sogar darum, dass das Schilf nicht zu hoch wuchs.
      "Das ist ja schön, dass du mir viel Spaß wünschst. Wolltest du nicht, dass ich dir das Schwimmen beibringe?", fragte Ro im Gegenzug und konnte das Aufblitzen eines schiefen Lächelns nicht unterdrücken, als sich Danes Lippen kurz warm an seiner Schläfe befanden.
      Das erste, was Ro noch an Ort und Stelle tat, war sich von seinen Schuhen zu trennen. Sicher, er hätte auch mit seinen kompletten Klamotten in den See springen können, aber da es a) nicht seine waren und b) es doch einen Unterschied machte, ob sich Stoff an seinen Körper schmiegte oder nicht, würde er sich früher oder später von dem meisten entledigen. Zuerst waren es nur die Socken, die er in seine Schuhe stopfte und hinüber zu den Baumstümpfen streifte, um dort seine Sachen abzulegen. Hinter ihm folgte Dane wie ein Schatten seiner selbst, immer bedacht, weder zu nah zu kommen noch den Anschluss zu verlieren.
      Der Drakin hatte dem Dämon noch den Rücken zugekehrt, als er die Schuhe auf dem ersten Stumpf ablegte. Dann warf er einen Blick über seine Schulter zu seinem Begleiter, der seine Augen praktisch nicht von dem jungen Mann lösen konnte. Ro lächelte, seine Fingerspitzen spielten mit dem Saum des T-Shirts. "Du hast den See nur vorgeschlagen weil du mich nackt in freier Wildbahn sehen willst", sagte Ro.
      Er überkreuzte die Hände, griff nach dem Saum und zog das Shirt betont langsam hoch bis er es sich über den Kopf streifen konnte, es faltete und neben seine Schuhe legte. Ab jetzt schenkte er Dane keinen weiteren Blick mehr. Das Gleiche tat er mit der geliehenen Jeans. Lediglich die Boxer ließ er an. Man wusste schließlich nie, ob auf Danes Grund plötzlich jemand auftauchte, den er kannte und nicht unbedingt die volle Ansicht seines neuesten Gespiels zeigen wollte.
      "Wenn du mit dazukommen willst - nur keine Scheu."
      In den Augen des Drakin lag Wärme als er Dane mit einem Blick bedachte. Dann machte er sich auf den Weg zum Ufer des Sees. Was für einen Außenstehenden absolut unspektakulär aussah war für den Drakin ein bedeutsames Stückchen Fußweg. Mit jedem Schritt den er durch das Gras tat und sich der Boden zwischen seinen Zehen formte, bekam er ein Gefühl für das Leben im näheren Umkreis. Als würde alles, was lebte, einen Puls aussenden und ihm verraten, wo sie waren.
      Vor der Wasserlinie stoppte er, hockte sich hin und tauchte die Fingerspitzen seiner linken Hand ins Kühle nass. Binnen Sekundenbruchteilen erfuhr Ro, dass er hier nicht auf unschöne Überraschungen treffen würde. Die Fische im tieferen Abschnitt des Sees wurden zwar kurz nervös als sie die Präsenz eines Jägers wahrnahmen, das war es dann aber auch schon. Langsam zog er die Hand wieder zurück und richtete sich auf.
      "Angebot steht noch", rief er zu Dane herüber, der See trug seine Stimme allerdings noch eine ganze Strecke weiter.
      Mit weiten Schritten watete der Drakin in den See hinein. Er wusste ganz genau, wo der Abhang kam und eine Person mit unbedachten Schritten in die Tiefe riss. Er tat diesen Schritt ohne zu zögern und wurde im nächsten Moment vollständig von der Wasseroberfläche verschluckt. Nur die gebrochene Wasseroberfläche, die kreisrunden Wellen und ein paar Blasen verrieten, dass dort vorhin noch jemand stand.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane setzte sich auf einen der Baumstämme und überschlug die Beine. Den Blick konnte er nicht von Ro abwenden, selbst wenn er es versucht hätte.
      "Ich habe dir den See angeboten, bevor ich wusste, dass du mir genauso an die Wäsche willst, wie ich dir. Ursprünglich war dieses Angebot reingeschäftlicher Natur. Du erinnerst dich? Ich sagte dir, dass meine magische Recherchearbeit ziemlich schlauchend sein kann. Da ich lediglich wusste, dass du Wasser dem Land bevorzugst, wenn man dir die Gelegenheit gibt, hielt ich es für eine gute Idee, dir diesen Ort zum Entspannen oder sowas vorzuschlagen. Dass es nicht meine Arbeit sondern etwas anderes ist, was dich gut schlafen lässt, war zwar gewünscht, aber nicht in Stein gemeißelt. Aber ja, dich nackt zu sehen ist eindeutig ein Vorteil, den ich genießen werde. Auf dem Trockenen."
      Er beobachtete, wie sich Ro mit der Gegend vertraut machte. Es war faszinierend, diese Verbindung zu Gesicht zu bekommen. Dämonen waren von Natur aus auf Zerstörung gepolt. Zu sehen, wie sich jemand mit der Natur auf einem so tiefgreifenden Level verband war... wunderschön. Dane war tatsächlich ein bisschen neidisch, dass er so etwas niemals erleben würde. Er konnte Natur lediglich auf einem logischen Level bewundern, niemals aber die Verbindungen zwischen allem wertschätzen, wie es ein Künstler - oder ein Drakin - tat.
      Sobald Ro im Wasser verschwunden war, zog Dane sein Smartphone aus seinem Jackett. Er würde hier nicht einfach untätig herumsitzen, wenn er noch Arbeit zu erledigen hatte. Er klickte sich durch die E-Mails, die er gestern ignoriert hatte und begann damit, auf sie zu antworten. Er arbeitete oft unterwegs, ihm machte das hier also sehr viel weniger aus, als man vielleicht erwarten mochte. Zumal ihn seine Arbeit von dem herrschenden Chaos ablenkte.
    • Es war jedes Mal ein besonderer Moment, wenn das Wasser von wilden Gewässern einem die Luft über den Kopf abschnitt. Früher hatte Ro immer einen Augenblick Panik gehabt sobald sich das Wasser vollständig um seinen Körper geschlossen hatte. Doch mittlerweile genoss er das Gefühl, das im ersten Moment sich schwer auf seine Brust legte. Blasen stiegen von seiner Nase empor während er immer tiefer in den See absackte. Als er die Augen öffnete sah er besser und weiter als viele andere Lebewesen Unterwasser. Das Blau in seinen Augen begann zu flackern während er in aller Seelenruhe auf die Geräusche achtete, die dumpf an sein Ohr drangen.
      In einer Hinsicht hatte Dane völlig recht: im Wasser war Ro seiner inneren Stimme so nah wie sonst nie. Auch jetzt hörte er sie, wie sie tief in ihm rumorte, ein eigenes Leben führte. Bisher hatte er sie gehört aber nie sonderlich beachtet. Die kleinen Ausbrüche hin und wieder hatten ihm bereits gereicht.
      Doch nun streckte der Drakin sein Bewusstsein absichtlich nach der Stimme aus. Als er an dem Rande dieser Blase kratzte, schoss ein Schmerz durch seinen Körper. So gleißend, dass er sich krummen musste und mehr Luft aus seinen Lungen wich als beabsichtigt. Schreie oder eher ein Gekreische schallten durch seinen Geist als wollten sie seinen Kopf zum bersten bringen. Seine komplette Haut stand trotz des eiskalten Wassers in Flammen.
      Er musste hier raus.
      Mit kräftigen Armzügen brachte Ro sich der Oberfläche wieder näherte. Was sich als brennende Hitze auf seiner Haut äußerte, war ein stetiger Magiefluss, der aus seinen Poren förmlich triefte. Er wusste, dass es seine eigene war, obzwar sie sich unglaublich fremd anfühlte. Es kam einem Befreiungsschlag gleich, als sein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach und Luft seine Lunge flutete statt Wasser. Hustend kraulte Ro zum Ufer und brauchte erst einmal einen Moment als er endlich wieder Grund unter den Händen und Füßen hatte. Plump ließ er sich am Ufer einfach auf den Hintern fallen, um durchzuatmen. Das Licht brach sich auf seinem nassen Körper und betonte die blaue Farbe, die blass auf den Oberseiten seiner Arme zu sehen war. Ro verzog das Gesicht. Geahnt hatte er es ja.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane fand seinen Flow beinahe sofort. Seine Arbeit folgte immer einem ganz bestimmten Rhythmus, einem ganz bestimmten Muster. Ihm fiel es leicht, in den Arbeitsmodus zu wechseln. Zumal er damit rechnete, dass Ro eine Weile mit sich selbst und diesem Ding in sich selbst beschäftigt wäre.
      Als der junge Mann allerdings sehr viel früher und sehr fiel unkontrollierter als erwartet wieder aus dem Wasser auftauchte, riss das Dane aus seinen wundervoll geordneten Gedanken. Sofort packte er sein Smartphone weg - er wusste es besser, als es irgendwo herumliegen zu lassen, selbst wenn es sich um sein eigenes Grundstück handelte - und sprang auf, um zu Ro zu eilen.
      "Hey. Alles in Ordnung?", fragte Dane und ging neben Ro in die Hocke.
      Er musterte den Drakin eingehend. Dabei waren ihm die Schuppen oder was auch immer das mal werden wollte, vollkommen egal. Diese ganze Drachen-Sache war ihm gerade vollkommen egal.
      "Was ist da unten passiert? Ich nehme mal an, dein seelischer Mitbewohner war nicht besonders freundlich zu dir?"
      Sanft strich er Ro eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Er hätte doch ein Handtuch mitnehmen sollen. Aber Dane hatte sich darauf verlassen, dass Ro das selbst handhaben konnte.
    • "Das kann doch nicht sein beschissener Ernst sein", knurrte Ro und beachtete Dane nicht einen Augenblick lang.
      Sein Blick lag sturr auf die gebrochene Wasseroberfläche gerichtet. Noch immer brannte sein gesamter Körper, zwischen seinen geballten Fäusen hatte sich Schlamm aus dem Grund gesammelt. Noch nie hatte er sich so zerworfen gefühlt wie jetzt gerade. Da war etwas in ihm, das ein Teil von ihm war, und schien sich mit aller Macht dagegen zu wehren auch nur einen Augenblick lang mit Ro in Kontakt zu treten. Das war nicht richtig. Es sollte nicht so sein.
      Zwar hatte er das Wasser verlassen, die Stimme in seinem Inneren ließ sich allerdings immer noch klar lokalisieren. Er zog die Augenbrauen zusammen nachdem Dane ihm die Haarsträhnen, die in seinem Gesicht klebten, fortgestrichen hatte. Er würde nicht zulassen, dass ein Teil von ihm nicht nach seinen eigenen Regel spielte.
      Ein zweites Mal streckte Ro seine gedanklichen Finger nach der Blase aus und packte zu. Die Reaktion kam augenblicklich. Als hätte ihn ein Blitz getroffen krümmte sich der junge Mann zusammen, nicht gewillt, die Blase wieder loszulassen. Das Gekreische war mit einem Paukenschlag zurück und flutete seine Sinne bis er nur noch Weiß sah und kaum etwas hörte. Krampfhaft versuchte er aus dem Laut etwas zu verstehen, doch das Aussickern seiner Magie hinderte ihn effektiv daran. Sein Puls beschleunigte sich während er das Gefühl hatte, jede Hautzelle würde in Flammen stehen. Dieses Gefühl wurde begleitet von einem Farbwechsel auf Ros Körper. Seine Haut glich dem Flackern des Polarlichts am Himmel während verschiedene Farbtöne von weiß bis schwarz und diversen Blautönen über seinen Körper rauschten. Sein Rücken war dabei generell dunkler angehaucht als sein Bauch, der sich heller färbte. Hier und da gliterzten die gläsernen Schuppen, die gar nicht da waren. Dann wurde das Gekreische plötzlich abgelöst von einer unheimlichen Stille in seinem Kopf, gefolgt von einem Abebben des Hitzegefühls. Für einen Moment dachte Ro, er hatte es geschafft. Doch dann erklang ein neues Geräusch. Ein tiefes Hissen, das auch ohne Worte unmissverständlich für den Drakin war.
      Sofort löste er seinen gedanklichen Griff um die Blase und wurde hart in die Realität zurückgeschleudert. Jegliches Gefühl für Zeit war ihm abhanden gekommen, als er instinktiv nach Danes Hand griff und sie mit zittrigen Fingern festhielt. Es war das erste Mal, dass er wirkliche Angst demonstrierte, so nah an der Urangst angelehnt, wie wenn sich der Überlebensinstinkt einschaltete.
      "Er verwehrt mir den Kontakt", flüsterte Ro mit trockener Kehle, "etwas fehlt."

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dane begriff sofort, dass das hier kein einfacher Spaziergang mit ein bisschen Schwimmen mehr war. Er spürte die Gewalt von etwas völlig andersartigem in Ro's Inneren. Doch anstatt Ro damit allein zu lassen, klinkte sich Dane ein. Oder versuchte es zumindest. Was auch immer sich da mit Ro zankte wollte ihn nicht da haben. Beim ersten Aufeinandertreffen mit diesem Ding, hatte es Dane rausgeworfen. Dieses Mal ließ es ihn erst gar nicht rein.
      "Kannst du haben, du Mistvieh", knurrte Dane.
      Er schob seine Arme unter Ro, der gar nicht mehr auf ihn regierte, und trug ihn den gesamten Weg zurück zu seinem Haus.
      "Was ist los?" grummelte ein schläfriger Mace, der gerade erst wieder zu sich gekommen war und noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, sich etwas Süßes zu holen.
      Dane ignorierte ihn und stürmte die Treppe hinauf. Dank ihrer Verbindung bekam Mace trotzdem genug Kontext, um ihm hinterher zu eilen. Der blonde Dämon machte Dane die Tür zu seinem Schlafzimmer auf, wo Dane Ro sanft auf dem Bett ablegte, bevor er sich neben ihn setzte und noch einmal versuchte, Kontakt mit dessen Magie aufzunehmen. Noch immer bekam er keinen Zugang. Also griff Dane zu drastischeren Mitteln. Er zerrte sich das Jackett von den Schultern und warf es achtlos irgendwo hinter sich, zusammen mit seinem T-Shirt.
      "Uhm... Dane?"
      Mace konnte nichts anderes tun, als hilflos dabei zuzusehen, wie sich Dane darauf vorbereitete auf die Macht seiner Tattoos zurückzugreifen. Eine Macht, die er seit den Juni 1944 nicht mehr benutzt hatte.
      Dane legte die Fingerspitzen seiner rechten Hand auf eine der größeren Runen auf seiner linken Schulter. Von da aus zog er sie bis hinunter zu seinem linken Handrücken, Runenlinien folgend. Zumindest war das der Plan gewesen. Er war gerade an seinem Ellenbogen vorbei, die Runen hatten gerade angefangen, sanft zu leuchten, da griff Ro nach seiner freien Hand.
      "Er verwehrt mir den Kontakt. Etwas fehlt."
      Dane ließ von seinen Tattoos ab, das Leuchten erlosch beinahe augenblicklich, und er zog Ro in seine Arme. Noch nie in seinem Leben hatte er sich solche Sorgen um jemanden gemacht.
      Mace trollte sich, wohlwissend, dass das hier keine Situation war, die seiner Anwesenheit bedurfte, jetzt wo Dane wieder einigermaßen klar denken konnte. Er ließ auch den Dolch aus goldenem Licht wieder verschwinden, den er heraufbeschworen hatte, als Dane mit seinen Tattoos angefangen hatte.
      "Erschreck mich nie wieder so", forderte Dane, der immer Ro immer noch eng an sich presste.
      Im Augenblick war ihm herzlich egal, was Ro's Drache wollte oder nicht wollte. Diese Blindschleiche konnte ihm gestohlen bleiben, wenn alles, was er Ro geben würde, Schmerzen waren.
    • "Du hast recht. Er war schon immer da, aber zeigt sich nicht."
      Noch immer konnte Ro ganz genau lokalisieren, wo sein Selbst aufhörte und das Andere begann. Allerdings hatte er gar nicht richtig mitbekommen, dass Dane ihn wieder in sein Haus zurückgetragen hatte. Spuren von Maces Aura lagen in der Luft, subtil, bis auf einen Ort knapp hinter Dane. Wie eine kleine pulsierende Lichtkugel lungerte eine Ansammlung von Magie, die nach Zuckerwatte roch.
      Bei genauerer Betrachtung war der gesamte Raum geflutet mit magischer Energie. Der Drakin konnte seine eigene zu einem Großteil bestimmen. Der Rest stammte von Mace zu einem kleinen Teil. Der andere Teil kam von Dane, der den jungen Mann noch immer fest an sich presste. Diese Fetzen der Magie rochen, fühlten sich anders an als alles zuvor, was der junge Drakin von dem Dämon bisher gesehen hatte.
      "Was hattest du vor? Hattet ihr vor?", fragte er verunsichert nach. Das Kribbeln auf seiner Haut konnte von allem Möglichen stammen.
      "Alles okay, es ist nichts passiert. Es war nur... eine kurze Klärung der Standpunkte."
      Es brauchte ein paar Anläufe bis er sich aus Danes Umarmung lösen konnte. Das Wasser auf Ros Haut war kaltem Schweiß gewichen, er hatte ihn allen Ernstes nass und nur in seiner Boxer zurück ins Haus getragen. Erschöpft fuhr er sich mit der Hand durch das klamme Haar, um dann endlich einen ordentlichen Blick auf Dane und die Umgebung zu werfen.
      "Wieso liegt dein Shirt am Boden? Ungefaltet?"
      Besorgnis lag in Ros Stimme kaum hatte er Danes nackten Oberkörper sowie die Kleidung am Boden gesehen. Was auch immer in den letzten Minuten geschehen war schien ernsthafte Sorge in dem sonst so souveränen Mann ausgelöst zu haben. Erst da bemerkte er das Glitzern von Magiepartikeln an Danes Schulter.
      Sanft legte der Drakin die Finger seiner linken Hand an Danes Schulter, wo die große Rune ihren Ursprung hatte. Durch seine Bewegung zerstoben sich die Partikel und lösten sich schlussendlich auf.
      Das Problem war, dass Ro nun die Bestätigung hatte, worin das Problem lag. Dane hatte bis jetzt alles richtig gemacht, um den Drakin näher zu seinem Selbst zu bringen. Ihm hatten die Grundbedingungen gefehlt, doch jetzt war es ein einziger Punkt, der ihm den Kontakt zu seiner wahren Gestalt verwehrte. Und er hatte keinen Anhaltspunkt, wie er an diesen herankommen sollte.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Als sich Ro von ihm löste nahm Dane beinahe schon Haltung an. Er saß da wie ein Kämpfer in einem Dojo, auf den Knien, der Rücken gerade. Er atmete tief durch, um sich selbst wieder zu beruhigen. Ro sagte, es sei alles in Ordnung und langsam sah er auch wieder so aus, dass Dane es ihm glauben konnte.
      "Was hattest du vor? Hattet ihr vor?", fragte Ro.
      "Mace war nur hier, weil er wissen wollte, was los war. Ich bin ein bisschen ungehalten an ihm vorbeigerannt mit dir reglos und zu großen Teilen nackt in meinen Armen. Verzeih ihm seine Verwirrung. Was mich angeht...", Dane fuhr sich durch die kurzen Haare, "Ich glaube, ich war kurz davor mich mit einem immateriellen Drachen anzulegen..."
      Bei Ro's nächster Bemerkung blickte Dane über seine Schulter und seufzte. Dann schüttelte er den Kopf und schließlich lachte er leise. Wieder fuhr er sich durch die Haare. Dann stand er auf, gab seinen dämonischen Trieben nach und faltete das Shirt zusammen.
      "Aus dem gleichen Grund, aus dem du nass in meinem Bett liegst, schätze ich. Du stellst Dinge mit mir an, Ro. Eine Menge Dinge."
      Das zusammengelegte Shirt legte er ordentlich am Fußende des Bettes ab, dann verschwand er kurz im angrenzenden Badezimmer, um Ro ein Handtuch zu holen. Vor dem Spiegel hielt er kurz inne und senkte den Blick auf seine Schulter, die Schulter, die Ro gerade noch berührt hatte. War er wirklich gerade dabei gewesen, diese Rune zu nutzen? Für einen Mann, den er erst seit zwei Tagen kannte? Er schüttelte den Kopf, riss sich los von den aufkommenden Erinnerungen vom letzten Mal, als er diese Magie verwendet hatte.
      Als er zurückkam, reichte er Ro ein großes Handtuch, in das er sich auch einwickeln konnte - abtrocknen konnte er sich ja jetzt wieder mit seiner Magie - und setzte sich neben ihn auf den Bettrand.
      "Willst du herausfinden, was fehlt? Was dieses Vieh von dir haben will?"
      Dane hoffte auf ein Nein. Er hoffte darauf, sowas nie wieder miterleben zu müssen. Er wusste nicht, was er bereit war zu tun, sollte diese bessere Kröte in Ro's Inneren den jungen Mann verletzen.
    • Entgegen der Annahme, Ro würde Magie zum Trocknen nutzen, rubbelte er sich auf die klassische Art und Weise mit dem Handtuch ab. Immer wieder huschte sein Blick zu der verheißungsvollen Magieansammlung, die verführerisch duftend in der Luft waberte. Nachdem er seinen ganzen Körper einmal abgerieben hatte, konnte er nicht anders als die Finger zu der Ansammlung auszustrecken, die sich bei seiner Berührung ebenfalls begann in Luft aufzulösen. Nur der Geruch und Gemack von Zuckerwatte blieben zurück.
      Stirnrunzelnd ließ sich der Drakin wieder auf die Bettkante fallen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er Magiepartikel schon immer so einfach auslösen konnte. Nachdenklich betrachtete er seine Finger bevor er sich mit dem Handtuch grob das Haar abrubbelte und ein noch größeres Chaos zurückließ. Es herrschte einen Moment lang Stille in der der junge Mann offensichtlich eingehend darüber nachdachte, wie er auf Danes Fragen antworten sollte.
      "Ich muss nichts herausfinden. Ich weiß, was fehlt. Nur weiß ich nicht, wie ich daran kommen soll. Es ist noch nie vorgekommen, dass einem Drakin... das fehlt. Jeder hat es, oder zumindest denke ich das. Niemand spricht offen darüber wegen der Macht, die damit einhergeht. Was mich dazu bringt...", er richtete seinen Blick auf Dane. Erst seine Augen, dann die Schulter und wieder zurück.
      "Verrätst du mir noch, was du damit vorgehabt hast?" Er deutete mit einem Fingerzeig auf Danes Schulter. Er musste es wissen, die magiegeschwängerte Luft ließ ihm einfach keine Ruhe. "Und weich nicht wieder aus. Die Luft ist gefüllt mit allen möglichen Emotionen, ich kann nicht mal genau deuten, wem welche gehört."

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Spricht der Mann, der nicht nennen will, was das Problem ist", gab Dane zurück.
      Dann seufzte er. Er war ein großer Freund davon, im Hier und Jetzt zu leben. Er ignorierte seine Vergangenheit nicht aktiv, aber er wenn er nicht musste, dann setzte er sich einfach nicht damit auseinander. In einer so langen Lebensspanne, wie er sie besaß, kamen einige Dinge zusammen, die man lieber nicht beim Abendessen ansprach.
      "Ich habe dir bereits gesagt, was ich tun wollte. Ganz sicher bin ich mir nicht, ich... ich habe einfach gehandelt und nicht groß nachgedacht. Was immer ein schlechtes Zeichen ist. Jeder Dämon, der sich in dieser Dimension aufhält, ist gut in Sachen Selbstkontrolle. Wir müssen es sein. Du erinnerst dich an das, was ich dir über meine... meine andere Form erzählt habe? Jeder Dämon in dieser Dimension muss diesen Teil seiner oder ihrer Selbst im Griff behalten. Wenn wir aufhören zu denken und nur noch unseren Instinkten vertrauen, dann... schreckliche Dinge passieren, wenn ein Dämon die Kontrolle verliert Ro. Ich war nicht dabei, mich selbst zu verlieren, aber ich stand kurz davor, etwas sehr Dummes zu tun. Etwas sehr Gefährliches."
      Dane hob den Blick und sah Ro an. Diese wundervollen, unendlichen Augen. Er konnte und wollte ihm die Wahrheit nicht vorenthalten.
      "Ich war bereit, mich in diesen Kampf zwischen dir und dem Drachen in deinem Inneren einzumischen. Aktiv. Mit unlauteren Mitteln."
      Er griff nach Ro's Hand und legte sie auf die Rune an seiner Schulter. Allein machte sie nicht viel, es brauchte ein komplexes Netz aus Magie, um ihre wahre Macht zu entfesseln. Aber er zeigte Ro, was passierte, wenn Dane diesen Schritt wagte.

      Der Strand war voller Soldaten, die sich kaum verständigen konnten. Befehle wurden in Deutsch, Englisch, Französisch und anderen Sprachen gebrüllt. Links und Rechts von ihm fielen die Menschen um wie Fliegen. Mace hielt ihm den Rücken frei, während er sich seinen Weg durch die Soldaten pflügte - Freund wie Feind. In seinen Augen stand das schwarz-weiße Feuer seiner Herkunft, in seiner Hand hielt er das Schwert, dass noch alles getötet hatte, wenn er es nur wollte.
      Dane wurde zurückgeworfen, als nur wenige Meter vor ihm etwas explodierte. Das hielt ihn nicht auf. Er warf den menschlichen Körper, der auf ihm gelandet war, achtlos beiseite und marschierte weiter. Er sah die Verteidigungslinie der Deutschen und er würde sie erreichen, sie vernichten. Genauso wie er jeden vernichten würde, der sich zwischen ihn und sein Ziel stellte.
      Im Nachhinein wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Minuten, vielleicht Stunden. Mace war nirgendwo zu sehen, er hatte ihn irgendwann verloren. Aber das war nicht wichtig, als er endlich die Barrikaden erreichte. Ein Ball aus schwarzen und weißen Flammen bildete sich in seiner linken Hand und kurz darauf prangte ein riesiges Loch in der hastig errichteten Mauer. Die deutschen Soldaten dahinter stolperten weg von ihm, über ihre toten und sterbenden Kameraden. Sie wussten instinktiv, dass dieser Mann kein Mensch war.
      "Wie unhöflich von dir. Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, vorher anzuklopfen?", fragte eine liebliche Stimme, bevor ihre Besitzerin aus dem Rauch auftauchte.
      Sie sah noch genauso aus, wie Dane sie in Erinnerung hatte: perfekt und absolut tödlich.
      "Du hast dich nie damit aufgehalten, uns Höflichkeit beizubringen. Mutter."
      Das letzte Wort spuckte er ihr förmlich vor die Füße. Doch die Frau, die Dämonin, die ihn und seinen Bruder geschaffen hatte, schüttelte nur lächelnd den Kopf.
      "Die Tatsache, dass ihr beiden euch lieber mit diesen schwächlichen Fleischverpackungen abgebt spricht dafür, dass meine Erziehung nicht streng genug war. Beim nächsten Mal gebe ich mir mehr Mühe", sagte sie.
      "Wo ist Asa?", fragte Dane.
      "Genau hier."
      Seine Mutter deutete zu ihrer Linken und tatsächlich: Dort saß Asa, im Schlamm aus Blut, Strand, Ruß und Eingeweiden. Das Kanonenrohr eines Panzers ragte aus seinem Körper. Er klammerte sich daran fest, als hielte ihn das allein zusammen.
      Dane's Geduldsfaden riss. Er schleuderte sein Schwert nach seiner Mutter, wohlwissend, dass sie diesem Angriff einfach ausweichen würde. Aber er brauchte nur ein paar Sekunden. Er brannte das Hemd seiner gestohlenen Uniform mit einem einzigen Gedanken fort, griff nach seiner linken Schulter und führte seine Finger an ganz speziellen Strängen von Runen entlang. Als er an seinem Handrücken ankam, leuchtete sein gesamter Arm auf. Schwarz-weiße Flammen stiegen aus seiner Haut empor bis sein Arm nicht mehr der eines Menschen war, sondern der eines Dämons. Und dann ging er auf seine Mutter los. Ihm war egal, dass sie sich in diesem kurzen Augenblick einen jungen Soldaten schnappte und zwischen sich und ihren eigenen Sohn zerrte. Ihm war egal, dass er den jungen Franzosen kannte. Ihm war egal, dass er mit diesem jungen Mann das Bett und sein Herz geteilt hatte. Ihm war egal, dass er diese Person liebte. Das Ende der Kreatur, die ihn erschaffen hatte, war wichtiger.
      Dane's veränderter Arm überraschte die Dämonin mindestens genauso sehr wie die Tatsache, dass er bereit war, die ihm wichtigste Person zu vernichten. Das war nicht nur der Arm eines Dämons, wie sie in dem Augenblick feststellen musste, indem das gleißende Licht mit ihrer menschlichen Hülle und dann ihrem dämonischen Kern in Berührung kam. Sie hatte keine Zeit, das Wort zu denken, das ihr in den Sinn zu kommen versuchte, bevor sie, ihre gesamte Essenz pulverisiert wurde. Zusammen mit dem jungen Soldaten, den sie als Schutzschild benutzt hatte. Von ihm war nichts mehr übrig, nicht einmal mehr Staub. Und Dane stand einfach nur da, sein Arm nur Licht und Schatten. Er kämpfte den Drang nieder, alles andere hier auch noch zu vernichten.
      "Dane", riss ihn die sanfte Stimme seines Bruders aus seinen Gedanken.
      Asa hatte sich von dem Kanonenrohr geschoben und stand nun leicht wankend direkt neben ihm. Das Letzte, woran sich Dane erinnerte, war die herannahende Faust seines Bruders, die ihm das Bewusstsein geraubt hatte.

      Dane stand auf, verließ die Reichweite von Ro und lehnte sich neben der Badezimmertür an die Wand. Er hatte diese Erinnerung gerade genauso durchlebt wie Ro, nur dass er nicht den Luxus hatte, die Emotionen als die eines anderen wahrzunehmen.
      "Ich hätte damit das, was in dir lebt, mit chirurgischer Präzision herausbrennen können", sagte er leise, seine Stimme kratzig und rau, "Und ich hätte es getan, wenn du nicht aufgewacht wärst."
    • Dane zeigte Ro lediglich eine Erinnerung, die wie ein schlechter Film vor seinem geistigen Auge vorbeizog. Trotzdem hinterließ allein dieser Eindruck ein klaffendes Loch in Ros Brust. Nicht die Tatsache, dass der Dämon vor ihm ohne Rücksicht auf Verluste einen Mann ausradiert hatte, der ihm vermutlich etwas bedeutet hatte. Er hatte seine eigene Erschafferin vom Antlitz der Welt getilgt in einem Chaos, das Ro sich niemals hätte ausmalen können. Der junge Mann kannte keinen Krieg, keinen Mord und Totschlag. Noch nicht einmal das Konzept dahinter ergab für ihn einen Sinn. Von jetzt auf gleich praktisch in dieser Hölle zu stehen, ließ ihm beißende Magensäure aufsteigen.
      Etliche Male öffnete und schloss Ro den Mund, unschlüssig darüber, welche Worte er als erstes nutzen sollte. Zu viele Fragen schwirrten ihm gerade im Kopf herum, die allesamt nichts mit ihm zu tun hatten. Also fing er mit dem Offensichtlichsten an. "Wieso habt ihr inmitten der Menschen gekämpft?" Seine Hände hatte er auf seinen Oberschenkeln platziert, wo sich seine Finger sichtbar in das eigene Fleisch drückten. "Das war doch nicht nur, um eure Erschafferin auszulöschen, oder?"
      Vage erinnerte er sich daran, dass Dane erwähnt hatte, dass er in Kriegen gekämpft hatte, die nicht die seinen gewesen waren. Ro war zu jung, um auch nur ansatzweise zu verstehen, wie es sich hatte anfühlen müssen. Friedliche Zeiten waren ein Segen, und in denen war er behütet aufgezogen worden. Weder würde er fragen, was genau es mit dieser Rune genau auf sich hatte, noch wer der Mann zwischen ihm und seiner Erzeugerin gewesen war.
      Als Ros Blick langsam zu Dane wanderte, war er erfüllt von Mitgefühl, Leid und... Angst. Nicht vor dem, was er gesehen hatte. Nicht vor dem Dämon, der neben der Badezimmertür an der Wand lehnte und sich selbst erst wieder erden musste. Er hatte Angst vor den Konsequenzen, die Danes Aktion mit sich gebracht hätte.
      "Wer sagt, dass es schlau gewesen wäre, den Teil in mir loszuwerden?", hauchte er nur die Frage und ließ die Worte einen Moment so im Raume stehen. "Was, wenn das Löschen dieses Teils mich umgebracht hätte? Wenn man uns nicht trennen kann weil wir eins sind?"
      Diese Vorstellung traf den Drakin in Mark und Bein. Dane hätte zu einer für ihn sicheren Lösung gegriffen, die für den Jungen vielleicht tödlich hätte enden können. Niemand machte hier einem anderen Vorwürfe - aber offensichtlich war Unwissenheit in ihrem Falle durchaus gefährlich.
      Noch immer hatten sich seine tiefblauen Augen in Danes festgebrannt. "Ich kann dir sagen, was fehlt. Was dafür sorgen könnte, dass ich Zugriff auf was-auch-immer in mir bekommen kann. Aber das kann ich dir nicht sagen ohne einen Blutschwur von dir zu verlangen. Und das werde ich nicht." Er war sich nicht einmal sicher, ob das der klügste Schachzug war. Aber sollte Dane wie auch immer durch Zufall auf diese Achillesferse der Drakin stoßen, auf Ros Achillesferse, dann gab es keinen Weg mehr zurück.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Ro und seine Fragen. Meistens war das ja ganz niedlich, aber jetzt gerade wollte Dane einfach nur wieder vergessen woran er sich erinnert hatte und Ro bohrte weiter. Und Dane konnte nicht anders. Er musste antworten, weil er Ro einfach nichts abschlagen konnte.
      "Zerstörung, Tod, Gewalt, ein ganzer Haufen verzweifelter Menschen, die bereit sind absolut alles zu geben, wenn man sie nur wieder sicher nach Hause bringen kann. Kriege sind ein wahres Buffet für jeden Dämon."
      Er ließ sich an der Wand herunter sinken und zog die Knie an die Brust, den Kopf lehnte er hinter sich an die Wand.
      "Wer sagt, dass ich in dem Moment nachgedacht habe, Ro? Wer sagt, dass ich im Besitz meiner vollen Kontrolle war? Alles, was ich gesehen habe, war das schönste Farbenspiel, das ich je erlebt habe, auf deiner Haut, während du auf keinerlei äußere Reize reagiert hast. Ich konnte nicht in dich reingucken, dieses... Ding hat mich ausgesperrt. Ich wusste nicht, ob es dir gut geht. Und das war... inakzeptabel. Ich konnte nicht zulassen, dass dir was passiert. Ich weiß ehrlich nicht, was genau ich vorhatte. Ich war mir nicht einmal bewusst, was ich tat, bis du meine Schulter eben berührt hast. Ich..."
      Er konnte es nicht beschreiben. Er hasste, dass das eben passiert war. Alles. Dass Ro in Konflikt mit dem Ding in seinem Inneren gekommen war. Dass er selbst die Kontrolle verloren hatte. Er wollte schreien. Er wollte im Boden versinken. Er wollte sich die Haut vom Leib reißen.
      "Dann musst du offiziell erklären, dass ich meinen Teil unseres Handels erfüllt habe", antwortete er auf die ganze Blutschwursache, dankbar darüber, das Thema zumindest halb zu wechseln. "Ich habe geschworen, dir dabei zu helfen, das Problem zu identifizieren und zu lösen. Wenn du mir nicht verraten willst, was die Lösung ist, jetzt wo du es weißt, musst du den Handel offiziell als erfüllt bestätigen."
      Dane war müde. Nicht im Sinne von einem Tag voller Arbeit, er war einfach... erschöpft. Die Sache am See, die Rune, die Erinnerungen, der Kontrollverlust... er wollte sich am liebsten vor der Welt verstecken, bis genug Zeit vergangen war, um all das zu vergessen.
      Ein leises Klopfen an der Tür ging Mace voraus, der kurz den Kopf reinstreckte. Der blonde Dämon musterte die Situation, dann beschloss er, einzutreten.
      "Bin gleich wieder weg, keine Sorge", meinte er in Ro's Richtung, während er den Raum durchquerte.
      Mace ging vor Dane in die Hocke.
      "Ich hab Asa angerufen, er ist schon unterwegs. Keine Widerworte. Du bleibst heute nicht mehr allein. Deadline ist Frühstück morgen."
      Dane blieb nichts anders übrig, als kurz zu nicken. Er wusste, dass sich Mace und Asa nur Sorgen machten.
      "Das ist der Plan", meinte Mace über seine Schulter zu Ro. "Dane bleibt die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht allein. Kannst gern eine Schicht übernehmen, wenn du willst. Ansonsten bring ich dich nach Hause. Kann man dir irgendwas Gutes tun? Siehst auch ein bisschen mitgenommen aus."
    • So wie sich der sonst so souveräne Dane Blackwell jetzt gerade gab, erschreckte Ro regelrecht. Mit geweiteten Augen sah er zu, wie der Dämon an der Wand hinab rutschte und ihm endlich ohne Beschönigungen beschrieb, was in ihm vorgegangen war. Jedes Wort, das über die Lippen des Mannes kam, löste einen weiteren Stich in Ros Brust aus. Mittlerweile wusste er, wie sehr der Aspekt der Kontrolle diesen Mann ausmachte. Und wie viel Platz der Drakin scheinbar innerhalb 48 Stunden in seinem Wesen eingenommen hatte.
      Dass Dane nun so an der Wand kauerte, war einzig und allein des Drakins Schuld.
      Er sollte die Erfüllung des Handels bestätigen? Wenn er das tat, dann war die Grundfeste ihrer Bekanntschaft quasi nichtig. Es bedurfte nicht mal drei Sekunden in denen dem jungen Mann dies bewusst wurde. Und die ehrliche Angst ihn erreichte, dass Dane sich von ihm zurückzog, wenn es nichts mehr zu holen gab. Doch noch bevor die Angst seinen Geist erreichte, biss er sich auf die Unterlippe und rang das Gefühl nieder. Er wollte nicht, dass der Dämon seine Angst spürte.
      Ein Klopfen an der Tür brach die Situation auf. Ein unsteter Blick Ros traf auf Mace's Blick, der die Lage sondierte. Regungslos und schweigend mischte sich Ro nicht in den Austausch der Dämonen ein bis der blonde Dämon ihn direkt ansprach.
      "Du verstehst ihn besser als ich. Sollte ich besser gehen? Ich mein", er ließ einen vielsagenden Blick über Danes Gestalt gleiten, "ich hab' ihn erst dazu getrieben."
      Ganz davon zu schweigen, dass er unter diesen Umständen das erste Mal auf Danes Bruder treffen sollte. Noch grausamer konnte es gar nicht werden. Aber der junge Drakin wusste nicht wohin mit sich. Er war das erste Mal in der Situation, eine andere Person verletzt zu haben und wusste nicht, wie er damit umgehen musste. Seine Finger waren mittlerweile fast weiß vor Anspannung.
      Ro wollte weder gehen noch Dane von jemand anderen überwachen lassen. Wenn er diesen Umstand zu verschulden hatte, dann sollte er dafür auch gerade stehen und niemand sonst. Der Gedanke, praktisch zu verschwinden wenn es happig wurde, ätzte sich wie Säure durch seine Gedanken. Er musste schleunigst dieses widerliche Gefühl, diesen Drang, loswerden.
      "Gott, Mace, was hab' ich mit ihm angestellt?", fragte er nicht nur den Dämon sondern ebenso sich selbst. Nie hätte er gedacht, dass sich die Ereignisse so überschlagen würden. Endlich schaffte er es, seine Finger von seinen Oberschenkeln zu lösen und sein brennendes Gesicht mit ihrer Kälte etwas zu beschwichtigen. Er wollte zu Dane gehen, ihn in die Arme schließen und alles und jeden niederbrennen, der ihm jetzt zu nah kam. Trotzdem eiste ihn etwas an Ort und Stelle fest, seine Beine versagten ihm den Dienst und hielten ihn davon ab, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Zu sehr fürchtete er sich davor, dass man ihn davon abhalten mochte, Dane zu berühren.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Mace musterte den jungen Mann, dann seinen besten Freund, dann wieder Ro.
      "Geh duschen", wies er Dane an und half ihm auf die Beine.
      Ohne Widerworte verschwand Dane in seinem Badezimmer. Kurz darauf war das Rauschen von Wasser zu hören.
      "Du willst wissen, was du mit ihm angestellt hast? Sein Herz im Sturm erobert", antwortete Mace auf Ro's Frage und ging nun zu ihm hinüber. "Ihm ist es vielleicht noch nicht klar. Hölle, dir ist es wahrscheinlich gar nicht klar. Der Junge ist nicht nur verknallt. Wir Dämonen haben sowas wie ewige Partner wie Shifter nicht. Normalerweise. Aber, und das weißt du ja mittlerweile, wir sind ziemlich gut in dem ganzen Energie Hin- und Hergeschiebe. Heißt, wir sind ziemlich gut darin, zu viben. Und manchmal finden wir eine Person, deren Frequenz genau richtig ist für das Ding, was da in uns drin vor sich hin tanzt. Du hast seinen Vibe, Ro. Deswegen treibst du ihn so in den Wahnsinn."
      Mace lächelte sanft. Beim Frühstück war es ihm mehr als klar geworden. Dane hatte sich einfach anders verhalten als sonst und anders angefühlt als sonst. Kaum zu glauben, dass beide seine Freunde in nur einem Jahr das schafften, was kaum ein Dämon je hinbekam. Er war glatt ein bisschen neidisch.
      "Hör zu. Wenn es eine Sache gibt, die Dane wirklich hasst - Chaos mal ausgeschlossen, das zählt nicht wirklich - dann ist es die Gewalt und Brutalität zu der er fähig ist. Das war schon immer sein Problem. Dane ist die friedlichste Person, die ich kenne. Er ist der Typ, der 'ne Wespe einfängt und draußen wieder freilässt, wenn du verstehst, was ich meine. Jetzt gerade suhlt er sich in Selbsthass, weil er mitbekommen hat, was er im Begriff war zu tun. Er checkt nicht, was das zu bedeuten hat: Dass er für dich alles tun würde. Egal was. Er würde sogar zum Monster werden, wenn er wüsste, dass dich das beschützt. Und jetzt muss ich mal ein bisschen den besten Freund raushängen lassen: Du hörst sofort auf, dich in Schuld zu ertränken - die Wortwahl ist beabsichtigt. Du hast nichts getan und du hast Dane auch nicht kaputt gemacht, okay? Dass wir ihn jetzt nicht allein lassen, hat 'nen Sicherheitsgrund. Wer einmal die Kontrolle fast verliert, macht gern 'nen Elefanten aus 'ner Mücke. Dane ist aufgewühlt, ergo ist Kontrolle so 'ne Sache und kann leicht kaputt gehen. Wir gehen auf Nummer sicher, dass das nicht passiert, okay? Und ganz ehrlich? Ich glaub, du bist der beste Mann für den Job."
      Mace ging um das Bett herum und sammelte Danes Jackett und Shirt ein, legte alles ordentlich zusammen und dann in den Wäschekorb im Kleiderschrank.
      "Deswegen hab ich ihn duschen geschickt. Er hat dieses ganze 'ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes dreckig' Ding am Laufen, wenn er so drauf ist. Der Mann würde gerade nichts lieber tun, als sich in deine Arme zu werfen, glaub mir. Der Drang ist bei ihm so stark, dass ich nicht abgeneigt bin, mich in deine Arme zu werfen. Aber er will dich nicht mit seiner Bösartigkeit besudeln und so. Deswegen: Dusche. Der schrubbt da jetzt ein bisschen, bis ich ihn gleich rausziehe. Und dann verfrachten wir den guten Mann ins Bett oder auf die Couch oder sonst wo hin und dann ist Babysitten angesagt, damit er nicht die ganze Stadt aus Versehen wegpflügt."
      Aus dem Erdgeschoss waren Geräusche zu hören, die darauf schließen ließen, dass gerade jemand durch die Haustür getreten war.
      "Oh! Das ging flott", stellte Mace fest und sprang auf.
      Noch einmal musterte er Ro. Der halb nackt, am Ende mit den Nerven in Danes nassem Bett saß.
      "Ja. Nein. Du lernst Asa heute nicht kennen. Ein durchdrehender Dämon am Tag reicht. Asa hat auch 'nen Ordnungsfimmel. Nasses Bett würde ihm 'nen Herzinfarkt verpassen. Bleib einfach hier, ich kümmere mich drum. Oh und äh... vielleicht solltest du Dane aus der Dusche holen. Nicht, dass der sich noch die Haut von den Armen schält..."
      "Hallo? Mace?", schallte es von unten.
      "Komme!", brülle Mace zurück, "Denk dran: Nicht deine Schuld. Shit happens."
      Damit eilte Mace aus dem Schlafzimmer, die Tür lehnte er nur an. Man hörte ihn die Treppe runterpoltern und wie er Asa erzählte, was passiert war. Dabei beschränkte er sich darauf, dass Dane überreagiert hatte, als ein enger Freund in Schwierigkeiten geraten war. Er gab Asa genug Details, um die Story zu schlucken, blieb dabei aber absolut diskret, was Ro anging. Dämon blieb eben Dämon.
      Kaum eine Minute später, öffnete sich die Tür zum Badezimmer. Dane wurde begleitet von einer Welle aus Wasserdampf, so heiß hatte er geduscht. Seine Haut war ganz rot. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften gewickelt und schlurfte nun rüber zu seinem Kleiderschrank. Ganz untypisch für ihn schlüpfte er in ein paar Jogginghosen.
      "Hast du dir schon überlegt, ob du gehen willst?", fragte er, als er in sein Schlafzimmer zurückkam.
      Alles in ihm schrie danach, Ro anzuflehen zu bleiben. Er wollte nicht, dass Asa oder Mace hier bei ihm blieben. Er wollte, dass Ro das machte. Aber er würde nichts sagen, wenn der junge Mann gehen wollte. Wenn er sich hier nicht mehr sicher fühlte. Dane war tatsächlich bereit gewesen, einen Teil von Ro zu vernichten, um ihn zu retten, ohne zu wissen, ob es Ro selbst getötet hätte. Er konnte verstehen, wenn sich Ro jetzt von ihm abwenden würde. Was waren schon zwei Tage? Das, was sie bisher hatte, war leicht als One Night Stand abzutun. Dane hoffte inständig, dass Ro es anders sah.
    • Mace hatte dem Drakin eine Hirnwäsche bester Güte verpasst. Ihm war nicht einmal aufgefallen, dass er den blonden Dämon konstant mit leicht geöffnetem Mund angegafft hatte. All dies von jemanden zu hören, der absolut nicht in ihrer Abkommnisse verstrickt war, beseelte ihn von den Grundfesten aus. In Folge dessen blinzelte er Mace hinterher, als dieser nach unten zu Asa flitzte.
      Dieses Statement hatte ausgereicht, damit Ro den Worten von Danes bestem Freund Folge leistete und alles einfach herunterschluckte, was ihm gerade sauer aufstieß. Entgegen seiner Befürchtung wünschte sich Dane scheinbar nicht, dass er ging. Sondern blieb. Und auch wenn Ros Empfindungen nicht so lesbar für die Anderen waren wie anders herum, wollte er diese unangenehme Seite von sich am besten einfach ausradieren. Und das ging am Besten, indem er endlich auf die Beine kam, sich umdrehte und zu Allererst dafür sorgte, dass das nasse Bett mit etwas Magie wieder trocken war. Wie seine eigenen Haare auch.
      Dann klickte die Tür zum Badezimmer, was Ro prompt herumfahren ließ. Sein Blick heftete sich auf Dane, der von einer beinahe inszeniert wirkenden Wasserdampfwolke begleitet wurde. Regungslos starrte der Drakin den Dämon an, der so wider seiner üblichen Erscheinung agierte. Spätestens die Jogginghose setzte dem Ganzen die Krone auf und sorgten dafür, dass Ro seine Füße für das nutzte, wofür sie eigentlich da waren.
      Schweigend schob er sich an Dane vorbei, fühlte seinen Blick förmlich auf seiner Haut. Gott, er lief gerade durch eine Wolke voller Wünsche, die sich allesamt nach der Wärme seiner Haut verzehrten. Der junge Mann musste hart schlucken, als er im begehbaren Kleiderschrank hastig nach etwas suchte, das dem gleich kam, was Dane ihm heute morgen gegeben hatte. Die Ersatzklamotten lagen vermutlich immer noch am See und seine eigentlichen Klamotten...tja, wo die abgeblieben waren, hatte er gar nicht mehr auf dem Schirm. Am Ende klaubte er sich eine weitere Jogginghose, die ihm viel zu weit um die schmaleren Hüften auflag und zweimal festgebunden werden konnte, damit sie nicht weiter abwärts rutschte, sowie das erstbeste dunkle Shirt, das er sich über den Kopf zog.
      Als er schließlich zurück ins Schlafzimmer kam, stand Dane noch immer dort, wo Ro an ihm vorbeigegangen war. Ros Gang wurde kurz holprig bei dem Anblick bis er sich endlich einen Ruck gab. Wieder ging er an Dane vorbei, doch dieses Mal fing er seine Hand ein und zog ihn hinter sich her.
      "Du weißt, dass ich dich lesen kann."
      Vor dem Bett ließ der Drakin Dane los, um sich an das Kopfende zu setzen, die Beine weit auseinander zu stellen und dem Dämon eine Hand zu reichen. "Kommst du?" Er fragte nicht, ob er es wollte. Er fühlte es.
      Bevor Dane auch nur einen Moment hätte zögern können, lange Ro nach ihm und zog ihn zwischen seine Beine, sodass Dane mit dem Rücken an Ros Brust lehnen konnte. Sein Kopf lag ungefähr auf Höhe seines Schlüsselbeines, es wurde ein bisschen herumgerutscht bis alles passte. Dann schloss Ro seine Arme um Danes Körper, seine verschränkten Hände ruhten etwa auf Bachnabelhöhe.
      Einen Augenblick lang genoss Ro den Moment einfach, atmete in Ruhe den Geruch von Bernstein und Duschgel ein. Dann atmete er ein und fing an zu reden: "Ich korrigiere meine Aussage, was Mace betrifft. Ich werde doch warm mit ihm, denke ich." Er hätte bis vorhin nicht gedacht, jemals diese Worte auszusprechen. "Ich wusste nicht, dass du so friedfertig bist. Dass es das ist, was dich gerade wirklich fertig macht. Und dass du glaubst, du wärst Bösartig oder so ein Scheiß."
      Er entfaltete seine Finger, um mit den Kuppen kreisende Bewegungen über dem Stoff zu machen.
      "Du hast mir bisher ein völlig anderes Bild vermittelt. Weder hab ich 'ne Ahnung, warum dein Ruf so unheimlich ist noch warum man dich mit Vorsicht genießen soll. Was du mir zeigst, ist was ganz anderes. Hilfsbereitschaft, die in meinem Fall sogar darüber weit hinaus geht. Eigentlich sollte ich mich geehrt fühlen, dass du nach so kurzer Zeit überhaupt in Erwägung gezogen hast, so sehr gegen deine Prinzipien zu verstoßen."
      Ro machte eine Pause, wägte ab, ob er den folgenden Punkt nennen sollte, und befand ihn als wichtig. "Mace hat mir eben erklärt, dass ihr keine gebundenen Partner habt aber... wie hat er es genannt? Mit bestimmten Personen besser viben könnt? Glaub das war's." Ein amüsiertes Glucksen erklang kurz. "Ich war bis jetzt so verunsichert, vielleicht auch irritiert von der Intensität mit der du über mich hereingebrochen bist, dass ich mich nicht getraut habe zu bedenken, dass ich einfach mit dir... vibe?"
      Ein weiteres Mal erklang Stille. Ro fühlte sich so offen und einsehbar wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wollte glauben, dass Mace ihn nicht angelogen hatte. Die Worte nicht verdrehte, damit sein bester Freund das bekam, was er wollte auf Kosten des Drakin. Ros Unterlippe zuckte als er sein Kinn etwas zur Brust zog und seine Lippen näher an Danes Ohr brachte.
      "Wir binden uns nur ein einziges Mal in unserem Leben. Es ist genau dieser Punkt, der mir fehlt um Zugang zu dem Etwas zu bekommen. Mir fehlt mein wahrer Name."
      Drakin benutzten keine Magie, die auf Worten beruhten. Es gab nur eine einzige Ausnahme, und das betraf den Einsatz ihrer wahren Namen. Dies war die Achillesferse der Drakin, das ultimative Statement des Vertrauens und zeitgleich eine Fessel, die in den falschen Händen unglaublich missbraucht werden konnte. Dieses Wissen war so prekär, dass Vorkehrungen getroffen wurden. Wann immer ein Drakin von ihren wahren Namen zu sprechen begannen, löste es einen Zwang bei dem Zuhörer aus. Zwar wusste er über diese Achillesferse, er würde aber niemals mit jemand Fremden darüber sprechen, schreiben oder sonst etwas können. Als würde das Wissen aus ihren Poren sickern in dem Moment wo sie versuchten, das Wissen für die Nachwelt festzuhalten.
      Ros Griff wurde kaum merklich fester. Noch immer beschrieben seine Finger sinnlose Kreise auf Danes Bauch, die mal größer oder kleiner ausfielen. Er wusste nicht ob es klug war, dieses Wissen preiszugeben. Aber er hatte beschlossen, auf sein Gefühl zu hören. Und das sagte ihm, dass Unwissenheit in ihrer Konstellation tödlich sein konnte.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"