A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • "Das mit der Wohnung war ein kläglicher Versuch meinerseits, dir mit deiner Unabhängigkeit zu helfen," meinte Dane mit einem schlichten Schulterzucken. "Ich habe es mir anders überlegt. Natürlich werde ich dich nicht davon abhalten, besagte Unabhängigkeit auch weiterhin zu verfolgen - aber wenn du das von unserem gemeinsamen Wohnraum aus tun könntest, wäre ich persönlich glücklicher."
      Er erwiderte Ros Grinsen mit einem ehrlichen Lächeln.
      "Ich kann dich ja einfach ins Gästezimmer verbannen, wenn es zu viel wird. Da ist genug Platz für eine kleine Drakin-Höhle."

      Dane ließ, sehr zu Gregs Entsetzen, den Nachtisch ausfallen. Einerseits wollte er Ro nicht noch länger auf die Folter spannen; andererseits wollte er selbst endlich den Park erreichen. Er schnappte sich Ros Hand, kaum dass sie aus dem Restaurant getreten waren, und schlenderte mit ihm die Straße hinunter. Manch einer mochte annehmen, dass das Großstadtleben der Menschen und alles, was das so mit sich brachte - Lärm, Gestank, Müll, und so weiter - ein viel zu großes Chaos seien. In gewisser Weise war es das auch. Aber Dane wandelte schon lange genug unter den Menschen, um dieses Chaos als geordnet zu erkennen. Oder zumindest geordnet genug, um nicht sofort die Nerven zu verlieren. Und ein bisschen Chaos vertrug er ja dann doch, er war ja nicht aus Zucker gemacht.
      Er führte Ro etwa zwei Blocks weit weg von dem Restaurant, bevor er in eine kleine Straße (oder besser Gasse) einbog. Die Gasse selbst gehörte zu der Gattung, die man bei Nacht eher mied, und war halb mit den großen Mülltonnen der umliegenden Apartmenthäusern zugestellt. Der rissige Boden hier bekam nie Sonnenlicht zu sehen; die Wände waren mit Graffiti beschmiert. Und am Ende der Gasse lag nicht etwa ein kleines, verstecktes Paradies, sondern ein trauriges Fleckchen ehemaliger Natur.
      Der Park war geradezu trostlos. Das Gras war schon vor Urzeiten ausgetrocknet, die handvoll Bäume tot und morsch (einer war sogar bereits unter seinem eigenen Gewicht zusammengebrochen). Es gab einen Teich, aber der war eigentlich mehr ein Loch mit feuchtem Schlamm am Boden, in dem allerhand Müll steckte. Eine alte Parkbank, bei der die Rückenlehne fehlte, wurde von einem wilden Busch verschluckt, die Mülleimer lagen verteilt auf der Fläche herum. Das hier war kein Ort, an den die Menschen kamen, um sich von ihrem Stadtleben zu erholen. Nicht mehr.
      Dane musste sich ein Kichern verkneifen, als er Ros entgeisterten Blick sah.
      "Ja, das hier ist der Park, von dem ich gesprochen habe. Nein, ich bin nicht verrückt geworden. Ganz im Gegenteil," erklärte er, bevor Ro überhaupt dazu kam, eine Frage zu stellen.
      Er ließ den jungen Drakin los und schlenderte durch das beinahe kniehohe, braune Gras bis hinüber zu dem Loch, das mal ein Teich gewesen war.
      "Dieser Ort hier war einmal ein Park für die Gebäude gewesen, die ihn umgeben," sagte er und kickte einen kleinen Stein in das Loch. "Die Menschen in diesen Häusern waren eine eingefleischte Community. Die Kinder haben hier gespielt, ohne dass jemand Angst haben musste, dass etwas passiert, da keine Straße an den Park angrenzt. Das hier war ein sehr schöner Ort. Und der Baum da," Dane deutete auf die zerfallenen Überreste, "gehörte einmal einer Dryade. Vor ein paar Jahren ging es dann mit dem Park bergab. Die Pflanzen starben, die Dryade wurde krank. Ich kam leider zu spät, um ihr noch zu helfen. Sie starb. Den Grund dafür fand ich schnell heraus und beseitigte ihn, aber irgendwie kam ich nie dazu, mich um diesen Park zu kümmern. Bis heute."
      Er wandte sich wieder Ro zu.
      "Deine Magie funktioniert am besten im Gleichklang mit der Natur, nicht wahr? Als wir uns kennenlernten und du mich in den Wald entführst hast, hast du mir das ziemlich deutlich gezeigt. Daher dachte ich, es sei eine gute Idee, deine Magie zu nutzen, um der Natur ein bisschen zu helfen. Das, was die Dryade getötet und diesen Park ruiniert hat, war chemischen Ursprungs. Der Park wird sich also wahrscheinlich nie von allein erholen. Aber mit meiner Feinkontrolle über Magie und deinem Gespür für Natur könnte es gehen. Also was sagst du? Hilfst du mir, diesem Ort hier zu helfen?"
    • Ein kläglicher Versuch sollte das gewesen sein? Dane hatte in lächerlich kurzer Zeit einen Kontakt an der Hand gehabt, um Ro mit einer Wohnung zu helfen. Als kläglich würde er das ganz sicher nicht bezeichnen. Spannend war jedoch eher das Ausweichmanöver, das Dane seinem Freund anbot.
      „Pff, du glaubst doch nicht, dass dein Gästezimmer ausreicht, wenn ich anfange zu horten. Dann ist das Zimmer schneller bis unter die Decke vollgestellt, als du gucken kannst.“

      Ohne einen Einwand ließ Ro zu, dass Dane dem Nachtisch entsagte. Er selbst war mit jeder verstrichenen Minute hibbeliger geworden, weil der ominöse Park immer näher rückte. So sehr, dass es ihm den Appetit auf etwas Süßes verhagelt hatte und er Dane an seiner Hand fast schon gezogen hätte, wenn er ihn nicht mit seinem gemäßigten Gang an seiner Seite gehalten hätte. Notgedrungen fiel der junge Mann zurück und passte sich dem Gang seines Partners an.
      In dieser Gegend war der Drakin noch nie unterwegs gewesen. Die meiste Zeit über hatte man ihn gefahren oder eben auf bestimmten Wegen in den anderen Stadteilen gehen lassen. Einen überschwänglichen Freundeskreis besaß er auch nicht, weshalb ihn nie sonderlich der Reiz überkam, die Stadt zu erkunden. Er mochte nicht, wie die Menschen jedes bisschen Natur ausmerzten und nur noch Beton und Stahl übrigließen. Die Quittung dafür bekamen sie Jahre später, aber dann war der Schaden meist schon angerichtet. Demnach beachtete er nicht den Müll oder die zugestellten Gassen, durch die Dane ihn manövrierte. Jedenfalls bis sie das Ende einer besonders verunstalteten Gasse erreichten und die Sonne ein Fleckchen Erde erreichte, das Ro völlig unvorbereitet traf.
      In der Tat hatte Dane Ro zu einem Park geführt. Warum er der Meinung gewesen war, dass es hier keinen gab, lag daran, dass diese Grünanlage lediglich existiert hatte. Jetzt war sie ein trauriger Fleck Land, der komplett vernachlässigt und brach vor ihm lag. Das Gras erinnerte mehr an eine Steppe als allem anderen, die Bäume hatten aus welchen Gründen auch immer ihren Dienst quittiert und das, was mal ein See gewesen war, war nur noch ein Schlammloch, vollgestopft mit Plastikmüll. Dafür fand Ro keine Worte, aber das musste er auch gar nicht. Vorweg ging Dane, während Ro noch immer festgewachsen da stand, ihm dann verspätet folgte. Das Rascheln des toten Grases wäre unter anderen Umständen nicht so schlimm, aber er spürte mit jedem Schritt, wie sehr dieser Ort an ihm zog. Solche Flecken Erde waren im wahrsten Sinne des Wortes verhungert, nur merkten die Menschen das natürlich nicht.
      Ros Blick folgte Danes Fingerzeig zu einem Baum. Die Anwesenheit der Dryade war nicht mehr zu spüren, aber dass das einst ein Wächterbaum gewesen war, ließ sich noch an dem Eindruck ablesen, den Ro vom Baum gewann.
      „Warum hat sich sonst keiner um diesen Ort geschert? Sonst ist die Stadt doch so schnell drauf und dran, noch Baugelände in die Finger zu kriegen. Wieso haben sie den Ort hier nicht längst plattgemacht?“, fragte Ro bevor er in die Hocke ging und nonchalant seine flache Hand auf den schlammigen Boden legte. Der Quell, der den ehemaligen See speiste, war nicht mehr vorhanden. Aber die darunter liegenden Sedimentschichten waren wasserundurchlässig und würden Regenwasser stauen. Sofern der ganze Müll erstmal beseitigt worden war. „Ich kann die Defizite spüren und alles, ja. Klar würde ich dir helfen, aber ich kann die Flora nicht so weit ansprechen, wie du vielleicht denkst. Hast du mal überprüft, ob der Wächterbaum einen neuen Kern im Stamm verborgen hat? Ich hab gelesen, dass sie das tun im Falle des Todes der Dryade. Dann müsste man eine neue Dryade finden, die sich dem Kern annehmen und über die Parzelle wachen würde. Das würde auf jeden Fall helfen.“
      Jetzt verstand Ro auch, weshalb Dane ihm diesen Ort gezeigt hatte. Er konnte hier seine Magie walten lassen, ohne großartigen Schaden anzurichten. Vermutlich war hier sogar so wenig los, dass es nicht einmal auffallen würde, wenn der jüngste der D’Apchiers hier im Dreck wühlte.
    • Dane gesellte sich zu Ro.
      "Das Land gehört mir. Oder, besser gesagt, ist es Teil des riesigen und komplizierten Hedgefonds-Ding, das Asa und ich da am Laufen haben. Wie gesagt: ich kam nie dazu, mich aktiv um diesen Flecken hier zu kümmern."
      Er ging ebenfalls in die Hocke, spielte mit einem langen, trockenen Grashalm. Er sah nicht, was Ro sah, spürte nicht, was Ro spürte. Aber er erkannte das Potenzial dieses Ortes. Er hatte gesehen, wie dieser Park langsam verkommen war. Er wusste einfach, dass dieser kleine, halb versteckte Ort, so viel mehr sein konnte, als er war. Wenn sie das hier richtig anstellten, dann könnte wirklich eine Dryade hier her zurückkehren. Dann könnten Pixies hier in den Blumen spielen. Vielleicht sogar ein kleiner Quellgeist im See. Und nicht nur das, die Menschen, die hier lebten, könnten ebenfalls wieder zueinanderfinden.
      "Ich muss erst die chemischen Überreste aus dem Boden kriegen, bevor hier eine Dryade einziehen kann. Ich habe schon welche gefragt, sie alle sagten das gleiche. Bis dahin wollte ich den Baum nicht anfassen, um nicht aus Versehen etwas kaputt zu machen. Darin bin ich besser, als im Retten der Natur."
      Dane reichte Ro seine Hand.
      "Ich habe da noch einen Haufen Magie, von dem ich nicht weiß, wohin damit. Magie, die von der Natur kommt und auch wieder dorthin zurück sollte. Zeig mir den Weg, ich übernehme die Details. Wir können diesem Park helfen und mein kleines Problem im gleichen Zug lösen. Ich habe alles dabei, was wir für einen Versuch brauchen."
      Der Grashalm zwischen seinen Fingerspitzen entzündete sich und wurde in weniger als einer Sekunde von schwarz-weißen Flammen verschlungen. Es blieb nicht einmal mehr Asche übrig; selbst die verbrannte. Dane musste diese Magie loswerden, auf die eine oder andere Weise, bevor die Magie das selbst übernahm. Nur ein einziges Mal in seinem Leben wollte er etwas erschaffen, nicht etwas zerstören. Und jetzt hatte er die Möglichkeit dazu. Er wollte es zumindest einmal versuchen.
    • Und da war es wieder: Dane mit seinen schier unermesslichen Ressourcen, die er scheinbar überall verteilt hatte. Nicht nur, dass er irgendwo Reservate anlegte, nein, er nahm sich selbst so kleinen Örtchen an. Ein Gutmensch, würde manch einer meinen, aber Ro war sich sicher, dass Dane irgendeine Art von Profit hinter der ganzen Sache erwartet. Natürlich bevor ein gewisser Drakin ihn mit Magie vollgepumpt hatte.
      „Wenn du jetzt noch gut im Retten der Natur gewesen wärst, dann hätte ich geschrien. Ernsthaft.“ Ro ergriff Danes Hand und ließ sich auf seine Beine ziehen. Wie man chemische Bestandteile herausbekommen sollte, wusste Ro nicht. Zumindest nicht, wie er das anstellen sollte, aber lokalisieren und vielleicht isolieren könnte machbar sein. Jedenfalls sah er mit gehobenen Augenbrauen dabei zu, wie Dane den Grashalm buchstäblich im Nichts auflöste. Okay. Nein. Er durfte maximal manipulieren, aber nicht eigenmächtig hier…. Moment.
      Prompt ließ sich der junge Mann wieder in die Hocke fallen, Dane noch immer an der Hand festgehalten. Die freie Hand platzierte er erneut auf dem Boden und dann suchte er in der kaum spürbaren Aura des Dämons nach seiner Magie, die er zweifellos herauslesen konnte. Dann rief er nach ihr, wie nach einem alten Vertrauten, unhörbar in seinen Gedanken und ließ sie ungestaut durch seinen Körper in die Hand am Boden gleiten und sich wie ein Netz über den gesamten Park ausbreiten. Er legte sich knapp über der Erde wie ein Teppich ab und ermöglichte Ro, den kompletten Schaden beurteilen. Leider hatte Dane nicht untertrieben, der Park war ja die reinste Chemiekeule geworden.
      Ro verzog das Gesicht. „Okay, ich kann auf jeden Fall alles orten und vielleicht aus isolieren oder so. Aber das ganze tote Zeug muss weg. Das nimmt dem neuen Wuchs alles. Kriegst du das, was du mit dem Halm gerade gemacht hast auch mit dem ganzen toten Gras und so hier hin? Ich hab über der Erde ein Netz gespannt, das sollte als Schutz reichen. Dann kommen wir besser ans Erdreich und schaffen Luft für Neues.“
      Allerdings vermochte Ro nicht zu sagen, wie viel Überschuss diese Aktion Dane wirklich nahm. Das müsste er wohl selbst mitteilen, aber ein Anfang war es auf jeden Fall. Und diese paar Schritte waren schnell erledigt. Danach konnten sie immer noch wieder ins Büro zurück und Dane seiner Arbeit nachkommen, aber der Grundstein wäre gelegt.
    • Ro hätte Dane beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht, als er sich so plötzlich wieder in die Hocke fallen ließ. Er hatte sich gerade von dieser Verwirrung erholt, da spürte er, wie sich die Magie unter seiner Haut in Bewegung setzte. Instinktiv wollte er sie davon abhalten - es könnte wer weiß was passieren, wenn er sie jetzt so einfach losließ - doch dann bemerkte er Ros konzentrierten Gesichtsausdruck und das altbekannte Kribbeln in seiner Hand. Also ließ er es geschehen, achtete aber darauf, dass er alles sofort zurückzerren und wieder wegschließen konnte, sollte Ro doch die Kontrolle verlieren.
      "Warte... du willst, dass ich hier alles niederbrenne? Einfach so? Ich dachte eher, wir filtern die Chemie aus dem Boden und regen das Wachstum der Pflanzen an..."
      Dane seufzte schwer und ließ seinen Blick kurz durch den Park wandern. Er blieb an den Überresten des Baumes hängen, die er auf keinen Fall verbrennen würde. Er besann sich aber darauf, dass Ro der Experte für Natur war, nicht er. Wenn man es genau nahm, dann war Danes bloße Existenz ja schon wider der Natur.
      "Ich kann. Die Frage ist, wie genau ich dabei vorgehen soll. Nur die Halme? Oder auch die Wurzeln? Nur das Gras oder alle Pflanzen hier?"
      Er ging nun auch in die Hocke, ohne dabei aber Ros Hand loszulassen.
      "Bist du dir sicher, dass ich das tun soll? Wenn ich mein Feuer benutze, dann bleibt nichts mehr übrig. Nicht einmal mehr Asche. Es verbrennt die Essenz selbst."
      Er hatte so sehr gehofft, einmal nichts zerstören zu müssen. Er wusste, das Feuer in der Natur manchmal eine gute Sache sein konnte. Aber doch nicht seine Flammen. Nicht das Feuer aus einer fremden Dimension, das das Sein selbst vernichtete. Diese Flammen hatte keine andere Funktion als die absolute Zerstörung. Wie sollten die hier, in einer solchen Situation, helfen?
    • „Du kannst das, was tot ist, nicht zurückholen. Das ganze Gras hier ist doch längst abgestorben. Das ist so viel, dass selbst wenn es verrottet, es den Boden und die neuen Keime ersticken kann. Nicht muss, natürlich“, sagte Ro und verengte die Augen, um die Bäume anzusehen, die etwas weiter weg standen. Oder eher das, was davon übrig geblieben war. Aber er registrierte das Seufzen auf Danes Seite und zog nun auch die Augenbrauen zusammen. Er war doch derjenige gewesen, der was unternehmen wollte. Wieso schien er da jetzt nicht mehr glücklich mit? „Tatsächlich nur das Gras und auch nur oberhalb des Wurzelwerks. Alles, was im Boden ist, bleibt erst mal unangetastet.“
      Allerdings begann Ro in seinem Vorhaben zu zögern, als sich Dane wieder neben ihn hockte und ihm nochmal eindringlicher erläuterte, wie sein Feuer denn funktionierte. Dann wäre in der Tat alles… weg. Weg-weg. Wie er eben ja auch gesehen hatte. Auf einen Seite wäre da dann der Platz, auf der anderen Seite war das schon ein recht radikaler Schritt… und irgendwie wurde Ro das Gefühl nicht los, dass das nicht unbedingt die Art war, wie sich Dane diese Aktion hier vorgestellt hat. Da Ro keine Gedanken lesen konnte, musste er eben nachfragen. Umständlich drehte er sich in Minischritten in der Hocke, damit er seinen Freund ansehen konnte, den nachdenklichen Gesichtsausdruck noch immer aufgelegt.
      „Okay. Also. Du hast keine Ahnung, wie meine Magie funktioniert und ich nicht, wie deine geht. Du musst mir schon sagen, wie du dir das hier vorgestellt hast. Ich weiß, dass du meisterhaft im Kaputtmachen bist, aber inwiefern kannst du damit… andere Sachen anstellen? Ich mein, ich kann mit deinem Feingefühl die Chemikalien bestimmt isolieren, aber es wäre deine Fähigkeit, sie einfach – poof! „, er machte eine passende Geste dazu, „verschwinden zu lassen. Wir können das auch ganz klassisch alles mit Klappspaten machen, wenn es das ist, was du willst, aber das hilft deinem Überschuss da weniger. Ich hör nur, dass dir da irgendwas nicht gefällt, aber deine Gedanken kann ich noch nicht lesen, Dane.“
      Er schaltete auf einen sanften Tonfall und eine versöhnlichere Miene um. Schließlich war die Idee für eine Paarunternehmung gar nicht mal so schlecht. Nur mussten sie dafür noch die besten Herangehensweisen finden.
      „Oh, und wie lange geht eigentlich deine Pause?“
    • "Meine Pause geht so lange, wie ich sie gehen lassen will," gab Dane zurück. "Heute Nachmittag habe ich noch ein Meeting, aber das dauert noch."
      Dane blickte in diese wundervoll blauen Augen. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand um ihn sorgte und für einen Augenblick erlaubte er es sich, in diesem Gefühl aufzugehen. Ro sorgte sich um ihn.
      "Mit externer Steuerung kann ich einiges mit meiner Magie anstellen," erklärte er dann. "Meine Tätowierungen, die Runen, von denen ich eine für deine Kopfverletzung benutzt habe... das sind alles Steuerelemente. Ohne eine solche... Bauanleitung... ist meine Magie einfach nur ein Haufen Energie. Heiß und zerstörerisch, in alle Richtungen."
      Er wandte den Blick ab, betrachtete den ausgetrockneten Boden. Er strich sogar mit seiner freien Hand durch die toten Grashalme.
      "Ich schätze, ich wollte einfach mal etwas erschaffen, anstatt es zu zerstören," gab er dann mit einem weiteren Seufzen zu.
      Dane wandte seinen Blick wieder Ro zu und lächelte leicht. Er würde sich wohl damit abfinden müssen, dass er immer die Kraft der Zerstörung sein würde. Aber vielleicht konnte er jetzt mit seiner Zerstörung Raum für Neues machen. Neues, das Ro mit seiner Hilfe erschaffen konnte. Er könnte das Skalpell sein, das Ro brauchte, um diesen Park zu retten.
      "Also nur die Halme? Das kriege ich hin. Kannst du das Netz ohne meine Hilfe halten?"
      Als Ro nickte, löste Dane seine Hand von dem jungen Mann, schlüpfte aus seinem Jackett, das er ordentlich über seinen Oberschenkel faltete, und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Kurz schloss er die Augen, um sich auf die richtigen Runen zu besinnen und die Magie gezielt durch diese hindurchzuleiten. Dann stemmte er seine Hände gegen den Boden und setzte alles um ihn herum in Brand.
      Es war kein plötzliches Inferno, es war keine Explosion, die sich da über den toten Rasen ausbreitete. Es war viel gezielter. Danes schwarz-weiße Flammen fraßen sich in Linien durch das Gras, verbrannten die Halme augenscheinlich von innen heraus. Hunderte dutzende kleine Stichflammen verschlangen den Rasen von der Spitze eines jeden Halmes bis zu dem Punkt, an dem der Halm auf den Boden traf. Der Feuer war präzise. Das Feuer war erbarmungslos. Dane erwischte damit sogar die Halbe, die unter seinen eigenen und unter Ros Füßen ruhten, ohne dabei ihre Schuhe zu schmelzen.
      Dane brauchte ungefähr eine Minute, um alles zu erwischen und nichts zu verbrennen, was er nicht verbrennen wollte. Als er fertig war, hob er den Kopf und beugte ihn nach links und nach rechts, um seinen Nacken knacken zu lassen. Das war sehr viel weniger anstrengend gewesen, als er gehofft hatte.
      "Eine dämonische Brandrodung," meinte er. "Nichts leichter als das."
      Die beiden hockten nun auf der staubigen Erde, die sich unter dem vertrockneten Gras versteckt hatte. Der Park sah beinahe schlimmer aus als vorher. Aber irgendwie auch besser? Die Abwesenheit des wild gewordenen, kranken Gestrüpps auf dem Boden gab diesem Ort eine Aura des Wiederaufbaus. Als ob sich endlich jemand seiner angenommen hatte und jetzt aufräumte.
    • Fast augenblicklich zeigte sich eine Art Erkenntnis in Ros Augen, nachdem Dane ihm erklärt hatte, wie genau er seine Magie eigentlich einsetzte. Natürlich hatte er mehrfach gesehen, wie Dane sie einsetzte und wie er auch dabei die Tätowierungen benutzte, aber dass sein Pool ohne diese Richtung nur ein ungerichteter Haufen Masse war, erstaunte den Drakin dennoch. Daher rührte also diese Zerstörungspotenzial. Weil es roh und ungefiltert war. Ganz anders wie bei ihm selbst, der seine Magie als eine Art Verlängerung seines Armes oder gar Atems sah. Er benutzte sie ohne Runen, ohne Zeichen, so natürlich, wie es Dane womöglich gar nicht konnte.
      „Oh“, machte Ro nur plump aufgrund der ganz simplen Antwort auf seine Sorge. Mal was anderes, das genaue Gegenteil machen. Klang logisch. Sehr nachvollziehbar. Hätte ihm auch mal einfallen können. „Da finden wir schon was. Äh, ja, nur die Halme. Netz halten krieg ich hin.“
      Das Feuer, das so andersartig um ihn herum eher wie ein Schwelbrand ausbrach, war erstaunlich wenig warm. Irgendwie dachte man bei Feuer immer direkt an Hitze, aber das hier war schließlich kein gewöhnliches Feuer. Es löste alles, wie gewünscht, im Nichts auf, selbst das Gras unter Ros Schuhsohlen. Alles, was er zustande brachte, war ein Schmunzeln und ein Kopfschütteln. Das war eine beeindruckende Demonstration von Feingefühl, wie er befand. Am Ende hatte er die Bäume, selbst die abgeknickten, noch stehen lassen, sowie ein paar einsame Büsche, die Ro vorher verneint hatte. Alles andere war dem kargen, staubigen Boden gewichen, der nicht danach aussah, als würde hier jemals wieder etwas sprießen.
      „Ich find das Maß an Kontrolle trotzdem krass“, sagte Ro trocken, musste danach aber sofort grinsen. "Pass auf, wir machen mal direkt weiter. Komm ran, hier."
      Er winkte Dane energisch zu sich, packte dessen Hand und legte sie sich selbst auf die Schulter.
      „Wir haben ja noch das Netz im Boden. Im überaus ekeligen, harten Boden. Ich war mal so frei und hab das Netz ein bisschen angepasst und… Informationen eingespeist? Keine Ahnung wie ich das sonst nennen soll, ´s ´n Gefühl halt. Du baust eine Verbindung zu dem Netz auf, folgst den Fäden und presst deine Magie solange in die Enden, bis sie platzen. Nicht mehr, okay? Das dürfte Erschütterungen auslösen, die den Boden lockern und ihn aufnahmefähiger machen.“
      Und vielleicht kann man deine Magie ja ein bisschen manipulieren und nicht ganz so zerstörerisch machen.

      Spoiler anzeigen
      Keine Ahnung, ob sich seine Magie ein bisschen tweaken lässt, aber theoretisch lockern die den Boden, ja, und die versprengten Magiepartikelchen würden sich an die Chemikalien haften, die verdichten und nach oben holen. Langsam, natürlich, mit mehr Intensität schneller. Ich muss selbst gucken, was ich dir andichten kann und was nicht xD
    • Neu

      "Wir basteln uns also einen magischen Pflug?"
      Dane lächelte, tat aber, was ihm gesagt wurde. Es war seltsam, sich so von jemand anderem leiten zu lassen, aber es fühlte sich nicht unangenehm an. Normalweise unterband Dane sowas aus Reflex, aber mit Ro... Vielleicht hing es damit zusammen, dass Ro einfach die Expertise in diesem Fall hatte. Aber viel eher, so glaubte Dane, hing es damit zusammen, was sie hatten. Diese Verbindung, die sie miteinander teilten. Sie sorgte einfach dafür, dass er Ro auf einem Level vertraute, wie er es sonst nur mit Asa kannte. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr...
      Dane schob seine Hand von Ros Schulter in dessen Nacken, halb unter den Kragen seines Shirts. Kurz massierte er dort die Muskeln, einfach nur, weil er es konnte, aber auch, um eine Gefühl für diese physische Verbindung zu bekommen, die gleich wieder zu einer magischen werden würde. Er musste durch Ro hindurch, ihn praktisch wie einen Filter benutzen. Wenn er nicht vorsichtig war, würde nicht nur der Boden von Explosionen erschüttert werden. Und Ro wehzutun war wirklich das letzte, was er wollte.
      "Dann folge ich mal deiner Bauanleitung. Bereit?"
      Wieder wartete er darauf, dass Ro nickte, dann schloss er die Augen. Er würde nicht seine eigene Magie benutzen, um diesen Boden aufzurütteln. Einerseits, weil er die von Ro loswerden musste - deswegen waren sie ja überhaupt erst hergekommen - und andererseits, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass dämonische Energie besser für die Natur war als ein Haufen Chemikalien.
      Er fing langsam an, um Ro Zeit zu geben, sich an das Gefühl zu gewöhnen. Er fand das Netz und kartierte es mental. Dann erhöhte er die Menge an Magie, die er freisetzte. Er leitete sie langsam durch Ro hindurch, dann beschleunigte er sie im Netz. Es dauerte nicht lange und die ersten, kaum spürbaren Explosionen ereigneten sich unter der Erde. Ros Plan schien aufzugehen. Die Schwierigkeit lag hauptsächlich darin, diese Miniaturexplosionen nicht zu stark zu machen. Ros Magie war wild und wollte sich nicht so einfach kontrollieren lassen, jetzt wo sie erstmal in Bewegung war. Dane runzelte die Stirn vor lauter Konzentration; wo seine Hand vorher nur auf Ros Nacken gelegen hatte, hielt er sich jetzt schon beinahe daran fest.
      Dane ließ jedes Ende des Netzes explodieren, dann zerrte er die Energie zurück in seinen Körper. Als er Ro losließ war ihm doch tatsächlich schwindelig.
      "Das war anstrengender, als ich erwartet hatte," gestand er und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
      Aber auch hier war die Präzision der anstrengende Teil gewesen, nicht das Level an Magie, das er hatte nutzen müssen. Wenn das so weiter ging, müsste er noch ein paar solcher Parks auftreiben, um das alles loszuwerden.
      "Was kommt als nächstes?" fragte er.