A Dash of Luck [Asuna feat. Pumi]

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    • "Das mit der Wohnung war ein kläglicher Versuch meinerseits, dir mit deiner Unabhängigkeit zu helfen," meinte Dane mit einem schlichten Schulterzucken. "Ich habe es mir anders überlegt. Natürlich werde ich dich nicht davon abhalten, besagte Unabhängigkeit auch weiterhin zu verfolgen - aber wenn du das von unserem gemeinsamen Wohnraum aus tun könntest, wäre ich persönlich glücklicher."
      Er erwiderte Ros Grinsen mit einem ehrlichen Lächeln.
      "Ich kann dich ja einfach ins Gästezimmer verbannen, wenn es zu viel wird. Da ist genug Platz für eine kleine Drakin-Höhle."

      Dane ließ, sehr zu Gregs Entsetzen, den Nachtisch ausfallen. Einerseits wollte er Ro nicht noch länger auf die Folter spannen; andererseits wollte er selbst endlich den Park erreichen. Er schnappte sich Ros Hand, kaum dass sie aus dem Restaurant getreten waren, und schlenderte mit ihm die Straße hinunter. Manch einer mochte annehmen, dass das Großstadtleben der Menschen und alles, was das so mit sich brachte - Lärm, Gestank, Müll, und so weiter - ein viel zu großes Chaos seien. In gewisser Weise war es das auch. Aber Dane wandelte schon lange genug unter den Menschen, um dieses Chaos als geordnet zu erkennen. Oder zumindest geordnet genug, um nicht sofort die Nerven zu verlieren. Und ein bisschen Chaos vertrug er ja dann doch, er war ja nicht aus Zucker gemacht.
      Er führte Ro etwa zwei Blocks weit weg von dem Restaurant, bevor er in eine kleine Straße (oder besser Gasse) einbog. Die Gasse selbst gehörte zu der Gattung, die man bei Nacht eher mied, und war halb mit den großen Mülltonnen der umliegenden Apartmenthäusern zugestellt. Der rissige Boden hier bekam nie Sonnenlicht zu sehen; die Wände waren mit Graffiti beschmiert. Und am Ende der Gasse lag nicht etwa ein kleines, verstecktes Paradies, sondern ein trauriges Fleckchen ehemaliger Natur.
      Der Park war geradezu trostlos. Das Gras war schon vor Urzeiten ausgetrocknet, die handvoll Bäume tot und morsch (einer war sogar bereits unter seinem eigenen Gewicht zusammengebrochen). Es gab einen Teich, aber der war eigentlich mehr ein Loch mit feuchtem Schlamm am Boden, in dem allerhand Müll steckte. Eine alte Parkbank, bei der die Rückenlehne fehlte, wurde von einem wilden Busch verschluckt, die Mülleimer lagen verteilt auf der Fläche herum. Das hier war kein Ort, an den die Menschen kamen, um sich von ihrem Stadtleben zu erholen. Nicht mehr.
      Dane musste sich ein Kichern verkneifen, als er Ros entgeisterten Blick sah.
      "Ja, das hier ist der Park, von dem ich gesprochen habe. Nein, ich bin nicht verrückt geworden. Ganz im Gegenteil," erklärte er, bevor Ro überhaupt dazu kam, eine Frage zu stellen.
      Er ließ den jungen Drakin los und schlenderte durch das beinahe kniehohe, braune Gras bis hinüber zu dem Loch, das mal ein Teich gewesen war.
      "Dieser Ort hier war einmal ein Park für die Gebäude gewesen, die ihn umgeben," sagte er und kickte einen kleinen Stein in das Loch. "Die Menschen in diesen Häusern waren eine eingefleischte Community. Die Kinder haben hier gespielt, ohne dass jemand Angst haben musste, dass etwas passiert, da keine Straße an den Park angrenzt. Das hier war ein sehr schöner Ort. Und der Baum da," Dane deutete auf die zerfallenen Überreste, "gehörte einmal einer Dryade. Vor ein paar Jahren ging es dann mit dem Park bergab. Die Pflanzen starben, die Dryade wurde krank. Ich kam leider zu spät, um ihr noch zu helfen. Sie starb. Den Grund dafür fand ich schnell heraus und beseitigte ihn, aber irgendwie kam ich nie dazu, mich um diesen Park zu kümmern. Bis heute."
      Er wandte sich wieder Ro zu.
      "Deine Magie funktioniert am besten im Gleichklang mit der Natur, nicht wahr? Als wir uns kennenlernten und du mich in den Wald entführst hast, hast du mir das ziemlich deutlich gezeigt. Daher dachte ich, es sei eine gute Idee, deine Magie zu nutzen, um der Natur ein bisschen zu helfen. Das, was die Dryade getötet und diesen Park ruiniert hat, war chemischen Ursprungs. Der Park wird sich also wahrscheinlich nie von allein erholen. Aber mit meiner Feinkontrolle über Magie und deinem Gespür für Natur könnte es gehen. Also was sagst du? Hilfst du mir, diesem Ort hier zu helfen?"
    • Neu

      Ein kläglicher Versuch sollte das gewesen sein? Dane hatte in lächerlich kurzer Zeit einen Kontakt an der Hand gehabt, um Ro mit einer Wohnung zu helfen. Als kläglich würde er das ganz sicher nicht bezeichnen. Spannend war jedoch eher das Ausweichmanöver, das Dane seinem Freund anbot.
      „Pff, du glaubst doch nicht, dass dein Gästezimmer ausreicht, wenn ich anfange zu horten. Dann ist das Zimmer schneller bis unter die Decke vollgestellt, als du gucken kannst.“

      Ohne einen Einwand ließ Ro zu, dass Dane dem Nachtisch entsagte. Er selbst war mit jeder verstrichenen Minute hibbeliger geworden, weil der ominöse Park immer näher rückte. So sehr, dass es ihm den Appetit auf etwas Süßes verhagelt hatte und er Dane an seiner Hand fast schon gezogen hätte, wenn er ihn nicht mit seinem gemäßigten Gang an seiner Seite gehalten hätte. Notgedrungen fiel der junge Mann zurück und passte sich dem Gang seines Partners an.
      In dieser Gegend war der Drakin noch nie unterwegs gewesen. Die meiste Zeit über hatte man ihn gefahren oder eben auf bestimmten Wegen in den anderen Stadteilen gehen lassen. Einen überschwänglichen Freundeskreis besaß er auch nicht, weshalb ihn nie sonderlich der Reiz überkam, die Stadt zu erkunden. Er mochte nicht, wie die Menschen jedes bisschen Natur ausmerzten und nur noch Beton und Stahl übrigließen. Die Quittung dafür bekamen sie Jahre später, aber dann war der Schaden meist schon angerichtet. Demnach beachtete er nicht den Müll oder die zugestellten Gassen, durch die Dane ihn manövrierte. Jedenfalls bis sie das Ende einer besonders verunstalteten Gasse erreichten und die Sonne ein Fleckchen Erde erreichte, das Ro völlig unvorbereitet traf.
      In der Tat hatte Dane Ro zu einem Park geführt. Warum er der Meinung gewesen war, dass es hier keinen gab, lag daran, dass diese Grünanlage lediglich existiert hatte. Jetzt war sie ein trauriger Fleck Land, der komplett vernachlässigt und brach vor ihm lag. Das Gras erinnerte mehr an eine Steppe als allem anderen, die Bäume hatten aus welchen Gründen auch immer ihren Dienst quittiert und das, was mal ein See gewesen war, war nur noch ein Schlammloch, vollgestopft mit Plastikmüll. Dafür fand Ro keine Worte, aber das musste er auch gar nicht. Vorweg ging Dane, während Ro noch immer festgewachsen da stand, ihm dann verspätet folgte. Das Rascheln des toten Grases wäre unter anderen Umständen nicht so schlimm, aber er spürte mit jedem Schritt, wie sehr dieser Ort an ihm zog. Solche Flecken Erde waren im wahrsten Sinne des Wortes verhungert, nur merkten die Menschen das natürlich nicht.
      Ros Blick folgte Danes Fingerzeig zu einem Baum. Die Anwesenheit der Dryade war nicht mehr zu spüren, aber dass das einst ein Wächterbaum gewesen war, ließ sich noch an dem Eindruck ablesen, den Ro vom Baum gewann.
      „Warum hat sich sonst keiner um diesen Ort geschert? Sonst ist die Stadt doch so schnell drauf und dran, noch Baugelände in die Finger zu kriegen. Wieso haben sie den Ort hier nicht längst plattgemacht?“, fragte Ro bevor er in die Hocke ging und nonchalant seine flache Hand auf den schlammigen Boden legte. Der Quell, der den ehemaligen See speiste, war nicht mehr vorhanden. Aber die darunter liegenden Sedimentschichten waren wasserundurchlässig und würden Regenwasser stauen. Sofern der ganze Müll erstmal beseitigt worden war. „Ich kann die Defizite spüren und alles, ja. Klar würde ich dir helfen, aber ich kann die Flora nicht so weit ansprechen, wie du vielleicht denkst. Hast du mal überprüft, ob der Wächterbaum einen neuen Kern im Stamm verborgen hat? Ich hab gelesen, dass sie das tun im Falle des Todes der Dryade. Dann müsste man eine neue Dryade finden, die sich dem Kern annehmen und über die Parzelle wachen würde. Das würde auf jeden Fall helfen.“
      Jetzt verstand Ro auch, weshalb Dane ihm diesen Ort gezeigt hatte. Er konnte hier seine Magie walten lassen, ohne großartigen Schaden anzurichten. Vermutlich war hier sogar so wenig los, dass es nicht einmal auffallen würde, wenn der jüngste der D’Apchiers hier im Dreck wühlte.
    • Neu

      Dane gesellte sich zu Ro.
      "Das Land gehört mir. Oder, besser gesagt, ist es Teil des riesigen und komplizierten Hedgefonds-Ding, das Asa und ich da am Laufen haben. Wie gesagt: ich kam nie dazu, mich aktiv um diesen Flecken hier zu kümmern."
      Er ging ebenfalls in die Hocke, spielte mit einem langen, trockenen Grashalm. Er sah nicht, was Ro sah, spürte nicht, was Ro spürte. Aber er erkannte das Potenzial dieses Ortes. Er hatte gesehen, wie dieser Park langsam verkommen war. Er wusste einfach, dass dieser kleine, halb versteckte Ort, so viel mehr sein konnte, als er war. Wenn sie das hier richtig anstellten, dann könnte wirklich eine Dryade hier her zurückkehren. Dann könnten Pixies hier in den Blumen spielen. Vielleicht sogar ein kleiner Quellgeist im See. Und nicht nur das, die Menschen, die hier lebten, könnten ebenfalls wieder zueinanderfinden.
      "Ich muss erst die chemischen Überreste aus dem Boden kriegen, bevor hier eine Dryade einziehen kann. Ich habe schon welche gefragt, sie alle sagten das gleiche. Bis dahin wollte ich den Baum nicht anfassen, um nicht aus Versehen etwas kaputt zu machen. Darin bin ich besser, als im Retten der Natur."
      Dane reichte Ro seine Hand.
      "Ich habe da noch einen Haufen Magie, von dem ich nicht weiß, wohin damit. Magie, die von der Natur kommt und auch wieder dorthin zurück sollte. Zeig mir den Weg, ich übernehme die Details. Wir können diesem Park helfen und mein kleines Problem im gleichen Zug lösen. Ich habe alles dabei, was wir für einen Versuch brauchen."
      Der Grashalm zwischen seinen Fingerspitzen entzündete sich und wurde in weniger als einer Sekunde von schwarz-weißen Flammen verschlungen. Es blieb nicht einmal mehr Asche übrig; selbst die verbrannte. Dane musste diese Magie loswerden, auf die eine oder andere Weise, bevor die Magie das selbst übernahm. Nur ein einziges Mal in seinem Leben wollte er etwas erschaffen, nicht etwas zerstören. Und jetzt hatte er die Möglichkeit dazu. Er wollte es zumindest einmal versuchen.