Dusk & Dawn [Asuna & Nico]

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    • Foremar gab für sich zu, dass das Gefühl von ihrer Hand in seiner nicht wirklich unangenehm war. Das war Feststellung 1. Feststellung 2 war, dass ihr dieses aufgeblühte, fröhliche Wesen der Maggy Bryce nicht stand. Ganz und gar nicht. Er mochte eine verschlossene Frau genauso wenig, aber das hier war ein Donnergrollen der Schrecklichkeit in seinen Augen. UNd dennoch sah man es seinem Gesicht nicht an. Er lächelte warmherzig und nickte.
      "Wie du siehst, haben wir Geschäfte zu tätigen"; sagte er Hraggar, der Maggy noch immer verstört ansah.
      "Du bringen immer verrückte Frauen mit...", murmelte der Steintroll, während seine Stimme sich anhörte wie Kieselsteine, die aneinander rieben. "Erst diese eine...jetzt diese...Du glücklicher Mann..."
      "Ja, ich bin wahrlich gesegnet...Würdest du?"
      Der Steintroll nickte leicht und blickte sich noch einmal lautselig um, als sei der Eingang zum Untergrund das einzige Abnormale hier. Schweigend legte er eine seiner gewaltigen grauen Hände an die Wand und auf mirakulöse Weise erschien eine schwere Eichenholztür auf der Wand. Sie war von mittelalterlicher Qualität und mit schweren Eisenbeschlägen gerichtet. Ein Klopfer befand sich in der Mitte und kein Türknauf. Der KLopfer war das Abbild einer Art Dämons, der mit finsterer Fratze die Neuankömmlinge ansah.
      "Dein Begehr?"
      Für Neuankömmlinge war es sicherlich seltsam, die Stimme in den Köpfen zu hören. Aber erfreulich, dass der alte Zauber noch immer funktionierte.
      "Mein Name ist Abimael Glass, das ist Maggy Bryce. Wir sind aus geschäftlichen Gründen hier und möchten zu Jeremiah Old, ansässig im Zentralbezirk der Untergrundstadt."
      "Sind Sie bekannt mit August Foremar, Mathilda Wollins oder William Fitzgerald?"
      "Nein, völlig unbekannt."
      August war dankbar, dass der Türknauf nur ihn zu beobachten schien. Seine Gesichtszüge entglitten nicht und ein freundliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Und während Foremar seine Brille richtete, schwang die Tür nach einem kurzen Zischen auf und gab eine Treppe nach unten preis.
      Während sie hindurchgingen und die TÜr sich schloss, befreite er sich anschließend aus ihrem Griff.
      "Was war das denn?", fragte er und sah sie erstaunt an. "Ich meine, fröhliche Frauen an die MAcht, aber was ist aus ihrem erotischen Mir-ist-alles-egal-solange-der-Fall-läuft-Dingsbums geworden?"
      Kopfschüttelnd begannen sie mit dem Abstieg. Die Treppe war eng, aber breit genug für zwei. Von beiden Seiten erhoben sich massive, graue Steinmauern, deren Finsternis alle paar Stufen von einer mittelalterlichen Fackel erleuchtet wurde. Schwach konnte August es nicht lassen, im Widerschein immer wieder zu Ember zu sehen. Wenn man diese verrückte Rolle mal außen vor ließ, hatte sie sich wirklich herausgeputzt. Und wäre es nicht so eine angespannte Situation, hätte er es ihr vermutlich schon zig mal unter die Nase gerieben.
      Es dauerte eine gute Weile, da die Treppe sich in einen gigantischen Raum entfaltelte, den man nur als Stadt unter der Stadt bezeichnen konnte. Gebäude erhoben sich zu beiden Seiten und waren aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt. Man sah Behausungen aus Abwasserrohren oder Stahlplatten, aber auch alte Lehmhäuser fanden ihre Berechtigung. Über und über quoll es vor Menschen unda llerlei anderem Kreaturen. Trolle handelten neben Elfen, Feen huschten durch die Gegend, zu ihrer Rechten pries ein Marktschreier die Köpfe von Zentauren an, obwohl diese bereits ausgestorben waren. In der Mittel des gewaltigen Raumes strahlte das Tageslicht auf sie alle hinab, sodass es ein wenig an Gruseligkeit verlor, wenngleich nur augenscheinlich.
      "Willkommen im Hof der Wunder...", murmelte August und grinste. "Wo es ein Wunder ist, wenn du überlebst."
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      Untergrund_LOndon.jpg
      nur ein bisschen grober im Stil ;)

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    • "Habe ich dich nicht vorgewarnt, dass die Persona etwas grenzwertig werden könnte? Verschafft mir im Falle einen winzigen Moment der Überraschung, sollte ich ihn brauchen."
      Noch immer rieb sich Ember die Schläfen bei dem Gefühl, das die körperlose Stimme in ihrem Kopf hervorgerufen hatte. Für sich stellte sie fest, dass diese Form der Kommunikation ganz sicher nicht für sie bestimmt sein würde. Allerdings war sie zufrieden damit, als sich August aus ihren Fängen befreite. Seine Worte sorgten dafür, dass sie ihre Lippen ein wenig spitzte bei dem Versuch, ein Lächeln zu übertünchen.
      "Ich seh' schon, dass dir diese Art nicht gefällt. Weniger erotisch, aber auch eine Form des Mir-ist-alles-egal-solange-der-Fall-läuft- Dingsbums", griff die Detective Augusts Worte auf und ließ das Lächeln den Kampf um ihre Lippen gewinnen.
      Als müsse sie es noch mit einer Aktion untermalen, rückte sie dem Zauberer regelrecht auf die Pelle. Zwar griff sie nicht bewusst nach seinen Händen, aber sie ignorierte bewusst, dass man entspannt nebeneinander die Treppen abwärts gehen konnten. Hin und wieder berührten sich ihre Schultern wann immer ihr Tritt etwas unsicherer aufgrund der groben Stufen wurde. Sie hatte bewusst diese Persona ausgewählt für ihre Aktion. Mit dieser Maske war es leichter, der Angst und Anspannung zu entgehen. Würde Ember mit ihrem üblichen Mindset hier hinabsteigen, wäre die Vorsicht ihr ständiger Begleiter und vermutlich dafür sorgen, dass sie nicht einen unbedachten Schritt mehr setzen konnte.
      "Willkommen im Hof der Wunder...", murmelte August und grinste. "Wo es ein Wunder ist, wenn du überlebst."
      Ember quittierte diese Bemerkung lediglich leise mit einem Schnauben. "Es hätte mehr Eindruck geschindet, wenn wir hier des Nachts aufgetaucht wären, denke ich."
      Ihre Schritte hatten nichts von der Leichtigkeit verloren während sie noch immer eng an August gehalten seinen Schritten folgte. Das hier ähnelte dem Schwarzmarkt, auf dem sie in der Oberwelt des Öfteren mal agiert hatte. Nur waren das hier unten keine einfachen Menschen mehr. Trotz ihrer langen Zeit bei der Magischen konnte Ember nie das Gefühl der Unterlegenheit abschütteln und es hatte sie Jahre gekostet, sich mit diesem Gefühl anzufreunden. Mittlerweile sah sie es als stetige Erinnerung an, nie unvorsichtig zu sein.
      Allerdings sprengte das Unterfangen hier unten diesen Rahmen mit Leichtigkeit.
      "Ich hab' noch alle Spielregeln im Kopf, mein Lieber. Wortwahl beachten und", Embers Blick wanderte einmal in die Runde, "nichts essen. Schon verstanden."
      Nicht, dass sie vorgehabt hätte etwas essen zu wollen. Ihr Magen war ein kleiner harter Ball, der sich vehement dagegen sträubte, etwas hinein oder hinaus zu lassen. Obwohl Tageslicht nach hier unten drang, hüllte es die Umgebung nur in ein fahles, kaltes Licht. Jegliche Wärme der Sonne schien regelrecht verschluckt zu werden und brach sich in nur noch kühleren Farben von den Stahlplatten des Baracken. Definitiv würde die Detective hier weder allein noch freiwillig umherstreunen, dafür war sie zu wenig aus dem Schneid, den man brauchte, um hier überleben zu können. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als eng an August geschmiegt einen Jeremiah Old aufzusuchen.

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    • Seufzend bewegte sich Foremar mit seiner Begleitung am Arm, deren Nähe unter anderen Umständen sicherlich als angenehm beschrieben werden konnte, vorwärts.
      "Mein Lieber?", fragte er mit nicht unerheblichem Ekel in der Stimme. "Was ist in dich gefahren? Ich fühle mich wie in einer schlechten Fünfziger Jahre Soap. Wo ist die heiße Polizistin von vor einer Stunde hin?"
      Das Lächeln, das sie aufsetzte ignorierte er seufzend während sie sich die große Treppe hinaufquälten, zu deren Seiten jeweils gigantische, menschenähnliche KReaturen angekettet waren. Die Ketten rasselten kaum merklich bei jedem Atemzug und Foremar hatte Mühe, die Wesen nicht anzustarren. Magisch gesehen waren das außergewöhnliche Kreaturen, die nur ein Meister vollbringen konnte. Er spürte, wie er sie inspizieren wollte.
      Kopfschüttelnd wanderten sie - am Treppenabsatz angekommen - durch eine gewaltige Menschen und Wesenmenge weiter, begleitet von abertausenden Stimmen, Gesprächsfetzen und allerlei Krimskrams, was ihnen von der Seite her angeboten wurde. Mumienpulver, zerstoßenes Nashornhorn und die Reste von Captain Blakes Lieblingsvogel waren noch das Normalste was sich hier fand. Bereits am nächsten Stand lehnte sich ein bulliger Sartyr über den Tresen und klickte mit der Zunge in Richtung von Ember.
      "Na Puppe?"
      Die Stimme klang wie die eines alten Piraten und August schnaubte.
      "Pack dein übergroßes Ego wieder ein, George!", rief er und zog sie weiter. Es war gut, wenn man nicht allzu lange an einer Stelle verharrte.
      "Wir müssen in den Zentralbezirk", murmelte er Ember zu. "Dort werden wir eine Art mittelalterliche Taverne finden, die vemutlich auch seitdem dort steht. Halte Ausschau danach. Dort fragen wir nach Jeremiah Old. Aber zunächst..."
      Er griff wieder nach ihrer Hand (vielleicht das einzige, was Ember wirklich nervte) und zog sie quer über den großen Platz bis unter die Kuppel, in dessen LIcht er sich suchend umblickte.
      "Er muss doch...hier sein...", murmelte August und wirkte einen Moment wie ein Schüler.
      Irgendetwas stimmte nicht, da hatte Hraggar leider nicht. Die Atmosphäre im Untergrund war angespannt und beinahe tödlich anzusehen. Jemand war hier. Jemand, der das Aurengefüge ganz empfindlich störte. Und es war Zeit, herauszufinden, wer das war. Im grunde genommen gab es nicht wirkliche viele Optionen.
      EIn Homunculus vielleicht, ein Spiegel oder aber ein weiterer Arcana. Alle drei Optionen waren tödlich für Ember und problematisch für August. Denn der Untergrund war Niemandsland. Hier durfte ein Jeder schalten und walten wie er wollte. Sofern er nicht den Arcana in die Quere kam, die den Untergrund kontrollierten.
      "Ah!"
      Er wies mit der Hand auf eine Wesenheit, die nicht ungewöhnlicher sein konnte. Am Rande der reich belebten Straße befand sich ein kleiner Stand aus grobem Holz, an dessen Seite ein übergroßes Wesen stand. Seine Beine waren haarig, wie sein ganzer Körper und die langen, gestreckten Gliedmaßen steckten in einer hässlichen Hipsterhose mit kariertem Hemd. Die Wolfsschnauze des Wesens wurde von einer dicken Hornbrille regelrecht entschärft und der Werwolf hielt einen Flyer in der Hand.
      "Unterschreibt jetzt die Petition für einen HErrscherwechsel! Ich bitte euch, Leute!", rief er mit grollender Stimme und seufzte. "Es kann nicht angehen, dass die Arcana unsere GEschicke leiten! Für einen freien Untergrund!"
      "Den suchen wir!", grinste August und zog Ember ein Stückchen weiter, da bereits die ersten Zwerge neugierig näher kamen.
      Als sie bei dem Werwolf angekommen waren, sah dieser erst nur Ember an.
      "Guten Tag, junge Frau!"; grollte er und beugte sich tief hinab. "Würden Sie den freien Untergrund unterstützen, es bedarf nur einer Unterschrift!"
      Wie zum Beweis hielt er den Stift in der anderen PRanke, sodass dieser beinahe unterging.
      August selbst schälte sich erst danach von ihrer Seite.
      "William Fitzgerald", murmelte er und breitete die Arme aus. "Eine Freude!"
      Mit einer Sekunde blitzte Erkennen auf der Fratze des Wolfes auf und dieser wollte bereits zur Flucht antreten, als August ihn bei der tiefergelegten Schnauze packte und wie eine Liebende zu sich ehranzuog.
      "Na, na. NIcht so eilig, mein haariger Freund. Ich habe Fragen, viele Fragen. Und würde es begrüßen, ein paar Antworten zu finden."
      "Aug..."
      "Abimael."
      "Ab...Ich...Ich weiß nicht, was..."
      "Das sagen Sie alle, mein Schatz", grinste August süßlich, wobei nicht eine Spur von Freundlichkeit in dem Lächeln lag. "Wie wäre es, wenn Maggy uns eine schöne Nische sucht, und wir unterhalten uns, was sagst du?"

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    • Ember sah den Satyr noch bevor sie ihn gehört hatte. Lebhaft erinnerte sie sich an eine Orgie in der Oberwelt, wo sie einen seiner Art aus einem Bordell holen mussten weil er sich hoffnungslos übernommen hatte und sich geweigert hatte, für die acht Damen aufzukommen, die er sich in sein Zimmer bestellt hatte. Der war allerdings halbwegs ansehnlich gewesen. George, wie sie kurz darauf erfuhr, fiel nicht in diese Kategorie. August zog Ember konsequent weiter, doch sie warf George ein Augenzwinkern über die Schulter hinterher. Ihre Lippen formten ein wortloses Bis später, dann sah sie wieder nach vorn, das kokette Lächeln erstarb fast augenblicklich.
      Vielleicht lag es auch einfach daran, dass August ihre Hand wie selbstverständlich ergriff und sie quer über den Platz zog. Gut, wenn sie dieses Spiel spielen wollte, dann hatte sie sich auch nicht daran zu stören wenn er es ihr gleich tat. Ihr leichter Widerstand ebbte mit jeder Sekunde ab, die der Zauberer weiter suchend im Lichtkegel inmitten des Platzes stand und sich umschaute. Eber hatte den Rogue inzwischen lange genug beobachten können um zu sehen, dass ihn etwas beschäftigte. Man sah förmlich, wie die kleinen Zahnräder in seinem Geist ineinander griffen und zu arbeiten begannen. Er sah Dinge, fühlte sie womöglich, die der Detective naturgegebenermaßen entgingen. Und das ließ den Keim der Sorge in ihrem Inneren Wurzeln schlagen.
      Folglich zuckte Ember leicht zusammen, als August plötzlich ausrief und scheinbar gefunden hatte, wonach er suchte. Dass es ein Werwolf war, erstaunte die Detective erstaunlich wenig. Mit Werwölfen konnte sie verdammt gut, das Laster der Oberwelt. Die Armen wollten meistens gar nicht so sehr auffallen wie sie es taten und landeten deshalb viel zu häufig in ihrer Abteilung. Ergo fiel es ihr leicht, ein aufrichtiges Strahlen zustande zu bringen, obzwar der Größenunterschied in diesem Falle besonders stark auffiel. Der Werwolf musste sich extrem tief zu ihr hinabbeugen, um auch nur ansatzweise Augenkontakt herstellen zu können ohne dass Ember sich den Nacken verrenken musste. Mit einer grazilen Bewegung pflückte sie den Stift aus der Pranke. "Aber mit Freuden würde ich das! Solch einen Einsatz muss man doch unterstützen."
      Bevor es zu etwas weiterem kam, löste August sich von ihr und ließ den Werwolf fast umgehend zur Flucht antreten. Der Rogue war schneller und Ember konnte wieder dieses Lächeln auf seinen Lippen beobachten, das nie zu seinen Augen reichte. William, wie sie erfahren hatte, kannte den Arcana als solchen. Und fürchtete ihn als solchen.
      Dank ihres Jobs schaltete die Detective schnell genug. Das warmherzige Lächeln lag noch immer auf ihren Lippen, als sie eine Hand (?) des Werwolfes einfing und ihn aufmunternd anblinzelte.
      "Haaaallo, du darfst mich auch gerne Maggy nennen. Komm einfach mit, wir finden ein schönes Plätzchen und dann reden wir ein bisschen. Vielleicht kraule ich dir dann auch eines deiner Ohren, wenn du mich dran lässt."
      Ihr Lächeln wurde sogar noch ein bisschen breiter, als sie William einfach mit sich zog in der Sicherheit, dass allein schon Augusts Präsenz dafür sorgte, dass er ihr folgte. Kaum merklich folgte die Ermittlerin den stummen Blicken, die der Rogue ihr hin und wieder zuwarf, um sie zu seiner abgelegeneren Gasse zu führen, die er vermutlich als weniger gefährlich einschätzte. Als sie sich von dem Großteil der Menschenmenge lösten und im Blickschutz einer Häuserwadn verschwanden, gab sie Werwolf endlich frei. Allerdings nicht ohne seinen Arm leicht zu tätscheln.
      "Braver Junge", flötete Ember, trat ein paar Schritte zurück und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, als trüge sie kein Wässerchen. Zwischendurch schielte sie zu August hinüber, was so aussehen mochte, als erwarte sie etwas von ihm.

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    • Der Werwolf wirkte eine Sekunde lang völlig überfordert von der Situation. Zunächst war dort nur eine schöne junge Menschenfrau und dann der Arcana, der ihm schon oft die Geschäfte versaut hatte. Und die Hand an seinem doch recht kräftigen Kinn fühlte sich nicht einmal im Ansatz menschlich an, wenn er ehrlich war. Seine behände Zunge leckte sich nach Maggys Ankündigung über die schwarzen Lippen und er schielte unter seiner Brille hindurch. Die Ohren kraulen?
      "Ist sie wahnsinnig?", fragte er gepresst, während August ihn anstrahlte.
      "Nicht wahnsinniger als ich. Folge ihr, na los!"
      Foremar warf noch schnell zwei wachsame Blicke über die Schulter und sandte seine Aura in einer kurzen Impulswelle über den Platz. Beinahe so, als suchte er etwas, das er nicht sehen konnte.
      Und die Götter wussten, wie recht er damit hatte...

      In der Gasse angekommen, wurde der Geräuschpegel um ein Vielfaches angenehmer und leichter für die Ohren. Die Welt erschien draußen geblieben zu sein und nur die drei Beteiligten standen in der kleinen Sackgasse, die von allen Seiten mit massiven Steinpfählen gesäumt wurde. Als würden sie unter einem Brückenpfeiler stehen. William druckste herum und knetete seine Klauen vor seinem Bauch, während er abwechselnd von Ember zu August und wieder zurück sah.
      "Also...", räusperte er sich. "Was verschafft mir das Vergnügen deiner Anwesenheit? Hat Jerry dir vergeben?"
      "Würde ich mich Abimael nennen, wenn er es getan hätte?", fragte August weiterhin lächelnd und trat einen Schritt auf William zu. "Lassen wir den Smalltalk."
      Mit einem Mal wurde die Luft um den Wolf schwer wie Blei. Als habe man Dichte in die Luft gepackt und drücke die Atemluft heraus begann der Wolf schneller zu atmen, sein HErz zu pumpen. Er fühlte sich klein, obgleich er beide Menschen um einiges überragte und ließ den Kopf mehr und mehr herabsinken. Beinahe so als würde man sich fragen, warum man nackt in einem Schneesturm steht. Er schluckte und nickte langsam.
      "Gut..."
      August baute sich vor ihm auf und sah ihm in die grellgelben Augen.
      "Erste Frage: Hraggar vom Tor berichtete von einer, ich zitiere: Menge Bah Bah, hier unten. Also stellt sich mir doch die Frage, mein lieber William, was beim wunden Geierarsch hier los ist?"
      Die Tatzen des Wolfes schabten auf dem Steinboden, als er sich zu einer Wand zurückzog und knurrend seufzte.
      "Abe, du weißt, ich kann dir nicht viel sagen. Ich habe genau wie du hier eigentlich Hausverbot. Mit mir spricht niemand und..."
      Ehe er den Satz zu Ende bringen konnte, begann der Körper des Wolfes sich zu verkrampfen. Seine Augen traten aus den schmalen Höhlen herovr und ein tiefes, schauriges Jaulen entrang sich seiner Kehle, als er sich die Seite hielt und auf ein KNie herab fiel. Erst als er geifernd aufschaute, sah er August Foremar, wie dieser seine Hand verkrümmt hatte und ein roter Bannkreis darum schwebte. William wusste, was er zu sehen bekam...Und fragte sich, ob die Polizistin wusste, was für ein Monster sie begleitete. Und nicht viele bekamen die wahre Magie des Arcana zu sehen.
      "Hör auf, hör auf!"; rief er und krümmte sich weiter, je mehr August die Hand nach rechts drehte. Erst nach einer ganzen Weile verschwand der Bannkreis und der Wolf hörte auf zu zucken und blieb schwer atmend an der Wand sitzen.
      "Das war Lüge Nummer eins", murmelte August und hockte sich vor den Werwolf. Grinsend natürlich. "Also. Noch einmal: Was ist hier unten los, dass das Gefüge der Auren durcheinander gerät und hier eine Stimmung wie kurz vor dem Weltkrieg herrscht!"
      Ein Knurren entrang sich der Kehle des Wolfes.
      "vor drei Tagen kam Jemand her", murmelte er.
      "Ist das so?"
      "Ja. Eine junge Frau. Suchte nach dem Herrscher des Untergrundes. Dem Arcana."
      August nickte und blickte zu Ember hinauf. NUr ein kurzer Blick, aber ausreichend, um Alaarmbereitschaft zu signalisieren.
      "Also eine junge Frau, die den "Richter" suchte? Weiter, William."
      "Keine Ahnung, was dann war. Ich weiß nur, dass die beiden offenbar einen Konflikt hatten und seitdem ist hier die Hölle los. Kreaturen laufen durch die Straßen, August..."
      "Abimael. Welche Kreaturen?"
      "Keine Ahnung...Dämonen, Riesenspinnen und dergleichen. Neulich habe ich glaube ich ein Einhorn mit schwarzen Flügeln gesehen...Wie von einem Kind gemalt, sag ich dir..."
      August erbleichte in der Sekunde. Alle Farbe, aber wirklich alle, wich aus seinem schmalen Gesicht und er versteifte sich in der Hocke. Es gab nicht viele Arcana, auf welche die Beschreibungen passten. Und doch hoffte er inständig, dass gerade sie es nicht war. Wenn sie hier war und sich in Bewegung gesetzt hatte, gab es schwerwiegende Folgen für die Welt dort oben.
      "Die Frau...Weißt du ihren Namen?"
      William sah ihn eine Weile an, dann schließlich Ember. Ehe er seufzte.
      "Ich sterbe, wenn ich ihn dir sage..."
      "Du stirbst, wenn du ihn mir sagst!"; donnerte August und sah ihn mit kalten Augen an. "Also: Der Name!"
      er Werwolf überlegte noch eine ganze Weile, ehe er das Gesicht unter einer Pranke verbarg. Theatralisch, der Gute.
      "Bones! Sie hieß Susannah Bones!"
      Und an dieser Stelle war es an August ein wenig zu schwanken, als er sich aufrichtete. Sein Blick ging stur geradeaus an die steinerne Wand und hätte fasziniert genannt werden können. Aber das sie hier war, war grenzwertig schlecht!
      Er wandte sich zu Ember um und sah sie panisch an
      "Wir müssen zu Jerry und dann hier raus! Beeil dich!"

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    • Im Endeffekt war Ember ab diesem Zeitpunkt nichts weiteres als ein Schatten. Sie musste nicht selbst ein Verhör führen, um genug aus den Worten der Anderen für sich selbst gewinnen zu können. Und so behielt sie ihr falsches Lächeln bei, reagierte auf keinen einzigen Blick, den William ihr zwischenzeitlich zuwarf. Wie zuvor beschlossen hob sie nicht ein einziges Mal die Stimme, verzog nicht einmal das Gesicht als August den Wolf zu seinem Glück buchstäblich zwang. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass sie die Hand des Rogues eingehend musterte, um keine Bewegung zu verpassen. Denn das, was er da gerade zeigte, war neu.
      Der erste Blick, den August Ember zuwarf, war unmissverständlich. Ihre Reaktion darauf war das einfache Verlagern ihres Gewichtes auf beide Füße statt nur noch einem, um gegebenenfalls schneller in Bewegung zu kommen. Die Arme blieben hingegen, wo sie waren. Als stiller Beobachter war das auch schon alles, was sie jetzt gerade tun konnte. Dass er ihr allerdings einen solchen Blick zuwarf nur aufgrund einer einfachen Beschreibung, hieß nicht unbedingt etwas Gutes.
      Spätestens, als der Name Susannah Bones fiel, fand auch Ember sich nicht mehr ganz so verloren an. Immerhin wusste sie nun, dass die beiden Gestalten am Boden vor ihr von einem weiteren Arcana sprachen - und diese eigentlich nichts in London zu suchen hatte. Die amerikanischen Behörden sollten sie im Auge behalten und sich eigentlich melden, wenn sie sie aus den Augen verloren. Scheinbar lag die Betonung auf eigentlich.
      Als sich August dann Ember zuwandte sah sie das erste Mal einen Ausdruck in seinem Gesicht, der so offen und ungelogen war, wie es nur ein Urinstinkt auslösen konnte. Dass ausgerechnet er als Arcana Panik zeigte, ließ alle Alarmglocken im Kopf der Detective laut klingeln. Es war ihrer jahrelangen Erfahrung zuzuschreiben, dass sie sich nicht seiner aufkeimenden Panik anschloss, sondern entgegen dieser in absolute Ruhe verfiel. Das Lächeln war von ihrer Maske abgefallen, die scharfen Augen der Ermittlerin brachen hart das sorgenfreie Erscheinungsbild der Frau. Grob griff sie nach Augusts Oberarm, teils um ihn vom Schwanken abzuhalten, teils weil Berührungen dieser Art manchmal ausreichten, um die Betroffenen wieder zu erden.
      "Hey, hey, hey. Entspann dich. Hier panisch rumzulaufen bringt niemanden etwas", versuchte sie ihn zu beschwichtigen und war sich selbst nicht sicher, ob sie einfach nur ignorant oder unfassbar professionell war. "Wir gehen weiter, wie du gesagt hast. Jerry finden, abhauen."
      Mit diesen Worten rutschte ihre Hand gen Boden bis sie jene des Rogues ergreifen konnte. Wie bereits vorhin verschränkte sie ihre Finger mit seinen, einfach nur, um ihm etwas Halt zu geben. Anschließend bedachte sie den Werwolf mit einem fast schon entschuldigend Ausdruck.
      "Sorry. Ich entführe den guten Abe mal ein bisschen. Danke für die Auskunft und bitte, verrate keinem, dass wir hier sind, ja?"
      Mit diesen Worten zog Ember August schlicht hinter sich her, raus aus den Gassen. Sie wusste dank seinen Hinweisen in etwa, wo der Zentralbezirk war. Bis dahin konnte sie es schaffen, ohne sich irgendwo zu verlieren. Auf dem Weg dorthin verlor sich Ember nicht einen Augenblick lang an diversen 'Sehenswürdigkeiten' und hielt erst an, als sie im Zentralbezirk abgekommen waren. Dort allerdings verlor sich ihre Sicherheit und sie begann, ähnlich wie August nach besagter Taverne zu suchen.
      Schließlich blieb ihr Blick dann doch an einer Wesenheit hängen, die sie auf den ersten Blick fast übersehen hatte. Unauffällig an einer Mauer saß ein kleiner, brauner Hase. Ein Geweih spross aus seinem Schädel, Flügel hatten sich in gleicher Farbe an seinen kleinen Körper gelegt.
      "Ein Wolpertinger?", murmelte Ember leise, die das Tier bisher nur aus Fabeln kannte.
      Dann sah der Hase scheinbar direkt zu Ember, die sturr zurückblinzelte. Der Hase machte eine seltsame nickende Bewegung mit dem Kopf und hoppelte um eine Ecke in eine Gasse. Hasen nickten nicht. Es sollte aber auch keine Wolpertinger geben. Laut Logik sollte es alles hier unten nicht geben, also warum nicht einem Fabelwesen folgen, das sich angeblich nur jungen und schönen Frauen zeigte?
      Seufzend schüttelte Ember den Kopf und zog August weiter in die Richtung, in die der Wolpertinger verschwunden war. Sie traute dem ganzen trotzdem nicht und lugte zuerst in die Gasse, bevor sie einen Schritt hinein wagte. Ein paar Meter weiter erhellte Kerzenschein die Gasse, das aus zwei Öllampen stammte, und eine , in der Tat, mittelalterliche Taverne beleuchtete.
      "Na bitte", sagte Ember leise und ließ endlich Augusts Hand los, "wieder ein bisschen beruhigt?"

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    • August blickte für eine Sekunde mit einem kalten, mörderischen Blick auf die Hand, die da seinen Oberarm umfasste. Wie konnte sie es wagen ihm Panik vorzuwerfen, wenn sie nicht einmal eine Ahnung hatte, wer Susannah Bones eigentlich war? Die Tatsache, dass sie hier in London war, war eine unglaubliche VErschiebung der Kräfteverhältnisse und konnte Kriege in der Unterwelt auslösen! Und da sollte man keine Panik schieben?
      Schweigend ließ er sich von ihr mitziehen, nachdem er genickt hatte. Selbst William blickte erstaunt hinter den beiden her. Beide ahnten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass der Wolf im NAchgang eine schicksalhafte Begegnung tätigte. Knurrend erhob er sich und ging wieder an seinen Stand, an dem er beinahe zehn Minuten später stehend sterben sollte. Aber das wusste er zu diesem Zeitpunkt ebenso nicht wie die Tatsache, dass sich August, gedankenverloren wie er war, durch die Gänge der Unterstadt ziehen ließ und nicht einmal bemerkte, wie Ember einem Wolpertinger, einem alten deutschen Fabelwesen hinterher rannte.
      Erst als sie in der rechten Gasse ankamen und die Taverne "Zum Gewürgen Bengel" an der rechten Seite der Gasse erkannten (an dem Schild mit dem hässlichen Bild eines Vaters, der sein Kind würgte), hielt er inne und sah Ember an.
      "Warte...", murmelte er. "Ein Wolpertinger? Hier?"
      Fabelwesen hin oder her. Diese Wesenheiten waren je nach dem nicht nur Fabelwesen, sondern Kindheitsträume. Wesen, von Kindern erschaffen. Er legte den Kopf schief und nun war es an ihm, den engen Körperkontakt zu der Polizistin zu suchen, indem er sie eilig, aber bestimmt in Richtung der Taverne schob.
      "Lauf niemals zweifelhaften Wesen hinterher!", zischte er. "UAch wenn der Weg der richtige ist! Susannah Bones ist bekannt dafür, Fantasien von Kindern oder Fabelwesen zu nutzen, um an ihr Ziel zu gelangen."
      Er wirkte immer noch panisch und bleich, als sie die schiefe Musik aus dem Inneren der Taverne zu hören begannen. Eine Fidel, falsch gestimmt und ein altes Cembalo ertöten aus dem Inneren, wo bereits fröhlic mitgesungen wurde. Ein Hauch von Nostalgie umwehte Augusts Nase, als die Gerüche von Tabak, Fleischgerichten und Bier auf die Straße fielen, nachdem ein Trunkenbold, ein schneeweißer Sartyr, meckernd auf die Straße stolperte.
      Einige hundert Meter hinter ihnen, auf dem Platz, wo sie eben noch waren, war nunmehr gravierendes Geschrei zu hören. Tausende von Menschen oder anderere Wesen, die in Todesangst schrieen. Und der Masse nach zu urteilen ihre Wege fort vom Platz suchten.
      "Schnell!"
      Er drückte Ember ohne ein weiteres Wort in die Taverne, welche die Geräusche mit einem Mal schluckte. Einer Szene aus einem Western gleich hörte die Musik schlagartig auf zu spielen. Der Gesang der Taverne erstarb und ein gutes Dutzen zwielichtiger Gestalten, Männlein wie Weiblein und anderes, blickten zum Eingang, wo August sich straffte und erneut nach Embers Hand griff. Gemeinsam schlichen sie durch die Taverne, die reichlich besucht und bereits begossen worden war. Der Wirt schien verdrießlich und blickte hinter seinem schmutzigen Tuch hervor, als sie an den wuchtigen Holztresen traten und August auf diesen schlug, um sich bemerkbar zu machen.
      Die Musik setzte wieder ein und die Gespräche begannen erneut.
      "Was?", fragte der Wirt genervt.
      "Ich möchte zu Jerry. Jeremiah Old. Sagen Sie ihm, dass ein alter Freund eine Lebensschuld einfordert!"
      Knurrend wandte sich der Wirt ab und August entspannte sich ein wenig.
      "Tschuldige die Eile von vorhin. Hätte nur nicht gedacht, dass ich den Namen Susannah Bones nochmal zu hören kriege in diesem Jahrhundert...Dachte eigentlich seit dem letzten Male würde sie Amerika nicht mehr verlassen..."

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    • Die Informationen mit den Fantasien war neu. Vieles, was Ember heute sah und hörte, waren neu und hätten einer gewöhnlichen Person vermutlich die Synapsen frittiert. Doch sie kategorisierte jede erhaltene Information in Sekundenbruchteilen und speicherte sie ab. Ebenso wie die Notiz, dass sie mit einer gewissen Behörde in Amerika telefonieren würde, sofern sie hier unten heil wieder rauskamen. So wenig Informationen über andere Arcana zu besitzen, war regelrecht tödlich. Immerhin wusste sie, dass sie von nun an hier unten gewissen Figuren nicht mehr über den Weg trauen sollte.
      Es war allerdings das Geschrei, das unweigerlich ihre volle Aufmerksamkeit forderte. Die Art, wie sich das Geschrei erst von ein paar wenigen in ein paar viele und schließlich unendliche viele Stimmen entwickelte, war unverkennbar für ein geschultes Ohr. Ebenso wie die Gestalten, die außerhalb der Gasse in alle Richtungen stoben. Dieses Verhalten kannte Ember nur all zu gut und wusste, dass da gerade jemand oder etwas auf bestialische Art und Weise gestorben sein musste.
      Der Druck in ihrem Rücken war das Einzige, das Ember wirklich registrierte. Zumindest bis August sie in die Taverne fernab des Geschreis und der Sicht bugsierte. Erst dann schien sie wieder in ihren eigenen Körper zurückzufinden und die plötzlich Stille kurz zu wertschätzen, die in der Lokalität eingekehrt war. Auf einmal war da wieder dieses Lächeln, was nun etwas beschämt wirkte, auf ihren Lippen und maskierte den scharfen Instinkt der Ermittlerin, während Arcana und Detective Hand in Hand durch die Taverne schlichen. Erst am Tresen setzte die Musik wieder ein und Ember entspannte sich ein wenig.
      Sachte warf sie dem Mann an ihrer Seite einen Blick zu. "Was soll ich sagen? Panik gehört zu den Regungen, die ich am wenigsten in deinem Gesicht erwarten würde. Sagen wir, ich war etwas überrascht und bin ein bisschen aus meiner Rolle gefallen."
      Ein paar Musterungen später stellte sie für sich fest, dass der Zauberer es ihr gleich tat und sichtlich an Anspannung verlor. "Das ist ja schön, dass du weißt, was vorgefallen ist. Das gilt aber nicht für mich. In der Regel hab ich genug damit zu tun, Großbritannien im Blick zu halten. Da gibt's andere, die nach Übersee schauen müssten."
      Ihr Tonfall war leise, gerade so laut, dass August sie noch verstehen müsste. Sicher, sie hätte dem Wolpertinger nicht einfach hinterher laufen dürfen. Diesen Gedankengang arbeitete die Ermittlerin weiter aus bis sie sich ohne Vorwarnung so nah an den Arcana neben ihr schob, dass ihre Lippen nur einen Hauch von seine Ohren entfernt war.
      "Wenn der Wolpertinger echt war, dann weiß sie, dass wir hier sind", hauchte sie ihm ins Ohr, was für den Außenstehender eher so wirkte, als würde sie dem Mann verführerische Versprechungen machen. "Ohne zu wissen wie diese Bones so ist würde ich stark davon ausgehen, dass eine Taverne sie nicht davon abhält an das zu kommen, was sie will. Ich würde zusehen, dass wir wirklich schnell hier wieder weg sind. Kleine geschlossene Räumlichkeiten sind nicht so mein Metier."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August legte beinahe instinktiv eine Hand an ihre linke Wange, sodass die liebe Kundschaft nicht ihre Lippen lesen konnte, ehe er ihren Kopf nun seinerseits leicht zur Seite neigte, um ebenfalls in ihr Ohr zu wispern:
      "Ich bin mir sehr sicher, dass sie weiß, wo wir sind", murmelte er und zog sie noch enger an sich, um die Tarnung perfekt zu machen. "Diese Taverne würde eher dem Boden gleichgemacht. Und da ich davon ausgehe, dass die amerikanischen Kollegen nicht sehr freigiebig mit ihren Informationen sind, bringe ich dich kurz mal auf Ballhöhe:
      Susannah Bones war die jüngste Arcana, die jemals in diesem Status erhoben wurde. Sie ist vor meiner Gefangennahme erwählt worden, nachdem die vorherige Nummer das Zeitliche gesegnet hat. Ich kann dir nicht mal sagen, wie alt sie genau ist, aber ich würde sie vielleicht auf Anfang 20 schätzen. Sie ist als Nr. 5 bekannt. Der Hierophant, oder die Enthüllerin der Geheimnisse. Ihre Magie ist selbst unter Arcana als außergewöhnlich anzusehen, sodass sie schnell unter die Top 5 der Arcana gerutscht ist, was Stärke angeht. Sie gilt neben der" Welt", dem "Richter" und der "Kaiserin" als eine der mächtigsten Arcana der ganzen Welt. Dass der Richter und sie aufeinander treffen und einen Konflikt austragen ist hierzulande als Bürgerkriegserklärung anzusehen. Keine Ahnung, was in ihrem wahnsinnigen Kopf vorgeht, aber niemals sollten wir Fabelwesen glauebn oder folgen. Sie und ich trafen in Amerika aufienander nachdem eines meiner Experimente schief ging. Habe das Zusammentreffen mit ihr nicht vergessen, glaub mir. Mein Oberschenkel hat noch heute eine Bissnarbe, die größer ist als ich es haben möchte."
      Er zog seinen Kopf wieder von ihr fort und blickte in die Runde, die bereits mit Spiel und Spaß zugange war. Der Wirt hingegen tauchte kurzerhand wieder auf und winkte sie heran.
      August gab Ember ein Zeichen und rutschte von einem Stuhl. Gewohnt schlang er seine hand um ihre Hüft und vergrub sein Gesicht nocheinmal scheinbar an ihrem Hals, um ihr ins Ohr zu wispern. Zugegeben, der Geruch, der ihm entgegen schlug war nicht halb so unangenehm wie er gedacht hatte.
      "Verlier nicht das Vertrauen", murmelte er kryptisch, ehe sie in einen kleinen Hinterraum geschleust wurden.

      Das kleine Hinterzimmer lag im selben Stile wie die Taverne selbst. Grober Stein und schwere Holzbalken stützten Wände und Decken. An den Wänden des kleinen fünf Mal fünf Meter Zimmers waren große Eichenregale aufgestellt, die von Büchern und Obsuritäten jedweder Art bevölkert waren. Bevor sie in das Zimmer hinein gelangten, hatte August eilig ihre Hand losgelassen und sich ein wenig entfernt, ehe er sich zu straffen begann.
      Der Mann, der in dem spärlich beleuchteten Raum an einem schweren Schreibtisch aus Massivholz saß, blickte über das Dokument, das er gerade unterschrieb hinaus und sah August sowie Ember in die Augen.
      "Setzen!", murmelte er mit dunkler, verrauchter Stimme. Ein Aschenbecher stand zu seiner Linken, reich gefüllt an Tabakleichen.
      Er schrieb einen letzten Absatz mit einer Feder und setzte diese dann wieder in das zugehörige Fläschchen Tinte. Geräuschvoll lehnte er sich in den Holzstuhl und fuhr mit den Händen die Ornamente am Tisch ab, ehe er sich den Beiden zuwandte.
      Die Tür wurde geschlossen und der Raum wurde nur noch von vier Kerzen schummrig beleuchtet.
      "Dass du es wagst, hierher zu kommen und deine hässliche Fratze vor mir zu zeigen...", brummte der Mann und sah August kalt an. "Und mir die Polizei ins Haus zu schleppen!"
      "Jerry..."
      "Halt den Rand und nenn mich gefälligst Jeremiah, du Sohn einer räudigen Hündin!", donnerte Old urplötzlich in lauter Stimme, sodass er beinahe seinen langen, grauen Bart im Feuer der KErze entflammte. "Dass du es wagst, dort zu stehen, wo sie stand! Um mich um Hilfe zu bitten, weil du nicht fähig warst!"
      "Jeremiah, wir..."
      "NOchmals...", muremlte Jeremiah old und beugte sich über den Tisch. "Sagst du ein Wort, stirbst du jetzt und hier, August Foremar. Arcana oder nicht, ich reiße dich in vier Teile und verfüttere deine Eingeweide an diese verfluchten Sartyre aus Norfolk! Ich rede mit ihr!"
      Er blickte Ember an und seufzte.
      "Was wollen Sie hier, Ms Sallow, Detective der Antimagischen bei der Metropolitan Police? Weshalb kommen Sie mit diesem Wahnsinnigen in den Untergrund, der das Leben meiner Tochter auf dem Gewissen hat!"
      "Rem starb in dem Wissen..."
      "REM STARB WEIL DU SIE NICHT GESCHÜTZT HAST!"; schrie der Mann unvermittelt und bäumte sich auf. Dabei stieß er beinahe mit dem Kopf an die Decke des schmalen Raumes während er auf den Tisch schlug, sodass die Einrichtung hüpfte. "SIE STARB WEIL IHR ZU TIEF HINEINGESEHEN HABT! ZU WEIT GEGANGEN SEID!"
      Schwer atmend setzte er sich geräuschvoll udn sah Ember an.
      "Entschuldigung", murmelte er und sah sie durchdringend aus eisblauen Augen an. "Also noch einmal: Was, zum Donner, wollen Sie hier?"


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    • Es gab Zeiten, da hätte sich Ember Sallow mit Nachdruck dagegen gewehrt, wenn ein fremder Mann sie an sich zog. In diesem Umstand war es jedoch etwas anderes, da sie beide ein Gesicht zu wahren hatten. Trotzdem entging ihr nicht, dass es schon fast zu selbstverständlich aussah wie Augusts Hand an ihrer Taille lag.
      "Das klingt ja absoulut fantastisch. Ich dachte, ich müsste mir bei dir Sorgen machen, aber scheinbar hat man mich da auch falsch informiert. Sonst noch was, das ich wissen sollte, außer meine Hände von Kinderskizzen, Einhörnern und Wolpertingern zu lassen?"
      Eine Antwort bekam sie nicht mehr, da kehrte der Wirt bereits zu ihnen zurück und gab ihnen damit das Zeichen. August rutschte vom Stuhl und hatte schon wieder seine Hände am Leib der Detective, dieses Mal wählte er jedoch die Hüfte. Als er sich abermals zu ihr beugte und ihr etwas in Ohr flüsterte, fröstelte sie. Vielleicht lag es einfach am Umstand, an der Lokalität, der berühmt berüchtigten Priese Gefahr in der Luft, die dazu führten, dass sie den Zauberer das erste Mal nicht instinktiv von sich schieben wollte.
      "Mhm", bejahte die sonst so nicht auf den Mund gefallene Detective Augusts letzten Satz und bereitete sich auf alles nur Erdenkliche vor.

      Das Erste, das eine findige Ember bemerkte, war das abrupte Lösen ihrer beiden Hände von einander. Nur ein Blinder würde nicht verstehen, warum der Zauberer plötzlich dermaßen auf Abstand ging. Denn der Mann, die sie gleich treffen würden, schien etwas Persönliches gegen August zu haben. Was die Sache nicht unbedingt einfacher machte.
      Sie konnte es praktisch gar nicht erwarten zu sehen, was für eine Erscheinung besagter Jerry sein mochte. In dem kleinen, sehr dunklen Raum wirkten sowohl August als auch der am Schreibtisch sitzende Jerry viel zu groß, doch für die deutlich kleinere Detective schien es ungewöhnlich passend. Das gesamte Konzept des Raumes schien eine bestimmte Stimmung zu untermalen, die direkt bestätigt wurde, kaum begann der stattliche Mann zu sprechen. Entgegen der Annahme befolgte Ember den Befehl nicht umgehend, sondern bedachte den Arcana mit einem prüfenden Blick um einzuschätzen, welche Verhaltensweise angebracht war. All die Vorsicht ging in Flammen auf, kaum fiel das Wort Polizei. Ein wissendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Selbst dann noch, als Jeremiah zu brüllen begann und alle hässlichen Details ausplauderte, die August vermutlich ewig verschlossen gehalten hätte. Das erklärte einige Dinge.
      Nachdem sich der alte Mann etwas abreagiert und wieder gesetzt hatte, setzten sich Embers Füße in Bewegung.
      "Zunächst einmal mein Beileid", bekundete sie, ohne es auch nur zu heucheln. Sie war in ihre eigentliche Haltung zurückverfallen, jegliche Leichtigkeit schien wie verflogen zu sein. "Der Tölpel hat davon natürlich nichts im Ansatz erwähnt. Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn draußen warten lassen."
      In einer gewohnten Geste überschlug Ember die Beine und verschränkte die Arme vor der Brust, sichtlich zufrieden, dass sie nicht mehr in ihrer Persona stecken musste. Nicht ein Blick wanderte auch nur zum Zauberer schräg hinter ihr. Der Mann vor ihr war viel wichtiger.
      "Ich benötige Informationen. Solche, die ich nur hier unten kriege und da ich befürchte ohne einen gewissen...", jetzt deutete sie mit dem Daumen in Richtung des Rogues, "Geleitschutz und Kenner des Untergrundes hoffnungslos aufgeschmissen zu sein, brauchte ich ihn. Glauben Sie mir, ich würde ihn viel lieber wieder im Evenstar sehen als sonst wo, aber da muss ich mir später noch was einfallen lassen. In London ist ein Mord geschehen, ja, nichts ungewöhnliches, ich weiß. Ein Baum, der vom Leben selbst gezehrt hat. Klingelt da was bei Ihnen?"
      Flüchtig ging ein Blick zum randvollen Aschenbecher. Der Mann stand mehr als nur unter Stress.
      "Das nächste Opfer wird heute Abend oder spätestens morgen erscheinen. Wir wissen nur nicht wo. Das Einzige was wir wissen, ist dass es ein Angelus ist. Und für dieses lächerliche bisschen hab ich den Kerl aus dem Evenstar geholt. Ich muss herausfinden, wer das Vieh beschwören konnte und denjenigen ausfindig machen, damit es wieder verschwindet."

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    • Foremar beschloss, sich der Situation zu fügen, auch wenn die Worte der Detective einen ungeahnten Nerv trafen. Er kannte diese Formulierungen. Er kannte sie zu gut. Thomas hatte sie nach dem Unfall das erste Mal gebraucht und ihm anschließend das Wort Teufel in den Rücken geritzt. Schweigsam verschränkte er die Arme vor der Brust und hüllte den Raum in beinahe abrupte Kälte ein. Sie würde bezahlen, dass sie seine Worte in den MUnd nahm, soviel stand fest. Er wusste noch nicht wie, aber sie würde bitterlich bezahlen. Denn eine Rolle war das nicht, befand er. Sie würde ihn wirklich lieber in Evenstar sehen und wusste gar nichts. Sie verstand es genauso wenig.
      August zähmte sich, als Jeremiah einen Blick in seine Richtung warf und seufzte.
      Der alte Mann beugte sich zu Ember und grinste beinahe ebenso wissend.
      "Sparen Sie sich den Smalltalk mit Beileid. Es gibt kein Beileid für einen Mord...", murmelte er. "Nur Rache. Und mitnichten werden Sie diesen Tölpel mit nach Evenstar nehmen. Sie nehmen ihn nicht einmal mit an die Oberfläche."
      Er lehnte sich wieder zurück und sah sie durchdringend an. Aus seiner Tasche flog eine Schachtel Zigaretten in seine Hand und genauso schnell war der Tabak entzündet. von einer unsichtbaren Flamme wie es schien.
      "Sie trauen sich etwas, Miss", muremlte er und aschte einen Hauch von der Zigarette in den Aschenbecher. "Nicht jeder kommt mit Forderungen zu mir. Die meisten versuchen es mit Bitten. Und einzig der Umstand, dass Sie in Gesellschaft dieses Geiers waren, hat Sie hierher gebracht. Man riecht Ihnen die Polizei regelrecht an."
      Anschließend hörte er sich den Rest ihrer Ausführung an und rauchte. Er rauchte schnell. Tierartig. Seine Züge waren lang und beinahe ausdauernd, wenn man es so betrachtete. Anschließend seufzte er.
      "Und was kann ich bieten? Einen Angelus zu fangen, ist beinahe unmöglich und selbst für seinesgleichen nicht ungefährlich. Ich habe von dem Mord gehört, ja. Soll recht schön ausgesehen haben, das MAssaker. Aber das einzige was ich anbieten kann, sind Gerüchte."
      "Wir nehmen sie!", rief August dazwischen.
      Estaunlicherweise tat es Jeremiah mit einem Grunzen ab.
      "Man erzählt sich, dass der Angelus gerufen wurde. Angeblich waren drei Kinder dafür notwendig, die die Herzen von Jungfrauen aßen. Annschließend soll ein Tor geöffnet worden sein...Kommts dir bekannt vor, August?"
      Diesmal war es an Foremar, nichts zu sagen.
      "Findet den Rufer und ihr findet den Angelus. Meistens jagen Angeli Menschen mit großer Lebenskraft oder Energie. Die Frau war doch Läuferin, oder nicht? Und in LOndon gibt es eine Sportakademie. Vielleicht würde ich es da mal versuchen."

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    • Ganz leicht begannen die Zeigefinger beider Hände von Ember unregelmäßig etwas auf ihre Oberarme zu klopfen.
      "Komme ich nach oben zurück und habe August Foremar nicht mehr bei mir, wird es ebenso Konsequenzen haben. Ich kann ihn Ihnen nicht überlassen solange der Fall nicht aufgeklärt ist. Ich den Rufer nicht in den Fingern habe. Da mir August schon mehr als ausführlich erklärt hat, dass er sicherlich nicht ins Evenstar zurückgeht, bin ich auch damit zufrieden, wenn er hier unten versackt. Nachdem wir den Rufer haben."
      Eine Sache war direkt gelogen. Sie wäre nicht damit zufrieden, wenn man den Rogues hier unten behielt und sie ihn aus den Augen verlor. Er hatte ganz richtig angesprochen, dass er wie eine verbotene Frucht wirkte. Eine, die ihr völlig neue Ansätze in ihren Ermittlungen bescheren konnte. Solange sie ihn irgendwie davon abhielt, Solotouren zu fahren und keine weiteren sinnlosen Opfer zu produzieren, könnte sich da eine Symbiose raus entwickeln. Könnte.
      "Ich würde auch stark davon ausgehen, dass sich bisher kein beschissener Polizist freiwillig hierhin verirrt, oder?" Die Worte waren ein bisschen zu schnippisch für ihren Geschmack, aber es stieß Ember trotzdem säuerlich auf. Kaum einer kam freiwillig hier runter, geschweige denn mit einem bunten Hund im Schlepptau und machte sich selbst zum Ziel. "Weder bin ich verzweifelt noch ratlos. Mir ist egal, was meine herzallerliebsten Kollegen da oben treiben, aber ich will sicherlich nicht eine dritte Person so entstellt sehen wie die Frau und vermutlich auch das zweite Opfer. Das ich im übrigen nicht verhindern kann. Ich weiß, dass wir das Vieh so nicht einfangen können. Deshalb brauch ich Informationen, wer prinzipiell so ein Ding rufen kann. Gerüchte nehme ich auch."
      Ember lenkte ein, als Jerry ihnen auf Augusts Zuruf hin das Gerücht ausbreitete. Es war in etwa das Gleiche, was auch der Rogue schon erzählt hatte. Bis auf die Sache mit den Kindern... Kinder? Wenn dieses Gerücht stimmte, dann hätte das Verschwinden von Kindern gemeldet werden müssen. Da dies nicht der Fall war, gab es nur wenige Möglichkeiten, wo die Kinder verschwunden sein konnten.
      "Erstaunlich wie schnell Sie hier unten an Informationen kommen", stellte die Detective anerkennend fest und verteufelte direkt das Sicherheitsleck. So viel zum Thema Diskretion. "Aber wie Sie schon sagten. Wir brauchen den Rufer, nicht das potenzielle Opfer. Soweit ich weiß agiert der Angelus eigenständig nachdem er beschworen wurde. Aber sicher, ein Stopp bei der Bisham Abbey kann ja nicht schaden..."
      Embers Blick glitt wieder auf Augenhöhe mit dem eindrucksvollen Mann.
      "Es geht mir gegen den Strich, wie sich da oben aufgeführt wird. Dieser ganze Scheiß mit der Überwachung, das Frameing... Mir ist egal, was Sie hier unten treiben, das ich nicht mein Bereich. Aber wenn man eine Chance auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe hat - warum nicht?"

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    • Es war erkennbar, dass Foremar ihre Formulierung nicht behagte. Für Jeremiah sah es so aus als verzöge er das Gesicht, aber die Temperatur im Raum wurde nochmals kälter. Und auch wenn der alte Mann seinen gegenüber wie die Pest hasste, musste er doch eingestehen, dass die Detective hier gerade einen Arcana verschacherte. Und das war nicht gut.
      "Nein, Polizisten veirren sich eher selten nach hier unten", bestätigte Old und beugte sich vor, die Zigarette im Aschenbecher versenkend. "Zumeist eher in der Horizintalen, wenn Sie verstehen. Und zur Frage, wer so ein Wesen rufen kann. Alle, die dumm genug sind, das Sieben-Wege-Tor zu öffnen. Dazu kann Ihnen dieser Stümper sicherlich eine ganze Menge erzählen. Und den Rufer zu finden, ist sicherlich eine Sache. Aber die Spur mit der Bisham Abbey wäre eine Sache. Aber vielleicht befragen Sie auch mal die Datenbank Ihrer tollen Kollegen nach dem Namen Michael Prescott. Little Mikey ist nämlich schon vor drei Monaten verschwunden. Wer auch immer den Angelus gerufen hat, plant das schon eine ganze Weile, nicht wahr August?"
      August schnaubte und sah zur Seite. Er würde einen Teufel tun. Nur so viel wie nötig, war die Devise.
      "Miss Sallow", begann Jeremiah und grinste das erste Mal bösartig. "Ich glaube, Sie verstehen die Lage hier nicht so ganz. Sie sind weder in der Situation Forderungen zu stellen noch zu verhandeln. Dass ich Ihnen Ihre Frage beantworte, liegt an der simplen Tatsache, dass Sie - im Gegensatz zu diesem Hühnerausfluss dort vorne - eine Form von Anstand besaßen, mich nicht zu belügen. Es bedeutet jedoch nicht, und da muss ich drauf bestehen, dass wir uns auf AUgenhöhe auch nur unterhalten.
      In keinem Moment dieser beschissenen Unterhaltung waren wir auch nur ansatzweise auf Augenhöhe, meine Liebe. Sie werden alle beide beobachtet seit der ersten Minute, die Sie hier herunter getätigt haben. UNd das nicht einmal von mir. Und Sie glauben wirklich, dass Sie auch nur einen Funken Überlebenschance haben?"
      Ein dröhenendes Lachen ließ den Raum beben und für eine Sekunde wusste August auch nicht, ob Jerry als nächstes eine Waffe zückte. Doch mit einer Sache hatte er leider Recht. Sie wurden beobachtet.
      "Wir wollen einfach nur wieder gehen. Du siehst mich nicht wieder, ich verspreche es", murmelte August und löste sich von der Wand.
      "Du wirst hier bleiben, August. Wir haben noch das ein oder andere Huhn zu entfedern und auf die Gelegenheit werde ich nicht verzichten."
      Für einen Moment sahen sich die beiden Männer feindselig an, ehe draußen ein gewaltiges Rumpeln ertönte. Ein Rumpeln derart, dass die Wände wackelten.
      "Was zum...", murmelte Jerry und das erste Mal sahen die beiden sich in seltsamer Symbiose an.
      "Hierophant."
      "Na fantastisch!"

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    • Embers Gesichtsausdruck war in jener Sekunde eisern geworden, als Jeremiah ihr ein bösartiges Lächeln zuwarf. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck, dieses Gefühl, das nichts was die Detective sagen oder tun konnte, auch nur die geringste Auswirkung haben würde. Früher war sie wutentbrannt aus dem Raum gerannt. Diese Blöße gab sie sich nun nicht mehr, aber eine gewisse Anspannung konnte sie nicht verhindern.
      Es war ähnlich den Situation wie vor einigen Jahren, wo sie noch nichts zu melden gehabt hatte und stumm ihren Vorgesetzten hinnehmen musste.
      Ember presste derart hart die Zähne aufeinander, damit sie kein ungewolltes Wort verlor. Nicht, dass es die Siatuin retten würde, aber noch mehr in die SCheiße reiten musste sie sich aber auch nicht. Jerry hatte ihnen Ansatzpunkte geliefert, mehr, als er es vielleicht gewollt hatte. Ihre erste Anlaufstelle wären diverse Heime gewesen um zu schauen, ob dort noch mehr Kinder verschwunden waren. Aber die Anspielungen, die der alte Mann immer wieder auf August tätigte, gefielen ihr ebenso wenig. Natürlich verheimlichte der Zauberer ihr noch mehr Dinge, das war nicht das Problem. Aber wenn es etwas war, das sie von der Lösung des Problemes abhielt, dann würde sie unangenehm werden.
      Allerdings: Ember ging ganz stark davon aus, dass sie eine Überlebenschance hatte. Und wenn sie dafür ein bisschen Vertrauen in den Arcana hinter ihr platzieren müsste.
      Ember wollte die Männer in ihrem Wortwechsel unterbrechen, da begannen die Wände zu wackeln. Refexartig schoss ihre Hand an die Kante des Schreibtisches vor ihr, um sich daran festzuhalten. Ihr Blick schoss herum durch den fensterlosen Raum und blieb schließlich an August hängen.
      "Wir müssen durch die Tür raus", sagte sie und warf dann einen Blick über die Schulter zu Jeremiah. "Außer, der Herr des Hauses hat einen geheimen Hintereingang?"
      Jegliche aufkeimende Entspannung war gewichen. Sämtliche ihrer Alarmsysteme waren aktiviert, das jahrelange Training schaltete sich blitzschnell ein. Trotzdem fühlte sie sich schrecklich nackt ohne eine Waffe an ihrer Brust. Hieß, sie müsste auf das zurückgreifen, was sie in ihrem Umfeld finden würde. Offen gesagt beweifelte sie jedoch, dass sie auch nur irgendetwas ausrichten konnte. Wieder einmal wäre sie aufs Abhauen angewiesen.

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    • Auch in den Arcana trat Bewegung in der gleichen Sekunde, in der Jeremiah von seinem Stuhl abhob und mit seiner Hand unter den Tisch griff. Offenbar wurde ein Knopf gedrückt, der eine kurze Sirene anwarf. Ei halber Ton wurde gespielt, dann regelrecht zwanghaft verstummt und ein grässliches Knrischen war draußen zu hören. Gefolgt von einem martialischem Brüllen, das selbst der Chimäre alle Ehre machte. Und August kannte das Brüllen nur umso besser.
      "Ich habe einen Hinterausgang!", rief Jeremiah, jetzt vollständig erwacht und schob eine schwere Pistole über den Tisch. "Antimagische Munition, 9mm. Machen Sie sich nützlich und schießen Sie auf alles, was nicht nach normalem Fabelwesen aussieht."
      Er selbst stand auf und trat eine schmale Rückentür ein, hinter der ein Pfad nach druaßen stand.
      "Geht!"; rief er und auch an August gewandt. Foremar nickte und zog Ember vom Stuhl, als der erste Teil der Wand wie von einem Donnerschlag weggerrissen wurde. Splitter und brechendes Holz flogen wie geschosse durch die Luft und eine gewaltige, schwarze Pranke loderte vor ihnen und glühte qualmend. Das Gesicht des Wesens wirkte Panzerartig und eckig, als sei es aus geometrischen Formen gegossen und blickte mit glühenden Augen in den kleinen Raum. Geifernd und rot leuchtend suchten sie den kleinen Raum ab, in dem nur Jeremiah Old mühsam auf die Beine kam.

      August hatte Ember bereits durch die schmale Pforte geschoben und rannte mit ihr den schmalen Gang entlang, der dahinter offenbar wurde. Er ging schnurstracks in Richtung Osten, vermutlich würden Sie auf dem Platz herauskommen.
      "Du musst alleine nach oben!", rief August, während der gang hinter ihnen ebenfalls weggerissen wurde. "Geh über den Platz zurück nach Süden und such den Eingang, den wir gegangen sind!"
      Er war außer Atem, aber es gab keine Möglichkeit. Susannahs Freudendämon hatte sich auf ein Ziel eingeschossen und er würde es nicht loslassen, ehe er es hatte. Ember war nicht in diesen Konflikt verwickelt und konnte nicht helfen.
      "Und wehe du sagst jetzt irgendwas kitschiges von wegen: Ich kämpfe mit! Bullshit!", rief er weiter, während das Ende des Ganges in Form eines kleinen Lichts in Sicht kam. "Wenn wir auf dem Platz sind haust du ab! Mit allem was du hast! Wenn dich eine Spinne verfolgt, knall sie ab! Und fahr in die Wohnung. Wenn ich hier fertig bin, komme ich dorthin!"

      Es wurde Zeit! Endlich war das Licht greifbar und sie beide stolperten auf den Platz, das Brüllen nur unweit hinter ihnen.

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    • Das Brüllen, das plötzlich ertönte und sogar die Chimäre in den Schatten stellte, ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Mit geweiteten Augen starrte Ember die Tür an, durch die sie vorhin noch in das kleine dunkle Zimmer gekommen waren. Es war das urtypische kalte Schlittern von Metall auf Holz, das die Detective unter tausenden Geräuschen heraushören würde. Es bedurfte keine Erlaubnis, da hatten sich die Finger ihrer rechten Hand bereits um das Heft der schweren Hekler & Koch gelegt. Mit einem Mal fühlte sie sich weniger verwundbar, auch wenn es nur ein fadenscheiniges Argument war. In geübter Manier lud sie die Handfeuerwaffe durch, entsicherte sie und hielt sie nah am Körper.
      Das war auch durchaus angebracht, denn in der nächsten Sekunde wurde sie von August vom Stuhl gerissen und Holz splitterte in alle Himmelsrichtungen. Das Brechen des Holzes war ein ohrenbetäubender Lärm und entlockte der Ermittlerin einen ungehemmten lauten Aufschrei, der trotz allem im Getöse unterging. Sie sah nur noch über ihre Schulter, wie sich eine Pranke, glühend wie ein Aschenest in der Nacht, durch den Krater schob. Dann waren sie schon in dem Gang und rannten.
      "Ich dachte, die hat nur plüschige Kuschelmonster und keine Ausgeburt des Leibhaftigen!", schrie Ember August entgegen und war ernsthaft schockiert von dem, was sie gerade eben teilweise gesehen hatte.
      Das nächste Beben erschütterte den Boden unter ihren Füßen, ein hässliches Knirschen ertönte und dann fehlte ein gutes Stück Tunnel hinter ihnen. Ember stöhnte gequält auf, kämpfte den Drang nieder auch nur einen Blick zurück zu werfen. "Allein?!", kreischte sie beinahe schon ehe ihr Verstand langsam aber sicher die Oberhand gegen die Panik gewann.
      Wenn sie blieb war sie nichts anderes als Kollateralschaden.
      "Ich schwöre dir bei allem was ich bin; Kommst du nicht in meine beschissene Wohnung, dann finde ich einen Weg dich wiederzubeleben um dir dann noch mal den Kopf abzureißen!"
      Ember beendet ihren sehr inbrünstig geschrieenen Satz in dem Moment, als sich die Decke über ihren Köpfen öffnete und sie auf den großen Platz strauchelten. Erst hier gab August ihre Hand frei, das wortlose Signal, dass sie gehen sollte.
      Noch immer herrschte Chaos auf dem Platz. Es war weniger voll als zuvor, aber es mindestens so chaotisch. Nach gerade mal drei Sekunden machte Ember auch schon den Grund für die Panik aus: eine etwa elefantengroße schwarze Spinne starkste über den Platz und gnade demjenigen, der in ihrem Weg stand. Dummerweise befand sie sich genau zwischen Ember und dem Ausgang zur Oberwelt.
      Mit wehendem Kleid wandte sich Ember an August. "Denk dran!", erinnerte sie ihn nochmals und nahm dann die Beine in die Hand.
      Als sie über den Platz peste kam sie nicht drum herum einen flüchtigen Blick zum Stand von William zu werfen. Sie sah ihn nicht, allerdings schien da eine feuchte Lache zwischen den flüchtenden Wesen aufzublitzen. Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, blieb ihr nicht. Sie zirkelte soweit es ging um die Spinne herum, zwangsläufig rannte sie dann aber direkt vor dem Viech her. Mindestens ein Auge musste sich auf sie gerichtet haben, da sie nun als nächstes an der Spinne war.
      Ember machte kurzen Prozess. Hart bremste sie, hielt den Atem an legte die Pistole an. Sie brauchte nur zwei Schüsse, um eins der Facettenaugen zu treffen und ein ekeliges Fauchen der Kreatur auszulösen. Ohne Umschweife nahm die Frau wieder die Beine in die Hand, nahm mehrere Stufen auf einmal und hastete wie noch nie zuvor in ihrem Leben die Treppen hinauf. Ungebremst fiel sie in die schwere Tür, die unter ihr nachgab, aufschwang und sie unter den Tageshimmel Londons bugsierte. Draußen fiel sie prompt auf die Knie, schürft sich die Knie auf dem Boden auf, das Metall der Waffe knirschte auf dem Stein unter ihrem Gewicht. Hart rang sie etliche Sekunden nach Luft bis sich ihre brennenden Lungen etwas beruhigt hatten.
      Als sie ihren Kopf hob, starrte der Troll sie verwirrt an. "Hallo... Hraggar....", keuchte Ember, "geh da.... bloß nicht runter.... richtig bah bah..."
      Nach ein paar weiteren Sekunden rappelte sich Ember endlich auf und klopfte sich die Knie ab. Einen Blick warf sie zurück zur Tür, dann starkste sie die Steintreppen hoch zurück zu ihrem Wagen. Ohne eine stützende Hand.

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    • Unter gewissen Umständen hätte das eine romantische Szene sein könnten, dachte der Arcana bei sich und seufzte schwer. Kopfschüttelnd drehte er sich zu dem großen Untier um, was sie verfolgte und lachte, ehe sie sich trennten.
      "Ihre Fähigkeit ist das Wahrmachen von Kinderalpträumen!", rief er. "Alles, was sie sich vorstellt, wird Wahrheit! glaube nichts, was du siehst!"
      Es hätte theatralisch ausgehen können,a ber er fand, er schlug sich gut. Und während er ihr kurz hinterher blickte und anschließend dem Untirer wieder in die Augen sah, lachte er beinahe.
      "Lange nicht gesehen, alter Freund!", rief er hinauf und winkte fröhlich. "Soll ich dir noch einen Flügel abnehmen?"
      "Sie will dich, Foremar!", donnerte das Wesen und grinste beinahe ebenso. Geifernde, sabbernde Zahngebilde stachen aus der Tiefe des Maules heraus und ließen Frauen und Männer gleichermaßen schreien.
      "MEine Güte, ein wenig Hygiene täte dir aber auch gut..."
      Zwei Schüsse!
      Rasant fuhr sein BLick herum, um Hershel, die hässliche Spinne von Susannahs erstem besten Freund, fauchend und keifend um sich schlagen zu sehen. Und dort, in der Ferne, rannte eine kleine Frau um ihr Leben. Immerhin lebte sie noch. So konnte er ich beruhigt um den Freudendä -
      Dieser griff ihn auf und hielt ihn wie eine Trophäe über den Kopf, um ihm ins Gesicht zu brüllen. Das Haar flatterte wie ein Segel im Wind und seine Brille flog hinfort. Seine Finger vbersuchten noch, es zu erreichen, aber er musste zusehen wie sie in die Tiefe fiel und dort zerschellte.
      Und das war der Moment, wo er hoffte, dass Ember bereits die Unterstadt verlassen hatte. Denn August Foremar wurde nur selten wirklich sauer. Aber dieses verfluchte Teufelswesen, aus dem Alptraum eines Kindes entstiegen, hatte seine Brille kaputt gemacht.
      er blickte das Wesen mit leuchtenden Augen an, die schlagartig an Farbe verloren und wie Rissmuster auf seiner Haut hinterließen.
      "Die Brille...War von ihr...Du vermaledeiter Auswurf eines Drachenfötus!"

      Es dauerte ganze vier Stunden.
      Vier Stunden, in denen in der Unterstadt gekämpft wurde. Es wurde bald publik, dass sich zwei Arcana bekämpften und hier und da sprang der BEton einer Straße ab. LAternen erloschen oder die Stromversorgung erzitterte regelrecht. Erst nach dieser Zeit konnte ein Ende des kampfes gefunden werden, jedoch ohen einen Sieger zu finden. August meldete sich nicht, nachdem er dem Teufelszeug dort unten entkam. Er hatte Williams Leiche entdeckt, völlig zerfetzt von einer Spinne und weitere Menschen und Wesen, die erkannte und mochte. Zu viele Opfer für einen Tag.
      Seufzend hatte er sich nach oben begeben. Von Kleidung war an seinem hageren Leib außer einer fast intakten Hose nichts mehr vorhanden. Ein Stiefel fehlte ihm, sein Hemd hing in blutigen Fetzen von seinem Leib. Auf seiner BRust fanden sich vier neue, tiefe Kratzer, die schwer bluteten und den Gehweg und die Treppenstiege benetzten, als er sich zu Embers Wohnung hinauf schleppte. Sein Körper fühlte sich ausgezehrt an und kraftlos, als er schwankend vor der Tür zu stehen kam und die Klingel drückte. Er lehnte sein blutverschmiertes Gesicht gegen die Türzarge und zählte die kühlenden Sekunden, ehe eine Tür hoffentlich geöffnet wurde und er in den Raum falen konnte.
      Über seinem Auge hatte er einen tiefen Schnitt von diesem Dämon davon getragen, der auch den schönen Türrahmen entsprechend verzierte. Sie würde sauer sein...Oder?

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Es grenzte an ein Wunder, dass Ember heil mit ihrem Auto bei ihrer Wohnung ankam. Sie stand dermaßen unter Adrenalin, dass sie mehrfach fast jemanden aufgefahren wäre und sie war heilfroh, als sie ihren Wagen endlich abstellen konnte. Noch immer rannte sie eher als dass die ging die Treppen zu ihrer Wohnung auf, schloss die Tür auf und atmete erst durch, als sie mit einem befriedigenden Klicken ins Schloss fiel. Für ein paar Sekunden stand sie einfach nur da und suhlte sich in der absouluten Stille des Raumes. Dann schlüpfte sie aus den Halbstiefeln, ging ins Wohnzimmer und fand noch immer den Koffer auf ihrer Couch vor. Wenn der hier war, dann würde auch August kommen und ihn holen. Oder ihn durch einen Riss ziehen. Aber auch das wäre ein Beweis, dass er noch lebte und den Kampf im Untergrund überlebt hatte.
      In den nächsten Minuten riss sie sich das Kleid vom Leib, löste die Haare, schminkte sich ab und stellte sich für satte dreißig Minuten unter den konstanten Wasserstrahl ihrer Dusche. Erst danach hatte sie den Eindruck, einen kühleren Kopf wahren zu können. Der anschließende Kaffee festigte diese Annahme.
      Während sie am Tisch in der Küche saß und gemächlich den Kaffee genoß, fiel ihr Blick auf die halbvolle Weinflasche von gestern. Sollte er wirklich zurückkommen, dann wäre die als erstes fällig. Seufzend hatte sie ihre Knie in Augenschein genommen und festgestellt, dass sie nach der Dusche nicht mehr viel machen musste. Sah hässlicher aus, als es war. Jetzt trug sie wieder das weiße Shirt von die Jogginghose von gestern Abend. Zu mehr fand sie sich nicht in der Lage. Denn warten auf ungewisse Ausgänge war die reinste Hölle.
      Die nun folgenden Stunden verbrachte Ember damit, die Zeit totzuschlagen. Ein Auge hatte sie auf die Breaking News, die in regelmäßigen Abständen auf ihrem Handy angezeigt wurden. Währenddessen saß sie im Büro, hielt alles, was sie gesehen und gehört hatte, rigoros fest. Ebenso den Hinweis um den Jungen, Micheal Prescott, dem sie auf alle Fälle nachgehen müsste.
      Dann klingelte es urplötzlich.
      Ember erschrak dermaßen, dass sie fast von ihrem Stuhl fiel. Hastig flitzte sie zur Tür und riss sie regelrecht auf. Als Resultat fiel ihr August regelrecht in die Arme. Mit Schock im Gesicht fing sie den deutlich größeren Mann so gut es ihr möglich war und zerrte ihn in die Wohnung. Wieder fiel die Tür hinter ihr hörbar ins Schloß, dieses bisschen Strecke hatte schon rote Spuren auf dem eigentlich hellen Boden hinterlassen.
      "Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen soll", brachte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor als sie ihn ins Wohnzimmer zur Couch zog und ihn aufrecht sitzend zurecht. Den Koffer fischte sie vom Polster und legte ihn auf dem kleinen Beistelltisch ab. Dann musterte sie den Rogue von oben bis unten und befand, dass er wirklich schlecht aussah.
      "Scheiße... warte einen Moment."
      Für einen Moment verschwand Ember im Badezimmer und holte praktisch den kompletten Ersten-Hilfe-Kasten herüber. SIe breitete den kompletten Inhalt noch auf dem Koffer auf und suchte sie, was sie als erstes brauchte. Mull und Tupfer in diesem Falle. Schwer konzentriert runzelte Ember die Stirn nachdem sie sich auf den Boden zwischen August Beinen gesetzt hatte und die vier tiefen Krater in seiner Brust inspizierte. Dann legte sie ihm ein Stück Mull in die Hand.
      "Kannst du damit auf den Schnitt über deinem Auge drücken?", fragte sie vorsichtig und korrigierte seine Hand mit der er den Schnitt nicht ganz genau getroffen hatte. "Drück so doll drauf, wie du kannst. Kümmer ich mich gleich drum."
      Die nächsten Minuten schwiegen sie sich an während Ember die Blutungen zumindest so weit in den Griff bekam, dass August die Couch nicht noch weiter sprenkelte. Sie würde sich sowieso noch was anhören dürfen, warum der Flur die blutige Spur bis zu ihrer Wohnung zierte. Ganz zu schweigen von dem Türrahmen, den sie noch nicht gesehen hatte.
      Schließlich erhob sich Ember, stopfte alle Abfälle sowie die Kleidungsfetzen in einen kleinen Müllbeutel, den sie aus dem Badezimmer mitgenommen hatte. August hatte praktisch nur noch seine Hose an, den einen traurigen Schuh hatte die Detective ihm unlängst abgenommen. Sie seufzte, als sie ihm abschließend ein Heftpflaster über sein Auge klebte.
      "Ich muss gestehen: Ich war mir nicht sicher, ob du hier auftauchst. Gehofft, ja, aber alles andere als sicher. Nicht nachdem ich diese... Viecher da gesehen habe. Sollen wir... hm... lieber in ein Krankenhaus fahren?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Kämpfe zwischen Arcana glichen Bürgerkriegen, so erzählte man sich.
      Das lag vor allem an der Tatsache, dass gewaltige Energiemengen aufeinander prallten, sofern sich zwei mächtige Zauberer entschieden, gegeneinander vorzugehen. Zum anderen aber auch an der Anzahl der Opfer bei einer derartigen Zusammenkunft. Die Zahl der LEichen und die verzerrten Angstschreie stiegen August in den Kopf und er kreiste mit seinen Gedanken wie ein Adler um die armen Menschen, die sich nicht wehren konnten, ehe diese Wahnsinnige und ihre Traumgestalten wieder über sie herfielen. Als er seinen Leib wieder spürte, saß er auf dem altbewährten Sofa seiner Gastgeberin, unwissend, wie er den Weg hinter sich gebracht hatte.
      War das Ember?
      Ja, es musste sie sein. Er erkannte einen grauen Schimmer vor seinem Sichtfeld und einen schlanken Körper, der hastig in einem anderen Raum verschwand. August konnte kaum erkennen, wo er war. Und wenn er es nicht wissen würde, würde er Panik schieben. Seine Finger tasteten halt- und kraftlos neben sich auf die Couch, in der Hoffnung, den Koffer zu finden, der ihm erneut das Leben retten würde.
      Als Ember wiederkam, kniete sie sich zwischen seine Beine, die ihn kaum hielten und unter anderen Umständen hätte er ihr einen Spruch entgegen geworfen. An dieser Stelle jedoch verzog er nur das Gesicht, als sie ihm eine Mullbinde auf die Stirn drückte. Er verblutete hier langsam nd sie nahm eine Mullbinde. Irgendwie witzig.
      Natürlich fiel seine Hand wieder herunter, nachdem sie sich anderen Stellen zugewandt hatte und Müll verstaute, dem Geräusch nach. Noch immer tastete seine Hand nach dem Koffer, ehe er sie sprechen hörte. Dumpf und nur auf einem Ohr, aber durchaus verständlich.
      "War nicht...sicher...ob ich kommen sollte...", flüsterte er tonlos und mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Kein...Krankenhaus...Ulysses..."
      Er wies auf den Koffer auf dem Tisch, der die Überreste des Erste-Hilfe-Koffers beiseite wischte und aufsprang, als hätte man seinen Ruf erhört.
      Für eine Sekunde herrschte Stille, ehe Ulysses seinen bulligen Kopf heraussteckte.
      "Man hat auch wirklich nur Scherereien mit dir, du unmöglicher...Ach du heiliger Donner!", rief dieser und sah Augusts Wunden an, als dieser das Peace-Zeichen machte und schief grinste. Eine Woge Blut lief ihm aus dem Mund und er wedelte mit dem Finger zu Ember.
      "In Ordnung. Du!", sagte Ulysses und sah zu Ember. "Komm mit. Wir haben viel zu tun! Und es muss eilig geschehen!"
      Ohne auf eine Antwort zu warten eilte der kleine Goblin wieder die Treppe hinab und nahm Kurs auf die Plfanznabteilung des Hauses. Die Verletzungen waren tief, aber nicht anders als jede Shcnittwunde. Ein wenig Darlia-Kraut würde helfen.
      Er pflichte eine rötliche Pflanze samt Blatt vom Stengel und drückte ihn Ember, die nachgekommen war in die Hand.
      "Darlia-Kraut gegen die Schnitte", murmelte er und suchte verzweifelt. "Ah! Da ist es ja!"
      Eine weitere Pflanze fand den Weg in Embers Arme. Sie war weißlich und glockenförmig, aber ihre Blätter glichen kleinen Flügelchen. "Daimonsflügel für die Schmerzen", sagte er zufrieden und sah sie an.
      "Was stehst du da! Los, los! Hinauf und koch diese Pflanzen in heißem Wasser. Danach siede es drei mal ab, damit kein Gift entsteht. Und anschließend sieh zu, dass er alles austrinkst, hörst du??? UNd nicht zu viel Darlia, sonst wird er unweigerlich jünger als er sollte!"

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Die ersten Worte, die von August kamen, trafen Ember mit einer unerwarteten Härte. Warum hätte er nicht kommen sollen? Immerhin war er es doch gewesen, der sie losgeschickt und bestätigt hatte, sich bei ihr wieder zu treffen. Viel darauf herumkauen konnte sie nicht, als der Koffer nebst ihr aufsprang und den Inhalt des Erste-Hilfe-Kastens im ganzen Wohnzimmer verteilte. Ihr Kopf schoss herum, als Ulysses plötzlich auftauchte und die Detective ohne Umschweife mit in den Koffer zitierte. Diese hatte allerdings alle Hände, im wahrsten Sinne, voll zu tun um August Stoffreste aus dem Müllbeutel ins Gesicht zu drücken, damit er nicht noch mehr seiner Umgebung rot färbte als es unbedingt sein musste. Anschließend hechtete sie regelrecht dem Goblin hinterher in den Koffer.
      "Seh' ich so aus, als wäre ich tiefenentspannt?!", blaffte Ember noch auf der Treppe lautstark nach unten, wobei sie mehrere Stufen auf einmal übersprang.
      Ember war im Foyer angekommen, da sah sie den kleinen Knirps noch im Kräterladen verschwinden. Zwei Sekunden später klebte sie förmlich an Ulysses Schritten, der ihr Kräuter in die Hände drückte. Sie hatte noch nie viel mit Kräuterkunde am Hut gehabt weshalb sie sich größte Mühe gab, die Wirkung mit den Erscheinungen der Pflanzen zu verknüpfen und abzuspeichern. Vermutlich würde sie noch öfter etwas von dem grünen Garten des Arcana stibizen müssen, hielt ihre Zusammenarbeit länger an.
      "Ich frag' jetzt nicht, wie man durch Blümchen jünger werden kann. Wieviel hier von?", sie rupfte das Darlia-Kraut aus ihrem praktischen Strauß, "so viel? So viel, okay. Schrei einfach, wenn dir noch was einfällt."
      Damit war Ember schon wieder aus dem Garten gesprintet, hinüber zur Treppe und nahm wenigstens jede Stufe für sich. Was sie vielleicht nicht hätte machen sollen, denn ihre Füße waren zu langsam, sodass sie über ihren eigenen Fuß stolperte, allerdings triumphierend das Sträußchen in die Luft reckte, um nichts kaputt zu machen. Das dumpfe Geräusch ihrer Ellbogen auf den Stufen drang immerhin nicht sonderlich weit, ihr leises Fluchen hingegen schon eher.
      Als sie schließlich wieder aus dem Koffer kletterte, saß oder eher lag, August noch immer so da, wie sie ihn zurückgelassen hatten. Für einen Augenblick hielt Ember inne bis sie sich vergewissert hatte, dass er noch atmete. Dann setzte sie ihren Weg in die Küche fort, wobei sie den Kofferdeckel geöffnet ließ. Man wusste schließlich nie.
      Kurz darauf stand ein Edelstahltopf auf dem Herd mit genug Wasser, um die angezeigte Menge an Grünzeug zu kochen. Ihr gutes Holzschneidebrett wurde verunstaltet, als sie die Pflanzen teilweise mit der Rückseite ihres Messers etwas zerquetschte, um einen Mörder zu imitieren, den sie natürlich nicht besaß. Noch nie hatte sie ihren Herd dafür gehasst, so langsam Wasser zum Kochen zu bringen. Ungeduldig trippelte sie mit den Fingerspitzen neben dem Kochfeld, dann beschloss sie, nach August zu sehen. Ihr schwamte schon fast nichts Gutes, als sie langsam um die Couch schritt bis sie dem geschundenen Mann ins Gesicht sehen konnte. Er hatte die Augen geschlossen, aber seine Brust hob und senkte sich noch. Unweigerlich schüttelte Ember den Kopf.
      "Wie zur Hölle bist du hierher gekommen, ohne dass man dich auf dem Weg angehalten hat?", murmelte sie leise und stellte sich das Bild vor, wie er blutüberströmt am helllichten Tage durch die Straßen Londons zog.
      Bereits jetzt weichte der notdürftig angebrachte Verband an Augusts Brust durch und färbte weiß zu rot. Dass er sich überhaupt den Weg von der Themse bis hierhin hatte schleppen können, glich einem Wunder. Und sorgte dafür, dass die Detective einen Anflug von Schuldgefühlen bekam. Es wäre anders gewesen, wenn sie ihn erst gar nicht aus dem Evenstar geholt hätte. Nicht zugestimmt hätte, in den Untergrund zu gehen oder nicht so töricht gewesen wäre und einem Wolpertinger zu folgen. So sehr sie das Rad der Zeit zurücksetzen wollte - sie konnte es nicht.
      Das Heftpflaster über Augusts Auge begann, sich im Fluss langsam selbstständig zu machen. Mit Lippen so schmal wie ein Strich löste Ember den letzten Rest des Pflasters, stopfte es in die Tüte und presste einen Ballen zerrissenen Stoffes auf die Schnittwunde.
      Das würde schon werden... Dieses Mal war sie nicht zu spät.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"