Dusk & Dawn [Asuna & Nico]

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    • August kicherte hinsichtlich ihres Satzes.
      Wenn sie wüsste, wie seine Mutter war. Aber vermutlich war ihre ganz anders, nicht wahr? Immerhin waren sie zwei verschiedene Menschen mit den unterschiedlichsten Beweggründen. Schweigend sah er ihr eine Weile beim TOmatenschneiden zu, wobei es weder die Kunstfertigkeit war, die seinen Blick gefangen hielt, sondern das regelmäßige, ruhige "Tak", wenn das Messer auf die Holzunterlage aufkam. Ein wunderbares Geräusch.
      "Halten Sie diese Freundschaft. Tun Sie alles dafür..."
      Seine Stimme versprach ungeahnten Schmerz, der sich gleich darauf wieder in ein spöttisches Grinsen verwandelte, als sie von den jungen Mnschen sprach.
      "Immerhin haben Sie sie befreit. Ist ein Gewinn, nicht oder?", fragte er und lehnte sich in den Türrahmen. "Auch wenn sie vermutlich für ihr Leben gezeichnet waren..."
      Anschließend warf er die Haare nochmals aus dem Gesicht und seufzte.
      "Malerisch war es nur in der Ansicht. Es ist ein Dorf, ein KAff, Kuhhausen City, wenn Sie mich fragen. Gefühlte 1.000 Häuser und keine Seele darin, aber der Tratsch auf der Straße war das Wichtigste. Umso schlimmer wurde dieser als die Debatte mit Zauberern ihren Höhepunkt fand. Auf einmal waren jene, die Magie kundig waren, Feindsbilder und wurden regelrecht gejagt. Auch wenn man nicht mehr zu Mistgabeln griff oder Fackeln. Zumeist tat es ein Plakat oder eine Diffamierung vor Gericht", berichtete er und sah ihr beim Salatzupfen zu.
      "Was zog mich hierher..."; murmelte er das erst Mal nachdenklich und beinahe verloren. Das erste Mal, das man etwas wie Gefühl in seinem Gesicht sehen konnte. "Ich vermute das, was alle in die große Stadt zieht. Liebe, Blut und der Wunsch nach einem "Mehr", das alle in sich tragen und dennoch suchen. Bei mir war es die Liebe zur Magie. Ich wollte einfach nur frei sein udn das erlernen, wonach mir der Sinn stand. Und nicht das, was der STaat mir aufdiktierte wenn er gut drauf war. Ich kam hierher, mittellos und beinahe ausgehungert. In Zeiten, da wünschten Sie sich nicht einmal auf der Welt gewesen zu sein. Die frühen Neunziger waren die Hölle für Zauberer und Rogues. Nch dem neuen Gesetz, wonach Rogue-Magie verboten wurde, wurden wir mehr gejagt denn je. Jeder Funken eines Fehlers riss einen aus der Balance. Schrecklich das..."
      Zuletzt sah er sie an und forschte selbst nach.
      "Was hat Sie herher gebracht? Nur die Ausbildung?"

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    • Subtil veränderte sich das Tempo in Embers Bewegungen als sie hörte, wie August zwei kleinen Sätzen eine unheimliche Macht verlieh. Weder kannte sie die Vergangenheit dieses Mannes noch hatte sie es für nötig gehalten, danach zu fragen. Aber dieser Schmerz, der ihr in diesen kleinen, wenigen Worten ans Ohr drang, sprach Bände.
      Diese Spur zog sich weiter in den folgenden Sätzen, die ihr der Rogue offenbahrte. Es kostete die Detective unfassbar viel Selbstkontrolle, nicht alles stehen und liegen zu lassen, um sich dem Mann vollends zuzuwenden und ihm ihre Aufmerksameit zu schenken. Gehör, um zu verstehen, was er sagte. Blicke, um zu sehen, welches Bild sich in dem Gesicht ihres Gegenübers abzeichnete. Stattdessen begann sie nun die Salatgurke zu schälen und ebenfalls in Scheiben zu schneiden. Sie mochte die Haut von Gurken nicht.
      "Klingt an sich nach einem ordentliche Motiv, wenn Sie mich fragen." Ehrliche Antwort auf einen ehrlichen Einblick in Augusts Vergangenheit. "Aber was mich betrifft, habe ich nicht so löbliche Motivationen oder Sehnsüchte gehabt. Sie können eher sagen, dass ich geflohen bin. Weg von der Kleinstadt, weg von den altbekannten Bildern. Ehrlich gesagt hatte ich mir damals erhofft, dass mich die Großstadt einfach mit allem schluckt, was ich war. Alles neu formte, was ich bis dahin gewesen war und mir keine Zeit ließ um in Erinnerungen zu versinken. Also nicht ganz so... magisch."
      Blödes Wortspiel, aber ihr fiel nichts besseres ein. Sie befand sich gerade gefährlich nah an der selbstgezogenen Grenze, die besagte, nie zu viel von ihrer Vergangenheit preiszugeben. Nicht, dass sie besonders spektakulär gewesen war. Aber das waren Informationen, und in den richtigen Händen wurden Informationen wie diese zu Waffen mit ungeahnter Durchschlagskraft.
      "Der Versuch war teilweise von Erfolg gekrönt. Man kam vom Regen in die Traufe und ein Drama hat praktisch das nächste überlagert. Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Floskeln wie "Man wächst nur an Hindernissen" oder sowas. Ich kann das nicht mehr hören. Sicher, es definiert unser Handeln, wie man vorhin eindrucksvoll bei mir gesehen hat." Das Messer traf einmal etwas lauter auf das Holzbrett auf. "Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich meine Erinnerungen, Sie Ihre Tättowierungen." Ein Blick aus dem Augenwinkel war alles, was sie August zuwarf.
      Das kleingehäckselte Gemüse wanderte in eine größere Schale ehe sie sich daran machte, ein einfach Essig-Öl-Dressing anzusetzen.
      "Vielleicht sollten wir dem Staat einfach gemeinsam den Mittelfinger zeigen", plauderte Ember munter weiter, "mir gefällt meine Seite nicht, Ihnen ihre nicht. Dann nehmen wir einfach das Beste aus beiden Welten und rammen dem Staat seinen Stock einfach noch tiefer in den Arsch." Mit mächtig Elan rührte sie die Emulsion an, schmeckte sie mit dem Zeigefinger ab und würzte noch mit etwas Salz und Pfeffer nach. Dann stellte sie die kleine Flasche neben die Salatschüssel.
      "Wäre zumindest schön, wenn es so einfach wär. Was halten Sie von Fish 'n Chips aus dem Backofen? Frittieren ist immer so eine Sauerei."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August begann zu kichern, während er wohl bemerkte, wie ich ihr Tempo veränderte. Sie hörte ihm zu. Erstaunlich, wenn man bedachte, dass die meisten Menschen ihn eher umbringen oder hinter Gittern sehen wollten. Doch nun stand ein Mensch dort, der sich tatsächlich zu interessieren schien.
      Unsinn, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Klein und gerissen arbeitete sie sich vor und ließ ihn für eine Minute in seiner Überzeugnung schwanken. Sie will dich aushorchen. Risiken abschätzen. Gut Freund machen, damit sie dich leichter kriegt. War bei Bella auch so, nicht wahr?

      "Ob es ein ordentliches Motiv ist, weiß ich nicht", gab er zu. "So wie Sie sich wünschten, dass London sie im Ganzen schlucke, habe ich mir gewünscht, dass ich heraussteche. Ich galt schon früh als Wunderkind meiner Sippe. Eine unausgereifte Kontrolle, wie meine Ma sagte. Mein Pa jedoch meinte, dass meine Aurakontrolle weit über dem Level eines Meisters lag. Man war sich uneinig, soviel stand fest. Also wünschte ich mir wie Sie aus dem Unbekanntsein der Kleinstadt hinaus in die große weite Welt zu gelangen, um mich zeigen zu können. Habs teuer bezahlt, ja ja."
      Er begann verächtlich zu schnauben, während er sich seine störrischen Haare mit einem Haargummi zusammenband, das er aus dem Nichts zu befördern schien. Noch während er sich unbeholfen einen winzigen Zopf machte und dabei gleich zwanzig Jahre jünger auszusehen schien, blieb ein kalter Gesichtsausdruck haften.
      "Von mir werden Sie nicht hören, dass man an Hindernissen wächst. An Manchen sicherlich, zugegeben. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, Liebes, dass dich die Hindernisse zumeist schlimmer misshandeln als Partner oder Freunde. Meine Hindernisse taten es zumindest", brummte er vor sich hin und lehnte sich erneut an den Türrahmen.
      "Fish'n'Chips sind okay. Ich bin nicht wählerisch. Habe in meiner schlimmsten Zeit Ratten und derlei Getier verspeist. Sie könnten mir eine angebrannte Hähnchenkeule festsetzen und es wäre ein Drei-Sterne-Menü im Gegensatz zu dem Fraß aus Evenstar. Und ja, es wäre sehr schön, wenn es einfach wäre. Aber wie nichts im Leben ist auch dies mitnichten einfach und elicht zu handhaben. Zumeit wird jeder Widerstand im Keim erstickt. Glauebn Sie mir, ich habe es erfahren und gesehen. Viele Jahre lang."
      Seien Hand fuhr unwillkürlich über die stelle an seinem Rippenbogen, auf dem die Namen derer verewigt waren, die ihren gemeinsamen Weg nicht mehr gehen konnten. Izabella, Thomas, William, Marya und Rem. Namen wie ein Gebet, das er jeden Abend sprach um sich zu vergewissern, warum er atmen musste. Warum er diesen Wahnsinn beenden musste. Warum er sich selbst endlich einem Ende zuführen musste.

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    • Mit wenigen Klicks war der Backofen ind Gang gebracht worden und das Backblech mit einer Schicht Alufolie und Backpapier vorbereitet.
      "Witzig. Was bei Ihen immenses Potenzial war, war bei mir genau das Gegenteil. Zu unfähig, um irgendetwas zu tun. Diese Blicke meines Onkels werd' ich nie wieder los..."
      Ember verlor sich in Erinnerungen, die sie nicht mehr erleben wollte. Seufzend holte sie die tiefgefrorenen Fish'n'Chips aus dem Gefrierfach des Kühlschrankes und riss lautstark die Packung auf. Sie kam nicht drum herum, August anzustarren, als er sich einen erbärmlichen Minizopf machte. Wortlos blinzelte sie ihn an, dann ließ sie ihn an ihren Gedanken teilhaben: "Auch witzig. Sie sagen, ich soll meine Haare offen tragen, das mache mich jünger. Ihnen würde ich genau das Gegenteil raten. Sie sehen das erste Mal so aus, wie das Alter in Ihrer Akte besagt." Den kalten Ausdruck in seinem Gesicht ignorierte sie gekonnt. Den kannte sie schließlich nun zu Genüge.
      Wahllos verteilte die Frau den Inhalt der Packung auf dem Backpapier, um sich dann an der Wand rückwärts anzulehnen. Nun hieß es zehn Minuten warten bis der Ofen vorgeheizt war.
      "An Ratten komm' ich auch bei Weitem nicht ran. Obwohl je nach Land die auch eine Delikatesse sein können... wenn sie nicht von der Straße kommen." Niemand wollte Seuchenträger freiwillig essen.
      Embers Blick wurde schärfer als sie beobachten konnte, wie sich August bei seinen Worten ohne zutun über seinen Rippen strich. Da sie es gesehen hatte wusste sie, dass dort seine Tättowierungen waren. Blitzschnell führte sie alle bisher gesammelten Erkenntnisse zueinander und wagte einen Schuss ins Blaue der bewies, warum sie so gut in ihrem Job war.
      "Es sind Namen, die Sie sich gestochen haben", stellte Ember fest und war sich absolut sicher, dass das exakt der Grund war, weshalb er dem Thema ausgewichen war. Wie sie selbst waren es Erinnerungen, die sich schmerzhaft in einen gebrannt hatten. "Welche und warum weiß ich nicht, aber das erklärt, warum Sie dazu geschwiegen haben."
      Sofort fuhren Embers Gedanken Achterbahn. Es gab unendlich viele Gründe warum man es für nötig hielt, sich Namen auf ewig unter die Haut zu stechen. Nicht einen davon würde sie unterstellen, nicht einen davon hinterfragen. Allein das sollte schon zeigen, dass sie kein völliger Trampel war, wie es manchmal den Anschein erweckte. Folglich riss sie ihren doch erstaunten Blick von dem Mann im Türrahmen und richtete ihn auf den Backofen, der noch verdammt lange brauchen würde, um auf Temperatur zu kommen.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August begann sachte zu kichern, während er erneut in das Nichts zu seiner Seite griff und eine Falsche zutage förderte. Auf dem Etikett mochte es als Whiskey ausgewiesen sein, doch anstelle des genussvollen Trinkens entkorkte der Zauberer die Flasche udn setzte sie rigoros an den Hals. Drei, vier kräfitge Schlucke später starrte er ziellos in den Raum und zuckte die Achseln.
      "Meine Geschwister hielten mich auch für nutzlos. Einer meiner Brüder ist sogar auch Polizist geworden. Im Norden allerdings. Fährt Streife auf einer Ziegenweide oder so", murmelte er vor sich hin. "Von daher verstehe ich das Gefühl. Und auch wenn Ratten Delikatessen sind, muss ich sie nicht wirklich essen. Ihr Onkel war nich' Ihr größter Fan, was?"
      Er stellte die Flasche auf die Arbeitsplatte und erschrak leicht bei dem Geräusch des Aufziehens.
      "Das mag sein, aber mit Schrecken werde ich zeitgleich vele Jahre älter", kommentierte er mit rollenden Augen das Geschehnis. Anschließend klopfte er sich lächelnd auf den Rippenbogen.
      "Gut beobachtet, Detective", sagte er und sah sie an. "Es sind Namen, korrekt. Fünf, um genau zu sein. Und so wie Sie Erinnerungen tragen, die nicht in eine Unterhaltung mit einem verurteilten Mörder gehören, so gehören diese auch nicht dorthin. Manche Dinge sollten ruhen, bis die Zeit den Tod besiegt, nicht wahr? Auch wenn sie das nicht tut..."
      Wie oft hatte er gehofft, dass sie eines Tages gemeinsam in einem Restaurant saßen und Pancakes aßen? Wie oft hatten sie sich die Zukunft ausgemalt, in der das alles hier keine Rolle spielte. Wenn er damals nicht so impertinent und verbissen gewesen wäre, würde vielleicht diese Zukunft ein Stückchen näher herannahen als man es vermuten konnte...
      "Sie erlauben?", fragte er schließlich grinsend und legte seine Hand auf die Schließe des Ofens.
      Ohne eine Erlaubnis zog er den surrenden und summenden Behälter auf und legte seine Handfläche auf die bereits warme Schellackdecke. Mit einer kurzen Zeitverzägerung begann nach einem kurzen Murmeln des Zauberers die Schellackplatte unter seiner Hand zu glühen und leichte Blasen zu werfen. Auch das würde vergehen, dachte er und zuckte die Achseln. Als er sich vom Ofen erhob, war die Kontrolleuchte für das Vorheizen erloschen und das Essen konnte bereitet werden.
      "Soll die Anspielung auf mein Alter heißen, dass ich Ihnen endlich gefalle, Detective?", grinste er sie feixend an und nahm wieder Abstand.

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    • "Na gut, ich kann's meinem Onkel auch nicht verübeln bei dem Scheiß, der passiert ist."
      Ember bedachte die Flasche Alkohol mit einem vielsagenden Blick. Wenn August es für nötig hielt, zu solchen Mitteln zu greifen, musste es eine wirklich beschissene Erinnerung sein. Demnach war sie völlig damit zufrieden, dass sie nicht weiter danach fragte und er ihr bestätigt hatte, dass es immerhin Namen waren.
      "Es hat nichts damit zu tun, wer genau Sie sind. Es kann jeder Mensch auf Erden sein - ich würde so gut wie keinem von ihnen darüber etwas erzählen."
      Als August plötzlich neben ihr stand, machte sie instinktiv drei Schritte zur Seite. Er hatte seine Hand bereits an den Griff der Ofentür gelegt, sodass sie ihm mit einer Geste anwies, machen zu können was er denn wolle. Allerdings hatte er schon längst angefangen, weshalb Ember ihre Hand traurig unvollendeter Dinge sinken ließ. Ohne Wertung in ihren Augen sah sie dabei zu, wie der Magier in kürzester Zeit den Ofen auf Betriebstemperatur brachte. Praktisch sowas.
      "Nein, soll es nicht heißen", erwiderte Ember beiläufig während sie das bestückte Blech in den Ofen schob, kaum hatte August ihr wieder Platz gemacht. Allerdings war sie sich bewusst darüber, dass sie in dieser Kochnische keine wirkliche Ausweichmöglichkeit hatte. Sie ging schwer davon aus, dass sie im Falle eines Übergriffes ihn direkt ausschalten müsste. Sonst würde er mit seiner ihr überlegenen Körperkraft schon ein leichtes Spiel haben. Er brauchte dafür nicht einmal Magie.
      Ohne sich dies anmerken zu lassen, streckte sich Ember, um aus den oberen Schränken zwei Teller zu fischen. Dazu Messer und Gabeln sowie zwei kleine Schalen für den Salat. Dann zog sie sich in die hintere Ecke der Nische zurück, da August noch immer den Türrahmen blockiert. Einen Fuß stellte sie an der Wand auf, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
      "Sie sehen furchtbar aus. Kein Schnitt in den Haaren, ungekemmt und was soll eigentlich diese weiße Strähne da? Sagen Sie mir nicht, das sind die Auswirkungen von psychischem Stress." Davon konnte sie selbst nämlich ein Lied singen. Was auch der Grund war, warum sich sich die Haare silbergrau färbte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Foremar musste kichern, als sie beinahe beiläufig erwähnte, dass sie ihm noch immer nicht verfallen war, gleichzeitig aber ihre Fluchtmöglichkeiten sondierte. Die frau hatte gute Reflexe, das musste er ihr lassen. Er beschloss, diesen Umstand nicht weiter auszureizen und ihr den Raum zu geben, den sie offenbar benötigte. Sollte sie sich ein wenig außen vor lassen, wenn es half.
      Als sie seine Haare jedoch ansprach, veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem seligen Lächeln.
      "Ja, da stimme ich zu", sagte er und griff sich an eine vorwitzige Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte. Sie war weiß wie Schnee. "Habe das letzte Mal vor einigen Jahren meine Haare schneiden lassen und meiner Friseurin anschließend geschworen, sie nirgendwo anders schneiden zu lassen. Nun, was soll ich sagen...Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen. Aber versprochen ist versprochen, nicht wahr?"
      ALs sie psychischen Stress ansprach, fiel sein Blick ebenso auf ihre grauen Haare und er lächelte erneut feixend.
      "Nein, Ms Sallow. Kein Stress. Ich lag bei einem Zauber daneben und sah in einen Abgrund wissen Sie? Und was ich dort unten sah, ließ meine Haare erbleichen."
      Es klang, als würde er einen Scherz machen, um das Wahre nicht berichten zu müssen. Und doch hatte er ihr die wahre Geschichte erzählt, wie er und Bella das erste Mal das Tor geöffnet hatten. Und das was sie sahen, ließ sie bis heute nicht mehr ruhig schlafen. Nun, Bella vielleicht. Sie schlief noch sehr lange. Vielleicht für immer, wenn er keine Lösung fand.
      Dennoch beschlos Foremar die Brücke zu schlagen und ließ die Strähne los.
      "Ihr Onkel muss ja ein ziemlicher Tausendsassa sein, nicht wahr?", fragte er und grinste schief. "Und auch wenn Sie es keinem erzählen wollen. Irgendwann bahnen sich Geheimnisse immer einen Weg an die Oberfläche. Zumindest meine Erfahrung. Mit dem Unterschied, das über mich mehr in Ihren Akten steht, als ich bisher von Ihnen erfahren habe."
      August stieß sich von dem Türrahmen ab und kam zum Stehen.
      Er verließ die Küche, um in den kleinen Zwischenflur zu gehen und aus dem Fesnter zu sehen.
      "Wenn wir morgen in den Untergrund gehen, brauchen Sie stilgemäße Kleidung", kommentierte er. "Keine praktische Polizeikleidung oder Klamotten, die nach einer Waffenträgerin schreien. Und lassen Sie Ihre Antimagischen Waffen daheim. Sie spüren es."

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    • Leider war Ember sehr gut in ihrem Job. Und leider gab ihre Miene ein bisschen davon preis, dass sie gerade sehr wohl verstanden hatte, dass der Rogue vor ihr keinen Witz darüber gerissen hatte, wie er an seine Unschuldssträhne gekommen war.
      Selbstredend wusste die Detective darum, dass manche Geheimnisse irgendwann ans Licht brachen. Ihr Trauma hütete sie bereits seit Jahrzehnten, nur Tarah hatte sie einst davon erzählen müssen. Eine Stütze in dieser Angelegenheit war besser als gar keine. Es regulierte die drohende Wahrscheinlichkeit, dass einem etwas über die Lippen rutschte. Ganz aus Versehen natürlich. So wie es aus ihrer Körpersprache herausrutschte, dass August endlich aus dem Türrahmen trat. Die unterbewusste Anspannung fiel mit einem Mal von ihr ab und verdeutlichte ihr, dass sie bei Weitem nicht alles unter Kontrolle hatte, wie sie es sich so gerne immer vormachte.
      "Liegt einfach daran, dass ich nicht im Visier des Staates bin. Niemand interessiert sich für die Vergangengeit irgendeiner Frau bei der Polizei, nicht wahr?" Sie kopierte einen Teil seiner Sätze nur um zu sehen, wie er darauf reagierte.
      Schließlich nahm Ember Augusts Platz im Türrahmen ein und lehnte sich wie er kurz zuvor an. Noch immer steckten ihre Händen tief in den Taschen, den Blick auf den Mann in ihrem Zwischenflur gerichtet. Dann schlich sich ein angedeutetes Lächeln in ihr Gesicht.
      "Na, dann hauen Sie mal raus, was Sie sich vorgestellt haben. Bis der Backofen fertig ist dauert's noch einen Moment. Sie haben doch bestimmt in Ihrem tollen Portalzauber da etwas, was die Kriterien erfüllt. Na los, zeigen Sie mir, was Ihnen vorschwebt. Wenn es uns hilft, dann bekommen Sie sogar eine kleine Modenschau."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Foremar sah sie noch einmal kurz aus dem Augenwinkel an und zuckte mit den Achseln, als sie ihre Bemerkungen vorbrachte.
      „Das mag sein“, bekannte er. „Zumeist interessieren sich Behörden oder Polizisten nicht für eine Vergangenheit und manches Mal sehen sie selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass diese Menschen Waffen tragen dürfen.“
      Er grinste schief, als er bemerkte, dass sie seinen Stil kopierte. Umso verlockender erschien das folgende Angebot, wenn er ehrlich war und das Lächeln verwandelte sich bon einer Boshaftigkeit zu einer Form des Sadismus, die ihm selbst Angst einjagte.
      „Aber sehr gerne…haue ich raus… Davon abgesehen ist es ein Dimensionszauber, gute Güte noch eins.“, murmelte er. „Vielleicht sollte ich dann Reizwäsche ins Programm mit aufnehmen? Man weiß ja nie, nein nein…“
      Er sprach mehr mit sich selbst als erneut der schwarze Nebel vor ihm auftauchte und er Gedankenverloren in die Leere griff. Rappelnd und scheppernd kam der alte Lederkoffer wieder zum Vorschein, den er vormals mühsam reparieren konnte. Beinahe beiläufig warf er ihn vor sich auf den Boden und klappte ihn auf. Von innen ertönte zwischenzeitlich alte Plattenspielermusik. Swing, wenn er sich recht entsann.
      „Nun, dann folgen Sie mir, Ms Sallow“, grinste er und winkte mit einem Finger, ehe er in den Koffer stieg.
      Einer Treppe gleich verschwand sein Kopf im Dunkel des Innenlebens und offenbarte ihm eine neue Welt.
      Diese lag im fadenscheinigen Halbdunkel des Koffers waren blauschwarze Bänder an den Decken drapiert, die einen Sternenhimmel simulierten. Generell war die Fläche des Koffers freilich auf das Vielfache gewachsen. Hier drin erschien es, als könnte man mehrere Lastkähne nebeneinander parken. Als er hinab stieg, wandelte er im geräumigen Treppenhaus eines altehrwürdigen Hauses wie es einem erschien. An den Wänden befanden sich Dutzende von Porträts berühmter Personen nebst Nischen, in denen Bücher standen. Der Duft von Papier und Chemikalien hing in der Luft als er im Foyer auf die junge Polizistin wartete. Zu seiner rechten befand sich eine Art Kräuterlabor, das warm beheizt wurde und merkwürdigen Duft versprühte.


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    • Zugegeben, Ember hatte nicht damit gerechnet, den beliebten Koffer so schnell wiederzusehen. Und noch weniger begeistert war sie, als August einfach in den einstieg und sich praktisch in Luft auflöste. Wie um Himmels Willen sollte sie jemaden im Blick behalten, der sich in solch kurzer Zeit einfach aus dem Staub machte?
      Am Ende seufzte Ember und ließ die Neugier über jeglichen Sinn und Verstand siegen. Argwöhnisch warf sie einen Blick in den geöffneten Koffer,so als könne ihr jeden Moment eine Bestie entgegen kommen. Stattdessen sah sie Treppenstufen und eine seltsame Tiefenwahrnehmung. Was sie zeitgleich verstörte und faszinierte.
      Drei Stufen hatte sie schon genommen, da war ihr noch gar nicht klar gewesen, dass sie sich diesen Entschluss gesetzt hatte. Langsam kam sie die Treppe hinunter und wusste gar nicht, wo sie zuerst hingucken sollte. Sämtlicher Argwohn war einer puren Form der Neugierde und Euphorie gewichen, wie jene, die Kinder besaßen. In ihrer Laufbahn hatte die Detective schon einiges erlebt. Aber nichts davon beinhaltete begehbare Magie.
      Erst als Ember ebenfalls m Foyer angekommen war, sagte sie etwas: "Also das ist faszinierend. Ich glaube, verdammt viele Leute wären hinter Ihrem Koffer her, wenn sie das hier sehen. Unfassbar... und ich lass' Sie auf meiner Couch schlafen..."
      Die Frau rümpfte die Nase und hatte sichtlich Schwierigkeiten, ein kindisches Lächeln auf ihren Lippen zu verbergen. "Hm, ich hatte schon immer 'ne Schwäche für frisch gekaufte Bücher. Die riechen immer so gut. Aber was ist das noch in der Luft? Bitte sagen Sie mir, Sie bauen hier Drogen oder sowas an. Schüren Sie das Bild, das sich mir gerade aus dem Gedächtnis verabschiedet."
      Das war Embers Stimme, wenn sie fernab ihrer Arbeit war. So entspannt und schlagfertig, wie man es im Normalfall von einer extrovertierten Person erwarten würde. Und nicht mit dem Stock im Arsch, wie gewisse Personen urteilen würden.
      Ihre Hände hatten sich unterdessen aus ihren Taschen gegraben und hatte sich in ihre Hüften gestemmt, während sie noch immer den Blick schweifen ließ und bei jeder Runde etwas Neues entdeckte.

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    • Foremar war kein besonders humorvoller Mann, soviel stand fest.
      Aber die Tatsache, dass er eine erwachsene Frau mit hier runter brachte, die sich dabei auch noch fasziniert wie ein Kleinkind umsah, bereitete ihm eine Spur des Vergnügens, die sich nicht ganz verleugnen ließ. Er mochte es, wenn man seine Forschungen und Gegenstände wertschätzte. Er hatte weitaus genügend davon angesammelt und Jahrzehnte dafür gebraucht, diesen ZAuber auf die Beine zu stellen.
      "Deswegen wissen auch nur die wenigsten, was in diesem Koffer ist, nicht wahr?", sagte er beiläufig grinsend und ging ein Stück weit in ie Behausung hinein.
      "Zu Ihrer Rechten finden Sie mein Kräuterlabor", begann er zu beschreiben, von der Lust des Unterrichtens gepackt. "Ich baue verschiedenste Kräutersammlungen an und teste sie auf magische Eigenschaften. Nein, es sind keine Drogen, aber mit ein wenig Alkohol könnten viele davon zu welchen werden."
      Er ging weiter in den Raum hinein und kam an einer Treppe an, die nochmals tiefer ins dunkel führte.
      "Bitte diese Treppe nicht nehmen", warnte er und sah sie eindringlich an. "Ich beherberge diverse magische Kreaturen, die ihren Freiheitsdrang leider nur allzu gern aus. Dazu kommt ein wirklich unleidlicher Goblin, der mir fürchterlich auf den Zeiger geht."
      Er wies sie jedoch auf die Treppe nach oben.
      "Dort oben jedoch ist der Raum, den wir benötigen", sagte er und ging auf den knarrenden Stufen voraus.
      Eine alte Sitzecke, in dessen Rücken eine gewaltige Rundumreihe von Bücherregalen stand, befand sich im kompletten oberen Stock. Auf der anderen Seite befand, unpassend und beinahe fehl am Platze, eine gewaltige Ansammlung an Kleidung, die in eine Nische hineinwuchs, die sich mit jedem Schritt asuzudenen schien. Hier fanden sich Kleider, Anzüge und allerlei weitere Arten von Kostümartikel, die August verloren aussehend betrachtete.
      Das meiste gehörte Bella und Thomas. Und er hatte es einfach an sich genommen.

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    • "Hmmm~~~ Bedeutet das, ich bin etwas besonderes?"
      Ember folgte August auf Schritt und Tritt. Eigentlich hätte sie hier unten Runden über Stunden drehen , jede Ecke und jeden Winkel untersuchen und immer wieder etwas Anderes finden können. Da sie allerdings befürchtete, dass neben der Treppe noch andere Dinge hier eine gewisse Gefahr darstellen mochten, driftete sie vorzugsweise nicht zu weit ab. Wobei... sie eigentlich schon ganz gern zumindest mal einen Blick in das besagte Kräuterlabor geworfen hätte. Zu gern hätte sie ebenfalls wenigstens eine der Kreaturen gesehen. Einfach nur, um es getan zu haben. Man musste ja nicht jedes Wesen streicheln, das ein Fell besitzt.
      "Seh ich das richtig, dass man als Unwissender sich hier recht gut verlaufen kann?", fragte sie und starkste hinter dem Rogue die nächste Treppe empor.
      Die obere Etage entpuppte sich als wunderschöner RÜckzugsort - wäre da nicht der Berg an Kleidung gewesen. Etwas irritiert hielt Ember inne und betrachtete den Berg, dessen Ausläufer in alle Richtungen zu entwachsen schienen. Das da passte so überhaupt nicht in den Rest des Koffers, dass das Problem offensichtlich wurde. Ballast.
      "Und das Chaos da hat auch einen übergeordneten Sinn?", tastete sich die Detective vorsichtig heran während sie August musterte. Er wirkte anders als sonst, betroffener. Eine persönliche Komponente vielleicht.
      Als sie sich dem Haufen näherte, machte er keine verdächtigen Gesten noch Bemerkungen. Dies betrachtete sie als Erlaubnis, ein paar Stücke aus dem Berg zu ziehen und zu betrachten. Damit es nicht aussah, als würde sie die nicht gewollte Kleidung achtlos wegwerfen, legte sie jedes einzelne Stück sorgsam zusammen und sammelte sie auf einem Stapel, geordnet nach Art. Irgendwie kam sich Ember vor wie bei einer Haushaltsauflösung. Oder wenn jemand eine Wohnung geräumt hatte, weil jemand verschwunden oder gestorben war.
      Schließlich fand Ember ein kariertes cottagecore Kleid mit weiter weißer Bluse darunter in die Hände. Fasziniert über die Haptik hielt sie das Kleid hoch und an sich. Sowas würde sie nie im Leben freiwillig anziehen. "Wie ist das?"

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    • „Sind wir nicht alle irgendwie besonders?“, fragte August und verschränkte die Arme.
      Es war ihm unlieb, dass eine fremde Person in den Klamotten von Bella und Thomas herumwühlte. Es war ihm ebenso unlieb, als sie eines der Kleider von Isabella wie selbstverständlich heraufnahm. Es war nicht ihr Lieblingskleid, wie man es aus kitschigen Filmen oder Serien kannte. Sie hatte es noch nicht einmal wirklich gemocht. Es war ein Stil, den ihre Mutter bevorzugt hatte und den Bella nicht einmal mit einer Kneifzange angefasst hätte. Aber dennoch musste Foremar dem Drang widerstehen, es Sallow nicht aus der Hand zu reißen.

      „Das wird es tun“, sagte er und wandte sich abrupt ab, um in den Rückzugsraum zu schlendern. Die Bücher der Regale wirkten noch immer so verlockend auf ihn, dass es ihm Schmerzen bereitete, diese nicht aufschlagen zu können. So viel Zeit war vergangen seit jenem schrecklichen Tag.
      Seine Hand fuhr erneut über seine Rippen und im Geiste sah er sie alle wieder in diesem Raum sitzen. Rem am Klavier im Nebenraum, wie sie spielte ohne es zu können. Thomas, der mit William über eine magische Theorie stritt, Marya, die stundenlang Bücher las und Bella, die ihn anfauchte, dass er nicht immer so kleinlich und genau sein sollte. Sie habe schließlich Fehler.
      Bei Gott, das hatte sie.

      Erst danach fielen ihm die Fragen der Polizistin ein, während in seinem Geist noch ein schlecht gestimmtes Klavier erklang. Unendliche Traurigkeit überwog ihn und er seufzte.
      „Ein Unwissender vermutlich. Aber ich habe es Ihnen ja gesagt. Sie sollten sich also zurechtfinden, nicht wahr? Und das Chaos, wie Sie es nennen, hat durchaus einen Sinn. Den Sinn, ein Chaos zu bleiben, wenn ich bitten darf!“
      Das letzte Chaos, das Bella veranstaltet hatte. Und Rem, die ein letztes Mal von einer ladyliken Attitüde sprechen wollte. Thomas, der das letzte Mal Erdnussbutter auf das Maul der Chimäre schmieren wollte und William, der ihn ängstlich davon abhielt. Marya, die kundig die Pflanzen ein letztes Mal wässerte, ehe sie loszogen.

      Seufzend trat August wieder in den Klamottenbereich und sah sie an,.

      „Nehmen Sie irgendeines. Es ist egal. Aber Hauptsache nichts, was nach Polizei oder sonstigem schreit.“

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      The more you drag me to hell
    • August brauchte keine Worte, um Eindruck bei Ember zu hinterlassen. Mit dem Kleidungsstück, das sie aus dem Berg zog, verfestigte sich das Gefühl, als würde er sie im nächsten Augenblick mit irgendetwas Tödlichem hinterrücks bewerfen. So giftig wirkten die Blicke, die sie in ihrem Rücken spüren konnte.
      Als er sich plötzlich abwandte und in die komplett andere Richtung scheinbar unbeeindruckt schlenderte, ließ Ember das erhobene Kleid leicht sinken. Ihre Augenbrauen kräuselten sich während sie dabei zusah, wie der Rogue sich sogar wieder über seine Rippen strich. Mit einem Mal fühlte sich die Detective so Fehl am Platze wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben. Als wäre sie in eine private Sitzung geraten, die nur für die engsten Vertrauten angedacht war.
      Dann war er plötzlich wieder bei ihr. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, wie ein Kind es tat, wenn es sich ertappt fühlte. Stumm nickte sie, legte das Kleid in ihren Händen über den Arm und warf, wie geheißen, die ordentlichen Stapel zurück in den Haufen. Mit ihrem Wurf flog auch ihr Blick, der nun begleitet wurde von einem leisen, dedizierten Ausatmen.
      "Sie sollten mir sagen, wenn ich in Dingen wühle, die für Sie wichtige Erinnerungen beinhalten. Es ist keine Schande."
      Embers Worte waren fernab jeder Wertung. Vielmehr dachte sie an ihr eigenes Schlafzimmer zurück, der einzige Ort, an dem sie sich erlaubte, Erinnerungsstücke zu halten. Genauso wenig wie sie dort Fremde haben wollte, konnte auch August es wohl nicht ertragen, wenn Außenstehende Dinge sahen, die nicht für deren Augen bestimmt waren. Unwissentlich drückten sich ihre Finger etwas fester in den groben Stoff.
      "Ich werde nicht weiter dahingehend nachfragen. Ich habe vorhin Ihre Hände gesehen." Sie machte selbst auf dem Absatz kehrt und schob sich an August vorbei hin zu der Treppe, von der sie gekommen waren. "Aber es würde nicht schaden, wenn Sie ein kleines bisschen Vertrauen in mich setzen würden. Tue ich schließlich auch, wenn ich mit Ihnen in den Untergrund gehe."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August schnaubte ein wenig und blickte ein letztes Mal auf das Kleiderchaos zurück. Sichergehend, dass Sallow es zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bemerken würde, hauchte er einen letzten Kuss auf das Kleiderchaos und seufzte leise.
      "Tut mir leid", flüsterte er beinahe unhörbar in Richtung der Kleider und der übrigen Räume, ehe er sich ebenfalls umwandte und in Richtung Treppe zurückging.
      "Es gibt da leider einen kleinen Unterschied, Ms Sallow", sagte er nachdenklich. "Sie haben keine Wahl. Sie brauchen mich und meine Hilfe, es kann demnach schwerlich von Vertrauen die Rede sein, vor allem, wenn man ihre Handlungen der letzten zwei bis drei Stunden in Betracht zieht. Derzeit - so sehe ich es zumindest - ist unser Verhältnis durchaus von Respekt, wohl aber auch einer Prise Angst und Zweifel durchdrungen. Es ist demnach nur schwerlich möglich, Jemandem zu vertrauen und ihm meine innersten Geheimnisse zu berichten, wenn dieser Jemand es selbst nicht kann."
      Er wollte nicht belehren, aber August war wütend. Nicht mal wirklich auf Sallow und ihre Art. Er hatte sich daran gewöhnt, dass die Polizistin sich offenbar in einen Mantel aus Sarkasmus, beißenden Kommentaren und Kälte hüllte, um nicht verletzt zu werden. Es war vielmehr der Umstand, dass er sich nicht über die Freunde unterhalten wollte, die nicht mehr hier waren.
      Gemeinsam ging er mit ihr die Treppe hinab und schickte sich an, seinen privaten Koffer zu verlassen, damit sie diesen grausigen Abend endlich hinter sich bringen konnten, als die Tür zum Tiefgeschoss lautstark aufgestoßen wurde.
      Gerade aös der Zauberer erneut das Wort an sie richten wollte, stolzierte der wohl merkwürdigste Bewohner seines Koffers durch das Foyer, fluchend und speiend.
      Ulysses war ein Goblin. Man dachte, das würde ihn ausreichend beschreiben, jedoch traf es dies nicht einmal im Ansatz. Ulysses besaß entgegen der meisten Goblins, eine Art von Frisur. Das borstige Haare hatte er ordentlich frisiert und mit einem Kamm (manche nannten es wohl Zaun-Rohling) nach hinten und zur Seite gekämmt. Die Haut darunter war bräunlich grün und die dunklen Knopfaugen des Wesens wollten nicht recht zu seiner Nase und den übergroßen Ohren passen. Hinzu kam, dass Ulysses bei der Arbeit mit magischen Tieren zumeist einen maßgeschneiderten Anzug trug, der einfach lächerlich an seiner plumpen Gestalt aussah.
      "Rotz und Spucke, so eine verfluchte Scheiße!", keifte er mit krächzender Stimme. "Ständig will man diesem Vieh nur Gutes und was bekommt man dafür? Vollgepisste Hosen und einen hässlichen Fleck."
      Wie als würde er mit einem Unsichtbaren reden wies er auf den Fleck an seinem Revers, der sich regelrecht durch den Stoff gebrannt hatte.
      "Hast du die Chimäre wieder zu füttern versucht?", fragte Foremar laut und blickte von der Treppe hinab.
      "Ach, zum Teufel mit diesem Mistvieh! Ständig weiß ich nicht, welcher Kopf mich da eigentlich anschaut!"
      "Acht immer nur auf den Schlangenkopf am Ende. Der Löwe ist harmlos..."
      "Harmlos...Bei den verfaulten Eiern des Heiligen, ich glaube eher nicht, dass ein Löwe harmlos ist. Du zahlst mir wesentlich zu wenig für derlei Komplikationen!"
      August verdrehte die Augen.
      "Ich zahle dir gar nichts..."
      "Sagte ich doch! Zu wenig! Und wer ist das?", fragte Ulysses und neigte den Kopf leicht nach links.


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    • "Deswegen sagte ich ein bisschen Vertrauen. Nicht volles, bedingungsloses Vertrauen. Ein feiner Unterschied", korrigierte die Detective den Rogue.
      Sicherlich, sie würde und könnte diesem Mann nicht vollkommen vertrauen. Aber allein die Tatsache, dass sie unter seiner Führung in den Untergrund ging bewies, dass sie eine nicht ganz unabdingbare Menge an Vertrauen in ihn platziert hatte. Schließlich verließ sich die Frau darauf, dass er sie unbeschadet wieder hervorbringen würde. Wenn das kein Vertrauen war, was sonst?
      Sie waren gerade wieder auf dem Rückweg aus dem Koffer, da polterte es plötzlich. Bei Ember schrillten direkt alle Alarmglocken so kaut auf, dass sie die aufkeimende Anspannung ihren Körper direkt in Aktionsbereitschaft versetzten. Doch dann hörte und sah sie den Ursprung dessen und kam nicht drum herum, ungläubig zu blinzeln. Ihre Haltung entspannte sich sichtlich als August in einem Austausch mit dem Goblin verfiel. Ember hatte Mühe, nicht zu laut loszuprusten kaum hatten ihre Augen realisiert, was der Goblin da eigentlich trug. Und dass er Haare auf dem Kopf hatte, die er offensichtlich sogar versuchte zu stylen. Der Fakt, dass sie gerade über eine Chimäre sprachen, rückte dabei in weite Ferne.
      Allerdings konnte sie ein offenherziges Grinsen nicht verbergen als sie auf Ulysses Frage antwortete: "Ember Sallow, Detective der Magischen. Bin quasi nur auf Durchreise hier."
      Sie nutzte weder ihren vollen Titel noch umschweifende Erklärungen. Titel und Bezeichnungen waren nur leere Worte in ihren Augen, um den Menschen einen Wert in der Gesellschaft zuzuschreiben. Der abgebrochene Meter vor ihr würde sich nicht einen Deut um diese Ausführung scheren weshalb sie sie einfach direkt unter den Tisch fallen ließ.
      "Netter Anzug, wäre da nicht das Loch." Einen Hauch Belustigung schwang ungewollt in ihrer Stimme mit. "Aber du hast dir einen wirklich beschissenen Arbeitgeber ausgesucht, wenn er dir nicht mal einen Lohn bezahlt. Ich wäre ja schon längst streiken gegangen." Das Grinsen wurde so breit, das es fast unwirklich in ihrem Gesicht aussah.
      Irgendwas an dieser Gestalt ließ sämtliche Barrikaden in der Frau fallen. So als hätte sie keine Chance sich gegen die Absurdität zu wehren, die der Goblin in seiner Gestalt und Wortwahl erzeugte. Und dann diese Frisur...
      "Aber ich muss gestehen, ich würde auch eher das im Auge behalten, dass mir Gift entgegen speien kann?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August war sicherlich nicht erpicht, dass dieser halbvolle Meter seine Aufwartung just in dem Moment machte. Im Grunde war sein Koffer ein gut gehütetes Geheimnis, dass er nicht jedem preiszugeben gedachte.
      Schweigend lauschte er dem Austausch während er ganz in das Foyer zurückkehrte und schnaubte nur abschätzig.
      "Ach, eigentlich ist er gar nicht so schlecht, wenn da nicht die nächtlichen Klavierorgien und das schreckliche Gesinge wäre."
      "Es geht dich nichts an, was ich in meiner Freizeit tue."
      "Ach Papperlapp und Humbug sein Großvater wie die Jugend sagt.."
      "Welche Jugend?"
      "Welche Jugend...Gehst du nicht mit der Zeit, Großvater?"; stichelte der klleine Goblin und baute sich vor ihm auf. "Ich habe sogar Instagram, da lernt man derartiges!"
      Zu Ember gewandte verneigte er sich leicht.
      "Ulysses von Stratenwalde zur Erzsteinhöhle. Eine Freude. Dass er einmal eine Dame und dazu noch eine Polizistin mitbringt, ist mir zwar ein Rätsel, bedenkt man die Sterblichkeitsrate der Insassen hier, aber immerhin mal eine menschliche Seele, die etwas Anstand mitbringt meine Kleidung zu komplementieren."
      August seufzte und machte isch auf den Weg zu einer weiteren Treppe, die durch eine offene Falltür im Boden erreichbar war. Starker Schwefelgeruch drang an seine Nase un brachte ihn beinahe zum Würgen, als er den Kopf hinunter steckte.
      Wähenddessen nutzte Ulysses die ungewohnte Aufmerksamkeit.
      "Ach, was soll ich sagen. Er ist kein schlechter Arbeitgeber, aber der Lohn ist grausig. Arbeite nicht für ihn, mein Kind! Alter Leuteschinder ...Lässt mich ständig mit diesem Vieh allein."
      "Würdest du das Handbuch befolgen, wären wir jetzt nicht hier!", keifte August und sah auf. "Hast du ihm Schwefel zu essen gegeben?"
      Ulysses nickte
      "Die gelbe Suppe, ja."
      "Du weißt, dass das Blähungen verursacht?!", fragte Foremar seufzend.
      "Woher denn?"
      Ein ärgerliches Knurren später blickte er Sallow an und seufzte schwerer als je zuvor. Man konnte meinen, seine gesamte Interatkion schien hieraus zu bestehen. Während er die Haare nach hinten schlug, die ihm vorwitzig ins Gesicht hingen, sah er sie an und ein Leuchten seiner Augen verriet nichts gutes.
      "Da Sie eben so neugierig waren: Haben Sie Lust, eine Chimäre zu füttern? Dann müsste ich nicht beobachten, dass dieser Wilde hier Betriebsgeheimnisse ausplaudert!"
      "Du plauderst..."

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    • "Sie singen?"
      Ember konnte nicht anders als August überrascht anzublicken. Zugegeben, sie hätte ihm einige sehr fragwürdige Hobbies angedichtet, aber Spielen und Singen zählten definitiv nicht dazu. Wobei... man beschrieb ihn nicht umsonst als kreatives Monster. Was lag da näher, als die Musik in ihrer Komplexität?
      Schnell wandte sie sich wieder an Ulysses, um dem seltsamen Thema nicht weiter nachzugehen. "Ich gedenke auch nicht, mich länger als nötig hier aufzuhalten. Wie gesagt: Durchreise. Außerdem klingt Insasse furchtbar. Wie in eine Gefängnis."
      Flüchtig warf die Detective dem Rogue einen Blick zu, der sich schnurrstracks auf den Weg zu der offenen Falltür samt Treppe gemacht hatte. "Außerdem ist er mir nicht ganz so geheuer", fügte sie grinsend hinzu und deutete mit dem Daumen auf August ohne dass dieser es sah.
      Dann verwickelte August den Goblin in eine Auseinandersetzung, die von außen betrachtet wahrlich komisch wirkte. Ember hatte nichts mit magischen Wesen am Hut, und obwohl sie genau gehört hatte, dass August hier tatsächlich irgendwelches Ungetier beheimatete, war es etwas anderes wenn man sie noch nicht zu sehen bekommen hatte.
      Wie aufs Stichwort funkelte der Mann nun Ember an und ihr schwante überhaupt nichts Gutes.
      "Ähm.... ich muss gestehen, dass ich auch nicht unbedingt so auf Säure erpicht bin...", versuchte die Frau ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, die sich unlängst um ihren zarten Hals festergezogen hatte, "und eigentlich wollen Sie mir doch gar nichts mehr zeigen, was ich potenziell gegen Sie verwenden könnte."
      Ihre Worte verhallten im Raum ohne jegliche Reaktion. Nach ein paar Sekunden brach sie die Stille mit einem fast schon theatralischen Laut. "Okay, okay, ich komm' ja schon mit! Ich kann ja auch ganz weit hinten stehen und sagen, wenn das giftige Ende Spirenzchen macht..."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August hatte theatralisch die Augen verdreht, während er sich das Haar öffnete und ausschüttelte. Sorgsam verstaute er die Brille in der Innentasche seiner Weste und begann mit dem Abstieg, sichergehend, dass Ember ihm folgte. Die Treppe, die sie hinunter nahmen war eng und gewunden und hätte vermutlich in einem Schaustellermuseum alle Ehren erfahren. Überall hingen kleine Girlanden und an den schmalen Nischen, die ihnen entgegen kamen, befanden sich Kräuter und allerlei Krimskrams, den er über die Jahre gesammelt hatte.
      "Ja, ich spiele", murmelte er und schüttelte den Kopf. "Ist es so unwahrscheinlich? Ich wurde katholisch erzogen und man zwang mich in die musikalische Früherziehung. UNd da ich immer mit den Händen geschickt war, erlernte ich das Klavier. Es half mir nicht unerheblich bei der Festsetzung einiger Kreaturen."
      Gemeinsam betraten sie einen weiteren Raum.
      Eine Art Keller, die sich unter dem großen Foyer zu befinden schien. Auf magische Weise waren die Decken hier übermannshoch und schienen kein Ende zu finden, während sich die Szenerien der einzelnen Gehege, die hier aufgereit waren, drastisch voneinander unterschieden. Das erste, welches direkt nahe der Treppe lag, wies Ähnlichkeit mit einem Dschungel auf. Wilde Bäume wuchsen daraus und merkwürdige Affengeräusche drangen neben dem betäubenden Gestank nach Dung an ihre Ohren.
      "Nehmen Sie das. Es verhindert den Geruch", murmelte August und griff nach einer kleinen Dose Creme, deren Inhalt er sich auf die Oberlippe tupfte. "Nur einen Tropfen. Es reicht sonst zur Betäubung eines Elefanten."
      Ein sanfter Duft nach Minze erreichte sein Hirn und beruhgite ihn, ehe sie das Gehege der Chimäre betraten.
      Es war ein großer, beinahe leerer Raum mit massivem Boden. Steine schienen aus Eisen gegossen worden zu sein und in den Boden versenkt, sodass es wie ein übergroßer Käfig wirkte. Dennoch kam es der Chimäre zupass, denn zumeist lebten sie in Untergründen und waren dort auch heimisch. Doch die schiere Größe des Wesens war etwas, das August von vornherein Sorgen machte. Als das Wesen aus dem SChatten des Kerkers kroch, den man nachgebaut hatte, wirkte es so enorm und gewaltig, dass es den gesamten Raum einnahm. Ein Löwenkopf, beinahe kahl, so weiß erschien das Fell, blickte mit hellgelben Augen aus der Dunkelheit und fletschte knurrend die Zähne. Ein Ziegenkopf, gewaltig wie der Andere meckerte laut und schlug brechend die Hörner in die Steinwand, die zu bröckeln begann. Der dritte der Köpfe schien jedoch zu schlafen, als würden ihn die anderen nicht interessieren.
      "Ruhig, mein Mädchen", murmelte August und trat furchtlos an die Kreatur heran, die nur lauter knurrte.
      Und nur für eine Sekunde, beinahe weniger, geschah etwas mit dem Rogue, das die Sinne eines Menschen durcheinander bringen konnte:
      Die Präsenz des Wesens war bereits eine Angelegenheit für sich. Als erschien sie übergroß und nicht durchschaubar. Doch für den Bruchteil einer Sekunde war Foremars Präsenz, ein winziger Aurapuls, so gewaltig, dass selbst die Chimäre gehorsam den Kopf senkte und das Knurren einstellte.
      "Na geht doch...Hat der blöde Ulysses dich wieder mit Schwefel gefüttert?"
      Er blickte zu Sallow.
      "würden Sie mir den Eimer zu ihrer Rechten geben? Der mit dem Fleisch."


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    • "Nein nein, alles gut. Ich beneide nur insgeheim Menschen, die gut ein Instrument spielen können. Bei mir hat's nie dazu gereicht."
      Ember folgte August über eine viel zu steile Treppe, die sich gewendelt nach unten wand. Es musste einen Höllenarbeit gewesen jede, wirklich jede einzelne Nische mit irgendetwas zu bestücken. Allgemein war das Interior des Koffers so gut dekoriert wie nur wenige Wohnungen in der Realität es waren.
      Als sie in einen nach oben offenen Raum traten, legte Ember den Kopf in den Nacken und starrte aufwärts. Ihre Orientierung sagte ihr, dass über ihren Köpfen das Foyer sein müsste. Aber diese unglaublich hohen Wände schienen nicht dazu zu passen. Bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf, dass das Schwarz über ihr keine Decken waren - sondern das Schwarz einer unschätzbaren Tiefe war.
      Im Endeffekt kam sich der Detective ein wenig wie in einem Tierheim oder Zoo vor. Gehege bildeten die Wegbegrenzung durch den Keller und schienen je nach Käfig extrem zu variieren. August musste über Jahre eine beachtliche Sammlung an Wesen zusammen gestellt haben, die so manchen Zooologen neidisch machen würde. Dankbar nahm sie den kleinen Tiegel entgegen, der wie die Duftpaste funktionierte, die die Pathologen nutzten, wenn sie an verwesten Leichen herum doktorten. Daher wusste sie, dass der Hinweis auf den kleinen Tropfen alles andere als übertrieben war. Sie achtete allerdings tunlichst darauf, dem Käfig, aus dem irgendwelche nicht ganz schlüssigen Geräusche kamen, nicht zu nah zu kommen. Man wusste ja nicht, ob das Ding darin Arme hatte und durch die Lücken greifen konnte.
      Ember folgte August weiter bis sie durch eine schwer gesicherte Tür eines Geheges traten. Es dauerte einen Moment ehe sie realisierte, dass sie einfach so in ein Gehege gelaufen waren, das nach hinten hin im Dunkel verfiel. Es war ersteckend leer und erschreckend groß, sodass Ember nur knapp hinter der geschlossenen Tür stehenblieb und den Rogue allein weiterlaufen ließ. Was im Nachhinein auch nicht verkehrt war, denn als sich die Chimäre aus dem Schatten schälte, wurden Embers Augen groß.
      So ein riesiges Vieh hatte sie noch nicht live gesehen.
      Das Knurren ging der Frau durch Mark und Bein. Völlig regungslos starrte sie das Monster an, das seinen Titel durchaus verdiente und den kleinen Mann vor sich wie eine Puppe wirken ließ. Zwei der drei Köpfe waren wach und aktiv, sodass Embers Blick zwischen ihnen hin und her schoss. Der Schwanz war hingegen noch nicht zu sehen.
      Besagte Puppe im Angesicht der Chimäre machte dann in einem winzigen Moment deutlich, wer das eigenliche Monster im Käfig war. Embers Beine knickten fast weg als sie ein Impuls erreichte, der ihr einer Druckwelle gleich die Luft zum Atmen nahm. Bereits im nächsten Augenblick jedoch schien alles wieder normal zu sein und das Knurren der Bestie war verstummt. Aufrichtig schockiert starrte sie den Rücken Augusts an, der einfach so eine riesige Chimäre übermannt hatte.
      "Würden Sie mir den Eimer zu ihrer Rechten geben? Der mit dem Fleisch."
      Erst jetzt schienen Embers Glieder wieder zu funktionieren, als sie aus ihrer Starre erwachte den und Blick zur Seite wand. Den Eimer hatte sie im ersten Moment gar nicht gesehen. Schweigend nahm sie den Eimer am Henkel und schleppte ihn hinüber zum Zauberer. Dabei blieb sie etwas hinter ihm während sie den Eimer an seine Seite stellte.
      "Die ist... beeindruckend", meinte Ember nüchtern und konnte den Blick nicht von den Köpfen abwenden. Wie hatte der Goblin es geschafft, dass das Ding ihn nicht in einem Stück verschluckt hatte?
      "Wieso halten Sie sie hier? Oder besser - wie haben Sie sie überhaupt hier rein bekommen?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"