Dusk & Dawn [Asuna & Nico]

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    • August sah Noland regelrecht giftig an, als dieser seine wilden Theorien in den Raum hustete. Wie konnte dieser alte Sack es sich erdreisten...Er hatte nicht mal eine Ahnung von dem was er sprach.
      "Für Jemanden, der nur Fragmente einer Erinnerung sieht, bist du sehr schnell mit wilden Theorien, mein Lieber. Eine Manipulation hat nur bedingt stattgefunden. Der Pakt mit dem Sharokh, den ich eingegangen war, verbot mir über den Pakt zu sprechen. Nicht mal mittelbar durfte ich etwas sagen, es sei denn der Pakt würde von einer Seite nicht erfüllt. Also erzähl mir nicht wer wie gebrochen war, wenn du selbst noch nie gestorben bist. Ja, es war notwendig, aber dennoch hat mir eine Person, der ich vertraut habe, in den Rücken geschossen, als ich wehrlos war. Das tut auch Niemand, der diese Hemmschwelle hat."
      Seufzend lehnte er sich zurück und erhob sich aus dem Stuhl.
      Die Unterhaltung wurde langweilig und neigte sich dem Ende zu. Zumindest für August. Der Arkana streckte seinen lädierten, dürren Körper und seufzte anschließend.
      "Jep", murmelte er. "Nur drei Wochen. Es war mal mehr, aber die Zeit ist unbarmherzig...Und mach dir keine Sorgen: SIe wird es nicht erfahren. Ich werde vorher verschwunden sein. Es ist nicht gut Abschied zu nehmen, wenn man es nicht muss. Und wie ich aus deiner kühnen Vermutung hinsichtlich der Verehrungssituation entnehme, gibt es zumindest Weitere. Dann wird der Trost ausreichend gegeben sein. Ich wünsche dir eine gute Nacht..."
      Schweigsam machte er sich auf und durchmaß den Raum mit langsamen, beinahe trägen Schritten. Die Luft schnitt eisig in sein Gesicht, während er sich fragte, warum er sich eigentlich noch so quälte. Er könnte doch auch nur 3 Wochen am Strand liegen und in Twicker-beschissen-ham am Rande der Welt wohnen. Stattdessen zog er die Holztür zum Nebenraum auf und blickte in das Dämmerlicht einer Kerze, wo ein Mann auf einem Stuhl saß.
      Die Luft roch nach Schweiß und Blut und ein Lächeln stellte sich auf Augusts Gesicht ein. Bestialisch war kein Ausdruck mehr. Trotz der Müdigkeit seines Leibes wirkte er beinahe beseelt.
      "Alsdann...", murmelte er und verschloss die Tür sorgsam.
      Der Mann auf dem Stuhl erhob sich langsam und trat aus dem Halbschattenheraus. Der Blick der Gestalt wirkte ruhig und entspannt, während August seine Ärmel hinaufrollte und eine Reihe von frisch verheilten Schnitten auf seinem Unterarm offenbarte.
      "Wollen wir beginnen?", fragte Hakim und grinste breit, während sich bläulich schimmernd die Aura an seinen Fingern zu kleinen Skalpellen formte.
      "Aber immer. Allzu viel Zeit haben wir nicht."

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    • Träge sah Noland August hinterher, wie er sich für die restliche Nacht verabschiedete und von Dannen zog. Er verschwand hinter einer der besagten Türen, die keiner von ihnen öffnen sollte. Erst als er das Klicken des Schlosses hörte, wie man es von innen heraus verriegelte, wich endgültig die letzte Anspannung aus den Knochen des alten Rogues.
      Das war das Laster derjenigen, die die Erinnerungen Anderer sahen. Wie sollte man etwas richtig erklären, wenn man es aus den Augen einer anderen Person sah? Sollte man überhaupt für denjenigen Partei ergreifen oder gerade nicht? Sollte man seine Gabe nutzen, für wen auch immer, oder nicht? Über die Jahre hatte sich Noland mehr mit diesen Fragen auseinander gesetzt als er denken konnte. Jedes Mal war er zu dem gleichen Schluss gekommen und jedes Mal bereute er diesen Entschluss nicht.
      Mühsam erhob auch er sich aus dem Sessel und machte sich auf den Weg ins obere Stockwerk. Er kam vorbei an der Tür hinter der sein Neffe sein Lager aufgeschlagen haben musste und lauschte. Er hörte nichts. Schlussendlich kehrte er in sein Gästezimmer ein und erachtete es nicht einmal als nötig, die Tür abzuriegeln.
      Von Außen hatte Noland nicht sehen können, dass Jasper mit geweiteten Augen auf seinem Bett lag. Er hatte sich bereits grob umgezogen und war fertig wie er war einfach ins Bett gefallen. Was vor einigen Minuten noch eine angenehme Ruhe war entpuppte sich kurz darauf als reinste Tortur. Ab dem Moment, wo ein Stockwerk tiefer eine Aura eingesetzt wurde, hatte sich der Junge die Hände vor die Ohren geschlagen, seine glühenden Augen fraßen sich regelrecht in die Decke. Er konnte sagen, dass es eine andere Aura war als jene, die August ihm bereits gezeigt hatte. Es war einzig seiner fehlenden Kontrolle geschuldet, dass Jasper ohne sein Zutun reagierte und es nicht mehr eingemächtig abstellen konnte. Ihm war aufgefallen, dass diese Phänomen bei starken Auren vermehrt auftrat und er die Geräusche schwieriger abschütteln konnte. Deswegen trug er ständig Kopfhörer bei sich, um sich in Fällen wie diese abzulenken.
      So schön andersartig diese Melodie in Jaspers Ohren auf klang, sie war zu komplex, als dass er sie jemals verstehen können würde.

      Kapitel V
      Hirngespinste

      Mittwoch - 7:21 Uhr
      Dusk & Dawn

      Jasper wachte aus einem mehr als unruhigen Schlaf auf. Er hatte sich gnadenlos die ganze Nacht über hin und her gerollt und war immer wieder in einen seichten Schlaf gefallen. Als er am Morgen aufwachte fühlte er sich wie gerädert. Wieder wieder war seine Aura ungewollt aktiv geworden und hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Folglich waren seine Augenringe eine neue Umschreibung für den Grand Canyon.
      Müde schälte er sich aus seinen Schlafklamotten und zog sich vorerst die Sachen vom Vortag wieder an. Leise warf er einen Blick in den Flur vor seinem Zimmer, entdeckte jedoch nichts atemberaubendes. Er kratzte sich am Kopf ehe er sich auf den Weg die Treppe hinunter machte.
      Im Erdgeschoss war es zwar leise, er entdeckte jedoch Perley, der gerade noch die Überbleibsel ihres nächtilichen Austausches mit August wegräumte. Sofort versteifte sich Jasper, plötzlich nicht mehr sicher darüber, wie weit seine Freiheit bei dem Hauswirtschaftler reichen mochten.
      "M... Morgen", nuschelte er noch an der Treppe stehend.


      Mittwoch - 7: 42 Uhr
      PD

      Am nächsten Morgen waren die Kopfschmerzen vollständig verschwunden und Ember konnte normal zur Arbeit fahren. Während der Fahrt zermaterte sie sich bereits wieder den Kopf, was da den vergangenen Abend generell passiert war. Noland war aufgetaucht, hatte Kontakt zu August hergestellt, einen Jungen im Schlepptau gehabt, dann noch eine Einbrecherin und zu guter Letzt war noch Perley bei ihr aufgetaucht.
      Dass sich auf ihrem Schreibtisch plötzlich auch noch Berge an Briefen türmten, trug nicht unbedingt zur Verbesseung ihrer Laune bei. Man hatte ihr erklärt, dass scheinbar nach dem Statement unzählige Briefe beim PD eingegangen waren, sowohl gute als auch schlechte Briefe. Man hatte es ihr überlassen, die ungefährlichen Briefe zu lesen, wenn sie es denn wollte. Doch nach ein paar Schriftstücken wurde es ihr zu viel. Wenn Tallburn ständig solche Briefe zu lesen bekam wurde ihr so langsam klar, wenn man entweder völlig malle oder ignorant wurde.
      Irgendwann wurde es ihr doch zu bunt und sie beschloss Ruairi einen Besuch abzustatten. Nachdem die wichtigsten Arbeiten des Morgens abgehandelt waren konnte sie sicherlich einen Kaffee mit ihm dazwischenschieben.
      Wie üblich klopfte Ember an seiner Tür bevor sie sich in sein Büro schob. Er trug noch immer den Verband um seinen Unterarm, sah aber nicht mehr ganz so fertig aus wie am Vortage. Er war gerade dabei irgendwelche Aktenordner zur Seite zu räumen als sie sein Büro betrat.
      "Was macht der Arm? Lust auf 'n Kaffee?"
      Gemächlich schloss sie die Tür hinter sich und spazierte zum Schreibtisch hinüber. Ihre Hände stützte sie auf der Ecke des Möbelstückes ab während sie den Caster musterte. Wenn das Training klappte, dann würde sie mit Sicherheit auch diese unterbewusste Angst vor dem Potenzial seiner Magie halbwegs in den Griff bekommen. Das war doch ein Gewinn für alle Fronten?
      "Du errätst niemals wer mir gestern Abend einen Besuch abgestattet hat", begann Ember und folgte ihrem neuen Credo, ihm nicht mehr all zu viel zu verheimlichen. "Gestern Nacht stand Noland plötzlich vor meiner Tür. Hatte einen Jungen im Schlepptau und hat vermutlich Kontakt zu August aufgenommen."

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Dusk & Dawn

      Perley Caulson war ein Frühaufsteher.
      Das Haar adrett frisiert und leicht geölt, den Schnauzbart wie jeden Morgen perfekt gestutzt, stand er vor den Sesseln und räumte die Überreste von Augusts nächtlichem Plausch fort. Die Luft stank erneut nach Magie und wenn er ehrlich war spürte er die Ausläufer über die Haut. Eine borstige Gänsehaut schob sich seinen Rücken hinauf noch ehe er die Schritte auf der Treppe vernahm. Dem Geräusch und Gewicht nach konnte er einschätzen, dass es nichts August oder Noland war.
      Gerade richtete er sich mit den Tassen in der Hand auf und sah zur Seite, als er den jungen Mann von gestern lugend hinter der Ecke erblickte. Sein Gesicht verzog sich nicht zu einem Lächeln oder dergleichen, sondern verblieb kalt und starr.
      "Guten Morgen", bemerkte er. "Ich hoffe, Sie haben wohl geruht? Leiden Sie Hunger?"
      Schweigsam trug er die Überreste zur schmalen Theke und stellte sich dort ab. Fragend blickte er zu dem Jungen, den er einfach nicht einschätzen könnte. War er eine Gefahr oder ein Segen?

      PD

      Ruairi sortierte Akten. Nein, eigentlich tat er nur so. Er hatte den Ordner mit den Strafregistern der letzten zehn Jahre studiert und nicht eine Spur seiner Schwester gefunden. Nirgendwo trat sie aktiv in Erscheinung obgleich es doch Spuren geben musste. Ihre Macht war damals nicht von ungefähr gewesen und hätte auffallen müssen. Und doch suchte er sich ein viertes Loch in die Hose.
      Seufzend schob er gerade den Aktenordner ins Regal, als Ember hereinkam. Ruhig sah er sie an und grinste breit, ehe er zu einem Kaffee nickte.
      "Hi!", sagte er und richtete sich in seinem Stuhl ein wenig auf. Warum er das tat, wusste er selbst nicht. "Ja, ich würde nicht nein sagen. Kaffee ist immer gut. Dem Arm gehts ganz gut! Und dir? Du siehst irgendwie müde aus, alles in Ordnung?"
      Er bereute die Frage bereits in dem Moment, als sie ihre weiteren Worte sprach. Mit jeder Sekunde wurde er überraschter und zog die Augenbrauen höher hinauf. Als der regelrechte Schock in seinem Gesicht stand, schluckte Ruairi.
      "Noland? Was sucht...Ich meine...Was tut er mit einem Jungen bei dir? Und wenn er Kontakt zu Foremar hat, ist das ganz und gar nicht gut. Sollten wir das melden?"

      The more that I reach out for heaven
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    • Augenblicklich wünschte sich Jasper, einfach oben im Bett geblieben zu sein.
      Der Ausdruck, mit dem Perley ihn ansah, war gelinde ausgedrückt kühl. So kühl, dass Jasper sich mehr als nur abgewiesen fühlte. Allein schon die Tatache, dass der Hauswirtschaftler aussah, als gäbe es ihn selbst zu dieser Uhrzeit nur top gestyled, bereitete dem jungen Mann Bauchschmerzen. Er selbst sah dagegen mit seinen zerrupften Haaren und dem zerknitterten Klamotten eher nach einem Streuner aus.
      "Ähm... ja sicher, das Bett war super...", entschied er sich für nächsten Worte, blieb aber unsicher an der Trepper weiterhin stehen. "Danke, dass Sie die Zimmer dort oben schon hergerichtet hatten. Ich weiß, war primär nicht für uns gedacht aber trotzdem... und Hunger hab ich noch nicht, bin doch grad erst aufgestanden."
      Endlich löste er sich von seinem Spähpunkt aus und schlenderte ein wenig weiter in den Raum so als wüsste er nichts mit sich anzufangen. Noland schlief oben noch, das konnte man selbst durch die geschlossene Tür hören. Vermutlich hatte der Mann gerade den ersten seeligen Schlaf seit Wochen hinter sich.
      "Kann ich Ihnen irgendwie helfen oder so? Mir gefällt es echt nicht hier einfach aufzutauchen und... nichts zu tun, wissen Sie? Kann ich das nicht vielleicht abwaschen oder so? Irgendwas?"
      Er deutete auf das Service auf dem Tresen, das zweifelslos auch von ihm stammte. Es spielte überhaupt keine Rolle was es war aber Jasper musste irgendetwas tun. Konstant war ihm kalt und ein leises Klingeln lag noch immer in seinen Ohren, das er nicht wirklich zuordnen konnte. Er wusste gar nicht mehr, wie lange er gestern Nacht noch dieser seltsamen Melodie zuhören hatte müssen bis sie endlich Ruhe gegeben hatte.



      "Ich weiß nicht, ob wir das melden sollten. Wenn wir es tun wird man mich befragen warum ich weiß, wo ein gesuchter Arkana sich aufhält und es nicht gesagt habe."
      Wenn Ember nicht unbedingt ihre potenzielle Karriere an den Nagel hängen wollte, würde sie über dieses Thema Stillschweigen bewahren müssen. Zumal sie nicht wusste, ob es gut oder schlecht war, dass diese beiden Zauberer zueinander gefunden hatten und sie keine Ahnung hatte, was sich in deren Köpfen zusammenbraute.
      "Pass auf, ich erzähl dir mal den Rest auf dem Weg zum Automaten und zurück", forderte sie Ruairi auf sich von seinem Tisch zu lösen und mit ihr auf die Jagd nach einem Kaffee zu gehen.
      Wie angekündigt berichtete sie ihm von dem vergangenen Abend, allerdings ohne pikante Details laut zu formulieren, die man leicht an die falschen Ohren verlieren konnte. Diese Informationen rückte sie erst raus nachdem sie mit Pappbechern bewaffnet wieder in seinem Büro eingekehrt waren und sie sicher war, dass die Tür ordnungsgemäß hinter ihr verschlossen war.
      "Noland hat mich mehr oder weniger angegriffen. Sich gegen mein Einverständnis Zugang zu meinen Erinnerungen beschafft. Ich weiß nicht, was genau er alles gesehen hat aber so hat er die Adresse rausgefunden, wo sich August zur Zeit aufhält. Ich gehe stark davon aus, dass er auch weiß, wer die Welt ist", füllte sie ihren lückenhaften Bericht mit Details, die sie vorher ausgespart hatte.
      Sie hatte sich auf dem Stuhl vor Ruairis Schreibtisch niedergelassen und rollte die steifen Schultern, die den Stress des Vorabends noch deutlich spürten.
      "Ich hab' leider nicht herausfinden können, wer der Junge ist. Aber ich denke, er ist der Grund warum Noland so plötzlich verschwunden war. Viel besser war aber, dass ich plötzlich 'ne Einbrecherin in meiner Wohnung hatte. Ich bin mir absolut sicher, dass Noland beim Verlassen alle Türen zugezogen hatte als er mich bewusstlos in der Küche zurückgelassen hatte. Ich bin wach geworden weil mich jemand an der Schulter gerüttelt hat und dann stand da diese ominöse 'Clara'. Vermutlich ist der Name falsch aber sie muss garantiert auch eine Zauberin gewesen sein. Jung, vielleicht um die Zwanzig und einen fürchterlichen Slang."
      Ember nippte an ihrem Kaffee während sie Ruairi so musterte. Zu gern hätte sie ihn gestern Abend angerufen und darum gebeten, herzukommen damit sie nicht allein sein musste. Wie tief war sie eigentlich gesunken, dass sie sich so etwas wünschte? Wer sagte überhaupt, dass das Sehnen nach einem Anderen der Boden sein musste?

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • D & D

      Perley wusste nicht recht, was er mit dem Bengel anfangen sollte.
      Er sah aus wie ein gerupftes Huhn und war zumeist frech aufgetreten. Und die Tatsache, dass er sich jetzt einigermaßen gewählt ausdrückte, war lediglich der Angst geschuldet, die er schlimmer immitierte als eine Kabine voller pubertierender Jungen den Schweißgeruch. Der Junge stank beinahe vor Angst und das machte Perley rasend. Menschen mit Kräften sollten wenig bis keine ANgst verspüren.
      Sorgsam drehte er sich zu dem Jungen und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
      "Nun, wenn dem so ist"; begann er und zuckte die Achseln. "Zögern Sie nicht, danach zu fragen wenn Sie etwas benötigen. Es freut mich, dass Sie die Nacht wohl geruht haben. Und das Bett ist für Jedermann zugänglich, also wurde es nicht zweckentfremdet. Wenn ich mir nur einen kleinen Hinweis erlauben darf..."
      Er räusperte sich und sah zu dem Jungen.
      "Vielleicht sollten Sie sich ein wenig mehr Garderobe zulegen, die ihrer Statur schmeichelt. Ich habe bedauerlicherweise keine Ahnung von heutigen Trends, aber letztlich ist es niemals verkehrt, ordentlich gekleidet zu sein."
      Auf seine Frage hin sah er zur Theke und zuckte abermals mit den Schultern.
      "Wenn Sie darauf bestehen, nehme ich Hilfe sehr gerne an"; bemerkte der Hauswirtschafter. Gerade noch zeigte er ihm die schmale Spüle hinter der Theke, da August aus dem Raum kam, den er vor dem Abend versiegelt hatte.
      Seine Arme troffen vor frischem Blut und herabhängenden Hautfetzen. ALs hätte er sich mit einem Bären geprügelt. Das weiße Hemd stand vor rotem, getrocknetem Blut, als er sichtlich erschöpft in den Hauptraum hinein stolperte und zu Perley und dem Jungen sah.
      "Oh!", lautierte er und grinste. "Guten Morgen. Offenbar haben wir einen neuen Frühaufsteher unter uns. Wie hast du geschlafen, Junge?"


      PD

      Ruairi nickte ob ihres Arguments und erhob sich.
      Er konnte nicht anders, als kurz vor dem Ausgang zum Flur kurz nach ihr zu greifen und sie an sich zu ziehen. Er drückte sie an sich und ihren Rücken an seinen Bauch während er seine doch recht massigen Arme um sie legte und die Nähe vor einen ganz kurzen Moment genoß. Schweigend küsste er ihren Scheitel und sah hinab, als er sie losließ,l ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
      "Nach Ihnen, Miss Sallow", grinste er und hörte sich ihre Schilderung der Situation beinahe wortlos an, während sie zum Automaten und zurück liefen.
      Als er die Tür wieder verschloss und seinen Platz wieder einzunehmen gedachte, sah er doch erstaunt zu ihr.
      "Angegriffen?", fragte er ungläubig. Noland? Waren sie nicht gut befreundet? Wer tat so etwas einem Freund an? "Geht es dir gut? Hat er dich verletzt?"
      Ruairi widerstand dem Drang, der Frau entgegen zu huschen und sie regelrecht abzutasten. Aber aus irgendeinem Grund hielt er inne und sah sie nur an.
      "Gut...", seufzte er schließlich und setzte sich schwerfällig in den Stuhl. Die Augen richteten sich auf Ember als würden sie nach SPuren der Nacht suchen. "Damit ich das recht verstehe: Noland kommt vorbei, mit einem merkwürdigen Jungen und greift dich an um Augusts Adresse herauszukriegen. Dann verzieht er sich und Jemand bricht in deine Wohnung ein, während du nicht bei Bewusstsein warst...Und Clara hin oder her...Warum hast du nicht einfach angerufen? Oder bist vorbei gekommen? So ein Erlebnis soltle man nicht alleine durchstehen, dafür bin ich da, ich..."
      Oh je...
      "Ich meine, also...Nicht dass du denkst...Ich wollte damit nicht sagen dass du es musst, aber...Ich hätte dir gern geholfen und wäre für dich da gewesen!"
      Ruairi räusperte sich und nippte an seinem Kaffee.
      "Und diese Clara? Hast du irgendwas von ihr? Also etwas das wir nutzen könnten um Signaturen aufzuspüren?"

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    • Dusk & Dawn

      Hatte Jasper irgendetwas falsche gemacht? Anders konnte er sich nicht erklären, wieso Perley sonst die Hände hinter dem eigenen Rücken versteckte, so als würde er verheimlichen wollen, wie er gerade die Fäuste ballte. Vielleicht aber las der junge Zauberer auch nur Dinge, die gar nicht da waren und einzig seiner Halbachtstellung geschuldet waren. Einen weiteren faden Beigeschmack bekam er allerdings als der Hauswirtschaftler sich räusperte und eine Bemerkung zu den Klamotten machte. Unweigerlich verschränkte Jasper die Arme vor der Brust und war sich nicht wirklich sicher, was für ein Gesicht er machen sollte.
      "Sorry, dass ich meinen Schrank nicht mitnehmen konnte. Das kam alles überstürzt und ich bin quasi nur mit den Sachen am Leib gereist... Ich hau später mal meinen Onkel an, dass er mir Geld gibt..."
      Nun deutlich peinlicher berührt aufgrund seiner Erscheinung kam Jasper Perley näher, der ihm die Spüle hinter der Theke zeigte. Ein kleines Becken, gemacht für eine handvoll Besucher und nicht mehr. Gerade wollte Jasper etwas dazu sagen, da wurde eine der sagenumwobenen Türen geöffnet und August kam herein gestolpert. Sein Auftritt verfehlte nicht den gewünschten Effekt, denn Jasper starrte den Arkana mit geweiteten Augen an. Der Mann müsste dem Anschein nach eigentlich gleich aus den Schuhen kippen, so zerrissen wie er aussah.
      "Ach du scheiße...", fluchte Jasper leise und mutierte endlich einmal nicht zur Salzsäule.
      Er fetzte regelrecht durch den Raum, um die nächstbeste Sitzgelegenheit zu beschaffen und sie zu August zu schleppen. Dass der vermutlich gar keinen Stuhl wollte, war ihm dabei gänzlich entfallen. Wie einen Unfall starrte er das ehemals weiße Hemd und die gefetzten Hautlappen an seinen Unterarmen an.
      "Haben Sie überhaupt kein Schmerzempfinden?", war das erste, was er fragte und realisierte anschließend, dass man ihn etwas gefragt hatte. "Oh, 'tschuldigung. Fantastisch hab ich geschlafen wenn man davon absieht, was für ein Lärm das war. Jetzt sagen Sie mir nicht, Sie verfügen über drei verschiedene Auren. Das wäre nämlich echt schräg..." Zumal er nicht davon ausging, dass diese südländische Melodie zu August gehört hatte.
      Er blinzelte ein paar Mal ehe er den Kopf hochriss und Perley ansah.
      "Haben Sie Verbandsmaterial hier?"


      PD

      "Ich sag ja, angegriffen ist Auslegungssache. Ich habe mich gewehrt und es dadurch scheinbar schlimmer gemacht. Ich hatte den ganzen Abend nur Kopfschmerzen und Schwindel." Und Spastiken. Aber das musste Ruairi ja nicht unbedingt wissen.
      Jedoch registrierten Embers Augen, wie sich eine widersprüchliche Spannung in dem Caster aufbaute. Er wollte etwas tun, hielt sich aber bewusst davon ab. Eine seltsame Handlung wenn man bedachte, dass er sie vorhin wieder so arglos an seine Brust gezogen hatte. Kaum hatte er sich gesetzt und die Schilderung rekapituliert, brach ein regelrechter Wortschwall aus ihm hervor. Gegen Ende dieses Schwalles konnte Ember nur amüsiert grinsen während sie ihre Pappbecher auf dem Tisch von links nach rechts zwischen ihren Händen hin und her schob.
      "Das trifft es so in etwa. Hätte ich Noland die Adresse einfach so gegeben hätte er seine Magie nicht eingesetzt. Dass er es so plötzlich getan hat lässt darauf schließen, dass ihm schon jemand im Nacken saß. Denke ich. Ich hätte dich ja angerufen, aber du hast immer noch kein neues Handy und deine Festnetznummer kenn ich nicht. Ich war so im Arsch gestern Nacht, dass autofahren das reinste Himmelfahrtskommando gewesen wäre." Sie winkte beiläufig ab. "Zu mehr als torkeln war ich nicht mehr in der Lage. Man siehe meine Augenringe des Todes, die immun gegen jeden Concealer sind."
      Auf die Frage hin, ob Ember irgendetwas zu 'Clara' hätte, musste sie einen Moment lang nachdenken. Ihre Augen wanderten zur Decke während sie überlegte, ob ihr etwas konkretes einfiel. Soweit sie sich erinnern konnte hatte das Mädel nichts Sichtbares in der Wohnung hinterlassen. Dafür aber etwas unsichtbares im Flur, wie ihr berichtet worden war.
      "Dagelassen hat sie nichts, nein. Allerdings hat man mir gesagt, dass der Flur wohl nur so nach Magie stinken würde. Vielleicht..."
      Sie nippte mit großen, unschuldigen Augen an ihrem Kaffee.
      "Vielleicht solltest du dir das nach Feierabend einmal ansehen? Und sichergehen, dass ich diese Nacht nicht wieder angefallen werde?"
      Zumindest nicht von irgendeinem Unbekannten.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • D & D

      Für einen Moment lang wirkte der Hauswirtschafter pikiert, da man seinen durchaus konstruktiv gemeinten Ratschlag mehr als Kritik aufnahm anstatt als strenge aber durchaus positive Kritik.
      "Sie sind frech", murmelte Perley. "Frechheit steht Jenem gut zu Gesicht, der dahinter durchaus die Gewissheit verbergen mag, dem Anderen überlegen zu sein. Die Frage die sich mir daher stellt, Mr Quill, ist die, ob Sie denken, mir überlegen zu sein?"
      Für einen Moment lang herrschte grausige Stille, ehe August die Szenerie sprengte. Und Götter, er sah beschissen aus. Vielleicht mochte es an der Tatsache liegen, dass Perley August bereits lange kannte und die Zeichen zu deuten wusste, die der Zauberer mit sich trug. Aber die Schatten unter seinen Augen und die nicht verheilten Wunden deuteten auf einen Misserfolg hin. Einen Misserfolg den er später wieder lautstark in seiner Wut austragen würde.
      "August", murmelte er und wollte ebenso loseilen, da sah er bereits den Jungen loshechten und einen Stuhl holen. Einen Stuhl! Seufzend nickte Perley auf seine Frage hin und verschwand in der kleinen Hintertür zur Theke, wo ihm die gesammelten Bilder entgegen kamen.
      "Danke, Junge", murmelte August und stützte sich auf dem Stuhl ab, ehe er sich fallen ließ und auf der Sitzfläche landete. Ein leises Kichern rutschte über sein Gesicht als er das panische Gesicht des Jungen ansah. "Na, na. Mach mal keine Szene!"
      August räusperte sich und blickte besorgt in das Innere seiner Hand.
      "Ich habe Schmerzempfinden und es ist höllisch, wenn ich bemerken darf. Und doch - Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Also...Ich schließe aus dem, was du gestern zeigtest und dem Gesagten, dass du Auren wahrnehmen und hören kannst? Ic h meine, wenn wir zu laut waren..."
      Nach einer kurzen Zeit kam Perley wieder in den Raum geschlittert und breitete den Verbandskoffer auf dem Boden auf. Sachte wandte sich der Butler an Jacop und sah ihn durchdringend an.
      "Wasser, bitte", kommandierte er und wies auf die Spüle in seinem Rücken.
      Sachte begann er, August sorgsam und feinfühlig Verbände anzulegen. Auch wenn er wusste, dass magische Wunden nicht auf diese Weise heilten.


      PD

      Das Gespräch wandelte sich zusehends und Ruairi wusste erst, weshalb als sie das Offensichtliche ansprahc.
      Er hatte kein Handy! Gottverfluchte Rattenscheiße, dachte er und schlug sich vor die Stirn,.
      "Okay, das ist ein Punkt für dich", murmelte er und schüttelte den Kopf. "Werde mir heute Nachmittag noch eines kaufen, damit ich wieder zu dir eilen kann wenn was ist."
      Er grinste ebenso und drehte den Plastikbecher in seiner Hand, während er Embers Worten lauschte. Die Tatsache, dass sie sich gewehrt hatte brachte ihn einerseits zum Nachdenken andererseits erfüllte es ihn merkwürdigerweise mit Stolz. SIe hatte sich zur Wehr gesetzt! Das war ein Gewinn. Besser als aufzugeben, wie...Schwach sickerte eine Erinnerung hindurch die er blockierte und sie wieder ansah.
      "Wenn ihm Jemand im Nacken saß, muss es Jemand sein vor dem er große Angst hat"; bemerkte Ruairi. "Normalerweise neigen derart vorsichtige Zauberer nicht zu solchen Kurzschlusshandlungen. Geht es dir denn sonst gut?"
      Der Drang, sie zu berühren, war beinahe übermächtig, sodass er sich unauffällig etwas vorlehnte und seine Hand offen über den Tisch schob. Eine wortlose Einladung, wenn sie sich hier schon nicht in die Arme fallen konnten.
      "Du siehst immer noch wunderbar aus, keine Sorge", grinste er schelmisch und seufzte etwas.
      Der Flur stinke nach Magie?
      Ihren sublimen Hinweis hin musste er mit einem Lachen kommentieren, was in einem Nicken resultierte.
      "Ja, in Ordnung", sagte er. "Dann komme ich heute Abend nach Feierabend zu dir und inspiziere den Flur, die Wohnung und auch sicherheitshalber dein Schlafzimmer. Man weiß ja nie...Undichte Fenster sind schwer zu erkennen. Da muss man schon genau schauen. Und wenn es um deine Sicherheit geht...Da will man ja nichts auslassen..."

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    • D & D

      Wenn Jasper eines nicht zu beabsichtigen suchte, dann war es frech zu sein. Glück im Unglück war da August gewesen, der die missliche Lage des jungen Zauberers auslöste und ein neues Problem schaffte. Und das war zum aktuellen Zeitpunkt der Zustand des Arkana. Dafür, dass August angeblich doch ein Schmerzempfinden hatte, saß er verhältnismäßig entspannt im Stuhl vor dem Jasper stand und sich nicht sicher war, ob und was er noch tun könnte.
      Allerdings verzog der Junge getroffen die Miene als August direkt auf seine Unachtsamkeit anspielte. So viel zum Thema er wollte nicht unbedingt mehr erklären als notwendig.
      "Ja, ich kann sie wahrnehmen. Besser gesagt ist hören", bestätigte er noch bevor Perley mit dem Verbandsmaterial zurückkam und sich zwischen ihn und August drängte.
      Der kleine Hinweis genügte und Jasper trollte sich zum Spülbecken, wo er nach ein paar Fehlversuchen eine Glasschale in den Schränken finden und mit Wasser füllen konnte. Sorgsam trug er sie zu Perley zurück und stellte sie ab. Der Hauswirtschaftler machte seine Arbeit sogar noch zärtlicher als Theresa, und das wollte schon was heißen.
      "Jede Aura spielt in meinen Ohren ihr ganz eigenes Lied, sozusagen. Wenn ich es aufdrösel nach Tonspuren oder Instrumenten kann ich damit die enstehende Magie lösen. Glaube ich zumindest. Besser erklären wird wohl schwierig", führte er weiter aus wenngleich er nur Perley dabei beobachten konnte, wie er sorgsam eine Windung nach der nächsten an Verband um Augusts Arme wickelte.
      "Die von Noland klingt in manchen Aspekten meiner ähnlich. Daher wusste ich, dass wir verwandt sind und konnte sie schneller lösen. Sie setzen Magien von verschiedenen Personen ein, richtig? Die von gestern Nacht klang aber total anders und unfassbar laut... Sie haben gesagt, Sie können wir zeigen wie ich es kontrollieren kann. Wie kann ich dann verhindern, dass meine Aura ohne mein Zutun anspringt?"


      PD

      "Bin ich nicht ein großes Mädchen und kann auf mich selbst aufpassen?", spottete Ember und grinste breit, sichtbar losgelöster von ihrer letzten furchtbaren Nacht. "Du kannst auch gerne zu mir eilen, ohne dass irgendetwas ist."
      Oh, wie sehr sie dieses lockere Geplänkel vermisst hatte. Scheinbar reichte Ruairis Anwesenheit aus um auch die restlichen dumpfen Kopfschmerzen ins Nirvana zu blasen. Wie er ihr Rumgespiele mit dem Kaffeebecher nachahmte und aufmerksam jedem einzelnen ihrer Worte lauschte... Wenn sie es gekonnt hätte, wäre sie mit ihm jetzt auf der Stelle einfach nach Hause gefahren und auf der Couch versackt, die Vorhänge zugezogen und das Übel da draußen ausgesperrt.
      "Wirklich, es ist okay. Mir geht's jetzt wieder besser." Besonders auch wegen dir. "Vermutlich wird er vor jemanden Angst gehabt haben. Trotzdem verstehe ich nicht, warum er sich die Mühe machen soll-"
      Ember brach ab als ihr plötzlich etwas einfiel. Ein kleines Detail, das plötzlich in ihren Verstand drängte und zuvor hinter einer Nebelwand verhüllt nun langsam Kontur bekam. Es war eine Erinnerung, die sie nicht direkt vergessen hatte. Aber vielleicht hatte Noland hier seine Finger im Spiel gehabt. "Der Junge ist sein Neffe. Er hat seinen Neffen zu August gebracht."
      Erst da fiel ihr die offene Hand auf dem Tisch auf und keine Sekunde später lag ihre Hand in seiner. Völlig automatisch, wie ein Grundreflex. Sofort stellte sich wieder das wohlige Gefühl ein, das sie immer ereilte, kaum fasste sie den Caster an. Allein der Fakt, dass er wirklich auf ihren doch sehr ungalanten Einladungsmove einging, hellte ihre Stimmung viel zu sehr auf. So sehr, dass sie ihn gleich an weiteren Gedanken teilhaben ließ, die sich sich im Laufe hatte machen können.
      "Bezüglich meines Serienkillers: Ich denke, er nutzt ein Artefakt. Kann man irgendwie nachvollziehen, aus welchen Quellen die jeweiligen Artefakte generiert worden sind? Vermutlich ist es nicht das Papier, also tippe ich eher auf das Schreibmittel oder die Tinte. Ah, was auch spannend ist, diese 'Clara' hat den Ring nicht mitgenommen. Er stand mit meinen Notizen auf dem Couchtisch und war vollkommen unberührt. Sehr seltsam alles...."

      Spoiler anzeigen
      Feel free zum Springen falls/wie du möchtest. Ich hab bei Ember gerade ein wenig Luft bis zum nächsten Happening.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • D & D

      August lehnte sich zurück auf dem Stuhl, sodass dieser zu knarren begann. Es war ein grässliches Geräusch als die Hautlappen auf die Haut geschoben wurden und mit Verbandsmaterial umwickelt wurden. Es schmerzte, als würde man ein glühendes Eisen an die Wunde halten und der Zauberer verzog das Gesicht zu einer Fratze, ehe er den Jungen ansah.
      Grinsend winkte er ab.
      "Eine genauere Erklärung ist auch noch nicht von Nöten", bemerkte der Zauberer und sah zu Perley. "Ich denke, ich verstehe, was du tust."
      Schweigsam überlegte er eine Minute lang ehe er dem Jungen eine Antwort gab. Denn diese zu geben bedeutete, das Wesen von Aura und Magie zu verstehen. Die Frage war eher, wie brachte man es einem 17jährigen bei, der noch nie damit zu tun hatte?
      "Wer weiß, wer weiß", kicherte er spielerisch und drehte seinen Finger um eine weiße Haarlocke. Die weißen Haare waren mehr geworden, die Strähne nun breiter. DAs ganz ohne sein Zutun. Nicht sehr erbaulich, wie August fand und seufzte.
      "Nun, da es nicht um mich geht, will ich versuchen, es dir einfach zu erklären. Man kann seine Aura nicht daran hindern anzuspringen. Das wird sie immer tun, denn deine Magie ist offenbar von der reaktionären Natur. Es gibt aktionäre und reaktionäre Auren. Das heißt Auren, die automatisch anspringen, wie du es nennst, oder Auren, die dazu gebracht werden müssen. Deine ist eine seltene Gabe, die viel Kontrolle erfordert. Also musst du lernen, nicht das Anspringen, sondern das Ausmaß des Motors zu kontrollieren mit dem du deine Aura speist. Wir reden hier von aktiver Kontrolle der Emission. Wir alle emittieren Aura, aber die Art und Weise, wie wir dies tun, liegt in unserer Macht und erfordert Kontrolltraining. Der erste Baustein deiner Lernreise - AUA! - ist zu lernen, dich selbst zu kontrollieren und zu disziplinieren. Von daher beginnen wir mit dem einfachsten: Jeden Morgen erwarte ich deine geschätzte Anwesenheit zum Frühstück um 06:00 Uhr. Zu Bett gehen darfst du eigenständig, aber um 06:00 Uhr bist du bei mir. Den Rest zeige ich dir, nachdem du dich entsprechend eingekleidet hast. Du iehst aus wie meine Großmutter. Und die ist seit 150 Jahren tot."

      PD

      Das Gefühl ihrer Hand war so wunderbar und auf eine grazile Art und Weise erregend, dass er schlucken musste. Sachte spielte er mit ihrer Handfläche und den Fingern, während er ihr lediglich zuhörte.
      "Wer auch immer es war, der Noland eine derartige Angst eingejagt hat, er oder sie hat auf jeden Fall erreicht. Eine derartige Reaktionen erscheint mir den Geschichten nach komisch, aber gut...Die Hauptsache ist, dir geht es gut. Und ich schaue mir heute Abend mal deine Wohnung an. Immerhin könnten wir dann herausfinden, was dort eigentlich geschehen ist."
      Deswegen fährst du dort nicht hin, du notgeiler Idiot.
      "Sein Neffe?", er hielt in seinen Bewegungen mit ihrer Hand inne und seufzte. "Wusste gar nicht, dass Noland Familie hat? Du etwa? Die Frage ist, wer ist oder was kann sein Neffe, dass er ihn zu August schleift? Immerhin ist dieser Mann nicht gerade Umgang für einen Jungen, oder?"
      Ruairi zuckte die Achseln, ehe er ihre Hand an seine Lippen hob und einen zarten, aber festen Kuss darauf drückte. Dann noch einen, und noch einen.
      "Vielleicht hatte sie kein Interesse daran?", murmelte er zwischen zwei Küssen. "Ich meine...Er ist ihr vielleicht nichtmal aufgefallen. Oder sie hat etwas anderes gesucht und vielleicht gefunden...Mich wundert dass sie so ohne Spuren eingebrochen ist. ISt dir etwas aufgefallen? "
      Er wollte gerade Luft holen, da ließ er ihre Hand förmlich fallen, als an der Tür ein Klopfen ertönte. Kauley steckte den Kopf herein und pfiff sich ein Haar aus dem Gesicht.
      "Chef? Sorry, aber da kam gerade ein Anruf. Sollten uns mal kurz besprechen!"
      "Komme gleich, Kauley!"
      Mit einem Brummen schloss sich die Tür eilig wieder und Ruairi seufzte schwer. LAngsam erhob er sich vom Stuhl und schob sich um den Tisch herum, um vor Ember zum Stehen zu kommen.
      "Ich vermisse echt die Ruhe von neulich", murmelte er und küsste sie schnell auf den Mund, ehe er sich seine Jacke schnappte, die auf einem Stuhl wartete.
      "Und mit deinem Mörder: Ich glaube, das was du sagst hat Hand und Fuß! Sag mir Bescheid, wenn du einen von meinen Leuten brauchst!"
      Oder mich,..., dachte er und entschwand entschuldigend schauend aus dem Büro. Immer wenn man gerade beschäftigt war...


      Embers Wohnung - 19:54 Uhr

      Ruairi hatte sich herausgeputzt, wenn man es so sehen wollte. Eine saubere Hose, ein schwarzes Hemd, dass ein wenig zu eng saß, wenn man es genau nahm. Aber die übrigen Hemden waren in der Wäsche und er wollte kein neues aufbügeln. Schweigsam strich er sich durch die Haare als er an das Mehrfamiliengebäude heran fuhr. Der Kombi kam mit einem leisen Quietschen zum Stehen und es brauchte keine Sekunde, da bemerkte er, dass etwas nicht stimmte.
      Seine Augen begannen ohne Vorwarnung zu leuchten und er fühlte die Luft um seine Brust enger werden. Der Atem des Zauberers begann sich zu beschleunigen und kalter Schweiß brach ihm aus. Als wäre es unmöglich, einer meterhohen Welle zu entkommen, riss er den Gurt von sich und stieß die Tür zur kalten Nachtluft auf. Selbst hier...Selbst hier spürte er einen unbarmherzigen Druck, der ihn beinahe taumeln ließ. Als riss man einem Zauberer den Teppich unter den Füßen fort. Grässliche Gefühle der Enge und des Vorbeirasens von Emotion und Eindrücken erfuhren seinen Leib, als er sich zur Tür schleppte und an der Tür klingelte.
      Herrgott...Wann hatte er das letzte Mal eine Panikattacke erlitten, als er eine Aura spürte?

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    • D & D

      Jasper verschränkte die Arme vor der Brust und msuterte August. So zerrupft, wie er sich gerade von seinem Hauswirtschaftler verbinden ließ, hatte er sich einen Arkana, diesen Arkana, nicht vorgestellt. Als Noland ihm offenbahrt hatte, dass er ihn bei August Foremar abliefern wolle, hatte sich der Junge mit Händen und Füßen gewehrt. Jetzt verstand er langsam, warum es ausgerechnet dieser Zauberer sein musste. Zu anderen hatte Noland vermutlich keine Kontakte gehabt und nach der Art und Weise, wie sie geflohen waren und nach den zahlreichen Angriffen auf Rogues und deren Familien ergab es langsam ein vollständiges Bild.
      "Zu meiner Verteidigung wurde ich auch aus meinem beschaulichen Leben gerissen...", murrte er lediglich und war nicht sonderlich darüber begeistert, dass nun ein zweiter seinen notdürftigen Kleidungsstil kritisierte.
      "Ich gebe dir gleich etwas Geld, dann kannst du auf Streife gehen." Die Stimme erklang hinter ihnen von der Treppe, die gerade Noland herunter kam.
      Im Gegensatz zu seinem Neffen hatte er eine ordentliche Jeans und ein kariertes Hemd. Noch immer zeichneten sich die vergangenen Tage in seinem Gesicht als dunkle Furchen ab. Im Gehen kramte er seine Geldbörse aus der Tasche, nahm ein paar Scheine heraus und reichte sie dem Jungen.
      "Du musst nur allein gehen aber ihr jungen Leute kennt euch ja prima mit eurem Handy da aus."
      "Warum hast du mir nicht gesagt, dass ich scheiße aussehen?"
      "Hätte es dich interessiert es von mir zu hören?"
      Jasper blinzelte seinen Onkel an. "....Nee, eher nicht...."
      Noland zuckte nur mit den Schultern und deutete zur Tür. Genervt rollte Jasper mit den Augen, vergrub die Hände in den Untiefen seiner Hosentasche und schwerte sich aus dem Dusk & Dawn. Ein paar Sekunden lang sah der Onkel dem Neffen hinterher, dann richtete er seinen Blick auf August.
      "Du versuchst tatsächlich den Tod auszutricksen? Wie?"

      PD

      Fast schon verzückt beobachtete Ember das Zusammenspiel ihrer Hände auf dem Tisch. Wenn es nach ihr ginge, würde es niemals enden und sie würde ihn an weitaus mehr Stellen anfassen als nur an seiner Hand.
      "Niemand von uns wusste, dass Noland Familie hat. Wir wussten nur, dass er das Gedächtnis seiner Eltern gelöscht hat aber unmöglich, dass er danach Geschwister bekommen hat, ist es nicht. Die Frage ist eher, wie er erfahren hat, dass es noch jemanden gibt. Und wenn er meint, ihn bei August absetzen zu müssen, dann wird er ein Zauberer mit nicht geringem Talent sein, fürchte ich."
      Sie unterbrach sich einen Augenblick als Ruairi damit anfing, ihren Handrücken mit Küssen zu übersähen. Was von außen aussah wie ein leicht perplexes Starren war lediglich der Versuch, ihn nicht wieder darum zu bitten, die Tür zu versiegeln. Doch da klopfte es plötzlich, er ließ ihre Hand einfach fallen und sie zuckte ein nicht unwesentliches Stück in die Höhe. Gerade noch so bekam sie den Kuss mit, den er ihr als Andenken hinterließ und schürzte die Lippen. Deswegen spielte man nicht auf der Arbeit...

      Embers Wohnung - 19:54 Uhr

      Wie am Vorabend auch hatte Ember ihre Jeans und Bluse gegen Jogginghose und einfaches Shirt getauscht. In der verbleibenden Zeit hatte sie ihre Wohnung wieder ansehnlicher gestaltet und den kleinen Küchentisch mit einem Korb von Knabbergebäck sowie Zwei Tasse nund Gläser dekoriert. Mehr hatte sie sich nicht getraut zu verändern in der Annahme, irgendwelche Hinweise zu verwischen.
      Bis auf den Berg an Briefen, der sich auf dem Couchtisch türmte.
      Als Ember Heim kam quoll ihr Postfach regelrecht über. Schnell hatte sie gemerkt, dass sich das Bild aus dem PD bis zu ihrer Privatanschrift weiterzog und es ähnliche Schreiben waren, dieses Mal nur derber formuliert. Sie hatte den kleinen Detektor, den sie sonst in ihrer Handtasche mit sich führte,über die Briefe laufen lassen und all jene aussortiert, die Anzeichen von Auren aufwiesen. Diese hatte sie nur mit ihren Handschuhe angefasst und beiseite gelegt. Man wusste ja nie.
      Endlich schellte es und Ember war binnen Sekunden an der Tür, um sie zu öffnen. Herein kam ein verdammt gut aussehender Mann - wäre da nicht der Ausdruck auf seinem Gesicht und die unregelmäßige Atmung.
      "Was ist passiert?", fragte sie scharf, kam ihm ein Stück entgegen und führte ihn an seinem Arm in ihre Wohnung.
      Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und sofort schlang sie ihre Arme um den Mann. Sie hatte mal gehört, dass es half, wenn man denjenigen kräftiger drückte, wenn er die Panik in den Augen trug so wie er es gerade tat.

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    • D & D

      August sah dem jungen Mann hinterher und seufzte kichernd. Es war schon eine ganze Weile her, da er einen Lehrling hatte. Es würde sicherlich lustig werden, wenn die ersten Fälle hereinkamen, die man gemeinsam lösen konnte. Eine Tätigkeit, die er eigentlich für sich und Ember gesehen hatte, aber was sollte es...
      Ember erschien nicht mehr die Frau zu sein, die sie mal war, nicht wahr? Wenn er Nolands Andeutungen Glauben schenken konnte, gab es da noch Jemanden oder zumindest die Möglichkeit. Wer und warum wollte der Zauberer gar nicht erörtern, aber alleine Gewissheit trieb ihm einen Stich ins Herz. Aber: Die Arbeit rief. Zu seinem Bedauern.
      Daher betrachtete er Noland neugierig und zuckte die Achseln. Perley legte den letzten Verband an und befestigte alles mit sorgsamer Gründlichkeit, ehe er sich mit dem Koffer ein wenig zurück zog.
      "Aber Noland..."; murmelte August grinsend. "Wie kannst du nur so etwas behaupten? Wir alle wissen doch, dass den Tod zu täuschen ein Frevel ist, nicht wahr? Denn Tod heißt auch Gerechtigkeit...Aber mal im Ernst!"
      Er schwang sich energisch aus dem Sessel und knöpfte sein Hemd auf, das noch vor Blut stach. Geflissentlich warf er es ins Feuer und offenbarte die Tätowierungen und Narben, die ihm zugefügt wurden. LEdiglich die Brustnarbe, die aussah wie ein Stern schien rosig und druchblutet zu sein. Als sei sie frisch...
      "Ja, ich versuche den Tod zu täuschen und suche einen Weg dahin. Doch der einzige Weg führt, wie du dir denken kannst, durch das Sieben-Wege-Tor. Aber keine Angst: ich werde deinem Jungen vorher alles Notwendige beibringen und er wird unter Perley in dieser Agentur stets Willkommen sein."


      Embers Wohnung

      Es war irgendwie schon süß anzusehen, wie sie versuchte, diesen einfachen Traumatrick anzuwenden. Es half, aber nicht auf die Weise wie sie dachte.
      Sachte schlang er seine Arme um ihren zärtlichen Körper und versuchte, seine Atmung zu kontrollieren. Langsam ein und langsam ausatmen...Nicht ablenken lassen und nur das Trommeln des Herzens erklang in seinen Ohren während er langsam ruhiger wurde. Was blieb war nur die Übelkeit, die ihm ins Hirn stieg, als er sich in der Wohnung umsah und die Umarmung langsam löste.
      "Danke...", murmelte er mit rauer Stimme. "Sorry, ich...Ich hab keine Ahnung..:Ich habe lange keine derartige Panikattacke mehr erlitten als ich eine Aura gespürt habe. Sie ist auch hier...Hier in diesen Räumen...Hier..."
      Zielsicher steuerte er die Küche an und sah sich um.
      "Egal, wer das war, er oder sie war unglaublich mächtig...", murmelte Ruairi. "Das Letzte Mal hatte ich eine derartige Angst, als ich 14 war. Da begegnete ich das erste Mal einem Arkana, der als einer der Mächtigsten galt. Doch das hier...Das hier ist viel stärker...Ember, ich..."
      Er drehte sich zu seiner Herzensdame (und ja, das war sie bereits, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte) um und sah mit einem aus wie ein hilfloser Krieger auf der Suche nach seiner Waffe.
      "Ich habe keine Ahnung, ob ich denjenigen, der das hier emittiert hat, besiegen könnte...", sagte er und konnte das erste Mal nicht anders, als Angst zu empfinden.

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    • D & D

      Ob es wirklich ein Frevel sein sollte, den Tod zu täuschen, ließ Noland geflissentlich unkommentiert. Wenn sich einem der Weg auch nur ansatzweise auftat, sein Leben zu verlängern, wer würde es nicht in Anspruch nehmen, sofern er nicht vollkommen zufrieden war? Wer war denn überhaupt noch vollkommen zufrieden mit seinem Leben? Wenn sich Noland diese Frage selbst stellen müsste, kann er seine Antwort unlängst.
      "Natürlich führen dich alle Wege wieder zu diesem Tor. Wie soll es auch anders sein...", seufzte der Rogue lediglich, schlurfte zum nächsten Sessel hinüber und ließ sich fallen. "Ich mache mir keine Sorgen. In der Regel versuchst du nicht, sämtliches Unheil aus dem Tor zu beschwören sondern nur deine Fragen zu beantworten. Solange du Jasper nicht auch auf diese famose Idee bringst..."
      Auch wenn seine gesamte Erscheinung müde und erschöpft wirkte, war sein Blick dafür umso aufmerksamer auf den Arkana gerichtet. Er sah ihn das erste Mal in voller Gänze mit den Tattoos und Ornamenten, den Narben und den erkalteten Erinnerungen. Dabei war es die sternförmige Wunde an seiner Brust, die bei Weitem am frischesten aussah und jene sein musste, die Ember ihm zugefügt hatte.
      "Vielleicht war es ja eine glückliche Fügung, dass ich den Jungen zu dir gebracht habe. Vielleicht könnte er dir helfen? Niemand von uns weiß sein Potenzial wirklich einzuschätzen. Ah, Perley, habe ich da vorhin etwas von Frühstück gehört?"


      Embers Wohnung

      Sobald Ember Ruairis Arme um sich spürte, drückte sie ihn nur noch mehr an sich. Erst hier merkte sie, wie überhastet seine Atmung wirklich war und begann damit, sachte mit der flachen Hand über seinen Rücken zu streichen. Von selbst bekam er seine Atmung wieder in den Griff und löste sie schließlich wieder von ihr.
      Auf seine folgenden Worte war sie nicht vorbereitet. Für einen Moment lang hoffte und glaubte sie einfach, dass er von Noland oder ihretwegen auch dem Jungen sprach. Doch Noland hatte seine Magie nicht vor ihrer Wohnung gewirkt und der Junge konnte unmöglich über solche Kapazitäten verfügen, die einem gestandenen S-Klasse Caster solche Panik bereiteten. Das ließ einzig und allein den Rückschluss über, dass es diese ominöse Clara gewesen sein musste. Diese Erkenntnis schien Ruairis Übelkeit nun auf Ember zu übertragen. Was zur Hölle hatte dieses Gör, das scheinbar so mächtig war, in ihrer Wohnung verloren und hatte rein gar nichts angestellt?
      Hatte sie wirklich nichts angestellt?
      Paranoid sah sich Ember in ihrer Wohnung um und hatte prompt das Gefühl, nichts hier wäre mehr absolut sicher. Der Fakt, dass das Gör ihr nichts angetan hatte, sprach hoffentlich einfach für die Ermittlerin und nicht nur für einen günstigen Zufall. Ihre Miene war weniger sorgenvoll als sie sich fühlte während sie Ruairis Blick begegnete, der verdächtig nach Angst aussah.
      "Wer hat gesagt, dass wir denjenigen bekämpfen müssen?", fragte sie leise und fühlte sich tatsächlich in diesem Augenblick sicherer als der Mann ihr gegenüber. "Ich hab mich schon öfter gegen Etwas oder jemanden stellen müssen, gegen die meine Kraft nicht ausreicht. Vielleicht muss man nicht kämpfen wenn man Verbündete schaffen kann."
      Wo auch immer dieses Mädel nun auch stecken mochte.
      Binnen weniger Schritte war Ember bei ihm in der Küche angekommen und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Dann schob sie ihn zum Stuhl herüber, auf dem sie vergangene Nacht zusammengeklappt war und bedeutete ihm, sich zu setzen. Anschließend holte sie aus dem Kühlschrank eine Flasche Coke, die sie sicherheitshalber für Spontanbesuche neuerdings aufbewahrte. Nachdem sie ihm eingeschüttet hatte, setzte sie sich ihm gegenüber und ahmte seine Geste vom Morgen im Büro nach.
      "Es muss Clara gewesen sein. Noland hat seine Magie nur hier angewendet und ich glaube nicht, dass der Junge solch eine Aura emmittiert hat. Aber hey, uns geht's allen fantastisch, oder? Ich freue mich zumindest, dass du hier bist..."

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    • D & D

      August wirkte eine Sekunde nicht mehr so souverän wie er es eben noch vor Jasper gewirkt hatte. Fragen...Ja, Antworten auf diverse Fragen waren in den Toren zu finden, so viel stand fest. Und während er seine bandagierten Arme betrachtete fühlte er mit einem Mal den eisigen Hauch des Schicksals auf seiner Brust, als habe sie ihn endlich auserkoren, seinem schäbigen Dasein einen Sinn zu geben.
      Wie lange hatte er nach einem Sinn gesucht und ihn nicht gefunden. August war alt geworden. Älter als so Mancher in diesem Jahrhundert und doch...Noch heute sehnte er sich nach den Stimmen, die er meist nur in Gedanken hörte. Stimmen, die verstummt waren, wenn er bei Ember war und die er nicht mehr zu brauchen schien. Doch jeztt...Jetzt waren sie wieder da. Ob es ein Zeichen war?
      "Ich beantworte leider nicht eine meiner Fragen", murmelte er mehr zu sich selbst als zu anderen. "Ich werde es Jasper nicht nahe bringen. Das Tor hätte niemals in diese Welt kommen sollen. Als die Menschen die Magie entdeckten erschien es das hellste aller Experimente zu sein, dieses vermaledeite Tor zu öffnen und sich seiner zu ergeben. und jetzt...Jetzt stehen wir vor einem verfluchten Bürgerkrieg nur weil es geöffnet wurde und die Menschheit sich endlich darüber im Klaren ist, dass es Schlimmeres als Zauberer auf der anderen Seite gibt..."
      Perley indes sprang regelrecht zur Seite, als Noland ihn ansprach und nickte.
      "Aye, Mr Noland", sagte er zackig und ordnete seinen Scheitel neu. "Ich mache mich sogleich ans Werk. Ich nehme an, Eier und Speck sind genehm?"
      Als ob es eine Auswahl gäbe, dachte August grinsend und legte den Kopf an den Sessel. Was Ember wohl trieb?


      Embers Wohnung

      Während Ruairi von Ember zum Stuhl in der Küche geschoben wurde, fühlte er mehr und mehr die Übelkeit in sich aufsteigen. Hier war der Dunst der anderen Aura noch stark, aber zumindest erträglich. Welches Wesen emittierte eine derart starke Präsenz, dass er sich beinahe einschiss?
      Seufzend ließ er sich nieder und nahm dankbar das Getränk an, das er wie einen Kurzen herab stürzte. Auf Ruairis Gesicht stand der Schweiß und die Anstrengung von Tagen, als er Ember ansah, die beinahe sorglos vor sich hin sprach. War das Nervosität oder kümmerte es sie wirklich nicht, dass ein Wesen dieser Art hier war. Ruairi wusste nicht mal ob es ein Mensch war.
      "Niemand sagt das...", murmelte er um ihre Frage aufzunehmen. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass du damit so locker umgehst. Erfahrung hin oder her, zumeist macht es den meisten doch recht Angst. Scheiße, selbst ich habe Angst und ich sollte das alles hier gewohnt sein. Aber sowas..."
      Er schüttelte ungläubig den Kopf.
      Schließlich fand das übliche, breite Lächeln seinen Weg in sein Gesicht zurück und beinahe war das alles vergessen, als er seine Finger in ihre legte.
      "Ich freue mich auch", wisperte er. "Es erscheint lange her, nicht wahr? Mit allem, was so passiert in letzter Zeit erscheint mir die Zeit, die wir haben umso kostbarer...Gibt es was neues?"

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    • D & D

      Es dauerte Stunden ehe Jasper wieder zum Dusk and Dawn zurückgefunden hatte.
      Nicht, dass er sich die Adresse nicht gemerkt hatte oder seinem Handy etwas widerfahren war. Er verbrachte einfach nur unverschämt viel Zeit in der londoner Innenstadt und sah sich an, wie die Hauptstadt tickte. Er war noch nie viel herumgekommen und dies war seine erste Zeit in der Hauptstadt Englands. Dass er bei seiner kurzfristigen Erkundungstour nicht nur die schönen Dinge zu Gesicht bekam hatte er ebenfalls schnell bemerken müssen.
      So sah er nicht aus wie jemand, der wunschlos glücklich und vollgepackt mit Taschen von einer Shoppingtour zurückkam. Als der junge Mann durch die Tür der Detektei herein rauschte, trug er zwar mehrere Taschen mit sich und hatte sich in neue Gewandung gekleidet, doch sein Gesicht war alles andere als entspannt. Vielmehr sah er danach aus als hätte er den puren Stress erlebt.
      Mit den Fersen schob er die Tür zu und sah sich kurz im Raum um. Von dem Frühstück Stunden zuvor war keine Spur mehr zu sehen aber Jasper roch noch vage den Geruch von gebratenem Speck in der Luft. Unweigerlich stieg der Hunger in ihm auf. Zuerst mussten allerdings die Tüten verschwinden. Also kraxelte er die Stufen hinauf in sein geliehenes Zimmer und stellte die Tüten ab. Erst hier atmete er einmal tief durch und schüttelte heftig den Kopf. Augenblicklich wünschte er sich wieder zurück in seine Kleinstadt aber das hatte ihm sein Onkel effektiv unmöglich gemacht. Unmöglich war auch der Gedanke daran, dass er defacto völlig allein unter Fremden war. Jasper war nicht unbedingt misstrauisch, dafür jedoch sehr vorsichtig. Und selbst wenn man ihm Unterkunft anbot und eine Zuflucht vor etwas, das ihm unbekannt war, stimmte ihn nicht weniger vorsichtig.
      Trotzdem fühlte er sich ohne Orientierung, ohne Weg vor sich. Bis Noland ihn von seiner Mutter weggeholt hatte, war ihm nicht einmal aufgefallen, dass er weglose gewesen war. Umso erschreckender war die Festellung für ihn, dass diese Aktion erst dazu geführt hatte, dass er es so wahrnahm.
      Nach vollrichteter Dinge machte sich Jasper auf den Weg nach unten. Der nächste Punkt auf seiner Liste lautete: Essen finden.


      Embers Wohnung

      Ember zuckte kaum merklich mit den Schultern. Ruairi konnte schließlich nur das deuten, was er bei ihr sah und nicht das fühlen, was sie fühlte. Die beinahe neurotische Sorge, dass kein Zentimeter ihrer Wohnung noch sicher war. Dass sie jeden Winkel durchsuchen würde, ob nicht doch etwas Verdächtiges getan worden war. Das hier waren ihre höchst eigenen vier Wände, ihre absolute Privatszone, die nun diese Rolle nicht mehr einnehmen konnte.
      "Ich geh deswegen so locker damit um weil ich ignorant bin. Ich spüre nicht die Präsenz, wie du es tust. Und nur weil du mir es berichtest bedeutet das nicht, dass ich es als Fakt akzeptiere. Wenn es dieses Gör gewesen sein sollte, dann wirkte sie auf mich zuerst einmal nur suspekt und nicht zwangsläufig gefährlich."
      Hoffentlich würde das morgige Training etwas bringen, damit sie etwas von dieser Ignoranz und Stumpfheit verlor. Denn wenn sie eines nicht zugeben wollte, dann die Tatsache, dass er sie wurmte, wie wenig sie wirklich wahrnehm. Sonst wäre sie vermutlich gar nicht in diese Wohnung zurückgekehrt.
      Ergo lenkte sie sich lieber mit dem Gefühl anderer Finger in ihrer Hand ab. Wie sie schon richtig erkannt hatte, war ihnen beiden nichts widerfahren und sie wünschte sich nur ein paar Stunden aus dem Strudel, der ihre Aufgaben geworden waren, zu entkommen. Und wenn das bedeuten mochte, stundenlang nur in diese hellen, blauen Augen zu sehen.
      "Wir bekleiden ja auch nicht unwichtige Posten. Natürlich findet man da wenig Zeit", stimmte Ember ihm zu und fasste nun auch mit ihrer anderen Hand über den Tisch, um mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken zu fahren. "Das Neueste ist der glückliche Umstand, dass es noch keine neuen Leichen gibt. Stattdessen türmen sich nicht nur Berge von Briefen auf meinem Schreibtisch sondern auch mein privater Postkasten war vollgestopft. Alles Reaktionen auf die Pressemitteilung und dass ich leitende Ermittlung zum Fall Tallburn habe. Manche Briefe waren nett, andere gingen in Richtung Drohbriefe. Vermutlich ist es genau das, womit sich Tallburn zuletzt hatte auseinandersetzen müssen... Tja, und was den Richter angeht: Da tappe ich noch immer vollkommen im Dunkeln. Ich kann nichts mit den Fetzen anfangen, den mir die drei Caster geliefert hatten. Ich sollte mir nur langsam was einfallen lassen, fürchte ich."

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    • D & D

      Der frühe Abend hatte im Dusk & Dawn Einzug gehalten und es war eine dieser Stunden, in denen Niemand so recht wusste, was sie mit sich anstellen sollten. Da kam eine junge Dame gerade Recht, die die Detektei betreten hatte, nur wenige Minuten, bevor Jasper von seiner Einkaufstour zurückgekehrt war. Weise und sorgsam hatte August die junge Frau, die sich als Mrs Eleonora Chambers vorstellte, in ein kleines Separee neben der schmalen Spüle gebracht. Der Raum, der vormals mit Fotos behangen war, die zwischenzeitlich alle entfernt wurden.
      Erst nachdem Jasper die Treppe wieder hinab stieg, öffnete sich die schmale Tür zum Hauptraum und August trat herein.
      "Verstehen Sie, was ich meine, Mr Foremar?", fragte eine damenhafte Stimme, die zu alt zum Kieksen und zu jung zum rauchigen Timbre einer alten Frau klang. Ihm folgte eine junge Frau in Jaspers Größe mit einer Art undefinierbarem Gesicht. Sie wirkte weder jung noch alt, doch ihre Augen verrieten eine lange Leidensgeschichte. Dunkle Schatten lagen darunter und ließen das Gesicht beinahe mager erscheinen.
      Das feste, dunkle Haar trug sie in einem eleganten Bauernzopf, den sie sich locker über die Schulter geworfen hatte. Der Rest ihres durchaus nicht schlanken, aber auch nicht dicken Körpers steckte in einem lockeren Overall, in dessen Taschen sie ihre Hände vergraben hatte.
      "Ich verstehe vollkommen, Mrs Chambers. Es ist eine Schande, dass derlei Dinge in den Verkauf kommen", bekräftigte August, der zwischenzeit erneut seine elegante Hose, ein neues weißes Hemd und eine schwarze Weste angelegt hatte. Nur das Haar wirkte noch immer zottelig und ungepflegt, aber es passte zu dem Look eines zerstreuten Professors.
      "Aber wie ich sehe, ist mein Mitarbeiter soeben von seiner Besorgungstour zurück, weshalb wir uns sofort der Sache annehmen werden", grinste er Jasper an.
      "Das wäre wunderbar", kiekste die Frau und grinste breit und gewinnend. Auch in Jaspers Richtung. "Mr Foremar hat mir so viel von Ihnen erzählt, Mr Quill. So jung und so versiert in der Bannung schwarzmagischer Objekte...Also ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt!"
      "Nicht wahr?", intervenierte August und die Augen zu Jasper weiteten sich merklich um ihm zu suggerieren, dass er ja mitspielen sollte.



      Embers Wohnung

      "Du bist nicht ignorant"; murmelte Ruairi und betrachtete das Spiel ihrer Hände mit einer unverhohlenen Erregung.
      Nicht, dass dem nichts erotisches angehaftet hätte, aber es war dieser kleine Moment der Intimität, die ihn regelrecht fesselte und ihn in den Bann zog. Und jede Berührung ihrer Hände verhieß so viel Gutes, das ihm beinahe nach Weinen zu Mute war, wenn man darüber nachdachte.
      "Es ist vielleicht auch von Vorteil, nicht alles zus püren", seufzte er. "Manchmal wünschte ich mir, ich wäre kein Zauberer. Wäre ein völlig anderer Mensch ohne Begabung. Dann könnte ich auf normale Dates mit dir gehen und ich würde nicht flächendeckend Angst in den Augen der Menschen sehen, wenn ich einmal meine Kräfte genutzt habe."
      Schweigend lauschte er ihren Worten und löste die Verbindung ihrer Hände nur, um einen Schluck Cola zu trinken. Und tatsächlich...Alleine durch ihre Berührungen und den Klang ihrer Stimme wurde er ruhiger. Sogar merklich ruhiger. Als nähme es ihm die Angst und gäbe die Zuversicht, alles schaffen zu können.
      War es schon das, was man landläufig als Verliebtheit betitelte? Durfte man das schon sagen?
      "Hm...", grunzte er. "Das mit den Briefen ist merkwürdig. Woher haben sie deine Privatadresse? Und mit de Richter...Ich weiß absolut nicht mal wo ich noch suchen soll. Die drei Nasen scheinen einfach alles vergessen zu haben. Ich habe noch einen Mentalmagier in der Hinterhand, aber wenn sie wirklich einer Manipulation erlegen sind, wird der nichts finden...Haben Sie denn nichts gesagt? Nichts was merkwürdig war?`"

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    • D & D

      Es sollte dem Jungen nicht vergönnt sein, Essen zu finden. Bevor er im Erdgeschoss auch nur damit beginnen konnte, nach etwas Essbarem zu suchen, hörte er Stimmen und kurz darauf schwang eine Tür auf. Die, wenn er sich nicht täuschte, zu jenen gehörte, die er nicht zu öffnen hatte. Heraus trat August, wie erwartet, aber es folgte ihm eine Frau, von der sich Jasper überhaupt nicht schlüssig war, wie er sie einzuordnen hatte. Auch das nun sehr adrette Erscheinen der Arkana war ein jäher Kontrast zu der zerfledderten Erscheinung des vergangenen Abends, doch die größte Verwunderung löste seine neue Bezeichnung für ihn aus.
      Mitarbeiter??
      Wie es für den jungen Mann typisch war, fror er an Ort und Stelle regelrecht fest und starrte die beiden Erwachsenen an. Selbst er wusste, dass August ein Arkana war und dennoch wurde er einfach so aufgesucht? Dass sich die beiden siezten und eine allgemeine Distanz wahrten wies ihn darauf hin, dass hier vermutlich keinerlei Vorbekanntschaft herrschte.
      Als die beiden ihn dazu noch breit angrinsten schwante ihm nichts Gutes. Er brachte lediglich ein schwaches, leicht beschämt wirkendes Lächeln zustande, das beinahe etwas bröckelte, als man ihm etwas angedichtet hatte, das gar nicht stimmte. Unweigerlich sah er den Ausdruck in Augusts Augen und besann sich eines Besseren. Jasper bekam seine Mimik nicht vollends unter Kontrolle, untermalte seinen Gesichtsausdruck allerdings mit einem peinlich berührten Kopfkratzen. So als wären ihm die Loblieder unangenehm aber durchaus berechtigt.
      "Ähm, ja, also das Problem ist einfach, dass viele denken, ich bin einfach zu jung um versiert zu sein." Er griff die Worte der Frau auf, um sich nicht weiter als nötig zu verhaspeln. Dann nickte er der Frau zu. "Schön, Sie kennenzulernen Mrs Chand-, Chambers."
      Er hatte den Namen langsam ausgesprochen weil er ihn beim ersten Mal nicht richtig verstanden hatte. Augusts Blick reichte jedoch, um den einen Fauxpas auszubessern und den Namen richtig zu nennen. Aber wie zur Hölle kam August nur auf die Idee, ihn ausgerechnet einen Tag später schon als festes Inventar zu betrachten?
      "Was... können wir für Sie tun?"
      Mitspielen war wohl vorerst das Beste, was er tun konnte.


      Embers Wohnung

      "Man will glaube ich immer das haben, was man nicht haben kann. Ganz zu Anfang hab ich euch Zauberer beneidet weil ihr über Mächte verfügt, die wir nicht haben. Ich habe gedacht, mit solchen Fähigkeiten lässt sich einfacher etwas ändern. Jetzt weiß ich, dass wir zwar sagen, wir verstehen die jeweils andere Seite, es aber bei Weitem nicht so einfach ist."
      Ember stieß einen tiefen Atemzug aus nachdem er ihre Verbindung ihrer Hände aufgelöst hatte, um etwas zu trinken. Fast hätte sie ihm nachgegriffen, erachtete es aber als zu übergriffig und ließ ihm seine Freiheit.
      "Wie kommen die Leute heuzutage wohl an solche Informationen? Über's Internet natürlich. Google ein bisschen und du findest alles, was du wissen willst. Ist ja nicht so, als würde ich meine Anschrift über allem Maße geheimhalten", meinte sie schlicht und ergreifend und erhob sich von ihrem Platz. "Ich hab dir doch direkt an dem Tag noch alles erzählt, was die drei mir gesagt hatten. Mit dem schwarz und dem rot, dass etwas gefallen war... Völlig ohne Kontext. Allerdings denke ich auch, dass dein Mentalmagier nichts bringen wird. Noland wäre sinnvoll gewesen weil er die Erinnerungen nach einem Treffen oder dergleichen hätte durchforsten können. Ich werde schon irgendetwas finden..."
      Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Immerhin das konnte sie bewerkstelligen, selbst wenn die Situation wirklich mies aussah. Es half nur nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wenn der Tag eh beinahe um war und sie eine wenig Erholung dringend nötig hatte. Gemächlich kam sie um den Tisch zu Ruairi herum, hielt vor ihm an und legte sanft ihre Hände an seine Wangen. Dann beugte sie sich zu ihm hinab und küsste ihn sanft. Als sie sich von ihm trennte, ließ sie ihre Finger über seine Kieferlinie wandern ehe sie ihre Hände von ihm zurückzog.
      "Geht's dir nun wieder besser?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • D & D

      August verlor sich in einem Lächeln, das - und ich wage es zu benennen, geneigter Leser - nicht minder herzlich wie gleichsam blutrünstig wirkte. Als betrachte ein Raubtier sein neuestes Opfer. Ms Chambers grinste noch immer nachsichtig und sah Jasper an, während er sprach, ehe sie eifrig zu nicken begann.
      "Oh, das verstehe ich sehr gut, Mr Quill", bekräftigte sie. "Sie sehen auch wirklich jung aus, aber Mr Foremar versicherte mir, dass Sie von außergewöhnlicher Expertise seien. Und ich will nicht bezweifeln, was er beschrieb. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es gut ist, wenn man so früh mit schwarzer Magie in Berührung kommt, wissen Sie?"
      August intervenierte bevor der Junge zu viel preisgab.
      "Nun, Ms Chambers...", begann er. "Die Dosis macht das Gift, nicht wahr? Nach unserem Verständnis kann selbst die heilendste Magie durchaus eine schwarze Magie werden, wenn man sie falsch einzusetzen weiß. Aber um meinen Mitarbeiter kurz ins Bild zu setzen..."
      "Oh, natürlich, ja!", ereiferte sie sich und strich sich den Rock gerade. Warum lag er überhaupt derartig in Falten? Als hätte man ihn gerade hinauf gerafft. "Also...Ich berichtete es Mr Foremar bereits während unseres Zwiegesprächs. Ich habe vor einigen Tagen im Untergrund ein wenig gestöbert. Wollte für meinen Sohn ein Kleinod erstehen, da er vor Kurzem die Akademie abgeschlossen hat, der Gute. Und wie ich so schlenderte, fiel mir ein Laden auf, der diese merkwürdigen Artefakte verkaufte..."
      Sie griff in ihre Tasche, die sich mit sich führte und zog aus dem Wirrwarr von Gescheppere einen kleinen Gegenstand aus dem Chaos, begleitet von dem Geräusch eines umkippendes Regals. Nur dass dieses aus der Tasche zu kommen schien.

      Es glich einem kleinen, blauen Tropfen, der von einer eisernen Kralle gehalten wurde. In der blauen Masse des Steins schienen Körperformen zu wabern, als suchten sie einen Weg nach draußen, der ihnen verwehrt blieb.
      "Tja und ich erstand es. Leider habe ich seit der Berührung mehr oder minder Pech, wenn man es so will. Gestern starb mein Exmann, Gott sei seiner Seele gnädig, und heute starb ein Mann direkt in meiner Nähe, nachdem ich ihn berührte. Ich kontaktierte Mr Foremar und er war überzeugt, ein schwarzmagisches Amulett in Händen zu halten."
      August nickte bedächtig und sah Jasper an.
      "Und als Experte dachte ich, du könntest gleich mal ein Auge darauf werfen", murmelte er und reichte das Amulett weiter.
      Mal sehen wie viel Kontrolle der Junge besaß.

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      Das Amulett ist kein Unglücksbringer sondern ein Seelenkelch. Jasper kennt es nicht, aber die Wirkung ist derart, dass die Seelen versuchen, von ihm Besitz zu ergreifen. Dies kann aber nur gelingen, wenn er den Stein direkt berührt. Sonst spürt er sie nur wie ein Gewitter herannahen.



      Embers Wohnung

      Ruairi fühlte sich nutz- und hilflos, wenn er ehrlich war. Er konnte ihr nicht mal bei diesem Fall oder ihren Fällen generell helfen. Als würde man einem Phantom hinterher jagen udn nicht wissen, wohin es läuft. Schweigsam hörte er ihr zu und nickte, ehe er schwer seufzte.
      "Ja, vielleicht hast du Recht", sagte er. "Hab das wohl zu ernst genommen, aber trotzdem ist es komisch. Wieso googlen so viele Leute und war es nicht auch die Masche von diesem Mörder? Ich meine, Tallburn hat auch derlei Briefe bekommen und du meinst ja auch, es habe etwas damit zu tun. Sei einfach vorsichtig, okay? Nicht, dass du bombengleich einen dieser merkwürdigen Briefe in die Hände bekommst..."
      Vielleicht war es zu viel, aber er konnte nicht aus seiner Haut. Er moichte diese Frau. Mochte sie vielleicht sogar mehr als nur mögen. Aber dennoch war er sich nicht sicher, ob man so einfach damit abschließen konnte.
      "Wenn du irgendetwas brauchst, dann mel-"
      Noch ehe er reagieren konnte, hatte er ihren grazilen Gang um den Tisch verfolgt und fand sich in der stummen Umarmung ihrer heißen Lippen wieder. Wie Feuer glitten sie durch den Panzer seiner Gedanken und brannten sich in seine Seele ein. Als richte man ein Tattoo aus. Er fühlte sich beinahe ausgelassen als er sie spürte und die Berührungen genoss. Zu schade, dass sie zu schnell endeten. n
      "Mit einem Mal...", murmelte er und seufzte. "Aber gleich noch besser."
      Seine Hand legte sich in ihren schmalen Nacken und zog sie mit leichten Druck wieder hinab, um nicht nur von ihren Lippen, sondern auch von ihrer Zunge zu kosten, die er nach einigem Gerangel erst mit überschwänglicher Freude in Empfang nahm. Es dauerte lange, sich von ihr zu lösen, denn einmal von diesem Feuer gekostet, erschien ihm das Lösen so unendlich falsch.
      Dennoch musste es sein.
      Schwer atmend löste sich Ruairi von ihr und plumpste in den Stuhl zurück.
      "Wow", flüsterte er.

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      Langsam aber sicher wurde es Jasper immer mulmiger zumute. Dieses einschlägige Grinsen, das August gerade an den Tag legte und dann der Kommentar bezüglich schwarzer Magie... Das war tatsächlich ein Ding? Bislang hatte Jasper das nur als Humbug abgetan. Jetzt damit so plötzlich konfrontiert zu werden überrumpelte ihn mehr als nur ein wenig.
      Stattdessen wurde er nur noch weiter abgelenkt, als sich Mrs Chambers den krausen Rock gerade strich. Es war wie ein Unfall, von dem man nicht mehr wegsehen konnte und Jasper nutzte die Gunst der Stunde, um August einen anklagenden und verstörten Blick zu zuwerfen.
      Welche verrückte Alte kam denn auf die Idee, ausgerechnet in einen Laden mit 'merkwürdigen' Artefakten zu gehen und einzukaufen?!
      "Ich hätt's auch toll gefunden, wenn man mir was zum Abschluss geschenkt hätte", kam es ohne nachzudenken völlig monoton über seine Lippen während die Dame begann, in ihrer Tasche förmlich unterzugehen.
      Es schepperte. Eindeutig ließ sich dieses Geräusch keiner umliegenden Quelle zuordnen außer der Tasche, aus der gerade etwas trimphierend ans Licht befördert wurde. Jaspers Augen wurden schmal während er aus der Distanz versucht, das Objekt zu identifizieren. Natürlich sah es für ihn nur aus wie irgendein dahergelaufener Anhänger samt Kette. Ein sehr schönes Stück, wenn man es genau nahm. Das Blau schimmerte selbst im trüben Licht des Raumes unheimlich intensiv, ein Schauer lief prompt seinen Rücken hinab.
      "Schon klar, dass er das Ding geil findet...", murmelte Jasper unendlich leise und beäugte den Anhänger nur noch skeptischer. "Wieso geben Sie das Stück nicht einfach.... weg? Ich wette, Sie bekommen es umgetauscht oder... verkauft?"
      Ein Glück, dass er dieser Frau nicht die Hand gereicht hatte... Wer wusste schon wie effektiv das Schmuckstück wirklich in seiner Natur war. Dann hatte August die Kette in der Hand, begutachtete sie und reichte sie zu Jasper. Dieser wich demonstrativ noch einen weiteren Schritt rückwärts, weg von dem Stück.
      "Ich fass' das nicht an."
      Eine Trotzreaktion ohne groß nachzudenken. Aber er würde unter keinen Umständen das Teil auch nur mit dem kleinen Finger anfassen. Nicht nach dieser Beschreibung und nicht nach der Tatsache, dass August es anscheinend spannend fand. Alles, was dieser Mann spannend war, bot Gefahren.
      "Ich mein, ich muss es nur angucken. Nicht anfassen. Wenn ich alles anfasse was ich untersuche ist es ein Wunder, dass ich noch alle Körperteile habe", versuchte er immerhin noch die Kurve zu kriegen. Die defensiv verschränkten Arme vor seiner Brust bewegten sich trotzallem nicht. "Also, so sieht es erst mal ziemlich... unauffällig aus..."


      Embers Wohnung

      Natürlich hatte auch Ember diese Parallele bereits gezogen. Dass sie plötzlich ähnliche Briefe wie Tallburn erhielt, war absolut kein gutes Zeichen. Auf der anderen Seite war das Volk unruhig und unsicher und ihr Name prangte fett unter der Ermittlung zum Tode eine Politikerin. Wenn die eine Anlaufstelle ausfiel suchte man sich notgedrungen die Nächste. Außerdem hatte das erste Opfer nicht diese Unmengen an Briefen bekommen. Wo lag der Unterschied von ihm gegenüber Tallburn? War es wirklich nur um den Einfluss gegangen?
      Ember schaffte gerade noch ein Schmunzeln bevor Ruairi seine Hand in ihren Nacken legte und sie wieder zu sich zog. Dieser Kuss war weniger sanft, trug mehr von dem Feuer in sich, das sie wie automatisch ausstrahlte, kaum war sie mit ihm allein und durfte sich in dem verlieren, was sie tat. So bekam sie nicht einmal mit, wie er ihr von seinem Stuhl aus ein wenig entgegen kam. Erst als er sich von ihr trennte und lautstark unter Protest des Stuhls wieder zurücksank fiel es ihr wahrlich auf. Sie leckte sich sogar noch über die Lippen während ihr Blick einen Augenblick lang ruhig auf dem Caster lag.
      "Ich möchte, dass du mir etwas versprichst."
      Wieder legte sie eine Hand an seine Wange und begann damit, sanft mit dem Daumen über die stoppelige Haut zu streichen.
      "Versprich mir, dass du nicht gegen den Richter ziehst weil ich meine Deadline nicht einhalten konnte. Sei schlauer als ich und reite dich nicht in halsbrecherische Angelegenheiten, ja?"
      Mittlerweile kannte sie ihn so gut, dass sie wusste, wie es ihn zerreißen musste, nichts für sie tun zu können. Doch es war ihr eigenes Schlamassel, dass sie sich eingebrockt hatte und zu wissen, dass er in die Bresche wegen ihr springen würde, konnte sie nicht ertragen. Das würde bedeuten, dass er sie nicht nur als eine kurzweilige Flamme sah. Obwohl... bei dieser Art der Überlegung wusste sie bereits, dass er sie so gar nicht sah.

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      Die Jugend...
      August fühlte sich schon immer recht alt in seinem Körper, aber so manches Mal erschien ihm doch die Tatsache befremdlich, dass keinerlei Spontaneität mehr in der heutigen Jugend vorhanden war. Jasper verwehrte sich des Amuletts wie der Teufel dem Weihwasser und doch war es unabdingbar, die Not und Angst der Dame zu lindern. Er würde lernen müssen...
      August griff nach dem Amulett und ließ es durch seine Finger wandern. Es kribbelte sanft und er hörte die Totenschreie der Seelen, die dort gefangen waren. Erst danach sah er Chambers an.
      "Ms Chambers, ich danke Ihnen", begann er und schob sie beinahe unendlich geschickt in Richtung der Tür. "Wir kümmern uns um Ihren Fall. Die notwendigen Daten hat Perley bereits erhoben und ich erstatte Bericht, sobald wir eine Ahnung haben, womit wir es zu tun haben."
      "Aber..."
      Sie wollte offensichtlich noch hier bleiben. Eine merkwürdige Sehnsucht spielte sich in ihren Augen wieder als sie August ansah. Als würde sie etwas suchen.
      "Kein aber. Ich insistiere, Ms Chambers", bekannte August lächelnd und nach einer weiteren kurzen Diskussion schob er die Tür hinter der Frau zu und seufzte.
      "Okay...", seufzte er und sah zu Jasper. "Geil? Wirklich? Du hast so viel Schauspieltalent wie eine Arschbacke eines Felsentrolls, Junge. Herrje..."
      Sachte wanderte er durch den Raum und wies Jasper den Weg. An der Westseite befanden sich weitere zwei Türen, die in die Wand des anderen Hauses zu gehen schienen. Als August sie öffnete offenbarte sich Jasper das Bild, das sich auch bereits Ember eröffnet hatte. Die Welt des Koffers.
      Die Wendeltreppe, die in den kreisrunden Raum führte, von dem eine Treppe in den Keller führte. Zu den Seiten des Runds befanden sich Kräuterlabor und eine weitere Nische, wo er diverse Daten zu Artefakten sammelte. An der Wand hing ein Schrumpfkopf, der jeden Schritt kommentierte den man tat, aber er war besser als nichts.
      August ging hindurch und die Treppe hinab, während er zu Jasper sah.
      "Eine Ahnung, was das ist?", fragte er und hielt das Amulett hinauf. "Schon mal was von einem Seelenkelch gehört?"

      Embers Wohnung

      Ruairi brauchte einen Moment, um sich von dieser verführerischen Geste zu erholen. Es verging in seinem Gefühl beinahe Stunden, in denen er die Hitze auf den Lippen noch spürte und sich fragte, was er nun tun sollte. Ja, es gab eigentlich nur eine Reaktion auf das was sie dort mit ihm machte. Auch wenn er sich ehrlich nach Alternativen umsah, um nicht verzweifelt und gar bedürftig zu wirken. Schweigend legte er eine Hand um ihre Hüfte und zog sie zu sich heran. Darauf achtend, nicht kaputt zu machen, zog er sie gemächlich auf seinen Schoß, damit sie es beide bequemer hatten und er die Berührungen genießen konnte.
      Doch lag eine Düsternis in ihren Worten, die er am liebsten hinfort gebrüllt hätte.
      "Du weißt, dass ich das nicht versprechen kann", wisperte er udn seufzte. "Ich würde mich zehn Richtern entgegen stellen und ich denke nicht, dass es anders wäre. Aber lustig, dass es gerade von der Frau kommt, die sich kopfüber in alle halsbrecherischen Abenteuer stürzt die sie finden kann."
      Man könnte meinen, dass sie sich nach einem grausigen Ende sehnte. Doch so etwas sprach er nicht aus. So was tat man nicht.

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      Missmut war das falsche Wort um zu beschreiben wie Jasper Stielaugen wuchsen. Keine zehn Pferde würden ihn dazu bewegen, das Ding auch nur zu streifen und August wickelte sich die Kette regelrecht um die Finger. Was auch immer das Ding zu tun vermochte, es schien zumindest nicht sofort das Leben zu fordern. Oder was auch immer zu fordern, das wusste der Junge schließlich nicht. Stattdessen sah er sicher von seinem Platz aus zu wie der Arkana geschickt die Frau aus dem Raum bugsierte und die Tür hinter ihr schloss. Erst dann trafen sich ihre Blicke erneut und Jasper setzte eine stoische Miene auf.
      "Was denn? Was erwarten Sie wie ich reagiere wenn ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde?", rechtfertigte er sich eher schwach und war kurz am überlegen, ob er seinem 'Ausbilder' wirklich folgen sollte oder nicht. "Ich weiß doch nicht mal, was das alles hier sein soll. Sollten Sie nicht eigentlich im Untergrund hocken und.... arkanamäßiges Zeug machen oder so?"
      Mittlerweile war er hinter August hinterher getrottet und musste ehrlicherweise kurz innehalten, als man ihm hinter eine unauffälligen Tür das Innere des für Ember bekannten Koffers präsentierte. Von hier sah man lediglich die Wendeltreppe, die verdächtig nach einem Möchtegerntreppenhaus von hier oben aus aussah. Es würde nicht mehr lange dauern, dann verstand auch Jasper den Zauber dahinter.
      "Woher soll ich wissen, was das ist? Ich hatte bis jetzt praktisch keinen Kontakt mit dem ganzen Magiescheiß. Ich weiß nur das Gröbste, was auch in den Medien rauf und runter geplärrt wird. Aber wenn ich den Namen richtig deute, dann stecken da Seelen drin, hm?"
      Er klang ein bisschen gehässig aber das war lediglich seine kindliche Reaktion darauf, seine Furcht und Unwohlsein zu kaschieren. Wieder haderte er mit sich als August einfach die Treppe runter verschwand, nur um einen Moment später ihm doch zu folgen. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich bevor er sachte die Stufen nach unten nahm und sich kurz vor dem Schrumpfkopf erschrak.
      Je weiter er nach unten kam, umso mehr fing sein Kopf an zu dröhnen. Als würde jeder Schritt ein Schlag auf einem Gong sein, den man in der Nähe seines Kopfes aufgestellt hatte. Unheimlich viele verschiedene Melodien und Töne begannen anzuschwellen, sodass er bei der viertletzten Stufe sich setzen und die Schläfen reiben musste. Wie eine defekte Glühbirne flackerten seine Iren unregelmäßig auf als könne sich seine Aura nicht wirklich entscheiden anzuspringen oder nicht.
      "Die Frau da eben hat also... meine Fresse... hat aus Versehen die Seelen der Typen mit dem Ding da eingesaugt oder was?", setzte er erneut an um den Willen an der Teilhabe einer Unterhaltung zu zeigen. Seine Worte waren jedoch eher gepresst und er gab unverständliche Geräusche von sich während er halb zwischen zusammengekniffenen Augen und neugierigem Umschauen schwankte.


      Embers Wohnung

      "Vielleicht bin ich ja auch einfach ein Adrenalinjunkie?"
      Ember hatte sich von Ruairi auf dessen Schoß ziehen lassen und ließ es sich nicht nehmen, sich nicht brav und anständig zu setzen. Stattdessen hatte sie eines ihrer Beine über seine geschlagen und sich rittlinks auf ihn gesetzt. Mit den Worten hatte sie versucht, die Stimmung etwas aufzulockern, nur schlug es bei ihr nicht wirklich an und sie verfiel wieder in ein musterndes Schweigen. Hätte sie stolz sein sollen, dass sie seine Einstellung richtig vorausgesagt hatte? Dass er laut seinen Worten wirklich so viel für sie tun wollte? Oder sollte sie lieber darüber erschüttert sein, dass dieser Mann nach ihrer kurzen Bekanntschaft schon so weit gehen würde? Erst recht kurz nachdem er sie des Lügens bezichtigt hatte als sie die Rolle seiner Schwester aufgedeckt hatte.
      Nach einer Weile nahm Ember einen tiefen Atemzug und schlang die Arme um Ruairis Schultern. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, ihre Stirn legte sie oberhalb seines Schlüsselbeines ab. Sie hatte die Augen geschlossen als sie, gedämpft durch seinen Körper, wieder anfing zu reden: "Wenn ich ständig alles so ernst nehme, wie manche es tun, dann kann ich meine Arbeit nicht mehr richtig machen. Wenn ich bewusst daran denke, dass dir, einem S-Klasse Caster, diese Aura solche Angst einjagt, würde ich einfach in Panik verfallen. Ich würde aus der Wohnung flüchten und nicht mehr drauf klar kommen, dass ich bewusstlos mit dem Gör in einem Raum gewesen bin. Wenn ich daran denke, dass in knapp zwei Wochen ich einem Kjetil Prestegard mit leeren Händen und keinem Schuldigen gegenübertreten soll, dann würde ich mich am liebsten jetzt schon von einer Brücke werfen."
      Sie machte eine Pause und atmete gleichmäßig weiter.
      "Ich kann meine Angst nicht Überhand nehmen lassen. Dann lähmt sie mich und macht mich noch handlungsunfähiger als ich es ohnehin schon bin. Ich muss es als beiläufig abtun, um den Fokus nicht zu verlieren. Verstehst du das? Und wenn ich dann daran denken soll, dass meine Unfähigkeit dazu führt, dass dir Leid widerfährt... Nein. Das geht nicht. Das kann ich nicht."

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