Dusk & Dawn [Asuna & Nico]

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    • Nachdem August das Telefon wieder aufgelegt hatte, setzte er es sorgsam auf den Tisch und gab dem Gerät tatsähclich noch einen Klaps mit. Als sei es ein guter Freund betrachtete er es liebevoll, ehe er sich Sallow wieder zuwandte.
      "Zauberer!", sagte er. "Wir tun sowas. Versuchen Sie sich nicht, Ihre Hose nass zu machen. Ich werde Ihnen schon nicht die Bude abreißen. Habe auch nicht vor, weiterhin Gäste in diese Behausung einzuladen, aber wie Sie sehen, hat man mir vom staatlichen Vollzug nicht allzu viel an Zeug gelassen. Also muss ich es mit mir herum schleppen...Und glauben Sie mir: Das ist alles andere als angenehm!"
      Zum Beweis hielt er seinen merkwürdigen Koffer in die Höhe, der noch immer an einer Ecke leicht zuckte. Ein Fausthieb gegen das alte, bereits eingerissene LEder beendete den Spuk.
      "Nun...Zurück zu Ihren Fragen", kündigte er an und wandte sich ihr nun ganz auf der Couch zu, indem er die Beine genau anders herum übereinander schlug. "Ihc liebe gute Fragen, Sie auch? Sie machen eine Unterhaltung ganz wunderbar unterhaltsam, nicht wahr?
      Zu dem Namen: Sagen wir einfach, ich habe mich in meiner wilden Jugendzeit einmal dem Falschen an die Karre gepinkelt, um es im Neuenglischen zu sagen. Dieser hat mir unter Umständen und aus Gründen, die beinahe rein gar nichts mit mir zu tun haben, das Verbot erteilt, jemals wieder den Untergrund zu betreten. Das Schöne war: Er wusste weder wie ich aussah noch wie meine Stimme klang. Und alle die es wusste, sind freilich auf merkwürdige Arten und Weisen von uns gegangen. Der Letzte - soweit ich weiß - aufgrund einer explodierenden Katze."
      Er legte den Zeigefinger an das Kinn und tat eine Sekunde so, als würde er angestrengt überlegen, ehe sie mit ihrer Frage zu seiner Magie herausrückte. Foremar hatte sich schon gefragt, wann diese aufkam und eine Antwort zurecht gelegt, die sie mehr als deutlich abweisen wollte. Allerdings war sie noch nicht bis in den letzten Rest des VEständnisses vorgedrungen, weshalb er es bei einem Achselzucken beließ. Die alte Schwäche...
      Er kam ins Plaudern, wenn man über MAgie sprach...
      "Es fühlte sich nciht nur so an", murmelte er und grinste. "Ich habe ihn zersetzt. In seine Atome und Einzelteile zerlegt und absorbiert. Im Grunde eine recht einfache Aufgabe, wenn man den Aufbau eines magischen Konstrukts versteht. Als würde man ein Auto auseinander bauen. Das Problem ist vielmehr, die Masse an Aura zu kalkulieren, die es braucht, um die freigesetzte Energie aufzunehmen.
      Zu den Castern: Sie wundern sich allen Ernstes, dass diese Dilettanten von der Rolle sind? Ihr System bildet Caster bis zu einer Güteklasse von B aus. Wenige schaffen es in den A-Rang. Ganz ganz wenige befinden sich im S-Rang, aber ich glaube außer dem Anführer der Caster-Abteilung gibt es kaum einen Zauberer, der die Doppel-S-Klasse erreicht. Die Schilde, die vorhin hochgezogen wurden, hätten nicht mal einem Husten von mir standgehalten. Und vielleicht könnte es daran gelegen haben, dass sie für eine Sekunde das Gefühl hatten, nackt in einem Schneesturm zu stehen."
      Das Grinsen war nicht von seinem Gesicht gewichen, auch wenn er es wollte. Die Vorstellung war einfach zu komisch.
      "Wollen Sie mir erzählen, weshalb diese Hütte hier aussieht wie der Wartesaal eines Krankenhauses?"

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    • "Eine explodierende... Katze?"
      In Embers Blick war eine abstruse Mischung aus Mitleid für das Tier, Überraschung aufgrund der Methotik sowie Abscheu dank ihrer lebhaften Fantasie zu lesen. Wie kam man denn auf die Idee, eine Katze als wandelnde Bombe zu missbrauchen?
      "Absorbieren wie in sich aufnehmen und anders nutzbar machen oder wie in aufnehmen und Art der Wirkung übernehmen?"
      Eine pikante Frage. In der Vergangenheit hatte es einen Fall gegeben, von dem sie allerdings nur gelesen hatte, in dem ein minderbemittelter Rogue nur deswegen etliche Caster in ihren Rängen hatte dezimieren können weil er auf die gleiche Art Magie aufgelöst hatte. Anstatt sie einfach nur zu zersetzen, machte er sich die gewirkten Zauber zu nutze und warf sie wie ein Spiegel um sich. Das hatte den armen Mann auf ein Level gehoben, das ihm eigentlich nicht anrechenbar gewesen sein musste und ihn auf Lebenszeiten in Evenstar untergebracht. Wo sich die Detective gerade richtig entsinnte - weder hatte sie seinen Namen in der Liste der Insassen des Gefängnisses gelesen noch sonst etwas von dem Mann gehört. Als sei er einfach von der Bildfläche verschwunden.
      "Und ich betone nochmal: Es ist weder mein System noch lobe ich es in den Himmel. Hören Sie einfach damit auf, mich in eine Schublade zu stecken so wie Sie es mir unterstellen."
      Unlängst hatte Ember August bereits gedanklich aus ihrer ursprünglichen Schublade gekramt und ihm eine eigene kleine Schachtel zurecht gemacht. Fehlte nur das das Schleifchen drum herum.
      Aus dem Augenwinkel warf Ember August einen Blick zu. Sie hatte ihre Nase in den Untiefen ihrer Kaffeetasse verschwinden lassen um den für sie unheimlich beruhigenden Geruch in sich aufzunehmen. Außerdem musste sie dann nicht darauf achten, was für Grimassen sie schnitt. Das Grinsen, das jetzt in seinem Gesicht prangte, reichte bis hoch zu seinen Augen. So sah echte Belustigung bei ihm also aus.
      "Eigentlich könnte ich nun das gleiche Spiel spielen wie Sie. Sie antworten auch nicht auf alle meine Fragen, warum sollte ich das dann tun? Außerdem", schon fast quälend langsam erhob sich die Frau aus dem Stuhl, um die leere Tasse zurück in die Küche zu bringen, "bin ich schon fast geneigt zu behaupten, solche Lappalien interessieren Sie nur geringfügig."
      Mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht stellte sie die Tasse an der Spüle ab. Ihr Blick glitt zu ihrer Hand, die vorhin noch von den Schnitten gekennzeichnet waren. Im fahlen Licht der Küchennische, sie hatte das Licht einfach ausgelassen, wirkten die roten Striemen als stumme Zeugen ungesund rot auf ihrer Haut. Was man wohl noch alles mit der Magie anstellen konnte...

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    • August begann leise zu kichern, als sie die Katze ansprach.
      "Ja, eine explodierende Katze, tihihihi. Wobei technisch gesehen war es keine Katze. Es war vielmehr ein Beschwörungskonstrukt mit dem Aussehen einer KAtze. So konnte sie ihm wenigstens noch einen schönen Tag wünschen, ehe sie hochging. Hat das Marktviertel da unten ziemlich verwüstet, aber seitdem gibt es Fleischspieße dort unten. Essen Sie sie niemals!"
      Den letzten Teil sprach er mit ungeahntem Ernst aus und lehnte sich wieder zurück, um ihre BEtonung zu hören. Es war erstaunlich, wie sie immer wieder darauf ansprang. Als wolle sie sich wirklich widersetzen. August fragte sich, wie lange diese ENtschlossenheit hielt, wenn man sie auf die Probe stellte.
      "Sie mögen nicht die Urheberin des Systems, doch noch sind Sie Teil davon. Also wird es so lange Ihr System bleiben. Zumindest mit meinem Kopf.."
      Er machte ein merkwürdiges kieksendes Geräusch am Ende, fühlte sich aber pdelwohl in der Unterhaltung.
      "Ich bitte Sie...", empörte er sich. "Wie können Sie behaupten, dass mich Ihr Leben nicht interessieren würde, Ms Sallow? Ich meine, Sie sind offenbar leidlich talentiert in der Polizeiarbeit, neigen zu Kurzschlusshandlungen und fragwürdigen Entscheidungen, wie einen Mörder in Ihr Haus zu lassen, aber sonst erscheinen Sie mir durchaus faszinierend. Ich könnte auch die Fragen stellen, warum hier alles nach einem KRankenhaus aussieht bis auf diese Couch, die mein durchweg attraktives Hinterteil umschmeichelt. Da sie alt ist und - mit VErlaub - durchgesessen, gehe ich hier von einer emotionalen Komponente aus."
      Er hatte lauter gesprochen, da sie den Raum erneut verlassen hatte.
      Unfreundliche Frau. Mitten in einer Unterhaltung aufzustehen... Nun ja, Foremar nutzte die Gunst der Stunde und ließ das Telefon wieder ins einer Zwischendimension verschwinden, ehe er sich erhob und ziellos durch den Raum wanderte.
      "Aber Sie haben Recht", bestätigte er. "Sie könnten das Spiel genauso spielen. Und mit der Zeit erfhare ich zumeist, was ich wissen möchte. Eine andere Frage: Haben Sie wohl einen Fernseher? Ich liebe romantische Dramen und Daily Soaps und ich habe gefühl 4.000 Folgen von Downton Abbey verpasst. Haben Sie Netflix?"
      Seine Augen leuchteten gerade zu, als er die nicht vorhandene Frau im Raum suchte. Langsam wanderte er in Richtung der Küche, um ihre Antowrt zu hören.

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    • Als wenn die Detective auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, im Untergrund auch nur einen Happen zu essen.
      "Kurzschlusshandlungen? Dass Sie Ihren Arsch gerade auf meiner Couch haben war tatsächlich so kalkuliert. Zwar der unwahrscheinlichste Ausgang, aber ganz sicher nicht als Kurzschlusshandlung geplant."
      Aus dem Augenwinkel sah Ember eine Bewegung im Wohnzimmer. Kurz schoss ihr Blick zu August, der sich schon wieder in ihre Richtung schob. Wenn sie etwas hätte bennenen sollen, das sie störte, dann dies. Sie konnte wunderbar aus der Nische mit ihren Gästen im Wohnzimmer sprechen. Sofern sie denn mal welche hatte und darüber hinaus zum Reden aufgelegt war. Es bestand keine Notwendigkeit, ihrem Weg Folge zu leisten. Zumindest in der Auffassung der Detective.
      "Vielleicht ist die Couch mein einziger wahrer Freund", gab Ember ironisch auf die Frage nach dem Möbelstück zurück.
      Als sie mit ihrem üblichen Tempo aus der Nische kam, prallte sie fast gegen August, der entlang der Wand zur Küche gewandert war. Scharf zog Ember die Luft ein, als sie abrupt stoppte und direkt drei Schritte rückwärts machte.
      "Wenn Sie keinen Fernseher sehen, wird hier auch wohl keiner sein." Sie musste unbedingt noch ihre Schuhe loswerden. In dem Chaos hatte sie gar nicht darauf geachtete, dass sich bereits dunkle Spuren dank des ewig miesen Wetters Londons auf dem Boden angesammelt hatten. Was wiederum Wischen bedeutete. Sie hasste wischen.
      Normalerweise hätte Ember August jetzt darauf hingewiesen, die Pfoten von ihrem Büro und dem darin verwahrten Laptop zu lassen. Da sie aber vermutete, dass er es dann erst recht täte, schluckte sie die Bemerkung hinunter.
      "Also einen Fernseher haben Sie nicht in Ihrer Kammer des Nebels oder wie?"
      Flott schob sie sich an August vorbei hin zur Wohnungstür. Dort setzte sie sich auf den Boden und löste die Schnürrsenkel ihrer Halbstiefel. Für sie mochte es nicht so wirken, aber es sah durchaus befremdlich aus, wie eine Frau Mitte dreißig einfach auf dem Boden saß und sich dort ihre Schuhe auszog. Jeder hatte seine seltsamen Momente.
      "Es wäre übrigens fantastisch, wenn Sie Ihre Schuhe ebenfalls hier ausziehen. Das scheiß Wetter in London zwingt mich immer zum Wischen. So lästig." Sie hörte selbst, dass die Art, wie sie redete, sich änderte. Das war der Unterschied zwischen der privaten und der geschäftlich-professionellen Ember.

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    • Foremar machte einen missbilligenden Klicklaut mit seiner Zunge, als er erfuhr, dass es keinen Fernseher gab. Erst besaß er kein Bett und dann keine Glotze. Das Leben war am Ende. Das war's. Er musste scheiden.
      Beinahe enttäuscht wollte er sich bereits herumdrehen und zurückwandern, da Sallow aus der Küche geschossen kam und ihn beinahe umrannte.
      "Immer mit der Ruhe, Fury", murmelte er und hob sich ergebend die Hände."Sie brauchen keine Angst zu haben. Wenn ich Sie hätte töten wollen, wären Sie es bereits."
      Die letzte Worte waren wieder mit einem kalten Lächeln unterlegt und beinahe elegant schlug er die Haare mit einem kurzen Rucken seines Kopfes zurück, ehe er sich herumdrehte und zurück durch das Wohnzimmer stiefelte.
      "Sie hatten also geplant, mich auf Ihrer Couch zu haben. Meine Liebe, das hätten Sie doch viel einfacher haben können. Zumeist bin ich für Schmeichelei sehr empfänglich"; kicherte er und zog kurzerhand die Sonnenblende, die noch immer den Raum verdunkelte, hinauf. Einfach um ein wenig Licht in dieser Bruchbude zu sehen. Er hatte lange genug die Keller von Evenstar ohne Licht begutachtet.
      "Kammer des Nebels? Hat man SIe zwischenzeitlich zum Ritter geschlagen?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. "Zur Information: Es ist eine ZWischendimension, gelegen zwischen dem hier und dem Dahinter. Dort lagere ich nützliche Sachen, aber leider keinen Fernseher. Denn dieser sollte in der heutigen Zeit Standard sein und es sollte möglich sein, jederzeit seine Lieblingsserien zu schauen!!!"
      Er hatte sich regelrecht in Rage geredet, ehe er die Faust vor dem Fenster hob.
      "Ich träume von einer Welt, wo ich in einem Pancakeladen sitze und meine Lieblingsserie schauen kann, um sie daheim auf dem Lokus erneut weiterzusehen. Bingewatching für die Welt!!!!"
      Anschließend wandte sich Foremar um und sah sie an.
      "Denken Sie nicht auch, ich sollte Politik machen? Ich sähe toll auf einem Wahlplakat aus."
      Noch ehe er eine Antwort erwarten konnte, sah er ihr mit schiefgelegtem Kopf zu, wie sie sich auf den Boden setzte und ihre Schuhe auszog, die offenkundig den gesamten Boden verdreckt hatten. Seine waren immerhin aus seinem Kof- Oh, nein, sie verdreckten die Wohnung auch.
      Mit einem Schnippsen verschwanden die Schuhe und eine weitere Geste mit der Hand erfolgte, ehe sich die Dreckpartikel auf dem Boden zu zersetzen schienen und in Richtung seiner Hand schwebten, wo sie in schwarzem Nebel vergingen.
      "So. Geputzt", kündigte er an und grinste breit. "Kommen Sie schon...Geben Sie zu, dass ich nützlich bin!"

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    • "Übrigens rempel ich einfach ungern andere Menschen an", rief Ember zu August hinüber, als sie ihre Stiefel zur Seite stellte und sie an der Fußmatte etwas abwischte. Nächstes Mal würde sie sich einen Arbeitsplatz suchen, wo es weniger regnete. Dann warf sie leicht genervt den Kopf in den Nacken und starrte die Decke an, als sie weiter laut sagte: "Mit Schmeicheleien bekomme ich niemanden aus dem Gefängnis. Und ich sagte Kammer des Nebels an Anspielung an Harry Potter. Wer mag die Reihe denn nicht?"
      Seufzend schwang sich Ember wieder auf die Beine. Gedanklich setzte sie zumindest ein Tablet auf die Liste, wenn sich ihr ungebetener Gast gut anstellte und eine Belohnung verdiente. Vielleicht hielt er dann auch einfach nur sein Mundwerk etwas länger als jetzt gerade.
      Als sie sich umdrehte und eigentlich das Ausmaß an Dreck erfassen wollte, hatte er sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Fassungslos starrte sie den nun sauberen Boden an, dann Augusts besockte Füße und schlussendlich sein Gesicht. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Das war zuviel des Guten. Plötzlich lachte Ember, das in manchen Ohren vielleicht etwas hysterisch klang, aber durchaus ernst gemeint war. Sie hielt sich umgehend die Hand vor dem Mund, damit nicht jeder das fette Grinsen in ihrem Gesicht sah. Jetzt hatte sie nicht nur einen Massenmöder in ihrem Haus, nein, es putzte es auch noch. Wunderbar. Wurde immer besser.
      "Zugegeben", brachte sie zwischen zwei Lachern hervor, "wischen können Sie zweifelos. Vielleicht erbarme ich mich und bringe Ihnen ein Tablet, damit Sie was-auch-immer schauen können."
      Mühsam strich sie ihre Lachfalten mit der Hand glatt. Nach einem weiteren Atemzug hatte sie sich wieder gefangen, doch das Lachen hatte ihr Gesicht merklich entspannt und angestrengte Falten genommen. In dem Zuge zog sie sich auch das Gummiband aus den Haaren, sodass ihre silberne Haarpracht sich auffächerte und um ihren Nacken legte.
      "Und nein, Sie sollten keine Politik machen. Sonst kommen später Ihre Fanatiker auf die gleiche Idee und mieten sich bei Polizisten ein oder so."
      Eine Andeutung von Lächeln konnte Ember trotz allem nicht aus ihrem Gesicht verbergen. Gut. Dann musste sie jetzt nur erst mal ein paar Fronten klären. So schnell bekam sie keine zusätzliche Matratze hierher. Also mussten sie sich eine Notlösung bis morgen ausdenken.
      Warnend richtete Ember einen Finger auf August. "Sie bleiben schön im Wohnzimmer und warten da. Ich meine, ich hab zumindest noch eine Tagesdecke oder so im Schrank." Mit diesen Worten fische Ember beiläufig und ungesehen den versteckten Schlüssel zu ihrem Schlafzimmer hervor, um die Tür aufzuschließen und im Schrank nach der besagten Decke zu suchen. Sie musste sich bis ganz oben recken. Tatsächlich lag in der hintersten Ecke besagte Decke, die sie schließlich zu packen bekam und aus dem Schrank zog. Damit bewaffnet kam sie zu August zurück und warf sie ihm zu. "Für den Anfang. Morgen schaue ich nach was anderem."

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    • Oho, dachte August bei sich und stemmte die Hände in die Hüften. Es lachte.
      Das war immerhin mehr Mimik, als er ihr anfangs zugestanden hatte. Und ehrlich gesagt mehr Gefühlsleben, als er vermutet hatte. Wenn man sich diese Bruchbude so ansah, zeugte sie entweder von einem klaren, aber verletzten VErstand oder von einer ausgeprägten Messi-Natur. Beides hätte er sich an er silberhaarigen Polizistin vorstellen können. Aber tatsächlich ein humorvoller Mensch? Nie im Leben! Auch wenn er nicht verstand, weshalb sie in eine Art hysterisches Gelächter ausbrach, zuckte er die Achseln und wartete geduldig, bis sie sich von ihrem Lachkrampf erholte.
      "Ein Tablet wäre eine wunderbare Idee", stimmte er mit leuchtenden Augen zu. "Aber eine Sache verstehe ich nicht: Wer oder was ist ein Harry Potter und warum gibt es eine ganze Reihe von diesem? Soltle ich das kennen?"
      Als sie ihre Haare öffnete kam er nicht umhin, ihr Gesicht noch einmal neu zu betrachten. Nicht, dass er unbedingt Neues darin gefunden hätte, aber zumindest wirkte sie anders. Er selbst schlug seine störrischen Haare zurück und sah sie an.
      "Sie sollten Ihre Haare öfter offen tragen", bemerkte er. "Sie sehen damit jünger aus und nicht wie meine Englischlehrerin. Und was meinen Sie mit Fanatikern? Ich habe weder Anhänger noch Fanatiker. Fans, vielleicht. Menschen, die mir im Gefängnis Briefe schrieben, die ich als Klopapier oder Feuerzunder verwendete, aber keine Fanatiker."
      Während sie ihn wie einen Hund zu warten hieß, seufzte er. Was hatte diese Frau nur an sich, dass sie derlei Vorsichtsmaßnahmen ergriff? Sicherlich, er war ein begnadeter Zauberer mit phänomal, fast kosmischen Kräften (es fühlte sich an, als habe er diesen GEdanken gestohlen..), aber dennoch hielt er sich selbst für ein recht umgängliches Kerlchen. Das Klicken des Schlosses rührte von einem Schlüssel daher, so viel war sicher.
      als sie wieder um die Ecke schoss, fing er die Tagesdecke, die zwar sauber war, aber ein wenig merkwürdig roch, auf. Mit leichter Abneigung sah er zu der Decke und der durchgelegenen Couch, ehe er sie wieder ansah und so bedröppelt wie ein Pudel im Regen dastand.
      "Ähm...Danke, denke ich?", sagte er und warf die Decke auf das Sofa, das seine Nachtstatt werden sollte.
      "sagen Sie mir: Weshalb schließen Sie Ihr Schlafzimmer besser ab als Fort Knox?"
      Während er fragte, legte er die Decke aus und sah Sallow nicht einmal an. Er wollte es beiläufig klingen lassen, obgleich er ein größeres Interesse an dieser Info verfolgte.

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    • "Aha? Wenn ich wie Ihre Lehrerin aussehe könnte das erklären, warum Sie mich manchmal so seltsam ansehen."
      Jeder würde einen ehemaligen Lehrer auf diese eine ganz spezielle Art und Weise angucken. Manchmal war man von diesen Menschen auch einfach so hart traumatisiert, dass man reflexartig eine Aversion gegen Mitmenschen aufbaute, die jenen ähnlich waren. Dass August aber noch nichts von J. K. Rowling gehört hatte, amüsierte Ember insgeheim viel mehr.
      "Jede Frau sieht mit offenen Haaren jünger aus. Das ist der Trick dahinter", meinte die Detective schlicht. Die Wahrheit hinter dem strengen Zopf war zweierlei Dingen geschuldet; Zum einen hasste sie es, wenn sie sich ihre kurzen Haare ständig aus dem Gesicht streifen musste, wenn sie draußen unterwegs war. Zum anderen wirkte sie, wie August ganz richtig erkannt hatte, damit älter und machte es ihr ein wenig leichter, in der mit Männern überlaufenen Domäne Fuß zu fassen. Schließlich war sie meist mindestens einen Kopf kleiner als ihre Kollegen. Selbst August überragte sie deutlich, sehr zu ihrem Missfallen. Wenn sie einen Aspekt an ihrem Körper bennen sollte, den sie ändern würde, dann wäre es ihre Körpergröße.
      Bei der Bemerkung des Rogues hinsichtlich seiner 'Fans' warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu. "Sollte man sich nicht geschmeichelt fühlen, wenn man Post von Fans bekommt? Streichelt doch sicherlich Ihr Ego."
      Sicherheitshalber schloss Ember die Tür zu ihrem Schlafzimmer wieder sorgfältig ab und versteckte den Schlüssel. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte August die Tagesdecke gerade weggeworfen und sah wirklich nicht begeistert aus. Gemächlich und ohne sie eines Blickes zu würdigen legte er die Decke aus für sein provisorisches Nachtlager. Mit verschränkten Armen lehnte sich Ember an die Wand und beobachtete August dabei, wie er penibel die Falten in der Decke glatt zog.
      "Ich wiederhole mich. Es gibt Dinge, über die man mit Fremden nicht spricht. Das zählt dazu. Aber es wäre schön, wenn Sie meine Couch nicht so heruntermachen würden. Sie ist das einzige Stück, das mich seit je her treu begleitet."

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    • August überlegte einen Moment spielerisch, indem er sich theatralisch einen Finger ans Kinn legte.
      Für einen Moment - und nur den Bruchteil einer Sekunde - sah der Magier unter den ausgezehrten Wangen und dennoch lebhaft leuchtenden Augen um beinahe zehn Jahre jünger aus. Als hätten ihn die Mauern von Evenstar nicht nur seine Nerven sondern gleichsam auch seine Lebenskraft geraubt. Schweigend sah er in der Gegend umher, ehe er sie wieder ansah und schief angrinste.
      "Vermutlich. Ich mochte meine Englischlehrerin nie. Sie war eine strenge, alte Frau, die mich schlug, wenn ich zauberte", erinnerte er sich ehe er die Schultern zuckte und sich wieder der Tagesdecke widmete.
      "Ein Trick, ich verstehe...", murmtelte er. "Sie hatten es schwer, nicht wahr? bei der Polizei meine ich. Hab die Blicke gesehen, die man Ihnen zuwarf. Waren nicht nett, nein nein..."
      Er sprach eigentlich mehr zu sich selbst und Feststellungen aus, als dass er fragte. Es war offensichtlich, dass Sallow einige schwere Jahre durchgemacht haben musste. Ein abgeschlossenes Schlafzimmer, eine karge unpersönliche Wohnung und ein Sofa, das der treueste Freund zu sein schien, waren kein Indiz für eine gesunde VErgangenheit. So viel stand fest. Aber wer war er zu urteilen? Er lebte aus einem Dimensionskoffer und trug die Namen seiner besten Freunde auf den Rippenbogen tätowiert. Wohl wissend, dass sie ihn niemals mehr anlächeln oder anrufen würden.
      "Ich fühlte mich nicht geschmeichelt", sagte er mit grimmiger Stimme, während er aus dem Fenster sah, nachdem er die Decke fertig ausgebreitet hatte. Er hielt den Rücken ihr zugwandt, sodass sie den gramerfüllten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Zumindest dachte er es. "Fans zu haben, die einen Mörder verehren? Eine Welt, wo man die Heiler tötet und die Mörder verehrt will ich nicht leben. Und ich will auch keine Fans oder Bewunderer, die nur wissen wollen, wie ich es anstellte. Wenn es alle wissen wollen, werde ich ein Buch schreiben. Aber den Grund, das Motiv und auch die Ideologie hinter der ganzen Sache vorher ist diesen Dilettanten doch gar nicht mehr geläufig. Also nein...Ich wünsche keine Verehrer. Ich habe es sogar lieber, wenn man mich hasst."
      Anschließend drehte er sich um und trug dasselbe schalkhafte, kalte Gesicht auf, das er vorher hatte. Ein schiefes Grinsen umspielte seine Lippen und er nickte ihr zu.
      "Gut, ich verstehe. So soll es sein", sagte er und wies auf die Couch. "Ich lasse sie in ruhe."

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    • "Sagen wir es mal so: Wenn Sie als blauäugiges junges Ding in einer erstaunlich harten Belegschaft anfangen und über die Zeit noch Erfolg haben, dann ernten Sie böse Blicke. Sie wollen keine Fans, die einen Mörder verehren, ich will keine Kollegen, die mir den Weg ebnen um mir hinter der nächsten Ecke eine Fallgrube zu bauen."
      Insbesonder die Anfangszeit ihrer Karriere war nichts, womit sich Ember rühmen wollte. Nicht nur, dass man es schamlos ausgenutzt hatte, dass sie eine junge Frau mit Ambitionen gewesen war. Sie hatte es sogar soweit kommen lassen, dass sie für ein wenig Anerkennung fast alles getan hatte. Zu diesem Tiefpunkt war sie nie wieder zurückgekehrt. Dass sie dann auch noch ihren damaligen Vorgesetzten für Nötigung und Missbrauch drangekriegt hatte, war ein weiterer Grund für die bitterbösen Blicke. Man zeigte niemanden aus den eigenen Reihen an. Egal warum.
      Als sich August ihr mit seinem gewohnten schiefen Grinsen zuwandte, war ihr Ausdruck kühl und berechnend. Es zeichnete sich eine Frage in ihren Augen ab, der sie nicht nachzukommen schien. "Ich frage mich, ob Sie mich jemals in die Gründe für Ihr Handeln einweihen. Es ergibt auffallend Sinn, warum man Sie als brilliant beschreibt. Wie Sie Ihren Worten Ausdruck verliehen - wenn man es nicht objektiv betrachtet, sind Sie wirklich schwierig zu deuten."
      Es vergingen ein paar Sekunden bevor Ember den Mund aufmachte, um ihren Worten noch etwas hinzuzufügen, da durchbrach die Klingel der Tür die Stille. Ember schreckte unfassbar zusammen und verlor dabei fast ihren Halt an der Wand. Strauchelnd kam sie an der Tür an, allerdings nicht ohne August mit den Fingern zu gestikulieren, er solle schön außer Sichtfeld bleiben. "Nicht vergessen, Sie sind eine Schutzperson. Also wegbleiben aus dem Sichtfeld!"
      Noch bevor die Detective die Tür aufmachte hatte sie ihre Haltung zurückgewonnen. Vor der Tür stand eine Frau in Embers Alter mit dunkler Hautfarbe und hatte das schwarze, schulterlange krause Haar in eine kleine Ananas auf ihren Kopf verwandelt. In ihrer linken Hand trug sie eine Einkaufstausche aus braunem Papier. Eine viel zu große Brille verdeckte die dunklen Rehaugen, die ihrem Gesicht eine regelrecht niedliche Anmutung verliehen. Tarah war größer als Ember, aber definitiv auch kräfter. Sie liebte gutes Essen.
      An ihrer rechten Hand tanzte jemand ungeduldig umher und riss sich von ihrer Mama los, um sich an Tante Emmys Beine zu werfen.
      "Heeey, little Miss Sunshine", begrüßte Ember Tarahs Tochter Kumilah, ein 7-jähriger Sonnenschein, wie ihr Spitzname verriet. Auch wenn sie selbst keinen Kinderwunsch hegte, das kleine Mädchen trieb ihr doch immer ein ungezwungenes Lächeln ins Gesicht. "Hast du deiner Mama auch schön dabei geholfen, alles von der Liste zu finden?"
      Kumilah plusterte sich auf und klopfte sich stolz vor die Brust. "Ich habe die Eier heile bis zum Auto getragen! Bei Mama gehen die so oft kaputt."
      Tarah klickte nur mit der Zunge, stellte die Tasche vor der Tür ab und kramte ihr Portemonnaie hervor. Schnell hatte sie in ihrer totalen Ordnung den Kassenbon gefunden und ließ ihn in der Tüte verschwinden. "Alles drin, was du wolltest. Wen hast du dir dieses Mal an den Hals geladen? Will ich das wissen? Nein will ich nicht, richtig?" Ein wissendes Lächeln erschien auf den vollen Lippen ihrer besten Freundin.
      "Nope. Besser nicht. Das wäre nicht gut für seine Gesundheit."
      "Emmy hat Besuch?", trällerte das kleine Mädchen plötzlich und lugte um Embers Beine herum.
      "Jap, aber der ist zu alt für dich zum Spielen. Wir spielen das nächste Mal, ja?"
      Auch Tarah kam nicht herum einen Blick in die offene Wohnung zu werfen. Da sie nichts diesbezüglich sagte, schien August tatsächlich brav an seinem Ort festzuhalten. "Weißt du schon wie lange es dauert? Ist es was großes?"
      "Keine Ahnung, wie lange es dauert. Aber was großes ist es, kann man so sagen. Ich würde dir ja gerne die Floskel an den Kopf werfen und sagen, wenn du innerhalb einer Woche von mir nichts hörst, dann... naja. Du kennst das ja." Beide Frauen grinsten sich an. Ja, sie kannten das Spiel nur zu genüge.
      Da erklang ein undefinierbares Geräusch hinter Ember in der Wohnung. Sie widerstand den Drang, sich umzudrehen und zu schauen, was es war. Das galt allerdings nicht für das kleine Mädchen, das von dem Geräusch wie magisch angezogen wurde. "Das hat aber geknallt", staunte Kumilah und war im nächsten Augenblick an Ember vorbei in die Wohnung gerannt.
      Ember hatte vergessen, dass sie neugierige Kinder doch nicht mochte.
      Hastig machte sie auf dem Absatz kehrt und versuchte, ihre aufkeimende Sorge zu vertuschen. Kumilah kannte August nicht als den Massenmörder aus den Medien. Tarah hingegen schon.
      "Warte kurz, ich hol sie", sagte Ember und warf die Tür einfach hinter sich zu.
      Als sie ins Wohnzimmer stolperte sah sie Kumilah, die August anstarrte. Das Mädchen hatte ihr den Rücken zugewandt, sodass Ember nicht sehen konnte, was in ihrem Gesicht geschrieben stand. Was ihr viel größere Angst machte war die Unwissenheit darüber, wie August auf Kinder reagierte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August nickte zu ihrer letzten Ausführung und konnte sich seinen Teil soweit denken. Sie hatte offenbar etwas getan, was gegen diesen lächerlichen Kodex verstieß. Soweit er wusste, waren Polizisten der Met ein in sich verschworener Haufen. Für derart böse Blicke musste sie einiges getan haben.
      "Ich würde mich selbst nicht als brillant beschreiben", murmelte er und wollte anschließend noch einen Satz hinterher rücken, als die Klingel ihr trautes Zweisamsein unterbrach. Die Situation, wie Sallow ihre Ruhe und Contenance verlor und beinahe fahrig mit den Händen zu gestikulieren begann, brachte ihn regelrecht zum Lachen. Das Lachen brach ich sich einem kurzen, lauten und hellen Ton nach außen und überflutete ihn.
      Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er ihr in die Parade fahren wollte. Immerhin konnte er den Spaß noch ein wenig ausweiten, doch ihre Panik schien beinahe echt zu sein. Schweigend hob er zustimmend die Hände als würde er sich ergeben und verschwand beinahe augenblicklich aus dem Sichtfeld der Tür, indem er sich weiter in das Wohnzimmer zurück zog.
      Es war unvermeidlich, das Gespräch an der Tür nicht zu hören. Die andere Stimme klang freundlich und beinahe vertraut in Augusts Ohren. Doch bemerkenswerter war Sallows Stimme. Sie verlor ihre Rauheit, die Kühle und die Vorsicht in ihren Sätzen. Vielmehr wirkte es so, als würde sie mit einem jungen Mädchen beinahe auf gleichem Niveau sprechen. Aus ihrer Stimme troff eine nie geahnte Zuneigung und Freundlichkeit, sodass es ihm beinahe hochkam.
      Statt einer genauen Belauschung entschloss sich der Zauberer dazu, seinen Koffer erneut aus der Zwischendimension zu holen. Schwer und wuchtig glitt dieser aus dem Zwischensein heraus und ächzend hob er ihn auf das brüchige Sofa, während er mit den Fingern an dem Koffer herumnestelte.
      Und es kam, wie es kommen musste.
      Frielich hatte er die Lebhaftigkeit seines Bepackungsutensils vergessen. Als die Schnallen aufschnappten, wurde der Deckel von einer unsichtbaren Macht regelrecht fortgestoßen und ein KRachen und KNattern drang aus dem Innenraum, als seien gewaltige Regalmeter umgefallen.
      Augusts Augen wurden für einen Moment übermenschlich groß, als er sich afu den Koffeer warf, um das wehemente Knurren des Packstücks zu unterbinden. Mit vollem Gewicht drückte er den Koffer wieder zu und wehrte sich wie ein Bullenreiter gegen die immer wieder aufkommenden Zuckungen des Lederstücks, der sich einfach nicht bändigen ließ.
      GErade als er es geschafft hatte, stieß er mit einer Faust in die Höhe und rief.
      "HA!"
      Als just in dem Moment ein paar große Kinderaugen ihn beinahe neugierig forschend ansahen. Und es waren schöne Augen. Wach, voller Intelligenz, auch wenn der GRad der Neugierde durchaus nicht gesund für die junge Dame war.
      August hielt noch immer mit einer Hand den Koffer mit aller Gewalt geschlossen, während er zu dem Kind sah und es ebenfalls anstarrte.
      "Ähm...Nun...", begann er. "Guten Abend?"
      Der Koffer zuckte und ruckte und gab knurrende und scheppernde Geräusche von sich, während der Zauberer alles daran setzte, unauffällig die Schnallen zu schließen.
      "Wer bist du denn?", fragte er freundlich lächelnd.

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    • "Was ist das denn für ein Tier?"
      Emberwar gefangen in einer Schockstarre. Unschlüssig, ob sie Kumilah augenblicklich zurückreißen oder einfach stehen lassen sollte. Dass der Knall aber auf August zurückzuführen war, der gerade mit seinem Koffer wrestlete, stand außer Frage. Und das bescherte ihr am Ende die größte Sorge: Was zur Hölle stimmte mit seinem Koffer denn nicht?!
      "Äh, Kumi, das ist kein Tier. Das ist nur ein Koffer", versuchte Ember das kleine Mädchen abzulenken, das sichtlich interessiert August beobachtete und sich ihm zu allem Überfluss auch noch subtil annäherte.
      "Aber ein Koffer macht keine Töne", widersprach Kumilah, die jetzt vielleicht noch eine Armlänge von August entfernt stand, "warum machst du den Koffer platt?"
      Innerlich zerriss es die Detective. Zu sehen, dass der Rogue da offensichtlich mit einem Gegenstand kämpfte und es nicht unter Kontrolle hatte während ein Kind anwesend war, ließ bei ihr die Sicherung durchbrennen. Sie konnte nicht anders als nach vorn zu langen und das kleine Mädchen am Oberarm weg von August zu reißen. "Hab ich dir nicht gesagt, dass er zu alt zum spielen ist?"
      "Aua, Emmy, mein Arm.... warum hat der so eine weiße Locke im Gesicht?"
      Ember hielt es keine Sekunde länger aus. "Verabschiede dich vom wilden Koffer und seinem Besitzer. Deine Mama wartet."
      Mit den Worten warf sich Ember das Kind mit Mühen einfach über die Schulter und bugsierte es zur Tür. Welch Kraft man in den abstrusesten Momenten entwickeln konnte... Mit einer Hand öffnete Ember schwer atemend die Tür und setzte das Kind direkt vor seiner Mutter ab.
      "Du musst echt was an ihrem Gehorsam machen...", schnaufte Ember und winkte Tarah entschuldigend zu, die währenddessen an ihrem Handy gescrollt hatte. Diese Frau hatte Nerven wie Stahlseile.
      "Mama, der Mann hat einen Koffer dabei, der macht Geräusche!", verkündete Kumilah ambitioniert was Ember einen Zischlaut entlockte. Sofort verstummte das Mädchen.
      ""Naja... danke für den Einkauf. Du hast was gut bei mir."
      "Kein Problem. Such dir das nächste Mal aber nicht den Tag aus, wenn ich sie aus der Schule holen muss." Damit verabschiedete sich Tarah und ließ Ember mit ihrer Tüte zurück.
      Ein schweres Seufzen, sicherlich das zehnte des Tages, kämpfte sich aus ihrer Brust hervor. Sie hatte sich dies erst gestattet, nachdem sie die Wohnungstür wieder geschlossen hatte.
      "Was zum TEUFEL stimmt mit Ihrem Koffer nicht?!", brüllte Ember schon im nächsten Moment.
      Normalerweise wäre sie mit der Tüte einfach an ihm vorbeigelaufen. Da sie den Gegenstand aber als unberechenbar einstufte wollte sie zuerst sehen, ob August noch immer eine Angelegenheit mit dem Koffer austrug. Folglich lugte sie vorsichtig um die Ecke, bis sie einen weiteren Blick in die Wohnung erhaschen konnte.
      "Können Sie nicht ein paar Minuten einfach dasitzen und warten??"

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    • Was sollte er sagen?
      Die Situation hatte sich als verfahrener herausgestellt als er es sich hätte träumen lassen. August mochte Kinder. Sie waren angenehme Gesprächspartner weil ihren Fragen eine natürliche Neugierde innewohnte die keine Wertung besaß. Aber jedes Mal, wenn er der jungen Dame hatte antworten wollen, hatte sich Sallow eingemischt und die Unterhaltung zunichte gemahct.
      VErmutlich seine einzige Chance auf eine einfache, vorurteilsfreie, angstfreie Unterhaltung zwischen zwei Menschen. Auch wenn einige Jahre zwischen ihnen lagen.
      Während Sallow das kleine Mädchen wieder in Richtung der Eingangstür bugsierte, spürte August eine leichte Wut in sich aufsteigen. Und das nicht einmal, weil Sallow ihn persönlich angegriffen hatte, sondern weil ihre Angst ihr Handeln vernebelte. Höätte man ihn nicht einfach einmal antworten lassen können? War er so gefährlich, alleine wenn er atmete.
      Der Koffer zu seinen Füßen gab noch ein biestiges Knurren von sich, als er noch einmal wie beiläufig, aber mit großer Wucht dagegen trat.
      Sein Gesicht war wutverzerrt, als Sallow nach einer offenbar kurzen Unterhaltung wieder herein stürmte.
      "Zunächst einmal bin ich kein Hündchen, das man in einen Raum sperrt und brav "Sitz" machen lässt. Trotz aller Vorsicht und Etikette bin ich nach wie vor ein Mensch. Und zum Zweiten ist mit meinem Koffeer alles in Ordnung. Wenn Sie ihre Augen vielleicht eine Sekunde länger auf den Tellerrand Ihres Geistes gerichtet hätten, hätten Sie womöglich erkennen können, dass ich mir alle Mühe gegeben habe, das Ding zum Schweigen zu bringen. Da dies nicht erfolgt ist, hätte ich der jungen Dame gerne erklärt, dass ich ein Straßenkünstler bin und der Koffer ein Schaustellerutensil. Da Sie jedoch von panischer Angst - so erschien es - geritten wurden, war dies eine uunangenehme und schwierige Situtaion, die unzureichend gelöst wurde."
      Als er geendet hatte, konnte man ganz kurz so etwas wie Schmerz in seiner Mimik sehen, ehe der Koffer nochmals winselte.
      August räusperte sich und riss den Koffer wieder auf.
      "Ulysses!!!!", brüllte er in die Tiefen seines Gepäckstücks. "HALTEN SIE ENDLICH DIE CHIMÄRE BEISAMMEN, SONST KOMME ICH DA RUNTER UND RASIERE IHNEN EIGENHÄNDIG DEN SCHÄDEL MIT EINEM LÖFFEL!"

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    • Weder erwiderte Ember zunächst etwas noch bewegte sie sich großartig. Schwer atmend sah sie dabei zu, wie August etwas in seinen Koffer brüllte. Selbstverständlich hatte sie den Funken Schmerz in seinem Blick gesehen. August unterstellte es ihr zwar immer wieder, aber sie behandelte ihn durchaus wie einen Mensch. Das Problem saß jetzt gerade nur so unendlich viel tiefer. Dieser kurze Moment, in dem das Kind vor August stand, hatte ein Trauma in ihr wieder hochkochen lassen. Jenes, das sie in ihr Schlafzimmer eingeschlossen hatte und niemanden einen Blick darauf gewährte.
      In einem täuschte August sich gewaltig. Sie hatte weder Panik noch Angst ihm gegenüber erlitten, sondern wegen dem kleinen Mädchen und der Situation. Sie hatte instinktiv gehandelt, das getan, zu dem sie vor Jahren zu langsam gewesen war. Dafür würde sich Ember nicht entschuldigen. Und genauso wenig würde sie August dafür beschuldigen. Das war ihr ganz persönliches Problem.
      Diese Gedanken spiegelten sich deutlich in Embers Gesicht wider, das jeglichen Zorn verlassen hatte. Anstelle dessen war nicht nur ihr eigener Schmerz sondern auch tatsächlich etwas wie Reue getreten. Üblicherweise hätte sie dieses Missverständnis aufgeklärt, doch dazu fehlte ihr nun einfach die Kraft. Die Erinnerung hatte ihr in Windeseile jegliche Kraft genommen.
      Wortlos brachte sie die Tüte in die Küche und stellte sie auf der Anrichte ab. Dann ging sie am Wohnzimmer vorbei in Richtung ihres Schlafzimmers. Dabei richtete sie kurz das Wort an August. "Wenn Sie das nächste Mal Ihren Koffer nicht dabei haben, können Sie meinetwegen mit Kumilah sprechen. Ich bin gleich wieder bei Ihnen, ich brauche nur einen Moment."
      Mit diesen Worten verschwand sie in ihrem Schlafzimmer, dieses Mal jedoch ohne es hinter sich abzuschließen. Schweren Schrittes brachte sich Ember zu ihrem Bett, wo sie sich auf das Bettzeug am Kopfende fallen ließ und einen Blick zu einem einzelnen kleinen Bilderrahmen warf, der nebst einem Wecker das Einzige war, das ihren Nachttisch zierte. Nach einem Moment streckte sie ihre Hand aus, nahm sich das Bild und legte es in ihren Schoß. Wehmütig strich sie über das kalte Glas während sie sich daran machte, die alte Erinnerung wieder zu vergessen.

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    • August wusste nicht einmal ansatzweise genau, was er von diese Situation halten sollte.
      Es stand etwas in dem Gesicht der Polizistin. Eine Art gespiegelter Schmerz, den sie nur schwer bis gar nicht verbergen konnte und wollte. Und dort war noch etwas anderes. Fühlte sie sich tatsächlich schlecht wegen der Situation?
      August tat sich schwer, das zu glauben, da seine neue Mitbewohnerin (oder eher Vermieterin?) sich nur spärlich in Aussagen hüllte. Aber immerhin stieß sie nach einer kurzen Zeit des Bedenkens Worte aus, die er verstehen konnte.
      Auf ihren Satz jedoch konnte er nicht anders als schnippisch schnaubend zu reagieren. Gut, dass sie sich selbst ein wenig Zeit nahm. Er verstand es grundsätzlich, man war ja kein Unmensch. Jedoch in einer Situation, wo es angebracht war, entsprechende Missverständnisse aufzuklären?
      Kopfschüttelnd versuchte Foremar, seine eigene Wut unter Kontrolle zu bringen, indem er sich seinem Koffer wieder zuwandte. Schnappend öffneten sich die Scharniere erneut und ehe das Brüllen und Pfeifen und Scheppern aus dem Inneren ertönen konnte, steckte August seinen Kopf samt Oberkörper hinein und blickte nach unten in die Schwärze.
      Nur die wenigsten wussten, was sich innerhalb dieses Kontruktes befand. Er hatte vor einigen Jahren einen alten Koffer in eine Art Speichermedium verwandelt, wo er zunächst nur all den nutzlosen Krempel, den er nicht jeden Tag brauchte, unterzubringen. Doch mit den Jahren (und so war es immer), sammelten sich mehr und mehr von diesem Krempel an, ehe die Gegenstände und Wesenheiten ein wenig gefährlich wurden.
      "Ulysses!", rief er seinen Platzwart dort unten.
      Ein kleiner Kobold, dick und in einen schlecht sitzenden Anzug gekleidet, lugte mit seinem grünlichen Kopf um die Ecke und spielte an den langen Ohren an seinem Kopf herum. Die spitzen Zähnchen standen ihm schief im Mund und die hinterslistigen Augen blitzten boshaft.
      "Was macht die Chimäre?", fragte August.
      "Is' bockig, Meister. Bockig wie meine Mama, versteh'n Se?"
      August verdrehte die Augen.
      "Was hat sie gefressen?"
      "Heute?"
      "Ja, natürlich. Gestern ist irrelevant."
      "Ein Schaf und vierzehn Eichhörnchen, Meista!"
      August zog die Augenbrauen verwundert zusammen.
      "Seit wann haben wir Schafe?"
      "Hamwa nich. Habs geklaut!"
      "Wie???"
      "Betriebsgeheimnis, wa?"
      August schlug sich die Hand vor den Kopf und beschloss, Sallow besser nicht zu erzählen, dass der Koffer sich offenbar bereits selbstständig machte...

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    • Aus einem Moment wurde eine volle halbe Stunde an Zeit, die Ember nie wieder zurückgewinnen würde. Dreißig volle Minuten, in denen sie August unbeaufsichtigt in ihrer Wohnung zurückgelassen hatte. Dreißig Minuten ohne zu wissen, was er als nächstes plante und zu ihrer Überraschung tangierte es sie kaum. So weit war es also schon gekommen.
      Erschöpft hatte Ember das Bild wieder an seinen angestammten Ort zurückgestellt und sich vom Bett erhoben. Nachdem sie die Tür hinter sich wieder abgeschlossen hatte, trat sie leise ins Wohnzimmer und entdeckte August, der sich immer noch mit seinem Koffer beschäftigte. Immerhin steckte er nicht mehr zur Hälfte darin, aber es reichte, damit die Detective ihre Arme vor der Brust verschränkte. Aus Sicherheitsgründen natürlich.
      "Es tut mir leid. Das mit vorhin. Hat mich ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt. Die Kleine kennt Sie natürlich nicht, aber jeder Erwachsene kennt die Medien. Ich denke, es wäre eine mittelschwere Katastrophe gewesen wenn Kumilah zu ihrer Mutter sagt, wer bei mir untergekommen ist." Wenn Ember eines über die Jahre gelernt hatte, dann wenn sie überreagiert hatte und sich vielleicht entschuldigen sollte. In der Tat war es nicht angebracht gewesen, wie sie das Kind einfach aus der Schusslinie gerissen hatte. Denn schließlich war nichts passiert. Aber sie wollte nicht über das Trauma reden. Der furchtbare Therapeut damals hatte ihr schon gereicht.
      "Kumilah ist ein süßes Mädchen, nicht?"
      Da schwebte wieder diese Weichheit in Embers sonst so schroffer Stimme mit, die ihr nur selten über die Lippen kam. Etwas entspannter, da sie einfach nicht mehr das Thema Koffer ansprach, machte sie sich auf den Weg in die Küche, um die Einkäufe zu verräumen.
      "Haben Sie etwas dagegen, sich meinem Kochplan anzupassen? Reagieren Sie auf irgendwas allergisch oder mögen es nicht?", rief sie aus der Küche während Konserven und gekühlte Lebensmittel an ihre angestammten Plätze wanderten.

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    • August hatte sich eine gute halbe Stunde mit dem Inhalt seines Koffers beschäftigt.
      Ulysses war zwar zuverlässig wenn es um die Betreuung der Chimäre und der VErwaltung seines Krempels ging, aber wenn er praktische Lösungen suchen sollte, war dieser Kobold ein Graus. August hob seinen drahtigen Körper wieder aus er Vertiefung des Koffers hervor und befand sich gerade dabei, die Schnallen am Rand zu reparieren, als Sallow wieder den Raum betrat.
      Erstuanlicherweise, musste er schon beinahe in seinen Gedanken vermerken. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie nicht oder sehr viel später wieder zurückkehrte.
      Foremar saß auf dem Sofa im Schneidersitz, während er an den Schnallen des Koffers auf dem Beistelltisch werkelte. In der Hand hielt er einen gegenstand, der einem Schraubendreher gleich kam, während die Linke ein Licht beschworen hatte, dass ihm um den Kopf sirrte. Er hatte seine Brille aufgesetzt und das Haar mit einem kleinen Trick hinter die Ohren geschlagen, sodass sie ihm nicht ins Gesicht hingen. Und auch wenn sein Alter ihn zeichnete, wirkte er um Jahre jünger, während aus den Tiefen des Koffers eine sanfte Panflötenmelodie erklang.
      "Schon okay"; murmelte er und klemmte sich den Schraubendreher in den Mund. "Bins gewohnt, sozusagen. Die Welt in Furcht, wir kennen das. Die Katastrophe wäre wohl eher, wenn die anderen Arcana herausfinden, dass ich frei bin, tihihihi."
      Mit einem gewaltigen Klicken, rastete das Schloss wieder ein und August stieß einen erleichterten Seufzer aus.
      "Na endlich!", sagte er und sah sie an, ehe er nickte. "War ein liebes Kind, ja. Etwas neugierig, aber durchaus liebenswert. Woher kennen Sie Mutter und Kind?"
      Foremar setzte die Brille sorgsam ab und erhob sich, um sich zu dehnen und zu strecken.
      "Nein, nichts dagegen. Keine Allergien", gab er knapp wider. "Kann mich aber auch alleine versorgen, wenn es zu anstrengend ist. Dimensionszauber haben ihre Vorteile."

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    • Unwillkürlich musste Ember lächeln.
      "Tarah, ihre Mutter, und ich haben uns ganz romantisch im Louserds kennengelernt. Ein ganz kleines Familienrestaurant, das von den ganzen Touris verschmäht wird. Sie haben das beste Taboulé der ganzen Stadt. Ich bin damals während meiner Ausbildung knapp bei Kasse gewesen und hab immer eher die Nischenlokale aufgesucht. Damals hatte Tarah die Kleine noch nicht und sollte den Laden von ihrer Mom übernehmen. Tja, und wenn man fast jeden Abend da sitzt, erzählt man sich irgendwann Dinge und eins führt zum anderen."
      Dass sie dort mitunter ihre schlimmsten Krisen bewältigt hatte, trug definitiv dazu bei, dass die beiden Frauen ein innigeres Verhältnis aufgebaut hatten. Irgendwann beschränkte sich ihr Kontakt nicht mehr nur auf das Louserds sondern auf eine ausgewachsene Freundschaft. So weit, dass sie sogar als Kumilahs Patentante herhalten durfte.
      "Ganz unverhofft ist Tarah dann mit Kumilah schwanger geworden und ist am Ende voll in ihrer Mutterrolle aufgegangen. Die Frau hat Nerven, davon kann sich jeder eine Scheibe abschneiden."
      Ganz im Modus begann Ember, den Kopfsalat, Gurken und Tomaten zu waschen, um sie neben der Spüle abtropfen zu lassen. In der Zwischenzeit suchte sie sich ihr Schneidbrett, ein Messer sowie eine Salatschüssel.
      "Sie war meine erste richtig gute Freundschaft hier in London. Meine Familie war nie davon begeistert, dass ich unbedingt in eine Großstadt wollte, um zur Polizei zu gehen. Zwischenzeitlich hatten sie auch recht mit der Annahme, dass es keine gute Idee war. Hat sich jetzt wieder ein bisschen verlaufen über die Jahre."
      Ember kam ins Plaudern. Kochen war etwas, dass sie immer dazu verleitete. Gerade, wenn sie von Tarah wieder einer Lehrstunde darüber bekam, warum ihr Couscous immer so schlecht ausfiel.
      "Nehmen Sie einer alten Frau nicht eine ihrer wenigen Freuden am Leben und freuen Sie sich, dass Sie sich nicht für Essen bewegen müssen", entgegnete sie in ihrer bisher besten Laune des Tages.

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    • August nutzte die Redelaune seiner Mitbewohnerin und schlenderte durch den Raum in Richtung Küche. Mit einem kurzen Seitenblick zum Koffer schnippte er mit den Fingern und beinahe von selbst schien der Koffer in sich selbst zu verschwinden. Auf der Couch zeugte rein gar nichts mehr von diesem Utensil, während er sich in den Türrahmen der Küche lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
      "Soso...", murmelte er nach dem ersten Teil ihrer Geschichte. "Eins zum anderen..."
      Er nahm dies mit einem Schmunzeln zur Kenntnis, auch wenn seine Gedanken gleich um ganz andere Dinge kreisten. Er verurteilte nicht, erinnerte sich aber an Isabella und Thomas, die er auf ebenso zufällige Weise kennen lernte und welche jetzt als Namen auf seinem Rippenbogen lebten.
      Er sah Sallow beim Waschen des Gemüses zu und musste erneut feststellen, dass es einfach nicht sein Ding war. Er mochte kein Grünzeug, hatte er noch nie. Aber was blieb ihm? In der Not fraß derTeufel Fliegen. Und sicherlich hötte August ihr helfen können. Ein Fingerzeig und dieses Gemüse wäre Kleinholz, aber dann hätte er sich sicherlich wieder einen Vortrag anhören können von Selbstbestimmtheit und degleichen. Und dafür reichte seine Geduld noch nicht.
      "Klingt nach einer guten Frau", sagte er und erlaubte sich tatsöchlich ein schwaches Lächeln. "Ich komme auch vom Dorf. Bamburgh, um genau zu sein. Direkt am Meer gelegen. Meine Ma hat es gehasst, wenn ich von großen Städten sprach. Wollte nie, dass ich fortgehe. Bamburgh sei doch so schön, wieso sollte ich auch gehen wollen. Als sie starb, konnte ich es nicht erwarten die Stadt zu verlassen. Von daher verstehe ich die Sorge ihrer Eltern. Hab sie am eigenen Leib erlebt. Auch wnn sie sicherlich nicht im Keller festgekettet wurden."
      Anschließend hob er entwaffnend die Hände,
      "Alles klar. Viel Spaß der alten Frau bei ihren wenigen Freuden!", sagte er, obgleich er zehn bis zanzig Jahre älter aussah.

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    • "Die beste Frau neben meiner Mutter würde ich sagen."
      Aus dem Augenwinkel warf Ember August einen Blick zu. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie zuletzt jemanden in ihrer Wohnung hatte, der weder Tarah noch Kumilah war. Den Gedanken ließ sie sich jedoch nicht anmerken und schnitt die Tomaten in Scheiben.
      "Nein, ich wurde definitiv nicht in einem Keller angekettet. Ich habe aber über die Jahre genug Menschen aus ihnen befreit", erwiderte sie und musste zwangsläufig an einen Fall zurückdenken, der einfach nur zum Schaudern gewesen war. Immer mehr Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren verschwanden damals auf ihren Wegen nach Hause. Bis sie die Spur zu dem jungen Mann zurückverfolgt hatte, der alle Kinder in seinem Keller gepfercht und nach seinem Geschmack gekleidet hatte, war eine viel zu lange Zeit vergangen. Jedes Kind verkörperte dabei eine Neigung, eine Stimmung des Täters und Ember war sich sicher, dass diese Kinder nie über diese traumatische Erfahrung hinwegkommen würden. Nicht eines von ihnen hatten den Keller unbeschadet verlassen.
      "Bamburgh also.... ich muss gestehen, Dorf am Meer hat etwas malerisches, wenn Sie mich fragen. Wobei sich dies ändert, wenn man dort aufwächst, korrekt?"
      Ember zupfte sich ein paar Blätter Küchenrolle ab, um den Salatkopf trocken zu tupfen. Dann begann sie, ihn in kleine Stücke zu zupfen.
      "Was hat Sie in die Metropole London gezogen?"

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