Dusk & Dawn [Asuna & Nico]

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    • August Foremar brachte sich in Stellung.
      Es war keine aggressive Kampfeshandlung oder aktive Bedrohung. Selbst seine Aura hatte sich beinahe gänzlich in ihn zurückgezogen, sodass lediglich das wirre Haar und die leicht verschobene Brille an das Massaker erinnerten, das vormals hier stattgefunden hatte. Sein Lächeln war ungebrochen kalt, als Sallow ihn ansprach.
      Herrgott, er mochte diese Frau irgendwie. Auf eine makabere und seltsame Art und Weise, aber alleine die Ehrlichkeit, die ihren Worten entsprang imponierte ihm.
      Er wollte gerade den Mund öffnen und seine Brille richten, da einer der Caster aus der Reihe ausbrach. August kannte ihn von früher. Sein Name war Nathaniel Hawke, ein Einsatzleiter (?). Herrkömmlich ausgebildet, Magier der Stufe B. Nicht übel, aber auch nicht übermäßig talentiert, wenn man es genau nahm.
      "Hände in die Luft, sodass ich sie sehen kann!", donnerte dieser ohne Rücksprache mit Sallow oder einem anderen.
      Dummer Narr.
      Mit einer wegwerfenden Bewegung und gleichsam als würde er eine Fliege verscheuchen, wedelte August mit der linken Hand, während die Rechte die BRille zurecht schob.
      Aus seiner Hand brach eine Art goldener Bannkreis hervor, der sich um seinen Arm legte. Was die wenigen Aufmerksamen erkennen mochte, war die Tatsache, dass er nicht nur eine Geste vollzog. Er formte sieben Fingerzeichen in beinahe überirdischer Geschwindigkeit, während aus seinem rechten Schulterblatt in Sekundenschnelle eine Art Rauchschwade hervorbrach.
      Diese Formte sich beinahe augenblicklich zu einem kruden Rabenflügel aus Rauchfedern und schlug nach dem Einsatzleiter. Für eine Sekunde sah es so aus, als würde dieser mit einem überheblichen Lächeln asuweichen können.
      Ehe er zurück an Ort und Stelle gezogen wurde.
      Ein ratloser Blick stand in den hellen Augen, ehe ihn der Flügel traf und in hohem Bogen durch den Innenhof gegen eine Mauer schleuderte. August wollte die Beteiligten gerne beruhigen, aber die Wut über die Unterbrechung war größer. Und während der Einsatzleiter an der Wand herunterrutschte und erst in 8 Metern später zum Liegen kam und sich nicht mehr rührte, sah August ihm kalt und beinahe mörderisch hinterher.
      "Idiot", zischte er. "Nun...Die Karten auf den Tisch, Ms Sallow!"
      Er baute sich vor dem behelfsmäßigen Schildwall auf und trat ein paar Schritte auf die davor stehende Frau zu.
      "Zunächst zwei Tatsachen:
      1. Sie haben nicht genug Männer und Frauen, um mich dazu zu zwingen.
      2. Versprach ich Informationen. Und die sollen Sie haben!
      Der Baum war - wie ich bereits sagte und Sie bereits bestätigten - eine Magie der Stufe SS. Seine Quelle - denn jede Magie braucht eine Quelle - war das Leben selbst, das es sich hungernd aus allem anderen holte, was es hier fand. Und zuletzt gehört diese Art von Magie zu einem Wesen, das Sie mit Sicherheit aus Schriften oder GEschichten kennen. Der BAum ist seine Art, zu fressen. Alles andere, Ms Sallow. Alles andere erzähle ich nur Ihnen. Unter vier Augen."
      Er grinste boshaft.
      "Und zu Ihrer Frage: Nein, ich werde nicht zurück nach Evenstar kerhren. Aber: Ich biete meine unverbindliche Mithilfe in diesem Fall an. Es sei denn, Sie möchten sich lieber durch ihre kompetenten Kollegen vertreten lassen."

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    • Niemand, und damit war wirklich niemand der Anwesenden gemeint, hätte auch nur den Gedanken daran verschwendet, auf den Rogue loszugehen. Dementsprechend schockiert reagierten alle, als Nathaniel Hawke plötzlich durch die angespannte Stille schrie und alle Blicke auf sich zog. Nicht einer unter ihnen war nicht mit blanker Panik behaftet.
      Ember war vermutlich die Erste, die von dem Selbstmordgefährdeten zu August hinüber sah und das ganze Schauspiel mitansah. Statt zu verfolgen, welche Auswirkungen seine Geste mit sich brachte, behielt sie den unberechenbaren Rogue vor sich im Blick. Allerdings verriet ihr schmerzvoller Blick, dass das nicht für ihr Gehör galt. Die Vorstellungskraft von Menschen war enorm - so enorm, dass sie sich manchmal Dinge schlimmer ausmalte, als es der Fall war. Als August die Worte an Ember richtet, versteifte sie sich. Ihr Kollege hatte sich nur bewegen wollen. Und war selbst damit gescheitert.
      Jetzt war es soweit, dass sich ihr linker Fuß verräterisch nach hinten schob, als August ein paar Schritte auf sie zutrat. Wenn einem die Urinstinkte zuschrien Lauf, dann hörte man in der Regel besser darauf. Es war pure Willenskraft, die die Frau an Ort und Stelle festnagelte. Dementsprechend entgleiste ihr Blick, als der Mann vor ihr tatsächlich mit Informationen um sich warf, die sie nicht erwartet hätte.
      Das brachte Ember vollends aus dem Konzept. Innerhalb weniger Sekunden entfaltete sich eine imaginäre Karte in ihrem Kopf, die ihr alle Wege aufzeigte, die sie nun einschlagen konnte. Möglicherweise waren ihre Annahmen von vornherein nicht richtig gewesen. Er hatte sie mit kleinen Häppchen gefüttert, die den Zweifel in dem Detective schürten. Mit genau diesem Ausgang hatte sie bereits gerechnet und dementsprechend kalkuliert. Zugegeben, eigentlich war sie davon ausgegangen, dass sie gar nicht soweit kämen und er sie allesamt schon in Stücke gerissen hätte. Was bedeutete, dass diese Situation schon besser war als ursprünglich angenommen.
      Genau eine einzige Person kannte den absoluten Notfallplan, den sie sich zurecht gelegt hatte. Selbst wenn man später nur ihre Leiche irgendwo finden würde - es hätte alles seinen Sinn gehabt und sie wäre nicht umsonst gestorben. Wie abgeklärt konnte man eigentlich sein.
      "Unter einer Bedingung können Sie mir das gern erzählen", hob Ember das erste Mal seit ewigen Minuten die Stimme an und hörte selbst ihre Anspannung daraus hervor, "wenn Sie alle die hier Anwesenden unbeschadet ziehen lassen."
      Einer der Männer hinter ihr packte sie am Oberarm. Sofort schoss ihr Blick zu ihm herum und bedeutete ihm vielsagend, das Maul zu halten. "Dann lass' ich alle hier abziehen."
      Sie alle hier hatten die Informationen gehört, die August gerade preisgegeben hatte. Selbst damit hatte sie schon mehr erreicht als man vermuten mochte. Dieser Ausgang hier war vermutlich der, den sie am wenigsten vorgezogen hätte. Sie würde den Teufel tun und den Mann unbeaufsichtigt ziehen lassen. Scheinbar hegte er irgendein Interesse an ihr, und diesen Umstand musste sie sich zu Nutze machen. Sei es nur für Stunden. Aber in den Stunden wüsste man zumindest, wo sich August Foremar befand.
      Natürlich war die Glock nicht die einzige Sicherheitsvorkehrung gewesen, die Ember Sallow im Voraus getroffen hatte.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Foremar wartete geduldig auf dem kleinen Platz und versenkte die Hände in den Taschen.
      Der orangene Gefängnisoverall stand ihm nicht wirklich und wirkte zu groß an manchen Stellen. An manchen wiederum zu eng. Seine Lunge ächzte regelrecht nach der stinkenden Londoner Luft, die über dem schwefelgetränkten Nachmittag lag. Die Caster um sie herum hatten ihre Schutzpositionen aufgegeben, da selbst der dümmste dieser Kette erkennen musste, dass die Schildzauber, die ihnen gelehrt wurden, nicht mehr als die Stufe A betrugen. Und keiner von diesen konnte diese anwenden. Da war sich August eigentlich ziemlich sicher.
      Aber Sallow...
      Er blickte der ihm gegenüberstehenden Frau entgegen und verbreiterte sein kaltes Lächeln um ein weiteres bisschen, was sein Gesicht beinahe grotesk verzerrte. Ehe er schließlich nickte.
      "Ich bin ganz der Ihre", bestätigte er. "Sie sollen gehen. Keinem geschieht ein Leid."
      Beinahe vergnügt sah der Zauberer zu, wie Befehle gebellt und Anweisungen erteilt wurden. Niemand ließ eine Kollegin gerne im Stich, vor allem nicht mit einem derartigen Monster, nicht wahr? Die Blicke waren argwöhnisch, vorsichtig. Ja, beinahe abschätzig gehässig. Einige dieser Blicke galten auch zu seiner Überraschung nicht zwingend nur ihm. Selbst der junge Richardson warf einen beinahe hasserfüllten Blick zu Sallow, ehe er seine Dienstwaffe wegsteckte und sich langsam entfernte.
      Es dauerte einige Minuten, bis man die Caster und Polizisten entfernt und auch die Verletzten entsorgt hatte. Als der kleine Innenhof beinahe völlig menschenleer war, pfiff ein Wind durch die Gassen und August entspannte seine Schultern.
      "Sehr gut...", murmelte er. "Das wäre geklärt. Eine Sache vorab, Ms Sallow: Ich hätte mich zu jeder Zeit aus diesem ihrem Bannkreis befreien können. Ebenso taugen diese Handfesseln für meine Art der Magie nicht. Auch dort hätte ich Gelegenheit gehabt, Ihnen zu schaden. Beide Male habe ich darauf verzichtet. Habe sogar zugelassen, dass Sie mich wie ein Tier herumschubsen und mittelalterlich geknebelt zu einem Tatort bringen."
      Er trat einen weiteren Schritt näher,.
      "Die Informationen, die ich zu geben habe, betreffen nicht nur London. Sondern leider befinden Sie sich in einer äußerst prekären Lage. Das Opfer wurde nicht zielgerichtet ausgewählt. Wie ich eben bereits sagte, handelt ess sich um ein Wesen, das beinahe animalische Züge und Instinkte vorweist, obgleich es zur Gattung der humanoiden magsichen Wesen zählt."
      August fuhr sich durch das Haar und mit einem Mal wirkte der Blick aus seinen Augen nicht mehr kalt, sondern vielmehr wissenschaftlich neugeierig.
      "Ich möchte bei diesem Fall helfen"; sagte er. "Sicherlich ist mir bewusst, dass Sie mehr Angst vor mir haben als es mir nutzte...Also bin ich gerne bereit, eine Sicherheit zu geben. Weiterhin habe ich das Wesen identifiziert, was wir suchen..."
      Er sah sie neugierig an, ehe er die Leiche nochmals anblickte, die jetzte schneller zu verwesen schien als vorher.
      "Sie jagen einen Angelus."

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    • Im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten bewegte sich Ember nicht einen Meter von ihrer angestammten Position. Missmutig hatte sie ihre Hände ebenfalls in den Untiefen ihres Mantels vergraben, jetzt noch wie ein debiles Kind an ihrer Waffe festzuhalten war zwecklos. Lieber behielt sie August im Auge und schweißte ihn buchstäblich mit ihrem Blick am Boden fest. Oder zumindest hoffte sie das.
      Ihr entging nicht dieser Funken Überraschung, der sich in den Augen ihres Gegenübers kurzweilig zeigte. Offensichtlich verstand er nicht ganz, warum man ihr diverse vielsagende Blicke zuwarf, die nicht unbedingt aufbauend gemeint waren. Ember kannte diese Blicke nur zu gut und hatte sich ein dermaßen dickes Fell über die Jahre wachsen lassen, dass sie alle Pfeile in ihrem Rücken einfach abschüttelte.
      Umso entspannter August wurde, desto mehr verhärteten sich Embers Schultern. Sie konnte den Mann vor ihr noch nicht einschätzen. Aller Wahrscheinlichkeit hätte er ihren Plan schon nach dem ersten verräterischen Wort durchschaut und dann konnte sie sich überlegen, wie sie einen entflohenen Insassen wieder in Sicht bekam.
      "Die Idee mit dem Knebel war nicht meine gewesen. Das kam von der Behörde", erklärte sie die Umstände und wich einen Schritt zurück, kaum bewegte sich August etwas auf sie zu. "Und im Gegensatz zu den Schwachmaten von Castern verlasse ich mich nicht auf irgendwelchen Hokuspokus. Ich gehe von Anfang an davon aus, dass nichts hier Sie großartig hätte aufhalten können. Macht's leichter, nicht überrumpelt zu werden."
      Dann änderte sich plötzlich der Ausdruck in den Augen des Rogues. Als Resultat verengte auch Ember leicht die Augen als sie versuchte mit dem abrupten Wandel Schritt zu halten. Gerade hatte sie sich an diesen kalten Ausdruck gewöhnt, da brachte er ihr einen neuen entgegen: Neugierde. Und Neugierde war etwas, das ganz schnell nach hinten losgehen konnte. Sie wusste um den Intelligenzquotienten dieses Mannes und wenn er mit Neugier reagierte, dann sprach das allein bereits Bände.
      Das Wort oder eher der Übeltäter, den August dem Detective nun offenbahrte, ließen in ihrem Geist nur Fragezeichen erscheinen. Von sowas hatte sie noch nie gehört aber sie war sich sicher, dass man ihr gerne erklären würde, was das sein sollte. Außer Frage stand jedoch die Tragweite, die Ember sogar als Nichtmagische verstand. Was bedeutete, es wurde Zeit für ihren Plan. Obzwar der ihr wirklich nicht gefiel.
      Ember seufzte schwer als sie das erste Mal für länger als ein Augenblinzeln die Lider schloss. "Die Sicherheit hier ist nicht das Wissen um den Übeltäter, wenn ich ehrlich sein soll. Ich würde mich mit Abstand sicherer fühlen, wenn ich nicht schuld daran wäre, einen der Arcana auf die Welt losgelassen zu haben." Langsam öffneten sich ihre Augen und fixierten August. Jetzt war sie schon mitten drin, also half ihr übertriebene Angst auch nicht mehr weiter. Es lag immerhin sowieso nicht mehr in ihrer Hand.
      "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind nun auf offener Straße, wo jeder Sie kennt. Die einzige Option für Sie besteht nun darin, im Untergrund unterzutauchen. Was bestimmt nicht toll ist. Und wie Sie bereits sagten, würden Sie gerne helfen. Oder eher alles mitnehmen was geht, wenn ich das richtig sehe? Da ich ganz bestimmt nicht mit in irgendeinen Untergrund gehe, folgendes Angebot."
      Ember atmete nochmal tief durch. Das würde alles nicht klappen, sie ahnte es jetzt schon.
      "Ich sperre Sie in meiner Wohnung ein. Mehr oder weniger zumindest. Sie werden keine Minute außerhalb meines Blickfeldes agieren. Das ist der Preis den Sie für die Teilnahme am Fall zahlen müssen." Wenn das funktionierte hatte sie immer noch genug Zeit sich zu überlegen, wie sie den Kerl wieder einbuchten konnte. Sofern sie selbst dann noch lebte.

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    • August betrachtete die junge Frau neugierig.
      Und auch wenn sie jedem seiner Schritte auszuweichen schien, wirkte sie in ihrer Art und Weise gefestigt, sodass er ihr den Gefallen tat und an Ort und Stelle stehen blieb.
      "Und dennoch wurden Sie überrumpelt, Ms Sallow", grinste Foremar. "Denn seien wir ehrlich: Ich habe selten Polizisten Ihres Kalibers erlebt, die sich so bereitwillig in die Gefahr des beinahe sicheren Todes geben. Aber: Hier stehen Sie, schauen mich an und ich habe beinahe das Gefühl, Jemand Gleichberechtigtem gegenüber zu stehen. Wenn wir jetzt noch die offenkundige Abneigung aus Ihrem Blick bekämen, wäre ich beinahe versucht, Sie zu einem Kaffee einzuladen."
      August lächelte und sah sie anschließend wieder direkt an.
      "Sicherlich, Sie werden die dienstlichen Folgen zu tragen haben. Aber sehen Sie es so: Sie haben einen Arcana nicht auf die Welt losgelassen. Der Arcana war zu jedem Zeitpunkt dort, wo er sein wollte. Wenn ich nicht in Evenstar sein wollte, wäre ich dort entflohen, noch zwischen dem ersten und zweiten Osterfest. Übrigens: Die Pampelmusen dort sind einzigartig. Aber nun...Zu unserem Handel!"
      Er wanderte ein wenig hin und her und steckte die Hände in den Overall. Er lauschte ihren Ausführungen und wenn er erhrlich war, hatte sie an manchen Enden einen Punkt. Sicherlich war es nicht besonders reizvoll, den Untergrund der Londoner Innenstadt zu betreten. Es war möglich, aber er war bekannt wie ein bunter Hund. Und dafür war das hier zu spannend. Wann jagte man schon einmal einen waschechten Angelus?
      Noch während ers einen Gedanken nachhing und sich für einen Moment fragte, wie er sie dazu bekommen konnte, keine Großfahndung nach ihm auszuschreiben, unterbreitete sie ihm ein Angebot, das ihn beinahe staunend zurückließ.
      "Die Antwort ist ja", sagte er und trat näher zu ihr um die Linke auszustrecken. "Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen. Ich bin ein gerngesehener Hausgast, dass Sie ja keine Vorurteile haben. Ich pflege, recht unbeugsam zu sein, was die Ordnung meiner Bücher betrifft, aber sonst bin ich ein pflegeleichtes Kerlchen. Und ganz der Ihre, Ms Sallow!"
      Er wartete nicht darauf, dass sie die Hand einschlug, sondern zwang sie regelrecht dazu, indem er nach ihrem Arm griff und ihre Hand in seine legte. Sie wirkte trotz der Anstrengungen beinahe zart in seiner und nach zwei, drei Schüttlern ließ er sie los und sah sie grinsend an.
      "ALsdann...Führen Sie mich heim, Ms Sallow! Ich denke, wir haben viel zu bereden."

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    • Eigentlich wollte Ember diesen Mann definitiv nie anfassen, geschweige denn in einen Handschlag mit ihm verwickelt werden. Das war auch der Grund, warum sie seine ausgestreckte Hand nur abschätzig musterte. Dass er allerdings direkt in die Offensive ging und nach ihr griff, erschreckte sie regelrecht. Zu schnell für ihren Geschmack hatte er ihre Hand eingefangen und in seine offene gelegt, einen Handschlag simulierend. Als er ihre Hand endlich losließ riss sie sie beinahe an sich. An sich mochte Ember, wenn Handschläge kräftig ausfielen und ihre Hand sich in die ihres Gegenübers schmiegte. Bei August allerdings hatte sie einen prickelndes Nachspiel, auf das sie gern verzichtet hätte.

      Die Autofahrt war der reinste Horror. Mehr als einmal hätte Ember fast einen Auffahrunfall verursacht weil sie mit halbem Auge ständig auf August achtete, der auf dem Beifahrersitz lungerte. Sie hatte alle Fenster geöffnet, um für ordentlich Durchzug zu sorgen. Ihre Finger krampften sich mit jeder Bewegung fester in das Leder des Lenkrades, wo ihre Nägel schon Spuren hinterließen.
      Eher schlecht als recht parkte sie schließlich den Wagen in einer Parkbucht vor dem Mehrparteienhaus, in dem ihre kleine Wohnung war, dass sich am Rande der Stadt befand. Sie musste zusehen, dass sie ihn so schnell wie es ging von der Straße und rein ins Haus bekam. Wenn auch nur ein Passant ihn meldete, dann würde es gleich in einen Massenauflauf mit möglicher Geiselnahme eskalieren. Eine Situation, die sie wirklich nicht provozieren wollte. Also zwang sie den Rogue dazu, ihr schnellen Trittes zu folgen, indem sie einfach beherzt vorweg ging. Schnell vorweg ging.
      Zum Glück begegneten sie weder Spaziergängern noch Nachbarn im Treppenhaus. Fahrig kramte Ember nach ihrem Schlüssel und war ein Stück weit erleichtert, als das befriedigende Klicken das Aufschwingen der Tür bestätigte.
      "Bitte", sagte die Detective, kaum war sie eingetreten mit August im Schlepptau.
      Ihre Wohnung bestand aus gerade mal 2,5 Zimmern, Küche und Bad. Das halbe Zimmer war ihr Büro, in dem sie gerade mal einen Schreibtisch gequetscht bekommen hatte und ihren Laptop darauf drapiert hatte. Von dem schmalen Flur, in dem sie gerade standen, ging links ein rustikales Badezimmer mit einer Eckdusche ab, zur rechten war ihr Schlafzimmer, dass sie aus reiner pParanioa immer abschloss. Geradeaus weiter ging es in das Wohnzimmer, das dank zugezogener Vorhänge einen verlassenen, dunklen Eindruck machte. Das alte durchgesessene Sofa war ein Mitbringsel aus ihrer Heimat. Das einzige Stück, von dem sie sich nie hatte trennen können. Bilder hingen kaum an den Wänden, stattdessen zierten diverse Whiteboards die cremefarbenen Wände. Schwarze Spuren verrieten, dass hier vor kurzem noch Informationen gestanden hatten, die die Detective mühsam zusammengetragen hatte.
      Seufzend zog sie ihren Mantel aus und hängte ihn an einen von zwei Haken an der Wand. "Ich werde jemanden schicken, der ein zusätzliches Bettzeug organisiert. Und anständige Kleidung. Sie werden wohl oder übel erst mal mit Sofa Vorlieb nehmen müssen. Und dann können Sie mir erzählen, was ein Angelus ist."
      Ember schob sich an August vorbei, um durch das Wohnzimmer in die separate Küchennische zu gehen. Sie streckte sich, um aus dem oberen Schränken zwei Tassen zu ziehen. Man musste ja das Beste aus der Situation machen. "Kaffee?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August Foremar war ein unordentlicher Mensch.
      Es erschien also widersinnig, wenn gerade er sich ein Urteil darüber erlaubte, wie ein Mensch zu leben hatte. Gerade im Bezug auf die Sauberkeit oder Ordentlichkeit einer Wohnung erschien es mehr als fragwürdig.
      Doch beriets die Fahrt mit dieser Frau war bereits der reinste Horrortrip. Sallow war dermaßen paranoid, dass sie sie beide beinahe zu Tode gefahren hätte. Nur um sie an den Rand der Stadt in ein verlassenes Loch von einer Wohnung zu bringen. Sicherlich, man sagte, die Wohnung von fähigen Menschen seien mehr praktisch eingerichtet. Aber das hier war ein Festfressen für jeden Psychiater.
      August betrat die Wohnung mehr vorsichtig als wirklich begeistert und sah sich um.
      Es war nicht verdreckt oder dergleichen. Zumindest nahm er bewusst keinen Dreck war, der ihn auf den ersten Blick störte. Es war vielmehr die Unpersönlichkeit dieser Wohnung, die ihn beinahe abstieß und eine körperliche Reaktion forderte. Es wirkte nicht wie eine Wohnung, ein Wohlfühlort. Sondern eher wie ein Kokon, in den man sich zum Schlafen zurückzog, weil die Betten karg wurden. Langsamen Schrittes durchmaß er die schmale Wohnung und betrat das Wohnzimmer, während Sallow ihren Sermon herunter ratterte.
      Hier und dort hob er etwas an, um darunter zu sehen, als entdeckte er Schätze. Ungefragt marschierte er an den Whiteboards vorbei und inspizierte regelrecht auch diese.
      "Bitte...", murmelte er und legte die Hände aneinander, ehe er beinahe kalt lächelte. "Keine Umstände wegen der Klamotten."
      Er griff regelrecht mit der Hand in die Leere des Raumes. Dort, wo vormals abgestandene, dunkle Luft stand, verschwand seine Hand in schwarzen Rauchwolken, ehe sie beinahe postwendend mit einem großen, schweren Koffer wieder erschien, auf dem sich leichte Blutflecken befanden.
      "Na bitte! Sie gestatten? Ich habe mir erlaubt, meine eigene Wäsche mitzubringen. Und sollten Sie nicht daran gelegen sein, mir beim Umziehen zuzusehen - und Sie dürfen, ausdrückliche Erlaubnis meinerseits - so bitte ich Sie, sich herum zu drehen."
      Er klappte den Koffer mit einem klackenden Geräusch auf und der Schrei eines großen Tieres erklang im ganzen Wohnzimmer (was sag ich: im ganzen Haus).
      "Hupsala!", quiekte August und trat mit einem Fuß beinahe gewaltätig in den Koffer. "Ich-habe-dir-gesagt-Ausgang-ist-ab-Zehn!"
      Mit jeder Silbe trat er einmal kräftig in den Koffer, bis die Schreie des Tieres zu erschlaffen schienen. Anschließend wandte er sich zu niemand speziellem im Raum um. "So schwer, gutes Personal zu kriegen, hach."
      Flugs hatte er sich eine Hose und ein weißes, weites Hemd geschnappt und sie in Windeseile mit dem Overall ausgetauscht. Wohl
      achtend, dass die gute Sallow seine Tätowierungen nicht sah.
      Anschließend trat er zu ihr in die Küche.
      "Nein, behalten Sie Ihr Gebräu. Wasser, wenns beliebt. Und davon ab: Dass ich auf diesem...Ding da...nächtige, können Sie sich gepflegt an die Backe nageln. Haben Sie kein Gästebett, wenn Sie mich schon derart verfü-, oh ich meine entführen?"

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    • Das laute Krachen von zerspringendem Porzellan erfüllte die unheimliche Stille von Embers Wohnung. Sie hatte gerade noch gesehen, wie August inmitten des Nichts einen Koffer, eine BLUTBEFLECKTEN Koffer, buchstäblich herbeizauberte. Vor Schreck fiel ihr eine Tassen aus der Hand, sie war zu langsam, als dass sie die Tasse jemals hätte retten können. Durch die offen gehaltene Nische hatte sie vollen Einblick in ihr Wohnzimmer.
      Die ganze Situation war einfach nur absurd. Sie konnte nicht verhindern, dass sie überforderten Blickes dabei zusah, wie er diesen Koffer öffnete. Das prompt folgende Schrei ging ihr durch Mark und Bein. Wer zum Teufel hatte diesem Mann überhaupt die Gelegenheit gegeben, irgendwelchen Besitz zu verwahren?! Und was war überhaupt da drin? Wollte sie das wissen? Irgendwie schon.
      "FOREMAR", brüllte Ember komplett ungebremst, "KEINE MAGIE IN MEINER WOHNUNG VERDAMMT!"
      In einer bizarren Mischung aus Faszination und purem Horror sah die Detective dabei zu, wie August IN seinem Koffer herumpolterte. Mit genau dem gleichen Ausdruck durfte sie nun dabei zusehen, wie sich der Rogue von einem Häftling in einen halbwegs normalen Mann verwandelte. Noch immer in einem Schockzustand wanderte ihr Blick fahrig über die zahllosen Tattoos an seinem doch recht sportlichen Körper. Zumindest für seine Verhältnisse. Hatte man diese auch alle katalogisiert?
      Als sich August zu ihr auf den Weg in die Küche machte, erwachte Ember endlich aus ihrer Starre. Hastig bückte sie sich nach den Scherben, die sie aus allen Ecken zusammensammelte. "Ich hätt' doch lieber auf Plastik umschwenken sollen...Au", murmelte sie leise, als sie mit den Nerven am Ende mit ihren Händen über den Fliesenboden wischte und sich an den kleinsten SCherben schnitt.
      Noch immer fluchend entsorgte sie die Scherben im Müll, zupfte sich Küchenpapier von der Rolle und wickelte es um ihre Finger. "Da sind die normalen Gläser", sagte sie und deutete auf den oberen Schrank neben dem, aus dem sie vorhin die Tassen genommen hatte.
      Allerdings wanderte ihr Blick von ihrer notdürftig bandagierten Hand zu August, der gerade mal eine Armlänge entfernt von ihr stand. Er hatte etwas gegen ihr treues Sofa?
      "Sieht diese Wohnung so aus, als hätte ich oft Besuch? Oder ist generell für eine zweite Person gerüstet? Nein. Also nehmen Sie das Sofa und seien Sie zufrieden, dass sie immerhin nicht mehr in der dreckigen Zelle in Evenstar ausharren müssen. Ach, ich vergaß ja, Sie waren da ja nur aus Jucks und Dollerei", spottete sie gegen Ende ihres Ausbruches. Sie hatte wirklich blanke Nerven. "Und was heißt hier verführen?! Das sieht ja wohl ein bisschen anders aus."

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    • August blickte einen Moment zweifelnd durch die Küche und auf die verwundeten Hände der Polizistin. Spielend leicht hätte er ihre Wunden ein wenig heilen können, aber wenn sie nun einmal keine Magie in der Wohnung haben wollte.
      "Ein wenig dünnhäutig heute, nicht wahr?", fragte er spielerisch und fischte elegant ein Glas aus dem Schrank.
      Er bediente sich am Leitungswasser, da er anderes nicht besonders gut vertrug. Außerdem war er durch die Jahre im Untergrund an derlei Unbequemlichkeiten gewöhnt.
      Er nahm einen Schluck Wasser, ehe er sich Sallow wieder zuwandte.
      "Also zum einen sieht diese Wohnung eher aus wie die eines Obdachlosen mit Laptop. Zum Anderen muss ich sagen, dass Sie offenbar nicht viel von Dekoration halten. Da war ja meine Behausung schöner. Und zeitweilen war diese ein Erdloch."
      Anschließend sah er sie beinaeh abschätzig von oben bis unten an, ehe er sich erneut an ihr vorbei schob und ins Wohnzimmer bewegte.
      "Ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher, ob eine Verführung bei Ihnen wirklich anders aussehen würde. Sie erscheinen mir doch ein wenig...grobschlächtig? Burschikos? Was wäre das richtige Wort?"
      Schweigend nahm er auf dem Sofa Platz und machte eine einladende Geste neben sich, indem er mit der Handfläche auf das Sofakisssen klopfte.
      "Nun...", begann er. "Zum eigentlichen Problem. Wenn wir von Ihrer offensichtlich Unfreudnlichkeit gegenüber meiner Person und meiner Art einmal absehen, haben Sie das Bedürfnis nach Informationen. Zumindest wenn es um das Wesen namens Angelus geht, nicht wahr?"
      Foremar schlug die Beine übereinander und legte seine Arme breit auf die Rückenlehne des Sofas, ehe er zu sprechen begann.
      "Ein Angelus ist ein sogenanntes Wechselwesen. Es bedeutet, dass dieses Wesen Dimensionsgrenzen überspringen kann, sofern man es ruft. Ein Angelus ist - wie der Name schon sagt - ein Engel. Allerdings nicht die wunderbar verklärte Version der Bibel, in dem es sich um gewickelte Babys mit kleinen Flügeln handelt. Es ist eine Art magisches Wesen, das sich von dem Leben selbst nährt, obgleich es aus ihm selbst besteht. Ansonsten gibt es nicht viel auffälllges. Die meisten dieser Art sind etwa 2,10 bis 2,40 groß, haben dunkelblaue Haut und zumeist leicht orangefarbene Augen. Ihre Schreie lassen Seelen erfrieren und ihre Mächte sind derer von Doppel-S-Zauberern beinahe ebenbürtig. Haben Sie einen Alpha, so wird er selbst 10 Doppel-S-Zauberer mühelos übermannen. Noch Fragen?"

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    • Mehrmals musste sich Ember extrem hart gedanklich schlagen, damit sie nicht über die Stränge schlug und ihrer Gehässigkeit freien Lauf ließ. Ja, sie hegte eine unfassbare Abneigung gegen Rogues und Caster gleichermaßen. So wie sich August gerade ihr zeigte, verfestigte den Grund für diese Abneigung immer weiter. Bis vorhin war sie ihm noch mit absoluter Vorsicht und zugegebenermaßen einer Prise Angst begegnet. Seit den paar Minuten, in denen sie hier in ihrer Wohnung waren, hatte sich ihr Verhältnis verändert. Möglicherweise lag es daran, dass sie sich in ihrer Wohnung trügerisch sicher wähnte und daher die gesunde Vorsicht etwas verfliegen ließ.
      Das änderte allerdings nichts an ihren blanken Nerven. Es war schon so schlimm, dass sie regelrecht bei jedem Wort auf den Mann in ihrem Wohnzimmer losgehen wollen würde. Üblicherweise reagierte sie nicht dermaßen gereizt auf ein paar Sticheleien. Aber was war hier schon normal.
      "Obdachlose haben, wie der Name es bereits impliziert, nicht mal eine Decke über dem Kopf." Großartig, sie hatte einen Teil ihrer Sachlochkeit wiedergewonnen.
      Ember kam um die Ecke der Küchennische, um sich mit dem Rücken an der Wand anzulehnen. August da in ihrem lieben Sofa lingern zu sehen, bereitete ihr aufrichtigen Herzschmerz. Dieses gute Möbelstück hatte sie schon durch die Zeit gebracht, da hatte sie nicht mal das Geld um sich ein ordentliches Bett zu kaufen.
      Aufmerksam lauschte die Detective den Worten des Rogues. Während sie die Druckpunkte stetig wechselte, wo sie ihre malträtierte Hand drückte, ließ sie seine Worte Revue passieren. Wussten alle Rogues oder sogar alle Caster, was Angelus waren und woher sie stammten? Oder war das nur exklusives Wissen der Arcana oder sogar nur von August selbst? Prompt keimte die Frage in ihr hoch, wie man so ein Ding auslöschen sollte. Ja, sie ging von Auslöschen aus, nicht einsperren. Selbst der größte Schwachmat würde verstehen, dass man sowas nicht einsperren können würde. Und erstrecht nicht wollte.
      "Wie tötet man sowas? Kann man es einfach mit zu viel Futter platzen lassen, wenn ich mal etwas sinnbildlich werde?"
      Bereits während Ember sprach drifteten ihre Gedanken bereits zur nächsten Baustelle ab. Wieso tauchte das Ding ausgerechnet jetzt auf und warum hier? Wie oft war so ein Ding generell in der Geschichte bekannt, hatte es eine Agenda oder war es nur Zufall. Sie glaubte dem wenigsten davon.
      Endlich war ein bisschen mehr Ruhe in Embers Blick und Gemüt eingekehrt. Solche Sachverhalte brachten sie immer auf den Boden der Tatsachen zurück und das war auch dieses Mal der Fall. Trotzdem war da noch immer dieser Dorn im Auge. Der Dorn, der sich da in ihr geliebtes Sofa bohrte.
      Man musste den Mann doch auch irgendwie ins Straucheln bekommen.
      Da klickte etwas in Embers Geist. Eine kleine Geste, die August vorhin gemacht hatte und höchstwahrscheinlich bei ihrem aktuellen Gebärden nicht für machbar hielt. Doch, das konnte sie.
      Die Detective stieß sich von der Wand ab und kam zum Sofa. Von ihrer erhöhten Position aus warf sie dem Rogue einen unglaublich nichtssagenden Blick zu, ehe sie sich tatsächlich dazu setzte. Genau dahin, wo er vorhin geklopft hatte. Allerdings würdigte sie ihm keines Blickes sondern lediglich ihrer Hand als sie weitersprach: "Punkt 1, ich bin nicht unfreundlich. Wenn Sie aufhören könnten, mich zu irritieren und mir ständig das Gefühl vermitteln, ein Fingerschnippsen bringt mich um, dann bekommen sie eine freundlichere, selbstbestimmte und nicht burschikose Ermittlerin. Was uns beide in die Hände spielen sollte."
      Vorsichtig zog sie ein Stück des Küchenpapiers von ihren Fingern, worauf sich die Schnitte direkt wieder öffneten. Seufzend klappte sie das Papier wieder zurück.
      "Erklären Sie mir noch ein paar Dinge. Wusste Evenstar, dass Sie Zugriff auf diesen Koffer da haben, der bitte nicht ausversehen hier irgendwo rumliegt? Gleiches gilt für Ihren Körperschmuck - sieht für mich ziemlich rituell aus. Sind sie das?"

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Foremar beschloss, die Sache mit der Wohnung auf sich beruhen zu lassen. Das Sofa war wirklich nicht bequem und auch die Wandschmücke erschienen ihm ein wenig fragwürdig, wenn man es genau nahm.
      Aber war seine damalige Behausung anders gewesen? Er entdeckte eine Art Verwandtschaft ihrer beiden Geister. Zumindest auf der Ebene der manischen Besessenheit von einem Ziel. Bei Sallow waren es wohl polizeiliche Hintergründe, während bei ihm…
      Aber es war nicht die Zeit, um sich in Gedanken zu verlieren.
      Als sie sich neben ihn setzte und ihre Hand wieder und wieder betastete, seufzte er auf. Dennoch erstaunte ihn die Geste ein kleines bisschen. Er hatte nicht damit gerechnet.
      „Sie würden vielleicht weniger einen Zauberer bei sich haben, der Ihnen das Gefühl vermittelt, Sie stetig umbringen zu können, wenn Sie ein wenig freundlicher zu meinesgleichen wären. Und nun geben Sie mir die Hand, das ist ja nicht mit anzusehen!“
      Ohne eine Antwort zu erwarten griff er nach ihrem Handgelenk und entfernte vielleicht ein wenig zu grob das durchgeblutete Papier von ihrem Finger. Die Wunden darunter sahen zwar nicht wirklich böse aus, aber er hasste Blut auf Möbeln. Sie lösten ein Trauma bei ihm aus, was er nicht vor der Polizistin offenbaren wollte.
      Schweigend wanderte seine Hand über die Schnitte und seine Aura, die sich wie dunkler Rauch manifestierte rauschte über die Hand der Polizistin. Wie es sich anfühlte, konnte er nicht genau sagen. Vermutlich würde sie einen kurzen Schmerz verspüren, ehe es eine kühlende Linderung gab. Fest stand nur, dass die Schnitte bereits begannen zuzuheilen, als er die Hand fortnahm und ihr Handgelenk wieder in die Freiheit entließ.
      „Ein Fingerschnippsen mag Sie umbringen“, murmelte er und sah sie leicht verärgert an. „Aber Sie werden immer nur den Barbaren erhalten, wenn Sie mich als solchen ansehen. Ich bin ein Mensch, Ms Sallow. Auch wenn Sie in mir ein Monster sehen möchten.“
      Er lehnte sich zurück und nahm etwas Abstand. Auch Foremar ertrug die Gesellschaft von engstirnigen Menschen nur zeitlich befristet. Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und seufzte.
      „Ein Angelus ist schwer zu töten. Diese Wesen bestehen aus dem Leben selbst und für die meisten Akademien gelten sie als verbotenes Wissen. Daher wissen kaum Zauberer, Rogues und Caster gleichermaßen, über diese Wesen Bescheid.
      Sie werden es nicht schaffen, ihnen zu viel Futter zur Verfügung zu stellen. Ein Angelus lebt nach strengen Instinkten und diese sind wiederum strengen Naturgesetzen unterworfen. Er frisst nur alle 36-48 Stunden. Die Menge ist dabei entscheidend. Er pflanzt seine Bäume und lässst diesen die Nahrung beschaffen. Er ernährt sich bei Bedarf davon.“
      August blickte an die kahle Wand der Wohnung, während er überlegte.
      „Töten wird also recht schwierig. Aber gemessen an der Tatsache, dass der Angelus gerufen wurde, kann man ihn auch in die entsprechende Dimension zurückschicken.“
      Auf ihre letzten Fragen zog er die Augenbraue hinauf und verfiel wieder in das süffisante Lächeln.
      „Meine Liebe…“, begann er. „Nein, das Gefängnis hatte keine Kenntnis davon, da niemand weiß, woraus meine magischen Kräfte bestehen. Und mein…Körperschmuck…geht Sie nichts an. Ich könnte Sie genauso gut fragen, weshalb in dieser Wohnung keine Erinnerungsstücke oder Fotos stehen, keine Dekorationen vorhanden sind oder woher ihre Angst vor Zauberern kommt. Aber das wäre doch ein wenig drastisch, nicht wahr?“

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      The more you drag me to hell
    • Wenn Ember eines ganz sicher nicht gewollt hätte, dann dass August sich einfach ihrer Hand bemächtigte. Abermals ließ er ihr kaum Raum zum reagieren und zog ihre Hand einfach zu sich. Gnadenlos rupfte er das Küchenpapier von ihrer Hand, woraufhin sich die kleinen Schnitte direkt wieder öffneten. Als er begann Magie zu wirken, erschauderte dei Detective unwillkürlich. Tatsächlich war dies das erste Mal, dass sie Magie am eigenen Leib zu spüren und wirken bekam. Mit leichtem Schrecken sah sie dabei zu, wie sich dunkler Rauch in einer gleichmäßigen Welle über ihrer Hand ergoss und eine Eiseskälte erzeugte, die sich wie Nadelstiche in ihrer Hand bohrte. Ihre Finger zuckten unter dem unangenehmen Gefühl bis August ihre Hand freigab und sie sie augenblicklich zu sich zurückzog. In einer Mischung aus Schreck und Interesse katalogisierte sie gedanklich jeden Aspekt, der auf diesen Angelus zutraf, um sie später an einem ihrer Whiteboards festzuhalten. Dann hatte sie zumindest Anhaltspunkte, wie es weitergehen mochte.
      Allerdings waren es die letzten Worte von dem Rogue, die dafür sorgten, dass ihre wiedergewonnene Selbstbeherrschung endgültig Risse bekam. In diesem Moment schossen zwei Emotionen in das Gesicht der Frau: Unverständnis und Ärger. Fast wäre sie auf die Beine gesprungen, doch noch hielt sie sich auf dem Sofa fest.
      "Dann verraten Sie mir, wieso all diese Menschen, diese Kinder, damals sterben mussten", hob Ember das Wort. Sie ließ es zu, dass ein bitterer Schmerz ihre Modulation beherrschte. "Wieso töten Sie mit Magie Menschen, die nichts verbrochen haben obwohl Sie in der Lage sind, das hier zu leisten." Sie hob ihre Hand, wo sich die Schnitte nur noch als knallrote Linien auf weißer Haut abzeichneten.
      "Wie kann man sich dafür entscheiden, eine außergewöhnliche Macht für den Schaden an anderen Personen zu benutzen? Sie wollen wissen, warum hier keine Bilder sind? Weil mir das verdeutlicht, was ich durch einen blöden Zufall alles verlieren kann. Ich habe keine Angst vor Zauberern sondern-" Ember brach inmitten des Satzes ab.
      Mit jedem Wort hatte sich ihre Stimme hochgeschaukelt. Zwar saß sie noch, aber ihre Hände hatten sich in ihre Oberschenkel gegraben. Fast hätte sie einem Magier verraten, was ihr eigentliches Problem hinter der ganzen Angelegenheit war. Doch bevor sie etwas falschen sagen konnte, versiegelte sie mit eiserner Entschlossenheit ihre Lippen.
      Früher besaß die Detective etliche Bilder ihrer Familie. Nun jedoch befanden sich die einzigen drei Aufnahmen in ihrem Schlafzimmer, das sie tunlichst gegen neugierige Blicke verschloss. Seit dem Zwischenfall, der die Kluft zwischen ihr und der Magie weiter aufgerissen hatte, konnte sie nicht mehr als das ertragen. Es störte sie nicht im Geringsten zu erklären, warum diese Wohnung so unglaublich neutral gehalten war. August hatte den Nagel ziemlich genau auf den Kopf getroffen. Ember lebte wahrlich nur für ihre Arbeit. Deswegen besaß sie kaum Hobbies, Freunde oder war in einer Beziehung. All das hatte in ihrem Horizont, der von Schuldgefühlen geplagt war, keinen Platz.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • War Augusts Blick bis vor Kurzem noch von einer seltsamen Art des Veständnisses verklärt, so änderte sich der Blick beinahe schlagartig, als sie ihre Hand zurück zog.
      Es war nicht die Abscheu und Angst, die er glaubte zu sehen, die ihn traf. Es war vielmehr die Tatsache der Argumentation, die danach folgte, die sein Bild von der Detective nachhaltig verändern sollte.
      Schweigend sah er sie ausdruckslos an, als sie ihren Ausbruch durchlebte und sich mit jeder Silbe und jedem Halbsatz weiter in die Aggression schaukelte. Und auch wenn ihre Stimme vor Schmerz und Bedauern troff, empfand der Rogue nicht einen Hauch des Mitleids.Es lag nicht einmal an der Tatsache, dass die Argumentation in sich nicht schlüssig war.
      Es war vielmehr dem Umstand geschuldet, dass auch Sallow nur scheinbar nach dem Grund des Massakers fragte. Es lag eine gewisse Art der Vorverurteilung in ihrer Stimme, die er nicht herausfiltern konnte und die es August unmöglich machten, auch nur eine Gefühlsregung zuzulassen.
      Man mochte dies als kalt abstempeln, jedoch versuchte er tatsächlich, die Situation zu deeskalieren.
      Selbst als sie von ihren scheinbaren Verlusten sprach, erreichte ihn kein Gefühl mehr. Vielleicht als Schutzmechanismus getarnt, vielleicht aber auch nur Abgestumpftheit, er wusste es selbst nicht.
      Nachdem Sallow sich fertig echauffiert hatte, sah er sie mit gefalteten Händen an und atmete tief durch.
      "Mein alter Meister sagte mir einmal: 'In Wut liegt kein Heil, in Rache keine Lösung. Und in Trauer liegt nicht das Vorankommen, das wir uns wünschen'. Ich weiß, es tröstet Sie nicht, da Sie es von einem Monster hören, aber Ihr Verlust tut mir Leid. Wie auch immer er zustande gekommen ist und was auch immer Sie verloren haben...
      Aber ich gebe zu bedenken, dass dies weder meine Schuld noch meine Verantwortung war. Und zu Ihrer Frage, weshalb das...damals...passiert ist: Die Antwort ist die gleiche, die ich Ihnen zu meinem Körperschmuck gab. Es geht Sie nichts an."
      Und selbst wenn er es ihr verraten würde.
      Sie würde es nicht verstehen. Es verstand niemand. Niemand, der nicht an jenem Tag dabei gewesen war, das Massaker gesehen hatte, konnte es verstehen, was die Namen auf seinem Rippenbogen bedeuteten. Und den Grund, weshalb er sie jeden Morgen aufsagte, wenn er sich aus dem Schlaf erhob, der weder erholend noch zufrieden war.
      "Ich könnte im Gegenteil die Frage erneut zurückspielen und sie fairerweise fragen, weshalb die Met die Arcana und Rogues jagt. Weshalb die Caster als gehobene Klasse der Zauberer gesehen werden, wohingehend Rogues im Untergrund wie Tiere hausen und schlimmer behandelt werden als Aussätzige im Mittelalter.
      Ich sah Kinder auf der Fleet Bridge sterben, in ihrem eigenen Blut ertrunken, weil sie einen Caster mit einem Feuerwerkskörper überrascht hatten. Ich hörte die Schreie der Väter und Mütter, als man ihre Söhne und Töchter hinrichtete, als es noch üblich war. In Scharen wurden sie nach Evenstar gekarrt, aber das Gefängnis niemals auch nur ausgebaut. Wollen Sie wirklich wissen, warum? Dann schwingen Sie Ihren selbstgerechten Hintern nach Evenstar und schauen Sie in die Massengräber hinter den Mauern! Sehen Sie hinein und machen Sie mir erneut den Vorwurf, warum wir uns für den Kampf entscheiden!"
      Mit der Zeit war jeder Satz härter geworden. Er nahm nicht an Lautstärke oder Intensität zu. Es war vielmehr einem Messer gleich,d as durch die Luft schnitt. Schärfer und schärfer, mit jedem Mal mehr.

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      The more you drag me to hell
    • "Sie machen sich zu einem Monster, weil wir Sie nicht verstehen!"
      Es hielt Ember nicht mehr auf ihrem Sofa. Sie musste ein paar Meter gehen und rieb sich dabei fahrig durch das Gesicht. Die letzten Minuten hatten dafür gesorgt, dass der Mann auf ihrem heißgeliebten Möbel greifbar wurde. Sie war dem verschrienen August Foremar nicht komplett vorurteilhaft begegnet. Von Anfang an hatte sie in erster Linie verstehen wollen, warum Dinge so gelaufen waren, wie sie es waren. Er hatte ihr verraten, jederzeit aus eigenen Stücken aus dem Gefängnis brechen zu können. Er hatte es nicht getan. In dem Innenhof beim Tatort hätte er alle Beamten mit Leichtigkeit ins Jenseits befördern können. Auch das hatte er nicht getan. Allein diese Umstände hatten dafür gesorgt, dass sie ihn nicht als Monster hatte sehen können. Im Gegensatz zu anderen hatte sie das Massaker damals nicht vor Ort erlebt - weshalb ihr das Verständnis fehlte. Da die Detective ihr Sein aber nur darauf fußte, fehlte ihr ein entscheidender Punkt in ihrer Auffassung.
      "Denken Sie, ich bin glücklich damit, wie das System läuft?", sagte Ember dermaßen unterkühlt, dass man sofort darauf schloss, wie hart sie sich gerade am Riemen reißen musste. "Ich mache meine Arbeit, um immerhin einen Teil in diesem beschissenen Rechtssystem auszugleichen. Sehe ich so aus, als wäre ich glücklich mit dem Standpunkt, wo ich stehe?"
      Sie wandte sich zu August um, nur der unauffällig wirkende Beistelltisch trennte sie voneinander.
      "Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wäre ich auf Ihrer Seite. Ich sehe die Ungerechtigkeit, diesen scheiß Rassismus besser als viele andere. Tagtäglich wird er mir vor Augen geführt. Und ich kann rein gar nichts dagegen tun. Einfach, weil ich nicht weitergekommen bin, keine Macht wie Ihre habe. Sie möchten wissen, was mein Problem ist? Es ist Neid, Mr. Foremar. Neid und Frust weil ich nur mit meinen eigenen zwei Händen nicht höher greifen kann."
      Ein paar Sekunden lang baute sie Augenkontakt mit August auf. Sie wollte, dass er es verstand. Dass sie das Problem sah, zeitgleich aber ihre eigenen nicht überwinden konnte. Nie würde sie die Worte in den Mund nehmen und laut aussprechen, dass sie schwach war. Allerdings gestand sie sich selbst ein, dass sie es war.
      "Ich weiß, dass man nicht alles kitten kann. Auch wenn man sich dafür die Hände blutig arbeitet", setzte sie hörbar sanfter hinterher, als sie den Blickkontakt zu August brach und an ihm vorbei wieder in die Küche ging. In der Aufregung hatte sie vergessen, dass sie sich eigentlich einen Instantkaffee gönnen wollte. Etwas Balsam für ihre geschundenen Nerven.

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      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • August blieb eine Weile nach diesem Ausbruch einfach sitzen und starrte die Wand an. Es änderte nichts an der Tatsache, dass Sallow das Problem nur teilweise erfasste. Sicherlich war der Rassismus offen auf der straße zu sehen. Es bedurfte keiner besonderen Augen,um sich dessen zu vergewissern. Das Problem war die Wurzel! Man beseitigt keinen Schädling, indem man die Pflanze nur oberflächlich tötet. Man musste die wurzel angreifen und ausrotten, ehe man die kleineren Schädlinge nach und nach eliminieren konnte. Und auch hier war es so.
      Sicherlich Sicherlich Sallows Bestreben edelmütig, aber dennoch haltlos. Was brachte es, jeden kleinen Fisch hinter gitter zu bringen, wenn man selbst die Wurzeln nicht einmal Begriff oder sah.
      Schweigend nahm er einen Schluck Wasser aus dem Glas und stellte ed auf den kleinen Beistelltisch vor dem durchgesessenen Sofa. Anschließend wartete er so lange schweigend, bis Sallow den Raum wieder betrat, ehe er mit leiser Stimme zu sprechen begann.
      "Ich sehe Ihre Frustration und Wut, Ms Sallow. Und dennoch...als Teil eines kranken Systems die Hoffnung zu besitzen, dieses zu heilen, ist trügerisch.
      Eine Krebszelle wird auch nicht im Alleingang einen befallenen Organismus heilen können, sofern sie nicht mutiert. Ohne eine entartung und ein verlassen des Systems werden Sie nie Heilung über das Problem bringen. Sie bleiben nur Teil des Problems."
      Seine Stimme hatte jeglichen Überheblichkeit und list verloren. Beinahe klang die tiefe Stimme des Mannes wie ein hypnotisches Feuer, das tief in ihm loderte.
      Einer der Gründe, weshalb ihm die Menschen folgten,war eben jene Tatsache. Er sprach aus, was keiner hören wollte.
      "Es hat nichts damit zu tun, wie weit Sie kommen oder wie mächtig sie sind. Denken Sie, ich wurde mot dieser Macht geboren? Nein, Ms Salllow! Ich arbeitete hart, übte mehr als fleißig und ging in der Magie weiter als jeder andere. Ich erforschte Pfade, die niemand betreten wollte, um irgendwann stärker als das System zu sein. Und denken Sie wirklich, ich wäre hier, wenn ich in Ihnen nicht das Potenzial sähe, diese Welt zumindest ein Stück zu verändern?"
      August baute nun seinerseits einen bohrende Augen Kontakt auf.
      "Wir haben einen Angelus zu fangen", murmelte er und seufzte, ehe er den Kontakt abbrechen und erneut einen schluxk trinken musste.

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    • Die Kaffeetasse mit braunem Gold in ihrer Hand ließ Ember ein wenig der Eiseskälte in ihren Knochen abschütteln. Als sie ins Wohnzimmer zurückgekehrt war und sich den Stuhl aus dem Büro herübergeholt hatte, schloss sie ebenfalls mit dem Thema ab. Im schlimmsten Falle würden sie sich nur die Köpfe einschlagen und dann wären sie beide wieder bei Punkt Null angekommen. Trotzdem kam sie nicht umher, August mit einem vielsagenden Blick zu bedenken. Der Mann hatte innerhalb dieser kurzen Zeit irgendein Potenzial in ihre gesehen, das ihr scheinbar selbst verwehrt blieb. Interessant.
      "Richtig. Sie sagten vorhin, er taucht willkürlich irgendwo auf und pflanzt einen seiner Bäume?" Ember warf einen Blick auf die nüchterne analoge Uhr, die an der Wand zu ihrer rechten hing. Viel Zeit bis zum nächstne Opfer blieb ihnen nicht.
      "Natürlich könnte ich meinen Vorgesetzten zuflüstern, dass es ein Angelus ist. Die Frage: Hilft das wirklich? Ich würde schon fast behaupten, nein."
      Mit diesen Worten erhob sich die Detective schon wieder, stellte die Tasse auf dem Beistelltisch vor ihnen ab und ging zu ihrem Mantel. Daneben hing die schwarze Handtasche, in der ihre wichtigsten Utensilien waren. Während sie einen klassischen Notizblock mit Kugelschreiber aus den Untiefen der Tasche zog, fiel ihr Blick auf den Spiegel, der neben den Haken an der Wand hing. Sie hatte noch immer ihr Brustholster samt Glock um. Wunderbar. Seufzend schlug sie einen Bogen in ihre Büro, um dort die Waffe in ihrem Waffenkoffer zu verstauen und das Holster daneben zu legen.
      Zurück im Wohnzimmer hatte August scheinbar brav auf sie gewartet. Nachdem Ember auf ihrem Stuhl Platz genommen und den Block gezückt hatte, notierte sie sich die Eckdaten. Mehrmals strich sie sich dabei silberne Strähnen hinter ihre Ohren, die sich aus dem Zopf gelöst und sich eigenwillig ihren Weg in ihr Gesicht gesucht hatten.
      "Sie wissen bestimmt, wie man so ein Ding beschwört, oder? Kann man ein einmal gerufenen Angelus gezielt zu sich rufen? Wie schickt man ihn wieder weg? Was kann ich Ihrer Meinnung nach tun, was uns hilft? Sie sind der Spezialist, was dieses Ding betrifft."

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    • August grinste schwach, als auch sie das Thema auf sich beruhen ließ.
      Schweigend nahm er noch einen Schluck und lauschten den gefühlt tausend Fragen der jungen Frau. Es wunderte ihn nicht, dass sie sich etwas zu Schreiben aus der Handtasche förderte. Es wäre ihm eher aufgestoßen, wenn sie nicht auf irgendetwas gekritzelt hätte, wärhend er die Natur eines Angelus erklären musste. Erstaunlicuh war nur der Umstand, dass sie ohne ihre Waffe zurückkehrte. War dort etwa ein kleines Stück Vertrauen erwachsen?
      Kurz überlegte Foremar, wie er beginnen und es erklären sollte. Der Umstand dieses Wesens, die Kniffe und vielleicht sogar die Möglichkeit, es zu vernichten. Aber wollte er das? Wollte er ein Wesen vernichten, was nichts für seine Natur konnte?
      August strich sich durch die Haare und lehnte sich zurück.
      "Ich denke nicht, dass es helfen würde, Ihrem Vorgesetzten zu flüstern, was es ist. Ein Angelus ist ein vernunftbegabtes Wesen, aber nicht der mesnchlichen Sprache fähig. Eine klassische Jagd, wie man es bei der Polizei gewohnt ist, ist hier nicht möglich. Man kann nicht nach einem Wesen fahnden, was sich zwischen Dimensionen bewegen kann", murmelte er und leerte sein Glas, ehe er es auf dem Tisch vor dem Sofa abstellte.
      Foremar blickte sie neugierig von der Seite an und begann zu sprechen.
      "Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wie man einen Angelus beschwört. Es ist ein Ritual dazu notwendig, welches klassischerweise ein Blutopfer verlangt. Mittels dieses seelenlosen Körpers erlaubt man dem Angelus, die Grenzen zu übertreten. Ab dann beginnt er seine ziellose Suche nach Nahrung. Er ist ein humanoides, intelliegntes Wesen, welches jedoch ambivalent von seinen niederen Instinkten übermannt wird. Es ist also tier- und menschenähnlich in einem.
      Man kann es nur gezielt rufen, um die Grenze zu übertreten. Danach ist eine große Menge Magie notwendig, um den Angelus zu binden...Fortschicken ist nicht ganz so einfach. Man bannt ihn. Ein spezieller Bannkreis und eine enorme MEnge an magischer Kraft. So einfach, so tragisch. Denn das Wesen lässt scih selten gut fangen..."
      Zuletzt sah er Sallow direkt in die Augen und grinste boshaft.
      "Wir werden nicht umhin kommen, morgen gemeinsam in den Untergrund zu gehen. Ich kenne einen Zauberer, der sich mehr mit Angeli beschäftigt hat als ich. Er sollte wissen, was wir brauchen, um den Rufer zu finden. Finden Sie den Rufer, finden Sie den Angelus."

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    • Sorgsam notierte sich Ember jede Einzelheit, die August ihr erklärte. Sie würde bei Zeiten alles noch auf die Whiteboards an den Wänden übertragen, um ein größeres Ganzes zu haben. Einen kleinen Überblick über das, was sie bereits erfahren hatte.
      "Können Sie ihr seltsames Grinsen abstellen?", fragte Ember beiläufig während sie Verbindungslinien und kleine Einfälle an die passenden Stellen schrieb. "Das sorgt nur dafür, dass sie A) Unbehagen schüren und B) falsch interpretiert werden können."
      Da lächelte die Detective ein müdes Lächeln. Interessant, wie schnell man sich an Eigenarten eines anderen Menschen gewöhnte, selbst wenn man sie zu Beginn weder leiden noch ansatzweise verstehen konnte. Nachdem sie ihren letzten Gedanken festgehalten hatte, klappte Ember das Notizbuch zu und legte es in ihrem Schoß ab. Anschließend zog sie ihr Smartphone aus der schmalen Tasche ihrer Jeans. Stillschweigend wischte sie mit ihrem Zeigefinger über den Bildschirm während sie das Gerät mit der anderen Hand hielt. Dann hatte sie gefunden, wonach sie suchte, tippte ein paar Mal und hielt sich dann das Gerät ans Ohr.
      Es dauerte drei Freizeichen lang, dann nahm jemand ab.
      "Hi Tarah. Kannst du mir später den Gefallen tun und was für mich einkaufen? Ich schick dir eine Liste. Du kriegst auch eine Pizza von mir."
      Kurze Stille als Ember am Hörer lauschte und August einen eindeutigen Blick zuwarf. Nein, ich werde nicht mit dir einkaufen gehen oder dich hier allein lassen.
      "Ja, es ist wieder ein Fall dazwischen gekommen. Wir haben eine Schutzperson, du kennst das Spiel. Mhm.... ja genau. Ich schick dir gleich die Liste. Danke dir."
      Damit legte Ember auf und legte das Handy auf ihren Oberschenkel. Emsig begann sie eine Liste zu schreiben und sie schließlich an Tarah weiterzuleiten.
      "Ich glaube, man wird mich nicht gerne im Untergrund sehen", gab Ember zu bedenken und warf einen Blick zum Rogue schräg von ihr. "Sind Sie in der Lage und dem Willen, nicht nur sich zu schützen, sollte etwas passieren?"
      Ihr ging diese Frage gegen den Strich. Allerdings wusste sie ganz genau, dass Polizisten und Ermittler wie sie es waren nicht gern gesehen waren und den Untergrund lieber mieden. Zu viele dreckige Geschichten hatten sich dort ereignet und Ember wollte keine in der Zeitung stehen sehen, in der ihr Name fiel.

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    • August beobachtete sie dabei, wie sie sich haarkleine Notizen machte. Es war erstaunlich, wie akribisch manche Menschen vorgehen konnten, wenn man ihnen ein wenig Raum dafür ließ. Anfangs hatte er gedacht, Sallow wäre eine handelsübliche Polizistin mit Schema-F-Gedanken. Ähnlich diesem Speichellecker Richardson, der nichts unversucht ließ, die Karriereleiter zu erklimmen. Anscheinend hatt er sich zumindest derart getäuscht,a ls dass sie das Verbrechen durchaus ernst nahm. Auch wenn sie manchmal durchaus etwas offener sein konnte.
      "Mein Grinsen ist mitnichten seltsam", bemerkte er beinahe beiläufig, ährend er seine FIngernägel inspizierte. "Nur weil Sie nicht in der Lage sind, normales menschliches VErhalten zu bewerten, suchen Sie bitte nicht die Schuld dafür bei mir."
      Und freilich verschwand das seltsame Grinsen nicht von seinem Gesicht.
      Selbst als Sallow schweigsam und kommunkationslos wie eh und je eine Nummer wählte um entsprechende Einkaufslisten an eine Tarah durchzugeben, sah er lediglich desinteressiert in den Raum, während ihm beim Anblick des Smartphones eine Idee kam. Auch wenn sie ihn als "Schutzperson" betrachtete, so sah er sich zumindest als Hausgast an. Achselzuckend griff er erneut in die Leere des Raumes, in der seiner Hand in schwarzem Nebel zu verschwinden schien.
      Das Dimensionsloch, das er sich zu eigen machte, beherbergte seine gesamte Behausung und es brauchte eine Weile, ehe er das kleine Utensil zutage gefördert hatte: Ein antik wirkendes Telefon der ersten Stunde. Ohne Kabelverbindung. Der schwere elfenbeinfarbene Hörer lag auf einem farblich passenden Apparat und wirkte deplatziert in einem praktisch eingerichteten Raum. Die Rauchschwade, aus der das Gerät gekommen war, verschwand in dem Moment, als er die Hand zurück zog und sorgsam stellte er das Telefon auf seinem Schoß ab.
      "Sie erlauben?", fragte er und wählte ohne zu warten eine Nummer.
      Erstaunlicherweise begann sich die Wählscheine zu drehen und aus dem nicht angeschlossenen Telefon und dessen Hörer erklang ein Freizeichen, als er es an das Ohr hob.
      Ein kurzes Klicken vermittelte ihm das Gefühl, das abgenommen wurde.
      "Jeremiah...", muremlte August und grinste boshaft. "Altes Haus, wie geht's wie stehts?"
      Eine kurze Antwort, anschließend ein kleines Gelächter auf beiden Seiten.
      "Hab mir doch gedacht, dass du Cecily geheiratet hast. Glückwunsch, glückwunsch! Hör zu, ich rufe an wegen des Angelus, der London mal wieder heimsucht.... Ja, ein Angelus! Ja, ich weiß, was das bedeutet, Jerry. Und wenn ich ehrlich bin, brauche ich Infos. Eine Menge Infos, wenn du verstehst. Und ich weiß, dass deine Wölfe doch bereits die Spur von der Ratte aufgenommen haben, nicht wahr?"
      Er sah Sallow entschuldigend an und gab theatralisch ausgeübte Handzeichen, ehe er den Hörer nach einer kurzen VErabschiedung auf die Gabel legte.
      "Wir haben morgen ein Date im Untergrund", kündigte er an. "Und haben Sie keine Sorge: Sofern Sie mit mir unterwegs sind, wird man sie nicht anfassen oder behelligen. Nur vermeiden Sie es, meinen Namen zu verwenden."

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    • Ember rutschte fast das Smartphone von ihrem Schoß als August wieder ins Nichts griff und schließlich ein uraltes Telefon zutage förderte.
      "Hab ich nicht gesagt, Sie sollen das unterlassen?", zischte Ember leise, da der Rogue bereits eine Nummer gewählt hatte und den Hörer ans Ohr hielt.
      Trotzdem kam die Detective nicht drum herum, ihren unfreiwilligen Gast einfach nur anzustarren. So ziemlich alles, was der Kerl tat, war unvorhersehbar. Folglich kam sie nicht drumrum, dass eine gewisse Prise Misstrauen in ihrem Blick lag während sie dem von ihrer Auffassung nach einseitigen Gespräch lauschte. Das Misstrauen wandelte sich zur Skepsis als August sie anwies, seinen Namen nicht fallen zu lassen.
      "Ich gehe stark davon aus, dass Sie mir nicht verraten möchten, wieso Ihr Name nicht gern gehört wird?"
      Innerlich seufzte Ember. Sie mochte den Untergrund nicht, aber wenn sie August nur wie ein namenloser Schatten folgen müsste, würde es schon funktionieren. Es war nur diese Unvorhersehbarkeit, diese Unberechenbarkeit, die ihr Bauchschmerzen bereitete. Nach all dem Hin und Her glaubte sie, dass er in der Sache mit dem Angelus helfen wollte. Zweifelos tat er dies aber nicht aus Großmut. Er würde einen anderen Vorteil aus der Angelegenheit ziehen, dessen war sie sich bereits bewusst.
      "Wie genau haben Sie eigentlich seinen Baum da aufgelöst?", schlug der Detective den Bogen und tauschte das Smartphone auf ihrem Oberschenkel mit der Kaffeetasse auf dem Tisch vor sich aus. "Es sah, nein, fühlte sich nicht so an, als hätten Sie ihn einfach zersetzt. Wie haben Sie das also gemacht? Und warum genau sind die ganzen Jammerlappen von Castern so durchgedreht? Ich meine, ich hab mich auch alles andere als wohl gefühlt, aber die Jungs waren ja richtig von der Rolle."
      Informationsbeschaffung. Natürlich hätte Ember die Geschehnisse einfach so stehen lassen können, aber sie wollte es wissen, es verstehen. Immerhin hatte sie nun die beste Gelegenheit dazu, wenn sie gerade einen der Arcana beheimatete. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen, als sie die Tasse zu ihrem Münd führte.
      Und dann war da ja noch die Disskusion mit dem Schlafplatz. Vermutlich kam sie nicht drum herum, Tarah auch noch nach einer Luftmatratze oder so zu fragen. Und Bettzeug.

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