Before Doom gets us [JJK][Marien & Amalia]

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    • Kimatsu Hashisawa


      Er nahm meine Hilfe einfach an, sagte nichts, riss keine Witze und schenkte mir auch keine dummen Blicke. Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, solch eine Seite von ihm kennen lernen zu dürfen, aber ich fand sie durchaus angenehmer als alles andere, was ich bisher von ihm so mitbekommen hatte.
      Außerdem gefiel es mir, wie schnell und genau er die Situation einschätzen konnte. Er zog intelligente und akkurate Schlüsse, zu allem was ich ihm erklärte und brachte auch schon bald Lösungsvorschläge vor. "Natürlich haben wir auch immer versucht, den Ursprung dieser Energie ausfindig zu machen, doch weder konnten wir je den eigentlichen Körper spüren noch herausfinden, wie sich die Fluchkraft bewegt." Während ich sprach kramte ich einen Bericht nach dem anderen hervor. "Ieiri-san und ich haben sogar schon angefangen zu befürchten, dass sich dieser Fluchgeist über unendlich weite Strecken verteilen und agieren kann, solange er einen starken Wirt für seine Fluchkraft finden kann." Es war beinahe wie meine eigene Fluchtechnik, nur um ein vielfaches stärker und weiter verbreitet. Aber auch ich leitete meine Fluchkraft in andere Lebenwesen weiter, während ich mich selbst deutlich besser verbergen konnte. Allerdings war diese Technik sehr stark örtlich begrenzt, vor allem wenn ich in Gebäuden oder auf versiegekten Flächen kämpfen musste. Also wie gelang es diesem Fluchgeist, seine Kraft über solch enorm weite Strecken zu verteilen? Womit leietete er seine Energie weiter? "Ich denke, deine Six Eyes könnten wirklich unseren Durchbruch bedeuten", stellte ich tatsächlich etwas zuversichtlich fest, während sich der Silberhaarige neben mich schob und mit mir gemeinsam meinen Laptop durchforstete. "Ich finde es ja schön und gut, dass du mit solch einem hohen Selbstbewusstsein an die Sache herangehst, aber ich hoffe doch, dass du dich am Ende nich doch etwa überschätzt." Kurz wanderten meine Augen etwas warnend zu meinem Nebenmann hinüber. "Diese Fluchgeister entgehen nun schon seit mehreren Jahren den stärksten Sorcerern ganz Japans und der Umstand, dass sie selbst deine Fähigkeiten beeinflussen beziehungsweise stören können, sollte selbst dem stärksten Jujuisten wie dir etwas Respekt abverlangen." Mit zwei einfachen Klicks öffnete ich eine Datenbank all der erfassten Opfer der besonderen Fluchgeister. Hunderte Zivilisten aber auch einige Sorcerer waren in den vergangenen Jahren wegen dieser Monster unerwartet ums Leben gekommen. "Ich will nicht sehen, wie sich diese Statistik wegen deiner Leichtsinnigkeit eventuell noch verschlechtert."

      Tatsächlich bemerkte ich nicht einmal, wie die Zeit immer schneller voranschritt, während ich weitere Nachforschungen mit dem ungesund selbstbewussten Silberhaarigen betrieb. Gerade als ich ihm den Großteil meines Wissenstandes hatte übermitteln können, schien er unsere kleine Recherche beenden zu wollen. Erst da gestattete ich es mir einen Blick auf die Uhr zu werfen. Er hatte Recht. Es war viel zu spät, vor allem wenn man bedachte, dass ich morgen früh direkt den nächsten Fluchgeist aufspüren sollte. "Du musst mir nicht danken, geschweige denn dir Sorgen machen", erwiderte ich ruhig auf Gojos Worte und klappte meinen Laptop zusammen. "Das hier wäre nicht die erste Nacht, die ich durchmache außerdem war ich dir noch etwas schuldig, nachdem du Hana das Leben gerettet hast." Meine Beine schmerzten unangenehm, als ich mich endlich aus meiner Hocke aufstemmte und den Stoff meiner Jogginghose gerade strich. "Außerdem haben mir deine Vorschläge und Ideen zu diesen Fluchgeistern auch ein paar neue Ansätze eröffnet, danke." Kurz neigte ich vor dem größeren den Kopf und unterdrückte im nächsten Moment ein müdes Gähnen. Ich sollte driengend so viel Schlaf tanken, wie ich nur konnte. "Und auch wenn ich dir für dein Angebot dankbar bin: Du solltest dich dringend weiter bedeckt halten, daher kann ich es mir nicht gestatten, dich auf eine Mission mitzunehmen, verstanden?", stellte ich mit mahnend erhobenen Zeigerfinger klar, bevor ich mir ordnend durch die feinen Haare strich und ein paar lästige Strähnen aus dem Gesicht kämmte. "Ich werde dir auf jeden Fall meinen Zugangscode für die zentrale Datenbank morgen früh hinterlassen, da ich leider schon vor Sonnenaufbruch wieder los muss." Der Umstand, dass mir entsprechend keine vier Stunden Schlaf mehr übrig blieben, trieb mich noch schneller zur Tür. "Gute Nacht, Gojo-san."

      Das elende Geräusch meines Weckers hatte sich lange nicht mehr so quälend laut angehört, wie am nächsten Morgen. Meinem Körper verlangte es unbestritten nach mehr Schlaf, leider würde mir dieser nicht vergönnt sein... Aber ich hatte nicht vor, mich zu beschweren, schließlich hatte ich diesen Job aus freien Stücken für mich gewählt. Also schälte ich meine müden Knochen aus der weichen Bettdecke und schleifte mich wenig motiviert ins Bad, wusch mich und wechselte meinen gemütlichen Pyjama gegen Jeans und Shirt. Der frühen Stunde geschuldet konnte ich noch kein Hungergefühl verspüren und entschied mich auf den Weg oder nach der Mission bei einem Cafè zu halten. Gerade als ich mir also meine Lederjacke im Flur überwerfen wollte, um aufzubrechen, wurde ich von meinem eigenen klingenden Handy geweckt. Ich zog verwundert die Augenbrauen zusammen und zog das brummende Mobiltelefon hervor und war beim aufleuchtenden Namen umgehend hellwach. "Frau Watanabe. Was verschafft mir die Ehre?"
      "Miss Hashisawa, es gibt da etwas um das ich dich bitten möchte."

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      Kento Nanami


      Warum noch gleich hatte ich mich hierauf eingelassen? Auch ja, weil Hashisawa eine wirklich nette junge Frau war und ich mich ihr gegenüber erkenntlich zeigen wollte. Dennoch konnte ich nicht fassen, dass ich soeben frisches Rührei anrührte und duftenden Bacon in einer weiteren Pfanne schmoren ließ, während ich jeden Moment damit rechnete durch einen lauten Wirbelwind aufgeschreckt zu werden.
      "Bitte, Nanami! Kannst du dich bitte um Hana kümmern, während ich auf Arbeit bin? Ihre Tante hat sie hierher geschickt, damit sie auch wirklich ihren Urlaub einhält, ansonsten würde sie nur wieder jede freie Sekunde mit Arbeit verbringen... Dabei ist sie sowieso schon erkältet." Hashisawas Worte hatten mich schon beinahe an ein verzweifeltes Flehen erinnert, entsprechend schwer war es mir gefallen, abzulehnen. Außerdem... Auch mir missfiel der Gedanke irgendwie, dass sich der blonde Flummi ein weiteres Mal halb in Ohnmacht arbeiten könnte. Also hatte ich zugestimmt und machte nun sogar Frühstück für ein mir zum Großteil noch vollkommen fremdes Mädchen.
      Gerade als der Bacon die perfekte Farbe und das Rührei die optimale Konsistens erreicht hatten, klingelte die helle Wohnungstür. Sie kam früher als erwartet. "Bin gleich da", kündigte ich mich an, wusch mir noch zügig die Hände und trottete dann zum schmalen Eingangsflur der innerschuligen Wohnung.
      "Vielen Dank, dass sie sich um Miss Yamamoto kümmern werden." Kein Wunder, dass sie schon so zeitig da waren. Natürlich hatte der pflichtbewusste Assistend die junge Frau vorbei gebracht. Eben jene wirkte noch immer nicht gerade gut erholt, während sie wie ein nasser Lappen neben dem Schwarzhaarigen verharrte.
      "Keine Ursache", entgegnete ich recht unbekümmert und nahm den großen Rollkoffer entgegen, den mir der Assistent entgegenschob. Scheinbar würde die Kleine für die kommenden Tage wirklich hier einziehen. Dumm nur, dass Hashisawa im Moment ur reichlich wenig Zeit für ihre Freundin aufbringen konnte... und ich Idiot hatte mich bereit erklärt, als Babysitter einzuspringen. Ich musste ein Idiot sein. "Ich habe Frühstück vorbereitet", meinte ich schließlich und bedeutete der Blondhaarigen einzutreten, während der Schwarzhaarige zufrieden nickte. "Bitte kümmern Sie sich gut um die junge Miss."
      Ich nickte nur verstehend und verbschiedete mich dann höflich von dem jungen Mann, dessen Verantwortungsbewusstsein gegenüber Hashisawa kaum etwas nachstand. "Geht es dir heute wieder etwas besser?", fragte ich Yamamoto und bedachte sie mit forschendem Blick. Sie hatte gestern furchtbar blass ausgesehen und auch wenn sie heute wieder deutlich mehr Gesichtsfarbe präsentierte, schien sie noch lange nicht wieder komplett auf dem Damm zu sein. Sollte sie in diesem Zustand tatsächlich arbeiten wollen, könnte das durchaus fatale Folgen mit sich führen. "Ich habe etwas Rührei, Toast und Bacon für dich vorbereitet. Ich hoffe das war richtig?" Ohne langes Nachdenken legte sich meine Hand behutsam auf ihren schmalen Rücken, um die junge Frau langsam in Richtung Küche schieben zu können. "Hashisawa hatte leider noch eine Mission zu erldigen, aber sie wird spätestens heute Abend wieder da sein." Beim gedeckten Esstisch angelangt, drückte ich sie sanft an den dünnen Schultern auf einen der Stühle und platzierte mich stumm eben ihr, um mich meinem eigenen Frühstück zu widmen: Haferflocken mit Banenen, Erberen und Fettarmen Jogurt.
      Kurz trat Schweigen zwischen uns, bevor ich mich zum mittlerweile sicher zehnten Mal an den entsetzlichen Anblick des jungen Wirbelwindes erinnerte. Sie hätte gestern beinahe ihr Leben verloren. "Du bist unendlich leichtsinnig gewesen", ermahnte ich schließlich ohne Ankündigung und wendete den strengen Blick zu meiner Sitznachbarin, musterte eindringlich den hellen glanz ihrer grünen Augen. Noch immer wirkten die zuvor eigentlich so klaren Seelenspiegel der hübschen Frau seltsam verwaschen. Kämpfte sie etwa immer noch mit ihrem Fieber? Ich unterdrückte den Drang meine Hand prüfend auf ihre Stirn zu legen und stieß stattdessen ein mildes Seufzen aus. "Diese Aktion gestern hätte dich dein Leben kosten können. Wie konntest du in deinem Gesundheitsszustand nur glauben, einen Fluchgeist austreiben zu können? Wären Gojo und ich nicht vor Ort gewesen, würdest du heute nicht mehr hier sitzen. Du solltest in Zukunft dringend besser auf auf dich und deine Gesundheit achten. Hashisawa-san hätte es sicherlich nicht ertragen können, dich zu verlieren." Es ar für mich schon zu einer kleinen Routine geworden solche mahnenden Worte auszusprechen, wann immer einer der jüngeren Jujutsu Sorcerer seine Grenzen überschätzte und sich unnötig in Gefahr begab. Ich wollte nicht, dass sie sich sinnlos in den Tod stürzten. Ich wollte nicht noch mehr Leichen begraben müssen und vor allem Yamamotos erschreckender Anblick gestern sollte mir kein zweites Mal vor Augen treten. "Pass bitte besser auf dich auf."
    • Satoru Gojo

      Kimatsu winkte ab und meinte, ich bräuchte mich weder bei ihr bedanken, noch mir Sorgen um sie zu machen. Ich sah das allerdings anders. Sie hatte mir gut weiterhelfen können und gleichzeitig war nicht direkt sie uns etwas schuldig, sondern eher Hana. Immerhin war es ihr Leben, welches Nanami und ich gerettet hatten. Logisch betrachtet zumindest. "Du scheinst ähnliche Charakterzüge zu haben wie Hana-chan. Sie hat sich auch nicht genug Ruhe gegönnt und sich komplett überarbeitet. Heute wäre sie deswegen fast drauf gegangen, meine Sorge ist also durchaus berechtigt. Wir kennen uns noch nicht gut genug, dass du mir als Person am Herzen lägst, aber ich fände es trotzdem schade um dich und dein Talent, solltest du frühzeitig ins Gras beißen", bemerkte ich eher wenig charmant. Es war die Wahrheit und ich hatte auch nicht vor, sie in diesem Punkt anzulügen. Es wäre schade, sollte sie sterben, gleichzeitig wäre es aber wohl ein Tod über den ich recht schnell hinwegkommen würde.
      "Ich bin mir sicher, dass du mich schon bald um Hilfe bitten wirst. Immerhin bin ich der Stärkste aller Sorcerer", grinste ich ihr nun selbstbewusst entgegen. Ich wüsste nicht, wie viel länger ich noch Lust dazu hätte, mich bedeckt zu halten, aber es würde wohl nicht mehr allzu lange sein. Ich war zwar in jeder Hinsicht absolut perfekt, aber Langeweile konnte ich trotzdem nicht ausstehen -oder vielleicht deswegen nicht? Wenn man alles gut konnte, wollte man das doch auch zeigen, nicht wahr? Außerdem hätte ich große Lust dazu, die von Oben ein wenig aufzuscheuchen. Natürlich bestand der Rat der Jujutsu Sorcerer in dieser Welt nicht mehr aus den selben alten Knackern, wie in unserer Dimension, aber sie würden wahrscheinlich genauso schwach und inkompetent sein. Alleine die Tatsache, dass sich meine Schüler in dieser Welt bedeckt halten und fliehen mussten, war Beweis genug. Selbst 50 Jahre später, hatte man die Suche nach ihnen nicht aufgegeben und behandelte sie nach wie vor, wie Schwerverbrecher. Ob ich es jemals miterleben würde, dass dieser Rat aus kompetenten Sorcerern bestand? Vermutlich nicht, ich hatte schließlich keine Lust, ein Teil davon zu sein.
      "Danke", meinte ich, als Kimatsu erwähnte, sie würde mir ihre Zugangsdaten hinterlassen. "Gute Nacht. Viel Erfolg für deine morgige Mission", wünschte ich ihr, ehe sie auch schon mein Zimmer verließ und hinter sich die Tür schloss. Ich atmetet tief aus und lehnte mich gegen das Bettgestellt. "Was ein Scheißdreck." Ich schloss meine Augen und versuchte die Informationen der letzten Stunden zu verarbeiten, allerdings glitten meine Gedanken immer wieder zu einer Frage: Würde es mich wirklich nicht stören, sollte Kimatsu bald ihren Tod finden?
      Alleine die Tatsache, dass ich mir jetzt noch darüber Gedanken machte, sollte eigentlich Antwort genug sein. Das war äußerst lästig. Ich bin immerhin nicht hergekommen, um neue Freundschaften zu knüpfen. Gut, strenggenommen sollte ich nicht hier sein und es war auch nie meine Absicht gewesen, in die Zukunft zu reisen, aber hier war ich nun.
      "Es ist aber auch nicht leicht, Satoru Gojo zu sein, ein absolut perfektes Wesen das obendrein noch unfassbar gut aussieht", sprach ich zu mir selbst und grinste wieder. Dann aber erhob ich mich endlich vom Boden und zog mich um, ehe ich mich ins Bett legte und nur wenig später einschlief. Zugegeben: Ich war todmüde und hatte diesen Schlaf mehr als nötig.


      Hana Yamamoto

      "Du wirst die nächsten zwei Wochen keinen Finger rühren!" Meine Tante war außer sich vor Wut. "Wie kommst du nur auf so dumme Ideen? Es gibt bessere Wege, ein gebrochenes Herz zu heilen, als sich in der Arbeit zu verlieren und seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen!" Ich sah zu Boden. Ich wusste ja, dass sie recht hatte, trotzdem empfand ich ihre Worte als verletzend. Ich hatte nur nach einem Weg gesucht, Sota aus meinem Kopf zu bekommen und es dabei wohl ein wenig übertrieben. Außerdem hatte ich nicht damit rechnen können, dass der Fluchgeist so stark war, wobei meine Tante von dem gar nichts wusste und das musste auch unbedingt so bleiben. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was sie tat, sollte sie davon erfahren, dass ich nach wie vor Fluchgeister exorzierte. Das Mindeste was sie tun würde, wäre mich zu enterben und aus ihrer Firma rauszuschmeißen. Aber auch Kimatsu und Shoko würden in große Schwierigkeiten geraten und gerade das musste ich zu verhindern versuchen. Die beiden standen mir in den letzten Jahren immer wieder zur Seite und besonders Kimatsu war mir so sehr ans Herz gewachsen, dass mein Herz in tiefe Traurigkeit versank, wenn ich sie mal länger nicht sehen konnte.
      "Ich schicke dich in den Urlaub. Ich habe bereits mit Kimatsu gesprochen und sie hat zugestimmt, sich die nächsten zwei Wochen um dich zu kümmern. Also mach ihr das Leben nicht noch schwerer und benimm dich, wenn du bei ihr bist." Meine Kinnlade fiel nach unten und ich sah sie mit Unglauben in den Augen an. "Das ist ein Scherz oder?", wollte ich wissen, nachdem ich mich wieder gefasst hatte. "Sehe ich etwa so aus, als sei ich zu Scherzen aufgelegt?" "Du weißt doch, dass wir bald die neue Make-Up Reihe veröffentlichen. Gerade jetzt müssen wir härter arbeiten als sonst! Außerdem weiß ich sehr wohl, wie ich mich Kimatsu gegenüber verhalten muss. Ich bin kein Kind mehr und brauche auch keinen Babysitter." "Achja?!", wollte meine Tante wissen. "Dein Verhalten ist alles andere als erwachsen! Wenn du wie eine Erwachsene behandelt werden möchtest, dann verhalte dich dementsprechend. Was wäre passiert, wenn dich Kenji nicht rechtzeitig im Treppenhaus liegen gesehen hätte? Kaum jemand von den Angestellten nutzt das Treppenhaus, du hättest dort Stunden liegen können und niemand hätte es bemerkt. Kind, du bringst dich eines Tages noch mit deinem Verhalten ins Grab!" Meine Tante massierte sich die Schläfen, ehe sie auf dem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm. "Reicht es nicht schon, dass deine beiden Cousin solche Problemkinder sind? Musst du jetzt allen Ernstes auch noch damit anfangen?", wollte sie von mir wissen. Sie nahm ihre Hand wieder vom Kopf und sah mir unentwegt in die Augen. "Du machst Urlaub. Da diskutiere ich nicht weiter mit dir. Solltest du dich meinen Anweisungen entziehen, wirst du suspendiert. Also überleg dir es zwei mal ob du versuchst heimlich zu arbeiten. Das wars. Geh jetzt und pack deine Sachen, Kenji bringt dich zu Kimatsu. Du solltest ohnehin noch nicht so viel herum laufen", sprach meine Tante und machte dann eine Handbewegung Richtung Tür. Ich schnaubte, stapfte aber schließlich frustrierend aus dem Zimmer. Blöde Kuh!
      Vor der Tür traf ich auf Kenji, welcher bereits auf mich zu warten schien. "Ich werde Sie zu Hashisawa-san bringen. Bitte packen Sie ihre Sachen." Ich seufzte leise und nickte, ehe wir beide uns zu meinem Zimmer aufmachten, wo ich meine Sachen in einen großen Koffer legte. Immerhin kann ich Gojo sehen. Kam es mir in den Sinn. Ich spürte deutlich, wie sich meine Stimmung hob und ich sogar ein wenig Vorfreude für die nächsten zwei Wochen empfand.
      Ich packte meine Outfits mit besonders viel Liebe zusammen und reichte Kenji anschließend meinen Koffer. "Hier. Du kannst den schon mal ins Auto bringen, ich muss mich noch mal umziehen und etwas schminken", meinte ich, wobei er mir ein wenig fragend ansah. "Miss Yamamoto, Sie sind noch nicht fit. Wo wollen Sie hin? Sie sollten bei Hashisawa-san am Besten etwas frühstücken und sich dann direkt wieder ausruhen. Sie haben sogar noch etwas Fieber", meinte er und klang dabei tatsächlich ein wenig besorgt. Ich winkte ab. "Ist nur für den Fall, dass Paparazzos Fotos machen", log ich. "Sie meinen durch das Fenster von der Wohnung, die auf dem Gelände der Akademie steht, welche wiederum unter einem speziellen Schutz steht?", fragte er und hob dabei skeptisch eine Augenbraue an. "Genau~", meinte ich fröhlich und schmiss ihn dann endlich aus dem Zimmer, ehe ich mich noch einmal für Gojo umzog und leicht schminkte. Hoffentlich gefiel ihm mein heutiges Outfit!
      Als ich fertig war, ging ich raus zu Kenji und wir stiegen beide ins Auto, ehe er mich zur Akademie fuhr. Während der Fahrt wurde mir wieder klar, wie schlapp ich mich eigentlich noch fühlte. Wenn ich nicht schnell gesund wurde, könnte ich meinen Urlaub nicht mit Gojo verbringen, das dürfte nicht passieren! Das verzeih ich dir niemals, Immunsystem! Beeil dich bloß und fang mal an zu arbeiten.
      Kenji und ich kamen bald bei Matsus Wohnung an. Erschöpft von dem kurzen Weg zwischen Wohnung und Auto, ließ ich meine Schultern ein wenig hängen, während Kenji auch schon die Klingel betätigte. Zu meiner Enttäuschung öffnete aber nicht Gojo die Wohnungstür, sondern Nanamin. Schade.
      Während ich in meinen Gedanken vertieft war, tauschten Nanamin und Kenji ein paar Höflichkeitsformen aus, ehe ich mich von dem Dunkelhaarigen verabschiedete und mit Nanamin mitging. "Whoa, wirklich?", wollte ich von ihm wissen, als er mir sagte, er hätte Frühstück vorbereitet. "Wo ist denn Matsu? Sie macht normalerweise das Frühstück. Geht es ihr etwa nicht gut?", wollte ich direkt besorgt wissen, während ich meinen Mantel und meine Schuhe auszog.
      "Jap, bin fit wie eh und je", log ich, während wir in die Küche gingen und mich Nanamin sanft auf einen der Stühle drückte. Der Blondhaarige erklärte mir, dass Matsu eine Mission hatte und vor heute Abend nicht zurückkommen würde. "Oh...", meinte ich sichtlich enttäuscht. "Schade. Aber da kann man wohl nichts machen." Ich sah auf das Frühstück, welches er mir servierte. "Wow! Das sieht großartig aus! Bisher haben immer nur Matsu und die die Köche bei mir zu Hause, Frühstück für mich gemacht. Danke!" Wir beide widmeten uns unserem Frühstück und es kehrte kurz Stille ein, jedoch hielt das nicht lange. Nanami machte genau da weiter, wo meine Tante aufgehört hatte. Ich verkniff mir ein Seufzen und ließ seine Standpauke über mich ergehen. "Ich weiß. Es tut mir leid, für die Umstände, die ich allen bereitet habe", entschuldigte ich mich. "Ich habe mich selbst über- und meinen Gegner unterschätzt. Das wird in Zukunft nicht mehr vorkommen."
      Ich dachte darüber nach, dass Matsu bereits einmal einen Schüler verloren hatte und es damals auch zum Großteil meine Schuld war. Wäre ich doch nicht so schwach gewesen...
      Ich verspürte einen großen Kummer, als die Bilder von früher, sich vor meinem inneren Auge abspielten. Mein Herz wurde schwer und ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals stecken, den ich mit einem großen Bissen vom Omelett runter zu schlucken versuchte.
      "Nana, wer wird denn gleich so streng sein? Du verscheuchst sie noch mit deiner Art, Nanami." Ich sah auf, als ich eine mir allzu bekannte Stimme hörte. "Gojo!", rief ich freudestrahlend. "Yo", begrüßte er mich und grinste breit. "Gehts dir wieder besser?", wollte er wissen. Ich nickte sofort. "Cool, dann können wir heute ja ein paar spaßige Sachen unternehmen. Ich sterbe hier vor Langeweile." Ich nickte erneut. Freizeitaktivitäten mit Gojo Satoru? Das musste mein Glückstag sein! Wehe du reißt dich nicht zusammen, Immunsystem! Das durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. "Lass uns Schlittschuhlaufen gehen, oder shoppen", schlug ich vor. "Oder wir könnten auch in den Vergnügungspark gehen, da war ich schon lange nicht mehr", erzählte ich weiter. "Gute Idee, lass uns gleich los!" Ich nickte und sprang förmlich von meinem Stuhl auf, als ich merkte, wie ich ins Schwanken kam. Es drehte sich alles und bevor ich das Gleichgewicht hätte verlieren können, krallte ich mich an der Tischkante fest. "Ah... zu schnell aufgestanden", meinte ich und setzte mich langsam wieder zurück auf den Stuhl, während meine Sicht wieder etwas klarer wurde und sich alles weniger schnell drehte. "Vielleicht sollten wir das Ganze doch lieber auf morgen verschieben", überlegte Gojo. "N-Nein! Ich bin topfit! Wir können los, sobald ich mich nur ein wenig ausgeruht habe", versuchte ich ihn zu überreden. "Sorry, aber ich glaube Kimatsu macht Ärgern, wenn sie erfährt, dass ich ihre Liebelingsschülerin in Gefahr bringe. Normalerweise würde mich das nicht daran hindern, aber sie scheint momentan genug um die Ohren zu haben. Darum habe ich mir vorgenommen, ihr erst wieder auf die Nerven zu gehen, wenn sie auch Zeit hat, sich darüber zu ärgern", grinste der Grauhaarige. "Naja, ich geh dann mal auf mein Zimmer. Bis später, Hana-chan", sprach Gojo und schnappte sich was zu essen, ehe er die Küche verließ und auf sein Zimmer ging. Na toll. Immunsystem, du bist gefeuert.

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    • Kento Nanami


      Ich hätte nicht erwartet, dass die Kleine so frei heraus würde lügen können, wobei... sonderlich gut stellte sie sich dabei nicht an. Selbst ein Blinder würde erkennen, dass sie noch lange nicht wieder auf dem Damm war. Ihre Schritte waren seltsam starr, der Blick wirkte verschwommen und ihre Wangen waren sicherlich nicht nur aufgrund des Make-Ups so gerötet. Selbst ihr breites Lächeln erreichte nicht dieselbe Strahlkraft wie an dem ersten Tag, an dem wir uns begegnet waren. Hashisawa hatte Recht: Bei diesem Mädchen musste man wirklich gut Acht geben, da sie einem mit allen Mitteln zu verheimlichen versuchte, wie schlecht es ihr in Wahrheit doch ging. Kein wunder also, dass man sie praktisch zu ihrem Urlaub zwingen musste.
      Auf den ersten Blick wirkte ihre Entschuldigung auf meine kleine Standpauke hin recht überzeugend, zugelich bezweifelte ich allerdings, dass sie sich an ihre eigenen Worte würde halten können. "Es geht hier nicht darum, dass du irgendjemanden Umstände bereitet hast und auch nicht darum, dass du deinen Gegner nicht richtig hast einschätzen können. Hashisawa macht sich vor allem Sorgen darum, dass du auf dich selbst keine Acht gibst und deine Gesundheit nicht genügend wertzuschätzen scheinst. Du solltest dich lieber darauf konzentrieren, dich in Zukunft nie wieder so zu überarbeiten und wenn es dir schlecht geht, musst du dich schlicht weg von sämtlichen Kämpfen und gefährlichen Situationen fern halten. Alles andere könnte dein Leben beträchtlich verkürzen." Es war in unserer Branche beinahe schon "normal", dass immer wieder Sorcerer ihr Leben ließen und die wenigsten von ihnen waren wirklich schwach gewesen. Ich bezweifelte auch, dass Yamamoto eine schwache Kämpferi war, dafür wirkte Ihre Kontrolle über ihre - zugegeben geringe - Fluchkraft viel zu ausgereift und trainiert. Außerdem bezweifelte ich, dass Hashisawa die hübsche Blondhaarige als ihre Lieblingsschülerin betrachtete und sie sogar zu einigen Missionen mitzunehmen schien. In diesem kleinen Körper musste reichlich viel Talent schlummern, nur leider machte sie es sich selbst schwer, eben dieses zu präsentieren. "Wenn du das nächste Mal in solch eine Lage wie gestern gerätst, solltest du sofort Hilfe verlangen, du musst solche Missionen nicht alleine erledigen." Ich wusste, dass ich eventuell etwas zu, nun ja, väterlich klang, aber ich wollte mir kein weiteres Mal vorstellen müssen, wie eine junge Jujutsu Sorcerin ein verfrühtes Ende fand, obwohl ich es hätte verhindern können, außerdem ging mir noch immer nicht der halb verblutete Anblick der jungen Frau vom gestrigen Abend aus dem Kopf. Ich kannte sie gewiss noch nicht lang genug, um eine tiefe Verbindung zu ihr verspüren zu können, dennoch konnte ich nicht anders, als mir ehrliche Sorgen um sie zu machen, schließlich war sie ein wirklich nettes und gutes Mädchen, die sich selbst leider nicht genug wertzuschätzen schien... Irgendwie erinnerte mich dass an einen gewissen pinkhaarigen Jungen, der sicherlich selbst noch nach fünzig Jahren in dieser Zeit noch über meinen Tod trauerte. Ob es möglich wäre, ihn und die anderen in dieser offenbar fremden Dimension ausfindig zu machen?
      Meine Gedanken wurden je unterbrochen, als der Ursprung meiner tiefsten Sorgen aus seinem Zimmer geschlendert kam. Heute wäre es mir ausnahmsweise einmal recht gewesen, wenn er bis in die späten Mittagsstunden verschlafen hätte... Aber wahrscheinlich hatte ihn schon allein die Präzens unseres unerwarteten Gastes aus dem Bett geworfen. Auf seine Kommentare bedachte ich ihn nur mit einem üblich düsteren und zugleich unbeeindruckten Blick. Vor allem da ich mir den Genuss meines Frühstücks nicht vermiesen lassen wollte. Sein dämlicher Vorschlag machte dieses Vorhaben allerdings unmöglich. Noch dazu musste Yamamoto sofort freudestrahlend zustimmen. Ich hatte ja begriffen, wie sehr sie den selbsternannten Gott der Perfektion zu verehren schien, aber hatte sie etwa schon wieder vergessen, in welch schlechtem Zustand sie gerade eigentlich war? Ihr Körper war offenkundig gütig genug, sie sofort wieder daran zu erinnern. Innerhalb einer Sekunde war ich von meinem Stuhl aufgesprungen und wollte verhindern, dass die junge Frau unfreiwillig den Küchenboden küssen musste, zu ihrem Glück war ihre Hand schneller, wobei ihr wackliger Griff an der Tischkante mich nicht gerade beruhigte.
      "Ihr beiden werdet sicherlich keinen dämlichen Ausflug veranstalten", stellte ich mit ernstem Ton klar und legte zusätzlich noch eine Hand auf Yamamotos schmale Schulter, um sie davon azuhalten, ein weiteres Mal aufzuspringen.
      Zumindest war Gojo dieses Mal auch anständig genug, um sich geschlagen zurückzuziehen. Hashisawa schien ihn bereits genauso gut unter Kontrolle zu haben, wie es bei Ieiri der Fall war, und dabei war die junge Jujustu-Lehrerin nicht einmal anwesend. Also beobachtete ich reichlich zufrieden, wie Herr Sonnenbrille zurück in sein Zimmer schlurfte und legte meine Aufmerksamkeit dann auf die deutlich enttäuscht wirkende Yamamoto.
      "Ich muss diesem Idioten ausnahmsweise recht geben: Hashisawa würde vor Sorge keinen klaren Gedanken mehr fassen können, solltest du dich trotz deines geschwächten Zustandes noch anstrengen. Und dann wird ihr Zorn nicht nur Gojo, sondern auch mich treffen, schließlich hat sie mich darum gebeten, auf dich Acht zu geben." Zunächst hatte ich diese Bitte nicht recht verstehen können, doch als ich nun mit eigenen Augen hatte beobachten dürfen, wie schlecht die kleine ihre eigene Gesundheit bedachte - allen voran schon mit diesem viel zu kurzen Outfit - verstand ich die Notwendigkeit eines "Babysitters". Ich löste meine Hand wieder von ihrer Schulter und legte sie stattdessen behutsam auf ihre Stirn. Wie erwartet konnte ich ungesunde Hitze unter meinen Fingern spüren und stieß daraufhin ein Seufzen aus. "Ich schlage vor, dass du dein Frühstück beendest und dich dann umgehend wieder hinlegst. Hashisawa hat mir bereits ein paar Medikamente gegeben, die dir helfen sollten, aber damit sie anschlagen, muss du dir auch entsprechende Ruhe gönnen. Das heißt: Die nächten zwei Tage werden keine dämlichen Ausflüge geplant, okay?" Meine Augen trafen ihre grünen Smaragde und verfingen sich in dem hellen Glanz. Noch immer verdeckte der fiebrige Schleier die sonstige Schönheit ihrer Iriden, aber ich war mir sicher, dass sie bald wieder zu sehen sein würde, solange sich die junge Frau nur an meine Anweisungen hielt.

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      Kimatsu Hashisawa


      Es war ungalublich schön und beruhigend Hana in der Nähe zu wissen. Leider konnte ich mich nur recht wenig um sie kümmern, da ich wie üblich mit dem Unterricht und diversen Missionen beschäftigt war. Dennoch bemühte ich mich darum zumindest am späteren Nachmittag für sie da zu sein, vor allem nachdem ich mich beim Anblick ihrer strapazierten Gesundheit reichlich erschrocken hatte... Wie hatte sie sich nur so unendlich überarbeiten können? Wie groß musste ihr Kummer wegen Sota wohl sein? Und warum hatte ich nicht schon viel eher nach ihr gesehen und mir entsprechende Gedanken gemacht? Natürlich hatte ich der jungen Frau dennoch eine angemessene Standpauke gegeben, immerhin neigte sie immer wieder dazu, sich maßlos zu übernehmen und ihr eigenes körperliches Wohl zu vergessen. Umso schlimmer war es aber, dass ich mich nur so wenig um sie kümmern konnte. Zum Glück stellte sich Nanami aber als ein reichlich qualifizierter Aufpasser heraus, während alleine die Anwesenheit des nervigen Masken- und Sonnenbrillenfernatikers ihre Laune auf ein Maximum heben konnte. Zumindest bis vor einen Tag... Seit gestern ging es ihr wieder erstaunlich gut, nachdem sie zwei Tage lang quasi nur das Bett gehütet hatte. Und eine Hana, die in der Wohnung eingesperrt wurde konnte sich schlicht weg nicht wohlfühlen. Entsprechend hatte sie mir gestern Abend in den Ohren gelegen, wie langweilig doch alles sei und wie sehr ich unbedingt etwas mit ihr unternehmen sollte. Und wenn ich zu beschäftigt sei, dann hätte sie auch sicher nichts gegen Gojo... Natürlich hätte sie das nicht. Leider war ich da aber ganz anderer Ansicht. Weder Ieiri noch ich hielten es für eine gute Idee, diesen Magnet der Aufmerksamkeit unkontrolliert durch die Stadt wandern zu lassen. Selbst wenn ein Großteil der alten Jujustu Sorcerer von damals entweder verstorben oder nicht mehr in der Nähe Tokyos aufzufinden war, gab es noch genug, die ihn auf den ersten Blick erkennen könnten. Schließlich war schon allein die mächtige Präzens des selbstverliebten Augenschönlings kaum zu übersehen. Ich dürfte auf keinen Fall zulassen, dass gerade er mit der sowieso schon Aufmerksamkeit erregenden Hana durch irgendwelche Shoppingmalls, Vergnügungsparks oder Eishallen marschierte.
      Was sollte ich also tun? Wie könnte ich Hana den ausgelassenen und spaßigen Urlaub bieten, den sie verdiente, ohne den Quatschkopf gleichzeitig ins Freie zu lassen? Die Lösung all dieser Probleme saß tatsächlich schon gemütlich am Frühstückstisch, kaum dass ich mich aus meinem Zimmer geschlichen hatte, in dem Bestreben meine schlafende Schülerin nicht zu wecken. "Guten Morgen, Nanami."
      Angesprochener blickte von seiner Zeitung auf und nickte mir grüßend zu. "Guten Morgen, Hashisawa. Da ich dieses Mal eher wach geworden bin, habe ich für dich auch etwas Frühstück gemacht."
      Ich musterte verwundert den gebratenen Hering und die Misosuppe. Offenkundig hatte er bereits meine Morgenroutine durchschaut, vielleicht lag es aber auch daran, dass er selbst gerne ein japanisches Frühstück genoss, immerhin wahr sein eigener Teller bereits geleert. "Vielen Dank", meinte ich mit einer leichten Verbeugung und setzte mich an den gedeckten Tisch. "Itadakimasu." Ein einziger Biss verriet mir, dass der junge Mann sogar die gleiche Würzung wie ich bevorzugte. Welch angenehmer Zufall... Und obwohl er mir so einen Gefallen getan hatte, würde ich ihm nun bereits die zweite große Bitte innerhalb der letzten vier Tage unterbreiten. "Hana geht es wieder besser."
      Ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie er zustimmend nickte und dann knisternd die Zeitung beiseite legt. "Sie scheint endlich wieder gesunde Gesichtsfarbe zu zeigen und wirkt deutlich munterer."
      Ich lächelte bei seinen Worten. Er hatte deutlich besser auf sie geachtet, als ich erwartet hatte. Offenkundig war wirklich auf ihn Verlass. "So wie ich sie allerdings kenne, wird sie sich sofort wieder in die Arbeit stürzen, sobald sich die Chance ergibt. Und auch solange sie keine andere vernünftige Ablenkung findet." Als ich meinen Kopf in Nanamis Richtung drehte, konnte ich bereits leichten Unwillen in den dunkelbraunen Augen erkennen. "Ich kann sie schlecht mit Gojo durch die Straßen ziehen lassen und mein gesamter Nachmittag ist leider auch schon von meinen Schülern reserviert, da ich ihnen ein erweitertes Training versprochen habe, daher..."
      Noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, durchschnitt Nanamis langgezogenes Seufzen die Luft. "In Ordnung, ich werde mit ihr in die Stadt gehen."
      Erstaunt riss ich die Augen auf. Ich hatte natürlich darauf gehofft, ihn irgendwie überzeugen zu können, doch ich hätte nicht erwartet, dass es so einfach werden würde. "Wirklich?" Sein Nicken ließ Erleichterung über mich hereinbrechen. "Vielen, vielen Dank!" Beinahe hätte ich die Stirn gegen die Tischplatte geschlagen, als ich mich ein weiteres Mal energisch Verbeugen wollte. Zum Glück erinnerte ich mich noch rechtzeitig an meine momentane Situation und dankte dem Blondhaarigen lieber mit einem ehrlichen und heiteren Lächeln.

      Nach dem Frühstück warf ich mich schnell in meine normale Tageskleidung und verabschiedete mich von Nanami. Ließ es mir allerdings auch nicht nehmen, noch einen kurzen kontrollierenden Blick in mein Zimmer zu werfen, wobei Hanas ruhige Atemgeräusche umgehend vermochten mich zu beruhigen. Zuletzt huschte meine Aufmerksamkeit noch einmal zu Gojos Zimmer hinüber. Ich wusste nicht, ob er noch schlief, einfach nicht aus dem Bett kommen wollte, oder wie vor ein paar Nächten wieder vor dutzenden Unterlagen grübelte... Ich wollte es nur ungern zugeben, aber nachdem er sich in den letzten Tagen verhältnismäßig ruhig und erträglich präsentiert hatte, machte ich mir beinahe ein paar Sorgen um ihn... Kam er mit seinen Nachforschungen voran? Hatte er alle Daten zum Shibuya-Fall durchforsten können? Sollte ich ihm vielleicht einfach noch einmal meine Hilfe anbieten? Er mochte unaustehlisch anstrengend und lästig sein, aber mir war mittlerweile deutlich bewusst, wie viel ihm an seinen Schülern und all den wichtigen Menschen um ihn herum lag. Tatsächlich hätte ich nicht erwartet diese Seite an ihm so einfach zu sehen zu bekommen, aber irgendwie war ich dankbar dafür. Schließlich fiel es mir seither sogar etwas leichter seine sämlichen Kommentare zu ertragen, egal wie sehr er auch versuchte, mich aufzuziehen.
      "Bis heute Abend und danke nochmal." Endlich löste sich mein Blick von der Holztür des Gästezimmers, woraufhin ich mich noch einmal förmlich von Nanami verabschiedete und schließlich die Wohnung hinter mir ließ.

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      Kento Nanami


      Ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal in meinem Leben Pancakes zubereitet hatte. Zum Glück war Hashisawa so gütig gewesen, mir ein detailiertes Rezept zu hinterlassen, auf dass ich eines der Lieblingsberichte ihrer Lieblingsschülerin zusammenrühren konnte. Als die süßen und fluffigen Teigwaren schließlich duftend und mit Ahornsirup verzierht auf dem Esstisch standen, war es bereits nach 9:30 Uhr und obwohl ich gehofft hatte, dass die hübsche Bondine vom Geruch der Speiße angezogen werden würde, rührte sich noch rein gar nichts hinter der dunklen Holztür. Dass Gojo sich gerne mal nicht vor zehn blicken ließ, daran war ich schon gewohnt, aber dass ich nun auch noch auf Yamamoto warten musste, nachdem ich mich heute auch noch auf eine sicherlich langwierige Shoppingtour mit ihr freue durfte... Das würde ich nicht einfach akzeptieren. "Yamamoto-san?" Meine Fingerknöchel klopften dreimal kurz gegen das Holz. Keine Regung. Nichts. "Yamamoto-san!" Dieses Mal klopfte ich sechs Mal und packte etwas mehr Nachdruck und Lautstärke in meine Stimme, mit dem exakt gleichen Ergebniss. Es wäre wohl auch zu einfach gewesen, was...?
      "Yamamoto-san, ich komme jetzt rein", warnte ich noch mit einem letzten Klopfversuch und betätigte dann endlich vorsichtig den Türknauf. Offenkundig war Hashisawa so gütig gewesen, die Vorhänge vor dem Fenster zuzuziehen, damit ihre Freundin in Ruhe und ohne den störenden Einfluss der Sonnenstrahlen weiterschlafen konnte. Ich allerdings hatte nicht vor, dass kleine Dornröschen bis in den Mittag verschlafen zu lassen, nicht wenn mir scheinbar noch ein reichlich langer Tag bevorstand und die Pancakes zudem drohten kalt zu werden. Also wanderte ich mit langen Schritten über den weichen Teppisch und stoppte kurz vor dem breiten Bett. Die Dunkelheit im Zimmer machte es mir zunächst reichlich schwer, die Gesichtszüge der Blondhaarigen auszumachen, doch kaum hatten sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt zeichnete sich ein feingliedriges Gesicht vor mir ab, dass sich halb unter die Decke geschoben hatte und zugleich keine Anzeichen machte, bald aufzuwachen. Zugegeben: So gefiel sie mir deutlich besser, als ihr blasses Erscheinungsbild vor ein paar Tagen, aber ich hätte auch nichts dagegen, ihre wachen und strahlend grünen Augen zu sehen zu bekommen. "Yamamoto-san." Ich stand direkt neben ihr und dennoch: Keine Reaktion. Ich stieß ein Seufzen aus - sicherlich schon das vierte am heutigen Tage - und ging in die Hocke, brachte meinen Mund auf die Höhe ihrer Ohren. "Yamamoto-san." Noch immer nichts! Wie tief konnte ein Mensch nur schlafen?! Würde ich nicht ihren ruhigen Atem hören können, hätte ich mir beinahe Sorgen machen müssen. Bevor ich ein weiteres Seufzen ausstoßen konnte, beschloss ich einfach etwas direkter zu werden und legte behutsam die Hand auf ihre Schulter, schüttelte sie sanft hin und her. "Yamamoto-san. Du solltest endlich aufwachen, oder die Pancakes werden kalt. Außerdem bleibt dir ansonsten keine Zeit mehr, shoppen zu gehen."

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    • Hana Yamamoto

      Nanami war ebenso aufgestanden und hatte schließlich seine Hand auf meine Schulter gelegt, während sich Gojo zurück in sein Zimmer zog. Der Blondhaarige sprach davon, dass es keine gute Idee sei, jetzt schon wieder Ausflüge zu machen und dass Kimatsu auch sauer auf ihn werden würde, sollten Gojo und ich uns doch dafür entscheiden. Ich hatte nicht vor, Nanami in Schwierigkeiten zu bringen und merkte zu dem selbst, dass mein Körper seine Grenze schon vor langer Zeit erreicht hatte -was das ganze natürlich nicht weniger frustrierend machte. Erst seufzte ich, doch anschließend weiteten sich meine Augen ein Stück und mein Herz fing an, ungewohnt schnell zu schlagen. Auslöser dafür, war Nanamis warme Hand an meiner Stirn und die Tatsache, dass wir uns näher waren, als je zuvor. Wieso passierte das? Es war doch nicht das erste Mal, dass ich einem Mann so nah war. Vor allem durch meinen Job als Model, kam ich während der Fotoshootings Männern näher, als gewöhnlich. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht damit gerechnet und Nanami mich überrumpelt hatte. Ja, dass musste es sein!
      "I-Ist gut...", sprach ich leise, als er mir mitteilte, dass ich die nächsten zwei Tage zum Ausruhen nutzen sollte und es keine größeren Aktivitäten geben würde. Unsere Blicke trafen sich und ich hatte das Gefühl, dass sich seine Augen bis tief in meine Seele bohrten, weshalb ich den Augenkontakt so schnell es ging, wieder abbrach und mich stattdessen zurück auf meinen Stuhl setzte, bevor ich mich meinem Frühstück widmete.


      Die letzten zwei Tage waren nur sehr schleichend vergangen. Abgesehen von Gojos Anwesenheit und den wenigen Stunden, die Matsu für mich hatte frei machen können, wollte nichts meine Laune heben. Es war Herbst und ich wollte unbedingt einen Spaziergang durch die Parks der Stadt machen, während das Laub unter meinen Füßen knisterte. Ich wollte ein paar Tiere bei der Nahrungsbeschaffung beobachten und eine heiße Schokolade in einem Café trinken. Bis gestern Abend war ich mit meinem Gejammer bei Kimatsu nicht wirklich weit gekommen, jedoch hatte sie sich gestern Abend erweichen lassen, aber auch nur, weil ich es mir seit gestern wieder gut ging. Sie versprach mir, dass ich morgen wieder raus gehen dürfte, solange ich es nicht übertrieb und einen Begleiter an meiner Seite, wobei sie deutlich betont hatte, dass mich jeder aus Gojo begleiten durfte. Schade, aber ich wusste ja, dass es gefährlich werden könnte, sollten die von Oben von seiner Rückkehr etwas mitbekommen. Nanami war da schon deutlich weniger auffällig, als der attraktive Grauhaarige, wobei er aber leider auch nicht annähernd so lustig wie sein Kollege war. Aber fürs Erste sollte ich mich wohl glücklich schätzen, dass ich überhaupt raus durfte.
      Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Schütteln und eine tiefe Stimme geweckt. Nur langsam öffneten sich meine Augen, während mein Gehirn mit dem Wechsel zwischen Traumwelt und Realität beschäftigt war. Langsam setzte ich mich auf, wobei mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen und ich mich zur Hilfe, etwas auf meine Linke Hand stützte, welche auf der Matratze verweilte. Ein müdes Gähnen drang über meine Lippen, während ich mir mit der rechten Hand müde über die Augen rieb. "Guten Morgen, Nanamin", sprach ich und lächelte dem Blondhaarigen sanft entgegen. Wir hatten die letzten zwei Tage sehr viel Zeit miteinander verbracht und ich hatte ihn mittlerweile irgendwie gern, auch wenn ich nach wie vor der festen Überzeugung war, dass er keinen Spaß verstand.
      Ich nahm meine Hand von meinen Augen und sah etwas überrascht auf, als mir ein süßlicher Geruch in die Nase stieg. "Sind das etwa Matsus Pancakes?", fragte ich etwas verwundert. Müsste sie nicht schon längst in der Schule sein? Ihre Pancakes hatten immer einen ganz eigenen Geruch. Sie rochen stärker nach Vanille, da sie wusste, dass ich Vanille gerne aß und machte sie deshalb nach ihrem eigenen Rezept. Ihre Pancakes würde ich auch inmitten eines indischen Basars erkennen. "Hast du die etwa gemacht?", fragte ich Nanami mit großen Augen und schlug die Bettdecke von meinen Beinen. Ich erhob mich von der Matratze und folgte dem Blondhaarigen in die Küche, während er mir mein Frühstück reichte. "Whoaa!! Die sehen großartig aus!", sprach ich voller Vorfreude auf den Geschmack, den ich gleich schmecken dürfte. "Itadakimasu!" Ich nahm einen Bissen und machte große Augen. "Lecker!" Ich nahm noch einen Bissen. "Die schmecken genauso gut, wie bei Matsu-chan!"
      Nach dem Frühstück lehnte ich mich zufrieden zurück. "Vielen Dank, für das Frühstück", bedankte ich mich lächelnd bei Nanami. "Sag mal Nanamin, ist Gojo noch gar nicht wach?", wollte ich von ihm wissen und blickte dabei neugierig auf die Holztür, hinter welcher sich der Silberhaarige vermutlich verbarg. Ich seufzte leise. "Schade, wäre cool gewesen, ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen. Naja, egal. Ich geh mich fertig machen und dann können wir los", lächelte ich dem Blondhaarigen wieder fröhlich entgegen, ehe ich das dreckige Geschirr nahm und es aufräumte, bevor ich ins Zimmer ging, frische Kleidung herauskramte und damit direkt im Badezimmer verschwand. Vielleicht würde ich heute Abend auf Gojo treffen und könnte ihn dann mit meinem Outfit beeindrucken. Solange ich hier war, sollte ich mir noch mehr Gedanken zu meinem Äußeren machen, als ohnehin schon. Gojo musste einfach auf mich Aufmerksam werden!
      Nachdem ich mit meinem Styling fertig war, kam ich wieder aus dem Bad heraus und sah zu Nanami. Von Gojo fehlte leider immer noch jede Spur. "Wir können los", meinte ich und ging auch schon vor zur Garderobe, wo ich mir meine schwarzen Schuhe mit einem Blockabsatz anzog und meinen schwarzen Mantel umlegte. Anschließend schnappte ich mir noch meine schwarze Tasche, ehe ich mit Nanami die Wohnung und auch bald schon den Campus verließ. "Ich freue mich so! Danke, dass du mich begleitest", meinte ich fröhlich. Mein Lächeln kam zum Erliegen, als wir die Schule verließen und ich blickte stattdessen verwundert auf William -ein Chauffeur meiner Mutter. Der gebürtige Engländer mittleren Alters verbeugte sich vor Nanami und mir. "Guten Tag, Hana-ojousama. Kenji bat mich darum, Sie und ihren Begleiter für heute durch die Stadt zu fahren. Er hat mir eine Liste von Geschäften gegeben, die er heute für Sie hat schließen lassen, damit sie ungestört einkaufen können. Bitte steigen sie ein", sprach er und öffnete auch schon die hintere Autotür. "Whoa, Kenji macht wirklich keine halben Sachen...", murmelte ich. Er schien mich vor den Paparazzos schützen zu wollen. Sota und ich waren erst seit kurzem getrennt und man hatte noch kein Statement von uns beiden, sowie aktuelle Fotos. Und nachdem meine Tante noch in der selben Nacht, in der Sota und ich uns trennten, angekündigt hatte, die Firma zu kaufen in der er arbeitete, schienen sich noch mehr Gerüchte und Spekulationen verbreitet zu haben, als es sonst der Fall war.
      "Danke William", lächelte ich und stieg ins Auto, ehe ich Nanami das Zeichen gab, sich neben mich zu setzen.
      Nach einer kurzen Fahrt in die Stadt, kamen wir bei einer begehrten Einkaufsmeile von Luxusläden an. William parkte das Auto so verdeckt wie möglich und ließ Nanami und mich hinaus, ehe er uns zum Hintereingang eines Geschäfts brachte, wo bereits der Manager auf uns wartete. "Miss Yamamoto. Herzlich Willkommen", er lächelte Nanami und mir warm entgegen. "Bitte folgen sie uns hier entlang." Der Manager ging vor und wir folgten ihm, während William sich von uns verabschiedete und draußen im Auto wartete und Wache hielt. Sollten Paparazzos unterwegs sein, würde er sie als erstes sehen und uns vorwarnen.
      Eigentlich hatte ich geplant, ein wenig für mich einkaufen zu gehen, jedoch hatte es mir die diesjährige Herbstkollektion für die Männer angetan, weshalb ich einige Anzüge herauskramen ließ. "Nanami, probiere die mal an, die sehen sicher fantastisch an dir aus!", meinte ich begeistert, während ich mit funkelnden Augen zu dem Blondhaarigen sah, welcher von einer Mitarbeiterin ein Glas Champagner angeboten bekam. Ich wusste jetzt schon, dass würde ein großartiger Tag werden!

      Outfit
      Nur ohne das schwarze Top darunter :D



      Frisur


      Satoru Gojo

      Das war doch wohl ein Scherz. Seit Tagen beschwerte ich mich darüber, dass mir langweilig ist und ich endlich etwas lustiges unternehmen möchte und jetzt? Jetzt waren ausgerechnet Hana und Nanami unterwegs zu einer Shoppingtour In all den Jahren, in denen ich Nanami kannte, ist er noch nie mit mir einkaufen gegangen, aber für ein Mädchen, dass er kaum mehr als ein paar Tage kannte, machte er eine Ausnahme? Wie unfair! Das war Höchstverrat, Nanami Kento! Merk dir das!
      Schmollend machte ich mich über das Süßigkeiten Regal von Kimatsu her und verzog mich mit ein paar Snacks auf die Couch. "HAAALLOOO. IST HIER JEMAND?", rief ich irgendwann, wohlwissend, dass ich keine Antwort zurück bekommen würde. "ICH LEIDE AN EINER SCHWEREN KRANKHEIT, DIE UNTER UMSTÄNDEN AUCH TÖDLICH VERLAUFEN KANN, SIE NENNT SICH LANGEWEILE!" Ich seufzte leise. "Vielleicht sollte ich anfangen, mit meinem Spiegelbild zu reden, dann hätte ich zumindest mal einen kompetenten Gesprächspartner", überlegte ich laut. "Oder ich dreh ein paar Schmuddelfilmchen und tausche sie durch die Dateien auf Kimatsus Laptop aus." Ich grinste bei dem Gedanken und malte mir innerlich aus, wie sie ihren Schülern nichtsahnend eine Präsentation zeigen wollte und dann plötzlich mich und meinen Astralkörper zu sehen bekam.
      Apropos Kimatsu: War sie nicht gerade am Unterrichten? Es wäre interessant zu sehen, wie sich die Lehren in den künftigen 50 Jahren verändert hatten und wie stark, die Sorcerer in der Zukunft waren. Wären sie stärker als meine Schüler? Vermutlich nicht, immerhin wurden sie von mir ausgebildet. Ich musste aber auch zugeben, dass sie alle über eine große Portion Ehrgeiz und vor allem Talent verfügten. Ein jeder von ihn könnte es weit bringen und ich war mir jetzt schon sicher, dass sie dem Hohen Rat der Jujutsu Sorcerer noch das ein oder andere mal in Quere kommen könnten, ein Gedanke der mich jedes Mal aufs Neue zufrieden stimmte. Besonders auf Yujis Entwicklung war ich gespannt. Mein Plan war es, ihm alle Finger von Sukuna zum Essen zu geben und mit ihm zu wachsen, um ihn auf diese Art und Weise in Schach zu halten. Wenn jemand das Potential dazu hatte, dann wohl Yuji. Aber auch Megumi und Yuta, waren vielversprechende Talente, wobei es aber vor allem Megumi an Lebensfreude zu fehlen schien. Ich musste ihm irgendwie beibringen, dass sein Leben mehr wert war, als der Sieg in einem Kampf. Dieses Scheiß Gelaber von Aufopferung und dass die Starken, die Schwachen beschützen mussten, würde ich ihnen gar nicht erst in den Kopf setzen. Keiner meiner Schüler war weniger wertvoll, als einer dieser verkorksten Menschen, die tag täglich ihr Leben lebten, ohne von den wahren Gefahren der Welt Bescheid zu wissen. Jujutsu Sorcerer würden niemals die Anerkennung bekommen, die sie für ihre Arbeit verdient hätten und gerade das, regte mich am Meisten auf. Jedes Jahr ließen dutzende von uns ihr Leben und keiner bekam ein Heldenbegräbnis, wie es bei Soldaten der Fall war. Dabei bekämpften diese Menschen, bloß andere Menschen. Wir aber hatten andere Feinde. Wir aber bekämpften Monster, die aus den Abgründen der Menschen entstanden. Ihre negativen Gefühle, waren der Nährboden für Fluchgeister und so lange Menschen hassten, neidisch waren, verletzt wurden oder sich ängstigten, solange würde es auch noch Fluchgeister geben. Und zum jetzigen Zeitpunkt wusste noch niemand, wie stark sie waren oder wie stark sie werden konnten, wir kannten ja nicht einmal die genaue Anzahl unserer Feinde. Menschen bräuchten nur in Frieden miteinander Leben und schon gäbe es keine Verwendung mehr für Soldaten, doch wir Sorcerer, würden vermutlich solange in die Schlacht ziehen, wie es Menschen gab.
      Wütend von meinen eigenen Gedanken, versuchte ich mich wieder zu beruhigen. Mein Appetit auf Süßes war mir vergangen, weshalb ich die Packung mit Pockys auf den Tisch legte und mich von der Couch erhob. "Ich denke, ich sollte mir die Zeit mit etwas Spaßigem vertreiben, sonst komme ich wirklich noch auf dumme Gedanken."
      Ich ging in mein Zimmer und zog mich um, ehe ich mich aus Kimatsus Wohnung teleportierte. Ich hatte mich auf einen großen Baum gebeamt und stellte mich auf einen der dicken Äste, während sich mein Augenmerk auf das Schulkomplex richtete, in welchem Kimatsu ihre Schüler unterrichtete. Ich war gut 100 Meter entfernt und konnte sie in aller Ruhe dabei beobachten, wie sie etwas an die Tafel schrieb und ihren Schülern dabei etwas erklärte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich merkte sofort, wie sich meine Stimmung deutlich hob, nun dass ich die hübsche Grauhaarige zu Gesicht bekam.

      Die Zeit verging wie im Flug und ich hatte mich dazu entschieden, Kimatsu und ihre Schüler auf dem Trainingsplatz zu folgen, wobei ich mich nach wie vor bedeckt hielt und genügend Abstand hielt. Jetzt da sie im Freie waren, konnte ich endlich zum ersten Mal einen Blick auf die Fähigkeiten der Jujutsu Sorcerer hier in dieser Dimension erhaschen. Und siehe da: Ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn Kimatsus Schüler mir natürlich nicht das Wasser reichen konnten -immerhin war ich der Gojo Satoru- so schien auch in ihnen, eine Menge Potential zu schlummern. Auch diese Generation hatte starke Jujutsu Sorcerer hervorgebracht. Diese Tatsache erleichterte mich ungemein, immerhin wusste ich nur allzu gut, dass Fluchgeister mit den Jahren stärker werden. Grund dafür ist die wachsende Erdpopulation und neue Ängste und Sorgen, die eine neue Generation mit sich bringt. Während man in den frühen 2000ern überwiegend Angst vor Anschlägen und Kriege hatte, war es knapp 20 Jahre später die Angst vor dem Klimawandel und der Einsamkeit, welche vor allem Social Media mit sich brachten. Wir bräuchten also starke Sorcerer, um die immer stärker werdenden Fluchgeister aufzuhalten, denn sonst würde die Menschheit ihr Ende finden. Ein Gedanke, der mich nicht besonders traurig machte, jedoch wollte ich die Welt für meine Schüler so schön wie möglich gestalten, weshalb ein Massenaussterben nicht drin wäre.
      Nachdem ich genug gesehen hatte, wurde mir irgendwann langweilig in meinem Versteck. Aus diesem Grund entschied ich mich dazu, Kimatsus "Befehl" nicht länger Folge zu leisten, in dem ich mich anderen Sorcerern offenbarte. "Wow, die Jujutsu Sorcerer dieser Zeit sind wirklich nicht schlecht. Das muss viel Arbeit gewesen sein", grinste ich, nachdem ich aus dem Nichts, hinter Kimatsu aufgetaucht war und in meine Hände klatschte. "Ihr drei könnt euch glücklich schätzen, eine solch fähige Lehrerin zu haben, auch wenn sie leider wohl eine große Spaßbremse ist. Sorry, mir ist zu langweilig auf meinem Zimmer geworden. Außerdem wollte ich nur mal schauen, wie du dich als Lehrerin so machst. Vielleicht kann ich dir noch ein paar Tipps geben", grinste ich ihr entgegen. Das würde noch Ärger geben. Endlich etwas Action!
    • Kento Nanami


      Es war beeindruckend wie tief die Kleine doch schlafen konnte, wo sie tagsüber doch einem menschlichen Tornade glich, der nie auch nur eine Sekunde Ruhe finden konnte. Ensprechend angenehm empfand ich es daher sogar, sie einmal schlafend zu sehen, vor allem da sie dabei nicht weniger hübsch wirkte wie sonst auch. Aber wenn ich mich mit ihr heute schon durch ein Geschäft nach dem nächsten quälen musste, wollte ich es möglichst schnell hinter mich bringen.
      Dann endlich öffneten sich die glitzernden Smaragdaugen und musterten mich müde. "Guten Morgen", meinte ich leise grummelnd. Warum hatte sie sich auch unbedingt meinen "Spitznamen" bei diesem elenden Maskenidioten abkopieren müssen. Zugleich fiel es mir erstaunlich schwer, diesen Namen aus ihrem Mund zu hassen, also hatte ich nicht vor, sie weiter davon abzuhalten.
      Noch bevor ich sie zum Frühstück einladen konnte, lockte sie der süße Geruch aus der Küche schon aus dem Schlafzimmer. "Hashisawa hat mir ihr Rezept gegeben, da sie meinte, dass du diese Pancakes liebst." Und offenkundig hatte sie dabei nicht gelogen. Begeistert wie ein Hundewelpe auf der Spielwiese stürzte die junge Frau aus ihrem Zimmer und musterte sehnsüchtig die Pancakes die ich ihr samt süßem Ahornsirup anreichte. "Ich hoffe sie sind gelungen." Offenkundig musste ich mir darüber wenig sorgen machen, sie sehr wie ihre hellen Augen nach dem ersten Bissen zustrahlen begannen. Ein warmes Gefühl der Zufriedenheit eroberte für einen Moment meinen Brustkorb, während ich das hungrige Mädchen beim Frühstück beobachtete. Ich würde Hashisawa für ihr detailiertes Rezept danken müssen, ansonsten hätte ich diesen bezauberden Ausdruck der jungen Sorcerin schwerlich zu sehen bekommen. Und egal wie anstrengend diese Arder von ihr auch sein mochte, ich sah sie gerne lächeln und lachen, bedeutete es doch, dass sie ihre Jugend in vollen Zügen genießen konnte.
      "Nichts zu danken", erwiderte ich ehrlich, nachdem die hübsche Blondine sich satt zurücklehnte und mir ein breites Lächeln schenkte. Dann jedoch folgte ich ihrem hoffnungsvollem Blick zu Gojos Zimmertür. Die Kleine wurde immer erstaunlicher, umso länger ich sie beobachten konnte. Es war gerade einmal eine Woche her, dass sie tränenüberströmt in Hashisawas Armen gelegen hatte, nachdem ihr Freund sie betrogen hatte und nun machte sie eindeutig schon dem Weißhaarigen Schwachmaten schöne Augen. Es war mir bereits in den letzten beiden Tagen aufgefallen und so bedauernd wie sie nun dreinschaute, glaubte ich mir in dieser Sache recht sicher sein zu können. Entweder war die Liebe zu ihrem Ex nie so stark und intensiv gewesen, wie ihre Tränen es hatten vermuten lassen, oder sie neigte einfach dazu, sich viel zu schnell zu verlieben. Es würde mich nicht wundern, sollte auch Gojo dass bereits aufgefallen sein, weswegen er sich natürlich erst recht in der warmen Aufmerksamkeit der Kleinen zu sulen schien... Zum Glück schien er sich dieses Mal aber bedeckt zu halten. Ob er tatsächlich noch schlief oder einfach nur beleidigt in seinem Zimmer schmollte, nachdem man ihm keinen "Freigang" erlaubte, konnte ich allerdings nicht beurteilen.
      Nach dem ausgiebigen Frühstück dauerte es nicht mehr lange, bevor sich Yamamoto in frische - und meiner Meinung nach deutlich zu freizügige - Klamotten warf und ungeduldig darauf drängte endlich aufzubrechen. Mein innere Unwillen steigerte sich derweil von Sekunde zu Sekunde etwas mehr, aber ich hatte Hashisawa nun einmal versprochen, für ihre Liebligsschülerin dazusein. Außerdem müsste ich mich noch vernünftig für ihre Gastfreundschaft revanchieren und auch für den Umstand, dass sie bisher noch kein einziges Mal versucht hatte, Gojo zu köpfen, obwohl er ihr jeden Grund dafür gegeben hatte. Also verkniff ich mir sowohl einen Kommentar, über das etwas luftige Outfit der blonden Schönheit, und folgte ihr auch brav und ruhig aus der Wohnung. "Du musst mir dafür nicht danken, sondern eher Hashisawa, die mich hierum gebeten hat. Außerdem habt ihr beiden euch sofort um uns gekümmert, als wir in diese Welt gefallen sind. Dafür möchte ich mich auch noch revanchieren."
      Alles was danach kam war mindestens... verwunderlich. Zuerst der Chauffeur inklusive teurem Wagen mit verdunklten Scheiben und dann auch noch eine komplett gemietete Einkaufszeile?! Ich hatte in den letzten Tagen schon irgendwie verstanden, dass der kleine Wirbelwind teil einer großen und vermögenden Firma war, die im Besitz ihrer Tante stand, aber... Nun mir waren die tatsächlichen Ausmaße des entsprechenden Reichtumes bis zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht gänzlich bewusst gewesen. Dennoch ließ ich meiner Miene mein inneres Erstaunen nicht anmerken und stieg kommentarlos in den Wagen ein, beobachtete die vorbeiziehende Landschaft und verengte ein weiteres Mal unwillig die Augen, als die luxuriöse Einkaufsmeile in Sicht kam. Es sollte mich mittlerweile nicht mehr wundern, dass die junge Geschäftsfrau direkt persönlich vom Manager des ersten Kleidungsgeschäftes begrüßt und durch den Hintereingang gelotst wurde, dennoch war es ein seltsam befremdliches Gefühl so behandelt zu werden. Vor allem, da ich eigentlich nur die Begleitung war. Nun... das hatte ich zumindest gedacht, bis mir der blonde Wirbelwind die ersten Anzüge entgegenhielt. "Ich dachte, wir würden für dich einkaufen gehen?", fragte ich etwas verwundert, während ich einen der Angestellten kopfschüttelnd abwies, als man mir Champanger reichen wollte. Was kam als nächstes, ein kleines Fünf-Sterne-Menü in der Ballkleid-Abteilung? "Du hast mir und Gojo bereits mehr als genug Klamotten verschafft, wofür ich dir im Übrigen danken möchte, aber noch mehr kann ich wirklich nicht annehmen." Ich getraute es mir nicht einmal, das kleine Preisschild an den einzelnen Anzügen zu begutachten, alleine der hochwertig anmutende Stoff ließ mich vermuten, dass ich drei Jahre meines alten Gehaltes dafür hätte ausgeben können. Und Yamamoto wollte ihn mir einfach so... schenken? Das konnte und wollte ich nicht so einfach annehmen. "Such dir lieber etwas für dich selbst heraus, immerhin sind wir doch für dich hierher gekommen, nicht." Meine Hände legten sich sanft um ihre, um sie samt den Anzügen von mir wegzuschieben. "Ich möchte immerhin, dass du dich heute etwas vergnügst und deinen Urlaub auskostest. Eben das wünscht sich auch Hashisawa."


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      Kimatsu Hashisawa



      "Kimatsu~! Du hast doch hoffentlich noch nicht vergessen, dass wir heute noch trainieren wollen?" Ich wusste nicht, wann Temarin genau damit angefangen hatte, mich - ihre Lehrerin wohlgemerkt - ungefragt beim Vornamen anzusprechen. Doch nachdem sie offenkundig eh nicht davon abzubringen war, hatte ich einfach beschlossen es hinzunehmen, auch da Hana damals kaum anders gewesen war.
      "Natürlich habe ich das nicht", teilte ich ruhig mit und tippte dann auffordernd auf die vollgeschriebene Tafel in meinem Rücken. "Aber bevor du nicht alle Arten von Gift-Fluchgeistern aufgeschrieben hast, wird besagtes Training für dich ausfallen."
      Das Mädchen verformte ihre vollen Lippen zu einem unwilligen Schmollmund, bis sie sich endlich dazu durchrang ihren Stift zu zücken und den Text von der Tafel zu kopieren. Währenddessen wanderte mein Blick durch das restliche Zimmer, welches spärlich befüllt war. Nur drei Schüler waren momentan im zweiten Jahrgang der Tokyo Jujutsu High eingeschrieben und ich war die betreuende Lehrerin besagter Kinder. Wie erwartet hatte die ruhige Musterschülerin Kamo Riuna bereits alles von der Tafel abgeschrieben und ließ ihren Blick nachdenklich aus dem Fenster gleiten, während ihr Sitznachbar, Kamodo Josuke, mich breit angrinste, seitdem ich unser Nachmittagstraining bestätigt hatte. Ein genauerer Blick eröffnete mir dabei, dass er alleine meine kleinen Skizzen zu den diversen Fluchgeistern abgezeichnet hatte, ohne sich die Mühe zu machen, die wichtigen Fakten dazu zu notieren. Zumindest schien ihm mein düsterer Blick sofort aufzufallen, weswegen er geschwind seinen Kuli zückte und sich an die Arbeit machte. Sehr gut.
      Ich konnte nicht gerade behaupten, dass die drei "einfache" Schüler waren, vor allem die niedlich anmutende Nekota Temarin konnte manchmal reichlich viele Probleme veranstalten, aber nichts desto trotz waren sie gute Kinder, lernbegierig und absolut liebenswert. Ein Grund mehr für mich, all meine Energie in die Ausbildung der jungen Nachwuchstalente zu stecken, auf dass sie in Zukunft nicht nur Menschenleben, sondern vor allem auch ihr eigenes schützen konnten. Ich wollte nie wieder jemanden verlieren, der eigentlich unter meinem Schutz stehen sollte... Da ich leider aber nicht immer überall sein konnte, tat ich alles dafür, damit meine Schüler sich zu jeder Zeit selbst verteidigen konnten, egal wie hart das entsprechende Training auch ausfallen mochte.

      Und so wartete ich nach dem heutigen Schultag bereits geduldig auf dem Sportplatz auf meine drei Schützlinge, während sie sich noch in passende Sportsachen warfen. "Wir sind bereit, Kimatsu!", tönte es nach ein paar Minuten auch schon laut über das Feld. Wie üblich war Tem die erste die begeistert auf und ab springend auf mich zugestürmt kam. Ihr Lieblings-Shikigami Netsura flatterte derweil entspannt hinter ihr her. Zur gleichen Zeit biss sich Riuna neben ihr unberüht in den Daumen und verstrich das aus der Wunde austretende Blut auf ihren beiden Dolchen. Der letzte im Bunde, Josuke, justierte derweil sein ungewöhnlich langes Katana an seiner Hüfte und grinste mir schon vorfreudig entgegen. Ich schenkte den dreien auch ein feines Lächeln und fokussierte meine eigene Fluchkraft, ließ sie in die Grasfläche unter mir ströhmen, suchte nach Kleinstlebewesen, die ich in meiner Fluchtechnik einfangen konnte und erstarrte zwei Sekunden später... Das konnte doch nicht...!
      Ich wusste nicht, ob diesem elenden Spaßvogel bewusst war, wie leicht ich mit meiner Fähigkeit die Gegend absuchen konnte, aber irgendetwas sagte mir, dass ihm das reichlich egal wäre. Selbst wenn ich wusste, dass er uns soeben aus dem Verborgenen beobachtete, könnte ich momentan wenig dagegen unternehmen, außer zu hoffen, dass er sein hübsches Köpfschen weiterhin vor meinen Schülern verborgen hielt. Keines der Kinder hatte "den großen" Gojo Satoru zwar jemals Live und in Farbe zu Gesicht bekommen, denoch war alleine seine Legende ausreichend genug, damit praktisch jeder Jujutsu Sorcerer wusste, wer er war. Selbst die jüngsten kannten ihn. Entsprechend "unschön" wäre es also, wenn er sich ohne Vorwarnung hier sehen lassen würde... Vor allem da ich wusste, dass Josuke ein ähnlich großer Fan des stärksten Sorcerers war, wie die gute Hana.
      Also drehte ich mich einmal unauffällig in die Richtung, in der ich Gojos Versteck hatte ausmachen können und warf dem gut verborgenen Störenfried einen warnenden Blick zu, bevor ich mich wieder vollständig meinen Schülern widmete. Zum Glück schien keinem der Kinder aufgefallen zu sein, dass wir unter Beobachtung standen, nicht einmal als wir den Trainingskampf begannen und ich die immer besser werdenden Nahkampffähigkeiten meiner Schützlinge auf die Probe stellte.
      "Temarin! Du vergisst ständig deine Deckung. Du darfst dich nicht zu sehr darauf verlassen, dass einer deiner Shikigami deinen Rücken schütz, vor allem dann nicht, wenn deine Fluchkraft ausgeht", belehrte ich während der einzelnen Schlagabtäusche streng und versetzte der jungen Frau einen Schlag in den Rücken. In der nächsten Sekunde duckte ich mich unter Josukes Schlag hinweg und machte einen schnellen Schritt auf ihn zu. "Wenn du deine Klinge ausdehnst und einen weiten Schlag ausführst, machst du es deinem Gegner deutlich leichter, nah an dich heranzukommen", kommentierte ich ruhig, bevor meine inneren Handballen hart gegen seinen Brustkorb schlugen und den Jungen hustend in die Knie zwangen. In der Zwischenzeit gab sich Riuna alle Mühe mit ihren durch Eigenblut verstärkten Dolchen in meinen toten Winkel zu gelangen. Allerdings musste ich sie nicht mit meinen eigenen Augen sehen, um sie treffen zu können. Gerade als sie also hinterrücks auf mich zustürmte, sprang ich einige Meter in die Höhe und landete nach einem gestrecktem Rückwärtssalto selbst im toten Winkel der Dunkelhaarigen. "Gar nicht mal so schlecht", murmelte ich, während sich das kühle Metall meiner eigenen Klinge an ihren Nacken legte. "Aber leider ist deine Taktik viel zu vorhersehbar."
      Auch wenn alle drei letztendlich enttäuscht und erschöpft vor mir auf der Wiese zusammensackten, konnte ich mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Sie waren besser geworden. So gut sogar, dass ich demnächst selbst etwas mehr trainieren würde müssen, damit ich überhaupt noch etwas hatte, dass ich ihnen beibringen könnte.
      Doch gerade als ich den dreien lobend die Köpfe tätcheln wollte, stellte sich jedes noch so kleine Haar in meinem Nacken auf. Ich war offensichtlich selbst unaufmerksam geworden, hatte meine eigene Deckung vernachlässigt... Ansonsten hätte mir niemals entgehen können, wie sich Gojo plötzlich an uns annäherte. Doch noch bevor ich es hätte verhindern können, stand er auch schon stolz wie ein Sechsjähriger am ersten Schultag vor unserer kleinen Gruppe und weckte in mir den kaum zu unterdrückenden Willen, sein Gesicht mit Hilfe meiner Fäuste umzugestalten. "Was zum Teufel machst du hier?!", wollte ich ungewohnt aufbraußend wissen und stiefelte zornig auf ihn zu. Es war unfassbar entwürdigend, dass ich zuletzt meinen Kopf in den Nacken legen musste, nur um diesem unverfrorenen Riesen ins Gesicht blicken zu können. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, ihm mahnend den Zeigefinger vor die Nase zu halten. "Was genau hast du dieses Mal missverstanden, als ich gesagt habe: 'Halte dich von anderen Sorcerern oder besser noch, jeglicher Öffentlichkeit fern'?"
      "Hohoho, Kimatsu, wer ist denn dieser Schönling mit Sonnenbrille~? Und warum willst du ihn so dringend verborgen halten?", säuselte Tems Stimme plötzlich vielsagend, während das Mädchen sich interessiert grinsend an den Neuankömmling heranschob. "Sag nicht, du hast dir einen geheimen Lover angelacht."
      "Ganz bestimmt", beeilte ich mich zu verneinen und schüttelte heftig den Kopf. "Mal abgesehen, dass ich dafür eh keine Zeit hätte, wäre für mich eine Beziehung mit diesem Kerl unmöglich."
      Temarin spitze ungläubig die Lippen und ließ ihre golden schimmernden Augen neugierig zwischen Gojo und mir hin und her wandern. "Bist du dir da wirklich sicher~?"
      "Sehr sogar", bestätigte ich nickend und kontrollierte die Reaktionen der anderen beiden. Wie erwartet hielt Riuna sich reichlich bedeckt und beobachtete die Szenerie nur nachdenklich. Josuke hingegen.
      "G-Go-Gojo... Gojo Satoru?!"
      Verdammt... Natürlich erkannte der Blauhaarige sein Idol auf dem ersten Blick. Und natürlich verlernte er auf den unerwarteten Schock direkt das Atmen. "Du musst dich irren, Josuke-kun", versuchte ich die Katastrophe abzuwenden und schob mich vor den Jungen, legte ihm behutsam die Hände auf die Schultern. "Wie kann ein Mann, der vor knapp fünfzig Jahren vom Erdboden verschwunden ist, plötzlich hier auftauchen."
      Das helle Gelb in seinen Augen schimmerte verwirrt, während er endlich seinen Blick vom Silberhaarigen abwendete und ihn auf mein Gesicht legte. "Aber... Wer... Wie..." Wieder hob sich sein Kopf und begegnete dem Epitom meiner seelischen Qualen der vergangenen Tage. "Wer ist das dann?"
      "Nun..." Ich löste meine Hände von den bebenden Schultern meines Schülers und drehte mich selbst wieder zum ungebetenen Gast um. Wie sollte ich ihn vorstellen? Wie könnte ich meinen Schülern nur vormachen, dass das eben nicht der große Gojo Satoru war? Josuke könnte man eventuell sogar noch umstimmen, aber den beißenden Blick von Riuna und Temarin nach zu schließen, war dieser Kampf sowieso schon verloren. Ich stieß ein ergebenes Seufzen aus und hoffte einfach darauf, dass Gojo die Sache "vernünftig" klären würde. "Stell dich doch einfach selbst vor..."

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    • Hana Yamamoto

      "A-Aber...!" Ich kam nicht weiter, da sprach Nanami schon davon, dass wir heute für mich einkaufen würden und ich den Tag genießen sollte. "Ich genieße ihn doch auch!". entgegnete ich ihm direkt. "Mir macht es Freude, anderen Geschenke zu machen, außerdem glaube ich, dass dir der Anzug ganz wunderbar stehen würde. Also bitte, probier' ihn wenigstens mal an. Biiitteee~" Ich ignorierte das Kribbeln auf meiner Haut, welches durch die Berührungen des Blondhaarigen ausgelöst wurde.
      Endlich schien er sich geschlagen zu geben und ich drückte ihn in die Umkleide, damit er sich in Ruhe umziehen konnte. "Sag Bescheid, wenn du fertig bist", meinte ich fröhlich und ging dann in die Herrenabteilung zurück. "Schnell, packen Sie das, das und das ein und schicken sie es anschließend zu Hashisawa-san. Die Adresse dürften Sie ja mittlerweile kennen", lächelte ich. Der Angestellte nickte und packte schnell die Sachen zusammen, ehe er sie zur Kasse brachte.
      Nanami war derweil fertig geworden und ich ging zu ihm zurück. Als ich ihn in dem Anzug erblickte, begannen meine Augen zu leuchten, während ich meine Hände vor der Brust faltete. "Du siehst großartig aus!" Ich drehte mich zum Manager um und zeigte auf Nanami. "Den Anzug in dieser Ausführung bitte", lächelte ich und er nickte. "Gut, dann zieh dich wieder um. Ich habe nicht vor, dich noch weiter zu quälen, außerdem brauche ich noch ein Kleid für den Geburtstag einer Freundin", meinte ich fröhlich. "Ich geh mich schon mal umschauen." Während Nanami also wieder in der Umkleide zurück ging, begleitete mich eine Angestellte zu der Damenabteilung und zeigte mir die aktuellen Klassiker, der jetzigen Kollektion. Ich sah mich eine Weile lang um, bis auch Nanami wieder zu uns kam. "Die Kleider sind so hübsch. Was sagst du dazu, Nanamin?", fragte ich den Blondhaarigen und sah zu ihm hinauf.
      Irgendwann zeigte mir die Verkäuferin ein schwarzes Kleid mit Swarovski Steinen unter der Brust, in welches ich mich direkt Schockverliebte. "Das ist es!", meinte ich sofort und sie nickte lächelnd. "Möchten Sie es anprobieren?", fragte sie. Ich nickte und sie zog das Kleid von der Stange, ehe sie mit mir zur Damenumkleide ging. "Bitte rufen Sie, sollten Sie Hilfe beim Ankleiden brauchen." Ich nahm das Kleid entgegen und verschwand in der Kabine, ehe ich mich auszog und das Kleid anprobierte. Es saß wie angegossen, jedoch hatte ich ein wenig Probleme damit, den Reißverschluss bis nach ganz oben zu ziehen. Nicht, weil ich nicht in das Kleid passte, sondern weil meine Arme zu kurz und ungelenkig waren, um soweit ran zu kommen.
      "Nanamiiiin", rief ich. "Kannst du mir mit dem Reißverschluss helfen?" Der Blondhaarige trat in die Umkleide und half mir dem Reißverschluss, auch wenn er zunächst etwas unwillig wirkte. Als das Kleid dann endlich zu war, drehte ich mich zu ihm um und sah ihn mit hoffnungsvollen Augen an. "Und? Wie findest du's?", wollte ich von ihm wissen. Gefiel ihm das Kleid auch so sehr, wie mir? "Ich glaube das wird's." Ich drehte ihm den Rücken zu und betrachtete mich noch mal im Spiegel vor mir, ehe ich zufrieden nickte. Jap, das würde es werden!
      "Kannst du mir noch mal mit dem Reißverschluss helfen?"
      Nachdem Nanami die Umkleide wieder verlassen hatte, zog ich mich in aller Ruhe um und reichte die Verkäuferin anschließend das Kleid, welches sie schon mal zur Kasse brachte, während ich in Ruhe nach Sachen für Matsu und Gojo stöberte.
      Als wir alles hatten, packte die Verkäuferin alles zusammen und ich zahlte, ehe ich mit meiner Begleitung den Laden verließ. Unten wartete schon William auf uns, welcher mir die Einkäufe abnahm, damit Nanami und ich ungestört weiter einkaufen konnten.
      So schleifte ich Nanami auch noch die nächsten drei Geschäfte hinter mir her und nachdem ich William die nächste Tüte in die Hand drückte, sah ich zu meinem Begleiter hinauf. "Keine Sorge, das ist jetzt der letzte Laden, versprochen", lächelte ich. William machte sich auf den Weg zum Auto, während Nanami und ich zum nächsten Laden gingen. Also zumindest war das der Plan, doch auf dem Weg dort hin, sah ich einige Fotografen, welche scheinbar schon auf unser Eintreffen warteten. "Mist." Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte kurz nach, ehe ich zu meinem Begleiter hinauf sah. "Ich glaube die Einkaufstour ist hiermit beendet. Wir sollten schnell hier weg, bevor sie uns noch bemerken." Zu spät. Gerade in diesem Moment drehte sich ein Fotograf zu uns um und wollte ein Foto schießen, als ich Nanami an der Hand nahm und ihn in die entgegengesetzte Richtung zog. Die Paparazzos wurde aufmerksam auf uns und liefen uns hinterher, wodurch ich mein Tempo erhöhte. "Hier entlang!", rief ich und zog ihn mit mir mit. Nach einigen Minuten kamen wir in die Nähe eines Restaurants und bogen in die Seitengasse ein. Ich drückte Nanami hinter einer großen Mülltonne gegen die kahle Mauer, während ich mich unbewusst dichter an ihn heran drückte. "Sie kommen", flüsterte ich und lauschte dem Getrampel der Fotografen. Die Schritte wurden lauter und kamen näher, bis sie an uns vorbei liefen und brüllten, dass sie uns nicht verlieren durften.
      Nanami und ich verweilten noch einen Moment in unserer jetzigen Position, ehe ich erleichtert aufseufzte. "Glück gehabt." Mein Blick wanderte zu meiner Begleitung hoch. "Alles okay?", wollte ich von ihm wissen. "Tut mir leid, dass ich dich da mit reinziehe", entschuldigte ich mich schuldbewusst. Dann fiel mir aber auf, dass wir uns noch immer recht nah waren, weshalb ich sofort auf Abstand ging. "S-Sorry!", meinte ich, direkt nachdem ich rot anlief. "Ich wollte nicht-" Weiter kam ich nicht, da ertönte ein mir allzu bekanntes Kreischen am Himmel. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und erkannte einen Fluchgeist, den ich schon vor einigen Wochen hätte austreiben sollen. Der Fluchgeist hatte den Körper eines riesigen Adlers, während sein Gefieder so aussah, als sei er in ein riesiges Fass Tinte geflogen. Er konnte die "Tinte" von seinem Körper lösen und damit die Stellen die er traf verätzen. "Nanami, da müssen wir hinterher, den versuche ich schon seit Wochen zu fangen!", meinte ich ernst und griff nach meinem Schwert, welches nun sichtbar wurde. Ich schickte einen dünnen, länglichen Lichtstrahl zum Himmel hinauf, in der Hoffnung das Vieh zu erwischen, jedoch wich es mit Leichtigkeit aus und versuchte sich aus dem Staub zu machen. "Diesmal krieg ich dich!", rief ich und folgte dem Vieh, wobei ich mit Leichtigkeit über die Mauer sprang und gemeinsam mit Nanami die Verfolgung begann. Allerdings hatte der Fluchgeist in kürzester Zeit eine größere Distanz zu uns aufgebaut. Verdamm, so würde er wieder entkommen.
      "Nanami, ich werde gleich meine Sphärenentfaltung nutzen, um dem Vieh eine räumliche Grenze zu geben. Damit du nicht erblindest, werde ich dich in einen hellen Kasten sperren, wo du dem Licht in der Sphäre nicht ausgesetzt bist. Was auch passiert, verlasse auf keinen Fall, diesen Kasten, solange meine Sphäre aktiv ist, verstanden?" Ich sah kurz zu dem Blondhaarigen, ehe mich wieder auf meinen Gegner konzentrierte. "Mach dir keine Sorge, der Kasten schützt dich auch vor äußeren Angriffen, du musst also nichts weiter tun, als zu warten." Ich atmete einmal tief durch, ehe ich abrupt stehen blieb, meine Augen schloss und mein Schwert vor mich hielt. "Sphärenentfaltung: Lichterspiele." Es wurde hell um uns herum, Nanami wurde von einem orangefarbenen Schutzschild umfangen und meine Augenfarbe änderte sich von Grün zu Gold. Der Fluchgeist schrie laut auf und flog kreuz und quer. Er hatte sein Augenlicht verloren und somit auch den Großteil seines Orientierungssinns. Ich folgte für einen kurzen Moment, den Bewegungen der Kreatur, ehe meine linke Hand hob. "Akt 2: Urteil." An der Decke bildete sich eine weiße Zahl: 7. Diese stand für die Opfer, des Fluchgeistes. Sieben Lebewesen sind seinetwegen entweder verstorben oder verletzt worden. "Akt 3: Lichtspeere." Ich gab das Zeichen zum Schießen und diesem Moment kamen sieben lange Stäbe mit einer scharfen Spitze aus der allen Ecken geschossen und durchbohrten den Vogel, welcher laut schreiend zu Boden fiel. Ich ging auf ihn zu und kniete mich neben die schwarze Kreatur, ehe die Rückseite von dem Griff meines Schwertes auf den Körper des Vogels drückte. An dieser Stelle leuchteten die japanischen Schriftzeichen für "Siegel" auf. Sie sorgten dafür, dass der Fluchgeist mit seinem Gefieder aus säurehaltiger Tinte keinen Schaden mehr anrichten konnte. Anschließend packte ich mein Schwert wieder weg und streichelte stattdessen mit meiner Hand über das Gefieder. "Es tut nicht weh, oder? In diesem Raum ist es einem jedem unmöglich, körperliche Schmerzen zu verspüren. Das heißt aber nicht, dass deine Wunden geheilt sind. Du wirst hier sterben, aber wenigstens ganz ohne Schmerzen. Es mag nicht viel sein, was ich für dich tun kann, aber es ist auf jeden Fall mehr, als deine Opfer bekommen haben." Noch immer streichelte ich behutsam über das Gefieder des Fluchgeistes. "Ich wünsche dir, dass dein nächstes Leben weniger qualvoll wird." Ich lächelte der Kreatur warm entgegen und erkannte eine Träne in seinem Auge, welche ich vorsichtig wegwischte. "Gute Reise." Der Adler löste sich unter meiner Hand in Licht auf und ich seufzte erleichtert. "Gott sei dank, dann haben wir den auch endlich erwischt", meinte ich und erhob mich. Ich drehte mich zu Nanami, lächelte ihn an und steckte meine rechte Hand in meine Manteltasche. "Danke für deine Geduld. Ich werde die Sphäre gleich wieder auflösen. Allerdings werde ich danach direkt einschlafen. Ich verfüge leider nicht über so viel Fluchkraft, wie viele andere Jujutsu Sorcerer, weshalb ich einen Weg für mich gefunden habe, meine körperliche Energie in Fluchkraft umzuwandeln. Allerdings verbrauche ich dadurch so viel auf einmal dass mein Körper sich im ersten Moment denkt, er habe eine Woche lang kein Schlaf und nichts zu essen bekommen. Er gerät in einen kleinen Schockzustand und lässt mich schnell einschlafen. Aber das ist nicht weiter schlimm, nach ein paar Stunden Schlaf und einer Kalorienhaltigen Mahlzeit, bin ich wieder so fit wie davor. Allerdings wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich irgendwie zu Kimatsus Wohnung schaffen könntest."
      Ich schnippte mit meiner linken Hand. "Letzter Akt: Lösen." Die Sphäre zerbrach in etliche Einzelteile, genauso wie der Kasten um Nanami, während sich meine Augen von Gold auf Grün zurück färbten. Doch genau in diesem Moment, überflutete mich die Müdigkeit und ich sackte ohne ein weiteres Wort in mich zusammen.




      Satoru Gojo

      Sie war schockiert, so viel konnte ich ihr zumindest ansehen. Natürlich, bisher hatte ich mich an das gehalten, was sie mir auftrug, aber ich hatte nicht länger Lust dazu. Schon gar nicht, wenn mein werter Kollege die Wohnung und den Campus verlassen durfte und ich weiterhin "eingesperrt" war. Ich wollte Kimatsu zwar nicht in Schwierigkeiten bringen, aber auf Langeweile hatte ich auch nicht wirklich Lust. Außerdem würde ich draußen eher Informationen zu diesem unbekannten Fluchgeist finden, der meine Fähigkeiten zu stören schien. Ich hatte schon jetzt mehr als genug Zeit damit vergeudet, drinnen zu bleiben und mir einen Plan für alles zurechtzulegen. Neue Informationen würde ich ab jetzt nur bekommen, wenn ich sie selbst beschaffte. Nanami und Kimatsu mochten zwar äußerst fähige Jujutsu Sorcerer sein, aber sie arbeiteten bei weitem nicht so schnell und Effektiv wie ich. Immerhin hatte ich in den letzten Tagen herausgefunden, wie viel schneller die Zeit hier floss, während sich Nanami diesbezüglich scheinbar noch keine großen Gedanken gemacht hatte.
      Ich genoss die zuerst erschrockenen und schließlich wütenden Gesichtszüge der jungen Frau vor mir. "Du kannst ja richtig niedlich aussehen, wenn du dich aufregst", grinste ich ihr frech entgegen und sah dabei auf sie hinab, da sie doch ein ganzes Stück kleiner war als ich. Wie niedlich. "Mir war einfach langweilig in deiner Wohnung. Außerdem wollte ich schauen, was die Sorcerer dieser Generation so drauf haben und ich wurde nicht enttäuscht -auch wenn sie sicher nicht an meine Schüler rankommen. Aber ich denke das hat mehr mit den Lehrern, als mit den Schülern zu tun~" Es bereitete mir verboten viel Freude, die hübsche Frau vor mir auf die Palme zu bringen. Es machte beinah mehr Spaß als bei Utahime oder dieser wandelnden Wasserleiche von Schuldirektor. Ich glaube, ich habe eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden~
      Meine Aufmerksamkeit wandte sich von Kimatsu ab und richtete sich auf ihre Schüler, die allesamt unterschiedlich reagierten. Sie erinnerten mich dabei verstärkt an meine eigene Schüler. Die Braunhaarige mit den weißen Strähnen wirkte ähnlich skeptisch wie Megumi. Sie schien mir kein Stück zu vertrauen und wirkte alle Zeit kampfbereit. Das Mädchen mit den rotbraunen Haaren erinnerte mich an Nobara, nicht nur von ihrer Haarfarbe her, sondern ihre Fragen. Neben Nobaras großem Potential zu einer starken Sorcerin, war sie trotzdem durch und durch Frau. Sie interessierte sich für Mode, Klatschzeitungen und Beziehungen und genau wie Kikmatsus Schülerin, war auch Nobara recht direkt, wenn es private Themen gab, die sie interessierte. Zu guter Letzt war da noch der Junge, der mich stark Yuji erinnerte. Der Blauhaarige wirkte ähnlich unschuldig wie Yuji und dann wären da noch die gefärbten Haare. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob Yujis Haare auch gefärbt waren, wir hatten uns darüber nie unterhalten, beziehungsweise interessierte es mich auch nicht. Mir war das Aussehen von anderen schon immer egal gewesen, ähnelten sie sich auf ihre eigene Art und Weise doch alle. Allerdings konnte das Aussehen einer Person hier und da eine gute Angriffsfläche für einen Scherz bieten. Vor allem Gakuganjis altes, hässliches Gesicht war häufig Opfer, meiner verbalen Angriffe. Doch sobald ich wieder zurück war, wären seine Falten sein kleinstes Problem. Ich würde ihn nicht davonkommen lassen.
      "Yo", begrüßte ich Kimatsus Schüler. "Ihr habt richtig gesehen. Ich bin Gojo Satoru, freut mich euch kennenzulernen", grinste ich in die muntere Runde. "Heute muss wohl euer Glückstag sein, denn ich habe mich soeben entschieden, hin und wieder eurem Training beizuwohnen. Meine liebe Kollegin macht ihre Arbeit zwar nicht schlecht, aber würde wer würde sich schon für eine labbrige Toastscheibe entscheiden, wenn man auch ein gutes 5 Sterne Menü haben kann, richtig?" Mein Blick wanderte wieder zu Kimatsu und ich grinste ihr frech entgegen. Es war aber auch zu einfach, sie auf die Palme zu bringen. "Allerdings ist es schon recht spät und ihr solltet euch ein wenig erholen gehen, um für morgen wieder fit zu sein. Ich habe nämlich nicht vor, euch zu schonen. Außerdem wollen Kimatsu-chan und ich noch auf ein Date gehen, nicht wahr Darling?", grinste ich ihr charmant entgegen, wohlwissend, dass sie meine Frage verneinen würde.
      "Also, worauf wartet ihr? Geht schon." Ich bekam gemischte Blicke zugeworfen, jedoch interessierten mich diese herzlich wenig. Ich wusste sehr gut, dass ich einen großen Eindruck bei den dreien hinterlassen hatte und gab mich auch fürs Erste damit zufrieden.
      Die Schüler kamen meinen Worten nach und hatten schließlich den Trainingsplatz verlassen, womit Kimatsu und ich nun alleine waren. "Spürst du auch, wie romantisch die Stimmung mittlerweile geworden ist? Der Sonnenuntergang, wir zwei, alleine auf dem Trainingsfeld. Das hat fast was von einem Date. Schade, dass du nicht mein Typ bist", schmunzelte ich. Nicht ganz richtig. Kimatsu war eine unfassbar attraktive Frau -vor allem wenn sie sich aufregte- jedoch brauchte sie das nicht zu wissen. Ich war immerhin nicht hierher gekommen, um ihr Komplimente zu machen, sondern um mich zu amüsieren und sie ein wenig auf die Palme zu bringen. "Lass uns einen Spaziergang machen, ich möchte doch meine neu gewonnene Freiheit genießen. Du kannst natürlich auch hier bleiben, aber wer weiß was ich dann anstelle, wenn ich alleine durch die Straßen Tokios laufe", drohte ich ihr indirekt und setzte mich auch schon in Bewegung. Ein gespielt theatralisches Seufzen entwich meinen Lippen. "Diese Ungerechtigkeit. Nanami und Hana durften heute den ganzen Tag in Freiheit verbringen, während ich mich alleine in meinem Zimmer langweilen muss. Deine armen Schüler, bist du zu ihnen etwa auch so ungerecht wie zu mir?" Ich erwartete nicht, eine ehrliche Antwort zu bekommen, oder überhaupt ein Gespräch. Kimatsu schien mich nicht ausstehen zu können und das würde sich fürs Erste vermutlich auch nicht ändern. Ich weiß, dass es sich manchmal für andere ungerecht anfühlte, dass ich mit einem guten Aussehen und unglaublichem Talent gesegnet wurde. Aber wir konnten nun mal nicht alle Gojo Satoru sein. Wir bräuchten auch... einfachere Wesen in dieser Welt und Kimatsu spielte diese Rolle ziemlich überzeugend.
      "Wer weiß, vielleicht treffen wir sogar noch Hana oder Nanami. Sie sind bisher noch nicht an der Schule eingetroffen. Scheinbar amüsieren sie sich sehr gut. Ich hätte niemals gedacht, dass ich auf eine Spaßbremse wie Nanami jemals neidisch sein könnte, aber er hat echt Glück, dass er seine freie Zeit mit Hana-chan verbringen darf, während ich mit einem Miesepeter abhängen muss." Ich drehte meinen Kopf nach hinten und warf Kimatsu erneut ein Grinsen entgegen. Sie machte es einem aber auch verboten einfach.

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    • Kento Nanami


      Diesem Mädchen konnte man wirklich kaum einen Gefallen abschlagen. Entweder wollte sie einfach kein Nein akzeptieren, oder es bereitete ihr wirklich einfach viel zu viel Freude mich neu einzukleiden. Nun, ich hatte Hashisawa versprochen, dass ihre Freundin heute seit langem mal wieder einen schönen und freudigen Tag verbringen durfte, also sollte ich dem kleinen Flummi wohl nicht jeden Wunsch ausschlagen. "Na gut... aber nur der Eine", gab ich mich geschlagen und ließ mich in die Umkleidekabine schieben. Dort angekommen musste ich wieder einmal feststellen, dass das Augenmaß der jungen Blondine erschreckend genau war. Der Anzug passte, als hätte man ihn allein für mich geschneidert und sah dabei nicht einmal schlecht aus... Ich müsste ihr wohl erneut danken.
      Als sie dann endlich begann, nach Sachen für sich Ausschau zu halten, bemerkte ich wieder einmal, wie wenig Interesse ich in der Regel an Mode doch hatte. Ja, ich achtete darauf immer gepflegt und ordentlich aufzutreten und ließ mich selten ohne Anzug blicken, aber dafür machte ich mir oraktisch keine Mühe bei der Auswahl eben dieser Anzüge. Ganz im Gegenteil: ich hatte einfach den gleichen Anzug in dreifacher Ausführung gekauft und ersparte mir damit reichlich viele Probleme. Umso interessanter war es nun zu beobachten, wie die junge Sorcerin durch die vollgehangenen Gänge wanderte und mit hell leuchtenden Smaragdten jedes einzelne Kleid beäugte und nach dem besten Modell ausschau hielt. "Ich finde sie sehen alle gut aus", kommentierte ich wenig begeistert, als mich die Kleine nach ihrer Meinung fragte. Zum Glück brauchte sie meine Einschätzung aber nicht einmal wirklich. So hatte sie schon bald ihre Wahl getroffen und tanzte keine Sekunde später schon in Richtung Damenumkleide. Ich nahm ruhig die Verfolgung auf und wartete dann geduldig vor dem Vorhang. Leider wurde mir aber schon sehr bald eine recht "ungewöhnliche" Aufgabe zuteil. Was war eigentlich mit dem Mädchen? War sie eigentlich immer so, mit jedem Mann den sie zum Einkaufen mit schleppte? Wir kannten uns knapp eine Woche lang und doch sollte ich ihr plötzlich das Kleid schließen? Ich verkniff mir ein angestrengtes Seufzen und schob stattdessen achtsam den dunklen und schweren Vorhang - sicher kostete der schon mehr als meine gesamte alte Gaderobe - beiseite und versteifte für einen Moment, als ich einem freigelegten schmalen Rücken entgegenblickte. Helle und zarte Haut schien mich quasi anzuleuchten, während Yamamotos deutlich hervorgehobenen Schulterblätter ungeduldig auf und ab bewegten, während sie mir begreiflich machen wollte, dass sie den Reißverschluss ihres dünnen Kleides keinen Zentimeter weiter in die Höhe ziehen konnte. "Gibt es nicht extra lange Bänder, die man dafür anbringen kann?", kommentierte ich, während ich endlich einen letzten Schritt auf die junge Dame zumachte und sanft meine Hände auf dem Kleid platzierte. "Wie soll man denn sonst alleine in so ein Teil reinkommen?" Während ich schließlich den Reißverschluss zuzog berührten meine rauen Finger für einen Moment lang ihre warme Haut. Ich versuchte es zu ignorieren, merkte aber trotzdem wie ich mich kurz anspannte. Wann war ich das letzte Mal einer Frau so nahe gewesen? Nun... Bisher hatte mir keiner meiner Jobs sonderlich viel Freizeit gegönnt und vor allem in den letzten paar Jahren... nun ja. "Fertig." Ich versuchte meinen Rückzug aus der Umkleide nicht wie eine Flucht wirken zu lassen und nickte dann anerkennend, als sie sich stolz präsentierte. "Für meinen Geschmack etwas freizügig, aber es steht dir sehr gut." Wie wahrscheinlich jedes andere Kleid in diesem Geschäft auch.
      Letzetndlich half ich ihr natürlich auch wieder beim Auskleiden - was einen absolut seltsamen Beigeschmack hatte - und versuchte dann den entstandenen Preis zu ignorieren, als die hübsche Blondine zufrieden die Kreditkarte zückte. Natürlich hatte sie es sich dabei nicht nehmen lassen, auch noch Hashisawa und Gojo reichlich zu beschenken.
      Die folgenden Stunden verbrachte ich damit der quirligen Dame hinterherzulaufen, zustimmend zu nicken, wenn ihr ein Kleidungsstück gefiel und versuchte dabei so gut es ging die unbegreiflich hohen Summen auszublenden, die Yamamoto innerhalb kürzester Zeit ausgeben konnte. Zumindest schien sie reichlich viel Vergnügen zu haben, während sie einen Laden nach dem anderen besuchte und immer mehr Einkaufstüten beim warteten Chauffeur ablud. Irgendwie tat mir der Kerl leid... Ich selbst versuchte mich derweil mit dem heiteren Lachen meiner Begleiterin bei Laune zuhalten. Denn egal wie wenig Freude ich an diesem Tripp hier auch haben mochte, es schüttete selbst in mir ungeahnte Glücksgefühle aus, sobald ich die Blondine Lachen sehen durfte. Hashisawa hatte recht: dieses Mädchen hatte jedes Glück der Welt verdient.
      "Keine Sorge, das ist jetzt der letzte Laden, versprochen." Yamamoto schien bemerkt zu haben, wie sehr meine Motivation mit jedem weiteren Geschäft aufgesaugt wurde. Wahrscheinlich war das auch keine sonderlich große Leistung, dennoch nickte ich ihr dankbar zu. "In Ordnung, aber lass dir soviel Zeit dabei, wie du möchtest", wollte ich sie versichern, als sich uns ungeahnte Probleme in den Weg stellten. Die Kleine musste tatsächlich eine regelrechte Berühmtheit sein, so penetrant wie sich diese neugierigen Paparazzis umgehend an unsere Fersen hefteten. Kaum begann Yamamoto mich an der Hand durch die Gassen zu ziehen, beschleunigte auch ich meine Schritte und lief mehr neben ihr, als hinter ihr her. Zum Glück schien sie sich gut in der Umgebung auszukennen, außerdem sollte es normalen Menschen sowieso nicht möglich sein, mit ausgebildeten Sorcerern mitzuhalten. So waren wir dem aufgeregten Blitzlichtgewitter schon bald enkommen, während sich Yamamoto reichlich nah an meine Seite drückte. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie wenig sie sich über solche körperlichen Kontakte zu Männern Gedanken machte. Kein Wunder also, dass sie immer wieder an irgendwelche hormongesteuerten Idioten zu geraten schien. Ich versuchte ihrer Wärme an meiner Seite keine weitere Aufmerksamkeit zuzumessen und konzentrierte mich lieber auf die Schritte unserer Verfolger. "Sie scheinen weg zu sein", stellte ich schon bald fest und schob mich aus unserem beengten Versteck, nachdem sie endlich bemerkt hatte, wie wenig Platz sich zwischen ihr und mir befunden hatte. Sie hatte also doch noch eine gewisse Selbstwahrnehmung... Irgendwie war dieses rot angelaufene Gesicht, dass ich zur Belohnung zu sehen bekam auch recht amüsant. "Mit mir ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen", beruhigte ich den menschlichen Wirbelsturm daher zügig. "Ich habe durchaus schon schlimmeres erlebt, als von aufdringlichen Paparazzos verfolgt zu werden."
      Damit hätte der heutige Tag gerne endlich sein Ende finden können, doch scheinbar waren die Feierabendgötter mir geute nicht sonderlich wohlgesonnen... warum denn auch? Als wäre eine Kilometer lange Einkaufspassage plus kleiner Verfolgungsjagd nicht genug gewesen, musste sich nun auch noch ein einigermaßen mächtiger Fluchgeist blicken lassen. Zumindest schien Yamamoto das Vieh bereits gut zu kennen, weswegen ich mich vorerst tatsächlich raushalten wollte, vor allem da ich tatsächlich gerne herausfinden wollte, welche Kräfte in diesem kleinen Körper stecken mochten.
      "Eine Sphärenentfaltung", staunte ich leicht überrascht, hielt mich aber dennoch an ihre Anweisungen. Wie kann sie trotz eigener Spähre nur Semi-Grad 2 sein?
      Auch alles Folgende ließ mich schwer beeindruckt zurück. Yamamotos "Lichterspiele" mochte längst nicht so überweltigend wie Gojos "Infinite Void" wirken, dafür waren sie deutlich strukturierte fesselten ihren Feind geschickt an Ort und Stelle. Selbst einem hochrangigen Sorcerer sollte es reichlich schwer fallen, aus diesem Lichtgefägnis lebend zu entkommen. Ensprechend brutal wurde auch der gefiederte Fluchgeist durchlöchert, ohne auch nur einen Mucks sagen zu können, geschweige denn zu fliehen. Sofort fragte ich mich, wie ihr Kampf vor ein paar Tagen wohl ausgegangen wäre, wäre sie nur nicht so erschöpft und krank gewesen. Apropos Erschöpfung: Wie von ihr bereits angekündigt, schien ihre eine Sphärenspaltung beinahe ihre komplette Fluchkraft zu verbrauchen und bediente sich dabei auch an ihrer körperlichen Energie. Kaum löste sich die strahlende Kugel um uns herum, erlosch das strahlende Gold in Yamamotos Augen und wechselte zu einem dunklen grasgrün, keine Sekunde später schoben sich aber auch schon müde Augenlieder vor die hübschen Seelenspiegel und ließen ihre Besitzerin in einen halbkomatösen Schlaf fallen. "Achtung!" Bevor das bewusstlose Mädchen von den Hausdächern stürzen konnte, fing ich sie in meinen Armen auf und kontrollierte besorgt ihre Verfassung. Zum Glück schien sie aer wirklich nur ruhig zu schlafen. Ihre Atmung war kräftig und gleichmäßig und auch meine Hände an ihrem Hals konnten einen starken Puls spüren. "Was für ein seltsames Mädchen."
      Wie erwartet wurde ich mit milder Panik und Sorge begrüßt, kaum dass ich die schlafende Schönheit zurück zur Limousine brachte. "Geht es Hana-ojousama gut?! Was ist passiert?!"
      Statt sofort zu antworten, gab ich dem aufgedrehten Chauffeur stumm zu bedeuten, mir die hintere Autotür zu öffnen, auf dass ich Yamamoto auf die weichen Sitze betten könnte. Wenn auch immer noch reichlich panisch und mit deutlichen Fragen in den nervösen Augen, folgte er meiner Anweisung. "Ihr geht es gut, sie schläft nur", erklärte ich während ich die junge Frau behutsam auf die gepolzterte Rückbank legte und einen der Gurte sicherheitshalber um ihre Taille schnallte. "Sie hat sich nur etwas übernommen, nachdem sie erst vor kurzem krank gewesen ist und raucht nun etwas weitere Ruhe." Wirklich gelogen waren meine Worte nicht, weswegen auch der Chauffeur schnelles Einsehen zeigte und deutlich erleichtert die angestaute Luft aus seinen lungen weichen ließ. "Ist das so? Dann sollten wir sie schnell nach Hause bringen."
      Ich kommentierte seine Worte nu mit einem nicken und kroch ebenfalls in das teure Gefährt, platzierte mich neben der Blondine und ho ihren Kopf vorsichtig auf meine Oerschenkel. Wenn sie schläft wirkt sie wie ein vollkommen neuer Mensch. Der sonst fast immer zu einem reiten Grinsen verzogenen Lippen hatten sich zu einem weichen Oval zusammengezogen. Die dünnen Augenlider bedeckten dass strahlende grün ihrer Augen, ließen mich dafür aber die eeindruckende Länge ihrer feinen Wimpern erkennen. Leicht rötliche und hohe Wangen ließen das Mädchen im Schlaf mehr denn je wie ein kleines Kind wirken, während ihre schmale Stuppsnase eben dieses Bild komplettierte. Noch bevor ich wusste warum, hatten sich schon Zeige- und Mittelfinger meiner linken Hand zu ihrer hohen Stirn geschlichen, um dort zwei stohrende goldene Haarsträhnen aus ihrem Abbild zu schieben... Egal wie sehr mich ihr aufgekratzter Charakter auch manchmal leiden ließ, ich musste leider zugeben, dass ihre schrankenlose Schönheit absolut mein Typ war.
      Ich bemerkte, dass unser besorgter Fahrer es dieses mal deutlich eiliger hatte, als beim Hinweg, wodurch wir aber immerhin schnell wieder am Schulgelände eintrafen. Ich zögerte nicht lange, hob Yamamotos Kopf sanft von meinen Beinen, befreite sie vom Gurt und zog sie dann behutsam aus dem Wagen. "Ich werde mich von hier an um sie kümmern", versicherte ich dann dem nach wie vor nervös wirkendenen Chauffeur. "Spätestens Morgen früh wird sie wieder auf den Beinen sein, versprochen." Er wirkte noch immer reichlich besorgt, ließ sich aber irgendwann doch abwimmeln, brachte aber zumindest noch sämtliche Einkäufe der heutigen Tour ins Haus.
      In der Zwischenzeit legte ich unser kleines Dornrösschen in Hashisawas Zimmer und zog die Decke bis an ihr Kinn. "Sie hatte behauptet, nach ihrer Sphärenentfaltung unendlich hungrig zu werden, richtig", erinnerte ich mich, während ich noch einmal prüfend das schlafende Gesicht vor meinen Augen musterte. "Sicherlich lässt sich noch etwas vernünftiges zusammenstellen."
      Wenige Minuten später stand ich auch schon in der Küche, vermengte gekochten Reiß und Gemüse in einer Pfanne um zuletzt noch etwas Ei aufzuschlagen. Ich selbst war tatsächlich nicht der größte Fan von Omurice, aber irgendetwas sagte mir, dass Yamamoto es gierig verschlingen würde. Während ich also am Ende darauf wartete, dass die Sorcerin aufwachte huschte mein Blick zu Gojos Zimmer. "Warum wundert es mich nur nicht, dass er nicht da ist?", murmelte ich leise seufzend. Vielleicht war es aber auch ein gutes Zeichen, dass nebem ihm auch Hashisawa nicht auffindbar war. Sie würde schon irgendwie ein Auge auf ihn haben... hoffte ich zumindest.

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      Kimatsu Hashisawa


      Hatte ich allen ernstes geglaubt Silberlocke würde seine Identität vor meinen Schülern geheim halten...? Wie hoffnungslos naiv wollte ich eigentlich noch werden? Natürlich inzinierte sich der preisgekrönte Selbstdarsteller wieder einmal so grandios wie es ihm nur gelingen mochte und machte mir damit direkt das Leben etwas schwerer. Während ich mir also eine möglichst qualvolle Methode überlegte, mit der ich Gojo in die ewigen Jagdgründe schicken könnte, hatte Josuke das Atmen gänzlich vergessen. Tem kicherte erfreut in sich hinein und Riunas forschende Augen wanderten prüfend am ungebetenen Gast auf und ab, bevor sie mir einen seltsam mitleidigen Blick zuwarf. Jetzt wurde ich also schon von meinen eigenen Schülern bedauert... Grandios. Gojos dämliche Seitenhiebe und frechen Kommentare konnten mir im Moment kaum egaler sein, immerhin müsste ich meinen Schützlingen irgendwie erklären, dass sie das hier geheim halten mussten. "Dein Date kannst du dir sonst wohin schmieren", knurrte ich düster. "'Darling'", hing ich dunkel an, als würde ich das Wort mit einem giftigen Kackhaufen gleichsetzen wollen. Dann erst drehte ich mich zu den perplex dreinblickenden Erstklässlern, welche diese leidige Nervensäge so unfreundlich vertreiben wollte. "Wärt ihr so gut und könntet hier rüber zunächst einmal Stillschweigen bewahren, bitte?"
      Josuke starrte Gojo noch immer unbewegt an, weswegen ich beiläufig sogar zu überprüfen begann, ob er überhaupt noch atmete. Er würde die nächsten paar Stunden, wenn nicht gar Tage eh keinen vernünftigen Satz mehr zusatnde bekommen. Die Chancen dass er etwas ausplauderte standen damit schon einmal recht gering. Riuna berühigte mich derweil mit einem stummen Nicken, während Temarin mir kichernd eine Hand auf die Schulter legte. "Wir tun doch alles für unsere Lieblingslehrerin, vor allem wenn es über ihr bisher so unendlich vernachlässigtes Liebesleben geht." Bei diesen Worten nickte sie einmal vielsagend zum Weißhaarigen Grinsebären hinüber und entlockte mir ein entnervtes Seufzen.
      "Er und ich haben und werden auch nie ein gemeinsames Liebesleben führen", murmelte ich während ich sanft ihre Hand beiseite schob und dann den golden glänzenden Augen begegnete. "Aber solange ihr nichts weiter erzählt, bin ich euch auf jeden Fall dankbar." Ein feines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und meine Augen glitten stolz über die Köpfe der drei Schüler. "Ihr habt euch heute wirklich gut gemacht und ein beeindruckendes Wachstum bewiesen, ihr werdet noch deutlich stärker werden", versicherte ich feierlich und lockte endlich auch den eingefrorenen Josuke aus seiner Starre. "Aber jetzt solltet ihr wirklich zurück in eure Zimmer und euch verdiente Ruhe gönnen. Wir sehen uns morgen wieder."
      "Aye, Aye, Kimatsu-chan~" - "Jawohl, Sensei." - "Das nächste Mal werde ich nicht so schnell verlieren, Hasisawa-sensei!" Tönte es gleichzeitig aus drei Mündern, dann endlich verließen die Kinder den Sportplatz und ließen mich wenig erfreulich alleine mit meinem persönlichen Quälgeist zurück.
      "Was sollte das schon wieder, Gojo?", wollte ich dunkel wissen, ohne meine Augen zum Größeren zu heben. "Macht es dir wirklich so viel Spaß, meine gesamte Tagesplanung zu sabotieren und meine Schüler zu schocken? Du kannst froh sein, dass diese Kinder recht vertrauenswürdig sind, sonst wäre die Info deines Wiederauftauchens spätestens Morgen Hauptthema des Rates." Irgendetwas sagte mir, dass diese alten Knacker schlecht auf Gojo zu sprechen sein würden, schließlich sollte er schon vor fünzig Jahren für Ärger in den oberen Reihen gesorgt haben, ein Verhalten, dass ich tatsächlich gut nachvollziehen konnte. Doch im Moment hatte ich weder die Nerven noch die Zeit mich mit den verklemmten Ratsmitgliedern zu befassen. Mein momentanes Gegenüber forderte meine Geduld immerhin schon mehr heraus, als es gut für mich war.
      "Romantische Stimmung", wiederholte ich abfällig seine Worte und schüttelte den Kopf. "Nun zumindest kann ich dein Kompliment gerne zurück geben. Du bist ebenfalls kein bisschen mein Typ, zumindest ist dein gutes Aussehen dank deines wenig attraktiven Charakters absolut vergeudet." Ich würde nicht lügen und behaupten, er würde schlecht aussehen, doch sein überhebliches Auftreten konnten selbst die gemalten Gesichtszüge und die himmelblauen Seelenspiegel nicht mehr ausgleichen. Zum Beweis machte er den heutigen tag direkt noch etwas anstrengender. "Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du anstrengender als ein Fünfjähriger sein kannst?", fragte ich unglücklich, während ich besagten Fünfjährigen hinterherstiefelte. Leider könnte ich ihn wirklich schlecht unbeaufsichtig durch Japans Hauptstadt wandern lassen und zugleich wusste ich auch, dass ich ihn niemals effektiv aufhalten könnte. Zum Schluss war und blieb er nun einmal der Gojo Satoru und der würde sich nicht von einem Leichtgewicht wie mir an Ort und Stelle festnageln lassen. "Das hat alles absolut nichts mit Ungerechtigkeit zu tun", kommentierte ich sein kindisches Gejammer. "Und das weißt du genau so gut, wie ich das weiß." Ich hoffte nur, dass er gut genug über die Wikrung seiner eigenen Person bescheid wusste, dass er sich ausreichend von anderen Sorcerern fernhalten würde. Ich wollte so lange wie möglich verhindern, dass man seine Rückkehr bemerkte. "Tut mir ja leid, dass du mit mir Miesepeter aushalten musst." Während ich redete schob ich mich neben ihn, begutachtete die Straßen vor uns und sendete meine Fluchkraft mittels kleiner Fliegen durch diverse Seitengassen, nur um auf Nummer sicher zu gehen. "Hättest du dich brav bedeckt gehalten, müsstest du meine Nähe im Moment nicht so lange ertragen." Und ich deine ebensowenig. Aber in dieser Welt bekam man nur selten dass, was man sich wünschte... "Was ist also dieses mal dein Ziel?", fragte ich irgendwann frei heraus. "Bist du zufrieden, nachdem du etwas durch die Stadt hast schlendern können?" Wahrscheinlich nicht, aber mein naives Herz wollte seine Hoffnungen noch immer nicht aufgeben. Vielleicht würde doch noch so etwas wie Vernunft im Hirn des wandelnden Egozentrigers anwachsen...
      Während ich mich innerlich für meine eigenen Ideen auslachte schob sich plötzlich eine unerwartete Aura in meinen Aufmerksamkeistradius. War das etwa...? Meine verwunderten Augen zuckten zu dem hochgewachsenen Mann neben mir empor. Ein feines Lächeln auf den feinen Lächeln erzählte mir bereits mehr als hundert Worte. Deswegen also, deswegen hatte er so plötzlich das Schulgelände verlassen wollen und war schnurstracks in diese Richtung marschiert. "Ein Fluchgeist." Meine Augen wanderten in die Seitengasse, in der ich die düstere Präzens ausmache konnte. Der Fluchkraft nach zu urteilen hatten wir es maximal mit einem Semi-Grad 1 zutun. Ich schätzte ihn aber eher auf Semi-Grad 2 bis 2. Er mochte damit keine unendlich hohe Bedrohung sein, doch er wäre dennoch problemlos dazu in der Lage dutzende Menschen zu töten und zu verschlingen. Gojo wusste das genauso gut wie ich und ich war mir mittlerweile sicher, dass er uns genau deswegen hierher geführt hatte. "Du hast ihn gesehen", schlussfolgerte ich.
      Wenige Sekunden später wanderten wir auch schon unbedacht durch die abgelegene Gasse, genau auf den recht kleinen Fluchgeist in Mottenform zu. Er zischte uns in einer Mischung aus Furcht und Wut entgegen, doch noch bevor sich das Biest überhaupt mit seinen mit Wiederhaken versehten Füßen von der Hauswand lösen konnte, hatte Gojo auch schon zwei seiner Finger erhoben. Kaum einen Augenblick später schrie das Mottenvieh auch schon schmerzerfüllt auf, bis es sich einem Waschlappen den man auswrang gleich zu verformen begann. Blaues Blut spritzte in alle Richtungen davon, bevor das Wesen komplett in der Mitte zerissen wurde. Und das nur mit einem kurzen Fingerzeig des selbstewussten Weißhaarigen an meiner Seite... Mich wunderte mittlerweile schon gar nichts mehr... "Du hättest mir auch direkt sagen können, was du hier wolltest", stellte ich irgendwann ruhig fest und beobachtete die Üerreste des Fluchgeistes dabei, wie sie sich langsam in Luft auflösten. "Dann hätte ich mich auch nicht so beschweren müssen. Aber", wie schon vor ein paar Tagen, als er Hana vor dem Tode bewahrt hatte senkte ich kurz mein Haupt vor dem Älteren. "Ich danke dir für deinen Einsatz. Damit hast du sicherlich mehrere Menschenleben retten können."

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    • Shoko Ieiri

      Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit ich heute wieder in meinem Büro verbracht hatte, aber es war eindeutig zu lange und ich war leider auch noch nicht fertig. Kaum war Satoru wieder zurück, hatte ich automatisch mehr Arbeit. Auf ihn musste doch so etwas wie ein Fluch liegen.
      "Zeit für eine Pause", meinte ich leicht seufzend und schob mich mit meinem Bürostuhl vom Tisch weg, ehe ich mich einmal ausgiebig streckte und anschließend aufstand, um mir ein wenig die Beine zu vertraten. Meine Füße trug es automatisch in Richtung Küche, da ich vor hatte mir einen Kaffee zu machen. Immerhin musste ich für die Nachtschicht gewabnet sein.
      Doch unerwarteterweise -oder auch nicht- kam es gar nicht erst soweit. Noch auf dem Flur kam mir ein Lehrer entgegen und lächelte mich an. "Ieiri-san! Fleißig wie immer. Sind Sie auf dem Weg zu Hana-chan?", fragte er mich. "Nein, ich war gestern Abend schon bei ihr und habe ihr für heute das Go gegeben, wieder raus gehen zu dürfen. Kimatsu-chan hat sich gut um sie gekümmert und sie ist wieder fit", lächelte ich ihm entgegen. "Ach so?", fragte er verwundert. "Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie heute von jemand anderem in Hashisawa-sans Wohnung getragen wurde. Ich weiß leider nicht von wem, da ich nur seinen Rücken gesehen habe, aber es war ein blonder Mann im Anzug. Darum bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass er ein Angestellter des Hauses Watanabe ist", meinte er. Ich merkte, wie mir für einen Moment die Adern im Blut zufroren, allerdings beruhigte ich mich schnell wieder. Er hatte Nanami-san nicht erkannt und wäre Hana-chan wirklich schwer verletzt worden, hätte er sie schon zu mir gebracht. Kein Grund zur Sorge Shoko.
      "Ah, ja. Genau. Ich habe ihn vor einiger Zeit schon mal hier gesehen", log ich. "Hana-chan ist auf der Rückfahrt im Auto eingeschlafen und er wollte sie nicht wecken, aber sonst ist alles in Ordnung mit ihr." "Ach so ist das. Verstehe. Wäre auch zu schade gewesen, wenn es ihr wieder schlechter gehen würde. Sie hat noch nie viel davon gehalten, das Bett zu hüten", lachte er und ich nickte zustimmend, während ich ihm ein leichtes Lächeln zu warf. "Na gut, ich möchte Sie dann mal nicht weiter aufhalten. Wir sehen uns", verabschiedete er sich. Ich nickte. "Schönen Feierabend." "Ihnen auch." Wir verbeugten uns zum Abschied leicht, ehe er schon aus meiner Sichtweite verschwand.
      Anders als geplant, stürmte ich nun schnellen Schrittes in die Krankenstation und nicht in die Küche. Statt des Kaffees besorgte ich mir nun einige Arbeitsutensilien und stopfte diese in meinen Mantel, ehe ich mich hektisch zu Kimatsus Wohnung aufmachte. 'Keine Sorge Shoko, wäre es etwas schlimmeres, hätte Nanami dich schon längst zu sich gerufen' sprach ich mir im Kopf immer wieder gut zu, um vor Sorge nicht völlig verrückt zu werden. Wäre Hana nur nicht so gut darin, sich ständig in Gefahr zu begeben, wäre es um meine Sorge auch nicht so schlecht bestellt. Aber dieses Mädchen war unachtsamer als eine Horde kleiner Kinder.
      Ich klingelte bei der Wohnung und musste auch nicht lange warten, da machte mir Nanami-san schon die Tür auf. "Guten Abend. Ich habe gerade gehört, dass Hana vor ein paar Stunden bewusstlos das Gelände betreten hat, was ist passiert?", fragte ich ihn direkt, während ich eintrat.
      Während Nanami mir von der Begegnung mit dem Fluchgeist erzählte, stellte ich mich neben Hanas Bett und atmete erleichtert auf, als ich ihre schlummernde Gestalt, eingemummelt in der Bettdecke sehen konnte. "Ach so war das", lächelte ich. "Es wird sie sicher erleichtert haben, diesen Fluchgeist endlich geschnappt zu haben", flüsterte ich und streichelte ihr kurz ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, allerdings verrutschten diese gleich wieder an Ort und Stelle, da sie auf der Seite lag.
      "Es war absolut richtig gewesen, sie dir anzuvertrauen. Auch, dass du sie den Fluchgeist hast alleine austreiben lassen, war die richtig Entscheidung gewesen", lächelte ich Nanami an, nachdem ich mich zu diesem umgedreht hatte. Allerdings bedeutete ich ihm dann, aus dem Zimmer zu gehen, damit wir sie am Ende nicht noch aufweckten -auch wenn ich das stark bezweifelte. Sobald Hana schlief, konnte neben ihr auch eine Bombe hochgehen und es würde sie nicht interessieren.
      Wir verließen das Zimmer und gingen zurück ins Wohnzimmer. Ich blieb stehen und steckte mir die Hände in die Manteltaschen, während ich mir die Story des Blondhaarigen anhörte. Er schien heute ein wenig gelitten zu haben, was mich schmunzeln ließ. "Immerhin musst du nicht Gojo Babysitten. Es könnte dich schlimmer treffen. Apropos. Wo ist er? Schmollt er immer noch auf seinem Zimmer, weil er nicht raus darf?", wollte ich von ihm wissen, als ich plötzlich spürte, wie sich von hinten zwei Arme um mich legten. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte das müde Gesicht Hanas. Ich lächelte bei ihrem verschlafenen Anblick und musterte die Abdrücke an ihrer geröteten Wange. Schien ein guter Mittagsschlaf gewesen zu sein.
      "Gut geschlafen?", fragte ich sie trotzdem. Sie lächelte und nickte verschlafen, ehe ich mich wieder zu Nanami drehte. "Kimatsu-chan sollte eigentlich auch schon lange mit dem Unterricht fertig sein. Sie wollte heute zwar ein wenig länger mit ihren Schülern trainieren, aber sie müssten schon fertig sein", meinte ich leicht nachdenklich, als ich plötzlich einen Druck an meiner rechten Schulter spürte. Hana fing an, an meiner Schulter herum zu knabbern. Ganz beiläufig, als sei ich es schon vor ihr gewohnt, legte ich ihr meine Hand auf den Kopf und tätschelte sie. Allerdings ließ sie noch immer nicht los, weswegen ich einen Lolli aus meiner Tasche kramte und ihn ihr vor den Mund hielt. Sie ließ von meiner Schulter ab und schnappte sich den Lolli, ehe sie ihren Kopf zufrieden auf meine Schulter legte und ich sie wieder tätschelte.
      "Ich hoffe nur, dass Gojo keinen Blödsinn angestellt hat", meinte ich. 'Vielleicht sollte ich einen Gedanken daran verschwenden, Kimatsu-chan eine Gehaltserhöhung zu geben...'
      "Ach ja, Hana-chan. Setz dich doch bitte hin. Ich muss dir noch etwas Blut abnehmen", lächelte ich ihr entgegen. Der zufriedene Gesichtsausdruck der Blondine verschwand schlagartig und sie löste sogar die Umarmung. "Ich will nicht!", beschwerte sie sich. Allerdings konnte ich sie mit dem Lolli im Mund noch weniger ernst nehmen, als sonst. "Bitte." "Nein!" "Wir haben sogar die Bärchenpflaster wieder auf Vorrat", zwinkerte ich ihr zu und zog das besagte Pflaster aus meiner Manteltasche. Hana schien geschockt von der Tatsache und funkelte mich mit leicht gläsernen Augen an. Ich wusste, dass sie dieses Pflaster wollte und innerlich gegen sich ankämpfen musste, um sich einen Ruck zu geben. "Okay... Ich geh mich aber noch schnell umziehen. Ich kann in der Bluse die Ärmel nicht hochkrempeln", stimmte sie schließlich zu und ich nickte lächelnd. "Tu das." Mit diesen Worten verschwand die Blondine in Kimatsus Zimmer und zog sich um, während ich schon mal zum Küchentisch ging und dort alles hinlegte, was ich für die Blutabnahme brauchen würde.


      Hana Yamamoto

      Das Böse hatte einen Namen. Es schimpfte sich Ieiri Shoko! Wie konnte sie nur die Schwachstellen einer Verbündeten derart ausnutzen?
      Frustriert über mein eigenes Versagen, den Pflastern nicht widerstehen zu können, hatte ich mir nun einen von Matsus Katzenschlafanzügen, sowie einen ihrer Hoodies übergezogen.
      Ich atmete noch einmal kurz durch, ehe ich die Zimmertür wieder öffnete und auf Shoko zuging, welche mir den Stuhl vor dem Küchentisch schon hinschob. "Setz dich Liebes", meinte sie und ich setzte mich etwas widerwillig hin, ehe ich mir den linken Arm auf die Augen legte und den rechten ausstreckte. "Ist das nicht Kimatsu-chans Kleidung?", fragte mich Shoko. "Die ist dazu da, um mir Mut zu geben. Matsu-chan ist immer stark und mutig, darum hoffe ich, dass ihre Kleidung auf mich abfärbt", erklärte ich, ohne meinen Arm von den Augen genommen zu haben. Als ich dann aber merkte wie sie den Stoff des Hoodies wegschob, welchen ich gerade trug, öffnete ich mein rechtes Auge ein Stück und lugte zu ihr hinüber, da ich wissen wollte wann sie die Nadel ansetzen würde. "Wenn du das nächste mal direkt zu mir kommst, kann ich dir auch zwei Pflaster drauf machen", bot mir Shoko an. "Ich verhandle nicht mit Terroristen", kam es stur von mir.
      Shoko hielt inne und sah zu mir hinüber, ehe sie in Gelächter ausbrach und anschließend grinsend den Kopf schüttelte. "Also willst du keine zwei Pflaster haben?", fragte sie, während sie sich wieder auf die Spritze konzentrierte. "Doch. Aber jetzt schon. Nicht erst beim nächsten Mal." "Du bist ganz schön gierig, weißt du das?" "Meine Dienste werden einfach teurer. Das ist alles", erwiderte ich. "Ach so?", meinte sie und desinfizierte die Stelle an meiner Armbeuge noch mal, ehe sie zustach und ich leicht zusammen zuckte, während ich den Lolli in meinem Mund zerbiss.
      "So das wars auch schon", lächelte sie und machte einen Wattetupfer auf die Stelle, während sie die Nadel herauszog und mir zu bedeuten gab, den Tupfer auf die blutende Stelle zu drücken, damit sie die Kanüle von der Spritze abmachen und beschriften konnte. Als sie fertig war, nahm sie erst das eine Bärchenpflaster und drückte es mir auf die blutende Stelle und danach das zweite, so dass sie ein X auf meiner Haut bildeten. Doch gerade als ich diese auf meinem Arm bewunderte, machte Shoko schon wieder den Ärmel runter. Sofort machte ich ihn wieder hoch und sie sah mich fragend an. "Ich muss Matsu später noch meine neue Kriegsnarbe zeigen", sagte ich stolz. "Du hast dich aber schnell von dem Pikser erholt. Hat es diesmal gar nicht so sehr weh getan?", wollte sie von mir wissen. "Doch!" Augenblicklich schossen mir wieder Tränen in die Augen, als ich an den Schmerz zurück dachte.
      Während ich noch ein wenig vor mich her jammerte, räumte Shoko den Müll auf den sie hinterlassen hatte und schnappte sich dabei auch das weiße, zerkaute Stäbchen in meinem Mund, welches vom Lolli übrig geblieben war. Sie nahm alles und warf es in den Mülleimer von Kimatsu, ehe sie sich die Kanüle mit meinem Blut schnappte und in die Manteltasche steckte.
      "Wir sehen uns dann morgen beim Wiegen, okay?" Ich schluchzte und nickte. Sie tätschelte mir über den Kopf. "Du weißt, wir müssen deine Gesundheit nach einer Sphärenentfaltung im Auge behalten. Vor allem da du die letzten Tage krank warst und an Gewicht und Energie verloren hast. Dein Körper ist nicht dafür gemacht, so kurz nacheinander im Ausnahmezustand zu sein. Das verstehst du doch, oder?", fragte sie lächelnd und ich nickte, wenn auch noch immer etwas bedröppelt. "A-Aber ich habe mir die Wochen davor, ordentlich was angefuttert!", schluchzte ich und klatschte demonstrativ auf meinen Bauch. "Trotzdem wissen wir beide, dass es noch lange nicht genug ist. Ich verstehe, dass du als Model schlank sein musst, aber wenn du eh schon untergewichtig bist, ist es umso gefährlicher eine Sphärenentfaltung zu machen. Immerhin verbrennst du damit den Kalorienbedarf einer ganzen Woche. Du brauchst jetzt viel Schlaf und Essen, verstanden?" Ich nickte erneut. Sie lächelte. "Braves Mädchen." Shoko tätschelte mir noch einmal über den Kopf, ehe sie die Wohnung verließ und Nanami und ich nun wieder alleine waren.
      "Riecht es hier eigentlich nach Omurice?", fragte ich Nanami irgendwann und sah mich neugierig um.


      Satoru Gojo

      Es war eine wahre Freude, die junge Frau auf die Palme zu bringen. Am Anfang hatte ich den Eindruck von ihr gehabt, dass sie eine Langweilerin sei, aber es machte noch mehr Spaß sie zu ärgern, als es bei Nanami der Fall war. Vielleicht gerade weil sie eine Langweilerin war und mit extrovertierten Menschen eher weniger zurecht zu kommen schien. Umso besser für mich, so würde es lustig bleiben. Mal sehen wie viel sie ertragen konnte, bis ihr der Kragen ein für alle mal platzen würde.
      Pfeifend und gut gelaunt ging ich mit der pflichtbewussten Lehrerin durch die Straßen Tokios. Irgendwann fragte mich die Kleine, was diesmal mein Ziel sei und ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Wer weiß das schon. Vielleicht wollte ich dich einfach ein wenig ärgern, vielleicht aber auch nicht, man wird sehen", meinte ich. Ich würde ihr jetzt noch nicht mitteilen, dass sich hier in der Nähe ein etwas stärkerer Fluchgeist befand. Natürlich hätte ich den problemlos einfach so besiegen können, aber wo blieb denn da der Spaß? Wenn sich schon die Möglichkeit eines verlängerten Ausfluges bot, würde ich mir das sicher nicht entgehen lassen. Außerdem verbrachte ich überraschend gerne Zeit mit der hübschen Frau. Vielleicht lag es daran, dass man sie so einfach auf die Palme bringen konnte. Wahrscheinlich. Das war immerhin der einzige Grund gewesen, weshalb ich noch mit dem alten Knacker aus der Kyoto Schwesternschule sprach. Es war lustig mit anzusehen, wie der alte Sack in meiner Gegenwart um noch mal zehn Jahre mehr alterte. Doch bei unserem nächsten Treffen würde ich ihm weitaus mehr antun, als ihn altern zu lassen.
      Damit ich meiner bisherigen guten Laune keinen Abbruch tat, entschied ich mich dazu, dieses Gedanken fürs Erste wieder beiseite zu schieben und mich voll und ganz auf meine Begleitung und den Fluchgeist in der Nähe zu konzentrieren.
      Kimatsu hatte ein deutlich höheres Umgebungsbewusstsein, als bisher angenommen. Recht schnell hatte sie die Aura unseres Gegners wahrnehmen können. Ich grinste zufrieden, als ich ihren Gesichtsausdruck sah. Auch wenn sie eher ruhig und besonnen wirkte, spielten sich immer wieder ihre Emotionen in ihren Ausdrücken ab und gerade das erheiterte mich. Jemand der sonst so besonnen war, aus der Fassung zu bringen, war einfach durch und durch amüsant. Sowohl bei Nanami als auch bei Kimatsu. Bei Gakuganji tat ich es lediglich, weil er es nicht anders verdient hatte.
      "Kluges Köpfchen", grinste ich Kimatsu entgegen, als sie den Fluchgeist ansprach, den ich bereits lange vor ihr gesehen hatte. Es war nicht so, als sie dieser ein interessanter Gegner für mich gewesen, aber es war wohl immer noch besser, als in meinem Zimmer zu hocken und gar nichts zu tun. Auch wenn unser Gegner nicht mal als Aufwärmtraining genügen würde, könnte er mir vielleicht ein wenig nützlich sein. Ich würde so immerhin eine kleine Bezahlung einfordern können. Das wäre auch schon etwas.
      Unbeeindruckt von dem hässlichen Vieh vor uns, hob ich meine zwei Finger an und ließ das Ding in Sekundenschnelle einfach platzen, in dem ich seinen Körper verdrehte. Das blaue Blut des Wesens spritzte in alle Richtungen, jedoch konnte es mich dank meiner Unendlichkeit nicht erreichen und prallte einfach wenige Zentimeter vor mir ab
      "Hätte ich. Habe ich aber nicht. Ich habe nämlich nichts dagegen, wenn du dich ein wenig aufregst", grinste ich ihr frech entgegen. "Aber du solltest wissen, dass mit deinem furienhaften Verhalten keinen Mann abbekommen wirst." Tatsächlich erinnerte mich diese Seite an ihr sehr an Utahime... und an Maki... und Nobara. Meine Güte, wenn ich ich so darüber nachdachte, arbeitete ich nur mit Furien zusammen. Wobei wenigstens zwei von den drei genannten etwas drauf hatten~
      "Hm. Du kannst mir deinen Dank anders zeigen. Lass uns ein paar Snacks besorgen", sagte ich fröhlich und machte mich auch schon auf den Weg, ohne Kimatsu groß Aufmerksamkeit zu schenken. Sie würde mir so oder so folgen, da sie keine andere Wahl hatte. Sie könnte einem schon fast leidtun, andererseits hatte sie dadurch die Möglichkeit, Zeit mit dem Gojo Satoru zu verbringen. Sie sollte sich also lieber glücklich schätzen, immerhin war ich ein vielbeschäftigter Mann. Irgendwer musste immerhin die Fehler von den Alten da oben ausbügeln. Außerdem sorgte ich dafür, dass es aufregend blieb. Wie langweilig unser Job doch wäre, wenn alle Sorcerer so pflichtbewusst wie Nanami und Kimatsu wären. Außerdem war es ich, der die wirklich üblen Leute in Schach hielt. 'Du hast es einfach drauf Satoru~'
      Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, mir die junge Frau einfach über die Schulter zu werfen und uns zu einem der Supermärkte zu teleportieren, allerdings würde mir dadurch die Zeit in der Freiheit verkürzt werden, weshalb ich mich letztendlich dagegen entschied und gemeinsam mit Kimatsu zu Fuß weiter ging. Wie gut, dass die junge Frau in diesem Punkt kein Mitspracherecht hatte. Sie würde sich dem beugen müssen, was ich für richtig hielt. Hehe, vielleicht sollte ich häufiger ausbüxen gehen. Das würde sie zumindest fit halten.
      Beim Laden angekommen, schnappte ich mir einen Korb und ging zielstrebig auf die Süßigkeiten Abteilung zu. Ohne groß nachzudenken, packte ich den Korb mit den unterschiedlichsten Leckereien voll. Wenn schon denn schon. Ich sollte die Gunst der Stunde nutzen, um mir später den Bauch vollschlagen zu können.
      Bei der Kasse angekommen, scannte der überaus motivierte -nicht- Kassierer die Sachen ein und nannte uns dann die Summe. Ich zeigte mit meinem Finger zur rechten Sete und deutete auf Kimatsu. "Sie zahlt."
      "Hah, endlich was anständiges zum Essen im Haus", sagte ich fröhlich, während ich die Tüte an meine Brust drückte. Ich sah grinsend zu meiner Begleiterin hinüber. "Danke. Damit wäre nun das Wichtigste für den Tag erledigt. Wir können also endlich zurück", meinte ich gut gelaunt. Ich hatte sie für heute genug angestrengt. Ich hatte also nicht vor, sie noch weiter zu quälen, auch wenn der Gedanke daran sehr verlockend war.
      Der Rückweg verlief ohne weitere Vorkommnisse, weswegen wir schon bald an ihrer Wohnung ankamen und herein traten. "Nanamiiiin, Hana-chan. Wir sind wieder zurück~", rief ich fröhlich in die Wohnung, während ich mir die Schuhe auszog. Ich hörte direkt, wie sich Stuhlbeine über den Boden zogen und nur wenig später lag der Golden Retriever schon ihrer besten Freundin in den Armen. Dabei bemerkte ich den platten Ausdruck im Gesicht der Blondhaarigen. Ging es ihr seit gestern nicht schon wieder besser?
      "Matsuuu~" Die Kleine knuddelte ihre beste Freundin. "Shoko hat mir wieder Blut abgenommen!", jammerte die Blondine etwas wehleidig. "Aber ich war dieses mal ganz tapfer und habe sogar zwei Pflaster bekommen!", sprach sie und präsentierte stolz ihren Arm. Ich prustete ein wenig. Wer hätte gedacht, dass es Sorcerer gab, die ein Problem mit Nadeln hatten.
      "Ah, Gojo!", lächelte sie nun auch mir entgegen. "Hey." "Was habt ihr zwei gemacht?", fragte sie und begutachtete neugierig die Tüte auf meinen Armen. "Ist da etwa Süßes drin?", wollte sie wissen. Ich grinste. "Du hast einen noch besseren Spürsinn als deine Lehrerin." "Nur bei Süßigkeiten", kicherte sie. Ich überlegte kurz. Normalerweise behielt ich den Süßkram immer für mich, allerdings verfügte Hana über viel Geld und wenn sie mir wohlgesonnen war, könnte sie mir vielleicht in Zukunft zu noch mehr verhelfen. "Wenn du magst, kannst du etwas davon abhaben, Hana-chan", schlug ich ihr vor. Sie bekam große Augen und sprang mir dann glücklich um den Hals, ehe sie sich wieder löste und sich bei mir bedankte. "Hattest du auch einen schönen Tag, Hana-chan? Oder hat dich Nanamin sehr geärgert?", wollte ich von ihr wissen, nachdem wir näher in die Wohnung traten. Ich grinste Nanami frech entgegen. Hana schüttelte jedoch den Kopf. "Es war sehr schön. Er hat leckeres Frühstück gemacht, dann waren wir shoppen und anschließend konnte ich noch einen Fluchgeist austreiben, der mir die letzten Male immer entwischt ist", erzählte sie fröhlich, während sie sich wieder an Kimatsus Arm geschmiegt hatte. "Das klingt doch nach einem guten Tag", meinte ich. "Jetzt wo ihr alle da seid, können wir doch gemeinsam zu Abend essen", schlug sie aufgeregt vor. Mein Blick wanderte zum Tisch, auf dem ein leer gegessener Teller stand. Direkt an dem Platz, wo Hana gesessen haben muss. "Hast du nicht gerade schon was gegessen?", fragte ich sie und deutete auf den leeren Teller. "Ja schon, aber nach einer Sphärenentfaltung brache ich immer mehr zu essen. Ich habe leider nicht genug Fluckraft, weshalb ich für meine Sphäre auf körperliche Energie zurückgreifen muss. Mein Körper denkt also gerade, dass er eine Woche nichts zu essen und keinen Schlaf bekommen hat", erklärte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. "Wow, ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass du sowas beherrscht, Hana-chan", sagte ich, während ich die Tüte mit den Süßigkeiten auf dem Tisch abstellte. "Du meintest doch, du seist nichts weiter als Semi-Grad 2." "Das liegt daran, dass ich die Beförderungen abgelehnt habe. Ich möchte nicht auf Missionen mit super starken Gegnern gehen. Das wäre zu auffällig und meine Tante würde sicher schnell davon erfahren." Ich nickte verstehend. Sie erinnerte einen tatsächlich stark an Yuji. Auch in ihm schlummerte weitaus mehr, als man auf dem ersten Blick zu denken vermag.
      "Lasst uns Pizza bestellen. Ich zahle auch", schlug die junge Frau vor und ich nickte zustimmend. "Das ist eine hervorragende Idee. Kimatsu-chan kann nachdem heutigen Tag sicher was Gutes zu Essen gebrauchen." Hana musterte ich beste Freundin besorgt und stellte sich vor sie. "Ist was passiert, Matsu-chan? Hast du dich beim Training verletzt??", wollte sie ganz aufgeregt von ihr wissen.

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    • Kento Nanami


      Ich wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, seitdem ich Yamamoto in Hashisawas Bett gelegt hatte, es mochte mittlerweile schon gut ein bis zwei Stunden sein. Vielleicht auch drei. Stunden in denen der menschliche Flummi keinen Ton von sich gegeben hatte. Stunden in denen dass sonst so quirlige Mädchen in ihrem eigenen Schlaf versunken war und sich nicht einmal von einer Seite auf die andere zu drehen vermochte. Tatsächlich erwichte ich mich immer wieder dabei, wie ich durch die geöffnete Tür lugte und die helle Bettdecke auf der Brust der Blondine fixierte, bis ich mir sicher war, dass sich eben diese hob und senkte. Ihre Atmung war langsam, dafür aber tief und regelmäßig. Ihr ging es gut... Ein Umstand den ich mir erschreckend oft vor Augen führen musste, um nicht in andauernder Sorge zu versinken. Doch irgendwann hatte ich verstanden, dass Yamamoto recht hatte. Ihr Zustand war einzig und allein ihrem immensen Energieverlust zu verdanken und hatte nichts mit ihrer sonstigen Gesundheit zutun. Also beschloss ich, mir selbst auch etwas Ruhe zu gönnen und begann nach einiger Zeit auch damit das Reisomlette zu kochen. Zuletzt platzierte ich die dampfende Mahlzeit zum warm halten in die Mikrowelle und setzte mich abschließend entspannt mit der aktuellen Tageszeitung ins Wohnzimmer.
      Gerade als ich den Wetterbericht für die kommenden Tage analysierte, platzte Ieiri mit deutlicher Sorge in den sanftbraunen Augen durch die Wohnungstür. "Ihr geht es soweit gut", beruhigte ich die neue Schuldirektorin direkt und platzierte meine Zeitung auf dem Couchtisch, bevor ich mich vom Sofa erhob. "Sie meinte, es wäre für sie normal nach einer Sphärenentfaltung in einen komatösen Schlaf zu verfallen."
      Daraufhin lieferte ich der Braunhaarigen einen groben Umriss der vergangenen Geschehnisse und erntete zuletzt ein verstehendes Nicken. Wir waren beide in Hashisawas Zimmer gewandert und musterten die nach wie vor schlummernde Blondine in den weichen Bettkissen. Damit schien sich auch Ieiris Sorge zu legen, weswegen wir beide beschlossen die junge Frau ihre verdiente Ruhe zu gönnen. "Du meintest, es wäre die richtige Entscheidung gewesen, sie alleine den Fluchgeist austreiben zu lassen", meinte ich dabei und legte nachdenklich Daumen und Zeigefinger ans Kinn. "Fest steht, dass ich jederzeit eingeschritten wäre, wäre es nötig gewesen. Allerdings..." Meine Augen huschten zurück in das abgedunkelte Zimmer, aus welchem man noch immer die sanften Atemgeräusche der schlafenden Schönheit hören konnte. "Selbst wenn der Fluch stärker gewesen wäre, bezweifle ich, dass sie wirkliche Probleme bekommen hätte. Wie kann ein Mädchen wie sie noch immer Semi-Grad 2 sein?"
      Dem Ausdruck in ihren Augen nach zu schließen hatte sie schon seit längerem mit eben jener Frage gerechnet, doch bevor mir die Schulleiterin antwortete schnappte sie sich meine eben durchgelesene Zeitung und ließ sich damit aufs Sofa fallen. Es wunderte mich nicht, dass sie zielgenau den Abschnitt mit den Comiczeichnungen aufschlug. Selbst nach fünzig Jahren war da noch diese kindlische Ader in ihr zu finden, die sie und Gojo einten. Zumindest etwas, was sich in all der Zeit nicht verändert hatte. "Hana hat sich selbst gegen eine Beförderung ausgesprochen", erklärte Ieiri endlich und hob ihren Blick kurz vorm dünnen Zeitungspapier. Ich schob verwundert die Augenbrauen zusammen und erntete ein amüsiertes Grinsen der Braunhaarigen. "Ich weiß was du denkst: 'Verschwendetes Talent.'" Ich schwieg, immerhin hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. "Das denke ich auch, aber ich kann auch Hanas Entscheidung verstehen." Auch wenn ihr sanftes Lächeln bestehen blieb, entging mir nicht, dass da für eine Sekunde ein ernster und trauriger Ausdruck über Ieiris Züge huschte. Hatte sie sich gerade an etwas erinnert? "Hana hat ihre eigenen Gründe." Scheinbar hatte sie ihren Comic durchgelesen und faltete nun die Zeitung wieder zusammen, um direkt meinen Augen zu begegnen. "Doch die soll sie dir lieber selbst nennen, ich möchte mich da nicht weiter einmischen. Stattdessen solltest du mir lieber erzählen, wie euer heutiger Ausflug sonst so verlaufen ist? Konntest du deinen ersten Freigang zumindest etwas genießen?"
      Sofort schob sich ein wenig begeisterter Ausdruck in mein Gesicht, bevor ich eine kleine Zusammenfassung der heutigen Shoppingtour lieferte. Ich hatte nicht vor, irgendwelche Lügenmärchen zu erzählen und zu behaupten, dass ich unendlich viel Vergnügen bei meinem "Freigang" hatte, aber ich wollte auch nicht behaupten, mich dabei unendlich gequält zu haben. Es war irgendwie schön gewesen, Yamamoto dabei zu beobachten, wie sie strahlend wie die Sonne von einem Geschäft zum nächsten tanzte. Ich hatte die Begeisterung in ihren Augen genossen und mich über ihr warmes Lächeln und Lachen gefreut. Selbst wenn ich kein großer Freund von Einkaufstouren sein mochte, war der heutige Tag auf keinen Fall Zeitverschwendung gewesen. "Die Kleine kann schon reichlich anstrengend sein, aber es war schön, sie bei guter Laune beobachten zu können", bemerkte ich also zum Abschluss und bekam dafür ein zufriedenes Lächeln von Ieiri geschenkt.
      "Man sie wirklich nur gern haben, richtig?", bemerkte die Braunhaarige, als sie sich wieder vom Sofa erhob und einen prüfenden Blick in Hashisawas Schlafzimmer warf, nur um sich dann wieder in meine Richtung zu drehen. "Immerhin musst du nicht Gojo Babysitten." Sie hatte absolut recht: Auf Yamamoto Acht zu geben, war ein Zuckerschlecken, während Hashisawa wahrscheinlich gerade unter Gojos nerviger Ader leiden musste. Ich wollte ganz bestimmt nicht in ihrer Haut stecken.
      Gerade als Ieiri sich offenbar wieder auf den Weg zur Coach machen wollte, wurde sie von einer kleinkindlichen blonden Yamamoto aufgehalten, die sich Zuneigung suchend an die Schulleiterin heftete. Die Kleine war offenkundig noch immer todmüde und verhielt sich wie ein zudem noch wie eine Fünfjährige, die bei Mama ins Bett kriechen wollte. Für Ieiri schien das kein unüblicher Anblick zu sein, während ich zunehmend einsehen musste, dass der müde Sonnenschein nicht mit normalen menschlichen Standards bemessen werden konnte. Allerdings war ihr Verhalten bis zu einem gewissen Grad auch irgendwie... niedlich. Auch wenn sie nach wie vor reichlich belastend wirken konnte, sah ich in ihr immer mehr Ähnlichkeiten zu Itadori und seiner freundlich und aufgeschlossenen Ader. Yamamoto schien ebenfalls eine Angewohnheit zu haben, die sie dazu brachte das Wohl ihrer Mitmenschen vor ihr eigenes zu stellen, ein Umstand der mir Sorgen bereitete, aber auch meine Sympathien ihr gegenüber steigerte.
      Die amüsante Vorstellung, die sie nun aus Angst vor der kleinen Nadel an ihrem Arm lieferte, schaffte es beinahe ein schmales Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Letztendlich beobachtete ich den roten und dickflüssigen Lebenssaft dabei, wie er den dünnen und blassen Arm der jungen Frau verließ, während sie Frust und Furcht am unschuldigen Lolli in ihrem Mund abbaute. Ein kleines Kind beim Arzt stellte sich unter Umständen noch erwachsener an als die Einundzwanzigjährige, doch irgendwie passte auch dieses Schauspiel genau in das Bild das der quirlige Flummi bisher aufgezeichnet hatte. Auch der stolze Gesichtsausdruck den sie zum Schluss präsentierte, während sie die farbenfrohen Pflaster an ihrer Armbeuge bewunderte.
      Ich hatte mittlerweile verstanden, dass die Sphärenentfaltung der Kleinen mehr Probleme mit sich brachte, als es bei jedem anderen mir bekannten Sorcerer der Fall war. Zudem hatte ich noch nie davon gehört, dass jemand seine Fluchkraft mit Körperenergie auffüllen konnte, aber Yamamoto würde ohne dieses Verfahren nie eine Domain aufspannen können. Ihr Jujutsu war mächtig, ausgereift und absolut tödlich, doch offenkundig musste sie eben dafür einen ziemlich heftigen Preis zahlen. Kein Wunder also, dass sowohl Ieiri als auch Hashisawa stets besorgt um die junge Frau herum schwirrten, als würden sie jeden Moment befürchten, sie könnte unter ihrer eigenen Körperlast zusammenbrechen. Irgendwie war nun auch ich recht erleichtert darüber, dass Yamamoto keine Beförderung zu einem höheren Rang anstrebte und sich vor gefährlicheren Einsätzen fern hielt.
      Letztendlich verabschiedete Ieiri sich von uns und ließ mich mit dem blonden Flummi allein. Ich hatte mich die ganze Zeit über bedeckte gehalten, das Geschehen stumm beobachtet und mich dabei gegen die Küchenzeile gelehnt. Doch kaum war sämtliche weitere Ablenkung aus dem Raum entschwunden, wurden offenkundig alle übrigen Sinne der jungen Frau geweckt. Allen voran ihr Riechorgan. Dieses Mal konnte ich das Schmunzeln nicht mehr unterdrücken und nickte mit leicht gehobenen Mundwinkeln in Richtung Mikrowelle. "Richtig geraten." Irgendwie wunderte es mich nicht einmal mehr, dass sie allein am Geruch bereits das Gericht erkennen könnte, immerhin schien sie auch Süßkram auf tausend Metern Entfernung erschnüffeln zu können. "Greif ruhig zu, ich habe es für dich gemacht. Solltest du danach noch Hunger haben: Es ist noch genug Reis da, also kann ich dir jederzeit eine zweite Portion machen."
      Wie erwartet war die erste Portion auch schon in wenigen Minuten auf den letzten Rest vertilgt. Ich konnte nicht wirklich begreifen, wie soviel Essen in solch einem kleinen und schmalen Körper verschwinden konnte, aber bei ihrem Energieverbrauch war es wohl auch kein Wunder.
      Gerade als ich ihr eine weitere Portion anbieten wollte, machte sich Unwille in mir breit... Diese Fluchkraft könnte ich auch noch auf zehn Kilometer Entfernung erfühlen. Keine Sekunde später stürmte auch schon der größte Kindskopf des Universums die Wohnungstür und erweckte in mir den Drang zur Flucht. Dem Ausdruck in Hashisawas Augen nach zu schließen hatte sie eben diesen Drang heute schon mehr als einmal beinahe nachgegeben. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie ihr heutiger Tag verlaufen sein mochte. Doch kaum schmiss sich eine knuddelige Yamamoto in ihre Arme, schwanden alle Strapazen der vergangenen Stunden aus ihrem Ausdruck und wischen einem glücklichen Lächeln. So langsam begann ich zu verstehen, warum die Beziehung zwischen den Beiden so unglaublich eng war. Sie heilten sich gegenseitig, allein mit ihrer Anwesenheit.
      Gojo hingegen hatte nichts heilenden an sich und erfreute sich lieber daran, seine Mitmenschen ärgern zu wollen. Doch weder ich noch Hashisawa ließen sich auf seine Kommentare ein, außerdem: 'Es war sehr schön.' Es machte mich erstaunlich glücklich, eben diese Worte über Yamamotos Zunge rollen zu hören. Sie hatte also wirklich Spaß bei unserem heutigen Ausflug gehabt... Plötzlich schien es auch gar nicht mehr so anstrengend einen weiteren Trip mit ihr zu planen.


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      Kimatsu Hashisawa


      Gojo hatte für meinen Geschmack deutlich zuviel Freude daran, den prahlenden Helden zu spielen. Tatsächlich machte er es mir damit nur schwerer, seine Leistung ehrlich zu bewundern, geschweige denn zu loben. Aber es war nun einmal Fakt, dass er mit seinen Taten andere Menschen rettete, egal ob nun Sorcerer oder nicht und dafür musste ich ihn nun einmal respektieren. Auch wenn er es mir immer schwerer machte, ihn auch nur ansatzweise gern zu haben... Hatte ich ihn vorhin noch mit einem Fünfjährigen verglichen? Ich musste das Alter dringend nach unten korrigieren... "Ich weiß zwar nicht genau, wann ich mich je wie eine Furie verhalten haben soll, aber darüber hinaus ist es mir herzlich gleich, ob ich damit nun einen Mann abbekomme oder nicht." Ich machte mir nicht einmal mehr die Mühe zu ihm aufzusehen - so langsam schmerzte auch schon mein Nacken - sondern machte mich bereits hoffnungsvoll und zugegeben naiv auf den Rückweg. "Ich habe keine Zeit für eine Beziehung und noch weniger Zeit habe ich für deine Späße." Das sagte ich zwar, aber irgendwie hatte ich schon damit gerechnet das Mr Egoistisch einzig und allein seinen eigenen Willen verfolgte... Und im Moment schien sein Wille vor allem nach Süßkram zu schreien. Am liebsten hätte ich ihn einfach ignoriert und wäre stur nach Hause gestiefelt - immerhin gab es noch ein paar Tests zu kontrollieren und Ieiri wollte mir die Unterlagen zu einem neuen Fall zukommen lassen - aber der Weißhaarige wusste nun einmal genauso gut wie ich, dass ich ihn nicht alleine durch die Stadt laufen lassen konnte... Egal wie kindisch und verspielt er sich auch aufführen mochte, am Ende des Tages war er noch immer Gojo Satoru: Stark, gehässig, nervig und intelligent.
      Also stiefelte ich ihm wie zuvor schweigend hinterher und versuchte meinen inneren Frust für mich zu behalten, schließlich würde der wandelnde Quälgeist sowieso nicht auf meine Worte hören. So verkniff ich mir auch jegliches Grummeln und Knurren als er den halben Süßigkeitenvorrat des nächstgelegenen Combinis ausräumte und die Rechnung auf meine Schultern ablud. Nun... es gab schlimmeres, außerdem hatte ich ja selbst versprochen, dass ich alles für ihn und Nanami kaufen und organisieren würde, was sie brauchten, da sie im Moment weder mit Geld noch mit einer eigenen Bleibe dienen konnten. Wenn dieser selbsternannte Spaßvogel schon mit drei Kilo Süßkram zufrieden zu stellen war, sollte mir das also mehr als recht sein, vor allem da er sich nun endlich dazu bereit erklärte, den Heimweg anzutreten. "Sehr gut", meinte ich nickend und hob meinen Blick zum dunkelblauen Himmel. Die Sonne war hinter Tokyos Hausdächern verschwunden und nur noch vereinzelte Strahlen beleuchteten das zunehmend dunklere Firmament. Auf den Straßen übernahmen derweil schon dutzende Laternen den Job der Weggesbeleuchtung und wiesen uns damit den Weg nach Hause.
      Knapp zwanzig Minuten später schob ich auch schon die Tür zu meiner Wohnung auf und ignorierte die laut trällernde Stimme des Chaotenschädels an meiner Seite, während er unsere Rückkehr feierlich verkündete. Zwei Augenblicke später kam auch schon eine aufgedrehte Hana auf mich zugstürmt und fiel mir jammernd in die Arme. "Sie hat dir Blut abgenommen?!" Erschrocken löste ich mich aus den fesselnden Armen meiner Schülerin und musterte das Pflasterkreuz, dass sie mir stolz entgegenstreckte. "Geht es dir gut?", wollte ich direkt wissen, während ich eindringlich in ihren Smaragdaugen zu forschen begann. Sie wirkten müder als noch gestern Abend und auch ihr Gesicht wirkte seltsam eingefallen, obwohl sie eigentlich wieder gesund sein sollte. Es fiel mir nur ein einziger Grund ein, der abgesehen von einer weiteren Erkältung solch einen Zustand bei der hyperaktiven Blondine auslösen konnte.
      Gerade als ich Hana in dieser Sache aber auf den Zahn fühlen konnte, wanderte ihre überschwängliche Aufmerksamkeit leider zum anstrengenden Silberhaarigen. Natürlich wollten ihrer geübten Spürnase die frisch ergatterten Leckereien nicht entgehen. Zu meiner Verwunderung gab sich Gojo allerdings recht gütig und versprach seine Beute mit der Jüngeren zu teilen. Umgehend hing ihm eine überglückliche Hana um den Hals, während ich die heitere Szene mit einem milden Lächeln beobachtete und mich zugleich aus meiner Lederjacke schälte. Auch dass sie heute offenkundig viel Spaß gehabt hatte ließ ein warmes Gefühl durch meinen Körper wandern, während ich Nanami ein dankendes Nicken zukommen ließ. Auch er nickte mir einmal sowohl grüßend als auch irgendwie mitleidig entgegen. Er wusste wohl sehr gut, dass Hana eine dreimal bessere Begleitung war als sein hochnäsiger Kollege. Besagter Kollege entlockte Hana jedoch genau die Antworten, welche ich zuvor noch hatte erfragen wollen. Ich konnte mir bereits vorstellen, welchen Fluchgeist sie da hinterhergejagt war und ich verstand auch, warum sie ihre Sphäre zum Einsatz gebracht hatte. Und da Ieiri sich bereits um sie gekümmert hatte, müsste ich mir auch keine allzu großen Sorgen mehr machen. Trotzdem: "Nachdem wir gegessen haben, solltest du dringend wieder schlafen gehen, okay?" Ich klang im Moment wahrscheinlich genauso wie eine Mutter, die ihre Kinder ermahnte, aber in Hanas Nähe fühlte ich mich zuweilen auch genau so. Umso niedlicher war es jedoch, wenn sich mein treuer Schützling plötzlich Sorgen um mich machte. "Mir geht es gut." Meine Hände legten sich sanft auf die aufgeregt bebenden Schultern der jungen Sorcerin, während ich sie zurück ins Wohnzimmer schob. "Ich habe mich weder verletzt, noch mich irgendwie übermäßig verausgabt. Einzig und allein mein Geduldsfaden ist heute etwas auf die Zerreißprobe gestellt wurden." Kurz huschte mein Blick anklagend zum Weißhaarigen, bevor ich Hana ein aufmunterndes Lächeln schenkte. "Aber zu einer Pizza sage ich dennoch nicht nein. Erst recht nicht, wenn ich dazu noch einen ordentlichen Sake oder Rotwein spendiert bekomme", erklärte ich mit reichlich Appetit in der hungrigen Magengrube. "Ansonsten nehme ich wie üblich eine Pizza Diavolo." Mein Blick hob sich zum ruhigen Nanami, der sich bisher schweigend im Hintergrund gehalten und das bisherige Geschehen beobachtet hatte. "Was willst du?"
      "Wenn möglich würde ich eine Clazone mit Mozarella und Tomaten nehmen", erwiderte er nach kurzer Bedenkzeit. "Und auch bei dem Rotwein würde ich mich anschließen."
      Ich wusste doch, dass er ebenfalls zu gutem Alkohol nicht Nein sagen konnte. "Und du, Gojo-san?", wollte ich zuletzt von meinem Nebenmann wissen.
      Als die Bestellung fertiggestellt und durchgesendet war, schob ich mich trotzdem noch einmal in die Küche und durchwühlte das Obst- und Gemüsefach meines Kühlschrankes. "Hat jemand etwas dagegen, wenn ich noch einen kleinen Obstsalat zusammenmische?", wollte ich wissen, während ich bereits Äpfel, Mandarinen, Erdbeeren und Bananen auf der Arbeitsfläche auslegte.


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    • Hana Yamamoto

      Ich hatte mich an meine Matsu geklammert und wollte direkt wissen, was passiert sei und ob sie sich verletzt habe. Allerdings winkte sie ab und meinte nur, dass ihr Geduldsfaden auf eine Zerreisprobe gestellt wurde. Ich legte meinen Kopf fragend schief. "Achja? Warum das denn?", wollte ich von ihr wissen. "Gojo-san war doch bei dir. Müsste heute nicht ein super cooler Tag gewesen sein? Oder haben dich deine Schüler verärgert?", hakte ich nach. Ich hatte ihre Schüler bereits kennengelernt und war auch schon das ein oder andere mal mit welchen von ihnen auf Missionen gegangen. Es stimmte zwar, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten und unter ihnen welche mit einzigartigem Charakter waren, aber Matsu hatte -soweit ich mich erinnern konnte- noch nie schlecht über sie gesprochen, weshalb es mich nun umso mehr wunderte, dass sie so genervt war.
      Gojo und ich kamen in ein kurzes Gespräch, wobei ich ihm von der Sphärenentfaltung berichtete. Natürlich nutzte Kimatsu direkt die Gelegenheit und trug mir auf, nachdem Essen ins Bett zu gehen. Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich nickte zustimmend. "Okay, aber nur wenn du mitkommst. Ich möchte noch ein bisschen Kuscheln, immerhin verbringen wir momentan so wenig Zeit zusammen", versuchte ich meine abendliche Kuscheleinheit zu verhandeln. Matsu war meistens vor mir wach und kam erst spät Abends wieder heim, weshalb wir nur noch wenig miteinander unternahmen. Ich verstand natürlich, dass sie einen Job hatte und nicht den ganzen Tag mit mir abhängen konnte, aber schade fand ich es trotzdem. Ich wollte sie doch wenigstens nur ein paar Stunden für mich haben. Nanami war zwar ein wunderbarer Begleiter und die Zeit mit ihm war wirklich schön gewesen, aber er war nun einmal nicht meine Matsu und die könnte nicht einmal ein Gojo Satoru ersetzen -auch wenn er fast genauso cool wie sie war.
      Ich nahm die Bestellungen entgegen und ging dann zur Garderobe, um mein Handy aus der Jackentasche zu holen, als ich 53 verpasste Anrufe in Abwesenheit von Kenji sah. 'Ohweh, das gibt Ärger', dachte ich mir. Allerdings machte ich mir trotzdem nicht die Mühe, ihn direkt zurückzurufen, sondern tippte schnell die Bestellungen in eine App ein. Erst als ich alles eingetragen hatte, öffnete ich unter Kenjis Kontakt meine Nachrichten und schickte ihm ein Foto von mir, auf dem ich grinste und das Peace Zeichen in die Kamera hielt. Ich schickte das Bild ab und schrieb noch hinter: 'Alles super. War nur müde vom Shoppen, hab jetzt aber lange geschlafen und esse gleich mit den anderen zu Abend.'
      Ich schickte alles ab und wollte gerade zu den anderen ins Wohnzimmer gehen, als mein Handy vibrierte. Ich blieb stehen und sah auf das Display, als ich schon eine Nachricht von Kenji sah. Ich kicherte leise. Der war aber schnell. In der Nachricht stand, dass es ihn erleichterte und dass ich mich schonen und meinen Urlaub genießen sollte und falls ich etwas bräuchte, mich nur an ihn wenden musste. Das übliche also. Deswegen packte ich mein Handy wieder weg und ging zurück zu den dreien. "Alles bestellt", lächelte ich und stellte mich dann zu Matsu, welche einen Obstsalat machen wollte. "Ich helfe dir", meinte ich fröhlich und holte dann zwei Schneidebretter und Messer hervor. Wir wuschen das Obst und schnitten es klein, wobei ich zugegeben mehr naschte, als arbeitete. Das lag aber auch nur daran, dass ich Erdbeeren liebte und schon wieder einen riesigen Hunger hatte.
      Nachdem wir alles fertig geschnitten und den Tisch gedeckt hatten, klingelte es auch schon an der Tür, welche ich öffnete, bevor ich etwas Geld aus meiner Manteltasche kramte. Ich nahm die Bestellung entgegen und drückte einen Teil davon direkt Gojo in die Hand, da ich nicht alles alleine tragen konnte. Ich bezahlte den Lieferanten und schloss die Wohnungstür wieder, ehe wir uns alle am Tisch versammelten und zu essen begannen. "Guten Appetit", wünschte ich allen und machte mich nun über meine Pizza Margaritha her. "Ah, da fällt mir ein: Ich habe heute beim Shoppen ein paar Sachen gefunden, von denen ich glaube, dass sie zu euch beiden guten passen würden, darum habe ich sie gekauft und mitgenommen." Ich sah mich kurz um und erkannte schon bald in einer Ecke stehend zwei große schwarzen Taschen. "Die da", meinte ich und zeigte mit dem Finger auf eben diese. "Ihr könnt bei Gelegenheit mal rein schauen, was es ist." "Und du Nanami hast nichts bekommen? Schade, vielleicht beim nächsten Mal", ärgerte Gojo seinen Kollegen. Ich schmunzelte nur und schüttelte den Kopf. "Nanami hat seine Sachen schon im Zimmer stehen", erklärte ich ihm. "Das hättest du nicht tun müssen, Hana-chan. Bei dem ist eh schon Hopfen und Malz verloren", winkte Gojo ab.

      Nach dem gemeinsamen Essen, räumten wir gemeinsam auf, ehe wir uns fürs Bett fertig machten und schließlich landete ich zufrieden und vollgefuttert neben meiner besten Freundin auf der Matratze. "Was für ein schöner Tag", gähnte ich und rieb mir müde über das linke Auge. "Schade nur, dass Gojo-san und du nicht dabei sein konnten. Dann wäre alles perfekt gewesen. Ich hoffe ich kann Gojo-san irgendwann mal beim Kämpfen live miterleben. Das wäre so cool!", schwärmte ich und schmiegte mich dichter an Matsu heran. "Und Nanamin ist wirklich lieb. Ich bin froh, dass wir den beiden begegnet sind." Ich gähnte erneut. "Gute Nacht, Lieblingsfreundin", meinte ich und schloss meine Augen, ehe ich nach wenigen Minuten einschlief.


      Satoru Gojo

      Ich konnte nicht anders, als zu kichern, nachdem mir Kimatsu einen anklagenden Blick zuwarf. "Ich kann nichts dafür, wenn die Leute keinen Spaß verstehen", entzog ich mich jeglicher Verantwortung. Auch wenn die Weißhaarige es noch nicht erkennen mochte, aber ich war eine große Bereicherung für ihr leben. Immerhin würde es dank mir nicht mehr langweilig werden. Wo blieb bitte mein Dank dafür? Es war aber auch nicht immer einfach ich zu sein. Es machte zwar großen Spaß, aber das perfekte Bild eines Mannes und Sorcerer dazustellen, war nicht so leicht, wie sich das viele vorstellen mochten. Es hatte auch seine Schattenseiten, super gutaussehend und unglaublich stark zu sein. Immerhin musste ich mich nun mit niedrigeren Individuen abgeben, die keinen Sinn für Humor hatten. Allerdings war ich Lehrer und meine Aufgabe bestand darin, anderen Leuten etwas beizubringen. Und wenn sie nicht von mir Spaß und Freude erlernen würden, dann von niemandem. Es gab nämlich weit und breit keinen kompetenteren Lehrer als mich, Gojo Satoru. Wenigstens war sich neben meiner Wenigkeit noch eine weitere Person in diesem Raum bewusst. Aber auch Kimatsu und Nanamin würden es sicher eines Tages verstanden haben.
      Ich entschied mich für eine Thunfischpizza und eine Cola und machte mich danach auch direkt auf der Couch breit. "Und hast du deinen Tag heute genauso wie ich genießen können?", fragte ich Nanami mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Mir war die Antwort im Grunde schon klar gewesen, aber ich wollte sie aus seinem eigenen Mund hören. Der Blondhaarige war ein Jujtsu-Sorcerer ersten Ranges und hatte schon viele gefährliche Missionen hinter sich. Eine kleine Hana zu shoppen zu begleiten, lag also weit unter seinen Qualifikationen. Außerdem schien er mir schon immer jemand zu sein, der lieber seine Ruhe hatte und lieber Zeitung las, als seine Zeit mit Einkaufen zu verschwenden. Dazu musste man sagen, dass er wohl eher mit Leuten wie Kimatsu oder Megumi zurecht kam, als mit mir oder einer Hana. Der Golden Retriever wird ihn sicher den ein oder anderen nerv gekostet zu haben.
      "Aber mich hat es schon gewundert, dass es Hana-chan war, die den Fluchgeist ausgetrieben hat. Hätte das nicht deine Aufgabe sein sollen? Immerhin bist du älter und auch körperlich fitter, als sie. Immerhin war sie vor ein paar Tagen noch krank", bemerkte ich ein wenig neckisch. Natürlich war uns beiden klar gewesen, dass er dazwischen gegangen wäre, sollte die Blondhaarige bei der Austreibung Probleme gehabt haben. So war er einfach. Nanami war den jüngeren Gegenüber genauso verantwortungsbewusst und aufopferungsvoll, wie es bei Kimatsu den Anschein machte. Ich hatte zwar bisher noch nicht viel von ihren Lehren und Methoden mitbekommen, aber es stand außer Frage, dass sie ein großes Vorbild für ihre Schüler abgab. Und gerade das war bei so jungen Menschen wichtig. Sie brauchten jemanden, an dem sie sich orientieren und richten konnten. Sie mussten aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen und gleichzeitig ihre eigenen machen und neue Erfahrungen sammeln. Dieser Schritt war unvermeidbar für eine Charakterbildung. Sie alle sollten zu starken und unabhängigen Individuen heranwachsen, ohne auf die Worte der alten Säcke von oben groß achtgeben zu müssen. Sie sollten der Menschheit von Nutzen sein, aber gleichzeitig sich selbst und ihren eigenen Weg als Jujutsu Sorcerer finden. Das war etwas, was sie alleine erledigen müssten, aber jeder Schüler sollte wissen, dass er oder sie einen Lehrer an der Seite hatte, der für sie da wären. Das war mit unter eine unserer vielen Aufgaben.
      Nach einer guten halben Stunde kam dann endlich das Essen an und ich half Hana beim Hereintragen der Kartons und Flaschen. Wir stellten alles auf dem Tisch ab und setzte uns schließlich um die gut gedeckte Tafel, ehe ich allen einen guten Appetit wünschte und mich über meine Pizza und meine Cola hermachte. Und nachdem wir auch den Obstsalat aufgegessen hatten, lehnte ich mich vollgefuttert zurück.
      Kurz redeten wir noch miteinander, ehe jeder von uns beim Aufräumen half und wir anschließend alle Bettfertig machten und in unsere Zimmer gingen. Ich warf mich auf die Matratze und legte meine Sonnenbrille ab, ehe ich meine Augen schloss und versuchte, ein wenig Schlaf zu finden. Allerdings stellte sich diese Sache ein wenig schwieriger heraus, als anfänglich gedacht. Immer wieder schossen mir die Bilder eines toten Yagas in den Kopf, weshalb ich nur schwerlich zur Ruhe kam.
      Nach ein paar Stunden Schlaf, öffnete ich gegen halb zwei wieder meine Augen und erkannte, dass ich es diese Nacht wohl gar nicht erst, mit Schlaf versuchen bräuchte. Außerdem war da noch etwas anderes, dass mich etwas verwundern ließ. Ich erkannte Hanas Fluchkraft in der Küche, weshalb ich mich von meinem Bett erhob, und dem Ganzen auf den Grund ging.
      In der Küche angekommen, sah ich den Golden Retriever neben dem Kühlschrank auf dem Boden sitzen. Sie hatte sich über eine Dose Ben & Jerry's Eis hergemacht und löffelte den schokoladigen Inhalt. Die Tür des Kühlschranks stand dabei sperrangelweit offen und war auch die einzige Lichtquelle im gesamten Raum.
      "Was machst du denn hier? Ein kleiner Mitternachtssnack?", wollte ich von ihr wissen und stellte mich dabei vor sie. Hana zuckte kurz zusammen, ehe sie zu mir hinauf sah und mich anlächelte. "Ich bin aufgewacht, weil ich Hunger hatte. Außerdem will Shoko mich morgen wiegen und dafür muss ich gut vollgefuttert sein. Ansonsten bekomme ich von ihr so eklige Smoothies die super viele Kalorien haben, damit ich schneller zunehme. Die will ich wirklich nicht trinken", erklärte sie mir und ich nickte verstehend. "Und warum bist du wach?", wollte sie nun von mir wissen. "Ach, ich hatte einfach Heißhunger." "Im Gefrierfach sind noch Mochis. Magst du welche haben?", bot sie mir an. Ich nickte. "Klingt gut." Sie stand auf, während ich mich gegenüber von ihrem Platz auf den Boden setzte. Sie kramte die süßen Teigbällchen mit Pistzazieneisfüllung heraus und rechte sie mir, während sie sich wieder hinpflanzte und weiter ihr Eis löffelte. Kurz schwiegen wir, als sie wenig später das Wort ergriff. "Und warum bist du wirklich wach?" Ich hatte nicht damit gerechnet, diese Frage aus ihrem Mund zu hören. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich sie für recht naiv und auch etwas... dümmlich? hielt. Sie musterte mich erst, lächelte dann aber wieder. "Es ist wegen Yaga-san oder?" Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen und für den Hauch einer Sekunde, entglitten mir meine Gesichtszüge. "Du bist klüger, als du aussiehst", grinste ich ihr entgegen. "Ich weiß", kicherte sie und wanderte mit ihrer Hand wieder in den Kühlschrank, wo sie ein paar Erdbeeren herausholte, diese mit Schokoeis einstrich und schließlich aß. "Du musst mir dein Herz nicht ausschütten -auch wenn ich absolut bereit wäre, dir dabei zuzuhören, aber mach diese Sache nicht mit dir alleine aus. Ich weiß, ich kann sehr kindisch und naiv sein und damit kommt nicht jeder zurecht, aber Matsu-chan ist der liebste Mensch auf diesem Planeten und sie würde dir sicher auch beiseite stehen." Ich nickte verstehend. Ich zweifelte ihre Worte keineswegs an, immerhin hatte mir Kimatsu bereits einmal geholfen, allerdings kümmerte ich mich gerne um meinen eigenen Kram. Immerhin war ich der Stärkste. Wenn ich es nicht hinbekommen könnte, würde es niemand können. Es lag in meiner Verantwortung, so schnell wie möglich wieder zurückzukehren und dem ganzen Elend ein Ende zu bereiten, immerhin war ich Gojo Satoru.
      "Der Tod einer geliebten Person ist etwas, dass uns allen widerfährt. Sogar Nicht-Sorcerern. Wir gehen alle unterschiedlich mit diesem Schmerz um und suchen uns verschiedene Möglichkeiten, das Leben nach diesem Verlust ein wenig aushaltbarer zu machen. Manchmal suchen wir sogar einen Ersatz für die Menschen, die von uns gegangen sind. Dabei wissen wir, dass man geliebte Personen nicht ersetzen kann. Aber manchmal, mit ganz viel Glück, finden wir Menschen, die diesen Schmerz erträglicher machen. Wie Matsu-chan zum Beispiel." Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen der Blondhaarige, als sie über ihre beste Freundin zu sprechen begann. "Achja..? Wie ist Kiamtsu-chan denn so?", wollte ich von ihr wissen. "Sie ist großartig! Liebevoll, fürsorglich, hat immer ein offenes Ohr und macht die beste heiße Schokolade der Welt!" Hana grinste stolz, als sie von Kimatsu zu sprechen begann. "Weißt du, vor ein paar Jahren ist ein guter Freund von mir ums Leben gekommen. Er war damals genau wie ich Sorcerer und wir wurden von Kimatsu-chan unterrichtet. Unser Feind war stärker als erwartet und Matsu-chan war zu diesem Zeitpunkt auf einer Mission weiter weg. Er opferte sich für mich und meinen anderen Teamkollegen, wodurch wir überlebten. Aber das Team war danach nicht mehr dasselbe. Er und ich waren traumatisiert von dem Verlust unseres Freundes und über die grausamen Bilder, die bei dem Kampf entstanden sind. Aber weil Matsu-chan eine so gute Lehrerin ist, konnten wir irgendwann wieder weiter machen und neue Menschenleben beschützen. Sie war auch unendlich traurig und hat sich im Geheimen die Schuld dafür gegeben. Aber irgendwie konnte sie sich zusammen raffen und uns eine riesige Stütze sein. Ich hoffe, dass sie durch unser Heilen irgendwie einen Weg für sich gefunden hat, die Sache zu verarbeiten und selbst zur Ruhe zu kommen. Sie hätte es zumindest verdient", erklärte Hana und ich nickte verstehend. Es war seltsam, diese Seite an ihr zu sehen. Eine Seite, die deutlich erwachsener und vernünftiger zu einem sprach, aber gleichzeitig ihr liebevolles Wesen nicht verlor. Gleichzeitig hatte ich aber ebenso wenig damit gerechnet, dass Kimatsu bereits einen ihrer Schüler verloren hatte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie sehr sie damals hatte leiden müssen. Auch mir grauste es davor, weshalb ich meine Schüler so stark wie möglich werden lassen wollte und so gut es ging, über sie wachte.
      Hana und ich unterhielten uns noch eine ganze Weile, ehe wir vollgefuttert und müde alles aufräumten und zurück in unsere Betten gingen. Und ehrlich gesagt, ging es mir nun deutlich besser und ich konnte sogar ein wenig Schlaf finden.
    • Kento Nanami


      Wüsste ich es nicht besser, würde ich Yamamoto und Hashisawa als engstehende Schwestern sehen, welche sich praktisch schon ihr Leben lang kannten und sich selten bis nie von der Seite wischen. Ich kannte schlichtweg nicht viele Freundschaften, die auf einer solch engen Bindung basierten, wobei ich tatsächlich etwas beeindruckt war, wie die Silberhaarige den stürmischen Flummi an ihrer Seite immer so bereitwillig ertragen konnte. Mehr noch: sie schien tatsächlich selbst ihre Freude und Kraft aus der Jügeren zu ziehen. Nun... nach dem heutigen Tag musste ich zugeben, dass ich eben diesen Punkt ein wenig besser verstehen konnte. Es konnte verhältnismäßig aufbauend und "vitalisierend" auf einen wirken, wenn man die Kleine einen Tag lang begleitete, zugleich war es aber auch einfach nur... anstrengend. Aber es schien mir Entlohnung genug, dass der blonde Freigeist heute auf seine Kosten gekommen war, trotz der Unterbrechung durch den Fluchdämonen. Vielleicht war es am Ende sogar ein krönender Abschluss, nachdem sie diesen Übeltäter schon seit längerem zu verfolgen schien.
      Und so ließ ich auch den restlichen Abend schlichtweg auf mich niederprasseln und hielt mich weitestgehend aus den heiteren Unterredungen und glücklichen Gelächter heraus. Genoss dafür meine Calzone und freute mich über die ausgelassene Stimmung. Nicht einmal die immer wiederkehrenden dämlichen Bemerkungen meines exzentrischen Senpais konnten meine Laune noch dämpfen. Ob ich heute so gut drauf war, weil ich eben ihn die meiste Zeit des Tages nicht hatte ertragen müssen? Yamamoto war am Ende nun einmal eine hundertfach bessere Begleiterin als der sich selbst lobpreisende Gojo Satoru... Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, sollte ich mich wohl sogar auf zukünftige Ausflüge mit dem blonden Flummi freuen. Während ich diese Gedanke immer weiter sponn, fiel mein Blick wieder auf den kleinen Sonnenschein, welcher mit einem strahlenden Lächeln und glockenhellem Lachen den ganzen Raum zum Strahlen bringen konnte, während sie sich unentwegt an die zufrieden schmunzelnde Hashisawa schmiegte.
      Was für ein Kind..., dachte ich zwar, ertappte mich aber selbst bei einem kurzem Lächeln.

      Nachdem Yamamoto sich mit ihrer letzten Sphärenentfaltung ungeplant verausgabt hatte - vor allem nach ihrer vorangegangenen Erkältung - blieb es ihr über die folgenden drei Tage verwehrt, dass Schulgelände für längere Zeit zu verlassen, womit maximal noch kurze Spaziergänge oder kurze Einkäufe drinnen waren. Zu meinem Leidwesen wurde ich erneut für ihre Betreuung eingeteilt, nachdem Hashisawa beschäftiger schien, als eine frischgebackene Vogelmutter mit hungrigem Nachwuchs. Dass Gojo abslut keine Hilfe war, muss ich wohl kaum erwähnen... Im Gegenteil: Wenn er sich nicht gerade über seine Langeweile beschwerte oder Yamamoto anstachelte mit ihm zum nächsten Vergnügungspark flüchten, machte er sich unerlaubt selbstständig. Ich wusste, dass ich eigentlich versuchen sollte ihn aufzuhalten, aber diesen Kerl zu zügeln wäre so realistisch wie zum Mond schwimmen zu wollen. Die Leidtragende war am Ende immer Hashisawa, welche sich mehr und mehr mit dem Quatschschädel herumschlagen musste. Doch auch sie würde früher oder später verstehen müssen, dass der Silberhaarige eine eigene Naturgewalt war, gegen die man nicht antreten konnte. Außerdem wusste er trotz allem genau, wo er die Linie ziehen musste, ab welchem Punkt es gefährlich wurde und wie weit er gehen durfte. Er würde schon darauf achten, nicht ungeplant vom Sorcerer-Rat entdeckt zu werden und selbst wenn er sich igrendwann offenbaren wollen sollte, würden weder ich noch Hashisawa viel daran ändern können. Also hatte ich erst gar nicht weiter versucht, ihn zu stoppen und konzentrierte mich lieber auf meinen aktuellen Aufgabenbereich mit dem Namen Yamamoto Hana.
      "Und du willst wirklich hier hin?" Skepsis schlummerte in meinen Augen, als ich den verschnörkelten Schriftzug "Yukis eisige Tanzhalle" über dem breiten Eingang einer auf alt getrimmten Eishalle las. Das breite Gebäude selbst mochte keine zwei Jahrzehnte alt sein, mutete aber wie eine alte Hofanlage aus dem späten 18. Jahrhundert an. Natürlich europäischer Baustil. "Ich dachte du hättest noch einen weiteren Shoppingtripp geplant gehabt." Ein Kino- oder Theaterbesuch wäre auch noch Teil meiner Vermuntunge gewesen, aber als uns Yamamotos Chauffeur vor wenigen Minuten hier abgesetzt hatte war ich doch etwas ins Staunen geraten. Zumindest verstand ich nun, warum sie so darauf bestanden hatte, für mich Handschuhe und eine dicke Jacke mitzunehmen. Na toll... Ich konnte wirklich nicht behaupten, einem weiteren stundenlangen Shoppingtripp mit Vorfreude entgegen geblickt zu haben, aber Schlittschuhlaufen... Da ließ ich mich lieber freiwillig in die Umkleidekabine einsperren. "Ich befürchte, für diesen Ausflug bin ich der falsche Begleiter", murmelte ich unglücklich, während ich unwillig auf den Eingang zuschritt. Egal wie sehr ich murren und nörgeln mochte, ich zweifelte daran, dass ich hier so einfach wieder "entkommen" könnte. "Ich bin noch nie in meinem Leben Schlittschuh gelaufen."
      Doch wie befürchtet gab es keinen Ausweg, tatsächlich vermutete ich sogar, dass die Kleine ihren Spaß aus meiner fehlenden Erfahrung ziehen wollte. Nun... zumindest würde ich ihr Lachen heute nicht missen müssen. Also ließ ich mich irgendwann murrend überreden, leihte mir ein Schlittschuhpaar an der Rezeption aus und ignorierte die Pein, die meine Füße innerhalb dieser Mordwerkzeuge ertragen mussten. Welcher masochistische Hornochse verspührte denn ersthafte Freude an diesem Schlitterfest...? Ich wusste jetzt schon, dass ich dem lautem Gelächter meiner jungen Begleitung wohl kaum würde entgehen können und dennoch gab ich alles dafür einen "guten Auftritt" zu liefern, dabei waren schon die Trockenübungen mit diesem elenden Kufen an den Füßen alles andere als angenehm. Mit entsprechend dünner Begeisterung folgte ich der blonden Eisprinzessin auf die glatte Tanzfläsche. Natürlich bewies sie innerhalb der ersten paar Sekunden, dass sie praktisch für diese Umgebung auserkoren war. Wie ein Engel mit unsichtbaren Flügeln sauste sie über die spiegelnde Eisoberfläche und zog nicht sonderlich wenige Blicke auf sich. Tatsächlich hatten schon die ersten Augen auf ihr gelegen, kaum dass sie die Halle betreten hatte, was nicht alleine mit ihrer Schönheit sondern auch mit ihrem nicht zu unterschätzenden Bekanntheitsgrad zu tun haben musste. Aber sie verfügte über das Talent alle Gaffer entweder zu ignorieren oder erst gar nicht wirklich wahrzunehmen. Leider lag ihr Fokus dafür umso mehr auf mir, womit ihr meine peinliche Erstbegegnung mit der Eisfläche natürlich nicht entgehen konnte... Ich hatte es alleine meinen verkrampften Fingern an der Reling zu verdanken, dass neben den Kufen meiner Schuhe nicht auch noch mein Hintern Bekanntschafft mit dem gefrorenen Wasser zu meinen Füßen machte.
      "Ich wusste doch, dass das eine blöde Idee ist...", grummelte ich leise und startete den Versuch mich langsam voranzuschieben. Das letzte Mal, dass sich meine Knie so wackelig angefühlt hatten, war nachdem mich dieser Vulkanschädel zur Hälfte eingeäschert hatte. Allerdings waren die Gründe da ein wenig anders gewesen als heute. "Und das soll wirklich Spaß machen?", fragte ich Yamamoto skeptisch nachdem ich mir genug Gleichgewicht erarbeitet hatte, um zumindest an einem Fleck stehen bleiben zu können, ohne mich irgendwo festhalten zu müssen. Wie ich von hier aus weiter kommen sollte, stand allerdings noch weit in den Sternen. "Ich befürchte für diesen Ausflug bin ich wirklich die falsche Wahl gewesen."


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      Kimatsu Hashisawa


      So anstrengend und seelisch ermüdend der Tag auch gewesen sein mochte, allein Hanas Lachen erlöste mich direkt wieder von jeglicher Erschöpfung. So lästig und frustrierend Mister Selbstverliebt auch sein konnte, gegen die heilende Aura der jungen Sorcerin kam er noch lange nicht an. Und so überspielte ich jeglichen weiteren Kommentare des sich amüsierten Weißhaarigen und versuchte ihn ihm großen Stil zu ignorieren. Eine Methode die ich mir mehr und mehr von Nanami abzuschauen versuchte. Schließlich schien der Blondhaarige in dieser Disziplin bereits den schwarzen Gürtel erlangt zu haben. Sicherlich war es aber noch ein langer und anstrengender Weg, bevor ich dieses hohe Ziel erreichen konnte. Bis es soweit war, genoss ich lieber den netten und entspannten Abend, ließ mir meine Pizza mit etwas passendem Rotwein schmecken und lauschte Hanas begeistertem Tagesbericht.
      Nachdem der Tisch aufgeräumt und das Geschirr abgewaschen war, zögerte ich nicht lange, bevor ich zusammen mit meinem Lieblingsschützling ins Bett fiel. Nachdem sie ihre Sphäre verwendet hatte, waren Schlaf und Essen das A und O und ich hatte ihr versprochen, mich heute auch zeitig hinzulegen, damit sie schnell Ruhe finden konnte. Dennoch lag ich noch eine ganze Weile wach neben ihr, selbst nachdem die Jüngere schon freidlich und leise dahinschlummerte, während meine Hand schon aus absoluter Gewohnheit leicht über ihren Kopf strich. Normaler Weise redeten wir vor dem Einschlafen immer noch eine Weile miteinander, doch dafür schien sie heute viel zu erschöpft. Kein Wunder, bei all den Geschehnissen des heutigen Tages.
      "Ruh dich gut aus", säuselte ich leise, bevor ich die Bewegungen meiner Hand beendete und endlich selbst die Augen schloss.
      Ich mochte schon mehrere Stunden geschlafen haben, als vorsichtige Bewegungen neben mir mich müde blinzeln ließen. Es war schwer in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber es wirkte so, als würde Hana sich soeben zurück unter die Decke schleichen wollen. "Ein Mitternachtssnack...?", vermutete ich leise und half dabei, die Decke über ihren zierlichen Körper zu ziehen. "Ich mache dir morgen vor dem Unterricht ein üppiges Frühstück, also schaufel nicht so viel Süßkram in dich hinein", säuselte ich weiter und unterdrückte ein müdes Gähnen, bevor ich meiner eigenen Erschöpfung erneut die Oberhand lieferte. Wahrscheinlich sollte ich den Schlaf genießen, solange er anhielt, wer wusste schon, wie anstrengend die nächsten Tage werden könnten.

      Sehr anstrengend... Sie wurden unglaublich zermürbend... Grund dafür waren weder meine zum Teil unbendigen Schüler, noch die täglichen Aufträge und Missionen, die mir Ieiri zukommen ließ. Nein, die Ursache meiner fortlaufenden Erschöpfung war von deutlich größerer Natur. Genau genommen 1,90 m groß... Wie konnte ein einziger Mann nur zu solch einer erdrückenden Last werden?
      "Gojo-san... Ich habe ja begriffen, dass es dir ein innerliches Vergnügen bereitet meinen Geduldsfaden auf die Probe zu stellen. Aber hast du nicht selbst behauptet ich sei langweilig und versteift?" Während ich sprach wanderte mein aufmerksamer Blick über die bergige Landschaft, welche durch die zum Großteil bewaldeten Gebiete deutlich düsterer erschien, als es der aktuelle Sonnenstand vermuten ließe. Laut meinem Missionsschreiben sollten in dieser Gegend immer mal wieder junge Camper unterwegs sein, einige von ihnen zogen danach sogar weiter zum nahe gelegenen Fuji, dessen weiße Spitze auch durch die dichten Baumkronen noch deutlich zu erkennen war. Doch immer mehr dieser Abenteurer sollten in den abendlichen Nebeln verschwinden. In den letzten zweieinhalb Wochen hatte es schon drei Vermisste gegeben, einer von ihnen war knapp fünf Tage nach dem Verschwinden wieder aufgefunden worden... Kopflos. "Wenn ich also solch eine unschöne Gesellschaft biete, warum verfolgst du mich dann immer wieder auf meine Missionen?", setzte ich meine Befragung an meinen ungebetenen Verfolger fort. In der Zwischenzeit konnte ich mir dank der umliegenden Pflanzen, welche ich mit meiner Fluchkraft füllte, einen recht guten Überblück über die Gegend machen. Noch konnte ich keinen Fluchgeist ausmachen, aber ich glaubte eine düstere Energie nahe eines schmalen Bachlaufes zu spüren, nur einige Meter bergauf. Vielleicht eine angeborene Sphäre? Kurz entschlossen bewegte ich mich auf den Ursprung zu, in dem Wissen, dass meine lästige Zecke am Bein unaufgefordert folgen würde. "Und meinen Unterricht scheinst du auch gerne stören zu wollen. Glaube ja nicht, dass ich nicht sofort merken würde, wenn du in der Nähe erscheinst." Seit er vor drei Tagen einfach vor meinen Schülern aufgetaucht war, hielt ich meine Fluchtechnik die meiste Zeit aktiv und behielt den notorischen Störenfried mit meinen "trainierten" Krabbeltieren und Fluginsekten im Auge. Natürlich ließ er sich deswegen trotzdem noch lange nicht aufhalten... Im Gegenteil, er hatte eine Heidenfreude bei seinen Spielereien. Um ihm also zumindest einen kleinen Dämpfer zu verpassen, hatte ich es mir daher angewöhnt ihn provokant zu ignorieren, schenkte ihm mitunter keinen Blick mehr, ging auf seine Neckereein nicht ein und überhörte seine Kommentare gekonnt. Aber einen Gojo Satoru konnte man damit offensichtlich noch lange nicht abschütteln... Im Gegenteil. Als würde er mich für meine unspannenden Reaktionen beim Unterricht bestrafen wollen, schlich er sich jeden Nachmittag vom Schulgelände und folgte mir unerkannt zu meinen Missionen. Egal wie oft Ieiri und ich ihn darüber belehrten, dass er sich verdammt noch mal bedeckt halten sollte, er ließ sich einfach nicht bändigen. Und leider war erneut ich Opfer seiner "Freizeitbeschäftigungen" gerworden. Warum konnte ich ihn nicht einfach in seinem Zimmer an die Decke kleben, seinen Mund zutackern und seine Anwesenheit aus meinem Gedächtnis streichen?
      Ich schluckte das Seufzen, das abwartend auf meine Lippen schlummerte, hinunter und lehnte mich nach ein paar hundert Metern gegen einen dicken Baumstamm. Ich wusste dass der Fluchgeist - sollte das hier wirklich seine angeborene Sphäre sein - nur noch ein paar Schritte weiter lauerte. Ich verzichtete allerdings darauf Gojo in meine Gedanken einzuweihen, schließlich wusste er sicherlich besser über den nahen Feind bescheid, als ich es je mit meinen Fähigkeiten könnte. Egal wie gut ich meine Fluchteilung auch weiter entwickelt haben mochte und egal wie gekonnt ich in die Wahrnehmung von Insekten und Pflanzen vordringen mochte, seine Six Eyes konnte ich noch lange nicht übertrumpfen. Das war allerdings auch gar nicht mein Ziel. Ich wollte einzig und allein den Fluchgeist vernichten, der in diesem Wald für Angst und Schrecken sorgte und das nach Möglichkeit ohne von meinem unerwünschten Begleiter gestört zu werden.
      "Wenn du unbedingt jedes Mal an meinem Rockzipfel hängen musst, dann folge mir nicht mehr heimlich. Mir ist nicht wohl dabei zu wissen, dass du vielleicht irgendwo durch Tokyo spazierst und im schlimmsten Fall die Augen von anderen Sorcerern auf dich ziehst." Ich lies eine Ameise auf den Bach zuschreiten um den ich die dunkle Aura zu spüren glaubte. Eine Sekunde später war der Kontakt zum Insekt abgebrochen. Bingo! Ich hatte also recht, es musste sich um eine einfache angeborene Sphäre halten. "Anstatt dich also jeden Tag aus der Schule zu schleichen können wir demnächst einfach 'offiziell' gemeinsam zu meinen Missionen fahren. Dann weiß ich zumindest wo du steckst..." Ich wurde leiser und stieß mich vom Baumstamm ab, ging beherzten Schrittes auf den Bach zu. Dann innerhalb eines Wimpernschlages lag der Druck einer ominösen Fluchkraft auf meinen Schultern, der dichte Wald verformte sich zu einer weiten Lichtung in deren Mitte ein schwarzer Tümpel ruhte... Nein... das... war kein Tümpel. Wasser hatte keine Augen.
      Kaum hatte ich begriffen, was ich da sah, schoss auch schon eine Klinge, geformt aus dunklem schleim, auf mich zu. Ich wich gerade noch rechtzeitig aus, ansonsten wäre ich wohl einen Kopf kürzer. "Wo-wollen ... zusammen ... a-angeln gehen?", säuselte es zwischen den rot schimmernden Augen hervor, während sich der "Tümpel" immer weiter zu einem wabernden Blobb verwandelte, welcher nach belieben Struktur und Form verändern konnte. Dafür schien sich der Kern des Fluchgeistes nicht vom Zentrum der Lichtung enfternen zu können, das sollte die Sache erleichtern. "Das sollte ich gut alleine schaffen", verkündete ich in Richtung des Weißhaarigen und zückte die Dolche an meinem Gürtel, ließ meine Fluchkraft in die silbern schimmernden Klingen wandern. "Schließlich ist das mein Auftrag und nicht deiner."

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    • Hana Yamamoto

      Die letzten drei Tage hatten sich wie drei Jahren angefühlt. Immer wieder bettelte ich Shoko und Kimatsu an, die Wohnung verlassen zu dürfen, um lustige Dinge zu unternehmen. Allerdings waren die beiden Frauen überraschend stur gewesen. Hin und wieder gelang es mir, die beiden um meinen Finger zu wickeln, doch dieses mal wollte keine der beiden Damen nachgeben und bei Nanami würde ich es gar nicht erst versuchen. Er war der Endgegner des Erwachsenseins. Wenn jemand Vernunft über Vergnügen stellte, dann war er es. Der einzige der mein Leiden wirklich nachvollziehen konnte, war wie immer Gojo. Er und ich tüftelten viele lustige Ideen aus, die wir umsetzen wollten, sobald ich das Go von Shoko und Kimatsu bekam. Es bereitete mir große Freude, alleine an die ganzen lustigen Aktivitäten zu denken, die die kommenden Tage auf mich zukommen würden. Und es war auch das erste Mal in meinem Leben, dass ich während meines Urlaubs keinen einzigen Gedanken an die Arbeit verschwendete, also sollte ich wohl alles dafür geben, diesen so gut es ging zu genießen. Wer wusste schon, wie oft ich mein großes Idol Gojo Satoru noch zu Gesicht bekam, sobald ich wieder in meiner Arbeit versank. Im schlimmsten Fall würde meine Tante mich sogar wieder zu sich ins Haus holen, dann würde ich ihn und die beiden anderen wohl bis zum Wochenende gar nicht mehr sehen. Das dürfte auf keinen Fall passieren! Immerhin hatte ich noch so viele Fragen an ihn, doch leider verbrachte er einen großen Teil seiner Zeit damit, Kimatsu hinterher zu jagen. Er schien eine diebische Freude daran entwickelt zu haben, sie ein wenig zu ärgern. Matsu war immerhin niemand, die man leicht aus der Fassung bringen konnte und scheinbar hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, genau das so oft wie möglich bei ihr zu erreichen. Zu meiner Verwunderung schien Matsu genau das an ihm zu hassen. Ein Umstand den ich nicht so ganz verstehen konnte. Wie konnte man die Zeit mit dem Gojo Satoru nicht genießen? Ich würde alles dafür geben, so oft wie möglich nah zu sein. Er war nicht nur unglaublich lustig und der Stärkste Sorcer den es vermutlich jemals gegeben hat, sondern auch noch gut aussehend. Kimatsu hatte in der Vergangenheit zwar nicht viel mit Männern am Hut, aber es wunderte mich trotzdem, dass sie die Gesellschaft des Blauäugigen komplett kalt ließ. Vielleicht hatte sie aber auch noch mehr Selbstbeherrschung, als ich dachte.
      Es machte mich unwahrscheinlich glücklich, das Schulgelände endlich wieder verlassen und hinaus in die Freiheit gehen zu dürfen. Schade aber war es, dass mich Gojo erneut nicht begleiten konnte. Dabei hatten wir uns so viele lustige Aktivitäten ausgedacht, doch er verbrachte seine Zeit scheinbar lieber mit Matsu. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Matsu war auch mein Lieblingsmensch und ich liebte es, bei ihr zu sein. Vielleicht konnte sie ihn in diesem Moment besser heilen, als eines meiner Ablenkungsmanöver. Sicherlich hatte er noch sehr an der Sache mit Yaga zu knabbern. Wundern würde es mich nicht. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie viel Einsamkeit Gojo in seinem Leben bereits erfahren hatte. Wäre ich er, wäre ich sicherlich schon wahnsinnig geworden. Hoffentlich konnte er in Matsu genauso eine Schulter zum Anlehnen finden, wie ich es tat.

      "Ach komm, hab dich nicht so. Das wird lustig, Nanamin-san!", versuchte ich den Blondschopf aufzumuntern und klopfte ihm dabei ermutigend auf die Schulter, wobei mir erneut unser Größenunterschied auffiel. Ein zuversichtliches Lachen drang aus meiner Kehle, während ich den zuverlässigen Grießgram auch schon hinter mir herzog und wir beide die Eishalle betraten. Wir liehen uns an der Rezeption die Schlittschuhe aus, verstauten unser Gepäck und machten uns direkt auf die eisige Fläche. Fröhlich drehte ich meine Runden und genoss das Gefühl von Freiheit und Frieden, welches sich in mir breit machte, kaum dass ich einen Fuß auf das Eis gesetzt hatte.
      Nachdem ich zum Aufwärmen ein paar Runden gefahren war, kehrte ich zur Nanamin zurück, welcher sich kaum fortbewegt hatte. Ein belustigendes Kichern drang über meine Kehle und ich machte mich endlich daran, ihm eine Stütze zu sein, damit er endlich etwas sicherer fahren konnte. "Ich dachte alle Sorcerer hätten für solche Dinge ein gewisses Talent, da die meisten von uns über ein sehr gutes Gleichgewicht verfügen. Scheint so, als hätte ich mich da geirrt", schmunzelte ich. "Es wird dir mehr Spaß machen, sobald du an Gleichgewicht gewonnen hast", versicherte ich ihm mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
      Ich stützte Nanami noch eine ganze Weile, ehe ich das Gefühl bekam, dass er auch ganz gut ohne mich zurecht kam, weshalb ich ihn irgendwann wieder los ließ und alleine weiter fuhr. Nach ein paar Runden zog es mich zur Mitte der Eisfläche, auf der ich zum Stehen kam und Nanami anfeuerte. "Los, du schaffst das!" Kaum hatte ich den Satz beendet, hörte ich ein lautes Knarzen. Ich sah zur Decke der Eishalle hinauf und starrte wie angewurzelt auf den riesigen Scheinwerfer, der sich von der Decke löste und auf mich zu schnellte.


      Satoru Gojo

      "Du scheinst es noch nicht verstanden zu haben. Aber keine Sorge, ich werde es so erklären, dass selbst jemand wie du es verstehst: Es bereitet mir gerade deswegen eine solche Freunde, weil du versteift und langweilig bist", grinste ich sie an. "Außerdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich von deiner spießigen Art zu befreien, damit du nicht wie diese ganzen alten, verbutterten Knacker endest. Sieh es einfach als Dankeschön dafür, dass du Nanamin und mich bei dir aufgenommen hast", grinste ich Kimatsu entgegen. Natürlich wusste ich, dass sie diese Antwort aufregen oder zumindest ärgern würde, aber genau das war mein Plan. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mir das letzte Mal die Gegenwart einer einzelnen Person eine solche Freude bereitet hatte. Es war irgendwie merkwürdig, wie mich alleine der Anblick ihres durchschnittlichen Gesichts, erfreute. Hana schien nicht ganz unrecht gehabt zu haben: Kimatsus Anwesenheit hatte etwas heilendes. Ich hatte mir die vergangenen Tage eingeredet, dass ich so gerne Zeit mit ihr verbrachte, weil es so viel Spaß machte, sie zu ärgern. Das stimmte auch irgendwo, allerdings schien der Hauptgrund doch ein anderer zu sein. Sobald ich bei ihr war, konnte ich meinen Schmerz und meine Wut über Yagas Tod vergessen -zumindest zu einem großen Teil. Die klaffende Wunde in meiner Brust, wo eigentlich mein Herz schlagen sollte, schien nun nicht mehr ganz so zu schmerzen. Es war dieser Umstand, der mich sie verfolgen ließ. Glücklicherweise war sie von meiner Anwesenheit nichts weiter als genervt. Ich wüsste nicht, was ich machen sollte, sollte sie mich verachten und nichts mehr von mir wissen wollen. Etwas, das recht unrealistisch war -immerhin war ich der Gojo Satoru- allerdings wäre es auch nicht das erste mal, dass man mir den Rückenzukehrte. Wenn selbst mein einziger Freund mich verließ, warum also nicht auch Kimatsu? Wir waren uns immerhin erst vor kurzem das erste mal begegnet und sie schien auch alles andere als erfreut über meine Gesellschaft zu sein. Allerdings war sie kein schlechter Mensch und würde mich auch sicher nicht auf die Straße setzen, nur weil ich sie nervte, dafür war ihr Pflichtbewusstsein viel zu hoch. Doch hin und wieder ändern sich die Herzen der Menschen und sie schlagen neue Wege ein. Geto sollte dafür das perfekte Beispiel sein. Egal wie sehr man einem Menschen auch trauen und kennen mochte: am Ende ließen sie einen doch im Stich.
      Während wir uns unterhielten, machte sich Kimatsu weiter auf die Suche nach dem Fluchgeist, der hier sein Unwesen treiben sollte. Ich hatte ihn natürlich schon längst aufgespürt, allerdings wollte ich ihr den Spaß nicht nehmen und ließ ihr den Vortritt im Kampf. Wenn sie Hilfe benötigen sollte, würde ich natürlich sofort eingreifen, aber diese Fluchgeist war nicht besonders stark, weshalb sie auch sicherlich gut ohne mich auskommen würde. Immerhin hatte ich Kimatsu die letzten Tage im Training beobachten und mehr über ihre Fähigkeiten herausfinden können, um nun zu wissen, dass sie sicherlich nicht meine Hilfe benötigen würde. Sie war überraschend stark und es gelang ihr immer wieder aufs Neue mich zu überraschen. Ein Umstand der mich recht zufrieden stimmte, immerhin wurde es auf diese Weise niemals langweilig mit ihr.
      "Wie du willst. Dann bitte ich Ieiri-san später darum, mich offiziell zu deinem Partner zu machen. Dann können wir sogar noch mehr Zeit miteinander verbringen", grinste ich zufrieden. Tatsächlich hatten wir die letzten Tage erstaunlich viel Zeit miteinander verbracht. Mehr wäre wohl nur, wenn ich zukünftig bei ihr im Bett schlafen würde. Sie schien ihre Aufgabe als meine persönliche Babysitterin ziemlich ernst zu nehmen. Nun gut, mich würde es nicht im Geringsten stören und ich könnte sogar noch eine Gute Tat vollbringen. Immerhin würde ich dem niederen Volk erlauben, ein Bett mit mir zu teilen. Hach, ich war einfach zu großzügig.
      Wie nicht anders von der jungen Frau erwartet, hatte sie unseren Gegner schnell ausfindig gemacht und stürzte sich sogleich in einen Kampf mit ihm. Ich hatte nicht vor, mich ihren Worten zu widersetzen und beobachtete das ganze Geschehen lieber ausführlich, damit ich im Notfall doch noch eingreifen konnte.
      Zu meiner Überraschung kam dieser Notfall schneller als erwartet und ich erledigte das Monster, als es dabei war, Kimatsu am Knöchel zu packen und durch die Luft zu schleudern. Nachdem ich es ausgetrieben hatte, zerplatze es und ließ die junge Frau fallen. Es war ein leichtes für mich, das Fliegengewicht aufzufangen und im Brautstyle zu tragen. "Wie war das nochmal?", wollte ich mit einem breiten Grinsen von ihr wissen. Sicherlich hätte sie sich auch ohne Probleme alleine befreien können, aber so gefiel mir die Ausgangsposition doch ein wenig besser.
    • Kento Nanami


      So gern ich das strahlende Lächeln auf dem Gesicht des blonden Eisengels auch beobachtete... irgendwie machte sich ein ungutes Gefühl in meinem Körper breit, als sie mit diesem Grinsen auf mich zuschlitterte. Keinen Moment später spührte ich auch schon ihre behandschuten Finger an meinen Armen, während sie mich motivierte, ihrem Beispiel zu folgen. "Ich habe ein gutes Gleichgewicht", bemerkte ich auf ihren belustigten Kommentar und nickte dann zu den schmerzhaften Schuhen an meinen Füßen. "Aber diese Teile sind einfach nicht für mich gemacht und der eisige Untergrund ist auf weit einfernt von meinem 'natürlichen Terrain'." Ich wusste selbst, dass ich hier nur billige Ausreden produzierte. Aber Yamamoto schien das eh egal zu sein. So zog sie mich unbeirrt weiter über die Eisfläche. Ihr glockenhelles Lachen sorgte derweil dafür, dass nicht nur ich ungewollt an ihren Lippen hing, sondern praktisch auch jedes Augenpaar um uns herum. Es war alles andere als angenehm, mir all dieser Aufmerksamkeit bewusst zu werden, dennoch gelang es mir irgendwie, mich auf die leuchtenden Smaragdaugen vor mir zu konzentrieren.
      Irgendwann schien ihre Lehrmethode auch endlich Früchte zu tragen. Noch immer fühlten sich meine Füße an, als hätte man sie zwischen zwei schweren Felsbrocken eingeklemmt, aber es gelang mir immer besser, mein Gleichgewicht zu halte. Leider schien auch Yamamoto diese Entwicklung zu bemerken. Ich zuckte einmal unmerklich zusammen, als sie aufgrun dessen plötzlich ihre stützende Hände von mir entfernte und mich mit breitem Grinsen ermutigte, alleine meine Schlitterpatour fortzusetzen. "N-nicht so hastig!" Beinahe hätte ich in halber Panik nach ihr gegriffen, als ich befürchtete schmerzhaft auf meinem Allerwertesten zu landen, doch irgendwie gelang es mir, mich noch zu fangen. Ein paar mal schlitterte ich noch von lings nach rechts, dann erlaubte ich es mir schließlich erleichtert aufzuatmen, als ich festen Stand gefunden hatte. Mein Blick haftete verkrampft auf meinen zitternden Knien... lange war nichts mehr so anstrengend für mich gewesen, als die letzte paar Minuten. Aber mittlerweile hatte die junge Frau auch etwas meinen Ehrgeiz geweckt. Ich konnte mich schlecht die ganze Zeit an sie klammern, wie ein frisch gebornerner Koala und darauf hoffen, dass diese Eishölle bald überstanden war. Ich hatte Hashisawa versichert auf ihre Freundin Acht zu geben und mittlerweile wollte ich auch aus eigenem Ansporn etwas für Yamamotos Lächeln beitragen. Wenn ich dafür peinlich über eine Eisfläche stolpern musste... Es gab schlimmeres auf dieser Welt. Außerdem hatte ich mit ihrer Hilfe tatsächlich schon reichlich viel Fortschritt machen können. Also: einfach einen Fuß vor den anderen setzen.
      Yamamoto spornte mich der weile tatkräftig an, was mich zu ihrem hell strahlenden Gesicht aufblicken ließ. Ein lautes Knarzen über unseren Köpfen ließ meinen Blick allerdings schnell über ihren Kopf hinweg steigen. Der LED-Strahler über unseren Köpfen sollte scheinbar wie ein altmodischer Kronleuchter anmuten und brachte dabei sicherlich auch reichlich viel Gewicht mit sich. Ein Gewicht das sich nun ungebremst auf Yamamoto hinab stürzen wollte. Um uns herum wurden wilde und panische Schreie laut, während sich dutzende Menschen hastig vom Mittelpunkt der Eisfläche zu flüchten suchten, die blonde Schönheit vor mir schien jedoch stattdessen selbst zur Eisskulptur zu mutieren.
      "Verdammt!"
      Irgendwie gelang es mir die Kufen meines mörderischen Schuhwerks ins Eis zu rammen und mich kraftvoll abzustoßen. Keine Sekunde später schlitterte ich auch schon mit der steifen Yamamoto in meine Armen über die kalte Fälche unter unseren Körpern, während der Strahler hinter uns krachend den Eisboden sprengte. Dieses Teil hätte Schäden hinterlassen, die selbst Ieiri vor unlösbare Probleme gestellt hätte... Ohne meine Arme um den schmalen Körper der jungen Frau an meiner Brust zu lösen, hob sich mein Blick kontrollierend zu der Verankerung an der Decke, die just vor fünf Sekunden ihre Arbeit eingestellt hatte. "Was zum-!" Ich unterbrach mich selbst, während ich den dunklen langen Schwanz beobachtete, der inmitten der Stahlträger am Hallendach verschwand. Ein Fluchgeist? Warum gerade hier? Warum gerade jetzt? Warum genau in dem Moment, in dem Yamamoto perfekt unter dem Leuchter gestanden hatte? Hastig wendeten sich meine Augen wieder an die zierliche Sorcerin in meinen Armen. Sie schien unverletzt, zum Glück und zugleich beschlich neue Sorge. Der Fluchgeist vor mittlerweile fast zwei Wochen, der Teil ihres Auftrages gewesen war und aus unerfindlichen Gründen beim Kampf gegen sie unermessliche Kräfte erhalten hatte, das Monster dass bei unserem Shoppingtripp vor uns aufgetaucht war und die junge Frau dazu zwang ihre Kräfte auszulaugen. Und nun dieser hinterhältige Angriff, der eindeutig Yamamoto als Ziel hatte. Man hatte es auf sie abgesehen!
      Nachdem immer mehr Kälte vom Boden in meinen Körper kroch, entschloss ich mich endlich dazu, mich langsam aufzurichten, ohne das Mädchen in meinen Armen freizugeben. "Geht es dir gut? Hast du dir irgendetwas getan?" Ein weiteres Mal scheifte mein Blick kontriollierend über ihren schmalen Körper. Konnte aber zum Glück keine äußerlichen Schäden an ihr erkennen. Wie es um ihre Psyche stand, konnte ich weniger gut einschätzen. Schließlich hätte sie eben sterben können. "Kannst du aufstehen? Wir sollten dringend von dieser Eisfläche runter."
      Mittlerweile waren auch ein paar der anderen Hallenbesucher an uns herangetreten und schienen sich um den Zustand der kleinen Berümtheit in meinen Armen zu sorgen. Mehrere Hände reckten sich uns entgegen, während einer nach dem anderen seine Hilfe anbot. mein Fokus lag allerdings weiterhin auf der blonden Eisprinzessin vor mir, während ich bereits Anstalten machte, mich gemeinsam mit ihr auf meine Beine zu stemmen. Komisch, plötzlich fiel es mir ganz leicht, das Gleichgewicht in diesen sadistischen Schuhen zu halten.

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      Kimatsu Hashisawa


      "Ein Dankeschön...?" Zuletzt hatte es das Seufzen doch noch über meine Lippen geschafft, während ich über Gojos Worte den Kopf zu schütteln begann. "Da kann ich mir schönere Sachen vorstellen. Außerdem bin ich bisher ganz zufrieden mit meiner 'versteiften und langweiligen' Art", behauptete ich aufrichtig und ignorierte das breite Grinsen meines ungebetenen Begleriters.
      Ja, er mochte recht haben. Ich gehörte sicherlich nicht zu der Art Menschen, die man auf eine Party einlud oder auf einen freudigen Wochenendtrip mitnehmen wollte. Nur Hana hatte mich in der Vergangenheit immer wieder zu eben solchen Aktivitäten überreden können und es hatte Spaß gemacht, vor allem mit der quirligen Blondine an meiner Seite, aber... Das war einfach nicht die Welt, in der ich lange verweilen konnte und wollte. Gojo mochte mich und mein Leben als eintönig und langweilig betrachten, doch ich war mit meiner Lebensweise zufrieden. Ich hatte das Glück, Teil einer herzlichen und warmen Familie zu sein, um die ich mich kümmern durfte, Schüler, für die ich Verantwortung übernehmen wollte und einen Job der mich erfüllte, selbst wenn ich nur ein kleines Rädchen im großen Kreislauf der Erde sein mochte. Ich war nichts besonderes, wollte es auch nie sein. Ich war glücklich mit meinem einfachen und unspektakulären Leben, in dem es mir gestattet blieb für meine Liebsten da zu sein und vielleicht konnte ich mit der heutigen Mission ein paar Leben retten, die ansonsten in den nächsten Tagen verloren gegangen wären.
      "Abgesehen davon, brauche ich kein Dankeschön. Stattdessen müsste ich Nanami dafür danken, dass er sich in den letzten Tagen so gut um Hana gekümmert hat und du..." Ich presste die Lippen aufeinander. Ich wollte die Worte nicht aussprechen, wusste ich doch genau, dass er sich sofort etwas darauf einbilden würde. Allerdings wäre es auch unfair, nicht meinen Dank mit ihm zu teilen. "Alleine deine Anwesenheit hat Hanas Launa immens heben können, obwohl sie praktisch in der Schule eingesperrt gewesen ist. Sie mag es nach außen nicht zeigen, aber das Mädchen neigt dazu tiefe Trauer zu empfinden, vor allem wenn sie sich nicht ablenken kann. Du und Nanami habt in den letzten paar Tagen für ausreichend Ablenkung gesorgt." Kurz wendete ich mich zu ihm und schenkte ihm eine flüchtige Verbeugung. "Danke dafür."
      Dann lag mein Fokus wieder allein auf dem Feind vor meinen Augen. Ignorierte die beisende Sorge, dass ich vielleicht einen Fehler begangen hatte, ihn offiziell zu meinen Missionen einzuladen. Damit könnte ich mich auch später noch befassen.
      Zuletzt lag all meine Konzentration beim dunklen Blopp-Fluchgeist welcher ein schleimiges Messer nach dem anderen in meine Richtung schleuderte. Während ich de dunklen Klingen auswich, oder sie mit meinen eigenen Dolchen beiseite schlug fügte ich dem Monster immer weitere Verletzungen zu. Leider konnte ich bei seiner Form den eigentlichen Kopf nicht genau ausmachen, schließlich bewegten sich auch die leuchtend roten Augen immer wieder hin und her. Also beschloss ich es einfach so lange zu verletzen, bis seine Fluchkraft versiegt war. Nachdem der Fluchgeist letztendlich zu schrumpfen schien, glaubte ich meinem Ziel bereits sehr nah zu sein, allerdings wurden die Angriffe meines Gegners in seiner Verzweiflung hastiger und auch schneller. Meine Augen waren irgendwann nur noch auf die mich zusausenden Geschosse gerichtet, wodurch ich deutlich zu spät de kalten Schleim um meinen Knöchel spürte. Eine Sekunde später segelte ich auch schon in die Luft. Für einen Moment hatte ich die Orientierung verloren, fand aber bald mein Gleichgewicht wieder. Ich hatte mich schon in deutlich brenzlicheren Situationen befunden, entsprechend einfach sollte es mir gelingen, mich aus dem Griff des Fluchgesites zu befreien, um danach meinen Job zu erledidgen. Leider wurde mir das nicht gestattet... oder besser gesagt: Gojo durchkreuzte - mal wieder - meine Pläne.
      Kurz blickte ich dem maskierten Silberschopf noch verwundert entgegen, als ich mich unverhofft in seinen Armen wieder fand. Dann durchzog auch schon milde Wut meine Züge. "Gojo-san", begann ich düster und drückte mich gegen seine Brust, auf dass er mich so schnell wie möglich wieder freigab. "Was an 'Das sollte ich gut alleine schaffen' hast du nicht verstanden? Kann es sein, dass die Worte für dich zu kompliziert gewählt waren? Ist es eventuell notwendig, einen Japanischlehrer für dich zu organisieren?" Als ich endlich wieder den Boden unter meinen Füßen spüren konnte, wendete ich mich von dem größeren ab und kontrollierte die Umgebung. Die Sphäre hatte sich vollständig aufgelöst und ließ den gesamten Walt direkt freundlicher erscheinen. Gut. "Du magst es mir vielleicht nicht glauben, aber ich hatte die Lage noch im Griff." Mit diesen Worten wendete ich mich wieder an den Masken-Helden und hielt ihm mahnend den Zeigefinger vor die verdeckten Augen. "Und ich weiß, dass auch du die Situation gut genug einschätzen konntest. Du hättest mir nicht helfen müssen." Ich stieß einmal lang den Atem aus und sog dann einmal lang die kühle Waldluft in meine Lungen. "Jujutsu Sorcerer wachsen an den Problemen, die sich vor ihnen auftuen, dass sollte auch dir bewusst sein und behaupte jetzt bitte nicht, dass du schon immer der perfekte und unfehlbare Gojo wärst, schließlich hast du dich vor fünfzig Jahren im Prison Realm versiegeln lassen." Ich wollte ihm diesen Fauxpas eigentlich niemals unter die Nase halten, schließlich hatten seine Gegner mit gezinkten Karten gespielt. Doch genauso wenig konnte ich ihn weiter in dem Glauben herumwandern lassen, dass er der König der Welt war. "Ich möchte die Chance haben, an meinen eigenen Fehlern zu wachsen und aus ihnen zu lernen. Also keine dämlichen Rettungsaktionen mehr, wenn sie unntötig sind. Verstanden?" Meine Augen hefteten sich an seine Mimik, mein Finger nach wie vor mahnend erhoben, während ich geduldig seine Antwort erwartete.

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    • Hana Yamamoto

      Es fühlte sich beinahe so an, als würde sich das Spektakel in Zeitlupe abspielen, nur um im nächsten Moment, doppelt so schnell vorüberzugehen. Ehe ich realisieren konnte, was hier gerade geschehen war, fand ich mich schon auf der harten Fläche der Eishalle wieder. Nicht stehend oder fahrend, sondern liegend. Doch ich war nicht alleine damit, neben mir lag Nanami, welcher mich fest an seinen Körper drückte und mir einen Teil seiner Wärme schenkte. So fiel es mir auch erst deutlich später auf, dass sich bereits die Kälte unseres Untergrundes in mich fraß. Aber das sollte jetzt auch nicht mein größtes Problem sein. Viel mehr versuchte ich zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Vor wenigen Sekunden noch, standen wir beide auf der Eisfläche und ich neckte meinen Partner für seine nicht vorhandenen Fähigkeiten, auf dem Eis zu laufen. Und nun fand ich mich in genau seinen Armen wieder, während die Leute um uns herum hysterische Laute von sich gaben oder einfach nur entsetzt auf das Chaos hinabblickten.
      Erst als Nanami sich mit mir in seinen Armen aufrichtete, erwachte ich aus meiner Trance und nickte hastig auf seine Frage hin, ob es mir gut ginge. „Ich bin unverletzt, dank dir“, antwortete ich ihm, während mein Blick auf den zerstörten Scheinwerfer in unserer Mitte fiel. Nachdem wir beide aufgestanden waren, drückte ich mich unbewusst etwas näher an meine Begleitung heran und bemerkte auch zunächst das Zittern in meinen Händen nicht. Ich spürte lediglich, wie mir mein Herz bis zum Hals schlug und allem Anschein nach, einem Marathon lief. Mein Atem ging unregelmäßig und aufgrund der herrschenden Temperaturen, stieß ich immer wieder kleine Wölkchen aus, die sich direkt wieder auflösten.
      Erst nachdem Nanami ansprach, dass wir schleunigst von der Eisfläche gehen sollten, fand ich erst so richtig wieder zurück ins Hier und Jetzt. „Ja, du hast recht“, meinte ich und folgte ihm. Ich hielt meinen Kopf dabei gesenkt, in der Hoffnung, dass mich so weniger Leute erkennen würden. Mir gefiel es schon jetzt nicht, dass wieder die Hälfte der Leute ihre Handys ausgepackt hatten und Nanami und mich filmten. Ich war es zwar bereits gewohnt, so wenig Privatsphäre zu haben, aber es tat mir leid, dass ich nun auch noch Nanami damit hineinzog.
      „Tut mir leid… Du wirst morgen sicher in einigen Zeitungsartikeln erwähnt werden“, sprach ich, nachdem wir unsere Sachen geschnappt und die Eishalle wieder verlassen hatten. Eilig liefen wir zu William, der bereits geduldig auf uns beide wartete. Er öffnete uns die Tür und wir stiegen in den schwarzen Wagen. „Bitte entschuldige, ich muss als erstes meine Tante anrufen. Ich möchte nicht, dass sie durch die Nachrichten von diesem Vorfall erfährt“, erklärte ich Nanami, während ich die Nummer meiner Tante wählte.
      „Tante Akane? Hier ist Hana“, begann ich das Telefonat.
      „Hana, was gibt’s?“
      „Ich war mit einem Freund aus der Akademie Schlittschuhlaufen. Es war alles in Ordnung, aber irgendwann ist der Scheinwerfer auf uns heruntergefallen und ist ins Eis eingekracht. Keine Sorge. Uns geht es gut, ich wollte dir nur Bescheid geben, bevor du es aus den Medien erfährst“, erklärte ich ihr schnell die Situation.
      „Was?! Wie konnte das passieren? In welcher Halle wart ihr? Wer war dein Begleiter? Kenne ich ihn? Du solltest deine Zeit doch mit Kimatsu verbringen, wieso ist sie nicht bei dir?“, wollte sie direkt wissen.
      „Tante, beruhig dich. Es ist alles in Ordnung.“
      „In Ordnung?! Du wärst heute beinahe erschlagen worden!“
      „Es ist nichts passiert, Nanami konnte das Schlimmste verhindern und-“ weiter kam ich nicht, da unterbrach sie mich schon.
      „Wer ist Nanami? Dein Begleiter? Ich habe den Namen zuvor noch nie gehört. Woher kennst du ihn?“, fragte sie misstrauisch.
      „Er ist ein ehemaliger Kollege von Kimatsu und mir.“ Gelogen war es nicht. Er war praktisch ein Kollege von uns, nur halt aus einer anderen Zeit…
      Ich kam nicht drumherum und warf meinem blonden Begleiter einen entschuldigenden Blick zu. Das letzte was ich ihm antun wollte, war in Kontakt mit meiner zynischen Tanten zu treten.
      „Wo seit ihr beide gerade?“, wollte sie von mir wissen.
      „Im Auto. William bringt uns zur Akademie“, erklärte ich ihr.
      „Ihr kommt beide sofort zum Anwesen.“
      „Warte wa-“ noch bevor ich meine Frage hätte stellen können, legte sie auf, ehe zwei Sekunden später Williams Telefon klingelte. Er drückte einen Knopf am Headset seines Ohres, um den Anruf entgegen zu nehmen. Ich konnte die andere Person durchs Telefon nicht verstehen, allerdings wusste ich auch so, dass es sich dabei um meine Tante handelte, die ihm persönlich auftrug, zum Anwesen der Watanabes zu fahren.
      Ich seufzte etwas frustriert und blickte zu Nanami. „Tut mir leid, ich glaube wir können noch nicht zur Schule zurückfahren“, entschuldigte ich mich bei ihm. „Ich glaube meine Tante will mehr zu dem Vorfall wissen. Wenn wir Glück haben, ruft sie mich nur in ihr Büro und wir dürfen nach ein paar Minuten gehen“, erklärte ich ihm.


      Satoru Gojo

      Wie nicht anders zu erwarten, wurde sie wütend. Ich dachte, es würde schon Spaß machen, Nanami zu ärgern, doch Kimatsu brachte das ganze auf ein neues Level. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals solch Freude dabei gespürt zu haben, jemanden rasend vor Wut zu machen. Nicht einmal bei Utahime war es so amüsant gewesen, wie bei der Silberhaarigen. Ich wusste nicht so ganz, wie sie dieses Gefühl in mir auslösen konnte, aber es war nun einmal da und wollte auch gefühlt werden. Sie zu ärgern, war meine neue Lieblingsbeschäftigung geworden und daran würde sich so schnell nichts ändern.
      Mein Grinsen wurde nur noch breiter, als sie voll und ganz auf meine Provokation einging und sich schließlich vor mir aufbäumte und ihren Zeigefinger in mein Gesicht hielt. Ihre kleine Standpauke beeindruckte mich nur wenig, viel mehr genoss ich den Anblick der wütenden Frau vor mir.
      „Wenn du dann fertig bist, solltest du dich vielleicht um die anderen kümmern“, grinste ich ihr entgegen, nahm ihre Hand, verschränkte unsere Finger ineinander und drehte sie einmal um ihre eigene Achse, so dass sie nun mit dem Rücken zu mir stand. Vor uns tauchten kleine Fluchgeister auf, nicht größer als Hasen. Sie kamen aus der Erde und hatten eine ähnlich schleimige Konsistenz wie der Fluchgeist von gerade eben. Nach und nach verschmolzen sie miteinander und ergaben einen immer größer werdenden, Violetten Schleimturm ab.
      „L-Ler…nen…“, jammerte das Ding vor uns, ehe es uns mit seinen Augen fixierte.
      Noch immer hielt ich Kimatsus Hand fest in meiner und machte erst mal auch keine Anstalten, als los zu lassen. Im Gegenteil. Ich beugte mich zu ihr hinunter, so dass meine Lippen nah an ihrem Ohr waren. „Es ist noch genug Zeit für dich, vor dem großen Gojo Satoru zu glänzen“, raunte ich ihr grinsend ins Ohr, ehe ihre Hand los ließ und sie -mehr oder weniger- sanft in Richtung Fluchgeist schubste.
      Ich musste mir keine Sorgen machen, dass sie mit unserem Feind irgendwelche Probleme bekommen würde. Dieses Teil hatte noch weniger Fluchkraft als der davor und der war schon schwach gewesen. Kimatsu hätte diesen Auftrag auch gut ohne meine Hilfe erledigt, immerhin war sie eine starke Sorcerin, aber es machte mir einfach zu viel Spaß, meine Zeit mit ihr zu verbringen. Außerdem tat es gut, auch mal etwas anderes als die langweiligen Schulmauern zu Gesicht zu bekommen. Natürlich konnte ich die Schule verlassen, wann immer ich es wollte -das tat ich auch überwiegend- aber bei einem Auftrag dabei zu sein, war noch mal etwas anderes als einfach nur durch die Straßen Tokios zu schlendern.
      Wie nicht anders erwartet, hatte Kimatsu dem Ding in kürzester Zeit den Gar ausgemacht. Ich klatschte anerkennend. „Woow! Du bist ja doch nicht so schwach, wie es den Anschein macht! Du kannst dich ja sogar gegen Fluchgeister der Semi-Stufe 3 zur Wehr setzen“, lobte ich die junge Frau vor mir, wobei meine Stimme nur so vor Ironie triefte. Wir wussten beide, dass sie zu deutlich mehr km Stande war, allerdings machte es einfach zu viel Spaß, sie zu necken.“
      „Okay, dann mal wieder zurück zur Akademie. Es ist Zeit fürs Mittagessen und Hana-chan hat mir versprochen, ihre Mochis mit mir zu teilen“, meinte ich gut gelaunt und drehte mich dann um, ehe ich den Rückweg antrat.
      Schon lange bevor wir die Schule wieder erreicht hatten, wusste ich, dass Hana nicht da war. Sie und Nanami waren noch nicht von ihrem Ausflug zurückgekehrt. Wo wollten sie noch gleich hin? Achja, Hana hatte den blonden Bürohengst dazu überredet, mit ihm Schlittschuhlaufen zu gehen. Ich grinste bei der Vorstellung, Nanami auf Kufen laufen zu sehen. Er war in vielen Dingen recht talentiert gewesen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Schlittschuhlaufen eines dieser Dinge war. Vielleicht hatte ich Glück und Hana hat mit ihrem Handy ein paar lustige Bilder geschossen, die sie mir später zusenden würde.
      „Kimatsu-chan, die beiden sind noch nicht von ihrem Ausflug zurück. Sollen wir vielleicht in die Stadt gehen und dort etwas zu Mittag essen? Die Rechnung geht auf mich“, schlug ich der silberhaarigen Schönheit -und nein, damit meine ich nicht mich- vor. „Vielleicht treffen wir die beiden dort zufällig an. Wir hatten in den letzten Tagen so viel zu tun, dass wir uns kaum gesehen haben.“ Außerdem wollte ich einen Blick auf den genervten Nanami werfen. Hana würde seine Laune sicher nicht besser gemacht haben, immerhin war sie ein kleiner Wirbelwind, bei der Ordnung nur wenig zu finden war.

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    • Kento Nanami

      Es vergingen noch ein paar Sekunden, bevor sich die junge Frau gänzlich von ihrem Schock zu erholen schien, dennoch versicherte sie mir bald, dass sie in Ordnung wäre. Ihre zitternden Hände an meiner Brust und ihre beschleunigte Atmung sprachen allerdings eine gänzlich andere Sprache. Umso mehr bemühte ich mich darum, ihre schmale Schultern zu stützen, als wir endlich die kalte Eisfläsche hinter uns ließen. Mittlerweile gelang es mir auch recht gut, die neugierigen Blicke in unseren Nacken zu ignorieren, genauso wie das leise tauscheln, dass immer deutlicher und vielfältiger wurde.
      "Sie hätte sterben können." - "Ob der Kerl ihr Freund ist?" - "Hat sie sich nicht erst vor kurzem von ihrem letzten getrennt?" - "Hat jemand ein gutes Video von der Szene?"
      Ich steckte all meine Hoffnung darin, dass Yamamoto auf ihren Schock nichts von alle dem mitbekam. Gleichzeitig fürchtete ich mich jetzt schon davor, mein eigenes grimmiges Antlitz auf der nächstbesten Titelseite prangen zu sehen...
      "Tut mir leid… Du wirst morgen sicher in einigen Zeitungsartikeln erwähnt werden." Damit wäre meine Hoffnung wohl zerstört. Der Blondschopf hatte den Trubel um sich herum sehr wohl mitbekommen und jetzt fühlte sie sich zu allem Überfluss auch noch schuldig.
      "Glaub mir, es gibt schlimmeres im Leben", versicherte ich ihr trocken. "Mir ist wichtiger, dass dir nicht widerfahren ist."
      Die nächsten paar Minuten vergingen wie im Flug. Endlich durfte ich mich von den Höllenschuhen losschnallen, bevor wir wenig später gemeinsam die Halle hinter uns ließen. Draußen wartete bereits der ruhige Chauffeur und ließ uns in den schwarzen Wagen einsteigen, dessen abgedunkelte Fenster uns auch direkt vor der neugierigen Außenwelt abschirmten.
      Ich nickte nur verstehend, als Yamamoto verkündete ihre Tante über den Vorfall berichten zu wollen. Zwar bekam ich daraufhin nur die eine Hälfte des Gespräches mit, doch den Antworten der jungen Sorcerin zufolge, konnte ich mir die Fragen ihrer Tante sehr gut vorstellen. Offenkundig war Hashisawa nicht die einzige, die sich etwas zu viele Sorgen um die junge Blondine machte. Und seit dem heutigen "Unfall" konnte ich leider nicht behaupten, dass diese Sorgen vollkommen fehl am Platz waren. Ich war mir sicher, dass man es auf die junge Frau abgesehen hatte, ich konnte mir nur beim besten Willen nicht vorstellen warum. Sicher, sie war eine starke und talentierte Kämpferin und ihre Fluchtechnik war etwas Besonders, aber auch in diesem Universum, in dem ein Gojo Satoru eigentlich nicht mehr existierte und auch ein Großteil der restlichen Jujutsu-Topliga meiner Zeit verstorben war, war Yamamoto noch lange nicht die Stärkste. Auch diese neue Zeitlinie konnte dutzende starke Kämpfer und Kämpferinnen aufweisen, die alle für sich eine große Gefahr für Fluchgeister darstellten. Also warum sollte man gerade sie angreifen? Oder waren etwa noch andere Sorcerer betroffen?
      Mein Blick legte sich forschend auf die junge Frau neben mir, welche noch immer eie regelrechte Diskussion mit ihrer Tante zu führen schien. Wäre es klug, ihr von meinen Beobachtungen zu erzählen? Wusste sie eventuell schon, dass man es auf sie abgesehen hatte? Wie würde sie damit umgehen? Noch bevor ich eine Antwort auf meine Fragen finden konnte, wurde ich mit einem neuen Problem konfrontiert. Offenkundig würden wir einen kleinen Umweg machen. "In Ordnung. Ich kann verstehen, warum sich deine Tante solche Sorgen macht. Wenn es hilfreich ist, kann ich ihr auch den Vorfall schildern." Allerdings würde ich in diesem Fall keinesfalls meinen Verdacht äußern können. Sollte Yamamotos Tante, welche auch so schnon reichlich viel Sorge um ihre Nichte zu haben schien, etwas darüber erfahren, dass es ein paar Fluchgeister auf das Mädchen abgesehen hatte, würde sie die kleine sicherlich keine Sekunde mehr aus dem Haus lassen. Und ich hatte schon lange genug miterleben dürfen, wie sehr der aufgeweckte menschliche Flummi unter solch einer Eingrenzung leiden konnte. "Solltest du nicht eventuell auch Hashisawa informieren? Sie würde sicherlich auch aus allen Wolken fallen, sollte sie einen Online-Beitrag zu dem Unfall zu sehen bekommen." Während ich darüber redete, fragte ich mich, ob es vielleicht zunächst am vernünftigsten wäre, besagter Hashisawa meine Beobachtungen zu schildern? Zwar schien die Schwarzhaarige einen ausgeprägten Beschützerinstikt gegenüber ihrer Freundin zu verspüren, zugleich würde sie aber wohl nie soweit gehen, eben diese praktisch in der Schule einzusperren. Außerdem könnte ich ihr zusichern, ab jetzt immer an Yamamotos Seite zu bleiben, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Außrdem müsste ich dringend herausfinden, was es mit diesen Angriffen genau auf sich hatte.


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      Kimatsu Hashisawa


      Wollte ich ihm eben noch dafür danken, dass er mich endlich auf meinen eigenen Füßen stehen ließ, hätte ich ihn in der nächsten Minute unheimlich gern erwürgt. Auf diese Weise müsste ich den unendlichen Blödsinn aus seinem Mund nicht mehr hören. Als wären seine Worte aber nicht schon unerträglich genug, setzte er dem Ganzen mit seinen Handlungen noch die Krone auf. Ich versuchte ihm die Finger zu verdrehen, als er eben diese frescher Weise mit meinen verschränke. Leider war sein Griff zu stark für mich, außerdem gab es im Moment wichtigers zu erledigen. Nur dem Fluchgeist vor uns war es zu verdanken, dass ich dem Weißhaarigen nicht die Faust ins Gesicht rammte, als er sich eindeutig zu eng an mich schob und mir seinen ausgefallenen Blödsinn ins Ohr flüsterte. Wie zum Teufel sollte ich die nächsten Missionen überstehen, wenn mir diese elende Nervensäge ständig an den Fersen hing. "Oh... du machst dir keine Vorstellungen, wie sehr ich den ach so tollen Gojo Satoru im Moment verachte", knurrte ich düster, während ich meine Klingen aus ihrem Versteck an meinem Gürtel zog und sie mit meiner Fluchkraft speißte.
      Der ekelige Schleim-Fluchgeist, der sich soeben vor unseren Augen zusammengesetzt hatte, war nur ein schwaches Abbild seines Vorgängers. Noch bevor er seine schleimigen Griffel nach mir ausstrecken konnte, fixierte ich ihn mit mehreren geworfenen Dolchen am Waldboden, keine Sekunde später ließ ich meine mit Fluchkraft verstärkte Faus im Mitten des Monsters niederdonnern. Der Umstand, dass das Biest alleine nach diesem Angriff schon in sich zusammenschmolz bewies wohl, dass es maximal Grade 3 gewesen sein konnte.
      Während ich also nach getaner Arbeit meine Klingen wieder vom Boden aufsammelte, regneten Gojos Applaus und seine unnötigen Kommentare auf mich nieder. Es war eigentlich gar nicht meine Art, auf solch einen Schwachsinn anzuspringen, aber nachdem mir der Kerl schon den ganzen Tag lang auf den Zeiger ging, brauchte ich einfach ein Ventil, um diesem anhaltenden Frust Platz zu schaffen. Meine Finger legten sich um den letzten Dolch im Boden, zogen ihn aus dem erdigen Grund, bevor ich mich in einer flüssigen und schnellen Bewegung zum Weißhaarigen drehte. Noch bevor ich ihn richtig sehen konnte, ließ ich schon die Klinge genau auf sein Gesicht zuschnellen. Natürlich verharrte das tödliche Geschoss nur wenige Zentimeter vor ihm in der Luft, einen Umstand den ich mit einem kurzen Schulterzucken zur Kenntnis nahm. "Wollte nur mal sehen, ob deine schützende Unendlichkeit nicht dem unendlichen Schwachsinn aus deinem Mund Platz gemacht hatte", erklärte ich trocken, während ich die Klinge im Vorbeigehen aus der Luft pflückte und zurück an ihren Platz schob. Als ich wenig später meine Harley in der Ferne am Straßenrand stehen sah, verkrampfte sich mein Inneres direkt wieder unangenehm. Schon die Fahr hierher war schon anstrengend genug gewesen, mit diesem elenden Riesenbaby an meinem Rücken... Und jetzt musste ich das noch ein zweites Mal ertragen? Ich müsste mir dringend einen Beiwagen organisieren. Ich wollte nicht mehr erlauben, dass diese wandelnde Nervensäge ein weiteres mal seinen Arsch auf meine geliebte Maschine hob.
      Zum Glück bileb ich auf der Rückfahrt von Gojos Kommentare zum Großteil verschont, dennoch viel es mir schwer, meine Laune zu heben. "Hana ist noch nicht zurück?" Für den ersten Moment überhörte ich den Vorschlag des Weißhaarigen gekonnt und zückte stattdessen mein Handy. Es war nicht verwunderlich, dass Hana länger als geplant unterwegs war, aber so wie ich Nanami einschätze, würde er stets dafür sorgen sie rechtzeitig nach Hause zu bringen. Doch kaum versuchte ich Hana zu erreichen, wurde ich mit dem Besetztzeichen abgewürgt. Telefonierte sie gerade mit jemand anderen? Hastig tippte ich eine Nachricht und sendete diese stattdessen an die Junge Frau.
      >>Geht es dir gut? Wo seid ihr gerade?<<
      Erst nachdem ich die Nachricht versendet hatte, dachte ich über Gojos vorschlaf nach... Mit ihm Essen gehen. "Es geht auf dich? Deine Konten sind eingefroren... Du hast kein Geld mit dem du mich einladen könntest", erinnerte ich ih freundlich und stieß einmal lange die Luft aus. "Aber in Ordnung, lass uns draußen nach den beiden suchen. Allerdings nehmen wir dieses Mal ein Taxi, du steigst nicht noch einmal auf meine Harley", befand ich streng und bestellte bereits per Smartphone eine Mitfahrgelegenheit. Hoffentlich würde Hana mir bald antworten. Testweise wählte ich ein weiteres Mal ihre Nummer, während ich zusammen mit Gojo über das Schulgelände wanderte. Vielleicht würde sie dieses Mal rangehen... Hoffentlich war nichts vorgafallen.

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    • Hana Yamamoto

      Ich sah Nanami entschuldigend entgegen. „Das wäre eine große Hilfe, wenn du ihr die Situation aus deiner Perspektive schildern könntest. Ihr Vertrauen mir gegenüber ist etwas vorbelastet“, erklärte ich dem Blondhaarigen und legte ein schiefes Lächeln auf meine Lippen. Meine Tante hatte mir gegenüber schon häufiger erwähnt, dass es ihr schwer fiel mir zu glauben, vor allem da ich den Sturkopf meines Vaters geerbt hatte. Meine Tante war es schon lange nicht mehr gewohnt, dass es Menschen gab, die ihr widersprachen oder ihre Ideen nicht für gut befunden. Genau darum -so glaubte ich zumindest- gerieten wir so häufig aneinander.
      „Du hast recht. Ich möchte nicht, dass sich Matsu-chan unnötig Sorgen um mich macht und solche Videos verbreiten sich leider viel zu schnell in den sozialen Netzwerken.“ Ich nahm mein Handy erneut hervor und wollte gerade Matsus Kontakt in meiner Liste raussuchen, als ich bereits ihre Nummer auf dem Handydisplay aufleuchten sah. „Oh… wenn man vom Teufel spricht“, schmunzelte ich und ging direkt ans Telefon ran. „Hi Matsu-chan. Ich wollte dich gerade anrufen. Ich weiß nicht, ob du schon erste Videos gesehen hast, aber der Scheinwerfer an der Decke der Eishalle ist heute hinabgestürzt. Keine Sorge, es geht uns allen gut und niemand ist zu Schaden gekommen. Nanamin hat schnell reagiert und dank ihm konnte das Schlimmste verhindert werden. Aber wir werden heute Abend sicher später heimkommen. Meine Tante möchte noch mit mir sprechen und sie wird sicherlich auch Nanamin kennenlernen wollen. Wir essen sicher bei meiner Tante zu Abend, also wartet bitte nicht mit dem Essen auf uns“, schilderte ich ihr die Situation. Doch zu meiner Überraschung wollte Matsu ebenfalls ein Gespräch mit meiner Tante führen. „Ihr zwei kommt auch?“, fragte ich verwundert, freute mich aber ebenso. „Super! Dann bis gleich“, verabschiedete ich mich von meiner besten Freundin und legte anschließend auf.
      „Matsu-chan und Gojo-san werden auch dazukommen. Sie möchte scheinbar auch mit meiner Tante sprechen. Das trifft sich gut, meine Tante ist vernarrt in Matsu-chan und legt sehr viel Wert auf ihre Worte. Das könnte uns zugutekommen“, sagte ich, während ich mein Handy wieder in die Manteltasche gleiten ließ.

      Die restliche Fahrt verlief sehr ruhig und wir kamen ohne weitere Vorkommnisse nach wenigen Minuten auf dem Anwesen der Watanabe an. Die riesigen Tore zum Hof öffneten sich und die schwarze Limousine parkte direkt vor der Eingangstür, wo uns bereits Kenji empfang. Er öffnete die Wagentür und reichte mir seine Hand zum Aussteigen. „Willkommen zurück, Miss Yamamoto. Ihre Tante empfängt Sie und Ihre Begleitung im Salon bei einer Tasse Tee und Gebäck“, erklärte er mir und ich nickte verstehend. „Danke.“
      Nanami und ich wurden in die riesige Villa geführt und am Eingang nahmen uns zwei Dienstmädchen die Mäntel ab, ehe Kenji uns zum Salon führte. Natürlich kannte ich den Weg dahin selbst, aber der Dunkelhaarige war die rechte Hand meiner Tante und sie involvierte ihn in einen großen Teil der Ereignisse, die sich innerhalb der Familie zutrugen. Es würde mich also nicht wundern, würde er bei dem Gespräch anwesend sein.
      Ich sollte mit meiner Vermutung recht behalten. Wir traten in den großen, geschmackvoll eingerichteten Raum ein und verbeugten uns vor meiner Tante, ehe Kenji seinen Platz hinter ihrem Rücken einnahm und sich aufrecht positionierte.
      „Hallo, Tante Akane. Das ist mein Begleiter Nanami Kento. Nanami-san war mein Begleiter heute und derjenige, der mich vor dem herabfallenden Scheinwerfer gerettet hat“, stellte ich ihn ihr vor. „Watanabe Akane, sehr erfreut Herr Nanami“, sagte sie und reichte ihm zur Begrüßung die Hand. „Bitte setzen Sie sich“, sagte sie und wir nahmen alle drei Platz. „Ich muss mich zutiefst bei Ihnen bedanken. Ich habe vor wenigen Minuten die ersten Videos zugespielt bekommen. Wären Sie nicht gewesen, könnte Hana-chan jetzt…“ Sie schüttelte den Kopf und musterte meinen Blondhaarigen Begleiter. „Wenn Sie ein ehemaliger Arbeitskollege der beiden sind, arbeiten Sie dann auch als Jujutsu Sorcerer?“, fragte meine Tante und hob dabei skeptisch eine Augenbraue an. Ohje. Sie konnte Jujutsu Sorcerer auf den Tod nicht ausstehen. Kimatsu war bisher die einzige Ausnahme gewesen und das lag auch nur daran, dass die Silberhaarige es irgendwie schaffte, von jedem geliebt zu werden. Egal ob von ihren Schülern oder alten, griesgrämigen Tanten. „Er war mal Sorcerer, ist aber nicht mehr aktiv im Dienst“, ging ich schnell dazwischen. „Hana-chan, ich habe die Frage an unseren Gast gestellt“, erinnerte sie mich. Ich räusperte mich kurz. „‘Tschuldige.“ Ich nahm die Tasse Tee, welche vor mir ausgebreitet stand und nahm schnell einen Schluck, um mich auf die nächste Frage vorzubereiten.
      „Nun denn Hana-chan, ich hoffe, dass dir dieser Vorfall deutlich genug gezeigt hat, dass du als Sorcerin völlig ungeeignet bist. Ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist, aber stell dir nur einmal vor, was passiert wäre, würdest du im Kampf so erstarren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es war die richtige Entscheidung gewesen, all das zu beenden und endlich einer vernünftigen Arbeit nachzugehen.“ Ich schluckte schwer, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. Abgesehen von meiner Tante, wusste hier jede in dem Raum, dass ich noch aktiv nach Fluggeistern jagte. Sie dürfte davon niemals erfahren, ansonsten wäre Kenji seinen Job los, die Akademie hätte eine Milliarden schwere Klage am Hals und ich würde wahrscheinlich aus der Familie geschmissen werden. Das durfte unter keinen Umständen passieren.
      „Im Kampf würde ich auch mit einem Angriff rechnen“, schmollte ich über ihre Worte. Ich war als Sorcerin nicht viel wert, dem war ich mir völlig im Klaren. Ich war nicht annähernd so stark wie Matsu und meine Fluchkraft reichte nicht mal für eine einfache Sphärenfaltung aus, aber ich war überzeugt davon, immer mein Bestes zu geben. Selbst wenn ich an manchen Tagen nur einem kleinen Insekt das Leben retten konnte, war es mir das wert gewesen. Ich wusste, meine Tante hasste Sorcerer und ihre Arbeit, aber trotzdem trafen mich ihre Worte ein wenig. Ich hatte lange und hart trainiert, um jeden Tag ein bisschen besser zu werden und irgendwie wünschte sich ein kleiner Teil in mir, genau diese Anerkennung von ihr zu bekommen.
      Ich wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Miss Watanabe? Hashisawa-san ist nun da“, kam es von der anderen Seite. „Komm herein.“

      Satoru Gojo

      Ah… stimmt, da war ja was. Ich würde unbedingt mit Shoko über meine eingefrorenen Konten reden müssen. Wenn sie mich schon nicht an mein Geld von früher lassen wollte, würde ich von ihr wenigstens Gehalt für die Missionen verlangen. Immerhin war ich der Gojo Satoru und meine Dienste waren nicht ganz billig. Okay, zugegeben: ich lud mich mehr auf die Missionen ein, als dass sie mir wirklich zugeteilt wurden, aber es ging hier ums Prinzip! Hätte man mir keine Ausgangssperre erteilt, würde ich mich auch nicht derart langweilen, dass ich mich den Missionen von Kimatsu-chan anschließen müsste! Ich konnte immerhin schlecht in ihrer kleinen Wohnung auf dem Campus versauern. Dem müsste sich eigentlich auch Shoko im Klaren sein.
      „Gut, dann lass uns was essen gehen und du zahlst“, grinste ich ihr entgegen. Die Silberhaarige stimmte schließlich dem Vorschlag zu, nach Hana und Nanami Ausschau zu halten und somit verließen wir ihre Wohnung genauso schnell wieder, wie wir sie betreten hatten.
      „Was meinst du damit, ich dürfe nicht mehr bei dir mitfahren?“, fragte ich. „Ich bin ja wohl der beste Beifahrer, den man sich nur wünschen könnte. Immerhin sehe ich unfassbar gut aus und bringe noch gute Laune mit“, meinte ich mit purer Selbstüberzeugung. Zugegebenermaßen kränkte es mich ein wenig, dass sie mich nicht mehr bei sich haben wollte, wobei ich dieses seltsame Gefühl in meiner Brust gekonnt ignorierte. „Du erinnerst mich immer mehr an Nanamin“, schmollte ich schließlich, während wir beide über den Campus schlenderten. Doch noch bevor unser Gespräch weiterführen konnten, wurde die junge Frau von ihrem Telefon davon abgehalten. Es klingelte und ein Blick auf den Display genügte, um zu wissen, wer es war. Hana hatte sich endlich gemeldet und würde uns wohl eine längere Suche ersparen.
      Aufmerksam hörte ich dem Telefonat zwischen den beiden zu. Scheinbar hatte es einen Vorfall gegeben, als der goldene Retriever und Nanami beim Auslaufen waren. Allerdings hörte ich nicht so recht heraus, um was für einen Vorfall genau es ging. Aber da es um die junge Blondine ging, würde ich wahrscheinlich in wenigen Stunden genügend Artikel zu dem Vorfall finden können.
      Auf mich machte die Kleinen einen gesunden Eindruck am Telefon, allerdings reichte das Kimatsu nicht aus, da sie recht aufgeregt wirkte, nachdem die zwei das Gespräch beendet hatten. Die junge Sorcerin erklärte mir knapp, was geschehen war und dass wir unser Essen verschieben würden müssen, da sie direkt zum Anwesen der Watanabes fahren würde.
      Einen kurzen Augenblick lang überlegte ich, ob ich ihr folgen sollte, allerdings entschied ich mich bald dagegen. Es bereitete mir zwar eine diebische Freude, Kimatsu und Nanami auf die Palme zu bringen, allerdings wäre es diesmal wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich hatte in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach mitbekommen, dass Hanas Tante nur selten zu Spaß aufgelegt war und das negative Bild einer eisernen Geschäftsfrau verkörperte. Ich wollte es der Blondine nicht noch zusätzlich erschweren. Wer wusste schon, welche Bestrafungen wieder auf sie warten würde, nachdem ihre Tante erfuhr, dass sie die letzten Tage mit einem fremden Mann und nicht mit Kimatsu verbrachte.
      Also entschied ich mich ausnahmsweise mal dazu, die junge Silberhaarige und ihren Golden Retriever nicht in Schwierigkeiten zu bringen. „Gut, dann warte ich hier auf euch. Hab‘ keine Lust auf Gespräche mit alten, zynischen Tanten“, grinste ich ihr entgegen. Bis später“, sprach ich und hob zum Abschied meine Hand, ehe ich auf meinem Absatz kehrt machte und zurück zu Kimatsus Wohnung lief.

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    • Kento Nanami


      Ich nickte stumm, als mich Yamamoto darum bat, meine Beobachtungen gegenüber ihrer Tante zu schildern. Tatsächlich war mir dieser Kompromiss gerade recht, da ich bezweifelte, dass die junge Frau überhaupt richtig verstanden hatte, was es mit diesem Kronleuchter genau auf sich hatte. Sie hatte den Fluchgeist scheinbar nicht bemerkt, wobei ich natürlich nicht vor hatte dessen existens gegenüber Yamamotos Tante zu erwähnen. Ich musste einen anderen Weg finden, die Geschehnisse glaubwürdig zu erläutern.
      Während ich mir genau darüber meine Gedanken machte, schien Hashisawa hellseherische Fähigkeiten zu entwickeln. Als wüsste sie genau, dass Yamamoto gerade ihre Nummer wählen wollte, erschien der Name der jungen Lehrerin auf dem Handy-Display des Blondschopfes und auch wenn ich nur eine Hälfte des Gespräches, glaubte ich genau zu wissen, wie Hashisawas Fragen und Antworten lauteten.
      "Sie wollen beide kommen?" Während ich gegen Hashisawas Anwesenheit sicher nichts einzuwenden hatte, wusste ich nicht, wass ich davon halten sollte, Gojo mit von der Partie zu wissen. Die Weißhaarige wäre sicher in der Lage Yamamotos Tante schnell zu beruhigen... Gojo hingegen war wandelndes Explosionsfass, dass einzig und alleine Probleme mit sich brachte. "Nun, hoffen wir auf das beste", versuchte ich mich positiv zu geben.


      Ich hatte den Reichtum von Yamamotos Familie eindeutig unterschätzt. Ja, mir war bewusst gewesen, dass hinter der jungen Frau und vor allem ihrer Tante ein riesiges Unternehmen und ein berühmter Familienname lauerten aber... die Ausmaße ihres Anwehsens übertrafen all meine Erwartungen. Wie ein prunktvolles Schloss ragte das westlich anmutende Gebäude inmitten der Metropolenstadt hervor und schon alleine das Eingangstor würde mich sicherlich einen Jahresgehalt kosten. Das erklärte zumindest auch endlich das höfiche Auftreten des Assistenten der Unternehmenschefin. Wenn ich mich recht erinnerte war sein Name Sato Kenji gewesen. Er erinnerte beinahe an einen Butler, so wie er die Blondine und mich ins Innere der riesigen Villa bis hin zu Mrs Watanabe brachte. Dass man mir auf dem Weg auch noch den Mantel abnahm verwunderte mich schon lange nicht mehr, stattdessen ließ ich in ruhiger Bewunderung meinen Blick über die prunktvolle Einrichtung der Villa schweifen. Selbst die großen Clan-Familien schmückten sich nicht mit so viel Gold und Schmuck, wie diese Familie... Wie viel Umsatz mochte das Unternehmen der Watanabe wohl abwerfen?
      Die Krönung bildete final ein riesiger Empfangssalon in den wir gebracht wurden. Vier gläserne Kronenleuchter sorgten für eine warme Beleuchtung des Raumes, welcher in einem edlen beige erstarhlte, welches beinahe in einen Gold-Ton überging. Auf einem kleinen Tisch hatte man Tee und Gebäck platziert, darum verteilten sich mehrere Sofas, die auf den ersten Blick zwar unheimlich teuer, aber wenig komfortabel erschienen. Dennoch nahm ich direkt Platz, nachdem ich mich mit einer höflichen Verneigung vor der Frau des Hauses vorgestellt hatte. "Freut mich auch, Ihre Bekanntschaft zu machen, Frau Watanabe", meinte ich in meinem höflichsten Beamten-Sprech den ich aufbringen konnte. Irgendwie erinnerte mich die aktualle Atmosphäre unangenehm an meine Zeit als Büroangestellter. Unter Umständen hätte Frau Watanabe früher immerhin auch eine meiner Kundinnen sein können... So umgab sie praktisch die Aura einer Vollblut-Geschäftsfrau. Zielstrebig, perfektionistisch und streng. Nicht gerade der Typ Mensch, mit dem ich mich gerne unterhielt, vor allem nach allem, was ich bisher über sie gehört hatte. So viele Sorgen, wie sich die erfolgreiche Geschäftsleiterin um ihre Nichte machte, so sehr hatte sie offenkundig in der Vergangenheit auch versucht, die junge Frau in ihrer Freinheit einzuschränken. All dies war heute einer der Hauptgründe, dass der sonst so quirlige Blondschopf neben mir ihre Arbeit als Jujuistin geheim hielt. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie seit unserer Ankunft in diesem Salon seltsam steif war. Nicht gerade die beste Grundlage, für ein entspanntes Gespräch.
      "Es gibt nichts, für dass Sie mir dankbar sein müssen", behauptete ich schließlich ehrlich und griff nach einer der Teetassen vor mir... wobei das Ding wohl eher den Namen Tässchen verdient hätte. "Ich habe nur das einzig richtige in der Situation getan."
      Gerade als ich meine Lippen an die Teetasse führte, änderte sich allerdings etwas in der Tonlage der Schwarzhaarigen. In braunen Augen glaubte ich ein gefährliches Leuchten zu sehen, dass ich nur als eine Warnung verstehen konnte. Doch obwohl ich meine Antwort schon lange parat hatte, entschied sich Yamamoto für mich einzuspringen. Nun, damit ließ sich auch arbeiten. "Yamamoto-san hat recht. Ich habe vor einigen Jahren den aktiven Dienst hinter mir gelassen", fügte ich nickend hinzu und stellte das Tee-Tässchen zurück auf den Tisch.
      Der weiteren Unterhaltung der beiden Frauen folgte ich mit gerunzelter Stirn. Das hatte Hashisawa also gemeint, als sie behauptetet, dass Frau Watanabe selbst vor zynischen Bemerkungen nicht zurückschreckte, um ihrer Nichte den Beruf der Jujuistin auszureden. Außerdem erklärte das wohl auch des etwas angeknackste Selbstvertrauen der jungen Frau. Zugleich glaubte ich zu verstehen, was ihre Tante mit ihren Worte zu erreichten versuchte. Sie machte sich offenkundig tiefe Sorgen, dennoch hatte ich nicht vor, solch ein Vorgehen gutzuheißen. "Solch eine Situation hätte sicherlich auch dem besten Jujutsu Sorcerer einen Schrecken eingejagdt", michte ich mich daher mit ruhiger Stimme in das Gespräch ein und gönnte mir einen weiteren Schluck vom überraschend leckeren Tee.
      Frau Watanabe lag offenkundig ein weiterer Konter auf der Zunge, allerdings kam sie nicht dazu ihn auszusprechen, als man sie plötzlich über Hashisawas Ankunft informierte. Wenige Sekunden später betrat die Schwarzhaarige auch schon den Salon - allein. Tiefe Erleichterung durchflutete meinen Körper. Scheinbar trug Gojo doch noch einen Funken Vernunft in sich und hatte davon abgesehen, die junge Frau hierher zubegleiten. In Anbetracht der Situation war das wirklich die beste Entscheidung gewesen. Wäre er auf Frau Watanabe getroffen, welche ein gutes Dutzend der Charaktereigenschaften verkörperte, die er doch so sehr verabscheute, hätte sich dieses Aufeinandertreffen schnell zu einer verbalen Blutschlacht verwandeln können. Hashisawa hingegen schien mit ihrer schieren Anwesenheit eine angnehme Stimmung im Raum zu verteilen, die die eben noch präsente Anspannung vertrieb.
      "Vielen dank, dass Sie mich empfangen, Frau Watanabe", bedankte sich die Weißhaarige zuerst und verneigte ihren Kopf höflich vor der Geschäftsführerin. In der nächsten Sekunde richteten sich ihre hellbraunen Augen auch schon auf den Blondschopf neben mir. "Alles in Ordnung, Hana?"

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      Kimatsu Hashisawa


      Zum Glück nahm Hana meinen Anruf dieses Mal direkt entgegen, allerdings war wirklich etwas geschehen. "Ein Scheinwerfer?", fragte ich mit milden Entsetzen. Ich glaubte ihr zwar, dass sie körperlich in Ordnung war, aber dennoch zweifelte ich nicht daran, dass sie einen innerlichen Schock erlitten hatte. Außerdem... passierten solche Vorfälle in letzter Zeit nicht etwas zu oft? Der Fluchgeist der plötzlich deutlich stärker war, als die Scouts vorher ermittelt hatte, dann der Zwischenfall als Hana und Nanami shoppen gefahren waren und nun das? Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich beinahe glauben, dass es jemand oder etwas auf die junge Frau abgesetzt hatte. Und sobald sie die schützenden Mauern der Jujutsu High hinter sich ließ, versuchte dieses Etwas ihr etwas anzutun.
      "Ich werde zu euch kommen", beschloss ich kurzer Hand. Einerseits brodelte da reichlich viel Sorge in meiner Magengrube, andererseits wollte ich verhindern, dass Hanas Tante all diese Zwischenfälle als Anlass nahm, die junge Frau bei sich zu behalten. Nicht nur, dass der aufgeweckte Blondschopf damit niemals glücklich sein würde, ich war mir zudem auch sicher, dass es in Tokyo keinen sichereren Ort als diese Schule hier gab. "Danach können wir auch gemeinsam zurückfahren." Tatsächlich wusste ich selbst nicht warum, aber irgendwie schien Frau Watanabe mir reichlich viel Vertrauen entgegen zu bringen. Wenn ich also dazu stieß, könnte ich die strenge Frau vielleicht überreden Hana weiter bei mir wohnen zu lassen. Hoffentlich...
      Erst als ich mein Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden ließ, wurde mir bewusst, dass da ja auch noch ein lästiger Anhang an meinen Fersen klebte. Doch noch während ich lange die Luft einsog und mir dutzende Wege überlegte, wie ich diese Nervensäge davon abhalten könnte, mir zu den Watanabes zu folgen, überraschte Gojo mich zum ersten mal auf positive Art und Weise. Ein, zwei Sekunden starrte ich ihn nur ungläubig an, konnte nicht fassen, Vernunft über seine Lippen rollen zu hören. Dann endlich nickte ich beipflichtend. "Du hast recht. Watanabe-san und du würden sicher keine Gute Gesprächskombo bieten." Ich hörte, wie auf der Straße vor dem Schulcampus mein bestelltes Taxi anrollte. Schnell gab ich dem Fahrer ein kurzes Zeichen, dass ich gleich zu ihm stoßen würde und drehte mich dann noch einmal zur Augenmakse um. "Im Kühlschrank findest du noch ein paar Reste vom Curry, dass ich letztes Wochenende gemacht habe, das sollte für eine Person ausreichend sein", meinte ich, während ich mich bereits wieder zu Straße umwendete. "Einen Reiskocher wirst du sicherlich auch alleine bedienen können, also lass es dir schmecken." Auf weitere Abschiedsfloskeln verzichtete ich gekonnt und ließ mich auf den Rücksitzt des dunklen Taxis gleiten. Dort angekommen zückte ich direkt erneut mein Handy. Es reichte vollkommen Hanas Namen in die Suchleichte einzugeben schon wurde ich mit dutzenden neuen Videovorschlägen bombardiert. "Ich werde Nanami unbedingt danken müssen." Ich zweifelte nicht daran, dass ohne das beherzte Eingreifen des Sorcerers, Hana mindestens schwere Verletzungen erlitten hätte, wenn es nicht noch viel schlimmer gekommen wäre... Doch egal wie oft ich mir das Video anschaute, irgendwie wollte ich nicht glauben, dass solch ein Scheinwerfer plötzlich und ohne Grund aus seiner festen Verankerung an der Decke fiel. "Irgendwas stimmt da nicht."

      Knapp eine halbe Stunde später ließ ich mich auch schon durch die enorme Villa der Watanabe geleiten. Eigentlich sollte das schon lange nicht mehr nötig sein, immerhin fand ich mich mittlerweile schon gut allein in den verzweigten Fluren des Anwesens zurecht, aber für die Angestellten gehörte es schlicht zum guten Ton Gäste zum Salon zu begleiten. Entsprechend höfich wurde meine Ankunft vor der Tür auch angekündigt. Bevor ich endlich durch die breite Flügeltür des Salons schritt nickte ich daher Bediensteten dankend zu und richtete dann meine volle Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse im Raum. Nachdem ich meine kurze Begrüßung an die Herrin des Hauses gerichtet hatte, wendete ich mich direkt an Hana und ging mit großen Schritten auf sie zu. "Alles in Ordnung, Hana?" Während ich diese Frage stellte scannten meine Augen bereits ihren gesamten Körper ab. Zwar hatte ich den Videos - jedes einzelne aus einem anderen Winkel gedreht - entnehmen können, dass ihr nichts weiter geschehen war, aber sicher war sicher. "Du musst unter Schock gestanden haben."
      Erst nachdem ich mich versichern konnte, dass sie wirklich nicht verletzt war, wendete ich mich schließlich auch an Nanami, der neben der junge Frau Platz gefunden hatte und in dessen großen Händen die Tee-Tassen wie kleines Kinderspielzeug wirkte. "Ich bin dir unendlich dankbar, dass du sie gerettet hast, Nanami", meinte ich mit einer tiefen Verbeugung zum Blondhaarigen. Wie bereits erwartet winkte dieser aber nur kommentarlos ab. Dennoch würde ich es mir in zukunft nicht nehmen lassen, mich bei ihm zu revanchieren. Doch jetzt war nicht die Zeit dafür, es gab wichtigere Dinge zu besprechen. "Ich hoffe ich komme nicht ungünstig?", fragte ich an Frau Watanabe gewant, bevor ich mich gegenüber von Nanami und Hana auf ein weiteres Sofa sinken ließ. "Ich wollte mich nur über Hanas Wohlbefinden versichern."

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    • Hana Yamamoto

      Ich sah mit funkelnden Augen zu Nanami hinauf. Ich war unendlich gerührt von seiner Antwort, dass die Situation mit dem Kronleuchter jeden erschreckt hätte. Meine Tante konnte verdammt garstig sein und sie versuchte diese Seite auch gar nicht erst zu verstecken. Warum sollte sie auch? In diesem Land gab es vermutlich keine einzige Seele, die sie jemals für ihr Verhalten kritisieren würde. Ich schaffte es zwar, ihr hin und wieder zu kontern und meine eigene Meinung durchzuboxen, aber das war Tages- und Situationsabhängig. Jetzt gerade stand es nicht zur Debatte, sie irgendwie zu verärgern, denn ich wollte weder, dass sie mich hier einsperrte, noch mit ihr diskutieren. In manchen Momenten wirkte diese Frau einfach nur gruselig und das hier, war einer dieser besagten Momente. Ich hatte das Gefühl, von ihrer Aura regelrecht erdrückt zu werden. Sie dominierte dieses Gespräch und ließ uns dies auch deutlich spüren, wobei Nanami relativ unbeeindruckt schien. Er war zwar deutlich höflicher als sonst, aber er schien keineswegs eingeschüchtert zu sein. War das der wahre Unterschied zwischen einem Erwachsenen und einem Kind?
      Ich spürte riesige Erleichterung, als auch Matsu-chan endlich zu uns stieß. Sie machte die Atmosphäre in diesem Raum gleich viel erträglicher. Sie hatte mich schon häufig vor meiner Tanten in Schutz genommen und irgendwie, schien sie auch die einzige zu sein, an deren Wort meiner Tante etwas lag. Sie fragte nur sehr selten nach den Meinungen anderer, aber glücklicherweise interessierte sie sich für die Meinung von Kimatsu und ließ diese in der Regel, auch in ihre Entscheidungen mit einfließen. Sie war also gerade unsere stärkste Verbündete.
      "Ja, alles Bestens", lächelte ich der Schönheit warm entgegen, als sie sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte. "Ich war zugegeben ein wenig überrascht", gestand ich verlegen. "Aber mit Nanami an meiner Seite, war das auch kein Problem. Er hat blitzschnell reagiert." Mein Blick wanderte erneut zu dem Blondhaarigen neben mir und ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
      "Ganz und gar nicht", antwortete meine Tante auf Kimatsus Frage. "Nimm Platz. Ich habe einige Fragen." Ugh, das klang, als würden wir hier vorerst nicht raus kommen. Mein Blick wanderte also von meiner Tante zu dem gedeckten Tisch vor uns. Normalerweise hätte ich direkt zu gegriffen und die Hälfte bereits nach 10 Minuten verschlungen gehabt, allerdings war die Situation eine andere hier. Mir fiel es schon immer schwer, in der Anwesenheit meiner Tante zu speisen. Als Kind war ich so verängstigt, dass ich in ihrer Gegenwart nicht einen Bissen hinunter bekam und mir meine Nanny heimlich etwas Essen aus der Küche zurückbehielt, wo ich mit den Bediensteten aß. Das ging solange, bis meine Tante davon erfuhr und sie feuerte. Und das alles nur, weil ich in ihrer Anwesenheit nichts essen konnte.

      "Hana, pass auf!" Ich zuckte zusammen, als ich die laute Stimme meiner Tante vernahm und das nächste was ich bemerkte, war eine unangenehme Hitze auf meinem Oberschenkel und das laute Klirren meiner Teetasse, die ich vor Schreck hatte fallen lassen und in zwei brach. Verdammt! Sowohl Kenji als auch ich, waren von unseren Plätzen aufgesprungen, allerdings hielt meine Tante ihn zurück und auch mir gab sie das Zeichen, sitzen zu bleiben und rief stattdessen nach einem Dienstmädchen. Ein genervtes Seufzen verließ ihre Lippen und sie sah mich tadelnd an. "Kannst du dich nicht einmal zusammenreißen? Immer das Gleiche mit dir." Ich schluckte schwer. "Entschuldigung", brachte ich kleinlaut hervor. "Geh dich umziehen." Ich nickte stumm und verbeugte mich noch einmal, ehe ich mich zur Tür wandte. Erst als meine Finger auf dem Griff lagen, bemerkte ich das Zittern in meinen Händen. Das war also der Grund warum ich den Tee verschüttet hatte... Warum jagten mir meine Erinnerungen von damals noch immer solche Angst ein? Ich musste endlich los lassen.
      Ich verließ schweigend den Salon und lief direkt in den westlichen Flügel des Anwesens, wo ich mich in meine Räumlichkeiten begab und direkt das Badezimmer ansteuerte. Ich schloss die Tür hinter mir ab und rutschte an dem braunen Holz hinunter, ehe ich meine Beine näher an meinen Körper heranzog und meine Knie mit meinen Armen umschlang. "Ugh... Mir ist schlecht." Ich versuchte meine Übelkeit unter Kontrolle zu kriegen in dem ich mich auf meinen Atem konzentrierte, doch ich realisierte schnell, dass es nicht ausreichte und ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Klo.
      Als mein Körper dann endlich entschied, damit aufzuhören den Inhalt meines Magens zu entleeren, betätigte ich die Spülung und putzte mir meine Zähne. Ich atmete noch einmal tief ein, ehe ich das Bad verließ und mich in meinem Ankleidezimmer umzog -immerhin hatte ich immer noch den verschütten Tee auf meiner Hose. Nachdem ich mich aus eben dieser schälte, bemerkte ich dass mein Oberschenkel etwas rot angelaufen war. Doch glücklicherweise trug ich keine weiteren Verletzungen davon und die Röte würde sicherlich auch bald verschwinden. "Glück gehabt."
      Nachdem ich mich umgezogen und mein Make-up gerichtet hatte, verließ ich mein Zimmer wieder und machte mich auf dem Weg zum Salon zurück.
      "Ah, Hana-chan!" Ich drehte mich um, als mir eine allzu bekannte Stimme hinterherrief. "Takumi!" Wir liefen aufeinander zu und umarmten uns stürmisch. "Wie geht es dir? Ich habe die Videos gesehen. Das sah ganz schön übel aus! Und wer war überhaupt der Mann an deiner Seite? Ich habe den vorher noch nie gesehen. Etwa dein neuer Assistent?", wollte der Braunhaarige wissen. Ich schüttelte den Kopf, als wir uns langsam lösten. "Nein, er ist ein ehemaliger Sorcerer und kommt gerade in der Akademie unter. Matsu-chan hat momentan viele Aufträge und deswegen unternimmt Nanami-san ein paar Sachen mit mir. Tante Akane hat mir nämlich Urlaub aufgezwungen und ich weiß nicht, was ich sonst machen soll, wenn ich nicht bei Matsu-chan bin." Takumi lachte. "Wie wäre es mit Wellness? Du siehst aus, als könntest du das gerade echt gut vertragen", scherzte er. Ich schüttelte den Kopf. "Nichts ist besser, als Matsu-chans heiße Schokolade, die sie mir fast jeden Abend zubereitet", grinste ich. "Whoa hast du ein Glück! Ich habe schon ewig nicht mehr ihre heiße Schokolade trinken dürfen. Sag ihr, sie soll mich bald wieder einladen okay?" "Mach ich", lächelte ich, während wir beide uns in Bewegung setzten und uns in Richtung Salon aufmachten.
      Wir unterhielten uns noch ein Weilchen, ehe wir beim Salon ankamen. Zu meiner Überraschung öffnete sich die Tür und alle Beteiligten kamen aus dem Zimmer. Meine Tante hatte ein breites Lächeln auf den Lippen, welches sie Kimatsu und Nanami schenkte. Takumi und ich sah uns an. "Whoa... Kimatsus Kraft, alte Tanten auf ihre Seite zu ziehen ist noch gruseliger, als ihre Fluchtechnik", bemerkte er trocken. "Da gebe ich dir recht, wobei du deine Mutter nicht "alte Tante" nennen solltest", erinnerte ich ihn. "Was sie nicht weiß", grinste mir der Braunhaarige entgegen und hob dabei die Schultern, während ich über seine Aussage nur schmunzeln konnte.
      "Seit ihr schon fertig?", fragte ich ein wenig überrascht. "Matsuuuuu-chaaaaan. Es ist schon so lange her, dass wir uns das letzte mal gesehen haben!" Takumi kam auf die Silberhaarige zu und knuddelte sie herzlich. Dann fiel ihm allerdings Nanami ins Auge. "Ah! Der Mann von den Videos!", sprudelte es aus ihm heraus. Er ließ von Matsu ab und richtete sich vor Nanami auf, ehe er sich höflich verbeugte. "Sehr erfreut! Ich bin Watanabe Takumi, Hanas Cousin. Vielen Dank, dass Sie unsere Hana-chan gerettet haben." Während Takumi und Nanami Höflichkeiten austauschten, kam Kenji zu mir und musterte mich ausgiebig. "Hana-ojousama, wie geht es Ihrem Bein? Haben Sie es schon gekühlt?" Ich lächelte beschwichtigend. "Halb so wild. Die Stelle ist nur ein wenig rot", winkte ich ab. "Verstehe, das ist gut zu hören." "Lasst uns doch die Konversationen beim Essen fortführen. Kimatsu: Es war schön dich wiederzusehen. Ich wünsche dir eine angenehme Heimfahrt. Sato-san, bringt dich noch nach draußen. William wartet bereits auf dich und wird dich zur Akademie fahren. Der Rest kann mir in den Speisesaal folgen", sprach meine Tante. War ja klar, dass ich um das Abendessen nicht herumkam und wie es schien, ging es Nanami ähnlich. Ich warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, ehe ich mich von Matsu mit einer Umarmung verabschiedete und ihr ein "Wie machst du das nur immer?" ins Ohr flüsterte.
      Takumi schmollte noch ein wenig, dass die Silberhaarige nicht bis zum Essen blieb, machte sich aber gemeinsam mit uns auf den Weg, zum Speisesaal. Nanami und ich liefen hinter meiner Tante und meinem Cousin, wobei wir ein wenig Abstand hielten. "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn leise und sah dabei besorgt zu ihm hinauf. Hoffentlich hatte meine Tante nichts getan, dass ihn unwohlfühlen hat lassen.




      Akane Watanabe

      Manchmal fragte ich mich wirklich, wo dieses Kind ihre Gedanken hatte. Nachdem Hana verschwunden war, um sich frisch zu machen und ihr Chaos beseitigt wurde, kam ich zurück zum eigentlichen Thema. "Mir ist aufgefallen, dass Hana-chan in letzter Zeit relativ häufig in Gefahr ist. Sei es nun die Erkältung von vor einer Woche, die Paparazzi die sie in einer Tour verfolgen oder der Zwischenfall von heute. KImatsu-chan, ich habe sie in deine Obhut gegeben, weil ich weiß, dass du besser auf sie aufpasst, als ich jemals könnte. Die Tatsache, dass sie nach dem Vorfall von heute nicht mal einen Kratzer davon getragen hat ist Beweis genug. Ich versteh aber auch, dass du aufgrund deiner Arbeit, nicht die ganze Zeit bei ihr sein kannst. Ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei reden", sprach ich und richtete meinen Blick nun an Nanami-san. "Hana-chan scheint Sie ganz gut leiden zu können und ich bin Ihnen noch immer zutiefst dankbar, dass Sie meiner Nichte das Leben gerettet habe, darum möchte ich Ihnen ein Angebot machen: fangen Sie an, für mich zu arbeiten. Hana-chan braucht einen neuen Assistenten und Ihre Referenzen als ehemaliger Büroangestellter, kommen da gerade gelegen. Ich möchte, dass Sie auf meine Nichte ein Auge haben. Ich dachte es würde ausreichen, wenn ich ihr Sato-san an die Seite Stelle, doch die Vorfälle in denen Hana-chan zu schaden kommt, häufen sich immer mehr. Außerdem bin ich mir darüber im Klaren, dass normale Menschen, nicht mit Sorcerern mithalten können. Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass meine Nichte die Finger davon lassen sollte, aber ich erkenne die Stärken eurer Mitglieder an", erklärte ich dem Blondhaarigen ruhig. "Würden Sie sich dafür entscheiden, steht Ihnen eine Wohnung in Tokio zu, die von der Firma gezahlt wird. Sie haben Anspruch auf 30 Urlaubstage und ein Gehalt von 1,5 Millionen Yen jeden Monat. Ein Firmenwagen stünde Ihnen selbstverständlich ebenso zur Verfügung, wobei Sie auch gerne auf den Fahrservice der Firma zurückgreifen können, der Ihnen als einer der wenigen Assistenten frei zur Verfügung stellt", klärte ich ihn über die Vorteile auf.
      "Hana-chan ist immer noch ein Kind. Sie hat wenig Ahnung von der Welt der Erwachsenen und auch ihre Emotionen hat sie immer noch nicht unter Kontrolle und reagiert daher sehr impulsartig. Sie hat durchschnittliche Tischmanieren und ihr fehlt die Abgebrühtheit, die es als Unternehmerin manchmal erfordert. Aber sie ist kein schlechter Mensch und ein wichtiger Teil meiner Familie. Ich erwarte von Ihnen nicht jetzt schon eine Antwort, Sie können in Ruhe eine Nacht über das Angebot schlafen. Kimatsu-chan wird Ihnen meine Kontaktdaten sicher zulassen kommen können. Nun denn-" Ich unterbrach mich selbst, indem ich von meinem Platz aufstand. "-lasst uns zu Abend essen. Ihr seit herzlich eingeladen. Kimatsu-chan du bleibst doch auch noch, oder?", fragte ich die Silberhaarige, während ich die Tür des Salons öffnete und wir hinaustraten.


      Satoru Gojo

      Ich grinste Kimatsu ein wenig hinterher, als diese sich recht zügig von mir verabschiedete. Ich hatte sie für heute wohl gut Nerven gekostet. Dabei konnte ich das gar nicht verstehen, immerhin war ich doch so ein umgänglicher Typ. Sie müsste nur endlich etwas lockerer werden und wir könnten eine Menge Spaß miteinander haben. Selbst Hana-chan war klug genug, um das allmächtige Wesen -also mich- zu erkennen und sich hinzugeben. Sie und ich würden in Zukunft noch viele lustige Dinge unternehmen und ich wusste jetzt schon, dass Kimatsu und Nanami absolut kein Fan davon sein würden.
      "Ich glaube ich sollte Shoko vorher noch einen Besuch abstatten", sprach ich an mich gewandt, nachdem die Weißhaarige Schönheit aus meinem Blickwinkel verschwunden war. Wir müssten uns dringend um die Sache mit meinen eingefrorenen Konten kümmern. Es machte mir zwar nichts aus, Kimatsu auf der Tasche zu liegen und sie für meinen Süßkram bezahlen zu lassen, aber ich war immer noch der Gojo Satoru und dazu gehörte nun einmal auch, dass ich einen Haufen an Geld besaß. Wie sonst sollte ich anderer Sorcerer dafür bezahlen, mir meine Arbeiten abzunehmen? "Ich frage mich, ob Mei Mei noch am Leben ist." Ich setzte mich in Bewegung und lief Richtung Schulgebäude. "Komisch, dass ich immer nur dann an sie denke, wenn es um Geld geht."
      Vor dem Direktorat angekommen, machte ich mir nicht die Mühe zu klopfen. Warum auch? Ich hatte bereits von weitem gesehen, dass meine ehemalige Schulkameradin alleine ist und außerdem kannten wir uns schon lang genug.
      "Shokooo~", rief ich gut gelaunt, nachdem ich die Tür geräuschvoll geöffnet hatte. Ich stöhnte genervt "Gojo, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du anklopfen sollst?!" "226 wenn ich mich nicht Irre. Und genauso oft habe ich dir auch schon gesagt, dass ich keine Lust habe", grinste ich ihr entgegen. "Ich sollte dich einfach der Schule verweisen", entgegnete sich genervt. "Zu schade, dass der Unsinn den ich dann anstellen werde, auch auf dich zurückfallen wird~", grinste ich. Wir wussten beide nur zu gut, dass sie mich nicht einfach so gehen lassen konnte. "Außerdem: solltest du nicht ein wenig netter mit mir reden? Immerhin hast du mich vor nicht mal zwei Wochen das erste mal nach 50 Jahren gesehen." "Das hätte auch ruhig so bleiben können!", grummelte sie. "Also, was willst du? Du bist wohl kaum vorbei gekommen, um nur zu quatschen?" "Haha, du kennst mich immer noch gut genug." Ich schloss die Tür hinter mir und machte mich dann einfach auf einem der Sofas breit, wo Shoko uns bereits an dem Tag unserer Ankunft empfangen hatte. "Es geht um meine Konten. Ich will mein Geld zurück", kam ich direkt zum Punkt. "Ich kümmere mich schon drum und warte derzeit noch auf einen Rückruf der Bank. Allerdings wissen wir beide, dass du nach 50 Jahren nicht so einfach auftauchen kannst. Schon gar nicht, wenn du immer noch wie Mitte 20 aussiehst." "Manche Menschen halten sich einfach besser als andere, nicht wahr Shoko?", fragte ich sie grinsend. "Nun denn, wenn du es sowieso auf dem Schirm hast, war mein Besuch wohl unnötig. Aber immerhin konnte ich dich mit meiner schieren Anwesenheit beehren. Hach, ich bin einfach zu großzügig", sagte ich gespeilt theatralisch. "Oh wow... lucky me...", sprach die Braunhaarige sarkastisch.
      Ich stand von meinem Platz auf und verließ das Büro. "Bis denne~" "TÜR ZU!"
      Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zu Kimatsus Wohnung und bediente mich dort an den Curry Resten, die sie erwähnt hatte. Es musste eine Ewigkeit her gewesen sein, dass ich das letzte mal Essen für mich aufgewärmt hatte. In der Regel aß ich immer frisch und musste mir auch keine Gedanken machen, was ich zu essen bekam, da ich beim Gojo-Clan stets rundum versorgt war. "Hah... hoffentlich übernimmt Kimatsu auch in Zukunft das Kochen." Es war nicht so, dass ich Probleme damit hatte, kochen zu lernen, ich hatte nur einfach keine Lust. Außerdem war ich zu höherem Bestimmt, als hinter dem Herd zu stehen. Ich war schließlich Gojo Satoru!

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    • Kento Nanami


      Es war erstaunlich zu beobachten, wie schnell sich die Laune der Geschäftsführerin alleine durch Hashisawas Erscheinen beeinflussen ließ. Und nicht nur die strenge alte Dame schien ihre steife Haltung zum Teil aufzugeben, auch der Blondschopf neben mir, der sich zuvor in einen starren Eiswürfel verwandelt hatte, schmolz beim Anblick ihrer Freundin dahin. Beeindruckend.
      Es wunderte mich tatsächlich nicht, als die junge Lehrerin bereitwillig vor mir den Kopf neigte und sich ähnlich wie Yamamotos Tante zuvor, aufrichtig bei mir bedankte. Dabei hatte ich eigentlich nur meine Aufgaben erfüllt, immerhin hätte ich den Blondschopf schlecht seinem Schicksal überlassen können. Entsprechend kommentarlos winkte ich ihren überschwänglichen Dank beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Herrin des Hauses, die zwar eindeutig einen beträchtlichen Teil der Strenge aus der Stimme verloren hatte, dennoch schwang da eine unterschwellige Nachricht in ihrer Stimme mit, die mir Sorgen bereitete. Genug Sorgen, dass ich viel zu spät realisierte, dass Yamamoto neben mir seltsam abwesend wirkte.
      "Hast du dich verbrüht?" Hastig zog ich mein Taschentuch aus dem Jacket und versuchte zumindest einen Teil des heißen Tees von ihrem Oberschenkel zu tupfen. Kurz darauf war auch schon ein Dienstmädchen zur Stelle und kümmerte sich um das Missgeschick. Währendessen beobachtete ich verwundert, wie die sonst so quirlige Yamamoto bei jedem weiteren Wort ihrer Tante immer mehr in sich zusammensank, als würde sie sich am liebsten im Erdboden verkriechen wollen. Am Ende schien sie beinahe erleichtert darüber, den Raum verlassen zu dürfen... außerdem glaubte ich so langsam auch, dass der verschüttete Tee auch etwas mit diesem seltsamen Verhältniss zwischen den beiden zu tun hatte. Als hätte die Kleine... Angst vor ihrer eigenen Tante.
      Eine Zeit lang musterte ich noch die Flügeltür, die der Blondschopf hinter sich hatte zufallen lassen. Ob ich folgen sollte? Mein Blick wanderte kurz zu Hashisawa, die mir gegenüber auf dem Sofa saß. In ihren Augen - welche ebenso die Tür inspizierten - schien die gleiche Frage zu lauern und dennoch verharrte sie auf ihrem Platz. War es also besser, den kleinen Energieball fürs erste allein zu lassen? Der Sorgenfalte auf der Stirn der Schwarzhaarigen war zu entnehmen, dass sie sich über diese Entscheidung auch noch nicht ganz sicher war, doch letztendlich wurde uns beiden die Wahl abgenommen. Als wäre ihre Nichte gerade nicht halb zitternd aus dem Raum gestürzt, nahm Frau Watanabe einfach das Gespräch wieder auf. Doch obwohl sie dabei einen recht kühlen Geschäftston an den Tag legte, entgingen mir die deutlichen Sorgen in ihren Worten keineswegs.
      "Sie haben recht." Bevor ich etwas hätte erwidern können, neigte Hashisawa bereits beschämt ihr Haupt vor der strengen Geschäftsfrau. "Eigentlich sollte es meine Aufgabe sein, für Hanas Sicherheit zu sorgen... Immerhin habe ich Ihnen das versprochen. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dieser Verantwortung in letzter Zeit nicht gut genug nachgekommen bin."
      "So meinte ich das doch gar nicht, Schätzchen", winkte Frau Watanabe direkt ab und gab der jungen Sorcerin mit einem Figerzeig zu bedeuten, dass sie sich nicht vor ihr verneigen sollte. "Ich kann immerhin nicht von dir Verlangen, dass du deine restlichen Pflichten für meine unverantwortliche Nichte aufgibts. Eben deswegen ja auch mein Vorschlag." Wieder wanderten die braunen Augen in meine Richtung. "Was halten Sie von meinem Angebot, Nanami-san?"
      Es ist absolut übertrieben, war der erste Gedanke, der durch mein Hirn schoss. Die Frau kannte mich kaum und wollte mich direkt als eine Mischung aus Assistent und Bodyguard für ihre geliebte Nichte einstellen. Von dem ganzen Geld das sie mir nebenbei auch noch in den Ar*** blaßen wollte ganz zu schweigen. Dass sie beim nennen dieser Summen und den dazugehörigen Konditionen nicht einmal eine Miene verzog, machte mir umso deutlicher, wie unfassbar viel Reichtum in dieser Familie und dem dazugehörigen Unternehmen schlummern musste. Ich verschob meine Gedanken über ungerechte Vermögensverteilungen innerhalb der Gesellschaft in meinen Hinterkopf und begann stattdessen an langsam zu nicken. "Es wird nicht nötig sein, lange darüber zu schlafen. Ich hatte sowieso vor, Yamamoto-san zur Seite zu stehen. Spätestens seitdem ich bemerkt habe, dass sie einer Gefahr nach der anderen über den Weg läuft."
      Ich bemerkte deutlich Hashisawas Blick von der Seite, der eine Mischung aus Überraschung und Erleichterung zu sein schien. Wahrscheinlich hatte sie befürchtet, dass ich ihr das Babysitten ihrer besten Freundin übel nehmen würde. Nun, ich würde nicht behaupten, dass es der einfachste Job war, auf dieses chaotische Bündel überquellender Emotionen Acht zu geben, aber irgendwie gelang es mir mittlerweile nicht einmal mehr, diese Aufgabe als eine wirkliche Last zu betrachten. Auch wenn ich nie soweit gehen würde, zu behaupten, dass es mir Spaß machte von einem Bekleidungsgeschäft zum nächsten geschleift zu werden. Doch gleichzeitig konnte ich nicht leugnen, dass die Gegenwart des kleinen Quälgeistes in der letzten Woche deutlich weniger quälend und beinahe sogar etwas... angenehm geworden war. Zumindest schaffte es das Mädchen immer wieder ein Lächeln in meine Richtung zu senden, obwohl mein Gesicht sicherlich nicht sonderlich viel Heiterkeit verströmte.
      "Deswegen würde ich Ihr Angebot gerne annehmen." Kurz hatte ich noch überlegt, das Geld und die anderen Vergütungen abzulehnen, doch ein kurzer Blick durch den Raum erinnerte mich wieder daran, dass für diese Frau selbst die doppelte Menge an Gehalt gerade mal einem Sandkorn aus der Sahara gleich kam. Es wäre töricht ein schlechtes Gewissen zu haben, nur weil ich mir etwas Sand aus der Wüste mit nach Hause nahm. "Ich werde mein bestes geben, um auf Yamamoto Acht zu geben. Aber bitte unterschätzen Sie Ihre Nichte nicht so sehr. Ich stimme Ihnen zwar zu, dass die Kleine sehr wohl manchmal noch kindliche Züge an den Tag legen kann, aber wahrscheinlich ist sie erwachsener als sie es für möglich halten." Ich wusste selbst nicht genau, warum mich ihre Bemerkungen so sehr störten, aber aus irgendeinem Grund empfand ich es als unfair, wie wenig Frau Watanabe ihrer eigenen Nichte zumutete. Als zweifelte sie daran, dass die junge Frau je im Leben für sich selbst Sorgen könnte. Als sähe sie in dem Mädchen ein kleines schwer zu erziehendes Kind, dass sie mit Gewalt auf eine Bahn ziehen wollte, die sie zuvor für sie ausgewählt hatte. Yamamoto schien bei diesem ganzen Unterfangen allerdings erstaunlich wenig Mitspracherecht zu haben. Langsam verstand ich, warum die Kleine zuvor so versteift gewirkt hatte.
      "Ich finde es sehr löblich, dass Sie so über meine Nicht denken, Nanami-san. Allerdings kenne ich das Mädchen doch schon etwas länger als Sie." Da war sie wieder, die eisige Aura, die Hashisawa zuvor eigentlich erfolgreich vertrieben hatte.
      Zum Glück warf sie sich auch dieses Mal heroisch in die kalten Fluten und klatsche einmal laut in die Hände. "Dann haben wir wohl einen Deal, wunderbar", verkündete sie mit einem seltsam schiefen Lächen. "Sie hätten keine bessere Wahl treffen können. Nanami ist einer der verantwortungsbewusstesten und auch stärksten Menschen, die ich kenne und solange ich ihn an Hanas Seite weiß, kann auch ich weiter beruhigt meiner Arbeit nachgehen." Wieder neigte sie dankend ihren Kopf in meine Richtung, dabei sollte ich dieses Mal ihr dankbar sein, denn ihr seltsamer Charme traf direkt ins Schwarze.
      "Ist das so?" Eben noch zornig, lächelte Frau Watanabe plötzlich wieder und ließ es sich sogar nicht nehmen uns alle zum Abendessen einzuladen.
      "Leider werde ich nicht bleiben können", winkte Hashisawa bedauernd. "Seit kurzem habe ich einen neuen... Mitbewohner zu Hause und ich will ihn ungern zu lange alleine lassen."
      Wow... ich hatte die maskierte Nervensäge bis eben fast vergessen. War ich zuvor einfach nur froh darüber gewesen, dass er Hashisawa nicht hierher gefolgt war, konnte ich nun durchaus ihre Sorgen verstehen. Ein Gojo Satoru ohne Beschäftigung konnte mehr Chaos verurachen als eine Horde unerzogener Pitbull-Welpen.
      "Oh, hast du dir also doch endlich ein Haustier angeschafft, Kimatsu?" Frau Watanabe wirkte ehrlich erstaunt.
      Die Silberhaarige verzog das Gesicht. "So... in etwa. Auf jeden Fall weiß ich nicht, was er anstellen könnte, sollte er zu lange allein bleiben." Wie zum Beispiel die halbe Schulbelegschaft zu behelligen, viel mir nur dazu ein.
      "Ich verstehe, dann habe ich nicht vor, dich weiter aufzuhalten", gab sich die Hausherrin geschlagen.
      "Vielen Dank!" Wie oft hatte sich Hashisawa heute eigentlich schon vor anderen verneigt.
      Als wir schließlich alle gemeinsam den Salon verließen und direkt Yamamoto und einem mir unbekannten jungen Mann entgegen kamen. Bevor ich aber überhaupt in Erfahrung bringen durfte, wer der Braunhaarige war, stürzte der Junge auch schon heiter auf die Socerin neben mir zu und zog sie in eine überschwängliche Umarmung. "Auch schön dich wieder zu sehen, Takumi. Kann es sein, dass du schon wieder gewachsen bist?" Als würde sie nicht gerade einen hochgewachsenen jungen Mann sondern einen kleinen Jungen vor sich haben, tätschelte sie dem Kerl den Kopf und schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. "Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass du jetzt schon in der Oberstufe bist."
      Bevor der Junge groß etwas erwidern konnte, fiel sein Blick plötzlich auf mich und ich bemerkte, welch unheimliche Ausmaße die moderne Technik und Internet nur haben konnten. Wahrscheinlich würde ich morgen wirklich die ein oder andere Schlagzeile schmücken. Welch eine Freude... Nachdem sich der junge Mann vorgestellt hatte, neigte auch ich kurz grüßend meinen Kopf vor ihm. "Nanami Kento. Sehr erfreut." Das war also einer der Watanabe-Söhne... Sonderlich viele gene seiner Mutter schien der Junge ja nicht abbekommen zu haben. Zumidest nicht wenn es um seinen Charakter ging, der mich tatsächlich vor allem an seine Cousine erinnerte.
      Während ich mich mit dem Jungen unterhielt, entging mir natürlich nicht, wie Sato sich um Yamamotos Wohlbefinden und die verbrühte Stelle an ihrem Oberschenkel erkundigte. Zum Glück schien so weit alles in Ordnung zu sein und dennoch hatte ich das seltsame Gefühl, dass die Kleine sich immer noch nicht wirklich wohl in ihrer aktuellen Lage fühlte. Dass schien sich erst recht nicht zu bessern, nachdem klar war, dass sie und ich zum Abendessen bleiben würden, während der Watanabe-Junge noch eine weile Hashisawa hinterherweinte.
      Doch obwohl Yamamoto am angespanntesten wirkte, machte sie sich offenkundig Sorgen um mich. "Alles bestens", berichtete ich sofort ruhig. "Du brauchst dir keine Gedanken machen." Nachdenklich legte ich meine Augen auf ihr Gesicht, dass deutlich mehr ausstrahlte als nur einfache Sorge. "Mich würde es eher interessieren, ob bei dir alles in Ordnung ist? Du wirkst angespannt."

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      Kimatsu Hashisawa

      Ich sprang erschrocken von meinem Platz auf, als sich der dampfende Tee unangeküdigt über Hanas Schoß verteilte. Ich hatte schon zuvor bemerkt, dass die junge Frau angespannt gewesen war. Ehrlich gesagt nichts Neues in der Gegenwart ihrer Tante. Watanabe-san war nicht nur recht streng, sie verfügte zudem auch über das unangenehme Talent einschüchternd auf ihre Umgebung wirken zu können. Eine Eigenschaft, die ihr bei Geschäftsverhandlungen sicher schon mehr als einmal einen guten Deal eingebracht hatte. Und sensible Menschen wie Hana fühlten sich schon alleine von der Aura der selbstbewussten Frau erdrückt. Ganz besonders sogar, wenn sie um ihre Geheimnisse bangen mussten, schließlich verheimlichte der Blondschopf nun schon seit geraumer Zeit ihrer kontrollsüchtigen Ziehmutter, dass sie im Geheimen noch immer Fluchgeister jagde. Ein Geheimnis, dass auf keinen Fall an die Ohren der Geschäftsleiterin dringen durfte, zumindest nicht, wenn Hana weiterhin ihre Freiheit genießen wollte...
      Noch bevor ich den Tisch vor mir umrunden und zu der Blondine stürmen konnte, schickte Watanabe-san ihre Nichte nach draußen, auf dass sie sich umziehen mochte. Einige Sekunden lang haderte ich mit mir, ob ich ihr einfach nach draußen folgen und mich um sie kümmern sollte, doch noch bevor ich eine entgültige Entscheidung treffen konnte, griff Watanaba-san das Gespräch wieder auf. Schuldgefühle durchfluteten meine Brust, als sie all die Ereignisse der vergangenen paar Wochen aufzählte. Unser Job als Jujutsu Sorcerer war natürlich mit unendlich vielen Gefahren verbunden und Hana war sich eben diesen auch sehr wohl bewusst. Dennoch hatte ich einen Eid darauf geleistet, besonders auf sie Acht zu geben... ich konnte und wollte nie wieder einen meiner geliebten Schüler verlieren. Sie ganz besonders nicht. Doch obwohl mir bereits aufgefallen war, dass sie in letzter Zeit vermehrt in Schwierigkeiten zu geraten schien, war es mir dennoch nicht gelungen, zusätzliche Zeit für sie aufzubringen... was hätte wohl alles geschehen können, wären Nanami und Gojo in entsprechenden Situationen nicht da gewesen? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen müssen.
      Eigentlich hätte Watanabe-san wütend und enttäuscht sein müssen, stattdessen versicherte sie mir, dass ich mir nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Doch noch viel mehr überraschte mich ihr folgendes Angebot. Erstaunt ließ ich meinen Blick zwischen ihr und Nanami hin und her wandern. Wer hätte gedacht, dass die sonst so übervorsichtige Geschäftsfrau so viel Vertrauen in einen Mann setzen würde, den sie kaum eine Stunde lang kannte? Zugleich konnte ich sie aber auch gut verstehen. Der Sorcerer strahlte solch eine innere Ruhe und Zuverlässigkeit aus, dass man sich praktisch darin sonnen konnte. Ganz anders als sein redseliger Kollege, dessen einziges Lebensziel es zu sein schien, seinen Mitmenschen den letzten Nerv zu rauben. Ich hoffte nur, dass der ungestüme Maskenfetischist noch nicht meine halbe Wohnung in Brand gesteckt hatte... Er wusste doch wohl wie man Mikrowelle und Reiskocher bediente, richtig...? Ich schüttelte den Kopf, diese Sorgen waren im Moment lange nicht so wichtig, wie Hanas Sicherheit. Und wenn es jemanden gab, dem ich eben dieses hohe Gut anvertrauen würde, dann war das tatsächlich Nanami. Schließlich hatte der seine Fähigkeiten schon mehr als einmal unter Beweis gestellt.
      Dennoch befürchtete ich zunächst, dass er ablehnen würde und war entsprechend überrascht, als er ohne langes Überlegen das Angebot annahm. Scheinbar nicht einmal nur des Geldes wegen, sondern tatsächlich weil er Hana zur Seite stehen wollte. Ein dankbares Lächeln formte für einen Moment meine Lippen. Dabei hatte ich zuvor noch befürchtete, dass er es mir übel nahm, dass ich ihn mit der Sicherheit der quirligen 21-jährigen betraut hatte. Ich musste mir dringend Gedanken darüber machen, wie ich mich am besten für seine harte Arbeit erkenntlich zeigen könnte. Ich scheute mich zwar jetzt schon etwas vor seiner Antwort... aber vielleicht wusste der anhägliche Parasit in meiner Wohnung ja mehr über die Vorlieben seines langjährigen Kollegen und konnte mir einen wertvollen Tipp geben.
      Nachdem die Verhandlungen zwischen Watanabe-san und Nanami vorerst abgeschlossen waren, lud uns die Dame des Hauses noch zum Abendessen ein. Allerdings hatte ich schon die vergangen Minuten immer wieder im Geheimen um meine arme Inneneinrichtung und die teure Einbauküche gebangt und musste das Angebot dankend ablehnen. Als Watanabe-san den Verdacht äußerte, dass es sich bei meinem neuen Mitbewohner um ein Haustier handelte, musste ich beinahe auflachen, schaffte es aber gerade noch rechtzeitig meine Gesichtszüge einigermaßen unter Kontrolle zu behalten. Spontan schwebten mir Bilder eines ungehobelten weißen Hundewelpen durch den Kopf, der aus Langeweile meine Möbel zerkaute und fremde Menschen ankläffte, sobald sich ihm die Chance bot. So fern von der Wahrheit war diese Vorstellung im schlimmsten Fall nicht einmal, was mich in meinem Vorhaben bestärkte schnellstmöglich die Heimreise anzutreten. Zum Glück gab sich Watanabe-san verständnisvoll, nur Hana und ihr kleiner Cousin, die uns vorm Salon entgegen kamen, wirkten weniger erfreut darüber. Tatsächlich wäre ich sogar wirklich gerne länger geblieben, auch weil ich Takumi lange nicht mehr gesehen hatte und weil ich gerne der noch immer etwas bedröppelt dreinschauenden Hana zur Seite stehen wollte. Zugleich war ich mir mittlerweile aber sicher, dass Nanami ihr gute Gesellschaft leisten würde. Zuvor hatte er mich schon damit überrascht, dass er Watanabe-san ernste Widerworte gegeben und Hana damit offen verteidigt hatte. Sicher würde er auch beim Abendessen nicht zulassen, dass die Blondine von ihrer Tante weiter klein geredet werden konnte.

      So ließ ich nach meinem flüchtigen Abschied die Villa hinter mir und stieg in den bereitstehenden Wagen vor der Haustür ein. Auf der Fahrt malte ich mir aus, in welchem Zustand meine Küche im schlimmsten Fall stecken könnte. Angefangen von Reis- und Curryresten auf Wand und Möbeln, bis hin zu explodierten Mikrowellen war alles dabei. Entsprechend überrascht war ich, als ich einen vollkommen ruhigen und konzentriert auf sein Handy starrenden Gojo auf dem Sofa wiederfand. Kein Brandgeruch in der Luft und saubere Wände. Selbst der Esstisch schien abgewischt worden zu sein. Bemerkenswert. Offensichtlich hatte ich den Weißhaarigen doch etwas falsch eingeschätzt... Nun, das Geschirr hatte er leider nicht in die Spülmaschine eingräumt, aber zumindest hatte er es auf die Küchenablage getragen und wenn ich ehrlich war, räumte ich die dreckigen Teller lieber selbst ein, damit mir niemand in mein System pfuschen konnte.
      "Ich hoffe, das Curry hat geschmeckt?", erkundigte ich mich ohne eine weitere Begrüßung und machte mich bereist daran den leergeputzen Teller in die Spülmaschine zu packen. Er schien alles aufgegessen zu haben, das wertete ich schon mal als ein gutes Zeichen. "Bist du satt geworden?" Als ich mich wieder zu ihm drehte, konnte ich einen Blick auf sein Handybildschirm erhaschen. Schnell erkannte ich die Videos, die auch ich vor knapp einer Stunde durchforstet hatte.
      "Du hast es also auch gesehen." Ein leises Seufzen spaltete meine Lippen, während ich mich hinter ihn platzierte und die Geschehnisse im Video beobachtete. "Dank Nanami ist ihr nichts weiter geschehen, aber dass ist jetzt schon der dritte Vorfall innerhalb von zwei Wochen... Und auch vor unserer Ankunft schien Hana immer häufiger in brenzliche Situationen zu geraten." Ich stützte mich auf die Sofalehne in Gojos Hinterkopf und beugte mich etwas vor, um das Video genauer begutachten zu können. Umso öfter ich die Szene zu sehen bekam, desto knapper schien die ganze Angelegenheit zu sein. Hätte Nanami auch nur eine Sekunde später reagiert...
      "Leider kam ich noch nicht dazu, alleine mit Nanami zu reden, aber auch ihm scheinen diese Vorfälle Sorgen zu bereiten. Irgendwer oder irgendetwas scheint es auf Hana abgesehen zu haben." Ich entfernte meine Hände vom Sofa und richtete mich wieder gerade auf. "Ihr Tante macht sich ähnlich viele Sorgen und hat deinem Kollegen daher das Angebot gemacht, als Hanas Assistent anzufangen, damit hat er einen berechtigten Grund an ihrer Seite zu bleiben und ihren Bodyguard zu spielen." Während ich meinen Bericht abgab, kehrte ich in die Küche zurück. Der Abend war schon ziemlich weit fortgeschritten, weswegen mir mein Magen mit jeder verstreichenden Minute deutlich machen wollte, dass ich außer einem dünnen Toast heute Morgen noch keine Nahrung im System hatte. "Ich sollte ihm dringend für sein Engagement danken. Du hast nicht zufällig eine Idee, was ich in diesem Fall für ihn tun könnte?" Zufrieden erkannte ich, dass noch etwas Reis im Kocher übriggeblieben war. Kurzerhand setzte ich eine Pfanne auf und schaufelte die Reste in hinein, vermengte das Ganze noch etwas mit Rührei und ein paar Gewürzen, bevor ich mein simples Abendmal in eine Schüssel lud und mich damit gegenüber von Gojo an den Coachtisch setzte. "Hast du einen Verdacht, was es mit diesen seltsamen Angriffen auf Hana zutun haben könnte?"

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    • Hana Yamamoto

      Etwas verdutzt sah ich zu Nanami hinauf, als mir dieser bestätigte, dass bei ihm alles Bestens sei. Wie konnte nach einem Gespräch mit meiner Tante "alles bestens" sein? Jedes mal wenn ich zu ihr her geordert wurde hatte ich das Gefühl, zu einem kleinen Mädchen zu werden, dass dabei erwischt wurde, Süßigkeiten aus der Küche zu klauen. Nanami und ich spielten definitiv nicht in der selben Liga.
      "Mir geht's gut. Ich hab mich nur ein wenig erschreckt", winkte ich mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen ab. Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen, aber ich musste dem Blondhaarigen jetzt auch nicht mein ganzes Herz ausschütten. Ich wollte diesen Abend einfach nur so schnell wie möglich hinter mich bringen und anschließend ganze viel mit Matsu kuscheln.
      Als wir nach einem kurzen Fußweg im Speisesaal ankamen, wartete dort bereits Ren auf uns, meiner zweiter Cousin und der ältere Bruder von Takumi. Leider hatte er im Gegensatz zu Takumi nicht den selben Charme. Er war eine absolute Nervensäge und bildete das männliche Gegenstück zu seiner Tante. Ich fand es unheimlich, wie viele ihrer Charakterzüge auf ihn übergegangen waren. Doch das war nicht schlimmste an ihm, viel mehr störte es mich, dass er jedes mal meine Matsu anbaggerte! Sie hatte es sicher noch nicht verstanden, dass Ren mehr von ihr wollte, als bloße Freundschaft, doch Takumi und mir konnte er nichts vormachen, weshalb wir ihn so gut es ging von ihr fernhielten.
      "Wo ist Kima-chan?", wollte er von uns schließlich wissen, nachdem wir den Speisesaal -offensichtlich- ohne sie betreten hatten. Ein freches Grinsen legte sich auf meine Lippen. "Schon wieder weg", antwortete ich ihm und konnte dabei genau beobachten, wie ihm alles aus dem Gesicht fiel. Damit schien er nicht gerechnet zu haben. Vielleicht war es doch eine gute Idee, dass sie Weißhaarige schon vor dem Abendessen verschwunden war. So müssten wir zumindest nicht Ren von ihr fernhalten, auch wenn das nun bedeutete, dass Nanami und ich alleine mit den Launen meiner Tante zurecht kommen müssten.
      "AKAAANE MY LOVEEE~" Wir wollten uns gerade an den reichlich gedeckten Tisch setzen, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und mein Onkel Shingen herein kam. In der Hand hielt er einen riesigen Strauß roter Rosen und eine Box von einem noblen Juwelier. Aufgrund der Größe schätzte ich, dass es sich dabei um eine Halskette handelte, wahrscheinlich waren aber auch noch Ohrringe drin. So langsam fragte ich mich, wie seine beiden Firmen noch nicht pleite gegangen waren, wo er doch jeden Tag mit solch teuren Geschenken um die Ecke kam. Wie ein verliebter Narr, lief er auf seine Frau zu und gab ihr einen Kuss ehe er ihr die Präsente hinhielt. "Shingen, reiß dich zusammen. Wir haben Besuch", kam es von seiner Frau kühl als Antwort, während diese am Kopf der Tafel Platz nahm. Sie gab einem Dienstmädchen das Zeichen, ihm die Geschenke abzunehmen und ohne den Schmuck oder die Rosen weiter zu begutachten, wurden ihm die Sachen abgenommen und er nahm entsetzt auf der rechten Seite der Tafel Platz, direkt zwischen Ren und seiner Frau. Armer Kerl.
      Takumi setzte sich neben seinen Bruder und ich nahm neben meiner Tante auf der linken Seite Platz und gab Nanami das Zeichen, sich neben mich zu setzen.
      "Ah, Hana-chan! Wie schön dich mal wieder zu sehen", sprach mein Onkel, wobei mir mal wieder auffiel, dass seine dunkle tiefe Stimme, absolut nicht zu seinem welpenartigen Charakter passte. Gleichzeitig war es aber amüsant ihn und seinen Sohn Takumi in einem Raum zu sehen, da er das absolute Ebenbild seines Vaters war -mal ganz abgesehen von seinen androgynen Gesichtszügen. "Danke, ich freue mich auch, dich wiederzusehen." "Oh, du hast Besuch dabei?" Endlich schien er auch Nanami bemerkt zu haben. "Ja das ist-", weiter kam ich nicht, als ich von meiner Tante unterbrochen wurde. "Nanami Kento. Er ist Hana-chans neuer Assistent."

      Huh?

      Ernsthaft?

      Entsetzt drehte ich mich zu dem Blondhaarigen neben mir, während uns das Essen auf die Teller geladen wurde. "W-Wirklich?" Ich faltete meine Hände und setzte meine strahlendes Lächeln auf. "Meine Gebete wurden erhört... Danke Nanami-san." Ich unterdrückte meine Tränen. Endlich hatte ich jemanden an meiner Seite, der meiner Tante Kontra geben konnte! Ich wäre nicht mehr auf mich alleine gestellt, wenn meine Tante mich wieder zu sich ins Büro bestellte.
      "Ich habe bereits veranlasst, dass das Penthouse welches ihm zur Verfügung gestellt wird, direkt bezugsbereit gemacht wird. In ein bis zwei Stunden sollte es soweit sein, also lasst uns bis dahin in Ruhe speisen", sprach meine Tante ruhig.
      Nachdem ich endlich fertig damit war, Nanami mit bloßen Blicken anzuhimmeln, wandte ich mich zu meinem Teller. Ehrlich gesagt war mir nach der ganzen Aufregung nicht danach, etwas zu essen. Vor allem jetzt wo es ruhiger am Esstisch wurde und die Atmosphäre wieder ein wenig einfror.
      Irgendwann räusperte sich meine Tante und warf mir einen strengen Blick zu. Augenblicklich richtete ich meine Haltung saß aufrecht auf meinem Stuhl, während ich in meinem Essen herumstocherte.
      Die Stimmung wurde mit der Zeit etwas lockerer und es fanden normale Konversationen statt, doch ich bekam trotzdem keinen Bissen hinunter.
      Irgendwann öffnete sich eine der Türen zum Speisesaal und Kenji kam zurück. Er flüsterte meiner Tante etwas ins Ohr und reichte ihr dann einen Schlüsselbund. "Das Penthouse ist nun bezugsfertig. Wenn Sie möchten, können Sie heute Abend schon die erste Nacht dort schlafen, Nanami-san", erklärte meine Tante und reichte mir dann den Schlüsselbund, welchen ich an Nanami weitergab. "Sie können es sich aber auch erst später ansehen gehen. Mit Ihren Aufgaben als Assistent werden Sie erst starten, wenn Hana-chans Urlaub vorbei ist. Nun denn-" meine Tante erhob sich von ihrem Stuhl. "-hiermit erkläre ich das Abendessen für beendet. Ich wünschen euch beiden eine angenehme Heimfahrt. William wartet bereits am Eingangstor auf euch, er bringt euch zurück", erklärte meine Tante. "Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Nanami-san." Mit diesen Worten verabschiedete sich meine Tante und verließ den Speisesaal. Endlich geschafft.
      Erleichtert sank ich in meinen Stuhl und ruhte mich für einen Augenblick aus, ehe ich zu dem Blondhaarigen sah. "Ich muss noch schnell neue Wäsche einpacken. Lass uns für heute am besten zur Akademie zurückfahren und ich zeige dir morgen in aller Ruhe das Penthouse und all seine Funktionen", schlug ich Nanami vor und erhob mich nun ebenso von meinem Stuhl.
      Gemeinsam gingen wir in den westlichen Flügel, wo wir wenig später in meinen Räumlichkeiten eintrafen. Ich ging augenblicklich zu meinem Ankleidezimmer und kramte eine größere Tasche heraus, in die ich ein paar ausgewählte Kleidungsstücke, Accessoires und Schuhe stopfte. Als ich fertig war, drehte ich mich wieder zu Nanami um und lächelte ihm entgegen. "Okay, wir können."
      Gemeinsam gingen wir zur Haustür, wo wir unsere Mäntel wiederbekamen und William vor der Limousine auf uns wartete. Er öffnete uns die Autotür und als wir eingestiegen waren, startete er das Auto und fuhr uns in Richtung Akademie.


      Satoru Gojo

      Es war nicht besonders schwer, den Reiskocher und die Mikrowelle zu benutzen, weshalb ich in kürzester Zeit das Curry aufgewärmt hatte und es mir am Esstisch der Wohnung gemütlich machte. Zufrieden verspeiste ich das leckere Gericht. "Kimatsu ist nicht unbedingt der lustigste Typ Mensch, aber sie ist eine sehr gute Köchen", bemerkte ich, nachdem ich mir den ersten Bissen vom Curry einverleibt hatte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir aufgewärmtes Essen so gut schmecken könnte, da ich es normalerweise vorzog, frisch zu essen. Vielleicht sollte ich die Weißhaarige mit in unsere Dimension nehmen und sie für mich als Köchin arbeiten lassen. Ich kicherte bei dem Gedanken und malte mir ihre Reaktion aus, wenn ich sie auf mein Vorhaben ansprach. Linke Faust oder rechte Faust? Womit würde sie wohl als erstes zuschlagen? War ja auch egal, sie konnte mich eh nicht erreichen~
      "Ahh... das war gut." Völlig gesättigt, lehnte ich mich im Stuhl zurück und legte meinen Kopf in den Nacken. Mein Blick klebte an der Decke und ich machte mir einige Gedanken darüber, wie Nanami und ich zurückkamen. Wir wussten mittlerweile, dass die Zeit hier deutlich schneller ging, als bei uns, aber das änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass wir uns beeilen müssten, so schnell wie möglich zurückzukommen. Ich musste es verhindern, dass meinen Schülern noch mehr Leid zugefügt wurde und dass dieser alte Sack, Yaga auf dem Gewissen hatte. "Die Dreistigkeit dieser Rentner ist kaum zu übertreffen. Ich hätte sie damals schon geschlossen abmurksen sollen." Dafür war es nun leider zu spät. Aber ich wüsste schon, was ich tat, sobald dieser ganze Scheiß vorbei war. Damit waren sie zu weit gegangen und ich würde sie ihre Fehler am eigenen Leib spüren lassen. Während meine Schüler ihre noch so jungen Leben riskierten, machten sie es sich in ihren Sesseln bequem und sahen auf sie herab. "Was habt ihr in euren jämmerlichen Leben überhaupt erreicht, dass er ihr denkt, ihr könntet über diese Kinder entscheiden." Ich biss die Zähne zusammen. Ich sollte mir meine Wut für den Moment aufsparen, indem ich wieder zurück war.
      Genervt stand ich von meinem Platz auf und räumte das Geschirr an die Spüle und wischte noch einmal schnell den Tisch ab, ehe ich es mir auf der Couch bequem machte. Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche, welches Hana-chan netterweise für mich besorgt hatte. Mein eigenes wollte hier leider nicht funktionieren.
      "Huh?" Ich las zum zweiten Mal den Titel einer Schlagzeile. Ich überflog den dazugehörigen Artikel, bis ich durch einen Link zu einem Video weiter geleitet wurde. In dem Video war Hana-chan zusehen, wie sie beinahe von einem Scheinwerfer erschlagen wurde und Nanami, der zum Glück rechtzeitig reagieren konnte und der Kleinen damit das Leben gerettet hatte. "Warum ist da Fluchenergie am Scheinwerfer?" Was hätte ein Fluchgeist davon gehabt, den Scheinwerfer auf die Kleine fallen zu lassen? Davon hätte er doch nichts gehabt. Normalerweise griffen Flüche Menschen direkt an und das auch nur aus dem Nutzen heraus, sie sich später einverleiben zu können. Das hier hatte aber mehr was von einem Plan, die junge Frau zu ermorden. "Sind das nicht zu viele Zufälle auf einmal?", murmelte ich.
      Genau in diesem Moment hörte ich die Tür ins Schloss fallen und Kimatsu kam in die Wohnung rein. Mein Blick blieb weiterhin auf das Telefon gerichtet, während ich mir weitere Videos zu diesem Vorfall ansah. "Wo hast du denn die anderen beiden gelassen? Wolltet ihr nicht zusammen zurückkommen?", fragte ich sie, ohne sie eines Blickes zu würdigen. "Ja, das Curry war ganz passable", grinste ich der jungen Frau nun doch entgegen. Auf ihre Frage hin, ob ich satt geworden bin, nickte ich nur und drehte mich wieder zu meinem Handybildschirm.
      Wenig später spürte ich die weißhaarige Schönheit schon in meinem Nacken. Aus irgendeinem Grund löste ihr warmer Atem an meinem Ohr einen wohligen Schauer in meinem Körper aus. Doch so schnell wie sie hinter mir stand, verschwand sie auch schon wieder zurück in die Küche und machte sich ihr Abendessen.
      "Wie du ihm am Besten danken kannst?", fragte ich noch mal nach. "Es gab damals bei uns im Jahrgang das Gerücht, dass Nanami ein seltsames Hobby hat. Er soll wohl Frauenkleider mögen und in seiner Freizeit als Dragqueen unter dem Namen Sweet Betty auftreten", sagte ich und versuchte dabei möglichst ernst zu bleiben.
      Dann aber wurde mir ein neues Video auf meine Startseite gespült, welches ich mir ansah. "Verstehe... so ist das also. Wie durchtrieben die Fluchgeister der zukünftigen Generation sind. Da könnte man fast Angst bekommen", sprach ich, während sich ein Grinsen auf meinen Lippen formte. Mein Blick wanderte zu Kimatsu, welche gegenüber von mir Platz genommen hatte. "Sie haben es auf sie abgesehen. Ich glaube Hana-chan wird aktiv von einem Fluchgeist beobachtet und jedes mal wenn sich die Chance ergibt, versucht er sie zu töten. Beinahe gruselig, wie geschickt er sich dabei anstellt", meinte ich und schob ihr dann mein Handy zu, in welchem man die Decke der Eishalle sehen konnte. "Es ist nur eine kurze Sequenz, aber wenn du genau hinschaust, kannst du den langen Schwanz von einem Fluchgeist erkennen", klärte ich sie auf. "Ich gehe davon aus, dass der wahre Täter sich bedeckt hält und andere Fluchgeister vorschickt. Dieser krötenartige Fluch beim letzten Mal, ist auch plötzlich stärker geworden und schien neben seiner eigenen Fluchkraft noch die von einem anderen Ungeheuer zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Daher bin ich der Annahme, dass sie es auf Hana-chan abgesehen haben", erklärte ich der Weißhaarigen. "Ich weiß nicht, warum man es auf sie abgesehen haben könnte, da es deutlich stärkere Sorcerer als sie gibt aber entweder ist es ein Racheakt, weil sie jemanden sehr sauer gemacht hat oder in ihr schlummert etwas, dass diesem Fluchgeist in Zukunft Probleme bereiten könnte. Vielleicht aber ist Hana-chan auch nur das Ziel geworden, um jemand anderem eins auszuwischen." Mein Blick verschärfte sich ein wenig. Was ich der Lehrerin vor mir damit sagen wollte, war dass man es vielleicht auch auf Hana-chan abgesehen hatte, weil Kimatsu sich auf ihren Missionen, mit dem Falschen angelegt hatte. In diesem Fall müsste man nicht nur auf Hana-chan achtgeben, sondern auch auf Kimatsu und jedem, der ihr nahe stand. Ich würde also auch zukünftig bei jeder ihrer Missionen dabei sein. Ich wollte nicht riskieren, dass es noch einmal dazu kam, dass ein Fluchgeist an Stärke dazu gewann und einem Sorcerer fast das Leben kostete. "So oder so: Wir sollten dringend mal einen Blick in eure Missionsakten werfen und schauen, ob es zu irgendwelchen Ungereimtheiten kam", erklärte ich der jungen Frau. Das würde wohl wieder eine lange Nacht werden.