Before Doom gets us [JJK][Marien & Amalia]

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    • Hana Yamamoto

      Die Worte meiner Oma ratterten noch immer in meinem Kopf. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie diejenige in unserer Familie war, von der Vater und ich unsere Fähigkeiten hatten und doch wuchs mein Respekt für die alte Dame mit jeder Sekunde mehr. Sie hatte in ihrer Vergangenheit einiges durchmachen müssen, dachte dabei aber stets an ihre Familie. Ich wollte gerade etwas auf all diese Dinge erwidern, als sich plötzlich Matsu zu Wort meldete und von ihrem Platz aufstand. "Eh? Etwa jetzt?", wollte ich von ihr wissen, als sie ihre Hand sanft auf meinen Kopf legte. Ich lächelte augenblicklich und streckte mich ihrer Berührung entgegen. "Oki, aber pass gut auf und bleib nicht zu lange weg", bat ich sie. Nachdem sie das Haus verlassen hatte, zeigte mir Oma zuerst ein paar alte Kisten, die sie in ihrem Keller gelagert hatte. Sie waren voll mit alten Dokumenten und Aufzeichnungen von meinem Vater und würden mir vielleicht bei der Suche nach dem Fluchgeist oder bei meinem Training helfen. Ich nahm die Sachen dankend entgegen und trug sie hoch in den Flur, damit Matsu und ich sie später nicht vergessen würden, wenn wir zurückfuhren. Ich würde sie mir in aller Ruhe anschauen.
      Oma und ich setzten uns an den Tisch und begannen das Essen von Mama Kaori zu verspeisen. Ich wollte gerade Matsu eine Nachricht schreiben und fragen, wann sie wiederkam, als sich auch schon die Tür öffnete und die Weißhaarige zurückkam. "Matsu-chan! Gerade rechtzeitig!" Irgendwas hatte sich an ihr verändert, aber ich konnte nicht sagen was es war, weshalb ich beschloss, nicht weiter drauf einzugehen. "Setz dich, Omi wollte ein paar Geschichten über Ieiri erzählen."


      Der Tag gestern war viel zu schnell vergangen. Nicht nur der Tag, sondern mein gesamter Urlaub, weshalb ich mich an diesem Montag morgen, vor der Eingangstür der Firma wiederfand. Ich hätte gerne noch mehr Zeit bei meiner Oma und Mama Kaori verbracht, aber nachdem Urlaub war sicher mehr als genug Papierkram liegen geblieben, weshalb ich mich unbedingt darum kümmern müsste. Wir standen kurz vor der Vermarktung unserer neuen Make-Up Produkte, weshalb die Vorkehrungen für den Launche auf Hochtouren liefen. Eigentlich mochte ich keine Montage, aber auf diesen freute ich mich sogar, denn gestern Abend hatte mir eine gute Freundin geschrieben, dass sie aus Paris zurückgekommen war und sich heute mit mir treffen wollte. Wir wurden sogar für das Gleiche Fotoshooting gebucht, weshalb wir auch während der Arbeitszeit zusammen sein konnten. Obwohl Yurino und ich so unterschiedliche Charaktere waren, verstanden wir uns gut und ich fühlte mich bei ihr auch überraschend sicher. Sie war zwar keine Sorcerin, aber sie konnte den alten Männern an den Sets mehr Einhalt gebieten, als jede andere, die ich kannte.
      "Ah, Nanamin!", rief ich strahlend und lief direkt auf den Blondhaarigen zu, welcher vor dem Tresen am Empfang stand. "Guten Morgen!", lächelte ich ihn an. "Danke Mina-chan. Ich übernehme ab hier", wandte ich mich an die Schwarzhaarige mit dem Bopp. Sie lächelte höflich und nickte, ehe sie sich zurück an ihre Arbeit machte und ich Nanami das Zeichen gab, mir zu folgen. "Hast du dein Wochenende und die letzten Tage genießen können? Ich habe das Gefühl, dich ewig nicht mehr gesehen zu haben", lachte ich, während wir beide durch die Gänge des Gebäudes liefen. "Wir müssen als erstes zu meiner Tante und uns ein Update geben lassen, was die Aufgaben für heute und die kommende Woche sind", erklärte ich ihm, als wir bei den Fahrstühlen ankamen. Wir fuhren ins 12. Stockwerk, die Chefetage. Dort hatten Tante Akane und ich unsere Büros. "Ready?", wollte ich von Nanami wissen, ehe ich an das Holz der Tür klopfte. "Herein", kam es streng von der anderen Seite. Ich öffnete die Tür und wir beide betraten das Büro meiner Tante. "Guten Morgen, Tante Akane." Ich verbeugte mich höflich. "Wir wollten wissen, was heute auf dem Plan steht." "Guten Morgen, ihr zwei." Sie nickte uns beiden kurz, machte sich allerdings nicht die Mühe, von ihrem Stuhl aufzustehen. Sie reichte mir einen Bogen Papier, der aneinander getackert war. Es waren die Aufgaben, die diese Woche erledigt werden mussten. Ganz oben stand das Fotoshooting, das für heute geplant war und bei dem wir in einer Stunde sein müssten. Ich ging gerade die Aufgaben durch, als sich plötzlich die Tür meiner Tante öffnete und dabei regelrecht aufgeschlagen wurde. Oh oh...
      So sehr ich mich auch freute, Yurino nach der ganzen Zeit wiederzusehen, so sehr fürchtete ich mich von der Laune meiner Tante, die bei dem bloßen Anblick der Blondhaarigen Partygängerin ins Bodenlose zu sinken schien. "HANA-CHAAAAN! Wusste ich doch, dass ich dich hier finde, wenn du nicht in deinem Büro bist!" Sie rannte auf mich zu und empfang mich in einer überschwänglichen Umarmung, welche ich nur zu gern wiederholte. "Meine Güte, bist du groß geworden!", lächelte sie und rieb ihre Wange an meine. "Deine Haut ist immer noch so zart, wie ich sie in Erinnerung hatte. Kaum zu glauben, dass du mit diesem Ding..." -ihre Augen wanderten zu meiner Tante- "verwandt bist." And here wo go again.
      Die Gesichtszüge meiner Tante verkrampften sich und Yurino löste sich von mir, ehe sie auf meine Tante zu ging und direkt vor ihrem Schreibtisch Halt machte. Dadurch hatte ich freie Sicht auf den Rücken der jungen Frau und wäre beinahe in Gelächter ausgebrochen, als ich den Spruch auf ihrer schwarzen Lederjacke las: 'I have to be successfull, because I like expensive shit'. Das erklärte ihre ganze Karriere in einem Satz. Sie stützte ihre rechte Hand auf dem Tisch der Geschäftsführerin ab und beugte sich zu ihr hinunter, wodurch meine Tante einen guten Ausblick auf das pralle Dekolleté der Blondhaarigen erhaschen konnte. "Wow, von nahem siehst du sogar noch hässlicher aus", sagte sie. Natürlich ließ sie die Dunkelhaarige davon nicht beirren und sah ihr mit einem strengen Blick entgegen. "Was sollen diese angespannten Gesichtszüge, Akane-chan?", sprach Yurino zuckersüß. "Du solltest aufpassen, sonst verrutscht dir bei all deiner Anstrengung noch das Botox." Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, jedoch wusste ich, dass sie ein breites Grinsen auf den Lippen haben musste. "Du kleine Göre. Möchtest du etwa wieder Streiten?", wollte meine Tante von ihr wissen. Yurino lehnte sich wieder zurück und drehte sich um 180 Grad, ehe sie sich auf den Schreibtisch meiner Tante setzte und abwinkte. "Wo denkst du nur hin, Akane-chan." Die Stimme der Blondhaarigen hatte einen melodramatischen Unterton angenommen, als sei sie eine Schauspielerin aus der Renaissance gewesen und ihr breites Grinsen wich einer leidsamen Mine. "Natürlich würde ich dich gerne schlagen, aber das würde unter Tierquälerei fallen und zu deinem Glück halte ich mich von solchen Dingen fern. Ich bin schließlich kein Unmensch." Yurino schien zufrieden mit ihrem Auftritt und ihrer Wirkung auf meine Tante, welche bereits vor Wut zitterte. Wenn das nicht gleich aufhörte, würde hier die Hölle los sein. "Y-Yurino-chan! W-Warum gehen wir-", versuchte ich die Situation zu entschärfen, wurde jedoch von meiner Tante unterbrochen:" Was willst du überhaupt hier?" Die Braunhaarige hatte ihre Zähne zusammengebissen und wirkte so, als könne sie sich nur mit Müh und Not davon abhalten, Yurino eine zu scheuern. "Was? Brauche ich wirklich einen Grund, um meinen Lieblingsdrachen zu besuchen?", kicherte sie und sprang in einer eleganten Bewegung vom Schreibtisch hinunter. Erneut beugte sie sich zu meiner Tante vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, dass ich allerdings nicht hören konnte. Dann erhob sie sich wieder und grinste meiner Tante entgegen. "Fahr zur Hölle", brachte diese hervor. Yurino winkte erneut ab. "Danke, aber ich hab kein Interesse an einem Abendessen bei dir zu Hause", kam es unbeeindruckt von ihr. "Was ist los? Du kannst dich ja kaum bewegen. Rückenschmerzen?", wollte sie von meiner Tante wissen, nachdem sie noch immer vor Wut zitternd in ihrem Stuhl saß. "Keine Sorge, nen Hexenschuss wirds schon nicht sein. Hab gehört, die schießen nicht auf ihre eigenen Leute." "RAUS HIER!" Meine Tante war mittlerweile von ihrem Stuhl aufgesprungen und schrie Yurino an. Sie kicherte leise. "Man sieht sich, Akane-chan~" Die Blondhaarige entschied sich, dass es genug war und verließ das Büro meiner Tante. Im Vorbeigehen zwinkerte sie mir noch einmal zu, ehe sie komplett aus meinem Sichtfeld verschwunden war, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
      Vorsichtig sah ich zu meiner Tante hinüber, die sich langsam zu beruhigen schien und sich zurück in ihren Stuhl fallen ließ. "Müsst ihr nicht eigentlich woanders sein?", fragte sie nun streng und ich nickte augenblicklich, ehe ich mich hastig vor ihr verbeugte und Nanami das Zeichen gab, mir zu folgen. Wir verließen beide das Büro und nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, erkannte ich Yurino, welche lässig an der Wand lehnte und scheinbar auf Nanami und mich gewartet hatte. Sie stieß sich von der Wand ab und umarmte mich noch einmal innig. "Die Alte scheint sich ja immer noch bester Gesundheit zu erfreuen. Sie hat in meiner Abwesenheit doch wohl nichts getan, dass dich verletzt hat oder? Sonst muss ich noch mal rein." "N-Nein! Natürlich nicht", winkte ich sofort ab, um einen potentiellen dritten Weltkrieg zu vermeiden. Yurino löste sich von mir und endlich schien ihr auch meine Begleitung aufzufallen. Sie musterte Nanami ausgiebig und grinste erneut. "Na hallo~ Wer ist das denn?", wollte sie wissen. Ich räusperte mich kurz. "Das ist mein neuer Assistenz Nanami Kento. Bitte vermeide in Zukunft anzügliche Bemerkungen, ihm gegenüber", bat ich sie. Die Blondhaarige sah mich überrascht an, ehe sie ein Grinsen auf den Lippen hatte, dass ich nicht so recht deuten konnte. "Freut mich Nanami-san. Ich bin Suzuki Yurino. Bitte pass in Zukunft gut auf meine kleine Hana-chan auf." In ihren Worten lag etwas drohendes, aber ihr Lächeln war zuckersüß. "Sollen wir gemeinsam zur Fotolocation fahren?", fragte ich sie lächelnd.






      Satoru Gojo

      Ich hatte das Wochenende ausnahmsweise mal damit verbracht, die Dinge zu tun, die mir Kimatsu aufgetragen hatte. Es machte mir zwar immer wieder Spaß, sie auf die Palme zu bringen und mich nicht an verabredete Dinge zu halten, allerdings war das hier eine andere Situation. Es ging hier um das Leben von Hana und vielen weiteren unschuldigen Menschen. Und wer weiß, vielleicht fanden wir in dem Fluchgeist einen Grund, warum meine Fähigkeiten immer mal wieder gestört wurden. Dieser Fluchgeist schien in dieser Zeit zumindest sehr präsent zu sein und daher glaubte ich, dass er zu den stärkeren gehörte. Wenn nicht er für meine gestörten Fähigkeiten verantwortlich war, dann würde er sicher wissen, wer oder was der Grund dafür war. Auch wenn die Zeit hier deutlich langsamer zu vergehen schien, als in meiner Dimension, so könnte ich nicht unendlich viel Zeit hier verbringen. Meine Schüler waren zwar stark, doch ich wollte es nach Möglichkeit vermeiden, dass sie ihre Kameraden zu Grabe tragen mussten.
      "Hach, ich kann es kaum erwarten, nach Hokkaido zu fliegen. Endlich ein wenig Urlaub, nachdem die letzten Tage so anstrengend gewesen waren", grinste ich zufrieden, wohl wissend, dass ich nichts weiter als ein paar Akten durchgelesen hatte. Das mochte für viele andere kein großes Ding sein, doch diejenigen, die mich kannten, wussten dass ich eher ein praxisorientierter Mensch war und nicht viel von Papierkram hielt. Früher hatte das für mich regelmäßig Ichiji übernommen, doch in diesem Fall musste ich es wohl alleine übernehmen. Zu dumm.
      Ich war gerade dabei, mich fürs Losgehen bereits zu machen, als mir die Weißhaarige plötzlich etwas entgegen hielt und meinte, dass ich das anziehen solle. Sie dachte wohl, dass sie mich damit ärgern könnte, doch da musste ich sie enttäuschen. "Soso, der weiße flauschige Pullover mit Panda Ohren und die pinke Sonnenbrille sollen also dafür sorgen, dass ich nicht auffalle, ja?", fragte ich sie. Ich grinste sie an. "Gute Idee! Dein Kopf ist ja doch nicht nur zur Zierde da." Ich schnappte mir die Sachen und zog sie mir direkt über. "Na~ Was hältst du von meinem neuen Look?", fragte ich die attraktive Frau und begann für sie zu Posen. "Na sowas, ich hätte niemals gedacht, dass du einen derartigen Fetisch besitzen würdest. Unartige Kimatsu." (Staffel 1 Folge 23 Minute 23:22 bitte hier für den Gesichtsausdruck einfügen)
      Zufrieden mit meiner neuen Errungenschaft, schnappte ich mir mein Gepäck und lief glücklich zu dem Auto der Akademie, welches uns mit samt Fahrer bereit gesellt wurde, damit es uns zum Flughafen bringen konnte. Kimatsu ließ ich ihr Gepäck diesmal selber tragen, die konnte sich auch mal nützlich machen, nachdem ich schon das ganze Wochenende durchgearbeitet hatte, während sie sich mit ihrem Golden Retriever vergnügte und leckeres Essen aß -von dem sie mir übrigens nichts mitgebracht hatte! Die Assistenzaufseherin schien ein wenig überfordert mit meinem neuen modischen Auftreten und sah mich ein wenig zu lang an, ehe sie sich räusperte und uns die Tür aufhielt, damit wir endlich zum Flughafen gebracht werden können. "Hach, ich kann mich vor lauter Fans gar nicht retten~" Zufrieden ließ ich mich in den gemütlichen Ledersitz des Gefährtes sinken, während die Braunhaarige unser Gepäck im Kofferraum verstaute und anschließend hinter dem Lenkrad Platznahm.
      Die Fahrt zum Flughafen gestaltete sich recht unspektakulär. Wir hatten überraschend guten Verkehr und waren nach einer guten halben, dreiviertel Stunde angekommen. Ich stieg aus dem Wagen aus und spielte kurz mit dem Gedanken, Kimatsu mein Gepäck tragen zu lassen. Allerdings kannte ich die Weißhaarige mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie es einfach im Kofferraum lassen würde und ich für die nächsten paar Tage sicher keine Wechselkleidung gehabt hätte. Da fiel mir ein... Wie lange würden wir überhaupt bleiben? Kimatsu hatte nicht viel erzählt und daher konnte ich auch nicht einschätzen, ob wir schon morgen wieder aufbrechen würden. Hoffentlich nicht! Ich brauchte dringend ein wenig Erholung von den ganzen langweiligen Sorcerern in der Akademie.
      "Willst du mir vielleicht endlich mal sagen, was wir in Hokkaido machen?", fragte ich sie, während wir beide unsere Flugtickets vorzeigten und in den richtigen Flieger gelotst wurden. "Nicht, dass ich nicht gerne von dir entführen lasse, aber ich habe fast das ungute Gefühle, dass ich mir zu viel Gepäck eingepackt habe", sprach ich und ließ mich schließlich auf den richtigen Sitz plumpsen. Normalerweise war ich kein Freund von Arbeit, aber in diesem Fall sollte ich wohl dankbar dafür sein. Kimatsu wollte mir ein Video zeigen, dass sie am gestrigen Tag aufgenommen hatte und ich war mir zu 100% sicher, würde dieses Video nicht existieren, würden wir im Flieger nicht nebeneinander sitzen.

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    • Kento Nanami

      Ich wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl den blonden Wirbelwinde eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen zu haben. Nachdem sie den Jungen im Krankenhaus geheilt hatte, war sie die meisten Zeit über in Kimatsus Wohnung geblieben, während ich mein neues Penthouse bezogen hatte. Außerdem hatte ich die letzten Tage überwiegend damit verbracht, meinen neuen Job als Assistent zu verinnerlichen. Dazu gehörte nicht nur das Auswendiglernen von Yamamotos groben Terminkalender der nächsten Monate. Ich musste mich auch über das gesamte Unternehmen Traversier und vor allem die Marke Sakura Cosmeticsinformieren, für welche Yamamoto das Aushängeschild war. Ich musste herausfinden, wer meine zukünftigen Vorgesetzten sein würden und was meine neue Position von mir abverlangen würde. Welche anderen Unternehmen waren Konkurrenten oder Geschäftspartner von Traversier? Wie hießen die Fotografen die die junge Yamamoto immer wieder in neuen Motiven einfingen? Wie sahen die restlichen Aufgaben der teilberuflichen Sorcerin aus und wie könnte ich sie bei eben diesen am besten unterstützen?
      Freundlicher Weise hatte mir Frau Watanabe bereits alle nötigen Unterlagen zu meinen Fragen zukommen lassen, weswegen ich das wichtigste in wenigen Tagen zusammentragen konnte. Zum Glück spielte in dieser Zeit Gojo den neuen Bodyguard der Blondine, da Hashisawa ihren Pflichten als Lehrkraft nachkommen musste. Die restliche Zeit verbrachte sie offenbar damit, weitere Informationen hinsichtlich des Fluches zu sammeln, der es auf Yamamoto abgesehen hatte. Eben diese Informationen hatte sie mir zuletzt gebündelt zugesendet, auf das auch mein Wochenende nicht langweilig werden würde... Hatte ich nicht eigentlich lästigen Überstunde abgeschworen?
      Doch obwohl ich all die Zeit über gut beschäftigt gewesen war... irgendetwas fehlte. Ich konnte es selbst kaum fassen, als ich nun realisierte, was eben dieses etwas gewesen war. Yamamoto strahlte mir wie eine aufgehende Sonne entgegen, kaum dass sie mich im Foyer des Firmengebäudes entdeckte. Es ist ihr Lächeln gewesen.
      Meine eigenen Gedanken erschienen mir unlogisch und doch konnte ich sie nicht verneinen und akzeptierte einfach das angenehm warme Gefühl in meiner Magengrube, als die junge Frau direkt vor mir Halt machte. "Ich möchte behaupten, gut beschäftigt gewesen zu sein. Ich hoffe, du konntest dich über das Wochenende gut erholen." Ihr Gesicht, das voller Heiterkeit steckte, schien allerdings schon Antwort genug zu sein. "Ja. Es fühlt sich wirklich lang an", erwiderte ich ehrlich und folgte dem aufgeweckten Wirbelwind zu den Aufzügen. Ähnlich wie die Villa der Watanabes, schien auch der Hauptsitzt von Traversier mit Größe beeindrucken zu wollen. Alleine der Umstand, dass all das hier zu einer einzigen Firma gehörte war absurd. Die Salesgruppe bei der ich damals gearbeitet hatte, konnte sich mit Ach und Krach gerade mal eine Etage leisten und jetzt fuhr ich gerade in den zwölften Stock empor, nur um die Geschäftsführerin zu treffen. Eben diese begrüßte uns wenige Minuten später in gewohnt strenger Tonlage. "Guten Morgen, Watanabe-san", begrüßte auch ich sie mit einer Verbeugung. Direkt danach wurde Yamamoto ihr Arbeitsplan für die aktuelle Woche überreicht. Als ich der jungen Frau beim Durchblättern über die Schulter blickte, erkannte ich, dass der erste Termin schon in unter einer Stunde zu bewältigen war. Gerade wollte ich sie darum bitten, mir die Unterlagen auch einmal auszuhändigen, damit ich sie genauer betrachten konnte, als wir alle brüsk unterbrochen wurden.
      Ich hatte zunächst keine Ahnung, wer der stürmische "Gast" war, allerdings glaubte ich, das markante und hübsche Gesicht der jungen Frau schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Doch kaum hatte sie Yamamoto begrüßt und sich dabei überschwänglich an sie gekuschelt, ging der Neuankömmling wie ein wildgewordener Terrier auf Frau Watanabe los.
      Nachdem sich erst leichte Verwunderung in meiner Miene abspielte, spürte ich bald eine Art Genugtuung in meiner Brust heranwachsen. Zwar wollten mir die eindeutigen Parallelen zwischen der exzentrischen Blondine und Gojo nicht entgehen - immerhin würde dieser der Geschäftsleiterin sicherlich ähnlich gerne ans Bein pissen - aber es gab durchaus Situationen, wo ich solch ein Schauspiel genießen konnte. Außerdem war ich mir sicher, dass Frau Watanabe solche harschen Worte ertragen konnte... Dachte ich zumindest, aber der säuerliche Ausdruck im Gesicht der sonst so stolzen Frau sprach Bände. Wer hätte gedacht, dass sie jemand so aus der Fassung bringen könnte? Ich beschloss die Person, die für eben dieses unerwartete Wunder verantwortlich war, genauer zu betrachten und endlich glaubte ich mich zu erinnern. Suzuki Yurino. Sie war nicht nur die zukünftige Erbin der Suzuki Hotelkette, sondern auch ein bekanntes Gesicht in der Modelbranche. Zudem zählte sie laut meinen Recherchen zu einer von Yamamotos engsten Vertrauten in diesem Gewerbe. Ihre Loyalität schien sie alleine damit beweisen zu wollen, wie sie ihre Zähne vor Frau Watanabe fletschte und ihr einen verbalen Kopfschuss nach dem anderen servierte. Kein Wunder also, dass die hochgewachsene Frau in ihrem Feld so sehr diskutiert wurde, schließlich schien sie niemanden zu erlauben, ihr in die Parade zu fahren, egal wie mächtig er oder sie auch sein mochte. Definitiv eine Eigenschaft, die man respektieren konnte, gleichzeitig befürchtete ich jetzt schon, dass eine Zusammenarbeit mit ihr anstrengend werden würde. Bis dahin genoss ich einfach stillschweigend die Show und fragte mich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis Frau Watanabe sich komplett von ihrer stoischen und professionellen Persona verabschiedete und di Kontrolle verlor. Lange musste ich nicht warten, da schallte auch schon ihre angespannte Stimme durch das Büro. Suzuki schien zumindest zu wissen, wann es besser war, den Rückzug anzutreten, wobei sie diese Schlacht eindeutig gewonnen hatte. Entsprechend stolz und triumphierend stolzierte sie nun auch an uns vorbei.
      Erst als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, schien die übliche Frau Watanabe wieder Kontrolle über ihren Körper zu gewinnen, wobei der Unterton in ihrer Stimme immer noch eine tief sitzende Rage beherbergte. Leider schien Yamamoto von eben dieser eingeschüchtert und bewegte sich noch hastiger als sonst. Ich hingegen verabschiedete mich in aller Ruhe von der Geschäftsführerin und hielt dem blonden Wirbelwind wenig später die Tür auf. Wie erwartet wurden wir draußen vom bissigen Terrier erwartet. Allerdings verwandelte sich das gehässige Knurren der jungen Frau sofort in samtigen Honig, kaum dass sie Yamamoto ein weiteres Mal in ihren Armen empfing. Bald schon fielen die blau schimmernden Augen auf mich und ich wusste nicht, ob ich mich über ihr breites Grinsen freuen sollte. Sie erinnerte mich mit jeder verstreichenden Sekunde mehr an meinen nervigen Senpai, dessen Abwesenheit ich in den vergangenen Tagen ausgiebig genossen hatte.
      "Erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen", meinte ich mit einem höflichen Kopfnicken. "Und es ist mein Job, auf Yamamoto-san Acht zu geben, machen Sie sich also keine Sorgen um sie." Mir war der warnende Unterton in ihrer Stimme keineswegs entgangen und auch ihr zuckersüßes Lächeln erinnerte mich an das verrückte Zähnefletschen eines Terriers, welches sie vor wenigen Minuten noch Frau Watanabe zukommen lassen hatte. Es gab keinen Grund mich von eben diesem einschüchtern zu lassen, schließlich entsprachen meine Worte der Wahrheit. Es war nicht nur meine Aufgabe, Yamamoto bei ihrer Arbeit unter die Arme zu greifen, ich würde sie auch vor weiteren Attacken beschützen.
      "Ich werde direkt den Wagen rufen." Es hatte durchaus seine Vorteile fünfzig Jahre in die Zukunft gespült worden zu sein. Nicht nur, dass die moderne Smartwatch mir die Zeit auf die Sekunde genau anzeigte, es bedurfte auch kaum einer Anstrengung damit den nächsten Chauffeur vor den Eingang des Firmenhauses fahren zu lassen. "Wir können sofort losfahren."
      Wenige Minuten später saßen wir auch schon in der bequemen Limousine, welche uns zum nächsten Fotoshooting bringen würde. Während der Fahrt nahm ich mir auch schon direkt Yamamotos restliche Termine zur Brust und speicherte alles auch in meinen eigenen Terminkalender ein und lauschte mit halben Ohr den Gesprächen der beiden Frauen im Wagen.
      Es war schon erstaunlich: Noch vor ein paar Jahren hatte ich dieser Art von Arbeit für immer abgeschworen... Was man nicht alles tat, um das Lächeln eines Mädchens aufrecht zu erhalten.


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      Kimatsu Hashisawa

      Vielleicht wäre es besser gewesen, meine Pläne geheim zu halten. Vielleicht hätte ich nie erwähnen dürfen, dass ich meinen Kollegen in Hokkaido besuchen und um seine Hilfe bitten wollte. Zumindest Gojo hätte ich es verheimlichen sollen. Gleichzeitig wusste ich allerdings auch, dass mir dieser verrückte Maskenträger zur Not auch im Geheimen hinterher gestiefelt wäre. Entsprechend hatte ich Vorkehrungen getroffen, in der unsinnigen Hoffnung, ihn damit von seinem Vorhaben abhalten zu können. Offenkundig hatte ich den Stolz des egozentrischen Sorcerers aber falsch eingeschätzt. Er würde sich wohl kaum sagen lassen schwach, dumm oder unnütz zu sein, aber sein Kleidungsstil schien einen deutlichen weniger wichtigen Stellenwert in seinem Leben einzunehmen. Nie hätte ich erwartet, dass er sich freiwillig in den flauschigen Pandapulli hüllen würde, den ich für ihn organisiert hatte. Noch mehr entsetzte es mich jedoch, dass er selbst in diesem lächerlichen Outfit noch gut aussehen konnte... Gut, wenn ich ehrlich war, schien es leider recht schwer zu sein, den nervigen Schönling in irgendeiner Weise unansehnlich zu machen, aber wie er mich in seinem neuen Fummel angrinste und "verführerisch" über die pinkte Sonnenbrille in meine Richtung blinzelte, setzte dem Ganzen eindeutig die Krone auf. Ich hatte es mir verkniffen, auf seine Fragen zu antworten und mich für ein entnervtes Seufzen entschieden, bevor ich meine Sachen schnappte und mit meinem "herzallerliebsten" Quälgeist im Nacken den Weg zum Flughafen in Angriff nahm.
      Ich wusste nicht, was ich von dem flauschigen und übergroßen Teddybären an meiner Seite halten sollte, aber gleichzeitig erfüllte diese Verkleidung tatsächlich einen Zweck. Man konnte zwar nicht behaupten, dass die Kombi aus Plüsch-Pulli und Sonnenbrille sonderlich unauffällig war, aber kein altes Ratsmitglied oder andere Jujutsu Sorcerer der alten Generation würden jemals Gojo unter der weichen Pandakaputze vermuten können. Vor allem nachdem Nanamis Gesicht in einigen Medien aufgetaucht war, war mir eben dieser Umstand sehr wichtig. Tatsächlich war es schon beinahe verwirrend, dass bisher noch niemand aus dem Rat auf uns zugekommen war, da auch der blondhaarige Sorcerer für viele aus der alten Generation ein großer Begriff sein dürfte. Gleichzeitig würde es mich auch nicht wundern, wenn diese alten Sesselpupser bereits irgendwelche Pläne hinter verschlossenen Türen schmiedeten, um mit der neuen Situation umzugehen. Damit eben diese Pläne keine allzu unangenehmen Züge einnahmen, wollte ich Gojos Auftauchen solange wie möglich geheim halten. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie diese elenden Angsthasen aus dem Rat wohl auf den stärksten bekannten Sorcerer reagieren würden... Im schlimmsten Fall könnten sie Hana, Ieiri und mich als Verräter abstempeln und gleichzeitig die Jagd auf den Weißhaarigen ausrufen. Ich war mir sicher, dass Mister Confident an meiner Seite sicher ohne Probleme jeglichem Angriff entgehen und ihn abwehren könnte, doch vor allem Hana hatte schon mehr als genug Ärger um die Ohren. Sollten sich jetzt auch noch Menschen aus den eigenen Reihen gegen sie richten... Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und verfasste mir eine mentale Memo, mich in Zukunft auch auf alle eventuellen Bedrohungen aus dem Sorcerer-Rat vorzubereiten. Sollten es uns gelingen, die Wiederkehr des "großen Helden" Gojo Satoru gescheit genug zu inszenieren, sollte es selbst diesen verstaubten Relikten aus dem Rat nicht mehr gelingen einen Kampf gegen ihn zu rechtfertigen. Gleichzeitig bereitete mir allein die Idee, Herrn von und zu Selbstverliebt als den Helden des Tages darzustellen große Kopfschmerzen. Aber meine kleine Migräne war eindeutig noch das kleinere Übel, wenn die andere Option bedeutete, Hana weiterer Gefahr auszusetzen.
      Für den Moment stellte ich diese Gedanken aber hinten an und überlegte mir lieber, wie ich mich mit meiner anhänglichen Begleitung arrangieren sollte. Zwar hatte ich schon damit gerechnet, dass er mir hinterherdackeln würde und hatte daher sogar vorsorglich ein weiteres Flugticket organisiert, doch wie würde Keigo auf den weißhaarigen Chaoten reagieren. Tomioka Keigo war nicht nur mein ehemaliger Klassenkamerad, ich sah ihn auch als einen guten Freund an, weswegen ich mir sicher war, dass er Gojos Auftauchen nicht einfach melden würde. Das Problem lag eher darin, dass Keigo ähnlich wie Hana ein großer Fan all der alten Geschichten über den stärksten Sorcerer war. Als hätte Gojos Selbstbewusstsein nicht so schon unangenehme Größen erreicht... Irgendetwas sagte mir, dass mein Ausflug anstrengender verlaufen würde, als es mir lieb sein konnte.
      Lustiger Weise war es mir nicht einmal bewusst gewesen, dass ich dem Flauschepanda noch nicht einmal das Ziel unseres Tripps erklärt hatte. Witzig, dass er mir trotzdem einfach gefolgt war. Langsam fing ich an zu glauben, dass er mir wirklich nur leidenschaftlich gern meine Nerven zerrieb. Vielleicht hatte er aber auch wirklich gehofft, dass er in Hokkaido einen kleinen Urlaubsausflug veranstalten konnte. "Ich möchte mich mit einem alten Kollegen und Freund treffen", eröffnete ich schließlich, nachdem wir den Check-In passiert hatten. "Ich habe herausgefunden, dass es innerhalb des letzten Jahres auch in Hokkaido einige Opfer von Endless Dreamer gegeben hat. Leider scheint bisher keines überlebt zu haben." Ich nickte einer Flugbegleiterin dankend zu, nachdem sie uns zu unseren Plätzen gelotst hatte. Es wunderte mich nicht, dass ihr Blick dabei ungewöhnlich lange an meiner pandarösen Begleitung hängen blieb. Wahrscheinlich haftete jedes einzelne Augenpaar in diesem Flieger gerade am Übergroßen Plüschtierverschnitt. Vielleicht hätte ich doch etwas anderes wählen sollen... "Ich wollte Keigo danach befragen und ihn zusätzlich darum bitten, mir hier in Tokyo noch etwas unter die Arme zu greifen." Keigo mochte als Grade 2 Sorcerer nicht zu den aller stärksten zählen, aber neben Hana und Ieiri und meinem alten Lehrer Ishikawa-sensei gab es nur noch wenige denen ich ähnlich viel Vertrauen entgegen bringen konnte. Zudem hatte der Kerl das Herz am rechten Fleck und ich müsste ihm keine langen Erklärungen auftischen. Es tat mir zwar leid, dass ich ihn in diese gesamte Sache verwickelte, obwohl er eigentlich vor ein paar Jahren aus Tokyo verschwunden war, um ein etwas ruhigeres Leben führen zu können, aber die aktuelle Situation zwang mich nun einmal dazu. Wir kämpften eindeutig an zu vielen Fronten auf einmal und könnten jede Art von Unterstützung dringend gebrauchen.
      Kaum war der Flieger angehoben zückte ich mein Handy und hielt es in Gojos Richtung. Gestern Abend noch hatte ich meine Videoaufnahme meines Kampfes konvertiert und wollte das Ergebnis nun dem Weißhaarigen präsentieren. Dieses elende Video war theoretisch auch der einzige Grund, warum ich den Kerl nicht an das andere Ende des Flugzeugs verfrachtet hatte. Aber wir hatten etwa eineinhalb Stunden, bis wir in Sapporo landen würden, warum diese Zeit also nicht sinnvoll nutzen? "Wie erwartet hat gestern tatsächlich ein Fluchgeist versucht uns anzugreifen", berichtete ich, während das Video begann. "Ich glaube, es könnte sogar das gleiche Biest wie bei der Eishalle gewesen sein", vermutete ich und deutete auf den beschuppten Schwanz des Monsters, dass dem Eishallenvideo erstaunlich ähnlich sah. "Aber es war ziemlich schwach. Dennoch habe ich mich zurückgehalten, in der Hoffnung irgendwelche Informationen erhalten zu können, bis..." Ich bedeutete Gojo genauer hinzuschauen, während das Monster im Video den Strommasten hinaufkletterte. "Irgendwas muss da oben passiert sein." Zwar glaubte auch ich auf der Aufnahme kurz eine Art Funkten überspringen zu sehen, aber der Moment war viel zu schnell vorüber. "Danach war es eindeutig auf einem anderen Level." Man sah wie ein Ruck durch das Video ging, als mich der Fluchgeist getroffen hatte. "Das muss auch mit den Biestern passiert sein, gegen die Hana in der Vergangenheit gekämpft hat und deswegen hatte man die Level auch falsch eingeschätzt, diese Mistviecher sind im Kampf selbst stärker geworden." Der Rest der Aufnahme zeigte nur noch, wie ich den Kampf beendete, weswegen ich meinen Blick neugierig zum Gesicht des Weißhaarigen hob. "Hast du etwas entdecken können?"

      Knapp zwei Stunden später verließen wir den Flughafen in Sapporo, wo ich direkt von einer heiteren Stimme in Empfang genommen wurde. "Kimatsu!" Im nächsten Moment fand ich mich in einem paar kräftiger Arme wieder. Die Umarmung war zwar nur kurz, dennoch glaubte ich zu spüren, dass mich Keigo tatsächlich ein klein wenig vermisst hatte. Als ich ihm nun in die grasgrünen Augen blicken durfte, spürte ich, dass es mir ganz ähnlich ging. "Schön dich endlich mal wieder zu sehen."
      "Gleichfalls", erwiderte ich mich dem Anflug eines Lächelns. "Aber was machst du hier? Wollten wir uns nicht bei dir zu Hause treffen."
      Keigo schüttelte grinsend den Kopf. "Das hast du vielleicht so mit dir selbst ausgemacht, aber was wäre ich für ein Freund, wenn ich dich nicht am Flughafen abholen würde", behauptete er mit geschwollener Brust und packte nach meinem Koffer. "Komm, steig ein." Sein Jeep parkte schon abfahrtsbereit vor uns, doch erst als er meinen kleinen Reisekoffer in dem Gefährt verstaut hatte, schien Keigo mein flauschiger Begleiter aufzufallen. "Huch... wer ist eigentlich dieser knuddelige Panda?" Forschend lehnte er sich nach vorne, scheinbar in dem Versuch, durch die pinke Sonnenbrille lugen zu können. "Sag nicht, du hast dir endlich einen Freund angelacht."
      Ich verdrehte die Augen. "Ganz bestimmt nicht. Er... ist ein Kollege, der mir seit kurzem unter die Arme greift."
      Keigo schaute erstaunt zwischen mir und Gojo hin und her bevor er letzteren einfach nur freundlich entgegen lächelte und grüßend die Hand entgegenreckte. "Nett dich kennen zu lernen. Mein Name ist Tomioka Keigo und ich liebe dein Outfit."
      Na das konnte ja heiter werden...

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    • Yurino Suzuki

      'Wäre ich doch nur eher zurückgekommen', schoss es mir direkt durch den Kopf, als ich den schlanken Körper der Blondhaarigen umarmte. Jetzt wo wir das Büro dieser Hexe verlassen hatten, konnte ich endlich einen genaueren Blick auf die junge Frau werfen. Die Augenringe und dürren Handgelenke verrieten mir, dass sie ein paar anstrengende Wochen -vielleicht auch Monate- hinter sich haben musste. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr diese elende Bitch meiner kleinen Hana in meiner Abwesenheit zugesetzt hatte. Zusätzlich hatte ich von ihrem Beziehungsende zu Sota gelesen. Das musste sie zusätzlich belastet haben, auch wenn ich zugegebener Maßen glücklich über die Tatsache war, dass dieser elendige Bastard seine schmierigen Hände von meinem kleinen Kätzchen ließ. Außerdem hatte Hanas Gesicht die vergangenen Tage die Titelseiten jeglicher Klatschmagazine verziert. Sie alle wollten wissen, wer der neue Mann an ihrer Seite war und auch ich wollte wissen, mit wem sie sich schon wieder eingelassen hatte. Doch scheinbar musste ich mir darüber keine Gedanken mehr machen, da sie mir den Blondhaarigen als ihren neuen Sekretär vorstellte. Seine Körperhaltung verriet mir, dass er seinen Job sehr ernst nahm und Hana sicherlich gut zur Seite stehen würde. Auf der anderen Seite gefiel es mir aber nicht, dass der Blondhaarige so ein Schönling war. Ich wollte nicht, dass sich Hana schon wieder verlieben würde, nur weil jemand das absolute Minimum für sie tat. Ich würde ihn fürs Erste also im Auge behalten müssen.
      "Sehr gerne, Amore", lächelte ich ihr entgegen, nachdem sie mir anbot, gemeinsam zur Fotolocation zu fahren. Je länger ich an ihrer Seite war, desto besser. Auf diese Weise könnte ich sie besser vor den schmierigen Blicken der Leute schützen, die an diesen Sets arbeiteten und es für selbstverständlich hielten, die Blondhaarige anzutatschen.
      Hana wollte gerade den Wagen rufen lassen, als dies ihr neuer Sekretär schon übernommen hatte. Sie sah ein wenig überrascht zu ihm auf, lächelte ihm dann aber dankend zu und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung. Auf dem Weg zum Auto, klammerte ich mich an den Arm der Blondine, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, sich von mir zu lösen. Immerhin hatte ich solange darauf gewartet, sie wieder bei mir zu haben, dass ich sie sicherlich nicht so schnell gehen lassen würde.
      Im Auto angekommen, nahm ich direkt neben ihr Platz und wir unterhielten uns ein wenig darüber, wie es die letzten zwei Jahre lief. Hana und ich hatten uns in dieser Zeit zwar immer mal wieder auf einigen Events in den Hauptstädten dieser Welt getroffen, aber es war eine ganze Weile her, dass wir uns so unbeschwert miteinander unterhalten konnten. "Wie geht es eigentlich meiner süßen Kima-chan?", wollte ich irgendwann von ihr wissen. "Sehr gut!", lächelte sie. Mir war schon damals aufgefallen, wie sehr ihre Augen zu leuchten begannen, sobald wir über die Weißhaarige sprachen und ich stellte mir die Frage, ob Hana genauso glücklich war, wenn sie die Chance bekam, über mich zu reden. "Wir haben am Wochenende ihre Familie und meine Oma besucht! Aber Matsu-chan hat momentan leider viel um die Ohren, weshalb ich sie nicht mehr ganz so oft zu Gesicht bekomme. Aber sie ist in guter Begleitung." Ich hob skeptisch eine Augenbraue an. "Gute Begleitung? Sag bloß, sie hat endlich einen Freund?" Hana schüttelte den Kopf. "Nein, aber wir haben momentan einige 'prominente' Sorcerer auf dem Schulgelände", erklärte sie und kicherte leise, während sie ihrem neuen Assistenten einen kurzen Blick zuwarf. "Ach so?", sprach ich ein wenig verwundert. "Sie ist heute morgen nach Hokkaido aufgebrochen und müsste aktuell noch im Flieger sitzen." "Waaaas?", schmollte ich. "Dann ist sie gar nicht da? Ich hätte sie zu gerne gesehen. Sie ist bestimmt noch süßer geworden, in all den Jahren." Ich seufzte und verschränkte meine Arme vor der Brust, während ich meine Beine umschlug. "Sie kommt bald zurück", lächelte mir Hana entgegen.
      Die restliche Fahrt verlief recht entspannt und wir kamen an dem Set für das Fotoshooting an. Ich würde die Gelegenheit nutzen und Hanas neuem Sekretär zeigen, dass seine Aufgaben weit mehr darin bestanden, als die Blondhaarige von A nach B zu begleiten. Mir war es vor allem ein Anliegen, dass sie jemanden an ihrer Seite hatte, der sie vor diesen Hyänen beschützen konnte. Natürlich war das ein Job, den ich nur zu gerne übernahm, aber ich könnte nicht immer an ihrer Seite sein um diese Bastarde von ihr fernzuhalten.
      Wir betraten das Gebäude und kamen am Set an. Direkt wurden wir von einigen Leuten in Empfang genommen, die uns zu den Visagisten brachten. Die Stühle für die Models waren in einer Reihe aufgestellt und Hana und ich schienen die letzten im Bunde zu sein, da nur noch zwei von sieben übrig waren. "Ah~ Yurino-chan, wieder zurück? Wie schade, ich hatte gerne noch länger darauf verzichtet, dein Gesicht sehen zu müssen", sprach Mayumi, eines der Models. Fucking Bitch. "Glaub mir, ich könnte mir auch was schöneres vorstellen, als deine Hackfresse an einem Montagmorgen zu ertragen, aber nachdem ich dein letztes Vogue Cover gesehen habe, musste ich schnell zurückkommen, damit ich nobodys wie dir das Modeln beibringen kann", sprach ich unbeeindruckt. Ich drehte mich um und mein Blick wanderte zu Hana. Sie ließ sich nicht irritieren und kümmerte sich um ihren Assistenten, welchem sie zeigte, wo er seine Sachen ablegen und Platz nehmen konnte. Manchmal wunderte ich mich selbst darüber, wie wenig Hana meine offensive Art zu stören schien, wo sie doch selbst ein ganz anderer Typ Mensch zu sein schien. Aber es war ihr komplett egal. Von Anfang an war es ihr egal, in welche Skandale ich verwickelt war oder wie zickig ich werden konnte. Sie interessierte sich nur für die guten Seiten an mir und ehrlich gesagt hatte ich sie anfangs noch für jemanden gehalten, den ich ausnutzen konnte. Doch schon bald hatte ich mein Vorhaben aufgegeben und mich vielmehr der jungen Frau verschrieben. Ich würde sie so gut beschützen, wie ich nur konnte.
      Nachdem Hana ihren Assistenten versorgt hatte, nahm sie unbeschwert auf einem der Stühle Platz und man wollte sich gerade ihrem Make-Up widmen, als der Fotograf für den heutigen Tag vorbei kam. Soma Murakami. Es war gut, dass ich mitgekommen war. Der Typ war way too touchy mit seinen Models. Er wollte gerade seine Hand auf Hanas Schulter legen, als ich ihm zuvorkam und sein Handgelenk mit meinen Fingern umfasste und unsanft zudrückte. Ein gereiztes und Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Fass sie an und ich brech' dir die Nase", flüsterte ich ihm ins Ohr. Er zog seine Hand zurück und erwiderte mein gereiztes Lächeln. "Herrje, Yurino. Warum schon wieder so gereizt?", wollte er von mir wissen. "Willst du darauf wirklich eine ehrliche Antwort?", warnte ich ihn. Er schnaubte und ging weg, während ich auf meinem Stuhl Platz nahm. "Ich mag dich nicht", rief er. "Wie schade, mein Mittelfinger scheint dich zu lieben!", rief ich hinterher und zeigte ihm eben diesen. Wie wurden in der Maske fertig gemacht und ich bekam ein starkes aber dennoch sehr hübsches Make-Up aufgetragen. Mayumi stand von ihrem Platz auf, da sie als erste fertig war und stellte sich hinter mich, ehe sie mich auslachte. "Yurino-chan, warum trägst du so viel Schminke im Gesicht? Unreine Haut?~", fragte sie provokant. Ich hielt meine Augen geschlossen, da ich diese Kröte nicht sehen wollte. "Ne, aber ich will in der Öffentlichkeit nicht mit dir erkannt werden", antwortete ich locker. Ich öffnete nun doch meine Augen, um ihren angepissten Gesichtsausdruck zu sehen. "Lern Witze zu händeln." "Lern welche zu machen. Und was habe ich dir darüber gesagt, mich direkt anzusprechen?", fragte ich sie. Ein Großteil der anderen Models begann zu lachen, während Mayumi wutentbrannt wegstapfte. Ich seufzte. "Herzlichen Glückwunsch, damit hat sie gerade den 4. Aggregatszustand erreicht", sprach ich. Hana sah verwirrt zu mir auf. "Gasförmig?" "Nein, überflüssig", grinste ich sie an. Sie schmunzelte und wir bekamen unser Make-Up noch fertig gemacht, ehe wir uns in unsere Outfits warfen. Da wir für teuren Schmuck warben, lag der Fokus auf den Stücken und nicht auf der Kleidung. Als ich jedoch das Kleid sah, dass sie für Hana auswählten, schüttelte ich direkt den Kopf und nahm es von der Stange, bevor die Blondine hinein schlüpfen könnte. "Auf gar keinen Fall", erwiderte ich düster. Der Stylist kam zu uns. "Was machst du da?", wollte er von mir wissen, nachdem ich Hana ihr Kleid vorenthielt. "Deinen Job", zischte ich. "Hana-chan, das ist zu freizügig für dich", sagte ich und sah auf die Blondhaarige hinab, ehe ich meinen Blick wieder zum Stylisten richtete. "Habt ihr zufällig einen Schneeanzug in der Kollektion?"





      Satoru Gojo

      Endlich schien sich Kimatsu dazu zu erbarmen, mir unser eigentliches Ziel der Reise zu erklären. Komisch, dass ich sie nicht schon viel eher danach ausgefragt hatte. Normalerweise wollte ich sowas immer zuerst wissen, doch aus irgendeinem Grund, schien es mir in ihrer Gegenwart überraschend egal zu sein. Es war egal, wohin wir gingen und was wir machten, solange ich nur die trockene, humorlose, Weißhaarige bei mir wusste. Es wunderte mich schon ein wenig, wie wohl ich mich in ihrer Nähe fühlte, immerhin hatten wir so gar keine Gemeinsamkeiten, außer unseren Job als Jujutsu Sorcerer und selbst da war ich mir sicher, dass wir ihn aus unterschiedlichen Beweggründen ausübten. Ich hatte Kimatsu bisher nie danach gefragt, warum sie sich für diesen Weg im Leben entschieden hatte und dennoch glaubte ich die Antwort darauf bereits zu wissen. An manchen Tagen war die Frau wie ein offenes Buch zu lesen, dann aber überrascht sie mich immer wieder aufs Neue. Ihr Charakter war nur schwer in Worte zu fassen und auch wenn sie mich häufig an Nanami oder andere langweilige -aber gewissenhafte- Sorcerer erinnerte, fielen mir tausende Dinge ein, die sie so sehr von den anderen abhob. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass sie auch meinen eigenen Schülern eine Menge beibringen konnte. Natürlich nicht so viel wie ich, immerhin war ich der Gojo Satoru, aber bei ihr konnten die Kinder sicher einiges fürs Leben lernen. Unmittelbar schoss mir das Bild von Hana in den Kopf, wie Nanami und ich sie schwer verletzt aufgegabelt hatten, nachdem sie sich mit einer Grippe in den Kampf gestürzt hatte. 'Okay, vielleicht sollte ich Kimatsu als Lehrkraft nicht überschätzen.' Auf der anderen Seite glaubte ich aber auch, dass der Goldene Retriever der Endgegner für jeden Erwachsenen mit einem Fünkchen Gewissenhaftigkeit war. Sie handelte nicht danach, was logisch am sinnvollsten war, sondern was sich für sie richtig anfühlte. Dahingehend unterschied sie sich stark zu meiner weißhaarigen Begleiterin. Ich glaubte, dass Kimatsu ihre Handlungen abwägte und den Weg mit dem geringsten Schaden einschlug. Es würde mich nicht einmal wundern, sollte die Weißhaarige ihr eigenes Leben opfern, um das anderer Menschen zu retten und das unterschied sie wiederum zu mir. Wir beide wussten zwar, dass es manchmal unentbehrlich war, Opfer zu bringen, jedoch würde es mir nicht einfallen, mich selbst zu opfern, um ein paar Menschen zu retten. Ich war Gojo Satoru, der Stärkste Sorcerer seiner Zeit und ich war zu mehr bestimmt. Ich rechtfertigte mein egoistisches Verhalten damit, dass mein Leben noch viele andere Menschen in Zukunft retten könnte, wodurch meine Rechnung aufgehen würde.
      Kimatsu erklärte mir, nachdem wir den Check-In hinter uns gelassen hatten, dass es nach Hokkaido ging und wir dort auf einen ehemaligen Klassenkamerad und Freund von ihr treffen würden. Scheinbar hatte es auch in Hokkaido einige Opfer unseres Albtraum Fluchgeistes gegeben. Es überraschte mich ein wenig, dass unser Feind bereits so viel im Land herum gekommen war, auch wenn es das nicht sollte. Nicht alle Fluchgeister waren an einen Ort gebunden. Manche entschieden sich dazu, ihre vertraute Umgebung zu verlassen und woanders Schaden und Chaos anzurichten. Die Gegner, auf die Nanami und ich in unserer Parallelwelt getroffen waren, hatten sich immerhin auch frei fortbewegt. Nicht weiter verwunderlich, wenn man daran dachte, wie alt ein Teil von ihnen gewesen war.
      Kimatsu und ich pflanzten uns auf unsere Plätze und kaum das der Flieger gestartet war, hielt sie mir auch schon ihr Handy entgegen. "Musst du immer direkt mit der Arbeit beginnen?", fragte ich sie trocken. "Wir sind auf dem Weg nach Hokkaido, entspann dich mal", riet ich ihr. Allerdings nahm ich trotz alledem ihr Handy entgegen und sah mir die Videoaufnahme an. Für die Weißhaarige saßen wir hier nicht zum Spaß -wobei sie den wohl bitter nötig hatte. Ich kannte sie auch mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie nichts auf meine Worte geben würde. Ratschläge anzunehmen war wohl nicht so ihr Ding -zumindest wenn sie von mir kamen-, warum auch immer.
      Ich sah mir in Ruhe die Aufzeichnung des Videos an. Auch wenn Kimatsu dem Vieh haushoch überlegen war, hatte ich ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, als ich den Treffer des Fluchs auf die Weißhaarige sah. Er war nicht hart genug gewesen, um sie in irgendeiner Weise nachhaltig zu schädigen, aber aus irgendeinem Grund, wollte es mir einfach nicht gefallen, dabei zuzusehen, wie sie verletzt wurde. Verwunderlich, wenn man bedachte, dass meine Bildergalerie auf dem Handy größtenteils aus Essen und meiner verletzten Schüler bestand. Ich entschloss mich, diese Gedanken vorerst beiseite zu schieben und konzentrierte mich auf das Video in meinen Händen. Lange musste ich nicht warten, bis ich etwas erkannte. "Es scheint fast so, als würden durch die Strommäste Fluchkraft fließen", erklärte ich der weißhaarigen in einem ruhigen und ungewohnt ernsten Tonfall. Könnte das einer der Gründe sein, warum meine eigenen Fähigkeiten gestört waren? Wie ein Handy ohne Signal? Ich wollte nicht zu viel in das ganze hinein interpretieren, aber ich würde diesen Gedanken vorerst im Hinterkopf behalten. "Ich kann zwar keinen zweiten Fluchgeist erkennen, aber da fließt eindeutig Fluchkraft durch die Strommäste", erklärte ich ruhig und überlegte kurz. "Ähnlich wie bei dem Vorfall mit dem Scheinwerfer in der Eishalle, wobei es da ein Fluchgeist war, der sich durch die Leitungen bewegte." Wenn ich so darüber nachdachte, war es nicht besonders ungewöhnlich, einen Feind mit elektrischen Fähigkeiten gegenüber zu stehen. Tokio hatte in den letzten 50 Jahren noch mal einen großen Sprung zurückgelegt, was die künstlich Intelligenz und Elektrogeräte anbelangt. Es wäre klug, so viel Wissen wie möglich in meine Welt zunehmen, vielleicht könnte ich den Fluchgeist dann erledigen, bevor er zu lästig wurde.

      Der weitere Flug verlief ohne große Vorkommnisse und wir landeten sicher an unserem Wunschziel. Kaum hatten wir den Empfang hinter uns gelassen, wurde die Weißhaarige auch schon von einem Mann in die Arme genommen und halb zu Tode gedrückt. Ein Bild, dass mir aus irgendeinem Grund nicht gefallen wollte. Warum wusste ich nicht. Entsprechend grummelig betrachtete ich den Braunhaarigen, auch wenn ich mit meinem derzeitigen Erscheinungsbild sicher alles andere als Furchteinflößend aussah.
      Mir war die Lust aufs Prahlen vergangen und ich entschied mich ausnahmsweise mal dazu, nicht mit meiner Identität zu prahlen. Wenn der Kerl nicht so dämlich war, wie er aussah, würde er schon früh genug selbst in Erfahrung bringen, wer ich war.
      Als er mir dann aber seine Hand entgegenstreckte, hob ich meine Hoch. "Sorry, kann keine Leute berühren. Fluchtechnik und so", erklärte ich nur kurz. Natürlich könnte ich meine Unendlichkeit kurz abstellen und ihn berühren, aber warum sollte ich das tun? War ja nicht so, als würde mir großartig was entgehen, wenn ich seine Hand nicht schüttelte. Immerhin schien er Geschmack genug zu haben, um zu erkennen, dass mir das Outfit hervorragend stand, wobei er scheinbar nicht unterscheiden konnte, dass ich der Grund war, warum die Kleidung so gut aussah. Immerhin hatte Kimatsu einen miserablen Modegeschmack.
      "Danke, hat mir Kimatsu geschenkt", gab ich an.

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      Kento Nanami

      Neben Hashisawas Namen, der immer mal wieder fiel, schnappte ich vor allem den bemerkenswerten Umstand auf, dass auch Suzuki über uns Sorcerer bescheid zu wissen schien. Offenbar waren Yamamoto und der bissige Terrier enger miteinander befreundet, als ich zunächst angenommen hatte. Zumindest bedeutete das für mich aber auch, dass ich in ihrer Nähe meine Schritte und Worte nicht allzu sehr bedenken musste.
      Ich hatte es gerade geschafft, alle Termine in meinen Kalender zu überführen und mich durch die einzelnen Details zu lesen, als die Limousine bereits am Zielort halt machte. Kaum eine Minute später wurden wir auch schon vom Trubel am Foto-Set umspült. In wenigen Sekunden musste ich begreifen, dass dieser neue Job ganz andere Herausforderungen für mich bereit halten würde, als mein "simpler" Job als Sales-Agent. Fürs erste beschloss ich einfach, Yamamoto genau im Auge zu behalten. Ich musste lernen, wie sie sich in diesen Kreisen bewegte, welche Stellung sie hier hatte und wie andere sie behandelten. Erst dann würde es mir wohl gelingen meine eigene Rolle in dem Ganzen zu finden. Eine Sache die ich jedoch als allererstes lernen musste: Yamamoto schien mit ihrem Labrador-Charakter eine wahre Ausnahme in diesem Business zu bilden. So war Suzuki eindeutig nicht der einzige bissige Terrier an diesem Set, allerdings schienen ihre Krallen die schärfsten am Set zu sein. Offenkundig war sie nicht nur ein kleiner Jack Russel, sondern ein ausgewachsener Staffordshire Bullterrier, der seine Konkurrenz gnadenlos in Grund und Boden stampfte. Es war schon erstaunlich, dass Yamamoto von all diesen Ereignissen absolut unbeeindruckt schien. Wahrscheinlich war sie es aber auch einfach nicht anders gewohnt und hatte sich über die Jahre sicherlich schon ein dickes Fell zugelegt. Ich wusste selbst nicht warum, aber irgendwie war es spannend, dieses neue Bild der absolut professionell wirkenden Yamamoto begutachten zu können, die sich durch nichts und niemanden von ihrem Job ablenken zu lassen schien. Welche weiteren neuen Eindrücke würde ich in Zukunft wohl noch von ihr zu Gesicht bekommen?
      Bevor ich mir darüber weitere Gedanken machen konnte, bekam ich leider etwas ganz anderes zu Gesicht. Das seltsame Blitzen in den Augen des Fotografen - Murakami, Soma - wollte mir gar nicht gefallen. Noch weniger, die langen Finger, die er in Yamamotos Richtung ausstreckte. Noch bevor ich mich aber überhaupt von meinem Sitzplatz erheben konnte, war der blonde Wachhund schon zur Stelle. Suzukis Tonfall war von einem Knurren kaum noch zu unterscheiden und auch wenn der Fotograf versuchte zurückzukläffen, machte sie ihm schnell deutlich, dass sie ihn auch bedenkenlos zu Tode beißen würde. Auch wenn ich die Frau und ihr Auftreten reichlich beeindruckend fand, hoffte ich doch sehr, dass ich mir nicht das gleiche Verhalten aneignen würde müssen, um in Zukunft auf Yamamoto Acht geben zu können... Für solch einen Job wäre Gojo durchaus geeigneter. Dennoch nahm ich mir vor, mich noch etwas genauer und intensiver durch die Akten einzelner Co-Models und Fotografen zu wühlen. Irgendwie befürchtete ich, dass dieser Murakami nicht der letzte sein würde, der seine Models mit solchen Augen musterte. Ich wollte für die Zukunft vorbereitet sein. Und da hatte ich gedacht, ich müsste den kleinen Wirbelwind nur vor den Angriffen von Fluchgeistern bewahren, aber scheinbar hatte auch diese elende Modelbranche einige "Gefahren" zu bieten.
      Während Suzuki sich gerade ans Werk machte, erneut die Kehle ihrer Kollegin zu zerfleischen, beobachtete ich beeindruckt die Verwandlung, die Yamamoto langsam durchlebte. Ich hatte sie bisher erst einmal ohne MakeUp erleben dürfen - schade eigentlich, wenn man bedachte wie schön sie auch ohne all diese Farbe im Gesicht war. Dennoch war es immer wieder beeindruckend, wie die Verwendung eben dieser Farben die junge Frau immer und immer wieder in ein neues Kunstwerk zu verwandeln vermochte, ohne dass das eine gegenüber dem anderen verblasste. Ich fragte mich bereits, wie viele weitere künstlerische Abbilder ich von der jungen Frau wohl zu Gesicht bekommen würde.
      Währenddessen hatte Suzuki allerdings schon ihren nächsten Feind gefunden - ein Kleid. Natürlich wunderte es mich kein bisschen, dass es dabei nicht um das Kleidungsstück ging, dass für sie bestimmt war. Letztendlich beschloss ich, meinen Platz an der Seitenlinie aufzugeben und erhob mich von meinem Stuhl, um den Grund der Aufregung auch etwas genauer zu begutachten. Ich hatte noch immer keine Ahnung wie das Modelbiz genau lief, aber selbst ich befand, dass das Kleid in Suzukis Fingern deutlich zu wenig Stoff verarbeitet hatte. "Ich dachte das heutige Shooting soll eine neue Schmuckkollektion vorstellen?", richtete ich mich mit ernstem Ton an den Stylisten, dessen Augen bisher ehrfürchtig auf der hochgewachsenen Blondine gelegen hatten.
      Jetzt drehte er sich jedoch verwirrt in meine Richtung. Seinem Blick konnte ich deutlich entnehmen, dass er in seinen Erinnerungen nach meinem Gesicht kramte. Als er offenkundig nicht fündig wurde legte er fragend den Kopf zur Seite. "Und Sie sind?"
      "Nanami, Kento. Yamamoto-sans Sekreter", stellte ich mich zügig fort, bevor mein Finger auf das Kleid deutete, welches noch immer in Suzukis Hände ruhte. "Ist solch ein Kleid für solch ein Shooting wirklich notwendig?"
      Kurz glitten seine Augen zu dem Kleidungsstück, dass in meinem Augen immer mehr einem kleinen Stofffetzen glich. "Eben weil der Fokus auf dem Schmuck liegen soll, haben wir ein Kleid gewählt, dass eben diesen Schmuck nicht verbergen oder überstrahlen kann", rechtfertigte sich der Mann schließlich. Nachdem er bis eben noch vor Suzuki den Schwanz eingezogen hatte, schien er nun endlich wieder etwas Mut zurückgewonnen zu haben. Ob er mich nicht ganz ernst nahm? "Lange Ärmel und ein hochgeschnittener Kragen könnten den Blick von den Ketten und Armbändern ablenken."
      "Aber ein tief geschnittenes Dekolletee tut das etwa nicht?" Ob es meine Worte oder der düstere Ton in meiner Stimme waren, die den Mann zusammenzucken ließen, wusste ich nicht genau. Auf jeden Fall schien sein neu gewonnener Mut sofort wieder verpufft zu sein. "Außerdem ist mir nicht bewusst, dass irgendeines der Schmuckstücke ein rückenfreies Kleid verlangen würde. Und alle Armbänder die ich der Kollektion gesehen habe legen sich um das Handgelenk, also sollte auch nichts dagegen sprechen, das Kleid mit Ärmeln bis zu den Ellenbogen zu versehen." Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffnete und schloss sich der Mund des Mannes vor mir immer wieder, als suche er nach den passenden Argumenten. Allerdings wurde er nicht fündig. "Wer hat diese Kleider bestellt?"
      Kurz zögerte der Stylist, ließ seine Augen hilfesuchend durch den Raum wandern, begegnete stattdessen aber nur dem tödlichen Blick Suzukis. Ihm blieb keine Wahl, als sich seinem Schicksal zu fügen. "Der... Fotograf. Murakami-san... Er meinte diese Kleider würden die Schönheit der Schmuckstücke am besten in den Vordergrund heben."
      Sicher meinte er das... Kurz scannten meine Augen das Set nach dem Fotografen ab. Es wunderte mich nicht, ihn dabei zu erwischen, wie er um eines der Models flanierte, dass sich bereits in ein ähnlich freizügiges Kleid gehüllt hatte, wie eben jenes, dass für Yamamoto vorgesehen war. Sein Fokus liegt auf allem... aber sicher nicht auf der Kette an ihrem Hals.
      "Dieses Kleid sorgt ganz sicher nicht dafür, dass die Schmuckstücke in den Vordergrund gehoben werden, ganz im Gegenteil. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Sinn des Kunden ist. Ich gehe davon aus, dass Sie noch ein zweites Kleidungssortiment zur Auswahl haben?"
      Wieder ein Zögern, wieder ein hilfesuchender Blick. Dieses Mal begegnete er sogar dem ein oder anderem Kollegen, welche aus Interesse an uns herangetreten waren, doch keiner von ihnen schien bereit dazu, Veto einzulegen. "Wir haben noch eine Bluse und Rock zur Auswahl."
      Ich verkniff mir die Frage, warum es bei einer Schmuckkollektion einen Rock bedurfte, wenn doch alle Schmuckstücke nur Hand, Hals und Ohren zieren sollten... aber alles wäre wohl besser als dieser Stofffetzen. "Dann sollten Sie sich beeilen und es herbringen. Yamamoto-san hat noch andere Termine, die nicht ewig warten können."

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      Kimatsu Hashisawa

      Es war immer wieder interessant zu beobachten, wie plötzlich und schnell der Quälgeist mit Augenmaske in den Arbeitsmodus schallten konnte. Zwar machte es sein Outfit nicht sonderlich leicht, ihn wirklich ernst zu nehmen, aber die fokussierten Augen, die ich hinter der pinkten Sonnenbrille erkennen konnte, sprachen wahrlich Bände. Als Mitbewohner und anhänglicher Fußfessel mochte er zwar eine reine Last sein, aber als zumindest als Sorcerer konnte ich ihn nicht schmähen. Auch wenn er zumeist etwas großkotzig rüber kam, am Ende konnte man auf ihn und seine Fähigkeiten vertrauen. Und auch dieses Mal hatte er nicht vor zu enttäuschen.
      "Also doch..." Auch meine Konzentration legte sich wieder gänzlich auf meinen Handybildschirm in seinen Händen. "Dann haben wir es eindeutig mit mehr als nur einem Gegner zu tun. Zumindest glaube ich nicht, dass unser Albtraumfluchgeist auch Strom kontrollieren kann." Im Vergleich zu Sorcerern waren Fluchgeister in ihren Fähigkeiten sogar fast noch mehr eingeschränkt. Während Sorcerer sich zusätzliche Fähigkeiten, wie das Beschwören von Shikigamis und erstellen vielschichtiger Barrieren aneignen konnten, waren Flüche meist deutlich eingeschränkter. Flüche beruhten auf bestimmten Gefühlen und Emotionen und waren eben diesen verschrieben. Ein Fluchgeist der aus der Furcht vor Sumpfgewässern entstanden ist würde also niemals plötzlich die Fähigkeit erhalten, durch die Lüfte zu segeln. Entsprechend unwahrscheinlich war es auch, dass ein Albtraumfluchgeist plötzlich von einer Stromleitung zur anderen wanderte. Schließlich war es selbst in den Kreisen der Sorcerer sehr selten, dass eine Person mehr als eine Fluchtechnik besaß, wie es bei meinem talentierten Sitznachbarn der Fall war. "Aber soll das bedeuten, dass sich mehrere Fluchgeister zusammengeschlossen haben?"
      Mal abgesehen davon, dass ein Großteil dieser Monster eigentlich an einen bestimmten Ort gebunden war und daher nur recht selten seinen "Artgenossen" begegnete, standen die meisten von ihnen in Konkurrenz zueinander, wie Leoparden die die gleiche Gazelle jagten. In seltenen Fällen kam es aber dazu, dass Fluchgeister so stark und intelligent wurden, dass sie sich miteinander verständigten und gemeinsame Pläne schmiedeten... Zuletzt war etwas ähnliches vor fünfzig Jahren passiert. Mein Blick huschte kurz zum atmenden Pandaplüschtier neben mir. Damals war es durch die vereinten Bemühungen mehrere Fluchgeister sogar möglich gewesen, den stärksten Sorcerer seiner Zeit zu versiegeln.. Es kam mir wie eine Ironie des Schicksals vor, dass er gerade in diese Zeitlinie gespült worden war, in der er sich nun dem nächsten Fluchgeister-Team stellen musste. Hoffentlich würde das Ganze dieses Mal ein anderes Ende nehmen.

      Ich hatte damit gerechnet, dass sich Gojo stolz wie ein Gockel vor Keigo aufbauen würde, immerhin hatte er bisher so ziemlich jedem ungefragt seine Identität des "großen Gojo Satorus" ungefragt ins Gesicht gedrückt. Entsprechend erstaunt war ich also, als er dieses Mal nicht direkt mit seiner herausragenden Persona haussieren ging, sondern den Geheimnisvollen spielte. Vielleicht war ihm sein Outfit am Ende aber doch peinlich genug, dass er es nicht mit seinem ehrwürdigen Namen in Verbindung bringen wollte... Was auch immer am Ende der Grund sein mochte, ich war froh über seine Entscheidung. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie Keigo wohl regieren würde, sollte er plötzlich realisieren, dass er vor seinem langgehegten Idol stand. Ich wollte nicht, dass der hochgewachsene Mann direkt vor dem Flughafen inmitten dutzender neugieriger Augenpaare in einen überdimensionierten Fanboy mutierte.
      Doch auch wenn Gojo seinen Namen vorerst unter Verschluss hielt, nahm seine Arroganz bisher noch unbekannte Ausmaße an. Während ich mit dem Gedanken spielte, ihm dafür die Süßigkeiten aus dem Koffer zu klauen, die er sich für die Reise sicher eingepackt hatte, bewies Keigo seinen unerschütterlich guten Charakter. "Oh, tut mir leid. Ich wollte nur höflich sein." Selbst als er nun etwas beschämt die Hand sinken ließ, verließ sein Lächeln für keine Sekunde seine Lippen, gleichzeitig konnte ich genau erkennen, wie sich die kleinen Zahnräder in seinem Kopf wie wild zu drehen begannen. "Aber eine Fähigkeit, die es unmöglich macht jemanden zu berühren... Das klingt wie..." Das kurze Blitzen in seinen Augen ließ Sorge in mir aufsteigen, dann platze es auch schon aus Keigo heraus. "Sag mir nicht, du bist ein Nachfahre des alten Gojo-clans?! ich dachte ihr wärt praktisch ausgestorben, nachdem Gojo Satoru vor fünfzig Jahren versiegelt wurde. Ich wusste nicht, dass nach all den Jahren doch wieder ein Sorcerer in euren Reihen geboren wurde!"
      Bei dem Gesicht das Keigo da gerade bot könnte man ihn glatt mit einem Zehnjährigen verwechseln, der zum Geburtstag eine neue Spielkonsole geschenkt bekommen hatte. Nur der wuschelige Bart um Kinn und Mund trübte dieses Bild ein wenig.
      "Du musst mir dringend mehr über deine Fähigkeiten berichten! Ich habe so viel in den alten Historien darüber gelesen, aber auf jemanden zu treffen, der Limitless tatsächlich anwenden kann... Das muss mein Glückstag sein!"
      Und da hatte ich gehofft, dass ich Fanboy-Keigo hatte umgehen können, aber da stand er vor mir und strahlte heller als zwanzig Sonnen mit seinem Grinsen, dass von einem Ohr zum anderen reichte. Nun, zumindest schien er sich ehrlich und aufrichtig zu freuen und auch wenn ich den lauten Tumult gerne vermieden hätte, war froh darüber ihn so glücklich zu sehen. Ich konnte mich noch genau an seine niedergeschlagene Miene erinnern, als er vor ein paar Jahren unter der schieren Masse an Fluchgeistern in Tokyo fast zusammengebrochen wäre. Der kompletten Abwesenheit seiner damaligen Sorgenfalten und tiefen Augenringe konnte ich zufrieden entnehmen, dass Hokkaido ihn offenkundig wieder aufgebaut hatte.
      Passend zu seinem quirligen Charakter war es auch nicht weiter verwunderlich, dass mein alter Kollege unironisch das quietschbunte Outfit meines Nebenmannes bewunderte. Weitaus merkwürdiger fand ich, dass eben dieser mit dem Umstand zu prahlen schien, dass ich ihm den Fummel geschenkt hatte.
      "Oh, Kimatsu hat schon immer einen außerordentlich guten Modegeschmack bewiesen", erwiderte Keigo zu meinem Misswillen sofort. "Ich kann mich noch sehr gut an das bunte Sortiment an Pyjamas erinnern, dass du in unserer Schulzeit getragen hast. Mein persönlicher Favorit ist immer noch der pinke Schlafanzug mit Puffärmeln und Teddybärenaufdruck. Ich habe noch nie etwas so unfassbar niedliches in meinem Leben gesehen."
      "Musst du denn immer so geschwätzig sein, Keigo...?" Zwar hatte Gojo mich schon in mehreren Kreationen meiner bunten Nachtgaderobe gesehen, aber die Modelle ich damals getragen hatten, waren tatsächlich auf einem anderen Level gewesen. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich mich für meinen damaligen Modegeschmack sonderlich schämte, aber der Flughafenparkplatz erschien mir dennoch ein reichlich unpassender Ort für solche Geschichten. "Außerdem haben wir wirklich wichtigeres zu bereden."
      Kurz verzog Keigo die Lippen zum Ansatz eines Schmollens, bevor er sich endlich an die Dringlichkeit unseres Besuches zu erinnern schien. "Ist ja gut." Wie schon zuvor, bedeutete er uns nun in seinen Jeep zu steigen. "Lasst uns losfahre, dann können wir in Ruhe alles bereden."
      Ich nickte zufrieden und platzierte mich direkt auf den Beifahrersitz. "Gut, wir haben schon mehr als genug Zeit verplempert."

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      Hana Yamamoto

      Ich legte meinen Kopf zur Seite und musterte verwundert Yurino, wie sie sich mit dem Stylisten anlegte und Partout nicht mit dem Kleid einverstanden sein wollte, dass man für mich ausgewählt hatte. "Ist deins nicht genauso freizügig?", wollte ich von ihr wissen und sah von dem Stück Stoff in ihrer Hand zu ihr hinauf. "Wahrscheinlich. Aber das ist was anderes", erklärte sie sich, ohne sich wirklich zu erklären. Ich zuckte bloß mit den Schultern und beließ es dabei, nicht weiter nachzuhaken. Mir war es persönlich egal, ob ich mehr oder weniger Haut für ein Fotoshooting zeigen musste. Es waren nur Fotos und das hier war mein Job. Warum also sollte ich nicht ein freizügiges Kleid anziehen, wenn es gut zu dem Schmuck und dem Setting passte? Allerdings hatte Yurino sich dazu entschieden, dieses Kleid nicht zu mögen und ich wusste jetzt schon, dass das Grund genug war, es nicht anzuziehen. Sie war zwar nicht verantwortlich für die Garderobe, doch wenn ihr irgendwas am Set nicht passte, wurde es zu ihren Wünschen geändert. Mit ihr zu diskutieren wäre aussichtsloser als ein Kampf gegen Gojo zu gewinnen. Jeder der Yurino für seine Produkte buchte, wusste darüber bestens bescheid, weshalb sich die meisten schon gar nicht mehr die Mühe machten, mit ihr zu Diskutieren. Doch dieser Stylist schien noch relativ neu zu sein, da er im ersten Moment nicht nachgeben wollte. Zu meiner Überraschung musste sich der junge Mann nicht nur mit der dominanten Blondhaarigen auseinandersetzen, sondern auch noch mit Nanami, welcher der hitzigen Diskussion beitrat. Etwas verwundert sah ich zu ihm hinauf, als er Yurinos Standpunkt unterstützte und nach anderer Kleidung fragte. Es war sein erster Tag als mein Assistent und doch schein er sich bereits den Respekt aller Anwesenden erarbeitet zu haben, so sehr wie der neue Stylist plötzlich nachgab. Würde mir der junge Mann nicht so leid tun, könnte ich darüber glatt lachen.
      Wir entschieden uns also schlussendlich für eine perlweise Bluse aus Satin und einen schwarzen enganliegenden Rock, der einen Schlitz an der Seite hatte. Um dem Outfit noch einen aufregenden Touch zu verpassen, bekam ich rote Handschuhe aus Spitze. Sie verliehen dem Outfit etwas älteres, fast vintage-artiges und mir gefiel es. Der Stylist legte mir den teuren Schmuck an und zupfte meine Bluse noch ein wenig nach unten, damit mein Ausschnitt tiefer wurde und die riesige Perlenkette gut auf der Haut lag und nicht von der Bluse verdeckt wurde. Als er dann mit dem Ergebnis zufrieden war, konnten wir endlich mit dem Shooting beginnen. Das Set war in mehrere Fotolocations aufgeteilt und jedes Model bekam ihren eigenen Style zugeteilt. Während mich mein Outfit an italienische Vintage Mode erinnerte, sah Yurino so aus, als sei sie der Kopf einer Mafia Gruppierung. Es war sicher kein Zufall, dass man ihr ausgerechnet dieses Image zuteilte.
      Dadurch, dass wir so viele einzelne Shootings hatten, gab es immer wieder lange Pausen, bis ich erneut abgelichtet wurde. Doch anstatt mich zu entspannen und den anderen dabei zuzusehen, nahm ich mein Tablet hervor und beantwortete Emails oder arbeitete an neuen Produkten für den nächsten Launch unserer Make-up Reihe. Wir würden zwar erst in kürze neue Produkte auf den Markt bringen, allerdings mussten wir uns jetzt schon an neue Ideen für das nächste Comeback setzen, wenn wir in sechs Monaten noch mal neue Produkte rausbringen wollten.
      "Amoooreeee~" Ich sah von meinem Tablet auf, als ich Yurinos Stimme vernahm. "Wir beide haben einen Partnershoot, komm mit." Ich nickte und speicherte meine Ideen und Entwürfe ab, ehe ich das Tablet Nanami reichte, damit er es für mich verstauen könnte. Yurino zog mich währenddessen schon zum nächsten Setting. Die Bühnenbauer hatten eine dunkle Straße mit einem Bürgersteig und mehreren Laternen nachgebaut. Der Boden war etwas feucht und es lagen hier und da ein paar alte Zeitungen auf dem Boden und leere Glasflaschen. "Wie wäre es, wenn du dich an eine der Laternen anlehnst und ich dich dagegen drücke?", schlug sie vor. "Klingt gut", meinte ich und setzte es gleich in die Tat um. Yurino kam mir näher und legte dabei ihre Hand unter mein Kinn, während sie die andere zwischen meinen Rücken und der Laterne platzierte. "Wie wäre es mit einem Kuss?", fragte sie mich grinsend. Ich lächelte. "Das würdest du nicht tun", antwortete ich ihr. "Achja? Warum nicht?", wollte sie von mir wissen. "Weil ich dir vertraue, dass du nichts tust, mit dem ich nicht einverstanden wäre." Yurino sah mich für einen kurzen Moment überrascht an, schmunzelte dann aber. "Du bist einfach zu lieb. Es war richtig, wieder zurückzukommen."

      Nach dem Shooting, zog ich mich wieder um und da wir schneller als geplant fertig waren, hatte sich meine Pause um eine Stunde verlängert und die wollte ich eigentlich nutzen, um mit Yurino und Nanami, zu Mittag zu essen. Allerdings hatte sie leider schon etwas vor, weswegen wir uns vor dem Gebäude voneinander verabschiedeten. "Gut, sollen wir dann etwas es-" Ich wurde unterbrochen, als Nanami und ich eine Nachricht auf unsere Handys bekamen. Ich nahm mein Smartphone hervor und öffnete die Benachrichtigung, dass mein Terminkalender einen neuen Eintrag hatte. Statt der wohlverdienten Pause, stand bis zum nächsten Meeting für den Launch der neuen Beautyprodukte 'Fremdsprachen' drin. Nur wenige Sekunden später erhielt ich eine weitere Nachricht, diesmal von meiner Tante: 'Du bist bald wieder in Paris, also frisch dein Französisch ein wenig auf. Ich möchte nicht, dass du dich oder die Firma blamierst.' Ich seufzte und ließ mein Handy wieder zurück in die Jackentasche gleiten. "Okay, also doch noch kein Mittagessen. Ich habe meine Französisch Bücher in der Firma liegen. Den oberen Chefetagen wird das essen direkt in den Büros serviert. Sobald wir dort sind, können wir was bestellen", erklärte ich Nanami, als auch schon William in der schwarzen Limousine vorfuhr. Wir stiegen ein und wurden zu dem Firmengebäude meiner Tante gebracht. Nanami und ich stiegen in den Fahrstuhl und wurden in die vorletzte Etage gebracht -mein Stockwerk. Wir betraten das mit Licht durchflutete Büro und ich stellte meine Tasche ab. "Hier neben der Tür ist ein Tablet eingebaut. Du kannst auf die Firmen App gehen und dir unter der Kategorie 'Order' etwas zu Essen bestellen. Ich werde mein Mittagessen auf später verschieben, da ich mich mit vollem Magen nicht so gut konzentrieren kann. Wenn du nichts weiter zu tun hast, solltest du die Zeit nutzen, um ein wenig zu entspannen", erklärte ich Nanami, während ich mir meine Lernbücher aus einem der Regale schnappte und es mir hinter meinem Bürotisch bequem machte. Ich kramte aus einer der Schubladen eine Brille heraus und setzte mir diese auf, während ich mein Blondes Haar zusammenband und mich aufs Lernen konzentrierte. Unglaublich, ich hatte zwei Wochen Urlaub und war erst seit wenigen Stunden wieder zurück in meinem Job und ich fühlte mich bereits ausgebrannt und erschöpft. Und es würde auch so schnell nicht besser werden, da ich ab heute Abend mein Training mit Sensei Ishikawa beginnen würde. Was habe ich mir da nur wieder eingebrockt?


      Satoru Gojo

      Niemals hätte ich damit gerechnet, dass der Braunhaarige sich als Fan des Gojo Clans herausstellte. 'Immerhin scheint er einen guten Geschmack zu haben, wenn es um Sorcerer geht'. Er war mir aus irgendeinem Grund unsympathisch und ich würde daraus auch sicher kein Geheimnis machen, allerdings hatte er sich mit der vorherigen Aussage über den Gojo Clan ein paar Pluspunkte verdienen können. "Heh? Du hast nicht zufällig noch ein paar Bilder von der damaligen Zeit?", fragte ich ihn, ohne weiter auf seine Frage einzugehen, ob ich mit dem Gojo Clan verwandt war. Normalerweise machte ich keinen Hehl aus meiner Persönlichkeit und versteckte mich auch nicht, aber dieser Quälgeist hatte sich noch nicht als würdig genug herausgestellt, um mit dem Gojo Satoru zu interagieren. Ich würde meine Entscheidung vielleicht noch mal überdenken, wenn er mir ein paar lustige Bilder von Kimatsu beschaffen könnte. Doch dann fiel mir etwas anderes ein. "Warum hast du sie überhaupt in Pyjamas gesehen?", wollte ich schließlich von ihm wissen, während wir uns auf den Weg zu seinem Auto machten. Hatte er etwa hin und wieder bei ihr übernachtet? Oder war er vielleicht ein Perverser, der heimlich in die Räumlichkeiten seiner weiblichen Mitschülerinnen einbrach, während diese schliefen? Ugh! Dieser Kerl war noch abartiger als gedacht! Ich konnte mir nicht erklären, warum es mich so sehr störte, dass Kimatsu einen männlichen Freund hatte, mit dem sie in Erinnerungen schwelgen konnte. Erinnerungen, die lange vor meiner Erscheinung gemacht wurden. Es war fast so, als störte ich mich daran, dass ich erst jetzt ein Teil ihres Lebens wurde. Warum ich mich daran störte, wusste ich noch nicht. Immerhin hätten wir uns gar nicht erst treffen sollen, da wir nicht aus der selben Zeit stammten. Was war in letzter Zeit nur los mit mir? Bekam mir vielleicht die neue Luft nicht? Vielleicht müsste ich mich mal wieder mit Shoko unterhalten, damit sie mir sagen konnte, was mir fehlte.
      Wir kamen beim Auto an und Kimatsu setzte sich wie selbstverständlich auf den Beifahrersitz. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus, weshalb ich die junge Frau kurzerhand am Handgelenk packte und wieder aus dem Wagen zog, bevor sie sich hatte anschnallen können. "Die Sonne scheint zu stark und ich brauche einen Sonnenschutz, damit meine zarte Haut nicht austrocknet", erklärte ich ihr kurzerhand und platzierte sie auf einem der hinteren Sitze, ehe ich die Türen schloss und einmal ums Auto herum ging, um mich neben sie auf einem der hinteren Sitze zu platzieren. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah mit einem grimmigen Ausdruck auf die Kopflehne vor mir. "Wir können fahren." Das Auto setzte sich in Bewegung und wir ließen den Flughafen und das gesamte Gelände hinter uns. Hokkaido war bekannt für seine schöne Natur und die Berge. Es war der perfekte Urlaubsort für Touristen, die entspannen wollten. Dieser Ort unterschied sich grundsätzlich zu dem Großstadtdschungel in Tokio und das wirkte sich auch auf die Fluchgeister aus. Bis hier hin hatte ich noch keine stärkere Präsenz fühlen können, während in Tokio an jedem Krankenhaus oder jeder Schule stärkere Geister auf einen warteten. Natürlich nicht stark genug, um mir etwas anzuhaben, aber zumindest um ein paar Zweit- oder Drittklässler in Schach zu halten. Das erinnerte mich unweigerlich an den Fall, wo man Yuji, Megumi und Nobara in eine Vollzuganstalt für Jugendliche gebracht hatte, um ein paar Häftlinge vor Fluchgeistern zu retten. Der Fluchgeist damals war so stark gewesen, dass es sie fast das Leben gekostet hätte. Doch wenn ich mir die Straßen Hokkaidos so ansah, glaubte ich fast nicht daran, auf einen Fluchgeist diesen Ranges zu treffen. Nicht einmal an den Orten mit besonders hohen negativ belstanden Gefühlen, wie Gefängnisse, Schulen oder Krankenhäuser. Sorcerer die in solchen Umgebungen arbeiteten, würden sicher nie das große Geld machen, doch auf der anderen Seite würden sie weniger dem Wahnsinn verfallen, wie es bei manch anderem der Fall war. Hätte es Suguru retten können, wenn er der Großstadt den Rücken kehrte und sich für das Landleben entschied? Vermutlich nicht... Immerhin waren es genau die konservativen Menschen vom Land, die ihm am Rande des Wahnsinns den letzten Stoß verpasst hatten. Nicht zu vergessen, war da auch noch Haibaras Tod, der für uns alle überraschend kam und eine große Leere in den meisten unserer Herzen hinterließ. Er kam um, als er mit einer lokalen Gottheit kämpfte und unterlegen war. Auch sein Tod geschah auf dem Land und nicht in der Großstadt, ich sollte also keine voreiligen Schlüsse ziehen.
      "Warum denke ich ausgerechnet jetzt daran?", murmelte ich eher zu mir selbst und schüttelte dann leicht den Kopf aufgrund meiner eigenen Gedanken. "Hey, du da. Wie lange fahren wir noch?", fragte ich den Braunhaarigen und tippte ungeduldig mit meinem Zeigefinger auf und ab. Ich wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen, damit ich mich gemeinsam mit Kimatsu noch ein wenig amüsieren könnte. Wenn wir schon einmal hier waren, sollten wir auch die Gunst der Stunde nutzen und ein paar lokale Süßigkeiten probieren. Warum musste meine Weißhaarige Begleiterin auch immer nur so genau sein und die Mission über Vergnügen stellen? Wäre ich mit Hana hier, hätten wir uns schon längst durch sämtliche Süßigkeit Stände der Ortschaft gegessen. Die letzten Tage die ich mit ihr verbracht hatte, waren wahrlich ein Gaumenschmaus gewesen. Keine Ahnung, wann ich das letzte mal so viel Süßkram konsumiert hatte, aber es war auf jeden Fall gut gewesen. Auf der anderen Seite hatte ich es aber auch irgendwie vermisst, Kimatsu zu ärgern. Wobei es nicht nur das ärgern an sich war... viel mehr hatte ich sie vermisst...?

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      Kento Nanami

      Zu meiner Erleichterung schien die ganze Situation keine weiteren Diskussionen mehr zu bedürfen, auch wenn ich feststellte, dass ich mich in Zukunft wohl daran gewöhnen müsste, dass Yamamoto sich in mehr und mehr freizügige Kleidung hüllen werde müssen. Selbst dieser elende Rock schien mir nur sehr dürftig ihre langen Beine zu verkleiden und auch der Umstand, dass der Stylist ihren Ausschnitt zurecht zupfte, wollte mir nicht wirklich gefallen. Auch wenn ihr dieses Outfit zugegeben besser stand, als ich erwartet hätte. Aber wahrscheinlich sähe die junge Frau auch in einem Kartoffelsack noch ansprechend aus. Dabei interessierte es mich sonst eigentlich herzlich wenig, wie sich die Menschen um mich herum kleideten und wie gut oder schlecht sie darin aussahen. Noch weniger störte ich mich daran, wie viel Haut sie zeigten... Sollten meine Bedenken bei Yamamoto alleine damit zutun haben, dass ich sie als meine Schutzbefohlene sah? Der Umstand, dass ich sie vor eventuellen Angriffen bewahren sollte, änderte aber noch lange nichts daran, dass sie eine erwachsene Frau war, die jedes Recht dazu hatte, sich so zu kleiden, wie es ihr beliebte. Und doch wollte es mir absolut nicht gefallen, dass andere an ihrem Outfit herumzupften... und auch diesem elenden Murakami wollte ich beinahe die Augen ausstechen, als er die junge Frau hinter seiner Kameralinse für meine Vorstellung etwas zu intensiv begutachtete. Solange er seine Finger aber von ihr fernhielt, sah ich keinen Grund zu intervenieren, mal davon abgesehen, dass Suzuki dem Kerl wahrscheinlich die Hand abbeißen würde, bevor er sich Yamamoto auch nur auf zwei Schritte nähern konnte.
      Wenn ich die junge Frau einmal nicht beobachtete, nutzte ich meine Zeit, um die einzelnen Termine ihres Kalenders genauer zu studieren. Dieses Mal lag mein Fokus aber nicht mehr nur auf dem Termin an sich, sondern vor allem auch an den involvierten Personen. Welche Gerüchte kursierten vielleicht um den ein oder anderen Fotografen von zukünftigen Fotoshoots. Bei der Gelegenheit durchforstete ich direkt auch einmal die Akte vom guten Murakami. Wie erwartet ließen sich schnell einige Skandale ausgraben. Models mit denen er in zwielichtigen Hotelzimmern verschwunden sein soll, ein Blog bei dem scheinbar ein weiteres Model ihre unangenehmen Erfahrungen über ihn preisgab. Einmal schien ihn sogar eine der jungen Frauen verklagt zu haben. Leider hatte man den Prozess aufgrund mangelnder Beweise eingestellt und zu allem Überfluss war das Mädchen danach aus der Modelbranche verschwunden... Offenkundig schien sich auch nach fünfzig Jahren noch nicht allzu viel in diesem Land getan zu haben, zumindest nicht wenn es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau war. Kein Wunder also, dass sich Hashisawa selbst heute noch ab und zu murrend über den alten Sorcerer-Rat und ihre eingestaubten Ansichten aufregte. Leider hatten diese elenden Relikte nach Gojos Verschwinden neue Macht gewonnen und die Folgegeneration in ihrem Abbild formen können. So mochte nun zwar jeder einzelne Ratsitz durch jemand neuen besetzt sein, aber ihre Vorgehensweise war noch ganz die alte. Zumindest schien Ieiri aber dafür gesorgt zu haben, dass diese elenden Opportunisten nicht mehr so einfach die junge Generation für ihre Zwecke verheizen konnten, auch wenn die Todeszahlen unter den Schülern für meinen Geschmack immer noch deutlich zu hoch lag.
      Ich verbannte diese düsteren Gedanken aus meinem Schädel, als Yamamoto zum wiederholten Male ihr Tablet bei mir ablud, nachdem sie ihre Pause zwischen einem Shoot immer wieder für weitere Arbeit nutzte. Der quirlige Freigeist, den ich die letzten Wochen erlebt hatte, welcher sich von einem Spaß in den nächsten stürzte, schien vollkommen verschwunden zu sein. Wer hätte gedacht, dass sich die verspielte Yamamoto so schnell vor meinen Augen in einen Workaholic verwandeln würde. Sie und Hashisawa waren sich offenkundig ähnlicher als erwartet. Doch auch, wenn ich diesen Anblick irgendwie spannend fand, wollte es mir nicht zusagen, dass sich die junge Frau direkt an ihrem ersten Tag direkt wieder vollkommen in den Arbeitsstress stürzte.
      Umso erleichterter war ich, als das Shooting früher als geplant sein Ende fand und der jungen Frau damit theoretisch eine vernünftige Mittagspause zustehen dürfte. Suzuki musste sich an diesem Punkt auch von uns verabschieden. Der milden Enttäuschung in Yamamotos Augen konnte ich entnehmen, dass sie gerne noch mehr Zeit mit ihrer Freundin verbracht hätte. Verständlich, nachdem sich die beiden heute seit langem das erste Mal gesehen hatten. Aber ich war mir sicher, dass Suzuki früher oder später wieder wie ein treuer Hund an der Türschwelle der jungen Blondine warten würde. Mit etwas Glück würde sie bei der Gelegenheit noch einmal Frau Watanabe ausgiebig ans Bein pissen. Aus irgendeinem Grund stellte ich mir dieses Bild sehr amüsant vor.
      Ich glaubte Yamamoto wollte mich gerade dazu einladen, etwas essen zu gehen, als unser beider Telefon sich meldete. Genau wie die junge Frau zückte ich kleine Mobilgerät hervor und zog umgehend die Stirn kraus, als ich die Aktualisierung des Terminkalenders erkannte. Ob das Frau Watanabes sechster Sinn war? Kaum hatte sich für ihre Nichte ein Moment zum Entspannen angedeutet, schien die herrische Geschäftsführung diese Pause beiseite wischen zu wollen. Dabei hatte sie noch vor einer Woche so besorgt über den Zustand ihrer Nichte gewirkt und verlangt, dass sie sich ordentlich ausruhen sollte. Ob der CEO bewusst war, dass dieses hohe Arbeitspensum des blonden Wirbelwindes neben all dem Stress, dem sie von ihrer viel zu strengen Tante ausgesetzt wurde, sicher einen großen Anteil ihrer übermäßigen Erschöpfung bildete? Ich konnte praktisch dabei zusehen, dass ein Teil des heiteren Strahlens aus Yamamotos grasgrünen Augen zu erlöschen begann, nachdem sie scheinbar eine weitere Nachricht erhalten hatte. Mich würde es nicht wundern, sollte eben diese von Frau Watanabe persönlich stammen, die ihrer Nichte klarmachte, dass im Moment keine Zeit war, um sich zurückzulehnen. Vielleicht sollte ich mal das ein oder andere Wort mit dieser Frau wechseln... Auch wenn sie sich gegenüber ihrer Nichte nicht selten wie ein Eisblock mit spitzen Zapfen verhielt, schien sie sich offenkundig große Sorgen um die junge Sorcerin zu machen. Leider hatte sie aber noch nicht begriffen, dass sie dem Mädchen mehr Leid zufügte, als die meisten Fluchgeister, die ihr wahrscheinlich in ihrer Karriere begegnet waren. Leider war es aber etwas entmutigend, dass Hashisawa bisher auch noch nicht zu dieser Frau hatte durchdringen können, obwohl sie in ihren Augen scheinbar einen hohen Status einzunehmen schien. Aber die Sicht eines bisherigen Außenseiters könnte sie vielleicht dennoch zum Nachdenken anregen. Einen Versuch war es durchaus wert, doch im Moment war es vor allem wichtig, Yamamoto zur Seite zu stehen.
      "Ich überlebe auch ohne Mittagessen", meinte ich ruhig zu ihr, als sie mir erklärte, dass wir zu ihrem Büro fahren würden. Besagtes Büro mochte nicht ganz so luxuriös und pompös erscheinen, wie die Chefetage über uns, dennoch befürchtete ich, dass ich mir die Einrichtung nicht einmal mit einem Jahresgehalt als Sorcerer würde leisten können. Kaum hatten wir den ausladenden Raum betreten, erklärte mir die junge Frau, wie ich mir etwas zu essen bestellen würde können, während sie für sich beschloss sich ihren Französischbüchern zu widmen. "Ich habe sicher nicht vor, dir etwas vorzuessen", stellte ich sofort klar und ignorierte das Tablet an der Tür. "Außerdem werde ich dich als dein Sekreter natürlich auf die Reise nach Paris begleiten. Also wäre es vernünftig, wenn auch ich mir ein paar wichtige Formulierungen ins Gedächtnis einspeichere. Vielleicht kannst du mir ja das wichtigste beibringen, dabei kannst du dein eigenes Wissen sicher auch am besten auffrischen", schlug ich ihr vor und legte mein eigenes Tablet auf dem offenkundig für mich bestimmten Schreibtisch ab. "Wollen wir uns dafür vielleicht auf das Sofa setzten?" Bevor sie überhaupt hatte antworten können, schnappte ich mir die Bücher, die sie zusammengesammelt hatte und trug sie zum Couchtisch hinüber. "Hier ist es sicher gemütlich als an deinem Schreibtisch." Die weichen Polster, auf die ich mich in der nächsten Sekunde sinken ließ, schienen eben diese Worte sofort bestätigen zu wollen. Auffordernd klopfte ich auf den freien Platz an meiner Seite. "Am besten du bringst mir zuerst die wichtigsten höflichen Begrüßungen und Floskeln zur Vorstellung bei. Im besten Fall wird das nicht einmal eine Stunde kosten, dann haben wir noch mehr als genug Zeit gemeinsam etwas zu essen."


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      Kimatsu Hashisawa

      Es stand fest: ich würde dem dreisten Maskenfetischisten Süßigkeitenentzug aufdonnern müssen. Nicht nur, dass er sich Keigo gegenüber immer noch unfassbar hochnäsig verhielt, er erlaubte es sich sogar, nach alten Bildern meiner Schulzeit zu fragen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, fing mein alter Freund und Kollege auch noch ernsthaft zu grübeln an. "Das ein oder andere Bild habe ich sicher noch", überlegte er. "Wir haben mehrere Bilder mit der ganzen Klasse gemacht, also wenn du magst, kann ich dir das ein oder andere sicher zeigen."
      "Nur über meine Leiche", knurrte ich düster, was Keigo direkt zusammenzucken ließ. Ein witziger Anblick, wenn man bedachte, dass der Kerl die Statur eines Bären hatte.
      "Warum denn? Was ist denn dabei?", wehrte er sich kleinlaut. "Du sahst wirklich gut in diesen Pyjamas aus."
      Bevor ich ein weiteres Veto einwerfen konnte, warf Gojo eine weitere Frage in den Raum, welche Keigo kurz verwundert aufblicken ließ. "Naja, wir haben alle gemeinsam in der Schule gelebt und unsere Zimmer waren alle auf dem gleichen Flur. Und da wir viele Abende damit verbracht haben, zu Pokern, haben wir uns praktisch ständig im Pyjama gesehen." Die Nostalgie in seiner Stimme sprach Bände und ich konnte es verstehen. Mich durchzog auch ein angenehm warmes Gefühl, wenn ich dies Zeiten zurückdachte. Ja wir hatten sicher auch ziemlich viel Mit durchlebt, wie jeder andere heranwachsende Sorcerer auch, aber ich hätte nicht glücklicher mit meinen Klassenkameraden sein können. "Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass Kimastu so ziemlich jedes Spiel gewonnen hat. Diese Frau verzieht echt keine Miene, egal was sie auf der Hand hat." Ein heiteres und tiefes Lachen drang aus seiner Kehle. "Einmal hat sie unseren Klassenkameraden Mako all sein Geld für den Monat abgezogen."
      "Hey! Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass er mir das nicht geben muss... aber er hat irgendetwas von der Ehre des Verlierers geschwafelt." Wenn ich so darüber nachdachte, waren sowohl Keigo als auch Mako schon damals seltsame Gesellen gewesen... Auch wenn Mako heute ein komplett anderes Bild zeichnete.
      "Ich konnte ihn gut verstehen. Außerdem hat er seine Schulden ja am Ende abgezahlt, indem er all deine Aufgaben ihm Wohnheim übernommen hat. Wenn auch eher schlecht als recht."
      Ich schmunzelte milde, als ich mich daran erinnerte, wie Mako beinahe den Staubsauger ermordet hatte, nur weil er nicht ganz seinen Ansprüchen genügt hatte. "Hätte ich gewusst, dass seine Kochkünste uns fast vergiften würden, hätte ich eine andere Aufgabe für ihn gefunden."
      Wieder rollte Keigos heiteres Lachen über uns, während ich mich bereits daran machte mich auf dem Beifahrersitzt anzuschnallen. Doch noch bevor ich die Gurtschnalle hätte schließen können wurde ich unerwartet am Handgelenk gepackt. "Was zum-" Ich war zu perplex, um mich gegen den kräftigen Griff des Weißhaarigen zu wehren, bevor ich mich auch schon unverhofft auf der Rückbank wiederfand. Die Begründung, die mir die wandelnde Legende eines Sorcerers für sein Verhalten lieferte, war allerdings auch kein Stück besser. "Egoistischer Mistkerl", murmelte ich schließlich nur leise, wusste ich mittlerweile nur allzu gut, das Diskussionen mit diesem Kerl aussichtslos waren. Außerdem meinte er seine Worte eventuell wirklich ernst. Schließlich mussten seine Augen aufgrund seiner Fähigkeit empfindlicher sein, als ich es mir ausmalen konnte, also würde ich einmal gütig sein, und den Sonnenschirm für Mister Eingebildet spielen. Keigo musterte uns währenddessen mit überraschten Ausdruck in den Augen, doch er verkniff sich jeglichen Kommentar und folgte schließlich stumm der Aufforderung meines Sitznachbarn und startete den Wagen.
      Ich nutzte die Fahrt als Gelegenheit, um Keigo über den aktuellen Stand zu informieren. Zwar hatte ich ihm schon ein paar Infos über Telefon zukommen lassen, aber einige Details, wie mein kürzlicher Zusammenstoß mit dem Elektro-Fluchgeist und auch in welcher Weise Hana in die Sache verwickelt, hatte ich bisher noch ausgelassen. Es wäre deutlich angenehmer gewesen, ihm all diese Informationen zu berichten, während ich neben ihm auf dem Beifahrersitzt gesessen hatte, aber der Naturgewalt Gojo Satoru konnte man einfach nichts entgegensetzten.
      "Ich verstehe, deswegen hast du es also auch so eilig." Der heitere Singsang aus Keigos Stimme hatte sich in ein tiefes Murmeln gewandelt. "Du befürchtest, dass dein geliebter Schützling in Schwierigkeiten geraten könnte, wenn du nicht schnell genug handelst."
      Ich nickte stumm, im Wissen, dass der Braunhaarige mich im Rückspiegel erkennen konnte. "Richtig."
      Ein Seufzen drang vom Fahrersitz. "In diesem Fall kann ich es dir wohl auch noch einmal verzeihen, dass ihr den Flieger, statt dem Shinkansen genommen habt."
      Ich verdrehte kopfschüttelnd die Augen. Und da hatte ich mich schon gewundert, wo seine übliche Beschwerde geblieben ist... "Wie gütig."
      Erst bei Gojos gemurmelten Worten neben mir, realisierte ich, wie seltsam ruhig der Großkotzt bis eben gewesen war. Da sein Gesicht von mir abgewendet war, konnte ich leider nicht genau einschätzen, wie es um seine Stimmung stand. Aber seine Stimme hatte irgendwie seltsam... betrübt geklungen. Der herrische Ton, den er eine Sekunde später vernehmen ließ, machte allerdings jeden Anflug von Sorge den ich hätte verspüren können null und nichtig.
      "Nur noch ein paar Minuten." Keigo ließ sich natürlich nicht beirren und legte wieder seinen gewohnt heiteren Ton auf. "Sobald wir den Strand sehen können, sind wir auch schon so gut wie da."
      Als hätte er es heraufbeschworen, glitzerten uns wenige Sekunden später auch schon unendlichen Weiten des Ozeans entgegen. Sofort hefteten sich meine Augen an die gemäldegleiche Landschaft. "Es ist immer noch so schön, wie immer."
      "Natürlich ist es das", kicherte Keigo. "Und das wir es auch in Zukunft bleiben."

      Keine fünf Minuten später rollten wir auch schon auf ein recht einsam stehendes altes Häuslein zu. Die altertümlichen Fusuma-Schiebetüren zitterten unter der Meeresbriese und der alte Kirschbaum vorm Haus wippte im Rhythmus des Windes. Ehrlich gesagt hatte ich nie verstanden, warum sich Keigo in dieses alte Haus eingesiedelt hatte, wenn sein Gehalt ihm doch problemlos ein größeres und luxuriöseres Eigenheim bieten würde. Gleichzeitig verstand ich, dass dem altmodischen Gebäude zusammen mit dem unbezahlbaren Ausblick auf den Ozean eine besonderen Charm versprühte. Außerdem war mir das noch hundert mal lieber als seine damalige Wohnung in Tokyo direkt neben dem lauten Hauptbahnhof der Hauptstadt...
      Kaum hatte mein alter Klassenkamerad seinen Jeep wenige Meter vor seinem Eigenheim abgestellt, verließen wir auch schon den Wagen. Natürlich war Keigo schneller und hatte sich meine Reisetasche gekrallt bevor ich den Kofferraum überhaupt hätte erreichen können. "Ich bring die rein", versicherte er schmunzelnd. "Du solltest schon mal vorgehen. Drinnen wartet eine Überraschung auf dich."
      "Eine Überraschung?" Verwundert legte ich den Kopf zur Seite. Doch anstatt mir zu antworten schenkte er mir nur ein schelmisches Grinsen. Ich unterdrückte ein Seufzen und gab mich geschlagen. "Na gut." So überließ ich ihm meine Reisetasche und wanderte über den mit weißem Kies ausgelegten Pfad zum Haus. Sanft schob ich die dünne Schiebetür beiseite und ließ meinen Blick über den langen Eingangsflur gleiten, nur um im nächsten Moment wie angewurzelt an Ort und Stelle festzufrieren. "... Bakari-sensei?!"
      Rotbraune Augen blitzten mir belustigt entgegen. "Na kleiner Löwenzahn, lange nicht gesehen." Eine Eleganz verströmend, die ich bei noch keiner anderen Person gesehen hatte, schritt die hochgewachsene Frau auf mich zu. Ihre langen schwarzen Haare waren wie üblich zu kunstvoll zu Zöpfen gebunden. Der Umstand, dass die Spitzen silbern leuchteten, zeigte mir, dass sie mal wieder eine neue Haarfarbe ausprobiert hatte, auch wenn diese schon zum Großteil herausgewachsen war. "Wie ich sehe, werden deine Augen noch immer vom üblichen Ehrgeiz gespeist, mit dem du das erste Mal vor mich getreten bist." Als würde sie stolz ihr Kind loben, platzierte sie ihre Hand auf meinem Haupt und brachte jede einzelne Strähne meiner hellen Haare durcheinander. Währenddessen musste ich den Kopf in den Nacken legen, um der gebürtigen Afrikanerin in die Augen blicken zu können. Sie war definitiv größer als Keigo... vielleicht sogar größer als Gojo? Gleichgroß auf jeden Fall.
      "Seit wann bist du denn wieder in Japan?" Es hatte mich mehrere Sekunden gekostet, aus meinem Erstaunen zu fallen und meine Sprache wiederzufinden. Es mochte gut fünf Jahre her sein, dass ich Bakari-sensei das letzte Mal gesehen hatte. Und es wunderte mich kein bisschen, dass die fünfundvierzigjährige noch immer aussah, als wäre sie in ihren Zwanzigern. Altern schien ein Fremdwort für ihr Gesicht zu sein.
      "Hm?", machte sie überlegend. "Seit einem Monat vielleicht, oder Keigo-kun?"
      "Sind es nicht sogar schon zwei Monate?" Ich hatte gar nicht gemerkt, dass der fanatische Zugfreund sich neben mich gestellt hatte. Das fette Grinsen auf seinem Gesicht machte mir aber deutlich, das er sich diebisch über seine gelungene Überraschung freute. "Bakari-sensei und ich haben bis vor zwei Wochen noch eine gemeinsame Mission Otaro verfolgt. Man hatte sie als Unterstützung geschickt, da es sich um einen starken A-Grade Fluchgeist gehandelt hat, welcher gut und gerne auch als S-Grade hätte eingestuft werden können." Dem milden Murren in seiner Stimme konnte ich entnehmen, dass es sich um einen unangenehmen Gegner gehandelt haben musste... Umso überraschter war ich, dass er mir nichts davon berichtet hatte. "Eigentlich wollten wir dich beide nächstes Wochenende in Tokyo überraschen, aber da du nun hier bist..." Keigos grinsen könnte nicht stolzer sein.
      Auch Bakari-sensei grinste zufrieden, bevor sie schließlich ihren Blick über meinen Kopf hob. "Wie ich sehe, haben wir aber noch eine weiteren Gast."
      Erst jetzt erinnerte ich mich wieder an meine nervige Fußfessel, deren momentanes Erscheinungsbild eigentlich jeden Betrachter in Erstaunen versetzen müsste. Bakari-sensei hingegen verzog keine einzige Mine, während sie ihr Gegenüber betrachtete.
      "Ah... er ist ein neuer Kollege aus der Schule, welcher zusammen mit mir am aktuellen Fall arbeitet." Natürlich verzichtete ich darauf, seinen Namen auszusprechen, auch wenn ich mir nicht einmal sicher war, ob die Frau vor mir mit der Legende des ehemals stärksten Sorcerers vertraut war. Danach wendete ich mich an Gojo und deutete dabei zu der großgewachsene Frau. "Das ist Bakari Himari. Direkt nach unserer Schulzeit habe ich ein paar Missionen zusammen mit ihr in Afrika bestreiten dürfen, bei denen sie mir unfassbar viel beigebracht hat", stellte ich die Frau vor, die so etwas wie ein zweiter Mentor für mich war, neben meinem damaligen Klassenleiter Ishikawa-sensei.


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      Hana Yamamoto

      Ich sah überrascht zu Nanami hinauf, als mir dieser mitteilte, er wolle mir nichts vor essen. "Aber-" Weiter kam ich nicht, da ging er schon zu meinem Schreibtisch und klaute mir meine Französischbücher vor meiner Nase und setzte sich stattdessen auf die Couch. "Du musst das nicht tun", erinnerte ich ihn, während ich mich auf den freien Platz neben ihm setzte. "Du solltest wirklich jede freie Minute nutzen, um dich zu erholen. Ich weiß, dass hier ist nichts, verglichen mit den Kämpfen als Sorcerer, aber du solltest es trotzdem nicht unterschätzen. Das alles kann vor allem mental sehr anstrengend werden", erklärte ich ihm, allerdings schien er nicht besonders viel auf meine Worte zu geben, weshalb ich ihn nicht weiter zu überzeugen versuchte. "Okay, aber wenn du eine Pause brauchst, sagst du bitte direkt bescheid, ja?" Und so übten Nanami und ich für unsere Reise nach Frankreich. Eigentlich sollte es mich nicht mehr überraschen, dass er so schnell neue Dinge lernen konnte, doch auf der anderen Seite, war ich doch schwer beeindruckt. Er war wohl einfach ein Naturtalent, wenn es um solche Dinge ging.
      Nachdem wir eine Stunde lang Vokabeln geübt hatten und ich ihm einige Phrasen beigebracht hatte, die er während Smalltalks nutzen konnte, klopfte es plötzlich an der Bürotür. "Herein." Ich sah von den Lehrbücher hinauf und erkannte Kenji, welcher mit einem Tablett in den Händen hinein kam. "Der Koch gab an, das für Ihr Büro noch keine Bestellung angekommen ist, weshalb mich Ihre Tante darum bat, Ihnen etwas vorbeizubringen und nach dem Rechten zu schauen. Sie möchte außerdem wissen, wie es mit dem Lernen vorangeht", erklärte Kenji und stellte das Tablett mit den verschiedensten Leckereien auf dem Couchtisch vor uns ab. Es war locker genug für zwei Personen zu Essen darauf, weshalb ich dankbar zu dem Dunkelhaarigen hinaufsah. "Es läuft alles nach Plan, danke fürs Essen bringen", antwortete ich ihm. Erst jetzt bemerkte ich, dass Kenjis Augen nicht die gleiche Strahlkraft wie sonst aufwiesen und er wirkte seltsam bedrückt. Er mochte zwar gut darin sein, seine Gefühle vor anderen zu verstecken, jedoch arbeiteten wir schon lang genug zusammen, damit mir die kleinste Veränderung in seinem Gesicht auffiel. "Kenji, ist etwas vorgefallen? Du siehst ein wenig bedrückt aus", bemerkte ich und stand dann von meinem Platz auf, um zu ihm zu gehen. Doch er winkte nur ab und setzte ein erzwungenes Lächeln auf. "Nein alles bestens", log er. Überzeugen konnte er mich damit nicht, jedoch würde ich nicht weiter versuchen ihn zu einer ehrlichen Antwort zu drängen, schon gar nicht, wenn wir nicht alleine waren. "Okay, aber wenn etwas ist, wobei ich dir helfen kann, zöger' nicht, mich zu fragen, okay?", lächelte ich. "Verstanden." Dieses mal schien es ihm ein wenig einfacher zu fallen, ein Lächeln aufzusetzen. Er zog seine Mundwinkel ein wenig nach oben und verbeugte sich anschließend noch einmal zum Abschied, ehe er mein Büro wieder verließ. Ich wollte mich gerade zurück auf die Couch setzen und das Essen mit Nanami genießen, als mein Handy erneut einen Ton von sich gab. Ich ging direkt zu meinem Schreibtischstuhl und kramte mein Smartphone aus meiner Jacke, ehe ich erneut feststellen musste, dass meine Tante meinen Terminkalender verändert hatte. Wir hatten heute Montag und für morgen Abend war ein Geschäftsessen eingetragen. Eigentlich hätte ich nach meinem Nachmittagsmeeting ausgehabt, aber meine Tante schien da anderer Meinung zu sein und drückte mir noch ein Geschäftsessen rein. Außerdem hatte sie ein Videodreh für eine bekannte Schuhmarke abgesagt, der am Mittwochvormittag hätte stattfinden sollen und ihn durch 'Anprobe' ersetzt. "Huh? Welche Anprobe meint sie? Mein Outfit für den Make-up Launch am Freitag steht doch schon und die Outfits für Paris sind ebenso fast fertig. Sag bloß, sie möchte kurz vor knapp noch mal alles umwerfen", sagte ich und seufzte zum Ende hin. "Ah warte mal, für heute Abend hat sie auch noch was rein geschrieben. Sie möchte heute Abend zusammen mit dir und mir im Watanabe Anwesen essen." Ich sah entschuldigend zu Nanami hinüber. "Sorry, wie es scheint musst du direkt an deinem ersten Arbeitstag Überstunden schieben", sagte ich und setzte mich wieder zu ihm auf die Couch. "Aber ich frage mich, was sie mit der Anprobe meint. Eigentlich stehen schon alle Outfits für die kommenden Events und sie gehört auch nicht zu den Leuten, die kurz vor knapp noch mal alles umschmeißen", bemerkte ich. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache, allerdings wollte ich mich nicht in etwas hineinsteigern, von dem ich nicht mal wusste, ob es meine Energie überhaupt wert war. Aber einen Fadenbeigeschmack hinterließ die ganze Sache trotzdem in mir. "Vielleicht hat sie noch ein Event geplant, von dem sie uns heute Abend mehr erzählen möchte", versuchte ich mir die ganze Sache zu erklären. "Naja, wird schon nicht so wild sein. Wir sollten uns stattdessen auf unsere Pause konzentrieren. Das wird wahrscheinlich die Letzte für den heutigen Tag sein. Also, gute Appetit."

      Der restliche Tag verlief ohne weitere Vorkommnisse und wir konnten guten Gewissens unsere Produkte am Freitag vorstellen. Auf meine Frage, warum meinte Tante mit mir am Mittwoch zu einer Anprobe gehen wollte, hatte sie jedoch nicht geantwortet. Sie meinte lediglich, dass sie die Neuigkeiten beim Abendessen mit allen anderen besprechen wollte. Scheinbar arbeitete sie also wirklich an einem größeren Projekt.
      Als wir beim Watanabe Anwesen ankamen, wurden wir direkt in den Speisesaal geleitet, nachdem man uns unsere Mäntel und Taschen an der Garderobe abgenommen hatte. Ich begrüßte die anderen Familienmitglieder und nahm dann gemeinsam mit Nanami auf der linken Seite der Tafel platz, während sich mein Onkel und meine beiden Cousins auf der rechten Seite niederließen, damit meine Tante ihren Platz am Kopf der Tafel einnehmen konnte.
      Wir unterhielten uns angeregt und bekamen gerade das Dessert serviert, als meine Tante das Wort ergriff. "Gut, ich glaube das dürfte nun der richtige Zeitpunkt sein um die großen Neuigkeiten zu verkünden: Familie Fujiwara von der Immobilien- und Weinkette 'Fuji' haben ihr Interesse an einer langen Partnerschaft zu unserer Hotelkette 'Voyage' ausgesprochen. Wir haben einige Zeit darüber nachgedacht, wie wir am Besten einen Vertrag über mehrere Generationen aufsetzen und sind schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass die beiden Unternehmen am besten mit einer Eheschließung verschmelzen. Hana, der Sohn von Fujiwasa-san hat um die Erlaubnis gebeten, um deine Handanhalten zu dürfen und ich habe zugestimmt. Es wird Zeit, dass du dir endlich einen Mann suchst, und die Skandale rund um dein Privatleben endlich aufhören. Du wirst Verantwortung für dein Verhalten übernehmen und Fujiwasa Kaito, nächsten Sommer heiraten." Nachdem meine Tante geendet hatte, erkannte ich das blanke Entsetzen in den Gesichter aller Anwesenden und mir selbst erging es auch nicht anders. "W-Was...?" Meine Stimme zitterte und ich blickte ungläubig in das Gesicht meiner Tante. "A-Akane, mein Schatz. E-Es gibt doch sicher andere Möglichkeiten, als Hana an einen Mann zu verheiraten, um eine längere Geschäftsbeziehung einzugehen...!", versuchte sich mein Onkel nun einzumischen. Ich spürte die Tränen aufkommen und versuchte mit aller Macht gegen sie anzukämpfen. Ich knallte meine beiden Fäuste auf den Esstisch und sprang von meinem Platz auf. "Aber das kannst du nicht machen! Ich bin doch erst 21!", stellte ich klar. "Hana setz dich wieder hin und hör auf so einen Aufstand zu machen!" Ich setzte mich wieder hin und blickte auf meinem Schoß hinab, während meine Tränen auf der Jeanshose landeten. "Aber ich bin doch erst 21", flüsterte ich schmerzhaft und mit gebrochener Stimme. "Stell dich nicht so an, ich habe auch mit 22 Jahren geheiratet und es nie bereut. Versuch erst gar nicht, dich da rauszureden. Ich habe vor wenigen Minuten die Pressemitteilung abgeschickt und eure Verlobung bekannt gegeben." Ich spürte, wie der Schmerz bis hinauf in meine Kehle kroch und mir die Luft zum Atmen abschnürte. Ich rang nach Luft und griff mit meiner rechten Hand an meine Bluse, in der Hoffnung auf diese Weise besser Luft zu bekommen. Doch nichts geschah und ich begann stattdessen zu hyperventilieren. Das durfte nicht wahr sein. Das alles war sicher nichts weiter als ein schlimmer Albtraum, aus dem ich jeden Moment erwachen würde.


      Satoru Gojo

      Ich verstand sehr gut, dass Kimatsu für die Sicherheit ihrer Schützlinge alles gab, was in ihrer Macht stand. Doch um ehrlich zu sein, verstand ich noch immer nicht so genau, wie und ihr alter Freund bei der Sache mit den Fluchgeistern helfen sollte, die es auf Hana abgesehen hatten. Bisher wirkte der kräftig gebaute Mann eher inkompetent auf mich. Und das meinte ich nicht beleidigend. Manche Sorcerer waren nun mal stärker als andere und jeder konnte irgendwo seinen Platz in dieser Welt finden, an dem er etwas positives ausrichten könnte. Ichiji beispielsweise war inkompetenter als jeder andere Sorcerer, der mir je in der Jujutsu High untergekommen war und es war richtig von ihm gewesen, seine Laufbahn als Fluchgeist-Jäger aufzugeben. Stattdessen vermittelte er zwischen den Hochrangigen Alten und den Jungspunden. Eine Aufgabe die vielleicht nicht so ehrenwert wie das Sorcererleben sein mochte und dennoch war sie unverzichtbar für unsere Arbeit.
      Auch dieser Tomioka Keigo hatte seinen rechten Platz in dieser Welt und ebenso eine Daseinsberechtigung wie alle anderen auch. Trotzdem änderte dies nichts an der Tatsache, dass ich seinen Wert für diese Mission in Frage stellte. Kimatsu war definitiv nicht der Typ dafür, in Zeiten wie diesen, ihre Aufgaben zu vernachlässigen, um ihren ehemaligen Klassenkameraden zu treffen und in alten Zeiten zu schwelgen. Darum musste dieser Typ stärker sein, als ich es bis zu diesem Zeitpunkt angenommen hatte. Zumindest hoffte ich das, ansonsten wäre dieser Ausflug nichts weiter als verschwendete Zeit gewesen.
      Kimatsu blickte verträumt aus dem Fenster und bemerkte, dass diese Gegend so schön wie immer sei. Unweigerlich fragte ich mich, wie oft sie diesen Grobian wohl im Durchschnitt besuchen ging. Vielleicht wäre dies hier nicht einmal der letzte Besuch, dem ich diesen Typen abstatten müsste, bevor es für Nanami und mich zurück in die Gegenwart ging.
      "Na endlich", gab ich von mir, nachdem wir angekommen waren und ich aus dem Auto steigen konnte. Da ich unmittelbar hinter dem Fahrer saß und dieser ähnlich groß war wie ich, hatte ich während der gesamten Fahrt nicht allzu viel Beinfreiheit genießen können und genau dafür rächte sich nun mein Körper. Ich streckte mich einmal und machte ein paar kurze Dehnübungen, um die Müdigkeit in meinen Gliedern zu vertreiben. Jetzt, da ich meine neu gewonnene Freiheit genießen konnte, wirkte das Auto für mich nicht größer als eine Praline. 'Und darin habe ich echt so lange ausgehalten..? Ich werde mich in Zukunft weniger bei Ichiji beschweren.. Vielleicht zumindest'.
      Ich nahm mein Gepäck selbst in die Hand, da ich nicht wollte, dass dieser Typ meinen Privatbesitz mit seinen schmierigen-Kimatsu-schöne-Augen-machen-Fingern antatschte. "Was ist los? Warum gehst du nicht weiter?", wollte ich von der Weißhaarigen wissen, als diese an Ort und Stelle stehenblieb. Mein Blick richtete sich an die Person vor uns. Ich hatte sie schon lange vorher wahrgenommen, dachte aber, dass sie eine Verwandte von dem Idioten war. Normalerweise ging ich nicht nach dem Äußeren, aber in diesem Fall konnte ich meine Vermutung wohl ausschließen und Kimatsus folgende Worte bestätigten dies auch. Sie war also ein ehemaliger Sensei von ihr? Sie wirkte auf dem ersten Blick zumindest fähiger als ihr Braunhaariger Klassenkamerad. Noch dazu war sie ähnlich groß wie ich. Etwas, dass mir schon lange nicht mehr widerfahren ist und sicher noch nie bei einer Frau.
      Die Tatsache, dass Tomioka diese Frau um Hilfe bitten musste, weil einer der Fluchgeister stärker als gedacht war, bestätigte meinen Verdacht, dass die ehemalige Lehrerin fähiger als ihr ehemaliger Schützling war und sich dieser Besuch als reinste Zeitverschwendung entpuppte. 'Na toll und ich könnte jetzt auf der Couch liegen, Snacks naschen und Trash-TV gucken'. Ich unterdrückte ein seufzen und versuchte mich mit meiner neuen Situation anzufreunden. Die Alternative wäre gewesen, ohne Kimatsu wieder zurückzufliegen und das wollte ich noch weniger, als hier zu sein. Ich wollte nicht wissen, auf welche Ideen dieser Lüstling neben mir noch kam, wenn er die junge Frau nach all der Zeit wieder in ihren Pyjamas sah.
      "Gojo", stellte ich mich der ehemaligen Lehrerin vor. Ich verzichtete darauf, meinen Vornamen zu nennen. Ich war mir noch nicht sicher, ob es wirklich notwendig war, vor diesen Leuten mit meiner Existenz zu prahlen oder sie besser geheim zu halten. Zudem schien dieser Tomioka ein 'Fan' des Gojo-Clans gewesen zu sein und da ich keine Lust hatte, ihn länger als nötig an meiner Seite zu wissen, sollte ich meine Identität fürs Erste vielleicht doch besser verbergen. Kimatsu hätte sicher nichts dagegen, immerhin hatte sie sich vor wenigen Wochen furchtbar darüber aufgeregt, dass ich mich ihren Schülern vorgestellt hatte. Ich würde also ausnahmsweise mal tun, was sie von mir verlangte, allerdings sollte sie sich daran nicht gewöhnen. Sobald wir wieder zurück in Tokyo waren, würde ich wieder damit weitermachen, sie von vorne bis hinten aufzuziehen und ihr den letzten Nerv zu rauben.
      "Freut mich", ergänzte ich noch, nachdem Kimatsu mir die hochgewachsene Frau mit der Sonnengeküssten Haut vorstellte. Wer war wohl stärker, Kimatsu oder Bakari? Das Tomioka bei dieser Frage aus dem Rennen war, musste ich dabei wohl nicht extra erläutern.
      "Hatten Sie vor, länger in Japan zu bleiben?", wollte ich von der ehemaligen Lehrerin wissen. Wenn sie noch ein wenig Zeit hatte, könnte sie uns vielleicht wirklich im Kampf gegen die Fluchgeister behilflich sein, allerdings wollte ich noch nicht so weit gehen und mir eine richtige Meinung dazu bilden, immerhin hatte ich sie noch nicht im Kampf gesehen. Scheinbar aber musste sie stark genug sein, um es mit einem A-Rang, beziehungsweise S-Rang Monster aufzunehmen. Kimatsu schien einen tiefen Respekt für diese Frau übrig zu haben, weshalb sie wohl nicht allzu schlecht in ihrem Job sein dürfte, da sie nicht jedem so gegenübertrat. Kimatsu war zwar stets höflich, aber ihr Verhalten und ihre Körpersprache unterschied sich grundsätzlich zu jeder Person, mit der ich sie bisher interagieren habe sehen. Es war nicht der gleiche Respekt, den sie für ihre Mitschüler übrig hatte, er ähnelte mehr dem zu Shoko. Also dürfte diese Frau nicht allzu schlecht sein, in dem was sie tat.

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      Kento Nanami

      Es wunderte mich kein bisschen, dass sie zuerst Protest anzumelden versuchte. Yamamoto schien schließlich jeden Tag aufs Neue beweisen zu wollen, dass sie sich selbst und ihre Gesundheit lange nicht als so wichtig empfand, wie das Wohlbefinden anderer. Auch wenn sie sich aus dem gleichen Grund zum Teil über Hashisawas übermäßige Aufopferungsbereitschaft zu beschweren schien, war die das Mädchen kein bisschen besser. Vielleicht hatte sie in diesem Punkt etwas zu viele Eigenheiten ihrer Lehrmeisterin aufgesaugt... Zugleich befürchtete ich aber auch, dass ihr geschädigtes Selbstwertgefühl ein Resultat der erdrückenden Strenge ihrer Tante sein mochte. "Mal abgesehen davon, dass ich eben für solche Dinge bezahlt werde, mache ich es gern", stellte ich daher klar. "Außerdem bezweifle ich, dass du genug Zeit hast, dir über meine mentale Gesundheit Sorgen zu machen, wenn du nach einem halben Tag Arbeit schon wieder ein Gesicht machst, wie hundert Tage Regen." Zugegeben, das war etwas übertrieben, aber ihre Sorgen waren es auch. Zumindest ersparte sie mir eine lange Diskussion und gab sich schon bald geschlagen.
      Keine zwanzig Minuten später hatte ich beschlossen, die Franzosen für ihre verkorkste Rechtschreibung zu verteufeln. Kein einziges Wort, dass in Yamamotos Büchern stand, glich auch nur annähernd der Aussprache, die sie mir präsentierte. Entsprechend schnell ignorierte ich das Buchstabenwirrwarr auf den dünnen Seiten und fokussierte mich alleine auf Yamamotos Lippen. Lippen, die sich perfekt in ihr schmales und zierlich geformtes Gesicht einfügten. Erst als der Gedanke durch meine Hirnwindungen geschossen war, realisierte ich, dass ich meinen Fokus verloren hatte und ihr weniger zuhörte, als sie anzustarren... Was war nur mit mir los? Seit wann ließ ich mich so einfach von der Arbeit ablenken? Milde schüttelte ich den Kopf und bat sie darum, den letzten Satz noch ein weiteres Mal zu wiederholen. Zum Glück schien sie mein seltsames Verhalten nicht bemerkt zu haben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie selbst unfassbar darauf fokussiert war, mir die wichtigsten Floskeln und Begrifflichkeiten so gut es ging beizubringen. Eben dabei war sie erstaunlich talentiert. Sie wusste genau, in welchem Rhythmus sie mir die einzelnen Wörter beibringen musste und auch in welcher Reihenfolge. Selbst wenn wir nur eine Stunde mit dem Ganzen verbrachten, war es ihr gelungen die einzelnen "Lektionen" verständlich aufeinander aufzubauen, so dass ich nach gut sechzig Minuten nicht nur in der Lage war, jemanden vernünftig zu begrüßen, sondern mich auch vorzustellen. Selbst die übliche Phrase, bei der man das gute Wetter lobte, hatte sie mir beibringen können.
      Gerade als ich eine Pause vorschlagen wollte, wurden wir unterbrochen. Als hätte er nur auf diesen perfekten Moment gewartet, betrat Frau Watanabes Assistent mit großen Tablett in Händen den Raum. Ich musterte ihn ruhig dabei, wie er die Köstlichkeiten vor uns auf dem Couchtisch abstellte. Dabei wirkte er auf mich wie jedes andere Mal auch. Ruhig und professionell. Yamamoto neben mir schien allerdings eine Veränderung im Auftreten des jungen Mannes bemerkt zu haben. Umgehend hob ich meinen Blick zu seinem Gesicht, doch selbst unter genauerer Betrachtung konnte ich da nichts außergewöhnliches erkennen. Es war also offenkundig: die beiden kannten sich schon lang genug, damit sie solch kleine Nuancen in seiner Mimik erkennen konnte. Kein Wunder also, dass auch er so gut über ihre "kleines" Geheimnis Bescheid zu wissen schien, obwohl sie ihren "Teilzeitjob" so gekonnt vor ihrer eigenen Tante hatte verbergen können.
      Nachdem der Assistent das Büro wieder verlassen hatte und wir uns eigentlich dem wohlriechenden Mahl zuwenden wollten, gab Yamamotos Handy erneut einen Benachrichtigungston von sich. Ich wusste jetzt schon, dass ich dieses Geräusch in spätestens einer Woche verachten und fürchten würde... Wie befürchtet handelte es sich um eine weitere Terminänderung, welche der jungen Frau milde Verwirrung ins Gesicht malte. Wenn sie schon nicht wusste, was es mit diesen neuen Plänen auf sich haben sollte, würde ich sicher noch mehr im Dunkeln tappen. Fest stand aber, dass ich schon an meinem ersten Tag meine verhassten Überstunden begrüßen durfte.
      "Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass mir diese zusätzliche Arbeitszeit vernünftig vergütet wird", versicherte ich mit düsterem Unterton. "Ich lasse mir meine kostbare Freizeit sicher nie wieder umsonst rauben." Genau aus eben diesem Grund hatte ich besonders darauf geachtet, dass eine entsprechende Klausel im Arbeitsvertrag zu finden war. Wenn Frau Watanabe wollte, dass ich ihrer Workaholic-Nichte überall hin folgte, musste sie mir das auch vernünftig vergüten. Vor allem, wenn sie der jungen Frau mehr und mehr zusätzliche Termine aufdrückte.

      Eben einem dieser zusätzlichen Termine durfte ich nun beiwohnen. Es war bereits das zweite Mal, dass ich im Watanabe-Anwesen am Esstisch hatte Platz nehmen dürfen. Wobei ich vor allem dem sonst so munteren Wirbelwind neben mir gewünscht hätte, dass sie der versteiften Atmosphäre vor Ort länger hätte entgehen können. Zumindest die direkte Nähe zu ihrer Tante schien ihr immer wieder Schwierigkeiten zu bereiten. So saß sie wieder seltsam steif und angespannt neben mir, als würde jeden Moment die Decke über ihrem Kopf zusammenbrechen. Leider schien Frau Watanabe meine Gedanken verwirklichen zu wollen, indem sie sie plötzlich den metaphorischen Vorschlafhammer hervor zauberte und mit einem kräftigen Hieb direkt die ganze Welt zu zertrümmern ersuchte, in welcher Yamamoto bis eben noch einigermaßen friedlich gelebt hatte. Auch mir verschlug es für mehrere Sekunden den Atem, in denen ich zunächst fassungslos die Geschäftsführerin musterte, aus deren Mund der größte Unsinn des Jahrhunderts gefallen war, bevor ich den Blick auf das Häufchen Elend neben mich legte. Die junge Frau, die sonst immer einem strahlenden Sonnenschein glich, hatte sich in wenigen Minuten in einen wolkenverhangenen Sturm verwandelt, zumindest war ich mir sehr sicher, dass in ihrem Inneren im Moment mindestens ein Sturm von der Stärke eines Orkans tobte.
      "Es ist erstaunlich, wie sehr das Ende des 21 Jahrhunderts dem Mittelalter zu gleichen scheint", fühlte ich mich schließlich verpflichtet, auch etwas zu sagen. "Ich wusste gar nicht, dass Sie sich so dringend eine zweite Renaissance wünschen, Frau Watanabe." Meine Stimme mochte ruhig und gelassen klingen, doch die Wut in meiner Magengrube könnte es sicher problemlos mit Yamamotos innerem Sturm aufnehmen. "Oder finden Sie nicht etwa auch, dass Zwangshochzeiten etwas veraltet sind? Vor allem in einer Zeit, in der Menschen das Konzept einer Hochzeit an sich immer weniger zu schätzen scheinen." Ich hatte ja schon bemerkt, dass die vollblutige Unternehmerin zum Teil die Firma vor die eigene Familie zu stellen schien, aber mir war nicht bewusst gewesen, wie fanatisch sie in dieser tatsächlich werden konnte. "Mal davon abgesehen, dass Yamamoto-san Ihren unerwarteten 'Verlobten' noch nicht einmal wirklich zu kennen scheint." Ich merkte, wie meine Stimme düsterer wurde und zwang mich dazu, einmal lange ein- und auszuatmen. Es würde nichts bringen, dieser verklemmten Geschäftsführerin mit offenkundiger Wut zu begegnen. Im Gegenteil, sie würde wahrscheinlich jeden noch so kleinen Gefühlsausbruch gegen mich verwenden. "Und auch Erpressung innerhalb der eigenen Familie erscheint mir nicht gerade ein adäquates Mittel zu sein, um die eigenen egoistischen Geschäftsziele zu erreichen." Ich wusste, dass das hier nicht der richtige Ort war, um mich ungefragt in Familienangelegenheiten einzumischen. Aber wenn diese unterkühlte Frau wollte, dass ich die Klappe hielt, hätte sie mich nicht zu diesem Essen einladen und erst recht nicht zum Sekreter ihrer doch so "geliebten" Nichte machen sollen. Leider hatte ich mehr und mehr das Gefühl, dass Frau Watanabes Liebe alleine durch Geldbündel und die wohlbehütete Prestige ihres eigenen Unternehmens zu bemessen war. Und nur solange Yamamoto beides für sie bedeutete... Ich merkte, wie weitere Wut in mir aufstieg. Besonders, da ich selbst wusste, dass diese Vorstellung nicht gänzlich der Wahrheit entsprechen konnte, immerhin war Frau Watanabers Sorge um ihre kranke Nichte sehr ehrlich und überzeugend gewesen. Sie hatte ihr sogar anstandslos mehrere Wochen Urlaub gegeben. Nein, sie hatte sogar verlangt, dass die Blondine sich vernünftig erholte, und doch... schien sie die junge Sorcerin nur als ein Mittel zum Zweck zu sehen... Eine Handelsware, mit der sich vorteilhafte Partnerschaften schließen ließen. Mit diesem Verhalten könnte sich Frau Watanabe problemlos die Hände mit den alten Mistkröten aus der großen Sorcerer-Clans reichen... Zumindest hatte sie uns diesen Blödsinn erst nach dem Essen erzählt, sonst wäre mir umgehend der Appetit vergangen.

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      Kimatsu Hashisawa

      "Ich hatte also recht. Du bist wirklich ein Nachfahre des Gojo-Clans!" Kaum hatte sich der Weißhaarige Bakari-sensei vorgestellt, verwandelte sich Keigo wieder in Gänze in einen überdrehten Fanboy. Wahrscheinlich musste ich noch froh darüber sein, dass Gojo geistesgegenwertig genug war, seinen Vornamen weiterhin zu verschweigen. Das hielt meinen alten Schulfreund aber noch lange nicht davon ab, den plüschigen Sorcerer mit vor Begeisterung glitzernden Augen anzustrahlen. "Du musst mir dringend zeigen, wie Limitless in Aktion aussieht."
      "Keigo... Für sowas ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt." Auffordernd drückte ich meine Hand gegen die vor Aufregung bebenden Schulter des bärigen Sorcerers, welcher noch ein paar weitere Sekunden in Gojos Richtung schmachtete, bevor er sich endlich mir zuwendete. "Gojo-san kann dir auch irgendwann später noch deinen Wunsch erfüllen, jetzt müssen wir uns aber erstmal auf wichtigere Dinge fokussieren."
      Ich glaubte einen Anflug eines Schmollens in seinem Gesicht zu erkennen, aber es war schnell wieder verfolgen und wich stattdessen einem ernstem Nicken. "Du hast Recht, Kimatsu. Tut mir leid."
      Ich legte ein weiches Lächeln auf und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Nichts wofür du dich entschuldigen musst."
      Seine Antwort war ein breites Grinsen, bevor wir uns beide schließlich wieder zu Bakari-sensei und Gojo drehten. Kurz hatte ich geglaubt, dass die Schwarzhaarige verwundert die Augenbraue gehoben hatte, als sie den Namen ihres Gegenübers gehört hatte. Vielleicht wurde da doch die ein oder andere Erinnerung geweckt, doch da Bakari-sensei noch nie viel auf die großen Legenden der Sorcerer-Geschichte gegeben hatte, schien sich auch dieses Mal ihr Interesse stark in Grenzen zu halten. Die Frage, die ihr wenig später vom Silberhaarigen gestellt wurde, schien sie schon deutlich mehr zu tangieren. Ich glaubte genau zu wissen, was Gojo mit eben dieser bezwecken wollte und wenn ich ehrlich war, wollte ich aus den gleichen Gründen dringend die Antwort der hochgewachsenen Frau hören.
      Das wissende Schmunzeln, dass sich kurz darauf auf Bakari-senseis Lippen bildete, machte deutlich, dass auch sie genau verstanden hatte, worauf er damit hinaus wollte. "Keigo-kun hat mir schon berichtet, dass unsere gute Kimatsu ihn für einen größeren Fall um Hilfe bitten will." Langsam wanderten ihre feurigen Augen in meine Richtung. "Und da dieses Mädchen sonst so gut wie nie nach Unterstützung bittet, selbst wenn sie direkt am Abgrund steht, muss die Kacke dieses Mal wohl gehörig am dampfen sein." Ihr Blick wanderte zurück zum bunten Gojo, während sie entspannt beide Hände in die schmalen Taschen ihrer enganliegenden Jeans schob. "Ich werde wohl so lange in Japan bleiben, bis dieses Problemchen behoben ist."
      Warme Erleichterung macht sich meinen Körper breit. "Danke, Bakari-sensei."
      "Nicht dafür, Kleines", kicherte die erfahrene Sorcerin, bevor sie meiner eh schon verwüsteten Frisur den Gnadenstoß gab. "Du weißt doch, für meinen besten Schützlinge würde ich alles tun."
      Ich versuchte das breite Grinsen auf ihren Lippen zu spiegeln. "Du übertreibst. Aber dankbar bin ich dir so oder so."
      Passend zu ihrer etwas rauen Stimme, trommelte auch ihr Lachen in recht tiefer Tonlage auf mich ein. Ein Geräusch, dass ich mehr vermisst hatte, als mir bis eben bewusst gewesen war. "Okay, dann solltest du mir demnächst mal wieder dein herrlich leckeres Curry kochen, damit soll deine Schuld beglichen sein. Aber zuerst-" Endlich löste sich die große Hand von meinem Haupt, während deutliche Ernsthaftigkeit die Züge der Frau vor mir übernahm "-möchte ich genau wissen, wie die Sachlage ist."

      In den folgenden Stunden listete ich sowohl Bakari-sensei, als auch Keigo alle zusammengetragenen Informationen zum aktuellen Fall auf. Natürlich ließ ich auch unsere neusten Erkenntnisse über den zweiten Fluchgeist nicht außen vor, auch wenn ich nicht erwähnte, wie es Gojo gelungen war, eben diesen so leicht in meiner Aufnahme zu erkennen. Sollte Keigo spitz kriegen, dass der "Gojo-Clan-Nachfahre" auch noch über Six Eyes verfügte, würde ich selbst diesen verspielten Quatschkopf nicht mehr über die wahre Identität des Weißhaarigen belügen können. Zwar würde eben dieses Geheimnis früher oder später sowieso gelüftet werden, aber im Moment würde ich später durchaus mehr präferieren. Zum Glück schien Keigo viel zu fokussiert über all die kritischen Informationen, die ich ihnen vorlegte, als dass er sich über irgendetwas anderes noch große Gedanken machen konnte. Auch Bakari-sensei schien beinahe gefesselt... schon beinahe schockiert... Zumindest für ihre Verhältnisse. Für einen Außenseiter mochte sie vollkommen ruhig und gelassen wirken, aber ich hatte nach ein paar dutzend Missionen mit ihr gelernt ihre Körpersprache zu lesen, auf das ich mich perfekt mit ihr im Kampf abstimmen könnte. Und eben wirkte sie so angespannt, als stände sie einem S-Grade Monster gegenüber und dass obwohl sie unseren aktuellen Gegnern noch nicht einmal begegnet sein sollte... oder? Aus irgendeinem Grund wirkte Bakari-sensei beinahe so, als hätte sie einen alten Feind wieder getroffen, den sie schon damals nicht hatte bezwingen können und welcher ihr daher bis heute die Angst in die Knochen trieb. Natürlich hatte ich es mir nicht verkniffen sie vorsichtig darauf anzusprechen. Die Art und Weise wie sie mich abblockte ließ allerdings nur noch weitere Sorge in mir erwachen. Sollte sie am Ende tatsächlich mehr über unsere aktuellen Kontrahenten wissen? Und wenn ja... Wie schlimm sollten eben diese sein, wenn sie selbst diese erfahrene und willensstarke Frau das Fürchten lehrten? Heute sollte ich darauf auf jeden Fall keine Antwort mehr erhalten, auch nicht als wir alle wichtigen Informationen besprochen und offen gelegt hatten. Mittlerweile war immerhin schon später Nachmittag und ein Blick nach draußen machte deutlich, dass uns auch die wärmende Sonne nicht mehr allzu lange beehren würde. Eben deswegen war Bakari-sensei kurz nach ihrer Besprechung aufgebrochen, da auch sie noch die ein oder andere Sache zusammenräumen musste, bevor sie gemeinsam mit uns nach Tokyo kommen könnte.
      "Was hältst du davon, wenn du Gojo-sama etwas die Gegend zeigst, Kimatsu?" Ich wollte nicht verstehen, warum Keigo dem so schon viel zu selbstgefälligen Sorcerer solch einen höflichen Titel schenkte, aber für ihn war der Weißhaarige wohl die lebendige Verkörperung eines lang angebeteten Idols. "Da Bakari-sensei in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt ist und ich noch einige Sachen zusammenpacken muss, solltet ihr die Zeit nutzen, um noch etwas auszuspannen."
      Mein Blick glitt zu Gojo hinüber, welcher sein plüschiges Oberteil und die pinke Sonnenbrille wieder gegen seine normale Kleidung ausgetauscht hatte. Da sich die Sorcerer-Räte und ihre Handlanger überwiegend in Tokyo und Umgebung tummelten, sollte hier keine Gefahr bestehen, dass man ihn erkannte. Erst recht nicht in dieser ländlichen Gegend, die Keigo als seine neue Heimat auserkoren hatte. Doch auch wenn ich damit nicht mehr ein peinliches Gummibärchen mit mir herum schleppen müsste, wusste ich nicht, ob ich mit Keigos Vorschlag einverstanden war. Schließlich hatte Gojo sich letztendlich immer noch vollkommen alleine zu dieser Reise eingeladen und ich wollte ihn nicht noch zusätzlich für seine Dreistigkeit belohnen, doch zugleich... Er hatte sich in der letzten Woche "aufopferungsvoll" um Hanas Sicherheit gekümmert und die junge Frau vor allem bei guter Laune gehalten. Außerdem war er eine unverzichtbare Bereicherung für das Vorankommen im aktuellen Fall gewesen. Auch wenn meine geistige Gesundheit unter der reinen Anwesenheit dieses Quatschkopfes zu leiden schien, sollte ich ihm irgendwie meine Dankbarkeit zeigen.
      "In Ordnung." Ich glaubte schon jetzt meine Entscheidung zu bereuen, dennoch erhob ich mich wortlos von der gemütlichen Couch des Wohnzimmers, welches bis vor knapp einer halben Stunde noch unsere vorübergehende Kommandozentrale dargestellt hatte. Noch immer lagen Tablets und mein Laptop auf dem niedrigen Tisch, über welchen ich zuvor alle wichtigen Details übermittelt hatte. Allerdings sollte später noch genug Zeit bleiben, alles zusammenzupacken.
      "Super. Ich glaube heute sollte auch Haruno offen haben. Seit deinem letzten Besuch hat er sogar noch ein paar Gerichte seiner Speisekarte beigefügt", berichtete Keigo stolz, als wäre er selbst begabter Koch in dem kleinen Familienlokal. "Ihr könnt mir einfach was aus seinem Laden mitbringen, du solltest ja mein Stammgericht kennen."
      Ich schmunzelte. "Katsudon mit einem Ei extra."
      "Ich wusste, auf dein Erinnerungsvermögen ist verlass, Kimatsu", meinte Keigo heiter und schien uns kurz darauf mit einer winkenden Handbewegung aufscheuchen zu wollen. "Und jetzt auf auf. Wir müssen morgen früh raus, wenn wir den Zug nicht verpassen wollen."
      "Ist ja gut", erwiderte mit einem gespielt genervten Unterton in der Stimme, bevor ich mich meinem hellhaarigen Anhängsel zudrehte. "Was sagst du, Gojo-san? Das Dorf mag nicht sonderlich groß sein, aber die Sonnenuntergänge hier sind wunderschön und auch wenn der alte Haruno kein fünf-Sterne Koch sein mag, kann ich bedenkenlos für den Geschmack seiner Gerichte bürgen."
      Es war eine unterbewusste Bewegung, als ich dem jungen Mann einladend die Hand entgegenstreckte. Eine Bewegung, die ich in der nächsten Sekunde direkt wieder bereute, wollte ich mir nicht ausmalen, was Gojo alles in diese kleine Geste hinein interpretieren würde. Umso mehr beeilte ich mich, das Haus zu verlassen. Dabei führten meine Füße mich direkt zur weitläufigen Strandpassage, welche einen zauberhaften Ausblick auf das weite Meer und der sich langsam dem Horizont entgegensinkenden Sonne bot. Wie oft hatte ich diese Sicht schon genießen können? Ein paar dutzend Male bestimmt. Aber es war egal. Diese Aussucht würde mir wohl jedes Mal aufs Neue den Atem rauben und daraufhin wieder und wieder Teil neuer Gemälde meines Ateliers werden.
      Mehrere Minuten wanderte ich einfach nur schweigend über den weichen Sand. Schon nach den ersten Schritten hatte ich mich dazu entschlossen, mich von meinen Schuhen zu trennen, welche ich locker in einer Hand mit mir trug, und genoss nun, wie meine nackten Zehen Welle für Welle mit kaltem Salzwasser umspült wurden. "Ich wollte dir dafür danken, dass du dich in der letzten Woche um Hana gekümmert hast", warf ich dann irgendwann unangekündigt in die Stille hinein. Mein Blick hing immer noch unbekümmert am glitzernden Horizont. "Eigentlich hätte das meine Aufgabe sein sollen. Aber ich glaube du hast ihr mehr Freude geboten, als es mir in den letzten Monaten gelungen ist." Endlich wendete ich mich dem hochgewachsenen Mann zu und versuchte die Augen hinter der dunklen Sonnenbrille zu erkennen. "Dafür bin ich dir ehrlich dankbar." Kurz neigte ich dankend und höflich den Kopf vor ihm, bevor ich mich mit ernstem Blick wieder aufrichtete. "Und auch für die Hilfe bei diesem Fall, bin ich dir dankbar und hoffe auch in Zukunft auf eine gelungene Zusammenarbeit. Auf dass du und Nanami schon bald und auch sicher wieder nach Hause könnt und wir diese Fluchgeister endgültig austreiben können."

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      Hana Yamamoto

      Ich nahm nur am Rande mit, dass sich Nanami nun auch zu der arrangierten Ehe äußerte. Währenddessen schien sich mein Brustkorb immer weiter zusammenzuziehen und ich bekam nichts weiter als ein Röcheln raus. "Hana-chan!" Rens tiefe Stimme bebte über den Esstisch und nur wenige Sekunden später, spürte ich seine große Hand auf meinem Rücken, während er sich zu mir hinunter kniete und mir sagte, ich solle ruhig ein-und ausatmen. "So ist es richtig, konzentrier dich alleine auf deine Atmung." Mit Rens Hilfe schaffte ich es, mich langsam zu beruhigen, wobei man mir wohl noch immer ansehen konnte, dass ich total aufgelöst wegen der Worte meiner Tante war. "Ich glaube es ist besser, wenn wir das Gespräch fürs Erste beenden", meinte Ren und hob mich ohne jegliche Vorwarnung auf seine Arme. "Ich werde Hana-chan in ihr Zimmer bringen, da kann sie sich von dem Schock erholen. Takumi und Nanami-san, ihr solltet vielleicht mitkommen." "Natürlich!" Takumi war von seinem Stuhl praktisch aufgesprungen und gesellte sich zu Ren und mir, während sein besorgniserregender Blick auf mir lag. Ich ertrug diese Art von Mitleid nicht und haftete meinen Blick stattdessen starr auf die Wände, die an uns vorbeizogen.
      "Also wirklich! Wie kann Mama nur solche Dinge von dir verlangen!", schimpfte Takumi empört, nachdem mich Ren sanft auf meinem Bett abgelegt hatte. Auch ich empfand diese Strafe als zu heftig, Meine Tante und ich mochten nicht besonders gut zueinander stehen, doch selbst das war für diese Hexe zu viel des Guten. Natürlich waren auch in dieser Zeit, Ehen ein sehr gängiges und effektives Mittel, um zwei Firmen zu fusionieren oder Verträge über mehrere Generationen zu schließen. Solche Verträge waren nämlich Unwirksam, sobald die Firma einen neuen CEO hatte. Sollten also eines Tages Takumi oder Ren diese Firma übernehmen, so könnten sie den Vertrag beenden. Allerdings würden sie dafür keinen Grund mehr haben, da sie die Firma ihres Schwagers aus der Firma kicken würde. Etwas, dass in unserer Branche als besonders schändlich angesehen wird. Auch diese Generation hing ein wenig zu sehr an ihren Regeln und Vereinbarungen.
      "Hana-chan." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte direkt Takumis Welpenaugen vor mir, die immer glasiger wurden, je länger wir uns anstarrten. "Mach dir keine Sorgen, wir werden einen Weg finden, um Mutters Plan zu umgehen!" Nun konnte der hochgewachsene Teddybär wohl doch nicht mehr seine Gefühle im Zaum halten und weinte wie ein Schlosshund. "Idiot!" "Aua!" Ren haute seinem jüngeren Bruder die Hand auf den Hinterkopf. "Du solltest derjenige sein, der Hana-chan tröstet und nicht umgekehrt!", schimpfte Ren mit ihm. Im Normalfall hätte Ren sich sonst was von mir anhören dürfen, dass er Takumi haute, allerdings fehlte mir im Moment jegliche Kraft, um mich mit meinem Cousin zu streiten. Außerdem gab es gerade weitaus wichtigere Dinge.
      "Keine Chance...", murmelte ich. "Wenn sie bereits eine Presseerklärung raus gegeben hat, wird sie sich niemals umstimmen lassen. Diese Blöße wird sie sich niemals geben", sprach ich. Meine Tante war noch nie gut darin, sich Fehler einzugestehen, da würde sie sicher niemals auf die Idee kommen, eine gesamte Pressemitteilung als fehlerhaft zu deklarieren. Dafür sorgte sie sich zu sehr um ihre Kredibilität innerhalb der Gesellschaft und vor allem bei ihren Geschäftspartnern. "Ich verstehe nur nicht, warum Fujiwasa-san um meine Hand anhalten möchte. Wir kennen uns doch kaum. Wir haben lediglich hier und da mal ein Wort miteinander ausgetauscht...", meinte ich schließlich. Vielleicht war das alles geschickt von unseren Eltern eingefädelt worden. Warum sollte sich dieser Mann mich freiwillig als seine Frau auswählen, wenn wir uns nicht einmal nahe standen. Vielleicht wurde er von seinen Eltern genauso ausgetrickst, wie ich von meiner Tante. Ich hätte noch immer die Möglichkeit, die Eheschließung abzulehnen und den Watanabes meinen Rücken zu kehren. Doch der Gedanke, erneut einen Teil meiner Familie zu verlieren, war weitaus schmerzhafter, als der, die Ehe mit einem Mann einzugehen, den ich nicht einmal richtig kannte.
      "Was ein Scheiß...", flüsterte ich und legte meinen Arm auf meine Augen, während mir links und rechts ein paar Tränen vom Gesicht flossen. Ich hatte mich selten so hoffnungslos in einer Situation gefühlt. Etwa weil ich wusste, dass es diesmal wirklich kein Entrinnen mehr gab?
      "TAKUMI, REN." Ich hörte Onkel Shingens Stimme von draußen durch die Flure hallen. Takumi sprang direkt auf und öffnete die Tür, um seinem Vater zu zeigen, wo sie sich gerade befanden. Nur wenig später stand der hochgewachsene Mann mitten im Raum und blickte mitleidig auf mich hinab. "Hana-chan, mein Schatz." Er trat auf das Bett zu und setzte sich auf dessen Kante. "Ich weiß, dass deine Tante nur das Beste für dich im Sinn hatte, aber damit geht sie nun wirklich zu weit. Mach dir keine Sorgen, ich werde schon irgendwie einen Weg finden, um Akane-chan davon zu überzeugen, dass sie mit diesem Verhalten auf dem Holzweg ist. Dir wird niemand vorschreiben, wen du zu heiraten hast und wen nicht", sprach er sanft. Ich nahm meinen Arm von meinen Augen und glaubte für einen kurzen Augenblick so etwas wie Hoffnung in mir aufkeimen zu spüren. Er tätschelte mir sanft den Kopf, wie er es schon so oft getan hatte, als ich noch ein Kind war und Ärger von meiner Tante bekam, weil ich mich nicht an ihre Regeln gehalten hatte. "Fürs Erste solltest du tun, was deine Tante von dir verlangt, zumindest solange bis wir sie vom Gegenteil überzeugen konnten. Schau dir Fujiwasa-san erst einmal an und lern ihn besser kennen, dann kann deine Tante auch nichts mehr entgegenbringen, wenn du ihn wirklich nicht magst", erklärte er mir und ich setzte mich langsam auf, ehe ich ihm unter Schluchzen zustimmend zunickte. "I-Ist gut", sprach ich. Er wuschelte mir über den Kopf und gab mir anschließend einen sanften Kuss auf den Schopf. "Wir schaffen das, du bist nicht allein." Es waren Worte, die eine wohlige Wärme in meinem Körper austreten ließen. Ich fühlte mich das erste mal seit langer Zeit wieder geborgen in diesem Haus und das alles nur, dank Onkel Shingen. "Danke", murmelte ich leise. Er lachte laut auf. "Nicht dafür, Kleines." Er klatschte mit seinen Händen auf seine Oberschenkel. "So und nun zu euch beiden." Sein Blick richtete sich strafend auf seine Söhne. "Wie konntet ihr vergessen, dass ihr euren Papa am Wochenende auf eine Messe begleiten wolltet?! Wieso muss ich von eurer Mutter erfahren, dass ihr am Samstag bereits verplant seid, huh?! Ihr kommt jetzt mit und stellt das richtig!" Shingen stand in einer flüssigen Bewegung auf und zog beide seiner Söhnen an den Ohren aus dem Zimmer. "Hana-chan, bitte hilf mir!", wimmerte Takumi und streckte seine Hände mir entgegen, als er auch schon mitsamt seines Bruders aus dem Zimmer gezerrt wurde und die Tür ins Schloss fiel, wodurch Nanami und ich alleine zurückblieben. Ich atmete erschöpft aus und verharrte nur einen kurzen Moment in meiner Position. "Ich hätte niemals damit gerechnet, dass dieser Tag eine solche Wendung nehmen würde..." Wobei damit wohl niemand gerechnet hätte. Ich seufzte und sah auf das Ziffernblatt meiner Armbanduhr. "Ich muss in knapp einer Stunde in der Schule sein. Sensei Ishikawa hat sich dazu bereit erklärt, mir beim Training zu helfen. Meine Oma hat davon gesprochen, dass mein Vater dazu in der Lage war, umgekehrte Fluchtechnik wirken zu lassen. Sollte ich dazu in der Lage sein, diese Technik zu erlernen, könnte ich die Opfer des Albtraum-Fluchgeistes ganz ohne bleibende Schäden heilen. Und da Sensei Ishikawa aufgrund seiner Erblindung mir als einziger helfen kann, möchte ich ihn nicht warten lassen kann", erklärte ich dem Blondhaarigen und machte somit indirekt klar, dass ich nicht weiter über die Zwangsehe reden wollte.


      Satoru Gojo

      Irgendwie fiel es mir zunehmend schwerer, einen Groll gegen diesen Tomioka zu hegen, obwohl er mich derart anhimmelte und das, obwohl er bisher nur wusste, dass ich vom Gojo Clan abstammte. Wie würde er also reagieren, wenn er wüsste, dass ich der Gojo Satoru war? Ich musste unweigerlich an meine erste Begegnung mit Kimatsu denken und ihre leicht Vorurteilsbehafte Art mir gegenüber. Im Gegensatz zum Golden Retriever schien ich für sie kein Held aus der damaligen Zeit zu sein, sondern einfach ein starker Sorcerer, der verschwunden war, als es brenzlich wurde. Ich hatte sie mit meiner Herkunft und meinen Fähigkeiten nicht beeindrucken können und auch sonst schien sie mir gegenüber eher Abneigung zu empfinden. Sie hatte mir zwar immer mal wieder ihren Dank zugesprochen, als ich ihr bei irgendetwas behilflich war, doch auf der anderen Seite, sah sie mich meist genervt oder unmotiviert an, während die Menschen in ihrer Umgebung noch eine ganz andere Kimatsu hatten kennenlernen dürfen. Ich sah diese Kimatsu nur dann, wenn ich sie irgendwohin begleitete, jedoch war sie nie mir gewidmet, sondern stets ihrem Gegenüber. Eigentlich echt unfair, wenn man bedachte, wie nützlich ich doch für sie war und dass ich ihr erlaubte, in meiner Gegenwart zu sein. Vielleicht wussten die Menschen aus diesem Zeitalter einfach nicht mehr, wie man dankbar war. Rude.

      Die nächsten Stunden waren für mich relativ uninteressant, da Kimatsu nur die Dinge wiedergab, die ich bereits wusste. Daher ärgerte ich sie zwischendrin einfach damit, dass ich mich auf der zugegeben recht bequemen Couch breiter machte und der Weißhaarigen auf die Pelle rückte. So ernste Gespräche waren einfach nichts für mich. Ich mochte die Atmosphäre nicht, außerdem zogen sie sich in der Regel wie ein Kaugummi und in diesem Fall konnte ich nicht mal wirklich mitreden, da ich bereits alles wichtige wusste und Kimatsu die Gesprächsführung übernommen hatte. Außerdem wollte ich fürs Erste meine Fähigkeiten vor den beiden verbergen, ansonsten würden sie noch auf die Idee kommen, dass ich wirklich der Gojo Satoru von damals war. Tomioka würde mir sicher nicht mehr von der Seite weichen, sollte er davon erfahren, was ich auf jeden Fall verhindern wollte. Ich musste nicht mehr Zeit mit ihm verbringen, als nötig, auch wenn es sicher kein schlechtes Gefühl war, von den Leuten in meiner Gegenwart angehimmelt zu werden. Aber das könnte ich auch noch in Hana-chans Gegenwart tun. Immerhin fand die Blondhaarige stets die richtigen Worte und ich bekam zu dem grenzenlos Süßigkeiten, das konnte der Braunhaarige Trottel einfach nicht überbieten.
      Das Gespräch fand endlich sein Ende und die Kimatsus ehemalige Lehrerin versprach ihre Hilfe bei dem Fall, was die Weißhaarige ungemein zu erleichtern schien. Allerdings war mir auch nicht entgangen, wie unwohl sich die Dunkelhaarige teilweise gefühlt hatte. Dieser Fluchgeist musste Unbehagen in ihr auslösen, fast so, als wäre sie ihm schon einmal begegnet. Doch dann fragte ich mich, warum sie nichts davon erzählt hatte. Wieso verbarg sie ihre Konfrontation mit dem Fluchgeist? War sie noch zu traumatisiert von der Begegnung oder war sie sich einfach nur nicht sicher und wollte hier niemand unnötig kirre machen?

      Ich hatte mich bereits umgezogen und wartete nur noch darauf, dass Kimatsu und ich endlich dieses Haus hinter uns lassen könnten. "Essen klingt nach einem guten Plan, ich bin am Verhungern", meinte ich und wollte gerade das Haus verlassen, als Kimatsu mir plötzlich ihre Hand entgegen streckte. Etwas überrascht musterte ich die Weißhaarige Schönheit vor mir, ehe ich ihrer Geste grinsend entgegen kam und meine Unendlichkeit für einen kurzen Moment deaktivierte. "Ein Kniefall wäre mir lieber gewesen, aber ich denke damit lässt sich auch arbeiten." Für meinen Geschmack etwas zu schnell, lösten sich unsere Hände wieder voneinander und ich aktivierte meine Unendlichkeit wieder, ehe wir den beiden anderen den Rücken zukehrten um das Haus zu verlassen. Allerdings wollte ich es mir nicht nehmen lassen, mich noch einmal mit den Kopf nach hinten zudrehen, um Tomioka-san die Zunge rauszustrecken. Für ihn hatte ich am Flughafen meine Unendlichkeit nicht abstellen wollen, daher sollte er sich nun seiner Position bewusst sein.
      'Gar nicht mal so schlecht hier' kam es mir in den Sinn, als ich die Märchenhafte Landschaft vor mir bewunderte. Es gab gewisse Dinge im Leben, an denen ich mich wohl niemals satt sehen würde und das waren schöne Landschaften, verprügelte Fluchgeister und Kimatsu. Moment was? Ich schüttelte schnell den Kopf über meine eigenen Gedanken und versuchte meinen klaren Kopf zu behalten. Woher kam nur dieser Gedankengang? Wurde ich etwa krank? (me: you're falling in love idiot <.<)
      Gleichzeitig musste ich zugeben, dass Kimatsu in dieser Umgebung noch schöner wirkte. Und auch wenn wir bis eben noch gearbeitet hatten, schien sie diese Umgebung deutlich mehr zu entspannen, als das lebhafte Tokio. Bei ihrem Dank winkte ich jedoch ab. "Dafür brauchst du mir nicht zu danken. Irgendwo muss ich mich bei Hana-chan erkenntlich zeigen, für das was sie mir und Nanami hat zukommen lassen. Ich begleiche lediglich meine Schulden", erklärte ich ihr. "Außerdem möchte selbst ich nicht, dass den jungen Sorcerern von heute etwas zustößt, schon gar nicht, wenn man es hat vermeiden können. Es gibt für mich keinen Grund, euch bei den Fluchgeistern nicht irgendwie unter die Arme zu greifen. Im Gegenteil. Vielleicht könnten die kommenden Kämpfe wichtige Infos für die Gegenwart enthalten, aus der Nanami und ich kommen", meinte ich. Kimatsus nächste Worte ließen mich ein wenig stocken. Natürlich war es klar, dass Nanami und ich wieder zurück in unsere Zeit gehen würden, doch irgendetwas stimmte mich an dem Gedanken... traurig...? Irgendwie glaubte ich daran, dass es Kimatsus Anwesenheit war, die mir sehr fehlen würde, sobald wir wieder zurück in unserer Zeit waren.
      Ich wollte meine Gedanken nicht länger an die Rückkehr verschwenden, weshalb ich sie fürs Erste beiseite schob. "Lass uns endlich etwas zu futtern besorgen. Ich bin am Verhungern, außerdem möchte ich noch viele Süßigkeiten für unsere Rückfahrt morgen besorgen. Ich muss meinen Zuckerspiegel aufrecht erhalten, sonst bekomme ich noch schlechte Laune", erklärte ich der Weißhaarigen neben mir und nahm dann einfach ihre Hand, ehe ich sie hinter mir herzog, um ihr zu symbolisieren, dass sie mir zu langsam lief. Zum Glück hatte mir Hana-chan in den letzten Tagen eine Kreditkarte besorgt und einen 'kleinen' Beitrag überwiesen, den ich frei ausgeben könnte. Auf diese Weise könnte ich auch ausnahmsweise mal Kimatsu zum Essen einladen. Bisher hatte sie sich die meiste Zeit um meine Verpflegung gekümmert, sei es nun durch ihre Kochkünste gewesen, oder weil sie für meinen Süßigkeitenkonsum aufkam. Ich würde meine Schulden irgendwie zurückbezahlen, auch wenn das hieß, dass ich im Umkehrschluss Schulden bei Hana-chan machen würde. Allerdings glaubte ich nicht daran, dass sie sich daran besonders stören würde. Darum hielt sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen. Warum sich um etwas sorgen, dass den Gegenüber im Grunde nicht die Bohne interessierte?
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