Tokyo Revivers [kiwi & Zenik]

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    • Tokyo Revivers [kiwi & Zenik]

      Tokyo Revivers
      by @kiwi & @Zenik

      - Vorstellung -


      Als Takemichi eines Tages vor den einfahrenden Zug geschubst wird, glaubt er fest, dass es nun endgültig vorbei mit ihm sei. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für ihn vorgesehen, denn wie durch Zauberhand erwachte er plötzlich in seinem Ich vor genau 8 Jahren. Während er noch mit sich hadert, ob das Ganze nur ein böser Traum sei, wiederholen sich Ereignisse seines Lebens, die er schon längst verdrängt hatte und ein abschließender Handschlag mit dem kleinen Bruder, seiner damaligen Liebe, führt ihn doch tatsächlich wieder zurück in seine eigentliche Zeitlinie. Er ist also niemals am Bahnsteig umgekommen, stattdessen ist er in der Lage, auf den Tag genau, 8 Jahre in die Vergangenheit zu reisen.
      Gemeinsam mit Naoto tut er sich zusammen, um ein ganz bestimmtes Ereignis ungeschehen zu machen, Hinas Tod. Das Ganze erweist sich allerdings als ein eher schwieriges Unterfangen, da der Tod von Hina mit den Bandenkriegen der berüchtigtsten Gangs Japans in Zusammenhang steht. Um das Rätsel zu lösen, muss Takemichi sich nicht nur versuchen bei "Toman" einzuschleusen, sondern auch versuchen dem roten Faden zu folgen, der zu Hinas unweigerlichem Tod führen soll.

      Aber jeder Sprung durch die Zeit führt zu einer weiteren Veränderung der bestehenden Zeitlinie. Takemichi hat ganz unbewusst einen Stein ins Rollen gebracht, der unaufhaltsam Ereignisse auslöst, die so niemals vorgesehen waren; angefangen mit dem Zug, der ihn hätte erfassen sollen. Da der Tod von Takemichi ausfiel, entgleist jener Zug nun 8 Jahre früher und stürzt damit unzählige Passagiere in einen grausamen Tod. Unter eben diesen Passagieren befanden sich zwei Personen, für die der Tod niemals vorherbestimmt gewesen war, aber welche wohl nun dazu auserkoren sind Takemichis Platz einzunehmen. Auch wenn der Schmerz und das Chaos der anschließenden Explosion, welche sie beide erfasste, mehr als real anfühlten, erwachen sie stattdessen, wohlauf und unversehrt...

      ...in der Zukunft, 8 Jahre nach ihrem vermeidlichen Unfall.


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      @kiwi - Saya, Draken, Baji, Mitsuya, Hina, Akkun, Hanma, Naoto, Makoto
      Zenik - Aika, Mikey, Chifuyu, Kazutora, Kisaki, Emma, Takemichi, Yamagishi, Takuya
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."

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    • Wenn man morgens viel zu früh aufwacht, ist dass doch immer ein guter Anlass, um sich im Park noch ein wenig die Zeit zu vertreiben. Nicht um spazieren zu gehen oder weil man sich unbedingt der Natur verbunden fühlen möchte, so viel Geduld hatte sie dann doch leider nicht, sondern viel eher um in aller Ruhe etwas auf ihrer Geige spielen zu können. Wie leer der Park zu dieser Uhrzeit doch war grenzte tatsächlich an eine Art Wunder, denn normalerweise wurde dieser gut besucht, besonders wenn auch noch die Sonne so ideal durch die Blätterdächer schien. Ohne noch länger zu zögern setze sie zum Spielen an; ihr Kinn platzierte sich auf den Kinnriemen ihrer Geige, bevor auch schon die ersten Töne erklangen. Es gab tatsächlich nichts was sie mehr zu beruhigen wusste, als die Musik. Mit geschlossenen Augen bewegte sie schwungvoll den Geigenbogen, ganz in ihrer eigenen Welt versunken, unbeirrt darüber, dass man sie entdecken könnte.
      Sie war es gewohnt, dass einige Passanten hin und wieder anhielten und ihren Melodien für eine Weile lauschten, bevor sie wieder daran erinnerten wurden, dass die Zeit und der Druck an ihnen zerrten; Menschen fiel es nämlich relativ schwierig sich Zeit für sich selbst oder gar die Geschehnisse um sie herum zu nehmen. Deswegen war Aika dankbar dafür, dass ihr Vater ihr schon in frühen Jahren zum Geige spielen geraten hatte; Musik wurde dadurch ihr Ventil, ihr sogenannter Ruhepol.

      Und als hätte irgendeine höhere Macht sie wahrgenommen, schlenderten auch schon die ersten Passanten vorbei; ältere Herrschaften, die sich an den Klängen des eleganten Instruments erfreuten und es leider ein wenig zu gut meinten, indem sie in ihren frischen Coffee-to-go-Becher ein paar Münzen platschen ließen. Passend dazu endete nun auch gerade das Stück. Sie versuchte nicht allzu frustriert über die gutgemeinte Geste zu wirken, denn immerhin war es zum Teil auch ihr eigenes Verschulden. Da dies nicht das erste Mal war, dass Jemand ihr Getränk für den üblicherweise leeren Pappbecher hielt, hatte sie sich fest vorgenommen immer erst auszutrinken, bevor sie anfing zu spielen. Naja, immerhin hatte sie nun wieder ein paar Münzen mehr in ihrem Portemonnaie, vielleicht würde es ja für einen neuen Kaffee reichen.
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • Mitsuya begann seinen Morgen immer mit einer kleinen Tour durch den Park. Er musste diesen nicht zwingend durchqueren, tatsächlich war der Weg durch den Park etwas länger wenn er zur Universität musste, aber er genoss gerne die Natur und das Gefühl ungestört Musik hören zu können. Jeder Morgen verlief relativ gleich, aber am heutigen Tag bemerkte er ein Geräusch außerhalb seiner Kopfhörer, was er so noch nie im Park hörte.
      Er nahm seine Kopfhörer ab und realisierte, dass jemand Geige spielte. Das war ziemlich ungewöhnlich, Musiker waren sonst nie im Park anzutreffen, vor allem um diese Uhrzeit.
      Nachdem er sich kurz umsah, bemerkte er außerdem eine kleine Menschenmenge auf die er sich zubewegte. Er stand eine Weile da und hörte der Geigenspielerin zu. Es war sehr erfrischend jemanden beim Musizieren zu beobachten, vor allem wenn die Person ein echtes Talent zu haben schien.

      Als er mit dem Gedanken spielte, ihr als kleine Dankbarkeit für den versüßten Morgen ein bisschen Kleingeld in den Becher zu werfen, bemerkte er durch die anderen Passanten, die diesen Gedanken ebenfalls teilten, dass der Kaffeebecher auf dem Boden gar nicht leer war. Die anderen ließen es sich ihre Verlegenheit nicht anmerken, als ihnen aus heiterem Himmel ein paar Spritzer Kaffee auf der Hand landete. Er musste sich das Grinsen verkneifen, aber er war froh, dass ihm diese Peinlichkeit erspart geblieben ist.
      Als sie mit dem Spielen des Liedes fertig war, applaudierte er mit der verbliebenen Menge, die sich nach und nach auflöste, um sich zur Arbeit zu begeben. Mitsuya blieb noch kurz stehen, bevor er auf sie zuging.
      "Das war wirklich sehr schön", sagte er, während er in seiner Tasche rumkramte.
      "Aber ich glaube, der Boden ist kein geeigneter Ort für einen Kaffee ohne Deckel", fügte er leicht grinsend hinzu und reichte ihr ein Taschentuch.


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      Saya drehte sich schon fast quälend im Bett um und stülpte ihr Kissen über ihren Kopf, als der Wecker sie aus dem Schlaf riss. Sie wartete noch ein paar Sekunden, bis sie sich genervt aufsetzte und ihren Wecker ausschaltete.
      Einmal tief ein- und wieder ausgeatmet, zwang sie sich aus ihrem Bett, um zu sich für die Uni fertig zu machen. Frisch geduscht und angezogen schlenderte sie in die Küche, in der sie schon wieder schlechte Laune bekam, als sie den Kühlschrank öffnete.
      Zwar liebte sie japanisches Essen, aber sie war viel zu faul, um sich zumindest ihr Frühstück zuzubereiten. Das ist eine Sache, an die Saya sich nie gewöhnen konnte und über die sie sich jeden Morgen aufs neue aufregte. Sie vermisste die Zeit, in der sie sich morgens einfach ein paar Lucky Charms in eine riesige Schüssel kippen konnte; auch wenn der erzwungen eingeschränkte Zuckerkonsum das Beste ist, was ihrer Gesundheit passieren konnte.

      Sie schnappte sich ihre Sachen und ging zu einem Konbini, wo sie sich ein paar Onigiris und etwas zu Trinken für den Tag kaufte. Da sie sich angewöhnte immer etwas früher in der Uni zu sein, konnte sie den kurzen Zwischenstopp locker einplanen.
      Als sie den Laden verließ, öffnete sie eines ihrer Onigiris und aß es auf dem Weg zur Universität.

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    • Mit einem Seufzer verstaute sie ihre Geige vorerst wieder im Koffer. Die Münzen, welche sie gerade so aus dem Kaffeebecher fischen konnte, hatten sich nicht annähernd gelohnt, zumindest wäre ihr das Heißgetränk nun wesentlich lieber gewesen.
      Ob sie es jetzt überhaupt noch einmal zum Bäcker und pünktlich zur ersten Vorlesung schaffen würde? Eventuell wenn sie die Strecke sprinten würde, aber mit einem Geigenkoffer als Gepäck, wäre das vermutlich ein abenteuerliches Vorhaben.

      Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, dass einer der Passanten geblieben war und das Wort an sie richtete. Er schien nach etwas in seiner Tasche zu suchen und als er fündig wurde und ihr ein Tuch reichte, begriff sie automatisch, weshalb er länger als die Anderen geblieben war. "Oh. Danke", sie nahm das Taschentuch mit einem Nicken entgegen und wischte sich damit über die Finger. "Normalerweise versuche ich solche Missverständnisse auch zu vermeiden. Aber natürlich waren die Deckel beim Bäcker mal wieder aus", ein erneuter Seufzer entwich ihren Lippen, "Und eigentlich versuche ich auch immer auszutrinken, bevor ich anfange zu spielen. Aber wenigstens scheint es den Leuten zu gefallen, wenn hier hin und wieder Jemand Musik macht. Dafür kann ich natürlich Niemanden verurteilen." Aber der fehlende Einfluss des üblichen Koffeins würde sich im Laufe des Tages sicher bemerkbar machen, vor allem wenn ausgerechnet heute auch noch mehrere Vorlesungen anstanden. Dieser Gedanke lag ihr tatsächlich ein wenig schwer im Magen.

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      "Hey! Du hast da was verloren", sie strich sich ihr blondes Haar zurück, als sie ein noch frisch verpacktes Onigiri in die Höhe hielt, "Das ist doch deins, oder?" Eigentlich konnte Emma nur versuchen zu erraten, ob sie die richtige Person damit erwischt hatte. Aber da ihr Gegenüber gerade noch dabei war den Rest eines bereits angefangenen Onigiris zu verputzen, schien sie nicht allzu falsch mit ihrer Vermutung zu liegen. Sie tat gleich darauf ein paar Schritte auf sie zu und drückte ihr den Fund in die Hand. "Gern geschehen."

      Sie selbst trug eine große Plastiktüte vom Konbini bei sich, die anscheinend randvoll mit Snacks und Getränkedosen gefüllt war; für eine einzelne Person eine recht erstaunlich große Menge. Noch bevor sie ein weiteres Wort miteinander wechseln konnten, zückte Emma bereits ihr Smartphone hervor und ihr gerade noch freundliches Lächeln verwandelte sich in ein wütendes Schnauben. Aufgebracht tippte sie eine Nachricht auf ihrem Display und grummelte dabei unbewusst vor sich hin: "Macht euch sofort auf den Weg hierher. Die Vorlesung fängt schließlich gleich an." Kurz überlegte sie, ob sie Draken nicht lieber direkt anrufen sollte, aber dann schrieb sie einfach eine weitere Nachricht an die beiden.

      Bis ihr beiden hier seid, werde ich Mikeys Snacks an Passanten verteilen, also Beeilung!

      Mit einem zufriedenen Lächeln wendete sie sich nun wieder ihrer neuen Bekanntschaft zu. "Möchtest du vielleicht auch was hiervon haben? Ich hab sowieso zu viel gekauft. Ach, ich bin übrigens Emma."
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      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • "Keine Ursache", erwiderte er und reichte ihr ein weiteres Taschentuch als bemerkte, dass das erste bereits durchgeweicht war. Er hatte sie noch nie im Park gesehen, dabei war er relativ häufig hier. Wahrscheinlich verpasste er sie jedes Mal wenn sie musizierte. Mitsuya wollte gerade etwas sagen, bis er merkte, dass sie wohl verständlicherweise wegen ihres Kaffees etwas enttäuscht war.
      "Eigentlich wollte ich dir ebenfalls etwas dazugeben, bis ich gemerkt habe, dass der Becher voll war", er hielt kurz inne, da er über den Gedanken der überraschten Passanten grinsen musste, "aber ich glaube mit einem neuen Kaffee kannst du mehr anfangen."

      Er schaute auf seine Uhr. Verdammt, es war leider nicht mehr viel Zeit bis zur ersten Vorlesung übrig. Im nächsten Moment bemerkte er ihre Tasche. War sie etwa auch eine Studentin?
      "Gehst du hier zur Uni? Ich treffe mich mit ein paar Freunden in der Mittagspause. Gesell dich doch zu uns, ich gebe dir dann einen neuen Kaffee aus", bot er ihr an. Ein Morgen-Kaffee wäre höchstwahrscheinlich schöner, aber dafür blieb ihm leider keine Zeit mehr.
      "Ich heiße im Übrigen Mitsuya."

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      Ganz Gedanken versunken bemerkte Saya zunächst nicht, dass sie diejenige war, die angesprochen wurde. Aus Neugier und der Lautstärke wegen drehte sie sich dennoch aus Reflex um. Doch als die fremde Person auf sie zuging und ihr das Onigiri in die Hand drückte, realisierte sie, dass tatsächlich sie gemeint war.
      Perplex von der plötzlichen Begegnung blickte sie zunächst nur auf das Essen in ihrer Hand, bis sie die letzten Sätze ihres Gegenübers langsam verarbeitete.
      "Ehm... Hay- Ah nein, nenn mich Saya", stellte sie sich kurz vor.
      Obwohl Saya ihr erster Vorname war, stellte sie sich in Amerika immer mit ihrem Zweitnamen Hayden vor. Der Grund weshalb sie das tat war schlichtweg, dass sie sich so angepasster fühlte, da der Name für die meisten leichter auszusprechen war. Lustigerweise war es hier genau andersrum, aber da sie sich namentlich in den letzten Jahren kaum vorstellen musste, fiel ihr ihr Zweitname aus Gewohnheit meist schneller ein.

      Als Emma ihr die Tüte hinhielt, verirrte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hatte vorhin gar nicht über Nervennahrung nachgedacht, da kam ihr die Situation ganz gelegen. Der Auswahl nach zu urteilen hatte sie definitiv Geschmack.
      "Hast du einen langen Tag vor dir?", fragte Saya während sie sich eine Kleinigkeit aus der Tüte nahm.

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      Jeden Morgen das selbe. Egal wie viel Schlaf sich Mikey gönnte, er war nie ausgeruht genug, um rechtzeitig aufzustehen. Oder überhaupt. Wenn Draken nicht wäre, würde er wohl die Uni sausen lassen und den ganzen Tag verschlafen.

      Letztendlich kam Draken nie drum herum, ihn den gesamten Weg huckepack tragen zu müssen. Ein Kompromiss, auf den er sich wohl oder Übel täglich einlassen musste, damit sein bester Freund einigermaßen den Hintern hoch bekam und sich seine Zukunft nicht verbaute.
      Zum Glück war Mikey klein und leicht, sodass das Tragen keiner großartigen Anstrengung bedarf.
      Die morgendliche Müdigkeit und der zusätzliche Ballast auf seinem Rücken sorgten jedoch trotzdem dafür, dass Draken sich langsamer fortbewegte als er es ohne Mikey tun würde.
      Das schlimmste an der Situation war für ihn aber nicht das huckepack tragen, sondern die Tatsache, dass die beiden Dank des Studentenwohnheims in dem sie lebten wohl diejenigen waren, die den kürzesten Weg zur Universität hatten.
      Dieser Gedanke trieb Draken täglich zur Weißglut sobald er einen Fuß aus dem Wohnheim setzte.

      In Gedanken verloren nahm er plötzlich sein Handy wahr, welches in seiner Hosentasche vibrierte. Mit einer Hand zückte er es genervt hervor, während er sich etwas nach vorne beugte und mit der anderen Hand weiterhin Mikey stabilisierte. Beim Anblick auf den Bildschirm runzelte Draken die Stirn. Emma. Das hatte noch gefehlt.
      Mittlerweile müsste sie sich doch daran gewöhnt haben, dass sie nur wegen ihrem Bruder zu spät kamen. Mit einem Seufzen öffnete er die Nachricht und erwartete eine Beschwerde warum sie nicht schon da sind. Beim Durchlesen zauberte sie ihm unerwarteterweise ein leichtes Grinsen ins Gesicht.
      Eventuell gäben die folgenden Worte Mikey einen Anlass, Draken wenigstens den heutigen Morgen ein wenig zu verschonen; ein bisschen Ansporn würde ihm sicherlich gut tun. Er steckte sein Handy wieder in die Hosentasche ohne auf die Nachricht zu antworten und rüttelte leicht an Mikeys Beinen.
      "Aufwachen, Prinzessin", setzte er an und drehte seinen Kopf leicht nach hinten. Den Gesichtsausdruck wollte er sich keinen Fall entgehen lassen, "Emma droht, deine Snacks an Passanten zu verteilen wenn wir nicht rechtzeitig da sind. Du weißt ganz genau, dass sie keine halben Sachen verspricht... Vielleicht hat sie sogar schon angefangen."

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    • Dankend nahm sie auch das zweite Taschentuch, welches er ihr reichte, entgegen. "Tatsächlich?" Nun musste sie doch ein wenig schmunzeln. "Ich spiele eigentlich nicht, um mir damit Geld für meinen morgendlichen Kaffee zu verdienen", dabei schwenkte sie spielerisch den Pappbecher in ihrer Hand, um ihn dann kurz danach in einem der umliegenden Mülleimer zu entsorgen, "Sobald ich anfange zu spielen, bemerke ich kaum noch was um mich herum passiert. Wenn man es genau nehmen möchte spiele ich eigentlich nur für mich selbst. Aber wenn es Anderen eine Freude bereitet ist das natürlich eine nette Überraschung." Aika wäre niemals auf den Gedanken gekommen Geld von Umstehenden für etwas anzunehmen, dass sie eigentlich nur tat, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Auf ihrer Geige zu spielen gab ihr Kraft. Das ihre Leidenschaft zur Musik von Anderen wertgeschätzt wurde, war eigentlich schon Dank genug für sie, aber die Meisten drückten dies eben anhand des Kleingelds aus, dass sie ihr dalassen durften. Und wer war sie schon den Leuten diese Geste zu verwehren.

      "Oh verflucht!" Sofort kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem Smartphone und seufzte als die Uhrzeit auf ihrem Display aufleuchtete. Sie musste wohl oder übel auf einen weiteren Kaffee verzichten, wenn sie es noch rechtzeitig zu ihrer Vorlesung schaffen wollte.
      "Du willst mich einladen?" Kurz überlegte sie, wobei es da eigentlich nichts großartig zu überlegen gab. Mitsuya gefiel ihre Musik und obendrein wollte er sie dafür auch noch zu einem neuen Kaffee einladen, er hatte nur noble Absichten. "Freut mich. Ich bin Aika. Laufen wir noch ein Stück? Wir müssen ja sowieso in dieselbe Richtung."

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      "Hay Saya?", ein Grinsen machte sich auf Emmas Gesicht breit, "Ist das sowas wie ein Insider? Weihst du mich ein?"

      Während sie sich nun ebenfalls ein paar Snacks aus der Tüte angelte, wanderte ihr Blick erneut zum Display ihres Smartphones. Draken hatte die Nachricht also gelesen, sehr gut. Das würde bedeuten, dass er sie Mikey jeden Moment vorlesen würde und dann wären die beiden mit hoher Wahrscheinlichkeit in null Komma nichts da. "Einen langen Tag?", fragend hebte Emma eine Augenbraue, bevor sie Sayas Blick zur vollen Tüte vom Konbini folgte. Deswegen hatte sie diese Frage also gestellt. Mit einem amüsierten Lachen schüttelte sie daraufhin den Kopf.
      "Oh nein. Eigentlich habe ich das Ganze hier für meinen Bruder und einen guten Freund von uns besorgt. Aber dafür müssen sie auch gefälligst pünktlich erscheinen, ansonsten esse ich eben alles alleine auf. Tu dir also keinen Zwang an und greif gern ordentlich zu."

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      Wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, hätte er die Vorlesung definitiv sausen lassen. Er war noch nie ein Frühaufsteher gewesen und erst recht nicht aufnahmefähig für die Vorlesungen an der Uni, welche über den Tag hinweg folgen würden. Warum tat Draken ihm das bloß an? Da er sich so sehr dagegen sträubte einen weiteren Schritt zu tun, nahm ihn der Blonde bereits Huckepack, die einzige Fortbewegungsmethode, welche in der Lage war Mikey tatsächlich noch zur Uni zu befördern.
      "Weißt du was wir machen sollten? An den Strand fahren. Wir sollten das Wetter an solch einem Tag genießen und uns nicht in einem stickigen Gebäude ohne Klimaanlage einsperren lassen." Trübsal blasen, wenn er mal wieder seinen Willen nicht bekam, konnte er schon immer recht gut. Draken würde ja eventuell nachgeben, ihm zustimmen und dann wäre das Drama um die Vorlesung für heute wenigstens endlich abgehakt.

      Natürlich weigerte dieser sich darauf einzugehen, vermutlich weil er schon genervt genug war, dass er Mikey wie fast jeden Morgen Huckepack tragen durfte. "Du lässt dich heute auch wirklich zu gar nichts überreden, oder? Liegt das etwa nur an Emma?" Nach einer guten Weile gab er es schließlich auf, schloss langsam die Augen und döste ein wenig vor sich hin; es war wirklich viel zu früh am Morgen für ihn. Im Vorlesungssaal würde es nicht wesentlich anders ablaufen, wobei ihnen Emma diesmal wenigstens versprochen hatte, eine gute Ration an Snacks und Getränken für sie beide bereit zu halten. Diese Vorstellung allein genügte, um nicht umgehend kehrt zu machen.

      Gerade war er dabei sich vorzustellen, wie sie eventuell einfach Emma dazu überreden würden mit den ganzen Leckereien abzuhauen und die Vorlesung ausfallen zu lassen, da vernahm er plötzlich Drakens Stimme. Ihm gefiel nicht was er da hörte. Ganz und gar nicht. Er hatte doch nicht den weiten Weg auf sich gemacht, nur um jetzt ohne die versprochenen Knabbereien den Tag durchzustehen.
      Mit einem Satz sprang er von Drakens Rücken ab, begann seine Gelenke ein wenig zu dehnen und schenkte ihm ein Lächeln. "Ich hab gehört wir veranstalten einen Wettlauf zum Vorlesungssaal? Wer zuerst da ist bekommt die Snacks, die Emma uns hoffentlich übrig lässt." Mit diesen Worten rauschte er an seinem wesentlich größeren Freund vorbei.
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • Mitsuya freute sich über die neu geschlossene Bekanntschaft und darüber, dass er ein Stück seines Weges mit ihr teilen konnte.
      "Freut mich ebenfalls", setzte er an und wartete kurz, bis sie ihre Sachen zusammengepackt hatte und sie losgehen konnten, "ich glaube so etwas gehört dazu. Selbst wenn du keinen Kaffeebecher oder ähnliches mit dabei gehabt hättest, hätten die Leute schon einen Weg gefunden, dir etwas dazuzugeben. Die meisten schätzen es wert, wenn man ihnen den Tag versüßt."

      Er dachte kurz über ihre Worte nach. Diese Einstellung empfand er als sehr bewundernswert. Ein Musikinstrument zu spielen und dies in der Öffentlichkeit zu tun, um mit sich selbst ins Reine zu kommen... das musste Leidenschaft in ihrer reinsten Form sein. Tatsächlich kannte er das Gefühl selbst sehr gut. Egal ob er sich im Stoffladen Stoffe und Zutaten aussuchte, Schnittmuster erstellte, selbst nähte oder Stoffe bestickte - darin konnte er sich für Stunden verlieren. Er konnte die Male gar nicht mehr zählen in denen er völlig vergaß etwas zu trinken oder zu essen, weil er die Zeit, dein Hobby auszuleben, einfach zu sehr genoss.

      "Ich finde Musiker wie dich großartig. Egal wo du bist, mit deiner Geige und deinem Talent kannst du jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern", erzählte er, während er ihr selbst ein großes Lächeln schenkte.

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      Das lies sie sich nicht zweimal sagen und nahm sich ein paar Sachen aus der Tüte, die sie sich direkt in ihre Tasche steckte. Emmas Einstellung gefiel ihr sehr. Vielleicht entstünde gerade eine gute Freundschaft zwischen den beiden. Obwohl der Spruch 'Liebe geht durch den Magen' geht, heißt es nicht, dass Freundschaft damit ausgeschlossen sei. Und bei so einer guten Auswahl ist es schwer nicht zuzugreifen.
      Beim Einpacken der Snacks und Getränke bemerkte sie außerdem, dass sie für den heutigen Tag sowieso viel zu wenig eingekauft hatte, "danke, das kommt mir sehr gelegen. Du rettest mir den Tag."

      Saya behielt eines der Süßigkeiten in der Hand und öffnete die Verpackung.
      "Mein erster Vorname ist Saya. Ich habe mich aber fast mit meinem Zweitnamen Hayden vorgestellt", sie rückte ihre Brille zurecht und nahm einen Bissen von ihrem Dorayaki, "ich komme ursprünglich aus Amerika, die Leute dort konnten sich meinen Zweitnamen besser merken."
      Für viel mehr Erklärung blieb allerdings keine Zeit, denn zwei Gestalten rasten so sehr auf die beiden zu, dass es schon fast als Furcht einflößend galt, weswegen Saya aufhörte zu essen. Das mussten wahrscheinlich ihr Bruder und der gemeinsame Freunde sein, von denen Emma vorhin sprach. Egal was sie in ihr Handy getippt hatte, es hat definitiv Wirkung bewiesen. Zum Glück konnte sie sich rechtzeitig ein paar Sachen aus der Snacktüte entnehmen.

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      "Hey warte Mal, das ist nicht fair!", rief Draken ihm nach als er selbst anfing in Richtung Vorlesungssaal zu sprinten. Man möge meinen, dass er aufgrund seiner Größe und somit längeren Beinen schneller wäre, doch da täuschte man sich. Mikey war flink und kam mit Hindernissen viel besser zurecht als er. Wenn es um Menschenmengen ging, konnte Mikey sich einfach durch die Menge durchschlängeln, auch wenn er ein paar Leute anrempelte. Würde Draken es ihm gleichtun, würde er vermutlich seine Mitmenschen umschmeißen. Und auch wenn er wusste, dass er das Rennen sowieso verlieren würde, hätte Mikey ihm wenigstens die Chance geben können, gleichzeitig mit ihm loszulaufen.

      Doch im nächsten Moment wandelte sich seine Stimmung wieder ins Positive, denn er bemerkte, dass er sein Ziel, den Morgen etwas weniger genervt zu starten, erreicht hat. Zur Vorlesung würden sie es sogar auch pünktlich schaffen.
      Er dachte an Mikeys Vorschlag von vorhin, den er nur halb wahrnahm. Die Vorlesungssäle waren wirklich nicht angenehm, was sein muss, musste allerdings sein. Jedoch wäre ihm der Strand jetzt auch lieber - vielleicht ließe sich da etwas machen.

      Wenig später erreichten beide ihr Ziel. Draken konnte mit Mikey zwar mithalten, verlor aber das Wettrennen. Für ihn war das allerding snicht schlimm, er freute sich mehr über die Tatsache, es pünktlich geschafft zu haben ohne seinen Freund huckepack tragen zu müssen. Außerdem konnte Mikey mit den Snacks viel mehr anstellen als er selbst.
      Ein wenig außer Atem betrachtete Draken Emmas Tüte. Sie sagte zwar, dass sie die Snacks verteilen würde solange sie noch nicht hier waren, aber das was er sah war eine relativ mikrige Ausbeute. So lange hatten sie gar nicht gebraucht bis sie hier waren. Die ihm unbekannte Person neben Emma nahm er zunächst nicht wahr, er war viel zu aufgebracht über ihr gebrochenes Versprechen. Selbst wenn sie ein paar Snacks verteilt hätte, war das für Mikey viel zu wenig und diese Laune würde Draken früher oder später mit einer vollen Ladung abbekommen. Von wegen einigermaßen gemütlicher Morgen. Der ganze Tag wäre wohl im Eimer.
      "Emma, ich dachte du hättest genug dabei."

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von kiwi ()

    • "Du klingst so als wüsstest du genau wovon du redest." Nun war sie an der Reihe ihm ein strahlendes Lächeln zu schenken. Mitsuya schien ihre Begeisterung zur Musik zu teilen, ganz so als hätte er selbst auch eine Leidenschaft für etwas entwickelt, was ihm Kraft spendete und voran trieb. "Und? Machst du auch Musik? Oder was ist dein Hobby?", amüsiert blickte sie nun zu ihm, während sie sich langsam auf dem Weg zur Uni machten. "Es ist wirklich schön zu hören, dass es dir so gut gefallen hat. Da habe ich ja fast ein schlechtes Gewissen, dass ich keine Zugabe geben konnte."

      Schade, dass die Vorlesung ausgerechnet heute nicht ausfallen würde. Der Professor, der diese führte war bekanntlich nie krank, deswegen musste Aika nicht mal das Internet bemühen, um zu kontrollieren, ob es eine Änderung des Online-Stundenplans gab. Aber die gute Nachricht war, dass sie auf jeden Fall ein frischer Kaffee in der Mittagspause erwarten würde, also musste sie jetzt nur noch versuchen bis dahin nicht einzunicken.

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      "Dafür nicht. Du kommst mir tatsächlich auch sehr gelegen. Ich muss da nämlich Jemandem eine Lektion erteilen, damit er zukünftig nicht andauernd zu spät zu den Vorlesungen erscheint", dabei schwenkte sie das Smartphone in ihrer Hand, auf welchem sie zuvor die ganzen Nachrichten getippt hatte. Sie hatte kein schlechtes Gewissen, dass sie Saya einen Großteil des Einkaufs überließ. Sie schien es auch wesentlich dringender zu benötigen als Mikey. Irgendwann müsste ihr Bruder sowieso lernen selbst für sich zu sorgen, dazu zählte auch, dass man seine Einkäufe rechtzeitig erledigte. Sie und Draken konnten ihm schließlich nicht ein Leben lang alles hinterher tragen, wobei sie sich da bei Drakens Einstellung ehrlich gesagt nicht hundertprozentig sicher war. Wenn man ihn ließe, würde er Mikey sicher bis an sein Lebensende folgen. Dieser Gedanke allein konnte sie manchmal schon ein wenig zur Weißglut treiben, was wohl nun auch die Lektion, die sie ihm erteilen wollte, erklären würde.

      "Hayden, also? Muss eine ziemliche Umstellung für dich sein", dabei rückte sie gleich etwas näher heran, um Saya nun genauer unter die Lupe zu nehmen, "Ganz aus Amerika? Wie ist es denn dort so?" Nun wurde ihr Interesse geweckt. Zeit genug bis zur Vorlesung hatten sie ja schließlich auch noch, also konnte sie genauso gut Fragen zu Sayas Aufenthalt in Amerika stellen. Leider wurden sie kurz darauf auch schon unterbrochen, denn tatsächlich hatten Mikey und Draken es geschafft im Nu aufzuholen; damit hatte selbst Emma nicht gerechnet.

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      Obwohl Mikey immer noch recht müde und antriebslos war, wurde durch das kleine Wettrennen zwischen ihm und Draken sein Kampfgeist wieder von Neuem erweckt. Es ging doch nichts über eine kleine Herausforderung am Morgen. Emma hatte das wirklich geschickt eingefädelt. Sie kannte ihren Bruder eben einfach zu gut und ein wenig tat es ihm sogar fast schon Leid, dass die beiden immer alle Hebel in Bewegung setzten mussten, um ihn davon zu überzeugen wie wichtig die ganze Lernerei doch für seine Zukunft sei.
      Es dauerte nicht lange, bis er sich geschickt an jeglichen Hindernissen vorbeischlängelte, dabei diversen Leuten auf der Strecke mit Leichtigkeit auswich, um dann schlussendlich mit einem Sprung, über die Parkbank, auf der sich Emma und Saya erst niedergelassen hatten, um sich die Snacks schmecken zu lassen, zum stehen zu kommen. "Damit steht der Sieger wohl fest", ein wenig irritiert fiel sein Blick daraufhin auf Saya, da er sich in der Eile eigentlich nur auf Emma fixiert hatte. Normalerweise war seine Schwester eigentlich nicht häufig in Gesellschaft Anderer, beziehungsweise kannte er soweit jede Person, die mit seiner Schwester zu tun hatte, bis auf diese Fremde. "Wer ist das denn?", sprach er fast schon ein wenig vorwurfsvoll aus, während er sie nun genauer betrachtete.

      "Sag mal, spinnst du eigentlich? Erschrick uns gefälligst nicht so, Mikey!" Mit verschränkten Armen starrte sie nun zu ihrem älteren Bruder auf, welche immer noch recht verwirrt über Sayas Präsenz schien. Mit einem leichten Seufzer deutete sie nun auf ihre neue Bekanntschaft: "Das ist Saya. Ich habe sie gerade eben erst kennengelernt. Ihr beide habt euch ja wie immer Zeit gelassen." Schon befand sich wieder ein Lächeln auf ihren Lippen, sie konnte eben einfach nie lange auf ihn böse sein.
      Als Draken sie schon kurz darauf ebenfalls erreichte, griff sie gleich nach einer Wasserflasche, um sie ihm zu reichen. Seine Bemerkung zum Einkauf ärgerte sie fast schon ein wenig. "Stellt euch nicht so an. Es ist noch genug da und da ihr tatsächlich mal pünktlich seid, werde ich ausnahmsweise noch was in der Mittagspause für euch besorgen. Aber nur heute, verstanden?" Ernst blickte sie von Draken zu Mikey und wendete sich dann anschließend mit einem zuckersüßen Lächeln wieder an Saya. "Das sind die beiden auf die ich gewartet habe. Du begleitest uns doch sicher noch zur Uni, oder?"
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • Mitsuya war kein Mann, den man in ellenlange Gespräche verwickeln konnte, es sei denn es ging um seine größte Leidenschaft. Er konnte sich stundenlang über das Nähen und seine geplanten Projekte unterhalten, vor allem wenn sein Gegenüber ernsthaftes Interesse daran zeigte.
      "Ich interessiere mich für Mode und nähe sehr gerne", setzte er an, blieb kurz stehen und präsentierte stolz seine Kleidung, "tatsächlich habe ich all das selbst genäht. Mittlerweile besitze ich fast ausschließlich selbst genähte Kleidungsstücke."
      Wann immer er genügend Zeit und Geld hatte, startete er ein neues Projekt. Leider musste er ein paar Gänge zurückschalten als er sich an der Universität einschrieb, aber seine harte Arbeit würde sich später auszahlen, auch wenn ihm das ständige Nähen wesentlich lieber wäre.

      "Leider wäre mir nicht mehr viel Zeit zum Zuhören geblieben", er griff ihre Aussage von vorhin auf. Höchstwahrscheinlich hätte Mitsuya für sie sogar ein paar Minuten seiner Vorlesung aufgeopfert.
      Es war eine Sache, einem talentierten Musiker zuzuhören, aber es war eine andere Sache, wenn man der Person ansehen konnte, dass sie sich vollständig für das Musizieren hingab. Es war fast so, als wäre man in einen schönen Bann gezogen worden, aus dem man nicht entfliehen wollte.
      Nach ein paar Minuten Laufweg befanden sich die beiden in der Nähe einer weiten Wiese nahe dem Unigelände.
      "Also... Mittagspause?", er zeigte auf eine der wenigen Picknickbänke, die sich neben ihnen befanden, "treffen wir uns hier? Ich verbringe meine Mittagspause immer mit meinen Freunden auf dieser Bank."
      Die Bänke waren zwar alt, aber es war dennoch viel besser, die Pause im Freien zu verbringen als in den Stücken Räumen der Universität. Vor allem an einem so schönen Tag wie heute.

      ---

      Der restliche Funken an schlechtem Gewissen verflog mit Emmas Worten. Bei so etwas half sie doch sehr gerne aus.
      "Ich bin in Amerika geboren und aufgewachsen, mein Vater kommt aber aus Japan", erzählte sie und blickte in den Himmel, "Amerika ist schon ziemlich cool. Jedes Land hat seine Vor- und Nachteile, ab-", doch weiter kam sie mit ihren Worten nicht, denn eine ihr unbekannte Person unterbroch ihren Redefluss.

      ---

      Dankend nahm Draken die Wasserflasche entgegen und nahm direkt einen Schluck daraus. Es war viel zu früh, um einen unerwarteten Sprint hinzulegen.
      Die Sache mit den Snacks nervte ihn zwar sehr, aber ein schlechtes Gewissen gegenüber Emma machte sich so langsam in ihm breit. Eigentlich hatte Draken sich immer gut im Griff, er konnte oft einen kühlen Kopf bewahren und war meist derjenige, der eine brenzlige Situation mit Leichtigkeit entschärfen konnte. Es sei denn es ging um Mikey.
      Seine morgendliche Laune und die Tatsache, dass nicht genügend Snacks vorhanden waren als eigentlich abgemacht sorgten dafür, dass ihm die Bemerkung einfach raus rutschte, welche er im nächsten Moment bereute.

      "Ist schon gut, Emma. Ich übernehme das", er sah zu Mikey rüber, "und du sei gefälligst etwas netter."
      Draken ging einen Schritt auf Saya zu und reichte ihr die Hand, welche sie in ihre nahm und kurz schüttelte.
      "Ich heiße Draken."

      ---

      "Saya", stellte sie sich mit einem Lächeln vor. Die Aktion mit Mikey hatte sie ziemlich erschreckt, zudem wirkte Draken mit seinem bedrohlichen Aussehen und seiner Körpergröße sehr einschüchternd auf sie. Ein Glück trog der Schein. Ihr Blick schwiff zu Mikey rüber. Sie hob ihre Hand, winkte ihm leicht zu und stellte sich ihm ebenfalls kurz vor. Die beiden neuen Bekanntschaften im Vergleich zu sehen empfand sie als witzig, denn Draken war um einiges größer als Mikey und beide wirkten komplett unterschiedlich.
      Saya sah zu Emma rüber und freute sich über ihre Worte. Das war wohl das erste Mal seit langem, dass sie ihren Weg mit anderen teilen konnte.
      "Gerne, ich muss selbst in die Richtung."
    • Aika betrachtete erstaunt die Kleidung, welche Mitsuya nun stolz an sich präsentierte. Sie war wirklich gut verarbeitet, sofern sie das beurteilen konnte; eigentlich dachte sie er hätte seine Kleidung wie jeder Andere in einem Geschäft erworben, einem wirklich teurem Geschäft. "Das hast du selbst genäht?", sprach sie voller Bewunderung, "Da könnte man ja glatt neidisch werden. Hoffentlich eröffnest du bald deinen eigenen Laden. Dann werde ich Stammkundin." Ihr war zuvor tatsächlich nie bewusst gewesen wie gut es doch tat sich mit Jemandem zu unterhalten, der sich genau auf derselben Wellenlänge wie sie befand. "Keine Sorge. Für dich spiele ich gerne jederzeit nochmal", erwiderte sie daraufhin mit einem amüsierten Lachen.

      Der Weg zur Uni kam ihr diesmal nicht so unerträglich lang wie sonst vor. Sie sollte vielleicht öfter probieren die Strecke mit Anderen zu teilen. Die Picknicktische, auf welche Mitsuya nun deutete, waren ihr schon häufiger aufgefallen, aber in den Pausen waren diese so gut wie immer besetzt, besonders wenn die Sonne draußen schien, sodass sie längst aufgegeben hatte, sich dort jemals einen Platz sichern zu wollen. "Ihr habt es wirklich geschafft einen der begnadeten Picknicktische zu ergattern. Ich bin beeindruckt. Wir sehen uns auf jeden Fall und vergiss meinen Kaffee nicht, ja?", mit einem Zwinkern verabschiedete sie sich nun, bereit für eine lange Vorlesung in einem der stickigsten Räume der Universität, aber der Gedanke an den frischen Kaffee im Nachhinein machte das Ganze zumindest ein wenig erträglicher.

      ---

      "Huh?", ahnungslos wie er nun mal war, blickte er nun zu Draken auf, "Ich habe doch ganz normal gefragt. Emma? Habe ich die Frage nicht vollkommen normal gestellt?"
      "Lass mich da bitte raus", entgegnete sie sofort und wendete sich dann ebenfalls an Draken, "Ich freue mich, dass der Vorwand mit den Snacks wenigstens funktioniert hat. Aber dass er dich gleich in ein Wettrennen verwickeln würde, war mir leider nicht bewusst. Naja, immerhin seid ihr beide nun endlich mal pünktlich zur Vorlesung da." Zufrieden lächelte sie nun vor sich hin. Immerhin kam ihr der Gedanke, Mikey mit einer vollen Einkaufstüte seiner liebsten Leckereien zur Uni zu locken, spontan; aber der Hauptgrund für diesen Einfall rührte daher, dass Draken ebenfalls darunter leiden musste und ebenfalls zu spät kam, nur weil er Mikey immer den ganzen Weg zur Uni schleppen durfte.

      "Also bist du eine Freundin von Emma?", nun breitete sich doch tatsächlich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, "Freunde von Emma sind natürlich auch Freunde von uns." Die Tatsache, dass diese "sogenannte neue Freundin" ihm gerade einen Großteil seiner Snacks streitig gemacht hatte, ignorierte er vorerst. Es war viel schöner zu sehen, dass Emma sich gut mit Jemandem zu verstehen schien, denn manchmal befürchtete er, dass er nicht genügend Zeit für sie hatte; zumindest nicht so wie früher.
      "Den verrückten Parkbankspringer kannst du Mikey nennen, er ist mein Bruder", erläuterte Emma nun, da Mikey nicht zu bemerken schien, dass er sich immer noch nicht anständig vorgestellt hatte. "Da wir ja nun vollzählig sind können wir uns auch auf den Weg machen. Sag mal, ihr trefft euch doch sicher mit Mitsuya und den Anderen in der Mittagspause, oder? Saya kann doch sicher auch mit dazu. Wie sieht's aus, Saya?"
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • "Leider wird das noch ein Weilchen dauern. Aber ich nehme dich beim Wort", er zwinkerte ihr kurz zu. Mitsuya freute sich über Aikas Worte, denn einen eigenen Laden zu besitzen oder als Modedesigner zu arbeiten wäre sein absoluter Traum. Auch wenn sein Studium sehr zeitaufwendig war setzte er alles daran, diesen Traum wahr werden zu lassen.
      "Das gilt im Übrigen auch für dein Angebot", fügte er hinzu.

      Den Kommentar über die Picknicktische ignorierte er, er hatte sowieso keine Zeit darauf einzugehen, da Aika schnell in Richtung Vorlesungssaal verschwand. Es war schön mit ihr den Weg zur Universität zu verbringen und sich über diverse Themen zu unterhalten. Wenn sie wüsste, dass die meisten Menschen seinen Stamm-Picknicktisch aus Angst freiräumten, sobald sie ihn oder jemand anderen aus seiner Gang auf diesen zusteuern sahen, würde sie sich wohl von ihm distanzieren.
      Er sah kurz auf sein Handy und bemerkte, dass er fast zu spät zur ersten Vorlesung käme, weswegen er selbst in Richtung Uni eilte.

      ---

      "Dein Tonfall sagte zumindest was anderes aus", erklärte er Mikey und atmete leicht genervt aus, als er sich an Emma wandt:
      "Der Plan war noch nicht ganz ausgereift, aber irgendwann finden wir sicherlich eine optimale Lösung."
      Sie wollte immer das Beste für ihn und Mikey, wodurch er ihr niemals ernsthaft böse sein konnte. Vermutlich wollte sie ihm mit der Aktion etwas unter die Arme greifen, ohne sich genaue Gedanken darüber zu machen. Aber zu Emmas Verteidigung: Mikey war unberechenbar. Selbst, wenn sie einen perfekt ausgearbeiteten Plan hätten von dem Mikey nichts wüsste, hätte er diesen durch unerwartete Aktionen wieder zu Nichte gemacht.
      Draken warf einen Blick zu Saya. Sie wirkte recht vernünftig und Emma schien sich sehr gut mit ihr zu verstehen.
      "Wenn sie möchte, kann sie sich gerne zu uns gesellen."

      'Freunde von Emma sind natürlich auch Freunde von uns.' Wenn dem wirklich so sein sollte und sich tatsächlich eine echte Freundschaft entwickeln würde, hätte Saya durch einen Zufall gleich drei Freunde auf einmal gefunden.
      Es war eine ungewöhnliche Situation, über die sie sich allerdings sehr freute. Entstanden durch Zufälle nicht sogar die besten Freundschaften?
      "Ich komme sehr gerne mit", antwortete sie freudig und stand von der Parkbank auf, um mit ihren neu geknüpften Kontakten zur Universität zu gehen.

      --- Timeskip zur Mittagspause ---

      Mitsuya tat etwas, von dem er dachte, dass er dies nie tun würde; er verließ den Vorlesungssaal ein paar Minuten eher. Der Dozent wiederholte am Ende jeder Vorlesung die wichtigsten Punkte und da Mitsuya sich permanent Notizen machte, wäre es wohl nicht so schlimm, einmal nicht bis zum Ende dabei zu sein. Außerdem hatte er einen Plan, für den er ein wenig mehr Zeit brauchte.
      Statt zur Cafeteria zu gehen, steuerte er auf einen teuren Coffeeshop zu, wo er für Aika und sich jeweils einen Kaffee und etwas Süßes holte.
      Der Kaffee in der Uni war zwar deutlich billiger, schmeckte seiner Meinung nach aber mehr als scheußlich. Da er vor kurzem sein Gehalt überwiesen bekommen hat und sich davon hin und wieder einen sehr guten Kaffee gönnte, wollte er die Gelegenheit nicht auslassen, Aika eine besondere Überraschung zu machen.

      Auf dem Rückweg erwischte er sie als sie in Richtung Picknickbänke zusteuerte.
      "Hast du die koffeinfreie Vorlesung überstanden?", fragte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht und hielt ihr sowohl den Kaffee als auch ein Stück eingepackten Kuchen hin.

      ---

      Saya begab sich in Richtung der Picknickbänke von denen Emma heute morgen sprach. Jedoch stellte sich die Mission viel schwieriger raus als gedacht, denn sie hatte keinerlei Überblick.
      Viel zu viele Menschen tummelten sich auf der Wiese und den Bänken. Es war so warm, dass wohl jeder Student auf die Idee kam, sich auf der Wiese niederzulassen, denn der Ausblick gleichte nahezu einem Festival, bei dem sich jeder um ein noch so kleines Stückchen Wiese bemühte.
      Sie überlegte sogar, ob sie überhaupt an der richtigen Stelle stand, obwohl es ihres Wissens nach nur hier Picknickbänke gab. Sie wollte die Bänke allerdings auch nicht abgrasen, dabei käme sie sich wie ein Idiot vor. Vor allem wenn sie ihre neuen Freunde nicht finden würde.
      Zum Glück hatte sie zuvor mit Emma Handynummern ausgetauscht, weswegen Saya gleich ihr Handy zückte und ihr eine Nachricht schrieb:

      Hey, ich kann euch nicht finden. Hier sind zu viele Leute.
    • Die Vorlesung war leider doch länger als sie es sich versuchte vorzustellen. Ungeduldig begann sie bereits die Minuten zu zählen, während der Professor gefühlt immer wieder in ein erneutes Gespräch verwickelt wurde, an welchem er alle Beteiligten im Saal unbedingt teilhaben lassen musste.
      Erleichtert darüber schlussendlich vom langen Sitzen im stickigen Vorlesungssaal befreit zu sein, machte sie sich rasch auf den Weg nach draußen. Es tat wirklich ungemein gut die Sonne auf der Haut zu spüren; nun freute sie sich gleich noch viel mehr auf die Gelegenheit die Mittagspause über im Freien verbringen zu können. Während sie gerade Ausschau nach Mitsuya hielt, fand dieser sie, wie schon zuvor im Park, zuerst.

      "Du scheinst auch ein Talent dafür zu haben Leute ausfindig zu machen. Gerade war ich dabei dich zu suchen und schon stehst du hinter mir", ein Lächeln umspielte ihre Lippen, "Sagen wir, ich war wirklich froh als ich endlich aus dem Vorlesungssaal konnte."
      Endlich fiel ihr Blick auf den versprochenen Kaffee und tatsächlich war er so großzügig gewesen ihr auch noch ein Stück Kuchen mitzubringen; krampfhaft versuche sie sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über die gutgemeinte Geste doch freute. Anhand der hübschen Umverpackung konnte sie bereits deutlich erkennen, dass er dafür in einem der umliegenden Geschäfte gewesen sein musste. "Du bist also auch kein Fan von dem lauwarmen Kaffeewasser, welches man nur in unserer formidablen Cafeteria erwerben kann? Eine wirklich weise Entscheidung", dankend nahm sie ihm den Becher ab, "Der Kuchen wäre doch nicht nötig gewesen. Ich bekomme noch ein schlechtes Gewissen."
      Sofort nahm sie einen Schluck des Heißgetränks zu sich und stockte kurz als sie bemerkte wie ungewöhnlich gut dieser doch schmeckte, ein wenig zu gut für ihren Geschmack. Bei näherer Betrachtung erkannte sie nun auch endlich das berühmt, berüchtigte Logo der teuren Coffeshopmarke; ein Großteil der Studenten, welche sich nicht sonderlich darum scherten, wie unverschämt teuer ein Laden doch sein konnte, sah man häufiger damit über den Campus schlendern. "Ich muss gestehen, dass ich dachte der Kaffee sei einfach vom Bäcker. Du hättest nicht extra so viel für mich ausgeben müssen." Jetzt hatte sie doch ein schlechtes Gewissen.

      ---

      Emma blieb hartnäckig, denn obwohl Draken meinte, er würde sich um die nächste Ration Snacks und Getränke kümmern, wollte sie ihn zumindest zum Kiosk begleiten. Mickey war in der Vorlesung immer mal wieder eingedöst, weshalb sie sich beide einig waren ihn einfach am Picknicktisch abzuladen, damit er wenigstens Saya in Empfang nehmen konnte. Vermutlich würde er es aber auch während der Mittagspause nicht allzu lange schaffen wach zu bleiben; also hoffte Emma einfach inständig, dass alles irgendwie funktionieren würde und sie rechtzeitig wieder zurück wären.
      Aber die lange Schlange vorm Kiosk machte dieses Wunschdenken rasch zunichte. "Das darf doch nicht wahr sein! Dabei haben wir uns doch schon so beeilt", mit einem Seufzer reihte sie sich gemeinsam mit Draken ein, "Das wird sicher ewig dauern." Natürlich erreichte sie nach einer Weile auch schon die Nachricht von Saya und mit einem schlechten Gewissen stellte sie fest, dass sie nicht die Möglichkeit hatte ihre neue Freundin in Empfang zu nehmen.

      Wir stehen noch beim Kiosk an. Mickey haben wir aber bei einem der hinteren Picknicktische abgeladen. Es kann sein, dass er schläft, aber du kannst dich einfach zu ihm gesellen. Er wird sich auch benehmen, versprochen.

      "Und absenden", murmelte die Blonde mehr zu sich selbst, als zu wem anders, "Moment. Mitsuya ist sicher auch dort, oder? Er wirkt von euch allen mit am pflegeleichtesten. Vielleicht sollte ich ihn anschreiben, damit er ein Auge auf Saya hat. Was meinst du?"

      ---

      Kisaki war im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern von Toman eher unauffällig, er war weder einer der Größten noch einer der Lautesten, aber das war immerhin auch noch nie seine Intention gewesen; wobei es doch recht einfach war sich in einer Gang wie Toman zum Narren zu machen. Was er dafür hatte war wesentlich mehr wert, als alles was Toman jemals ausmachen konnte; der Ausdruck "Stille Wasser sind tief", war wie für ihn geschaffen und er würde seine Rolle so lange erfolgreich hinter den Kulissen spielen, bis es endlich an der Zeit war die Strippen zu ziehen. Bis dahin musste er sich allerdings damit zufrieden geben vorzutäuschen, wie geehrt er sich doch fühlte in den Pausen an einem verranzten, mit Splittern übersäten Holztisch im Freien zu hocken und den unbedeutenden Gesprächen der anderen Gangmitglieder zu lauschen; wirklich nichts könnte diesen Tag noch anstrengender machen.

      Das Mädchen, welches ihn wie aus dem Nichts plötzlich anrempelte, widerlegte diese Feststellung umgehend; das Schicksal forderte seine Geduld heute wirklich heraus. Anhand ihres Blicks konnte er recht schnell erkennen, dass es sich hier eindeutig um ein Versehen hielt und sie wohl absolut keine Ahnung hatte, wohin genau sie sich begeben sollte. Dieser Ausdruck passte ihr wie angegossen; ahnungslos, orientierungslos, kurz gesagt völlig Fehl am Platz. Genau die Sorte Mensch, mit der er absolut nichts anfangen konnte. "Wozu hast du überhaupt eine Brille, wenn sie dir doch nichts nützt? Ich denke du bist falsch abgebogen. Wie wäre es, wenn du deine Kreise am anderen Ende des Campus ziehen würdest?"
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."

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    • "Ist schon in Ordnung, das habe ich gerne gemacht", sagte er und schenkte ihr ein breites Lächeln. Mitsuya merkte, dass sie sich zwar freute, sie sich jedoch etwas schlecht fühlte und versuchte ihr zu versichern, dass sie sich keine Gedanken darüber machen musste.
      "Die Plörre aus der Cafeteria kann man wirklich niemandem zumuten. Gefühlt recyceln die seit 5 Jahren den selben Kaffeesatz; zumindest lässt sich der Geschmack nicht anders erklären", er nahm selbst einen Schluck aus seinem Kaffeebecher, "aber wenn ich ehrlich bin habe ich deine Musik heute morgen mehr genießen können als den Kaffee. Mach dir also keine Sorgen."
      Bei dem Gedanken an ihr Geigenspiel fühlte er sich schon fast ein wenig schlecht, dass er ihr nicht einen noch viel besseren Kaffee mitbringen konnte. Aber selbst das käme wohl nicht ansatzweise an das gute Gefühl ran was er hatte, als er sie spielen hörte.

      Er merkte, dass sein Handy plötzlich in seiner Hosentasche vibrierte, hatte allerdings aufgrund des Kaffees und der Kuchenstücke keine Hand frei, um sich die Nachricht anzusehen. Wenn er nicht gerade angerufen wird, würde es wohl nicht so wichtig sein, also machte er sich mit Aika auf den Weg zu den Picknickbänken.
      Während er sich mit ihr unterhielt, blieb er kurz stehen und betrachtete ihr Gesicht ein klein wenig näher.
      "Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du Sommersprossen hast."

      ---

      "Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mitkommen musst", erwiderte Draken genervt. Die Schlange vor ihm, die lästige Hitze und die Tatsache, dass heute an jedem Ort gefühlt tausend Studenten mehr waren, machte ihn mehr als wütend.
      Er seufzte einmal laut, als er mitbekam, dass die Person an der Kasse mit dem Ladenbesitzer diskutierte und somit die Schlange noch weiter aufhielt.
      Er würde die Mittagspause liebend gerne woanders verbringen und dachte nochmal über Mikeys Vorschlag von heute Morgen nach. Der Strand wäre eigentlich gerade genau das Richtige.

      Von Emma aus den Gedanken gerissen überlegte er kurz, wer alles heute an ihrem Stammtisch sitzen könnte. Die meisten wussten sich zu benehmen, aber er konnte sich durchaus vorstellen, dass einige aufgrund der stechenden Hitze nicht gut drauf sein dürften und neue Gäste wohl eher weniger willkommen heißen würden.
      "Ich glaube das ist eine gute Idee. So schnell kommen wir hier nicht weg."
      Draken dachte nochmal über den Strandvorschlag und über seinen Vorlesungsplan nach. Mikey und er hatten nur noch eine Vorlesung und auch wenn Draken kein Fan davon war zu schwänzen, sah er keinen Sinn darin, heute für diese eine Vorlesung noch in der Uni zu bleiben.
      Er sah auf sein Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen und blickte dann wieder zu der mit dem Ladenbesitzer diskutierenden Person. Seine Geduld war nun zu Ende.

      "Komm", befahl er Emma und ging wieder in Richtung Unigelände. Es würde keinen Sinn machen hier noch großartig weiter zu stehen. Es tat ihm zwar Leid, dass er Mikey doch keine Snacks mitbringen würde, doch er war sich sicher, dass die kurzfristige Entscheidung doch an den Strand zu gehen, ihn viel mehr aufmuntern würde. Zumal auf dem Weg zum Strand noch viel mehr und wohl deutlich weniger befüllte Läden zu finden sein dürften.

      ---

      Als Saya Emmas Nachricht las, wurde ihr klar, warum sie niemanden finden konnte. Also musste sie doch noch einmal die Picknickbänke absuchen.

      Alles klar, ich versuche mein Glück.

      Die Suche nach Mikey stellte sich dennoch als eine Herausforderung heraus, denn sie musste erstmal an den ganzen anderen Menschen vorbei, um überhaupt an die Picknicktische zu kommen.
      Als sie über die Tasche einer Person steigen musste, stolperte sie leicht und bei dem Versuch, über niemanden auf der Wiese zu fallen, rempelte sie jemanden an, der an einem der Tische saß.
      Noch bevor sie sich entschuldigen konnte, pöbelte er sie an. Sie konnte zwar verstehen, dass man deswegen schnell genervt sein konnte, aber warum spielte er sich hier so unnötig auf?
      Man könnte meinen, dass Brillenträger untereinander nicht auf deren eingeschränkte Sehfähigkeit rumhacken, aber der Typ war wohl eine Ausnahme.

      Ihr Blick schwiff einen kurzen Moment an ihm vorbei. Sie sah viele ihr unbekannte Leute, doch bevor sie den Tisch innerlich abhaken konnte, entdeckte sie ihre Zielperson.
      Mikey schlief zwischen ein paar anderen mit dem Kopf nach unten auf seinem Rucksack. Wenn man nicht wusste, dass er schlief, war es ein Leichtes ihn zu übersehen. Sie sah den Brillenträger wieder an und schenkte ihm ein Lächeln, auch wenn es nicht ernst gemeint und sie recht auf ihn wütend war.
      "Ich glaube", fing sie an, holte ihre Tasche hervor und kramte darin etwas rum, "ich bin hier genau richtig."
      Mit diesen Worten ging sie zu Mikey rüber und stellte dabei sicher, die fremde Person nochmal anzurempeln. Dieses Mal jedoch fester als zuvor. Bei Mikey angekommen hielt Saya ihm eine eiskalte Cola in den Nacken, um ihn aufzuwecken. Sie hatte sich zuvor noch ein paar Getränke von einem Automaten holen können. Die waren zum Glück immer sehr kalt gestellt und genau das Richtige an einem Tag wie heute.
      Zumal sie auch ein kleines schlechtes Gewissen hatte, da sie ihm nicht gerade wenig Süßigkeiten weggenommen hatte.

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    • Kurz musste sie über seine Bemerkung zum recycelten Kaffeesatz der Cafeteria auflachen, da er damit tatsächlich den Nagel auf den Kopf traf. Jeder der seinen Geschmacksnerven einen Gefallen tun wollte ließ von diesem Teufelszeug am besten gleich die Finger, auch wenn das bedeutete, sich in der Mittagspause abzuhetzen, um irgendwo einen anständigen Kaffee aufzutreiben. Wie ungerecht es doch war, dass die naheliegenden Coffeeshops sich mit Absicht so gut positioniert hatten, um all den armen Studenten ihr Geld aus den Taschen zu leiern; sie wussten eben, dass sie es sich leisten konnten, denn eine Vorlesung ohne Koffeinintus überlebten die Wenigsten hier.

      "Tja, dann bin ich wohl nächstes mal an der Reihe Kaffee zu holen." Die fairste Lösung, die ihr in diesem Fall noch einfiel. Mitsuya war wirklich zu gut für diese Welt, deswegen würde sie höchstpersönlich dafür sorgen, dass er niemals für seine gutmütige Art ausgenutzt werden würde. Das Kuchenstück, was er immer noch in den Händen hielt, nahm sie ihm nun ebenfalls mit einem Lächeln ab. "Du hast wirklich an alles gedacht, bemerkenswert." Sie folgte ihm zu den Picknickreihen und musste erneut schmunzeln, als ihr Geigenspiel erneut zur Ansprache kam. Gedanklich machte sie sich gleich die Notiz, bald wieder für ihn zu spielen, eventuell sogar nachdem ihr Kaffee ausgetrunken war, nicht dass wieder Jemand auf die glorreiche Idee käme, sein Kleingeld darin loszuwerden. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, innerlich jubelte Aika bereits, dass sie die Pause in Ruhe mit einem Kaffee genießen konnte und das auch noch bei diesem herrlichen Wetter. Fast hätte sie daher Mitsuyas Aussage überhört, welcher sie nun von Nahem betrachtete. Sie würde lügen, wenn sie nicht schon wesentlich öfter auf ihr unverkennbares Merkmal angesprochen worden wäre.

      "Ah- ja", aus Gewohnheit strich sie sich nervös ein paar ihrer langen, lockigen Haarsträhnen hinters Ohr, "Waren schon immer da."

      ---

      "Mistuya scheint sein Handy heute wohl zu ignorieren."
      Wie unglücklich, dass man immer dann, wenn man wirklich eine Antwort benötigte, keine bekam. Saya hatte hoffentlich zumindest Mikey ausfindig machen können und wenn irgendwer sich am Tisch beschweren sollte, würde er ihr zuliebe schon eingreifen, oder? Während sie noch überlegte wie viel Zeit ihnen blieb, indem sie immer wieder angespannt auf die Uhrzeit, welche ihr auf ihrem Display angezeigt wurde, linste, lief Draken mit einem Mal los. "Huh? D-Draken?", rief sie ihm völlig perplex nach, bevor auch ihre Beine sich endlich in Bewegung setzten, "Was ist los? Wir waren doch noch gar nicht dran."

      Ein leichtes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, als sie bemerkte, dass sie die bekannte Strecke zu den Picknickreihen einschlugen. Anscheinend war Draken die lange Warterei auch zuwider, an manchen Tagen waren sie beide sich eben doch schnell darüber einig, was wichtig war und was warten konnte.

      ---

      Diese entschlossene Dreistigkeit war fast schon ein wenig beeindruckend, hatte die Silberhaarige doch anscheinend absolut keine Ahnung mit wem sie es hier zu tun hatte. Normalerweise würden die Meisten einen weiten Bogen um diesen Tisch machen, weshalb es ihn nicht nur irritierte, sondern auch ungemein verärgerte, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken die Nähe zu ihrem Anführer, Mikey aufsuchte. Sollten die beiden sich tatsächlich kennen? Wie immer blieb sein Gesicht ausdruckslos, obwohl er sie am liebsten gleich wieder von der Bank gezerrt hätte. Aber wenn er zu voreilig handeln würde, dann könnte ihm das letzten Endes noch ungewollt schaden und was Kisaki nun wirklich benötigte, war sich das Vertrauen aller, insbesondere Mikey, zu verdienen.
      Aber trotz allem würde sie mit dieser Aktion nicht bei ihm durchkommen, auch wenn er sie vorerst gewähren lassen musste. Niemals vergaß Kisaki Tetta je irgendetwas.

      Die Coladose im Nacken war an solch einem heißen Sommertag mehr als Willkommen und als der Blonde nun die Augen aufschlug, hätte er eigentlich eher mit Emma gerechnet; aber es war doch tatsächlich die Neue, welche sich ohne weitere Worte neben ihm niederließ. Interessant wie ähnlich sich die beiden waren, daraus würde sich bestimmt eine gute Freundschaft entwickeln. "Du hast es also hergeschafft", stellte er mit einem leichten Gähnen fest, bevor er sich auf seine Ellenbogen stütze und die Coladose betrachtete, "Die kommt von dir, oder? Emma und Draken sind nicht bei dir?" Kurz schweifte sein Blick umher, aber Fehlanzeige.
      "Die beiden lassen sich ganz schön Zeit", murmelte er fast schon ein wenig beleidigt vor sich hin, während er die Dose öffnete und einen kräftigen Schluck zu sich nahm. Augenblicklich änderte sich seine schlechte Laune in eine wesentlich heitere Stimmung, als hätte man ihn auf einen Schlag komplett ausgewechselt. "Sowas kann einem wirklich den Tag retten."
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • "Das ist schon in Ordnung. Wirklich", versicherte er ihr und musste tatsächlich ein Schmunzeln unterdrücken. Mitsuya konnte unmöglich dieses Angebot annehmen; Aika schien eine reine Seele zu haben und er wollte ihr lediglich eine Freude bereiten. Auch wenn er hoffte, sie öfter sehen zu können.

      "Sie stehen dir. Sowas sieht man hier nicht oft", irgendwie hatten die Sommersprossen etwas süßes an sich; sie machten Aika noch besonderer als sie es so schon war. Er entfernte sich recht schnell wieder von ihr. Zwar war er ihr nicht allzu nahe gekommen, wollte aber nicht, dass sie sich unwohl fühlte.
      "Tut mir leid", verlegen blickte er zur Seite und signalisierte ihr mit einem Räuspern und einem darauffolgenden Nicken, dass sie weiter in Richtung Picknickbänke gehen sollten, bevor die Pause vorbei war.
      Bei den Tischen angekommen, legte Mitsuya seine Sachen ab und überprüfte sein Handy. Es war eine Nachricht von Emma mit der Bitte, auf jemanden aufzupassen, woraufhin er sich kurz umsah, bis sein Blick auf einer ihm Fremden Person fiel. Das musste sie sein; es gab so gut wie nie neue Leute an diesem Tisch.
      Heimlich schoss er ein Foto von den beiden, welches er mit Emma teilte.

      Alles ist in Ordnung, sie ist bei Mikey. Das ist sie doch, oder?

      Nachdem er sein Handy auf den Tisch legte, wandt er sich wieder Aika zu:
      "Kommst du eigentlich aus Japan?", er hoffte, dass sie die Frage nicht böse auffasste. Ihre äußerlichen Merkmale deuteten zumindest darauf hin, dass ein Teil ihrer Familie einen anderen Ursprung hatte.
      "Ich hoffe die Frage ist nicht zu persönlich."

      ---

      Draken ignorierte Emmas Aussagen, er hatte keine Kraft großartig zu diskutieren, weswegen er insgeheim hoffte, dass sie sich nicht über sein Vorhaben aufregen würde.
      So wie er Emma kannte nahm sie die Uni genauso ernst wie er - wenn nicht, dann sogar noch ernster. Dieser Fakt zusammen mit einer erneut leeren Ausbeute an Snacks für Mikey, der Hitze und der nervigen Warterei am Kiosk ließ ihn seine innere Anspannung nicht loswerden. Der Nächste der ihn provozierte würde wohl das Fass zum Überlaufen bringen, weswegen er insgeheim hoffte, dass die Hitze und der Stress für Emma ausreichen würde, damit sie ohne Nörgeleien mit zum Strand käme.
      "Wir sammeln Mikey ein und gehen zum Strand. Keine Widerrede."

      ---

      Saya bemerkte den Blick, den ihr der Typ hinterherwarf. Er war zwar ausdruckslos, aber sie konnte sich vorstellen, dass es in seinem Inneren brodeln würde. Wahrscheinlich wollte er vor seinen Kumpels auf cool tun und tat deswegen nichts weiter. Was für ein Idiot.
      Eigentlich hätte sie mit irgendeiner Art von Backlash gerechnet, zumindest dachte sie, dass er ihr einen weiteren Spruch reindrücken würde. Aber sie war mehr als froh, dass letztendlich doch nichts zurück kam; sie wüsste nicht, ob sie sich danach vielleicht nicht doch eingeschüchtert gefühlt hätte; das absichtliche Anrempeln war mehr eine anschließende Kurzschlussreaktion, da sie in dem Moment so wütend war, dass sie sich abreagieren musste. Auch wenn der gewählte Weg nicht die feine englische Art war.

      "Ja genau", erwiderte sie auf die Frage, ob die Dose von ihr sei. Sie sah auf die Tischplatte und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht; rückblickend war ihr die Aktion heute Morgen doch ein wenig zu peinlich.
      "Tut mir nochmal Leid wegen deinen Snacks", ohne diese Entschuldigung würde sie sich den Rest des Semesters schlecht fühlen. Sie blickte auf ihr Handy. Draken und Emma ließen sich wirklich sehr viel Zeit. Wenigstens sie jetzt wieder in guter Gesellschaft und musste die Mittagspause nicht großartig alleine verbringen; bevor sie Emma schrieb hatte sie die Befürchtung, dass sie versetzt worden wäre oder dass sich die drei einen Scherz erlauben würden. Ein Glück war das nicht der Fall.
      Saya öffnete ihre Tasche und zeigte Mikey den Inhalt. Darin war zwar nur ein Snack zu finden, aber dafür umso mehr gekühlte Getränke.
      "Bedien dich."

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    • Etwas verlegen über das Kompliment, welches er ihr gerade gemacht hatte, bedankte sie sich nun mit einem weiteren Lächeln bei ihm. "Du bist wirklich viel zu gut zu mir. Erst der Kaffee und nun die ganzen Komplimente." Mitsuya hatte wirklich ein gutes Herz und anscheinend war er ihr von der Art her sogar ein wenig ähnlich, indem er immer genau das sagte, was ihm gerade auf dem Herzen lag. Diesen Charakterzug kannte sie von sich selbst ebenfalls.

      Als sie endlich Platz auf der Bank nahmen gönnte sich Aika erneut einen Schluck ihres frischen Kaffees. "Hallo zusammen", kurz hob sie die Hand zum Gruß, da sie es selbst nicht leiden konnte, wenn man sich einer Gruppe anschloss, aber keinen einzigen Ton von sich gab. Die Anderen kannten sie zwar nicht, aber das beruhte schließlich auf Gegenseitigkeit; zumindest sollte man nie seine Prinzipien vergessen.

      "Eine sehr berechtigte Frage. Weil ich dich so gerne habe, werde ich sie dir ausnahmsweise auch beantworten", amüsiert grinste sie Mitsuya nun an, "Ich bin in Japan geboren. Meine Mutter ist allerdings Kubanerin und das erklärt nun vermutlich auch das Aussehen. Und ich dachte immer, dass fällt sicher nicht so stark auf." Nun musste sie doch lachen. Es fühlte sich gut an so ungezwungen und offen mit ihm über alles sprechen zu können. "Und? Warum hast du gerade heimlich ein Foto geschossen?", interessiert fiel ihr Blick nun ebenfalls kurz auf Saya. Im Gegensatz zu den Anderen fiel sie ein wenig aus dem Rahmen, genauso wie sie selbst auch.

      ---

      "Huh?! Was sagst du da?!", mit schnellen Schritten versuchte sie mitzuhalten, sichtlich irritiert über Drakens plötzlichen Vorschlag. "Und die restlichen Vorlesungen? Wir können doch schlecht alle zusammen zum Strand gehen und den Rest des Tages blau machen!"
      Wenn sie so darüber nachdachte, dann war die Idee vielleicht doch nicht allzu verwerflich, denn immerhin schien die Sonne heute wirklich unerträglich auf sie alle herab. In Gedanken war sie nun plötzlich direkt am Meer, mit einer frischen, salzigen Briese, welche ihr um die Nase wehte. Barfuß durch den Sand rennen, um dann letztendlich im kühlen Nass zu enden; eine wirklich schöne Vorstellung.

      ---

      Er schenkte ihr ein gutgemeintes Lächeln. Beinahe hätte er sogar dem Drang nachgegeben ihr kurz über den Kopf zu tätscheln; eine Angewohnheit, die er sich bis heute bei Emma nicht abgewöhnen konnte, ganz gleich wie sehr sie sich manchmal darüber beschwerte, da sie immerhin kein kleines Kind mehr sei. "Die hier genügt mir", er hob kurz seine angefangene Coladose in die Höhe, als Zeichen seiner Anerkennung, "Du musst dich wirklich für nichts entschuldigen. Emma hat uns gewarnt, dass sie alles verschenken wird, wenn wir uns nicht beeilen. Das war also nur fair."

      "Also werden wir nicht darüber sprechen, dass nun anscheinend jeder Neuling an diesem Tisch Willkommen ist?", ruhig, beinahe schon monoton ertönte seine Stimme und schnitt dennoch, scharf wie ein Messer, durch die Runde, "Ich wollte mich nur vergewissern." Kisakis Blick wanderte dabei von Aika zu Saya; er wollte, dass die beiden sich angesprochen fühlten, aber nicht den Eindruck gewannen sich großartig bei irgendwem rechtfertigen zu müssen. Er wollte sie einschüchtern, allerdings ohne dabei zu sehr im Mittelpunkt zu stehen. Als er sich nun ebenfalls setzte, würdigte er die beiden Frauen daher keines Blickes mehr, ganz so, als hätte er niemals ein Wort über ihre Anwesenheit verloren.

      "Nur weil du Niemanden zum mitbringen hast, musst du doch nicht gleich eifersüchtig werden." Chifuyu hatte schon viel zu lange versucht an sich zu halten. Der Geduldsfaden war ihm eigentlich schon in dem Moment gerissen, als Kisaki meinte sich der Neuen in den Weg zu stellen. Sehr bemerkenswert, dass sie sich trotz allem durchgesetzt hatte und nicht eingeknickt war; dadurch hatte sie sich den Platz an diesem Tisch wesentlich mehr verdient als Kisaki. "Du scheinst zu vergessen, dass wir alle mal Neulinge waren", knurrte er ihn herausfordernd an.

      "Baji? Würdest du deinen Hund bitte wieder an die Leine nehmen?" Es interessierte ihn wirklich nicht, was solch eine unwichtige Nebenfigur seines perfekt kreierten Plans zu sagen hatte. Mit Chifuyu musste er sich nicht gut stellen, um voran zu kommen; aber es war durchaus auffällig, wie viel Antipathie dieser Einfallspinsel bereits gegen ihn entwickelt zu haben schien. Manchmal hatte er sogar fast das Gefühl, dass dieser Grünschnabel ihn als Einziger durchschauen würde. "Ich wollte keinen Streit verursachen.
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."
    • Die anderen begrüßten Aika ebenfalls mit einem Hand heben oder einem erschöpften 'Hallo'. Es war viel zu warm als dass sich jemand großartig um neue Gäste kümmern wollte; Baji machte ihr ledigleich ein wenig Platz, damit sie sich neben ihn setzen konnte.
      "Wow, das ist wirklich sehr interessant", antwortete Mitsuya, "du fällst zwar auf, aber mehr wegen deiner positiven Ausstrahlung statt deines Aussehens."
      Er war ziemlich begeistert von ihr; sie war sehr herzlich, talentiert, hübsch und hatte eine einen interessanten Hintergrund. Wer sie als Freundin hatte, hat einen absoluten Glückgriff erwischt.

      Er räusperte sich kurz, als Aika das Thema wechselte. Eigentlich hat er sich Mühe gegeben, damit wirklich niemand das heimliche Foto bemerkt.
      "Eine Freundin hat mich beauftragt auf jemanden aufzupassen, hat mir aber keine eindeutige Beschreibung geschickt", erklärte er ihr verlegen und nahm ein Stück von dem Kuchen in den Mund. Eigentlich war er sich sicher, dass es sich bei Emmas Bitte nur um die Silberhaarige handeln konnte, dafür war sie schon viel zu lange am Tisch. Gäste waren an seinem Stammtisch eine Seltenheit, aber eine Zeit lang verirrten sich ein paar Leute an diesen Tisch, die einigen seiner Freunde Hausarbeiten ablieferten, da diese zu faul waren sich selbst darum zu kümmern.
      "Schmeckt dir der Kuchen? Ich war mir nicht sicher welche Geschmacksrichtung du mögen könntest."

      ---

      Draken verlangsamte sein Tempo, damit Emma in einer angenehmeren Geschwindigkeit mithalten konnte. Er seufzte genervt und fasste sich an den Kopf. Wann könnte das kleine Fünkchen Hoffnung was er in gewissen Situationen in sich trug einmal in Erfüllung gehen?
      "Ich weiß, dass dir die Uni wichtig ist. Dir müsste allerdings auch klar sein, dass ich sie ebenso nicht auf die leichte Schulter nehme, aber findest du nicht auch, dass der heutige Tag relativ unwichtig ist? Gerade wir können es uns leisten blau zu machen", er wusste welche Vorlesungen Emma an welchen Tagen hatte und die, die jetzt noch anstehen würden, waren nicht relevant genug, um den restlichen Tag in dem stickigen Gebäude zu verbringen.
      Als er Emmas Blick bemerkte, wandelte sich seine genervte Laune in ein freudiges Lächeln. Er wusste genau, dass sie gerade darüber nachdachte mitzukommen; vielleicht ließe sie sich tatsächlich überreden. Selbst wenn dem nicht so sein sollte, würde er ohne Emma an den Strand gehen; aber das konnte er nicht übers Herz bringen.
      "Stell dir nur das kalte Wasser und die kühle Briese vor", er beugte sich nach unten, um ihr etwas näher zu kommen, "ich gebe dir auch einen großen Eisbecher aus, was hälst du davon?"

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      Mikey gab Saya das Gefühl willkommen zu sein, allerdings verteifte sich ihr Körper als sie Kisakis Spruch wahrnahm. War sie etwa doch nicht erwünscht? Ihr Blick wanderte einen kurzen Moment lang zu Aika, die sie zuvor nicht bemerkte; sie hatte sie noch nie gesehen, schien aber ebenfalls von Kisaki gemeint gewesen zu sein. Die gesamte Situation war ihr so unangenehm, dass sie ihren Rucksack schloss und kurz davor war aufzustehen um wieder zu verschwinden, jedoch verwarf sie diesen Gedanken als sich plötzlich ein blonder Junge mit Undercut für das andere Mädchen und sie einsetzte.

      Baji hatte seine Schnauze nun komplett voll. Es war für ihn unerträglich, dass Kisaki überhaupt an diesem Tisch saß; seiner Meinung nach hatte er nicht einmal das Recht sich in der Nähe des Tisches aufzuhalten. Die Zeiten, in denen Kisaki noch kein Teil der Gang war, konnte er viel mehr genießen, doch mittlerweile wünschte er sich lieber eine Vorlesung mehr als eine Mittagspause, in der er nichts anderes tun konnte, als zu versuchen, seine Nerven zu bewahren.
      Doch jetzt ging es wirklich nicht mehr. Dass dieser Typ einen Gast von seinem Anführer aggressiv anging, ihr und Mitsuyas Gast einen unnötigen Spruch reindrückte und nun auch seinen besten Freund beleidigte ging einfach zu weit.
      Er selbst war kein Unschuldslamm, willkürliche Schlägereien, aggressives Anpöbeln und weitere Dinge, die man als normaler Bürger nicht machte, waren an seiner Tagesordnung; auch wenn er Mikey versprach sich zumindest in Tomans Reihen etwas zurückzuhalten, konnte er nicht anders, als auf Kisaki zuzugehen und ihn am Kragen zu packen.
      "Was hast du Pisser gerade gesagt?!", entgegnete er ihm. Baji war so außer sich, dass er sich vergaß und zum Schlag ausholte, dieser aber rechtzeitig von Mitsuya abgehalten wurde.
      "Es reicht jetzt, Baji."

      Der Stimmungswechsel machte sich sofort bemerkbar, denn es war komplett still und die Augen waren nur auf das Geschehen gerichtet.
      Der Moment als Baji zum Schlag ausholte und Mitsuya eingriff ging so schnell, dass Saya aus Reflex Mikeys Hand nahm. Sie war schon fast wie gelähmt. Kisakis Bemerkungen war zwar alles andere als nett, aber sie waren keinen Schlag ins Gesicht wert.
    • Emma versuchte wirklich sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie mit dem Gedanken spielte die restlichen Lesungen für heute ausfallen zu lassen. Würde sie jetzt nachgeben, dann würden Mikey und Draken jedes Mal damit bei ihr durchkommen. Außerdem waren Draken und sie sich doch beide einig gewesen, dass Mikey dringend öfter bei den Vorlesungen anwesend sein sollte. Nur deswegen hatten sie angefangen sich zu überlegen wie sie ihn am besten zur Uni locken konnten.
      "Klar. Wir beide können uns das auch durchaus leisten. Aber Mikey nun mal nicht", sofort verschränkte sie die Arme und wich seinem Blick aus, "Er muss endlich lernen Verantwortung für sich selbst zu übernehmen."
      Als er dann bewusst anfing vom Strand zu schwärmen, sowie sie es sich bereits schon in Gedanken ausgemalt hatte, hatte er sie fast soweit. Sie wusste genau, dass sie einknicken würde, aber nicht nur, weil er ihr einen großen Eisbecher versprach, wenn sie zustimmen würde, sondern weil er sie mit seiner bloßen Nähe immer schaffte nervös zu machen. Wenn er ihr dieses verführerische Angebot machte und sie dabei auch noch so bittend ansah, dann konnte sie ihm doch keinen Wunsch mehr abschlagen. "Da-Das dürfen wir aber nicht zur Gewohnheit werden lassen, v-verstanden?!" Sie hasste es wirklich, sobald ihre Stimme anfing so nervös zu zittern.

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      Aika hatte ihren Kuchen immer noch nicht angerührt, zu sehr war sie gerade auf die Silberhaarige vor ihr fixiert. Der Brillenträger mit den kalten Augen, der wohl ebenfalls Teil der Gruppe war, hatte gerade recht deutlich gemacht, was für ein Problem er mit der bloßen Anwesenheit der beiden "Neuen" hatte. An und für sich konnte Aika sowas herzlich egal sein, immerhin war sie doch nur hier, weil Mitsuya so freundlich war sie zu einem Kaffee einzuladen; ein Angebot, welches sie um keinen Preis ausgeschlagen hätte. Allerdings störte es sie sichtlich wie verunsichert ihr Gegenüber sich mit einem Mal zu fühlen schien, ein Anblick der Aika wirklich ganz und gar nicht gefiel. Sie beide hatten immerhin dasselbe Recht hier am Tisch zu sitzen wie alle Anderen auch.
      Doch bevor sie diesem gefühlskaltem Ekel ins Gesicht sagen konnte, dass er ja nicht gezwungen wurde hier mit ihnen allen zu sitzen, ertönte eine weitere Stimme. Der Blonde mit dem Undercut kam ihr zuvor und verteidigte die Silberhaarige, bevor diese sich noch ihre Tasche schnappen und verschwinden konnte. Am liebsten hätte sie ihm dafür gedankt, aber ein anerkennendes Nicken, um seine Aussage zu bestätigen, musste vorerst genügen.

      "Ich sagte, dass ich keinen Streit verursachen wollte", ohne auch nur die Miene zu verziehen nahm er kurz seine Brille ab, um deren Gläser mit einem Tuch zu säubern, "Findest du nicht auch, dass das Wetter dafür zu heiß ist?" Es war vermutlich eine gute Sache, dass Mitsuya da war um Baji davon abzuhalten zuzuschlagen. Wer weiß für wie viel Aufsehen das Ganze auf dem Platz gesorgt hätte? Er hätte sich aus dieser Angelegenheit vermutlich auch nicht so schnell entziehen können. Aber jetzt gerade wäre er wirklich bereit dazu auf Bajis Zustimmung zu verzichten, solange er sich das Einverständnis der restlichen Gangmitglieder sichern könne. Mit solch einem idiotischen Hitzkopf würde er früher oder später sowieso kurzen Prozess machen.

      Mikey hatte versucht Kisaki so gut es ging auszublenden, denn je mehr dieser nach seiner Aufmerksamkeit gierte desto eher ließ er ihn spüren wie unbedeutend klein er doch in seiner Gegenwart war. Natürlich hatte er bemerkt wie Sayas Hand zum Rucksack griff und wie verunsichert sie zur Seite geschaut hatte, ganz so als wenn sie jeden Moment aufstehen und wegrennen wollen würde.
      Er wusste, dass er vermutlich ab diesem Punkt schon etwas zu ihr hätte sagen sollen, aber aus irgendeinem Grund interessierte es ihn zu erfahren wie Saya sich dieser Situation wohl stellen würde; ob sie nachgeben und die Niederlage akzeptieren oder ob sie standhaft bleiben und Kisaki ignorieren würde. Das ausgerechnet Chifuyu ihr die Entscheidung abnehmen würde hatte er so nicht kommen sehen, aber er und Kisaki standen immerhin nicht erst seit heute auf Kriegsfuß miteinander.
      Die Situation war für ihn eigentlich erst gelaufen, als er bemerkte wie Saya erschrocken nach seiner Hand griff. Kein Schlag war gefallen, da Mitsuya die Prügelei beendet hatte bevor sie anfangen konnte, demnach konnte man nicht davon reden, dass das Ganze eskaliert sei. Aber es störte ihn, trieb ihn fast schon ein wenig zur Weißglut, dass sie Emmas neuer Freundin solch einen unnötigen Schrecken verpasst hatten.
      "Baji. Setz dich wieder hin", seine Stimme klang tief, fast schon bedrohlich. Jeder an diesem Tisch wusste in wenigen Sekunden, was dies zu bedeuten hatte; Mikey war wütend. "Kisaki. Wenn wir alle zukünftig mit dir besprechen müssen wen wir zu unseren Treffen mitbringen und wen nicht, dann hättest du einen recht vollen Terminkalender, oder? Sei gefälligst dankbar, dass es nicht so ist, ja?"
      Da er Saya zuliebe darauf verzichtete seine Emotionen mit Schlägen und Tritten auszudrücken, reichte es nur für ein aufgesetztes Lächeln, untermalt von einem Blick, der töten konnte.

      "Könnt ihr das Ganze nicht zivilisierter regeln?" Aika sprach ihre Gedanken mal wieder ungewollt laut aus. Sie hätte einfach den Mund halten und sich nicht einmischen sollen. Beinahe hätten sie ihren Kaffeebecher fallen gelassen als Mitsuya plötzlich aufsprang, um Baji davon abzuhalten diesem Kisaki eine zu verpassen. Bemerkenswert wie gut er die Situation lesen und demnach schalten konnte. Irgendwie hatte sie das Bedürfnis ihn zu unterstützen, nur leider war das schwierig, wenn man Niemandem an diesem Tisch wirklich kannte und alle einen plötzlich anstarren, wenn man sich zu Wort meldet. Hatte das vielleicht mit diesem bedrohlich dreinschauenden Blonden zu tun?

      "Mitsuya. Du hast sie noch gar nicht vorgestellt, oder?", mit einem ehrlich gemeintem Lachen wendete er sich nun an ihn, "Sie ist großartig. Hast du gehört? Wir sollten etwas zivilisierter sein. Das könnte glatt von dir kommen."
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."

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    • In dem Punkt musste Draken Emma leider Recht geben. Die einzigen, die wirklich blau machen durften waren nur die beiden; Mikeys Notendurchschnitt ließ zu wünschen übrig, man musste jedoch zugeben, dass er sich immer weiter verbesserte.
      Außerdem war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um nachzugeben. Draken hatte schließlich eine Mission zu erledigen, die er keineswegs aufgeben wollte.
      "Er wird schon Verantwortung für sich selbst übernehmen können, mach dir nicht allzu große Gedanken."

      Viel Überredungskunst hat Draken nicht gebraucht, denn Emma gab endlich nach. Den Tag würde er sich mit drei kreuzen in seinem Kalender markieren.
      "Natürlich nicht", versicherte er ihr mit einem breiten Grinsen im Gesicht, welches er nun unter keinen Umständen verstecken konnte. Viel zu sehr freute er sich den restlichen Tag mit ihr und Mikey am Strand verbringen zu dürfen. Er entfernte sich wieder von ihrem Gesicht und ging voller Vorfreude mit ihr in Richtung Picknickbänke.

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      Bis auf den letzten Teil hatte der Silberhaarige die Unterhaltungen seiner Kameraden kaum mitbekommen, da er zu sehr mit Aika beschäftigt war. Eigentlich wollte er auf Kisakis Spruch antworten, merkte aber, dass er blitzschnell zur Tat schreiten musste was seinen Freund Baji anging. Er kannte ihn so gut, dass er viele seiner spontanen Aktionen im Voraus deuten konnte und das was sich hier anbahnte würde die Situation um ein Vielfaches verschlimmern.
      Fast schon automatisch stand er auf und griff nach Bajis Arm, bevor dieser Kisaki ins Gesicht schlagen konnte. Die Luft war so dick, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können. Viele Worte gab es nicht zu wechseln, denn alleine Mikey reichte aus, dass Baji sich wieder entspannte und die Situation erfolgreich gelöst werden konnte, sodass er seinen Arm los ließ.

      Baji verweilte noch einen Moment in seiner Position und nutze diesen, um Kisaki eines Blickes zu würdigen, der förmlich töten konnte. Um ehrlich zu sein würde es ihm viel besser gehen, wenn er ihm mindestens eine reingehauen hätte statt seine Gefühle unterdrücken zu müssen; vor allem da dieser ihm nicht die Antwort gab, die er eigentlich hören wollte. Keinen Streit verursachen wollen - dass er nicht lache. Was bildete er sich überhaupt ein, sich für so wichtig zu nehmen? Das Sagen hatte schließlich immer noch Mikey oder ein anderes hochrangiges Mitglied.
      Als dieser sich zu Wort meldete, entspannte sich Bajis Hand ein wenig und ließ Kisakis Kragen mit einem kräftigen Schubser los. Wortlos ließ er sich wieder zwischen Chifuyu und Aika nieder.
      "Was für ein dämliches Arschloch", murmelte er vor sich hin.

      Mit Drohungen kam Saya ohne Probleme klar. Die allermeisten waren sowieso leere Versprechungen und selbst wenn sie es nicht waren, wusste sie sich in einem gewissen Rahmen zu wehren.
      Womit sie jedoch viel mehr zu kämpfen hatte war die Unsicherheit, doch nicht willkommen zu sein. Die Anfangszeit in Japan saß noch sehr tief, auch wenn es in der Universität deutlich anders vor sich ging. Sie wusste nicht, ob sie wirklich akzeptiert wird, immerhin kannte sie bis heute morgen keine einzige Person an diesem Tisch und bis jetzt kannte sie niemanden gut genug, um die Lage einschätzen zu können. Die Situation hätte zu allem führen können und bevor sie ihre Zeit mir Menschen verschwendete, die sowieso nichts mit ihr zu tun haben und anfänglich nur nett sein wollten, beschloss sie sich lieber vom Tisch zu distanzieren.
      Auch wenn sie viele Situationen gut einschätzen konnte in denen jemand handgreiflich werden könnte, sah sie die beinahe stattgefundene Schlägerei nicht kommen. Als sich ihre Anspannung wieder löste, atmete sie erleichtert auf und bemerkte sie ihre noch zuvor unterbewusst auf Mikeys liegende Hand, die sie langsam zurückzog; wobei sich durch das langsame zurückziehen die Sache für sie noch unangenehmer gestaltete.
      "Tut mir leid", flüsterte sie Mikey kaum hörbar zu.

      Ihre Gedanken fielen schnell wieder zu dem Jungen, der sie vorhin verteidigte.
      Sie beugte sich ein kleines bisschen vor, um ihn direkt anzusehen.
      "Danke", sie schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln; es wäre nicht nötig gewesen etwas zu sagen, aber es tat dennoch gut zu wissen, dass sich jemand für sie einsetzte. Chifuyus Aktion gab ihr sehr schnell genug Vertrauen wieder, dass ihre anfänglichen Zweifel verflogen.
      "Ich bin übrigens Saya."

      Mitsuya setzte sich wieder hin; er war froh, dass alles relativ schnell geklärt werden und Mikey die Stimmung etwas erheitern konnte.
      Dank ihm bemerkte er, dass sich Aika und er tatsächlich sehr zu ähneln schienen und dass er sie noch nicht vorgestellt hatte.
      "Da hast du Recht", er kratzte sich leicht verlegen am Kopf, "das ist Aika, wir haben uns heute kennen gelernt. Sie ist eine fantastische Geigenspielerin."

      "Was geht denn hier ab?", ertönte Drakens Stimme. Er und Emma hatten es endlich zum Picknicktisch geschafft. Auch wenn er wusste, dass es hin und wieder dort rau zu sich gehen konnte, hätte er nicht gedacht, dass heute genug Kraft für Raufereien übrig blieb.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von kiwi ()

    • Chifuyu wäre mit Freuden bereit gewesen Baji bei diesem Unterfangen zu unterstützen. Kisaki hätte es wirklich verdient endlich zurechtgewiesen zu werden und ganz sicher würde er sich von diesem Scheißkerl nicht auch noch als Schoßhündchen bezeichnen lassen. Mit geballten Fäusten war er kurz davor selbst aufzuspringen, bevor auch schon Mitsuya dazwischen ging; aber nicht um sie beide zu unterstützen, sondern um das Ganze vorzeitig zu beenden. Im Nachhinein betrachtet war dies wohl auch die bessere Entscheidung gewesen, denn als kurz danach Mikey das Wort ergriff lief es vermutlich nicht nur Chifuyu eiskalt den Rücken hinunter. Hätten sie diese Schlägerei am helllichten Tag hier angezettelt, dann hätte das sicher Konsequenzen nach sich gezogen, aber jede Konsequenz der Uni blieb ziemlich klein im Gegensatz zu dem was Mikey schlussendlich als Strafe für sie alle entschieden hätte. Gedanklich machte er sich demnach gleich die Notiz sich nachher bei Mitsuya für das rechtzeitige Eingreifen zu bedanken.

      "Beruhige dich", raunte er dem Größeren zu, "Mitsuya hat uns gerade schon den Arsch gerettet. Wenn wir Mikey noch wütender machen, wird er niemals einsehen, dass Kisaki das Problem ist." Genervt stieß er einen leisen Seufzer aus und strich sich dabei durchs Haar, eine Angewohnheit, die immer dann zum Vorschein trat, wenn er sich über etwas den Kopf zerbrach.
      Als er wieder aufblickte bemerkte er den Blick der Silberhaarigen auf sich ruhen, beinahe hätte er vergessen, dass sie heute von allen am meisten unter Kisakis Art und Weise zu leiden hatte. Erwartete sie jetzt eventuell etwas von ihm? Oder hatten Baji und er es einfach zu sehr übertrieben, weshalb sie sich nun unwohl in seiner Gegenwart fühlte? Bevor seine Hand, ganz unbewusst, wieder durch sein Haar streifen konnte, bedankte sie sich bei ihm, mit einem ehrlich gemeintem Lächeln. Das war es also was sie wollte. Augenblicklich formten sich seine Lippen ebenfalls zu einem leichten Lächeln, während seine Hand nun wieder auf den Tisch sank. "Chifuyu", stellte er sich nun ebenfalls vor, bevor er sich kurz räusperte und nach weiteren Worten rang, "Lass dir nicht sagen, dass du irgendwo nicht dazugehören würdest. Das entscheidet hier nämlich nicht nur einer alleine." Bewusst blickte er Kisaki dabei nicht an, das hatte er gar nicht nötig, denn Saya und er wussten beide ganz genau wer damit gemeint war.

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      Aika schien langsam zu begreifen wie viel Einfluss Mikeys Stimmung auf die restliche Gruppe ausübte. Sie schienen allesamt einen Heidenrespekt vor ihm zu haben, denn nicht einmal mehr Kisaki wagte ihm zu widersprechen. Stattdessen nickte dieser nur und versuchte Mikey zu erklären, dass es wirklich nicht seine Absicht gewesen wäre ihn in Frage zu stellen.
      Beinahe hätte sie über diese Aussage gelacht, denn falls das eine Entschuldigung darstellen sollte, war sie erstens an die falsche Person gerichtet und zweitens klang sie viel eher nach einer faulen Ausrede. Gott sei Dank, hatte sie mit ihrer Frage nicht alles noch verschlimmert, ganz im Gegenteil, es war wirklich erfrischend zu sehen wie angenehm Mikey war, wenn er nicht diesen leeren und düsteren Blick auf Jemanden gerichtet hielt. "Die Geschichte wie wir uns heute getroffen haben ist auch ziemlich amüsant." Beim Gedanken an Mitsuyas mitleidsvollen Blick, als er sie mit ihrem Kaffeebecher voller Kleingeld hantieren sah, brachte sie unwillkürlich wieder zum schmunzeln.

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      "Hmm~ eine fantastische Geigenspielerin, also? Ich wusste gar nicht, dass du auf klassische Musik stehst, Mitsuya", breit grinsend stützte sich Mikey nun auf seine Ellenbogen, "Ich glaube eine amüsante Geschichte kommt uns nach alledem sehr gelegen, oder" Sein Blick wanderte nun zu Saya. Er hatte nicht vergessen wie bestürzt sie bis eben noch war und wie ihre Hand sich an seine geklammert hatte. Mit diesem Ausgleich wollte er vor allem ihr einen Gefallen tun und hoffte, dass sie es zulassen würde.

      "Oh, da seid ihr ja. Habt ihr alles bekommen? Wir wollten uns gerade von Mitsuya unterhalten lassen, ihr habt also ein gutes Timing", erwiderte Mikey als er die Stimme des Größeren hinter sich vernahm. Er ersparte sich den Aufwand sich extra zu den beiden zu drehen, denn immerhin wussten sie ja genau, dass sie sich einfach nur dazu setzen mussten.
      "Wir sind eigentlich hier um dich und die Anderen abzuholen. Du hast gewonnen. Es ist heute einfach zu heiß für weitere Vorlesungen", kurz seufzte Emma auf, als sie begriff was sie da gerade tatsächlich sagen würde, "Wir gehen an den Strand. Jeder, der keine wichtigen Vorlesungen heute hat, darf sich uns liebend gerne anschließen." Nun waren die Worte endlich raus. Ohne auf Mikeys Reaktion zu warten ließ sie sich nun neben Saya nieder, sichtlich erfreut darüber, dass sie es trotz allem zum Picknicktisch geschafft hat.
      "Ich hoffe die Anderen waren nicht zu anstrengend. Draken und ich haben uns wirklich versucht zu beeilen. Sag mal, hast du nicht auch Lust mit zum Strand zu kommen? Normalerweise würde ich sowas nicht einfach so vorschlagen, aber... ich wurde heute überredet."
      "Genieß deine 5 Minuten Ruhm
      und pass auf, dass es nicht 6 werden."