Vessels [Asuna & Winterhauch]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Sylea hatte eingehalten in ihrer Trinkbewegung, als Cain plötzlich wieder in eine Stille verfiel, die ihr nicht gefiel. Sie lauschte mittels ihrer Aura, tastete sich sorgsam vor und spürte, wie der Seeker sich gegen den Grimm in seinem Kern stellte. Er war in Ketten gelegt worden, deren Zusammensetzung zu einem nicht zu unterschätzenden Anteil aus silbriger Aura bestand. Das brachte weitere Erinnerungen zurück - der Handel mit Dagda war ja auch noch eine Sache, von der er nichts wusste. Und nichts erfahren würde.
      "Ich bin mir verdammt sicher, dass der Clan mehr weiß als er offenbahrt. Über die Zeit hat sich auch das Wissen verloren, dass Ascan Mitbegründer des Clanes war. Da nur Estryrehs Memoiren übrig geblieben waren hielt man ausschließlich sie als Begründerin. Dadurch wissen wir aber immer noch nicht, wer den Kreis in der Kathedrale gezogen hat. Das weiß nicht mal Ascan selbst", erinnerte Sylea Cain und stellte den Becher wieder zur Seite weg.
      Dann legte er ihr einen Arm um die Schulter und ließ das Mädchen in ihren Bewegungen verharren. Sie blinzelte den Mann vor ihr an, der sich so vorsichtig bewegte, dass sie dachte, er hielte sie für zerbrechlich. Für etwas, das man nur mit größter Vorsicht berühren durfte, da es sonst unter dem Einfluss zu Staub zerfiel. Es erschien kein Lächeln auf ihren Lippen, kein Anzeichen der Belustigung. Vor wenigen Stunden hatte sie mit allen Mitteln darum gekämpft, seine Seele zusammenzuhalten. Es wäre so leicht gewesen, einfach loszulassen und ihn seinem Schicksal zu überlassen. Nur mit Dagda hatte sie es geschafft, das nötige Feingefühl aufzubringen um das wieder zusammenzusetzen, was zerbrochen erschienen war. Dass er nun ein ähnliches Verhalten ihr gegenüber zeigte, löste bei ihr kein positives Gefühl aus. Statt sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen neigte sie ihn ein wenig zur Seite, als der junge Mann sein Gesicht an ihrer Halsbeuge vergrub. Verzwickt beschrieb die Lage nicht einmal ansatzweise. Ganz sachte erschauderte sie als seine Stimme warmen Atem gegen ihre Haut hauchte und das Rumoren eben jener bis in ihre Knochen zu dringen schien.
      "Du hast es doch eben schon richtig gesagt. Wir gehen dem Clan auf die Spur. Ich habe jetzt ein ganzes Repertoire an Erinnerungen, auf die ich vorher keinen Zugriff hatte. Ich weiß, wo sich die Hallen befinden, ich weiß, wo ich was suchen könnte. Ich weiß nur nicht, ob wir dort Hinweise zu den Kreisen finden. Wir bitten Jace um Kooperation. Er hat eh eine Faszination an Ascan entwickelt, ich denke, er wird uns helfen. Wir besorgen uns Ausrüstung, um im Freien zu Nächtigen und dann suchen wir die Rubra-Hallen auf. Vielleicht gibt es einen Weg, wie wir Ascan nicht von mir trennen, aber dauerhaft in einen Schlafzustand versetzen können?"
      Bild dir bloß nichts drauf ein, meine Liebe. Du denkst, mein Wissen hilft euch enorm weiter und auch dein Deal mit Dagda ist hilfreich. Aber glaub nicht, dass ich mich ohne Widerworte wegsperren lasse.
      Ich habe nie etwas anderes von dir erwartet, du krankes Arschloch.
      Oh, was ist denn mit deiner Ausdrucksweise passiert?
      Sylea rückte ein wenig von Cain ab, um sein Gesicht zu mustern. Wenn er keinen Plan hatte, würde sie mit einem daher kommen. Ihm Führung geben, wenn er sich im Nebel der Welt verlor. Sie würde sein Leuchtturm sein und ihm den Weg weisen, egal wie schwierig es sein mochte. Das war ihre Bürde, ihr Leben. Ihre schmalen Finger fanden sein Gesicht, fuhren über seine Wangenknochen hinweg, musterten jeden Zetimeter seines Gesichts. Dann lehnte sie sich zu ihm und legte sanft ihre Lippen auf seine.
      Sylea war wieder da. Endlich.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Eine flüchtige Welle der Irritations schwappte über das Seelenband in Cains Bewusstsein.
      Das Ende auf seiner Seite fühlte sich dermaßen fasrig an, strapaziert durch Ascans perfides Spielchen, dass die Emotion den Seeker lediglich abgeschwächt und dumpf erreichte. Die zerfledderten Fasern knüpften sich bereits neu, aber bis die Aurenverschmelzung zur alter Form zurückkehrte, würde es noch ein paar Tage dauern. Eine Zeit, in der Cain und auch Sylea sich langsam von den Strapazen erholen mussten bevor das Duo den nächsten Schritt zur Ergründung des Rubra-Clans und dessen gut gehütete Geheimnisse wagte. Aktuell war keiner, weder das Vessel noch der Seeker, dazu in der Lage einer weiteren Belastung standzuhalten. Sei es durch einen besorgniserregenden und kindlichen Gott, dessen Beweggründe Cain nicht verstand oder durch Ascan, der versuchte die Gitterstäbe seines Gefängnisses zu sprengen. In der Gleichung durfte auch der unberechenbare Babylonier nicht vergessen werden. Bereits im Vorfeld allen Chaos war es dem Seeker sichtlich schwer gefallen die Gemütszustände des merkwürdigen Bibliothekars richtig zu kategorisieren, die der Babylonier wechselte wie normale Menschen ihre Socken.
      Cain nickte bestätigend und ließ beinahe gefügig zu, dass Sylea sein Gesicht in Augenschein nahm. Die goldschimmernden Augen zuckten kurz von einer Seite zur Anderen, suchten das vertraute Antlitz nach Spuren von Ascan ab. Winzige Mikrosxpressionen verwandelten die geliebten Gesichtszüge in eine befremdliche Maske und Cain erblickte einen völlig anderen Menschen. Mittlerweile erkannte er den Unterschied innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Er entließ einen kontrollierten Atemzug durch seine Nase.
      Die Augenlider flatterten unter den zarten Berührungen der kühlen Fingerspitzen und mit einem Seufzen, dass eine gewaltige und angesaute Spannung aus seinem gesamten Körper entließ, schmiegte Cain seine Wangen in die dargebotenen Handflächen. Zuerst linderte die Kühle ihrer Hände das dumpfe Zwicken, das mit einem regelmäßigen Takt hinter seiner Schädeldecke pulsierte, und als ihre Haut seine Körperwärme absorbierte, schloss der Seeker endgültig die Augen und lauschte dem lebendigenden Pulsschlag, der in ihren Handflächen pochte. Die verkrampfte Haltung erweichte schlagartig.
      Cain fühlte die musternden Blicke ebenso wie die streichelnden Finger.
      Sachte drehte er den Kopf etwas in ihrem Halt und drückte seine Lippen in ihre rechte Handfläche. Syleas warmer Atem war eine zarte Sommerbrise, warm und einladend. Blinzelnd öffnete Cain die Augen und schloss sie beinahe sofort wieder, als weiche Lippen sich auf seine legten. Der Arm um ihre Schultern verfestigte seinen Griff.
      Mit den Fingern der freien Hand schob Cain liebevoll eine kurze, widerspenstige Strähne braunen Haares hinter ihr Ohr. Eine Geste so unschuldig und zart, wie der sanfte Kuss, der zwar kurz andauerte aber ihn dennoch atemlos zurückließ. Cain drückte seine Stirn an Syleas. Als er wieder sprach, klang seine Stimme wie ein tiefes, zufriedenes Grollen tief in seinem Brustkorb.
      "Ich hatte Angst, du wärst endgültig fort.", murmelte Cain.
      Keine Zurückhaltung, keine falsche Scheu die Furcht zuzugeben. Nur die blanke Wahrheit.
      Mit dem Daumen fuhr er sachte über den Schwung ihres Kieferknochens, prägte sich die Konturen ihre Gesichtes ein, als erblickte er Sylea zum ersten Mal. Am Rande seines Sichtfeldes bildeten sich feinste Risse an den Rändern des Erinnerungsfragments. Kleinste Sprünge als bestünde der Horizont aus farbenfrohem Kristallglas. Der falsche Wind fegte über die Gartenterasse hoch im alten Babylon und wisperte bittend und flehend einen Namen: Baltazar.
      "Okay.", fuhr er schließlich fort, ohne die vermisste Nähe zu reduzieren. "Als Erstes suchen wir Jace. Ohne notwendiges Equipment sind wir in der Wildnis aufgeschmissen. Wir werden nichts minehmen, dass geortet werden kann. Keine Kommunikationgeräte, keine unnötige Technik. Wir bleiben unter dem Radar solange wie möglich, dann sind andere Seeker und Vessels das Einzige Problem, um das wir uns ernsthafte Sorgen machen müssen."
      Das letzte Sandkurn riselte durch die antike Sanduhr und das Erinnerungskonstrukt zersplitterte. Scherben in allen Facetten und Farbtönen fielen zu Boden und zerstoben in wüstensandartigen Nebel, ehe sich die Fragmente vollständig auflösten. Die Zeit war endgültig um. Anstatt eines leeren, tristen Raumes fand sich das umschlungene Paar mitten in den Privaträumen des Babyloniers wieder, als hätte sie ihre Position vor der Feuerstelle im Kamin nie verlassen.
      Der Archivar lehnte wenige Meter von ihnen entfernt mit der Hüfte an dem schweren Schreibtisch. Über seinem angewinkelten Arm hingen augenscheinlich frische Kleidungsstücke, die mehr der neuzeitlichen Epoche entsprachen. Er sah seine unfreiwilligen Gäste mit einem undefinierbaren Blick zwischen Neutralität und Langeweile an. Offensichtlich hatte er genug von Spielchen.
      "Es wird zeit für die Realität. Nicht wahr, meine Lieben?", sagte Mortimer. Bedächtig legte er die Kleidung auf dem Tisch ab und zog den altvertrauten Schlüssel für die Dimensionstüren aus der Tasche seiner perfekt sitzenden Anzughose. "Ihr solltet euch umziehen und ich warte beim Aufzug auf euch. Den hier...", er drehte den Schlüssel spielerisch zwischen den Fingern. "...könnt ihr behalten, als Andenken. Er wird euch aber nicht mehr in dieses Archiv transportieren. Ich glaube es wird Zeit für einen Umzug. Vielleicht etwas mit mehr Sonne, Edinburgh ist furchtbar trist, findet ihr nicht? Und nach dem fürchterlichen Chaos im Hellgate gehören meine Privilegien bald der Vergangenheit an."
      Mit einem Schulterzucken verließ Mortimer den Raum und verschwand in Richtung Gewölbearchiv.
      Cain erhob sich auf die Füße und ergiff Syleas Hände um ihr behutsam auf die Beine zu helfen. Gemeinsam ging er mit ihr zu dem ominösen Stapel aus zusammengewürfelten Kleidungsstücken, die schlicht aber von hervorragender Qualität waren. Das passte zu dem kauzigen Archivar, der sich stets in maßgeschneiderter Garderobe präsentierte, auch wenn die Farben und Schnitte häufig fragwürdig waren. Er fand alles von frischen Socken über Unterwäsche bishin zur schlichten Jeans, deren Stoff sich überraschend weich uns bequem anfühlte. Aufforderung schob Cain einen Stapel zur Sylea herüber.
      Mortimer, nein, Baltazar, hatte in einem Punkte zweifellos Recht: Die Realität wartete auf Niemanden.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • „Für eine Weile war ich das auch.“
      Zeit war in diesem Zustand nicht greifbar gewesen für Sylea. Noch immer hatte sie zwar die Erinnerungen Ascans, an denen sie sich entlanghangeln konnte, aber es war etwas anderes als wenn man es selbst erlebt hatte. Die Angst, die sie von Cain spürte war echt und ungefiltert. Sie hätte sich an seiner Stelle genauso gefühlt und fast hätte sie ihn auch verloren, wäre sie den Deal nicht eingegangen. Doch sie begegnete dem Seeker mit einem warmen Lächeln als er ihre Gesichtskonturen nach fuhr und sie wie er auch die Risse am Rande des Fragmentes wahrnahm. Der Name, der schwer wie Eisenstaub an ihre Ohren geweht kam, fraß sich regelrecht in ihre Erinnerungen und von nun an hatte der Babylonier einen anderen, richtigen Namen.
      Sylea nickte gerade noch zu Cains Planausführung, da zerstob der Traum der Hängenden Gärten. Es glich einem Drogentrip, wie sich die Realität veränderte und Farben aller Art umher wirbelten bis sie sandartig vergingen. Ein schönes Bild, wenn man es als Außenstehender betrachtete und konfus, wenn man sich bewusst wurde, wo man sich stattdessen befand. Sie fanden sich auf dem Boden des Kaminzimmers wieder. Binnen eines Wimpernschlages hatte das Vessel den Archivar entdeckt, der ganz genau das Ende des Traumes abgewartet haben musste. Er gab ihnen ein letztes Zeichen der Aufmerksamkeit mit und verschwand dann einfach Richtung Aufzug.
      Er hat seinen Teil der Abmachung noch nicht bekommen.
      Das ist richtig. Geh mal davon aus, dass wir ihn nicht das letzte Mal gesehen haben. Ich rate dir dennoch an, eher auf mich zurückzugreifen als selbst in Kontakt mit ihm zu treten.
      Natürlich doch. Damit dir wieder irgendwelche Gräueltaten einfallen. Vergiss es.
      Der Seeker schaffte es als Erster auf die Beine und holte dann seine Freundin vom Boden. Sie ächzte leise als sie ihre Beine wieder mit Gewicht versah und spähte zu dem Tisch hinüber. „Sehr aufmerksam von ihm, uns auch noch Klamotten zu geben.“
      Zusammen mit Cain durchsahen sie die Auslage und waren positiv davon überrascht, dass er schier an alles gedacht hatte. Und sogar die richtige Größe von Syleas Oberweite getroffen hatte. Doch sie zerbrach sich nicht den Kopf darüber, trennte sich von ihren mehr als ramponierten Kleidungsstücken und schlüpfte in die neue Wahl. Die alten Sachen faltete sie dennoch und legte sie ordentlich zurück. Man wusste ja nie. Jetzt trugen sie frische Kleidung in gedeckten Farben, wenn auch mit seltsamen Schnitten. Immerhin war er nicht auf die Idee gekommen, sie wie Paradiesvögel durch die Straßen zu schicken. Es gab sogar Mützen, mit denen sie einen Teil ihrer Gesichter kaschieren konnten. Den Schlüssel steckte sie erneut in ihre Hosentasche. Auch hier wusste man nie, wozu er noch gut sein konnte. Baltazar hatte ihnen nicht eröffnet, wohin der Schlüssel führte. Genauso wenig hatte er offen gelassen, ob er generell noch funktionierte.
      „Okay. Also gehen wir jetzt auf kürzester Strecke zu Jace, richten uns neu aus und dann müssen wir nach Süden. Nach Barrhill um genau zu sein. Dort müssten die Hallen der Rubras in der Nähe sein. Ascan hat mich auch gerade gewarnt, dass wir Den Babylonier wohl nicht loswerden... Die haben einen Deal abgeschlossen und er hat seinen Teil noch nicht erhalten“, meinte Sylea als sie mit Cain zusammen zu dem Aufzug gingen und einen letzten Blick durch die Hallen schweifen ließen. Was geschah dann wohl mit all den Exponaten, die sie hier untergebracht hatten? Der Rat müsste eine neue Einheit finden, die in der Lage war, solch eine geballte Macht zu verwalten. Und eine freie Seele wäre noch etwas, um das sich der Rat Gedanken machen müsste. Vielleicht erkaufte Baltazars Verschwinden ihnen genug Zeit, um erst einmal voran zu kommen.
      Am Aufzug trafen sie dann auch auf den Babylonier. Er wartete mit seiner üblichen, leicht genervt und gelangweilt wirkenden Haltung. Sylea war jedoch nicht sonderlich erpicht darauf, weitere Unterhaltungen mit ihm zu führen. Sie wollte nur noch, dass keine Tonnen an Erde über ihrem Kopf lagen.
      „Danke für deine Aufmerksamkeit. Dann entlass uns in die Realität und du bist uns los.“

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • "Barrhill.", wiederholte Cain. "Es ist nicht viel, aber ein Anfang."
      Im Grunde, dachte der Seeker umgeben von wertvollen Artefakten und skurrilen Exponaten, war es besser als Nichts. Cordelia's tragisches Schicksal knüpfte endgültig den losen Faden seiner Vergangenheit zu Ende. Es würde schmerzen, vermutlich eine sehr lange Zeit. Ein Bedürfnis der Verbleib seiner Eltern zu ergründen, besaß Cain nicht. Für ihn waren diese Menschen nicht mehr als völlig Fremde, die ihn überfordert in die Hände einer zwielichtigen Organisation gegeben hatten, die sich mit dem Ruf für Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen, brüstete. Beim Gedanken an die Frau, die ihn geboren hatte, verspürte Cain rein garnichts denn Cordelia war die einzige emotionale Verbindung zu seiner Familie gewesen.
      Syleas Schicksalsfaden allerdings verlor sich weiterhin im Nichts der Dunkelheit.
      Der Seeker hoffte, dass Barrhill etwas Licht ins Dunkle brachte und ihnen einen Weg aufzeigte, um Ascan ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen wenn schon eine dauerhafte Trennung der Seelen nicht möglich war. Cain neigte das Kinn ein wenig, um das Mädchen anzusehen, dass so viel mehr Stärke besaß als er. Behutsam führte er die Fingerspitzen zu ihrem Handgelenk und ließ seine Finger zwischen Syleas gleiten, um ihre Hände miteinander zu verschränken. Ein schiefes Lächeln, einmalig und allein für die graubraunen Augen reserviert, zupfte an seinen Mundwinkeln. Cain hob die verschränkten Hände zwischen ihnen an und drückte einen flüchtigen Kuss auf Syleas Fingerknöchel.
      "Danke.", murmelte er. "Dafür, dass du mich dort rausgeholt hast. Sobald alles geregelt ist, musst du mir noch erklären wie du es geschafft hast, dass Dagda dich gehen lässt."
      Der Blick in den tiefdunklen Augen verriet bereits, dass er das Thema nicht unter den Tisch fallen lassen würde. Der allmächtige Gott hatte die Rubra und den unliebsamen Gast in ihrem Kopf sicherlich nicht aus Herzensgüte gehen lassen. Dahinter steckte mehr und der Gedanke daran, wann Dagda den geforderten Preis einforderte, bereitete Cain schweres Kopfzerbrechen.
      Der Babylonier erwartete das Paar am Aufzug.
      Beiläufig quittierte er die Worte des Dankes mit einer abweisenden Handbewegung.
      "Der Dank ist unnötig, Miss Rubra.", antwortete Mortimer mit einem merkwürdigen Tonfall zwischen gelangweilt und drängender Ungeduld. "Bevor ich es vergesse, ich habe mir erlaubt die Aufzusteuerung ein wenig zu...optimieren. Da ihr zwei Hübschen sicherlich nicht erpicht darauf seit im Sicherheitsbereich des Museums zu landen, führt euch der Aufzug direkt in das Foyer. Drückt einfach auf die Taste fürs Erdgeschoss."
      Mit einem 'Ping' öffneten sich die Aufzugtüren im Rücken und schoben sich mit einem schleifenden Geräusch zur Seite.
      Cain führte Sylea in den beengten Raum ohne dabei den Babylonier wirklich aus den Augen zu lassen. Das amüsierte Funkeln der grünlichen Iris in dem ansonsten eher gelangweilten Gesicht gefiel dem Seeker nicht.
      "Danke, Baltazar.", erklärte der Seeker nüchtern und entlockte damit dem Babylonier ein amüsiertes Glucksen.
      "Ah, es ist lange her, dass ich diesen Namen gehört habe. Baltazar-Jadara Shardin, es war mir ein zweifelhaftes Vergnügen. Geben Sie gut auf das Fräulein Acht, Cain. Und grüßen sie meinen Freund von mir, sollte er einmal zu Wort kommen.", verabschiedete sich der Archivar mit einer altbackenen Verneigung. Und zwinkerte. "Auf Wiedersehen."
      Knarrend und ratternd schlossen sich die Türen.
      Cain stieß ein gedehntes Seufzen aus. "Verdammt, ich brauch dringend frische Luft."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Barrhill war in der Tat nicht sonderlich viel. Es war lediglich eine Kleinstadt umgeben von Waldgebieten, die auf den ersten Blick keine wirklichen Besonderheiten aufwies. Nichtsdestotrotz war dies der Ort, wo Sylea damals geboren worden war. Wo man sie in den Clan geführt hatte und ihr die Grundlagen gelehrt hatte ehe sie ausgesandt worden war, um den bösen unbekannten Geist zu bannen. Ab diesem Zeitpunkt wurde ihre Erinnerung schwammig und bekamen nur dadurch Bilder, dass sie sich nun die Erinnerungen mit Ascan teilte. Aus seinen Erinnerungen stammten die Lichtungen im Wald mit den Ritenzirkeln am Boden und die unterirdische Versammlungshalle, die man nur als Clanangehöriger betreten konnte.
      Das Schließen der Aufzugtüren vor ihr markierte den Start ihrer nächsten Etappe. Sylea wusste, dass sich bei ihnen nichts wie Ruhe und Frieden einstellen würde, sofern sie nicht vollends vom Radar des Rates verschwand. Und nach all den gewonnenen Erkenntnissen war es mehr als unwahrscheinlich, dass man ihnen nicht den nächsten Jäger auf den Hals hetzen würde. Demnach stand das Mädchen angespannt und unbewegt knapp vor der Tür mit Cain in ihrem Rücken, der seufzte und fluchte.
      „Frischluft kriegen wir schneller als wir uns vorstellen können, schätze ich. Ich würde sagen, wir schlagen uns erst mal in deine Wohnung zurück, sammeln uns und kontaktieren dann Jace. Länger als einen Tag werden wir dort wohl nicht bleiben“, sagte Sylea und war selbst ein wenig erschrocken von der Nüchternheit ihrer eigenen Stimme. Hatte sie sich schon immer so angehört? „Eine Nacht in einem Bett bevor es losgeht... Wenigstens darauf freue ich mich...“
      Als hätte es gar nichts anderes mehr gegeben, auf das sich Sylea hätte freuen können. Sie würde selbst das Tageslicht seit Ewigkeiten wieder zu spüren bekommen. Den Wind auf ihrer Haut spüren. Cainan ihrer Haut spüren.
      Als es bimmelte und die Türen ebenso scharrend auseinander trieben senkte Sylea sofort den Blick und zog sich die Mütze weiter ins Gesicht. Baltazar hatte nicht gelogen und sie direkt ins Foyer geschickt. Mit Cain wie einen Schatten in ihrem Rücken gingen sie entspannt wirkend durch die Halle immer weiter auf den Ausgang zu. Mit jeder Faser ihres Körpers erspürte das Vessel ihre Umgebung in der Annahme, ein Hinterhalt würde bereits auf sie lauern. Doch ihr Gespür blieb ebenso entspannt wie ihr Gang als sie die Glastüren passierten und dann plötzlich den freien Himmel über ihren Köpfen hatte. Für einen Augenblick gestattete es sich Sylea, anzuhalten und den Kopf in den Nacken zu legen. Sie sah zwar nur Wolken, aber wieso sagte nie jemand, wie schön sie sein konnten?
      „Dann mal los.“
      Erneut senkte sie den Blick und ging los. Ihre Hand hatte sie dabei nach hinten ausgestreckt und lächelte schmal, als sich eine größere, kräftigere Hand um ihre schloss.

      Wie erhofft hatte niemand die Wohnung in ihrer Abwesenheit gestürmt.
      Cain fand ohne Probleme den versteckten Schlüssel und sperrte die Tür auf, damit Sylea eintreten und die Nase rümpfen konnte. Es roch abgestanden und muffig. Es war wohl wirklich keine Seele hier gewesen. Eilig machte sie sich daran, die Fenster zu öffnen und Luft hinein zu lassen. Dabei blieb ihr Blick sowohl an der Couch als auch an den Fenstertüren zum Balkon hängen. Zarte Erinnerungen blitzten in ihrem Verstand auf, die kaum noch echte Farbe besaßen. Zähneknirschend trennte sie sich von den Fetzen und zog die Vorhänge zu. Die Sonne war dabei, unterzugehen. Es hatte sich wohl gegen Abend eingependelt.
      „Wir haben kein Handy. Wir kommen wir an Jace? Meinst du, er überwacht diese Wohnung noch und sieht uns?“, fragte Sylea während sie sich von ihrer Jacke trennte und auch die Schuhe von ihre Füßen trat. Dann wandte sie sich um und entdeckte den Seeker, wie er es ihr gleich tat und ihr einen fragenden Blick zuwarf. Einen Moment schien die Szenerie zu gefrieren, als gäbe es das Konzept von Zeit nicht mehr. Dafür fühlte Sylea eine Flut von Emotionen über sich hereinbrechen und schnell kam ihr der Gedanke, dass sie doch unter Schock gestanden hatte und sich das Trauma jetzt erst entwickelte. Dafür sprach die Hitze in ihrem Gesicht, die sich ins Unermessliche steigerte. Oder ihr verkrampfter Magen, der nicht viel größer als eine Pflaume mehr war. Wie konnte sie die ganzen Erlebnisse einfach verdrängen? Wie war es ihr möglich gewesen, in einer Ausnahmesituation noch angemessen reagieren zu können? Sie hätte allein unter dem Druck zusammenbrechen müssen und hatte es doch nicht getan. Ein Grund war mit Sicherheit das Band zwischen ihr und Cain, das sich langsam, aber sicher wieder festigte. Als die Zeit sich ihre Macht zurückgeholt hatte, biss sich Sylea auf die Unterlippe. Im nächsten Augenblick lag sie in Cains Armen. In den Armen, die ihr die Wärme schenkten, die sie so lange nicht mehr bekommen hatte. Die Arme, die sich jetzt um sie schlossen und ohne Worten schworen, sie nie mehr gehen zu lassen. Tief atmete sie seinen Geruch ein, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und fühlte regelrecht den Herzschlag, der durch das dünne Hemd drang. Jener Herzschlag, der ins Stottern gekommen war und gedroht hatte, zu versiegen. Jener, den sie mit aller Gewalt am Leben gehalten hatte, damit sie jetzt hier in seinen Armen stehen konnte.
      „Das“, hauchte das Mädchen und hielt noch immer fest, „habe ich so, sosehr vermisst. Ich hab dich vermisst, wie du mich ansiehst, wie du lächelst, wie dir die Anspannung bis in die Zehen steht, wie sich dein Gesicht verzerren kann... Alles. Ich hab mich davor gefürchtet, dass unsere Auren verschmelzen, weil ich nicht wollte, dass du an mein Schicksal gebunden bist. Das war egoistisch. Du sollst das selbst entscheiden können und nicht ich für dich.“
      Ihre Stimme war leise und gefasst. Dennoch schwang eine bittere Note in ihr mit, die begleitet wurde von einer unglaublichen Sehnsucht. Sie hatte das Gefühl, seit Äonen nicht mehr berührt worden zu sein und es glich einer Ekstase, wieder Herr über ihren eigenen Körper zu sein. Wieder dazu sein, wie Cain sie kannte.
      Sofern sie denn wirklich noch das Mädchen vor ihrem Verschwinden war.

      copyright by Vertify


      "I rather trust and regret than doubt and regret"
    • Die stickige, abgestandene Luft des Apartements hoch über den Dächern Edinburghs begrüßte Cain.
      Eine Ewigkeit schien es her, dass er diese Räumlichkeiten mit Sylea betreten und sich für ein paar sorglose Stunden hinter Panoramafenstern und dicken Vorhängen vor der Außenwelt versteckt hatte. Eine winzige Realitätsblase zwischen weichen Sofakissen und eisigen Duschmannövern am Rande des Trugbildes von Alltäglichkeit, die gefüllt war mit glücklichem Lachen, ernsten Silbenfetzen und den zarten Klängen vergangener Leidenschaft. Keine Menschenseele hatte die Wohnung aufgesucht und doch erfüllte die Erinnerung jeden Winkel, den Cain betrachtete. Der Seeker fühlte die Überbleibsel verblassender Emotionen; ein zartes Echo, das seinen goldschimmernden Seelenspiegel umschmeichelte und den Durst des Grimms ein wenig linderte ohne die Erinnerungen zu verschlingen. Er ließ sich umhüllen gar einhüllen von den Glücksmomenten vergangener Stunden und saugte die Empfindungen auf wie ein Schwamm. Nach der Erfahrung rein gar nichts zu spüren, fühlte sich Cain wie ein freigelegter Nerv und obgleich die Intensität beinahe zu viel war, sehnte er er all diese Eindrücke herbei und ließ sich für einen Augenblick treiben. Die zarten Ausläufer warmen Goldes krochen über Wände und Teppichboden, neugierig und forschend eine Umgebung zu entdecken, die ihnen eigentlich nicht neu war aber sich anders anfühlte als zuvor.
      Er kam nicht dazu ein Wort der Antwort über die Lippen zu bringen.
      Achtlos landeten schwere Stiefel in einer Ecke des Flures und die Jacke rutschte im selben Moment von Haken, als ein zierlicher Körper mit seiner Brust kollidgierte. Raschelnd segelte das vergessene Kleidungsstück zu Boden während sich Arme augenblicklich um Sylea schlangen. Der Seeker krümmte sich um das Mädchen in seinen Armen, als wolle er einen schützenden Schild aus Körper und Gließmaßen erschaffen. Die zarte Wärme drang durch den dünnen Baumwollstoff und sickerte regelrecht durch die Haut, dort, wo sich die Wange gegen seine Brust schmiegte und ein Ohr sich gegen seinen stolpernden Herzschlag presste.
      Cain schob die Finger seiner linken Hand zärtlich in den kurzen, braunen Haarschopf und ankerte seine gesamte Wahrnehmung auf den Menschen, der ihm Halt gab und verzweifelte um seine Existenz, sein Leben gekämpft hatte. Sylea bildete den Mittelpunkt aller weltlichen Sinne: Das seidige Gefühl der Haarsträhnen unter den Fingerspitzen, der seufzende Klang ihrer Stimme in seinen Ohren, der letzte Hauch von heißem Wüstensand und exotischen Blüten an ihrem Scheitel.
      Aus allen Richtungen kehrten die Aura des Seekers zu seinem Ursprung zurück und ahmte die verschlungene Haltung nach wie eine abstrakte Lichtspiegelung; Wärme und Geborgenheit ausstrahlend. Selbst der miesgelaunte Grimm schien für eine Sekunde den nagenden Hunger zu vergessen und badete in der unerschütterlichen Sehnsucht, dem Wunsch näher zu sein als Atome und Partikel es zuließen.
      "Es ist okay. Ich hätte diesen lächerlichen Deal mit Ascan auch nie eingehen dürfen, aber ich habe mich überzeugen lassen, dass die Schuld dich zu Grunde richten würde. Ich dachte, wenn ich es schaffe mich vollständig zu distanzieren bis wir eine Lösung gefunden haben, wäre es das Beste für uns.", murmelte Cain, drückte einen hauchzarten Kuss auf ihren Scheitel. "Abgesehen davon, habe ich meine Entscheidung längst getroffen. Ich bleibe bei dir."
      Ein wellenartiger Puls, behutsam und bittend, berührte den vertrauten Silberstreift und einzelne Verästelungen der goldenen Aura suchte die lang ersehnte Verbindung. Der Seeker wartete auf eine Erlaubnis und während seine Aura in schwebender Erwartung verharrte, umrahmten vom Umgang mit der Waffe geformte, raue Hände das Gesicht Syleas. Die Daumen streiften über die erhabene Wölbung des Wangenknochens unter den graubraunen Augen. Ein dezentes Grau, das im kühlen Licht des Flures wie silbrige Sterne funkelte. Cain neigte sich vor und gab dem ersten Wunsch seines Sehnens nach.
      Ein Kuss, federleicht und zart wie Schmetterlingsflügel berührte ihre Lippen und Cain stieß unwillkürlich ein stoßartiges Seufzen aus, da seine Sinne unter dem Gefühl beinahe explodierten. Es dauerte kaum zwei Sekunden, da drückte er nachdrücklich und mit trommelndem Puls, der sich in seiner Aura wiederspiegelte, den Mund auf Syleas. Ein Lichtblitz erhellte die Schwärze hinter seinen Augenlidern und es dauerte einen peinlichen Moment, bis er begriff, dass kein stürmisches Gewitter vor den Fenstern tobte.
      "Ich bleibe.", wiederholte er, zwischen den Küssen. "Ich gehöre dir. So lange du mich willst."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • […]
      Du sagst, du beugst deine Knie vor niemand
      Du sagst, dass dich niemand bestimmt
      Du sagst, du bewegst deinen Arsch für niemand
      Und dass niemand dir was nimmt
      […]



      Erst in dieser Umarmung stellte Sylea fest, wie blank ihre Nervenenden eigentlich gelegen hatten. Der goldene Schimmer, der sich um sie schmiegte wie eine zweite Haut, ließ ihre eigene prickeln und sie erschaudern. Zeitgleich war da diese unfassbare Wärme, die sie einhüllte und ihr leise versprach, dass ihr nie wieder etwas widerfahren würde. Dass diese Umarmung alles war, was sie brauchte um wirklich sicher zu sein.

      […]
      Du sagst, du du verschenkst deine Zeit an niemand
      und dass du auf niemand schwörst
      Du sagst, deine Liebe bekommt niemand
      Dass du niemand gehörst
      […]

      „Wenn du mich nicht getroffen hättest, wäre diese Verbindung nie passiert. Wegen mir bist du an mein Schicksal gebunden und das sieht, mit Verlaub, echt beschissen aus.“
      Ja, Sylea verstand warum Cain Bedenken gehabt hatte. Ihrer beider Leben war miteinander verbunden worden, aber zu diesem Deal gehörten noch immer zwei. Nur der Fakt, dass sie das Vessel mit einem verrückten Wesen war, durchkreuzte diese Gleichung. Wenn Ascan irgendwann die Oberhand gewinnen sollte, dann wäre sie fort und Cain an ihn gebunden. Und wenn es stimmte, dann konnte Ascan seine Hülle ewig am Leben halten. So lange, bis Cain irgendwann wahnsinnig wurde oder einfach starb.


      […]
      Du weißt, du bist der Sklave von niemand
      Und dass dich niemand regiert
      Du bist der Affe von niemand
      Weil niemand dich dressiert
      […]



      Sylea wollte noch mehr erwidern. Dass es verständlich und zeitgleich dumm gewesen war, die Distanz zu suchen. Dass es überhaupt fraglich gewesen war, ob sie jemals wieder im vollen Bewusstsein zurückkehren würde. Dass es nichts in dieser Welt gab, dass sie von ihm hätte fernhalten können. Denn er liebte sie trotz allem, was und wer sie war.
      Doch all ihre Worte blieben ihr im Halse stecken, als ein einzelner, zarter goldener Ast an ihrem Silberstreif tastete. Beinahe ruckartig löste sich ihr Gesicht von der Brust des Seekers und wurde durch seine rauen Händen von einer weiteren Flucht gehindert. Ihr ganzer Körper kribbelte, nein, summte regelrecht unter der sehnlichen Erwartung, sich der goldenen Aura hinzugeben. Ihre Augen fanden keinen anderen Ausweg als die seinen und ihr Atem ging nur noch flach. Instinktiv wusste sie, was er vorhatte und schloss die Augen in dem Augenblick, als er seinen Kopf zu ihr neigte und sie küsste.

      […]
      Dein armes krankes Herz
      Wird in Liebe getränkt sein
      Jede Herrlichkeit auf Erden
      Wird auch dir geschenkt sein
      Jemand liebt dich
      […]

      Die Aura, die glänzend und stark noch immer am Rande ihrer eigenen lauerte, begann ein rhythmisches Trommeln zu durchfahren. Sylea hörte es nicht nur, sie fühlte jeden einzelnen Schlag, der sich als Cains Puls herausstellte. Ihr selbst war in dem Moment wo sich ihre Lippen trafen, jeglicher Gedanke einfach entwichen und ihre Finger klammerten sich in den Stoff auf seiner Brust. Gerade in dem Moment wo sie fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen, löste er gerade lange genug ihre Lippen von einander, um zu sprechen und ihr ein nach Luft schnappen zu ermöglichen.
      „Das könnte.... ganz schön lange... werden“, entgegnete sie atemlos und wollte keine weitere Sekunde verschwenden. Sie suchte nach seinen Lippen, fand sie und verlor sich in dem Gefühl. In der Nähe, die zwischen ihnen herrschte. Der Hingebung. All das, was sie nur von diesem Mann bekommen konnte. Dies war auch der Moment, in dem sie die Hürden ihrer Aura fallen ließ und der Goldaura es ermöglichte, den Kontakt zu ihr herzustellen. Und als sie sich das erste Mal seit Äonen berührten knickten Syleas Knie beinahe ein. Das Silber wand sich um das Gold und schob sich in mikroskopisch kleine Risse, sodass es ihr abwechselnd heiß und kalt über den Rücken lief. Sie keuchte ihm dabei an die Lippen, als sie sich daran erinnerte, wie intensiv es sein konnte. Wie all das hier sein konnte.
      „Leb' nicht nur für mich, Cain. Du würdest es tun, das weiß ich. Aber lebe weil du es willst. Es reicht mir, wenn du mich nicht allein lässt. Auch wenn das egoistisch ist“, sagte sie leise bevor sie die Arme um seinen Nacken schlag aus Furcht, dass ihr doch die Beine versagten.



      Auch du wirst irgendwann jemandem dienen
      Jemand, der weicher ist und zarter noch als du
      Du wirst irgendwann jemandem dienen
      Jemand, der weiser ist und stärker noch als du.
    • "Ewigkeiten.", flüsterte Cain.
      Der Trommelschlag seines Herzens veränderte den melodischen Rhythmus zu einem beschleunigten Stakkato als sehnsüchtige Küsse den gottgegebenen Verstand vollständig auf Eis legten. Allein die sehnsüchtige Art und Weise der zarten dennoch leidenschaftlichen Berührung hätte vollkommen ausgereicht um jegliche Gedanken in Form eines allumfassenden Sturmgewitters weit an die Grenzen seines Bewusstseins davon zu fegen. Augenblicklich schlang Cain die Arme um den zierlichen Körper, drückte Sylea fest gegen seine Brust und hob dabei die sogar die Füße ein winziges Stückchen vom Boden, als die zitternden Knie drohten unter der Intensität der vereinigten Auren den Dienst einzustellen.
      Obgleich es an ein Wunder grenzte, dass der Seeker selbst nicht den Boden unter den Füßen verlor. Die Berührung aus silbrigem und goldschimmernden Seelenspiegeln jagten eine heißen gar unterwarteten Schock durch sein gesamtes Nervensystem bis in die Fingerspitzen, die Cain federleicht gegen die sanften Erhebungen der Wirbelsäule drückte. Ein vertrautes Herzklopfen, das nicht sein Eigenes war, erfüllte seine Ohren. Zittrige Atemzüge, die nicht seine Eigenen waren, füllten die Lungen mit lebensnotwendigem Sauerstoff. Seelen aus Gold und Silber verschmolzen zu einer harmonischen Einheit und formten durch ein zerbrechliches dennoch gestärktes Band aus zwei lebendigen Wesen eine vereinte Existenz. Sinne und Emotionen synchronisierten sich auf einer gemeinsamen Frequenz und offenbarte den gewundenen Pfad zur ungefilterten Gedankenwelt als Bruchstücke sorgsam errichteter Schutzwälle ins Nichts bröckelten. Zeitgleich mit Sylea entfloh auch Cain ein überraschtes Keuchen.
      Er konnte sie spüren als ein Teil seiner Selbst.
      Arme umschlangen haltsuchend seine Nacken und Cain ließ die verlockende Möglichkeit nicht verstreichen sein Gesicht in der dargebotenen Halsbeuge zu vergraben und einen vorwitzigen Kuss auf die warme Haut am Übergang zwischen Hals und Schlüsselbein zu platzieren. Er fuhr mit der Zungenspitze über die Unterlippe und weckte die Erinnerung, verblichen wie ein altes Polaroid, an den unvergleichlichen Geschmack von salziger Haut und Leidenschaft zu neuem Leben im Labyrinth seiner Gedanken.
      Behutsam setzte er einen Fuß nach vorn, dann noch einen, bis die Unterarme auf dem Rücken Syleas gegen die kühle Wand des Flures stießen und Cain langsam den verschlungenen Knoten der Umarmung löste. Mit leichtem Druck glitten seine Hände über den weichen Baumwollstoff des T-Shirts nach vorne bis er die Wölbungen der Rippenbögen ertasten konnte. Der Weg führte weiter hinab bis sich die Fingerspitzen in den Schwung des Hüftknochens schmiegten.
      Ein Lächeln drückte sich gegen den weichen Hals.
      "Wenn ich nicht leben wollte, hätte der Grimm, nein, der Schmerz mich vollständig verschlungen.", murmelte er. "Mit oder ohne deine Hilfe. Du siehst, du wirst mich nicht los. Jede Sekunde mit dir ist eine Ewigkeit mit Ascan wert."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • In einem Punkt war sich Sylea absolut und vollkommen sicher. Als sie ihre Auren das letzte Mal verbunden hatten, war es nicht so stark gewesen. Jetzt konnte sie sehen, wie sich ihre Farben nahezu vermischten und begannen, in einer Einheit zu existieren. So wie Cain spürte sie ebenfalls einen weiteren Puls neben ihrem eigenen und Atemzüge, die nicht ihr gehörten. Eine Erkenntnis, die ihnen eigentlich Angst einjagen sollte. In ihrer speziellen Situation jedoch beflügelte es nur das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wenn sie so sehr schon eine Einheit bilden konnten, dann gab es nichts auf der Welt, was sich zwischen ihnen schieben konnte.
      Der Kuss an ihrer Halsbeuge ließ sämtliche Bilder in ihrem Kopf von neuem erblühen. Wobei sie sich für einen Augenblick lang fragte, ob es wirklich nur die Bilder waren, die sie gesehen hatte. Es mischten sich andere Blickwinkel darunter, oder zumindest meinte sie das. Bereits jetzt hatte sie den Eindruck, ihre Brust würde gleich explodieren, da schob Cain sie mit Hilfe seines Körper zurück. Sie gehorchte, langsam, bis ein dumpfer Stoß ihnen signalisierte, dass sie die Wand gefunden hatten. Seine Hände lösten sich von ihrem Rücken während sie eisern an ihrem Halt festhielt. Ein weiterer Schauer rollte über ihren Körper hinweg als sich seine Hände nach vorn an ihren Rippenbogen bewegten und sie sich sicher war, dass er weiter aufwärts wandern würde. Sie berühren würde, wo sie seine Hände zu gern gespürt hätte. Doch er ließ sie sinken, setzte seine Reise abwärts fort und bescherten ihr ein erwartungsvolles Ziehen im Unterbauch. Ihre Lunge brannte mit jedem Atemzug, den sie tat und drohte, ihr das Gehirn weiter zu vernebeln. Abermals hielt Cain mit seinen Händen inne, dieses Mal, als er ihre Hüftknochen fand.
      „Das stimmt nicht“, murmelte sie leise und wollte das Thema eigentlich nicht anschneiden. Aber nun kam sie nicht drum herum. „Du warst dem Untergang geweiht. Nichts hätte den Grimm stoppen können außer einem Gott.“
      Dagda war eine Unbekannte für den Seeker. Er hatte nichts von dem mitbekommen, was zwischen dem Gott und dem Vessel abgelaufen war und jetzt war ganz bestimmt nicht der Zeutpunkt, darüber zu sprechen. Nicht, wenn er sie gerade an die Wand presste und sie nur noch eindeutige Signale ihres Körpers bekam.
      „Aber darüber will ich jetzt nicht reden. Ich will, dass du mich berührst, Cain.“
      Es war noch immer ein heiseres Murmeln, doch der fordernde Ton war nicht wegzudenken. Nun löste sie den Griff um seinen Nacken, ließ sich vollständig gegen die Wand sinken und ließ ihre Hände an seinen Flanken abwärts gleiten. Findige Finger fanden den Saum seines Oberteils und schoben sich darunter auf die brennende Haut. Ein Seufzer entkam Sylea, während sie seine Brust aufwärts wanderte und den Hinterkopf an der Wand anlehnte, die Augen vollkommen geschlossen. Unter ihrer Hand spürte sie seinen Puls, der ihr ohnehin nur noch in den Ohren klang. Nun gesellte sich aber das deutlich spürbare Heben und Senken seiner Brust mit dazu und glich sich dabei ihrem eigenen an.
      Endlich war Cain wieder mehr der junge Mann, den sie kennenlernen durfte. Der stabiler, emotionaler war als die Hülle, die er zwischenzeitlich gewesen war. Mit dem Tod seiner Schwester hatte er den letzten Anker in dieser Welt verloren, der ihn bei Sinnen hielt. Zeitgleich sprengte er jedoch auch die Ketten, die ihn klein gehalten hatten. Vor ihm erstreckte sich ein weites Feld, das er zusammen mit Sylea bestreiten können würde, wenn er es denn wollte.
    • Feinfühlige Sinne prickelten unter einer pulsartige Welle.
      Eine neue Komponente mischte sich in den Strudel aus verflochtenen Emotionen mit einer deutlich schärferen Nuance. Der Seeker drückte die Nasenspitze förmlich in die Halsbeuge, spürte den beschleunigten Puls unter seinen geöffneten Lippen, und sog die erhitzte Luft zwischen ihren Körper mit einem tiefen, witternden Atemzug ein. Das Aroma der Duftsignatur war kein Geruch im eigentlichen Sinne, sondern ein Gefühl, das er in seinem einzigartigen Spektrum wahrnahm und begleitet von der eigenwilligen Schärfe auf seiner Zunge prickelte. Cain witterte und schmeckte die Frustration.
      Die Erkenntnis entflammte die goldene Aura wie ein aufbegehrendes Feuer, dass mit Benzin überschüttet zu einem Inferno heranwuchs.
      Um Syleas Hüfte zuckten verräterische Fingerspitzen als Cains Hände ein wenig den Druck erhöhten. Magnetisch angezogen von der Verlockung dem Frust entgegen zu wirken, verkürzte er den sowieso bereits spärlichen Abstand zwischen ihnen und presste den Körper der jungen Rubra in eindeutiger Absicht gegen die Wand.
      Für einen flüchtigen Augenblick zog sich ein eisiger Strom durch den reißenden Fluss seiner Aura bei der Erwähnung des Gottes. Ein klitzekleiner Gedanke protestierte mit dem Verlangen eine Antwort auf die wichtige Frage zu bekommen, in welcher Form Dagda seine allmächtigen Finger mit im Spiel hatte. Cain gefiel die Vorstellung nicht, dass der kindliche aber mächtige Gott unwiderruflich in ihrer beider Schicksal eingebunden war. Dennoch klappte er gehorsam den Mund zu, denn die heisere Forderung überschattete alle Bedenken und Sorgen. Glühende Begierde zog und zerrte an der Verbindung der tosenden Seelen bis seine Gedankenwelt vollständig von Sylea und der Hitze in ihrem Körper eingenommen war, die alle Zweifel für den Moment wie ein Waldbrand vernichtete.
      Früher hatte Cain diesen allumfassenden Zustand mehr als alles andere gefürchtet.
      Die Bedrohung sich ganz und gar in den Empfindungen eines anderen Menschen zu verstricken und wortwörtlich den Verstand zu verlieren, war allgegenwärtig gewesen. Es war erschreckend einfach sich auf den Wellen einer fremden Gefühlswelt mittragen zu lassen und umso schwieriger den Weg ans Ufer der eigenen Persönlichkeit zurückzufinden. Wer sich in dem Irrgarten aus Wünschen und Ängsten verlor, ertrank. Das Blind Eye war ein Witz dagegen, obwohl die Aurenverschmelzung eine ähnliche Wirkung erzielte, wobei sich seine gesteigerte Wahrnehmung allein auf die Frau konzentrierte, die er mit seinem Körper gegen die Wand des Flures drückte.
      Sylea war sein Anker, seine Rettungsleine zur Realität.
      Sie bewegte und schälte sich langsam aus dem Kokon der Zweisamkeit, was Cain mit einem unwilligen Grollen quittierte, das allzu unmenschlich klang. Geschickte Finger schlüpften unter den Saum seines Hemdes und entschädigten den Seeker für die Unterbrechung. Beiden jedem Atemzug drückte sich sein Brustkorb den zarten Händen entgegen, die eine heiße Spur von seinen Flanken aufwärts hinterließen.
      Das tiefe Grollen verwandelte sich in ein zufriedenes Brummen, das durch seinen gesamten Brustkorb vibrierte und Cain beobachtete mit glühenden Augen wie sehr Sylea ihre kleine Erkundungstour genoss und ihm durch die streichelnden Berührungen genau mitteilte, wo sie seine Hände spüren wollte. Sie musste spüren, welche Wirkung sie auf ihn hatte, wo sich doch eine verräterische Härte gegen ihr Becken drückte.
      Hinter der sorgfältig konstruierten Fassade und trainierter Kontrolle schlummerte ein Cain, den nur die Rubra hervorzulocken vermochte. Um die Mundwinkel zuckte ein amüsiertes Grinsen als er seine Hände aufwärts in die gewünschte Richtung schob - allerdings über dem weichen Baumwollstoff des T-Shirts. Mit den Daumen fuhr er zunächst beiläufig und federleicht über den unteren Ansatz der weichen Wölbungen ihrer Brust, das Gefühl der Zartheit genießend. Quälend langsam wanderten seine Fingerspitzen höher und streiften wie zufällig die über die Erhabenheit der Brustwarzen, die sich unter dem dünnen Shirt und dem BH darunter abzeichneten. Cain ließ sich fast dazu verleiten das Haupt zu senken um das Spiel mit den Lippen zu wiederholen. Fast.
      Der Seeker wusste, dass Sylea über die einzigartige Verbindung fühlte, wie viel Willenskraft er aufbrachte. Sie konnte alles spüren.
      "Du willst?", knurrte Cain.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Sylea war sich nicht sicher, was genau sie getan oder gesagt hatte, aber das Aufflammen der goldenen Aura war nicht zu übersehen gewesen. Wie ein Feuersturm wog sie über die Rubra hinweg und ließ die Luft in ihren Lungen kochend heiß werden. Der ohnehin schon kaum vorhandene Abstand zwischen ihren Körpern wurde vollkommen ausradiert, als sich Cain fast vollends gegen Sylea presste und dabei ein Knie zwischen ihre Beine zwängte. Als er dabei eine bestimmte Stelle berührte, überschlug sich ihr Herzschlag einmal. Er war ihr so unglaublich nah, dass sie nicht mehr recht wusste, wo ihr eigener Körper begann und wieder endete. Ihre Aura war ein zusammengeschweißtes Konstrukt, das eine Unterscheidung kaum noch möglich machte. Ihre Hitze wurde zu seiner, seine Begierde zu ihrer.
      Syleas Augen öffneten sich einen Spalt breit. Unter ihren Händen hob und senkte sich noch immer sein Brustkorb und als sie den Blick etwas hob traf sie auf seine glühenden Augen. In seinen Augen las sie, dass er sogar noch mehr spürte, als sie es gerade tat. Die Ausläufer der goldenen Aura übertrugen starke Gefühlsregungen wie das Verlangen bis zu ihr. Doch Cain war ein Seeker, jemand, der tausendmal empfänglicher für kleinste Anzeichen von Emotionen war. Und als ihr dieser Gedanke in den Sinn kam und dafür sorgte, dass sie sich emotional entblößt vorkam, sah sie die Reaktion in den Bernsteinaugen. Das Glühen wurde eine Augenblick intensiver und das Atmen fiel ihr schwer. Wenn er sie so ansah, hatte sie das Gefühl, rein gar nichts mehr vor ihm verbergen zu können. Sachte wand sie sich, als er mit besonderem Nachdruck gegen ihr Becken drängte und die Bewegung ließ das Ziehen in ihrem Unterbauch nur noch weiter anwachsen.
      Sylea war sich sicher, dass Cain in ihrer Anwesenheit noch nicht einmal wahrlich die Kontrolle verloren hatte. Dass er einmal zwar nah dran gewesen war, sich aber jedes Mal rechtzeitig besann und sich selbst damit am Riemen riss. Das tiefe Grollen, dass sich nur in bestimmten Situationen so aus seiner Kehle löste, war ein eindeutiges Zeichen und verlor niemals seine Wirkung auf sie. Dieses urtümliche Geräusch war so viel mehr als nur ein einfacher Ton in ihren Ohren. Es erschütterte etwas auf einem Level, das sie selbst nicht verstand.
      Ein leises Seufzen löste sich, kaum streiften Cains Finger ihre Brüste. Instinktiv wölbte sie sich gegen seine Hände, doch sein restlicher Körper hinderte sie größtenteils daran. Ihre Lippen zuckten während sie dagegen ankämpfte, sich auf die Unterlippe zu beißen. Eisern hielt sie den Blickkontakt aufrecht, wehrte sich dagegen, wegzusehen. So entging ihr nicht, wie sein Blick für eine Millisekunde abwärts glitt und sie spürte, wie viel Willen es ihn kostete, nicht einem anderen Gedanken nachzugeben.
      „Ja?“, hauchte sie und das Verlangen hatte ihre Stimmlage bereits verfärbt. „Ich will und du wirst.“
      Mehr konnte sie nicht sagen. Bisher hatte er ihr noch nicht gezeigt, wie es war, nicht direkt zu bekommen, was man wollte. Immer hatte sie die Kontrolle gehabt, hätte ihn jederzeit stoppen können und seine Fürsorge war omnipräsent gewesen. Sie wusste nicht wie es war, in die unterwürfige Rolle zu rutschen. Den Reiz dahinter kannte sie noch nicht.
      Sein Körper war ihrem so nah, dass sie kaum noch seine Brust berühren konnte. Also verabschiedeten sich ihre Hände von ihr und rutschten über seine Seiten abwärts bis sie den Bund seiner Hose fanden und sich ihre Finger darunter schoben. Solange er sie so an die Wand gepresst hatte, nahm er ihr die Handlungsfreiheit, die sie sonst immer inne hatte. Doch zu keinem Zeitpunkt fühlte sie sich eingeengt oder unterdrückt. Vielmehr stellte Sylea fest, dass ihr dieser Cain genauso sehr gefiel wie jener, der sie mit glühenden Augen angesehen hatte, als sie sich auf seinen Schoß geschwungen und geritten hatte.
    • ...und du wirst.
      Die Begierde tränkte die gehauchten Silben bis in den letzten Nachhall. Über das Seelenband erreichte den Seeker das ungefilterte Verlangen wie ein elektrischer Schlag. Das Blut in seinen Venen kochte, die Muskeln zuckten und sein Puls sprengte die messbare Skala. Jede Zelle seiner Existenz unterlag der unbezwingbaren Sehnsucht augenblicklich der Verlockung nachzugeben. Sylea zog ihn magnetisch an. Er hielt den intensiven Blickkontakt aufrecht, als ein ungebremstes Stöhnen über seine Lippen entkam.
      In seinem Käfig aber heulte der ausgehungerte Grimm zähnefletschend auf angesichts der verlockenden Herausforderung und der willigen Beute. Mit solcher Fülle an Emotionen konfrontiert zu sein, stachelte den Grimm gefährlich an. Das Spiel um Dominanz schien die Instinkte der formlosen und nachtschwarzen Bestie anzusprechen, aber das sorgfältig geflochtene Gefängnis hielt eisern stand.
      Mann und Bestie verfolgten dasselbe Ziel, doch weder Sylea noch Cain würden den Grimm jemals gewähren lassen.
      Cain steckte in der wohl wundervollsten Zwickmühle.
      Einerseits genoss er die augenblickliche Kontrolle. Andererseits wollte er Sylea und sich die lästigen Kleidungsstücke vom Körper reißen um endlich in den Genuss ihres nackten Körper an seinem zu kommen. Jede Variante für sich war verlockend. Vorwitzige Finger suchten den Weg unter den Bund seiner Hose und die Muskeln unter den Fingerspitzen zuckten voller Erwartung. Erneut sprangen die Gedanken und Wünsche wie eine Flipperkugel durch die Ströme seiner Wahrnehmung.
      Langsam neigte Cain den Kopf ein wenig vor und ließ seine Lippen über die Kieferkonturen hinauf bis zum Ohr wandern. Sein heißer Atem streichelte über die Ohrmuschel ehe er neckend in das weiche, empfindliche Fleisch knapp darunter biss.
      "Vertraust du mir?", flüsterte Cain.
      Der tiefe, volle Klang seiner Stimme war benetzt mit einer Rauheit, die jede Silbe weniger durch Ton als mehr durch Vibration übertrug. Der Seeker benötigte keine hörbare Antwort da er die Zustimmung über die Verschmelzung erfühlte noch bevor Sylea bewusst an eine Erwiderung dachte. Instinkte logen in den seltensten Fällen, aber ein abgesplitterter Teil seines ureigenen Wesens benötigte diese Bestätigung bevor er die Zügel seiner Kontrolle aus der Hand gab, sich fallen ließ und ganz seiner Begierde überließ.
      Cain schob seine Hände abwärts um kurzerhand das Ende des T-Shirts zu fassen und das störende Kleidungsstück ohne unnötiges Tamtam über Körper nach oben zu schieben. Goldglühende Äderchen suchten am Rande des Bewusstseins nach Alarmsignalen, aber als auch diese Suche erfolglos blieb, zog er der jungen Rubra das Shirt über den Kopf - und nur über diesen.
      Ein spitzbübischen Grinsen erhellte sein Gesicht, dass wenig über die Hitze in seinen Augen hinweg täuschte. Denn Cain zog das T-Shirt nicht in seine Richtung davon sondern zur Wand hin, denn die Arme befanden sich noch immer in den kuren Ärmeln. Die Abwärtsbewegung in Syleas Rücken zwang die Arme ebenfalls nach hinten. Demonstrativ knüllte Cain den überflüssigen Stoff, der sich zum Schluss nicht die zierlichen Handgelenke wickelte mit der Faust zusammen und fesselte damit effektiv ihre Arme auf dem Rücken.
      "Werde ich.", flüsterte er, sah ihr direkt in die Augen. "Wenn ich es will."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Sylea hatte nicht geahnt, welche Wirkung einfache Worte auf Cain haben konnten. Oder wie sich ihre Stimme bereits verfärbt hatte. Dafür bekam sie jedoch direkt das Feedback, als sein Körper bei ihren Worten ein Eigenleben entwickelte. Das Trommeln der Aura, das sie mit jeder Faser ihres Körpers spürte, nahm an beängstigendem Tempo auf, das Zucken seiner Muskeln sah man bereits mit bloßem Auge. Das Stöhnen, das plötzlich über seine Lippen rollte, hätte vielleicht ein Warnsignal sein sollen. Am Ende sah sie ihn mit vor Überraschung geweiteten Augen an und ihr war es, als hätte sie den Grimm zeitgleich mit heulen hören. Bildlich konnte sie sich vorstellen, wie er sich gegen seine Gitterstäbe warf und darum kämpfte, freigelassen zu werden. Doch weder Vessel noch Seeker würden ihm diese Freiheit gewähren.
      Langsam aber sicher wurde Sylea ungeduldig. Hatte er nicht gehört, was sie von ihm wollte? Wieso sträubte er sich so sehr dagegen? Ausläufer dieser Gedanken spiegelten sich auf ihrem Gesicht wider noch bevor der Seeker langsam den Kopf neigte. Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken als sein Atem ihren Hals streifte und eine Gänsehaut erwirkte. Als er sie dann neckte, schnappte sie barsch nach Luft und zog die Schulter reflexartig hoch, doch es reichte nicht, um ihn von seinem angestammten Platz zu verdrängen.
      „Vertraust du mir?“
      Oh, brauchte er denn wirklich eine Antwort darauf? Es gab schlichtweg keine, denn Syleas Silberstreif verriet die Antwort noch genau in der Sekunde, in der seine letzte Silbe verklang. Sie vertraute ihm alles von sich selbst an. Jede helle und jede dunkle Stelle ihres Seins ohne Rücksicht auf Verluste. Selbst wenn sie nach Worten gesucht hätte, wäre sie alle nur tonlos hervor gekommen. Cains Tonfall ließ ihre Kehle austrocknen, sie so unendlich kratzig werden, dass sie dachte, nie wieder sprechen zu können. Er sandte Wellen der Begierde direkt bis zu ihrer Mitte und sie presste instinktiv ihre Oberschenkel an sein Knie. Ergo nickte sie nur noch leicht mit einem bejahenden Geräusch, das sich beinahe mehr wie ein Flehen anhörte.
      Dann – endlich – bewegten sich seine Hände wieder und wanderten zum Saum ihres Shirts. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr Sylea, was sie gleich daraufhin sofort wieder bereute. In einem Moment hob sie dankbar die Arme und ließ sich das Stück Stoff über den Kopf streifen, nur um im nächsten Moment schon daran gehindert zu werden, die Arme zu befreien. Unverständnis erschien in ihrem Gesicht und Protest wollte sich breitmachen als sie dieses vermaledeite Grinsen in seinem Gesicht entdeckte.
      „Was wird das denn?“, fragte sie hörbar pikiert und ruckte gegen den Stoff, den er ihr im Rücken geballt und damit ihre Hände handlungsunfähig gemacht hatte.
      Sie musste den Rücken ein wenig durchdrücken, damit seine Hände zwischen Wand und Rücken Platz fanden, sodass sie sich ihm nur noch deutlicher entgegen reckte. Ihre Brust hob sich angestrengt in schnellem Tempo und irgendwas war... anders. Sylea kannte keine Scham, wenn es um ihren Körper ging. Cain durfte sie ruhig so lange ansehen, wie er nur mochte, egal mit wie viel Kleidung. Aber so fixiert zu sein, so präsentiert zu sein, war neu für die junge Rubra. Neu und aufregend wie fast jede Erfahrung, die sie mit ihm machte. Ihre Wangen bekamen Farbe, während sie versuchte, das elendige Pulsieren zwischen ihren Beinen zu ignorieren.
      Irrwitziger weise reckte Sylea schließlich das Kinn und präsentierte sich von ihrer durchaus dickköpfigen Seite. „Meinst du, du hältst das lange aus? Hm? Wenn ich halbnackt vor dir stehe und du genau spürst, wie sehr ich das will? Und ich fühle, wie sehr du es willst?“
    • "Wonach fühlt es sich denn an?", raunte Cain vergnüglich.
      Mit einer geschickten Drehung seines Handgelenkes zog er den zusammen geknüllten Stoff demonstrativ ein wenig enger und folgte der verführerischen Wölbung der Wirbelsäule mit leichtem Druck der aneinander geketteten Hände. Näher führte er Sylea an seinen über sie gekrümmten Körper und knurrte zutiefst zufrieden tief in seiner Kehle. Die beschleunigte Atmung schmiegte die zarten Kurven gegen die harten Linien seines Brustkorbes und eröffnete Cain eine einladende Sicht sobald er den Blick gen Süden senkte. Die schmeichelhafte Röte ihrer Wangen schien wie blasse Aquarellfarbe über die erhitzte Haut zu verlaufen und erstreckte sich bald über den Hals bis über das verführerische Tal zwischen ihren Brüsten. Ein Pfad der Cain in Versuchung führte.
      Sylea präsentierte sich ohne Scham und der Seeker nahm die Einladung seinen Blick über jeden freigelegten Zentimeter wandern zu lassen allzu gern an. Goldschimmernde Verästelungen seiner Aura schmiegten sich gegen den pulsierenden Silberstreif und labten sich an dem Gefühl der Erregung, dass sich glutheiß zwischen ihren Schenkeln sammelte. Cain erschauderte unter den ungefilterten Empfindungen ihres Körpers, der ebenso schamlos seine Begierde präsentierte und dem Seeker haargenau zeigte, wo seine Berührungen am meisten ersehnt wurden. Die verspielte Spontanität entwickelte sich zu einem nervenzerreißenden Drahtseilakt zwischen dem Reiz des Wartens und dem Wunsch Sylea - und sich selbst - endlich dazu geben, wonach sie zweifellos verlangte. Wie eine Welle gelangte er bei jedem Aufbegehren ihres Körper an den Rand seiner Selbstbeherrschung.
      Cain löste eine Hand gekonnt aus dem Knäul hinter ihrem gewölbten Rücken und ließ die Fingerspitzen hauchzart, denn die Berührung war kaum als solche zu bezeichnen so leicht war sie, am Rand der Jeans entlang tanzen. Unter den Fingern spürte er winzige elektrische Schläge, als würde sich die Luft zwischen ihnen unaufhörlich weiter aufladen. Gemächlich schob er zuerst den Knopf durch das dazugehörige Loch und ertastete die weiche Haut unmittelbar darunter.
      Er grinste, denn der Trotz stand ihr ganz ausgezeichnet.
      Schwebend verharrten seine Lippen direkt vor ihren, schmeckten deren Süße bereits durch die winzige Entfernung während heißer Atem über sein Kinn streichelte.
      "Vermutlich nicht.", antwortete er amüsiert. "Aber ich lasse es gerne auf den Versuch ankommen."
      Früher oder später würde Cain nachgeben. Er war nicht sonderlich gut darin, Sylea lange vorzuenthalten, wonach sie sich sehnte. Dafür deckte sich ihr Begehren zu sehr mit seinem und die vereinten Auren erschwerten die anregende Verzögerung umso mehr. Es zog und zerrte an Cain in der wundervollsten Art und Weise.
      "Vielleicht lasse ich mich schneller überreden, wenn du nett darum bittest.", raunte er gegen ihre Lippen.
      Sicherlich war es nicht ganz fair, dass er sie genau in diesem Augenblick mit all seiner Leidenschaft küsste. Vorwitzig stahl sich seine Zungenspitzen zwischen ihre Lippen, als sie ihn gewähren ließ und plünderte, was er seit Äonen nicht mehr gekostet hatte. Der Kuss verschlang Ewigkeiten und gleichzeitig nur flüchtige Sekunden. Sich selbst etwas Erleichterung verschaffend, drückte er seine wachsende Erregung gegen ihre Hüfte.
      Schwer atmend löste sich Cain etwas und sah Sylea direkte in die silbrigen Augen.
      Wie in Zeitlupe öffnete die Hand ihrem aufgeknöpften Hosenbund den Reißverschluss und die Spitze seines Daumens fuhr mit sanften Druck über den dünnen Stoff der Unterwäsche, die darunter zum Vorschein kam - neckend, aber nicht tief genug.
      "Also? Meine Aufmerksamkeit gehört ganz dir.", grinste er atemlos.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Einen Dickkopf zu beweisen war nicht unbedingt immer die beste und vor allem klügste Wahl. Nicht, dass Sylea ihre Art bereute, doch sie hätte zu gern ihre Hände wieder gehabt, um Cain sein elendiges Shirt vom Leib reißen zu können. Nach all der langen Zeit im Nichts war die Realität und seine Wärme beinahe zu viel für das Vessel. Er symbolisierte alles, wonach sie sich jetzt gerade verzehrte, auf jede erdenkliche Art und Weise.
      Noch hielt sich Sylea eisern. Nur ihr Atem, der zwischendurch stockte, verriet, wie sehr sie auf die Berührung ihrer Auren reagierte. Wie ein weiterer Liebhaber schmiegte sich das Gold an ihre silberne Aura, umfing sie, streichelte sie, fühlte sie. Und sie war sich absolut sicher, dass Cain mehr dadurch über sie erfuhr, als sie es eigentlich preisgeben wollte.
      Als Cain eine Hand aus ihrem Rücken löste, nutzte sie die Gunst der Stunde und versuchte, ihm eine ihrer Hände zu entwinden. Sie scheiterte am geknüllten Stoff ihres Oberteils und grummelte ungehaltene Dinge während sich seine freie Hand an ihrer Jeans zu schaffen machte und für die Rubra noch nicht einmal wirklich fühlbar war. Bis er den Knopf öffnete und sie Fingerspitzen fühlen konnte. Ein tiefer Atemzug füllte ihre Lungen und ehe sie es sich versah schwebten Cains Lippen so nah vor ihren eigenen, dass sie jedes seiner gesprochenen Worte auf ihren Lippen wahrnahm. Fast wäre sie in einer überstürzten Handlung nach vorn geschossen und hätte seinen Mund erobert. Doch im allerletzten Moment riss sie sich selbst zurück und biss sich auf die Unterlippe, damit sie ja nicht auf falsche Ideen kam. Oder die richtigen Ideen. Oder ihr von Gott gegebenes Recht einforderte.
      „Vielleicht lasse ich mich schneller überreden, wenn du nett darum bittest.“
      Empörung wallte in Sylea auf und sie gab ihre Unterlippe frei, damit sie Cain Worte des Protests um die Ohren pfeffern konnte, nur um jeden Laut im nächsten Moment erstickt zu wissen. Der Kuss, in den sie sich kopfüber stürzten, war unerwartet intensiv. Zumindest von ihrer Seite aus, denn sie vergaß vollkommen, warum sie gerade noch empört gewesen war. Ihre Augen fielen ihr zu während sie mit all ihrer Macht gegen seinen Mund drängte und keine Sekunde zögerte, kaum forderte er mit seiner Zunge einließ. Sie empfing ihn, umschmeichelte ihn und verging regelrecht in dem Gefühl, das dieser Kuss direkt zu ihrer Körpermitte sandte. Wenn er sie nun dort berühren würde, wusste sie ganz genau, was er dort vorfinden würde. Als Cain den Kuss löste, folgte Sylea ihm so weit sie nur konnte, bis sein Halt sie an ihre Position zurückerinnerte. Erneut riss sie an dem Knoten in ihrem Rücken. Erneut war sie dabei ohne Erfolg.
      „Ich werde nicht-“, Sylea schluckte als er süffisant langsam den Reißverschluss öffnete und er seinen Daumen über den darunter liegenden Stoff zog. „Ich werde nicht bitten. Ewig hier halten kannst du mich nicht.“
      Zumindest hoffte sie das. Allerdings trafen ihre glühenden Augen auf ein bernsteinfarbenes Paar, das nicht minder getrübt von Verlangen war. Deutlich spürte sie den Zwiespalt, in dem er sich befand und dem sie sich langsam aber sicher ebenfalls anschloss. Langsam ließ er seinen Daumen noch ein winziges Stückchen tiefer wandern, nur um dann zu den Seiten auszuscheren und den Teil zu umgehen, der sie am meisten schmerzte. Ihr Becken kippte sich von ganz allein in der Hoffnung, doch seinen Daumen zu der richtigen Stelle zu befördern. Doch Cain korrigierte die Rubra gnadenlos.
      Ein leiser, frustrierter Laut löste sich während sie immer weniger stillhalten konnte. Sie wollte ihm gehässige Dinge an den Kopf werfen. Klarstellen, wer hier die Führung hatte. Nur verfolgte ihr Körper eine andere Agenda und das Ziehen und Brennen wurde beinahe übermächtig.
      „Könntest du mich loslassen? Ich glaub, deine Hose schnürt dir sonst das Blut ab“, hauchte sie, unfähig mehr Kraft in die Worte zu legen, die sonst in einem anderen Ton geendet wären.
    • Cains Körper vibrierte unter einer zerreißenden Spannung während er auf die Antwort wartete, die ihnen Erlösung bringen oder weitere lustvolle Qualen schenken konnte. Die Antwort, die Sylea ihm servierte, war bei bestem Willen wohl eher eine Mischung aus beiden Varianten. Kein Bitte und ein vorwitziger Kommentar, aber immerhin auch kein unterschwelliger Trotz. Er wusste, dass der Tonfall unter anderen Umständen zweifellos anders ausgefallen wäre. Er fühlte alles.
      Ein missgestimmtes Knurren erschütterte den lächerlich winzigen Zwischenraum, der ihre Lippen voneinander trennte.
      Die knisternde Luft begann zu flirren, als die nebelartige und goldschimmernde Aura aus der glühenden Iris strömte. Der hitzige Goldglanz flimmerte und reflektierte das Sonnenlicht wie ein schimmernde Wolke aus unzähligen Metallsplittern. Vereinzelte Tupfen nachtschwarzer Finsternis besprenkelten die goldene Iris als hätte ein unachtsamer Schreiberling kostbare Tinte über eine Buchseite verschüttet. Düstere Schwärze und warmes Gold zerstoben und konkurrierten um die Dominanz ehe der triumphiernde Goldschimmer die Düsternis verschluckte wie das Morgenrot die sterbende Nacht.
      Der Seeker überbrückte die Distanz und fühlte den heißen Atem stoßweise über die harte Linie seines Kiefers streicheln. Statt eines feurigen Kusses suchten seine Lippen erneut die empfindliche, weiche Partie unterhalb ihres Ohres. Gemächlich folgte Cain dem pulsierenden Rhythmus des beschleunigten Pulsschlages, der verführerisch unter seinen Lippen pochte - und versenkte behutsam aber spürbar die Zähne in der zarten Haut. Der Biss hatte etwas Ermahnendes und gleichzeitig befremdlich Animalisches an sich. Beschwichtigend schmiegte er seine Lippen gegen den Biss und schmeckte mit neugieriger Zungenspitze die salzige Note ihrer Haut.
      "Hmhm...ziemlich frech.," brummte Cain "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Bitte durchgehen lassen kann."
      Die provisorische Fesseln um die zarten Handgelenke verfestigte sich.
      Gleichzeitig gab der Seeker einem vordringlichen Wunsch der jungen Frau in seinen Fängen nach. Suchende Fingerspitzen folgten der unmissverständlichen Fährte aus glühender Hitze und schoben sich endlich unter die dünne Unterwäsche um. Den Kopf leicht geneigt um einen Blick zischen ihre Körper zu werfen, sog Cain scharf die Luft ein. Die Nasenflügel zitterten unter dem honigsüßen Aroma, dass seine Sinne völlig überflutete. Unter der betäubenden Süße eröffnete sich ein ursprüngliche Note, natürlich und unverfälscht.
      Sylea wollte ihn.
      Unter den Fingerspitzen spürte Cain schließlich auch, wie sehr.
      Die Liebkosungen der zarten Haut folgten den vor eindringlichen Blicken verborgenen Erhebungen und Senkungen, fühlten die Weichheit und die verlockende Wärme. Sein Blick schnellte hinauf zu Syleas gerötetem Gesicht, als er mit zwei Finger vorwitzig in die feuchte Hitze vordrang. Ein Erinnerungsfragment flimmerte vor dem geistigen Auge auf und Cain legte den Daumen mit zarten Kreisbewegungen an das pochende Bündel aus abertausenden von empfindlichen Nerven. Durch die Aurenverschmelzung fühlte er, wie sich die gleißende Hitze und Begierde zwischen Syleas Schenkeln bündelte und er folgte dem unsichtbaren Fluss bereitwillig.
      Die schwindelerregende Synthese aller Sinne entlockte dem Seeker ein genüssliches Grollen und dabei hatte Sylea noch keinen einzigen Finger an ihn gelegt. Natürlich hatte sie Recht, denn uch sie konnte ihn zweifelsohne bis in die letzte Faser ihres Körpers spüren.
      Der Wunsch endlich ihre Hände auf sich zu spüren, die er sich selbst verwehrt hatte, gewann schlussendlich.
      Ein langezogenes Seufzen ertönte nach ein paar quälenden Augenblicken - Cain ließ Sylea frei.
      "Und? Was wirst du mit deiner neugewonnen Freiheit anfangen?", raunte er an ihr Ohr.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Noch war Sylea nicht verklärt genug, als dass sie die Vorsicht vergaß, die sie heimsuchte, kaum entdeckte sie die tiefschwarzen Sprenkler in Cains Augen sowie Aura. Den Blickkontakt aufrecht erhaltend tastete sich das Silber ihrer Aura vorwärts, und kam doch nie an das Schwarz heran. Zu sehr schirmte sie das Gold ab, damit sie ja nicht in Kontakt mit dem hässlichen Schwarz kam. Nur bedeutete das Schwarz die Anwesenheit des Grimms, der wie ein Schatten Cains ständiger Begleiter war und Obacht bedurfte. Es entbrannte ein Aufwallen der verschiedenen Auren und Mächte, ehe das Gold siegte und Sylea sich sichtlich wieder entspannte. Nur um kurz darauf sich wieder zu verspannen als sie gegen die Fesseln aus Stoff ankämpfte. Sie wollte seine Lippen spüren, ihn schmecken, seinen Atem teilen. Stattdessen ignorierte er sie einfach und widmete sich wieder ihrem Hals. In diesem Augenblick verstand sie, dass sie ihren Hals definitiv hasste. Genauso wie dieses blöde Shirt, dass ihr eine empfindliche Menge ihrer Freiheit nahm. Als Cain dann noch seine Zähne in ihrer Haut versenkte, versteifte sich das Mädchen und kniff die Augen zusammen. Ein leises Wimmern entkam ihr, begleitet von unzähligen heißen Wellen, die der Seeker wie flüssiges Feuer durch ihre Adern schickte. Nichts davon würde dafür sorgen, dass ein Bitte über ihre Lippen kam. Wenn er so weitermachte, dann würde sie einen Weg finden den Stoff zu zerreißen und ihm heimzuzahlen, was für Spielchen er mit ihr gerade trieb.
      Für einen lächerlich winzigen Augenblick dachte Sylea, Cain würde ihrer Bitte nachkommen. Ihre Fessel lösen und sich dann von seiner Hose trennen, die mittlerweile ziemliche unbequem erschien. Erneut agierte er entgegen ihrer Vermutung und ließ seine Finger über ihren Unterbauch bis unter den Stoff ihres Slips gleiten. Sie vergaß augenblicklich, wie man atmete. Das Blut rauschte in ihren Ohren während Cain sich bewegte und sie nicht genau sagen konnte, warum. Das Erschaudern, was ihn komplett erschütterte, ging auch ihr durch Mark und Bein wobei sie erst Sekunden später verstand, dass es um einen Geruch ging.
      "Oh Gott....", flüsterte sie und musste den Kopf wieder an der Wand anlehnen, um zumindest einen etwas kühleren Kopf zu bewahren.
      Nie zuvor war es Sylea so klar vorgekommen, wie scharf Cains Sinne eigentlich waren. Erst durch ihre Verbindung fühlte sie ihn auf einer anderen Ebene, selbst wenn es nur Ausläufer des eigentlichen Potenziales waren.
      "Oh Gott....!", wiederholte sie ihre Worte von gerade, dieses Mal jedoch verzerrt von einem Stöhnen. Ohne Vorwarnung hatte der Seeker zwei Finger in ihr vergraben und war auf keinerlei Widerstand gestoßen. Er nahm sie auf jegliche Art und Weise in Beschlag, ihre Augen waren zusammengepresst während sie dagegen ankämpfte, auf der Stelle in Ekstase zu verfallen. Jeder Kreis, den sein Daumen beschrieb, führte sie der Grenze ein Stückchen näher heran.
      Und dann war der Zwang auf ihren Handgelenken plötzlich verschwunden.
      Augenblicklich schlug Sylea ihre Augen auf und zog das Kinn auf die Brust. In Windeseile hatte sie ihre Hände hinter ihrem Rücken hervor geholt und die ehemalige Fessel einfach zu Boden fallen lassen. Mit bestimmten Griff packte sie sein Handgelenk, das zwischen ihre beiden Körper eingeklemmt war, und zog seine Hand fort von ihrer Mitte. Sofort misste sie das Gefühl, die Stimulation, aber er verdiente eine Antwort auf seine Frage. "Meinen Händen ein bisschen Beschäftigung geben. Zieh das aus", forderte sie und hatte ihre Finger bereits an seinem Saum des Shirt gelegt. Mit einer ruppigen Bewegung, die mehr Gier als alles andere ausstrahlte, riss sie ihm regelrecht sein Shirt vom Leib und hatte schon im nächsten Moment ihre Hände an seiner Brust. Darunter lag sein kräftig pulsierendes Herz, das sie nun endlich auch spürte. Spürte, wie sie sein Brustkorb gegen ihre flachen Hände drängte, um nach Luft zu fordern. Dann erhöhte sie den Druck auf seine Brust, schob ihn langsam rückwärts, weg von der Wand.
      Vermutlich würden sie das Schlafzimmer nicht mehr erreichen.
      "Weißt du eigentlich, wie schön sich dein Herzschlag anfühlt?" Sie drängte sich an ihn, streckte sich bis sie seine Lippen fand und sich in ihnen verlor. Blind fischte sie nach seiner Hand, die sie wieder unter den Stoff und zwischen ihre Beine führte. Das Seufzen erfolgte noch zwischen zwei Küssen als sie spürte wie er sich abermals in ihr vergrub und sie mit ihrer nun freien Hand hinter ihren Rücken langte, um ihren BH zu öffnen.
    • Ein geknurrter Protest, lediglich ein Laut ohne verständliche Silben, verließ die geöffneten Lippen nah der überstreckten Kehle. Cain brachte es tatsächlich fertig vorwurfsvoll die zierliche Hand zu betrachten, die seine geschäftigen Finger von der glühenden Körpermitte fortzog. Das Knurren verwandelte sich in ein kehliges und ursprüngliches Grollen. Mit der schlagartigen Veränderung der Luftbewegung zwischen ihren Körpern verstärkte sich der süßliche und verlockende Duft der offensichtlichen Begierde, den Sylea aus jeder Pore verströmte. Ein Teil seiner Existenz wollte nichts lieber, als sich in der Quelle zuvergraben bis jede Facette des betörenden Aromas seine Lungen zum Bersten füllte.
      Der Grimm mochte keine physische Verkörperung besitzen wie es Helyons blutrünsitger Höllenhund getan hatte, aber es war nicht von der Hand zuweisen, dass die schattenartige Manifestation des vollkommenen Nichts ein zutiefst primitives Gefühl befeuerte: Das Verlangen Sylea mit Leib und Seele zu besitzen. Das Biest wollte mit allen Sinnen fühlen um die Leere zufüllen.
      Widerwillig senkte Cain die Hände nur um einen Sekundenbruchteil später die Arme eilig über den Kopf zu heben. Ruckartig zerrte Sylea das lästige Shirt über seinen Kopf und kaum hatte er den verstrubbelten Haarschopf ausgeschüttelt, drängten ihn bereits zwei warme Hände zurück. Die Frage zauberte ein seltsam verblüfftes Lächeln in sein Gesicht. Geradenoch riss Sylea ihm ungeduldig die Kleidung vom Leib und überraschte ihn Augenblicke später als sie eine Hand gegen sein Herz presste. Ein Herz, dem vor wenigen Stunden der Stillstand gedroht hatte.
      Ein sanftes Leuchten spiegelte sich in goldenen Augen. Er spürte es durch Sylea.
      "Hmhm...", brummte Cain. "Ich bekomme eine ungefähre Vorstellung davon."
      In einer ungewöhnlich zarten Geste für die aufgeheizte Stimmung legte Cain die Hand über Sylea's, die sich nachdrücklich gegen den rhythmischen Puls seines Herzens drückte. Seine Fingerspitzen zeichneten die Fingerknöchelchen nach und schließlich führte der Seeker die Hand an seine Lippen um jede von Syleas Fingerkuppen einzeln mit Küssen zu bedecken. Die Sanftheit verflog als Sylea seine Hand dorthin zurückführte, wo seine Finger mit einem vertrauten Pochen begrüßt wurden.
      "Und kannst du spüren, was du mit mir machst? Die Dinge, die ich mit dir anstellen könnte,..", murmelte er.
      Einhändig, und das verdiente Anerkennung, machte Cain kurzen Prozess mit Knopf und Reißverschluss seiner dunklen Jeans. Das unnachgiebige Material mutierte sekündlich mehr zur quälenden Folter. Zwischen hungrigen Küssen stieß er ein befreites Seufzen aus, als der unangenehme Druck etwas nachließ.
      Im Augenwinkel registrierte Cain eine Bewegung und sah gerade noch, wie der schlichte BH zu Boden segelte. Begierig leckte er sich über die Lippen. Mit einer Spur aus heißen Küssen und zarten Bissen bahnte er sich seinen Weg über das Schlüsselbein hinab. Ein Schwall heißen Atems streichelte über die anziehende Wölbung ihrer Brüste. Cain stieß ein Seufzen der Frustration aus angesichts der Tatsache, dass er einfach nicht genug Hände besaß. Kurzerhand packte der Seeker Syleas Oberschenkel, hob sie vom Boden hoch und durchquerte das großzügige Wohnzimmer bis er sie auf dem Esstisch nahe der weitläufigen Fensterfront absetzte.
      Cain trat einen mühevollen Schritt rückwärts.
      Er betrachtete die porzellanbleiche Haut, die von alten Narben geschmückt wurde, und hob schließlich den Blick zu Syleas Augen. Dabei sah er sie an, als wollte er die junge Frau mit Haut und Haaren verschlingen. Mit dem Zeigefinger deutete er auf die Hose, die geöffnet an ihren Hüften hing, als hätte das Kleidungsstück ihn persönlich beleidigt.
      "Zieh die aus...", forderte er.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Winterhauch ()

    • Babumm. Babumm.
      Dies war einer der ursprünglichsten Rhythmen, die es auf der Welt gab. Nichts konnte jemanden die gleiche Sicherheit vermitteln wie der gleichmäßige Herzschlag eines Lebewesens. Es bedeutete das Leben, die helle Seite der Medaille und all das Gute, das es auf Erden gab. Solange dieser Rhythmus unter ihrer Handfläche schlug, fühlte sich Sylea sicher und bestätigt. Gar furchtlos, wenn er an ihrer Seite stand. Nur widerwillig ließ sie zu, dass Cain ihre Hand von seiner Brust löste damit er ihre Fingerkuppen küssen konnte. Die des kleinen Fingers, die sich in seine Flanke drücken würde. Die des Ringfingers, mit der sie Haare aus seinem Gesicht wischen würde. Die des Mittelfingers, die den Muskeln auf seinem Rücken folgen würde. Und die des Zeigefingers, die neckend über sein hartes Fleisch wandern und allzu verheißungsvoll sein würde.
      „Ich glaube, ich habe noch nie mehr von dir gefühlt als jetzt“, erwiderte Sylea rauchig nachdem sie spürte, wie es in Cain zu rumoren begann, kaum hatte sie seine Hand wieder an den Ort seiner Bestimmung geführt.
      Sie lächelte, als er sich etwas mehr Freiheit verschaffte und dafür nur eine Hand gebraucht hatte. So, wie sie für ihr eigenes Stück ebenfalls nur eine Hand gebraucht hatte. Das Lächeln wurde brüchig, als der Seeker von ihren Lippen abrückte und abwärts über ihr Schlüsselbein wanderte. Jede einzelne ihrer Zellen schien in Flammen zu stehen und begann zu leuchten, wenn er sie berührte. Ein wahres Feuerwerk der Gefühle, und das, obwohl sie noch so weit am Anfang standen. Ohne Vorwarnung packte er sie plötzlich an den Oberschenkeln und hob sie so leicht vom Boden, als wäre sie eine Feder. Instinktiv schlang sie ihre Beine um seine Hüfte und spürte ihn hart an sich während ihre Arme sich um seinen Nacken schlangen.
      „Wenn du uns jetzt mit einer kalten Dusche abkühlen willst, schrei ich dich an“, warnte sie ihn düster vor, leise, dunkel gefärbte Worte, die wie Rauchschwaden in sein Ohr geblasen wurden.
      Er schlug nicht das Badezimmer an. Stattdessen trug er sie ins Wohnzimmer, wo sie von einer kalten, harten Tischplatte unter ihrem Gesäß begrüßt wurde. Das Vessel machte sich nicht die Mühe, die Beine wieder zusammen zu klappen. Mehr als eine Andeutung Slip sah er sowieso nicht. Bis auf ihren Oberkörper, der sich in schnellen Zügen hob und senkte. Die Art, wie er sie nun betrachtete, schickte abermals prickelnde Wellen durch sie hindurch. Als könne er allein mit seinen glühenden Augen Pfade malen, die ein Kribbeln hinterließen. Er deutete anschließend auf ihre Hose und sie legte den Kopf schief in der Andeutung, noch einmal zu überlegen, ob sie tun sollte, was er von ihr forderte.
      Am Ende rutschte sie noch weiter auf die Tischplatte bis sie ihre Füße auf dem Holz abstellen konnte. Sie hob ihr Becken an, steckte ihre Daumen unter den Bund der Jeans und schob sie langsam abwärts bis sie sie mit ihren Füßen von sich treten konnte. Erst danach rutschte sie wieder bis an die Kante und nahm die gleiche Position wie zuvor ein. Ihr Herz schlug wie wild während sie nur noch in ihrem Slip breitbeinig vor ihm saß und ihn kokett anblinzelte.
      „Bitte sehr, die Jeans ist weg. Mehr hast du nicht gefordert. Oder willst du mir den Rest runter reißen, hm?“
      Ihre Augen sprangen zwischen den Bernsteinen hin und her im Versuch abzuschätzen, ob er wirklich dazu geneigt war. Sylea wusste, dass sie ihn triezte und reizte, aber es stachelte sie selbst nur noch weiter an. Wie weit konnte sie gehen bevor er völlig seinen Verstand verlor?
    • Zersplitterte Gedankenfragmente flimmerten durch den Verstand des Seekers.
      Die eigentümlichen Phantomgefühl von Fingerspitzen auf seiner Haut, die Cain in der Realität mit Küssen bedeckt hatte, ließen ihn erschaudern als hätte Sylea ihn tatsächlich und wahrhaftig berührt. Ein dunkler Schleier geprägt von Lust legte sich über die goldenen Augen und tauchte die Iris in die Farbe warmen Honigs.
      Ein amüsiertes Funkel blitzte darin auf, als Sylea düster die Befürchtung einer eiskalten Dusche ausprach. Cain erinnerte an diesen Moment der Leichtigkeit und glühender Harmonie, der trotz des unerfreulichen Kälteschocks ihre Beziehung auf ein neues Level gehoben hatte. Ihnen war die erste vollständige Vereinigung über die Aurenschmelze geklückt, bevor sie überhaupt wusste, was sie da eigentlich anstellten. Sylea hatte ihm die ganze Schönheit der Aurensicht und somit das Kunstwerk ihrer sich umspielenden Seelen präsentiert.
      Bei der Erinnerung verspürte Cain nichts als unerschütterlich Zuneigung, denn der Augenblick hatte ihnen ganz allein gehört.
      Bis auf Ascan.
      "Soll das eine Herausforderung sein?", erwiderte er.
      Dabei beäugte er der den verbliebenen Slip und die gekrümmten Finger seiner Hände zuckten, als versuchte Cain bereits abzuschätzen wie viel Kraftaufwand dafür nötig war um den weichen, dünnen Baumwollstoff zu zerreißen. Der Grimm in seiner Brust grollte beinahe ermutigend, was sich sehr beunruhigend anfühlte. Der Seeker war nie ruppig oder unbedacht im Umgang mit dem jungen Vessel, das sich trotz seiner Vergangenheit herrlich unbekümmert und gänzlich ohne Scham präsentierte. Dafür, dass sie den Großteil ihres Lebens eingesperrt in einem Bannkreis verbracht hatte, wusste sie genau welche Knöpfe sie drücken musste.
      Die leichtfüßigen und kalkulierten Schritte, mit denen sich Cain endlich in Bewegung setzte, erzeugte die Illusion eines Jägers, der sich gemächlich seiner Beute näherte. Einer Beute, die ihm sowieso nicht mehr entkommen konnte. Der Brustkorb hob sich unter einem tiefen Atemzug an, der seine Lungen mit Syleas ganz eigener Essenz füllten.
      Die Berührung seiner Hände an ihren Knien als er endlich nah genug stand, waren sanft aber fordernd in der Art wie sich seine Fingerspitzen spürbar in die weiche Haut drückten. Mit diesem Druck schob er seine Hände ihre Oberschenkel hinauf und über den verführerischen Schwung der Hüfte bis Cain die Hände unter ihr Gesäß schob. Er genoß jedes erwartungsvolle Zucken der Muskeln darunter. Besitzergreifend packte der Seeker zu und zog Sylea mit einem Ruck soweit an die Tischkante, dass allein sein Körper einen schmerzhaften Sturz verhinderte. Der erzwungene Balanceakt presste das Vessel von den Schultern bis zu den Hüften an ihn. Ein genüssliches Knurren vibrierte daraufhin in seiner Kehle.
      Ein Impuls der Gier zuckte durch Cain.
      Sie liebte es ihn zu triezen und die Grenzen auszuloten. Der Nervenkitzel pulsierte gleichermaßen durch seine Adern, denn die Frage war, ab welchem Zeitpunkt würde Sylea ihn stoppen.
      Er löste die Hände von den verlockenden Rundungen ihres Gesäß'. Kräftige Finger hakten sich linksseitig unter den zarten Slip und seine rechte Hand schob sich am Nacken in das kurze braune Haar. Mit unnachgiebigem Druck vergrub er die Finger darin und zog Syleas Kopf Stück für Stück zurück bis er die geöffneten Lippen auf ihre gestreckte Kehle pressen konnte. Das Geräusch eines Kleidungsstückes, das zu zerreißen drohte, erklang zwischen atemlosen Silben.
      "Sicher, dass du den hier nicht mehr brauchst?", neckte er gegen den beschleunigten Pulsschlag.
      Zur Verdeutlichung zog Cain an dem simplen Stoff und wickelte den schmaler zulaufenden Teil des Slips, der sich gewöhnlich seitlich an die Hüfte schmiegte, mit einer Drehung um die gekrümmten Finger und setzte diesen weiter unter Spannung.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”