“-Reed! Lucas Reed!”
Als würde sich eine dichte Schicht Watte von seinem Körper lösen, hörte der Blonde endlich seinen Namen. “Uh, ja?”, murmelte er und starrte sein Gegenüber so perplex an, als wüsste er gar nicht, wo und wer er eigentlich war.
“Reed, Sie waren für ganze dreißig Sekunden wie in Trance und ich befürchte, dass Sie mit dieser Stressreaktion kein gutes Bild als Captain abgeben werden. Ich muss meine Entscheidung offensichtlich überdenken” Der Mann, aus dessen Mund diese Worte kamen, und der gerade dezent genervt etwas mit Kugelschreiber auf einen Block schrieb, war ein Admiral. Die Uniform inklusive Abzeichen, nein, allein der strenge Haarschnitt hätte Lucas bereits Warnsignale vermitteln sollen. So etwas wie “Jetzt bloß nicht in Ohnmacht fallen!” oder “Lass ihn deine Angst nicht riechen!”. Tja, zu spät.
“N-nein Sir!”, begann er zu stammeln. Das war eine einmalige Chance und Lucas schien sie gerade zu verpassen. “Es tut mir aufrichtig leid, Sie haben mich ganz überrascht mit dieser plötzlichen Beförderung…” Immer noch nach den richtigen Worten suchend, zauberte seine Unbeholfenheit dem Admiral doch tatsächlich ein seltenes Lächeln ins Gesicht. “Sie haben das verdammte Glück, einer unserer schlausten und unentbehrlichsten Mitarbeiter zu sein, Captain Reed. Gewöhnen Sie sich besser gleich an den Titel. Und vermeiden Sie… Ihre kleinen geistigen Aussetzer. Dann sind Sie wie gemacht für den Job”, erwiderte der Admiral.
Der Blonde blinzelte ein wenig verwirrt. “Job, Sir?”, fragte er. Von seiner Mission hatte er noch gar nichts erfahren. Gerade noch hatte er einige beschädigte Maschinen im Kontrollraum des Landeplatzes repariert, da wurde er plötzlich zum obersten Flottenadmiral bestellt, ohne die geringste Vorwarnung. Und jetzt sollte er Captain eines eigenen Schiffs sein? Mit eigener Mannschaft?
“Richtig. Sie werden eine Besatzung von sechs Unionsoffizieren anleiten. Allesamt die Besten auf ihrem Gebiet, denn der Job ist eine heikle Angelegenheit und ich verlange von Ihnen, jeden Schritt den Sie tun mit höchster Vorsicht zu genießen. Ihre Aufgabe besteht darin, den Schatzplaneten Androeda zu finden, mithilfe einer geborgenen antiken und enorm wertvollen Karte. Die Mission mag untypisch klingen, ist aber von größter Wichtigkeit für die Union. Der Planet beherbergt eine Vielzahl an Waffen, die mit ihrer Feuerkraft eine Supernova nach der anderen auslösen können. Sie werden sich bereits denken, was das bedeutet, wenn die Karte in falsche Hände gerät”
Der Admiral machte eine Pause, ließ den überforderten jungen Captain verarbeiten, was er gerade zu hören bekam. Nach einer Schweigesekunde seufzte er tief und fuhr fort: “Nun, zahlreiche kriegsführende Spezies sind auf der Suche nach der Karte. Daher wird ihr Schiff äußerst klein und möglichst unscheinbar sein. Ihre offizielle Mission lautet, den Gamma Quadranten weiter zu erforschen”
“Warten Sie”, sagte Lucas schnell. “Sollten Sie damit nicht eher zum Geheimdienst?”
“Theoretisch. Doch der Geheimdienst ist innerhalb der Union zuständig und Androeda gehört, offensichtlich, nicht zur Union. Bitte, Reed, stellen Sie nicht zu viele Fragen, die ich Ihnen nicht beantworten kann. Sie werden morgen Früh zur USS Horizon am Landeplatz 65 bestellt. Teile der Crew kennen sich bereits und ihre Profile verraten, dass sie mit Ihnen als Captain ein gutes Team bilden werden. Bei Schwierigkeiten erreichen Sie die Leiterin der Mission in der Forschungsabteilung. Ich erwarte die Sicherstellung sämtlicher Waffen des Planeten Androeda”
Der Admiral drückte auf einen kleinen Knopf an seinem Tisch, der die Tür hinter Lucas aufgehen ließ. Das war sein Zeichen zu gehen und keine Fragen mehr zu stellen und schweren Herzens folgte er diesem Wunsch. Nach kurzer Stille sagte er leise: “Es ist mir eine Ehre, Sir” Mit diesen Worten drehte er sich endlich um, ging aus dem Büro des Admirals und fragte sich am Weg zu seinem Quartier ob das nun ein Traum gewesen war. Das Universum schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihn bei jeder Gelegenheit aus seinem normalen Leben herauszureißen. Befangen stolperte der junge Mann die Treppen geradezu herunter, als ihm eine bekannte Silhouette entgegen kam.
“Commander Lynx, ein Glück, dass ich Sie-”, begann Lucas seinen Satz, doch die Frau ging geradewegs wortlos an ihm vorbei. Würdigte sie den Jungen nicht einmal eines Blickes. Was ihm erst ein wenig beleidigend vorkam, begriff er, sobald er den starr zu Boden gerichteten Blick der älteren Offizierin sah. Kurzerhand griff er nach ihrem Arm um sich ihre Aufmerksamkeit zu sichern.
“Oh, tut mir leid. Ich war in Gedanken”, erwiderte sie sofort, als sie das Gesicht ihres Mitarbeiters erkannte.
Lucas bahnte bereits, was sie beschäftigte. “Falls Sie den Admiral besuchen wollen, warne ich Sie gleich vor: Er hält wenig von Dissoziierungen” Der Blonde lächelte unbeholfen um seinen Witz zu unterstreichen, doch die Offizierung kümmerte sich wenig um seine humoristischen Bemühungen. Sie sprach sofort weiter: “Ich wurde tatsächlich von ihm gerufen und durch die ganzen Gerüchte in meiner Abteilung kann ich mir auch gut vorstellen, wieso” Sie stockte. “Moment… fungieren Sie als Ingenieur oder erster Offizier? Nur… nur damit ich mir ein Bild davon machen kann, wer die anderen sein werden…”
Lucas blinzelte ein wenig irritiert, da sie offensichtlich mehr wusste als er, ohne überhaupt mit dem Admiral gesprochen zu haben. Die Gerüchteküche war wohl wieder an ihm vorbei gezogen. “Äh, keines von beidem… ehrlich gesagt. Der Admiral beförderte mich vor zwei Minuten zum Captain” Erneut setzte er ein verlegenes Lächeln auf, das diesmal zur Kenntnis genommen wurde. Commander Lynx grinste breit. “Gratulation ist wohl angebracht, Captain Reed. Sie machen das bestimmt wunderbar, trotz Ihres Alters, keine Sorge. Na dann, ich lasse mich mal schnell zuteilen, man sieht sich am Schiff, Sir!” Mit diesen Worten war sie auch bereits wieder am Weg und ließ Lucas keine Gelegenheit mehr zu antworten. Trotz seines Alters? Welch motivierende Ansprache. Auch dieses ungewohnte "Sir" schien ihn von nun an zu begleiten, auch wenn diese Ansprache für einen 25 Jährigen etwas lächerlich wirkte. Seufzend setzte er sich wieder in Gang. Doch eine erfahrene Navigatorin wie Q Lynx an seiner Seite zu haben beruhigte ihn schon ein bisschen.
Am nächsten Morgen war das Gepäck der gesamten Crew bereits auf die USS Horizon geladen worden, die Zimmer waren zugeteilt und das Schiff startklar. Zu Lucas Freude war er sogar der erste, der ankam, wodurch ihm ein wenig Zeit blieb sich umzusehen. Die Brücke war relativ klein, logisch, bei sieben Leuten. Quartiere waren am oberen Deck zehn vorhanden, was den jungen Captain etwas verwundert mit der Frage zurückließ, wieso die Horizon nicht vollständig ausgestattet wurde. Immerhin erwarteten sie bei dieser Mission wohl kaum Gäste. Als er zum ersten Mal zögernd und ein wenig ehrfürchtig Platz auf dem Sessel des Captains nahm, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er fühlte sich einen halben Meter zu klein für diese enorme Aufgabe. Bald hatte er das Leben von sechs Kollegen in der Hand.
“Sir? Captain?” Eine hohe Stimme ertönte hinter Lucas, sodass er schnell erschrocken den Kopf herum riss und sofort aufstand, als er die junge Frau sah, die sich gerade mit lockerem Lächeln das türkis-grüne Haar zu einem Zopf band. Sogar ihre Alltagskleidung trug sie noch. Lucas hatte sich vor Nervosität bereits 3 Stunden vor seiner Ankunft die Uniform angezogen.
“Entschuldigen Sie, ich hatte nicht vor Sie zu erschrecken, Sir”, sprach sie weiter ohne auf eine Rückmeldung zu warten. Sie ließ die Arme fallen, ging schwungvoll zu ihm hinüber und reichte ihm die Hand. In jeder ihrer Bewegungen lag eine solche Energie, dass Lucas sich wünschte, sie würde ihm etwas davon abgeben. Er nahm ihre Hand.
“Lucas Reed, freut mich-?”, setzte er an und warf seinem Gegenüber einen fragenden Blick zu.
“Yoru Hamada! Wissenschaftsoffizierin”, stellte sie sich mit breitem Grinsen vor. Der Frau schien es wohl nicht an Lebensfreude zu mangeln.
“Ah, ich habe von Ihnen gehört Commander. Sie arbeiten noch nicht lange für die Unionsflotte?”
“Nein, Sir. Ich war bis vor kurzem Laborforscherin in Hilo und habe meine eigene Abteilung in den Geowissenschaften geleitet! Sie können sich auf meine Unterstützung verlassen. Yoru Hamada hat keine Wissenslücken, Captain!”
Hatte sie gerade von sich selbst in dritter Person gesprochen? Lucas lächelte gezwungen. “Wie schön. Auf gute Zusammenarbeit, Commander Hamada”, erwiderte er. Nun, sollte sie doch eine energiegeladene Gestalt sein, solange sie ihre Arbeit ausgezeichnet erledigte. Zumindest hatte er von ihrer Forschung auf der University of Hawaii gehört, die höchst beeindruckend gewesen war: neue qualitative Methoden der Geomorphographischen Beschreibung. Möglicherweise war das sogar eine Hilfe beim Verstehen der antiken Karte.
Als sie mit einem motivierten Nicken als Abschied die Brücke verließ, taumelte bereits die nächste Persönlichkeit vor Lucas Platz. Ein Alterianer. Das konnte ja nur der-
“Sicherheitschef Prior Troy der USS Horizon, Sir. Ich freue mich auf künftige Zusammenarbeit!” Gerade noch getaumelt, da stand er plötzlich stramm da und streckte dem Captain mit ernstem Gesichtsausdruck die Hand entgegen. Der Sicherheitschef wirkte ziemlich... jung. Was für eine Ironie, das ausgerechnet Lucas das dachte.
“Oh, äh, willkommen an Bord”, begann er, nahm die Hand des Commanders und wollte sich vorstellen, als auch seine bereits bekannte Kollegin Q Lynx auf die Brücke trat. Lucas seufzte, sah den Sicherheitschef an, dann wieder Lynx und dann setzte er sich ganz einfach. “Wenn wir vollzählig sind, findet eine Versammlung auf der Brücke statt. Dann besprechen wir die Lage”, sagte er laut und mit stärkerer Stimme, als er überhaupt in sich vermutet hatte. Eigentlich sollte er Erfahrung damit haben, das Kommando zu übernehmen, wo er doch bereits als Co-captain fungiert hatte, doch seltsamerweise war das Gefühl, keinen Übergeordneten zu haben ein ziemlich beängstigendes.
Die Commander nahmen alle brav ihre Plätze ein und verhielten sich, glücklicherweise, so ruhig wie es nur ging. Das erlaubte dem überforderten Captain sich an die Situation zu gewöhnen. In einigen Minuten würden sie bereits im Weltraum sein, dann gab es kein Zurück mehr und die Verantwortung dieser Mission lag ganz alleine bei ihm. Sein Gefühl der zugeschnürten Brust war allerdings nicht vielversprechend.
“Reed, Sie waren für ganze dreißig Sekunden wie in Trance und ich befürchte, dass Sie mit dieser Stressreaktion kein gutes Bild als Captain abgeben werden. Ich muss meine Entscheidung offensichtlich überdenken” Der Mann, aus dessen Mund diese Worte kamen, und der gerade dezent genervt etwas mit Kugelschreiber auf einen Block schrieb, war ein Admiral. Die Uniform inklusive Abzeichen, nein, allein der strenge Haarschnitt hätte Lucas bereits Warnsignale vermitteln sollen. So etwas wie “Jetzt bloß nicht in Ohnmacht fallen!” oder “Lass ihn deine Angst nicht riechen!”. Tja, zu spät.
“N-nein Sir!”, begann er zu stammeln. Das war eine einmalige Chance und Lucas schien sie gerade zu verpassen. “Es tut mir aufrichtig leid, Sie haben mich ganz überrascht mit dieser plötzlichen Beförderung…” Immer noch nach den richtigen Worten suchend, zauberte seine Unbeholfenheit dem Admiral doch tatsächlich ein seltenes Lächeln ins Gesicht. “Sie haben das verdammte Glück, einer unserer schlausten und unentbehrlichsten Mitarbeiter zu sein, Captain Reed. Gewöhnen Sie sich besser gleich an den Titel. Und vermeiden Sie… Ihre kleinen geistigen Aussetzer. Dann sind Sie wie gemacht für den Job”, erwiderte der Admiral.
Der Blonde blinzelte ein wenig verwirrt. “Job, Sir?”, fragte er. Von seiner Mission hatte er noch gar nichts erfahren. Gerade noch hatte er einige beschädigte Maschinen im Kontrollraum des Landeplatzes repariert, da wurde er plötzlich zum obersten Flottenadmiral bestellt, ohne die geringste Vorwarnung. Und jetzt sollte er Captain eines eigenen Schiffs sein? Mit eigener Mannschaft?
“Richtig. Sie werden eine Besatzung von sechs Unionsoffizieren anleiten. Allesamt die Besten auf ihrem Gebiet, denn der Job ist eine heikle Angelegenheit und ich verlange von Ihnen, jeden Schritt den Sie tun mit höchster Vorsicht zu genießen. Ihre Aufgabe besteht darin, den Schatzplaneten Androeda zu finden, mithilfe einer geborgenen antiken und enorm wertvollen Karte. Die Mission mag untypisch klingen, ist aber von größter Wichtigkeit für die Union. Der Planet beherbergt eine Vielzahl an Waffen, die mit ihrer Feuerkraft eine Supernova nach der anderen auslösen können. Sie werden sich bereits denken, was das bedeutet, wenn die Karte in falsche Hände gerät”
Der Admiral machte eine Pause, ließ den überforderten jungen Captain verarbeiten, was er gerade zu hören bekam. Nach einer Schweigesekunde seufzte er tief und fuhr fort: “Nun, zahlreiche kriegsführende Spezies sind auf der Suche nach der Karte. Daher wird ihr Schiff äußerst klein und möglichst unscheinbar sein. Ihre offizielle Mission lautet, den Gamma Quadranten weiter zu erforschen”
“Warten Sie”, sagte Lucas schnell. “Sollten Sie damit nicht eher zum Geheimdienst?”
“Theoretisch. Doch der Geheimdienst ist innerhalb der Union zuständig und Androeda gehört, offensichtlich, nicht zur Union. Bitte, Reed, stellen Sie nicht zu viele Fragen, die ich Ihnen nicht beantworten kann. Sie werden morgen Früh zur USS Horizon am Landeplatz 65 bestellt. Teile der Crew kennen sich bereits und ihre Profile verraten, dass sie mit Ihnen als Captain ein gutes Team bilden werden. Bei Schwierigkeiten erreichen Sie die Leiterin der Mission in der Forschungsabteilung. Ich erwarte die Sicherstellung sämtlicher Waffen des Planeten Androeda”
Der Admiral drückte auf einen kleinen Knopf an seinem Tisch, der die Tür hinter Lucas aufgehen ließ. Das war sein Zeichen zu gehen und keine Fragen mehr zu stellen und schweren Herzens folgte er diesem Wunsch. Nach kurzer Stille sagte er leise: “Es ist mir eine Ehre, Sir” Mit diesen Worten drehte er sich endlich um, ging aus dem Büro des Admirals und fragte sich am Weg zu seinem Quartier ob das nun ein Traum gewesen war. Das Universum schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihn bei jeder Gelegenheit aus seinem normalen Leben herauszureißen. Befangen stolperte der junge Mann die Treppen geradezu herunter, als ihm eine bekannte Silhouette entgegen kam.
“Commander Lynx, ein Glück, dass ich Sie-”, begann Lucas seinen Satz, doch die Frau ging geradewegs wortlos an ihm vorbei. Würdigte sie den Jungen nicht einmal eines Blickes. Was ihm erst ein wenig beleidigend vorkam, begriff er, sobald er den starr zu Boden gerichteten Blick der älteren Offizierin sah. Kurzerhand griff er nach ihrem Arm um sich ihre Aufmerksamkeit zu sichern.
“Oh, tut mir leid. Ich war in Gedanken”, erwiderte sie sofort, als sie das Gesicht ihres Mitarbeiters erkannte.
Lucas bahnte bereits, was sie beschäftigte. “Falls Sie den Admiral besuchen wollen, warne ich Sie gleich vor: Er hält wenig von Dissoziierungen” Der Blonde lächelte unbeholfen um seinen Witz zu unterstreichen, doch die Offizierung kümmerte sich wenig um seine humoristischen Bemühungen. Sie sprach sofort weiter: “Ich wurde tatsächlich von ihm gerufen und durch die ganzen Gerüchte in meiner Abteilung kann ich mir auch gut vorstellen, wieso” Sie stockte. “Moment… fungieren Sie als Ingenieur oder erster Offizier? Nur… nur damit ich mir ein Bild davon machen kann, wer die anderen sein werden…”
Lucas blinzelte ein wenig irritiert, da sie offensichtlich mehr wusste als er, ohne überhaupt mit dem Admiral gesprochen zu haben. Die Gerüchteküche war wohl wieder an ihm vorbei gezogen. “Äh, keines von beidem… ehrlich gesagt. Der Admiral beförderte mich vor zwei Minuten zum Captain” Erneut setzte er ein verlegenes Lächeln auf, das diesmal zur Kenntnis genommen wurde. Commander Lynx grinste breit. “Gratulation ist wohl angebracht, Captain Reed. Sie machen das bestimmt wunderbar, trotz Ihres Alters, keine Sorge. Na dann, ich lasse mich mal schnell zuteilen, man sieht sich am Schiff, Sir!” Mit diesen Worten war sie auch bereits wieder am Weg und ließ Lucas keine Gelegenheit mehr zu antworten. Trotz seines Alters? Welch motivierende Ansprache. Auch dieses ungewohnte "Sir" schien ihn von nun an zu begleiten, auch wenn diese Ansprache für einen 25 Jährigen etwas lächerlich wirkte. Seufzend setzte er sich wieder in Gang. Doch eine erfahrene Navigatorin wie Q Lynx an seiner Seite zu haben beruhigte ihn schon ein bisschen.
Am nächsten Morgen war das Gepäck der gesamten Crew bereits auf die USS Horizon geladen worden, die Zimmer waren zugeteilt und das Schiff startklar. Zu Lucas Freude war er sogar der erste, der ankam, wodurch ihm ein wenig Zeit blieb sich umzusehen. Die Brücke war relativ klein, logisch, bei sieben Leuten. Quartiere waren am oberen Deck zehn vorhanden, was den jungen Captain etwas verwundert mit der Frage zurückließ, wieso die Horizon nicht vollständig ausgestattet wurde. Immerhin erwarteten sie bei dieser Mission wohl kaum Gäste. Als er zum ersten Mal zögernd und ein wenig ehrfürchtig Platz auf dem Sessel des Captains nahm, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er fühlte sich einen halben Meter zu klein für diese enorme Aufgabe. Bald hatte er das Leben von sechs Kollegen in der Hand.
“Sir? Captain?” Eine hohe Stimme ertönte hinter Lucas, sodass er schnell erschrocken den Kopf herum riss und sofort aufstand, als er die junge Frau sah, die sich gerade mit lockerem Lächeln das türkis-grüne Haar zu einem Zopf band. Sogar ihre Alltagskleidung trug sie noch. Lucas hatte sich vor Nervosität bereits 3 Stunden vor seiner Ankunft die Uniform angezogen.
“Entschuldigen Sie, ich hatte nicht vor Sie zu erschrecken, Sir”, sprach sie weiter ohne auf eine Rückmeldung zu warten. Sie ließ die Arme fallen, ging schwungvoll zu ihm hinüber und reichte ihm die Hand. In jeder ihrer Bewegungen lag eine solche Energie, dass Lucas sich wünschte, sie würde ihm etwas davon abgeben. Er nahm ihre Hand.
“Lucas Reed, freut mich-?”, setzte er an und warf seinem Gegenüber einen fragenden Blick zu.
“Yoru Hamada! Wissenschaftsoffizierin”, stellte sie sich mit breitem Grinsen vor. Der Frau schien es wohl nicht an Lebensfreude zu mangeln.
“Ah, ich habe von Ihnen gehört Commander. Sie arbeiten noch nicht lange für die Unionsflotte?”
“Nein, Sir. Ich war bis vor kurzem Laborforscherin in Hilo und habe meine eigene Abteilung in den Geowissenschaften geleitet! Sie können sich auf meine Unterstützung verlassen. Yoru Hamada hat keine Wissenslücken, Captain!”
Hatte sie gerade von sich selbst in dritter Person gesprochen? Lucas lächelte gezwungen. “Wie schön. Auf gute Zusammenarbeit, Commander Hamada”, erwiderte er. Nun, sollte sie doch eine energiegeladene Gestalt sein, solange sie ihre Arbeit ausgezeichnet erledigte. Zumindest hatte er von ihrer Forschung auf der University of Hawaii gehört, die höchst beeindruckend gewesen war: neue qualitative Methoden der Geomorphographischen Beschreibung. Möglicherweise war das sogar eine Hilfe beim Verstehen der antiken Karte.
Als sie mit einem motivierten Nicken als Abschied die Brücke verließ, taumelte bereits die nächste Persönlichkeit vor Lucas Platz. Ein Alterianer. Das konnte ja nur der-
“Sicherheitschef Prior Troy der USS Horizon, Sir. Ich freue mich auf künftige Zusammenarbeit!” Gerade noch getaumelt, da stand er plötzlich stramm da und streckte dem Captain mit ernstem Gesichtsausdruck die Hand entgegen. Der Sicherheitschef wirkte ziemlich... jung. Was für eine Ironie, das ausgerechnet Lucas das dachte.
“Oh, äh, willkommen an Bord”, begann er, nahm die Hand des Commanders und wollte sich vorstellen, als auch seine bereits bekannte Kollegin Q Lynx auf die Brücke trat. Lucas seufzte, sah den Sicherheitschef an, dann wieder Lynx und dann setzte er sich ganz einfach. “Wenn wir vollzählig sind, findet eine Versammlung auf der Brücke statt. Dann besprechen wir die Lage”, sagte er laut und mit stärkerer Stimme, als er überhaupt in sich vermutet hatte. Eigentlich sollte er Erfahrung damit haben, das Kommando zu übernehmen, wo er doch bereits als Co-captain fungiert hatte, doch seltsamerweise war das Gefühl, keinen Übergeordneten zu haben ein ziemlich beängstigendes.
Die Commander nahmen alle brav ihre Plätze ein und verhielten sich, glücklicherweise, so ruhig wie es nur ging. Das erlaubte dem überforderten Captain sich an die Situation zu gewöhnen. In einigen Minuten würden sie bereits im Weltraum sein, dann gab es kein Zurück mehr und die Verantwortung dieser Mission lag ganz alleine bei ihm. Sein Gefühl der zugeschnürten Brust war allerdings nicht vielversprechend.
>> it takes courage to bloom <<
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