The Lesser Evil (Winterhauch & NicolasDarkwood)

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    • Dead Man Walking und der Creep

      Sylvar Valverden war mitnichten verrückt. Vermutlich, so zumindest dachte Andvari, war er der klügste Elf auf der Brücke, wenn man es so betrachtete. Er beugte sich schwer auf seinen Stock und lächelte nachsichtig. Mit einer Sekunde schoss eine Art Weisheit durch seinen Blick, als habe er für eine kurze Zeit den Vorhang um seine Tarnung gelüftet und zwinkerte Viola zu.
      Anschleßend wandte er sich zum Königstross zu.
      "Mein Vater", krächzte er, währnd er langsam auf seinen Vater zuhumpelte, der ob der Behinderung seines Sohnes die NAse leicht zu rümpfen schien. "Meine doch recht erfahrene Meinung als staatlicher Erzmagier ist es hier, die gefangene Heilerin meiner Obhut zu überlassen, auf dass sie einer dezidierten Prüfung in der Halle der Einigkeit unterzogen wird!"
      Der Elfenkönig blickte seinen Sohn zweifelnd, an, ehe er erneut einen Blick auf Viola warf. Der Blick des Elfen war bleischwer und unnahbar, kalt wie Eis und gleichsam grausamer als der Blick eines gierigen Hauptmannes. Es schien, als wollte er sie bei lebendigem Leibe fressen.
      Lysanthir erhob sich und wollte gerade den Mund zum Gespräch öffnen, da hob der König die schlanke Hand und nickte.
      "Ich erlaube es", sagte er gut vernehmlich, obgleich nicht laut. Seine Stimme war ein Flüstern der Boshaftigkeit, als würde ein Schneesturm sprechen. Und doch sah er seinen Sohn nickend an.
      Sylvar grinste zufrieden.
      "Bringt Andvari zu mir", sagte der König sodann. "Er soll sich für seine Taten verantworten."
      Durch Nualas Körper ging ein Ruck und beinahe hätte sie sich von den Fessel loszureißen versucht, als sie erneut einen Speer in ihrem Rücken fühlte. Kaltes Eisen bohrte sich zwischen ihre Schulterblätter und zwang sie beinahe in die Knie, während Andvari einen letzten Blick auf Viola warf und ihr zunickte.
      "Achtet auf Euch!", murmelte er. "Und vergesst das Losungswort nicht!"
      Andvari richtete einen weiteren Blick auf Nuala, ie ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. Es erschien ihm, als würde sie gleich Tränen verlieren, obgleich er noch nicht dem Tode nahe war.
      Nun, noch nicht.
      Lysanthirs bösartiges Grinsen verlieh der ganzen Szenerie einen merkwürdigen Hauch von Zweideutigkeit. Unter Garantie würde er sein Kerkermeister sein.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • "I want to help you.
      Because as stupid as this may make me,
      and only gods know why, I care about you."


      Viola

      Der Moment verging so schnell, dass Viola ihn beinahe verpasst hätte. Hatte Sylvar, Sohn des Hochkönigs und Prinz der Elfen, ihr gerade zugezwinkert? Sie ließ sich nichts anmerken, bis auf ein fragendes Zucken ihrer Augenbraue. Sie konnte nicht ausdrücken, wie sehr der Elf sie tatsächlich verwirrte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er ganz und gar nicht zerstreut oder gar verrückt gewirkt.
      Unter dem eisigen Blick Oberons senkte Viola unwillkürlich das Haupt, so tief, dass ihr Kinn beinahe ihre Brust berührte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie wagte kaum zu atmen, während sie das Urteil des Herrschers über die Elfen abwartete. Ihre angespannten Schultern sackten erleichtert nach unten, als sie die erlösenden Worte hörte und die Heilerin schwankte beinahe ein wenig auf den Füßen, als der von Grausamkeit gefüllte Blick von ihr abwandte. Sie spürte es regelrecht, wie die Kälte von ihr genommen wurde.
      Die Unruhe an ihrer Seite, ließ sie den Kopf heben und sie erblickte Nuala, die von einem elfischen Krieger drohend in Schach gehalten wurde. Die zuvor noch verlegene Röte war schlagartig aus ihrem Gesicht verschwunden und machte einer erschrocken Blässe Platz. Andvaris gemurmelte Worte schürten das beklemmende Gefühl in ihrer Brust. Die junge Frau wollte sich ihm zuwenden, als eine starke Hand ihren Ellbogen fasste und Viola von zwei weiteren Kriegern flankiert wurde.
      "Andvari..." Ratlosigkeit und Sorge schwangen in dem leise geflüsterten Namen mit, doch da veschwand der Bestardsohn des Hochkönigs bereits aus ihrem Blickfeld, als man sie, wenn auch mit vorsichtigem Druck, in Richtung Sylvar bugsierte. Elwen. Viola hatte es nicht vergessen. Aber weder Nualas schimmernde Augen noch das boshafte Grinsen in Lysanthirs Gesicht sorgten dafür, dass das ungute Gefühl verschwand. Für Augenblick schienen ihre Füße wie angewurzelt, sie warf einen alarmierten Blick über die Schulter, wurde aber weiter geschoben. Stolpernd setzte sie einen Fuß vor den anderen. Das Letzte, was sie sah, war das Leuchten schneeweißer Haare.
      "Was passiert hier? Was werden sie mit ihm machen?" Ihre Worte galten Sylvar, als sie auf seiner Höhe angekommen war. "Er hat nichts getan..." Flüsterte sie leise. Reichte es denn noch nicht?
      [A Kingdom of Flesh and Fire ]
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Winterhauch ()

    • Saint and Sinner


      Bewegung kam in die Soldaten, die sie bisher nur stoisch umringt hatten.
      Zwei paar kräftige Arme packten den weißhaarigen Elf unter seinen eigenen und schoben ihn ungeachtet seiner Ausführungen (er fluchte wie ein Bergarbeiter unter Zwergen) langsam vor sich, obgleich dieser keine Gegenwehr leistete. Die übrigen Soldaten, welche sich vor dem Tross des Königs platziert hatten, wichen zur Seite und blickten die Furie von Elf an, die an ihnen vorbei geschoeben wurden. Die schimmernd glitzernden Speere immer weiter im Anschlag, ging Lysanthir dem Gefangenen voran und wirkte dabei mehr denn je wie ein Gockel auf der Pirsch.
      Nuala selbst wurde von zwei weiteren Soldaten gehalten, die sich hinter aufgebaut hatten, als sie die ersten Zeichen des Widerstands offenbarte. Doch nichts war zu machen. Andvari wurde mit einem Lächeln vor seinen Vater gezerrt, der diesen nur abschätzig ansah und dann eine Art wegwerfende Geste machte.
      "Bringt ihn in den Kerker. Gebt ihm zu essen. Aber nur Wasser und Brot. Sorgt dafür, dass er morgen noch stehen kann."
      Sylvar indes schob sich vor Nuala und Viola und wirkte trotz seiner Gebrechlichkeit wie ein Schild zwischen den beiden. Die Elfin blickte den gebrechlichen Magier mit glühendem Blick an.
      "War das geplant?", zischte sie. "Hast du uns verkauft für die Rettung dieser Frau?"
      Der Erzmagier wirkte einen Moment lang beinahe wütend, als er noch immer in die Richtung des Königs starrte, ohne auch nur einen Seitenblick zu riskieren.
      "Ich habe gar niemanden verkauft Nuala. Ich tat das, was das Beste war."
      "Pah!"
      Anschließen drehte er den Kopf sacht zu Viola
      "Sie bringen Andvari in den Kerker, wo er bis zu seiner Anhörung verbleiben wird. Leider ist es so, dass Andvari sich einiger Verbrechen schuldig gemacht hat, ehe der Hohe König ihn in der Hoffnung, er möge sterben, in die Schlacht von Erynn Vâr geschickt hat. Und für diese Verbrechen muss er sich verantworten."

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      The more you drag me to hell

    • “[...] I never quite trusted myself, or what I wanted.
      Before you, I was all right letting everything happen to me."


      Viola

      Die Worte Nuala's stachen schmerzhaft.
      Aber daran ließ sich im Augenblick nichts ändern. Hilfesuchend blickte sie zu Sylvar, der ihr den Blick auf die Szenerie versperrte und gleichzeitig die beiden Frauen abschirmte. Sie vermutete, dass sie nicht nur die Wachen sondern vor allem auch Nuala in Schach halten wollte. Die Elfin neben ihr sah aus, als würde sie sich jeden Moment losreißen.
      Mit einem Ruck und mehr Kraft, als man vielleicht einer Menschenfrau zugetraut hatte, riss sie ihren Ellbogen aus dem Griff des Soldaten, der sie hielt. Das erste Mal seit sie mit großen Augen auf die Brücke getreten war, ohne zu wissen, was ihr bevor stand, spiegelte sich etwas anderes als Angst oder Ehrfurcht in ihren Augen. Die grünen Iren glühten wütend. Viola war von sich selbst überrascht. Sie hatte nicht gewusst, dass sie überhaupt noch zu etwas wie Zorn fähig war.
      "Ich kann alleine gehen..." Zischte sie in dem giftigsten Ton, den sie aufbringen konnte. Der elfische Soldat wirkte kurz überrumpelt, blickte aber eher belächelnd zu der zierlichen Person vor ihm herab. Mit einem abfälligen Schnauben ließ er dennoch los.
      Viola wandte sich an Sylvar. Allerlei Fragen schwirrten in ihrem Kopf umher, aber die junge Frau biss sich auf die Zunge. Sie wusste nicht wem sie an diesem Hof trauen konnte. Ohne Andvari war die einzige Person fort, an die sich hätte wenden können. Die Heilerin schüttelte den Kopf.
      "Das ist grausam." Murmelte sie leise. Vom eigenen Vater zum Sterben in die Schlacht geschickt. Aber Hochkönig Oberon weckte in ihr auch nicht gerade den Eindruck eines liebendes Vaters. Es gab nur eine Tatsache, die sie beruhigte. Sylvar schien ebenso wenig einverstanden mit der Situation, wie die Frauen in seinem Rücken.
      "Das wäre nie passiert, wenn er mich in Milan zurückgelassen hätte." Da war sie wieder. Die Schuld. Sie hätten auch ohne ihre Hilfe aus der Stadt gefunden, wären vielleicht nicht in Lysanthirs Reich gelandet, wenn Viola nicht auf einen Halt bestanden hätte.
      Der Tumult auf der Brücke schien sich langsam zu legen. Es wurde unheimlich still.

      [Red, White and Royal Blue]
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
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    • Prison Break?


      Sie brachten Andvari fort, ohne dass er sich noch einmal umsehen konnte. Die Soldaten gingen hierbei äußerst brutal vor und stießen ihn regelrecht vor sich her, als sei er mehr Spielzeug als alles andere.
      Raue Hände schubsten ihn unter aufwallendem Gelächter und kurzen Sprechchören in Richtung König, der seinem Sohn Lysanthir die Hand reichte. Der Sohn kniete sodann nieder, um den gewaltigen Ring an der Hand des Königs zu küssen, jedoch nicht ohne einen letzten Blick zu Andvari zu werfen, der beinahe spöttisch zu seinem Vater blickte.
      Und obgleich der älteste Sohn vor ihm kniete und ihm huldigte, schien der Elfenkönig nur Augen für den Weißhaarigen zu haben. Die Anspannung zwischen den beiden war beinahe greifbar, wenn auch nur für eine Sekunde anhaltend, ehe er weiter in Richtung Palast gezerrt wurde.
      Sylvar indes wandte sich beinahe behände zu den beiden Frauen um und tippte mit seinem Stab erst auf Violas und dann auf Nualas Fesseln. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, öffneten sich die Fesseln an den Bruchstellen und fielen scheppernd zu Boden.
      „Grausam mag es sein“, stimmte er zu. „Aber es ist Gesetz. Auf Mord steht der Tod.“
      „Mord“, spottete Nuala und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. Dann sah sie Viola das erste Mal direkt an. „Er hätte dich niemals zurückgelassen. Dieser Sturkopf ist leider so besessen von dem Gedanken an Ehre und Recht, dass es ihn zerfressen hätte, sein Versprechen nicht halten zu können.“
      Sylvar horchte auf, wähernd er die beiden sachte in entgegen gesetzte Richtung zum Palast führte.
      „Welch Versprechen?“, fragte er noch immer schwer auf den Stab gestützt.
      „Sie freizulassen, wenn sie uns bei unserer Flucht zu Diensten war…Und jetzt sind wir hier!“
      „Ei verflucht“, murmelte der Elf und blickte Viola an. „Sagt mir: Man sagte uns, Ihr habt wertvolle Informationen im Austausch für Euer Leben zu bieten. Stimmt es?“

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      The more you drag me to hell
    • “Bravery is a fleeting beast, isn’t it? Always there to get you
      into trouble, but quick to disappear once you’re where you want to be.”


      Viola

      Ein erleichtertes Seufzen entflog ihren Lippen, als die schweren Fesseln von ihren Handgelenken glitten.
      Prüfend rieb sie über die gerötete Haut, dort wo das Eisen gescheuert hatte, aber mehr Spuren waren nicht geblieben.
      Viola horchte auf und sah von ihren Händen zu Sylvar auf. Und die Worte aus seinem Mund ließen sie erschaudern, als hätte man einen Eimer eiskaltes Quellwasser über ihrem Kopf ausgekippt. Sie würden ihn also am Ende töten. W
      "Lhoris..." Den Namen des Toten auszusprechen, schmeckte bitter auf ihrer Zunge. Sie wagte einen bedächtigen Blick zu Nuala. "...er nannte es eine Blutschuld. Er sagte, Andvari könnte mich nicht zurücklassen, so lange mein Leben in Gefahr ist." Von Nuala blickte sie zu dem kauzigen Elf, der sich über seinen Stock beugte und die beiden Frauen eigehend ansah. Warum Sylvar so reagierte, erschloss sich ihr nicht. Der elfische Magier war scheinbar hellhörig geworden.
      "Ich weiß nicht, welche Informationen sich Lhoris erhofft hatte." Viola zupfte unruhig an den Ärmeln ihres Kleides und richtete den Blick kurz nachdenklich zu Boden. Konnte sie wirklich so weit gehen, trotz der zwiespältigen Gefühle, die sie erfüllten, ihren Kaiser zu verraten? Sie würde nie wieder einen Fuß in ihre Heimat setzen können, wenn bekannt wurde, dass sie gesprochen hatte. Aber welche Informatioenn konnte sie schon bieten?
      Die grünen Augen blickten ratlos zu Sylvar auf.
      "Ich bin eine einfache Heilerin." Und langsam dämmerte es ihr, dass ihr Leben einem sehr dünnen, seidenen Faden hing. "Man hat in meiner Nähe keine politischen oder militärischen Gespräche geführt. Und die paar Brocken, die ich aufschnappte, sind nicht von Bedeutung. Ich habe meine Zeit in den Lazaretten zugebracht. Lhoris hat aus Verzeiflung einen Köder ausgeworfen, damit Andvari nicht von Lysanthirs Männern auf einem Speer aufgespießt wird." Ihre Worte waren ein wenig zu schnell, ein paar der menschlichen Sprache mischten sich ebenfalls darunter.
      Es hatte keinen Sinn zu Lügen.

      [The Crown of Gilded Bones]
      “We all change, when you think about it.
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    • Restless Heart Connection


      Sylvar geleitete die beiden Frauen von der Brücke hinab und vorbei an den neugierigen Massen, die anch dem Abgang des Prinzen und dessen Tross' das Weite suchten, um ihr Tagewerk fortzusetzen. Es erschien beinahe geisterhaft wie schnell die Prunkstraße von einer Paradeallee zu einer simplen Marktstraße verwandelt wurde. Stände und Läden wurden aus den Fenstern heraus geklappt und bunte Fähnchen säumten den Weg zum zentralen Platz der Hauptstadt, welchen sie ansteuerten.
      Nuala legte die Hand auf ihr Schwert und seufzte bei Violas Worten.
      »Es ist eine Blutschuld«, bestätigte sie. »Andvari sagte uns, dass die Heilerin sein Leben rettete.«
      Sylvar nickte bedächtig, während er mit jedem Schritt zu wachsen schien. Wie von Geisterhand richtete sich der Elf schließlich zur vollen Höhe auf und erwies sich als beinahe genauso groß wie Andvari selbst. Das lange, blonde Haar fiel auf seinen Rücken und ein biestiges Grinsen umspielte sein Gesicht.
      »Verstehe«, sagte er, wähend Nuala einen neugierigen Blick auf ihn warf. »Was denn?«
      »Einen Moment lang dachte ich, du wärest...«
      »Verletzt?«
      »Entstellt.«
      »Grausam, Nuala. Wir kannst du so etwas von mir denken? Mein Vater soll weiterhin denken, dass ich der beschränkte Sohn bin. So haben wir mehr Zeit...«
      Anschließend sah er Viola an, während sie ihren Bericht abschloss. Und doch – zwischen all dem Tumult und den schlechten Nachrichten erschien der Elf aus irgendeinem Grund amüsiert über diese Ereignisse.
      »Nun, Ihr mögt eine einfache Heilerin sein, aber wenn Lhoris sich freiwillig opferte, um Euer Leben zu retten, so sah er etwas, das wir nicht sahen. Die Eule hatte schon immer den Ruf, durch die Nacht sehen zu können.«
      Er sprach weiter, während er die Schritte auf ein großes, weißes Gebäude mit dreierlei Türmen richtete.
      »Was auch immer die Information ist, die der König erwartet: Er hat keine Ahnung von Menschen. Ihr könntet Euch als wertvoll erweisen, indem Ihr ihm irgendetwas Militärisches erzählt. Währenddessen könnte ich einen Plan erarbeiten, wie wir Andvari wieder aus dieser misslichen Lage befreien...«

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    • Viola

      Ein Schauspiel. Die Gestalt des gebrechlichen und zerstreuten Magiers war nichts anderes als Theater gewesen und offensichtlich war Slyvar seinem Bruder mehr zu getan, als es Lysanthir mit einem arroganten Grinsen war. Sichtlich erstaunt hob Viola die Augenbrauen in die Höhe und bemerkte erst nach einigen Sekunden, dass sie den blonden Elf vor sich unhöflich angestarrt hatte. Ertappt ließ sie den Blick zur Seite schweifen und beobachtete, wie Marktstände und kleine Verkaufsflächen wie Pilze aus dem Boden schossen. So schnell ging man also zum Tagewerk über. Aber schließlich hatte sich die Aufregung gelegt.
      Bisher war sie mit bedächtigen Schritten hinter Sylbar gegangen aber nachdem sie seine Worte gehört hatte, war sie eilig neben ihn geeilt. Es überraschte sie wie groß der Elf war. Vornübergebeugt über seinen Stab war er auf perfekter Augenhöhe gewesen. Viola legte den Kopf leicht in den Nacken, um ihn direkt ansehen zu können. Wie bei Andvari verspürte sie nicht die gerringste Scheu ihm in die Augen zu sehen. Sie konnte sich nicht ängstlich wie eine kleine Maus zusammenkauern, wenn sie helfen wollte. Es würde eine schwierige Prüfung werden.
      "Befreien?" Murmelte sie und blickte unverwandt in das fein geschnittene Profil des Magiers. Also war Sylvar auf der Seite seines Halbruders. Die Machtlosigkeit schwand ein wenig aus ihrem Herzen. Vielleicht gab es wirklich eine Chance.
      "Ich werde alles tun, was nötig ist." Die Heilerin sprach mit fester Stimme und nickte wie um ihren eigenen Entschluss zu bestätigen. Sei konnte Andvari nicht sterben lassen, ohne es wenigstens zu versuchen. Sie musste einfach.
      "Hoffen wir, dass Lhoris sich nicht geirrt hat." Sprach sie leise, während ein paar wirre, roten Locken über ihre Narben tanzten.
      Entschlossen richtete Viola den Blick nach vorne auf das außergewöhnliche Gebäude, dass sich nun vor ihr erhob. In ihren grünen Augen lag ein glimmenden Feuer. Nein, sie würde niemanden enttäuschen.
      "Wie viel Zeit haben wir?" Fragte sie nun in einem leiseren Ton, als sie das ungewöhnliche Gebäude betraten.
      “We all change, when you think about it.
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    • Sylvar

      Slyvar nickte ihr zu, während sie den Platz überquerten und das Gebäude erreichten.
      Es war größer als zunächst vermutet und doch kleiner als gebietend. Die drei unterschiedlich hohen Türme ragten in den Himmel hinaus während Sonnenlicht durch die fensterlosen Öffnungen in der Wand fiel. Die Akademie der magischen Künste blieb nicht vielen geöffnet. Die meisten kehrten ein, aber niemals kamen sie heraus. Zauberer verhielten sich zurückhaltend, niemals anmaßend und blieben im Schatten, selbst wenn der Tag sie rief.
      Doch heute war alles anders, nicht wahr?
      Sylvar klopfte mit dem Stab gegen die Tür und ein unsichtbarer Puls schien durch die Materie zu gehen. Dort, wo eben noch eine Tür auf einen Stein gezeichnet schien, kristallisierte sich mit lautem Geknirsch und Geächze eine echte, schwere Holztür aus dem weißen Stein der Mauer. Ein Griff in Form eines Löwenkopfes bildete sich und Sylvar drückte diesen herab, um die Tür aufschwingen zu lassen.
      Drinnen erwartete sie entgegen des Bildes eines Treppenhauses oder andersartigen Zellentraktes, ein grüner Innenhof, in dem Bäume sprossen und Kieswege sich befanden. Zu allen Seiten wuchsen Kräuter und Gräser wie wild aus dem Boden heraus und beinahe erschien es einem, als seien sie nicht zufällig hier.
      "Lhoris hat sich nicht getäuscht, meine Liebe", murmelte Sylvar. "Lhoris wurde von mir höchstselbst ausgebildet. Und wenn dieser Elf eins konnte, so war es Einschätzung von Wert und Gefahr."
      Ein Lächeln zog sich über sein schlankes Gesicht, während er die Tür hinter den beiden wieder schloss.
      "Ja, ich habe vor, meinen Halbbruder zu befreien, jedoch müssen wir mit Tücke und List vorgehen. Ein direktes Eindringen im Palast ist gefährlich und tor, wenn Ihr mich fragt."
      "Ich könnte..."
      "Nein, Nuala. Deine Fähigkeiten liegen darin, möglichst viel Dreck und Aufsehen zu erregen. Wir aber wollen Andvari dort herausholen, ohne gleich ein halbes Volk abzuschlachten. Daher werden die junge HEilerin und ich das selbst erledigen."
      er wandte sich noch einmal zu Viola.
      "Nicht viel Zeit, fürchte ich. Die Frage ist hier, wie viele Informationen könnt Ihr geben und welchen Wert haben diese?"

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    • “A cell is a cell, no matter how comfortable it is.”

      Viola

      Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betrat Viola das eigenartige Bauwerk und ließ den Blick über das unerwartete Grün schweifen, dass aus jeder kleinsten Ecke zu sprießen schien. Allein der Geruch in der klaren Luft erinnerte sie an die Gärten des Ordens und war doch gänzlich anders. Viele der Pflanzen, die ihr kundiges Auge erspähte, konnte sie gar nicht erst zuordnen. Es wäre ein unverhoffter Segen gewesen, sich mit dem fremden Wissen vertraut zu machen, aber dafür war sie nicht hier. Unter ihren Füßen knirschten die kleinen Kieselsteinchen, die sich verschlungen durch die Vegetation schlängelten.
      Die Worte Sylvar legten ein ungeahntes Gewicht auf ihre Schultern. Was war wenn sie versagte? Wenn es einfach nicht genug war? Bei den Göttern, sie betete, dass sie die Erwartung nicht enttäuschen würde. Nicht um ihretwillen. Schwer seufzte sie und zwang sich zu einem schmalen Lächeln.
      Viola war ein wenig vorraus gegangen und betrachtete die filigranen und hübschen Blüten einer ihr unbekannten Pflanze. Die Blüten waren strahlend weiß und so rein wie frisch gefallener Schnee. Doch ihre Gedanken hingen fest bei Sylvar.
      "Ich kenne die Positionen ein paar weniger Versorgungslager. Wir haben dort auf dem Weg ins Grenzgebiet immer wieder unsere Vorräte aufgefüllt. Es steht ein harter Winter hinter den Bergen bevor. Ohne eine stetige Versorgung der Heerlager, kann die Frontlinie nicht gehalten werden." Nachdenklich tippte sich Viola mit den Fingerspitzen an die Lippen.
      Der Blick der jungen Frau und auch ihre zögerliche Weise zu sprechen, verrieten wie zerrissen sie zwischen ihrer Pflicht und dem Wunsch Andvari zu befreien war.
      "Was immer ich auch berichte, es werden Unschuldige sterben. Dörfer werden brennen, Familien zerrissen." Viola schüttelte den Kopf. Konnte sie wirklich so viel Schuld auf sich laden, um einem einzigen Mann das Leben zu retten. Aber sie hatte ihr Wort gegeben.
      "Das ist noch etwas. Kein wirkliches Geheimnis, aber niemand wagt es auszusprechen."
      Die Heilerin drehte sich nun wieder zu den beiden Elfen um.
      "Es gibt Gerüchte über den Gesundheitszustand des Kaisers. Es heißt Kaiser Alexandre de Bourgone leide unter einem zunehmend gebrechlicherem Verstand. Der Kaiser soll verwirrt und unberechenbar sein. Man versucht es zu verheimlichen. Aber es würde erklären, warum er ohne Rücksicht auf Verluste Truppen an die Grenzlinien schickt. Die Garde verliert mehr Männer als sie nachziehen kann. Es heißt der Rat in Bourgone spiele mit dem Gedanken den Prinzen vorzeitig auf den Thron zu setzen, was aber nur möglich ist, wenn der derzeitige Regent seine Zustimmung gibt. Oder er verstirbt."

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    • Sylvar

      Der Elf hörte der jungen Heilerin gespannt zu, während seine Finger komplizierte Muster in die Luft malten. Es erschien beinahe als zeichne er einen Stuhl, der sogleich aus dem Nichts des umherliegenden Seins ihrer selbt erntstand. Beinahe beiläufig nahm er ihn aus der Luft und stellte ihn vor sich hin, die Lehne Viola zugeneigt und machte eine einladende Geste.
      Freilich hier, inmitten von Gräsern und Kräutern, dem geheimsten seiner Regugien.
      Nuala lehnte sich an eine Säule und schien das erste Mal seit Tagen zu entspannen. Ihre Gesichtszüge lockerten sich und ihr Atem ging ruhig, ehe sie sich nochmals abstieß und ihn ansah.
      "Ich werde mich kurz in die Krypta begeben", murmelte sie.
      Sylvar nickte wissend und blickte sodann wieder Viola an. Er wusste, wohin Nuala verschwand. Lhoris wurde dort unten aufgebahrt und auch wenn der Erzmagier durchaus Hoffnung hatte, den Tod mit der Zeit zu besiegen, so war Lhoris vermutlich verloren im Nichts. Es hieß, wenn ein Leib zu lange lag, würde selbst die Zeit nicht mehr den Tod besiegen können.
      Als Viola endete setzte sich der Elf ebenfalls auf einen Stuhl ihr gegenüber, ehe er einen Tisch aus dem Nichts holte und diesen zwischen ihnen platzierte. Er griff nach links, scheinbar in die Luft. Und während seine Hand in einem unsichtbaren Raum verschwand und eine Teekanne mit zwei Tassen zuTage förderte, lächelte er nachsichtig.
      "Ihr müsst durstig sein. Ich habe einen wunderbaren Kräutertee, der Euch mit Sicherheit einiges an Erleichterung bringen würde", murmelte er und blickte sie beim Einschenken an. "Die Information hinsichtlich des Kaisers ist sehr wertvoll, meine Liebe. Es ist durchaus möglich, dass der König sich hierfür erkenntlich zeigt. Es ist immanent wichtig, dass Ihr seine Aufmerksamkeit für eine kleine Zeit bindet, damit ich meinen Bruder befreien kann..."
      Er sah einen Moment lang sehr bedauernd aus.
      "Es darf nicht sein, dass er für ein Verbrechen büßt, dass er nicht beging. Oder nur teilweise. "

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    • "I don't know where I would be right now if it weren't for you.
      I don't know if I would be alive. But I do know what I would be.
      I would be less. I wouldn't feel like this."



      Viola

      Beinahe zögerlich berührte Viola die Lehne des Stuhls, als müssten sich ihre Finger davon überzeugen, dass das Möbelstück tatsächlich von Substanz war. Der irrwitzige Gedanke, sie könnte sich setzen und der Stuhl würde im Nichts verschwinden, ließ sie kurz schmunzeln. Vielleicht lag es an der Aura, die der Garten verströmte, aber die Heilerin hatte das Gefühl leichter atmen zu können. Einen Seitenblick zu Nuala verriet ihr, dass es es der Elfin wohl ähnlich ging.
      Anscheinend wusste Sylvar genau wohin Nuala verschwand. Viola hatte ihre Vermutung, als die Elfin die Krypta erwähnte, war aber so höflich nicht weiter nachzufragen. Etwas zögerlich nahm sie schließlich auf dem Stuhl platz. Beeindruckt sah die junge Frau zu, wie weitere Gegenstände aus der Luft auftauchten. Das Glitzern in ihren Augen ähnelte der Begeisterung eines Kindes. Sie hatte sich noch immer nicht an den Anblick von Magie gewöhnt.
      "Das ist absolut erstaunlich..." Wisperte sie mehr zu sich selbst und drehte die Teetasse umsichtig zwischen ihren Fingern, klopfte sogar leicht mit den Fingerspitzen dagegen. Sie erinnerte sich an das wärmende Licht, dass Andavari in bitterer Kälte beschworen hatte und für einen Augenblick huschte etwas Trauriges über ihr Gesicht. Viola stellte die Tasse wieder ab, damit Sylvar den Tee einschenken konnte. Der wohlriechende Duft schien sie einzuhüllen.
      "Danke..." Sprach sie leise und roch an der dampfenden Tasse. Der Geruch beruhigte ihre strapazierten Nerven. Nachdem sie bedächtig einen Schluck getrunken hatte, langsam um sich nicht die Zunge zu verbrennen, hielt sie die Tasse in ihrem Schoß fest.
      "Wird das wirklich reichen um den König abzulenken? Falls er mir überhaupt Gehör schenkt. Er hat mich angesehen, als würde er mich am liebsten in das dunkelste Loch werfen und verroten lassen. Ich muss gestehen, es macht mir Angst ihm gegenüber treten zu müssen."
      Viola hob den Blick und blickte Sylvar eine Minute lang schweigen an.
      "Werdet Ihr mir erzählen, was vorgefallen ist? Es geht mich nichts an, aber..." Die junge Frau kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Nachdenklich nippte sie an ihrer Tasse. Irgendetwas an Sylvar machte es ihr einfach ihre wirren Gedanken zu sortieren. Vielleicht war auch etwas im Tee.
      "Der Gedanke, dass sie Andvari etwas antun, zerfrisst mich."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
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    • Sylvar

      Der Elf blickte die junge Heilerin lächelnd an und trank einen Schluck des Tees, um ihr gleichsam dessen Ungefährlichkeit zu vermitteln.
      "Erstaunlich mag es sein", stimmte er zu. "Wenn man so lange lebt wie wir, erscheint es bald als mehr als selbstverständlich, aber ja. Es ist einzigartig, derlei Magie zu besitzen. Meine Magie ist die sogenannte Erschaffung. Ich bin in der Lage, leblose Gerätschaften oder Dinge hervorzubringen, wenn ich meine Aura an einem Ort konzentriere. So entstand dieser Stuhl. Und diese Tasse."
      Zur Verdeutlichung tippte er mit dem Fingernagel an die Tasse, um deren Beschaffenheit zu zeigen. Der Klang erfüllte den Raum und wies sie eindeutig als Porzellan aus. Ein wertvolles sogar. Das Porzellan seiner Mutter.
      "Ob es reichen wird, werden wir sehen. Sprecht, als hinge Euer Leben davon ab!", bemerkte er und begann sogleich zu kichern. "Nun, vielleicht tut es das sogar, nicht wahr?"
      Sylvar nahm einen weiteren Schluck Tee und verschluckte sich beianhe, als sie ihre letzte Frage stellte.
      "Ich..."
      Er setzte zu Sprechen an und hielt dann doch inne.
      "Nun...Es ist nicht ganz einfach und vieles bleibt auch mir verborgen, müsst Ihr wissen. Aber Andvari hat sich inder Vergangenheit zu meiner SChande eines Verbrechens schuldig gemacht, dass mein BRuder und mein Vater ihm nicht verzeihen können."
      Der Elf setzte seine Tasse ab und Traurigkeit stahl sich in seinen Blick. Für einen Moment lang erschien er beinahe unendlich viel älter als er eigentlich war, während er an die Wand hinter Viola starrte und sich die grausigen Ereignsse der letzten Jahre wieder in Erinnerung rief.
      "Andvari tötete meine Mutter, die Königin."

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • "The longer I was with him, the more likely I would forget
      about all the blood that was on his hands."


      Viola

      Ohne wirklich etwas dagegen tun zu können, entkam auch ihr ein schüchternes Lachen. Ja, ihr Leben hing tatsächlich an einem seidenen Faden. Und allein dieses Gespräch über eine Tasse Kräutertee zu führen, grenzte an absstruser Komik.
      Fragend sah sie den Magier an, als er zögerte.
      Sylvar machte nicht den Eindruck eines Mannes, der schnell um Worte verlegen war und so war sie umso mehr erstaunt, als er nach den richtigen Worten zu suchen schien. Die Wahrheit hätte sie sich in ihren dunkelsten Träumen nicht ausmalen können.
      Vor Schreck wäre Viola beinahe die filigrane Porzellantasste aus den Händen gefallen. Etwas von dem heißen Tee tropfte über ihre Finger und auf den grünen Stoff ihres Kleides. Vielleicht hatte sie mit Vielem gerechnet, aber nicht mit der grausamen Wahrheit. Ein leiser Fluch entglitt ihr, als die heiße Flüssigkeit ihre Haut benetzte. Mit zitternden Fingern stellte sie das kostbare Porzellan auf dem Tisch ab und nahm einen tiefen Atemzug. Ihre Reaktion war ihr fast schon unangenehm.
      "Verzeiht...das war..." Sie wischte sich die Finger sehr undamenhaft an ihrem Rock ab und verschränkte die Hände klammernd in ihrem Schoß.
      Viola warf einen vorsichtigen Blick zu ihrem Gegenüber und die schwere Traurigkeit in seinem Blick, schnürte ihr die Kehle zu.
      "Ich verstehe nicht...Und trotzdem wollt ihr Eurem Bruder helfen?"
      Nicht, dass es ihr anders lieber gewesen wäre, aber es gab ihr dennoch Rästel auf. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter
      "Aber warum sollte er so etwas tun?" Der Schock stand ihr Gesicht geschrieben.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”

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    • Sylvar

      Der Elf nickte und hob die Hände.
      "Nicht doch, kein Grund, sich zu entschuldigen", sagte er und schenkte ihr bedächtig nach. Sein Blick glitt hierbei immer wieder in die Ferne und in ein nachsichtiges, weiches Lächeln, das das Gesicht des Elfen so unendlich weise erschienen ließ.
      Und doch, in diesem Lächeln lag etwas Bubenhaftes, beinahe Lausbübisches, das er nicht verbergen konnte und das ihnen allen gemein war. Selbst Andvari hatte diese Seite, aber niemand mochte das so recht sehen.
      "Ich weiß selbst nicht, warum ich es Euch erzähle", murmelte er und lehnte sich zurück. "Vielleicht weil ich Euren Blick sah, als sie Andvari abführten...Sagt mir: Was ist er für Euch? Er sollte ein Feind sein, ein Kerkermeister, ein Schuft, ein grausamer Elf...Weshalb sah ich in Eurem Blick einen Schmerz, der mir selbst Schmerzen bereitete?"
      Der Erzmagier atmete durch und trank etwas von seinem Tee, ehe er die Tasse in einem Ruck leerte.
      "Ich möchte ihm helfen", sagte er. "Meine Mutter...Meine Mutter war krank. Sehr krank sogar. Jeden Morgen, wenn es wieder ein schlimmer Tag war, bat sie uns, sie doch zu erlösen. Sie griff sich an die Brust und den Kopf und flehte uns an, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch mein Vater verbot es. Und keiner von uns hatte den Mut."
      Er blickte zur Seite und Trauer hüllte sein Gesicht ein.
      "Doch an einem Tag, da fragte sie Andvari, den sie nicht als ihresgleichen betrachtete. Er war für meine Familie mehr ein lästiges Anhängsel. Doch sein Herz war gut und rein und weicher als das von uns allen. Er kam ihrer Bitte in seiner Unwissenheit über Vaters Verbot nach, weil er es nicht ertragen konnte, sie leiden zu sehen. Als rammte er ihr sein Schwert ins Herz und wurde just in dem Moment von Lysanthir erwischt... Niemand glaubte ihm, dass sie ihn darum bat... Und er sprach nicht mehr darüber."

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • “When you love someone, you don't have a choice.
      Love takes your choices away."


      Viola

      Die Heilerin löste die verkrampften Finger aus ihren Röcken und griff nach dem frisch eingeschenkten Tee, weniger weil sie durstig war, sondern schlicht um etwas zu tun zu haben. Weshalb sie auch nur hinab in die Tasse starrte und keinen einzigen Schluck nahm. Das warme Porzellan wärmte ihre kühlen Hände. Das Lächeln war ihrem Blick nicht entgangen. Trotz aller Weiheit, die in den alt wirkenden Augen lag, ließ dieses Lächeln vermuten, dass ihm der Schalk im Nacken saß. Etwas Ähnliches hatte sie schon einmal gesehen oder eher gehört. Es schien ihre eine Ewigkeit her, dass Andavari in ihren Gegenwart gelacht hatte. Der Elf hatte um Jahre jünger gewirkt, freier.
      "Das war er. Das ist er vielleicht immer noch. Mein Feind. Ich kann nur für mich allein sprechen." Die Worte lagen schwer und klebrig auf ihrer Zunge und sie zwang sich Silbe für Silbe weiter zusprechen.
      "Am Anfang hat er mir Angst gemacht. Andvari verkörperte alles was ich zu fürchten gelernt hatte. Und dann hat er die Dreistigkeit besessen nett zu mir zu sein. Ich habe das erste Mal seit Jahren mit jemandem darüber gesprochen, was mir geschehen ist. Der Mord meiner Eltern, die Gewalt, die man mir antat."
      Viola seufzte. "Und dennoch, ich habe es jeden Tag weniger ertragen können, wie meine Leute ihn behandelt haben. Ich bin keine Närrin, Herr Sylvar, mir ist bewusst, dass Andvari freundlich zu mir war, weil ich einen Ausweg darstellte." Der Griff um die Tasse wurde ein wenig fester. "Ich habe Andvari und den anderen geholfen zu fliehen, weil es das Richtige war. Und als die Chance kam zu meinem Volk zurückzukehren, bin ich freiwillig zu ihm aufs Pferd gestiegen. Weil ich es wollte. Weil ich dummes Ding tief meinem Herzen wusste, dass ich ihm überall in folgen würde, seit er in Milan nach meiner Hand gegriffen hat."
      Viola sah von ihrer Tasse auf, der Blick offen und ehrlich.
      "Für mich ist Andvari kein Prinz, kein Thronerbe, kein Krieger. Alles was ich sehe, ist ein Mann der loyal ist. Mutig und bereit sein Leben und seine Freiheit für seine Gefährten zu opfern. Einen Mann der ohne Zögern seine Waffe zog, als Lysanthirs Männer mir eine Klinge an die Kehle legten, um mich anschließend im Dreck zu verscharren. Eine Feindin, einen wertlosen Menschen. Und ich bin naiv und einfältig genug zu hoffen, dass es etwas bedeutet."
      Die Heilerin stellte den Tee ab und griff ohne Zögern über den Tisch hinweg, nach der Hand des Elfen. Konvention und Umgangsformen hin oder her. Beide trauerten. Sylvar um jemanden, den er verloren hatte. Viola um den Funken einer Zukunft, die sie nie haben würde.
      "Es tut mir leid." Sie blickte ihn unerverwandt aus den sanften Augen einer Heilerin an. "Um euren Verlust, um den Schmerz, den ihr mit Euch tragt. Es tut mir leid, um Andvari, der diese Bürde auf sich genommen hat, um das Leid zu beenden. Nicht nur das eurer Mutter, der Königin, auch das aller anderen, die jeden Tag dazu verdammt waren dabei zu zusehen." Ihre kühlen Finger drückte seine tröstlich, so hoffte sie zumindest.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Sylvar.

      Der Erzmagier seufzte schwer und legte seine Hand auf die Hand der Heilerin. Kurz erwiderte er den Druck der Finger und neigte dann wieder die Teetasse, die er zuvor in einer raschen Bewegung füllte, wieder an den Mund. Sylvar war es nicht gewohnt, körpelrichen Kontakt herzustellen. Auch wenn man ihn für einen Frauenhelden hielt, so hielt sich deren Kontakt zumeist im platonischen Stile auf.
      "Ich danke Euch", sagte er. "Andvari war vieles während unserer Jugend, aber niemals grausam. Deswegen glaube ich auch bis heute nicht wirklich, dass er Euch jemals als Feindin oder bloßen Ausweg ansehen mochte. Ich habe keine Ahnung, was in diesen Lagern vorgefallen ist, aber es hatte einen Grund, dass er Euch mitnahm. Vielleicht war es sein Herz, seine Nachsicht oder aber er sah etwas in Euch, dass wir alle nicht sehen wollen oder können."
      Langsam und behäbig erhob sich der Elf aus dem Stuhl und lächelte erneut.
      "Kommt", sagte er und wies auf einen Eingang jenseits des Innenhofs. "Ihr müsst Euch scheußlich fühlen. Ich habe ein Bad bereiten lassen, ehe ich aufbrach. Es sei das Eure."
      Er ging voraus durch den Garten und steuerte das kleine Gebäudeteil an der Kopfseite an.
      "Ihr seid mitnichten wertlos, meine Liebe. Ich habe über die Jahrhunderte eines gelernt: Ich vertraue Andvari mehr als meinem eigenen Blut. Er ließ mich nie im Stich und verurteilte mich nicht, als ich die Magie studieren wollte. Er bot mir Heil und Schutz, als mich mein Weib verließ. Und dass er Euch mit verteidigt, zeigt mir, dass er in Euch mehr sehen muss als einen ... wie nanntet Ihr es?...Bloßen Menschen. Sicherlich ist unser Volk nicht perfekt und dieser Krieg nur in Teilen gerecht, aber es gibt einen Grund hierfür und auch einen Grund, weshalb Andvari einen Hass auf Menschen hegte. Aber das - meine Liebe - ist eine GEschichte, die er Euch selbst erzählen muss. Wer weiß - vielleicht bei einem Essen in trauter Zweisamkeit?"
      Ein Feixen wie dieses konnte er sich nicht verbergen und musste schmunzeln, während sie weiter gingen.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Zustimmend nickte die Heilerin und stellte die mittlerweile leere Teetasse auf den Tisch zurück.
      "Lhoris schrieb es der Blutschuld zu. Seine Ehre würde es ihm verbieten, mein Leben zu gefährden, weil ich seines gerettet habe.
      Nicht mehr, nicht weniger."
      Der Kies knirschte unter den Stuhlbeinen, als sie diesen leicht zurück schob und Viola flogte Sylvar durch den bezaubernden Garten.
      Ein Bad klang tatsächlich verlockend und sie sollte wachsamer sein, aber je länger sie sich hier befand, desto mehr spürte sie die Erschöpfung bis tief in die Knochen. Mit ein paar eiligen Schritten holte Viola zu dem Elfenmagier auf, nachdem sie noch einmal einen wunderlichen Blick auf den servierten Tee warf. Magie, daran würde sie sich wohl nie gewöhnen.
      Eine Weile folgte die Heilerin schweigend Sylvar durch den blühenden Garten, lauschte dem leises Rascheln von Gras und Blättern.
      Und den Worten des Magiers.
      "Ich verstehe." Sprach sie leise. Es gab immer einen Grund. Jede hatte seine eigene Geschichte und im Vergleich zu Andvari, war ihr Leben vermutlich lächerlich kurz. Und dennoch, es wirkte wie Balsam, das Sylvar freundlich zu ihr war. Seine Worte gaben ihr ein wenig mehr Selbstvertrauen. Sie kannte ihren Wert als Heilerin, wusste um die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit, aber darüber hinaus zu hören, das das eigene Leben eine Bedeutung hatte, stärkte Viola.
      Bei den amüsierten Worten des Magiers, unterdrückte sie nur schwer den Impuls einen empörten Laut von sich zu geben. Stattdessen schlich sich erneut eine leichte Röte auf ihre Wangen. Wäre sie doch bloß nicht so offenherzig gewesen. Sie wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Sylvar es auskosten würde, sie bei mehreren Gelegenheit damit aufzuziehen.
      Und dann erinnerte sich die Heilerin an etwas.
      Bevor sie sich davon abhalten konnte, waren die Worte schon entflohen.
      "Sylvar? Wer ist Feanoré?" Nachdenklich schaute sie ihn an.
      “We all change, when you think about it.
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    • Sylvar

      Sylvar begann zu kichern, während sie der Tür am Kopfe des Gartens näher kamen.
      "Ja, Lhoris...Lhoris schrieb es eine Blutschuld zu, aber letztlich glaube ich daran nur bedingt. Sicherlich verbietet es der Ehrenkodex eines Soldaten, ein wehrloses Leben zu nehmen und ein geschuldetes zu nehmen. Aber es heißt nur, es zu verschonen. Nicht mehrfach zu retten."
      Die letzten Worte sagte er wieder mit einem Lächeln, das älter als die Zeit schien. Sie erreichten die schwere Tür am Ende des Gartens und unter nicht unerheblicher Anstrengung wurde diese von zwei Dienern, die abseits der Tür standen geöffnet. Schwer kratzte das masive Holz über die Türzarge und knirschte im Kies des Gartens, als sie nach außen geschwungen wurde.
      Darin befand sich eine Art Badehaus. Weißer Stein hüllte auch hier die Wände ein und ließ aufgrund der Politur, die man auftrug den Anschein unendlich vieler Spiegel erscheinen. Zunächst gab es eine Art Vorraum, der zur rituellen Waschung vorgesehen war. Eimer standen bereit und Schemel, die widrigerweise der Feuchtigkeit trotzten.
      Sylvar sah sie an.
      "Bei meinem Volk ist es Sitte, niemals ungewaschen in Badewasser zu steigen. Stuss, wenn Ihr mich fragt, aber so ist es nun einmal. Ich bitte Euch also, Euch einer Waschung zu unterziehen und erst anschließend in das Bad dorthinter zu gehen."
      Er wies auf die Barriere, die hüfthoch errichtet wurden war. Dort konnten Kleidung und allerlei Habseligkeiten gesammelt werden, ehe man das eigentliche Bad, einen großen Säulenhof unter dem Himmel mit einem eingelassenen Wasserbauch, betreten konnte. Leichte Treppenabstiege führten in das offenbar temperierte Wasser, denn leichter Dampf stieg daraus auf.
      "Habt keine Furcht, meine Liebe. Niemand wird Euch hier ein Leid antun", sagte er und wollte sie bereits verlassen, da sie eine Frage stellte, die ihn erbleichen ließ.
      "Feanoré...", murmelte er. "Oh, meine Liebe. Es ist ein Kapitel des Lebens meines Bruders, welches grausamer und kälter nicht sein könnte...Feanoré, bei den Bäumen, ich habe diesen Namen Jahrhunderte nicht mehr ausgesprochen, war eine Elfin, die Andvari zu ehelichen gedachte. Jedoch ist sie nicht mehr hier..."
      Er machte nicht den Eindruck, als wollte er weiter darüber sprechen und wies erneut auf das Bad.
      "Labt Euch daran. Kommt zu mir, wenn Ihr fertig seid."

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Obwohl Viola am liebsten ihre unbedachten Worte zurück genommen hätte, ließen sie sich nicht einfach zurücknehmen.
      Da hatte sie wohl einen äußerst wunden Punkt getroffen und sie hatte das beklemmende Gefühl, dass diese Geschichte nicht für ihre Ohren gedacht war. Vor allem aber, hätte es Andvaris Entscheidung sein sollen. Beschämt senkte Viola den Blick und zupfte in einer nervösen Geste an den Ärmeln ihres Kleides.
      "Verzeiht..." Die Heilerin wurde das dumme Gefühl nicht los, dass sie sich noch häufiger für ihre Taktlosigkeit entschuldigen würde. Für heute hatte sie genug in alten Wunden gegraben. Bitter verzog sie die Miene, als Sylvar sie allein ließ. Sie hatte auf seine Worte hin nichts mehr erwidert. Das Gespräch hatte mehr Fragen aufgeworfen, als es beantwortet hatte.
      Als die Türflügel knarrend zufielen, blickte Viola das erste Mal wirklich sehend in die fremden Räumlichkeiten. Ihre Hände berührten den glatten, reflektierenden Stein. Selbst dieser gab eine leichte Wärme ab. Aus Gewohnheit sah sie sich noch einmal um, ehe sie langsam begann, das Kleid von ihrem Körper zu streifen. Die Stiefel stellte sie sorgsam bei Seite und achtete darauf, dass der Dolch darin nicht zum Vorschein kam. Mit gewohnten Griffen löste sie die Stoffbahnen, die um ihre Brust geschlungen waren und legte diese zu dem grünen Kleid. Alles mit Sorgfalt und gerade aufgehängt. Das rote Haar band sie zu einem unordentlichen Knoten im Nacken zusammen.
      Die Heilerin würde die Gebräuche akzeptieren. Es wäre respektlos gegen diese zu verstoßen, auch wenn sie scheinbar niemand hier beobachtete.
      Viola ließ sich Zeit und wusch sie den Staub von der Straße von der blassen Haut. In willkürlichen Mustern verteilten sich Sommersprossen über ihre schmalen Schultern. Erst als sie sicher war, dass nicht einmal mehr zwischen ihren Zehen Sand zu finden war, stand sie auf und betrat das durchaus beeindruckende Becken. Die Temperatur war genau richtig und sie konnte nicht anders als sich mit einem erleichterten Seufzen in Wasser gleiten zu lassen. Das warme Wasser war eine Wohltat für ihre strapazierten Muskeln.
      Wie lange sie dort ihre Zeit verbrachte, konnte sie am Ende nichtmehr sagen. Aber bevor sie noch Schwimmhäute zwischen den Fingern bekam, zwang sie sich das wundervolle Bad zuverlassen und griff nach einem weichen Tuch, um sich abzutrocknen. Die rote Mähne war ebenfalls vom Schmutz der Reise befreit und als sie ihre Spiegelung erblickte, erkannte sie sich beinahe nicht wieder.
      Eines hatte Sylvar ihr alledings nicht verraten. Wo sie ihn finden sollte.
      Zögernd klopfte sie an die schwere Tür, nachdem sie wieder angezogen war, und blickte ein wenig verloren die zwei Diener an.

      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”

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