The Lesser Evil (Winterhauch & NicolasDarkwood)

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    • Andvari / Sylvar

      "Ja, Bruder Eleth", bestätigte Sylbar nickend und lachte. "Ach, er und seine kostbaren Schriften. So wie er dich ständig darauf hingewiesen hat, hat er mir gepredigt, dich ja keinen Gefahren auszusetzen wie ihn. Immerhin wärest du ein Mensch und da wäre er doch strapazierfähiger als du. Er wollte dich schützen, Liebes, aber leider hielt ich ihn für den Schutz für nicht geeignet. Anschließend hat er sturm geklingelt und sich die Augen an einer Pflanze verätzt. Vielleicht sah er deshalb so grimmig aus".
      Der Erzmagier schien einen Moment darüber nachzudenken, ehe er die kleine Plänkelei zwischen den beiden anderen mitbekam und breit grinsend zusah. Ehe die Versuchung ins Spiel kam.
      "Bitte lasst die Finger heute voneinander", sagte er und stützte den Kopf auf die Hände. "Ich ertrage sowas nicht. Ich befürcht, da kann ich mir gleich eine Giftpflanze einverleiben."
      "Stell dich nicht si an", murmelte Andvari, der seiner Liebsten sogar noch dreist hinterher sah.
      Innerlich stellte er sich die Ausrede, dass er sichergehen wollte, dass sie nichts angriff. Die Tatsache entsprach eher, dass er für eine Beobachtung der Landschaft wesentlich zu tief schaute. Kopfschüttelnd wandte er sich Sylvar zu, der bereits das Feier richtete und die kleine Konstruktion aufbaute, damit der Hase leichter gebraten werden konnte. Andvari indes sah sich noch kurz in diesem Trauerhaus um und kam nicht umhin, die sorgsamen Arbeiten an den Hölzern zu beobachten. Auch wenn das Leben des Raumes entfleucht war, so erstrahlte es doch hin und wieder Erinnerungen erneut.
      Schweigesam setzte er sich wieder und sah Viola zu, wie sie den Eimer absetzte. Ein wenig des Wassers raubte er sich, um das Gesicht zu waschen, damit er nicht wie ein Lumpenbengel am Tisch saß.
      "Ich frage mich, wohin uns das alles führt", murmelte er sorgsam und sah aus dem Fenster in die Einöde vor der Tür.
      "Was meinst du?"; fragte Sylvar, der die Hasen grob auf einen Spieß auflegte.
      "Das alles hier. Ist diese Rebellion wirklich so erfolgreich wie gedacht? ODer schicke ich tausende in den Tod? "

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    • Viola

      Verwundert sah Viola den Erzmagier an, ehe sie schließlich neben Andvari einen Platz am Tisch einnahm.
      "Tatsächlich?," fragte sie und tippte sich grübelnd an die Lippen. "Da habe ich Bruder Eleth wohl gänzlich falsch eingeschätzt. Dabei wirkte er gegenüber mir stets etwas grimmig. Jetzt tut es mir sogar leid, dass ich sämtliche Vasen, Gläser und andere Behältnisse in seinem Zimmer zum Platzen gebracht habe. Selbst der Badezuber hatte einen Sprung. Das ganze Zimmer stand unter Wasser."
      Wobei Letzteres nicht beabsichtigt gewesen war. Aber die Sache mit der Kontrolle war oft nicht so leicht am Anfang. Ertappt wie eine unartige Schülerin legte sie verlegen den Kopf ein wenig schief, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Viola war jung hatte sich einen närrischen, kindlichen Streich erlaubt. Bruder Eleth wusste sicherlich genau, wer es gewesen war, hatte aber nie etwas gesagt.
      In einer übertriebenen Geste hob Viola die Hände demonstrativ in die Höhe, ehe sie beide mit den Handflächen gut sichtbar auf den Tisch legte. Das spielerische Grinsen auf ihrem Gesicht war früher ein seltener Anblick gewesen, aber Viola war offener geworden und hatte sichtlich an Selbstvertrauen gewonnen.
      "Siehst du? Ich behalte meine Hände brav dort, wo du sie im Blick hast." Viola versuchte ihrer Stimme einen gewissen Ernst zu verleihen, scheiterte aber an dem unterdrückten Lachen, das ihre Schultern zucken ließ.
      Erst die nachdenklichen Worte von Andvari erinnerten sie daran, dass das hier kein netter Ausflug war. Die junge Frau räusperte sich und verschränkte die Finger ineinander, während sie seinem Blick in die angebrochene Nacht folgte. Leise seufzte Viola, nicht genervt oder abwertend. Zögernd drehte sich Viola auf ihrem Platz zu Andvari um und legte ihm sanft eine Hand auf den Arm.
      "Wohin es auch führt, du bist nicht allein. Wir haben es zusammen begonnen, und wir beenden es gemeinsam. Einfach wird es nicht, dass wissen wir alle. Dein Vater wird nicht kampflos das Feld räumen, selbst wenn alle Schwerter als Zeugen an den Hof zurückkehren und dem rechtmäßigen König die Treue schwören. Aber wenn du Zweifel hast, sag es mir." Sie lächelte. "Niemand wir dich dafür verurteilen."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Sylvar/andvari

      Der Erzmagier begann laut zu lachen und prustete wie ein Kranker.
      "Du warst das?", fragte er wiehernd. "Ich habe mir vier Tage lang beschwerden angehört und haltlose Anschuldigungen seinerseits. Hab sie alle abgetan, weil ich dachte, so langsam knallt er wirklich durch! Wirklich ganz hevorragend."
      Sylvar nickte anschließend zu ihrer Bemerkung und verlor das Lachen, als er Andvari ansah. Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf sein Gesicht und er seufzte.
      "Viola hat Recht", murmelte er. "Du bist nicht allein, aber es wäre genauso gelogen, wenn ich dir sagte, dass ein KRieg ohne Opfer möglich ist. Die Welt befindet sich im Wandel, Andvari. Bereits seit dem ersten Auftauchen der Lichtrufer hätte das Volk der Elfen einen friedvollen Weg gehen müssen. Aber wir mutierten diese wunderbare KRaft in einen KRieg. Wir überfielen die Zwerge, die Waldelfen und die anderen Rassen und nun auch die Menschen..."
      "Ich habe ZWeifel", gab Andvari zu. "Sieben Schwerter werden sich erneut erheben und für mich kämpfen. Wie das letzte MAl. Ich habe Angst, dass wir erneut fallen und erneut Elfen, Menschen, ZWerge und weitere in einen unverdienten, grausigen Tod entsenden. Mein Vater wird nicht kampflos fallen, das stimmt. Aber mein Verstand sucht nach einer anderen Möglichekit."
      "Und welche?", fragte Sylvar und klang grantig. "Willst du weglaufen?"
      Andvaris Gesicht zeigte an, dass das eine Möglichkeit des Gedankens war.
      "Und was hättest du davon? Denkst du, dein Vater macht Halt bei den Menschen? Wenn das Land der Menschen erobert ist, werden Faolan und Lysanthir weiter machen. Sie werden weiter morden und dieses Dorf hier wird nur eines von den vielen sein, die sie unter sich begraben..."

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    • Viola


      Die Stimme des Magiers gewann mit jedem verstreichenden Augenblick an Härte.
      Violas Hand wanderte über seinen Arm entlang bis sie ihre Finger in einer vertrauten Geste um seine schloss. Tröstlich drückte sie seine Finger. Wortlos gab sie Andvari zu verstehen, dass sie an seiner Seite war. Der Blick ruhte auf Sylvar, der ebenso wie ihr selbst Stunden zuvor, nun seinem Bruder den Spiegel vorhielt.
      Der beinahe harsche Tonfall ließ Viola dieses Mal allerdings nicht zusammen zucken. Die Wahrheit war häufig unbequem und verleitete oft dazu, sich im Stillen vor ihr zuverstecken. Aber die Heilerin bezweifelte, dass es auch nur einen Ort auf diesem Kontinent hab, an dem die Söhne König Oberons ihren unliebsamen Halbbruder nicht finden würden. Keiner der grausamen Prinzen war gewillt ein Risiko einzugehen und so lange noch das Blut der Lichtrufer mit Leben erfüllt war, würde die Hetzjagd nach diesem Auftakt kein Ende nehmen.
      Die Dankbarkeit, dass Sylvar auf der Seite seines Halbbruders war, erfüllte die junge Frau mit einer grenzenlosen Dankbarkeit.
      Ohne den Erzmagier wäre keiner von ihnen beiden heute hier. Andvari wäre im Verließ unter dem Palast seines Vaters in einer modrigen und stinkenden Zelle verrottet. Wahrscheinlich hätte Viola dieses Schicksal geteilt, doch sie bezweifelte, dass die Elfen sie dafür lange genug am Leben gelassen hätten.
      "Andvari...", versuchte die Heilerin leise und drückte erneut seine Finger, um die Aufmerksamkeit des Elfen zu bekommen. "Wir haben alle Angst. Sylvar, ich. Die blanke Vorstellung irgendwann zurück nach Tirion zu reisen, jagt mir eine wahnsinnige Angst ein. Der Gedanke an ein Wiedersehen mit Lysanthir und das er dieses Mal sicherstellt, dass seine Männer mich in der Erde verscharren, schnürt mir dir Luft ab. Ich habe nicht vor so mein Leben zu verlieren. Aber ein Leben auf der Flucht, Andvari, ist kein Leben. Das hier ist kein Leben. Willst du bis an dein Lebensende immer über die Schulter sehen müssen? Früher oder später nehmen Lysanthir und Faolan unsere Fährte auf. Sie werden dich nie in Frieden ziehen lassen."
      Selbstverständlich schloss Viola sich in diesen Gedanken mit ein. Für sie Bestand kein Zweifel, dass egal welche Wahl der Elf vor ihr traf, sie ihn begleiten würde so lange sie die Kraft dazu hatte. Ein Leben auf der Flucht bedeutete, dass er sie in ferner Zukunft zurück lassen musste. Die Zeit würde die Heilerin nicht verschonen.
      "Das Volk der Elfen, dein Volk, verdient einen König, der seine Augen nicht verschließt und mit Gleichgültigkeit herrscht. Sylvar hat Recht. Es wird nie aufhören, wenn wir es nicht beenden. Ich wünsche mir, dass Helenas Kinder in einer Welt aufwachsen, in der sie die Schatten nicht fürchten müssen. Du hättest das auch für Lyra und für Feanore gewollt.", flüsterte sie die letzten Worte und schloss die Augen.
      Sie sprach den Tod seiner Familie nicht leichtfertig oder aus Böswilligkeit aus. Auch nicht, um ihn zu manipulieren. Es war ein trauriger Fakt. Viola wünschte sich dieses friedliche Leben auch für ihren Bruder, der die Chance nicht mehr hatte, und für ihre eigene Familie, sollte ihr dieses Leben je vergönnt sein.
      "Für welchen Weg du dich schließlich entscheidest...", sprach sie und schlug die Augen."...ändert nichts an meinen Gefühlen. Ich werde dich deshalb nicht einem anderen Licht sehen, aber könntest du damit Leben allem den Rücken zuzukehren? Was ist Farryn und Eyrik, die gerade ihr Leben riskieren, um dir zu helfen?"
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    • Andvari

      Es war schwer, all die guten Argumente, die Viola un Sylvar anbrachten, überhören zu wollen. Auch wenn sein ganzer Körper ihm dazu riet. Schweigsam lauschte er ihren Worten und sah dabei jedoch nur Viola an, als sei ihr Blick das einzgie Heil in einer finsteren Nacht. Und während der Wind das Feuer anblies und Sylvar die hasen fertig drapierte, seufzte der weißhaarige Elf und ließ den Kopf sinken. Erst bei der Erwähnung seiner toten Familie zuckte er zusammen und erhob sich wieder.
      Sie hatte Recht.
      Sie hatten beide Recht. Er wollte keine Welt, in der man um sein Leben fürchten musste, wenn man vor die Tür ging. Er wollte eine Welt, in der alle Völker miteinander die Schönheit der Welt auskosten konnten und in Frieden lebten. Und auch als Viola von ihrer Angst vor Tirion und seinen BRüdern berichtete, freimütig wie sie war und Sylvar, der sein Leben aufgegeben hatte. Farryn und Eyrik, die die Schwerter versammelten...All das war der Grund, dass er schwach nickte und seufzte.
      "Ihr habt Recht", murmelte er. "Nein, ich könnte dem nicht meinen Rücken zukehren. Es ist genug gemordet und gepeinigt worden. Es reicht. Ich wünsche mir, dass wir eine Welt kreieren, in der alle Kinder glücklich und zufrieden aufwachsen können. Und keiner fürchten muss, von einem anderen getötet zu werden. Oder für eine Familie zu sterben..."
      er nahm ihre Hand und hauchte lächelnd einen Kuss darauf.
      "danke", flüsterte er.
      Sylvar indes prustete und sah sie ihn mit gespitzten Lippen an.
      "Was? Kriege ich keinen Kuss von dir?"
      Andvari verzog angewidert das Gesicht und schüttelte sich.
      "Nicht in 100 Jahren du perverser Rotzklumpen!"

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    • Viola


      Die Familie Andvari's mit ins Spiel zu bringen, hinterließ einen bitteren Beigeschmack.
      Unbewusst zuckte auch Viola ein klein wenig zusammen, als ein Ruck durch den Elfen ging. Viola hatte mit einem aufkeimenden Widerstand gerechnet, bei der Erwähnung seiner verstorbenen Liebsten, und vielleicht sogar eine Zurechtweisung. Dennoch, der Blick, der nun ihrem begenete, war klar und es blitzte die vertraute Stärke in den goldenen Augen auf. Ein sanftes Lächeln glitt über ihre Gesichtszüge und kämpfte sich bis in ihre Augen, als Andvari sich herabbeugte und einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte.
      Die freie Hand fand ihren Weg an seine Wange, wo sie liebevoll mit den Fingerspitzen einen vergessenen Fleck Staub und Erde unter seinem linken Auge fort wischte. Ihr Daumen wanderte unter seinem Auge entlang und sich nickte zuversichtlich.
      "Jeder darf von Zeit zu Zeit an sich und der Welt zweifeln. Zum Glück hast du uns...", lächelte Viola.
      Schließlich warf sie einen Bilck zu Sylvar, dem bereits der Schabernack ins Gesicht geschrieben stand. Bei dem Anblick des Erzmagiers neigte Viola das Kinn und verbarg das breite Grinsen an ihrer Schulter. Die Ablenkung von den trübseligen Gedanken hatte definitiv die gewünschte Wirkung nicht verfehlt. Die junge Frau erhob sich von der morschen Sitzgelegenheit und löste die verschlungenen Hände voneinander. Stattdessen umrahmte Viola mit beiden Händen zärtlich das Gesicht des weihaarigen Elfen dass dieser angewidert verzogen hatte, und stahl einen Kuss von seinen Lippen. Kurz fuhr sie mit gespreizten Fingern durch das weiße Haar, ehe sie sich mit einem Lächeln von ihm löste.
      Demostrativ hielt Viola ihre Hände ein wenig höher und sah mit schief gelegtem Kopf zu Sylvar. Ein freches Blitzen trat in die grünen Augen. Die Hände waren immernoch dort, wo der Erzmagier sie im Blick hatte.
      Kurzentschlossen umrundete sie den alten Esstsich und kam mit einer unheilverkündenen Miene auf den Elfenzauberer zu. Herausfordernd hob sie die Augenbrauen in die Höhe, ehe sie sich geschwind an sein Gesicht neigte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte bevor er protestieren konnte.
      "Ein Trostpflaster, Herr Magier...", lachte sie und wirbelte herum, um erneut in der beengten Kochnische in den verstaubten Regalen zu kramen. Tatsächlich fand sie Überbleibsel von Geschirr, auch wenn sie vermutlich mit den Fingern essen würden. Besteck war sowieso keines auffindbar. Viola wischte den den Staub von den alten Holztellern, die erstaunlicherweise noch recht brauchbar aussahen und stellte das einfache Geschirr auf den Tisch. Dann wandte sich Viola wieder an den Lichtrufer.
      "Ein Sache frage ich mich schon die ganze Zeit über.", begann sie und stützte sich mit beiden Handflächen auf dem Tisch ab. "Was ist mit Vaeril passiert? Und wie konnte er überhaupt so nah an dich herankommen? Die Schwerter steckten in deiner Brust Andvari. Er muss dich frontal angegriffen haben. Das war kein Hinterhalt."


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    • Andvari / Sylvar

      Erfreut juchzte der Erzmagier auf, als Viola ihm einen Kuss auf die Wange setzte. Andvari schien noch in einer Art Schockstarre gefangen zu sein, da er den Kuss nicht erwartet hatte und die plötzliche Zärtlichkeit ihn daran erinnerte, wie vergänglich das hier alles war. Ein ungeahnter Hunger überfiel ihn, den er alsbald versuchte niederzukämpfen, während Sylvar breit grinste.
      "Na da hast du einen Volltreffer gelandet", murmelte er und drehte die Hasen über dem Feuer, das knuspernd an dem Fett der Tiere genährt wurde. "Der zukünfitge König ist von einem KUss noch im Reich der Träume."
      Als sie die Teller auf den Tisch platziert hatte und ihre Frage stellte, horchte auch der Erzmagier auf und legte den Kopf schief. Eine interessante Frage, ohne Wenn und Aber. Andvari war nicht der Typ Kämpfer, der einen anderen nahe an sich herankommen ließ. Er hatte zwar einen leichten Verdacht, aber...
      Andvari erwachte aus seiner Starre und sah sie an. Den Blick merkwürdig entrückt und gleichsam gefestigt.
      "Ich habe ihn herankommen lassen", gab er schließlich zu und kratzte sich an der Nase. "Ehe ihr euch aufregt: Vaeril ist kein Kämpfer, dem man mit simplen Angriffen beikommen kann. Verfällt er in seinen Schattenmodus, ist er beinahe nicht greifbar und kann nur unter großer Anstrengung gebändigt werden. Zwingt man ihn jedoch zum Angriff, muss er sich materialisieren und wird dadurch körperlich. Und das war meine Chance..."

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    • Das Gesicht der Heilerin spiegelte nichts außer Neutralität wieder.
      Mit jeder gesprochenen Silbe gruben sich die nachdenklichen Linien tiefer in ihre Stirn und zwischen ihre zusammen gezogenen Augenbrauen. Der entrückte Blick gab Viola ein Rätsel auf. Dabei verstärkte er gleichzeitig das Gefühl, dass Andvari nicht jedes Detail dieser lebensbedrohlichen Begegnung Preis gab. Die Fingerspitzen trommelten auf dem alten, spröden Holz des Esstisches.
      Viola schwieg wieder für weitere quälende Augenblicke, als würde sie über den Wahrheitsgehalt seiner Worte nachdenken. Andvari hatte sie nie aus Böswilligkeit belogen, aber aus Sorge sie zu verletzen Wichtiges verschwiegen. Die Begründung des Elfen mochte durchaus Sinn ergeben, aber Viola hatte den furchtbaren und erschreckenden Anblick noch nicht vergessen. Ein Lächeln und das Herumalbern war eine willkommene Ablenkung, aber es machte nichts ungeschehen.
      Suchend glitt ihr Blick über das Antlitz ihres Gefährten, der sie einen kurzen Augenblick zuvor mit einem vertrauten Hunger in den bernsteinfarbenen Augen angesehen hatte.
      "Du weißt, dass du hättest sterben können? Die Klingen durchstießen deine Lungen, du wärst beinahe an deinem eigenen Blut erstickt. Keiner von uns beiden, weder Sylvar noch ich, hätten etwas dagegen tun können. Dass du lebst, ist pures Glück. Es war gefährlich und leichtsinnig. Und da ist etwas, dass du mir nicht sagen willst", murmelte sie und ballte die Hände auf der Tischplatte zu losen Fäusten, während ihre Stimme nichts als Ruhe ausstrahlte. Sie wollte nicht streiten, nichts lag ihr ferner.
      Viola lauschte in das alte Bauernhaus hinein, dass einst ihr Zuhause gewesen war. Der Geruch von Feuer und Rauch vertraute Begleiter in den letzten Jahren.
      Fragen über Fragen brannten ihr unter den Nägeln. Eine von ihnen drängte sich ungebremst in den Vordergrund.
      "Ist er tot?", brach ihre Stimme die selbst erzeugte Stille.
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    • Elfen

      Andvari blickte schuldbewusst zu Boden, während Viola ihre Meinung kundtat. Sicherlich hatte sie Recht, aber auch sie würde mit der Zeit feststellen, dass es Feinde gab, denen nur so beizukommen war. Mit eben offensiver Härte und Aggression. Und Vaeril war kein einfacher Gegner, den er übermannen konnte.
      "Sie hat Recht, weißt du?", fragte Slyvar und drehte die Hasen erneut. "Sicherlich ist diese Methode greifbar, aber es hat nicht viel gefehlt, Andvari."
      Der Weißhaarige nickte und sah sie beide abwechseldn an, ehe er seufzend Viola fokussierte und das Heil in ihrem Blick suchte.
      "Ich verstehe, dass ihr euch Sorgen gemacht habt", murmelte er. "Und ja, es war leichtsinnig und knapp, aber ich wusste mir nicht zu helfen. Wir mussten fort, die Raben waren auf dem Weg, du warst inmitten des Kriegsschauplatzes und ich...Ich konnte kaum etwas tun egegen diese Schattenwesen. Also war es der einzige Plan, der uns blieb."
      Schließlich griff er nach ihren Händen und hielt sie fest, ehe er leicht den Kopf senkte.
      "Nein", murmelte Andvari. "Ich nahm ihm vielleicht einen Arm, aber er lebt noch. Und ich weiß nicht, was du meinst, wenn du sagst, ich sage dir etwas nicht. Frage mich und ich antworte. Aber ich weiß nicht, was ich verheimlichen sollte."

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    • Der Wunsch den Blick zu senken und dem intensiven Fokus der Bernsteine zu entfliehen, übermannte Viola beinahe.
      Das Gefühl Andvari leblos in den Armen zu halten, war ihr bereits erschreckend vertraut. Erst Telerin hatte der Heilerin wirklich gezeigt, wie spielend leicht es war, sein Leben auf dieser Reise zu verlieren. Andvari, Sylvar, selbst Farryn und Eyrik, die sie kaum kannte und bereits ins Herz geschlossen hatten. Jeden Einzelnen auf ihre eigene Art und Weise. Je länger sie diesen Weg beschritt, umso mehr gab es zu verlieren. Aber sie beschloss, dass es die Angst und den Schmerz wert war.
      Ein gedehntes Seufzen erfüllte den Raum zwischen ihnen.
      "Das habe ich befürchtet." Vaeril war kein leicht zu besiegender Gegner und hatte nun einen weiteren Grund seine persönliche Rache auf Andvari zu erweitern. Eines Auges und nun auch eines Armes beraubt, musste der Schattenläufer vor Zorn kochen und Galle spucken.
      "Vaeril hat das fragwürdige Talent mit Worten jede Menge Schaden anzurichten. Er ist manipulativ und herzlos. Ich hatte angenommen er hätte etwas gesagt, was dich unvorsichtig werden ließ. Lass ihn einfach nicht in deinen Kopf. Was immer er dir gesagt hat, ist eine Lüge. Als du nicht aufgetaucht bist, wollte er mir eintrichtern, du hättest mich zurück gelassen."
      Langsam verließ sie ihre gebeugte Haltung über dem Tisch und trat an die Seite des sitzenden Elfen. Sachte lehnte sie ihren Kopf an seinen.
      "Versprich mir nur in Zukunft auf weniger risikoreiche Weise unsere Leben zu retten...", flüsterte sie und drückte seine Finger. Es war ein unmögliches Versprechen, nicht fair und leicht zu brechen.
      Endlich verlor sich ihre versteinerte Miene in einem sanften Heben ihrer Mundwinkel und sie ließ die Wärme seiner Hände, die ihre fest umschlangen, durch ihre Arme herauf und ihren ganzen Körper wandern. Ein vertrautes Kribbeln breitete sich über ihre Fingerspitzen aus, als die geschwächte Aura ihrer eigenen Magie einen kläglichen Puls abgab. Das Lächeln wurde breiter.
      Die Wange noch auf dem weißen Haarschopf gebettet, sah sie zu Sylvar herüber.
      "Was sagt der Meisterkoch?", schmunzelte sie, ehe ihr Magen mürrisch knurrte. "Ich könnte einen Bissen vertragen."
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    • Andvari

      für einen Moment lang blickte der weißhaarige Elf in ihre Augen und sah anschließend selbst zu Boden und seufzte.
      „Manipulativ war er leider schon immer“, murmelte er und schüttelte den Kopf. „Ähnlichkeit.“
      Das Wort hallte wie eine Drohung in dem kleinen dachlosen Unterschlupf wider. Pfeifend entledigte sich der Wind sämtlicher Umgebungsgeräusche, während nur noch das Prickeln und Zischen des Fetts über dem Feuer zu hören war. Selbst der Erzmagier hielt sich vornehm zurück, während er den Hasen wendete und wendete. Bald waren sie durch und konnten gegessen werden.
      „Er sprach von Ähnlichkeit“, sagte Andvari. „Deiner Ähnlichkeit zu Fea und wie verblüffend sie wäre. Und von Mitleid und derlei Dingen. Ich gebe zu, dass es mich ein wenig wütend machte, aber eine Manipulation hat er nicht ausreichend geschafft. Aber ich verspreche dir, dass ich mir alle Mühe geben werde.“
      Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen, ehe er sich in die sorgsame Umarmung seiner Liebsten begab und die Wärme genoß, die von ihrem zierlichen Leib ausging. Sie wirkte zerbrechliuch aber zumindest war die Schwere aus ihrem Gemüt gewichen.
      „Gerade fertig!“, rief Sylvar und hob die Hasen von den Stäben, um sie dampfend vor dem Feuer bereits zu zerteilen. „Können gegessen werden!“

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    • Der Schattenläufer besaß die Eigenschaft die verwundbarsten Punkte zu seinem Vorteil auszuspielen.
      Auch bei Andvari hatte er auf ein leichtes Spiel gehofft und war dabei auf Granit gestoßen. Viola musste sich zu ihrer Schande eingestehen, dass sie den Worten von Vaeril für den Bruchteil einer Sekunde sogar geglaubt hatte. Angst und Unsicherheit waren eine gefährliche Mischung. Ob wirklich eine Ähnlichkeit bestand, vermochte die Heilerin nicht zu beurteilen. Allerdings war sie im Delirium schon bei dem Namen seiner verstorbenen Liebsten genannt worden. Ein Funken Wahrheit steckte also in dieser kühnen Behauptung des Schattenläufern.
      "Ob Vaeril damit Recht hat oder nicht spielt keine Rolle. Für mich ist es nicht wichtig. Nicht mehr", sagte Viola. "Ich würde lügen, wenn ich dir sagte, ich hätte nie über darüber nachgedacht. Aber du warst nicht bei klarem Bewusstsein, als du mich angesehen und mich mit ihrem Namen angesprochen hast. Also glaube ich daran, dass ich mir um die spitzen Bemerkungen dieses Mistkerls keine Sorgen machen muss."
      Lächelnd hauchte sie einen Kuss auf seinen Scheitel und spürte das vertraute Gefühl seines Körper, der sich bereitwillig in ihre Arme begab, die sie locker um seine breiten Schultern legte.
      Ein paar kostbare Augenblicke genoss Viola die kurze Zweisamkeit und versuchte sich daran zu erinnern, ob sie jemals zuvor diesen ungebändigten Drang verspürte hatte, die Nähe einer anderen Person ständig spüren zu wollen. Leicht verzog sie das Gesicht an seinem Haupt. Viola fragte sich im Stillen, ob es dem Elf von Zeit zu Zeit schon zu viel des Guten war. Aber bisher hatte er sie stets gewährend lassen.
      Der Erzmagier riss sie aus ihren Gedanken und sie hob mit einem Grinsen den Kopf.
      "Perfekt! Ich verhungere...", verkündete Viola lachend und schickte sich an, Sylvar mit den Kaninchen zu helfen. Es war eine schlichte Mahlzeit, aber das magere Fleisch fiel wunderbar vom Knochen. Zumindest war es nicht zäh geworden. Auf einem zusätzlichen Teller sammelte Viola mit der Hilfe des Magiers ihr Abendessen und kehrte damit an den Tisch zurück, um den Teller samt dampfenden Inhalt in der Mitte der Tischplatte zu platzieren.
      Sie ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken und bedeutete Sylvar sich ebenfalls zu setzen.
      "Besser als Henriettas Eintopf, findet ihr nicht?", grinste sie.
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    • Die Elfen

      Sylvar brauchte eine Weile bis er sich erhoben und dem Tisch zugegangen zu sein. Andvari genoß die letzten Momente ihrer Zweisamkeit, in dem er seine Hand um ihre Nahe Hüfte schlang und sie an sich drückte. Es brauchte nicht lange, da stand das Essen einem Festmale gleich auf dem staubigen Tisch und grinsend blickten die Elfen auf es hinab.
      "Zugegeben", stimmte Andvari ihr zu.
      "Die Latte hängt tief", murmelte Sylvar, tat sich aber gierig von dem Essen auf, während Andvari Violas Teller füllte und ihr zuschob, ehe er selbst einen Teller für sich füllte. Das Fleisch dampfte herrlich und duftete beinahe neutral, da sie keine Gewürze hatten, aber zumindest füllte es die Mägen.
      Genüsslich aßen sie und stopften sich die Fleischstücke in den Mund als hatten sie niemals Essen gelernt. Zwischenzeitlich blickte der Erzmagier auf udn sah Andvari an.
      "Weißt du...", murmelte er zwischen zwei Bissen. "Viola sieht ihr wirklich ein wenig ähnlich..."
      Eine Bemerkung die normalerweise für genügend Zunder gesorgt hätte um ein Feuer zu entfachen. Doch dieses Mal aß Andvari einen Bissen und sah Viola kurz sanft an, ehe er Sylvar ansah.
      "Das mag sein", murmelte er. "Aber Viola ist Viola. Und Fea ist Fea. Was Vaeril behauptet hat, entspricht nicht einmal ansatzweise der Wahrheit."
      "Das habe ich auch nicht gesagt", murmelte Sylvar.
      "Lasst uns Vaerils Abscheulichkeiten für einen Moment vergessen", sagte Andvari lächelnd. "Beim nächsten Mal wird er seiner gerechten strafe zugeführt und damit wird das lästige Thema endlich sein Ende finden..."

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    • Mit einem belustigten Grinsen beobachtete Viola, wie die Elfen gierig Bissen um Bissen verschlangen.
      Der Anblick erweckte den Eindruck, als hätten die Männer seit Tagen keine vernünftige Mahlzeit mehr eingenommen. Aber auch Viola spürte den nagenden Hunger, was sicherlich nicht erstaunlich war. Der freimütige Einsatz großer Mengen von Magie hatte die Energiereserven ihres Körpers aufgezehrt. Schlaf allein würde keinen von ihnen auf den Beinen halten. Da Tischmanieren an Verschwendung grenzten, begann auch die Heilerin wenig damenhaft ihren Anteil des Kaninchenbratens zu essen. Obwohl das Fleisch durch den Mangel an Gewürzen und Kräuter eher fad schmeckte, grummelte ihr Magen dankbar über die feste Nahrung. Erst während des Essens wurde ihr bewusst, wie hungrig sie tatsächlich war.
      Bei der vorsichtigen Bemerkung des Magiers hielt sie mitten in der Bewegung inne, wobei sie gerade dabei gewesen war sich ein weiteres Fleischstück einzuverleiben. Ihre Hand sank zurück zum Teller, während ihr Blick auf Sylvar haftete. Der Erzmagier tat seine Meinung nicht grundlos kund und während die Heilerin den nächsten Bissen bedächtig und langsamer als zuvor kaute, wanderte ihr Blick zwischen den Brüder hin und her.
      Grob wischte sie sich eine Hand an ihrer Schürze ab und legte diese in einer beschwichtigenden Geste auf Andvaris Knie. Sie konnte nachvollziehen, warum ihn das Thema grämte.
      "Wir wissen jetzt wozu Vaeril ohne jegliche Skrupel bereit ist. Wer seine eigenen Gefolgsleute auf diese grausame Art opfert, verdient es nicht zu führen. Sternenlicht scheint seinen Schattenbestien großen Schaden zuzufügen." Viola erinnerte sich an die Worte des Magiers. "Das erklärt warum der Schild von Dandelost ihnen Probleme bereitet hat. Du hast gesagt, in der Klinge wurde Sternenlicht verarbeitet. Aber dieses Mal", sie kicherte sanft. "...stimmte ich Andvari zu. Ich hatte genug von Vaeril für einen Tag."
      Es war keine Beunruhigung in ihrem Blick, kein Unwohlsein in ihrer Haltung, als sie nachdenklich den Kopf schief legte und Sylvar mit fragenden Augen ansah. Seine Bemerkung über ihre Ähnlichkeit zu Fae ließ die Zahnräder in ihrem Kopf unaufhörlich rattern.
      "Woran denkst du?", fragte sie frei heraus.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Sylvar nickte kauend und wischte sich den Mund mit dem Ärmel seines MAntels ab.
      Der Wind war bereits halb vergessen und auch die eisige Nacht die noch immer über sie hereinbrach.
      "Das ist wahr", murmelte er. "Licht und Schatten sind konträre Elemente, wie du weißt. Was dem Schatten dient, schadet dem Licht und umgekehrt. DAs Problem bei Sternenlicht jedoch ist, dass es schwer kontrollierbar ist. Dandelion war ein Meister, wenn er es schmieden konnte."
      Andvari nickte bereitwillig. NAch ihrer Frage blickte er Sylvar ebenfalls an, wartend auf die Zahnräder, die der alte MAnn in bewegung setzte.
      "Ich denke nichts", sagte er grinsend."Ich sage nur, dass sie Fea sehr ähnlich ist. Feanore hatte ebenfalls flammendrotes Haar, beispielsweise. Es war ungewöhnlich für Elfen und sie wurde ähnlich verstoßen wie Andvari mit seinen weißen Haaren. Vermutlich passten Sie deshalb gut zusammen..."
      "Das Mädchen, das mit Steinen sprach...", murmelte er vor sich hin und lächelte schwach. "So nannte ich sie. Sie sprach mit der Natur, mit den Steinen, den Böumen und Sträuchern. Sie liebte die Natur und alles was darin wuchs. Auch wenn sie nicht so bewandert war wie du, hatte sie eine eigenartige Art an sich. Und sie nannte mich den Jungen, der die Schatten sammelt..."
      Sylvar nickte.
      "Weil ich immer im Schatten vesteckte. Ich wollte nicht, dass Jemand sah, wie ich meine Kräfte nutzte. Also gab sie mir einen ähnlichen Spitznamen, weil es sie es glaube ich lustig fand. Aber damit war auch alles gesagt. Mehr Ähnlichkeit gibt es Gott sei Dank nicht", sagte Andvari und schob den TEller von sich. Er hatte kaum etwas übrig gelassen, doch wollte sich nicht voll essen. Einer musste Wache halten.
      "Naja...außer der Sturheit, der Willenskraft und der Wut, wenn du Mist baust", kicherte Sylvar.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Über die Schlussworte des Erzmagiers musste Viola schmunzeln.
      Offensichtlich hatte das Mädchen mit dem Flammenhaar, die den Worten des Elfen nach mit Natur um sie herum tief verbunden gewesen war, ein ähnliches Temperament besessen. Fae schien kein einfach Leben geführt zu haben, bis sie Andvari traf. Die Geschichte rührte Viola und weckte gleichzeitig eine unterschwellige Wut über seine Welt, die keinen von ihnen je erlaubt hatte in Frieden zu leben. Oder zu lieben. Das Mädchen, das mit Steinen sprach und der Junge, der die Schatten sammelte.
      Vor einer Weile noch hatte der Gedanke an Fae etwas Einschüchterndes. Das Gefühl in die sprichwörtlich großen Fußstapfen zu treten, hatte wie ein Schatten über ihr geschwebt. Alles was jetzt blieb, war ein ehrliches Lächeln und ein verständnisvolles Funkeln in ihren grünen Augen.
      "Klingt nach einer beindruckenden Frau...", erwiderte sie mit schlichten Worten aber deshalb nicht weniger ernst gemeint. "Das Mädchen, das mit Steinen sprach und der Junge, der die Schatten sammelte. Das hätte meiner Mutter gefallen."
      Die resolute Frau mit den widerspenstigen braunen Locken, die rote Mähne stammte aus der Linie der de Clairmonts, hätte ihre helle Freude daran gehabt die beiden Brüder der Nase lang in Verlegenheit zu bringen. Sie war eine gute Frau gewesen und hatte nicht mit dem Finger auf andere gezeigt. Vieles hätte vielleicht anders sein können.
      Viola aß die letzten Bissen von ihrem Teller und schob diesen ebenfalls ein wenig von sich, um die Ellbogen auf dem Tisch abzustützen.
      Kurz blickte sie hinauf in das löchrige Dach und hoffte dass ihnen zumindest ein ungemütlicher Schneeregen erspart blieb. Die Ruine, die einst ein gemütliches Bauernhaus gewesen war, war wirklich nicht mehr zu retten. In diesen vier Wänden würde nie wieder jemand leben. Das Dorf würde ein Mahnmal werden. Eines von vielen im Niemandsland.
      Die junge Frau ging zu dem Eimer mit eiskalten Wasser aus dem Bach und wusch sich die Hände, die sie fahrig an ihrer Schürze trocknete.
      "Wir sollten uns als Nachtlager eine Stelle mit möglichst wenig Löchern im Dach aussuchen.", lachte sie verhalten und ärgerte sich ein wenig darüber, dass ihr kein anderer, nützlicher Ort eingefallen war. Der Wind pfiff durch das Gebälk, nahm aber ab je weiter die Nacht fortschritt. Wenn sie Glück hatten, würde sie ein sonniger Morgen erwarten.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Die Elfen

      Andvari musste grinsen, als sie ihre Erwiderung preisgab. Zunächst hatte er ein schlechtes Gewissen, dass über Feanore erzählt wurde. Sie war die erste Liebe seines Lebens und leider auch der Grund, weshalb er sehr lange nicht mehr wirklich mit den anderen Völkern etwas zu tun haben wollte.
      "Sie war beeindruckend", murmelte er versonnen, sah sie aber mit klarem Blick an. "Aber du bist es genauso. Manchmal glaubt man, dass man sich mit anderen vergleichen muss. Doch bitte tu das nicht. Ihr zwei seit euch ähnlich, aber nicht in allem. Und das ist gut so!"
      Für einen Moment hielt er inne um sie anzusehen, als sie von ihrer Mutter sprach. Wenn er ehrlich war, hatte er sie noch nie nach ihrer Familie recht befragt. Immerhin machten die Klamotten die sie gefunden hatten, den Eindruck, als waren sie einst Edelleute. Und nachdem was sie erzählt hatte, bewahrheitete sie sich.
      Doch dies war ein Gespräch für später. Wenn er in ihr GEsicht sah, zeichnete sich dort die ersten Spuren der Erschöpfung eines langen Tages ab und bei ihm machte sich die Schwere der Schwäche breit. Er würde noch mindestens eine NAcht ruhen müssen.
      "Das ist wahr"; murmelte Andvari und sah sich bereits im hitneren Teil des Wohnraumes um.
      Dort war zumindest kein Guckloch für den Regen.
      "MAcht es euch bequem", muremlte Sylvar und wies auf den hinteren Teil. "Ich halte die erste Wache."
      "Gut", nickte Andvari. "Ich werde dich in sechs Stunden ablösen, wenn der Mond hoch steht."
      "Ja, ja...Schlaft. Ihr braucht die Ruhe mehr als ich. Lös mich ab, wenn du wach bist:"

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Die versonnene Miene Andvaris war ihr bei Weitem lieber, als die schwermütige Traurigkeit die den Elf ergriffen hatte, als sie das erste Mal in einem zerbrechlichen Augenblick nach der verstorbenen Liebsten gefragt hatte. Viola hatte damals nur geahnt, was hinter dem ihr fremden Namen verborgen lag.
      Während sie notdürftig ein paar der mottenzerfressenen Decken auf dem in einer trockenen und weniger zugigen Ecke auf dem Boden ausbreitete, warf sie einen Blick über die Schulter zurück. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie schüttelte sachte den Kopf.
      "Um bei der Wahrheit zu bleiben", setzte Viola an und strich unnötigerweise die Falten aus den Decken, die ihre besten Tage bereits hinter sich hatten. "Zu Beginn hat mich der Gedanke eingeschüchtert, dass es vor mir jemanden gab. Da war die Geschichte dieser wundervollen Frau und mir wurde in dem Augenblick klar, dass ich so gut wie nichts von dir wusste. Aber ich habe dir im Nachhinein nie unterstellt, jemand anderen in mir zu sehen. Feanore kann ich nicht ersetzen. Und ich will es auch nicht. Vaeril liegt falsch mit seiner Behauptung, ich glaube nicht eine Silbe die er von sich gibt. Ich bin ich. Und mehr muss ich nicht sein."
      Viola blickte in sein von Erschöpfung gezeichnetes Gesicht und nickte dankbar zu Sylvar, der die erste Wache übernehmen würde.
      Die Decken am Boden würden die Kälte aus dem Boden kaum dämpfen können, aber es war besser als nichts. Die gefütterten Wintermäntel mit dem wärmenden Pelzen würden sie schon vor den kalten Temperaturen schützen.
      Der Rotschopf verschräntke die Arme vor der Brust und blickte kurz von einem Elf zum anderen.
      "Theoretisch könnte ich auch eine Wache übernehmen.", bot sie an. "Meine Augen und Ohren sind vielleicht nicht so scharf wie eure, aber es reicht um Bewegungen im Dunkeln zu erkennen. Falls ihr Zwei mir das zutraut."
      Viola wollte helfen. In den vergangenen Tagen hatte sie sich immer auf Andvari oder Sylvar gestützt. Der Kampf in Telerin hatte ihr gezeigt, dass sie über sich hinaus wachsen konnte. Die Elfen mochten sie als zerbrechlich betrachten, aber sie hatte eindeutig bewiesen, dass sie viel zäher war, als ihr selbst bewusst gewesen war. Sie hatte auf Kriegsschauplätzen gedient, sie war keine feine Hofdame.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Die Elfen

      Andvari nickte ihr zu und lächelte.
      "Du musst nicht mehr sein. Du zu sein reicht völlig", sagte er und begab sich anschließend in die Schlafecke, sozusagen, um ihr dabei zuzusehen wie sie unnötigerweise Falten aus der Decke schlug, die keine mehr werfen konnte. Offenbar ging das alles doch nicht ganz spurlos an ihr vorbei aber er war dankbar, dass sie einmal darüber sprachen. Er hatte lange nicht mehr über Feanore nachgedacht und ein kurzes Gespräch darüber erschien ihm mehr als angebracht.
      Schweigsam ließ sich der Elf auf die Knie nieder, um eine der Decken in Beschlag zu nehmen. Der Boden war rau und kalt, aber die Jacke tat ihr übrigstes. Während er sich auf den Rücken legte und ide morsche Decke ansah, schien Viola noch nicht ganz zur Ruhe eingestellt.
      "Wissen wir, meine Liebe", sagte Sylvar und lächelte sie an. "Du kannst die letzte Wache haben. Die wird in den frühen Morgenstunden fällig. Du musst von uns allem am meisten ruhen udn tätest gut daran. Was sollen wir sonst ohne unserer Heilerin machen?"
      Andvari schmunzelte leicht und nickte.
      "Die letzte Wache ist gut", murmelte er. "Und jetzt komm und leg dich hin du Sturschädel! Es ist spät und wir müssen morgen weiterreisen. Es bringt nichts, müde zu sein. Und keiner kann dich tragen."
      glatt gelogen. Er würde sie überall hin tragen. Aber das musste sie nicht wissen.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • "Sturschädel? Das sagt der Richtige.", bemerkte Viola mit spielerischem Protest, gab sich aber letzten Endes geschlagen.
      Die Müdigkeit fraß sich tief in ihre Knochen. Und ein Wachdienst, auf dem sie nach Sekunden einschlief, half nun wirklich niemandem. Kopfschüttelnd über ihre seltsame, kleine Reisegemeinschaft drehte die junge Frau auf dem Absatz um und überließ Sylvar die erste Nachtwache. Ein verräterisches Gähnen bahnte sich den Weg über ihre Lippen, während sie sich neben Andvari auf dem spärlichen Lager niederließ und bereits die schmerzenden Gelenke spüren konnte, mit denen sie am Morgen erwachen würde. Dabei gab es wesentlich schlechtere Orte um zu nächtigen. Wenigstens war der hintere Teil des alten Bauernhauses trocken.
      Die anhaltende Kälte ließ Viola unwillkürlich zittern. Die Verlockung sich an die Seite ihres Gefährten zu schmiegen und etwas von seiner Körperwärme zu stehlen, war eine zu schöne Vorstellung. Kurz hauchte sie warmen Atem gegen ihre eiskalten Finger, das Wasser aus dem Bach hatte die Haut sichtlich abgekühlt.
      Viola suchte augenblicklich die Nähe des wärmenden Körpers und vergrub die kalte Nase zwischen Hals und Schulter des Elfen, wo sie unter der Winterkleidung und dem herrlich weichen Fellen einen winzigen Streifen Haus erreichen konnte. Selbst wenn sie gewollte hätte, die lockende Wärme war zu wunderbar. Ein Arm legte sich quer über seinen Oberkörper, ehe die Hand unter seinem Wintermantel verschwand um sie zwischen Innenfutter und Rippen zu wärmen.
      "Wehe niemand weckt mich...", grummelte sie an seinem Hals und sobald sie lag, die Augen halb geschlossen, spürte sie die schwere des Schlafes nach ihr greifen. Viola bezweifelte einen friedlichen Schlaf zu bekommen, nicht in diesem Haus, aber ein paar wenige Stunden halfen hoffentlich gegen ihre Erschöpfung. Aus dem Augenwinkel sah sie das Flackern des notdürftigen Feuers, das Kraut hielt die Flamme groß und die Wärme bereitete sich ein wenig weiter im Raum aus. Viola konnte es ganz sachte auf ihrem Gesicht spüren.
      Das Knistern und das sanfte Rauschen des Windes lullten die Heilerin langsam in den Schlaf, den ihr Körper zu dringend brauchte um seine Reserven neu aufzufüllen.

      Am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang...

      Die Felder vor den brüchigen Fenstern verhüllt von einem schweren, grauen Nebel, blickte Viola durch das verstaubte Glas hinaus auf die Äcker. Eine kleine Gruppe Feldhasen eilte über die wilden, wuchernden Pflanze. Die Ohren gespitzt, als würden sie nach dem fremden Jäger vom Abend zu vor Ausschau halten. An diesem Morgen erwartete sie jedoch keine Gefahr.
      Die Heilerin warf einen kurzen Blick zurück in den hinteren Teil ihres alten Heimes und beobachtete Andvari und Sylvar, die unter den dicken Umhängen beinahe verschwanden. Nur der weiße und blonde Haarschopf lugten hervor. Andvari hatte tatsächlich nicht vergessen sie zu wecken und so saß sie nun auf der breiten Fensterbank, die ihre Mutter so geliebt hatte und auf der sie immer Geschichten vorgelesen hatte, und sah dem Tag beim Aufwachen zu.
      Sie fühlte sich in der Tat erholt und spürte die verloren geglaubte Magie unter ihrer Haut pulsieren. Auch wenn der Schlaf von unruhiger Natur gewesen war. Sie war sich sicher, dass den Namen ihres Bruders im Schlaf geflüstert hatte. Zumindest erinnerte sie sich wage daran von dem Jungen mit den Sommersprossen geträumt zu haben. Selbst in ihrem Gesicht zeichnete sich das Gleichgewicht ab, das nun wieder in ihr herrschte. Die Blässe war nicht länger ungesund, es lag sogar ein zarter Rosaschimmer auf ihren Wangen. Viola fühlte sich lebendig. Lächelnd zog sie die Knie an den Körper lehnte die Stirn an das kühle Fensterglas.
      Wenn sie genau hinsah, konnte sie sich leicht vorstellen, wie ihr Vater über den kaputten Zaun kletterte und mit einer im Sonnenlicht blitzenden Sense zur alttäglichen Arbeit auf das Feld ging. Neben ihm Val, der um seine Beine herumsprang.
      Die ersten Sonnenstrahlen berührten ihr Gesicht und ließen die frostigen Eiskristalle auf Blättern und Gräsern wie Diamanten funkeln.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”