The Lesser Evil (Winterhauch & NicolasDarkwood)

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    • Andvari

      Der Elf lehnte ebenso am Karren, nur auf der anderen Seite ihres zweifelhaften Vergnügens miteinander. Denn während sie draußen war und ihre Freiheit genoss, wurde er gepfercht wie ein Tier und weder gefüttert noch gewässert. Jeder Ackergaul hatte ein leichteres Leben als er. Und das würde er diesem Girion nicht verzeihen.
      Doch die Information, dass er in Milan verhöhrt werden sollte, war ein Glücksfall. Er lächelte und ein raues, keuchendes und kurzes Lachen glitt über seine Lippen.
      "Soll er es versuchen...", murmelte er. "Eher ich beißen mir Arm ab...als ihm zu sagen..."
      Hinsichtlich der Kugel winkte er ab. "Es kostet nicht Kraft. Nehmt und wärmt...In Milan...Flieht...Löst Euch von Tross...Und flieht..."
      Er zog den Stoff der Wolldecke enger um seine Schultern und verfluchte den Umstand, dass er nicht einfach diese Ketten sprengen konnte. Es würde zu viel Aufsehen erregen und nahm seinen Kameraden die Möglichkeit, die beste Position für eine weitere Verfolgung auszukundschaften. So wie er Nuala kannte, musste sie ohnehin gezügelt werden. Diese ziellose Liebe seiner Person gegenüber war ihm unverständlich. Sicherlich war Nuala eine schöne Elfe, aber ihr Sinnen war gänzlich ein Anderes. Sie liebte ihn, weil er die Stärke war, die sie nicht hatte. Und das konnte nicht die Grundlage für eine gesunde Ehe sein.
      "ICh hätte...", bestätigte Andvari und nickte. "Ihr gut...Nicht töten, wenn nicht nötig...Deswegen flieht...Rennt und lauft weit weg..."
      Es würde eine letzte Warnung seinerseits sein. Sicherlich waren sie Feinde. Und sicherlich würde er auf dem Schlachtfeld nicht zögern, sie auch zu töten, wenn sie sich ihm entgegen stellte, aber jetzt war sie die einzige, die ihn ansatzweise wie einlebendes Wesen behandelte, so sehr es ihn auch quälte.
      Und das erforderte seinem Standard nach eine Gegenleistung.
      Und sei es nur eine zarte Warnung.
      "Was...", murmelte er und ging einer Vermutung nach. "Was Ihr sollt mit mir tun?"
      Es konnte nicht sein, dass sie eine Heilerin so häufig zu ihm sandten. Letztlich musste es mehr geben, was ihre Aufgabe war. Und er hatte so das Gefühl, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. Und das erste Mal fragte sich Andvari, ob er nicht derjenige war, der hereingelegt wurde?

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Die Warnung ließ keinen Platz für Zweifel. Bereits das zweite Mal erklangen die bedrohlichen Worte in ihren Ohren und dieses Mal war sich Viola sicher, dass es keine leeren Phrasen waren. Etwas würde am Handelsposten lauern. Etwas Gefährliches. Ein ungutes Gefühl grub sich tief in ihre Magengrube, wie die Last eines schweren Steines. Der Blick der grünen Augen glitt zu den flatternden Lücken in den Stoffbahnen, die sie vor dem eisigen Wind schützten. Durch das Schneegestöber war nicht zu erkennen, aber Viola wurde das üble Gefühl nicht los, dass sich die Augen des Feines auf den Tross gerichtete hatten. Der Atem stockte mit einem kaum merklichen, erstickten Laut in ihrer Brust. Unwillkürlich brachte sie die filigrane Lichtkugel näher, sie spürte den wärmenden Schein auf ihren Wangen, immernoch sicher verborgen vor den Blicken der anderen. Sie spendete ihr Trost und Wärme, etwas das sie gerne zurück gegeben hätte. Aber das war nicht möglich.
      Viola nahm sich die Warnung zu Herzen, aber sie würde nicht einfach davon laufen. Die Heilerin hatte eine Pflicht gegenüber ihrem Orden zu erfüllen. Wie die Ritter der Garde, hatte auch sie einen Eid geleistet. Und einen Eid konnte nich einfach gebrochen werden. Der Gedanke und seine letzte Frage brachten sie dazu, zum unzähligsten Mal an diesem Abend einen tiefen Seufzer auszustoßen Die Antwort würde ihm nicht gefallen. Ein falsches Wort und jegliche Verständnis füreinander, würde nachhaltig zersplittern wie das dünnste Kristallglas. Viola wandte den Kopf ein wenig zu Seite und erhaschte aus dem Augewinkel einen flüchtigen Blick in den Wagen, durch eine grobe Nische im Holz. Alles was sie sah, waren die langen Beine, ungelenk drappiert und viel zu lang für das schmale Gefängnis. "Der Kommandat hatt sich wohl erhofft, dass ihr in meiner Gegenwart sprecht. Er hat es nicht direkt gesagt, aber..." Müde schob sie das Haar aus ihrer Stirn und lehnte die Schläfe gegen das spröde Holz. Direkt auf der anderen Seite an der Duron lehnte. "Eine ungefährliche Heilerin und ihre tragische Geschichte."
      Die Lippen verzogen sich zu einer bitteren Linien. Sie hatte zuvor nicht gelogen und Viola würde jetzte nicht damit anfangen.
      "Ich habe ihm nie gesagt, worüber wir gesprochen haben. Aber er wird...ungeduldig." Was nett ausgedrückt war.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari

      Endlich...
      Andvari lächelte genüsslich, als Viola preisgab, was sie tun sollte.
      Also waren seine ganzen Vorsichten und Vermutungen (zu seinem versteckten Unmut) leider wahr gewesen. Auch diese junge Frau, die so viel auf sich geladen hatte und so vertrauensselig war, dass sie mit dem Feind konspirierte, war nichts weiter als ein Kerkermeister, der eine peinliche Befragung durchführte.
      Nur, dass sie ihn nicht folterte. Sie bestach ihn mit Freundlichkeit, Offenheit und einem nicht unansehnlichen Gesicht. Die Physionomie des menschlichen Körpers war derer des elfischen nicht unähnlich, sodass er lügen müsste, wenn er sie nicht als attraktiv betrachtete. Ganz objektiv gesagt, würde ihr Leib durchaus ein fantastisches Ertüchtigungsobjekt abgeben. Aber davon abgesehen, war sie nichts anderes als Jemand, der ihm Informationen entlocken wollte.
      Auch wenn sie ihm genügend dafür gab. Er spürte, dass seine Lichtkugel sich in der Nähe befand und an Höhe gewann. Hielt sie sie hoch? War doortnoch Jemand, der dies Gespräch hörte?
      Sein Gefühl sagte ihm, dass sie alleine waren. Erstaunlicherweise. Ließ dieser Girion ihr die Freiheiten oder erhoffte er sich dadurch Informationen?
      Bis Milan würde es noch einige Tage dauern, wenn er ihre Aussage recht im Kopf behalten hatte. Und diese Tage musste er am Leben bleiben. Heute bei Nacht, so wusste er, würde sich der Lichtball von Viola auflösen und als Lichtfäden gen Himmel steigen. Das Zeichen, dass diese bilden würde, sollte Lhoris und Nuala Befehl genug sein. Es musste in Milan geschehen. Und anschließend würde er die Leiber seiner Peiniger auf einen Pfahl auf der Prachtstraße stecken, ihr Blut trinken und auf ihren Gräbern tanzen. So war ihn das vermaledeite Gestirn holen sollte.
      Dennoch musste er sich bis dahin am Leben halten. Und das schaffte er nur mit dieser Heilerin.
      "Sagt ihm...Mein Name ist Duron...Und er hat den Ersten General der Streitmacht seiner Hoheit Oberon, des Königs unter den Sternen, festgesetzt...Sollte reichen..."
      Fürs erste, dachte er.

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    • Viola

      Eine Lüge. Es konnte nichts Anderes sein.
      Zu keiner Zeit hatte Duron mehr offenbart als notwendig und nun warf er der Heilerin seine Identität förmlich vor die Füße. Ohne Zweifel geschah dies nicht aus Mitleid oder Sorge um ihre Unversehrtheit. Der Gedanke war so absurd, dass Viola kurz den Atem anhielt. Ein wenig aufrechter sitzend, spähte sie in das verschneite Lager. Die Information würde Girion sicherlich milde stimmen, aber etwas störte sie. Das nagende Gefühl kopfüber in eine Falle zu tappen, breitete sich mit eisiger Kälte in ihrer Brust aus.
      Störrisch schüttelte Viola den Kopf, auch wenn der Elf es nicht sehen konnte. Es war nicht das erste Mal, dass der zweifelhafte Gedanke in ihrem Kopf herumgeisterte, einer Manipulation aufzusitzen. Das die junge Frau sich hatte blenden lassen von ihrer ungebührlichen Faszination zu Duron und seinen scheinbar mitfühlenden Gesten. Ein Gefühl, dass sie über die nächsten Tage unaufhörlich verfolgte. Geduldig wartete Viola bis der Elf auch noch ihren Becher geleert hatte, ehe sie das Utensil in ihrem Umhang verschwinden ließ. Der Schnee knirschte unter ihren schweren Stiefeln, als sie sich erhob. Die Kugel aus Licht immernoch dicht an ihrem Herzen.
      "Ich verstehe nicht, warum jetzt?" Unbeobachtet trat sie ein wenig um den Karren herum. Mit der freien Hand umfasste sie einen der kalten Eisenstäbe seines Gefängnisses. Das erste Mal seit sie an diesem Abend zu ihm gekommen war, konnte sie einen klaren Blick auf seine Gestalt werfen. Duron mochte unmenschliche Stärke besitzen, aber Girions Behandlung und die Heilung seiner Verletzungen zerrte ihn auf. Trotz allem konnte Viola die Sorge in ihrem Blick nicht verstecken.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari

      Schweigend nahm der Elf wiederum ihr kurzes Schweigen zur Kenntnis.
      Was denn, was denn?, dachte er und lächelte verhalten. Nimmst du den Köder nicht an, Menschenkind?
      Sicherlich musste dies viel an Information sein, aber sie hatte schon Recht. Wenn dieser grobschlächtige Idiot von Hauptmann ungeduldig wurde, würde er die Bewachung vielleicht intensivieren. Und noch mehr Beobachtung hielt er nicht mehr aus. Dann würde er wirklich nicht an sich halten können und diese verdammten Blutgeier hinrichten.
      Das Kräuterwasser schmeckte gut, aber irgendetwas stimmte nicht. Anvari vermochte nicht zu sagen, was es war, aber als ihre Hand an den Stäben auftauchte und kurz danach ihr gerötetes Gesicht zwischen zwei Streben erschien, beantwortete sie die Frage selbst.
      Misstrauen also…
      War sie also aufgewacht. Wie schade. Wenn er sich nicht herauswinden konnte, würde sie ihn vermutlich wirklich enttarnen und am Ende noch seine Flucht vereiteln.
      „Warum nicht…“, raunte er und sah sie offen an. „Identität ist…kein Geheimnis…Nehmt es als Dank für die…Pflege…“
      Er wies mit einer Hand auf den Becher unter ihrem Mantel. Vielleicht konnte sie dies glauben, versteckte sich doch scheinbar ein naives Mädchen unter der Fassade der kampferfahrenen Frau. Obgleich sie misstrauisch war, erregte seine ausgezehrte Gestalt wohl doch noch ein wenig Mitleid.
      „Ich frage ebenso…“, begann er nochmals und sah sie mit glühenden Augen an. „Warum helft Ihr? Warum Ihr sagt mir das alles?“
      Im Grunde waren selbst dies berechtigte Fragen, die er ihr stellte. Sie würde sie erneut nicht beantworten können oder wollen, aber vielleicht erkannte sie die Ironie des Ganzen. Er war hier der Gefangene und genauso dem Misstrauen auferlegen, dass sie ihn nur benutzte, um Informationen heraus zu kriegen.
      Zumal sie nun zwei wertvolle Informationen besaß. Seinen Rang bei der Armee und die Warnung, dass ein Angriff bevor steht. Andvari fragte sich, welche Information sie weitergeben würde.

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      The more you drag me to hell
    • Viola

      Ein ungläubiger Laut löste sich aus ihrer Kehle, das beinahe einem erstickten Lachen ähnelte. Wieder schüttelte die Heilerin den Kopf, wobei ihr ein paar der feuchten, roten Haare in die Stirn fielen. Von der Nässe des Schnees kräuselten sich die feinen Strähnen zu seichten Wellen. Die ganze Situation hatte sich in eine Sackgasse manövriert. Beide Seiten beäugten sich nun mit dem gebührenden Misstrauen, der von ihnen wohl erwartet wurde. Die kleine, unwirkliche Blase, in die sich Viola geflüchtet hatte mit dem naiven Glauben, sie könnte etwas bewirken, platzte. Die Heilerin schwieg eine ganze Weile, denn eine Antwort hatte sie noch immer nicht für ihn. Und selbst wenn, wäre sie nun vorsichtiger mit ihren Worten. Sie hatte in der Zeit, die sie mit Duron verbrachte, gerne bei Seite geschoben, was er war. Ein Kriegsgefangener, ein Feind. Viola sah ihm direkt in die gelb schimmernden Augen, während sich die Räder ihrer Gedanken unaufhörlich in ihrem Kopf drehten. Gerade als sie die Lippen öffnete und weiße Wölkchen in die kühle Luft entkamen, erklang eine harsche Stimme neben ihr. "Bist du wahnsinnig, komm weg da." Eine namenlose Wache, hatte Viola am Arm gepackt. Mit einem Klicken ihrer Zähne, schloss sie den Mund. Sie zerrte leicht an dem Griff. Grobian. Die Wache zog Viola davon, bevor sie überhaupt ihre Worte hätte sammeln können. Die Heilerin half ihm, weil sie sich einbildete etwas anderes in ihm zu sehen, als einen grausamen Feind. Weil sie es genossen hatte mit ihm zu sprechen und seiner rauen Stimme zu lauschen. Weil sie ein dummes Mädchen war, das seine Gesten und freundlichen Worte mit mehr Bedeutung bemessen hatte, als wirklich dahinter steckte. Am Ende Tages standen sie auf unterschiedlichen Seiten.

      Ein paar Tage später...
      Milan, Handelsposten der kaiserlichen Garde

      Der erschöpfte und von Kälte geplagte Tross war unter Jubel und Feierlichkeiten in Milan eingezogen. Überall an den Straßen hatten die Bürger der Stadt gestanden und den Helden der Schlacht zugewinkt. Ein Bote hatte die Kunde bereits Tage zuvor gebracht. Hatte von dem Sieg und dem Gefangenen berichtet. Es war ein Schande, dachte Zorya bei sich. Niemand dachte an die Toten, die mit ihrem Leben für den Ausgang des Kampfes bezahlt hatten. Viola selbst hatte ihr Pferd bereits zurück gelassen und war umringt von verletzten Soldaten der Garde, um sie auf andere Trosse zu verteilen, die Richtung Heimat unterwegs waren. Die Männer bedankten sich bei Viola und ihren Heilern. Viele von ihnen verdankten den heilkundigen Frauen und Männern ihr Leben. Mit einem Lächeln winkte sie einem Wagen nach, der in Richtung Sitz des Kaisers unterwegs war. Befreit atmete die junge Frau tief durch und sah sich um. Milan war eine hübsche Stadt mit einem rustikalen Ziegelbauten und seinem bunten Treiben auf dem Marktplatz. Vom Winter kahle Bäume zierten die Allee, die direkt zum Sitz des Stadtvorstehers führte. Im Frühjahr und in voller Pracht musste es ein wunderschöner Anblick sein. Neben ihr erklang ein freudiger Aufschrei, ehe Helena an ihrer Seite erschien und sie überschwänglich umarmte. Mit dem schönsten Lächeln, dass Viola je gesehen hatte, hielt sie ihr die Hand unter die Nase an der ein feiner, goldener Ring steckte. Viola lachte. Es war schön zu sehen, dass es auch noch gute Dinge in Mitten des Krieges gab. Sie freute sich für Helena. Die hübsche Blondine würde heiraten und mit ihrem schmucken Soldaten ebenso bildhübsche Kinder in die Welt setzen. Würde das je ein Weg sein, den sie gehen würde? Heiraten, einen Ehemann...Vermutlich nicht. Der Gedanke unter einem Mann zu liegen, erfüllte sie mit stiller Furcht, nach allem was ihr angetan wurde. Die beiden Frauen umarmten sich, während um sie gefeiert wurde.
      Der Freude wurde nur getrübt, als sie Girion hoch zu Ross erblickte. Eine kleine Gruppe von Soldaten führte ihren elfischen Gefangenen in Richtung der Garnison der Garde, man würde ihn dort in eine modrige Zelle werfen und auf den Sprachkundigen warten. Viola hatte die Gespräche mit Duron in den letzen Tagen auf ein Minimum beschränkt. Es war nicht nur der Ärger über ihre eigene Dummheit, sondern auch eine bittere Scham, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Kurz vor Milan hatte Girion seinem Unmut Luft gemacht. Der breitschultrige Kommandant hatte die zierliche Heilern, bei einer Rast gegen einen der Wagen gepresst, ihre Schultern so fest gepackt, dass sie noch das Phantom seiner Finger auf der Haut spürte. Die plötzliche Nähe hatte sie ohne es Verhindern zu können in Panik versetzt. Als seine Hand sich langsam dem Saum ihres Rockes genäherte hatte, war Viola eingeknickt.
      Sie hatte ihm die Identität des Elfen gegeben. Nicht mehr. Aber es reichte aus, dass sich Viola fürchterlich schämte.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari


      Andvari blickte in das Licht der herabfallenden Sonne, als man ihn aus dem Wagen geleitete. Die Reise hatte seinem Rücken nicht gutgetan, aber ungeachtet der Schmerzen, die seinen Körper erfüllten, richtete er sich zur vollen Größe auf und überragte die meisten der Soldaten. Das weiße Haar leuchtete im Gegenlicht der Sonne und einen Moment lang blinzelte er in die Sonne, ehe er mit äußerster Brutalität nach vorn gerissen wurde, dass es ihn beinahe umwarf.
      Man führte ihn zu einem gemauerten Ziegelbau, der den Mauern der Stadt ähnelte. Das Wappen prangte an der Front und zierte den Eingang, eine massive schwere Holzflügeltür, die von zwei Wachen flankiert wurde.
      Andvaris Hände waren wie die restliche Haut schmutzbedeckt und er fühlte sich widerwärtig. Zwei der Wunden hatten sich ein wenig entzündet, aber nichts was ein halbwegs fähiger Heiler nicht wieder richten konnte. Das Haar hing ihm in filzigen Strähnen, lediglich die gelblichen Augen und der Zopf waren gepflegt und leuchteten aus dem Meer von Schmutz heraus. Unwürdig, dachte er. Nicht einmal die Elfen behandelten so ihre Kriegsgefangenen.
      Was hatte er auch von Barbaren und deren Abkömmlingen erwartet? Sie feierten die Sieger dieser mehr als unnötigen Schlacht wie Helden, während die Toten diejenigen waren, die Dank und Anerkennung verdienten. Sie hatten die Schlacht gewonnen, nicht dieser Heißsporn von General, der seine Männer lieber opferte als führte.
      Nachdem Viola aufgehört hatte, mit ihm zu reden, erschien er sich selbst ein wenig verbittert. Nicht über die Tatsache, dass sie ihn ausgehorcht hatte, um an Informationen zu kommen, sondern sich seine Informationen über den Tross nicht mehr auf dem neuesten Stand befanden.
      Er bat innerlich darum, dass Lhoris und Nuala ihren Weg gefunden hatten. Es wurde Zeit, diese Teufel auszutrieben und ihrem Ende zuzuführen. Fraglich verblieb für ihn immer noch der Verwahrort seines Schwertes. Aber auch das ließ sich herausfinden mit etwas Zeit und Muße.


      Nuala & Lhoris

      Zwei Wachen gingen die Zinne lang. Der Eine groß, der Andere klein. Sie plauderten über die Wache und den bald nahenden freien Abend, den sie beide mit ihren Weibern zu verbringen gedachten. Und während sich der Eine gerade darüber ausließ, in welchen Stellungen er sein Weib zu nehmen gedachte, wenn ein paar Gläser Wein geflossen waren, erstarrte der Kleinere der beiden mitten im Gelächter und blickte auf ein Schwert in seiner Kehle hinab. Eine feine Klinge, silberleuchtend und mit wunderschönen Ornamenten die unter seinem Blut herrlich umrandet wurden.
      Noch ehe er der Eine sich umdrehen und seinen Speer ausrichten konnte, rammte ihm Nuala ihr Langschwert in den Hals um jeden Laut zu ersticken, den er machen würde. Beide Elfen fingen die herabstürzenden Leiber auf und legten sie beinahe zärtlich zu Boden, ehe sie die Kapuzen der Reiseumhänge dichter um ihre Köpfe zogen. Hinter der Zinnenerhöhung gingen sie in Deckung spähten auf die jubelnde Menge auf dem Marktplatz und den Tross von Soldaten, der einen Wagen bewachte.
      „Da!“, rief Nuala und wies mit dem Kinn zu dem Gefängniskarren, aus dem in diesem Moment Andvari ausstieg.
      Das Seufzen, was die junge Elfe von sich gab, war mit keinem Geräusch vergleichbar, das Lhoris kannte. Der Prinz sah fürchterlich aus. Abgemagert, schwach und dennoch…Selbst in dieser Situation richtete er sich auf und sah noch dreimal prächtiger aus als dieser brüllende und geifernde Soldatenfürst auf seinem Gaul. Lhoris kalter Blick richtete sich auf Girion und verfolgte die Bewegungen der Gruppe, während Nuala knurrende Geräusche von sich gab.
      „Sie haben ihn verletzt…“, zischte sie und griff an das Heft ihres Schwertes. „Sie haben ihn gefoltert, gequält und verstümmelt, diese Bastarde!“
      „Beruhig dich.“
      „Beruhige meinen Hintern, du eierloser Gedichteschreiber!“, flüsterte sie und verfiel in den bäuerlichen Dialekt zurück, den sie im Westen sprachen.
      Lhoris grinste und wies auf den Tross.
      „Sie führen ihn in die Kaserne.“
      „Sie werden ihn foltern!“; ereiferte sich Nuala und blitzte jeden einzelnen des Trosses an. „Ich werde ihnen die Kehlen aus dem Hals reißen und ihre Eingeweide ihren Kindern zu fressen geben!“
      Lhoris ergriff ihren Arm und spürte unter dem Umhang die volle Rüstung, die sie trug. Dass sie sich trotz allem lautlos bewegen konnte, machte sie so wertvoll für das Unterfangen.
      „Das wirst du“, bestätigte er und sah zurück zur Garnison. „Wir warten bis zur Nacht. Dann holen wir den Prinzen zurück und lassen keinen am Leben. Ist das Feuer bereit?“
      Nuala grinste bösartig, was ihr Gesicht nicht im geringsten entstellte. Schweigend nickte sie, ehe sie die Zinnen entlang huschten – schattengleich – um sich unter die Menschen zu mischen.Andvari


      Andvari blickte in das Licht der herabfallenden Sonne, als man ihn aus dem Wagen geleitete. Die Reise hatte seinem Rücken nicht gutgetan, aber ungeachtet der Schmerzen, die seinen Körper erfüllten, richtete er sich zur vollen Größe auf und überragte die meisten der Soldaten. Das weiße Haar leuchtete im Gegenlicht der Sonne und einen Moment lang blinzelte er in die Sonne, ehe er mit äußerster Brutalität nach vorn gerissen wurde, dass es ihn beinahe umwarf.
      Man führte ihn zu einem gemauerten Ziegelbau, der den Mauern der Stadt ähnelte. Das Wappen prangte an der Front und zierte den Eingang, eine massive schwere Holzflügeltür, die von zwei Wachen flankiert wurde.
      Andvaris Hände waren wie die restliche Haut schmutzbedeckt und er fühlte sich widerwärtig. Zwei der Wunden hatten sich ein wenig entzündet, aber nichts was ein halbwegs fähiger Heiler nicht wieder richten konnte. Das Haar hing ihm in filzigen Strähnen, lediglich die gelblichen Augen und der Zopf waren gepflegt und leuchteten aus dem Meer von Schmutz heraus. Unwürdig, dachte er. Nicht einmal die Elfen behandelten so ihre Kriegsgefangenen.
      Was hatte er auch von Barbaren und deren Abkömmlingen erwartet? Sie feierten die Sieger dieser mehr als unnötigen Schlacht wie Helden, während die Toten diejenigen waren, die Dank und Anerkennung verdienten. Sie hatten die Schlacht gewonnen, nicht dieser Heißsporn von General, der seine Männer lieber opferte als führte.
      Nachdem Viola aufgehört hatte, mit ihm zu reden, erschien er sich selbst ein wenig verbittert. Nicht über die Tatsache, dass sie ihn ausgehorcht hatte, um an Informationen zu kommen, sondern sich seine Informationen über den Tross nicht mehr auf dem neuesten Stand befanden.
      Er bat innerlich darum, dass Lhoris und Nuala ihren Weg gefunden hatten. Es wurde Zeit, diese Teufel auszutrieben und ihrem Ende zuzuführen. Fraglich verblieb für ihn immer noch der Verwahrort seines Schwertes. Aber auch das ließ sich herausfinden mit etwas Zeit und Muße.


      Nuala & Lhoris

      Zwei Wachen gingen die Zinne lang. Der Eine groß, der Andere klein. Sie plauderten über die Wache und den bald nahenden freien Abend, den sie beide mit ihren Weibern zu verbringen gedachten. Und während sich der Eine gerade darüber ausließ, in welchen Stellungen er sein Weib zu nehmen gedachte, wenn ein paar Gläser Wein geflossen waren, erstarrte der Kleinere der beiden mitten im Gelächter und blickte auf ein Schwert in seiner Kehle hinab. Eine feine Klinge, silberleuchtend und mit wunderschönen Ornamenten die unter seinem Blut herrlich umrandet wurden.
      Noch ehe er der Eine sich umdrehen und seinen Speer ausrichten konnte, rammte ihm Nuala ihr Langschwert in den Hals um jeden Laut zu ersticken, den er machen würde. Beide Elfen fingen die herabstürzenden Leiber auf und legten sie beinahe zärtlich zu Boden, ehe sie die Kapuzen der Reiseumhänge dichter um ihre Köpfe zogen. Hinter der Zinnenerhöhung gingen sie in Deckung spähten auf die jubelnde Menge auf dem Marktplatz und den Tross von Soldaten, der einen Wagen bewachte.
      „Da!“, rief Nuala und wies mit dem Kinn zu dem Gefängniskarren, aus dem in diesem Moment Andvari ausstieg.
      Das Seufzen, was die junge Elfe von sich gab, war mit keinem Geräusch vergleichbar, das Lhoris kannte. Der Prinz sah fürchterlich aus. Abgemagert, schwach und dennoch…Selbst in dieser Situation richtete er sich auf und sah noch dreimal prächtiger aus als dieser brüllende und geifernde Soldatenfürst auf seinem Gaul. Lhoris kalter Blick richtete sich auf Girion und verfolgte die Bewegungen der Gruppe, während Nuala knurrende Geräusche von sich gab.
      „Sie haben ihn verletzt…“, zischte sie und griff an das Heft ihres Schwertes. „Sie haben ihn gefoltert, gequält und verstümmelt, diese Bastarde!“
      „Beruhig dich.“
      „Beruhige meinen Hintern, du eierloser Gedichteschreiber!“, flüsterte sie und verfiel in den bäuerlichen Dialekt zurück, den sie im Westen sprachen.
      Lhoris grinste und wies auf den Tross.
      „Sie führen ihn in die Kaserne.“
      „Sie werden ihn foltern!“; ereiferte sich Nuala und blitzte jeden einzelnen des Trosses an. „Ich werde ihnen die Kehlen aus dem Hals reißen und ihre Eingeweide ihren Kindern zu fressen geben!“
      Lhoris ergriff ihren Arm und spürte unter dem Umhang die volle Rüstung, die sie trug. Dass sie sich trotz allem lautlos bewegen konnte, machte sie so wertvoll für das Unterfangen.
      „Das wirst du“, bestätigte er und sah zurück zur Garnison. „Wir warten bis zur Nacht. Dann holen wir den Prinzen zurück und lassen keinen am Leben. Ist das Feuer bereit?“
      Nuala grinste bösartig, was ihr Gesicht nicht im geringsten entstellte. Schweigend nickte sie, ehe sie die Zinnen entlang huschten – schattengleich – um sich unter die Menschen zu mischen.

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    • Viola & Helena

      Bevor am späten Abend zu den Feierlichkeiten gerufen wurde, hatten die Heiler noch alle Hände voll zu tun. Erst als ein wenig Ruhe einkehrte, zogen sich Helana und Viola langsam aus der jubelnden Menge zurück. Die Aussicht auf ein heißes Bad entlockte der blonden Heilerin mit den immer strahlenden Augen ein sehnsüchtiges Seufzen. Manchmal wunderte sich Viola, was Helena überhaupt unter den Militärtruppen suchte. Die Tochter eines angesehenen Händlers hatte sicherlich ganz andere Aussichten gehabt. Jedenfalls hatte sie jetzt einmal einen ehrbaren und dekotierten Ritter an der Seite. Beim Anblick der gefüllten Wannen aus beschlagenem Holz, konnten di beiden jungen Frauen kaum an sich halten. Die dreckige, mit Schlamm verkrustete Kleidung, wurde achtlos zu Boden geworfen, ehe sie in das dampfende Bad eintauchten. Jede in ihrem eigenen Zuber genoss den seltenen Luxus. Helena sprach lächelnd von ihrem Verlobten, ehe sie die Arme auf dem hölzernen, geschliffenen Rand ablegte, das Kinn darauf gebetet. "Aber zu dir, Vi." Das Grinsen auf ihren Lippen verhieß nichts Gutes. "Weißt du, wo sie deinen Elfen hingebracht haben?" - "Zur Garnison, sie werden..." Viola stockte und blickte entgeistert zu ihrer Freundin. Ihr Elf? Helana musste den Verstand verloren haben. "Ach, Vi. Du solltest mal sehen, wie du ihn ansiehst. Aber ich kann es dir nicht verübeln, für einen Elf ist er ganz hübsch anzusehen. Bestimmt, unter dem ganzen Dreck." Die Worte schürten einen zornigen Funken in Violas Brust, aber sie biss sich auf die Zunge. "Du redest Unsinn, Lena." Damit tauchte sie komplett unter Wasser ab. Gedämpft hörte sie noch das amüsierte Lachen der anderen. Luftblasen stiegen langsam zur Oberfläche auf, während ihre Gedanken zu Duron wanderten. Es war kaum fair. Sie würde später einen Blick den Kerker werfen. Nichts desto trotz konnte sie die Sorge nicht abschütteln. Ein paar der Nähten sahen nach Tagen mangelnder Versorgung furchtbar aus. Man hatte ihr kaum Zeit mit Duron gelassen. Ihr Schweigen war eine Sache, aber sie hätte niemals willentlich seine Versorgung vernachlässigt. Die Worte des Elfen hallten in ihrem Kopf wieder. Flieht...Rennt und lauft weit weg...

      Viola & Girion
      Unter ihren Füßen erklang heiterer Gesang und das Gelächter der Männer durch die groben Holzdielen. In dem großen Versammlungsraum unter ihnen waren die Feierlichkeiten in vollem Gange. Soldaten, die die Erinnerungen und den Schmerz der Schlacht in zu viel Ale ertränkten und sich an den leichten Mädchen erfreuten, die sich zu später Stunde unter die Männer gemischt hatten. Viola hätte es vorgezogen in ihrem Quartier zu bleiben, aber der Hauptmann selbst hatte ihre Anwesenheit befohlen. So stand sie nun mit gerecktem Kinn in einer Art Arbeitszimmer, hinter dessen massivem Eichentisch Girion saß und die aus prüfenden Augen ansah. Aber etwas anderes hatte ihr Auge erfasst. Vor ihm auf dem Tisch, eingeschlagen in samtenes Tuch lag eine Klinge von beeindruckender Schmiedearbeit. Viola hatte das Gefühl, dass es sich dabei um das Schwert handelte, nachdem Duron sie am Anfang seiner Gefangenschaft befragt hatte. Kein Soldat hier vor Ort hatte jemals eine solche Klinge besessen. "Was verschweigst du mir, Viola?" Ein erschrockenes Zucken erfasste ihre Schultern, als die herrische Stimme, sie aus ihren Gedanken riss. "Du siehst den ganzen Abend schon beunruhigt durch die Fenster." Viola biss sich auf die Unterlippen und senkte den Blick zu Boden. Ein Stuhl wurde knarzend zurück geschoben, doch die Heilerin betrachtete nur das verschlungene Muster des fein gearbeiteten Teppichs zu ihren Füßen. Eine grobe Hand griff nach ihrem Kinn und zerrte ihr Gesicht nach oben. Girion beobachtete jede ihrer Regungen, doch Viola starrte störrisch zur Seite in Richtung der massiven Bücherregale an der Wand. Die Fingerspitzen pressten grob in ihren Kiefer. Dann lachte Girion. Ein bellendes und hässlichen Geräusch, dass in ihren Ohren klingelte. "Wirklich, du verbirgst etwas. Was hat dieses Spitzohr dir noch verraten? Hm?" Damit lehnte Girion sich weiter vor, bis sein Atem ihr eiskalt den Hals hinab lief. Der Hauptmann verlor langsam die Geduld. Etwas flackerte in ihren Augen, eine Mischung aus Trotz und unterschwelliger Angst. "Ich frage mich warum du für ihn schweigst. Dabei wundert es mich nicht, dass sich ein dummes Ding wie du, sich von seiner heidnischen Art verhexen lässt." Sein Atem streifte nun ekelerregend ihr Ohr. Die Heilerin erwachte aus ihrer Starre und versuchte das Gesicht dem eisernen Griff zu entreißen, doch alles, was ihr das einbrachte, war eine zweite Hand, die das Haar in ihrem Nacken griff. "Vielleicht hast du nach allem was passiert ist, doch Geschmack an diesen Wilden gefunden." Die Worte waren beleidigend und erniedrigend.
      Mit beiden Händen stemmte sie sich gegen die breite Brust des Ritters. "Nehmt eure dreckigen Hände von mir..." Presste sie zwischen den Zähnen hervor. Ein schwacher Protest, der Rand ihres Sichtfeldes begann zu verschwimmen. Sie spürte die aufsteigende Panik.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari


      Unsanft war dem Ausdruck nicht gerecht, mit welcher Härte sie ihn aus seiner behelfsmäßigen Zelle beförderten.
      „Holt diesen hier!“, rief eine Wache mit tiefer Stimme, während sie an seinen Fesseln riss.
      Gerade als Andvari seine Hand zurückreißen wollte, schlug ein Zweiter Wachmann mit der behandschuhten Faust in das Gesicht des Elfen. Sein Kopf schnappte auf den Rücken zurück und er hörte ein unangenehmes Knacken, ehe er bemerkte, dass es der Soldat war, der aufschrie.
      Und während dem Elfen blaues Blut aus dem Mundwinkel rann, grinste er spöttisch, ehe er der erste Wachmann, gehüllt in eine einfache, beschlagene Lederrüstung ihm nochmals ins Gesicht schlug. Diesmal spürte er warmes Blut in seinem Mund als sie ihn hinaufrissen und regelrecht durch die Garnison schliffen.

      Aus den Augenwinkeln bemerkte der Elf, wie zwei weitere Wachmänner eine weitere Zelle öffneten und eine Gestalt heraustrat, die ihm vage bekannt vorkam. Doch sein Gesicht schien sich zu verformen, wenn er auch nur den Mund aufmachte, also schwieg er.
      Wie ein Tier schleiften sie ihn durch die schmalen Gänge der Garnison und überall stieß er gegen die Steinwände, die nur von vereinzelten Fackeln erhellt wurden.
      Als sie in einem größeren Raum ankamen, änderte sich die Stimmung. Die Wachen eilten sich, ihren Schritt zum Stehen zu bringen und den Gefangenen so gut es ging aufzurichten. Als würde er ihnen die Genugtuung geben, ihn gebrochen zu sehen. Andvari richtete sich selbstständig auf und verschaffte sich einen sicheren Stand.
      Von draußen drangen die Geräusche des Festes an seine Ohren und ließen ihn beinahe würgen. Eine Feier für was? Folter? Einen nicht vorhandenen Sieg?
      Dennoch weiteten sich seine Augen kurzzeitig als er sah, wen der Hauptmann dort in seinen Fängen hielt.
      „Schwacher General…“, sagte er deutlich vernehmbar. „Ehrlos.“
      Er war diese Sprache langsam leid. Genauso wie er alles andere hier leid war.
      „Wir brachten ihn her, Hauptmann!“, sagte eine der Wachen, während eine weitere den geheimnisvollen Fremden neben ihn brachte. „Und dieser hier behauptet, ihn zu kennen…“
      Er war ein gutes Stück kleiner als Andvari, aber als er die Kapuze herabzog, erbleichte der Elf zusehends. Das war nicht gut! Das war gar nicht gut!
      Vor ihm stand ein Elf, der in Ketten gelegt und gefoltert, so wie sein Gesicht aussah. Völlig entstellt von Schlägen und Schnitten zeichneten sich spitze Ohren unter dem welligen blonden Haar ab. Sein Körper war nicht der eines Kämpfers, aber in dessen Augen blitzte Erkenntnis, als er den Namen des weißhaarigen Elfen aussprach.
      „Vor Euch…steht Prinz Andvari, Bastardsohn des Hohekönigs Oberon, Hoher König unter den Sternen. Erster General der königlichen Streitkräfte…genannt ‚Schattenglanz‘.“
      Ich lasse die Nacht über dich regnen, du vermaledeiter Verräter!“, zischte Andvari in seiner Sprache und wehrte sich gegen seine Ketten, sodass die Soldaten ihn mühevoll hielten.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Ein grober, schmerzhafter Zug zwang ihren Kopf weiter in den Nacken. Viola konnte spüren, wie ein paar ihrer Haare samft Wurzel ausrissen. Nach Ale stinkender Atem traf ihre Kehle. Überlkeit kroch bitter ihre Kehle hinauf, bis sie das Gefühl hatte sich augenblick auf den Teppich übergeben zu müssen. Gedämpfte Worte drangen an ihr Ohr, noch mehr hässliche Beleidigungen. Und die Heilerin ragte sich am Rande ihres Verstandes, wer das wirkliche Monster in diesem Raum war. "Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, was..." Der Satz endete plötzlich mit einem genervten Schnauben. Viola nahm das Rasseln von Ketten war. Jemand hatte das Arbeitszimmer betreten. Scham kroch ihr in den Nacken, dabei hatte sie nichts getan. Mit einem unsaften Stoß schob Girion die Heilerin bei Seite, aber immerhin gab er sie frei, nur um einen abschätzenden Blick zu ihr hinab zu werfen. Viola hatte kurzzeitig das Gleichgewicht verloren und kniete nun auf allen Vieren am Boden. Ihre Schultern hoben sich hektisch unter den viel zu stockenden Atemzügen.
      Erst jetzt wagte sie einen Blick hinauf und erbleichte augenblicklich, als sie Duron zwischen den Wachen entdeckte. Der Elf sah fürchterlich aus und schlimmer, als sie in Erinnerung hatte. Blut lief sein Kinn herunter und tropfte auf den sündhaft teuren Teppich. Eine der Wachen hielt sich umständlich die Hand. Sie erkannte Blut auf gegerbten Leder seiner Handschuhe. Langsam richtete sie sich etwas auf und vergrub die Hände in dem Stoff ihres Kleides. So fest, dass ihre Knöchel weiß durch die Haut schimmerte. Der Hals schnürte sich ihr zu, als sie den Blick es Elfen suchte. Flüchtig neigte sie das Kinn in Richtung des Tisches, auf dem das Heft des Schwertes aus dem Samt hervorragte. Verpackt wie eine kunstvolle Trophäe. Danach senkte sie den Blick wieder zu Boden.
      Viola wurde schwindelig, als der fremde Elf, den sie gebracht hatten, den Mund aufmachte. Er sah schlimmer aus als Duron und schien seit langer Zeit gebrochen. Das triumphierende, bellende Lachen von Girion sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Aber ihre Gedanken hingen an Duron, nein, Prinz Andvari. Natürlich hatte er nicht die ganze Wahrheit gesagt, aber es stach dennoch. Sie hatten einen Prinzen, einen Bastard zwar, aber immernoch Teil des Adels in ihren Fängen. Die Hölle würde über sie hereinbrechen. Flieht...Rennt und lauft weit weg... "Ha, also war meine Vermutung richtig. Der Sohn des Hochkönigs, das wird den Kaiser erfreuen. Ich hörte Gerüchte über einen Bastardsohn mit ungewöhnlich weißen Haaren und gelben Augen. Ein gefürchteter Krieger." Girion näherte sich mit überheblicher Arroganz dem Gefangenen bis er bedrohlich nah vor ihm stand. Mit einer flüchtigen Handwegung bedeutete er einer Wache den anderen Elfen wieder fort zu führen, er hatte seinen Zweck mehr als erfüllt. "Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich deine hübschen, gelben Augen in einem Glas auf meinem Schreibtisch aufbewahren. Eure Hoheit." Blanker Hohn schwang in seiner Stimme. Hinter dem hämischen Grinsen verbargen makellose, weiße Zähne. "Vielleicht lasse ich noch etwas für deine kleine Hure übrig..." Viola zuckte zusammen, als hätte Girion sie geschlagen.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari

      Andvari sah dem anderen Elfen kurz hinterher und verwünschte ihn noch einhundert Mal, ehe er den schrecklichen Gestank eines Atems unter seiner Nase bemerkte.
      Ihr Götter, selbst aus der Nähe sah dieser grobschlächtige Halbtroll abscheulich aus. In seinem Bart fanden sich unter Garantie auch Essensreste. Aber machte ja nichts, so hatte man in der Not.
      Ehe es ihn schütteln konnte, stand er auch schon vor ihm und ließ seiner Überheblichkeit freien Lauf. Ja, so ist es gut, dachte Andvari. Mach mich nur wütend. Während dieser Troll seine Tirade hielt, die den Elfen nicht einmal ansatzweise interessiert, blickte er kurz mit einem Seitenblick zu Viola und man hätte beinahe ein Lächeln in seinem Gesicht vernehmen können.
      Nur das Wort ‚Hure‘ traf etwas in ihm. Dieser Bergaffe konnte nicht wissen, dass seine Mutter sich selbst als Freudenmädchen in einer Hafenstadt verdingte, bevor sie die Mätresse seines Vaters wurde. Und trotzdem bekam es ihm beinahe wie eine Beleidigung seiner Selbst. Als er nähertrat und ihn mit diesen geraden, weißen Zähnen anlächelte, lächelte der Elf plötzlich kalt zurück.
      „Diese Frau…hat mehr Ehre als Ihr…“, murmelte er.
      dann schnellte der Kopf des Elfen vor, mit dem Ziel, die Stirn oder das Nasenbein des Hauptmannes zu treffen. Sollte er sehen was er davon hatte.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Ein besserer Mensch hätte den Hauptmann auf das Risiko hingewiesen, dem verärgerten Elfen nicht zu Nahe zu kommen.
      Eine bessere Heilerin hätte sich Sorgen um ein möglicherweise gebrochenes Nasenbein oder um ausgeschlagene Schneidezähne gemacht.
      Aber im Augenblick war sie bedauerlicherweise Keines von Beidem.
      Mit einer erschütternden Befriedung beobachtete Viola, wie der Kopf des Elfen nach vorn schnellte und mit einem ekelerregenden Knirschen frontal gegen die Nase des Kommandaten prallte. Augenblicklich schoss ihm das Blut in Strömen aus der Nase und Viola benötigte ihre Kenntnisse als Heilerin nicht, um zu wissen, dass Andvari dem arroganten Mistkerl gerade das Nasenbein zertrümmert hatte. Egal wie sehr sich ein Heilkundiger auch bemühen würde, niemand würde den zersplitterten Knochen je wieder gerade richten können. Girion würde bis an sein Lebensende mit einer krummen Nase in den Spiegel sehen müssen. Über ihre Lippen glitt ein schmales Lächeln. Die Genugtuung, die die Schmerzlaute ihr schenkten, war beinahe gruselig. Dieser Mann hatte ihr so lange das Leben in diesem Tross zur Hölle gemacht. Zwar hatte er nie die Grenze überschritten, die seinen ehrbaren Ruf besudeln würde, aber er hatte es genossen sie klein zu halten.
      Girion selbst stieß ein schmerzerfülltes Heulen aus, ehe sich mit der Hand an die gebrochene Nase fasste. Aber nichts konnte das Blut aufhalten, dass ihm unaufhörlich aus den Nasenlöchern lief. "Verfluchtes Spitzohr..." Knurrte er gereizt, wobei die das warme Blut von seinen Lippen tropfte. "Das wirst du mir büßen..." Er nickte in Richtung einer Wache und gab ihr zu verstehen, den Elfen in die Knie zu bringen. Fraglich war, ob der Elf in seinem aufgebrachten Zustand noch zu bändigen war. Für seinen Zustand war er erstaunlich wehrhaft. Einer der Soldaten versuchte Andvari mit einem gezielten Tritt in die Kniekehle zu Boden zu bringen.
      "Viola!" Herrisch spieh er ihren Namen. Die Heilerin wusste, dass Girion wollte, das sie einen Blick auf sein blutiges Gesicht warf, aber etwas regte sich in ihrer Brust. Die grünen Augen warfen einen Blick voller Abscheu in Richtung ihre Hauptmannes. "Viola..." Dieses Mal war ihr Name ein warnendes Knurren. "Ich würde Euch raten den Kopf in den Nacken zu legen und einen Heiler aufzusuchen, Hauptmann." Es war beinahe amüsant wir der fluchende Hauptmann empört nach Luft schnappte und sich dabei beinahe an seinem eigenen Blut verschluckte. Hustend kam er auf Viola zu. "Du elendes,kleines Miststück. Ich wusste es. Du dreckige Hure eines Elfen..." Ein Tritt traf sie schmerzhaft in die Rippen und presste ihr die Luft aus den Lungen.
      “We all change, when you think about it.
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      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Andvari

      Grinsend betrachtete er den stolpernden Hauptmann eine Sekunde und betrachtete sein Werk. Dieses herrliche Blut überall auf seinem Gesciht war fantastisch anzusehen. Eine Wache erwachte aus ihrem Schlummer und riss an seinen Fesseln. Es reichte Andvari in der Sekunde. Zu lang hatte er den Gefangenen und Wehrlosen gemimt. Es war an der Zeit, diesen Halbtrollen ihre Grenzen zu zeigen.
      Er murmelte ein kurzes Wort in elfischer Sprache und Lichtfäden schossen aus seiner Hand, die sich wie ein Band um seine Fesseln schlangen. Mit einem knirschenden Geräusch riss er die Fesseln auseinander und bekam die Hände zumindest ansatzweise bewegbar. Der Soldat hatte gerade nach seinem Schwert gegriffen,da befahl er dem Licht, sich neu zu formieren.
      Mit einem kurzen Sirren und unendlicher Schönheit formierten sich die Lichtfäden in seiner Hand zu einem geraden Gegenstand, den sie alle im Raum gut kennen sollten. Sachte und Schicht für Schicht legten sie sich zu einem Schwert zusammen, was seinem auf dem Tisch öähnelte und sich wie ein Lederhandschuh an seine Hand anpasste.
      Zwei schnelle Schläge und der Soldat brach gurgelnd vor ihm zusammen. Ein weiterer hastete von hinten heran. Andvari vollzog eine sachte Vierteldrehung nach links und ließ den herannahenden Speer ins Leere laufen. Grinsend sah er den verwirrten Soldaten an, der wiederum in der Sekunde wusste, dass sein Tod immanent war.
      Ein einsamer Hieb und der Kopf des Soldaten fiel schwer zu Boden, während Andvari sich zu Viola und Girion wandte.
      "Lass es...", murmelte er und trat näher heran. "Unehrenhaft...Schwach...Nennen sich General...Bergtroll..."

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    • Viola


      Das war's.
      Für einen Augenblick dachte Viola zu ersticken, als sich ihre Lungen einfach nicht mit der dringend benötigten Luft füllten. Die Welt vor ihren Augen verlor an Farbe und kurz wurde alles schwarz. Aber dann erklang ein gequältes Ächzen aus ihrer Kehle und aus Reflex schlang sie die Arme um die Rippen, um einen weiteren groben Tritt zu mildern. Aber es kam keiner. Blinzelnd, gegen die Feuchtigkeit in ihren Augen, drehte sie den Kopf zur Seite und erblickte ein Blutbad. Unweit von ihr auf dem Boden lagen die zwei Wachen. Tiefes Rot sickerte in den Teppich und breitete sich langsam über den schweren Stoff aus. Die Heilerin ließ sich keuchend auf die Seite fallen, weg von Girions Stiefeln. Das Rauschen in ihren Ohren übertönte die Stimmen im Raum. Ganz langsam klärte sich ihr Blick, die Umrisse nahmen an Schärfe zu. Und dann sah sie Andvari bedrohlich auf den Hauptmann zu kommen. Das Schwert in seinen Händen glühte wie das Licht der Sonne und hatte offentsichtlich tödlich sein Ziel gefunden. Ihr Blick glitt hinauf über die verschlungenen, kunstvollen Linien auf seiner Haut bis in das kalte Gesicht. Vielleicht hätte sie Furcht empfinden sollen, der Anblick war ihr zu vertraut. Aber in dem dichten Nebel in ihrem Kopf, erklang nur ein Wort. Wunderschön.
      "Wie rührend." Schnarrte Girion und da es keinen Zweck hatte, ließ er dem Blutfluss freien Lauf. Er würde beide Hände brauchen. Mit einem gefährlichen, schleifenden Geräusch löste er das Schwert an einem Gürtel. Schwer, zu schwer für andere, aber in der richtigen Hand eine brutale und gnadenlose Waffe. Girion dachte sich im Vorteil. Das der Elf in seinem Zustand mühelos seine Wächter getötet hatte, schien ihn nicht zu berühren. Die Wut machte ihn blind. Und damit angreifbar. Für den Bruchteil einer Sekunde taxierte er seinen Feind, um den einen Satz nach vorn zu machen und die breite Klinge mit einem gewaltigen Hieb auf den Elf niederbrachte. Ob rohe Kraft ihm helfen würde, stand auf einem anderen Blatt. Der Hauptmann machte nur einen Fehler. In der Raserei ließ er die Deckung außer Acht. Es wäre ein leichtes seine offene linke Seite zu treffen.
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    • Andvari

      Der Feind, der dich hasst, ist des Todes.
      So zumindest hatte man ihm den Nahkampf nahe gebracht, als man ihn ausbildete. Sein Onkel war dahingehend recht grausam gewesen und hatte ihn gestraft, wenn er sich verrechnete. Doch dieses Mal war der Rechnung bereits zu Beginn genüge getan. Dieser schwerfällige Troll von einem Menschen stolperte unkoordiniert und ungebremst in sein Verderben und wusste ess nicht einmal.
      Der Hieb, dem er mit einer galanten halben Drehung auswich, hätte sicherlich mehrere Knochen zertrümmert und den Boden darunter malträtiert. Gewaltig für einen Menschen, soviel musste er ihm zugestehen.
      Dennoch grinste Andvari und nutzte die freie linke Seite um sich in seinen Rücken zu drehen. Das leuchtende Schwert glühte förmlich in seiner Hand und würde bestialische Wunden reißen. Doch er beließ es nicht dabei, ihn zu töten. Es wäre zu einfach.
      Stattdessen trennte der erste Hieb grazil und beinahe ästhetisch das Bein des Hauptmannes in der Mitte des Oberschenkels ab.
      Eine Sekunde lang sah der Elf zu, wie der Mann noch stehen konnte, ehe das abgestorbene Fleisch wie ein nasser Sack zu Boden fiel. Eine Blutfontäne würde alsbald den Boden benetzen, doch das Schwert in seiner Hand verschwand in dutzende kleine Lichtfunken.
      Jedoch ohne seinem Körper Ruhe zu geben, wanderte Andvari zum Tisch hinüber und griff nach seinem echten Schwert.
      "Nun, Mensch...", sagte er mit tiefer, rauchiger Stimme. "Wie möchtest du deinen Tod erfahren?"

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    • Girion

      Die Erkenntnis, einen fatalen Fehler begannen zu haben, brannte sich auf seinem Gesicht ein. Der wuchtige Hieb schnitt durch die Luft und ging ins Leere. Flink wie ein Schatten glitt der Elf an seiner Seite vorbei und Girion schaffte es noch gerade den Kopf zu wenden, als die unheilvolle Lichtklinge zielsicher ihren Weg suchte. Ein reißenden Geräusch erfüllte die Luft, gefolgt von dem schmerzerfüllten Aufschreib des Kommandanten. Spätestens jetzt dürften die feiernden Männer auf den Tumult aufmerksam geworden sein. Allerdings war der Ausschank an starkem Alkohol großzügig und die feriernde Meute kaum in der Verfassung ernsthaft zu kämpfen. Die wenigen Wachen um die Garnison herum, konnten ihn nicht retten. Girion stürzte ungebremst zu Boden. Mit schreckgeweiteten Augen blickte er auf sein abgetrenntes Bein während seine Hände ins Leere griffen. Blut strömt in rasender Geschwindigkeit aus der Wunde. Er würde verbluten. Das Wissen traf ihn wie ein Schlag. Ein elender Elf sollte sein Ende sein? "Du wirst diese Stadt niemals lebens verlassen." Zischte Girion gequält zwischen schnaufenden Atemzügen. "Meine Männer werden dich in Stücke reißen und deine fauelnden Überreste an die Krähen verfüttern, du elendes Stück Dreck." Die Farbe verließ bereits sein Gesicht, unkontrolliertes Zittern hatte seinen ganzen Körper erfasst. Er würde nicht flehen, nicht winseln wie ein Hund. Entgegen der harschen Worte, versuchten seine Hände verzweifelt das Blut im Körper zu behalten.

      Viola
      Der Schrecken stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber Mitleid fand man nicht in ihren grünen Augen. Mühevoll zog sie sich weiter fort von dem sich immer weiter ausbreitenden Meer an Blut. Und in der Stille des Raumes, hörte sie immer noch die feiernde Menge unter ihnen. Es war höchst peinlich für Soldaten der Garde, dass niemand Notiz von den Greultaten nahm. Mit einer Hand lockerte sie die Schnürung an der Front ihres Kleidung und fuhr mit der Hand dazwischen um nach ihren Rippen zutasten. Es schmerzte, sehr sogar. Aber unter ihren kundigen Fingern war schnell klar, dass sie Glück gehabt hatte. Die Knochen waren unversehrt unter der sich rapide ausbreitetenden Verfärbung ihrer Haut. Keine Sekunde nahm sie den Blick von dem sterbenden Hauptmann. Sie wollte sehen, wie das Leben in seinen Augen erlosch. Schwerfällig lehnte sie sich gegen eines der massiven Bücherregale, setzte sich auf.
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    • Andvari, Nuala & Lhoris

      Mit einer beiläufigen Bewegung striff er sich die Reste der Handschellen ab und warf diese achtlos auf den Boden. Um die Schreierei dieses Halbtrolls macht er sich keine Sorgen. Das Fest draußen erschien ihm laut genug und keiner der Wachen machte die Anstalten, sich durch lautes Getöse im Gang bemerkbar zu machen. Offenbar waren sie alle mit dem Fest beschäftigt.
      Er beugte sich zu Girion hinab und lächelte.
      "Ich kann und ich werde...diese Stadt verlassen", sagte er und taxierte ihn. "Aber du...wirst nicht leben..."
      Und anschließend werde ich zurückkehren, eine Armee aufstellen und dieses ganze verfluchte Land niederbrennen! So zumindest dachte er sich die Rückkehr aus.
      Mit einem kurzen Blick zu Viola bemerkte der Elf den mitleidlosen Blick im GEsicht der Frau. Fraglich war für ihn noch immer ob sie Freund oder Feind war. Zuletzt blickte er Girion erneut in die Augen und rückte zur Seite, damit die Heilerin besser sehen konnte.
      Anschließend packte er die Haare des Hauptmannes grob in der Handfläche und riss seinen Kopf nach hinten, um die Kehle zu entblößen. Das Schwert schnitt wie Butter durch die zarte Haut und er hielt den Kopf des Mannes, der gerade sein Blut auf den Boden vergoß, in Richtung Violas, damit sie sehen konnte, was auch immer sie glaubte, sehen zu wollen.

      Just in dem Moment schlug die Tür auf und ein Schatten schoss in den Raum.
      Andvari erkannte Nuala direkt am Gang und lächelte, wähernd Lhoris ebenfalls gekleidet in einen schwarzen Umhang in den Raum trat. Seine haare und Ohren waren unter der Kapuze verborgen, aber sein Gesicht sprach Ruhe aus. Das Fest war noch immer in vollem Gange und die Geräusche drangen in den Raum.
      Er besah sich die Leichen, während Nuala ihr Schwert zog und es auf Viola richtete.
      "Wie es aussieht, brauchst du keine Hilfe!", bemerkte Lhoris lächelnd und wischte seine zwei Schwerter an seinem Umhang ab. Die Blutreste darauf sprachen Bände. Offenbar waren die beiden der Grund, weshalb keine weiteren Wachen hinzukamen.
      "Diese hier lebt noch", zischte Nuala und trat einen Schritt auf Viola zu.
      "Diese wirst du nicht anrühren", befahl Andvari und blickte nun seinerseits Viola an.
      "Du bist...frei...Gehe und lauf...", sagte er zu ihr und blickte ihren Leib unverhohlen an. "Verletzt?"

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    • Viola

      Ohne das gerringste Blinzeln blickte Viola dem grausigen Ende des Hauptmannes entgegen. Die Panik in seinen Augen schien etwas in ihr zu beruhigen und gleichzeitig fürchtete die Heilerin, was dieser Abend aus ihr machen würde. Grausamkeit war nie Teil ihrer Natur gewesen, aber in diesem Augenblick empfand sie nichts als Genugtuung. Ein ekelerregenes Gurgeln löste sich aus der Kehle des Todgeweihten, als die scharfe Klinge spiegelendleicht den Hals öffnete. Mit der Beobachtung einer Heilerin erkannte Viola den genauen Zeitpunkt, als die Halsschalgader durchtrennt wurde. Warmes Blut floss in Strömen auf den Boden und kroch in ihre Richtung. Ein pfeifendes Geräusch erklang, als Blut in die Lungen geriet, während ein letzter verzweifelter Atemzug den Brustkorb stocken ließ. Viola blickte in die toten Augen, die langsam Richtung Hinterkopf rollte bis kein Leben mehr darin war. Der Körper prallte wie ein nasser Sandsack auf dem Boden auf. Die Heilerin stieß nahm einen tiefen, bitternötigen Atemzug. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie die Luft vor Anspannung angehalten hatte. Bevor sie einen Ton hervorbringen konnte, schlug die Tür des Arbeitszimmers mit einem lauten Krachen gegen die Wand.
      Vor Schreck zuckte Viola zusammen und presste den Rücken fester gegen die Bücher in ihrem Rücken, als würde sie am liebsten mit ihnen verschmelzen. Die Neuankommlige, eindeutig Elfen, denn Viola verstand nicht ein Wort, das gesprochen wurde. Die Frau, die das Schwert augenblicklich auf sie richtete, war einfach nur furchterregend. In ihren Augen erkannte die Rothaarige nur unverhohlenen Hasse. Der Gedanke selbst nach einer Waffe zugreifen, wurde genauso schnell wieder verworfen wie er kam. Sie hätte keine Chance. Der fremde Mann wirkte ruhig beinahe gelassen, aber das Blut an seinen Schwertern sprach für sich. Viola würde nicht am Boden liegend sterben. Mit ungelenken, mühevollen Bewegungen drückte sie sich an der Wand hoch, blieb jedoch dagegen gelehnt. Mit der Hand hielt sie ihr Kleid vorne zusammen, obwohl das Unterkleid darunter das Meiste verbarg. Verwirrt blickte sie zu Andvari und hätte beinahe gelacht, wenn es nicht so in der Seite schmerzen würde. Die ganze Situation war einfach nur verrückt.
      "Es ist nichts." Ein fast nicht merkliches, aber tapferes Lächeln hob zaghaft ihre Mundwinkel an. Ohne den Blick zu senken oder Angst in den Augen, sah sie zu Andvari auf. Andvari hatte recht, sie musste fliehen. Das Risiko war zu groß, dass man in Frage stellte, warum ausgerechnet sie noch lebte. Wer würde noch zu denselben Schlüssen wie Girion kommen? Mit einem Arm nun um ihre Seite geschlungen, reckte sie das Kinn in Richtung Tür. "Ich komme zurecht. Geht." Und gerade unterschrieb sie ihr eigenes Todesurteil, indem sie Andvari und seine Gefährten ziehen ließ ohne Alarm zu schlagen.
      Sie wusste nicht wie lange, sie sich noch auf den Beinen halten konnte. Das Atmen fiel ihr schwer und langsam holte das Geschehene mit ihr auf. Ihre Hände zitterten.
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    • Elfen u. Co KG

      Andvari blickte Viola dankbar und gleichsam besorgt an.
      Sicherlich waren sie Feinde und sciherlich brauchte es nur eine Sekunde, ehe sie anfangen konnte, zu schreien. Aber etwas in ihm sagte ihm, dass die Zeit nicht gekommen war, eine Wehrlose zu töten.
      Er zweifelte ihre Unversehrtheit an, als sie sich mühevoll hinaufdrückte und ein schweres Lächeln versuchte. Wenn er noch etwas Magie in sich gehabt hätte, hätte er...
      Die weißen Haare fielen ihm ins Gesicht als er sich erhob und einen Entschluss fasste, der ihn alles kostete.
      "Wir sollten sie töten", murmelte Lhoris ruhig udn blickte Viola mit kalten Augen an. "Sie könnte uns verraten und die Flucht unmöglich machen..."
      "Sie wird uns nicht verraten."
      "Woher weißt du das?", zischte Nuala, die ihr Schwert noch immer nicht gesenkt hatte. Sie hielt es auf Viola fixiert und schlug die blonden Haare zurück. "Ich sage, wir töten sie und lassen sie bei Ihresgleichen."
      Andvari blickte sich um und sah seine Gefährtin kalt an.
      "Erhebst du das Schwert, verlierst du den Arm", zischte er und seine gelben Augen schienen beinahe zu leuchten.
      Nuala sah ihn kurz widerstandsvoll an, ehe sie das Schwert in die Scheide steckte. einen Moment lang hätte man meinen können, eine Träne in ihren Augen erkennen zu können, doch rasch wandte sie sich ab.
      "Ihre Einwände sind berechtigt. Diese Menschenfrau ist uns nicht gewogen und letztlich gibt es keine Garantie, dass sie uns nicht verrät. Es braucht nur ein Wort und wir sind des Todes, Andvari."
      Lhoris wirkte gefasst, doch sein Blick hinter dem pechschwarzen Haar verriet Entschlossenheit. Andvari schüttelte den Kopf. Es ging nicht anders, die beiden hatten nicht Unrecht. Er konnte nocht riskieren, dass die FLucht misslang. Er legte das Schwert über seine Schultern und hing seine Arme darüber, sodass er aussah wie ein Angeprangerter.
      "ICh sage, wir nehmen sie mit", sagte er schließlich und sah Viola an.
      "Was??", fragten die Elfen beide unisono.
      "Ich sage, wir nehmen sie mit. Wir nehmen sie als Geisel mit uns bis wir einen bestimmten Punkt erreicht haben. Dann lassen wir sie frei. Ich schulde der Frau mein Leben."
      Blutschuld war selbst für Elfen eine ernste Sache. Und auch wenn Nuala diese Frau nicht leiden konnte, nickte sie schließlich.
      Andvari sah zu Viola.
      "Machen fertig...Ihr kommt mit...", murmelte er. "Lassen Euch frei...sobald wir sicher..."

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    • Viola

      Es gab Entscheidungen, die das Leben nachhaltig veränderten.
      Ihre Entscheidung, dass Leben ihres Feines zu retten. Unter Befehl, ja, aber es wäre einfach gewesen, es dennoch nicht zu tun.
      Ihre Entscheidung, ausschließlich die Wahrheit zu sagen, wann immer sie die Nähe Andvaris gesucht hatte.
      Und ihre Entscheidung, seine Flucht über ihr eigenes Schicksal zu stellen.
      Viola hatte eine Wahl getroffen und war bereit die Konsequenzen dafür zu tragen. Bevor die Sonne am Horizont aufging, würde sie im Schlimmsten Fall bereits mit einem Strick um den Hals an einem Ast baumeln. Konzentriert atmete sie ein und aus und wagte es, ihren Körper ein wenig mehr aufrecht zu halten, um die Belastung ihrer Rippen zu testen. Leicht verzog sie das Gesicht dabei. Es würde gehen, zumindest für einen Moment. Die Ställe grenzten direkt an die Garnison an, wenn sie sich beeilte, konnte sie ein Pferd nehmen und verschwinden. Es würde leicht sein, an den Betrunkenen vorbei zu kommen. Auch wenn der Ritt die Hölle werden würde.
      Fremde Worte rauschten in ihren Ohren. Einzelne Worte ergaben Sinn, die wenigen, die sie von Andvari gelernt hatte. Aber nichts davon war wirklich hilfreich.
      Erst der harsche Tonfall des weißhaarigen Elfen ließ sie wieder aufsehen. Widerstrebend senkte die blonde Kriegerin ihre Waffe. Was ging da vor sich? Viola brauchte die Worte nicht zu verstehen, um zu wissen, dass Uneinigkeit herrschte. Für so etwas war keine Zeit. Warum waren die drei nicht längst verschwunden?
      Viola öffnete die Lippen um zu protestieren. Lüge, schrillte es in ihrem Kopf.
      Prüfend suchte ihre Blick die gefährlichen, gelben Augen. Es mochte befremdlich wirken, wie sie seinem Blick standhielt ohne Anstalten zu machen, die Augen zu senken. Und sie traf eine Wahl. Viola nickte verstehend.
      Mit geschickten Griffen einer Hand richtete sie die Schnürung, und raffte die Röcke mit einer Hand, damit sie ihr nicht in den Weg kamen und sie darauf trat. Viola würde ihre Habseligkeit zurücklassen, alles bis auf den Dolch in ihrem Stiefel. Als Heilerin würde sie irgendwo eine neue Anstellung finden, vielleicht sogar weit weg von Schauplatz der Kriegsschlachten. Trotz der Schmerzen hielt sie sich aufrecht.
      Irgendwo am Ende des Korridors stolperte ein Soldat zusammen mit einem Freudenmädchen die Treppe herauf.
      Bisher hatte keines der Turteltäbchen das Licht bemerkt, das vom Arbeitszimmer in den Flur fiel. Und auch nicht das Blut, das über die Schwelle floss.
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