The Lesser Evil (Winterhauch & NicolasDarkwood)

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    • Die geschundenen Krieger

      Die Wellen der Sternenlichts ergoßen sich wie ein Wasserfall über die Schattengeister, die sich kurz aufbäumten ehe sie in dem weißen Licht vergingen, dass selbst die Waffen der Elfenwachen zu schmelzen begann. Andvaris leuchtende Augen waren auf Vaeril gerichtet und sein Gesicht wies keine Emotion auf. Als habe man einen Toten dazu genötigt, zu attackieren. Die Wunden in seiner Brust schmerzten. Schmerzten sehr. Aber das Metall in ihnen begann bereits mit der ersten Welle an Licht zu glühen.
      Sylvars knorrige Klaue, die Viola schützte wurde von diversen Wellen erfasst und bereits bei der ersten Berührung brüllte die Kreatur auf, während sie zusehen musste, wie Schicht um Schicht seiner Rinde von flammendem weißen Licht hinfordgebrannt wurde, ehe die Hand ganz in einem glühenden Stummel verschwand. Die Augen zusammengepresst erschienen auch diese verbrannt und verkohlt, während das hälzerne Monster nach der letzten Welle in sich zusammensackte und langsam wieder die Gestalt von Sylvar annahm, der flach und schwer atmend auf dem Boden des Vorplatzes lag. Die Trümmer um ihn herum umkreisten ihn wie einen Bannkreis und wirkten als grausige Geleiter einer fürchterlichen Schlacht, während der magier sonst äußerlich unverletzt schien.
      Nachdem die letzte von Sieben Wellen über den Platz und die Stadt fegte und den Nachmittagshimmel kurzzeitig in grelles blaues Licht tauchte, verebbten die Geräusche um den weißhaarigen Elf, der inmitten von Brandspuren auf den Steinen stand und sich beinahe erstaunt umsah.
      Die Wunden in seiner BRust bluteten stark und das Schwert des Schattenläufers war zu einem Stummel verglüht, der aus den Wunden herausragte.
      Sein Atem ging stoßweise und beinahe unwirklich ruhig, als er einen wackeligen Schritt in Richtung des Palastes machte. Um seine Augen herum zeigten sich schwere Brandwunden, die stark zu bluten begannen, während Eyrik hinter dem Karren hervorkam.
      "Heiler!", rief er. "Wir brauchen einen Heiler!"

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    • Viola

      Der Schild zersplitterte augenblicklich unter der ersten mächtigen Welle aus Sternenlicht.
      Die gleißende Hitze war selbst durch die schützenden Wurzeln zu spüren, so dass Viola die Arme schützend vor das Gesicht hob.
      Wenige Sekunden vergingen und dann herrschte Totenstille. Es roch nach verbranntem Holz und langsam zog sich die wurzelartige Hand um ihren Körper zurück. Schwer atmend blickte sich die Heilerin um und erfasste das Ausmaß der Zerstörung. Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, war den mächtigen Wellen zum Opfer gefallen. Die Schatten waren fort und ebenso Vaeril und seine Söldner.
      Viola riss Dandelost aus dem Boden und kroch mehr als das sie wirklich lief auf Sylvar zu, der am Boden zusammen gesackt war.
      Umsichtig wagte sich die junge Frau durch die kreisenden Trümmer und fühlte das unmissverständliche Flirren von Magie auf ihrer Haut.
      "Sylvar?", flüsterte sie vorsichtig und berührte den Erzmagier an der Schulter.
      Er wirkte unverletzt, aber nicht bei Bewusstsein. Wer konnte schon ermessen, wie viel Energie ihn das Spektakel gekostet hatte.
      Die alarmierte Stimme von Eyrik riss sie aus ihren Gedanken und sie drehte den Oberkörper in Richtung des Vorplatzes. Oder besser dem Trümmerhaufen, der davon übrig war. Selbst die Rinde des weißen Baumes wirkte verkohlt.
      Viola folgte dem Blick des Barden und der nächste Atemzug blieb ihr im Halse stecken. Andvari stand, aber die Schritte wirkten wackelig und unsicher. Aus der Entfernung konnte sie Nichts erkennen, aber Eyriks Worte schürten Unruhe und Besorgnis.
      "Eyrik!", rief sie zu dem Barden herüber. "Hilf Sylvar auf! Wir können nicht hier bleiben!"
      Die Gruppe hatte ein schönes Chaos hinterlassen und es war nur eine Frage der Zeit bis weitere Wächter und Soldaten auftauchten, jetzt wo Ruhe eingekehrt war.
      Besorgt blickte sie Sylvar an und strich ihm das wirre und verdreckte Haar aus der Stirn.
      Schließlich kam sie mühsam auf die Beine, Dandelost wieder sicher an ihrer Hüfte, ehe sie mit brennenden Lungen über den zerstörten Platz rannte. Den ganzen Weg wieder zurück, bis sie Andvari eingeholt hatte.
      Was sie erblickte, trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. Ihr Gefährte sah furchtbar und mitgenommen aus. Vorsichtig stellte sich Viola seinen wackeligen Schritten in den Weg. Die Quelle ihrer Magie war beinahe versiegt und sich war unsicher, ob sie überhaupt in der Lage war auch nur die kleinste Wunde zu schließen. Die Verletzungen Andvaris benötigten deutlich mehr, als sie gerade geben konnte.
      "Andvari?", sprach sie ihn behutsam an, nicht sicher, wie er im Augenblick reagieren würde.
      Zögerlich berührte sie seinen Arm und versuchte ihn zu stoppen.
      "Es ist genug.", flüsterte sie. "Es ist vorbei."
      Ihr Blick huschte über die geschmolzenen Überbleibsel von Klingen in seiner Brust. Die verbrannte und augeplatzte Haut um seine Augen ware nicht weniger besorgniserregend.
      "Lass mich helfen, bitte...", flehte sie. Und es geschah unbewusst, dass sich der klägliche Rest ihrer Kraft über seinen Arm, den sie hielt ausbreitete. Ohne ihr vertrautes Medium das Wasser und nach den zerstörten Zellen seines Körper griff. Vielleicht konnte sie wenigstens die Blutungen stoppen, aber sie brauchte Hilfe um die Reste der Klingen zu entfernen. Dafür war sie bereits zu schwach.
      "Sieh mich an..."
      “We all change, when you think about it.
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      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Die geschundenen Krieger

      Eyrik nickte und eilte hinter dem umgestürzten und stark verkohlten Wagen hervor. Ihm folgend bewegte sich das halbvolle Dutzend auf wackeligen Beinen und lauthals fluchend in Richtung des ohnmächtigen Zauberers.
      "Ich habe dir gesagt, dass dies alles hier in einem Chaos endet, verfluchte Trollbeine!", keifte Karl-Heinz während sie dorthin wackelten.
      "Du bist immer der gleichen Meinung wenn wir etwas unternehmen, du Fliegenfresser. Wir müssen dem Zauberdingsbums helfen, damit der Lichtdingsbums wieder auf die Beine kommt."
      "Lichtdingsbums?", fragte Sam und legte den Kopf schief. "War das dieses merkwürdige Feuer? Die Wache hats von den Füßen gerissen sag ich euch!"
      Eyrik schüttelte den Kopf und kniete sich neben Sylvar und versuchte ihn, mit sanften Ohrfeigen wieder ins Leben zurück zu holen. Was für ein Chaos, so viel stand fest.

      andvari indes blictke immer noch starr mit weißen Iren in Richtung des Palastes, ehe Viola ihn berührte und ansprach. Es dauerte noch eine gute Weile, ehe die Iren erloschen und zu ihrer bernsteinfarbenen Substanz zurückkehrten. Andvaris Gestalt knickte ein wenig ein, so erschien es und er stützte sich schwer auf Viola, die er lächelnd begrüßte .
      "Hallo...Vio...la..."
      Schmerz fraß sich durch seine Eingeweide und die Wunden bluteten mit einem Mal stärker, als habe sie das Licht selbst am Bluten gehindert. Ein schmerzhaftes Ächzen zog sich durch sein Gesicht und Andvari ging auf ein Knie hinab um sich die Brust zu halten. Auch wenn die Kraft seiner Liebsten seinen Körper erreichte und sicherlich auch ihr Werk taten, wurden die Schmerzen doch nicht geringer. Dieser BAstard hatte einiges von seinem Leib mitgenommen. Immerhin, so dachte Andvari während er auf die verkohlten Überreste einer Hand sah, konnte er dem Angreifer ein Stück rauben.
      "Geht es dir gut?", fragte er ächzend und sah grinsend auf, die Augen hinter der blutenden Masse seiner umliegenden Haut geöffnet.

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    • Viola

      Beinahe wäre Viola unter dem zusätzlichen Gewicht zusammen gesackt. Es fehlte nicht viel.
      Augenblicklich trat sie dicht an die Seite ihres Gefährten, um ihm die nötige Stütze zu sein. Ein Arm schlang sich von allein um seinen Rücken, während sie den seinen fest umklammert hielt. Alle Bemühungen halfen nichts obwohl sie das Gefühl hatte die Blutung ein wenig verlangsamt zu haben. Die junge Frau klammerte sich ein jeden kleinsten Funken Selbstbeherrschung, damit die Verzweiflung nicht Überhand gewann. Sie zwang sich zu lächeln, als er sie endlich erkannte.
      Als Andvari in die Knie ging, sank sie ebenfalls zu Boden und ließ seinen Arm los. Behutsam berührten ihre Fingerspitzen sein Gesicht, ohne die hässliche Brandwunde auch nur anzurühren. Ihre Finger strotzten vor Dreck und Blut und im Augenblick konnte sie nichts riskieren, das die Wunde verunreinigte. Suchend glitt ihr Blick über den Vorplatz zu Eyrik und Sylvar, die sich scheinbar noch immer nicht in Bewegung gesetzt hatten. Von Farryn fehlte auch jede Spur. Ein Portal wäre das einfachste, um sie alle hier fort zubringen. Der Magier weckte allerdings gerade nicht den Eindruck, als stünde die Option zur Wahl.
      "Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dir diese Frage stellen sollte...", erwiderte Viola fassungslos und senkte ihre Blick auf die tiefen Wunden in seiner Brust und überlegte fieberhaft, wie sie die Klingen herausbekommen sollte ohne einen fatalen Schaden anzurichten. Erschöpfung zeichnete sich auch in ihrem Gesicht ab. Sie hatte keinen einzigen Funken Magie mehr übrig.
      Die Heilerin senkte die Hand an seine Brust und riss ohne Zögern am eh runierten Wams, bis sie die Stichwunden besser sehen konnte. Scharf atmete sie beim Anblick ein.
      Die Klingen zu entfernen würde eine Tortur werden, sofort sie nichts fanden, um Andvaris Schmerzen zu betäuben. Das geschmolzene Metall hatte sich in die Hautschichten gebrannt. Wenn sie doch nur ihr gesamtes Hab und Gut nicht in Tirion hätte zurücklassen müssen. Ohne ihre Habseligkeiten und den gerringsten Hauch ihrer erlernten Kräfte fühlte sie sich tatsächlich wie ein nutzloser Mensch.
      "Wir müssen uns dringend darüber unterhalten, dass ich dich ständig zusammenflicken muss.", sagte Viola und schluckte, um die Brüchigkeit aus ihrer Stimme zu vertreiben. "Das wird langsam zu einer lästigen Angewohnheit. Ich kann dich wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen."
      Seufzend legte sie sich einen seiner Arme um die Schultern.
      "Du musst aufstehen, Andvari. Ich weiß du hast Schmerzen, aber wir können nicht hier bleiben und meine Magie ist erschöpft. Wir brauchen einen sicheren Ort, damit ich mich um die Wunden kümmern kann."
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    • Andvari

      Sein Verstand funktionierte nur noch zur Hälfte und der Aurakern in seinem Inneren war beinahe zur Gänze erschöpft. Jedoch gab es eine Möglichkeit, die keiner von ihnen derzeit in Betracht gezogen hatte und die zugleich mehr Gefahren aufwies als man meinen musste.
      An anderer Stelle erwachte Sylvar nach einigen Ohrfeigen langsam wieder zum Leben und wurde von Eyrik und der ddazugestoßenen Farryn aufgerichtet. Beide Krieger sahen mitgenommen aus, wobei Farryn noch den besten Zustand aufwies. Ihre Kleidung zierten lediglich Blutspuren aus sanften Blautönen.
      Ächzend zogen sie den Magier hoch und bugsierten ihn gerade in Richtung der anderen.
      Andvari indes sah auf und grinste Viola breit an. Es ließ sich nicht verhindern, dass ein Schwall blaues Blut aus seinen Mundwinkeln lief. Wenn er es recht spürte, waren beide Lungen punktiert und bluteten in sein Innerstes. Er hatte nicht mehr lang. Wirklich nicht mehr lang.
      "Dann...Dann musst du mich immer...beobachten, nicht wahr?", fragte er und hustete sogleich. "Tut mir Leid, dass ich...Dass ich dir Probleme mache..."
      Ein Aufstehen war ihm nicht möglich, dafür schmerzte es zu sehr und ein Ächzen entfuhr ihm, als Viola ihn aufstemmen wollte. Blut stach durch seine Kleidung und die Flecke wurden rasch größer, je mehr seine eigene Aura erlosch.
      "Gibt...Gibt eine Möglichkeit...", murmelte er Viola zu und drückte sein Gesicht in ihre Haare und nahe ihres Ohres. "Bring...Bring Sylvar her...Ich gebe ihm...meine Aura...Danach werde ich bluten. Stark bluten...Such du das Tor aus, wo er uns hinbringen soll...Irgendwo wo man mich schnell heilen kann..."

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    • Viola

      Die ersten Tränen perlten über die verdreckten Wangen.
      Vergeblich versuchte die junge Frau ihn auf die Beine zu bekommen und gab nach wenigen Sekunden bereits auf. Alleine schaffte sie es unmöglich ihn auch nur ein winziges Stückchen zu bewegen. Viola musste nicht erneut den Blick senken, um zu wissen, wie gefährlich die Verletzungen wirklich waren. Das Blut, das aus seinem Mundwinkel quoll, hätte nicht eindeutiger sein können.
      "Unsinn", murmelte sie und lächelte unter Tränen. "Wirklich, ich frage mich wie du uns ein Zuhause bauen möchest ohne das ich ständig befürchten muss, dass du dir den Hals brichst."
      Die Heilern ließ sich mit Andvari endgültig zu Boden sinken, erschöpft und am Ende ihrer körperlichen Kräfte.
      Bevor ihre Gedanken verrückt spielen konnten, getrübt von Sorge und Angst, spürte sie ein schwaches Gewicht an ihrem Kopf.
      Viola hielt den Atem an, um nicht eine einzige der leisen Silben zu verpassen. Zitternde Finger legten sich an die Wange des Elfen. Sie fühlte bereits die einkehrende Kälter seiner Haut, je mehr lebenswichtiges Blut aus seinem Körper floss.
      Sie sollte den Ort aussuchen? Beinahe hätte Viola laut aufgelacht, wenn die Lage nicht todernst wäre. Sie? Die sich fernab ihrer Heimat befand und bis vor wenigen Wochen von Magie nicht den blassesten Schimmer hatte.
      Vorsichtig schob sie die Hand in das verklebte, weiße Haar und brachte erneut nichts zustande außer einen kläglichen, schwachen Puls ihrer Aura. Es hatte keinen Zweck.
      "Ich hätte niemals von deiner Seite weichen dürfen...", flüsterte sie. "Was ist wenn ich den falschen Ort auswähle oder wir zu spät sind. Ich kann dich nicht verlieren."
      Sanft hielt sie seinen Kopf an ihrem und wandte sich nur leicht herum, um nach dem Rest Ausschau zu halten. Die Erleichterung Sylvar auf den Beinen zu sehen, verblasste unter der Wärme blauen Blutes, das nun auch langsam durch ihre Kleidung sickerte.
      Es gab einen Ort. Allerdings hatte sie nur in den Schriften des Refugiums darüber gelesen. Eine alten Elfenruine, die angeblich eine Quelle alter Macht beherbergte. Eine Legende, ein Ammenmärchen...
      "SYLVAR!", flehte sie lautstark und hoffte dass der Magier bei Besinnung war.
      Als die drei Elfen sich ihnen schließlich näherten, hauchte sie einen flüchtigen Kuss auf den weißen Haarschopf.
      "Er stirbt...", würgte sie die Worte hervor. "Er stirbt, Sylvar. Und es gibts nichts dass ich tun kann. Ich habe meine gesammte Energie in diesen nutzlosen Schild gesteckt und jetzt habe ich nicht einmal einen Topfen übrig um die Blutung zu stoppen..."
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    • Die Zerstückelten Überlebenden

      Eyrik und Farryn hatten sichtlich Mühe, Sylvar auf den Beinen zu halten und dorthin zu bringen. Schwer stützte sich der Zauberer auf seinen Stab, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Das Ornament auf seiner Stirn war verschwunden und sein Gesicht sah alt aus. Vielleicht nicht gerade wie ein alter Elf, aber zumindest um viele Jahre gealtert, ehe die blauen Augen zu Viola blickten. Anschließend sah er seinen Bruder an, der tatsächlich in einem mehr als ramponierten Zustand war.
      Zwei Schwertwunden. Tief und durchdringend, die Organe geschädigt hatten. Sternenlicht, dass seine Haut um die Augen herum verbrannt hatte und vermutlich Iren, die ebenfalls geschädigt waren. Sylvar war sich sicher, dass sein Bruder zeitweilig erblindet war, wollte diesen Umstand aber nicht teilen.
      "Das ist leider war...", flüsterte er. "Ich haeb nicht genug Aura übrig, um zu heilen.."
      "Was soll das heißen?"; fragte Farryn. "Nimm meine!"
      "Deine ist nicht kompatibel, Farryn. Ich...Ich kann nichts tun..."
      Eyrik senkte das Haupt und blickte mit einem Mal nicht wirklich entzückt drein. Getrocknetes Blut rann über sein Gesicht und entstellte auch ihn, aber Farryn war die erste, die sich umwandte und in den Himmel schrie.
      "Verdammt!", donnerte sie. "Ich brauceh was zu trinken..."
      "Freunde.."
      Andvari hob langsam eine Hand und grinste schwach.
      "Ich habe,..eine Idee...", muremlte er und ergriff zögerlich Sylvars Hand. "Viola...sucht einen ort...Du öffnest ein Tor..."
      Sylvar blickte einen Moment lang verwirrt drein und legte den Kopf schief. Auf eine merkwürdige Art und Weise konnte das funktionieren, wenn sie sich eilten. Und während bereits die Aura übertragen wurde, sah Andvari zu Viola und grinste.
      "Wenn ich...ein Haus baue...Dann brauche ich kundige Beratung...", flüsterte er während Blut immerwährend aus seinem Mund quoll. "Du wählst den richtigen...Ort...Ich vertraue dir...Und dann...baue ich uns...ein Haus...Unter deiner...Aufsicht...damit ich mich nicht...verletze..."
      Nachdem der letzte Tropfen übertragen wurde, schloss Andvari langsam die Augen. Eilig rannten Eyrik und Farryn an seine Seite um seinen fallenden Körper zu halten.
      Sylvar indes schrieb eine Art Kreis in die Luft und sah mit erstaunen zu, qie ein farbloses Tor sich öffnete und anschließend zu Viola.
      "Denkt an den Ort, den Ihr am meisten begehrt", sagte er müde. "Stellt ihn Euch genau vor. Und geht hindurch. Wir folgen. "

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    • Viola


      Hilflos sah Viola mit an, wie die letzten Lebenskräfte den geschundenen Körper verließen.
      Die junge Frau konnte seine Gestalt nicht mehr halten und als Andvari in die Hände seine Freunde fiel, folgte sie.
      Nichts spielte mehr eine Rolle außer ihre Hände die sich zart um sein Gesicht schlossen, als sich Viola über ihn beugte, wobei sie sowohl Farryn als Eyrik vollkommen ignorierte. Es geschah nicht böswillig, aber ihr gesamten Denken konzentrierte sich nur auf den sterbenden Elf, der drohte ihr zu entgleiten. Ein sanfter Kuss auf seine Stirn folgte, begleitet von Tränen die sein Gesicht benetzten.
      Ungeachtet des Blutes küsste sie seine Lippen und es war beinahe schmerzlich vertraut, dieser blutige Kuss.
      "Wag es nicht zu sterben und mich hier zurückzulassen, Andvari Schattenglanz...", murmelte sie ohne wirklichen Biss in ihren Silben, es klang mehr wie ein Flehen.
      Schweren Herzens kam Viola auf die Beine und sah mit grimmiger Miene zu Sylvar herüber, der bereits ein schlichtes Portal geöffnet hatte. Kein Zögern lag in ihren Schritten, als sie vor den Wirbel trat. Er hatte nichts mit den schillernden Portalen gemein, die sie üblicherweise von Sylvar kannte. Wie ein unbeschriebenes Blatt, dachte Viola.
      Worte wollten nicht mehr über ihre Lippen kommen, während sie die Augen schloss und tief einatmete.
      Quälende Sekunden vergingen und das Leben des Mannes, den sie liebte, hing an einem seidenen Faden. Viola schlug die Augen auf und blickte entschlossen in die Runde aus verletzten und müden Gesichtern. Sie hoffte inständig die richtige Wahl getroffen zu haben.
      Ein kurzes Nicken, um zu signalisieren, dass sie soweit war. Erst als sie sicher war, dass alle für den nächsten Schritt bereit waren, wagte sich die Heilerin nach vorn. Das Flirren und vertraute Kribbeln von Magie umfing sie. Als ihr Körper vom Wirbel verschluckt wurde, flimmerte er in beruhigenden Farben und Blau und Grün. Hoffentlich täuschte sich der Künstler der Bücher nicht.
      Friedliches Plätschern von Wasser, war das erste Geräusch, das sie hörte. Der Boden unter ihren Füßen erschien im ersten Augenblick weich und nachgiebig, erwies sich jedoch als frisches, feuchtes Moos auf brüchigen und alten Steinplatten. Aus unzähligen Nischen und Lücken im Stein quoll klares Quellwasser hervor und ergoss sich in schmale, natürlich von Wurzeln und Fels geformte Becken.
      Viola schlug die Augen auf und erblickte den mystischen Anblick einer alten Ruine. Die Architektur glich einem verfallenen Tempel, jedoch erinnerte sie nichts an den Verzierungen und verschlungenen Treppen an die Baukunst der Menschen. Diese Ruinen waren alt, vielleicht älter als ihr Volk selbst. Die Natur hatte sich den Ort zurückerobert und beinahe alles mit Moss und rankendem Efeu überzogen. Es war warm nur die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Säulen, die den Hof säumten und schon bessere Tage gesehen hatten, war gewöhnungsbedürftig. Hinter den Säulenbögen erstreckte sich ein dichter Wald, Bäume die mit knorrigen Wurzeln mitten im klaren Wasser standen und die Sicht versperrten.
      Am Ende der Treppen ragte eine alte Statue in die Höhe. Vermutlich die Darstellung einer Göttin, aber die Gesichtszüge waren durch den Zahn der Zeit kaum noch zu erkennen. Der verschollene Tempel der Meriel, Tochter der Götter, war ein Anblick der sich einer Sterblichen im Normalfall nicht bot. In der drückenden, feuchtwarmen Luft war die unterschwellige Magie selbst für Viola deutlich zu spüren.
      Ehrfurcht und Erstaunen gleichermaßen zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, bevor die Elfen hinter ihr aus aus dem Portal traten. Sie hatte keine Zeit den Ort zu bewundern, sondern streifte ihre Stiefel ab.
      "Schuhe und Stiefel aus!", wies sie die anderen an. "Wir befinden uns auf gesegnetem Boden! Zumindest...stand das in den Büchern im Refugium. Also, theoretisch...Es heißt, das Wasser der Quelle hier wäre mit Magie angereichert. Die Tränen Meriel selbst sollen einst in den Ursprung getropft sein. Ich weiß nicht, ob es nur eine Legende ist. Aber ihr spürt es doch genauso wie ich, oder? Der Ort pulsiert vor Magie."
      Auf nackten Füßen bewegte sich Viola über die schmalen Wege die von den Wurzeln der umstehenden Bäume, die mitten im Tempel erwuchsen, gebildet wurden. Vor einem der naturbelassenen Becken ging Viola in die Knie und tauchte die Hand in das im Gegensatz zur Umgebungsluft eisige Wasser.
      "Sollte ich mich geirrt haben, übernehme ich die volle Verantwortung...", murmelte sie und schluckte. Mit einem erschrockenen Atemzug glitt sie ins eiskalte Quellwasser, dass ihr knapp bis unter die Brust reichte. Sie spürte ein leichtes Kribbeln unter der Haut.
      Dann streckte sie die Hände auffordernd aus.
      "Ins Wasser, schnell!"


      Spoiler anzeigen
      RuinenMeriel.jpg
      (Statue ohne die Flügel vorstellen...)

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    • Die Besiegten in der Donnerhöhle

      Für einen Moment lang grassierte doch ein wenig Unsicherheit in den Blicken der Tragenden und Sylvar, als sie Viola folgten und durch das Portal stiegen.
      Doch dann - nach einer kurzen Eingewöhnungsphase und dem Gefühl unsagbaren Zuges an ihren Eigenweiden - fanden sie sich in himmlicher Ruhe wieder. Sanftes Vogelgezwitscher drang an ihre Ohren und das friedliche Plätschern von Wasser nahm ihre Empfindungen ein, während der Tross von Elfen den Tempel ansah, der sich um sie herum entfaltete. Die Natur hatte den Stein zwischenzeitlich korridiert und wieder in Besitz genommen, aber die vormalige Schönheit des Tempels ließ sich erahnen.
      "Heilige Bäume...", murmelte Eyrik und sah sich neugierig um, während Farryn nur anerkennend pfiff.
      Sylvar indes musste ein wenig kichern, als er zum Beginn eines der Teiche humpelte.
      "Wahrlich...Der Tempel von Meriel...", flüsterte er lächelnd. "Habe lange nicht mehr diesen Namen gehört oder gelesen."
      Sylvar tat wie geheissen und streifte seine ohnehin durchlöcherten Pantoffeln ab, ehe er die anderen ansah. Die Last auf ihren Schultern war jedoch zu groß, als dass sie sich eben so ihrer Schuhe entledigen konnten.
      "Lasst sie an", sagte er mit brüchiger Stimme. "Ich denke, Meriel wird es uns nachsehen, wenn ihr diese erst später abstreift."
      Eyrik nickte und hob Andvaris schweren Leib mit einem Ächzen an.
      "Also, in einem hatte Viola Recht: Der Ort hier pulsiert vor Magie. Als wäre sie damit aufgezogen worden..."
      Farryn nickte erneut nur und beschrönkte sich darauf, das Gewicht des Elfen zu tragen. Der Weg zu dem kleinen Senkbecken erwies sich als trickreich und gefährlich. Man drohte schnell auf den gewaltigen Wurzeln abzurutschen, die dieser Ort barg und innerlich fragten sich beide Elfen, ob sie lebendig am anderen Ende ankommen würde. Zwsichenzeitlich hatte Andvaris Körper jegliche Spannung verloren und sein Gesicht hing herab wie die Köpfe von Puppen auf Kugelgelenken.
      "Na komm schon, mein Alter...", ächzte Eyrik als er und Farryn den leblosen Körper des Königs behutsam in das Becken absetzten. Viola war bereits dort drin und Sylvar trat nun auch hinzu und betrachtete das Schauspiel.
      "Es muss der richtige Ort sein!", bekräftigte Farryn. "Sonst jage ich diesen Schattenläufer bis an sein Lebensende."

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    • Viola

      Die Schwerelosigkeit des eisigen Wassers machte es einfach für Viola das leblose Gewicht des Elfen in Empfang zu nehmen.
      Vorsichtig legte sie die Hände in seinen Nacken und Hinterkopf, um sein Gesicht über der Oberfläche zu halten.
      Das Wasser war so kalt, dass sie schon nach wenigen Augenblicken ihre Zehen nicht mehr spüren konnte. Über all über ihre sichtbaren Hautpartien zog sich ein Schauer und die feinen Härchen stellten sich auf. Unzählige bläuliche Schlieren trieben um sie herum im Wasser.
      Viola löste eine Hand und riss den Stoff ihrer Hemdbluse auf, bis sie ihr Herz freigelegt hatte. Die Hand tauchte in das eiskalte Wasser und zog den Dolch des Schattenläufer hervor. Die Heilerin atmete tief ein und aus, ehe sie die Schneide unter ihrem linken Schlüsselbein ansetzte.
      "Leben für Leben...", wisperte sie und stieß ein Gebet zu allen bekannten und unbekannten Göttern, zu den Eigenen und zu Fremden. Der Atem stockte als sie einen großzügen Schnitt vom Schlüsselbein abwärts bis zum gewölbten Ansatz ihrer Brust vollzog. Warmes, rotes Blut sickerte aus dem Schnitt. Üblicherweise wurden Opfer in Tempeln dar gebracht, um sich den Segen der Götter zu sichern. Die Quelle Meriels spendete Leben und verlangte dafür einen Tropfen Leben, sei es noch so gerring. Und Viola war bereit mehr als nur einen winzigen Tropfen aus ihrem Finger zu geben. Heißes, lebendiges Blut sickerte in das klare Quellwasser. Der Dolch glitt ihr aus des den zitternden Händen und versank am Boden des von der Natur geformten Beckens.
      "Bitte, bitte...", flehte die junge Frau mit einem Flüstern, kaum hörbar, während sie Andvaris Kopf zurück gegen ihre Schulter legte.
      Tief unter der Wasseroberfläche glühte ein schwaches, flackerndes Licht auf. Wie zerbrechliche Äste rankte sich das Licht durch das Wasser. Zierliche Ausläufer die nach den Körpern in der Quelle griffen. Das Flirren der Magie nahm stetig zu und schien die Luft innerhalb des Temepls statisch aufzuladen.
      Ranken aus bläulichem Schimmer, die sehr Violas Heilfertigkeiten ähnelten, umschloss den Körper des Bewusstlosen. Die Heilerin, die keinen Funken Magie mehr übrig hatte, blickte mit Wunder in den Augen um sich, ehe sich ihr Blick auf das geschmolzene Metall in der Brust des Elfen richtete. Die Magie der Quelle griff nach den von Elfen geformten Stahl und löste ihn in winzige Partikel auf, die in der Umgebung verblassten. Die Verästelungen aus reinster Magie griff in die tiefen Wunden, regten den Körper zur Heilung an und zwangen Zellen und Gewebe sich zu schließen.
      Bedächtig legte sie eine Hand über die Augen ihres Gefährten und hätte am liebsten vor Erleichterung losgeweint. Aber noch war nichts sicher. Sie warf einen Blick zu ihren Begleitern hinauf.
      Viola schloss die Augen, holte hörbar Luft und ließ sich tiefer in die Quelle sinken und Andvari zog sie mit sich unter Wasser.
      Die aufgewühlte Wasseroberfläche, Blut und das Flimmern Quelle machten es fast unmöglich zu erkennen, dass die bläulichen Ausläufer der Magie nun ebenfalls nach seinem Gesicht griffen.
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    • Die Geschundenen

      Für einen Moment lang erschien es, als würden sich alle Probleme in Luft auflösen.
      Andvaris Körper glitt ins eiskalte Wasser und wurde nach einer kurzen Zeit von aderigem Licht umschlossen, dass seine Wunden abtastete und eine Myriade an magischer Energie entfachte. Die Quelle war wirklich heilsam, wie es schien, denn der Körper des Elfen entspannte sich sichtlich. Die Lichtranken stießen beinahe aggressiv in die Wunden des Bastards vor und schlossen diese mit einem geräuschlosen Zischen. Das kalte Wasser begann zu blubbern während sich die Wunden des Elfen schlossen und Andvari mit flirrenden Lidern die Augen öffnete.
      Sein Atem setzte ein, brennend und kalt, aber er atmete wieder. Seine Haut fühlte sich gespannt und rau an, als habe man mit einem Reibeisen darüber gescharrt. Die weißen Haare lagen wie ein Teppich um ihn gebettet und langsam erst kam er wieder zu sich.
      "Sofort aufhören!", donnerte eine Stimme hinter Eyrik und erschrocken fuhr der Barde herum.
      Viel zu schnell glitt sein Schwert in seine Hand, ehe er erkannte, dass es Sylvars zornverzerrtes Gesicht war, das aus dem Schatten heraus erstand. Langsam bewegte er sich hinter einer Baumwurzel hervor und betrachtete die Szenerie mit wütenden Augen.
      "Es ist nicht gehörig, die Heilmagie derart zu nutzen, Viola!", sagte er und beugte sich zum See hinab. "Es ist verboten, ein Leben gegen ein Leben aufzuwiegen! Einen Tropfen, ja. Aber nicht, indem man scharenweise Blut verliert. er ist wach, die Wunden sind verschlossen. Lass ihm die Zeit die er benötigt und steig heraus, Kind. Ehe du dich an den Göttern versündigst..."
      "Denkst du nicht, es ist zu hart?", fragte Farryn mit besorgtem Gesicht.
      Andvari wollte den Mund öffnen, war jedoch zu schwach. Die Wunden um seine Augen hatten sich bereits geschlossen und mit rosaner Haut überzogen. Narben würden wohl nicht bleiben, aber zumindest würde er sich daran erinnern können.
      "Es ist nicht zu hart! Es ist wider unseren Göttern und ein Sakrileg! Nun raus da und lass dir helfen!"

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola


      Mit mühevollen Atemzügen durchbrach Viola die Wasseroberfläche und sah mit verschwommener Sicht, durch unzählige Wassertropfen in ihren Wimpern, zu wie Andvari den ersten tiefen Atemzug tat.
      Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, also hatte sich der Verfasser der Schriften nicht geirrt. Sie hatte es tatsächlich geschafft.
      Die Freude über das Gelingen blieb der Heilerin nicht lange erhalten.
      Ein zorniges Donnergrollen, so erklang die Stimme des Magiers in ihre Ohren. Viola zuckte angesichts der harschen Worte, denn Sylvar hatte ihr gegenüber noch nie wütend die Stimme erhoben. Jegliche Farbe fiel ihr aus dem Gesicht, während sie einen weiteren Blick ins Wasser wagte. Andvaris Verletzungen waren wie durch ein Wunder verheilt, die Haut rosig und neu. Die junge Frau zögerte von der Seite des Elfen zu weichen, als sie das vertraute Glimmen von Bernstein erblickte.
      Widerstrebend löste sie ihre Hände von Andvari, der Auftrieb der Quelle ausreichend genug damit er nicht wieder unter die Wasseroberfläche sank. Durch das Wasser schleppte sich Viola zum Ufer. Eiskalte Finger krallten sich in die umrankenden Wurzeln und mit einem verbissenen Ausdruck in den Augen zog sie ihren Körper aus dem Wasser.
      Obwohl am Ende ihrer Kräfte ignorierte Viola die helfenden Hände, die ihr gereicht wurden und kauerte zitternd auf Händen und Knien am Boden. Der feine Schnitt an ihrer Wange, den Vaeril ihr zugefügt hatte, war verschwunden. Die Wurzel um ihren Knöchel war abgefallen, die Haut darunter unversehrt und nicht geschwollen. Alte Spuren, wie die zeichnenden Narben in ihrem Gesicht, waren von der Magie der Quelle unberührt geblieben.
      "Ich kann ihn nicht verlieren, Sylvar.", murmelte sie verbissen und kam nach einem missglückten ersten Versuch schließlich doch auf die Füße.
      Unwirsch schob sie das rote Haar aus ihrer Stirn.
      "Das...", sie deutete auf das Becken, in dem Andvari friedlich im Wasser dahin schwebte. "...ist meine Schuld. Vaeril wäre nie so nah an ihn heran gekommen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre."
      Viola hatte noch nicht bemerkt, dass sich im Gegensatz zu ihren anderen Wunden, der Schnitt über ihrer Brust sich nicht spurlos in Luft aufgelöst hatte. Eine fein, rote Linie prangte wie ein Mahnmal auf ihrer Haut, vom Schlüsselbein abwärts. Die warnende Erinnerung welchen Preis sie bezahlt hatte und das sie etwas Verbotenes getan hatte. Das sanfte Gesicht der Heilerin hatte sich zu einer wütenden Grimasse verzogen. Ein seltener bisher noch nie dagewesener Anblick. Sie war erschöpft, ihr war kalt und sie war mit den Nerven am Ende.
      "Weder bin ich eine große Magierin noch eine wirklich talentierte Kämpferin, Sylvar. Ich gehöre eigentlich nicht einmal hier her! Meine Familie ist tot und in meine Heimat kann ich nicht zurück. Er ist alles, was ich noch habe!", erhob sie jetzt ebfalls die Stimme."Aber wenn das hier alles ist was ich tun kann, hätte ich noch viel mehr gegeben wenn es nötig gewesen wäre. Ich werde nie wieder jemanden verlieren, den ich liebe."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Der Zornige Alte und der kauernde Rest

      Sylvar rümpfte die Nase ob dieser obszönen Selbstsucht, die ihm entgegen schlug. Sicherlich konnte er die Gefühle der jungen Frau verstehen. Wer hatte nicht schon einmal die Regeln gebrochen, um einen geliebten Menschen zu retten. Er selbst hatte erst vor wenigen Minuten ein Monstrum in sich befreit, um seine Schülerin zu retten. Was also war der Unterschied?
      Der Magier sah sie an während sie vor sich her schimpfte und stüttze sich schwer auf seinen Stab, ehe er das Wort erneut an sie richtete.
      "Zunächst, Schülerin:", begann er und betonte das letzte Wort deutlich, um sie ihres Ranges zu erinnern. "Schuld nach einem Kampf zu suchen, tun die Schwachen. Es geht nicht um Schuld, Sieg oder Sühne. Es geht um eine Situation, die es zu meistern gilt. Und ich sage nicht, dass die Entscheidung, Meriels Tempel zu besuchen, falsch oder gar indiskutabel ist. Das Problem ist dein selbstsüchtiges Gehabe und deine grenzenlose Blindheit wenn es um Andvari geht. Ja, du liebst ihn und das ist fein! Aber Liebe zum Preis eines Lebens ist keine Liebe, es ist Dummheit. Meriels Tempel bietet dem Anwender einen Preis, korrekt. Aber er hätte in einem Tropfen gezahlt werden können. Oder einem Schnitt im Finger. Nicht, um eine Pulsader aufzuschneiden. Denkst du, Andvari wäre glücklich, wenn du in deinem grenzenlosen Willen, ihn nicht zu verlieren, dein Leben gelassen hättest? Was wäre dann diese ganze Aktion wert gewesen?"
      Er stützte sich auf den Stab, um mit ihr Nase an Nase zu stehen und wirkte mit einem Mal wie ein alter, alter Mann, während er die Stimme erneut erhob und beinahe von der Wurzel abrutschte.
      "Es haben gerade mindestens vier Elfen für deine Ehre gekämpft, um diesem Schwein von Vaeril seine Schranken aufzuzeigen! Wäre es gerecht gegenüber diesen Elfen gewesen, wenn du dein Leben in selbstsüchtigem Bestreben, deinen Liebsten zu retten, vergeudest?! Ich denke ja wohl nicht!"
      Nachdem er gesagt hatte, was zu sagen war, wandte er sich um und stolzierte über eine Wurzel hinweg, an der er abrutschte und beinahe stolperte.
      "Und ja, wir sind jetzt beim "Du", Rindendreck und Honigfäule! So eine Impertinenz..."
      Nachdem der Erzmagier ausser Hörweite stolziert war und stetig weiter fluchte, grinste Farryn und schniefte.
      "Es ist seine Art zu sagen, dass er krank vor Sorge war. Meriels Tempel ist gefährlich auf seine eigene Art. Nützlich, aber gefährlich. Was sagen deine Wunden?", fragte sie und grinste breit.

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Liebe...dachte Viola. Liebe macht die Menschen blind, taub und oftmals dumm.
      Schreckliche Kriege waren in der Vergangenheit im Namen der Liebe erhoben worden. Kein anderes Gefühl brachte gleichzeitig so viel Leid und Glück hervor. Menschen mordeten und starben zu ihren Ehren. Liebe konnte einen Menschen klarer sehen lassen als je zuvor oder ihn in den Wahnsinn treiben. Der Verlust war mit keinem Schmerz der Welt vergleichbar.
      Viola ertrug den abschätzigen Blick ihres Mentors mit Fassung, während er sie belehrte wie ungehorsames Kleinkind. Hatte sie selbst Schuld daran? Sicherlich. Sprach Sylvar die Wahrheit? Natürlich. Aber nichts davon machte die Situation erträglicher.
      Als Sylvar kurz pausierte, wollte sie schon das Wort erheben, da beugte sich der Magier tief hinunter. Grimmig presste sie die ähne zusammen und entschloss sich vorerst den Mund zu halten. Ihr Blick schweifte über die beiden anderen Elfen, die ebenfalls arg mitgenommen aussahen.
      Mit aller Würde, die sie in ihrem triefnassen Zustand aufbringen konnte, hielt die junge Frau das Kinn erhoben. Aber der Erzmagier hatte recht, so ihrer Wut gesellte sich ein reuevolles, schlechtes Gewissen. Bevor sie den Mund öffnen konnte, war Sylvar stolpernd und fluchend in den Wirrungen des Tempels verschwunden. Viola seufzte gedehnt, auch wenn bei seinen letzten Worten ein Lächeln drohend an ihren Mundwinkeln zupfte.
      "Ich bin keine blutige Anfängern, verdammt noch eins...", murmelte sie und rieb sich mit den Händen über die eiskalten Arme. "Vor ein paar Wochen noch habe ich Gliedmaßen amputiert und blutige Wunden mit Nadel und Faden genäht. Ich wäre nicht verblutet. Zum Himmel, ich weiß wie man ein Messer benutzt."
      Mit klappernden Zähnen ließ sich Viola auf einer der moosbewachsenen Stufen nieder und krümmte sich zusammen, um das bisschen Wärme das sie noch hatte, bei sich zu behalten. Die Luft war zwar warm, fast schon stickig, aber die Kälte des Wassers hatte sich tief unter ihre Haut gegraben.
      Beinahe hätte sie Farryn geantworte, dass Sylvar sich seine Sorgen hinstecken konnte, wo das Licht nicht hinscheint. Stattdessen atmete sie tief durch und ließ den Ärger verrauchen, bevor sie tatsächlich noch etwas sagte, dass sie bereute.
      "Mir geht es gut.", antwortete sie knapp und erinnerte sich daran, dass Farryn nichts für ihren aufgewühlten Geist konnte.
      Mit den Fingerspitzen einer Hand fuhr sie über die wohl neueste Narbe in ihrer Sammlung. Die hatte sie wirklich durch ihre eigene Dummheit verdient. Wieder ein seufzten.
      "Nein, eigentlich geht es mir nicht gut. Meine Wunden sind verheilt aber...", seufzte sie und ließ die Stirn auf die angezogenen Knie fallen. "Ich fühle mich leer, ausgebrannt...und ich werde diese verfluchte Angst nicht los. Sylvar hat recht. Das war dumm und selbstsüchtig. Es tut mir leid. Der ganze Ärger..."
      “We all change, when you think about it.
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      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”

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    • Farryn und Eyrik

      Beide Elfen setzten sich bequemer auf die wuchernden Wurzeln und seufzten. Die Momente der Ruhe waren rar gesäht, wenn Sylvar und Andvari beteiligt waren. Zumeist zogen sie den Ärger an wie der Haufen eines Omnirons die Fliegen. Eyrik strich sich mit den Fingern durch die Haare und zwirbelte seinen Bart ein wenig. Eine Angewohnheit, die er seit dem ersten Tag mit Andvari besaß.
      "Lass ihn noch etwas im Wasser ruhen", murmelte der Barde und zog seine Laute vom Rücken.
      Sie war ein schönes Gerät. Aus Kirschholz gefertigt und mit Mithrilsaiten bezogen, sodass diese nur reißen konnten, wenn man ein stärkeres Material fand. Eyrik legte seine schlanken Finger an das Griffbrett und begann leise an den Saiten zu zupfen, während er sprach.
      "Mach dir keine Gedanken", murmelte er. "Es war kein Ärger. Es war mal wieder eine erfrischende Abwechslung zu einem entbehrungsreichen Leben, nicht wahr, Farryn?"
      "Sprich für dich selbst, du Wahnsinniger!", fauchte die Elfin und verschränkte die Arme vor der Brust. Aber auch ihre Miene wurde sanfter, als sie Viola ansah. "Angst ist kein Hindernis, Viola. Angst haben wir alle. Wir haben alle panische Angst vor dem Tod und vor VErlusten. Ich habe Angst, meinen Cousin an ein Monster zu verlieren und ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass Andvari mindestens genauso fürchtet, dich zu verlieren wie du ihn. Dir ist schreckliches widerfahren und ein Überwinden kommt nicht von heute auf morgen. Und jetzt erkläre mir bitte, wo ich was zu saufen finde, bevor ich mich selbst anekele, ja?"
      Die säuselnde Sprache war so gar nicht mit der Ader auf ihrer Stirn vereinbar, die sich bildete.
      Eyrik seufzte und stimmte ein Lied an.
      "Du hast ein Probleeeeeeeem....Kein Alhokooool ist auch keine Löösung...", krächzte er, beendete den Satz jedoch in der Sekunde als Farryn ihm einen eisigen Blick zuwarf.
      "Wo hast du das denn wieder her?"
      "Was soll das heißen?! Natürich habe ich es selbst geschr- Na gut. Eine Kapelle namens die Toten Kisten, oder so. Der Sänger hieß Zampano und wir haben einen zu viel getrunken."
      "Freilich...",seufzte Farryn und sah Viola wieder an. "Mach dir keine GEdanken mehr. Ruh dich aus und genieß den Tempel. Der alte Mann wird sicherlich wieder zu uns stoßen wenn er sich beruhigt hat."

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola

      Zögerlich tauchte das Gesicht der Heilerin aus seinem Versteck an ihren Knien auf.
      Der Blick wanderte von Eyrik zu Farryn. Die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden Elfen ihr begegneten, überraschte Viola immer wieder aufs Neue. Dennoch, die Freundlichkeit löste eine friedliche Wärme aus und sie fühlte sich nicht wie eine Fremde. Dankbar nickte sie den beiden zu und sah schließlich Farryn mit einem müden Grinsen an.
      "Ich bezweifle, dass sich unter irgendeiner Wurzel hier etwas Brauchbares finden lässt.", lachte sie zaghaft und fühlte sich damit seit Beginn des Kampfes ein wenig mehr wie sie selbst. Die düsteren Wolken in ihrem Kopf verzogen sich langsam. Viola vermied es näher auf ihre Vergangenheit mit Vaeril einzugehen. Die Stimmung hatte sich gerade beruhigt und einen leichteren Ton angeschlagen.
      Neugierig beobachtete sie den Barden, der auf den Saiten seiner Laute zupfte und versuchte sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal bewusst den Klang von Musik wahrgenommen hatte. Schmunzelnd lauschte sie den mehr oder weniger freundlichen Neckereien ihrer neuen Verbündeten. Die Schwerter schienen wirklich ein merkwürdiger und bunt zusammen gewürfelter Haufen zu sein. Da machte eine Menschenfrau unter ihnen wohl auch keinen Unterschied mehr.
      Als Farryn sie erneut ansprach, richtete sie sich ein wenig auf und streckte die Beine ächzend von sich.
      "Sylvar hat mich unter seine Fittiche genommen, als wir in Ketten gelegt nach Tirion geführt wurden.", seufzte und ließ ihren Blick über das Senkbecken schweifen, in dem Andvari friedlich und still im Wasser ruhte. "Und ich zahle es ihm zurück indem ich mich wie eine undankbare Göre verhalte und das Wissen, das er mich gelehrt hat, missbrauche."
      Viola schüttelte den Kopf und versuchte sich ein einem Lächeln, als sie zu Eyrik sah.
      "Würdest du etwas spielen?", fragte sie vorsichtig mit einem entschuldigenden Seitenblick zu Farryn. Sie schien bisher wenig angetan. "Ich habe seit Ewigkeiten keiner Musik mehr lauschen können."
      Der Erschöpfung ihres Geistes und der Schwere ihres Körpers nachgeben, ließ sich Viola auf der breiten Stufe nieder. Sie hatte schon auf anderen wesentlich unbequemeren Böden geruht. Sie drehte sich auf die Seite, den Kopf auf ihren Armen gebettet und die Beine an den Körper gezogen. Das Zittern hatte nachgelassen und sie schloss die Augen, ohne die Antwort des Barden abzuwarten.
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    • Eyrik und Farryn

      Farryn grinste breit, als Viola ihre Aussprüche tat und seufzte.
      "Nie findet man etwas zu saufen, wenn mane s braucht, ich sags euch!", kommentierte sie und zuckte die Achseln. "Davon abgesehen...Sylvar hatte schon wesentlich anstrengende Schülerinnen und so wie er zwischenzeitlich von dir schwärmt wenn du nicht hinhörst, ist es schon beängstigend. Und ich meine, ungewöhnlich ist es allemal...Du bist ein Mensch, der magisch begabt ist. Das hatten wir selten. Zumeist ist die Menschenmagie, sofern vorhanden, recht schwach. Und du wirst vom Erzmagier unterrichtet, weil er Potenzial in dir sieht. Ich meine...Was willst du mehr?"
      Ein leichtes Kichern umspielte ihre Worte während auch die Kämpferin ihren Kopf an eine mächtige Baumrinde legte und die Augen schloss.
      "Ja, sie hat Recht! Spiel, Barde! Und nichts versautes!"
      Eykrik musste grinsen, als er Violas Wunsch hörte und nickte. Er beschloss, ein ruhiges Stück anzuschlagen und begann, die Saiten sacht zu zupfen. Immer im Wechsel erklangen die Töne von Tief zu Hoch und immer schneller werdend, bis sie eine merkwürdig passende Melodie ergaben. Er zumindest fand sie passend, als er langsam die Stimme erhob.
      "
      Jetzt ist es still, du liegst bei mir
      und nichts muss ich dir sagen.
      Wir kreisen um denselben Stern,
      von Schwerkraft fort getragen.

      Jetzt ist es still, du liegst bei mir,
      nur einen Wimpernschlag weit fort
      und doch so unerreichbar fern
      für jede Geste, jedes Wort.

      Du kennst den Schmerz in meinem Bauch,
      die Fäden, die sich um mich ziehn,
      sind zu verwirrt um zu entfliehn,
      doch meine Sehnsucht kennst du auch."

      The more that I reach out for heaven
      The more you drag me to hell
    • Viola


      Verlegenheit spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, während sie Farryn zuhörte.
      "Ich danke dir sehr, Farryn.", lächelte Viola ehrlich.
      Ein Lächeln, das seit Langem endlich wieder bis in ihre grünen Augen reichte, wenn sie nicht schon geschlossen wären.
      "Ein alter Freund aus der Heimat sagte einst: Menschen sind gierige Wesen. Je mehr wir haben desto mehr wollen wir. Es ist nie genug. Vielleicht war die Zurechtweisung dringend notwending, damit ich nicht vergesse wer ich bin. Es fällt mir schwer, mich an die Frau zu erinnern, die ich war, bevor ich diese Lande betreten habe. Sylvar sagte ich soll keinen Schuldigen suchen, aber ich werde eine Weile brauchen diese nicht bei mir zu suchen. Im Augenblick bin ich nur erleichtert, dass wir alle noch an einem Stück sind. Wir leben und das sollte mir eigentlich genug sein. Ich kann besser sein, morgen, wenn ich mich nicht mehr fühle, als könnte ich die nächsten tausend Jahre durchschlafen."
      Es war nicht länger Ärger in ihrer sanften Stimme und Viola kicherte sogar leise in ihre Armbeuge.
      Sylvar war sicherlich ein strenger Lehrmeister, aber wenn sie recht darüber nachdachte, war er dennoch mit seinem Zuspruch nie knauserig gewesen. Dass er jedoch so große Stücke auf sie hielt, war Viola nicht bewusst gewesen. Wie blind und taub musste sie gewesen sein, wie egoistisch und auf ihre eigenes kleines Universum mit Andvari fixiert, dass sie alles andere ausblendete.
      Sie war Heilerin und hatte nicht einmal einen zweiten Blick and die Verletzung und die Erschöpfung der anderen Elfen verschwendet. Von allen Dingen und allen Tugenden, die sie gelehrt worden waren, hatte sie keiner Beachtung geschenkt. Die alten Lehrmeister ihres Ordens schämten sich vermutlich gerade in Grund und Boden. Aber sie hatte nicht die Kraft, sich noch einmal aufzusetzen. Die ausgeschöpfte Aura und das fehlen ihrer Habseligkeiten machten es ihr sowieso unmöglich noch etwas Nützliches zu bewerkstelligen.
      Morgen, dachte Viola und ließ sich von der sanften Melodie der Laute und dem beruhigenden Plätschern des Wassers in einen friedlichen Dämmerzustand tragen. Die Verse klangen wunderschön aber gleichzeitig auch traurig. Eyriks Lied geleitete sie mit jeder Silbe in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Selbst für Träume war sie so erschöpft.
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    • Die Elfen-Connection

      Farryn musste grinsen, während sie die Augen schloss und innerlich an ihre Heimat und die Ausläufer des gewaltigen Gebirges dachte. Schweigend seufzte sie an der Ringe, während Eyriks Lied sie regelrecht umfing und verwoben durch die Welt trug. Der Tempel uns sein umliegendes Gelände war so herrlich friedlich, dass man die Schlacht, die sie vor einigen Stunden noch geschlagen hatten, beinahe vergessen konnte.
      Sie fuhr sich durchs Haar und blickte Viola an.
      "Elfen sind auch nicht besser. Wir halten uns für das reine, das schöne Volk und letzten Endes bringen wir Wesen wie Vaeril hervor, die zum untersten Abschaum der Welt gehören, wenn du mich fragst. Ich denke, Menschen und Elfen tun sich nicht viel, wenn es um die Notwendigkeit der Ausdehnung geht. Wir wollen alle mehr als gut für uns ist."
      Farryn grinste, während sie VIola beim Einschlafen zusah.
      "Man muss nicht immer besser sein. Manchmal reicht es vollkommen aus, das zu sein was man ist. In deinem Fall ein leidenschaftlicher Mensch und eine talentierte Zauberin. Mehr brauch es nicht."
      Sie nickte zu ihren eigenen Worten, während Eyrik mehr und mehr der strophen sang. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass sie das Lied kannte. Klangen derartig melodramatische Bardenstücke nicht alle gleich?
      Aber auch wenn es grob und ungeschliffen erschien, so war die Musik in Kombination mit der Umgebung des Tempels mehr als beruhigend und beinahe einlullend.
      Während Viola sanft in den Schlaf sank, sah Farryn nochmals nach Andvari, der noch immer im See heilte und wundersamerweise nicht unterging, ehe auch sie die Augenschloss.

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    • Viola

      Als Viola die Augen öffnete, war es unmöglich für sie zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Die Lichtverhältnisse hatten sich kaum verändert, aber es war ein wenig kühler geworden. Vermutlich sahen sie bald der Dämmerung und den Abendstunden entgegen.
      Vorsichtig, um nicht von ihrem ungewöhnlichen Schlafplatz auf der breiten Stufe zu fallen, setzte sich Viola auf und fuhr sich mit der Hand über die müden Augen. Zuerst erblickte sie Farryn, die noch immer an Ort und Stelle an knorrigen Wurzeln lehnte. Die grimmigen Kriegerin wirkte beruhigt und entspannt auf die Heilerin. Wie Eyrik, der ihr gegenüber friedlich mit seiner Laute im Schoß saß, schien auch sie der verlockenden Ruhe des Tempels verfallen zu sein. Viola beobachtete die schlafenden Elfen für einen Augenblick. Die innere Unruhe war verschwunden. Sie fühlte sich geborgen und schöpfte neue Kraft, auch wenn sich ihr Körper noch immer schwer anfühlte.
      Achtsam um keinen Schwindel zu riskieren, kam sie auf die Füße. Beiläufig schob sie die mittlerweile trockenen Haare von ihren Schulter und senkte das Kinn. Tatsächlich die rötliche Linie war noch da, ein wenig blasser, aber unübersehbar. Mit den Fingerspitzen zog sie den Schnitt vom Schlüsselbein bis zur Brust nach. Notdürftig bedeckte sie die Haut mit der ramponierten Kleidungsstück und ging zum Senkbecken herüber, bedächtig über die verschlungenen Pfade aus Wurzeln.
      Andvari rührte sich nicht sondern trieb noch immer friedlich in der mystischen Quelle. Aber die Heilerin war nicht länger beunruhigt oder gar ängstlich über seine Regungslosigkeit. Alles brauchte seine Zeit. Einen langen, stillen Augenblick kniete sie am Ufer. Aus den umliegenden, sumpfartigen Wäldern trug der seichte Wind das abendliche Gezwitscher von Singvögeln herüber. Viola sah auf ihre Hände und rieb die Fingerspitzen aneinander. Ihr Körper wirkte erholt, aber die Schwere rührte von etwas anderem. Jeglicher Funken magischer Aura fehlte, sie spürte nicht das kleinste Bisschen. Der furchtbare Gedanke mit mehr als nur ihrem Blut gezahlt zu haben, beschlich sie. Vielleicht war das die Strafe für ihre Anmaßung. Sie versuchte sich darüber nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen. Denn auch hier galt, alles in seiner Zeit.
      Viola kam wieder auf die Beine und bewegte sich auf bloßen Füßen über Wurzeln und Moos tiefer in die Wirrungen des Tempels. Ehrfürchtig blickte sie zu den verfallenen Statue hinauf, die auch ohne erkennbare Gesichtzüge noch wunderschön war. Diesen Ort hatte sicherlich noch nie ein Mensch betreten. Und bereits die Erste des Menschenvolkes suchte den Tempel aus selbstsüchtigen Beweggründen auf. Was für ein wunderbares Beispiel sie doch für ihre Art war, dachte Viola mit betrübter Miene.
      Zögerlich setzte sie ihren Weg fort hinauf zu den imposanten Säulen aus weißem Stein und von großem Efeu umschlungen.
      Von Sylvar fehlte jede Spur und sie hätte auch gar nicht recht gewusst, wie sie ihm unter die Augen treten konnte. Farryn Worte mochten der Wahrheit entsprechen, aber das änderte nichts an ihrer Scham. Seufzend lehnte sie sich an eine der Säulen und blickte herauf in den Himmel, immerhin gab es hier kein gewaltiges Dach. Wie lange war sie durch den Tempel gewandert? Tatsächlich verfärbte sich das Blau langsam in ein warmes, rötliches Licht.
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