The Lesser Evil
by @Winterhauch & NicolasDarkwood
Andvari
Der Wind schnitt eisig in sein Gesicht, als seien die Fäden der Luft aus blankem Stahl geschmiedet.
Während die Sonne sich hinter grauweißen Wolken versteckte, drangen Geräusche von klingendem Eisen und hölzernen Brüchen an die Ohren des Elfen. Wie schemenhafte Resonanzen fing er die Stimmen von Menschen auf, die um Gnade schrien. Stimmen von Elfen, die dem Tode erlagen, als die grob behauenen Waffen dieser dämonischen Kreaturen in die Leiber seiner Freunde fuhren. Schmatzende Geräusche, Fontänen von Blut und die grausige Gewissheit eines endenden Lebens blieben zurück auf diesem Feld der Schande.
Die Schlacht von Erynn Vâr war verloren.
Dieser Krieg war sicherlich von der Überlegenheit seiner Rasse gesäumt. Jahrein, jahraus türmten sich die militärischen Erfolge seiner Ahnenschaft aneinander, während die Menschen mehr und mehr im Chaos versanken. Und genauso natürlich verblieb auch die Tatsache, dass auch mal die eine oder andere Schlacht verloren wurde. Doch musste es ausgerechnet diese sein?
Der junge Elf atmete schwer. Sein schneeweißes Haar leuchtete aus einer Menge von rostbraunen und goldgelben Schöpfen regelrecht heraus und starrte vor Dreck und Blut. Sein rechter Arm, der noch immer das Schwert seiner Mutter umklammert hielt wurde schwer und taub von den Schlägen, die auf ihn hereingeprasselt waren. Wie ein Regen von schwerem Gestein hatten die Äxte und Speere auf ihn eingehauen. Und ja, er gab zu, dass die Menschen durchaus an Taktik und Finesse gewonnen hatten. Auch wenn es sicherlich noch immer Luft nach oben gab, wie seine Mutter immer zu sagen pflegte.
Ein taktischer Fehler entschied den Ausgang einer Schlacht.
Und sein größter Fehler war, den Befehl an Elethwen zu geben, diesem Usurpator von Offizier. Dieser geistlose Wahnsinnige hatte den Angriff trotz der schlechten Höhenlage befohlen. Abgeschlachtet hätte man die Infanterie, wenn Andvari nicht mit der Kavallerie hinein gestürmt wäre. Dennoch: die Hilfe kam zu spät. Die Menschen beschossen sie mit ihren Belagerungswaffen und auch wenn er durchaus der Kampfmagie kundig war, so kam ihm auch dieses Wissen nicht zur Hilfe. Denn nun stand er hier, inmitten eines Berges von Leichen um ihn herum und kehlig lachende Menschen, die ihn umzingelten..
Doch dieses Kribbeln.
Die Taubheit in den Händen und in seinem...
Als Andvari an sich hinab blickte, blieb ihm nichts anderes als erstickt zu lachen.
Zehn. Er zählte zehn Speere, deren grobe, schwere Spitzen bis zum Anschlag in seinem Leibe steckten und ihn wie eine sonderbare Rüstungspuppe aufrecht hielten. Seine Hand, von der er eben noch dachte, dass sie das Schwert umklammerte, erschien nunmehr lediglich verkrampft und nicht mehr in der Lage, sich zu öffnen. Aus seinem Mund tropfte das Blut und Atmen fiel ihm unter der verbeulten Silberrüstung seines Volkes schwer.
Ein Mann näherte sich ihm. Er trug die Rüstung der Menschen, die sie bekämpften. Andvari kannte den Namen des Volkes nicht, das heute ihr Gegner war. Fest stand nur, dass er diesen Elethwen zur Rechenschaft und einer peinlichen Befragung unterziehen würde, wenn er hier herauskam.
"Gebt auf!", rief der Mann in dieser hässlich kehligen Sprache. "Ihr seid umstellt, Elf! Lasst Euer Schwert fallen und ergebt Euch, im Namen des Königs!"
König.
Was wussten diese Barbaren von Ehre? In seinem Reich hätte man seinem Opfer Ehre gebracht und ihm die Kehle durchgeschnitten. Stattdessen stellte man ihn hier zu Schau wie ein düsteres Schalkobjekt. Als sei er des gemeinen Volkes schwarzer Lohn! Oh, er würde sich rächen. Seine Gedanken kreisten darum, während ie leuchtenden Augen des Elfen beinahe tumb zu werden schienen.
Klirrend - und ohne seinen Willen - fiel das Schwert zu Boden. Ha, hatte dieser Bastard doch wirklich sein Schwert...Nein. Es war seines. Sein eigenes Schwert, vom Blute unzähliger Feinde getränkt, war in den Staub gefallen und zierte nunmehr diesen Boden.
"Legt ihm Fesseln an und schafft ihn zum König! Ich glaube, das ist der General dieser Armee!"
"Der General?"
Eine zweite Stimme. Heller, freundlicher fast. Aber immer noch hässlich. Die Gesichter werde ich euch aus dem Kopf reißen und damit die Schirme meiner Feuerkörbe beziehen, ihr dreckigen Unholde, dachte er während er den Mund zu einem sanften Lächeln verzog.
Zu spät bemerkte der Elf, dass das heiße kostbare, blaue Blut seiner Ahnen aus den Mundwinkeln lief wie die Zwillingsströme seines Heimatlandes.
"Verflucht...", begann er und ein weiterer Schwall des Lebenssaftes tropfte auf den Boden. "...seid...ihr..."
Diese Sprache zu sprechen bedeutete für ihn mehr als nur Überwindung. Er fühlte sich schmutzig, obgleich sein Blut diesen Boden tränkte.
Als die Stimmen tumb wurden und seine Sicht dunkel wurde, betete er ein letztes Mal zu seinen Göttern. Er bat um Zuversicht und Einkehr an ihre Tafel. Man sollte ihn willkommen heißen als Krieger, der er war und ncith als Verlierer dieser Schlacht. Man sollte ihm huldigen. Er bat um Gnade. Und um Zuversicht, ehe er ohnmächtig wurde.
If the war by heavens gate released desire
In the line of fire someone must have known
That a human heart demands to be admired
But in the Center of the Universe, we are all alone
In the line of fire someone must have known
That a human heart demands to be admired
But in the Center of the Universe, we are all alone