The Curse of Time {TobiMcCloud & Codren}

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Renera wartete darauf, dass Aradan sich zurückziehen würde, doch was er dann tat, erschreckte sie. Er stürzte sich auf sie zu. Sie riss die Schwerter hoch in der festen Annahme, dass er jetzt völlig den Verstand verloren hätte, und verfiel in eine nachlässige Wasserhaltung, die sie dazu nutzte, um sich zur Seite zu befördern. Da bemerkte sie erst, dass er sie gar nicht anzuspringen gedachte, sondern einen Stein geworfen hatte, der mit etwas anderem in der Luft zusammenstieß. Da drehte sie sich erst um.
      In den Baumkronen über ihnen, zwischen Ästen und Blättern zusammengekauert, saß eine Spinnenmutter. Sie hielt sich beinahe wie eine riesige Spinne mit allen ihren Armen irgendwo fest und hatte das Gesicht auf sie gerichtet, den grausigen Mund weit aufgesperrt. Sie webte bereits einen neuen Faden, der sich ihr über die Klaue spannte und den sie auf Renera gerichtet hatte. Renera verfiel vor Schreck in eine Starre.
      Aradan hatte sich unterdessen aufgerappelt und schoss nun zu der Kreatur in den Baum empor. Er tat genau, was man nicht tun sollte und erfuhr dafür die Konsequenzen recht bald, wenngleich sie vergleichsweise milde ausfielen. Die Spinnenmutter beförderte ihn mit Schwung wieder auf den Boden, wo er mit seinem Aufprall die halbe Lichtung zu erschüttern schien. Das brachte Renera endlich aus der Starre heraus.
      "Aradan!"
      Sie schoss heran und packte ihn am Arm, ehe sie ihn mit Schwung wegzuziehen versuchte. Die Spinnenmutter kreischte sie von oben herab an, der Schrei ging ihr durch den ganzen Körper. Er erinnerte sie unmittelbar an einen wolkenverhangenen Tag, als ein hünenhafter Junge in seinem eigenem Blut am Fluss lag und seinen Schmerz herausschrie. Sie biss sich die Lippe blutig, als sie Aradan mit sich zog.
      Die Spinnenmutter schoss erneut, aber Renera konnte nicht sehen, ob der Faden getroffen hatte. Sie blieb unberührt. Sie ließ Aradan los, als sie sich dem Waldrand auf fünf Meter entfernt hatten und damit vorerst außer Reichweite der Fäden waren. Die Spinnenmutter kreischte und Renera zeigte mit ihren Schwertern auf sie.
      "Komm' da runter und kämpfe!", schrie sie ihr entgegen. Dort oben in den Bäumen hätte sie keine Chance und Aradan hatte keinen Bogen dabei. Sie baute sich in Sturmhaltung vor ihm auf.
      Die Spinnenmutter regte sich und hangelte sich ein Stück an den Ästen entlang. Die beiden Schüler gingen in die entgegengesetzt Richtung. Schließlich schien sie ihren Nachteil einzusehen und sprang auf die Lichtung hinab, ehe Renera auch schon vorschoss. Sie hatte keine lange Waffe, um es mit ihr auf Distanz aufzunehmen und sie wusste nicht, wie es um Aradan stand. Sie würde sie ablenken müssen, bis sie wusste, ob er verletzt war.
      Die Spinnenmutter richtete sich nach ihr aus und schoss ihren Faden. Renera verfiel im Laufen in die Wasserhaltung, verlagerte ihr Gewicht und bog den Oberkörper zur Seite, während sie die Schwerter hochriss. Das Geschoss wurde von ihrer Klinge durchschnitten und streifte im vorbeifliegen ihren kleinen Finger, was sie nicht spürte. Die Kreatur tänzelte auf der Stelle und schoss noch einmal, wobei sie ein Stück zurückwich. Renera verlangsamte diesmal ihren Ansturm, um richtig ausweichen zu können, wobei sich in der Haltung der Kreatur etwas veränderte. Plötzlich schoss sie selbst vor und hieb mit zwei Armen auf Renera ein, die sie mit einem Schwert auf jeder Seite parrierte. Der Aufprall ließ sie aufkeuchen und in die Felshaltung übergehen. Die Spinnenmutter wob bereits einen neuen Faden und bedrängte sie mit einem senkrechtem Hieb, den Renera mit beiden Schwertern überkreuzt abblockte. Aus dem Augenwinkeln suchte sie nach Aradan. Sehr lange würde sie in diesem Tempo nicht durchhalten, die Schläge zogen sich ihr durch die ganzen Arme. Das hatte sie nun von Svenkov, der sie lieber Tricks aufführen ließ als ihre Armmuskeln zu stärken.
    • Beinahe hatte Aradan sein Bewusstsein verloren als er von dieser Bestie mit voller Wucht auf den Boden geworfen wurde. Nur dank dem Bett aus Blättern wurde der Sturz leicht abgefedert. Ohne, wäre er vermutlich wie eine Melone, die man gegen eine Wand wirft, zerplatzt. Aber zumindest traf Renera dadurch kein Faden.
      Ein Fehler war es dennoch, denn war Aradan nun benommen, wodurch Renera ihn unter schwerster Anstrengung weg zog und sich damit selbst angreifbar machte. Glücklicherweise verlief das noch gut.
      Nun auf dem Boden hinter Renera liegend, griff sich Aradan erst mal den Kopf und prüfte diesen ob er blutete, so wie sein Kopf schmerzte, erwartete er mindestens eine Platzwunde. Doch fand er kein Blut. War er tatsächlich so robust geworden? Doch dann fand er den Grund seiner Benommenheit. Ein ganz kleines Stückchen eines Fadens klebte ihm an der Wange, welchen er mit viel Dreck sofort von sich rieb. Verdammtes Viech. Kaum vorstellbar was passiert wenn ein noch verbundener Faden treffen würde. Das würde das sofortige Aus für den getroffenen bedeuten.
      Als der Faden nicht mehr an seiner Wange klebte, spürte er wie schnell seine Besinnung wieder kam. Dabei erblickte er wie Renera das Biest auf den Boden gelockt hatte und nun im Alleingang gegen es kämpfte. Nun galt es schnell zu handeln und möglichst effektiv in den Kampf wieder mit einzusteigen.
      Es hieß doch dass diese Wesen sehr empfindlich gegen Feuer waren und eine eher weiche Haut, dafür aber harte Gliedmaßen hatten, da diese fast nur aus Knochen bestanden. Als ihm diese Erkenntnis kam, griff er sich sofort einen Scheit aus dem Lagerfeuer und rannte mit diesem leise und schnell wie ein Raubtier in einem großen Bogen um das Monster herum um nicht dessen Aufmerksamkeit zu bekommen. Glücklicherweise leistete Renera einen guten Job darin die Angriffe abzuwehren, was Aradan die nötige Zeit gab nun von hinten in einem wuchtigen Sprung auf dem Rücken des Monsters zu landen. Noch einmal würde er sich nicht abwerfen lassen, dafür sorgte er mit einem geschickten schlag seines Gürtels, der sich dadurch um den Hals der Bestie legte und nun beinahe wie Zügel an einem Pferd wirkten. Aradan hatte dabei noch den Holzscheit zwischen den Zähnen während er den Gürtel fest zog. Er riss so kräftig er nur irgendwie konnte daran aber fürchtete er schnell, dass es nur die Haut der Spinnenmutter etwas ankratzen würde, ihr aber keinesfalls die Luft nehmen könnte. Egal. Dafür hatte er nun einen guten Halt.
      So nahm er sich den Holzscheit aus dem Mund und schlug damit zwei mal kräftig auf die Stelle, die das Gesicht des Monsters zu sein schien. Dieses kreischte dabei so unangenehm auf, dass Aradan dachte ihm würden die Ohren platzen, doch zeigte das auch, dass es dem Monster ganz und gar nicht gefiel. In der Gunst dieses Augenblicks, rückte Aradan noch etwas höher, hielt sich mit umschlungenen Beinen fest und packte den Scheit nun mit beiden Händen. Dann rammte er das brennende Ende mit voller Kraft in die Stelle hinein die wie ein Mund aussah. Zumindest schossen dort ständig diese Fäden hinaus.
      Direkt verstummte der unangenehme Schrei und wandelte sich eher in schmerzerfülltes Gurgeln. Dabei randalierte das Monster so heftig, das Aradan sich unmöglich festhalten konnte. Er gab alles, flog dann aber doch im hohen Bogen davon. Seinen Sturz konnte er dann aber noch gut abfangen, da er auf einen Baum zu flog, dessen dicken Ast er sofort packte und sich darauf hin deutlich geschmeidiger fallen lies. Dabei ging er wieder auf den Abstand den er zuvor zu der Bestie hatte und beobachtete vorerst wie es sich nun verhielt.
    • Drei weitere Hiebe regneten auf Renera ein, die einem davon auswich und die anderen zur Seite ablenkte. Sie keuchte und spürte den Schweiß, der sich ihr auf der Stirn sammelte und drohte in ihre Augen zu tropfen. Warum hatte sie mit Svenkov nicht ihre Ausdauer trainiert? Die Läufer sollten diesen alten Idioten holen kommen!
      Sie tänzelte ein paar Schritte zurück, um für einen Moment zu Atem zu kommen, als sie Aradan von hinten anpreschen sah. Hatte er sich so schnell erholt? Egal, sie würde ihm vertrauen müssen. Schließlich war es doch die Zusammenarbeit, die sie bei dieser Prüfung unter Beweis stellen sollten. Sie beobachtete, wie er sich mit einem waghalsigen Sprung auf den Rücken der Kreatur beförderte und sich dann mittels seines Gürtels an ihr festhielt. Für ein paar Sekunden versuchte die Kreatur ihn abzuwerfen oder mit seinen Fängen zu erreichen, dann rammte Aradan ihr mehrfach den Holzscheit der Feuerstelle ins Gesicht, bevor er den Kampf verlor und erneut von ihrem Rücken geschleudert wurde. Renera verfiel sofort in die Sturmhaltung und machte sich bereit, erneut die Aufmerksamkeit der Spinnenmutter auf sich zu ziehen, damit Aradan einen Angriff wie diesen wiederholen konnte. Schließlich schien es einigermaßen funktioniert zu haben. Die Kreatur kreischte erbärmlich, warf den Kopf hin und her und stieß ihre spitzen Beine in den Boden, bevor das Holz schließlich in ihrem Maul brach und herausfiel. Das Kreischen wurde lauter, es war entsetzlich. Fast menschlich. Sie schien abwechselnd zwischen Renera und Aradan hin und her zu sehen, die mit genügend Abstand zueinander standen, und dann entschied sie sich für Aradan - und stürmte los. Aradan musste irgendwas erwischt haben, was mit ihren Fäden zu tun hatte, denn sie verhielt sich eher wie ein Läufer und raste mit ihren spinnenähnlichen Beinen in einer überraschenden Geschwindigkeit auf ihn zu. Renera setzte ihr sofort nach, aber sogar durch die Sturmhaltung war sie nicht schnell genug. Verdammter Svenkov, worin hatte er noch versäumt sie zu trainieren?! Die Spinnenmutter hatte Aradan schon längst erreicht, als sie erst die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte. Da fiel ihr erst auf, was Aradan überhaupt versucht hatte - er wollte sie mit Feuer bezwingen, natürlich! Renera erlaubte sich einen kurzen Blick auf das Lagerfeuer, das noch immer brannte, aber ein einziger Holzscheit davon war wohl viel zu schwach. Außerdem konnte sie keinen Umweg machen, Aradan hatte keine Waffe und die Kreatur war doch direkt vor ihm. Also würden sie es anders schaffen müssen. Wenn sie doch nur das Feuer bei sich hätte!
      Aradan wich den Angriffen der Spinnenmutter aus, die es nun definitiv auf ihn abgesehen hatte. Sie hackte mit ihren Armen nach ihm, versuchte ihn von der Seite zu erwischen und ihn dann sogar noch zu beißen, wobei sie stets auf der Stelle herumtänzelte. Renera hatte sie schon fast erreicht, als ihr ein sanftes Glühen auffiel, das von der Kreatur auszugehen schien. Es sah aus wie die winzige Glut einer Flamme, der Geist eines Feuers, der sich dort auf der Spinnenmutter festgesetzt zu haben schien und sich Renera offenbart hatte. Er hatte sich ihr gezeigt, als sie näher kam, war vor ihren Augen erschienen, als wollte er, dass sie ihn entdeckte und wahrnahm, dass sie sich seiner Anwesenheit bewusst war. Als wollte er sich zu sich rufen.
      Renera wusste nicht was geschah, als ein plötzlicher Sog in ihrem Körper sie ins Straucheln brachte. Für den kurzen Moment, in dem sie glaubte hinzufallen, spürte sie, wie etwas an ihr zu reißen versuchte, was tief in ihr verwurzelt war. Es fühlte sich an, als würde sie vom einen auf den anderen Moment ausgepresst werden wie eine Orange, als würde etwas ihren Körper verlassen, dessen Gegenwart sie sich bis dahin noch nicht bewusst gewesen war und das sie aber nun, in diesem Moment des Schreckens, als lebenswichtig erkannte. Als Ursprung ihrer selbst. Sie fiel zu Boden, obwohl sie nicht das Gefühl hatte zu fallen sondern eher zu schweben, während der Sog, der sie aufgenommen hatte, sie umschlossen hatte. Der Waldrand flüsterte ihr etwas zu. Es war eine Sprache, die sie nicht verstand und es waren Stimmen, die ihr nicht vertraut waren, aber sie flüsterten etwas, was ihr etwas sagen sollte, so als habe sie eine andere Sprache gelernt und genau die Vokabeln, die sie flüsterten, wieder vergessen. Sie war sich sicher, dass sie die Worte kennen musste, dass sie irgendwo in den Untiefen ihres Gehirns vergraben lagen und nur darauf warteten, von ihr verstanden zu werden. Sie fiel und wurde ausgeleert. Ihr wurde schwarz vor Augen als sie aufkam und im selben Augenblick stob eine Flamme aus der Kreatur empor, die beinah bis in den Himmel züngelte und in Sekunden die ganze Spinnenmutter in sich aufnahm. Sie kreischte, aber nicht lange. Das Feuer war enorm, größer als es hätte sein sollen und dennoch stach es gleißend hell in den Himmel wie ein umgekehrter Blitz. Es dauerte fünf Sekunden lang, vielleicht waren es auch zehn und dann verpuffte der größte Teil des Feuers, wobei es kleinere, natürliche Flammen im Gras zurückließ. Die Dunkelheit der Nacht legte sich wieder über sie, als es mit einem Mal wieder verschwunden war. So schnell, wie es gekommen war, war es auch wieder weg.
    • Das konnte doch nicht wahr sein. Dieses Vieh zerbiss den brennenden Scheit als wäre es ein Zahnstocher gewesen. Diese Dinger waren aber auch zäh. Kaum vorstellbar dass man in der Schule meinte dass diese Spinnenmütter langsam wären, oder weiche Haut haben. Er konnte den Gürtel kaum enger ziehen. Es wirkte als hätte er versucht einem Baum zu erwürgen.
      Er knirschte mit den Zähnen und sah sich nach einer weiteren Angriffsmöglichkeit um.
      Viel Zeit schien ihm aber nicht zu bleiben, denn kam dieses riesen Ding nun auf ihm zu gestürmt. Es verursachte dabei mit jedem Schritt ein spürbares Rütteln im Boden. Vor allem dessen spitzen Arme bohrten sich immer in den Boden hinein. Für einen Augenblick dachte sich Aradan wie praktisch diese Viecher beim Bauen einer Mauer wären. Ein Schritt und der Pfahl hätte ein tiefes, passendes Loch. Doch warum dachte er sich jetzt sowas?! Er musste sich zusammen reißen. Genau vor ihm blieb es stehen und bäumte sich auf, schrie dabei als wäre es rasend vor Wut. War das etwa weil Aradan dem Ding den Holzscheit rein getrieben hatte?
      Vorsichtshalber ging er in eine verteidigende Haltung über, welche nur seine Fäuste brauchte und viel eher wie ein Konter Stil war. Eine Spezialität von Quin, die Aradan nur leider bei weitem nicht so gut beherrschte.
      Etwas anderes blieb ihm jedoch nicht übrig.
      Und schon preschte der erste spitze Arm hinunter. Statt auszuweichen nutzte Aradan aber nur seine Faust. Er schlug den heran schnellenden Arm der Bestie so heftig er konnte von der Seite, dabei kam es darauf an schneller zu schlagen als der Feind. So konnte er immer das vorherbestimmte Ziel ableiten, was in diesem Fall wohl sein Brustkorb gewesen wäre. Und es wirkte. Er schlug den spitzen Arm so heftig, dass es wirkte als wäre die Kreatur ausgerutscht. So landete der spitze Arm neben Aradan auf dem Boden. Er war selbst total überrascht wie gut diese Technik wirkte. Das hatte schnell zur Folge dass Aradan herausfordernd grinste. Solange er sich konzentrieren würde und ihn seine Kraft nicht im Stich lies, würde er dieses Wesen in Schach halten können.
      Egal wie oft dieses Monster nun zu schlagen wollte, Aradan schlug die Arme immer wieder seitlich von sich weg und fühlte dabei nicht mal schmerzen in den Händen. Endlich machte sich dieses verfluchte Training bezahlt. Quin's Ziel schien es gewesen zu sein Aradans Schmerzempfinden so an den Knöcheln abzutöten, dass er im Kampf einen überdeutlichen Vorteil erhalten würde.
      Sogar waagerechte Hiebe konnte Aradan mit einem leichten Sprung und Schlag nach unten ableiten, so dass die Arme der Bestie sich wieder ungeschickt in den Boden gruben.
      Irgendetwas hätte sich Aradan trotzdem überlegen müssen. Auch er konnte dieses Tempo nicht ewig aufrecht halten. Er suchte immer wieder nach einer Schwachstelle, doch war die Anatomie dieser Bestie einfach nicht dazu geeignet sich eventuell selbst zu durchbohren falls Aradan geschickt genug diese Angriffe umleiten würde.
      Doch von jetzt auf gleich kam alles ganz anders. Aradan stolperte über einen Stein der durch die vielen fehlgeleiteten Hiebe in den Boden, aufgetrieben wurde. Es knackte. Nein... Nicht jetzt! fluchte Aradan innerlich. Hatte er sich sein Fußgelenk verstaucht? Jedenfalls konnte er kein Gewicht auf diesen Fuß verlagern und schon nutzte die Bestie ihre Gelegenheit. Sie nutzte einen ihrer Arme welcher ansatzweise zum Greifen geeignet war und umschlang Aradan damit um seinen ganzen Körper herum. Er konnte sich kein Stück mehr bewegen und sah das Maul dieses Wesens immer näher kommen. Sollte es das gewesen sein? Die erste Begegnung mit einer Spinnenmutter und schon waren seine Tage gezählt?! Egal wie viel Kraft er nutzte, der Griff der Bestie war einfach zu stark und brach ihm fast die Knochen, wenn er nicht stark genug entgegen halten würde.
      Die Spinnenmutter schien diesen Moment tatsächlich zu genießen. Sie näherte Aradan nur langsam immer näher zu ihrem Mund, welcher von unregelmäßig plazierten Zähnen nur so gespickt war. Aradan lies letztenendes locker. Vielleicht würde dieses Ding ihn zerquetschen bevor es ihm einen Teil seines Körpers abbeißen könne. So würde es wenigstens schneller gehen...
      Doch kam es wohl noch schlimmer. Etwas wovon die Schule noch nie berichtet hatte geschah. Dieses Ding wollte doch tatsächlich mit Feuer speien?! Das konnten die?! Aradan konnte ganz klar sehen wie es im Rachen der Spinnenmutter heller wurde, beinahe wie ein Drache, wie es in Kindergeschichten immer geheißen hat. Na toll. Nun würde er also als junge Röstkartoffel enden.. Es wurde so schnell heißer, dass er schnell die Augen schloss und wünschte sich die Arme vor das Gesicht halten zu können, doch hinderte der Griff ihn nach wie vor.

      Kurz darauf trafen Aradan die Flammen.

      Aber sollten Flammen nicht tatsächlich Schmerzen bereiten?! Warum... warum war es so wohlig warm? Die Flamme preschte geradezu auf Aradan's Gesicht ein aber es kam ihm viel mehr vor wie eine warme Luft. Und mehr noch. Er fühlte sich vollkommen erholt. Er unaufhörlich stärker und immer stärker. Irgendwann kam es zu dem Punkt dass er den Griff des Monsters spielend öffnen konnte und sogar mit einer Hand dem Wesen einen Finger hinaus riss als würde er einem Brathähnchen die Keule entnehmen. Was war hier nur los?
      Dieses Gefühl war überwältigend. Es war so unglaublich, dass es bald schon zu viel des guten wurde. Es war ganz einfach zu viel und hörte nicht auf mehr zu werden. Seine Kraft schien zu explodieren, ihn regelrecht zu zerreißen. Aradan schrie vollkommen außer sich auf und bemerkte dass seine komplette Haut began rötlich zu schimmern. Er kannte diese Farbe. Genau so sahen die Kryss Kristalle in der Truhe hinter dem Regal aus! Wie konnte er dieses Gefühl nur wieder los werden?! Er rieb sich panisch über die Arme um das Glitzern zu entfernen, doch wurde es immer schneller immer mehr. Es raubte ihm den Verstand. Es blieb ihm nichts als zu schreien und zu bemerken dass er nach wie vor auf der selben Höhe vor dem Monster war, dabei hielt sie ihn doch gar nicht mehr. War er etwa...? Tatsächlich! Er schwebte vor diesem Ding. Doch für wie lange würde das so bleiben? Gefühlt riss ihn diese Macht grade vollkommen auseinander. Doch dann wurde es ruhig. Er wusste genau was das nun war. Es erinnerte ihn direkt an die Kette die er Renera gab. Und sein Verdacht wurde bestätigt. Das Flüstern begann. Es beruhigte ihn. Doch anders als damals, war es dieses mal nur eine einzige Stimme und sie war zu verstehen. Erst war sie Leise, bis er sich darauf konzentrierte und ein gieriges Wort vernahm.
      "Jaaaaa!!"
      Es klang gierig und wellte sich, wodurch es sich recht unmenschlich anhörte. Doch war es so wunderbar beruhigend und nahm ihm den Schmerz. Erst in diesem Moment bemerkte Aradan dass die Zeit unglaublich langsam verlief. Er hatte Zeit sich umzusehen. Die Bestie schrie wild und schien die Haut komplett in Flammen zu haben. Renera musste wohl hinter dem Ding sein, jedenfalls konnte er sie nicht erkennen. Dann sprach die Stimme wieder.
      "Genau so! Nun lass es hinein!"
      Aus irgendeinem Grund gehorchte Aradan, schloss die Augen und atmete tief ein. Dabei sog er jede noch so kleine Flamme im Umkreis in sich auf.
      Nach außen hin verging lediglich eine knappe Sekunde. Dann kam die Stimme erneut.
      "Und jetzt lass los !!!"
      Direkt öffnete er wieder seine Augen. Sie leuchteten in einem hellen weiß, ehe das Feuer aus ihm hinaus kam. Explosionsartig nahm sie ein Ausmaß an, welches um ein vielfaches größer war, heißer brannte und hoch in den Nachthimmel empor schoss.
      Die Spinnenmutter überlebte diese Flamme keine paar Sekunden. Sogar das Meiste dessen Knochen verbrannte zur Asche. Als das gigantische Feuer wieder erloschen war, war es auch die Kraft von Aradan. Er fiel wie ein Stein und ohnmächtig zu Boden. Seine Augen leuchteten nicht mehr wie zuvor, waren aber nach wie vor so weiß, dass man meinen könnte er hätte keine Pupillen mehr. Sein Körper zuckte unregelmäßig und...

      ...er fragte sich warum er sich dabei beobachten konnte. Aradan stand im wahrsten Worte exakt neben sich, sich dabei beobachtend wie er zuckte. Doch merkte er schnell dass irgendetwas nicht ganz stimmte. Die Umgebung um ihn herum war zwar genau wie zuvor, doch wirkte sie so Bleich. Als hätte man der Welt die Farben geraubt. Und was waren das für seltsame rote Strömungen in der Luft? Beinahe sah es aus wie dichter Rauch der in einem schönen Fluss in verschiedene Richtungen ging.
    • Renera kam zurück von den Toten. Sie fühlte sich, als wäre sie mit dem Boden verwachsen, als ihr Bewusstsein langsam zurückkehrte und sie sich ächzend auf die Seite rollte. Sie war so energielos, als hätte sie seit einer Woche nicht geschlafen und ihre Freizeit damit verbracht, die Welt im Laufschritt zu umrunden, sodass sie sich gar nicht weiterbewegen wollte. Einfach dort liegen bleiben und für den Rest ihres Lebens schlafen, das war doch eine sehr schöne Idee. Sie schloss die Augen.
      Aber dann fiel ihr die Spinnenmutter wieder ein und sie setzte sich doch rasch auf - ein bisschen zu schnell für ihren Kopf, der sie mit einem leisen Brummen dafür bestrafte. Sie sah sich einmal auf der Lichtung um, während sie regungslos auf Geräusche lauschte und nach weiteren Gefahren Ausschau hielt. Aber es zeigte sich nichts. Die Vögel waren still, natürlich waren sie das, die Kreatur hatte schließlich wahrscheinlich alle aus dem Wald vertrieben. Renera würde vorsichtig sein müssen.
      Sie erhob sich langsam, um ihrem trägen Körper gerecht zu werden und entdeckte da auch Aradan, der neben dem Aschehaufen auf dem Boden lag. Waren das wirklich die Überreste der Kreatur? Sie konnte sich an das Feuer erinnern, wusste aber nicht, wo es hergekommen war.
      "Aradan?"
      Der Himmel war noch dunkel, lang konnte sie nicht weggetreten sein. Vielleicht hatte er sie nicht gehört.
      "Hey. Aradan."
      Sie schlurfte auf ihn zu, was ein unheimlicher Kraftaufwand war. Sie wollte sich so gerne hinlegen und schlafen, aber erst mussten die Wunden versorgt werden. Danach sollten sie wahrscheinlich die Gegend erkunden, um zu sehen, ob noch mehr Kreaturen dort draußen lauerten.
      Sie erreichte ihn, sah zu ihm hinab und seufzte dann.
      "Hey, ich hab' nach dir gerufen. Kannst ja auch mal antworten."
      Er antwortete nicht. Aber er sah sie doch an?
      "... Aradan?"
      Sie beugte sich zu ihm hinab, als ihr erst auffiel, dass er nicht zu blinzeln schien. Eigentlich bewegte er sich überhaupt nicht mehr, nur sein Blick war starr nach oben gerichtet.
      "Aradan?!"
      Seine blauen Augen waren durch ein Weiß ersetzt worden, das glasig und trüb wirkte. Sie waren nach vorne gerichtet, wo sich nun Renera's Kopf befand, aber seine Pupillen bewegten sich nicht. Sein Mund stand halb geöffnet.
      Sie packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn, zuerst sanft, aber dann immer kräftiger und forderner. Das Grauen packte sie.
      "Aradan?!"
      Er reagierte nicht. Er konnte doch nicht tot sein! Menschen starben doch nicht so schnell?! Hatte die Spinnenmutter ihn etwa aufgespießt? Aber sie war doch in Flammen aufgegangen!
      Da fiel ihr erst das Feuer ein, das noch immer in der Nähe flackerte. Das würde ihr helfen. Sie würde seine Wunde ausbrennen, verbinden und dann würde er schon wieder zu sich kommen. Sie richtete sich wieder auf, packte sich seinen Arm und fing an zu ziehen. Sie zog und ächzte. Ihre Kraft reichte kaum aus sich selbst auf den Beinen zu halten, da war es eine schiere Unmöglichkeit, auch noch Aradan dabei über den Boden zu befördern. Aber jetzt hatte sie schon einmal damit angefangen und das Feuer war nicht weit entfernt. Sie biss die Zähne zusammen und zog wieder an, wobei sie sich mit dem ganzen Körper reinhing. Stockend zog sie ihn so über das Gras. Als sie endlich im Schein des Feuers angekommen waren, ließ sie ihn japsend los und ließ sich auf den Boden fallen, um nicht weiter stehen zu müssen. Wie gerne sie jetzt schlafen würde! Aber erst war Aradan dran.
      Sie kroch wieder zu ihm und beugte sich erneut über ihn. Er starrte immer noch in die Luft. Seine Klamotten waren an einigen Stellen angesengt, wahrscheinlich durch das Feuer, aber nirgends war Blut zu sehen. Nur sein Blick war starr nach vorne gerichtet, als hätte er sich auf irgendwas fixiert. Sie wedelte ihm mit der Hand vor dem Gesicht rum. Nichts. Nur das Blau in seinen Augen, es war vollständig verschwunden. Es kam doch von dem Kryss in seinem Körper. Sollte das etwa heißen...?
      "Nein..."
      Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich. Er war fürchterlich schwer, aber sie mühte sich trotzdem ab ihn festzuhalten. Der Geruch der Schmiede an seiner Haut war verblasst.
      "Bitte wach auf. Komm' zu mir zurück."
      Dann weinte sie.
    • Aradan folgte mit seinen Augen diesen schönen Strömungen die beinahe überall hin zu fließen schienen. Einen Reim konnte er sich darauf bisher nicht machen, wobei das auch ziemlich schwer war, wenn man auch die ganzen anderen Aspekte bedachte.
      Irgendetwas in ihm sagte immer wieder dass das alles Magisch war. Zumal diese all umhüllende Flamme von zuvor sich so unfassbar nach Renera angefühlt hat. Beinahe als hätte sie ihn einfach nur umarmt. Und nun stand er hier. An diesem Merkwürdigen Ort, auf sich nieder blickend.
      Kurz darauf konnte er dann sogar Renera sehen, die sich regelrecht zu ihm rüber kämpfte. Direkt ging er zu ihr und hielt ihr die Hand hin.
      "Komm schon. So viel Kraft kann dich das Abwehren nicht gekostet haben"
      Meinte er spaßend um die Situation etwas aufzulockern. Doch was dann geschah raubte ihm etwas den Atem. Sie bemerkte ihn kein Bisschen. Sie kroch sogar einfach an ihm vorbei und hatte nur Augen für seine Leblose Variante. Das holte Aradan sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück dass er diese Situation nicht spaßend abtun konnte. Viel mehr wurde ihm immer klarer dass er in ernsten Schwierigkeiten stecken würde.
      Er folgte Renera zu sich selbst und kniete sich hin. Sah dann sogar dabei zu wie Renera seinen Körper äußerst mühselig zum Feuer schleifen wollte. Das alles war einfach nur sowas von merkwürdig.
      "...Willkommen"
      "WAS ZUM TEUFEL !!!"
      Beinahe blieb Aradan das Herz stehen... falls das überhaupt möglich war. Nahe hinter ihm stand eine Frau. Oder eher.. schwebte eine Frau. Sie war Barfuß. Komisch dass dieser Fakt das erste war was Aradan auffiel. Erst danach kamen all diese unglaublich unnatürlichen Dinge hinzu, wie etwa dass sie weiß wie eine Leiche war, die selben hellen Augen wie er selbst, einen sehr antik aussehenden Mantel und dazu noch einen viel zu großen Spitzhut auf hatte. Wahrhaftig wäre diese Gestalt als eine Art Magier Spukgespenst durch gegangen.
      "Okay sag mir SOFORT wer du bist und was das hier für ein Ort ist!"
      Diese Überforderung musste sofort Einhalt geboten werden. Sein einziges Ziel war derzeit wieder zurück zu kommen. Da hörte er Renera seinen Namen sagen. Direkt blickte er zu ihr.
      "Ich bin hier. Kannst du mich nicht hören?"
      Er versuchte ihre Wange zu fassen, doch griff er direkt durch sie hindurch als er dies versuchte. Wundersamerweise verstörte ihn das langsam nicht mal mehr.
      "Mein Name ist Tiamandra."
      Als Aradan wieder zurück blickte und aufmerksam zuhörte, fuhr sie langsam fort.
      "... Dieser Ort.. Ist das Zwielicht. Eure Taten führten dich her."
      Ungläubig runzelte Aradan die Stirn und verschränkte die Arme.
      "Unsere Taten? Und was für Taten sollen das gewesen sein? Mir hat jemand zu gesprochen. Ich konnte beinahe nicht anders als einfach zu tun was mir gesagt wurde, sonst wäre ich beinahe in tausend Stücke gerissen worden."
      Das wesen nickte langsam. Irgendwie hatte es für Aradan den Eindruck als würde dieses Ding alles etwas langsamer ausführen als Menschen. Jede Bewegung, jeder Satz.. Es war irgendwie gruselig.
      "So ist es.. Du bist meiner Stimme gefolgt.. Aradan, der zwischen den Welten wandeln kann. Der die Macht hat uns zu befreien."
      Es hatte etwas hypnotisierendes dieser Frau zuzuhören.
      "Moment. Wer ist denn 'uns'? Ich sehe hier nichts als einen schwebenden Geist, rote schöne Strömungen und.. naja"
      er zeigte ziemlich offensichtlich auf sich selbst und Renere, welche nun erneut, mit leichter Verzweiflung seinen Namen rief.
      "Sssh! Einen Moment noch."
      Sprach er zu Renera hinunter und wandte sich wieder dem Geist zu.
      "Wir sind keine Geister... Wir sind die Seelen vergangener Zeit, gefangen im Zwielicht, auf ewig wandernd."
      Aradan verschränkte die Arme.
      "Klingt für mich exakt nach Geistern..."
      Und erneut rief Renera seinen Namen. Dieses mal ganz deutlich von Angst begleitet.
      "Okay okay ich soll also zwischen den Welten wandeln können, richtig? Wenn das der Fall ist, dann sag mir sofort wie ich wieder in meinen Körper zurück komme!"
      Der Geist blickte hinab und glitt nebulös genau vor Renera's Gesicht. Aradan jagte das eine Gänsehaut ein.
      "Siee... Sie wird lange tot sein. Lange vor dir."
      Das reichte Aradan.
      "Okay Schluss! Weg von Renera. Sag mir sofort wie ich zurück komme und ich werde dir zuhören wenn die Zeit reif ist."
      Das Wesen sah zu ihm hoch, verdrehte dabei den Hals unnatürlich weit und setzte ein Grinsen auf dieses sonst emotionslose Gesicht, was einfach nicht zum Rest der Mimik passte.
      "Da bin ich mir sicher.."
      So meldete sich Renera erneut. Sie flehte. Sie wünschte sich ihn tatsächlich zurück. Das zu hören füllte ihn mit so einem Ehrgeiz, dass er aus reinem Reflex heraus den Geist greifen wollte und... es funktionierte! Renera vermochte er nicht zu fassen aber dieses nebulöse Wesen schon? Vollkommen egal woran das lag, nun wollte Aradan nur noch eine Sache. So packte er den Kragen des Geistes, welches daraufhin beinahe todesängstlich drein blickte und direkt anfing zu schreien. Es war ein so helles und lautes gekreische wie er es noch nie zuvor gehört hatte. Er kniff dabei die Augen zusammen, wollte den Geist aber nicht los lassen. Da stieß das Wesen beide Hände gegen den Brustkorb von Aradan, welcher danach nur noch ein sehr helles Licht sehen konnte. So hell das alles um ihn herum nur noch weiß war.
      Kurz darauf war alles anders. Es war warm. Und es war sehr dunkel. Dunkel bis hin und wieder etwas flackerndes zu sehen war.

      Noch bevor er irgendetwas wirklich erkennen konnte, brach ein plötzlicher Schmerz in seiner Brust auf, der ihn schreiend aufschrecken lies. Er stand mit einem Satz auf seinen Beinen und atmete so schwer als hätte er den ganzen Tag sprinten müssen. Er konnte seinen Atem kaum regulieren bis er voller Panik umher blickte und... Renera am Lagerfeuer sitzen sah. Genau wie wenige Augenblicke zuvor als er sich noch selbst mit Ihr gesehen hatte.
      Der Schmerz in der Brust lies ziemlich schnell nach, doch weniger seine Erschöpfung. Seine Beine hielten ihn keine 10 Sekunden auf den Beinen als er nach hinten umfiel und sich mühe gab seine Atmung zu regulieren.
    • Renera drückte Aradan fest an sich. Sein schlaffer Körper war sogar in dieser sitzenden Position unheimlich schwer, aber sie weigerte sich ihn loszulassen, als könne er damit für immer verloren sein.
      Es war ihre Schuld. Sie hätten zusammenarbeiten müssen, aber stattdessen hatte Renera unter dem Kampf das Bewusstsein verloren. Wie war das überhaupt möglich gewesen?! Soweit sie wusste besaß eine Spinnenmutter keine übernatürlichen Kräfte, aber trotzdem schien es von ihr ausgegangen zu sein. Der Sog, an ihn erinnerte sie sich jetzt und er war definitiv von ihrer Richtung gekommen. Wieso wusste sie das überhaupt? Es sollte eigentlich gar keinen Sinn ergeben.
      Nichtsdestotrotz hätte sie weiterkämpfen können, wenn sie nicht hingefallen wäre. Sie hätte der Kreatur mit viel Kraft ein Bein abhacken können oder sich nach Aradans Vorbild auf ihren Rücken werfen können, irgendwas, womit sie sie von ihm abgelenkt hätte. Sie hätte ihren Teil ihrer Zusammenarbeit erfüllen können, so wie er seinen erfüllt hatte. Und jetzt war er nicht nur tot, sie hatte sich vor seinem Tod auch noch mit ihm gestritten. Er war in der Vermutung gestorben, dass sie ihn hasste.
      Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Haar und weinte ihre Verzweiflung heraus, als Aradan plötzlich aufschrie. Aradan schrie auf. Sie hatte gar keine Zeit ihre Verwunderung auszudrücken, als er aus ihren Armen hervorbrach und sie in seinem plötzlichen Sturm nach hinten stieß. Sie fiel auf den Rücken und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf, was höllisch weh tat und sie ihrer Trägheit bewusst machte. Sie war so müde, dass sie glaubte sofort wegzutreten, wenn sie auch nur die Augen schloss. Also riss sie sie weit auf und kämpfte sich auf die Beine.
      Aradan war vor ihr wieder hingefallen. Er war keine 10 Sekunden auf den Beinen geblieben, ehe er schon wieder auf dem Rücken lag, und das gleiche Bild wie von eben bot, das Renera in eine neue Panik versetzte. Sie schoss wieder heran, aber diesmal war er deutlich am Leben, wenn auch sehr bleich und um Atem ringend. Sie wischte sich die Tränen weg, noch immer überfordert von diesem Ereignis.
      "A-Aradan?! Wie bist du... Ich dachte du... Bist du..."
      Sie versuchte ihre Gefühle in den Griff zu kriegen. Er war doch tot gewesen - oder etwa doch nicht?! Wie konnte er dann jetzt wieder am Leben sein?! Sie versuchte sich vorzustellen, was ihre Mutter an ihrer Stelle getan hätte und das half ihr einigermaßen dabei sich in den Griff zu bekommen. Es war nicht schwierig sich Fijena vorzustellen, während sie mit den Händen in den Hüften gestemmt breitbeinig dastand und diesen Blick draufhatte, der eine Mischung aus Furcht und Entschlossenheit darstellte.
      "Geht es dir gut, bist du verletzt?! Hast du Prellungen, innere Blutungen?! Wir können alles behandeln, im Wald gibt es alle Kräuter."
      Sie erwähnte nicht, dass sie selbst zu erschöpft war, um sich jetzt auf Kräutersuche zu begeben. Außerdem würden sie warten müssen bis die Sonne aufgegangen war, um die Blätter auch finden zu können, aber bis dahin konnte sie ihn womöglich schon behandeln. Und außerdem war das sowieso erstmal nebensächlich - Aradan lebte! Sie schaffte es, ihre Fassung einen weiteren Moment aufrecht zu erhalten, aber dann brach etwas in ihr zusammen und sie zog ihn wieder in ihre Arme und presste ihn an ihre Brust.
      "Oh Aradan! Ich dachte du wärst tot!"
      Der Kampf um die Tränen begann von Neuem.
    • Nach ein paar sehr tiefen und krampfhaften Atemzügen kam ihm endlich wieder genug Besinnung in den Kopf, dass er seine Umgebung klar wahrnehmen konnte. Jedoch ging ihm alles noch immer zu langsam. Er brauchte deutlich mehr Energie um den Ansturm an stotternden Fragen klar beantworten zu können. Bei jedem Anfang, war er genau so davor mit Halbwissen zu antworten, kam aber nie weiter als seinen Mund leicht zu öffnen als Renera ihn wieder etwas anderes fragte.
      Es trieb ihm tatsächlich ein Lächeln ins Gesicht dass er seit Monaten vermisst hatte. Er spürte endlich wieder die Verbindung zu Renera. Doch nun war nicht die Zeit sich dem hin zu geben. Zwar hatte er keine Ahnung wie er ausgesehen hatte, doch ging es in seinem Leben ohnehin in erster Hinsicht nie um sein eigenes Wohlergehen, sondern dass von Renera und diese sah in jenem Augenblick schrecklich fertig aus. Ihm war recht klar dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, doch wollte er nicht dass sie noch länger von ihrem puren Instink getrieben wach blieb und nutzte einen gezielten Kniff an ihrem Hals aus um sie ins Traumland zu schicken. Es war recht leicht. Quin nutzte es an ihm selbst mehrere Male. Es tat nie weh aber es wurde binnen Sekunden schwarz um einen. Als Aradan Quin nach diesen Trick fragte, erklärte dieser dass man nichts weiter tat als die Blut und Luftzufuhr zum Kopf unterbrach. Eines spielte ins andere über. Solange man diesen Trick nur kurz anwandte, war er absolut harmlos. Wendete man ihn zu lange an, würde das Herz nicht mehr lange schlagen. Ziemlich gewieft wie Aradan fand. Als Auftragsmörder war das wohl der idealste Griff um schon schlafende Feinde auf ewig schlafen zu legen. Doch für diesen Moment wartete Aradan nur bis die Augen von Renera zu fielen. Unmittelbar danach lies er locker und fing den nun schlaffen, vollkommen erledigten Körper Renera's auf und hob sie hoch.

      Seit Aradan seinen Atem gefunden hatte und alle Schmerzen aus ihm hinaus geglitten waren, fühlte er sich relativ fit und sogar entspannt. Dass er noch Momente zuvor gegen eine Spinnenmutter kämpfte, schien sich zumindest nicht auf seinen Körper auszuwirken. Aber was war am heutigen Tag schon normal? Fürs Erste galt es Renera ans Feuer zu legen. Nur kurz um all das nun trockene Moos zu nehmen und auf das hölzerne Bett Provisorium zu verteilen damit es schön weich wurde. Nur für den Kopf reichte es leider nicht, was für Aradan aber kaum ein Problem war. So nutzte er seine Beine für einen sicheren und warmen Halt, welche er in einem Schneidersitz anbot, nachdem er Renera vorsichtig auf dem Moosbett abließ.

      Er kam nicht umher in völliger Ruhe über zu gehen als er ihr dabei in ihr Gesicht blickte. Er ertappte sich sogar dabei wie er vorsichtig ihr Haar streichelte und dabei lächeln musste. War dieser Vorfall etwa tatsächlich notwendig um einander wieder nah zu bringen? Falls ja, würde er eine solche Lücke niemals wieder zulassen.
    • Renera verfiel in einen Tiefschlaf, der manchmal unterbrochen wurde. Als sie das erste Mal erwachte, wollte sie sich dazu zwingen aufzustehen, nachdem sie sich dunkel daran erinnerte wo sie eigentlich war, aber ihr Bett war zu weich, sodass der Schlaf wieder über sie hinwegschwappte. Beim zweiten Mal dachte sie von einem Geräusch geweckt worden zu sein, aber das nahe Zwitschern eines Vogels ließ sie sogleich sämtliche Sorgen wieder vergessen. Beim dritten Mal schaffte sie es zumindest sich zu regen, aber kaum hatte sie den Arm um ihr merkwürdig geformtes Kissen geschlungen, war sie auch schon wieder weg. So wachte sie ein paar Mal auf, bis das Feuer ganz runtergebrannt war und die Sonne am Himmel sie schließlich dazu zwang die Augen zu öffnen. Sie fühlte sich besser ausgeschlafen als bisher in ihrem ganzen Leben, aber dennoch räkelte sie sich träge in der wärmenden Sonne, deren Strahlen ihr bis unter die Kleidung gingen. So war das Leben gut. Wieso war sie davor nie auf die Idee gekommen unter freiem Himmel zu schlafen?
      Sie drehte sich zur Seite, als ihr erst das Bein auffiel, das ihr als Kopfstütze diente. Sie stutzte für einen Moment ehe ihr bewusst wurde, wem das Bein gehören konnte. Sie richtete sich auf und starrte ihn an.
      "... Aradan?! Ich dachte du - hast du etwa die ganze Nacht hier gesessen?!"
      Er sah aus wie seine Statue oder als wären seine Knochen mit dem Boden verwachsen. Vielleicht traf ja beides zu. Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
      "Auf sowas verrücktes würdest auch nur du kommen."
      Aber dann lächelte sie - und schämte sich auch gleich wieder. Sie hatte den ganzen Tag verschlafen, während er hier Wache gehalten hatte. Sie würden es in der Nacht umdrehen, damit er auch seinen Schlaf bekam.
      Sie nahm sich ein paar von den Beeren, die in den Körben übrig geblieben waren und stopfte sie sich in den Mund, bevor ihr auch schon auffiel, dass sie das wichtigste ganz übersehen hatten: Wasser. Wilk würde ihnen sicherlich eine Rede darüber halten, wie unverzeihlich es war etwas so lebensnotwendiges vergessen zu haben und er würde seinen Lieblingsspruch fallen lassen, dass in der Welt dort draußen niemand solche Fehler verzeihen würde. Damit erreichte er sogar in ihrem Kopf, dass sie sich durch ihren Fehler schlecht fühlte.
      "Wir sollten nach Süden gehen, um den Fluss zu finden. Ich sterbe gleich vor Durst."
      Sie riss betroffen die Augen auf.
      "Das meine ich natürlich nicht wörtlich."
      Also nahm sie ihre Schwerter auf und sie machten sich auf den Weg in Richtung Süden, wobei es schon nicht lange dauerte, bis sie die offensichtliche Frage stellte.
      "Was ist passiert, in der Nacht? Du warst so... tot und dann nicht mehr. Kannst du dich an etwas erinnern?"
    • Eine lange Zeit verging in welcher Aradan Renera anblickte und in geradezu tiefer Glückseligkeit verfallen war. Doch konnte auch er sich nicht davor wehren irgendwann hundemüde zu werden. So erlaubte er seinem Körper kurz zu schlafen als bei Anbruch des Tages hier und dort ein paar Vögel anfingen zu zwitschern. Die Nacht war also bewältigt.
      Ganze 3-4 Stunden gelang es Aradan zu schlafen, als ihn eine hastige Stimme weckte. Erst nahm sein Verstand nur wahr dass irgendjemand anfing zu reden, doch nach ein paar Momenten wurde es klarer. Das musste Renera sein. Irgendetwas von Sterben und Durst waren die ersten Worte die er einordnen konnte und ebenso dafür sorge tragen sollten, dass er sich auf halben Weg zum Boden abfangen konnte. Kurz darauf rieb er sich die Augen und brauchte einen Moment um all das um ihn herum zu registrieren.
      "Wörtlich? Durst kann... Süden?"
      Aradan brauchte ganz klar etwas Zeit um diesen plötzlichen Informationshagel einordnen zu können. So war ein weiteres Augenreiben nötig und daraufhin auch ein kräftiges strecken um zumindest seinen Oberkörper wieder mit etwas Leben zu füllen. Seine Beine fühlten sich noch relativ tot an, was nicht grade günstig war, denn lief Renera scheinbar schon los und sprach sich alles auf einmal von der Seele. Bevor sie aber außer Reichweite seiner Stimme war, vermochte Aradan es grade noch so ihr nach zu rufen.
      "Heeeeeeey! Wart doch mal auf mich..."
      Das wirkte. Sie verstummte und wartete bis Aradan sich auf die Beine hieven konnte. Gott was war die vergangene Nacht bloß für ein Erlebnis und nun war alles direkt wieder so eilig?
      Er wankte ihr leicht entgegen. Glücklicherweise wartete Renera auch wenn Aradan ihren Blick nicht richtig erkennen konnte, da die Sonne viel zu sehr seinen müden Augen zusetzte. Doch als er endlich nah genug war um ihre Schultern greifen zu können, wartete er nicht mehr. Er legte seine Lippen auf ihre Lippen um sich endlich wieder erfüllt zu fühlen
    • Renera wartete auf Aradan, der noch äußerst verschlafend wirkte. Sie beobachtete, wie er herangewankt kam und runzelte dabei die Stirn.
      "Hast du denn wirklich die ganze Nacht -"
      Aber weiter kam sie nicht, als er sie zu einem unvermitteltem Kuss heranzog. Sie riss überrascht die Augen auf und ließ es zu, dass er sie umschlang. Der Kuss dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich schließlich dazu zu zwingen schien sie wieder loszulassen. Sie starrte ihn verblüfft an. War das Erleichterung in seiner Miene?
      "Ich dachte..."
      Ja, was dachte sie eigentlich? Denken war in diesem Augenblick unheimlich schwer. Das Blau in seinen Augen war zurückgekehrt und es schien heller als jemals zuvor zu sein. Es vereinnahmte ihre Aufmerksamkeit, sodass es für den Moment nichts anderes mehr gab als Aradans leuchtend blaue Augen, die sie ansahen.
      Also schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn erneut, eindringlich und verlangend. Sie küsste ihn für die sechs Monate, die sie auseinander gewesen waren, für jede verpasste Gelegenheit, in denen sie Hande hätten halten können, für jedes verpasste Gespräch am Fluss, jedes nächtliche Zusammentreffen das nie statt gefunden hatte, jede unbeanspruchte Stunde Training die sie hätten verbringen können und jede Worte, die sie miteinander gewechselt hätten. Sie steckte sämtliche Emotionen hinein, die er in dieser Zeit in ihr hervorgerufen hatte, über Sorge, Wut, Trübsal, Enttäuschung und Sehnsucht hinweg zu Verlangen, Eifersucht und Liebe. Sie steckte ihr ganzes Leben, das sie in diesen Monaten mit ihm verbracht hätte, in diesen Kuss hinein.
      Als es nach einer halben Ewigkeit vorüber war und sie sich wieder von ihm trennte, fühlte sie sich frei, so als hätte es niemals all die Sorgen gegeben und als wäre das Dorf mit all seinen guten und schlechten Bewohnern auf einem ganz anderen Kontinent. Sie strahlte, als sie ihn ansah und strich ihre Haare glatt, wobei sie ein paar Strähnen um ihre Finger wickelte. Dann legte sie ihm die Hand an die Wange.
      "Ich hab' dich auch vermisst."
    • Beide gaben sich dem Moment sehr lange und ausgiebig hin ehe sie wieder mehr oder weniger unter kamen. Es war zwar ein schöner Moment aber dass sie eben noch von einer Spinnenmutter überfallen wurden, in einem Wald wo nicht einmal ein Läufer zugegen sein sollte, war schon eine sehr ernste Situation. Nicht nur für Renera und Aradan, sondern ebenso für das Dorf. Es galt nun also so professionell wie Möglich zu agieren. Renera bekam dies anhand Aradan's Händen zu spüren, welche er auf ihren Schultern legte und sie nun der Lage entsprechend ansah.
      "Was sollen wir tun? Sind wir nach wie vor in der Prüfung? Uns wurde gesagt dass Eingreifposten errichtet worden sind, die uns sofort darüber in Kenntnis setzen falls sich Läufer dem Wald nähern und unsere Leben bedroht wären. Keiner von denen weiß dass hier eine Höhle mit einer Spinnenmutter war."
      Die Frage war klar. Sollten sie bleiben und nach der Prüfung berichten was vorfiel, somit eventuell Ruhm ernten dass sie nach einer solchen Attacke trotzdem weiter gemacht haben?
      Sollen sie es vielleicht sogar verschweigen? Immerhin hätten sie sich erklären müssen wie es ihnen gelang eine Spinnenmutter in Staub zerfallen zu lassen und das wäre ganz sicher nicht einfach geworden.
      Oder sollten sie sofort zu einem der Posten gehen um den Vorfall zu melden? Es war ganz klar eine schwierige Entscheidung die leider aber dennoch getroffen werden musste. Aradan teilte Renera seine Sicht der Möglichkeiten mit und hoffte sie könnte etwas Klarheit in das Chaos bringen.

      Im gleichen Moment wurde die Lage aber erneut schlagartig geändert. In hörbarer Entfernung raschelte es. Es waren Schritte. Schnelle Schritte. Aradan stellte sich sofort vor Renera und bat dass das kein Läufer war.
      "Verflucht was jetzt noch?! So langsam bereue ich auf Quin gehört zu haben. Mein Bogen wäre heute sehr von Vorteil gewesen..."
      Doch wurde die Situation schnell entschärft. Es war Cetra die angelaufen kam. Mit Valia und Gedmir im Schlepptau. Alle drei schon mit gezogenem Bogen und Pfeil an der Sehne. Valia und Gedmir stellten sich in etwas Entfernung um das Lager auf um die Gegend zu sichern, während Cetra sich zu Aradan und Renera stellte, dabei diese nicht ansah um selbst den Blick in der Umgebung zu haben.
      "Ist alles gut bei euch?! Ein Kleinhändler hat uns davon berichtet wie er in der gestrigen Nacht Schreie von einer Spinnenmutter hörte als er auf dem Weg ins Dorf war. Wir hofften es sei nur in eurer Nähe gewesen aber wie ich sehe..."
      Nun blickte sie kurz die Beiden an.
      "..Seht ihr aus als hättet ihr ne harte Nacht gehabt."
      Aradan wusste nicht was er sagen sollte. Er hätte wohl kaum sagen können was sich wirklich zugetragen hat. Er wäre sofort wieder der Aussenseiter gewesen, wenn nicht viel schlimmeres.
    • Renera trennte sich wieder von Aradan und obwohl sie gerne weiter ihre Zeit zusammen ausgekostet hätte, zwang sie sich doch dazu sich seinen Worten zu widmen, die aussprachen, was ihr schon selbst durch den Kopf spukte. Ja, was sollten sie eigentlich machen? Würde ihnen überhaupt jemand glauben, wenn sie sagten, dass die Spinnenmutter einfach in Flammen aufgegangen war? Das hörte sich viel eher nach einer Wahnvorstellung an und dann würde man behaupten wollen, dass sie sich vor der Prüfung drückten. Aber es zu verschweigen war auch nicht richtig. Sie würden sich eine Geschichte überlegen müssen.
      Die Antwort blieb ihnen vorerst allerdings erspart, als sich ihnen schnelle Schritte näherten. Renera musste darüber schmunzeln, als Aradan sich beschützend vor ihr aufstellte, wie er es schon häufiger getan hatte. Zuletzt bei Tokiv. Er schien einen ausgeprägten Beschützerinstinkt zu besitzen.
      Allerdings drohte ihnen keine Gefahr, als kurz darauf Cetra in Begleitung ihrer beiden Schützen auftauchte. Renera war erleichtert über ihren Anblick, aber gleichzeitig fragte sie sich, ob es damit vorbei war mit ihrer Prüfung. Sie hatte sich schließlich sehr auf die Woche im Wald gefreut.
      Cetra erkundigte sich bei ihnen, während die anderen beiden die Gegend sicherten. Ein Stich der Eifersucht durchfuhr Renera, als sie beobachtete, wie sich die beiden aufstellten, so als müssten die Kinder geschützt werden. Sie standen doch selbst kurz davor ihren Abschluss zu machen, da brauchten sie auch keinen Schutz. Sie schürzte die Lippen und wandte sich dann wieder Cetra zu.
      "Sie hat uns in der Nacht überrascht. Wir haben nicht lange gegen sie gekämpft... Vielleicht 10 Minuten? Dann ist sie plötzlich in Flammen aufgegangen. Oder eher gesagt in einer Flamme. Ich bin ohnmächtig geworden und Aradan war dann... so ziemlich auch ohnmächtig, schätze ich."
      Cetra runzelte die Stirn. Sie hatte wohl mit vielem gerechnet, als sie auf schnellstem Weg hierhergekommen war, doch so eine Erklärung hatte definitiv nicht zu ihrer Vorstellung gehört.
      "In Flammen aufgegangen? Du meinst ihr habt sie angezündet?"
      "Keiner hat sie angezündet. Nein, moment, das stimmt nicht, Aradan hatte sie mit einem brennendem Holzscheit angegriffen. Aber solche Kreaturen sind doch nicht unbedingt hoch entzündlich?"
      "Nein, das sind sie nicht. Obwohl Feuer eine sehr gute Idee war. Ist sie entkommen?"
      "... Nein, sie liegt da vorne."
      Renera zeigte mit dem Finger und Cetra drehte sich zu dem Aschehaufen. Nun legte sich ihr ganzes Gesicht in Falten, als sie darauf zuschritt und die Asche mit dem Fuß ein wenig zur Seite schob. Die beiden Schützen warfen ihr fragende Blicke zu.
      "Interessant... Sie ist in Flammen aufgegangen, hast du gesagt?"
      "Ja."
      "Und keiner von euch hat sie angezündet?"
      Renera sah kurz zu Aradan.
      "Nicht, dass ich wüsste."
      "Hm."
      Sie sah sich für einen Moment um.
      "Woher ist sie gekommen?"
      "Sie war dort vorne im Baum, aber wir haben davor eine Höhle gefunden, in der sie sich vielleicht versteckt hatte."
      So im nachhinein war es Renera fast peinlich, dass sie Aradan keinen Glauben geschenkt hatte. Sie müsste es eigentlich besser wissen.
      "Eine Höhle sagst du? Eine richtige Höhle?"
      "Naja, wahrscheinlich. Wir waren nicht drin."
      "Das ist sehr weise gewesen."
      Sie trat vom Haufen weg, als würde sie sich ekeln und nickte den beiden Schützen zu, ehe sie sich wieder den Kindern zuwandte.
      "Führt uns zu der Höhle."

      Also begaben sie sich ein weiteres Mal zum Bau, der im Sonnenlicht sogar recht friedlich wirkte. Cetra kauerte sich auf der Suche nach Spuren nieder, während Valia und Gedmir in zwei verschiedene Richtungen ausströmten. Renera fühlte sich unheimlich nutzlos, so wie sie da herumstand und auf Cetra wartete. Doch die Späherin richtete sich bald wieder auf.
      "Es ist zu dunkel drin, um irgendwas erkennen zu können."
      An Valia gewandt sagte sie:
      "Wir werden den Bau ausrauchen müssen. Am besten setzen wir das ganze Ding in Brand, aber dann brauchen wir eine Menge Wasser, damit das Feuer sich nicht ausbreitet. Ich werde mit den Kindern zurückgehen und Verstärkung holen, ihr bleibt in der Nähe und beobachtet die Gegend. Lasst euch auf kein Gefecht ein, wenn es nicht vermeidbar ist, wir haben Glück, dass noch nichts passiert ist."
    • Die meiste Zeit über sah Aradan nur zu als sich Cetra mit Renera unterhielt. Irgendwie fiel ihm dabei ein Stein vom Herzen, dass Renera das Geschehen wahrheitsgemäß erklärt hatte. So fielen sofort all die möglichen Verschleierungen aus dem Kopf. Vermutlich war es auch einfach besser direkt die Wahrheit zu sagen. Dabei wirkte Cetra zwar schon ziemlich verwirrt, doch stempelte Sie Renera nicht direkt als Lügnerin ab oder belustigte sich darüber was sie sagte. Diese Reaktion hätte Aradan schon mal nicht erwartet, nahm es aber vorerst hin als Beide die kleine Truppe zur Höhle führen sollten. Dort angekommen untersuchte Cetra was Aradan ihr längst hätte sagen können, doch aus irgendeinem Grund wollte er einfach nichts dazu sagen. Vielleicht war es einfach besser eine unbeteiligte, professionelle Person an die Sache zu lassen ohne Voreindrücke zu geben. Es war zumindest schon mal interessant dass Cetra das sofort als eine Höhle abgetan hatte, dabei war sich Aradan so sicher dass es viel eher ein Durchgang war, doch würde er das später noch erwähnen sobald es der richtige Zeitpunkt wäre.

      Schnell entschloss Cetra einen Plan aufzustellen, welcher beinhalten sollte zurück zum Dorf zu gehen. Tja das war es wohl mit der Prüfung. Ein so langes und hartes Training für nichts und wieder nichts. Kurz kam seufzend das Gefühl in ihm hoch, dass Quin ihn von nun an noch härter trainieren würde.. Das hätte ja was werden können..

      Am Anbruch der Dämmerung kamen die 3 dann im Dorf an, wo Cetra sofort mit der ein oder anderen Person sprach und.. sie in die Scheune beorderte? Und dabei machte sie am Ende immer ein kleines Handzeichen, woraufhin jeder angesprochene direkt nickte und sich direkt auf machte. Aradan verstand das alles nicht und allem Anschein nach Renera genau so wenig.
      Es wurde sogar nach seinem Vater und seiner Mutter geschickt ehe Cetra beide Kinder mit in die Scheune schleppte. War das so eine Art Geheimtreffen? Alles sah danach aus, da sich alle die in die Scheune gingen, regelrecht übervorsichtig anschlichen um nicht gesehen zu werden.

      Es dauerte keine 20 Minuten da war die Scheune zur hälfte mit Leuten gefüllt. Aradan erinnerte sich an ein paar Geschichten seiner Mutter über gewisse Kulte die Opfer durchführten um dem Bösen zu huldigen. Genau so wirkte für ihn dieses Schauspiel grade. Am liebsten hätte er sich Renera gegriffen und wäre davon gelaufen, doch war es sein Vater der neben ihm Stand. Aradan erinnerte sich schmerzhaft zurück was passierte wenn er unbedacht vor seinem Vater weg rannte. Phantomschmerzen zeigten sich promt an seinem Hinterkopf ehe Cetra die Lage zu erklären begann.
      "Ich habe das Treffen einberufen da etwas sehr merkwürdiges im Wald, bei den Beiden, vorgefallen ist. Ich denke vorerst sollte nur der innere Kreis davon erfahren."
      Sie erklärte jeden kleinsten Schritt. Vom Händler, der den Radau bemerkte, die Kinder, welche gegen eine Spinnenkönigin kämpften und sie in Staub verwandelten und über die Höhle. Anbei lies sie sich die gesamte Geschichte auch nochmal von Renera bestätigen bis Aradan auch das Wort einbrachte.
      "Ich... Ehrlich gesagt glaube ich nicht dass es eine Höhle ist. Als ich diese entdeckt hatte, glaubte ich auch es wäre nur eine tiefe Höhle, doch hörte und fühlte ich einen tiefen Luftzug, als würde diese Höhle atmen. Uns wurde beigebracht dass so etwas doch viel eher ein Zeichen für einen Durchgang ist. Also zwei Öffnungen an verschiedenen Seiten. Wäre es da nicht besser den Durchgang zu sprengen? Oder zumindest zu versiegeln?"
      Kurz wurde darüber diskutiert aber ohne diese Höhle, oder eben den Tunnel, erkundet zu haben, hätte man kaum handeln können. So beschlossen sie sich wenigstens dieses Anliegen später auch dem Bürgermeister mitzuteilen, unter dem verschleierten Grund, dass ein Spähtrupp zufällig den Ort fand.
      "Und ich muss noch mehr erzählen... Das was Renera sagte war nur ihre Sicht..."
      Der Raum wurde hellhörig. Was kam jetzt noch?
      Was alle in der Scheune dann zu hören bekamen, lies sie vollkommen Rätselhaft und still da stehen. Keiner zweifelte die Worte Aradan's an aber es wirkte einfach wie aus einer Kindergeschichte. Eine zweite Welt. Eine Feuerspeiende Spinnenmutter dessen Feuer Aradan in sich aufsaugen und um ein vielfaches wieder ausstoßen konnte. Das Geisterhafte Wesen. Das ständige Geflüster was Aradan hörte.
      Noch nie hat man in ganzen Generationen von solchen Dingen auch nur ansatzweise gehört. Sogar Reona war darüber nichts bekannt, was die ganze Truppe nur noch mehr beunruhigte. Wenn schon Reona nichts davon wusste, wer dann?
    • Also war die Prüfung schon wieder vorbei. Einen ganzen Tag hatte sie gedauert, was den Umständen entsprechend gerechtfertigt war, aber Renera hatte sich dennoch auf die Woche gefreut. Sie hatte gerademal ein Eichhörnchen erlegt! Das war nichtmal ansatzweise so viel, wie sie sich dafür vorgenommen hatte. Vielleicht würde sie sich um die Position einer Späherin bewerben, dann könnte sie öfter in den Wald gehen und außerdem noch von Cetra lernen. Das hörte sich eigentlich gar nicht mal so schlecht an.
      Doch erstmal würden sie diesen Vorfall hinter sich bringen müssen. Cetra führte sie zurück nach Melora und unerwarteterweise weiter in einen Schuppen, der ein wenig abseits stand. Renera wunderte sich sehr über die Geheimhaltung, die Cetra wohl anzustreben schien und fragte sich gleich, ob sie in Schwierigkeiten geraten würden. Wollte man sie etwa zur Rechenschaft ziehen was mit der Spinnenmutter geschehen war? Aber sie hatten sich nur verteidigt, was sie Cetra auch erzählt hatten. Hier gab es keinen Grund, eine solche Verschwiegenheit daraus zu machen.
      Aber sie sagte nichts und Aradan blieb ebenso still. Nach einer Weile versammelten sich die Leute in dem kleinen Raum, in dem es nach frischer Erde roch und Cetra erhob das Wort. Sie schilderte den Vorfall und holte sich die Bestätigung von Renera ein, ehe auch Aradan etwas dazu zu sagen hatte. Seine Erzählung war allerdings etwas grundauf anderes, als auch Renera es mitbekommen hatte und sie wandte sich ihm überrascht zu, als er von seinem Übergang in die andere Welt erzählte. Das war also der Grund gewesen, weshalb er wie tot gewirkt hatte? Dann war ihre Sorge also unbegründet gewesen, aber das war ihr lieber als das Gegenteil. Dennoch teilte sie wohl die Gefühle der anderen, die Aradan erstaunt und auch entsetzt betrachteten. Nur Cetra schien mit ihrer gerunzelten Stirn noch einigermaßen gefasst, allerdings war das wohl schon ihr Ausdruck von Überraschung.
      "Das hört sich alles nach einer ganz bestimmten Sache an, hab ich recht?"
      Ein paar nickten zustimmend.
      "Dann sind wir uns ebenso alle darüber einig, dass wir keiner Menschenseele etwas davon erzählen. Das Thema ist äußerst heikel und könnte uns in große Schwierigkeiten bringen. Zumal wir noch nichts genaues wissen."
      "Was genau wissen?"
      Cetra sah sie unverändert an.
      "Wenn du es selbst nicht weißt, ist es besser so. Wir müssen erst einmal abwarten, was sich entwickeln wird. Zu erfrühten Schlussfolgerungen zu kommen wäre genauso verheerend wie es jetzt schon bekannt zu machen." Ihr Blick richtete sich wieder auf Aradan. "Wir werden abwarten. Sehen, was passiert. In der Zwischenzeit behalten wir es bei uns - niemand wird davon erfahren, nicht Rodon und erst recht nicht der Hauptmann. Erzählt es keinem Verwandten und keinem Freund. Ich denke ich äußere mich klar genug, wenn ich sage, dass es ein absolutes Verbot ist."
      Wieder nickende Köpfe, dann erschallte von draußen plötzlich die Glocke und ließ Cetra tatsächlich zusammenfahren. Die alte Späherin verzog zwar keine Miene, aber ihr ganzer Körper spannte sich an.
      "Im Namen aller Kreaturen, was ist denn heute noch?"
      Einer nach dem anderen, um nicht allzu viel Aufsehen zu erregen, verließen sie den Schuppen und verstreuten sich schnell in alle Himmelsrichtungen, doch allesamt dem Osttor zugewandt. Aus dem Dorf kamen bereits Schaulustige angeströmt und sammelten sich auf dem Markt und der Brücke, um den ankommenden Besuch zu empfangen. Als Renera heraustrat konnte sie Svenkov sehen, der lässig an einen Kornspeicher gelehnt stand und eine halbleere Flasche in der Hand hielt. Sein Blick war zu Boden gerichtet und keiner beachtete ihn, aber Renera war sich sicher, dass er das Zusammentreffen beobachtet hatte. Sie wollte die anderen warnen, aber sie waren zu sehr vom Osttor abgelenkt.

      Dort marschierten königliche Soldaten hindurch, bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. Sie hatten die Waffen weggesteckt und hielten sich in Marschformation, während sie durch das Tor schritten, das Banner des Königs weit erhoben und in ebenmäßigem Gleichschritt. Ihrer Truppe folgten zwei Karren, die aussahen wie typische Handelskarren und die jeweils nochmal einen Soldaten an der Flanke hatten. Ganz vorne schritt ein einzelner Mann in einer waldgrünen Rüstung, die mit schwarzen Abzeichen gespickt war. Er trug einen Helm, an dem strahlend weiße Federn hervorragten und das Schwert an seiner Seite steckte in einem metallig wirkendem Heft, das mit goldenen Verzierungen geschmückt war. Der Mann hatte mit seinen breiten Schultern, dem erhobenem Haupt und dem strammen Gang eine Autorität, die er beinahe wie natürlich ausstrahlte und dafür sorgte, dass ihm die Bewohner automatisch aus dem Weg gingen. Er hatte lange Arme und Beine, die unter der Rüstung doppelt muskulös wirkten und auch ohne sein Schwert furchteinflößend genug waren. Er ging so weit nach vorne, bis seine Gefolgsleute das Tor passiert hatten und bedeutete ihnen dann mit einer Handbewegung, dass sie stehenbleiben sollten. Ein letztes Klirren der Rüstungen ertönte, bevor es bis auf das Gemurmel der Dörfler still wurde. Der Mann zog seinen Helm ab und präsentierte einen kurzgeschorenen Kopf und ein kantiges Gesicht mit stechend Grünen Augen. Auf seinem Kinn prangte eine Narbe, die so aussah, als würde sie das Kinn spalten.
      Er blickte in die Menge der Bewohner, als würde er sich Rekruten gegenüber sehen und erhob dann die Stimme. Sie war kraftvoll aber gleichzeitig lässig, die Stimme eines Mannes, der viel Zeit damit verbrachte sie auf dem Schlachtfeld zu verausgaben.
      "Bewohner von Melora! Seine Majestät ist beeindruckt von den Künsten dieses Dorfes und seiner glorreichen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Er schickte mich, General Szeth Peamut, dritter meines Namens, Befehlshaber der vierten königlichen Armee, Abgeordneter des Fürstentums Vihris, um euch seinen persönlichen Lob auszusprechen! Er hat eure Taten beobachtet und sie im Namen des Landes anerkannt! Seine Majestät wünscht, dass ihr den Ruhm der Krone vergrößert und sie vor den Gefahren unser Nachbarn und den Kreaturen, die sich in unseren Wäldern bewegen, schützt! Er spricht seinen Dank besonders gegenüber dem Schmiedemeister Marudan Elric aus!"
      Das Gemurmel wurde lauter und viele drehten sich um, um nach Marudan zu suchen. Der General, der keine Ahnung hatte wer Marudan überhaupt war, ließ für einen Moment den Blick durch die Menge schweifen. Er scheute nicht davor zurück den Menschen in die Augen zu blicken und vielen wurde unter diesem Blick unwohl. Dann erhob er die Stimme erneut.
      "Marudan möge sich für ein Gespräch zu mir begeben. Allein."
    • Dieser plötzliche Aufmarsch setzte dem Geschehen im Wald noch im wahrsten Sinne die Krone auf. Ein Handel war es zumindest nicht. Zwar waren zwei große Karren in der Kolonne, doch sah man schnell dass keinerlei Handelswaren oder gar Händler dabei waren. Nur der zweite Wagen trug eine prunkvolle Truhe mit sich. Das konnte wahrlich nichts gutes bedeuten. Ein solcher Aufmarsch war nicht mal bei einem Großhandel nötig. Wurden also die Angriffe der Monster auch im Königsland größer oder gar mysteriöser wie hier? Beinahe hofften vereinzelt die Dörfler dass es eine Sache der Monster sein musste, andernfalls würde dieser Besuch etwas ganz neues bedeuten.

      Das Treffen in der Scheune hatte sich nach und nach wieder unter das Folk bemischt. Nur Cetra, Aradan, Renera und Marudan blieben vor der Scheune stehen und beobachteten aus sicherer Entfernung was dieser viel zu übertriebene Andrang zu bedeuten hatte.
      Als der protzige Befehlshaber seine geschwollene und vermutlich nur besänftigenden Worte endlich aufgesagt hatte, verschränkte Marudan seine Arme. Aradan erschrank dabei immer. Die Arme eines Schmiedes kamen ihm dabei immer schon so vor als wären diese härter als das Eisen welche sie schlugen. Obendrein sah sein Vater immer nur so drein, wenn ihm etwas ganz und gar nicht gefiel.
      "Vater?"
      Marudan blickte weiter den Befehlshaber an und beobachtete wie dieser von Rodon empfangen und in die Halle gebracht wurde, wo diplomatische Besprechungen stattfanden. Anschließend blickte er Cetra an.
      "Das hat ganz sicher nichts gutes zu bedeuten."
      Cetra, die noch immer mit halben Kopf in den Geschehnissen des Waldes steckte, seufzte schwermütig.
      "Ich weiß nicht. So ein Aufmarsch für ein Lob? Das hätte der König auch über eine Brieftaube erledigen können. Wenn er von dir weiß, sollte er auch wissen dass deine Frau bestens Lesen und schreiben kann. Immerhin verfasst sie selber Bücher und verkauft diese an das Königreich. Irgendwas stimmt hier wirklich nicht"
      "Versteh ich nicht. Ist doch klasse dass es so sehr auffällt wie gut deine Ausrüstung ist. Vielleicht wollen sie dir ja einfach nur mehr abkaufen und haben aus diesem Grund die Karren dabei."
      Nun sah Marudan zu Aradan hinab und schüttelte leicht den Kopf.
      "Du verstehst von solchen Dingen nichts mein Junge. Alles was diese Leute interessiert ist Macht. Sehen sie eine Bedrohung, wird sie vernichtet. Wollen sie etwas, nehmen sie es sich. Und beides wird in der Regel zuerst in blumige Worte verpackt um das Ziel in die Irre zu führen. Das nennt sich Manipulation Aradan."
      "Ich.. verstehe"
      Aradan blickte hinab und verstand nun warum Cetra und Marudan so besorgt wirkten. Wenn ihm sein Vater etwas lehrte, war es als wäre es eine unumstößliche Regel. Es bewirkte sofort dass Aradan ebenso unruhig wurde und die Soldaten plötzlich nicht mehr begeistert ansah, sondern als eine Bedrohung die mitten im Dorf stand. Direkt meldete sich wieder sein Instinkt, welcher Renera's Hand nahm um sie nahe bei sich zu wissen.
      "Gut. Dann werde ich mal in Erfahrung bringen was dieser Silbereimer will. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Familie Peamut nicht grade für deren lange Zündschnur bekannt."

      So schritt Marudan mit klarem Ziel in die Halle voran. Erst wollten ein paar Soldaten verhindern dass er einfach in die Halle geht ohne sich vorzustellen, doch konnte man schnell erkennen dass das der Schmied des Dorfes sein musste. Allem voran würdigte Marudan die Soldaten keines Blickes. Wäre er selbst noch in der Armee gewesen, hätten sich solche Fußsoldaten vor ihm verbeugt statt sich ihm in den Weg zu stellen.

      Kaum war Marudan in der Halle verschwunden, trat eine im schwarzen Kapuzenumhang verhüllte Person zwischen Cetra und Aradan.
      Cetra blickte diesen erschrocken an und wollte grade erschrocken fragen wer die Person war, die sich so unbemerkt anschleichen konnte. Aradan hingegen blickte nur weiter nach vorne zur Halle. Er sah die verhüllte Person nicht an, sprach aber ziemlich sicher
      "Kein gutes Zeichen... Hat Vater recht? Steht etwas schlimmes bevor.. Quin?"
      Cetra erschrack noch mehr. Sie hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Zwar wusste sie dass dieser Mann Aradan's Mentor war, doch kam dieser nie aus seinem kleinen Häusschen raus. Und wenn, dann war er so geschickt, dass man ihn nie bemerkte, so wie jetzt auch.
      Quin selbst grummelte nur leicht und blieb bedacht neben Aradan stehen.
      "Blecheimer kommen nur wenn sie etwas wollen oder eine Handelskarawane schützen sollen. Was mir Sorgen macht ist die Anwesenheit von Szeth. Dieser Bastard geht über Leichen. Wenn irgendetwas passiert.. bleibst du im verborgenen, ist das klar?!"
      Aradan konnte sich noch keinen Reim darauf machen. Es waren doch nur ein paar Soldaten in viel zu schicken und unpraktisch verzierten Rüstungen. Warum waren also alle so angespannt? Und... warum hörte Aradan schon wieder leises Geflüster? Musste das jetzt sein?
    • General Szeth Peamut stand in der Mitte der Halle, als Marudan eintrat. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Blick zur Decke gehoben, aber nun drehte er sich zu dem Schmied um. Sein Helm lag neben ihm auf dem Tisch wie ein abgehackter Kopf.
      "Herr Elric, nehme ich an?"
      Sein Blick wanderte einmal an Marudan herab und dann nickte er knapp, als würde er sich selbst Bestätigung geben.
      "Nehmen Sie Platz."
      Hinter Marudan wurde die Tür geschlossen und zwei Wachen stellten sich zu jeder Seite auf. Sie trugen das Wappen des Königs auf der Brustplatte und wirkten wie zwei Statuen, kaum hatten sie sich positioniert. Es waren zwei Speermänner, die ihre Waffen aufgestellt neben sich hielten.
      General Peamut nahm selbst Platz, wobei der Stuhl unter dem Gewicht seiner Rüstung knarrend protestierte. Dann zog er sich die eisernen Handschuhe aus, legte sie neben seinen Helm und strich sich dann über den Kopf, eine Bewegung, die an das Wegstreichen von Haaren erinnerte.
      "Ich denke Sie wissen, weshalb wir hier sind. Der Botschafter, der Sie vor einigen Monaten besucht hatte, berichtete uns von Rüstungen, die dem Angriff der Monster standhalten können. Der König entsandte mich, um Sie für ihre ausgesprochene Leistung zu belobigen. Sie sind der erste Schmied auf der ganzen Welt, der einen Durchbruch erreichen konnte."
      Seine Miene war undurchdringlich, als er das sagte, aber seine Augen funkelten Marudan leidenschaftlich an. Woher hatte der Schmied das Wissen genommen, um ein solches Wunder zu bewirken? Entsprach der Ruf der Rüstung der Wahrheit oder waren es reine Fantasievorstellungen? Was mochte er noch zu verschweigen, wenn er schon von den Rüstungen nicht freiwillig berichtet hatte?
      Der General winkte mit der Hand und eine Wache ging nach draußen, nur um kurz darauf in Begleitung zweier Soldaten wiederzukommen, die die Truhe in ihrer Mitte schleppten. Sie schien schwer zu sein.
      "Seine Majestät spricht seine tiefste Bewunderung aus. Er würde gerne mehr erfahren - von den Rüstungen, von ihrer Herstellung und von Ihnen. Er bietet eine einmalige Zahlung von zweitausend Goldstücken, aufgewogen in Goldbarren, für eine Audienz bei ihm, in der Sie ihm die Rüstungen erläutern und seine Kampfmeister in der Benutzung unterrichten."
      Die Truhe wurde mit einem Knall auf dem Tisch abgestellt und geöffnet - zum Vorschein kamen zwei Dutzend funkelnde Goldbarren, alle fein säuberlich nebeneinander aufgereiht.
      Der General schenkte der Truhe keine Beachtung, stattdessen beobachtete er Marudan.
      "Seine Majestät hat es nicht ausdrücklich gesagt, aber ich schätze, dass er Sie zum Hofschmied ernennen will. Sie würden in seine Dienste eintreten und ihm Rüstungen zur Verfügung stellen. Außerdem würde er wohl die Forschung finanzieren, die bei der Verbesserung dieser Rüstungen anfallen würde. Das ist eine außergewöhnliche Ehre für jemanden wie… Sie."
      Seine Miene änderte sich noch immer nicht, nur die Augen bohrten sich in Marudan, als wollten sie ihm in die Seele blicken.
      "Gibt es Aufzeichnungen über die Herstellung dieser Rüstungen? Eine… Rezeptur, wenn man es so nennen darf? Sie werden mein Unwissen verzeihen müssen, Herr Elric, ich bin in der Schmiedekunst längst nicht so sehr bewandert wie Ihr."
    • Die Atmosphäre in der Halle war so dick wie schon lange nicht mehr als Marudan empfangen wurde. Es war beinahe so als würden zwei tiefdunkle Wolken langsam aufeinander zu kommen, wie ein drohenden Sturm im Verzug.
      Marudan betrachtete die Soldaten während er sich setzte. Es waren die üblichen, stillen, nichts hörenden Dekosoldaten die wie Lemminge nur auf die kleinste Geste ihres Befehlshabers reagierten. Man hätte ihnen gegen die Rüstung pissen können uns doch hätten sie sich nicht bewegt. Erbärmliche Gestalten in seinen Augen.
      So wanderten seine Augen widerwillig zum Hauptmann, welcher sich aufdröselte wie Marudan es schon erwartet hatte. Vorerst würde er den Hauptmann aber nicht unterbrechen oder irgendetwas sagen. Solche Typen liebten es ihren einstudierten Text runter zu beten und sie hassten es wenn man ihnen ins Wort fiel.
      Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er endlich den Mund, was Marudan nur zu sehr begrüßte. Doch sagte er vorerst nichts. Er stand nur langsam auf und ging zur Truhe rüber. Das war tatsächlich eine Menge Gold. Gold welches Marudan nicht annahm. Das empor geflogene Gold nahm er nur um es wieder in die Truhe zu legen und den Deckel zu schließen ehe er sich mit verschränkten Armen den Hauptmann zu wandte. Die Augen beider führten einen regelrechten Kampf aus, doch grinste Marudan bissig und nahm einen der Soldaten den Helm ab. Ein edel geschmiedeter Helm der mehr Prunk als Schutz bot.
      Marudan hielt diesen mit beiden Händen vor sich, ehe er kräftigt zu drückte und den Helm dabei tatsächlich so verbieten konnte, dass der Soldat diesen nicht mehr aufsetzen konnte. Danach warf er diesen in eine Ecke und nickte.
      "Ihr wollt meine Expertise? Lasst die sinnlose Vergoldungen weg. Konzentriert euch auf den Nutzen statt auf die Angeberei und schon wird euer Schmied die selbe Qualität erreichen. Dafür braucht ihr keinen Dorfschmied."
      Doch eine Sache machte Marudan stutzig, lies es aber hinaus als würde er die Intelligenz der Informationsquelle in Frage stellen.
      "Ich soll euren Kampfmeistern zeigen wie man sie benutzt? Hat man in der Königsstadt etwa verlernt wie man sich eine Rüstung anzieht? Ich bin Schmied. Keine Kammerzofe. Der Nutzen einer Rüstung besteht darin sie anzuziehen und sich bewegen zu können. Da gibt es nichts zu erforschen, nur zu feilen. Sagt das eurem Hofschmied und ihr erspart euch diese Goldmünzen. Oder ist diese Aufgabe zu ehrlos für jemanden wie... Sie?"
      Marudan verschränkte wieder ablehnend die Arme und gab dem Hauptmann keine Gelegenheit im Gespräch die Oberhand zu gewinnen. Immerhin kannte er die kleinen Tricks nur zu gut.
      "Wenn der König all das tatsächlich von sich gegeben hat, dann beweist Ihr damit nur, dass er auf das Dorf und all diesem Geschwafel von Ehre und Lob einen scheiß gibt. Wäre es anders, hättet ihr mich schon auf dem Platz erkannt. Da Ihr das aber noch immer nicht tut, hat der König mich bereits vergessen. Ich bin nicht ohne Grund aus dessen Dienste getreten. Ich habe nicht vor wieder in dessen Dienste zurück zu kehren."
    • General Peamut beobachtete Marudan in seiner gleichgültig wirkenden Pose. Er hatte bisher bis auf seine Augen keine Gefühlsregung gezeigt und auch jetzt schien er sich für nichts zu interessieren, was Marudan tat, aber als dieser den Helm zerdrückte, löste das doch ein Stirnrunzeln bei ihm aus. Er fing den Blick des nun helmlosen Soldaten auf, der sich versteift hatte und den General eindringlich anstarrte. Er schien nur darauf zu warten dem Schmied seine Anstandslosigkeit aus dem Leib zu prügeln, aber ohne des Befehls seines Vorgesetzten rührte er sich nicht und Szeth würde diesen Befehl auch nicht geben. Zumindest noch nicht. Er beobachtete Marudan und versuchte zu erkennen, was in dessen Kopf vorgehen mochte. Was waren seine Wünsche, seine Ängste? Er zeigte rebellische Neigungen, das war ganz klar zu erkennen an seinem mangelndem Respekt vor den königlichen Soldaten und der Weise, wie er über die Wünsche des Königs und ihn selbst sprach. Aber woher kamen diese Neigungen und was war das Ziel, das er damit verfolgte? Ging es ihm nur um den König oder die Krone? Wollte er selbst die Führung übernehmen, eine Machtposition innehaben? Wollte er einen Aufstand anführen - war Melora ein Rebellendorf?
      Szeth richtete sich nun auch auf, das Sitzen war ihm plötzlich unangenehm geworden. Er musterte Marudan eindringlich, bevor er zu dem helmlosen Soldaten sah.
      "Geh' deinen Helm holen, Soldat."
      Der Mann reagierte sofort und marschierte in die Ecke, wo er seinen Helm aufnahm, ihn sich unter den Arm klemmte und zurück auf seinen Platz ging. Szeth nickte den anderen Soldaten zu und sie schlossen die Truhe wieder. Dann wandte er sich wieder dem Schmied zu.
      "Ich werde über die Beleidigung hinwegsehen, mit der Sie den Hof als dumm bezeichnen. Ich werde auch über den mangelnden Respekt hinwegsehen, den Sie mir, meinen Soldaten und damit auch der Krone entgegen bringen. Wenn Seine Majestät nicht in solch wohlwollenden Tönen von Ihnen gesprochen hätte, sodass ich der Ansicht bin, dass Sie in seiner Gunst stehen, würde ich Sie wegen dieser beiden Tatsachen wegen Verrat an der Krone hinrichten lassen. Es ist ein Wunder, dass es niemand angeordnet hat, obwohl Sie ganz offensichtlich niemandem von ihrer Schmiedekunst erzählen wollten. Bei jemand anderem hätte man nicht zwei Mal darüber nachgedacht. Also wieso nehmen Sie das Gold nicht an, Herr Elric? Zweitausend Goldmünzen ist mehr, als so mancher Fürst besitzt. Damit könnten Sie Arbeitskräfte aus der Stadt kommen lassen, ausbauen, Häuser renovieren. Liegt Ihnen nichts an Ihrem Dorf? Ich höre nur gutes über Melora, soll das etwa in Zukunft nicht mehr so sein?"
      Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken während er versuchte, mit seinem Blick in Marudan's Gehirn einzudringen.
      "Was verstecken Sie noch vor der Krone? Was ist es, das mehr wert ist als zweitausend Goldmünzen und eine Anstellung am Hof?"
    • Familie Peamut wie Marudan sie in Erinnerung hatte. Hörte nicht zu, sah alles als Beleidigung an und blickte auf andere hinab. Und auch wenn Marudan all das erwartet hatte, war es schwer sich nicht mit ihm anzulegen. Es gelang ihm aber dank seines herablassenden Gegenübers, da dieser Melora erwähnte. Marudan fing sich augenblicklich und schluckte seinen Stolz zum wohl des Dorfes. Doch niemals hätte er mehr gesagt als nötig. So ging er präzise auf all die Befugnisse des General's ein.
      "Ihr müsst verstehen. Ihr redet mit einem Schmied. Hier geht es ländlicher zu und nicht nach der von ihnen wohl gewohnten Rangordnung. Hier sagt jeder was er denkt und ein jeder hilft sich gegenseitig."
      Er wies auf die Kiste hin.
      "Ich kann das Gold nicht annehmen da unser Bürgermeister Rodon das Oberhaupt ist. Wir sind eine Gesellschaft und somit geht mein Ruhm unmittelbar an alle hier lebenden Dörfler über. Ihr wollt also Gold als Dank hinterlassen? Dann werdet ihr das Rodon sagen müssen. So viel zu diesem Thema."
      Dann ging er einen Schritt auf Szeth zu, wodurch diese nur noch gut zwei Meter voneinander entfernt standen und Marudan etwas leiser, dafür aber eindringlicher sprechen konnte.
      "Jedoch.. kann es sein dass Ihr ziemlich vorschnell richtet? Was genau habt Ihr so schnell als Beleidigung aufgefasst? Oder gar als respektlos gegenüber des Königs? Ich habe lediglich Fragen gestellt. Fühlt ihr euch beleidigt, so ist das nicht meine Schuld. Doch sagt mir, warum richtet ihr so schnell über mich ohne auf die eigenen Worte zu achten? Ehrvoll und schmeichelnd waren bisher nur die übertragenden Worte des Königs. So werde ich der Audienz zustimmen und gerne meine besten Rüstungen aufladen lassen. Ihr habt meinen Respekt bisher jedoch noch nicht verdient."
      Marudan musterte den General ein mal flüchtig um seine Worte zu untermalen
      "Ihr habt ohne Frage viele Dienste geleistet. Ihr habt jede Menge Soldaten unter euch und ihr habt in vielen Schlachten gekämpft. Und dennoch kommt ihr nach Melora und dennoch verhaltet ihr euch verachtend und herablassend."
      Nun hob Marudan sein leicht von Kohle und schweiß benetztes, ärmelloses Oberteil hinauf um dem General seine Seite zu präsentieren. So wurde schnell klar warum Marudan so mit dem General sprach und ebenso viel über den König wusste, sowie wohl eine Berechtigung hatte seinen Stolz in der Unterhaltung nicht weg geworfen zu haben.
      Es war ein Adler mit 3 Sternen welches er in seiner Haut tätowiert hatte. Das Zeichen eines General-leutnant. Nur einen einzigen Dienstgrad unter dem eines Generals. Und der fakt dass diese Tätowierung nicht mit einem Glüheisen überbrannt wurde, sondern darunter mit einem Kreuz, hieß, dass Marudan Ehrenvoll aus dem Dienst entlassen wurde. Er war kein Deserteur.