The Curse of Time {TobiMcCloud & Codren}

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Cetra schien sichtlich mit sich selbst zu ringen, sah abwechseln auf Marudan und zum Waldrand zurück, dann seufzte sie und rieb sich das Kinn.
      "Wir können nichts riskieren. Ich will nicht sagen, dass ich nicht glaube, dass du einen allein schaffen könntest Marudan, aber es ist einfach zu gefährlich. Wenn einem von uns etwas passiert sind wir aufgeschmissen. So weit draußen wird uns niemand in Melora hören und die nächsten, die uns suchen kommen, könnten genau in diese Gruppe reinlaufen. Auch wenn wir es schaffen könnten - und dabei vertraue ich dir wirklich, Marudan - haben wir noch den halben Wald vor uns. Wir müssen erst einmal sicherstellen, dass die unmittelbare Umgebung sicher ist, bevor wir uns um diese drei kümmern. Wenn wir erst gegen sie kämpfen und später auf weitere treffen, könnten wir zu geschwächt sein."
      Nun sah sie Marudan direkt an, bevor sie in die Runde blickte.
      "Einer sollte hierbleiben und sie im Blick behalten. Vielleicht kann er ja Schutz auf den Bäumen suchen - Gedmir, du kannst doch sicher gut klettern, nicht wahr?"
      Der Schütze zuckte mit den Schultern.
      "Was ist das? Entweder ja oder nein."
      "Ich schätze schon."
      "Dann bleibst du hier am Waldrand und behälst sie im Auge. Wir werden den Rest des Waldes durchsuchen und später mit Verstärkung zurückkommen. Bleib in jedem Fall hier, selbst wenn sie wegwandern, außer sie kommen in den Wald. Dann ziehst du dich lautlos zurück und machst dich auf den Weg, den wir gekommen sind, zurück zum Dorf. Wenn wir dich unterwegs treffen werden wir gleich wissen, dass sie schon im Wald sind."
      Sie wartete auf Gedmir's Einverständnis und blickte dann in die Runde, wobei sie mehr Marudan fixierte.
      "Sind alle einverstanden damit?"

      Aradan hätte selbst Lehrer sein können, so wie er sich auf den Unterricht fokussierte. Renera hätte ihm diesen Gedanken mitgeteilt, wenn er nicht so sehr in seine Lektion vertieft wäre, dass ihn das wahrscheinlich herausgerissen hätte. Sie lächelte. Wenn Ella nicht so vernarrt in ihn gewesen wäre, hätte sie in diesem Moment wahrscheinlich selbst Gefallen gefunden.
      Sie ahmte seine Bewegung nach, wobei sie sich bewusst gegen ihren Instinkt stemmen musste. Es war tatsächlich ein ungewohntes - und unnatürliches Gefühl so zu stehen, aber schließlich musste doch etwas daran sein, wenn es jeder so einfach beherrschte und außer ihr niemand dabei umgestoßen wurde. Und tatsächlich: Es schien zu funktionieren, wenngleich Renera bei Aradan's Gegendruck reflexartig das Bein nach hinten nahm. Aber es war zumindest ein Fortschritt, ihre Laune erhellte sich merklich. Sie trainierten diese Bewegung weiter, bis Renera ein Gefühl dafür bekam und Aradan eine Pause vorschlug. Gemeinsam gingen sie zum Fluss herunter und Renera setzte sich ins Gras, während Aradan sein schmutziges Oberteil auswusch. Er war schmaler als Tokiv, eher schlank gebaut und definitiv nicht so kräftig wie der Bauerssohn. Renera beobachtete trotzdem, wie seine Muskeln unter der Haut spielten und fragte sich, ob jeder Junge in seinem Alter schon so kräftig war.
      Seine darauffolgende Frage brachte sie ein bisschen aus dem Konzept.
      "Wie? Achso. Es juckt noch, aber sonst spür ich sie gar nicht. Momo ist eine echt gute Ärztin."
      Sie beobachtete, wie Aradan sein Hemd auswrang und fragte sich, ob sie ihr Waschbrett holen sollte, damit es richtig trocknen konnte. Aber nein, dann müsste sie nachhause gehen und so wie es aussah, gab es heute keinen Unterricht für Kleinkinder.
      "Sind alle in der Klasse so gut wie du? Bei solchen Übungen fallen sie nie so oft um wie ich. Oder Ella, aber das zählt nicht."
      Die Frage brachte sie auf einen anderen Gedanken und sie fügte gleich noch hinzu:
      "Wieso hast du eigentlich keine Freunde? Ich seh' dich nie mit jemandem rumhängen als mit mir und Ella und das ja bestimmt auch nur wegen ihr. Und natürlich mit Händlern und mit deinem Vater, aber das zählt ja nicht."
    • Nicht umsonst war Cetra die fähigste Späherin. Sie konnte die Gefahren richtig einschätzen und planen ohne die Gruppe zu demoralisieren. Eine Eigenschaft die Marudan in diesem Moment sehr an ihr schätzen lernte und sich das ganz klar für die Zukunft merken würde.
      An ihrem Plan hatte er auch jetzt nichts auszusetzen, nachdem sein Drang sich diesen Monstern entgegen zu stellen gezügelt wurde.
      "Ein guter Plan"
      Stimmte er zu und sah sich mit den anderen nach einem geeigneten Baum um, dessen Baumkrone guten Sichtschutz gab. Einer eignete sich besonders gut auf welchen man sogar eher etwas schwerer hinauf konnte, dafür aber sogar ermöglichte dass man sich auf einen dickeren Ast setzen konnte und dennoch an einem zweiten die Füße ablegen konnte. Als wäre dieser Baum für einen Spähposten gemacht. Was Marudan direkt auf eine Idee brachte, während er Gedmir seine Hände als Leiter anbot um schwungvoll hinauf zu kommen.
      "Cetra. Ich denke wir sollten hier in Zukunft einen Außenposten zu errichten. Was denkst du?"
      Die Vorzüge musste er gar nicht groß erklären. Der Wald wäre direkt geschützt, wodurch nicht mal mehr Begleitungen für die Holzfäller und Sammler nötig wären. Lieber 2-3 Spähposten in den Baumkronen aufbauen die am Waldrand entlang ihren Platz finden statt täglich knapp 10 Männer als Aufpasser mit in den Wald zu schicken.


      Aradan lachte erfreut als er zu hören bekam was für eine gute Ärztin Momo ist. Immerhin trug er selbst noch einen Verband um seinen Kopf.
      "Ja sie ist spitze. Tut immer nur am Anfang tierisch weh. Ich kann jetzt schon wieder leicht Druck auf die Stelle ausüben, auch wenn ich es nicht soll. Ich frag mich immer wieder wie simple Kräuter aus dem Wald so etwas zu stande Bringen."
      Das daraufhin angeschnittene Thema sorgte dann aber dafür dass sein Lächeln verschwand und er sich wieder dem groben waschen widmete damit Renera nicht sehen konnte dass es ihn bedrückte.
      "Ob alle so gut sind wie ich? Was ist schon gut. Ich kann mit dem Bogen schießen und sehe besser als alle im Dorf."
      Dann kam die Frage bezüglich den Freunden. Das wohl unangenehmste Thema für Aradan. Er seufzte. Stand dann aber auf und legte sein Oberteil zum trocknen auf einen großen Brocken, welcher an diesem warmen Tag durch die Sonne schon schön aufgewärmt war und sich somit bestens für Aradan's Zwecke eignete.
      Ein Stückchen darüber setzte er sich dann auch auf den Stein und war somit etwas erhöhter als Renera.
      "Wo soll ich anfangen. Das offensichtlichste sind wohl meine Augen würde ich sagen."
      Er trieb sich ein gespieltes Lächeln hinaus als er Renera ansah und auf seine Schläfe tippte um auf seine Augen hinzuweisen, welche im Schein der Sonne beinahe strahlend weiß wirkten.
      "Sowas gibt es einfach nicht. Sogar Händler die aus dem fernen Königreich kommen, fragen mich ständig was ich für ein Sonderlingbin. Manche bezeichnen mich sogar als Fehler."
      Kurz lachte er
      "Einmal wollte sogar ein sehr kurioser reisender Händler Gold dafür zahlen mich mitnehmen zu dürfen. Mein Vater brach ihm den Kiefer und musste von 4 Leuten zurück gehalten werden um nichts schlimmeres zu tun. Worüber die Beiden gesprochen hatten weiß ich bis heute nicht. Es war aber das erste und einzige mal dass ich meinen Vater so sah. Normalerweise scheucht er mich umher um schwere Aufgaben zu erledigen. Ich soll ständig schwere Dinge Tragen oder Wassereimer holen statt unsere kleine Karre dafür nutzen zu dürfen. Ich durfte nie mit den anderen Kindern nach dem Unterricht Zeit verbringen und naja... Ich wollte es auch nicht."
      nun wanderte der Blick zum Wasser
      "Seit die Händler mich immer so seltsam behandelt haben, haben die anderen Kinder sich einen Spaß daraus gemacht mich ebenfalls als Sonderling zu betrachten. Meine Mutter meint dass sie es nur nicht besser wissen aber.. Sie haben es auch nie wirklich versucht. Ich denke aus dem Grund werde ich auch immer in der Schmiede mit eingebunden. Sicher bin ich mir aber nicht. Auch darf ich nie in den Unterrichtsstunden mit essen. Ich soll immer mein eigenes Essen verzehren dass mir Mutter macht und ich darf es niemand anderen geben. Komisch oder?"
      Erst als Aradan zum ersten mal so frei darüber sprach, bemerkte er selbst wie seltsam das alles eigentlich war. Bisher hatte er sein Leben nie so sehr hinterfragt da es für ihn eher normal war.
      "Hier"
      Er griff hinter sich in die kleine Gürteltasche und holte zwei kleine Gebäcke hinaus welche sich in der Form und Farbe nicht von den anderen im Dorf unterschieden. Eines davon bot er Renera an, warf es ihr auch zu ohne auf eine Antwort zu warten.
      "Ich weiß ich soll nicht teilen aber wir haben zusammen so viel trainiert. Ich würde mich schlecht fühlen wenn du mir beim Essen zusehen müsstest."
      Aradan biss von seinem Gebäck ab und fühlte sich, kaum dass er es hinunter geschluckt hatte, direkt pudelwohl. Als würde sein ganzer Körper direkt von positiver Energie durchflutet werden. Er liebte dieses Gefühl. Es war schade dass er nie eine extra Portion von seiner Mutter bekam, selbst wenn es ihm so lecker schmeckte und er gewiss nicht dick werden würde.
      "Was meinst du denn wegen Ella? Wegen ihr? Ich versteh nicht. Ihr Zwei seid die einzigen die mich nicht verurteilen nur weil ich andere Augen habe. Wieso sollte ich nur wegen Ihr mit euch beiden Zeit verbringen?"
      Aradan sah Renera ziemlich verwundert an
    • Gedmir kletterte in den Baum hoch - er war tatsächlich recht geschickt - und nahm seinen Posten ein. Von dort aus winkte er ihnen zu und machte es sich gemütlich. Cetra winkte knapp zurück und wandte sich dann Marudan zu.
      "Ein Außenposten? Wieso nicht. Ich werde es dem Hauptmann vorschlagen, er kann besser einschätzen, ob wir Wachen dafür entbehren können. Außerdem müssten wir etwas aufbauen, damit unsere Späher sicher sind, aber das können wir später besprechen. Vielleicht wäre es hilfreich eine zweite Versammlung dafür anzuberaumen."
      Sie schien Zuversicht in dem Vorschlag zu haben und die Idee darüber hinaus selbst weiterverfolgen zu wollen. Sie rief die Truppe zusammen, doch während sie sich formatierten sah sie noch immer nachdenklich aus, so als würde sie in Gedanken bereits die Wachposten aufstellen.
      Der Rückweg verlief recht harmlos. Sie fanden weitere Spuren von Kreaturen, allerdings waren sie alt und stammten vermutlich von den Läufern, die den Händler attackiert hatten. Cetra betonte, dass sie dennoch vorsichtig sein sollten, aber sie waren sowieso schon angespannt, sodass es der Warnung gar nicht bedarf. Schließlich untersuchten sie auch noch die Stelle, an der der Händler angegriffen worden war.

      Renera stützte ihren Kopf auf ihre Hand, während sie zuhörte. Aradan schien ein hartes Leben zu haben, weil seine Augen so eisblau waren, ein Umstand, der lächerlicher nicht hätte sein können. Sie stellte sich vor, wie ihr Heimatdorf jemanden wie ihn behandelt hätte und kam einfach nicht auf den Entschluss, dass sie ihn verkauft oder ausgegrenzt hätten. Jede helfende Hand war doch gut, oder nicht? Jedes gesunde Kind konnte später eine Kreatur bezwingen und das war doch schon Grund genug sie eher einzubeziehen - oder etwa nicht? Renera starrte seine Augen an, während er erzählte und versuchte zu erkennen, wieso man ihn nur darauf beschränken würde. Es erschien ihr aus jedem Blickwinkel unsinnig.
      Sie wollte etwas sagen, etwas um ihm genau diese Gedanken mitzuteilen, aber es schien ihr nicht der richtige Augenblick. Sein Problem würde bestimmt nicht gelöst werden wenn sie ihm erzählte, wie sie ihn in Erathis behandelt hätten.
      Von seinem Gebäck nahm sie trotzdem gern.
      "Danke."
      Sie musterte es, während er selbst reinbiss und gleich die nächste Frage stellte. Sie drehte es in den Fingern, während sie erst antwortete.
      "Ich dachte du hängst nur wegen ihr mit uns rum. Weil sie ja so in dich verknallt ist. Das weißt du doch, oder nicht? Sie macht es nicht sehr unauffällig."
      Sie biss ab - und vergaß sofort, worüber sie gerade gesprochen hatten. Ihre Zunge fühlte sich an, als würde sie ins Feuer gehalten werden.
      "Au!"
      Sie spuckte das Stück wieder aus und verfiel sofort in einen Hustanfall, der aus den tiefsten ihrer Lunge zu kommen schien. Ihre Zunge brannte da, wo sie in das Gebäck gebissen hatte, so stark wie tausend Feuer. Sie sprang auf, rannte zum Wasser und spülte sich den Mund aus. Zu ihrer Erleichterung ebbte das Gefühl bereits wieder ab.
      "Wie kannst du sowas essen?! Das ist scharf wie sonst was!"
      Sie drehte sich zu Aradan um, der schon fast die Hälfte aufgegessen hatte.
      "Meins kannst du auch wiederhaben, wenn es dir so schmeckt. Das macht dich ganz sicher mehr merkwürdig als deine Augen!"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Codren () aus folgendem Grund: Erathis

    • Marudan war den Weg zurück über recht nachdenklich. Zwar achtete er noch auf seine Umgebung und ebenso auf jeden Tritt, doch als Cetra auf die alten Spuren stieß, legte er seinen schweren Rucksack mit seinen Waffen nieder.
      "Es wird bald dunkel. Wir sollten ein Lager aufschlagen."
      Es waren zwar nur noch wenige Stunden bis zum Dorf, doch war es einfach sicherer zu rasten, obendrein war es Marudan doch ziemlich wichtig in einer kleinen Gruppe etwas anzusprechen, was er bisher nur seiner Frau, dem Bürgermeister und dem Hauptmann erzählt und von allen eine stark unterschiedliche Meinung zur Antwort bekommen hatte.
      Glücklicherweise stimmte Cetra zu nachdem die Spuren wohl allesamt den alten Läufern, welche bereits tot waren, galten. So war das Lager schnell aufgeschlagen und auch das Feuerholz lies sich schnell zusammen treiben.
      Wenn man im dichten Wald ein Lager aufschlug, wirkte es stets so als wäre man schon 2 Stunden voraus, so dunkel wie es hier werden konnte.
      So saßen recht schnell alle am Lagerfeuer und blickten wärmend in die große Flamme als Marudan ungewohnter weise als erstes Sprach. Dabei blickte er auf seinen Rucksack neben sich
      "Ihr habt mich wegen denen gefragt. Warum ich das nicht für alle Schmiede."
      Daraufhin zog er eine der Arm bedeckenden Waffen hinaus und hielt sie selbst betrachtend vor sich
      "Ich habe diese Waffen zum Schutz geschmiedet. Mit meiner Frau und ihren Studien habe ich etwas geschaffen, was tatsächlich einen Paradigmenwechsel bedeuten könnte. Sie sind mit in einem Verhältnis zu 69 zu 31 geschmiedet. Wobei die 69 der Kryssstaub ist."
      Das war eine Tatsache die allgemein als albern unmöglich galt. Kryss war Porös und schon beim Abbau von dessen Kristallen konnte man nicht verhindert dass ein wenig Staub zurück blieb. Kryss galt oft als nette Verzierung oder in der Schmiede von Marudan als schnell vorüber gehender Begleiter von schwacher Magie, wie es eigentlich als längst verboten, oder gar unmöglich galt.
      Man sprach in der Regel von einer möglichen Kryss Verschmelzung von 11 Prozent und keinen 69. Wobei diese 11% im besten Fall dafür sorgten dass man eine Klinge für knappe 2 Minuten zum Brennen bringen konnte. So wurde es schon vor Jahren als ineffizient abgetan. Marudan hingegen behauptete 69% verschmelzen zu können. Valia war die Erste die ihre Stirn runzelte. Kurz gefolgt von einem misstrauischem zurück lehnen samt verschränkter Arme von Eredik. Sogar Cetra blickte skeptisch drein, vertraute aber darauf dass dieser Schmied noch nie etwas erzählte, was nicht der Wahrheit entsprach.
      Eredik war dann aber der Erste der nicht mehr inne halten konnte und klar seinen Zweifel aussprach
      "Ach komm schon. 69%? Das ist doch lächerlich. Jeder weiß dass das Königreich im Norden schon längst Schmiede ausbilden würde die ihm Reihenweise solcher Waffen herstellen sollen, gäbe es denn so eine hohe....."
      Marudan unterbrach Eredik's Zweifel damit, dass er sich einen der Armwaffen anzog und ins offene Feuer hielt. Was sich nun zeigte war ganz klar nicht für Augen bestimmt die Dörfler aus Melora verraten würden. Nicht nur schien Marudan keinerlei Schmerzen zu haben, selbst nachdem er seinen gepanzerten Arm für eine Weile hinein hielt. Doch fingen die verzierten Augen der Bärenfäuste nun langsam an zu glühen. Und es ging weiter. Weitere schmale Verzierungen bis hoch zur Schulter glühten auf bis der vorher silbern stählerne Arm nun eher rot glühend wirkte.
      Marudan stand auf und hielt diesen Arm zur Seite hinweg und schien sich zu konzentrieren. Es dauerte einen ganzen Moment samt angespanntem Ausdruck in seinem Gesicht, bis sich sogar Schweißperlen darauf zeigten, ehe er doch ziemlich viel seiner Kraft nutzen musste, diese mit einem Brüllen begleiten lies um seinen kompletten Arm in Flammen aufgehen zu lassen. Doch war das keine normale Flamme. Es sah komplett so aus wie die Eiserne Form. Nur in Flammen. Beinahe lebendig wirkend sah es nun so aus als hätte Marudan einen flammenden Arm dessen Faust einen gefräßigen Bären formte.
      Marudan's Blick galt weiterhin äußerst konzentriert und doch blutrünstig und überlegen in die Runde blickend.
      "69%."
      sprach er schwer mit sich kämpfend ehe sich seine Faust öffnete und die Flammen im nichts verschwanden. Sein Arm war wieder in Eisen gehüllt. In dampfenden Eisen.
      Marudan lies seine Waffe von seinem Arm rutschen und präsentierte einen unversehrten Arm, wenn auch einen komplett erledigten Schmied, dessen Energie wohl komplett für diese Demonstration drauf ging.
      "Wenn davon andere Dörfer oder der hirnlose König im Norden erfährt, wird es nicht lange dauern bis die Menschheit gänzlich drauf geht. Das verspreche ich euch."
      Marudan fing an zu husten und fiel auf die Knie, nach seinem Wasserschlauch schnappend und eine ganze Tagesration trinkend bis er wieder zu Atem kam.
      "Ich nenne es Krysstech.. Es ist unfassbar stark, doch zerrt es an einem. Und der Forschung meiner Frau nach, können diese Biester keinen Kryss durchbeißen. Zumindest die Läufer nicht, wie wir feststellen konnten. 69% sollten also reichen um zumindest gute Schilder zu schmieden."
      Zuversichtlich klingend, raffte ihn diese Anstrengung aber so sehr dahin, dass er nun sogar Blut husten musste.


      Aradan sprang sofort auf als Renera auf sein Gebäck reagierte. Erst dachte er sie hätte sich verschluckt, also sprang er zu ihr um ihr auf den Rücken zu klopfen, was er kurz davor dann aber doch stoppte da er nicht genau wusste ob es zu einer schmerzenden Nase führen konnte. Er fand sich schnell sehr hilflos gegenüber und sah beinahe panisch hin und her, wissend dass es Renera schon wieder wegen ihm schlecht ging. Am liebsten hätte er ihr so schnell es ging geholfen und wäre danach in das nächste Dorf gezogen, so sehr schämte er sich allmählich.
      Als sich dann aber doch relativ schnell alles wieder legte, hockte er nach all dem Trubel recht nah neben ihr und sah ihr sehr besorgt in die Augen.
      "Geht es wied..."
      Da äußerte sie den Satz dass ihn das merkwürdiger machen würde als seine Augen.
      Das traf ihn als hätte Renera ihn mit einem Pfeil erwischt. Nun war er also auch in ihren Augen wie ihn jeder hier im Dorf sah.
      Er stand auf und ging einen Schritt zurück.
      "Tut mir Leid.. Ich.."
      Es war eigenartig. Dieses Leben war für Aradan eigentlich vollkommen normal und doch traf es ihn härter als alles was er bisher mit gemacht hatte. Ihm gingen Bilder durch den Kopf wie er von Tokiv und seinen Freunden gehänselt wurde als sie jünger waren. Bilder wie er ständig auf seine komischen Augen reduziert wurde oder auch dass er als Streber bezeichnet wurde weil er immer die besten Noten in allem erzielte.. dabei war er doch einfach nur aufmerksam und tat was ihm seine Eltern sagten.
      Aradan wusste nicht wie ihm geschah als er sich den Kopf halten musste. Kopfschmerzen prassten auf ihn ein wie er es noch nie erlebte. Dabei bemerkte er gar nicht dass seine Augen in diesem Moment tatsächlich leicht zu leuchten begannen ehe er einfach nur noch schreien wollte. All das was er nicht verstand, all das was ihn stets so zurück hielt... es kam einfach alles zusammen ehe er unbedacht auf den Nordwall zu rannte. Er preschte voran wie vom Teufel getrieben und sogar die Wache, welche den üblicherweise friedlichen Nordwall bewachte, bekam noch vor dem freundlichen Gruß einen irrsinnig schnell anstürmenden Aradan in den Bauch gerammt, was die Wache um dessen Bewusstsein brachte.
      Was grade geschehen ist, war ganz klar nicht von menschlicher Natur. Aradan drehte nicht nur durch sondern überwältigte die Nordwache und rannte einfach so abseits des Dorfes? Abgesehen davon dass die Wachen auf Angriffe von starken Monstern trainiert waren und ein Kind gerade ohne jede Mühe eine solche regelrecht überrannt hatte, wusste auch Aradan nicht wo er sich in diesem Moment befand. Es war als hätte ihm jemand die Erinnerungen gestohlen als er sich an einem Fluss wieder fand den er zuvor noch nicht gesehen hatte. Was ging hier nur vor? Eben noch sprach er mit Renera und plötzlich fühlte er sich mies ehe er nahezu im selben Moment hier stand?
      "Wo bin ich?"
      Sprach er ziemlich ruhig und blickte sich um. Er wusste ganz genau dass irgendetwas nicht zu stimmen schien, doch konnte er einfach nicht aus machen was es war.
    • Die Gruppe beobachtete Marudan's Vorführung mit ansteigendem Erstaunen. Anfängliche Zweifel über die tatsächliche Beschaffenheit der Rüstung waren spätestens dann aus dem Weg geräumt, als klar wurde, dass sie keineswegs eine gewöhnliche Rüstung war. Verwunderung, Ehrfurcht und teilweise auch Entsetzen spiegelten sich in den beleuchteten Gesichtern der anderen wieder, als sein ganzer Arm in Flammen aufging. Dass diese Vorführung ein Kraftakt zu sein schien, war die einzige Sache, die irgendwie beruhigend wirkte, denn es war nicht auszumalen was mit dieser Rüstung alles angestellt werden konnte, wenn sie einfach zu bedienen wäre. Besonders wenn sie in die falschen Hände geraten sollte. Daher war es auch für jeden einleuchtend, als er sie noch einmal darauf hinwies, dass dies eine Entdeckung war, die nicht gefeiert werden sollte. Je weniger Leute davon wissen würden, desto besser.
      Nichtsdestrotrotz hatte das Marudan's Respekt noch mehr gesteigert. Wenn sie ihn davor schon wie einen Anführer behandelt hatten, würden sie ihn jetzt eher wie einen Auserwählten sehen. Oder sogar noch etwas höheres. Nur Cetra konnte sich nicht von ihrer Professionalität abhalten und war die einzige, die eine der Bandagen aus ihrer Tasche holte und sie Marudan für das Blut reichte.
      "Ich denke für heute ist es genug mit den Vorstellungen. Du bist auch nicht mehr der jüngste, Marudan, und ich bin mir sicher, dass wir alle von den Fähigkeiten deiner neuen Rüstung überzeugt sind. Hier, da vorne ist eine Wurzel, setz dich da hin."
      Sie machte Anstalten ihm aufzuhelfen, ließ es dann aber doch bleiben. Ob vor Ehrfurcht ihm gegenüber oder um seine Würde nicht zu verletzen, war unklar, doch sie blieb in seiner Nähe für den Fall, dass er selbst ihre Hilfe verlangte. Den Blick auf die anderen gerichtet fügte sie hinzu:
      "Und wir werden ganz sicher niemandem davon erzählen. Nicht wahr? Es wird ein Geheimnis bleiben."
      Valia und Eredik nickten fast gleichzeitig, in ihren Blicken lag noch immer der selbe Ausdruck wie von vorhin. Eredik hatte es nicht noch einmal gewagt das Wort zu erheben, er schien zu merken, dass er bisher keinen sehr guten Eindruck bei Marudan gemacht hatte und wollte das nun wohl ändern. Auch Valia schien sich deutlich unwohl damit zu fühlen im Plauderton weiterzureden und ließ es daher ganz bleiben. Sie starrten beide Marudan an, als ob er ein Geist wäre.
      Cetra blieb von diesen Gefühlen nicht außenvor, aber sie riss sich doch so weit zusammen, um den Schein zu wahren. Marudan hatte es ihnen sicherlich nicht erzählt, damit sie ihn von nun an anhimmeln würden, wenngleich sie das alle wahrscheinlich gerne getan hätten.
      "Wenn du tatsächlich Schilde daraus schmieden kannst, wird es dennoch nicht lange dauern, bis der König davon erfährt. Ein einzelnes Dorf, das nicht durch seine Kampfeskraft, sondern seine Ausrüstung die Kreaturen bezwingt, wird sicher bald von seinen Soldaten heimgesucht werden, um eben diese einzufordern. Als Steuerzusatz oder sowas. Oder man wird es beschlagnahmen wollen. Wir werden sehr vorsichtig mit dieser Entdeckung sein müssen, wenn Melora weiterhin in relativer Unabhängigkeit leben möchte."

      Aradan schien von den einen auf den anderen Moment wie verwandelt. Er entschuldigte sich - für was denn eigentlich? - und hielt seinen Kopf, als ob er Schmerzen hätte. Kopfschmerzen vielleicht? Seine Augen wurden auch heller, schienen ein Eigenleben anfangen zu wollen. War er krank? Vielleicht sollte Renera ihn zurück zu Momo bringen.
      "Aradan? Deine -"
      Weiter kam sie nicht, als er plötzlich reißaus nahm.
      "Was? Aradan! Wo willst du denn hin?!"
      Er sprintete zum Nordwall, rannte eine Wache über den Haufen die fast doppelt so groß war wie er und sprintete wieder in Richtung Fluss. Renera brauchte einen Moment, bis sie überhaupt reagieren konnte.
      "... He, so schlecht war das Gebäck doch gar nicht! Ich probier' nochmal!"
      Sie rannte ihm nach und ihrem Beispiel folgten auch drei weitere Wachen, die den wahnsinnig gewordenen Aradan gesehen hatten und es nun als ihre Aufgabe betrachteten, ihn wieder einzufangen. Renera schloss sich dieser Verfolgung von der Seite her an, doch alle vier mussten nicht weit laufen, als Aradan beim Fluss schon wieder zum Stillstand kam. Diese zweite unverhersehbare Wendung des Tages veranlasste die vorderste Wache, die schon fast zu Aradan aufgeholt hatte, aufzuschreien, ihn von sich aus umzuwerfen und mit ihm in den Fluss zu kugeln, der an dieser Stelle glücklicherweise weder tief noch breit war. Die beiden platschten ins Wasser und die anderen drei kamen am Flussrand zum Stehen.
      "Aradan! Du hast mir einen Schrecken eingejagt!", rief einer der Wachen, die am Ufer standen. "Beram, lass den Jungen doch los!"
      Beram kämpfte sich prustend auf die Beine und ließ jetzt erst Aradan los, den er fest an sich gekrallt hatte. Er konnte seine riesigen Hände fast ganz um den Jungen legen, was er auch getan hatte, so wie es aussah. Die anderen beiden kamen heran und Renera sah nur mit offenem Mund zu, während sie ihn aus dem Wasser begleiteten.
      "Wir dachten schon du wärst von Dämonen besessen! Bist du das auch nicht?!"
      Er klopfte ihm auf den Rücken.
      "Komm, wir bringen dich zur Schmiede. Ach nein, Marudan ist ja gar nicht hier! Dann eben ins Krankenhaus zu deiner Mutter. Alles klar?"
      Jetzt bemerkte er erst Renera.
      "Ist das deine Freundin? Sie kann ruhig mitkommen."
      Renera sagte nichts, sie starrte nur. Jetzt wäre eigentlich ein guter Zeitpunkt um sich für das Gebäck zu entschuldigen, aber sie sagte nichts.
    • Die Reaktionen waren wie es Reona voraus gesagt hatte. Nur war der Feldtest nicht ganz wie erwartet.
      Das Angebot zum Sitzen auf der dicken Wurzel nahm Marudan aber dankend an und wirkte noch eine Weile als hätte er den ganzen Tag gekämpft. Glücklicherweise führten alle eine berechtigte Diskussion, genau das was er eigentlich hören wollte. Sie waren alle dafür dass es unter Verschluss bleiben sollte, so wie es auch Marudan selbst und Reona empfanden. Bevor sie aber dem Bürgermeister davon unterrichten würden, wollte er vorerst einen kleinen engeren Kreis damit betrauen und im Notfall direkt die Waffen zerstören um sie direkt vor zu neugierigen Menschen zu verbergen.
      "Gut. Ihr seht es wie ich und meine Frau. Ich bin mir aber nicht sicher ob wir es Bürgermeister Rodon oder gar Hauptmann Salkiv zeigen sollen."
      Sein Blick wanderte in diesem Moment vor allem nach Eredik, welcher direkt unter Salkiv diente.
      "Ich hoffe wir verstehen uns in diesem Punkt. Kein Wort an Salkiv. Er mag ein erfahrener Kämpfer und fähiger Hauptmann sein. Doch ist er schon immer Machthungrig gewesen. Nicht im Bezug auf Führung. Viel eher was Erfindungen betraf."
      Darauf hin seine Hände betrachtend
      "Abgesehen davon lief die Demonstration nicht wie erwünscht. Es ist sehr Kräfte zehrend aber dass es einem nach Sekunden schon alles Kraft raubt haben wir so nicht kommen sehen. Ich werde weiter daran arbeiten müssen bevor es überhaupt nutzbar wird. Es mag zwar robust sein aber wenn man dessen Funktion versehentlich nutzt, wird man viel zu schnell zu einem Ziel."
      Er begann bereits zu grübeln wie man dieses Problem angehen könnte, doch war seine Frau wohl eher dafür geeignet in diese Richtung zu forschen.
      So verging der Rest des Tages eher harmlos unter kleineren Gesprächen und eventuelle Planungen der Außenposten.


      Aradan blickte sich weiterhin um und bemerkte wie ihm ein paar Wachen entgegen kamen. Zum Glück. Die könnten ihm sicher erklären wo er sich grade befand. So hob er grade seine Hand an um die Wachen zu grüßen, bekam aber kein Wort mehr hinaus, so schnell wie ihn eine der Wachen entgegen hechtete und gemeinsam in den Fluss rollte.
      "HEY!" schimpfte er. Grade noch hatte er sein Oberteil am Fluss gewaschen, waren nun seine restlichen Klamotten durchnässt und dreckig.
      "Sag mal spinnst du Beram?!"
      Nun auch Renera bemerkend, fiel ihm erst wieder ein wie sonderbar dieser Moment war. Und was meinte Renera denn mit vom Dämonen besessen?
      Es brachte nichts. Von allen Seiten wurde er getadelt bevor er überhaupt eine Frage stellen konnte. Und zugleich wurden Renera und er auch schon wieder zurück geschleift. Jetzt erst fiel ihm auf dass er tatsächlich nicht im Dorf, sondern vor den Mauern war. Wie zum Teufel kam er hier überhaupt hin? Und warum verhielt sich Beram so aggressiv?
      Etwas Glück hatte er dann aber doch noch. Die Wachen brachten sie nur auf dem halben Weg zum Krankenhaus wodurch sie nun alleine auf dem Hauptweg, neben den Viehfeldern standen.
      Endlich ein Moment für seine Fragen.
      "Renera? Kannst du mir bitte mal erklären was hier los ist? Was habe ich vor den Mauern gemacht und wie kam ich dort hin?"
    • Renera legte die Stirn in Falten. Es war ein Ausdruck, der bei ihr entweder Skepsis oder Unbehagen ausdrückte, ganz der Situation entsprechend.
      "Was soll ich dir erklären? Ich fand dein Essen nicht gut und dann bist du weggerannt."
      Sie kratzte sich am Kopf.
      "Ich wollte ja auch nicht die Backkünste deiner Mutter beleidigen, so schlecht war es ja gar nicht. Ich probier gern nochmal, wenn du willst. Aber nimm diesmal nicht wieder reißaus."
      Sie musterte ihn, wie er in seiner nassen Kleidung vor ihr stand. Er erinnerte sie an einen nassen Hund, es fehlte nur noch der eingezogene Schwanz oder die gebleckten Zähne.
      "Ich denke aber bevor du dir weitere Gedanken darüber machst, solltest du dir trockene Kleidung anziehen, sonst erkältest du dich noch."
      Sie klang schon ganz wie ihre Mutter. Wenn das so weiterging, würde sie in 10 Jahren wahrscheinlich das genaue Ebenbild sein.
      "Wir könnten sonst nochmal zum Fluss gehen, wenn du dich umgezogen hast. Oder du bleibst für heute lieber daheim und ich geh' nachhause, da gibt's schließlich genug zu tun. Hauptsache du denkst nicht, dass ich deine Mutter beleidigt habe."
      Sie zuckte karg mit den Schultern.
    • "Ich soll wegen dem Essen meiner Mutter weggelaufen sein weil es dir nicht geschmeckt hat?"
      Fragte er mit den Fäusten an den Hüften gestemmt überfordert und misstrauisch zugleich.
      "Das war ganz normales Gebäck. Jedes mal wenn ich frage ob ich mir etwas von unserem Bäcker holen kann, meint sie dass es das selbe Rezept sei. So seltsam kann das doch gar nicht schmecken"
      Ihn kam deutlich rüber dass Aradan eher stutzig bezüglich der Aussage war, nicht etwas wegen einer Kränkung. Bevor er aber eine Antwort abwarten würde, kam ihm schon ein kleiner Schauer über den Rücken als der Wind durch die Straße schnellte. Es wirkte für ihn als hätte er plötzlich einen Eismantel an, winkte Renera aber ab bei dem Vorschlag sich etwas neues holen zu gehen.
      "Ist schon gut. Wenn ich jetzt nach hause gehe, ist Mutter da und wird mich durch den Fleischwolf drehen.. Vor allem wenn ich ohne meinem Oberteil wieder komme. Wenn es dreckig ist oder ich es ausziehe sobald mir zu heiß wird, kriege ich ständig irgendwelche Strafen aufgebrummt. Einfach ätzend..."
      So entschieden sich beide Wortlos einverstanden zurück zum Fluss zu gehen. Dort lag noch das Gebäck auf dem Boden welches Renera nicht mochte. Es kam wieder dieses ungute Gefühl in Aradan hoch. Ab dem Zeitpunkt als Renera von diesem Stück abgebissen hatte... So setzte er seine Gedanken laut fort"
      "Seit du davon abgebissen hast... weiß ich nicht mehr was passiert ist. Das ist doch nicht normal, oder?"
      Klar war es nicht normal, doch zweifelte er seine Zurechnungsfähigkeit langsam mehr an als sonst schon.
      Er hob das Stück auf und betrachtete es skeptisch. Ein kleines Stück riss er davon ab legte es vorsichtig auf seine Zunge. Zugleich verlor er seinen skeptischen Blick und wandte sich Renera zu.
      "Das ist doch vollkommen in Ordnung. Schmeckt wie immer."
    • Sie gingen wieder zum Fluss zurück, nachdem Aradan seiner Mutter mit den nassen Klamotten wohl eher aus dem Weg gehen wollte. Keine schlechte Entscheidung, wenngleich Renera sich fragte, weshalb sie so streng war. Erst würzte sie sein Essen zu stark und dann gab sie ihm Strafen auf, wenn er etwas mit seiner Kleidung anstellte. Vielleicht war Reona ja doch nicht so toll wie Renera immer gedacht hatte.
      Sie setzten sich zurück ins Gras und Aradan schien wieder ins Grübeln zu verfallen, doch diesmal verstand Renera endlich die Frage, die er vorhin schon gestellt hatte.
      "Warte - meinst du, du weißt überhaupt nicht, was gerade passiert ist? Du hast eine richtige Gedächtnislücke, so als... wärst du bewusstlos?"
      Aber bewusstlose Leute liefen nicht zur Mauer raus.
      "Das ist wirklich nicht normal. Vielleicht solltest du mit Momo darüber reden, sie hat bestimmt Kräuter für sowas."
      Ein wenig erleichtert darüber, dass Aradan seine Aufmerksamkeit wieder simpleren Themen zuwenden wollte, beobachtete sie ihn, wie er ein weiteres Stück in den Mund nahm und es mühelos herunterschluckte. So sah es sogar ziemlich lecker aus, ganz luftig und weich.
      "Gib mir das."
      Sie nahm ihm den Laib aus der Hand und riss sich selbst ein Stück ab, das sie sich in den Mund steckte. Bereits beim Kauen fing ihre Zunge Feuer und ihr stiegen die Tränen in die Augen, als sie sich dazu zwang das Stück aus ihrem brennendem Mund herunterzuschlucken. Kaum war es in ihrem Hals wurde es aber auch schon wieder besser und sie atmete aus, als das Gefühl wieder langsam zu verebben begann. Allerdings fühlte sich ihr ganzer Mund nun wund an.
      "Es ist... speziell, schätze ich. Du bist einfach anderes Essen gewohnt als ich."
      Sie gab ihm den Rest zurück, als ihr Magen ein knurrendes Geräusch von sich gab. Es hörte sich so an, als wäre es Hunger, bis er ein weiteres Mal knurrte, diesmal deutlich lauter und eindringlicher. Ein Gefühl breitete sich in ihr aus, als würde sich ihr Magen zusammenziehen und mit einem Mal begannen die Schmerzen wie ein Stich, als ob sich auch der Rest ihrer Gedärme zusammenkrampfen würde. Sie legte eine Hand auf den Bauch.
      "Ohh... Ich glaub... Mir geht's nicht gut..."
      Eine Hitzewelle schoss durch ihren Körper, die ihr schlagartig den Schweiß auf die Stirn trieb, während sich ihre Innereien zusammenzudrücken versuchten. Bald hielt sie sich den Bauch mit beiden Armen und rollte jammernd auf dem Boden umher.
    • Laut Wache wie vom Teufel besessen, eine der Wachen umgerannt als wäre es ein Kinderspiel, keine Erinnerungen und nun soll auch noch das Essen so anders sein? Zumal es führ ihn eher Süßlich schmeckte. Für Renera war es nach ihrem nun zweiten Versuch aber ganz klar eher höllisch scharf. Wie konnte das denn alles zusammen passen?
      "Vermutlich hast du recht... Ich sollte Momo wirklich danach fragen."
      Es beflügelte Aradan sogar dass Renera ihm solche Vorschläge machte anstatt ihn direkt abweisend zu behandelt wie es die anderen Kinder wohl direkt getan hätten. Es war auch langsam die Zeit in welcher Reona nicht mehr im Krankenhaus aushalf also war es für Aradan vollkommen in Ordnung dort vorbei zu schneien. Direkt griff er sich auch seinen mitlerweile getrockneten und nur noch leicht schmutzige Stellen aufweisenden Mantel, zog diesen über seine nun nur noch leicht klammen Klamotten und wollte schon voraus gehen ehe sich Renera plötzlich etwas krümmte.
      "Was ist los? Hast du Magenkrämpfe?"
      Als ihr dann aber schon der Schweiß sichtlich ausbrach und sie zu Boden ging, zögerte Aradan keinen Augenblick mehr, stopfte den Rest des Gebäcks in seine Tasche und riss Renera auf seine Arme hoch um auf den schnellsten Weg nach Momo zu kommen.
      "Verdammt was ist nur heute los?! Halt durch wir sind sofort da"
      Er rannte konzentriert und geschwind auf direkten Weg bis er die Tür schon in Sichtweite hatte, dabei sah wie Momo grade diese schließen wollte.
      "Nein Momo. Bitte hilf Renera!"
      Leicht erschrocken bemerkte Momo den anstürmenden Aradan mit Renera auf seinem Arm und riss die Tür direkt weit auf.
      Renera fand ziemlich schnell ihren Platz auf einem Bett wo Momo schon ihren Bauch abtastete.
      "Was habt ihr gemacht? Sie glüht regelrecht. Hol bitte kühles Wasser und Tücher. Sorg dafür dass sie stets einen kalten Umschlag auf ihrer Stirn hat."
      Ohne Worte führte Aradan augenblicklich jeden Befehl aus, konnte Momo aber auch nicht wirklich sagen was passiert ist. Seinen Verdacht legte er aber direkt auf einen Abstelltisch.
      "Wir haben nichts getan. Wir haben nur gemeinsam ein paar Haltungen trainiert, oben beim alten Svenkov. Später hab ich Renera was von meinem Essen angeboten. Es war total eigenartig. Sie sagt es wäre scharf dabei ist es doch nur ein normales Süß Gebäck von Mutter. Renera hat es dann nochmal versucht und ein Stück gegessen. Seitdem krümmt sie sich und hat schmerzen"
      Momo hörte aufmerksam zu und wunderte sich. Wenn es von Reona kam, konnte das unmöglich am Essen liegen. Diese Frau war schon bei ihrer Medizin Mixtur stets so peinlich genau, dass ein verdorbener Teig wie ein schlechter Witz klang.
      Bevor sie nun aber zu viel spekulieren würde, galt es vorerst Renera zu helfen. Es dauerte nur wenige Augenblicke da hatte Momo schon eine Kräutermischung in einem Mörser zu einer Art Mus gemischt, welcher durch die Zugabe von Pflaumen auch nicht schlecht schmeckte, solange man Pflaumen mochte.
    • Renera ließ sich jammernd von Aradan zurück ins Krankenhaus bringen, wo sie sich schnell in einem der Betten wiederfand. Mit einem Gefühl, als würde sie um ihr Leben kämpfen, rollte sie sich herum, während ihre Innereien in sich zusammenschrumpften, als hätte man sie unter eine große Presse gelegt. Der kalte Umschlag auf ihrer Stirn half ihr nicht wirklich, eigentlich sorgte er nur dafür, dass sich ihr Kopf kalt, aber der Rest ihres Körpers heiß anfühlte. Sie hätte sich auch beschwert, wären aus ihrem Mund mehr als nur Schmerzenslaute hervorgekommen.
      Momo schob ihr einen Löffel mit einer Paste in den Mund, die nach Pflaumen schmeckte und befahl lautstark, dass Renera schlucken sollte, was sich leichter anhörte als es war. Sie hätte der Ärztin gerne gesagt, dass sie gar nicht schlucken konnte, wenn ihr Rachen nirgends hinführte, doch Momo schien ihren verkniffenen Blick von allein zu bemerken. Einen Moment später spührte sie ihre Hand am Hals und in Windeseile beförderte ihr Reflex das Gemisch hinunter.
      Einige Herzschläge vergingen, in denen Momo bereits eine zweite Paste anrührte, als sich zu ihrem Schmerz auch noch ein unangenehmes Druckgefühl ausbreitete, das sich einen Weg nach oben zu bahnen schien. Momo sah sie kurz an.
      "Hol' einen Eimer, Aradan! Neben der Tür steht noch einer!"
      Keine Sekunde zu spät schob er ihr den Eimer ans Bett, als Renera sich schon vornüber beugte und einen Schwall Essensreste herauswürgte, der zum größten Teil ihr Frühstück beinhaltete und auch das noch unverdaute Gebäck beinhaltete. Die Reste hoben sich gut von dem milchigen Brei ab, den sie am Morgen gegessen hatte.
      Sie sackte auf das Kopfkissen zurück, diesmal ruhiger. In ihrem Magen tobte noch immer ein Sturm, aber das Erbrechen hatte sie so viel Energie gekostet, dass sie sich gar nicht mehr in der Lage fühlte sich zu bewegen. Ihr Gesicht war mittlerweile kalkweiß geworden und sie glühte immer noch, obwohl Momo den Umschlag schnell wieder auf ihre Stirn legte. Ihre Sicht wurde verschwommen, ihr Geist träge. Der Schmerz dominierte ihre Gedanken.
      Momo prüfte skeptisch den Eimer, schien mit dessen Inhalt zufrieden zu sein und schmierte die zweite Paste auf Renera's Lippen, wobei sie sie noch einmal zum Schlucken bringen musste. Dann, als ob es ihr erst jetzt aufgefallen wäre, drehte sie sich zu Aradan um.
      "Du hast doch auch davon gegessen, nicht wahr? Aber dir geht es gut? Keine Magenschmerzen?"
      Er verneinte und sie wandte sich wieder Renera zu. Ihre Augenlider flatterten.
      "Geh' und hol' deine Mutter, sie muss mir sagen, was alles in dem Stück drin war. Und dann hol' auch noch ihre Mutter, vielleicht ist sie gegen irgendwas davon allergisch. Lauf so schnell du kannst!"
      Sie prüfte Renera's Puls und schnappte sich bereits die nächste Salbe, die sie, wie schon am Vormittag, auf ihre Schläfen massierte. Dann, als Aradan gerade aus der Tür verschwand, beugte sie sich über sie und murmelte:
      "Wach bleiben, Schätzchen... Bloß nicht einschlafen..."
    • Kaum befohlen, sprang Aradan aus dem offenem Fenster neben sich da es einfach schneller ging als wieder bis zur Tür zu laufen. Eine knappe Minute später brach er durch die nicht verschlossene Hintertür der Schmiede hinein, in welchem seine Mutter meist bis zur Ermüdung ihren Studien nach ging. Glücklicherweise war das auch heute der Fall. Reona erschreckte sich kurz, lächelte aber als sie ihren Sohn erkannte. Der schien mal wieder viel zu viel Energie zu haben und... waren das dreckige Klamotten? Direkt verschwand ihr Lächeln. Dabei suchte sie nicht nach weiteren Flecken sondern ob sie irgendwo Risse in der Kleidung fand, was dann aber schnell von Aradan's auf ein anderes Thema abweichen lies. Reona stand sofort von ihrem Hocker auf, welcher dabei um fiel und ihr einen sehr ernsthaften und zugleich besorgten ausdruck ins Gesicht brachte.
      Aradan selbst war noch ganz außer Atem und wusste nicht was er tun sollte. Seine Mutter gab ihm immerhin keine Befehle sondern rückte ein Regal mit Kolben, anderen Reagenzen und Kräuter nach vorne. Dabei ging das ein oder andere Glas kaputt, was Reona vollkommen egal zu sein schien. Ein absolut ungewohnter Anblick für Aradan. Sonst meckerte seine Mutter schon wenn er den Reagenzen auch nur zu nahe kam.
      Was sich dann aber hinter dem Regal befand wollte Aradan nicht glauben. Er hatte das sein ganzes Leben weder gesehen noch bemerkt. Dort war eine große Aussparung mit einer Kiste die ganz klar sein Vater geschmiedet hatte. Sie sah aus als hätte man sie einen Berg hinunter werfen können ohne dass sie einen Kratzer bekommt. Und leicht war sie wohl ebenso wenig denn hatte Reona mehr Probleme damit diese Truhe vor zu ziehen als mit dem Regal.
      Sofort half Aradan seiner Mutter und gemeinsam schafften sie es diese vor zu ziehen. Reona schuppste ihren Sohn danach auf einen gewissen Abstand zurück ehe sie einen Schlüssel aus ihrer Kleidung hervor holte und das dicke Schloss entriegelte. Den knarzenden Deckel öffnend war das was Aradan aus der Entfernung zu sehen bekam fast schon magisch. Er konnte Kristalle sehen, so groß wie seine Hand. Schimmernd und... flüsternd?
      Reona brach davon eine kleine Kante ab und schon war die Show vorbei. Sie verriegelte die Truhe wieder und machte sich daran aus sehr vielen verschiedenen Utensilien etwas zusammen zu mischen, was am ende eine rot schimmernde Flüssigkeit ergab. Diese zog Reona dann in eine Spritze auf die für seinen Geschmack ziemlich groß war. Niemals hätte er zugelassen dass ihm so eine Spritze auch nur ansatzweise zu nahe käme.
      Als die Flüssigkeit dann in der Spritze war, packte Reona Aradan am Handgelenk und rannte zurück mit ihm ins Krankenhaus. Die gequälten Geräusche die Renera von sich gab, waren kaum zu überhören als sie erstmal im Krankenhaus war, so ging sie auch ohne jedes Wort auf Renera zu, sorgte dafür dass ihr Bauch frei war, was Aradan sofort rot wie eine Tomate werden lies, und drückte ihr vorsichtig die Spritze hinein. Ebenso langsam lies sie die Flüssigkeit ihren Weg in Renera's Körper finden.
      "Aradan. Halt sie gut fest. Sie könnte krampfen"
      Kaum befohlen, fing es auch schon an. Die rote Flüssigkeit schien sich wie ein Geäst unter ihrem Körper in alle Richtungen auszubreiten und dabei dafür zu sorgen dass sich jeder dort befindliche Muskel stark verkrampft. Aradan hatte starke Mühe Renera's Arme fixiert zu halten. Momo und Reona taten das Selbe bei Renera's Beinen.
      Nun waren es 3 unendlich lang wirkende Minuten bis das Serum seine Wirkung erfüllt hatte und Renera endlich von allen Schmerzen befreit war.
    • Momo stellte keine Fragen, sondern wich allzu bereitwillig zur Seite, als sie Reona anstürmen sah. Sie hatte die Zeit damit verbracht Renera wach zu halten, die mittlerweile schon das Laken durchgeschwitzt hatte und war auch jetzt wieder zur Stelle, als sie die Spritze sah. Allerdings schob sie sich vor Renera's Gesicht, damit sie eben nicht die Spritze zu sehen bekam, wobei sie sowieso nicht mehr klar sehen oder denken konnte. Ihr Kopf wollte in der beruhigenden Schwärze versinken, die ihn heimzusuchen drohte.
      Dieses Gefühl sollte ein jähes Ende finden. Ihren Körper durchbohrte ein neuer Schmerz, ein stechender, beißender Schmerz, als ob sich tausend Nadeln gleichzeitig in ihr Fleisch bohrten. Sie riss die Augen weit auf und schrie, während ihr Körper sich gegen die Schmerzen aufbäumte. Sie schien für einen Moment wie erstarrt, dann rollten ihre Augen nach hinten und ihr ausgelaugter Körper beförderte sie endlich in die Bewusstlosigkeit, der sie sich schon entgegen gesehnt hatte. Doch selbst als sie scheinlichst einschlief, bäumte sich ihr Körper zwei weitere Male auf und erzitterte, als würde jede Faser einzeln durchgeschüttelt werden. Dann war es mit einem Mal vorbei und sie erschlaffte.
      Momo war sofort zur Stelle und überprüfte den Puls. Sie verharrte zehn Herzschläge lang unbeweglich an Renera's Seite, bevor sie langsam nickte und Renera zudeckte. Sie schien erleichtert, aber ihr Gesicht zeigte eine tiefe Sorge, als wäre es ihre eigene Tochter, die vor ihr läge.
      "Aradan, Renera's Mutter", erinnerte sie ihn nun deutlich sanfter und der Junge schoss sogleich noch einmal los.

      Fijena kam in seiner Begleitung kaum zwei Minuten später hereingestürmt. Sie war eine mittelgroße, dünne Frau mit sehnigen Armen und Beinen und tiefen Falten im Gesicht, die sie zehn Jahre älter wirken ließen. Sie hatte dieselben braunen Haare wie Renera, wenngleich sie ihre Haare kurz und zusammengebunden trug. Ihre Augen trugen dunkle Augenringe, die sich niemals zu lichten schienen.
      "Renera!"
      Sie war in Windeseile an ihrem Bett und beugte sich über ihre Tochter, als müsse sie sich vergewissern, dass sie noch lebte. Ihre Stimme bebte und sie machte abgehackte Bewegungen, als müsse sie sich kontrollieren.
      "Was ist passiert?!"
      Die beiden anderen Frauen hielten respektvollen Abstand, doch nun kam Momo heran und stellte sich neben Fijena. Sie war ein ganzes Stück größer als die Mutter.
      "Sie hat etwas schlechtes gegessen." Sie warf Reona einen kurzen Blick zu. "Ich denke, dass sie gegen etwas davon allergisch war. Hat sie irgendwelche Allergien?"
      Fijena wandte sich jetzt erst der Ärztin zu, in ihrem Gesicht spiegelte sich die blanke Angst wieder.
      "Allergien? Nein, ich... nun, ich weiß es nicht, aber ich denke nein."
      Ihr Blick huschte fiebrig zwischen den beiden Frauen umher.
      "Woher hat sie etwas schlechtes zu essen bekommen?"
      "Es war an sich nicht schlecht, nur für sie. Sie hatte eine sehr starke Reaktion darauf."
      "Was hat sie gegessen?"
      Momo verwies an Reona, die ihr eine kurze Beschreibung des Gebäcks gab. Fijena hörte ihr zu und richtete sich auf. In ihrem Gesichtsausdruck schien sich etwas zu verwandeln.
      "...Wie kann es sein, dass Aradan auch etwas davon gegessen hat, aber es ihm gut geht und Renera hier liegt?"
      Ihre Stimme wurde fester, als sie die Augen zusammenkniff.
      "Hast du etwa versucht meine Tochter zu vergiften? War es das? Gift?"
      Fijena war eine zermürbte, gebrechliche Frau, die weder so willensstark wie Reona, noch so kräftig wie Momo war, doch in diesem Moment zeigte sich die Frau in ihr, die mit eigenen Händen eine Horde Kreaturen abhielt, um fünf Kindern und einem in ihrem Bauch die Flucht zu ermöglichen. Es zeigte sich die Frau, die zwei Wochen durch die Wildnis gewandert war mit nichts als ihren Klamotten am Leib und zwei Kindern in den Armen, während sie ihre letzte Energie dafür aufgewendet hatte, um ihnen Nahrung zu beschaffen. Dasselbe Feuer von damals entfachte sich in ihren Augen, als sie Reona damit zu verglühen versuchte.
      "Was hast du ihr angetan?"
    • Alles geschah so rasend schnell dass Aradan gefühlt erst wieder zu Atem kam als Renera schmerzfrei und zu schlafen schien. Langsam aber sicher stieß er aber auch an seine Grenzen. Dieser Tag war so kräftezehrend wie schon lang nicht mehr. Kaum vorstellbar wie es da Renera ginge. Dabei war das Training mit ihr doch so schön gewesen. Er hätte sie unglaublich gerne wieder dazu eingeladen aber nach dem heutigen Tag würde er wohl eher davon absehen, ganz zum Schutz für Renera.
      Doch nun wies Momo ihn nochmal darauf hin Fijena zu holen. Er hatte es ganz vergessen, oder vielleicht verdrängt? Von wem würde es wohl den meisten Ärger geben? Seine Mutter war klar aber bei Fijena fürchtete Aradan direkt dass sie ihn mit einem Happs den Kopf abbeißen würde.
      Und so kam es auch mehr oder weniger. Sie entwickelte sich zu einem regelrechten Läufer als sie Renera dort liegen sah. Es war schon ziemlich einschüchternd und dennoch konnte Aradan nur sagen wie es wirklich gewesen ist, immer wieder so detailliert wie es ihm nur möglich war. Dabei aber immer auslassend wie er seinen Filmrisse hatte.
      "Versuch dich zu beruhigen Fijena"
      Meinte Reona im ruhigen Ton.
      "Wir können alle verstehen dass du dich sorgst aber sowohl Momo als auch ich haben diese Situation bestens unter Kontrolle."
      Die berechtigten Einwände, dass es Aradan ja gut ginge und Renera nicht, obwohl sie das selbe gegessen hatten, waren nur schwer zu erklären aber eben genau diesen Umstand versuchte Reona zu nutzen
      "Ich weiß. Das ist tatsächlich merkwürdig. Wir können uns das auch noch nicht erklären aber wir werden uns selbstverständlich direkt auf die Suche nach dieser Ursache machen. Ich selbst werde mit Aradan an den Fluss gehen um alles geschehene zurückzuverfolgen. Es muss irgendeine Erklärung geben."
      Reona's Blick während dieser Erklärung stach ein mal ganz kurz Aradan. Dieser kurze Blick hat gereicht um ihn ausreichend genug zu verängstigen, dass er vorerst das Krankenhaus verließ um draußen an frische Luft zu kommen.
      Momo vertraute derweil auf Reona und spielte vorerst mit. Es musste einen Grund haben dass Reona sofort wusste was sie zu tun hat. Momo selbst hätte immerhin zugeben müssen keine wirkliche Lösung für Renera's Fall gehabt zu haben. Ihre Fragen mussten nun aber vorerst warten. Das vor der berechtigt aufgebrachten Fijena zu besprechen wäre nicht nur taktlos gewesen, sondern auch äußerst unklug.
    • Fijena sah erst Reona finster an, dann wandte sich dieser Blick auch Momo zu. Sie schien darüber nachzudenken, ob sich die beiden Frauen gegen sie verschworen hatten, doch die Antwort darauf behielt sie für sich. Nach einer kurzen Stille sagte sie schließlich:
      "Das will ich auch hoffen."
      Als ob sich das Thema damit für sie erledigt hatte, setzte sie sich auf die Bettkante und tupfte Renera mit ihrem Ärmel den Schweiß von der Stirn. In ihrem Gesicht stand noch immer die Wut geschrieben, doch zumindest schien sie es vorerst abgehakt zu haben.
      Momo bedachte Reona mit einem stummen Blick, der ihr klarmachen sollte, dass sie gerne weitere Informationen von ihr bekommen würde. Allerdings sagte sie nichts, sondern brachte Fijena einen Stuhl und machte sich dann davon die restlichen Arbeiten zu erledigen. Sie würde sicherlich auf Reona zurückkommen, wenn sie es nicht schon selbst tat.
      Fijena verbrachte den ganzen restlichen Tag an Renera's Seite und ging nur ein Mal, um Ellaya vom Unterricht abzufangen und die kleine Cilla zu füttern. Ellaya wurde mit den Aufgaben betraut, die sonst Renera übernommen hätte und war stinkwütend. Die einzige Information, die sie von dieser ganzen Sache erhalten hatte, war die eigene Beobachtung, wie Aradan die weinende Renera wegbegleitet hatte und anscheinend den ganzen restlichen Tag an ihrer Seite verbracht hatte, denn sonst wäre er ja gar nicht im Krankenhaus gewesen, als sie wegen ihren Magenkrämpfen gekommen war. Daraufhin reimte sie sich ihre eigene Geschichte zusammen: Die beiden hatten sich auf ihrem Weg aus dem Unterricht prächtig unterhalten, hatten sich verliebt und suchten jetzt nach Möglichkeiten Zeit miteinander zu verbringen, während Ellaya mit allem beauftragt wurde, was sonst Renera gemacht hätte. So hatten sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Renera hatte ihre Freizeit und Ellaya war zu beschäftigt, um sich um Aradan zu kümmern. Ganz toll.
      Während Fijena's Abwesenheit, als sie ihre vier undankbaren Geschwister zu verpflegen versuchte, schmiedete sie daher einen Racheplan. Sie würde sich Aradan zurückholen.

      Renera erwachte in den frühen Morgenstunden. Sie fühlte sich seltsam erholt, aber sie hatte Angst sich zu bewegen. Ihr Magen fühlte sich flau an, aber das kam eher davon, dass sie nichts gegessen hatte. Sie hatte riesigen Hunger. Ein vorsichtiger Blick in ihre Umgebung zeigte ihr, dass sie alleine war und das versetzte sie in leichte Angst. Wenn wenigstens Momo hier gewesen wäre, oder auch Aradan, hätte sie sich bestimmt beruhigt, aber der ganze Raum war leer. Schließlich versuchte sie sich doch aufzusetzen.
      Momo erschien nur wenige Zeit später und kümmerte sich um sie. Es dauerte auch nicht lange, da kam ihre Mutter durch die Tür und schien überglücklich zu sein sie wohlauf zu sehen. Die beiden Frauen redeten leise miteinander, da versank Renera schon wieder in einem Halbschlaf, der von ihrem knurrendem Magen begleitet wurde.

      Einige Stunden nach ihrem Erwachen fing der Unterricht an, den sie heute nicht besuchen würde - Waffenkunde. Was ist eine Waffe und wie pflegt man sie. Der größte Teil davon war theoretischer Unterricht, bevor man sich für einzelne Stunden dem praktischen Teil davon widmen würde. Dementsprechend fand er im Schulgebäude statt.
      Ellaya kam früh genug um sich, wie immer, einen Platz neben Aradan zu ergattern. Sie winkte ihm zu, als er hereinkam und begrüßte ihn fröhlich.
      "Hey, Ari!"
      Sie verspürte eine kleine Nervosität als er sich setzte, und legte sich die Wörter im Kopf zurecht.
      "Du, sag mal, ich hab gehört, dass du gestern den ganzen Tag mit Renera zusammen warst. Stimmt das?"
      Sie sah sich einmal verschwörerisch um, wobei ihr Blick kurz an Tokiev hängen blieb. Dann beugte sie sich zu Aradan rüber und hielt die Hand vor.
      "Ich sollte dir wahrscheinlich sagen, dass Rey letztens mit Tokiev zusammengekommen ist."
      Sie zeigte ganz vorsichtig in seine Richtung.
      "Ich glaub' er hat es nicht so gerne, wenn seine Freundin immer mit Jungs abhängt. Deswegen reden sie auch über dich, wenn du nicht da bist. Lästern über deinen Vater und sowas. Sonst würde sie wahrscheinlich nicht mit dir rumhängen."
      Sie lehnte sich wieder ein bisschen zurück.
      "Ich dachte mir das solltest du wissen. Ich nehm' sie ja immer mit, weil sie meine Schwester ist, aber eigentlich mag sie dich gar nicht."
    • Aradan's Nerven waren angespannt. Schon der Weg zum Unterricht war eine Qual. Er hat die gesamte Nacht kein einziges Auge zu bekommen. Seine Mutter hatte ihm mehr Strafen aufgebrummt als er sich je hätte ausmalen können... fast schon wünschte er sich seinen groben Vater zurück. Wobei.. Wer weiß was er von ihm als Strafe bekommen hätte, wäre er dabei gewesen.. Aradan seufzte und ging deutlich geknickt weiter bis er nicht mal den ersten Fuß im Raum des Klassenzimmers hatte und schon von Ellaya heran gewunken wurde. Das konnte er nun gewiss nicht brauchen. Er mochte es zwar ziemlich überhaupt Freunde gefunden zu haben aber warum musste Ella ständig so aufdrehen? Irgendwann würde er sie das fragen, doch nun wollte er einfach seine Ruhe haben. Glücklicherweise stand nur dieses langweilige Thema an, welches er dank seines Vaters schon im Schlaf kannte. Für Aradan waren Waffen wie Rasseln und Stofftiere für Baby's. Er konnte es teilweise nicht verstehen wie man manchen hier im Klassenraum die simpelsten Schärfmethoden schon 5 Mal erklärt hatte und sie es noch immer nicht verstanden. Aber was solls. Die Monster würden sich schon um diese Idioten kümmern.
      Als dann aber Ella anfing ihn zu löchern und nicht mal auf eine Antwort wartete, stattdessen Renera mit Tokiv erwähnte, wurde er tatsächlich wütend. Nicht etwa darüber dass Renera etwas mit Tokiv haben könnte, sondern dass Ellaya als Waffe nutzte um ihn zu verletzen. Selbst wenn Renera ihn überhaupt nicht mochte und nur mit ihm abhing um Lästerstoff zu sammeln... Hätte man es anders sagen können. Aber Aradan war es einfach nur noch leid ständig aufgezogen zu werden, also schluckte er es hinunter und entschloss sich dieses Gerücht später selber in Erfahrung zu bringen. Vorerst galt für Ellaya nur eines, was er ihr leise aber überdeutlich entgegnete
      "HALT......deinen Mund"
      Es kostete ihn einiges an Beherrschung ruhig zu bleiben. Aber er schaffte es den Unterricht hinter sich zu bringen und weigerte sich den ganzen Tag über groß mit Ella zu sprechen. Er antwortete nur auf das aller nötigste und ging ihr so gut es ging aus dem Weg, auch wenn es manchmal ziemlich schwer war.
      Als der Unterricht dann aber endlich vorbei war, war Aradan der aller erste der auf sprang und den Raum verlassen hatte als sich grade alle anderen hinterher drangen und Ellaya wenigstens etwas den direkten Weg zu Aradan versperrten.
      Sein Ziel war ganz klar das Krankenhaus. Anfangs um seine Fragen bezüglich Tokiv zu stellen, doch mit jedem weiteren Schritt kam ihm der letzte Tag mehr und mehr in den Kopf zurück. Die Schreie.. die Schmerzen.. aber auch das Training. Selbst wenn sie nur nach Gründen gesucht hat um lästern zu können... es hat ihm gefallen.
      Und kaum dass er am Krankenhaus ankam, vergaß er jeden Groll den er während dem Unterricht aufbaute und trat ein. Vorsichtig näherte er sich Renera. Erst als er gänzlich um die Ecke kam, bemerkte er wie Fijena noch dort saß, also senkte er seinen Blick und hielt sofort an
      "Entschuldigung aber... geht es ihr besser?"
    • Ellaya erschrak. Sie hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, die Wut und Skepsis beinhaltet hatten, doch sie hatte sich nie vorgestellt, dass sie gegen sie gerichtet sein könnten. So richtete sie den ganzen verbleibenden Tag kein Wort mehr an Aradan, doch als sie ihn am Ende des Unterrichts nochmal ansprechen wollte, war er bereits schneller verschwunden, als sie überhaupt schauen konnte.
      Das war ärgerlich. Wirklich ärgerlich. Renera musste ihm schon etwas erzählt haben, sonst hätte er keine solch harsche Reaktion gehabt. Aber was hatte sie ihm erzählt? Worüber hatten die beiden den ganzen gestrigen Tag geredet?
      Sie machte sich auf einen schnellen Heimweg um Renera zu stellen, aber da musste sie zermürbt feststellen, dass sie noch immer nicht da war. Sie simulierte wahrscheinlich im Krankenhaus um ihren Arbeiten zu entgehen, schließlich hatte sie sich nur die Nase verletzt, deswegen musste man nicht gleich über Nacht dort bleiben. Aber das machte nichts. Ellaya würde das Essen zubereiten, die Wäsche waschen, die Nachttöpfe ausleeren, die Küche aufräumen, Cilla waschen und mehr Holz holen gehen und währenddessen konnte sie sich überlegen, wie sie Aradan von Renera losbekommen konnte.

      Fijena hob den Kopf, als Aradan eintrat. Sie sah müde aus, aber eigentlich sah sie immer so aus. In der Hand hielt sie einen Teller Suppe und der Löffel verharrte in der Luft, bevor sie ihn zurücklegte. Sie musterte ihn für einen Moment, als wolle sie die Gefahr abschätzen, die von ihm ausging und schien dann zu seufzten.
      "Schau mal wer da ist, Rey."
      Da hob Renera den Kopf und lächelte. Sein Anblick war ihr deutlich lieber als die geschäftige Momo oder ihre eigene Mutter, die halb auf dem Stuhl einschlief.
      "Hey, Ara."
      Er kam näher, aber Renera blieb liegen. Man, war das peinlich. Sie kam sich vor wie ein krankes Tier das man begutachtete, um herauszufinden, ob es noch zu retten war. Allerdings hatte Momo sie zurechtgewiesen sich nicht zu schnell zu bewegen, also blieb sie einfach liegen. Eigentlich war es auch ziemlich gemütlich hier, die Bettlaken waren frisch und das Bett größer als ihr eigenes. Da war es nicht schlecht den ganzen Tag zu schlafen.
      "Mir geht's eigentlich ganz gut. Mir ist schlecht, weil ich zu wenig esse, aber mir ist auch schlecht, wenn ich etwas esse. Das ist irgendwie widersprüchlich."
      Fijena stellte die Schüssel wie zur Antwort auf den kleinen Tisch neben dem Bett und lehnte sich zurück. Sie hatte den Blick auf Aradan gerichtet und sah nur manchmal weg.
      "Wenigstens geht's dir gut, sonst lägen wir beide hier. Warst du heute im Unterricht? Hab' ich was verpasst?"
    • Aradan konnte es gar nicht glauben aber er wurde tatsächlich angelächelt. Er hatte mit vielem gerechnet aber damit nun ganz sicher nicht.
      "Vielleicht kann dir Momo etwas gegen die Übelkeit geben. Soll ich sie fragen?"
      "Nein Aradan. Ihr Körper muss sich von ganz alleine erholen. Das sind ganz normale Folgen nach dem was sie gestern durch gemacht hat"
      Kam recht flott von Momo zu hören, welche geschäftig umher wuselte.
      Aradan nickte nur und wusste erst nicht was er sagen sollte als Renera nach dem Unterricht fragte. Vor allem nicht da Fijena zuhörte.
      "Ach naja. Waffenkunde. Alles trockener Unterricht im Schulgebäude."
      Ihr dann aber auch etwas entspannter entgegen lächelnd, wagte er sich seine Hand auf ihre Schulter zu legen
      "Hör auf Momo und komm schnell wieder auf die Beine okay. Bald sind die Prüfungen."
      Kaum ausgesprochen ertönte laut ein Horn am Westtor.
      Direkt war das Dorf sehr aufmerksam und alle die etwas Zeit entbehren konnten, gingen schon rüber.
      "Der Spähtrupp!"
      Meinte Aradan spontan als ihm erst jetzt wieder in den Kopf kam dass sein Vater mit ein paar Leuten den Wald auskundschaftete.
      "Ich.. Ich komme gleich wieder.. ich meine.. wenn du möchtest"
      Kam am Ende dann doch etwas schüchtern aus ihm heraus ehe er schon hastig aus dem Fenster sprang und ebenso geschwind zum Westtor ging. Dort war der Spähtrupp auch schon durchs Tor gekommen. Doch es fehlte eine Person. Direkt war Aradan besorgt. War der Wald nun doch bald schon die nächste Front?

      Es vergingen ein paar Stunden. Der Spähtrupp begrüßte alle, rief aber direkt eine Sitzung ein, welche auch unmittelbar abgehalten wurde. Dort haben sie alles bis ins kleinste Detail berichtet, ließen dabei aber die Demonstration von Marudan's Erfindung aus, wie sie es alle einwilligend versprochen hatten.
      Bürgermeister Rodon handelte sofort. Wissend dass im Wald kein Hinterhalt zu erwarten war, stellte er eine 15 Mann starke Truppe auf mit den fähigsten Fallenstellern darunter. Diese drei Läufer sollten schon bald kein Problem mehr machen. Wenngleich es noch immer mysteriös war, woher diese überhaupt kamen. So war dann auch der Vorschlag der verschiedenen Wachposten schnell besiegelt. Grundlegende Materialien würde der Trupp direkt mit dem größten Karren mit nehmen und der Schreiner Logar war ebenso mit von dieser Unternehmung um die Posten mit seinen beiden Söhnen, welche ebenfalls schon erwachsen waren, direkt beginnen konnte zu errichten.

      Aradan war überglücklich dass doch alles gut gelaufen war und die fehlende Person nur am Rand des Waldes postiert wurde um Wache zu halten. Wirklich viel erklärte ihm sein Vater aber nicht als dieser nach Hause gekommen war. Er entnahm das meiste beim Lauschen als noch alle in der Sitzung waren.
      Als dann alle kleinen Erklärungen vom Tisch waren und sich langsam etwas Ruhe breit machte, sprach Reona das nächste Thema an.
      "Marudan. Ich muss dir etwas zeigen."
      Dieser sah auf und wusste direkt dass es nichts gutes sein konnte wenn seine Frau in diesem Ton sprach. Er folgte ihr ins Hinterzimmer und wusste sofort was los war. Das verschobene Regal und die Truhe. Sein Blick verharrte auf der Truhe
      "Aradan. Du gehst jetzt mal nach draußen."
      Diese Worte waren ein ganz klarer Befehl. Zwar war Aradan sehr neugierig und wollte unbedingt wissen was es mit dem Inhalt der Truhe auf sich hatte, doch würde er diesem ernsten Ton niemals wagen zu widersprechen. Abgesehen davon hätte er draußen am Fenster noch lauschen können.
      "Und komm nicht auf die Idee zu lauschen"
      Ein Volltreffer. Aradan fühlte sich ertappt und besiegt. So ein verdammter Mist. Die Neugierde brachte ihn schon jetzt um den Verstand. Er musste sich ablenken gehen also griff er ein paar Pfeile und machte sich zum Markt auf.
      Hier gab es immer mal etwas was seine Aufmerksamkeit erregen würde. Es war ohnehin langsam Zeit mal wieder eine neue Bogensehne zu besorgen. Vielleicht gab es ja eine besonders schöne aus dem Königreich? Dort lebte ein Weber der Bogensehnen aus den Fäden der Spinnenmütter webte. Diese Sehnen waren einfach unverwüstlich.
      Was ihm dann aber ins Auge fiel war etwas anderes. Es war eine kleine Gürteltasche welche hübsche Verzierungen im Leder vernäht hatte. Die Tasche bot platz für ganze 4 Phiolen und war ziemlich klever verarbeitet.
      Es war entschlossen. Er tauschte das Bündel an Pfeilen gegen die Gürteltasche ein. Dieses Geschenk würde Renera sicher gefallen.
    • Kaum war Aradan aus dem Fenster verschwunden, griff Fijena erneut zur Schüssel und begann Renera wieder zu füttern. Ihre Stirn war in Falten gelegt, so wie sie es auch bei Renera manchmal war, und ihre Stimmung schien sich verschlechtert zu haben.
      "Halt dich von Männern fern, die taugen nichts."
      "Was? Wieso sagst du das denn jetzt?"
      "Der Aradan ist vielleicht ganz nett, aber wenn sie älter sind, sind sie alle gleich." Sie schüttelte den Kopf, um ihre Worte zu unterstreichen.
      "Deswegen kann ich nicht mit ihm rumhängen, oder was meinst du?"
      "Ich sage nur dass du dich von ihm fernhalten solltest. Rumhängen kannst du mit wem du willst."
      "Aber nicht mit Aradan?"
      "Nicht mit Männern."
      Renera zog die Stirn nun auch in Falten und hinterfragte, was an Aradan so schlimm sein sollte. Das schien Fijena zu reizen, denn sie wurde aufgebracht. Sie vermied es stets über Männer zu reden und jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein Mutter-Tochter-Gespräch zu führen.

      Ellaya war mit der Wäsche beschäftigt, als der Spähtrupp zurückkam. Sie sprang sogleich auf und lief zum Tor, um die Truppe zu begrüßen. Ihre Adleraugen machten Aradan sogleich in der Menge ausfindig und sie begrüßte ihn mit einem "Hey, Ari!", aber er beachtete sie nicht großartig. Sie zog die Stirn in Falten, dann bemerkte sie Tokiv in der Menge. Grübelnd ging sie wieder zurück zu ihrer Wäsche. Sie beeilte sich mit dem Rest ihrer Aufgaben und machte sich ein paar Stunden später auf den Weg zu den Feldern.
      Tokiv saß mit seiner Mutter im Schatten eines Kornspeichers und trank Beerensaft. In ihrer Nähe saß ein anderes Bauerspärchen, das Ellaya nicht beim Namen kannte, da sie keine Kinder hatten. Sie näherte sich Tokiv vorsichtig.
      "Hallo, Tokiv."
      Er blickte zu ihr auf und runzelte die Stirn. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und Ellaya konnte fast verstehen, weshalb Renera so auf ihn abfuhr. Aber nein, Aradan war viel süßer.
      "Hallo."
      Seine Mutter sah kurz zwischen den beiden hin und her und lächelte dann freundlich. Wahrscheinlich dachte sie, dass Ellaya eine Freundin war.
      "Hast du heute noch was zu tun?"
      "Ja. Eigentlich schon."
      "Kann ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten? Es dauert auch nicht lange, ganz sicher."
      Er runzelte die Stirn und schien drauf und dran zu sein seine Augen zu verdrehen, aber seine Mutter nickte kräftig.
      "Klar kannst du das. Du kannst die Pause auch ein bisschen überziehen, Toki, ich sag deinem Vater bescheid."
      Er sah sie an und sie lächelte aufmunternd. Dann seufzte er und kämpfte sich auf die Beine.
      "Was gibt's? Und wieso eigentlich ich? Wir kennen uns doch kaum."
      "Das kann sich ändern. Komm' mit."
      Er folgte ihr bereitwillig zur Brücke zurück, wo sie ein wenig Abstand zu den anderen Bauern hatten.
      "Du kennst doch meine Schwester, nicht wahr? Renera? Die braunhaarige?"
      Er kniff nachdenklich die Augen zusammen.
      "Wir haben viele braunhaarige in der Klasse."
      "Die mit den Sommersprossen. Die mit... ach ich weiß nicht... Die, die sich gestern die Nase gebrochen hat!"
      "Ach, die schlechte."
      "Ja, die! Also, sie ist noch immer im Krankenhaus, weil das echt ein übler Sturz war und so, und ich dachte mir, vielleicht möchtest du sie kurz besuchen, um sie aufzumuntern."
      "Sie aufmuntern? Ich kenn' sie doch nicht."
      "Schon, aber... Sie mag dich ein bisschen und... ich schätze das würde ihr echt viel bedeuten. Nur kurz Hallo sagen."
      Er kniff erneut die Augen zusammen, dann sah er zu dem Kornspeicher zurück an dem er gesessen hatte und schien seine Optionen abzuwägen. Schließlich zuckte er mit den Schultern.
      "Okay, wieso nicht."
      "Cool! Du kannst gleich hingehen, ich komme gleich nach!"
      Er nickte knapp und machte sich auf dem Weg ins Krankenhaus. Ellaya schoss dabei los zur Schmiede. Jetzt musste sie nur noch Aradan finden, ihn auch ins Krankenhaus schicken und dafür sorgen, dass er glaubte, dass Tokiv und Renera tatsächlich zusammen waren. Allerdings war er nicht in der Schmiede und sie konnte ihn auch sonst nirgends finden. Wie fanatisch rannte sie umher, um ihn zu finden. Der Plan musste aufgehen.

      Was sie natürlich nicht wusste war, dass Aradan schon längst ins Krankenhaus gekommen war. Fijena musterte ihn skeptisch, sagte allerdings nichts. Er schien sich unter ihrem Blick unwohl zu fühlen und als er näher kam, erfuhr Renera auch wieso.
      "Eine Gürteltasche? Für mich?"
      Sie machte große Augen und setzte sich schließlich doch auf, um das Geschenk entgegen zu nehmen. Mit den Fingern fuhr sie die Verzierung entlang.
      "Die ist ja richtig hübsch! Schau mal!"
      Sie hielt sie auch Fijena hin, aber die Mutter fixierte Aradan stattdessen mit ihrem Blick. Die Anspannung des Streitgesprächs lag noch immer in der Luft und Renera erkannte, dass sie wahrscheinlich kein Lob dafür aussprechen würde. Sie nahm die Tasche wieder zurück und begutachtete sie eingehend.
      "Die sieht richtig praktisch aus. Die hat sogar hier innen kleine Taschen! Danke!"
      Sie strahlte Aradan aufrichtig an. Das hatte ihren ganzen Tag verbessert. Ein Geschenk - nur für sie! Sie würde es ganz sicher mit niemandem teilen. Eifrig schnallte sie sich die Tasche um, damit ihre Mutter nicht auf die Idee kam, dass sie in den Familienbesitz übergehen würde. Da öffnete sich die Tür und die massige Gestalt von Tokiv trat herein.
      Renera erstarrte vor Schreck. Sie hatte nicht damit gerechnet Besuch zu bekommen und wenn, dann eher von Ella und nicht von Tokiv. Woher wusste er, dass sie hier war? War er etwa selbst gekommen? Sie lief rot an und zog das Bettlaken hoch, bevor sie sich eifrig daran machte ihre Haare in Ordnung zu bringen. Tokiv kam näher, seine Schritte waren groß, aber nicht gerade schnell. Er hatte sich wieder ein Hemd angezogen, allerdings waren die Ärmel hochgekrempelt und zeigten einen Großteil seiner gebräunten Haut. Fijena kniff die Augen zusammen und sah zwischen Aradan und Tokiv hin und her.
      Jetzt bemerkte Tokiv auch Aradan und grinste.
      "He, Hellauge. Was machst du denn hier? Ham sie etwa vergessen die Schmiedetür abzusperren?"
      Er kam sichtlich gut gelaunt heran und nahm Aradan in den Schwitzkasten. Er war ein Stück größer und definitiv stärker, sodass Aradan nicht viel dagegen ausrichten konnte. Allerdings räusperte sich Fijena da stark.
      "Wir sind in einem Krankenhaus, Junge. Benimm' dich gefälligst!"
      Tokiv ließ Aradan los und straffte sich ein wenig. Er musterte Fijena, so als könne er nicht glauben, dass so jemand wie sie gerade so mit ihm gesprochen hatte.
      "Was ist das hier überhaupt für ein Auflauf? Ein Junge nach dem anderen kommt hier herein. Ich dachte, ich hätte dir gesagt, was ich davon halte, Miss Elquin."
      Renera, die noch immer über Tokiv's Ankunft verwirrt war, hörte auf ihre Haare zu glätten und sah zu ihrer Mutter.
      "Ich hab' sie doch gar nicht gebeten herzukommen!"
      "Dann ist es umso besser, wenn sie gleich wieder verschwinden. Raus hier, alle beide! Und denkt bloß nicht, dass meine Tochter sich euch versprochen hätte!"
      Tokiv erstarrte für einen Moment, dann lachte er.
      "Kommen Sie mal ein bisschen runter, Lady. Das ist nicht mehr Erathis, oder wie euer Nest gehießen hat. Ich hab gar nicht um Ihre Tochter gefragt. Sie sollten ein bisschen mehr Respekt vor den Einwohnern haben."
      "Ich bring dir gleich Respekt bei, du unverschämter Bengel! RAUS!"
      "Sie verrückte Kuh. Komm, Hellauge, wir lassen die beiden in ihrem Leid ersaufen."
      Er packte Aradan wieder in seinen Schwitzkasten und schleifte ihn nach draußen, während Fijena ihm wüste Drohungen hinterher kreischte. Renera mischte sich inzwischen auch ein, eiferte allerdings gegen ihre Mutter, was zu einem richtigen Lärm wurde. Momo kam herangeeilt und mischte sich ein, in der aussichtslosen Hoffnung die beiden beruhigen zu können.
    • So schnell wie für Aradan der Tag gerettet war, sehend wie sehr sich Renera über das Geschenk freute, so schnell war der Tag auch schon wieder im Eimer als Tokiv den Raum betrat. Direkt verdrehte Aradan die Augen und verschränkte die Arme. Was machte der Fleischklopps denn jetzt hier? Der kümmert sich sonst doch immer nur um sich selbst. Das war das erste mal dass er Tokiv sah wie er jemanden besucht.
      Direkt kam ihm der Spruch in den Kopf den er von Ella hören durfte.
      Aradan konnte sich nicht helfen aber irgendetwas stimmte hier einfach nicht. Alle waren klar überrascht und auch Renera verhielt sich wieder so seltsam ihm gegenüber. Nicht als wären sie ein Paar, wie es Ella erzählte. Viel mehr wirkte es wie dieser ekelhafte Effekt den Tokiv bei den meisten Mädchen im gleichen Alter hatte.
      Lange konnte er aber nicht drüber nachdenken, da er direkt wieder in den äußerst verschwitzten Schwitzkasten genommen wurde. Aradan tat sofort sein Kopf weh da dieser Mistkerl immer ziemlich feste zu drückte und auch überhaupt nicht auf seine Wunde am Hinterkopf acht gab. Wie auch. Dieser Trottel war zu blöd um mehr als zwei Dinge zeitgleich zu tun. Atmen und nerven waren da schon das maximum.
      Und dann bekam Aradan auch noch ärger von Momo und wurde samt Tokiv raus geworfen?! Aber er wollte noch bei Renera bleiben wie er es ihr versprochen hatte. Das war einfach nur unfair.
      Und dann wieder dieser dämliche Schwitzkasten aus welchen er sich einfach nich befreien konnte. Auf dem Weg nach draußen, wo sie nicht mehr unter Beobachtung von Fijena oder Momo waren, drückte dieser Mistkerl sogar extra stark zu um Aradan die Luft zu nehmen.
      Jedoch war das in diesem Fall ein mächtig großer Fehler gewesen.
      Offenbar war das Gespräch Aradans Eltern vorbei und Marudan stand vor dem Krankenhaus. Scheinbar um Aradan zu holen. Zu sehen was Tokiv mit seinem Sohn machte, lies ihn nicht gerade Kalt.
      "Sofort los lassen.."
      Kam in einer stillen Wut an Tokiv gerichtet. Dieser grinste nur Müde, von seiner Selbstsicherheit überzeugt, lies Aradan aber dennoch los. Schwer nach Luft schnappend und sich am Hinterkopf haltend, stand Aradan da und wollte seinem Vater entgegen gehen, da schuppste Tokiv Aradan kräftig.
      "Na los. Geh zu Pappi Hellauge"
      Aradan landete dabei auf dem Boden, was den letzten Funken des bereits aufgebrachten Marudan entflammen lies. Dieser ging die letzten drei Schritte auf Tokiv zu und das nicht um mit ihm zu reden.
      Tokiv bemerkte die aggressive Haltung und hob zugleich die Fäuste wie es im Unterricht zur Verteidigung gelehrt wurde.
      "Oh oh. Pappi ist sauer. Pass lieber auf alter Mann. Nicht dass du einen Herzinfarkt bekommst"
      Und genau das waren vorerst die letzten Worte von Tokiv. Marudan kannte diese verteidigende Haltung nur zu gut und kannte dessen Lücken noch besser. Und dennoch ignorierte er die Lücken. Der Bursche hatte zwar einen starken Körper aber es brauchte noch einige Jahre um diese Masse auch nur im Ansatz zu härten. Das stellte Marudan mit einem einzigen Hieb genau auf die hoch gezogenen Arme von Tokiv unter beweis. Der Schlag hatte eine solche Wucht, dass die Schützenden Arme so stark nach hinten schnellten, dass sich Tokiv damit selbst ins Gesicht schlug und nach hinten stolperte bis er mit dem Rücken gegen die Tür des Krankenhauses traf und so wieder Halt fand. Total über diese Aktion überrascht, folgte die nächste. Ein weiter frontaler Stoßkick beförderte Tokiv durch die Tür hindurch auf den kalten Boden des Krankenhaus Flur's. Gefolgt von einem Marudan der durch die zerborstene Tür stieg um sich zu Tokiv runter zu beugen und seine Schmiedehände um den Hals des aufgeblasenen Jungen zu legen und scheinbar mühelos so kräftig zuzudrücken dass Tokiv nun selber keine Luft mehr bekam. Aradan sah dem ganzen nur Ehrfürchtig zu. Er wusste sein Vater war stark aber dass er Tokiv so spielend auseinander nehmen konnte? Im ersten Moment wollte er seinen Vater davon abhalten, doch bewegte sich sein Körper nicht.. denn es gefiel ihm sehr Tokiv so zu sehen.
      "Was ist los? Hast du etwa Schwierigkeiten zu atmen? Wolln wir mal sehen wie lange du zappelst."
      Natürlich bekam es jeder im Krankenhaus mit, was dafür sorgte dass Momo direkt angerannt kam und entsetzt über den Vorfall war.
      "MARUDAN!! Was machst du da!?"
      knurrend vor Wut und eiskaltem Blick auf Tokiv gerichtet antwortete er nur
      "Ich bringe dem Sohn von Herth Respekt bei."
      Tokiv liefen unkontrolliert Tränen die Wangen runter und tatsächlich konnte er sich schnell kaum noch bewegen da der Körper kurz davor war in Ohnmacht zu fallen. Erst dann lies Marudan wieder los und stand auf. Auf Tokiv mit Verachtung nieder blickend.
      "Rühr meinen Sohn noch ein mal an..."