The Curse of Time {TobiMcCloud & Codren}

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    • Minerva wandte sich Aradan ruckartig zu, als sie fertig damit zu sein schien, die andere Frau mit ihren Blicken zu durchbohren. Die andere zappelte ebenso in ihren Fesseln und stieß animalische Geräusche aus.
      "Was denkst du denn? Natürlich habe ich dich gerettet! Er wollte sich mir nur in den Weg stellen! Nur wegen mir bist du wieder am Leben! Diese Khil kann gar nichts, nichts das kleinste bisschen Magie! Nichtmal einen Funken!"
      Die andere riss an ihren Fesseln.
      "Du warst schon immer eine Heuchlerin, Minerva! Nichts interessiert dich mehr als du selbst! Ich sage dir, Mensch, es war -"
      "Sei still!", kreischte Minerva, "Er hat mit mir geredet! Was willst du von ihm, Aradan? Ich kann ihn wieder herholen! Wenn er nur -"
      "NICHTS kann sie! Er ist verrückt, deswegen kann er keinen Körper mehr herstellen! Er würde es schaffen wenn -"
      "Lüg ihn nicht an!"
      "Ich lüge nicht!"
      "Du erzählst nichts als Lügen!"
      "Du bist hier die, die ihn für sich beansprucht, schon seit Anfang an! Gib uns auch eine Chance, lass mich reden!"
      "Ihr habt keine Chance! Ihr seid alle genau so schwach wie Ur- Eimir!"
      "Wir sind genauso lange tot wie du, wir sind alle VERRÜCKT, erkennst du es denn nicht?!"
      "Ich erkenne, dass du nur versuchst, Aradan zu manipulieren! Er wird dir niemals zuhören!"
      "Er wird! Er muss! Er ist der einzige Wanderer!"
      "Und er gehört mir!"
      Die andere Frau kreischte erneut, dann wandte sie sich ruckartig Aradan zu.
      "Ich weiß wo du ihn findest! Ich kann es dir zeigen! Sein Geist ist vielleicht schwach, aber in der Nähe eines richtigen Magie-Ursprungs-"
      Der Rest ging in ohrenbetäubendem Lärm unter, als Minerva zu brüllen begann, sich gegen die Fesseln warf und dabei wohl versuchte, zu Aradan zu gelangen.
    • Aradan lies seinen Daumen bedacht mit strengem Blick über seine Lippen wandern ehe er die Streithähne etwas kräftiger an den Boden zog.
      "Ich weiß nicht ob es eure Natur ist so ungestüm zu sein oder ob ihr einfach nur dem Wahnsinn verfallen seid. In jedem Fall will ich wissen wer dieser Eimir oder Urdin ist. Wenn ihr mir nicht die Wahrheit sagen könnt und euch permanent gegeneinander ausspielt, werde ich euch hier gefesselt verrotten lassen und selbst nach beiden Namen suchen. Ihr habt die Wahl."
      Währenddessen hatte Aradan schon seinen Sog nach eben diesen beiden Namen verstärkt um ihnen freies Geleit zu sich zu gewähren. Er hoffte nur dass es nicht mehrere von diesen Namen gab die ihm mehr Probleme bescheren würden. In die richtige Welt würde Aradan zumindest niemanden durchringen lassen.
    • Minerva knurrte ihn ungestüm an.
      "Ich sage es dir! Okay, ich sage es dir. Dafür lässt du mich in deinen Körper!"
      "Nein!", keifte die andere sofort, "Du hast ihn schon genug!"
      "Verbiete ihr zu reden, dann sage ich es dir! Er heißt Urdin, aber er ist einer von den schwachen! Einer von den Gefallenen! Seine Seele ist so sehr von dem Zwielicht zersetzt, dass er bei uns als tot gilt, auch wenn das natürlich nicht möglich ist! Er muss einen lichten Moment gehabt haben, anders weiß ich nicht, wie er sich so an mir vorbeischleichen konnte! Er schafft es noch nichtmal seinen Körper aufrecht zu erhalten, dann weiß ich auch nicht, wie er die Magie dieser Khil anzapfen konnte! Das habe noch nichtmal ich geschafft, und ich versuche es schon lange!"
      Ihr Gesicht verfinsterte sich sofort bei der Erkenntnis, dass sie das womöglich nicht Aradan erzählen wollte. Die andere kreischte frustriert auf.
      "Er ist nicht hier", übertönte Minerva das Gekreische, "seine Seele ist wahrscheinlich irgendwo hier, aber das sind viele! Es braucht einen bestimmten Zauber, um eine Seele zu ergreifen - und nur ich weiß ihn!! Ich kann ihn dir beibringen, wenn du dein Versprechen erfüllt hast! Lass mich in deinen Körper!!"
      "Hör nicht auf sie! Es gibt einen viel einfacheren Weg! Sie will sich nur in deinen Körper einschleichen!"
      "Das willst du doch auch du Verrückte! Verpeste ihn nicht mit deinen wirren Gedanken! Such dir jemand anderen!"
      "Er ist der einzige! Du musst ihn uns überlassen! Er ist der einzige Weg raus!"
      "Niemand kommt hier raus, ohne zu sterben du dumme Gans! Nur ich bin stark genug die Grenze mit ihm zu überqueren!"
      Die beiden fingen wieder an sich lautstark anzukeifen.
    • Langsam wurde es Aradan zu viel. Er hielt sich die Hand ins Gesicht und rieb sich anschließend überdrüssig mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken ehe er dieses Gespräch im Keim erstickte.
      "Okay ihr Zwei seid ganz klar keine Hilfe. Das einzige was ich von euch in Erfahrung bringe ist, dass ihr euch nicht leiden könnt und dass ihr alles sagen würdet um meine Gunst zu gewinnen. Tut mir wirklich leid aber ich traue euch beiden kein Stück über den Weg, somit wird auch keine von euch meinen Körper übernehmen. Ich wünsche eine gute Nacht"
      Zugleich lies Aradan die fesselnden Wurzeln ineinander zu schwarzen tiefen Löchern verschmelzen die groß genug unter den beiden Geistern wurden um sie in sich einzusaugen. Wo genau beide landen wurden wusste Aradan nicht, doch war es ihm auch herzlich egal.

      Im Jetzt öffnete er wieder seine Augen und atmete etwas schwerer durch. Valterri wollte ihm sofort entgegen kommen, doch hielt Aradan seine Hand hoch um zu zeigen dass es ihm gut ging ehe er aufstand und sich den Kopf hielt.
      "Ich habe zwei Namen. Eimir und Urdin. Ich habe keine Ahnung welcher Name stimmt. Vielleicht beide. Vielleicht aber auch keiner. Im Zwielicht habe ich zumindest Minerva und tatsächlich einen weiteren intelligenten Geist getroffen. Sie haben sich nicht wirklich leiden können und versuchten sich einander auszuspielen. Es war also unmöglich zu erfahren wer die Wahrheit sagte."
    • Es waren ein paar Minuten vergangen, seit Aradan das Zwielicht betreten hatte, und mittlerweile hatte sich Khil wieder einigermaßen erholt und saß im Schneidersitz auf dem Boden, die Hände vor sich im Schoß, die verbrannten Handflächen nach oben. Renera hockte neben ihr und verbarg sie ein wenig vor den Blicken der anderen, indem sie den Arm um sie gelegt hatte.
      Als Aradan sich wieder regte, verstummte die wenige Unterhaltung, die sie geführt hatten und alle sahen zu ihm hinüber. Renera richtete sich auf.
      "Noch ein intelligenter Geist? Ich dachte Minerva wäre die einzige."
      Sie drehte sich zu Khil um.
      "Sagen dir die Namen was?"
      Khil schüttelte nur den Kopf, also wandte Renera sich wieder Aradan zu.
      "Also hat dir ein Urdin oder Eimir das Leben gerettet, aber ganz genau wissen wir es nicht und Minerva ist keine Hilfe. Damit sind wir genauso schlau wie vor fünf Minuten. Können wir ihn nicht irgendwie anlocken? Mit einem Zauber oder sowas? Er ist doch ein Geist."
      "Vielleicht hat Reshli eine Idee", schlug Khil kleinlaut vor. "Er hat doch mit Zauberern zu tun."
      "Wir können ihn ja fragen. Und was machen wir derweil mit dem Läufer? Mit dem großen?"
      Sie blickte in die Runde und verzog die Miene.
      "Wie? Hat etwa keiner von euch dieses Ding gesehen? Das war riesig, mindestens doppelt so groß wie ein normaler."
      Sie sah noch einmal in die Runde und zog die Augenbrauen hoch.
      "Echt nicht? Aber du hast ihn doch gesehen, oder etwa nicht, Aradan?"
    • Aradan schüttelte zustimmend den Kopf, dass Minerva ohnehin nicht zu trauen wäre.
      "Vertrauen würde ich ihr auch nicht aber diese beiden haben sich regelrecht angekeift und sich gegenseitig der Lüge bezichtigt. Ich vermute also dass eine auf jeden Fall die Wahrheit gesagt hat. In Minerva's Fall könnte es ein berechnender Schachzug gewesen sein, doch bevor wir uns auf irgendein Spiel einlassen, müssen wir von beiden Namen ausgehen. Wir sind also zumindest ein klein wenig schlauer. Und obendrein wissen wir dass es nicht nur zwei intelligente Geister im Zwielicht zu geben scheint, sondern noch mehr, falls das mit den Namen stimmt. Ich weiß auf jeden Fall dass es eine männliche Stimme war, also können es die Beiden nicht gewesen sein."
      Er hielt sich nachdenklich das Kinn während der andere Arm vor sich verschränkt war
      "Wäre doch aber mal eine angenehme Abwechslung wenn es auch freundliche Wesen im Zwielicht gibt. In jedem Fall verdanke ich diesem Unbekannten mein Leben. Ohne dessen Feuer hätte ich den Tag wohl nicht überlebt."

      Als Khil dann ihre Idee beinahe putzig in die Gruppe warf, nickte Aradan ihr zu
      "Einen Versuch ist es wert."
      Als dann aber Renera ihren Einwand dazu brachte, sahen sie alle recht fragend an, allen voran Aradan.
      "Doppelt so groß wie ein normaler Läufer? Bist du dir sicher dass du dich nicht irrst?"
      Aradan ging zu Khil und machte mit einer Geste darauf aufmerksam sein Buch kurz haben zu wollen, welches Khil ihm zuvor aus dem Rucksack genommen hatte. Als er es bekam schlug er eine bestimmte Seite auf auf welcher er eine Skizze über einen großen Läufer gezeichnet hatte.
      "Sah er in etwa so aus? Haut so schwarz wie Kohle und Pulsierende Adern die man von außen sehen kann?"
      Valterri sah kurz auf die Zeichnung ehe ihm der Moment wieder in den Kopf kam
      "Ich erinnere mich. Haben das gesehen als wir an dieses Land mit dem Schiff ankamen."
    • Renera sah auf die Skizze von Aradan und kniff die Augen zusammen.
      "Ja - ich meine, ich denke schon. Ich bin mir ziemlich sicher, ja, sowas war das. Was ist das?"
      Khil sah im Unglauben zu ihr auf, als ob sie nicht begreifen könnte, dass Renera jemals im Zusammenhang mit einer Kreatur etwas nicht wusste.
      "Es hat gewirkt, als hätte es ein Ziel, aber kein Jagdziel wie ein normaler Läufer. Es hat uns nichtmal angesehen, obwohl wir zu zweit waren. Es hätte von unserer Anwesenheit immerhin irritiert sein müssen."
      Sie deutete in die Richtung, in die der Gigant verschwunden war.
      "Dorthin ist er verschwunden. Ich wäre ja geneigt ihm nachzugehen, aber... nein, das ist mir doch eine Nummer zu groß. Wortwörtlich."
      Sie sah zwischen Aradan und Valterri hin und her.
      "Was wisst ihr darüber?"
    • Aradan seufzte und sah selbst wieder in sein Buch hinein
      "Hm. Ich habe eine Theorie aber das stützt sich auf keinerlei fundierten Beweisen. Als wir auf unserer Reise waren, haben wir das ein oder andere Wesen kennengelernt. Sie sind oft im Kern ähnlich von ihrem Verhalten, sehen aber anders aus. Im Norden gibt es beispielsweise keine Spinnenmütter, Läufer und dergleichen. Das Äquivalent zu den Spinnenmüttern wäre dort ein Urakoth. Sie haben eine schuppige Haut, ähneln eher einer Echse, haben aber ebenso mehr Gliedmaßen und können nichts sehen. Und statt Fäden benutzen sie klebrigen Schleim um ihre Beute zu fangen. Mit den Läufern ist es ähnlich. Dort werden sie Berserkir genannt. Dessen Haut ist weiß mit einem dicken Fell übersehen. Beinahe als wäre es eine Variante die von Natur aus für den Winter gewappnet ist. Jedenfalls.. Im Norden haben wir schon mal einen Urakoth gesehen der von Größe und Auftreten den anderen deutlich überlegen war. Als wir dann wieder in diesen Landen ansetzten, haben wir in der Ferne, an einem anderen Ufer ebenso einen riesigen Läufer gesehen so wie in der Zeichnung. Ich persönlich gehe davon aus dass sich diese Dinger weiterentwickeln können. Aber..."
      Er sah in den Himmel, welcher noch immer recht trüb und düster war
      "Ich würde eine tiefer gehende Unterhaltung wirklich gerne fortsetzen wenn wir uns wieder auf den Weg gemacht haben. Wenn hier wirklich ein solches Biest umher läuft, sind wir alle in großer Gefahr."

      Alle stimmten zu und versuchten so leise es ging wieder zurück zum Wagen und dem Rest der Gruppe aufzuschließen, was auch ohne Vorfälle gelang. Alle wurden kurz über das nötigste aufgeklärt, was bei der nächsten Rast wohl etwas vertieft werden würde. Aradan sorgte noch dafür dass Khil gut auf den Wagen kam und wollte Renera im ersten Moment ebenso hoch helfen, doch nahm er sofort einen Schritt Abstand als ihm auffiel wem er helfen wollte.
    • Aradans Bericht über die andersartigen Kreaturen, die er im Norden gesichtet hatte, war allzu besorgniserregend, besonders nachdem sie nun wohl auch hier aufzutauchen schienen. Renera kehrte gedankenverloren zu dem Wagen zurück, auf dem Reshli schon wieder Platz genommen hatte und mit allzu finsterer Miene der Gruppe entgegen starrte. Wann auch immer man der Ansicht war, dass er das volle Potential seines finsteren Blickes bereits ausgeschöpft hatte, legte er doch noch einen drauf und sah umso missmutiger drein. Das war ein Talent, um den Renera ihn keineswegs beneidete.
      Aradan half Khil auf den Wagen, die noch immer etwas bleich um die Nase war und nicht einmal einen schnippischen Kommentar von sich gab, ehe er anstalten machte auch Renera helfen zu wollen. Ihre Blicke trafen sich über der ausgestreckten Hand, die er ihr keine Sekunde entgegen gehalten hatte, ehe er einen Schritt zurück trat. Es war fast schon rührend zu sehen, wie sehr er sich darum bemühte ihre Wünsche zu erfühlen und das brachte sie zum Schmunzeln.
      "Weißt du", sagte sie und drehte sich zu ihm, "Ich finde es unfair, dass ich dazu verdammt wurde, dir zwei Mal beim sterben zuzusehen. Ich finde es überhaupt unfair, dass ich diesen Satz sagen kann und er auch noch Sinn macht. Beim nächsten Mal, wenn du dich ins Zwielicht aufmachst, solltest du dich bei mir verabschieden, damit meine letzten Worte zu dir nicht "Nur eine Sekunde, ich komm' gleich wieder" sind. Das lässt mich noch schlecht dastehen."
      Sie grinste ihn an, dann stieg sie auf und ergriff die Zügel. Khil schwieg weiterhin, hakte sich aber bei ihrem Arm ein. So setzte sich die Truppe wieder in Bewegung.

      Die erste halbe Stunde verbrachten sie schweigend, während jeder nach allen Seiten Ausschau hielt. Reshli erhielt den Auftrag, ihren Rücken im Blick zu behalten, aber weil Renera ihm nicht vertraute, warf sie selbst immer mal wieder einen Blick über die Schulter. Der Wald verschwand langsam in der Ferne und weder Läufer, noch Gigant kamen hervor, um die Verfolgung aufzunehmen.
      Renera wandte sich schließlich Aradan zu.
      "Erzähl mir von dem Riesen. Du denkst, sie könnten sich weiterentwickeln? Oh, und Reshli muss uns noch einen Zaubertrick verraten."
      "Hä?", kam es von hinten.
      "Nichts, halt weiter die Augen offen."
      Er brummte.

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    • Aradan musste dann doch etwas verlegen drein blicken und sich mit der Hand am Hinterkopf reiben als ihm so schlagartig bewusst wurde dass er ja nun schon zwei mal auf der anderen Seite war.
      Aber bevor er sich nun auf einen ausgiebigen Plausch einlassen würde, was er nur zu gern getan hätte, folgte er dem Beispiel aller, welche eine ziemlich ernste Mine aufgesetzt hatten und die gesamte Umgebung im Auge behielten. Auch jetzt wurde ihm recht deutlich was für einen Einfluss Renera auf ihn hatte. Zuvor war er immer derjenige in der Gruppe der mal von Jarku angehauen wurde etwas lockerer zu sein und nun lies er sich von einem Läufer so fatal überraschen?
      Über diese Sache grübelte er eine ganze Weile, mehr noch als über das Thema mit dem großen Läufer oder gar den beiden Namen die er in Erfahrung bringen musste.

      Renera's Stimme war es dann, welche ihn wieder ins hier und jetzt holte.
      "Mhm. Es ist aber wie erwähnt nur eine Vermutung. In all den Jahren entwickeln sich auch die Menschen weiter. Die Technologie, die Art und Weise wie wir miteinander umgehen. Es liegt nahe dass diese Wesen auch einen evolutionären Fortschritt unterliegen. Ob sie nun gezielt darauf hin arbeiten oder es einfach passiert. Ich meine, diese Wesen sind in sich schon sehr widernatürlich. Es würde mich nicht wundern wenn dessen Entwicklung sich so stark von der unseren hervor hebt... was sie nur leider um ein vielfaches gefährlicher macht. Man stelle sich mal einen entwickelten Wanderer vor... Keine erbaute Mauer könnte ein solches Wesen aufhalten. Oder etwa ein Puppenspieler. Ich habe mir schon viele Tage den Kopf darüber zerbrochen. Im schlimmsten Fall würden sich dessen Fähigkeiten ebenso entwickeln. Stell dir mal vor ein Puppenspieler braucht keinen Augenkontakt mehr. Wie soll man einen solchen Feind besiegen?"
      In seiner Erklärung lag klare Sorge für die kommende Zukunft, was zeigte dass er für solche Szenarien bisher keine Lösung hatte.
      "Ich habe in all den Jahren so viele Bücher gelesen, meine Kampftechnik angepasst und das Zwielicht, sowie mich selbst erforscht aber nichts käme an Entwicklung auch nur im Ansatz nah genug ran um diese Wesen zu besiegen. Ich bin bestenfalls eine Waffe gegen Menschen und normale Wesen. Aber selbst das nur in Unterstützung mit einer Magie begabten Person."
    • Renera blickte nachdenklich in die Ferne. Aradans Worte trafen unterbewusst auf eine Stelle, die schon bei ihr Samen gepflanzt hatte und sich über die Jahre mit ihren Studien ausgebreitet hatte, aber niemals an die Oberfläche gekommen war. Denn schließlich gab es keine Beweise dafür, wie Aradan schon sagte waren es nur Vermutungen und sie tat selbst nichts anderes, wenn sie sich mit diesem Thema beschäftigte.
      "Du musst dich so fühlen wie ein Soldat nach der Hochzeit. Den ganzen Tag lernst du im Armeenlager Formationskämpfe und wo man bei einer Rüstung am besten treffen muss um sie zu zerstören, du trainierst dir deinen Instinkt weg, damit du auf dem Schlachtfeld nicht von deinem Platz weichst und dann kommt plötzlich so eine Kreature um die Ecke. So ein Läufer, meinetwegen. Und mit einem Mal bringt es dir nichts zu wissen, wie man in Pfeilformation kämpft oder wo die Schwachstellen einer Rüstung sind oder dass man seinen Nachbarn nicht verlassen darf, denn dieser Läufer hat die Kraft dazu dich einfach umzurennen, ihm ist es egal, ob du ihn am Kopf oder ins Maul oder in den Bauch triffst und ihm ist es besonders egal, ob du in der Schildformation mit ausgestrecktem Speer furchteinflößend aussiehst. Er hat nicht die Kapazität zu verstehen, dass du ihm den Speer möglicherweise durch den Körper jagen kannst und damit hat er auch nicht die Kapazität, so etwas wie Furcht zu empfinden. Der Läufer sieht einfach nur eine Horde Menschen, die sich hinter Eisenplatten verstecken und er kann gar nicht anders, als in sie hineinzulaufen. Das muss ein furchtbarer Anblick sein, wenn ein einzelner Läufe die ganze Front niedermäht, weil er so viel Schwung hat. Da kann selbst das beste Training nicht den Instinkt unterdrücken, den man sich so sehr abgewöhnen will. Gegen Kreaturen zu kämpfen braucht eben ein gewisses Maß an Instinkt, damit man nicht von ihm überwältigt wird.
      Aber so wird es mit uns auch sein, wenn sie sich tatsächlich entwickeln. Wir werden eines Tages aufwachen und merken, dass wir nicht mehr wie gewöhnlich gegen eine Spinnenmutter kämpfen können, weil sie viel weiter und viel schneller schießen kann und die Fäden auch noch durch Kleidung hindurch wirken. Dann werden viele Menschen sterben, das ist unausweichlich, aber eines Tages werden wir doch unsere Methoden überarbeitet haben. Und für diese Methoden sind wir die Vorarbeiter. Irgendjemand muss diese Monster doch schließlich verstehen, bevor man dazu übergeht, sich ihrer Entwicklung anzupassen."
      Sie runzelte die Stirn.
      "Außerdem solltest du einen Magier in deiner Truppe aufnehmen. Deine Kräfte sind ohne einen Magier doch fast nutzlos."
    • Renera's Ansprache brachte ein paar andere Ansichtsweisen dazu. Vor allem zuletzt konnte er ihr nur zustimmen, was er mit einem Nicken tat. Sie waren tatsächlich so eine Art Pionierstruppe. Da war der Zwang von Khil gar nicht mal so schlecht alles nieder schreiben zu wollen. Aradan entschloss sich in diesem Moment dazu ihr wohl künftig mehr Informationen zukommen zu lassen. Sei es nun von Vor- oder Nachteil wenn es andere zu lesen bekamen. In jedem Fall wären die Informationen nützlich für die Nachwelt. Aber es war zu früh um sich schon mit solchen endgültigen Gedanken zu befassen, was Renera's letzter Satz dann auch eine Bühne bot. Entweder hatte sie ihn schon durchschaut oder sie hatte bemerkt wie er seine Fähigkeiten ebenso runter spielte um Reshli falsche Informationen zu geben. Immerhin könnte dieser noch immer irgendwie fliehen oder von Verbündeten befreit werden. Es gab viele Möglichkeiten wie dieser seine Informationen streuen konnte, also hatte es sich Aradan zum Ziel gemacht so viele falsche wie möglich laut auszusprechen.
      Anhand zweier Beispiele, welches er bisher nur sehr ungerne einsetzte, zeigte er Renera dass er schon ein wenig mehr konnte als nur fremde Zauber verstärken.
      So sah er sie an und wartete bis sie ihn auch ansah ehe er sich sofort seine Augen weiß färbten, was ihr nun klar sein sollte, dass er etwas wirken würde.
      Unmittelbar nach der Färbung lief Aradan nun doppelt neben dem Karren her. Und es war keine einfache Täuschung, beide Aradan's bewegten sich tatsächlich unterschiedlich auch wenn man beim ganz genauen hinsehen bemerken konnte dass das Gras am Boden durch die Füße des zweiten Aradan's hindurch glitten ohne auf Widerstand zu stoßen. Doch hörte es dabei nicht auf. Ohne dass er seine Lippen bewegte lies er seine Stimme in Renera's Kopf sanft erklingen, was immer ein leichtes nebulöses Wellen mit sich zog.
      "Nicht erschrecken. Ein paar Tricks habe ich schon noch drauf aber das muss unsere Fracht ja nicht erfahren."
      Dann zwinkerte er Renera mit einem Auge zu ehe der zweite Aradan verschwand und tatsächlich blutige dünne Tränen aus seinen Augen kamen, welche ihm wohl offensichtlich brannten. Aber nicht so sehr um anzuhalten. Er rieb sich nur mehrere Male mit dem Arm über das Gesicht bis er wieder zu Renera sah und mit zuckenden Schultern deutlich machen wollte dass er solche Fähigkeiten noch nicht nutzen konnte ohne sich selbst einiges abzuverlangen.
    • Ganz so nutzlos schien Aradan mit seinen Fähigkeiten doch nicht zu sein, was er Renera kurz darauf präsentieren wollte. Tatsächlich war es ein äußerst beachtliches Kunststück, das er ihr da vorführte und das sie gleich auf unheimliche Ideen brachte. Wie nützlich es doch wäre, an zwei Orten gleichzeitig zu sein und kommunizieren zu können, ohne dabei reden zu müssen! Sicherlich konnte man das sinnvoll einsetzen, auch wenn es fraglich war, ob auch Kreaturen darauf reinfallen würden. Wahrscheinlich würden es vorerst nur Menschen sein.
      Aber um die Details abzuklären, würden sie wohl allein sein müssen. Aradan hatte recht damit, dass sie Reshli nicht alles verraten sollten, zumindest nicht, ehe sie ein besseres Bild davon hatten, wie gefährlich er wirklich war. Und außerdem schienen es auch keine einfachen Kunststücke zu sein, wie Renera verblüfft feststellen musste. Aradan blutete aus den Augen, was nicht sehr gesund wirkte. Aber auf der anderen Seite war er auch schon zwei Mal gestorben, sicherlich hatte er alles unter Kontrolle.
      Sie warf einen Blick zurück auf Reshli, der unbeweglich in die Ferne starrte, und räusperte sich dann.
      "Also, äh, wir sollten wohl einen Magier finden, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, Aradan. Kannst du zaubern, Reshli?"
      "Hä? Was?"
      "Ob du zaubern kannst."
      "Ne. Kein bisschen. Naja, ich hab's nie probiert, aber es hat mir auch nie jemand gezeigt."
      "Und kennst du einen Magier?"
      Reshli warf ihr einen Blick hinter zusammengekniffenen Augen zu.
      "... Was?"
      "Ob du einen Magier kennst."
      "Hast du nicht zugehört, wer mich beauftragt hat, Frau?"
      Renera zog die Stirn in Falten.
      "Nenn mich nicht Frau."
      "Du bist aber eine."
      "Aber nenn mich nicht so, außer du möchtest zu Fuß mitlaufen."
      Er brummte etwas unverständliches und Renera schüttelte den Kopf.
      "Kennst du nun einen oder nicht?"
      "Nicht direkt, aber der Vermittler hat Kontakt."
      "Der Vermittler?"
      "Der für alle ausländischen Angelegenheiten sitzt in Tharynar. Wofür braucht ihr denn einen Magier? Der Lichtgesegnete ist doch einer."
      "Wir brauchen auch keinen Magier, sondern einen Zauberspruch oder ähnliches. Für das Zwielicht."
      Reshli brummte.
      "Ich bring euch zum Vermittler, dann könnt ihr ihn selbst fragen."
      Renera sah zu Aradan.
    • Aradan hörte der kurzen Unterhaltung zu, wusste aber nach wie vor nicht wie er das Verhalten von Reshli einschätzen sollte. Einerseits war er kooperativ, doch irgendetwas wirkte ständig auf ihn als wäre alles ein Versuch die Gruppe zu manipulieren. Ein Spion sollte eigentlich geschult darin sein Torturen zu überstehen, sie sogar auszunutzen um den Folternden in die Irre zu führen. Aber nun war einfach nicht die Zeit um wieder ins Grübeln zu verfallen. Alles was er nun vorerst auf das Gespräch der Beiden ergänzen konnte war ein bedachtes
      "Wir werden sehen..."
      Wobei die Worte klar an Reshli gerichtet waren.
      "Kommt. Der Wald liegt hinter uns. Wir können einen Zahn zulegen."
      Die Gruppe war direkt einverstanden als hätten sie auf diesen Satz gewartet. Wenn hier ein Monster lauern würde, müsste man schon ziemlich Blind sein um es nicht direkt zu sehen. Selbst die nächste hügelige Erhöhung war in einiger Ferne. Bis ein Läufer diese Distanz zurück gelegt hätte, wäre es möglich gewesen sich noch mal zum verschnaufen auf den Boden zu setzen.
      Also nahm Valterri ein robustes Seil und Band es an die befestigten Zügel des Esels um wie ein zweites Zugtier nachzuhelfen. So legte die Gruppe noch mal gute 50% an Geschwindigkeit zu, was dazu führte dass sie am späten Nachmittag schon die andere Seite der Ebene erreicht hatten. Ab diesem Zeitpunkt kamen die ein oder anderen Schulter hohen Sträucher mit vereinzelt stehenden Bäumen vor.
      Das einzige was Aradan etwas überraschte war, dass die Straße deutlich befestigter wirkte als auf seiner Karte zu sehen war. Dieser Weg war eher als kleiner Trampelpfad gekennzeichnet, dabei bot sie nach wie vor Platz für den ganzen Karren und sogar ganzen Handelskaravanen.
      Um sicher zu gehen die Karte richtig zu lesen, hielt er diese Renera rüber, die im Sitzen deutlich besseren Überblick darauf haben würde.
      "Sag mal. Sollte dieser Weg nicht deutlich kleiner sein? Und ein dichter Wald ist hier ebenso nicht mehr zu sehen."
      Doch das erübrigte sich beinahe als sie um die nächste schärfere Ecke liefen.
      Es war beinahe magisch wie sich doch tatsächlich wie aus dem Nichts ein ganzes Dorf zu erkennen gab. Es war nicht so groß wie es Melora war, doch allem Anschein nach war es beinahe brand neu errichtet.
      Aus der Ferne konnte man sogar das Hämmern der Zimmermänner hören und wie geschäftiges Treiben Hand in Hand zu arbeiten schien. War das vielleicht sogar nur ein Außenposten?
      Mit eben diesem fragenden Blick sah er Renera an.
    • Nach einer eher unbefriedigenden Auseinandersetzung mit Reshli, zog die Gruppe schließlich schweigend weiter. Valterri übernahm teilweise die Last des Wagenziehens, was eine beeindruckende Aufopferung darstellte, wenn man bedachte, was für einen Weg sie noch vor sich hatten. Seine Aufmachung entlockte Khil sogar ein interessiertes "Hm", bevor ihr Blick verschwamm und in die Unerkenntnis eines unbekannten Ortes gezogen wurde, der ihr Gehirn darstellte. Sie faltete die Hände sittsam in ihrem Schoß und verlor sich dann in ihren Gedankengängen, die sicherlich etwas mit Valterri, Nordmännern und Zugtieren zu tun hatten.
      Renera würde sie dabei nicht stören. Sie wandte sich Aradan zu, der noch immer neben dem Wagen herlief, und verwickelte ihn in belanglose Gespräche, zu denen auch Valterri hin und wieder etwas beitrug.

      Am späten Nachmittag erreichten sie eine feste Straße, von der nur zwei der Truppe überrascht waren. Aradan und Renera wandten sich gegenseitig zu und letztere nahm die Karte entgegen, die sie mit kritischem Blick betrachtete.
      "Du hast recht. Wie alt ist diese Karte? Wir werden eine neue brauchen, wenn wir nicht auf Überraschungen stoßen wollen. Oh, das wird teuer."
      Sie gab sie ihm zurück und schüttelte erstaunt den Kopf.
      "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in meinem eigenen Heimatland nicht zurechtfinden würde. Da hatten wir ja auf der Herfahrt fast schon Glück, nicht wahr, Khil?"
      "Hm."
      Renera rollte mit den Augen, sie hatte ganz vergessen, dass Khil noch immer in ihren Gedanken versunken war.
      Sie folgten der Straße, die kurz darauf schon zu einem Dorf abzweigte. Die Palisaden waren hoch und stabil, das Tor hatte Eisenbeschläge und es gab sogar einen Wachturm, der gleichzeitig als Glockenturm fundierte und gut über die Palisaden hinaus ragte. Das Dorf hatte, so wie Melora, auch einen Waldabschnitt im Rücken, in dem die Holzfäller zu sehen waren, die sich durch ihn hindurch arbeiteten. Der Geruch von gehacktem Holz und Sägespänen wehte zu ihnen hinüber und brachte Kindheitserinnerungen an ein geschäftiges Melora mit sich.
      Reneras Miene hellte sich augenblicklich auf und auch Aradan schien von dem Geruch ergriffen zu werden.
      "Ich glaube, wir sind in Neu-Melora angekommen."

      Neu-Melora hieß in Wahrheit Lytien und war von einer Handelsgilde gegründet worden, welche den Ort zum abbauen der natürlichen Ressourcen nutzen wollten. So gab es nur das nötigste zur Unterstützung einer Lebensgemeinschaft und der Rest war fast ausschließlich auf die Holzverarbeitung ausgelegt.
      So erklärte es zumindest die Wache am Tor, welche die Truppe mit skeptischem Blick betrachtete und sich erst zu einer Erklärung abgerungen hatte, nachdem die Gruppe sämtliche Versuche unternommen hatten zu beweisen, dass sie weder Räuber, noch Mörder, noch Deserteure waren. Reshli war mit seinem finsteren Blick dabei keine Hilfe, aber zumindest blieb er still. Der Wache schlossen sich zwei weitere Männer an, als sie zu verhandeln begannen, und dann wurde ihn endlich - unter dem kritischen Blick des Wachturms - das Tor geöffnet.
      Neu-Melora - Renera würde den richtigen Namen nicht akzeptieren - hatte nur etwa 100 Einwohner und war entsprechend klein. Es gab bei dieser Größe auch keinen richtigen Markt, aber dafür zog sich die Straße bis in das Tor und zu dem Wald hin weiter. Die Palisaden waren in Richtung des Waldes erweitert worden und die Holzfäller befanden sich so in Sicherheit, während sie gleichzeitig dafür sorgten, dass der Bereich für mehr Häuser geebnet wurde.
      Die Wache führte sie in Richtung des Aufseher-Hauses - das Dorf war wohl noch zu klein für einen eigenen Bürgermeister - wo man darüber entscheiden würde, ob sie die Nacht in der Sicherheit des Dorfes oder vor den Toren verbringen würden. Renera entdeckte auf dem Weg etwas, das sie mit einem Schlag begeisterte.
      "Uh, Aradan, sieh mal!"
      Auf der anderen Straßenseite, neben einem überdachten Holzlager, war eine kleine Kuhle ausgehoben worden, in der etwa eine Handvoll Kinder jeder Altersgruppe zusammen trainierten. Ihre Übungsschwerter waren etwas klein gehalten, schienen allerdings solide verarbeitet zu sein. Die Kinder kämpften in Paaren gegeneinander und daneben stand eine hochgewachsene, streng wirkende Frau, die die Kämpfe mit vollster Aufmerksamkeit beobachtete. Ihr schien nicht die kleinste Bewegung zu entgehen, denn sie donnerte Befehle in unregelmäßigen Abständen heraus und dann zuckte immer eins der Kinder zusammen und antwortete ihr etwas. Ihre Stimmen gingen allerdings unter den Geräuschen des alltäglichen Geschäfts unter, die sich aus den Hammerschlägen der Zimmerer, dem Hacken der Holzfäller, dem Schnaufen der Arbeiter und dem Knarzen der Wagen zusammensetzte.
      Renera sah zu den Kindern hinüber, bis sie an ihnen vorbei waren.
      "Wenn wir bleiben dürfen, werde ich ihnen ein bisschen zusehen."
      Das war etwas, das ihr schon immer gefallen hatte: Unterrichten. Zu sehen, wie die Lehrlinge sich Bewegungen antrainierten und dabei versuchten, ihre Anordnungen gleich umzusetzen, war eine befriedigende Arbeit. Der Fortschritt, den sie dabei machten, war fast schon direkt zu sehen, wofür Khil der lebende Beweis war. Man konnte gleich erkennen, ob der Schüler etwas taugen würde oder nicht.
      Und außerdem frohlockte sie die Erinnerung an simplere Tage, als es nichts wichtigeres gab, als Wilks Anerkennung zu erhalten.
    • Der Frage Renera's, wie alt die Karte sei, konnte Aradan nur mit zuckenden Schultern beantworten. Er selbst hatte sie einem seriös wirkenden Händler abgekauft als die Truppe die erste Stadt erreicht hatte. Allem Anschein nach war die Karte wohl also doch nicht auf dem aller neusten Stand, wie der Händler es beim teuren verkauf behauptet hatte. Ganz klar würde er sich diesen Händler noch mal zur Brust nehmen wenn er ihn je wieder sehen würde.

      Renera's erstaunen über das Dorf konnte Aradan dann aber vollkommen nachvollziehen. Es hatte ihn doch tatsächlich erwischt. Er fühlte sich als wäre er wieder ein kleiner Junge. Der leichte Wind trug dann auch noch den Geruch von frisch gehacktem Holz zur Truppe. Eine Gänsehaut durchfuhr den wieder jünglichen Aradan. Eine ganz neue Art der Energie schien ihn zu durchfluten. Wo die eigentlichen Ruinen von Melora eher Schmerz und Trübsal auf kommen lies, lies dieser Moment all das gute auferleben dass sich in den Erinnerungen vergraben hatte. Er kam nicht umher Renera anzusehen und zu lächeln bis er die Diskussionen am Tor vernahm. Jarku und sein Bruder Kiliak waren bereits dabei zu fragen ob sie innerhalb der Palisaden übernachten durften, doch wurden sie selbstverständlich vorerst mit Argwohn betrachtet.
      Erst als sich Daikata dazu gesellte um seiner stattlichen Redekunst Gewicht zu verleihen, waren die Angelegenheiten schnell geklärt und es wurde der Truppe Einlass gewährt.
      Bis jedoch entschieden wurde ob sie nach ein paar Stunden wieder weiter ziehen müssen oder ob sie die Nacht hier bleiben durften, musste noch besprochen werden.

      Egal wie sich entschieden wurde, Aradan war glücklich. Jeder noch so kleinste Eindruck beflügelte ihn. Hart arbeitende Männer an der einen Ecke, beschäftigte Frauen an der anderen. Oder, wie Renera aufmerksam machte, trainierende Kinder. Ab diesen Moment wollte Aradan nicht mehr weiter laufen. Er lies die Truppe an den freien Platz weiter ziehen, an welchen die Wachen verwiesen hatten.
      Für einen Moment stand Aradan nur so da und sah den Kindern zu. Es war beinahe so als könnte er sich selbst mit all jenen Kindern aus seiner Zeit auf diesem Platz sehen. Ohne es zu bemerkten lief ihm eine Träne die Wange hinunter. Für diesen Augenblick wirkte die Welt wieder Sorgenfrei und simpel.
      Als er diese dann aber bemerkte, wischte er sie sich schnell weg und schloss sich wieder der Truppe an, wo Renera auch schon ihren Wunsch äußerte. Aradan grinste und hätte sie am liebsten an die Hand genommen um Renera mit sich zu ziehen, doch nickte er nur mit dem Kopf in Richtung der Kinder.
      "Warum warten. Die werden uns schon nicht raus werfen. Lass deine Waffen einfach hier"
      Aradan machte es ihr vor. Er legte sein Schwert und seinen Bogen ab und übergab diese der schon die Hände hin haltenden Chie. Für Renera stand dann auch schon im selben Moment Ruka mit erwartenden Händen dort.
      Aradan selbst legte sich noch seinen gelehrten Mantel ab und ging gelassen voran.
      Tatsächlich waren die beäugelnden Wachen deutlich gelassener als Aradan seine Waffen und den möglicherweise verbergenden Mantel ebenso ablegte.

      Ungeachtet dessen ob Renera ihm direkt folgte, stand er mit wenigen Metern Abstand hinter der befehlenden Frau und betrachtete das Training mit verschränkten Armen und friedlichem Lächeln. Erst als er bemerkte wie Renera neben ihm auftauchte, sprach er ruhig
      "Neu Melora."
      Dann legte sich ein beinahe frech entschlossenes lächeln auf sein Gesicht.
      "Eines Tages. Lass es uns gründen."
      Dabei hielt er Renera seine Faust entgegen
    • Anstatt weiterzugehen, um den Aufseher von ihrer Bleibe zu überzeugen, entschloss Aradan sich kurzerhand bei den Kindern zu bleiben, was Renera selbst nicht ablehnen konnte. Sie hätte keine Sekunde darüber nachgedacht die Gruppe alleine zu lassen, aber was sollten sie denn schon befürchten? Renera war jetzt nicht mehr in der Gesellschaft einer einzigen anderen Person, auf die sie ständig ein Auge werfen musste, sondern war gleich von einem Dutzend umgeben. Sie konnte sich die Freiheit erlauben, auch mal einen Alleingang zu unternehmen.
      Sie übergab Ruka strahlend ihre Waffen, sprang vom Wagen und schloss zu Aradan auf, ehe er die kleine Kuhle erreicht hatte.
      Khil sah ihr nach.
      Sie stellten sich beide hinter der Lehrerin auf und nahmen beide dieselbe Haltung ein, als ob es abgesprochen wäre. Nur Aradans Unterhaltung sorgte dafür, dass sie nicht wie der Schatten des jeweils anderen wirkten. Renera wandte sich ihm zu und musste schmunzeln.
      "Du willst ein Dorf gründen?"
      Sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch, schlug dann aber ein.
      "Wieso eigentlich nicht. Aber lass es uns besser machen. Neu-Melora mit neuen Verbesserungen. Den Teil mit der Vernichtung fand ich zum Beispiel nicht sehr prickelnd."
      Sie grinste fröhlich und wandte sich wieder den Kindern zu. Neu-Melora, der Gedanke fing an sie mehr zu begeistern, je weiter sie darüber nachdachte. Sie könnten eine Gemeinschaft gründen, die genauso darauf ausgelegt war Kreaturen zu vernichten wie Melora es gewesen war, aber dieses Mal würden sie nichts falsch machen. Kein diebischer General, der sie ihrer Schmiedekunst berauben will und auch keine Monsterhorde, die kräftig genug war ihre Pallisaden zu stürmen. Renera könnte Wilks Erbe aufrecht erhalten, sie könnte genau das tun, was die Frau vor ihr gerade tat und worin sie immer am meisten Erfolg gehabt hatte. Sie könnte sich niederlassen, an einem festen Ort mit einem eigenen Bett und vielleicht sogar einem eigenen Zimmer. Ihre erste Amtshandlung als Bürgermeisterin würde wahrscheinlich sein, dass alle Wohnhäuser so groß waren, dass mindestens zwei Familien darin leben konnten. Das wäre doch ein guter Ansatz, oder nicht?
      Ihr Blick wanderte an den Schülern entlang zu einem kleinen Jungen von vielleicht 8 Jahren, der gegen ein größeres Mädchen kämpfte. Sie hatten beide keine Wasserhaltung und auch keine Felshaltung, sondern verfielen in die standardmäßigen Kampf- und Verteidigungshaltungen, die auch in der Armee gelehrt wurden. Die Lehrerin musste wohl aus der Armee stammen - das war allerdings kaum erstaunlich, wenn man bedachte, dass Lytien von einer Handelsgilde gegründet worden war und die womöglich erstmal einen Lehrer anheuern mussten. Tatsächlich fiel Renera nach dieser Beobachtung auf, dass die Lehrerin sich wie ein Offizier benahm, dem die Rekruten zugeteilt worden war. Sie stand aufrecht mit unbewegter Miene, brüllte ihre Befehle in drei oder weniger Worten heraus und die Schüler, die angesprochen waren, antworteten stets mit einem ebenso lauten "Jawohl!", ehe sie sich darum bemühten ihrer Anweisung folge zu leisten. Es schien ein Training zu sein, das im Grundsatz auf Disziplin und erst danach auf Kampfkunst beruhte. Das war zwar keine unübliche Lehre und die Nachteile waren deutlich übersichtlich, aber Renera hatte es immer als äußerst ärgerlich empfunden, dass die eigene Moral davon abhing, ob der Vorgesetzte noch lebte oder nicht. Wenn das Banner in der Schlacht fiel, drohte meist die Panik auszubrechen, auch wenn man noch in der Überzahl war. Auf der anderen Seite war es die beste Möglichkeit, um in zuverlässiger Formation zu kämpfen.
      "Ich glaube, Wilk hat es besser gemacht als diese Frau. Sie ist so sehr auf die Lehren der Armee fixiert. Obwohl ich wahrscheinlich immer von meinem Lehrer behaupten würde, dass er der bessere sei."
      Sie wandte sich Aradan halb zu.
      "In Neu-Melora bestehe ich darauf, dass ich den Unterricht übernehme. Du kannst ja... hm... als Schmied arbeiten. Oh -", sie wandte sich ihm ganz zu, "Wie geht es deinen Eltern? Hast du zu ihnen Kontakt? ... Leben sie noch?"
    • "Irgendwann mal, ja."
      führte Aradan an. Nach den ergänzenden Worten von Renera lachte er dann doch etwas auf
      "Natürlich machen wir es besser. Unsere Reise wird uns noch zu so manchen Weggabelungen führen aber ich bin mir sicher dass wir das schaffen. Mit dem Kryss haben wir vermutlich jetzt schon mehr Wert auf der Karre als dieses Dorf in einem Jahr verdienen kann also... Wer weiß. Ganz unmöglich wird es sicher nicht.

      Er konnte sich schon so gut vorstellen wie ein Dorf genau an der Stelle errichtet wird wo einst Melora stand. Mit Mauern aus massivem Stein aus den Bergen, verstärkt durch Eisen und einem glücklichen Volk dass sich nicht nur gegen Monstern, sondern auch gegen Menschen zur wehr setzen kann. Er sponn seine Gedanken so weit, dass er schon vor sich sehen konnte wie das Dorf frei von jedem Einfluss der Machthaber des Landes war. Ein durch und durch eigenständiges Dorf.
      Natürlich wusste Aradan wie utopisch diese Vorstellung war, doch in diesem Moment erlaubte er sich zu träumen.
      "Hm? Wilk? Oh ja. Er war eigen aber wenigstens steckte in ihm etwas Menschlichkeit.."
      Als Renera von den Lehrmethoden der Armee sprach, nickte er nachvollziehend
      "Hm. Ich habe bisher nur in Büchern gelesen wie in der Armee üblicherweise verfahren wird. So habe ich es mir jedoch nicht vorgestellt. Das sind doch nur Kinder. Eine kleine Pause oder eine physische Lehre wären doch um einiges besser als ihnen alles nur Verbal entgegen zu brüllen. Aber ja. Ich werde ganz klar darauf bestehen dass du diesen Part übernehmen wirst. Du hast Khil beigebracht sich zu verteidigen. Einem Bücherwurm."
      er lächelte amüsiert
      "Wer einem Wurm beibringen kann ein Schwert zu führen, kann Kindern beibringen Berge zu versetzen."

      Zur Frage seiner Eltern atmete er ein mal tief durch und stemmte eine Hand an seiner Hüfte.
      "Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht. Diese Stadt ist für mich ein Loch ohne Boden. Ich kenne die Gassen, doch habe ich als Kind nie einen Weg gefunden auch nur in ihre Nähe zu kommen. Als würden die Bürger und der Adel in zwei vollkommen abgetrennten Welten leben. Komm den gewissen Räumlichkeiten auch nur zu nahe und sie haben per Gesetz das Recht dich in Ketten zu werfen. Aber ich habe ihnen Nachrichten zukommen lassen, anhand von Spenden für den Hofschmied. Alles was sie umsonst bekommen, wird ohne wenn und aber akzeptiert. Es wird zwar geprüft aber naja.. Solange es kein Gift ist und den Horizont der Wachen übersteigt, kommt dort alles durch. Es bleibt natürlich nur die Frage ob sie meine Botschaften auch verstanden haben. Die Erste, bevor ich zur See ging, war ein kleines Stück Eisenerz auf welchem ich ein Schiff eingeritzt habe. Das Gleiche tat ich als ich vor wenigen Monaten wieder kam. Ich habe dem Hofschmied eine Kiste geben lassen in welcher mehrere Eisenbarren waren. Auf der Unterseite der Truhe habe ich das Selbe Schiff geschnitzt, welches ich zuvor auf das Erz geritzt hatte. Wie ich meine Mutter in Erinnerung habe, wird sie diese Botschaft verstehen. Zumindest hoffe ich das."

      Ein Blick über die Schulter brachte die Information dass wohl der Verantwortliche dieses Dorfs grade auf dem Weg zur Truppe war. Er hatte noch zwei Wachen im Schlepptau, welche beide mit gezogenen Schwertern hinter diesem her liefen.
      "Sieh mal Renera. Gezogene Schwerter. Früher hätte mich so etwas beunruhigt aber ob du es glaubst oder nicht. Diese Reaktion hat Valterri schon auf so manche gehabt.
      Also dann. Zeit zu verhandeln."
      So schloss sich Aradan wieder der Truppe an und erwartete den Verantwortlichen ruhig und weiterhin unbewaffnet.
    • Tatsächlich war die Vorstellung eines eigenen Dorfes gar nicht mal so unmöglich, nachdem Aradan das Kryss ansprach. Würde er also tatsächlich in Betracht ziehen, dieses Vermögen einzutauschen, um sich mit Renera ein eigenes Melora aufzubauen? Damit sie beide endlich zu einem Frieden kamen, der ihnen bisher verwehrt gewesen war? Schließlich schien auch Aradan sich nicht im Osten niedergelassen zu haben, genauso wenig wie Renera in Ashkenia oder auf dem Weg dorthin. Zumindest konnte Aradan von sich behaupten, dass er eine richtige Heimat gehabt hatte, während Renera von einem zum nächsten Ort gewechselt war. Sie hatte nur drei Jahre in Melora gelebt, drei wertvolle Jahre zweifellos, aber das war wohl kaum genug, um es als ihre Herkunft zu betrachten. Da war ihr die Armee vertrauter. Aber desto berauschender war die Vorstellung davon, sich endlich irgendwo fest niederzulassen.
      Aber nicht jetzt. Nicht während ihrer unabgeschlossenen Studien, nicht während der Gefahr, die die Kreaturen noch immer auf die Umgebung ausübten und nicht, solange Khil nicht ausgebildet war. ... Nicht, solange sie sich vor Kopfgeldjägern fürchten musste.
      Sie plauderten über Lehrmethoden und schließlich auch über Aradans Eltern. Renera war sich nie darüber bewusst gewesen, wie gut sie es hatte, dass sie ihrer Mutter Briefe verfassen lassen konnte und diese jemanden dafür bezahlen lassen konnte, dass er sie ihr vorlas. Nie hätte sie sich vorgestellt, wie es wohl sein musste, in ständiger Unsicherheit darüber zu leben, wie es ihrer Mutter gehen mochte - aber genau das war es, was Aradan durchgemacht hatte. Er musste sich hilflos gegenüber dieser Einschränkung gefühlt haben mit keiner Aussicht auf eine Besserung. Noch nicht einmal jetzt wusste er, ob seine Eltern überhaupt noch lebten.
      Sie versicherte ihm, dass es den beiden am Königshof bestimmt gut ging, aber etwas anderes konnte sie dazu nicht sagen. Vielleicht könnten sie einen Besuch am Hof ja arrangieren. Jemand wie Khil konnte sich womöglich als Gelehrte ausgeben und Aradan als ihren Assistenten mitnehmen - aber das waren Gedanken, mit denen sie sich später befassen konnte. Vorerst sollten sie regeln, wo sie die Nacht verbringen würden.

      Der Aufseher war ein junger Mann - vielleicht Mitte 20 - mit sonnengebräunter Haut und einer dünnen Statur. Er hatte einen lässigen Gang drauf, als er auf sie zugeschlendert kam, aber seine Miene machte einen gegensätzlichen Eindruck. Er hatte eingefallene Wangen und ein spitz zulaufendes Kinn, seine Haare wirkten zerzaust und die Bartstoppeln verliehen ihm ein verruchtes Aussehen. Allerdings waren seine Augen hellwach und aufmerksam; Sie schienen alles in ihrer Umgebung in sich aufzusaugen, als könnten sie sich nicht davon satt sehen. Sie richteten sich auf Aradan, der sich vor ihm aufbaute, und schlängelten sich methodisch an seinem Körper herab, ehe sie zu Renera übergingen und dort dasselbe taten. Gleichzeitig schien sein Körper vollkommen entspannt, als er zum Stehen kam, das Gewicht auf ein Bein verlegte und sich leicht zur Seite neigte. Wäre dieser Blick nicht gewesen, in der eine tief verankerte Übung lag, die Jahre an Erfahrungen ihm auferlegt hatten, hätte man ihn für einen gewöhnlichen Holzfäller halten können. Die Arbeiterhose und das aufgeknöpfte Hemd ließen auch eher auf letzteres schließen.
      "Ihr seid auf der Durchreise?"
      Seine Stimme war samtig weich und hörte sich etwas desinteressiert an.
      "Wie viele seid ihr? Sind das alle?"
      Er blickte in die Runde und zählte, während er auf eine Antwort wartete.
      "Ich lass' hier niemanden umsonst übernachten. Häuser hab' ich dafür eh nicht, wenn ihr bleiben wollt, werdet ihr im Stall schlafen müssen. Jede Nacht kostet euch vier Stunden Arbeit, ihr könnt euch entscheiden zwischen Holz hacken, Unkraut jäten, Tiere verpflegen, Bretter leimen, Palisaden putzen, Straße kehren oder Latrinen säubern. Wenn ihr hier was kaufen wollt, müsst ihr tauschen, wir nehmen kein Gold."
      Er leierte seine Forderungen hinunter, bis ihn schließlich einer der Wachen mit einem Räuspern an etwas erinnern wollte.
      "Achja und eure Waffen werden bei den Wachen abgegeben. Hier drinnen braucht ihr keine, die Palisaden sind stark genug um Läufer abzuhalten."
      Daraufhin brummte Renera missmutig, sagte allerdings nichts. Meloras Palisaden waren auch stark genug gewesen um Läufer abzuhalten, zumindest bis ein Dutzend von ihnen hineingelaufen waren. Zumindest konnten sie wohl in Lytien bleiben.
    • Wie schnell doch die Stimmung kippen konnte. Kaum hatte der Aufseher seinen Mund geöffnet, wurde alles kompliziert. Aradan rieb sich beinahe etwas genervt die Stirn als er die Worte eines sich wichtig machenden Schnösels anhören musste. Allem voran hob er seinen Kopf an als hätte er sich vergewissern wollen sich nicht gerade verhört zu haben, als die Forderung folgte alle Waffen zu übergeben. Das sorgte nämlich in der Tat für ein gewaltiges Problem. Aber hoffte Aradan trotz allem dass mit diesem Mann eventuell eine Einigung gefunden werden könnte.
      "Ja wir sind auf der Durchreise und kommen von weit her."
      Um dies direkt zu beweisen, hielt Aradan dem Aufseher die alte Karte entgegen
      "Viele Jahre ist es her dass wir zuletzt in diesen Landen waren. Wir sind zum größten Teil gelehrte, die das Wissen der Welt verbreiten, an all jene die es erfahren wollen. König Tharyn ist derzeit unser nächster Auftraggeber. Er lud uns ein um über den fernen Osten zu berichten. Wie ihr sicher an unserer Tracht seht, kommen wir von weit her. Eben jenem Osten. Liurasch, um genau zu sein. Nach unserer Ankunft in diesem Land haben wir uns direkt einige Leibwächter gesucht und bezahlt um uns sicheres Geleit zu gewähren."
      Aradan wies mit seiner Hand auf alle in der Gruppe hin die keine für dieses Land exotische Kleidung trugen, darunter auch Renera, Khil und Valterri. Am meisten hoffte er aber darauf diesem abgehobenen Blick des Aufsehers richtig zu deuten. So zückte Aradan ein kleines geschmiedetes flaches Gefäß aus seiner Gürteltasche und hielt es dem Aufseher entgegen. Dann flüsterte er
      "Ihr wollt mir gar nicht glauben wie schwer es ist fähige Leute zu finden. Hiervon habe ich schon so einige Schlücke gebraucht. Nehmt nur."
      Dann sprach er wieder in normaler Lautstärke während er seinen Geldbeutel hervor zückte
      "Nun ich bin mir sicher dass hier jede Hand gebraucht wird. Doch finden wir sicher eine Ausnahme für diese beiden angeheuerten Weiber. Die eine ist für meinen persönlichen Schutz zugeteilt. Die andere verfasst meine Texte. Ich bin mir sicher König Tharyn wird euch ebenso entlohnen wenn er von mir erfährt wie ihr meinen Wünschen nach gekommen seid. Selbstverständlich werden die anderen meiner Truppe diesem Dorf aushelfen so gut sie können. Wir brauchen nicht einmal eine Unterkunft. Wir haben ein eigenes Lager dabei. Wir brauchen nur den Schutz eurer Palisaden. Haben wir einen Deal?"
      Aradan hatte während seiner Ansprache einen fürstlichen Goldbetrag in der Hand. Genug um ein weiteres Haus errichten zu lassen.