The Curse of Time {TobiMcCloud & Codren}

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    • Renera wickelte sich enger in die Decken und musterte den Mann aus zusammengekniffenen Augen. Sie hatte sich über Khils Vorschlag geärgert, aber nichts gesagt, allerdings verlief das Gespräch nun in eine unangenehme Richtung und so musste sie doch ihre Gedanken aussprechen, allein um ihr Gewissen zu beruhigen.
      "Alles weitere können wir auch jetzt entscheiden, solange er nicht mitbekommt, wie wir über sein Leben bestimmen. Du solltest dich schämen sowas überhaupt auszusprechen, Khil, und du bist auch nicht viel besser." Sie durchbohrte Jarku mit ihrem Blick. "Er hat ein ganzes, von den Kreaturen verfluchtes, gebrochenes Bein und er wird sich damit nicht nur nicht wegschleichen können, er wird sich auch sonst nicht bewegen, außer er hat irgendeine übermenschliche Fähigkeit, mit der er den Schmerz unterdrücken kann." Sie wandte ihren Blick anklagend auf Aradan. "Ihr könnt meinetwegen seine Hände fesseln, falls er irgendwas unüberlegtes versucht, aber niemand hier wird ihn umbringen, solange ich noch etwas dagegen sage. Ich nehme ihn unter meinen Schutz, damit das klar ist."
      Sie kniff die Augen zusammen und blickte einmal durch die Runde, um sich zu vergewissern, dass sie auch jeder gehört hatte.
      "Wir werden ihn ausfragen und dann werden wir ihn im nächsten Dorf absetzen. Oder, um es anders auszudrücken, ich werde ihn im nächsten Dorf absetzen und ihr könnt mir gerne sagen, wenn euch das gegen den Strich geht."
      Khil rekelte sich neben ihr.
      "Hm. Das halte ich für eine schlechte Idee. Was, wenn er sich mit seinen Vorgesetzten in Verbindung setzt und ihnen Aradans Position nennt? Oder andere Informationen überbringt - dass Aradan Begleitung hat, zum Beispiel?"
      "Und wie, im Namen aller Kreaturen, soll er das machen? Soll er etwa dem nächsten Bauern sein Leid erzählen mit der Hoffnung, dass er es wiederum dem nächsten Bauern erzählt, der diese Gruppierung kennt?"
      "Es könnte andere wie ihn geben. Verbindungsmänner. Oder er kann schreiben und schickt eine Brieftaube los."
      "Eine Brieftaube, die es sich in seiner Jacke bequem gemacht hat, oder welche soll er losschicken? Und wenn es andere wie ihn gibt, dann muss es auch andere geben, die Aradan in diesem Moment beobachten, denn wenn nicht, ist er der einzige, der weiß, wo Aradan sich genau aufhält. Ich gehe ja mal davon aus, dass ihr nicht in der ganzen Welt herumerzählt habt, dass ihr in Richtung Melora unterwegs seid?"
      Sie sah Aradan fragend an und neben ihr rieb Khil sich das Kinn.
      "Dann ist er keine Gefahr für uns, solange er bei uns ist und wir ihn nicht aus den Augen lassen."
      "Und es ist nicht schwierig ihn nicht aus den Augen zu lassen, weil er sich sowieso nicht bewegen wird. Und wenn doch wird er sicherlich langsamer als mein Esel sein."
      Sie seufzte bei dem Gefühl, wenigstens etwas an diesem Tag erreicht zu haben, und sei es auch nur das Leben eines Einzelnen gerettet zu haben, nachdem zwei andere dafür gestorben waren. Aber schließlich hatte alles seinen Preis. Sie konnte nicht jeden schützen, aber zumindest die, die bewusstlos auf dem Boden lagen und ein gebrochenes Bein hatten.
      "Hat jemand etwas dagegen, wenn Khil uns Tee macht?"
      Khil hob die Hand.
      "Ach, spinn dich doch aus. Das gehört zur Ausbildung."
      "Stimmt gar nicht." Sie deutete auf Aradan. "Ich wette er musste während seiner Ausbildung keinen Tee kochen."
    • Die Gruppe von Aradan bestand ganz klar aus frei denkenden Personen die jederzeit sagen konnten was sie auf dem Herzen hatten, doch als Renera einen Ton anschlug als würde sie sich allen und jedem widersetzen, blickten alle zu ihr. Erst wollte Jarku etwas dazu sagen, doch hatte er zu dem Thema schon seine Meinung geäußert und langsam aber sicher fand er sich damit ab dass er ständig von dieser Frau angegiftet wurde ohne etwas getan zu haben. Also blieb er mit verschränkten Armen dort stehen und sah zu Valterri auf, welcher seine Arbeit mit Daikata hinter sich gebracht hatte und eine Hand an seiner Hüfte stemmte während er dem Ausbruch von Renera horchte.
      "Kennst du diese Person?"
      Fragte er nach allem ruhig als könnte das erklären warum Renera sich so für den Mann einsetzte.
      Noch im selben Moment wandte sich Aradan wortlos von der Gruppe ab, schien über die Situation nicht grade erfreut zu sein und ging in sein Zelt um sich seine Montur wieder komplett anzuziehen, samt seinem Schwert.
    • "Nein", antwortete Renera Valterri, dem gegenüber sie einen ruhigeren Tonfall anschlug, der dem des Hünen entsprach. "Aber Aradan hat ihm nicht das Bein gebrochen, um ihn dann doch noch zu töten. Dann hätte er es lieber gleich tun sollen."
      Aradan selbst schien derweil genug von dem Thema zu haben und er stapfte wortlos davon. Renera bemühte sich darum, ihm nicht nachzusehen.
    • "Kümmern sich Isnijaner um alle Feinde?"
      Es war als würde Valterri tatsächlich verstehen wollen warum Renera sich so gegen alle stellte, nicht um ihr einen Vorwurf zu machen.
      "In meinem Land. Wenn Leute plündern. Oder anderem Grund. Wenn sie einen von unserem Dorf angreifen, verteidigen wir uns. Wir schlagen den Angriff nieder, wir versorgen diese Menschen nicht. Kommen sie freundlich, geben wir ihnen Unterkunft und Essen. Warum also gegen diese Familie stellen? Der Mann könnte ein Krimineller sein. Vielleicht ebenso ein Plünderer. Vielleicht schon Frauen und Kinder ermordet. In jedem Fall in tödlicher Absicht auf euch zu gegangen. Warum also helfen?"
      Nach Renera's nächstem Satz sprach nun aber Daikata, welcher von dieser Situation tatsächlich leicht genervt zu wirken schien.
      "Worum es hier geht ist ganz klar. Renera hat ein Problem damit Menschen zu verletzen, das ist ziemlich offensichtlich. Und Renera. Du weißt warum Aradan das getan hat. Es hat rein gar nichts damit zu tun ob er ihn am Ende leben lassen will oder nicht. Es war die reine Informationsbeschaffung. Wäre der Kerl dort kooperativ gewesen, hätte Aradan ganz sicher nichts getan als zu reden. So etwas tut er nur wenn es keinen schnellen alternativen Weg gibt. Wir leben in einer Welt die ganz einfach auch hässliche Seiten hat. Das wirst du ziemlich gut am eigenen Leib erfahren haben, da du in der Armee warst. Und was genau diesen Kerl angeht, würde ich dir raten ein bisschen klarer zu denken. Wie Valterri schon sagt. Der könnte bereits so viel Übel verbreitet haben. Natürlich können wir das nicht mit Gewissheit sagen aber genau aus diesem Grund haben wir uns entschieden ihn erst auszufragen und dann zu entscheiden was wir tun. Ich wage mal stark zu bezweifeln dass du der selben Meinung bleibst wie eben, als du gegen jede freie Meinung gewettert hast, wenn du erfährst dass dieser Mann ein wandelnder, vergewaltigender Meuchelmörder ist oder? Würdest du so einen noch immer schützen und ins nächste Dorf bringen?"
      Daikata seufzte leicht und rieb sich die Stirn
      "Hör zu. Wir hatten so einen Fall schon mehrere male. Wir waren Naiv als wir an eurem Land ansetzten. Wir vertrauten den Leuten die nett wirkten. Erst vor etwa 3 Monaten das letzte mal. Da hat sich Aradan für jemanden eingesetzt der behauptet hat, dass sein Dorf von einem Trupp von Banditen überfallen wurde und seine ganze Familie hingerichtet wurde. Wir boten ihm Schutz und verpflegten seine Wunden. Wir hielten ihn für keine Bedrohung da auch er starke Schnittverletzungen am Bein hatte. Doch du würdest dich wundern was ein verrückter Mensch bei Nacht alles tun kann. Dieser Mann gehörte selbst zu dem von ihm behaupteten Angriff von Banditen. Er lenkte uns nur ab damit wir nicht zeitig im Dorf ankamen um helfen zu können. Hätten wir uns nicht um ihn gekümmert, hätten wir das ganze Dorf retten können. Und es kam noch schlimmer. Unsere Ärztin hatte in der Nacht bemerkt wie dieser Mann unsere Vorräte prüfte, sprach ihn drauf an und naja.. Ich denke du hast hier noch keine Ärztin gesehen oder? Er stach unzählige Male mit einem verborgenem Dolch auf sie ein. Wir konnten nichts mehr für sie tun. Aradan gibt sich bis heute die Schuld an dem Vorfall."
    • Valterri schien ernsthaft interessiert zu sein, als er seine Bedenken äußerte. Es war ein ganz grundlegendes moralisches Problem, dem selbst Renera nicht gewachsen war, aber das hielt sie nicht davon ab, ihre Meinung kundzutun.
      "Er ist kein Feind, er ist vielleicht feindlich gesinnt. Er hat uns beobachtet, aber angegriffen hat er uns nicht. Bedroht, vielleicht, aber er war schon verletzt, als wir zu ihm kamen und ich denke wir wissen alle, dass wir in unserer Panik nicht ordentlich denken können."
      Daikata fuhr fort und anschließend hob Renera abwehrend die Hände, was unter den Decken so aussah, als würde sie sie wie einen Umhang aufstülpen.
      "Na schön. Wir entscheiden, nachdem er uns gesagt hat was er weiß. Aber denkst du etwa, er wird uns fröhlich davon erzählen, was er in seinem Leben schon alles schlimmes verbrochen hat? Oder wirst du es als Beweis sehen, dass er aufwacht und anfängt gewalttätig zu werden? Schließlich wacht er in einem unbekannten Lager, umgeben von unbekannten Gesichtern auf, ohne die Möglichkeit zu fliehen oder sich überhaupt zu bewegen. Ich würde sicherlich gewalttätig werden und nach deiner Logik müsstet ihr mich in so einem Fall auch umbringen, denn ich habe in meinem Leben bestimmt schon Hunderte getötet. Und davon waren nicht alle feindliche Soldaten."
      Sie hörte Daikata zu, ohne ihn zu unterbrechen und zog dabei die Stirn in Falten. Natürlich kam der Drang der Männer, sich von der Gefahr des Bewusstlosen zu erlösen, nicht aus dem Nirgendwo und Aradan hatte sicherlich mehr schlechtes in seinem Leben erfahren, als er ihr mitgeteilt hatte. Sie war ja selbst nicht der Überzeugung, dass es richtig war diesen Mann bei ihnen zu lassen, aber - bei allen Kreaturen - es waren heute schon zwei Männer gestorben und auch wenn sie wenig Gnade für Renera selbst gezeigt hätten, würde sie ihr bestes geben, um den Tod eines dritten zu ersparen. Allein um ihres Gewissens wegen.
      "Das tut mir leid zu hören. Eure Ärztin hat sicherlich nicht den Tod verdient, genauso wenig wie das Dorf. Im Nachhinein ist es einfach zu sagen, man hätte es wissen müssen oder man hätte es durchschauen können, aber als ihr ihn gefunden habt, hättet ihr sicher nicht erkennen können, dass er ein Mitglied der Banditen war. Ihr habt ihn nur für einen verletzten, hilfesuchenden Dörfler gehalten und obwohl es sich als katastrophaler Fehler herausgestellt hat, war es doch die einzig richtige Entscheidung, die ihr damals treffen konntet. Werdet ihr deswegen für den Rest eures Lebens jedem Verletzten gegenüber misstrauisch sein, weil er eure Hilfe missbrauchen könnte? Oder seid ihr nur ihm gegenüber misstrauisch, weil er kämpfen kann und behauptet hat, zu einer Gruppe zu gehören, die Aradan verfolgt? Ich würde mir lieber Sorgen um seine Vorgesetzten machen, die ihm den Auftrag schließlich gegeben haben. Sie werden diejenigen sein, die jemand anderen schicken werden, um ihre Befehle auszuführen. Aber - schließlich werden wir das erfahren, wenn er aufwacht, nicht wahr? Und dann können wir immer noch entscheiden, ob er zu den Banditen oder zu den Dörflern gehört."
      Sie hielt Daikatas Blick stand, ehe sie doch nachgab und ins Feuer sah. Es gefiel ihr nicht, dass es so offensichtlich war, dass sie niemanden verletzen konnte, denn beim letzten Mal, als es jemand herausgefunden hatte, war alles nur noch schlimmer geworden. Vielleicht musste sie in Zukunft gröber werden oder sie musste sich mehr darum bemühen, nicht zu viel über das Schicksal anderer nachzudenken. Aber es war so schwierig es nicht zu tun! Und - bei allen verfluchten Göttern! Sie wollte diesen Mann nicht sterben sehen! Er hätte die letzten Stunden seines Lebens in Qual und Angst verbracht und das würde sie noch nicht einmal ihrem Feind wünschen.
      "Es gibt zu viel Gewalt zwischen den Menschen, wo die Bedrohung doch die Kreaturen sind, gegen die wir uns verbünden müssten. Es gab mal, nach dem Auftauchen der ersten Wesen, eine Zeit, in der weltweit kein Krieg herrschte, weil jeder von dieser neuen Bedrohung überrannt wurde. Sicherlich war es eine dunkle Zeit, aber man hätte doch daraus lernen können. Heutzutage fallen sich alle gegenseitig an, als wäre das der einzige Ausweg. Sie kämpfen nicht nur gegen ihre selbsternannten Feinde, sie kämpfen auch gegen die eigenen Leute, mit den Kreaturen im Rücken, als wären es ein und dieselben. Als ich in die Armee ging, dachte ich, ich würde mein Land schützen, aber stattdessen ist mein Herzog gegen einen anderen Herzog in den Krieg gezogen. Sie kämpften um das Recht einer Erzader, die auf der Grenze lag und damit beiden gleich gehörte. Ich zog gegen Isnijer in den Krieg, die genauso aussahen wie ich und nur unter einem anderen Banner kämpften. In der einen Schlacht kämpft man gegeneinander, in der nächsten Seite an Seite, wenn sich die Mächtigen dazu entscheiden, sich gegen einen dritten zu verbünden, um ihm seine Ländereien wegzunehmen. So ein Wahnsinn muss aufhören und er ist die beste Möglichkeit, damit anzufangen."
      Sie sah auf den bewusstlosen hinab.
    • Zwei Welten trafen aufeinander. Aradan uns seine Truppe waren gewiss keine Übeltäter die über einen Menschen richten würden ohne diese zu kennen, doch waren sie ganz sicher auch keine Engel, die in jedem Menschen das gute sahen. So konnte Daikata in der kleinen Diskussion auch nichts weiter hinzufügen ohne einen Streit oder gar eine Gruppentrennung zu riskieren. Renera hatte wohl ganz eindeutig andere Vorstellungen... oder gar Wünsche, in dieser Welt. Wie die Dinge jetzt standen, wären sie niemals auf einen gleichen Nenner gekommen. Zumal hatte sich Aradan schon entfernt. Das war für seine Nächsten schon ein klares Zeichen dafür, dass er seine Emotionen schonen wollte. In seiner Position war es nie leicht solch ein riskantes Thema einzugehen ohne befürchten zu müssen dass sich diese Wesen in ihm seiner ausnutzen zu wollen.
      Nur Valterri brach die angespannte Stille nach Renera's letzten Worten und ihre Ansichten, welche zum Teil nachvollzogen werden konnten, dann aber auch gerne in seinen Augen von Wunschträumen geprägt war.
      "Wir können an vergangenen Zeiten denken. Wir dürfen sie aber nicht unsere Zukunft lenken lassen."
      Sein ermatteter Blick fixierte Renera
      "Es gab eine Zeit."
      Stellte er bedeutend in den Raum
      "Es gab eine Zeit in der Menschen ein großes Ziel hatten. Monster. Es gab eine Zeit vor Monstern. Da herrschten Kriege gegen Menschen. Es wird eine Zeit geben, in welcher Frieden dominiert. Es gab eine Zeit für viele Dinge. Doch heute leben wir in einer Zeit, in welcher es wieder zwei Feine gibt. Monster sind leicht zu erkennen. Menschen sind schlimmer. Vertraue ihnen blind und sie können mehr Schaden anrichten als ausgewachsene Wanderer. Ein Wanderer reißt Menschen in zwei Teile. Reißt Gebäude nieder wie Füße das Gras. Aber Menschen legen unsichtbares Feuer. Spinnen Netze größer als Spinnenmütter. Versklaven ihresgleichen für Ruhm und Macht."
      Dann trennte sich sein Blick zu Renera, da er nun begann seine Axt mit einem Stein zu schärfen.
      "Aber es gibt auch andere. Es gibt gute Menschen. Selten. Aber wenn erst mal gefunden, lass sie nicht gehen. Familie bedeutet in meiner Kultur nicht nur Blutsverwandschaft. Es bedeutet Vertraue, Schutz und Ehrlichkeit. Wenn du Menschen kennst denen du bedingungslos trauen kannst, ist es möglich das Leben für diese zu geben und dennoch in frieden zu sterben."
      Ein paar funken sprühende Bewegungen später, blickte Valterri zum Zelt von Aradan.
      "Dieser Mann erfüllt meine Suche. Ich folge ihm und beschütze. Sorge so gut wie ich kann ihm zu helfen. Allein wird er sterben. Mit Familie wird sich die Welt ändern. Für alle von uns."
    • Valterri war kein Mann vieler Worte, aber womöglich war es genau das, was seiner Aussage so viel Gewicht verlieh. Renera war sich nicht sicher, ob er ihr zustimmte oder ihr etwas anderes sagen wollte, aber sie spürte doch die Bedeutung, die er hatte vermitteln wollen. Khil hatte es sicherlich verstanden, ihr Blick war bereits ins Leere geglitten und sie kaute auf ihrer Lippe herum, während sie zweifellos ihr Gehirn nach ähnlichen Aussagen durchforstete und die Verfasser dieser Aussagen miteinander verglich. Sie würde erstmal nicht ansprechbar sein, oder sie würde auf ein Ergebnis kommen und nicht mehr aufhören zu reden - das waren leider die beiden Extreme dieses Zustands. Renera seufzte. Sie ließ Valterris Worte in der Luft hängen, denn sie hätte sicher nichts sagen können, was sie nicht vernichtet hätte. Und das wollte sie nicht. Es waren schöne Worte gewesen und sie nahm sich diesen friedlichen Moment, um über sie nachzudenken.

      Der Regen wurde stärker, aber dann flaute er auch wieder ab. Niemand war groß erpicht darauf einer Arbeit nachzugehen, die außerhalb der schützenden Plane vorgenommen werden musste und so drängten sich alle um das Feuer. Es waren zwei Stunden vergangen, seit sie zurückgekehrt waren und Renera hatte angefangen den Schaden an ihrer Lederrüstung zu begutachten und sich um dessen Beseitigung zu kümmern. Khil erfüllte pflichtbewusst ihre Aufgabe die Waffen zu pflegen, aber sie tat es mit einer gewissen Gleichgültigkeit, so als hätte sie, trotz Reneras Lehren, noch immer nicht begriffen, weshalb eine saubere Klinge dennoch gereinigt werden musste. Sie hätte ihr gerne eine weitere Lektion erteilt, aber der herabhängende Kopf und die schlaffen Schultern teilten ihr mit, dass Khil nicht in der Verfassung war, um ihr die richtige Aufmerksamkeit zu schenken. Wahrscheinlich war sie gelangweilt; Khil war schnell gelangweilt, wenn sie nichts hatte, worüber sie nachdenken konnte.

      Nach diesen zwei Stunden regte sich der Mann am Boden. Erst war es nur das Zucken seiner Hand, was gut von seinem Schlaf kommen konnte, aber dann flatterten seine Augenlider und er begann zu stöhnen. Renera war sofort alarmiert, aber sie hielt sich zurück und überließ der anderen Truppe den Vortritt. Schließlich wollte sie über den vorherigen Vorfall keinen Streit entfachen lassen.
      Der Mann wandte den Kopf zur Seite und blinzelte träge. Sein Blick war noch trüb, aber er hellte sich mit jeder verstreichenden Sekunde mehr auf und schließlich riss er die Augen weit auf, richtete sich halb auf, verkniff die Miene vor Schmerzen und griff an seinen nun leeren Gürtel. Bei der Erkenntnis, dass er keine Waffen mehr besaß, stieß er einen Fluch in einer östlichen Sprache aus, die Renera nicht verstand.
      "Wo habt ihr meine Waffen versteckt ihr flachgesichtigen Kinder einer bärtigen Frau!"
    • Die Zeit verflog mit dem stärker werdenden Regen, welcher dafür sorgte, dass die Zwillinge sich längst im Zelt verzogen hatten, samt den übrig verhüllten Personen. Nur Jarku, Valterri und Daikata verblieben mit Khil und Renera am Feuer bis dann tatsächlich irgendwann der verletzte Mann wieder unter den Lebenden war. Alle drei stellten sich mit verschränkten Armen um diese Person auf und wunderten sich alle darüber dass er eine fremde Sprache in seiner offensichtlichen Verwunderung nutzte. In Jarku's Fall, wunderte er sich eher dass der Mann aus dem Osten zu kommen schien, denn verstand er seine Sprache nur zu gut, was ihm mehr oder weniger eine überraschte Mine auflegte, wenn man die gewählten Worte bedachte. So Sprach Jarku in der selben Sprache zurück.
      "Vertrau mir wenn ich dir sage dass Waffen dich nicht aus deiner Lage retten können. Und wir haben sie nicht versteckt. Sie liegen im Zelt dort drüben, vor dem Regen geschützt."
      Valterri und Daikata sahen Jarku fragend an, welcher dann erklärte
      "Nichts wildes. Er wollte wissen wo seine Worte sind und hat es mit Flüchen geschmückt.
      Daraufhin kniete sich Daikata hinunter und hielt zwei Phiolen hoch.
      "Gut okay. Du kennst uns nicht. Hast keinen Grund uns zu trauen, doch hat dich unser Anführer nicht nur verletzt, sondern auch seinen Schwur gehalten dich am leben zu halten und deine Wunden zu versorgen. Doch hast du auch ein paar beunruhigende Worte geäußert denen wir nur zu gerne auf den Grund gehen würden. Du hast also die Wahl. Willst du das grüne Serum?"
      Er schüttelte es kurz
      "Oder willst du das Blaue?"
      Dieses schüttelte er etwas langsamer
      "Eins davon lässt deinen Kreislauf schneller werden. Du wirst deine Wunden deutlich stärker spüren, wirst vermutlich nahe der Ohnmacht kommen aber.. Das werden wir mit anderen Substanzen zu verhindern wissen. Kurzum... Es wird ne lange schmerzvolle Nacht. Das Andere ist gespickt mit Betäubungsmitteln für Schmerzen. Du wirst dich fühlen als wärst du in deinem weichen Bett, würdest durch die Lüfte fliegen und an nichts denken als das Gute in dieser Welt... Während du vermutlich nur da sitzen wirst und uns den Boden voll sabberst."
      Dann schloss Daikata seine Hände um beide Seren
      "ODER.. Du bist kooperativ, musst keine Wahl treffen, erzählst uns alles was du weißt und kommst vielleicht mit den paar Verletzungen die du schon hast davon."
    • Der Mann zuckte zusammen, als habe Jarku ihm gerade eine Ohrfeige verpasst und richtete seinen entsetzten Blick auf den Rothaarigen. Die Tatsache, dass er einem seiner Landsleute gegenüber stand, war wohl erschreckender als seine restliche Lage, denn er starrte Jarku in Grund und Boden. Dabei schien er fast Daikata zu übersehen, obwohl er sich vor ihn kniete, aber schließlich wandte er sich ihm doch widerstrebend zu. Sein Blick wanderte zwischen Daikata und den beiden Seren umher, aber er dachte nicht lange über das Angebot nach.
      "Ich habe dem Lichtgesegneten schon gesagt, was ich weiß", knurrte er, wobei er wieder in seine langsame Sprachweise verfiel. Man hätte meinen können, dass er seine Worte mit Bedacht wählte, doch mittlerweile war offensichtlich, dass er seinen Akzent zu verbergen versuchte. Es gelang auch recht gut, er hörte sich fast wie ein richtiger Isnijan an.
      "Er wird beobachtet von Magiern, die ihn rekrutieren wollen. Sie haben ihn beobachtet, damals in Liurasch, und haben sein Licht gesehen. Halten ihn für fähig. Ich soll es ihnen erzählen, wenn er wieder seine Magie entfesselt. Soll berichten, wie er sich verhält."
      Er kniff die Augen zusammen und betrachtete Daikata feindselig, dann zuckte sein Blick auch in Richtung Jarku. Anscheinend schien er abwägen zu wollen, ob Daikata auch seine Sprache beherrschte.
    • Daikata schnippste mit den den fingern und stand auf.
      "Na also. Da haben wir doch schon eine neue Information. Du weißt also nicht nur von diesen Leuten, du bist viel mehr deren Informant."
      Dann wandte er sich Renera zu und warf ihr einen fragenden Blick zu, als wäre es nun ziemlich offensichtlich dass sie ihn nicht gehen lassen konnten.

      Als sich noch alle auf den Mann konzentriert hatten, hatte sich Aradan schon wieder unbemerkt im Hintergrund der Truppe angeschlossen und schritt nun mehr in den Mittelpunkt um genau vor dem Mann zu stehen.
      Sein Blick zeigte wie ernst er die Situation nahm und dass er ganz und gar nicht für Späßchen zu haben war.
      "Magier sagst du. Interessant. Es soll also ganze 7 Menschen geben die im Schatten leben, magische Fähigkeiten besitzen, mich seit langer Zeit verfolgen und plötzlich entscheiden einen außenstehenden all diese Informationen zu geben und mich auf gut Glück zu verfolgen."
      Aradan hockte sich hin und sah das Bein des Mannes an, welches stark verbunden und gestützt auf dem Boden lag. Dann fing er an mit seinem Finger spielerisch auf dem Verband her zu gleiten und in der östlichen Sprache zu sprechen.
      "Irgendwas stimmt an dieser Geschichte nicht. Erzähl mir wie du in das ganze hinein geraten bist und warum diese Magier dir diese wichtige Aufgabe anvertrauen."
    • Als Aradan aus dem Nichts auftauchte, wandte sich der Mann ihm ruckartig zu und in seiner Miene änderte sich etwas. Wenn er Daikata noch hasserfüllt angestarrt und Jarku mit einer Mischung aus Entsetzen und Hass angesehen hatte, stahl sich beim Anblick von Aradan ein neuer Ausdruck in sein Gesicht. Er wirkte noch immer feindselig, hatte die Stirn in Falten geworfen und die Augen zusammengekniffen, aber etwas anderes lag auch hinter diesem Blick, mit dem er Aradan bedacht. Es wirkte wie Neugier und Interesse, oder es war Angst.
      Er versuchte vor Aradan wegzukriechen, indem er sich weiter aufrichtete, aber dann ließ er es doch wieder bleiben. Der Ausdruck in seinem Gesicht schwand wieder und er funkelte Aradan böse an.
      "Ich dachte Isnijer sprechen keine andere Sprachen", knurrte er, dann huschte sein Blick allerdings auf sein Bein und er regte sich unruhig. "Ich habe keine wichtige Aufgabe anvertraut bekommen, ich habe seit der Grenze übernommen. Mein Gebiet beschränkt sich auf den östlichen Teil von Isnijan und wenn ihr weiter in Richtung Ufer zieht, wird ein anderer diese Aufgabe übernehmen. Ich bekomme meine Aufträge von den Vermittlern und deswegen weiß ich von den Magiern nur, was man sich so erzählt. Und jetzt bist du eingeweiht, also sitzen wir im selben Boot, Lichtgesegneter. Bring mich um und niemand wird dir sagen können, wenn sie jemanden schicken, um dich zu vernichten."
      Seine Augen funkelten erneut, aber sein Blick huschte dennoch zu Aradans Hand auf seinem Bein. Er schien selbstsicher zu sein, sich in eine verhandlungssichere Position manövriert zu haben, aber seine körperliche Verfassung schüchterte ihn doch wieder ein.
    • Einen Moment lang verblieb Aradan in seiner Pose, sah dem Mann mit stechendem Blick an als würde er noch überlegen wie dessen Schicksal aussehen wird.
      "Weißt du. Jeder Satz von dir fängt damit an dass du keine Informationen mehr hast, doch dann kommt immer etwas neues dazu. Nun weiß ich dass es mehrere Grenzposten gibt und wie weit sie sich erstrecken."
      Dann sah er wieder dessen bein an und klopfte zwei mal leicht mit seinem Fingerknöchel dagegen ehe er aufstand und sich der Gruppe zuwandte.
      "Gut. Er ist einer von vielen Spionen die scheinbar Länder weit agieren. Er hier ist für Isnijan verantwortlich und scheinbar will mich eine Magier Truppe tot sehen. Ich denke wir wissen was das bedeutet. Wir können den Mann nicht einfach so ziehen lassen."
      Jarku, Daikata und Valterri nickten zustimmend. Doch war das noch keine einstimmige Entscheidung. Die zwei neusten Mitglieder hatten noch nicht abgestimmt. So sah Aradan zu Renera und Khil.
      "Was sagt ihr zu dieser Situation?"
      Dass Aradan längst eine Möglichkeit hatte, welche Renera wohl am meisten gefallen würde, sagte er ihr nicht. Er hielt es vorerst für angebracht neutrale Meinungen zu hören.
    • Der Mann zuckte bei der Berührung zusammen, sagte aber nichts mehr. Anscheinend schien er zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass es doch besser war, nicht zu viel zu verraten, wenn er nicht direkt danach gefragt wurde.
      Khil schien dabei ganz begeistert. Sie hatte sich unlängst von dem Anblick der Seren losgerissen und schien bei der Aussicht auf ein weiteres Mysterium, das es zu erforschen gab, ganz hingerissen zu sein.
      "Wir haben einen Gefangenen! Sowas hatte ich noch nie. Das ist fast wie ein Sklave."
      Renera warf ihr einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts und seufzte, als sie sich zu ihr wandten.
      "Es ist tatsächlich zu gefährlich ihn gehen zu lassen, besonders nachdem er Bericht erstattet. Er bleibt, aber nur, solange ihm niemand noch mehr Gelenke bricht und nur, wenn ihr mit ihm auf Isnijan redet. Es macht mich nervös, wenn ich euch nicht verstehen kann."
      Sie blickte auf den Mann hinab.
      "Wie heißt du?"
      Er sah zu ihr hinüber und ließ sich Zeit mit seiner Antwort, ehe er schließlich sagte:
      "Reshli."
      Der Name stammte aus dem Osten und hatte die Bedeutung "Ausgestoßener".
    • Alle Anwesenden nickten in stiller Zustimmung. So war es beschlossene Sache.
      "Gut. Dann werden wir ihn vorerst mitnehmen. Aber wir müssen ihn unter permanenter Beobachtung halten. Bestenfalls sollten immer zwei Personen ein Auge auf ihn haben. Wir wissen nichts über ihn. Er könnte uns noch vieles verheimlichen. Wer weiß, vielleicht beherrscht er ja selbst Magie. Ich will jedes Risiko ausschließen. Keiner von uns wird ein unnötiges Risiko eingehen."
      Dann sah er Khil an
      "Das gilt besonders für dich Khil. Der Drang nach Wissen ist etwas gutes, doch kann dich eine zu große Neugier auch in unnötige Gefahr bringen. In einer Gruppe wie unserer, würde es bedeuten dass du nicht nur dich, sondern alle in Gefahr bringst. Ich bitte dich also vorsichtig zu sein. Okay?"

      Jarku und Daikata kümmerten sich derweilen schon darum dem Mann der sich als Reshli vorstellte, die Handgelenke vor sich zu verbinden.
      Kurz darauf ging Aradan zu Renera und blickte sie noch immer konzentriert und ernst an.
      "Dürfte ich dich kurz unter vier Augen sprechen?"
      Es war eine rhetorische Frage. Er wartete nicht auf eine Antwort und ging schon los. Der starke Regen störte ihn nach wie vor nicht. In diesem Fall war es sogar sehr von Vorteil. Mehrere Meter von seinem Zelt entfernt blieb er abrupt mitten auf einem durchnässt, matschigen Boden stehen. Plötzlich riss er seinen ganzen Körper um 180° zu Renera um und nutze die dabei entstehende Wucht um ihr einen nicht gebremsten Schlag in Richtung ihres Brustbeins zukommen zu lassen.
      Renera hatte es sich gewünscht und er hielt sein Wort. Das Training begann.
    • Reshli zeigte sich als ausnahmslos kooperativ, wenngleich seine Augen noch immer den puren Hass versprühten, während er sich die Hände verbinden ließ. Dabei starrte er vor allem Jarku giftig an und schien so, als würde er noch etwas sagen wollen. Wahrscheinlich wollte er den Mann in seiner Heimatsprache verfluchen, musste sich nun aber zurückhalten, nachdem er wusste, dass er ihn verstehen konnte.
      Khil versprach Aradan hoch und heilig, dass sie nichts dummes anstellen würde und ihren Wissendrang zügeln konnte. Nur zwei Sekunden später, als Aradan weitergegangen war, tauchte sie neben Daikata auf und tat so, als würde sie die Fesseln von Reshli begutachten, bevor Daikata sich aufrichtete und sie gleich mit.
      "Daikata?", fragte sie ganz sanft. "Willst du mir erzählen, was in deinen Seren drin ist? Nur eine einzige Zutat? Oder, nein, woher die Farbe kommt? Oder, nein, was du als Emulgator verwendest? Nur einen einzigen?"
      Dann machte sie ihm den Hundeblick, den sie am Vortag schon bei Jarku versucht hatte - diese gerissene Schlange hatte sich von ihrem berühmten Blick einfach losgerissen - und präsentierte ihn Daikata. Ihre Augen wurden dabei riesig, ihr Mund ganz schmal und ihr Kinn bebte ganz leicht.
      "Biiiiiitte?"

      Renera blickte dabei zu Aradan auf, der sich ihr näherte.
      "Sicher."
      Sie streifte sich die Decke von den Schultern und folgte ihm zurück in den Regen, der mittlerweile wieder stärker geworden war. Was hätte sie nicht alles für einen Pelzmantel gegeben, aber sowas war teuer - und lang würden sie hoffentlich eh nicht draußen bleiben.
      Sie hatten sich ein paar Meter von den anderen entfernt, als Aradan plötzlich zu ihr herumwirbelte. Seine so abgehackte Bewegung kam so überraschend, dass Renera kaum die Ursache verstand, noch richtig darauf reagieren konnte, als seine Faust auf sie zuraste. Eine Panik entflammte in ihr, die ihren ganzen Körper unter Strom versetzte und sich genauso anfühlte, als Minerva auf sie zugeschossen gekommen war. Sie war so langsam, als sie auszuweichen versuchte und schaffte es nicht. Die Geschicklichkeit, die sie beim Kampf gegen die Kreaturen entwickelt hatte, war bei diesem Überraschungsangriff nicht annähernd so ausgeprägt. Sie bog sich zur Seite und musste mit dem Gleichgewicht kämpfen, als er sie stattdessen an der Schulter traf. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie und sie sog scharf die Luft ein; Er hielt sich nicht zurück - das war es also. Die Erkenntnis über die Ursache half ihr allerdings auch nicht mehr.
      In einem panischen Gedankengang versuchte sie die unmittelbare Nähe seines Armes zu nutzen und packte sein Handgelenk, aber er entriss sich schnell ihrem Griff. Das war eine andere Art von Kampf, bei der man nicht vor der Schärfe einer Klinge zurückschrecken musste und so hatte sie auch nichts, womit sie ihn bedrohen konnte. Also verfiel sie in die Wasserhaltung, nachdem ihr nichts besseres einfiel und versuchte seinem nächsten Schlag auszuweichen.
    • Daikata wusste schon was auf ihn zu kam als sich Khil an ihn heran tappselte. Kaum als er den Mann gefesselt hatte, kam auch schon die Bestätigung. Er musste schon zugeben dass es irgendwie niedlich war, doch das für viele Monate? Das wäre noch eine ganz schöne Aufgabe geworden. In diesem Moment nickte er aber nur in Richtung des gefesselten Mannes.
      "Keine besonders gute Idee so etwas vor einem Gefangenen preis zu geben oder? Komm mit."
      Anschließend bat er Valterri kurz die Wache mit Jarku zu übernehmen und ging mit Khil in das große Zelt, in welchem man sogar stehen konnte. Die Zwillinge spielten ein Kartenspiel gegeneinander und die übrigen 4 Personen schliefen tief und fest.
      "Sortiere dich Khil. Ich kann dir sagen was sie bewirken. Aber dir eine komplexe Mixtur anzuvertrauen ist noch zu früh. Aradan vertraut dir weil du mit seiner Kindheitsliebe durch die Lande ziehst. Ich hingegen kenne weder Renera, noch dich. Nimm es also nicht persönlich wenn ich dir nicht direkt meine Mixturen verrate. Es sei nur so viel gesagt, dass ich nicht gelogen habe. Eines davon hätte seine Sinne erweitert. Er hätte einfach alles um ein vielfaches intensiver wahrgenommen. Ich habe es ursprünglich entwickelt um Aradan dabei zu helfen seine Fähigkeiten zu fokussieren. Das andere Serum war dazu gedacht ihm beim schlafen zu helfen. Doch hat es mit dem Kopf etwas anderes angestellt. Es lockerte andere Rezeptoren so sehr, dass er sich unwohl fühlte und beinahe jeden Gedanken frei ausgesprochen hat. Es ist nützlich für ein Verhör, doch hat es viele Nebenwirkungen die ich vorerst ausloten muss."

      Aradan dachte bei diesem "Training" über nichts nach. Er unterschied nicht zwischen Freund und Feind, genau so wie es Renera von ihm verlangte. So nutzte er den heftigen Regen direkt aus um ihrem Griff zu entkommen. Bei so einem Wetter war es beinahe unmöglich einen festen Griff effektiv auszuüben.
      Als er seinen Arm noch nach hinten zog, lies er seinen Körperschwerpunkt rapide fallen um sein ausgestrecktes Bein über den Boden kreisen zu lassen. Hätte dieser Schwinger getroffen, wäre Renera sofort auf dem Boden gelandet, doch hob sie im letzten Moment ihren anvisierten Fuß hoch, wodurch Aradans Angriff ins Leere ging. Doch noch auf dem Boden, nutze er direkt seine Hand um Renera einiges an Schlamm genau in ihr Gesicht zu werfen.
      Danach ging alles ganz schnell.
      Beim aufstehen nutzte er seine Kraft in den Beinen zur Unterstützung einer stark hoch preschenden Faust, dessen Ziel Renera's Magen war. Diese Traf mit voller Stärke, gefolgt von einer Kombination einer perfekt einstudierten waffenlosen Kampfkunst. Ein regelrechter Trommelwirbel hagelte auf Renera ein der sie an jeder erdenklichen Stelle traf, die besonders empfänglich für schmerzhafte Treffer waren. Als Aradan dann endlich aufhörte, sprang er einen kleinen Satz zurück. Doch war es nicht das Ende. Der letzte Schmerz würde noch folgen. Denn nutzte Aradan diesen Abstand um seine längste Waffe zu nutzen, den ausgestreckten seitlichen Tritt, welcher Renera's zuerst getroffene Schulter traf wie ein Rammbock welcher ein Schlosstor öffnen wollte oder eine Lanze eines Reiterturniers.
      Dieser Tritt traf Renera so hart, dass sie sich ein mal um die eigene Achse drehte.

      Erst jetzt sah Aradan Renera als besiegt an und stellte sich über der am Boden liegenden Frau. Erst nach wenigen Sekunden wich der ernste Blick aus seinem Gesicht, nach welchem er sich auch zu ihr hinunter beugte und die Schulter begutachtete. Sie war nicht gebrochen, doch ganz sicher ausgekugelt.
    • Khil folgte Daikata äußerst bereitwillig ins Zelt. Wäre Renera dabei gewesen, hätte sie sie davor gewarnt allein mit diesem Mann wegzugehen, aber Renera war mit Aradan weggegangen, also dachte sie nicht zwei Mal über diese Handlung nach. Im Zelt angekommen nickte sie fest.
      "Sicher. Das verstehe ich. Ich werde dich nicht bedrängen."
      Dann hing sie sich dennoch voller Aufmerksamkeit an seine Lippen.
      "Das hört sich ausgesprochen interessant an. Ich bin leider keine vollwertige Alchemistin, sonst hätte ich den Wirkstoff sicher besser beurteilen können. Bist du ein Alchemist, Daikata? Lernt man sowas am Königshof?"

      Die Wasserhaltung trug nicht zur Besserung der Lage bei, wenngleich Renera Aradans nächstem Angriff noch ausweichen konnte. Es war einfach kein fairer Kampf und er hätte auch nie einer sein sollen. Sie bekam eine Ladung Schlamm ins Gesicht, den sie sich hektisch wieder herunterzuwischen versuchte und der ihr in die Augen und in den Mund kam und kurz darauf folgte ein Schlag in den Magen, bei dem sie sämtliche verbliebene Hoffnung auf einen glimpflichen Ausgang aufgab. Aradan schlug mit einer Härte zu, bei der sie glaubte, dass sämtliche ihrer Innereien zerquetscht würden und der sie eigentlich zur Aufgabe zwang. Sie krümmte sich vornüber, während Aradan noch nicht fertig war und schlang den Arm mit der schmerzenden Schulter um ihren Bauch, während sie den anderen dazu nutzte, ihren Kopf vor seinen Schlägen zu bewahren. Sie fühlte sich mit einem Mal zehn Jahre jünger und an die Grenze von Isnijan versetzt, als sie erschöpft mit dem Deserteur in den Wald geflohen war, wo sie zwischen den Bäumen die Soldaten abgehängt hatten. Er hatte in seiner blinden Wut auch auf sie eingeschlagen und wie schon vor zehn Jahren versuchte sie bei Bewusstsein zu bleiben, um ihm nicht auch noch diese letzte Genugtuung zu geben.
      Schließlich folgte der letzte Schlag und sie schlug auf dem Boden auf. Sie schmeckte Schlamm, als sie nach Luft rang, aber nach Luft ringen tat weh und ihr Magen rebellierte, wozu sie sich auf die Seite rollte, was noch viel mehr schmerzte und ihr ein Ächzen entlockte, was ihrem Magen wiederum den Rest gab und er sich seines Frühstücks entledigte. Wenigstens wurde der Schlamm rausgewaschen, aber dafür schoss bei jedem Husten ein Stechen durch sämtliche wunden Stellen an ihrem Körper und davon gab es viel. Sie krümmte sich zusammen und drehte sich zurück auf den Rücken, was erneut schmerzte, was besonders in ihrer Schulter schmerzte, die sich so falsch anfühlte, als würde sie nicht am richtigen Ort sein. Sie konnte durch den herabfallenden Regen kaum etwas sehen und fast bildete sie sich ein, die Rufe der anderen zu hören, als sie sie fanden und den anderen von ihr wegzerrten. Irgendwer kam ihr doch immer zu Hilfe, oder etwa nicht? Sie hatte sich noch nie allein aus einer Situation herausgekämpft, irgendwer war immer da um ihr eine Hand zu reichen. Hatte sie es überhaupt verdient, dass sie lernte, auf sich selbst acht zu geben? Musste sie nicht eher auch mal diejenige sein, die anderen die Hand reichte?
      Sie versuchte sich über die gesunde Schulter hinweg aufzurichten, aber ihr ganzer Oberkörper fühlte sich an, als würde er jede Sekunde in tausend Einzelteile zerspringen und sie ächzte erneut, ehe sie sich wieder hinlegte. Sie würde einfach dort schlafen, das erschien ihr eine gute Idee zu sein. Ein guter Ausweg aus dieser Situation. Sie blinzelte der Gestalt vor sich im Regen träge entgegen.
    • Daikata musste tatsächlich etwas verlegen weg schauen und verschränkte die Arme.
      "Ehm.. Nunja. Wenn ich ehrlich sein soll habe ich das Meiste aus Büchern gelernt. Am Königshof wurde einem nur selten gestattet selbst zu denken. Ich habe hier und da versucht die Lehren zu kombinieren wenn keiner hin sah aber das ging meist ziemlich schief. Wenn eine Rezeptur über Nacht ziehen musste, hatte ich nur wenige Momente. Es war also meist vorbestimmt zu scheitern. Aber seit ich mit Aradan unterwegs bin, besteht er sogar darauf dass ich mein Wissen mit Versuchen erweitere. Eigentlich sollte das Leben doch immer so sein nicht wahr? Fortschritt durch geistreiche Menschen die Dinge wagen welche noch nie gewagt wurden. Könige haben angst davor. Vermutlich weil etwas dabei rum kommen könnte, was deren Position gefährdet. Bei all der Korruption in den Ecken, wundert mich das nicht. Aber wie steht es um dich? Wie bist du dazu gekommen lesen und schreiben zu lernen? Selbst am Hof ist das keine übliche Fähigkeit."

      Der Regen wusch bereits das Meiste an Schlamm beider Körper hinunter als Aradan bemerkte wie Renera's Körperspannung mehr und mehr nach lies. Erst versuchte sie gegen den Schmerz zu kämpfen, was er mit Respekt beobachtete, doch als sie langsam aber sicher flacher atmete um der Müdigkeit nach zu geben, holte Aradan aus und verpasste Renera eine kräftige Ohrfeige samt ernsten Worten.
      "Vergiss es! Nicht einschlafen. Bleib wach. Kämpfe! Akzeptiere den Schmerz. Benutze ihn. Setze ihn ein."
      Renera so voller Schmerz zu sehen, hätte Aradan selbst beinahe dazu gebracht sie direkt ins Zelt zu Daikata zu bringen, doch dann dachte er an all die Worte die ihm Renera sagte. Über ihre Vergangenheit. Ihrer Qual. Hätte er sie nun behütet, sie verpflegt und sich direkt um sie gekümmert, hätte sie niemals wachsen können. Es wurde Zeit dass ihr Jemand dabei helfen würde zu wachsen, statt zu fliehen. Also stand Aradan auf und hielt Renera seine Hand hinunter, welche sie erst greifen konnte, wenn sie es schaffte sich noch etwas aufzurichten und gegen den Schmerz anzukämpfen.
      "Ich reiche dir meine Hand. Wenn du es schaffst sie zu greifen, erlaube ich dir in Ohnmacht zu fallen. Du bist stärker als du glaubst Renera. Zeig mir dass ich mich nicht in dir irre."
    • Khil hielt den Kopf schräg. Sie wollte weitere Fragen stellen, zum Beispiel danach welche Bücher Daikata gelesen hatte und wie seine Experimente aussahen, aber gleichzeitig musste sie sich daran erinnern, dass sie ihm versprochen hatte, ihn nicht zu bedrängen. Was für ein Mist. Jetzt hatte sie doch tatsächlich ihre eigenen Forschungen beeinträchtigt. Ob sowas in der Geschichte der Menschheit schonmal passiert war? Vielleicht sollte sie sich eine wortgewandte Anekdote dazu einfallen lassen, um diesen Moment auch nicht zu vergessen. Aber erst einmal würde sie selbst Daikatas Frage beantworten.
      "Oh, meine Eltern waren sehr religiös, aber auf eine... schwierige Art. Sie waren der Überzeugung, dass eine Waffe nur einen mittelbaren Weg zum Ziel schafft, während die Schrift einen unmittelbaren darstellt. Die Menschheit hat seit ihrer Geburt bewiesen, dass Kommunikation das einzige ist, was uns voranbringt, sie steht hinter unseren Beziehungen, hinter unseren Entscheidungen, hinter den Plänen die wir schmieden und hinter den Waffen, die wir schwingen. Man könnte sagen, dass sie die Schrift verehrt haben. Ja, ich denke, das kommt hin. Sie haben es mir beigebracht, weil sie in nichts anderem auf der Welt ihr Vertrauen setzen. Ich habe, solange ich nur denken kann, schon in Büchern gelesen und meine Schrift verbessert. Meine Mutter hat immer gesagt, dass nur eine gute Schrift dazu bestimmt ist die Leben der Menschen zu überdauern und dabei wollte sie eigentlich immer nur ausdrücken, dass ich noch nicht schön genug schreibe. Ich habe meine Prüfung zur Gelehrten abgelegt, weil ich schon alle Bücher kannte, die sie in den Universitäten unterrichten und wäre Renera nicht gekommen, würde ich immer noch ein halbes Dutzend Kerzen am Abend verbrennen, um neue Bücher durchzulesen. Der Kaiserhof in Ashkenia hatte wirklich viele. Aber schließlich sind es auch nur Bücher und nicht mehr, nicht wahr? Genauso wenig wie dich deine Bücher zu einem Alchemisten gemacht haben, haben mich meine Bücher zu einer Wissenschaftlerin gemacht. Am Ende des Tages ist es immer noch die Praxiserfahrung die zählt, nicht wahr?"
      Sie musterte Daikata mit einem aufrichtigem Lächeln auf den Lippen und verschränkte dabei die Hände hinter dem Rücken.

      Eine Ohrfeige brachte Renera zurück in die Realität und sie blinzelte sich den Regen aus den Augen. Sie erkannte Aradan vor sich und sie erkannte auch die Hand, die er ihr entgegenstreckte. Sie war nicht weit entfernt, aber doch zu weit, um sie aus ihrer liegenden Position zu erreichen. In ihrem Bauch krampfte sich alles zusammen und der kalte Regen half nicht unbedingt dabei, dass sie sich besser fühlte. In ihrer Schulter pochte der Schmerz dumpf, als wolle er sie daran erinnern, dass er auch noch da war. Und wenn sie sich nicht auf die Hand vor sich konzentrierte, konnte sie fast die Rufe der anderen hören, die ihr zur Hilfe kamen.
      Aber es würde keiner kommen um Khil zu helfen, wenn Renera dort auf dem Boden liegen blieb. Es würde auch keiner kommen um Reshli bei Seite zu stehen, wenn es die anderen nicht taten. Es würde keiner kommen, der sich freiwillig einer Gruppe Läufer stellte, damit sich das Dorf verbarrikadieren konnte, es würde keiner kommen, der jungen Mädchen zeigte, wie sie sich aus einem Klammergriff winden konnten und wenn Renera nicht da war, würde niemand den Tod all jener Soldaten vergelten, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren.
      Sie stöhnte, als sie sich erneut aufrichtete, gegen die anbahnende Übelkeit ankämpfte und den Schmerz in ihrem Körper zu verdrängen versuchte. Ihre Schulter drohte zu explodieren, als sie sich auf dem Arm abstützte, um mit dem anderen Aradans Hand zu ergreifen. Ein Teil von ihr wollte in diesem Moment sein Angebot wahrnehmen und sich wieder auf der Erde zusammenrollen, um endlich einzuschlafen, aber der andere Teil realisierte, dass Aradans Hand nicht nachgab, als sie sie ergriff. Sie hing wie ein unbeweglicher Fels in der Luft vor ihr und selbst als Reneras Griff sich zu lockern drohte, gab seine Hand nicht nach und zog sich auch nicht zurück. Sie hing einfach vor ihr wie ein rettendes Seil und wenn Renera es nicht an sich zog, würde das Seil verschwinden. Es würde ihr keine zweite Chance geben, so wie Renera auch sonst nie eine zweite Chance erhalten hatte.
      Sie spannte ihren Arm an, kämpfte sich hoch in eine sitzende Haltung, drückte ihren kraftlosen Arm gegen den Bauch, der sich wie Brei anfühlte, spannte ihren Arm noch ein wenig mehr an, ergriff Aradan beim Unterarm und zog sich an ihm hoch. Ihr Magen wollte sich bei diesem Manöver noch einmal umdrehen, aber mittlerweile war er leer und so drang nur ein Husten hervor, das sie bis auf die Knochen erschütterte, als sie sich endlich halbwegs aufrichtete. Sie hielt sich noch immer an Aradan fest, kämpfte mit ihrem Gleichgewichtssinn und presste schließlich hervor:
      "Melora."
    • Daikata staunte nicht wenig. Er war tatsächlich überrascht über das was Khil erzählte. Noch bei der Hälfte wollte er ihr raten das Leben mehr zu fokussieren und nicht nur den Kopf in den Büchern zu haben, was sie dann aber selbst gen Ende schon hervor hob. Renera schien einen ziemlich guten Einfluss auf Khil zu haben.
      "Das ist.. Bemerkenswert. Ich bin froh dass du den Weg ins Leben gefunden hast. Ich kann dir nur Recht geben. Erst die Eindrücke im Leben selbst haben mir gezeigt was wirklich wichtig ist. Bücher, Schriften, Könige oder der Materielle Besitz.. Das alles verblasst und ist wertlos wenn man erstmal gelernt hat zu leben."
      Da legte er seine Hand auf Khil's Schulter und nickte ihr lächelnd zu
      "Bewahre dir deine Einstellung und du wirst dir in dieser Welt einen großen Namen machen der die Ewigkeit überdauert. Dessen bin ich mir sicher. Doch vergesse niemals zu leben. Du musst nicht alles wissen um glücklich zu sein."

      Aradan sah Renera dabei zu wie in ihrem Kopf ein regelrechter Kampf um leben und Tod vor sich zu gehen schien. Immer wieder drohte sie nachzugeben, riss sich aber immer einmal mehr zusammen um seiner Hand näher zu kommen. Innerlich hoffte er dass sie es schaffen würde, wäre ihr am liebsten unzählige male entgegen gekommen, doch verharrte er bis die erlösende Berührung kam. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
      Direkt packte er ihren Unterarm fest und zog sie an sich um ihr Halt zu geben. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und wäre wohl in sich zusammen gesackt wenn er nicht wäre, doch dass sie in diesem Moment noch dieses eine Wort hervor brachte, lies Aradan lächeln. Er legte seinen Arm um sie um ihr etwas mehr Halt zu geben und flüsterte ihr zu
      "Ich bin stolz auf dich."
      Dann nutzte Aradan einen kleinen Trick den er meist für den Kampf nutzte. In diesem Fall war er aber ebenso nützlich, wenn nicht sogar mehr. Seine freie Hand legte sich auf die Seite von Renera's Gesicht. So nahe waren sich die Gesichter beider schon nicht mehr seit dieser Schreckliche Tag in Melora vorfiel. Dennoch war es Aradan wichtiger Renera zu erlösen, so wandelten sich seine Augen weiß. Durch seine aufgelegte Hand strömte eine eine Energie, welche ein starkes magnetisches Feld im Bereich ihres Kopfes aufkommen lies. Normal sollte es den Angreifer verwirren, die Sinne trüben und benebelt wirken lassen, doch konzentrierte sich dieses Feld in diesem Moment in einem wesentlich kleinerem Bereich, was den Effekt um einiges verstärkte. Renera verlor sofort das Bewusstsein und sackte zusammen, was Aradan auffing und sie auf beiden Armen trug.
      Sein Lächeln verblieb und ein anerkennendes Nicken folgte bis er Renera dann in das große Zelt brachte, wo sich mehr Leute tummelten als er erwartet hatte. Wenigstens war die gesuchte Person eine davon.

      "Daikata. Könntest du kurz helfen?"
      Dieser sah sofort auf und ging zu den Beiden.
      "Uh. Hättest du dich nicht etwas zurück halten können?"
      Aradan schüttelte den Kopf und sah anschließend zu Khil rüber
      "Keine Sorge. Ihr geht es gut."
      Dann galt es wieder Daikata
      "Sie wollte ein Training ohne Rückhalt oder Gnade. Sie wollte dass ich mit ihr kämpfe als wäre sie mein Feind. Ich denke sie will um jeden Preis stärker werden und ihre Schwächen hinter sich lassen. Ich werde alles tun um ihr diesen Wunsch zu erfüllen."
      Daikata hörte zu während er Renera's Schulter mit einem Ruck wieder einrenkte und ihr zugleich eine griffbereite Salbe aus seinem Gürtel auf die Schulter rieb.
      "Soso. Ohne Rückhalt oder Gnade hm? Und warum hat sie dann noch einen Puls?"
      Aradan lächelte verlegen
      "Schon gut schon gut. Ich denke es wird ihr besser gehen wenn du sie in ihrem Zelt unter bringst. Hier wird sie noch einen Herzinfarkt bekommen wenn sie zwischen all den Leuten aufwacht. Und hier."
      Daikata wandte sich Khil zu. Der einzigen Person die wohl im gleichen Zelt sein durfte ohne dass Renera etwas dagegen haben würde.
      "Träufel ihr diese Tinktur alle 5 Minuten auf die Lippen. 2 Tropfen alle 5 Minuten sollten reichen. Es ist ein starkes Schmerzmittel."
      Um eine direkte Fragenflut zu vermeiden, setzte er direkt mit an
      "..Ich werd dir später sagen woraus es gemacht ist okay?"
      Anschließend lächelte er, als würde er eine Zukunft mit Khil akzeptieren und ihre Fragen gerne beantworten wenn die Zeit gekommen ist.
      "Ah und bevor ich es vergesse.. Sollten sich blaue Flecken auftun.. je nachdem wie dieses Training ausgesehen hat.. Kannst du ihr diese Salbe auftragen. Es lindert Schwellungen und fördert die Durchblutung enorm."

      Anschließend trug Aradan Renera zurück zu ihrem Zelt. Er legte sie behutsam auf ihren Schlafsack und betrachtete ihr Gesicht noch einmal während er für einen Moment in Erinnerungen versank. Dann streichelte er ihr noch ein mal kurz über die Wange und wandte sich Khil zu, welche ihnen gefolgt war.
      "Kümmer dich gut um sie, okay?"
      Dann verließ er das Zelt und stellte sich einen knappen Meter davor auf um das Zelt selbst zu bewachen. Mit verschränkten Armen stand er dort und hätte niemanden auch nur in die Nähe gelassen der Renera's Ruhe hätte stören können.