Vergeltung ist eine Art wilder Gerechtigkeit.
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PROLOG
,, Und ich… ich liebe dich, so wie der Mond die Nacht liebt“, sie spürte die zärtliche Hand, die durch ihre langen hellen Haare strich. Gespannt wartete das Kind auf eine Antwort. Sie war sich sicher, dass sie diesmal den schönsten Liebesbeweis an ihre Mutter überlegt hatte, der von anderen Vergleichen nicht übertroffen werden konnte. Die Mundwinkel der Frau zogen sich zu einem warmen Lächeln zusammen. Sie hörte sich ruhig die Worte ihrer Tochter an, die sie nicht erwartet hatte. Die Königin hätte nicht geglaubt, dass sich in ihrem kleinen Kind solche tiefen Gedanken verbargen, welche in diesen unerwartetsten Momenten an die Oberfläche kamen. Sie mochte solche Gespräche, auch wenn sie in den Augen vieler Erwachsene nur eine Zeitverschwendung waren, denn diese gaben ihr stets die Möglichkeit, ihre Tochter von einer Seite zu sehen, die nicht üblich war. Die Frau wollte, diesen kleinen Menschen vor ihr auf die beste Art beeinflussen. Schließlich lag in ihren Händen die Verantwortung für das Leben, welches sie erwartete, wenn sie erwachsen wurde.Ihr war es demnach wichtig, sie für diesen Weg vorzubereiten - unabhängig davon, ob dafür solche leichten Gespräche als Mittel benutzt wurden. ,, Und ich liebe dich, so wie das Fleisch das Salz liebt.“ Die Augenbrauen des Mädchens zogen sich zusammen. Mit einer deutlichen Verwirrung, die man gut an ihrem Gesicht beobachtete, erhob sie ihren Kopf vom Schoß ihrer Mutter. ,, Das ist aber…komisch!“, protestierten die unzufriedenen kindlichen Augen. Versuchte die Königin, sich über sie lustig zu machen? Das ergab doch keinen Sinn. Außerdem war es der schlechteste Vergleich, welchen man entgegenbringen konnte. Fleisch? Sie hörte das leichte Lachen ihrer Mutter. ,, Das ist komisch, in der Tat“, stimmte sie belustigt zu, während sie weiterhin langsam die offenen Haare kämmte. ,, Ich verstehe es aber nicht“, sprach die Tochter enttäuscht weiter, als sie ihren Kopf wieder auf den Schoß ihrer Mutter fallen ließ. Sie hatte sich schließlich viele Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre Liebe für ihre Mutter am schönsten verdeutlichen könnte. Eigentlich war ihr bewusst geworden, dass es schwierig, sogar unmöglich war, solche Gefühle mit bloßen Worten wiederzugeben.
Sie spürte die grazilen Finger, welche ihre Haare langsam zusammenflochten. Das Mädchen drehte ihren Kopf zur Seite, um in das Gesicht ihrer Mutter zu blicken.
Die junge Frau lächelte weiterhin und wartete auf die Proteste, die sie erwarten würden. In diesem Moment wunderte sie sich, ob ihr Vergleich überhaupt gelungen war. Sie hatte es mit der Absicht ausgewählt, um sie zum Nachdenken anzuregen.
,, Fleisch und Salz hängen nicht voneinander ab aber zusammen—.“,, Aber zusammen schmecken sie am besten“, warf die Tochter schnell ein und erlaubte ihrer Mutter nicht, den Satz zu beenden. Die Königin lachte nur amüsiert.
,, So kann man es wohl auch sagen“, kommentierte sie den Entschluss, bevor sie weitersprach, ,, zusammen bilden sie das Schönste von sich selbst.“ Das Mädchen ließ ihren Blick nicht ab. Sie glaubte, langsam verstehen zu können, was dieser Vergleich zu bedeuten hatte.
,, Sie können ohneeinander leben, aber die Präsenz des anderes haucht viele Farben und Freude in das Leben ein.“ Ihre kindlichen Augen ließen immer noch nicht von der Königin ab. Nachdem sich die Blicke der beiden trafen, beobachtete sie, wie sich auf den Lippen der bekannten Frau ein Lächeln bildete. Es war ein seltener Anblick, die Königin mit ihren langen schwarzen Haaren zu sehen, die ihr offen über den Rücken fielen. Sie liebte die Haarfarbe ihre Mutter, die dunkler als die Nacht selbst war. Nein, sie liebte alles an ihr - ihre blasse, womöglich sogar viel zu blasse Haut und die tiefblauen Augen, welche die wärmste Farbe trugen, die sie jemals gesehen hatte. Das Mädchen war stolz, dass sie die gleichen Augen wie ihre Mutter hatte - und sogar das kleine Muttermal auf der linke Wange. Nur konnte sie bei ihren Haare nicht mehr mithalten, weil diese rotblond waren und ihrem Vater ähnelten. Innerlich beneidete sie ihre anderen Geschwister, da diese ebenfalls schwarze Haare hatten. Sie schaute weiterhin ihre Mutter an, die sie bei jedem Anblick an den Sternenhimmel erinnerte.
,, Mein Vergleich ist trotzdem besser, Mama“, warf sie ein und schloss die Königin in eine feste Umarmung. ,, Da kann ich wohl wirklich nicht mithalten“, erwiderte die Frau mit einem zufriedenen Grinsen. ,, Wenn überhaupt, dann bin ich das Fleisch“, führte das Mädchen ihre Beschwerden fort, ,, Salzkörner sind klein und tauen schnell auf!“
Ihre Mutter hob verteidigend ihre Hand. ,, Alles, was du wünschst, meine Liebe.“ Sie starrte mit einem verdächtigen Blick die Königin an. ,, Dann muss das Fleisch ohne das Salz weiterleben, ist es nicht traurig?“, fragte sie verwirrt und ein wenig beleidigt nach. ,, Es gibt viele Salzquellen, dann kann sich das Fleisch einfach anderes Salz finden“, erklärte die Frau ruhig. Das Mädchen schüttelte fest mit dem Kopf. ,, Nein, das ist nicht richtig!“
Wahrscheinlich war sie zu klein, um daran zu denken, aber je älter Maeva wurde, desto stärker bekam sie das Gefühl, als hätte ihre Mutter geahnt, dass sich ihre Wege eines Tages trennen würden.
Laute Stimmen dröhnten aus allen Ecken. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, als diesen Lärm zu ertragen. Sie war natürlich schlimmere Sachen gewöhnt gewesen, aber in diesem Moment musste sie innerlich gestehen, dass es ihr durchaus auf die Nerven ging. Sie wusste, was die Ursache für ihre Missmut war - der Ort, in welchem sie sich befand. Und zwar der desianische Palast. Sie war mit der adonischen Königsfamilie gestern eingereist, weswegen sie kaum Zeit hatte, sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Ihr Verstand weigerte sich, weiterhin zu akzeptieren, dass sie in ihre Heimat zurückgekehrt war. Womöglich machte sie es sogar selbst, um sich unterbewusst mit dieser Einsicht zu beschützen. Innerlich wurde sie aber von einer Wucht an Gefühlen erschlagen. Sie hatte nicht einmal die Zeit gehabt, diese gesamte Situation zu verdauen. Die Kriegerin war zurück - es würde sie wahrscheinlich eine Weile kosten, damit sie es wirklich realisierte. Nein, im Grunde genommen, konnte sie es selbst schon sehen. Sie wollte es nur nicht akzeptieren und ließ sich lieber von anderen Beschäftigungen ablenken.
Hass, Unsicherheit, Wut und diese unbeschreibliche Leere plagten sie seitdem sie ihren Fuß in dieses Reich gesetzt hatte. Agilis wusste, was ihr Ziel war - sie hatte es fest vor ihren Augen. Womöglich wollte sie genau deswegen erstmal nicht daran denken, weil sie von einem plagenden Durst erfasst wurde, den heuchlerischen Verrätern sofort die Kehlen aufzuschlitzen.
Ihr Herz hatte wild gerast, als sie gestern die Toren der königlichen Residenz betreten hatte, was eine ungewohnte Erfahrung für sie war, da sie ihre Gefühle stets unter Kontrolle hatte. Etwas, was die Kriegerin mit Sicherheit nicht erwartet hatte, war, gleich am nächsten Tag an einem Turnier teilzunehmen. Sie wunderte sich, was sich die desianischen Usurpatoren gedacht hatten, als sie auf die Idee gekommen waren, ihre Gäste mit solchen Spielen zu überraschen. Es wurde noch schlimmer, nachdem verkündet wurde, dass die Adoner sich ebenfalls beteiligen konnten. Mit <<konnten>> war natürlich <<mussten>> gemeint. Ohne ihren WIllen fiel auch sie dieser Idee zum Opfer und stand mitten in der versammelten Menge, die aus aufgeplusterten Männern bestand.
Eigentlich hätte sie irgendeinen Weg gefunden, um dieser ganzen Veranstaltung gekonnt zu entweichen. Schließlich würde niemand einen Meuchelmörder vermissen, welcher der Anguis angehörte und berüchtigt war, ein Liebhaber des adonischen Herrschers, Estebans I, zu sein. Das Problem lag aber darin, dass es der König selbst war, der sie damit beauftragt hatte, an diesem Turnier teilzunehmen.
Ihren Mund verließ ein entnervter Seufzer. Sie stand mit einer geraden Haltung, während sie ihre Hände hinter dem Rücken hielt. Die Kriegerin überlegte sich, ob es nicht besser wäre, von diesem Ort zu verschwinden und sich lieber für ein anderes Wettbewerb zu entscheiden. Gerade befand sie sich in der Abteilung des Schwertkampfes. Doch auch diese Entscheidung stellte sich nicht als einfach heraus. Sie musste in einer bestimmten Reihenfolge andere Wettkämpfe erschießen, bevor sie an den anderen teilnehmen konnte. Im Grunde genommen, hätte sie schnell verlieren sollen und wäre somit befreit von ihrer Teilnahme. Die Tatsache, dass Esteban sie damit beauftragt hatte, verdeutlichte aber, dass er von ihr Siege erwartete.
Ihr Blick wanderte ein weiteres Mal durch die versammelte Menge. In dem Moment, in welchem sie ihre Achtsamkeit eindämmte, wurde sie von hinten nach vorne geschubst. Mit einige Schritten landete sie im Kreis der Meute. ,, Da hat sich wohl jemand endlich gemeldet", ertönte die feste Stimme des Schiedsrichters, während er mit seinem kräftigen Zeigefinger auf sie deutete. Ihr Blick war jedoch weiterhin zur Seite gedreht, um zu sehen, wer der Unruhestifter war. Sie fing den boshaft grinsenden Blick eines Adoners ein. Die Kriegerin war auch unter den Soldaten nicht besonders beliebt gewesen - sie bezweifelte, dass es überhaupt einen Ort gab, in welchem sie gerne gesehen wurde. Es war kein Geheimnis für sie. Nur war es unerwartet kindisch gewesen, dass diese Narren sich auf diese Weise mit ihr einen Spaß erlaubten. ,, Du”, sprach der Schiedsrichter lauter weiter, ,, hast du etwa jetzt schon Angst bekommen?" Ein leichtes Gelächter ertönte. Das war anscheinend eine Anspielung auf ihren Kopf gewesen, der immer noch nach hinten gerichtet war. Diesmal seufzte Agilis innerlich. Sie richtete sich auf und drehte ihren Blick zur Mitte. Es war am besten, wenn sie das Ganze schnell hinter sich brachte. Schließlich würde es sie nicht viel Zeit kosten, um ihren jetzigen Rivalen zu besiegen. Ihre Augen engten sich jedoch zusammen, nachdem sie bemerkte, wer genau ihr Gegner war, der wenige Meter entfernt vor ihr stand - der Kronprinz? Sie realisierte, dass sie viel früher hätte verschwinden sollen, als sie noch die Möglichkeit dazu hatte.
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VORSTELLUNG
@Aiden.Nesmilas
bitch, I'm a cow, bitch, I'm a cow
I'm not a cat, I don't say meow
I go moo
I'm not a cat, I don't say meow
I go moo
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