
David Ramirez
4.25 Uhr.
Warum dauerte es jeden Tag immer länger bis die ersten Sonnenstrahlen am Himmel erschienen?
So kam es zumindest David vor.
Es war schließlich nicht die erste kühle Nacht im Oktober gewesen, welche er schon durchgehend wach verbrachte. Würde sich dies irgendwann mal wieder legen?
Wann würde der Zeitpunkt kommen an dem er es wieder schaffte eine komplette Nacht durchzuschlafen?
Seit dem Tod seiner Frau hatte sich sein Leben um komplette 360 Grad gedreht gehabt. Nach dem Autounfall kam er wochenlang nicht mehr zur Arbeit, war nicht zu erreichen und auch das Haus in dem er mit ihr wohnte, war komplett leer geräumt gewesen, weshalb keiner wusste wo sich David momentan aufhielt geschweige denn ob er überhaupt noch lebte.
Doch welche Wahl hatte er denn noch?
Am Liebsten hätte er selbst sein Leben ein Ende gesetzt, doch andererseits konnte er es nicht selbst machen. Bei diesem Gedanken überkam selbst David ein amüsantes Lächeln auf die Lippen. Wie armselig das doch nicht klingen mag. Was würden die anderen Menschen nur von ihm denken wenn sie wüssten, dass er nicht mehr leben wollte aber dafür zu feig war es selbst zu beenden?
Zum anderen konnte es ihm auch völlig egal sein was andere über ihn dachten. So war er schon immer gewesen. Die Meinung anderer interessierte ihm null. Schließlich solle sich doch jeder um seine eigenen Probleme kümmern.
David war nun mal so gewesen und damit mussten sich die anderen einfach abfinden.
Nachdem sich damals sein Chef der oberen Etagen bei ihm meldete und eine neue Stelle anbot was außerhalb von Texas lag, erschien er für ein paar Minuten im Büro, unterschrieb den neuen Vertrag und verschwand anschließend wieder ohne Spuren zu hinterlassen. Nicht einmal von seinen alten Arbeitskollegen hatte er sich verabschiedete. Der Chef, der auch zugleich der Vater seiner damaligen Frau gewesen war, wusste als Einziger wie es ihm wirklich ging, weshalb er auch wusste, dass es keine Option war David weiterhin in Texas festzuhalten. Egal wo er hinfahren würde, jeder Ort in diesem Land würde ihn nur zu sehr an sie erinnern und somit war die Wahrscheinlichkeit, dass er vielleicht den Abzug doch drückte, umso größer gewesen.
Dies war dann der Zeitpunkt gewesen als er nach England zog wobei auch hier eher weniger das Heimatgefühl aufkam. Egal in welcher Straße er wohnte...das Gefühl blieb immer wieder das selbe. Einer der Gründe warum sich alle paar Wochen auch seine Adresse änderte.
4.28 Uhr.
Selbst die nächsten 3 Minuten kamen ihm schon wie eine Ewigkeit vor.
David nahm die Bierflasche vor sich in die Hand, welche am Tisch stand, trank den letzten Schluck mit einem Ruck aus, legte seine Schusswaffe an die Stelle an der vorher noch die Flasche stand, drehte sie als im nächsten Moment sein Handy plötzlich zum vibrieren anfing und die Dienststelle von Scarborough eine Nachricht hinterließ, dass die Leiche eines 14 jährigen Mädchen in den Hochmooren gefunden wurde. Die Adresse hatten sie ebenfalls hinzugefügt und als er diese Nachschlag musste er feststellen, dass sie gar nicht soweit weg von ihm war.
Gerade als er fertig wurde, hörte auch die Waffe auf sich zu drehen, welche direkt auf auf ihn zielte. "Peng" kam es kurz aus ihm heraus, nahm die zweite Flasche Bier am Tisch, trank auch diese auf Ex leer, packte sein Handy Ausweis und Waffe bevor er das Haus verließ, welches schon komplett heruntergekommen aussah, in seinen Wagen stieg, was eher einem von 1977 glich aber in Texas sehr beliebt war
und Richtung Fundort der Leiche fuhr wo bereits die anderen Kollegen schon vor Ort waren.
"Und? Welches hübsche Mädchen hat es diesmal erwischt?" kam es fragend aus ihm heraus als er sich dieser näherte, zu dem Tuch hinunter kniete, es mit seiner Hand ein wenig hochhielt um die Leiche etwas genauer zu betrachten.
Es war nicht das erste Mädchen in diesem Alter gewesen, welches verschwand und später irgendwann tot aufgefunden wurde. Eigentlich könnte die Polizei es wie jeden anderen Mord auch behandeln doch war es doch ein wenig komplizierter. Es war genau wie beim letzten Mädchen: gut gekleidet, geschminkt als würde sie sich mit Freunden treffen und auf eine Party gehen wollen. Auch von einer Handtasche war weit und breit nichts zu sehen. Nur gab es da einen Punkt, welcher David gar nicht gefiel: Das Blut an ihrem zarten Körper, vom Hals abwärts zur Brust, machte das ganze Bild doch etwas kaputt.
"Blut dürfte wohl das neue Makeup sein" kam es mit einem sarkastischen Ton aus ihm heraus als er das Tuch anschließend wieder über die Leiche legte, sodass diese nicht mehr zu sehen war, bevor er sich wieder aufstellte und seine Aufmerksamkeit an den Kollegen wandte.
"Ihr Name war Sarah Jones, 14 Jahre und kommt ursprünglich aus Oxford. Laut unserer Aufzeichnungen ist sie vor einem Jahr verschwunden. Bis heute hatte man keine Spuren von ihr gefunden was zu einem Aufenthaltsort hier in der Nähe oder so deuten würde" erklärter dieser was in David doch einige Fragen aufwarf.
"Was macht eine 14 jährige aus Oxford soweit oben im Norden?" fragte er weiter aber eher gedankenverloren woraufhin sein Kollege nur mit den Schultern zuckte. Das war wohl wieder eine Sache gewesen, welche er selbst in Angriff nehmen musste.
"Ich will eine genaue Analyse von der Autopsie haben sowie ihren ganzen Ablauf bevor sie verschwand" beauftragte er ihn, welcher sich sofort an die Arbeit machte als es im nächsten Moment von oben zum regnen anfing.
Das Wetter in England war seit seinem Umzug hierher, noch nie berauschend gewesen. Besonders hier oben im Norden war das miese Wetter bekannt gewesen als jeglicher Sonnenstrahl. Wahrscheinlich war dies auch der Grund gewesen warum David jeden Tag darauf hoffte, einmal einen sehen zu können.

"Live your Life......you only have this one chance !"
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