It's (not) a game (Milktea&Din)

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    • It's (not) a game (Milktea&Din)

      @Cailemia
      Vorstellung

      Victor
      Das später bevorstehende Gespräch mit seinem älteren Bruder machte ihm nicht gerade besonders gute Laune, obwohl er Soleil zuliebe versuchte, dies für den Moment zu verdrängen. Denn er empfand es als ziemlich nutzlos. Victor wusste jetzt schon, dass komplizierte Pläne, bei denen es nicht darum ging, jemanden den Schädel einzuschlagen nicht in Marx' sturen Kopf gingen. Diese Diskussion war schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Marx wollte keinen Frieden. Doch wen kümmerte schon die Meinung seines großen Bruders zu dem Ganzen? Solange Victor die Zustimmung seines Vaters hatte, und die Mehrheit des Rates, war Marx Meinung dazu eher belanglos. Er überließ es seinem Vater, diejenigen Engel zu überzeugen, deren Zustimmung sie wirklich benötigten. Und die Verhandlungen mit den Dämonen ebenfalls. Bei dem Gespräch mit seinem großen Bruder würde es eher darum gehen, die Situation nicht so sehr eskalieren zu lassen, dass Marx sich offen gegen seine Pläne stellte. Und das würde Victor schon irgendwie hinbekommen. Er seufzte leise.
      Kurz betrachtete der Engel sein Ebenbild in dem großen Spiegel in seinem Zimmer. Früher hatte er manchmal minutenlang davor gesessen, nur um seine Flügel besser betrachten zu können. Die ganze Feinheiten der Federn, und diese wunderbaren Farben. Während er zockte, hatte er nie richtig darauf geachtet, aber nun faszinierte es Victor. Und diese Faszination hatte bis jetzt auch noch kein bisschen nachgelassen. Mit einer raschen, schnellen Bewegung, damit es nicht ganz so wehtat riss er sich eine Konturfeder aus seinem Flügel. Der Schmerz ließ ihn kaum merklich zusammenzucken, aber er bewahrte die Fassung. Victor hatte schon früh gelernt, so etwas so gut wie möglich zu verbergen. Leicht lächelnd wandte er sich zu Soleil um.
      „Soleil? Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Du darfst es aber niemanden weitererzählen, bis ich dir sage, dass es in Ordnung ist. Sonst bekommen wir beide tierischen Ärger.“, fragte er seinen Diener, wartete aber nicht ab, bis der Engel bejahte, dass er das Geheimnis auch wirklich wissen wollte, bevor er fortfuhr. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stand, und senkte seine Stimme leicht. „Es kann sein, dass ich bald weg gehe, für sehr lange Zeit. Für den Frieden des Reiches ist das sehr wichtig, auch wenn ich lieber hier bleiben würde. Bei dir.“
      Er strich seinem Diener spielerisch mit der Feder über die Wange und lächelte, wobei er versuchte, seinem Gesicht dennoch einen etwas betrübten Ausdruck zu geben. Dass es sein Plan gewesen war, erwähnte Victor nicht, denn er empfand es als irrelevante Information. Außerdem wollte er nicht, dass Soleil den Eindruck bekam, dass es seine eigene Entscheidung war, dass sie so lange getrennt bleiben mussten. Vielleicht wollte Victor auch ein wenig bemitleidet werden. Schließlich war so lange Zeit im Dämonenreich zu verbringen garantiert kein Zuckerschlecken. Obwohl es kein ganz so schlimmes Höllenloch war, wie die meisten Engel es sich vorstellten. Aber dieses ausgelutschte traditionelles Japan Thema war so gar nicht Victors Ding. Außerdem waren manche der Charaktere dort unglaublich anstrengend. Solange sich die ganze Geschichte am Ende auszahlte, war er dennoch bereit, dieses Opfer zu bringen.
      „Wahrscheinlich wird es bald auch offiziell bekannt gegeben werden. Ich möchte nur nicht, dass du dann allzu überrascht bist.“, fügte er hinzu. Dann drückte Victor Soleil die Feder vorsichtig, aber bestimmt in die Hand. „Das ist ein Geschenk für dich, damit du dich auch an mich erinnerst. Nimm sie bitte.“
      Solche offenen Zuneigungsbekundungen schienen seinen Diener immer ein wenig peinlich zu berühren, doch irgendwie gefiel ihm diese Reaktion. Victor wusste, dass Soleil ihn eigentlich quasi für ein Kind hielt, doch manchmal verdrängte er es einfach. Mit der Zeit würde sich das auch noch ändern, da war er sich sicher. Und bald hatte der Andere genügend Zeit, darüber in Ruhe nachzudenken, was er ihm eigentlich bedeutete.

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    • Soleil

      Den Blick demütig zu Boden gerichtet, ein freundliches Lächeln auf den anmutigen Zügen tragend, stand der Engel neben seinem Herrn, Victor, welchen er bereits seit seiner Kindheit diente, weshalb man ihn wohl als Nanny bezeichnen konnte, gehört es doch zu seinen vielen Aufgaben auf den Baby Engel aufzupassen, auch wenn er für diese Aufgabe nicht ganz geschaffen zu sein schien, machten es ihm seine kleinen Flügel doch unmöglich ihn zu verfolgen, wenn Victor einmal beschließen würde, dass er keinen ständigen Aufpasser brauchte. Doch zu Soleils Glück hatte sich der Junge zu einer freundlichen und netten Seele entwickelt, zumindest in seinen Augen, schenkte er dem Engel doch oftmals mehr Aufmerksamkeit, als es nötig wäre, so auch heute.
      „Selbstverständlich, junger Herr. Was ist dieses Geheimnis?“, wurde das Lächeln des Engels ein Stückchen breiter und er erkundigte sich nach dem Geheimnis, da es Victor immer zu gefallen schien, wenn sein Diener ihm Aufmerksamkeit schenkte und Nachfragen anstellte, anstatt nur stumm darauf zu warten, dass dieser Fortfuhr.
      Dennoch konnte sich Soleil nicht vorstellen, welche Geheimnisse ein solch junger Engel tragen könnte, dass er dafür ärger bekommen konnte. Hatte sein braver Junge etwa etwas angestellt? Nein, oder?
      Aufmerksam lauschte er den Worten von Victor, konnte sich jedoch nicht vorstellen, wo er hin müsste. War das einer seiner Spiele? Aber natürlich erkundigte sich Soleil nicht danach, war ihm doch früh aufgefallen, dass Victor es nicht mochte, wenn man ihn wie ein Kind behandelte, dass er eigentlich war. Ein noch recht junges Kind dazu, wenn man bedachte, dass Engel erst mit ihrem 100sten Lebensjahr als erwachsen gelten und die meisten Engel nutzten diese Tatsache auch aus, um so lange wie möglich Kinder zu bleiben, aber dieses Kind hier schien anders zu sein.
      „Ich... verstehe... aber wenn ihr gehen müsst...“, blickte der Diener tatsächlich betrübt zu Boden. Offiziell bekannt gegeben? Dann war das ganze doch kein Spiel? Soleil fühlte sich, als würde ihm jemand eine sehr wichtige Aufgabe weg nehmen. Wohin würde Victor wohl gehen? Und wieso würde er diesen nicht dorthin begleiten können? Dennoch wusste er, wo sein Platz war und gab keinem von diesen Gedanken eine Stimme.
      Wenn das die Entscheidung von höher rangigen war, dann würde er sie annehmen müssen, dennoch fragte er sich, was dann aus ihm werden würde.
      Überrascht weiteten sich die Augen des Engels, als er die weiche Feder seines Schützlings in den Händen spürte und seine Wange färbten sich rot, war es doch eine große Geste einem anderen Engel einen Teil seiner Flügel zu schenken und Soleil konnte sofort erkennen, dass es keine Feder war, welche von alleine das Federkleid verlassen hatte. Hatte das nicht weh getan? Oh, sein armer kleiner Victor, es wäre doch gar nicht nötig gewesen...
      „Selbstverständlich werde ich sie nicht vergessen, junger Herr. Wie könnte ich auch?“, kehrte sein Lächeln wieder zurück, nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte. Er hatte Victor praktisch mit aufgezogen, selbstverständlich würde er ihn nicht so einfach vergessen können.
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    • Victor:
      „Ohne Zweifel muss ich das. Wahrscheinlich für mehrere Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Das weiss ich noch nicht genau...ich kann es auch nicht selbst entscheiden. Möglicherweise wird nicht einmal eine Gelegenheit bestehen, meine Familie zwischendurch zu besuchen...ich werde zumindest versuchen dir zu schreiben.“, antwortete Victor und seufzte, als er merkte, dass Soleil seine verlängerte Abwesenheit zu berühren schien. Nicht, dass er es immer genossen hätte ihn traurig zu sehen...aber er liebte es in diesem Augenblick, weil es bedeutete, dass sein Diener sich wahrhaft um ihn sorgte. Weshalb es für den Engel schwer war, in dieser Situation ganz fair zu bleiben und Soleil nicht noch zusätzlich besorgt um sich zu machen. Er sah einfach zu gerne, wie emotional er werden konnte, wenn es um das Wohlergehen seines Schützlings ging. Zu weit wollte es Victor jedoch auch nicht treiben.
      „Selbstverständlich werden meine Eltern sich darum bemühen, dass du während dieser Zeit eine andere Arbeit im Palast bekommst. Darüber musst du dir nicht den Kopf zerbrechen. Jeder hier weiß, dass du einer der treuesten und fähigsten Diener bist.“, versicherte er ihm, um ihn ein wenig zu trösten. „Vielleicht könntest du dich ein wenig um meinen kleinen Bruder Helios kümmern? Er ist so ein verzogenes Gör, und kann überhaupt nicht hören. Seine Babysitterin ist komplett überfordert.“
      Ohne Frage brauchte Soleil eine kleine Aufgabe, etwas, was ihn ein wenig beschäftigte, solange Victor fort war. Schließlich würde er wohl kaum all die Jahre sehnsüchtig am Fenster sitzen können und nur abwarten, dass sein Schützling endlich zurück kam. Trotzdem versetzte es Victor einen kleinen Stich wenn er daran dachte, dass sich der Engel nun wahrscheinlich tagtäglich mit jemand anderem beschäftigen musste und gar noch eine engere Beziehung dieser Person aufbauen würde als zu ihm selbst. Wenn es Helios war, dann konnte Victor sich zumindest sicher sein, dass diese Bindung niemals so eng sein würde wie Soleils Bindung zu ihm. Sein kleiner Bruder war ein unendlich anstrengendes Balg. Und es sah nicht so aus, als würde sich das in Zukunft ändern.
      „Ich muss zu meinen ältesten Bruder gehen und ihm diese Neuigkeiten ebenfalls mitteilen. Nicht das mit Helios, sondern meine Abwesenheit meine ich. Mein Vater meint, dass Marx es besser aufnehmen würde, wenn ich es ihm selbst sage.“ Obwohl Victor sich selbst was das anging nicht so sicher war. Marx war stur und, wie er fand, auch dumm. Wahrscheinlich wollte ihr gemeinsamer Vater sich nur ein unglaublich fruchtlose und langweilige Diskussion ersparen. Rasch ergriff Victor Soleils Hand. „Begleitest du mich dorthin? Er ist immer so streng zu mir, und ich brauche Jemanden, der mich danach wieder aufbaut.“
      Obwohl er es als Bitte formulierte, war es doch eher ein Befehl, zu dem sein Diener so oder so nicht so einfach hätte nein sagen können. "Die Feder kannst du ja irgendwohin legen und später holen.
    • Soleil

      „Jahr... Jahrzehnte?!“, konnte der demütige Engel nicht glauben, dass er von seinem Schützling so lange getrennt werden würde, schämte sich dann jedoch im nächsten Moment für seinen kleinen Ausbruch und wandte beschämt die Augen zu Boden, als wollte er sich damit für seine Tat entschuldigen.
      Jahrzehnte... es lag also durchaus im möglichen, dass er Victor erst wieder begegnen würde, wenn dieser erwachsen geworden war. Schon jetzt trauerte er den verlorenen Kinderjahren nach, in denen er ihm beim Aufwachsen hätte helfen können, ihm zur Seite zu stehen, doch dem war nun wohl so. Es gab nichts, was Soleil dagegen hätte machen können.
      „Mir zu schreiben?! Aber das braucht ihr nicht...“, verstummte der Engel, als er den Blick seines Gegenübers bemerkte, „Ich meine... es wäre eine viel zu große Ehre... direkt von ihnen Briefe zu erhalten....“, war Soleil unangenehm bei diesem Gedanken. Nicht, dass er sich nicht darüber freuen würde, aber er war es schlicht und einfach nicht wert, dass man seine wertvolle Zeit damit verschwendete ihm Briefe zu schreiben.
      „Um ihren Bruder? Selbstverständlich, wenn ihr das so wünscht.“, neigte er demütig seinen Kopf zu Boden. Er würde jede Aufgabe annehmen, die man ihm gab, ganz egal, was es war. Er würde sie nach bestem Gewissen ausführen, er wollte den Herrschaften schlicht und einfach nur nützlich sein.
      Soleil nickte, ein leichtes Lächeln kehrte auf seine demütigen Züge zurück, ehe er die Feder vorsichtig auf den Tisch des jungen Herrn legte, bevor er diesem wie befohlen zum Erben des Hauses Seraphion begleitete, welcher sich trotz seiner eigenen Familie im Elternhaus befand.
      Doch Soleil würde es niemals wagen darüber zu urteilen.
      Wie erwartet befand sich Max in diesem Moment in der großen Bibliothek des Hauses, brütete jedoch über eine große Karte, welche das derzeitige Schlachtfeld zeigte, statt ein Buch zu lesen.
      „Was willst du?“, gab der groß gebaute, blonde Engel von sich, ohne von der Karte aufzublicken, als er die Anwesenheit seines kleinen Bruders und seines Dieners bemerkte.
      Rui Kurogami

      Lustlos bewegte der jüngste der Familie Kurogami sein Essen auf dem Teller mit der Gabel hin und her, eingeschüchtert von der Präsenz seiner älteren Geschwister, ganz zu zweigen schweigen von seiner Mutter, von der er bezweifelte, dass sie überhaupt in der Lage war ein Lächeln aufzusetzen.
      Als Familienoberhaupt einer der stärksten und einflussreichsten Familien der Dämonen war Big Mama, wie er sie gerne in Gedanken nannte und wie sie von vielen Fans des Games betitelt wurde, da ein offizieller Name fehlte, immerhin war sie nur ein Nebencharakter und weder spielbar, noch spielte sie in der eigentliche Story eine große Rolle, eine einschüchternde Persönlichkeit und Rui zweifelte nicht daran, dass ihre Blicke töten könnten.
      In 3D war das deutlich schlimmer als in 2D.
      Normalerweise aß er nur ungern mit dem Rest seiner Familie an einem Tisch, verkroch sich lieber bei den Angestellten, bei denen die Atmosphäre deutlich entspannter war, aber Big Mama hatte heute darauf bestanden, dass sie alle gemeinsam aßen und Rui war sich ziemlich sicher, dass die lilane Flüssigkeit in Yuekos Becher Gift war. Er hätte sich lieber nicht neben sie setzen sollen, so musste er besonders gut aufpassen, die Becher nicht versehentlich zu vertauschen.
      Zwei Jahre hatte er in dieser Welt überlebt, die für ihn eigentlich nur aus einem Spiel stammte – nun, es waren achtzehn Jahre um genau zu sein, doch erinnerte sich Rui erst seit ungefähr zwei Jahren, dass er eigentlich gar nicht in diese Welt gehörte – und er hatte nicht vor sich das durch seine verrückte Schwester, durch einen dummen Versehen kaputt machen zu lassen und doch zu sterben.
      Während Yueko das Zeug trank, als wäre es nichts weiter als eine köstliche Cola – welche zu seinem Leidwesen in dieser Welt nicht existierte, könnte das nicht bitte mal jemand erfinden? Dankeschön – bezweifelte Rui stark, dass dieser schwache Körper, in welchem er nun steckte, das überleben würde.
      Er wandte seine Aufmerksamkeit vor sich, als das Oberhaupt der Familie sich mit einem Mal zu räuspern begann und ihm fiel auf, dass auch die anderen das taten. Natürlich. Big Mama musste Respekt gezollt werden, sonst könnte eine Tracht Prügel oder schlimmeres auf einen warten... zumindest würde Rui das erwarten.

      „Ich hab euch was zu sagen. Rui wird zu den Engeln gehen, es wurde ein Frieden ausgehandelt. Dafür wird irgendso ein Engel Balg bei uns leben, also krümmt ihm keine Feder, wenn ihr nicht Schuld daran sein wollt, dass der Krieg weiter geht.“, gab Big Mama recht desinteressiert und kurz bündig von sich, als würde sie es einfach nur hinter sich bringen wollen, ehe sie wieder zu Essen begann, als wäre nix passiert. Doch das war es.
      Rui starrte seine Mutter ungläubig an. War das... war das ihr ernst?! Sie steckte ihn einfach in die Höhle des Löwen, obwohl sie doch wissen sollte, wie schlecht er sich selbst verteidigen konnte?! Was, wenn die Engel keinen Bock auf diesen öden Frieden hatten und stattdessen ihm eine Feder... nein... ein Horn? Oder sowas krümmt?!
      Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sie angeschrien, ob das verdammt nochmal ihr ernst war, doch das traute sich Rui gar nicht. Das würde sie nur wütend machen und die Entscheidung umso mehr festigen... konnte er überhaupt noch irgendetwas daran rütteln?
      „Awwww~.... muss das sein? Können wir nicht lieber Yakeru oder Asahi dahin schicken?“, gab Yueko dagegen schmollend von sich, traurig darüber ein braves Modepüppchen zu verlieren.
      Nah wenigstens setzte sich jemand für ihn ein, dachte sich Rui.
      „Wohin... soll ich denn gehen... Mutter?“, setzte der Dämon sein freundlichstes, niedlichstes Lächeln auf, was in den letzten zwei Jahren zu der einzigen Waffe geworden war, über die er verfügte.
      „Zu den Seraphion. Sie haben ein Balg im selben Alter.“
      Die... Seraphions? Rui erinnerte sich an diesen Namen, musste jedoch eine Weile darüber grübeln, ehe ihm einfiel, woher. Genau! Sie waren die spielbaren Charaktere in War HH gewesen, die auf der Seite der Engel standen. Der pflichtbewusste und freundliche Marx, die arrogante aber liebenswerte Theophanu und andere... vielleicht war das doch gar nicht so schlecht? Sie waren Engel, als wären sie ja vielleicht sogar nett zu ihm... oder? Und er müsste nicht die ganze Zeit Angst darüber haben mit einem einfachen Fehler zu sterben?
      Weiche Wolken und ein blauer Himmel... klang doch eigentlich irgendwie nach Ferien!
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    • Victor:
      Die Freude über Soleils Reaktion wog momentan viel schwerer als die Aussicht, mit seinem Bruder über die Situation reden zu müssen. Am liebsten hätte er seinen Diener nochmal überschwänglich umarmt, ihn auf die Wange geküsst, und ihm tausendmal versichert, dass er es wert war, hunderte Briefe von ihm zu bekommen. Doch das tat Victor natürlich nicht. Manchmal musste es auch gut sein. Stattdessen ließ er sich von Soleil zu Marx begleiten, und legte sich innerlich schon mal die richtigen Worte zurecht.
      Als er seinen kräftigen Bruder so konzentriert die Karte anstarren sah, hätte er fast die Augen verdreht. So typisch und vorhersehbar, all sein Leben drehte sich nur um die Schlacht. Am liebsten hätte er Marx gesagt, dass er die Karte ruhig zusammenrollen konnte, denn er würde sie eh nicht mehr brauchen. Doch natürlich tat Victor das nicht. Er würde seinen großen Bruder mit den folgenden Worten so oder so genug verärgern.
      „Entschuldige. Es ist unglaublich wichtig, Marx, sonst würde ich dich nicht stören.“, erwiderte Victor, und sah lächelnd zu diesem. Bis jetzt hatte er sich noch nie aus der Rolle des loyalen kleinen Bruders, der Marx vergötterte hinaus bewegt. Nun, mal davon abgesehen, dass er seinen Eltern einen bestimmten Vorschlag unterbreitet hatte. Aber davon wusste Marx ja noch nichts. Trotzdem behandelte dieser ihn so von oben herab, dass es Victor einen höllischen Spaß bereitete, sich vorzustellen, was so eine Nachricht für ihn bedeuten würde.
      „Vater und Mutter haben eine Entscheidung getroffen. Was den Krieg angeht. Ich weiß nicht, ob sie es dir gegenüber schon angedeutet haben...?“ Allein das würde ihn bestimmt schon aufregen. Ihre Eltern hatten etwas entschieden, eine feste Entscheidung getroffen, ohne ihren ältesten Sohn und Erben überhaupt mit einbezogen zu haben. Victor sah ihn gespielt fragend an, versuchte, das Ganze noch etwas heraus zu zögern. Der Engel sollte sich ruhig kurz den Kopf darüber zerbrechen.
      „Wir haben den Dämonen ein Friedensangebot unterbreitet, und sie haben es akzeptiert. Zwar ist das ganze noch nicht offiziell verkündet worden, es ist aber bereits quasi besiegelt. “
      Fast wäre Victor einen Schritt zurück getreten, aus Sorge, dass sein Bruder seine Wut darüber an ihm auslassen würde. Für Marx war der Krieg einfach alles. Der Junge war sich ziemlich sicher, dass sein älterer Bruder seine gesamte Familie geopfert hätte, nur um seine Prinzipien nicht zu verraten und seinen 'Stolz' zu bewahren, was das anging. Obwohl er Marx damit vielleicht Unrecht tat. Im Spiel war er doch immer als so großzügig, als Familienmensch dargestellt worden. Lächerlich.
      „Um diesen neuen Frieden auch zu bewahren, muss natürlich auch eine Sicherheit gegeben sein. Das versteht sich von selbst. Deswegen haben Vater und ich beschlossen, dass ich zu einer Dämonenfamilie gehen soll...du musst es dir wie eine Art Austausch vorstellen, eines ihrer Kinder kommt dafür zu euch. Um das kulturelle Verständnis füreinander zu erhöhen und den Frieden zu festigen, weißt du?“
      Victor wusste, dass es dabei eigentlich eher darum ging, eine Art Geisel zu sein. Doch so hörte es sich doch viel schöner an.


      Asahi:
      Die gemeinsamen Essen waren nicht gerade der schönste Augenblick seines Tages. Trotzdem nahm Asahi fast am regelmäßigsten von den Geschwistern an ihnen teil. Heute sollte sogar Rui mitmachen, welcher unglaublich scheu war und sie eher mied, also hatte er bereits befürchtet, dass ihre Mutter irgendeine wichtige Ankündigung zu machen hatte. Nur was, das konnte sich Asahi einfach nicht zusammenreimen. Bis diese dann schließlich endlich mit der Sprache herausrückte. Er legte seine Gabel neben seinen Teller und hörte kurz schweigend zu, bevor sich auch sofort seine einzige Schwester zu Wort meldete.
      „Was für eine unnütze Bemerkung, Yueko. Es wäre unmöglich, mich oder Yakeru zu schicken, denn das würde die Engel nur einschüchtern. Rui ist perfekt.“, gab er zurück. An Rui war nichts einschüchterndes. Er war ein Kind, noch dazu ein nicht besonders starkes. Ziemlich schwach eigentlich, wenn man ehrlich war einer der schwächsten Dämonen, die er kannte. Asahi musste zugeben, dass es sich dabei nicht einmal um eine dumme Idee handelte. Einen so demokratischen Friedensschluss hätte er seiner Mutter und den anderen hochrangigen Dämonen gar nicht zugetraut, also war er wohl auf Mist der Engel gewachsen. Trotzdem hatte Petturi ihm nichts davon erzählt. Asahi verfluchte sich dafür, nur so einen niederen Engel als Verbündeten zu haben, denn obwohl dieser zu einer hochrangigen Familie gehörte hatten sie ihm anscheinend vorher nichts gesagt. Was für ein Durcheinander. Sein Plan würde garantiert einiger Anpassungen bedürfen, wenn sie ihn nun überhaupt noch in die Tat umsetzen wollten. Und das würde Asahi. Doch das ihm jetzt erneut Steine in den Weg gelegt wurden, auch wenn er sich sicher war sie beseitigen zu können, verärgerte ihn.
      In diesem Augenblick erhob sich Yakeru von seinem Platz direkt neben ihn, und räusperte sich ruhig. „Ein Kind von den Seraphions also, und die haben dem ganzen ebenfalls zugestimmt? Sorg dich nicht, ich würde niemals so einem Gör ein Haar krümmen. Gäste sind schließlich Gäste, nicht? Und es ist anscheinend schon alles beschlossen...“, fing Yakeru an, und fixierte dabei die ganze Zeit seine Mutter. Er beugte sich leicht nach vorne, und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab.
      „Ich frage mich bei der ganzen Sache nur, Mutter ob...du vielleicht vollkommen verrückt geworden bist?? Jemanden von uns, auch wenn es nur Rui ist, dorthin zu schicken? Gut, dann können wir ihnen unseren gesamte Stolz und unsere Ehre gleich mitschicken! Sich auf so etwas überhaupt einzulassen ist unglaublich bescheuert. Sie haben uns schon viel zu viel angetan, wie konntest du so etwas beschließen, ohne uns vorher überhaupt einmal zu FRAGEN? Schön, dann mach was du willst,aber bild dir bloß keinen Augenblick ein, du hättest dabei meine Zustimmung!“
      Um seinen Worten noch zusätzlich Ausdruck zu verleihen, schlug er mit der Faust auf den Tisch.
      Dieser plötzliche Wutausbruch war typisch für Yakeru. Er konnte nicht vernünftig mit Leuten reden, egal, was die Konsequenzen sein mochten. Asahi, der neben ihm saß und so eine Reaktion seines großen Bruders vorausgesehen hatte, hatte sein Glas vorher in die Hand genommen, damit sich dessen Inhalt nicht über den Tisch ergoß. Seinen Unmut darüber brachte er nur mit einem Seufzen zum Ausdruck. Innerlich aber freute er sich fast, dass Yakeru mit diesem Aufstand alle Aufmerksamkeit auf sich lenkte. So würde wohl niemand bemerken, dass er für einen winzigen Augenblick etwas blass geworden war.
    • Marx Seraphion

      „Hm? Eine Entscheidung...?“, kam es von dem älteren Engel, welcher nun endlich seinen Blick von der Karte ab wand und seinen kleinen Bruder mit fragender, hochgezogener Augenbraue betrachtete. Meinte er etwa, dass sie als nächstes aus dem Osten angreifen würden? Aber das war doch keine Neuigkeit mehr? Marx bezweifelte stark dass ausgerechnet Victor etwas wissen könnte, was er nicht tat, immerhin war er noch ein kleines Kind, niemals hätten sie ihm etwas vor ihm... im nächsten Moment legte sich ein Schatten über den sowieso schon genervten Ausdruck des blonden Engels, als er von dem Friedensangebot erfuhr.
      Für einige Momente wirkte er wie eingefroren, als hätte diese Neuigkeit ihn stärker getroffen, als erwartet, ehe er offensichtlich große Schwierigkeiten hatte seine Wut unter Kontrolle zu bringen.
      Hah?! Frieden?! Was sollte das?! Ausgerechnet jetzt, wo sie kurz vor dem Sieg waren?! Welcher Traumtänzer war dafürverantwortlich?!
      „Hah?! Einer dieser... dieser... Hornochsen soll zu uns kommen?! Bist du dir sicher, dass du dir den Mist nicht nur ausgedacht hast?! Verdammt... wieso um alles in der Welt hat man mir dann nichts gesagt?! Man müsste mir doch zuerst...“, murmelte er die letzten Sätze in sich hinein, ehe an seinem kleinen Bruder vorbei ging, ihn mit den Worten „Steh gefälligst nicht so im Weg rum.“, zur Seite schubste. Er musste seine Eltern dringend persönlich fragen. Was um alles in der Welt dachten die sich nur dabei?! Kulturelles Verständnis und Frieden am Arsch! Marx wollte diesen verdammten Krieg gewinnen!

      Rui Kurogami

      Dem jungen Dämon schwante bereits übles, als sein viel zu groß geratener, großer Bruder sich erhob und sich räusperte. So höflich war er doch sonst nicht. Irgendetwas konnte also eindeutig nicht stimmen und am liebsten hätte sich Rui unter dem Tisch verkrochen, als dieser zu schreien begann und dann auch noch energisch auf den Tisch schlug.
      Die besser Frage war.... war er verrückt geworden?! Wie konnte er Big Mama nur als verrückt bezeichnen?! Diese Frau könnte ihn töten! Da war sich Rui ganz eindeutig sicher!!
      Und wie um seine Befürchtungen zu beflügeln erhob sich Big Mama, groß und einschüchternd, und wirkte alles andere als erfreut, während sie ihrem Ältesten lauthals hinterher rief, so dass sich Rui nicht mehr zurückhielt und seine Hände auf die Ohren drückte, damit ihre Stimme zumindest etwas abschirmen könnte.
      Er zweifelte keine einzige Sekunde daran, dass Yakeru wirklich ihr Sohn war. Bei sich selber war er sich jedoch nicht ganz so sicher.
      „Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden, Yakeru?! Ich kann mich nicht erinnern deine Zustimmung für soetwas jemals gebraucht zu haben!! Rui geht zu diesen verdammten Fliegen und daran ist nichts mehr zu ändern!!“, klopfte auch sie energisch auf den Tisch und damit war das friedliche Familienessen wohl beendet. Konnte er jetzt endlich gehen? Der Appetit war ihm sowieso schon vergangen, er hoffte nur nicht versehentlich erschlagen zu werden. Ahhh~ wieso hatte er nicht einfach bei den Engeln wiedergeboren sein können?! Nein, es mussten ja unbedingt diese agressiven Hohlköpfe sein, im Körper des schwächsten von allen!!
      Wird man nicht normalerweise als super mächtig wieder geboren?! Wo um alles in der Welt sind meine Power Ups und Cheats du verdammter Gott dieser Welt?!
      Und dann kippte auch noch sein Glas um und der gesamte Inhalt schüttete sich über seinen Schoß... wow, einfach fabelhaft. Er konnte es kaum erwarten endlich diese Familie zu verlassen.
      Ob die Engel ihn gut aufnehmen würden, wenn er seinen niedlichsten und schüchternsten Gesichtsausdruck aufsetzte? Ja, das müsste doch funktionieren!
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    • Victor:
      Man konnte diesen blöden Krieg nicht einfach so gewinnen, egal, wie lange sein dämlicher Bruder über irgendwelchen Strategien brütete. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er dieses Spiel schon unzählige Male gespielt hatte. Es funktionierte so einfach nicht. Egal, ob sie aus dem Osten angriffen, aus dem Westen, oder sonst woher. Selbst Helios würde erwachsen werden, bevor es zu wirklich entscheidenden Schlachten kam, und das wusste Victor nur zu gut.
      „Huh? Warum sollte ich mir so etwas ausdenken? Ich bin kein kleines Kind, Marx, und das ist kein Spiel. Es ist wahr.“ Was für ein wundervolles Beispiel von brüderliche Zuneigung, dachte Victor, als Marx nicht einmal kurz Bezug darauf nahm, dass ja auch sein kleiner Bruder eine gewisse Zeit bei den Dämonen verbringen sollte. Als sein Bruder ihn auch noch schubste, anstatt einfach wie ein normaler Mensch an ihm vorbei zu gehen, hatte er endgültig genug. Wahrscheinlich wollte er zu ihren Eltern, um sie anzuschreien, oder sie zumindest zu fragen, was es es mit dem Ganzen auf sich hatte. Doch das wollte der Junge nicht zulassen.
      „Unsere Eltern sind ausgegangen! Sie wollen mit einigen unserer Verbündeten diese Pläne näher erörtern, und die letzten Planungen besprechen. Du kannst sie so nicht stören, nicht so, wie du jetzt bist. Du würdest...du würdest alles kaputt machen.“
      Er folgte seinem großen Bruder, und griff nach Marx' Arm, versuchte ihn am Handgelenk zu packen, damit er stehen blieb. Victors Gesicht war etwas gerötet. Er merkte, dass er sich gerade viel zu sehr aufregte, aber in diesem Moment konnte er das einfach nicht stoppen. „Ich plane das schon seit Monaten mit unseren Eltern! Sie werden nicht einfach alles wieder über den Haufen werfen, nur weil DU das so willst. Vergiss es Marx, spar dir die Mühe. Sie WOLLEN nicht mit dir darüber reden, weil du ständig die Fassung verlierst! Verstehst du das nicht?“

      Mephisto
      Die Stimmung kochte richtig hoch, und nach so einer Ankündigung war es auch kein Wunder. Ein Dämonenkind zu den Engeln schicken? So etwas hatte es noch nie gegeben, zumindest erinnerte sich Mephisto an nichts vergleichbares. Rui sah richtig verängstigt aus, er presste sich sogar die Hände auf die Ohren. Was aber eher an Yakeru und seiner Mutter zu liegen schien, die ihrem Unmut ziemlich laut Luft machten. Mephisto machte das auch leicht nervös, die ganze Stimmung war angespannt. Zwar hatte er keine wirkliche Angst, doch ein gemütliches gemeinsames Essen war etwas anderes. Zu gern hätte er Yueko gefragt, was sie von dem ganzen hielt. Doch sich nun mittendrin einzumischen, ein paar Schritte zu ihr zu gehen und ihr etwas ins Ohr zu flüstern, das kam ihm doch sehr gewagt vor.
      „Vielleicht ist es schon lange Mal Zeit, dass jemand so mit dir redet, wenn du sonst so einen Scheiss beschließt! Glaub mir, du wirst dir noch wünschen, mich nach meiner Meinung gefragt zu haben. Falls Rui irgendwas passiert, werd' ich dich mit Freuden daran erinnern, dass du diese Entscheidung alleine getroffen hast. Diesen Monster überhaupt zu vertrauen...“, murmelte Yakeru, dieses Mal zumindest leise, wandte sich dann ab und ging ohne ein weiteres Wort. Nicht ohne die Tür hinter sich zu zuschlagen. Ohne Zweifel mussten diese Worte einer fürsorglichen Mutter sehr wehtun, dachte Mephisto. Schließlich hatte sie schon einmal ein Kind im Krieg verloren, Yakerus Zwillingsbruder. Nein, obwohl sie hart wirkte, Mephisto konnte sich nicht vorstellen, dass ihr das alles egal war...Der Krieg zwang alle zu schreckliche Entscheidungen zu treffen, und er selbst war nur froh, dass er sich niemals in einer so hohen Position befinden, und somit auch niemals in diese Situation kommen würde.
      Auch Asahi erhob sich, strich kurz seine Kleidung zurecht und nickte seiner Mutter kurz zu. „Ich entschuldige mich ebenfalls für heute. Ich habe noch etwas zu tun. Doch informiere mich bitte, wenn noch weitere Besprechungen dazu folgen sollten. Ich würde gerne teilnehmen.“ Zu ihrer Entscheidung sagte er nichts weiter, doch wahrscheinlich war das eine Zustimmung. Das Essen war wohl beendet.
      Und Rui saß einfach nur da, und wirkte ziemlich verloren. Das tat Mephi schon leid. Wie gruselig musste es sein, zu den Engeln zu gehen. Zu Leuten, die schon unzählige Dämonen und auch einen von Ruis Brüdern auf dem Gewissen hatten, selbst wenn der Kleine ihn nicht mehr gekannt hatte, und Mephisto auch nicht. Dabei war er zusätzlich noch so sensibel, selbst beim Anblick eines geschlachteten Huhns war er schon vollkommen verstört. Mephisto trat einen Schritt auf den Jungen zu, und tippte ihm kurz auf die Schulter, damit er sich nicht erschreckte, wenn er so plötzlich mit ihm redete.
      „Du hast etwas verschüttet.“, stellte er dann fest. Vorsichtig legte er Rui eine Stoffserviette in den Schoß, und stellte das Glas wieder ordentlich auf den Tisch. Mephisto wusste nicht ganz, was er sonst noch sagen sollte. "Was soll man sagen? Gottes Pfade sind manchmal schon unergründlich. Aber ich bin mir sicher, dass sich am Ende alles finden wird. Kopf hoch!"
    • Marx Seraphion

      „Hah?“, funkelte der Engel seinen kleinen Bruder gefährlich an und wollte sich mit Leichtigkeit aus dem Griff des Kleineren lösen, als dieser etwas von sich gab, was Marx dazu veranlasste wie versteinert inne zu halten.
      „... was soll das heißen, du hast das alles geplant?!“, pulsierte eine Ader an der Stirn des blonden Engels und ihm war die rasende Wut, die er nur mit Mühe zurückhalten konnte, anzusehen. Wahrscheinlich war alleine die Anwesenheit von Victors Diener der Grund dafür, wieso dieser nicht schon längst von Marx geschlagen worden war.
      „Was zum Geier hast du dir nur dabei gedacht?! Du bist noch ein Kindverdammt nochmal, ein dummes, naives Kind, wie um alles in der Welt hast du Mutter und Vater dazu bekommen diesem Plan zuzustimmen?!“, packte der Engel seinen kleinen Bruder an dessen Kragen und hob diesen hoch, um mit ihm auf Augenhöhe zu enden.
      „Nein,du verstehst das nicht, kleiner Bruder. Es kann unmöglich Frieden mit diesen Monstern geben! Sicher, dass nicht du lieber zurück zu Mama und Papa rennen und sie anflehen möchtest, dass sie sich das nochmal überlegen? Solch ich dir erzählen, was die Dämonen erst mit dir machen werden, sobald zu ankommst? Deine dumme Idee kann unmöglich funktionieren!“

      Big Mama

      „Was weißt du Rotzbengel schon?!“, gab die mächtige Dämonin mit einem heftigen Schlag auf den Tisch von sich, dessen Abdruck sich in dem Holz zeigte, während Big Mama vor rasender Wut die Zähne zusammen biss, dennoch ließ sie ihren ältesten Sohn gehen, so gerne sie ihm auch eine Lektion erteilt hätte. Wie konnte sie auch erwarten, dass ihre Kinder das verstehen würden?
      Nicht sie war es, die freiwillig eines ihrer Kinder einfach an diese geflügelten Monster übergab, die ihr bereits ein weggenommen hatten und dann war es auch noch ihr schwächstes. Doch wusste sie nur zu gut, dass genau das der Grund war, wieso die Wahl ausgerechnet auf Rui zurückgefallen war. Sie hatte diesen Quatsch von wegen, sie seien zufällig im gleichen Alter, kein einziges Mal geglaubt. Die Wahl hatte von Anfang an festgestanden, sie würden Rui rüber schicken, ob Big Mama das wollte oder nicht und es gab nichts, was sie hätte dagegen machen können, wenn sie nicht gerade ein Massaker veranstalten oder den Frieden gefährden wollte.
      Niemanden interessierte es, wenn der Friedensversuch scheiterte und Rui etwas geschah. Er war kein mächtiger Dämon, ihre Kampfkraft würde nicht darunter leiden. Aber selbst, wenn sie Yakeru all dies erzählte, würde dieser Dickschädel es sowieso nicht verstehen.
      Ihn nach seiner Meinung zu fragen hätte keinen Unterschied gemacht. Nicht einmal ihre Meinung, welche alleine da stand, hatte genug Gewicht gehabt, um dies zu verhindern.
      Big Mama schnaufte genervt, ehe sie sich wieder auf ihren Platz fallen ließ und das Essen fortsetzte, dieses Mal jedoch wild und aufgebracht, als würde sie ihren Frust mit köstlichem Essen runter zu schlucken versuchen.
      Es war besser, wenn sie diese Entscheidung alleine tragen musste.
      Sie nickte Asahi zu, er war ein guter Junge. Sicher verstand er deutlich besser, wieso diese Entscheidung hatte getroffen werden müssen, als sein großer Bruder.

      Rui Kurogami

      Am liebsten hätte Rui Mephisto angeschnauzt, dass nicht er es war, der den Becher umgeworfen hatte. Die beiden Schreihälse waren es gewesen. Doch er hielt sich zurück und beließ es einfach dabei. Nichts gutes würde daraus entstehen, wenn er seine Wut und seinen Unmut an dem freundlichen Dämon auslassen würde, der es bei weitem am wenigsten verdient hatte. Der arme musste seine Nächte in einer vollgepackten Besenkammer verbringen, da braucht er nicht auch noch angeschrien zu werden. Wenn Rui nicht so freundlich gewesen wäre, hätte dieser nicht einmal Decke und Kissen zur Verfügung gehabt.
      „Danke.“, seufzte Rui somit nur, ehe er sich versteifte und einen Seitenblick zu Big Mama warf, sich fragend, ob sie ihn hatte seufzen hören und hoffend, dass sie das nicht genervt hatte, doch seine Mutter schien ihn kaum zu beachten. Gut.
      „Hm? Du hast bestimmt Recht, Mephi!“, schenkte Rui dem Dämon ein freundliches Lächeln, was er sogar nicht einmal spielen musste. Er konnte es wirklich kaum erwarten zu den Engel zu kommen! Doch zuvor...
      „Awwww~ armes Baby~! Deine Kleidung ist ja ganz nass! Komm, lass dir von deiner großen Schwester ein letztes Mal helfen, ja?“, spürte er die Arme von Yueko von hinten um ihn gelegt und sofort war Rui bewusst, dass wohl einige Stunden als Modepüppchen auf ihn warteten. Ugh. Hoffentlich wäre das aber wirklich das letzte Mal. Er konnte es wirklich kaum erwarten in den Himmel zu gehen.
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    • Victor:
      Eigentlich hatte Victor es erst einmal vor seinem großen Bruder geheim halten wollen, doch wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war, war es eben so. Kein Grund, sich eine halbherzige Entschuldigung zusammen stammeln, die wahrscheinlich nicht mal der minderbemittelte Marx ihm abkaufen würde. Bald würde Victor eh nicht mehr hier sein, vielleicht war es einfach an der Zeit, die Maske fallen zu lassen. Er war es sowieso schon mehr als leid, Marx ständig gefallen zu müssen, ständig darauf zu achten, dass er sich mit seinem Bruder auch gut stellte, um nicht seinen oft unbegründeten Zorn auf sich zu ziehen. Als er ihn am Kragen packte und hochhob, hatte Victor genug. Manche Leute dachten, dass sie sich alles erlauben konnten. Doch bald würde er hier weg sein, da konnte sein Bruder toben wie er wollte. Victor lächelte.
      „Sicher, dass DU dich nicht schon mal um eine neue Arbeit bemühen möchtest, großer Bruder? Könnte sein, dass es eine Botschaft an dich ist, dass unsere Eltern einem dummen, naiven Kind mehr vertrauen als ihrem ältesten Sohn. Vielleicht strengst du mal deinen dicken Schädel an, und findest selbst raus, was das bedeuten könnte...ich bin mir sicher, das bekommst du hin, wenn du dir ganz viel Mühe gibst.“, meinte er, und musste einfach lachen. Die ganze Situation war vollkommen absurd. Warum hatte er sich überhaupt Sorgen gemacht? Die Entscheidung stand fest, egal wie unzufrieden Marx sein damit sein mochte. Sollte er doch seinen kindischen Wutanfall bekommen, ihre Eltern waren trotzdem oder vielleicht gerade deshalb auf Victors Seite. Und außerdem würde er die nächsten Jahre sowieso nicht hier verbringen. Sollte sein Bruder doch hier zetern und seine schlechte Laune verbreiten, wie er mochte.
      „Jetzt lass mich runter, langsam wird es albern. Oder schlag mich ruhig, wenn du dich dann besser fühlst, aber denk auch daran welchen Eindruck das auf unsere Eltern machen wird, du Trottel. Nur so ein kleiner Tipp.“

      Yakeru:
      Die letzten Worte seiner Mutter bedachte Yakeru nicht mehr mit einer Antwort, auch wenn er sie gehört hatte. Er hatte genug Mühe, seine Wut nicht an dem Inventar oder gar den Dienern auszulassen, es war die bessere Entscheidung, einfach zu gehen. Nur Rui tat ihm etwas leid, denn es war recht offensichtlich gewesen, dass seine Reaktion ihn leicht verstört hatte.
      Sollte er nachher zu seinem kleinen Bruder gehen, an seine Zimmertür klopfen, und ihm versichern, dass alles gut werden würde? Nein, das wäre ein Lüge gewesen. Es gab nichts nettes oder beruhigendes über diese ganze Sache zu sagen. Also sagte Yakeru lieber gar nichts mehr dazu. Was nützte es, dem Kleinen zu versichern, dass ihm garantiert nichts passieren würde, nur, damit er dann doch verletzt würde? Besser, er war sich darüber bewusst. Und bereitete sich darauf vor, so gut es ging. Auch mit seinen anderen Geschwistern wollte er nicht darüber reden. Asahi war auf der Seite ihrer Mutter, sonst hätte er seinen Unmut deutlicher gezeigt, wie er es auch sonst immer tat. Und Yueko...war eben Yueko, was sollte dabei groß herum kommen? Die anderen Dämonen hatten es beschlossen, ihrer Mutter diese Entscheidung wahrscheinlich aufgedrückt, und so blieb es nun eben.
      Für einen Augenblick biss er sich vor Wut so heftig auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann, doch in dem Moment, als er sich das Blut mit der Hand abwischte, war die Wunde bereits wieder verheilt. Es gab nur eine Person, mit dem er wirklich darüber sprechen konnte, und das war seine beste Freundin Kayako.

      Mephisto:
      Wie schön, dass er Rui wenigstens ein bisschen aufmuntern konnte. Erleichert erwiderte er dessen Lächeln. Man musste schon sagen, dass Rui schon immer ein sehr genügsames, bezauberndes und artiges Kind gewesen war. Wenn nur die Engel nicht solche Monster gewesen wären. Mephisto war sich ziemlich sicher, dass solche Werte bei ihnen nichts zählten. Naja, was das anging ähnelten sie vielleicht den Dämonen, aber hier hatte Rui wenigstens seine Familie und Freunde. Niemals würden diese Ungeheuer Ruis unschuldiges Wesen richtig wertschätzen zu können. Doch Mephisto war sensibel genug, diesen Gedanken laut auszusprechen. Eigentlich durfte er sich über diese ganze Angelegenheit sowieso keine Meinung erlauben.
      „Ich werde deine dreckige Kleidung gleich in die Wäsche bringen, wenn du sie mir gibst.“, meinte er, und versuchte, seiner Stimme einen extra fröhlichen Klang zu geben. Am schönsten wäre es doch, wenn Yueko und ihr jüngster Bruder jetzt noch eine gute Zeit miteinander verbringen konnten. Mephisto wollte niemanden mit seiner eigenen Laune herunter ziehen.
      „Vielleicht...sollten wir dann auch gleich die Kleidung heraussuchen, die Rui in seiner Zeit bei den Dämonen anziehen kann, oder nicht, Yueko? Denn wer weiss schon so genau, was diese...etwas unzivilisierten Leute ihm sonst für Zeug aufzwingen würden. Er sollte wenigstens ein paar Kleidungsstücke haben, die ihn an zuhause und an guten Geschmack erinnern. Nicht?“, meinte er dann mit einem kurzen Seitenblick zu Yueko. „Das wäre eine schöne Aufgabe für uns.“
    • Marx Seraphion

      „Du-! Wie kannst du es wagen-!“, brachte der blonde Engel kaum seine vor Wut getränkten Worte über die Lippen, noch immer im Versuch seinen rasenden Zorn im Zaum zu halten, während sich die freie Hand bereits zur Faust ballte, ehe er sie wieder öffnete, mit dem Gedanken dass er ein Kind nur mit der flachen Hand schlagen sollte, immerhin wollte er ihn nicht unnötig verletzten und einen Schlag zwischen Männern hatte dieser Rotzbengel nicht verdient.
      Die flache Hand war gut genug um seinem kleinen Bruder wieder Manieren beizubringen, wie konnte er es nur wagen so mit ihm zu reden? Wieso lachte er? War Victor von einem Moment auf dem nächsten mit einem Mal verrückt geworden? Das musste es sein! Niemand, der noch bei Sinnen war, würde auch nur auf die Idee kommen sich mit den Dämonen zu versöhnen, gar den Krieg zu beenden, geschweige denn unter ihnen zu leben! Lieber würde Marx einen unehrenhaften Tod sterben als das.
      Doch gerade, als er ausholen wollte, sprach sein kleiner Bruder Dinge aus, die durchaus von Rationalität zeugten, also wäre er sogar vielleicht noch zu retten, auch wenn ihm diese Worte alles andere als gefielen, doch hatte Victor recht. So perfekt als Sohn er in den Augen seiner Eltern auch war, würden sie es ihm wohl kaum verzeihen seinen kleinen Bruder mit einer roten Stelle im Gesicht oder gar einem blauen Auge zurückzulassen, wo er doch schon bald als Repräsentant auf die andere Seite gehen sollte.
      Andererseits... vielleicht könnte er sie alle dadurch vor einem Fehler bewahren? Man würde Victor doch kaum der anderen Familie übergeben, wenn er mit Verletzungen zu kämpfen hatte, nicht wahr? Das würde ihren guten Ruf zerstören und Marx wusste nur zu gut, wie wichtig seiner Familie der Ruf war, auch ihm erging es nicht anders, doch bevor er sich endgültig dazu entscheiden konnte vernahm er ein leises, gar demütiges Räuspern – und der Engel hatte bei weitem nicht gewusst, dass eine solche Art sich zu räuspern überhaupt existierte – und blickte auf, den Diener seines kleinen Bruders erblickend, sich daran erinnernd, dass auch er Anwesend und damit ein Zeuge war, den er nicht gebrauchen konnte. Auch wenn es ein leichtes wäre ihm zu verbieten etwas zu verraten oder ihn raus zu schicken.
      „Bitte... geehrter Herr, bitte tun sie ihm nichts, ich bitte sie.“, verschränkte der junge Mann die Hände ineinander, als würde er zu beten beginnen und flehte Marx geradezu an, seinem Schützling nichts zu tun und wenn der Blonde es nicht besser wüsste, hätte er schwören können dass er gar fast zu weinen begann und genervt ließ er Victors Kragen letztendlich los, alles andere als rücksichtsvoll, aber er war unten und das hatte sein kleiner Bruder doch gewollt, nicht wahr?
      „Wollen wir doch mal sehen, ob du jemals wieder zurückkehrst, kleiner Bruder.“, spie er die letzten Worte gar mit Abscheu aus, sich sicher, dass es Victor alles andere als gut bei den Dämonen ergehen würde, doch er würde sicher auch dafür Sorgen dass sich das Dämonenkind hier alles andere als wohl fühlen würde.
      Ein Dämon unter diesem heiligen Dach... was denken sich seine Eltern nur dabei?!
      Und mit diesem Gedanken stampfte er davon, wollte nicht noch mehr Verunglimpfungen aus dem Munde seines kleinen Bruders hören.

      Rui Kurogami

      „Das ist eine hervorragende Idee, Mephi! Und ich weiß auch ganz genau, was wir meinem niedlichen kleinen Bruder einpacken! Wie sieht es mit dem weißen Kleid mit den roten Schleifen aus? Ich hoffe doch es ist sauber und gewaschen? Dann natürlich ein paar hübsche Hemden, hmmm.... Spitze oder Rüschen? Ach, wieso nicht beides?!“, war die Dämonin bereits Feuer und Flamme für diese Aufgabe, während Rui sich wirklich zusammen reißen musste seine Abneigung und sein Unbehagen dem Gegenüber nicht offen zu zeigen. Er sollte unter den Engeln ein Kleid tragen? Wirklich? Wo er doch jetzt ein Junge war?
      Er war sich ziemlich sicher, dass das alles andere als einen guten ersten Eindruck bei den Engeln machen würde, aber vielleicht waren sie dort drüben auch offen was solche Dinge anging? Nein, nein, nein, in erster Linie wollte er das Kleid gar nicht erst tragen! Es war einfach unbequem und die Schleifen blieben überall hängen!
      Aber dies Yueko mitzuteilen war vollkommen vergebene Liebesmüh. Rui war sich nicht einmal sicher ob sie überhaupt wusste was Logik und Normalität war, aber wieso suchte er auch bei Dämonen danach?
      Er machte sich auch gar keine Mühe Mephi zu erklären, dass seine Kleidung nur nass und nicht dreckig war, es war doch nur Wasser gewesen, doch stattdessen ließ er sich von seiner großen Schwester an der Hand mit zerren, ein Lächeln auf den Lippen tragend, er hatte es immerhin lange genug vor dem Spiegel geübt.
      Aber die Wahl seiner Klamotten würde er sicherlich nicht ihr überlassen! Er würde einfach alles wieder umpacken, sobald er die Chance dazu erhielt, jawohl!
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    • Theophanu:

      Theophanu hatte gleich gewusst, dass etwas nicht stimmte, als Victor in diesem geschmacklosen Outfit beim Abendessen aufgetaucht war. Obwohl der Bengel so tat, als wäre es nur eine einfache Stilentscheidung und sich sogar von Celeste dafür loben ließ, war ihr sofort aufgefallen, dass ihre Eltern überhaupt nichts dazu sagten. Selbst in ihrem Blick konnte sie nicht den leichtesten Hauch von Unmut über seine Kleiderwahl erkennen. Das, gepaart mit der Ankündigung, dass bei diesem Essen etwas wichtiges verkündet werden sollte, verdarb Theophanu den Appetit. Zu recht, wie sich während der Rede ihrer Eltern herausstellte. Sie vergaß für einen Augenblick, ihren Löffel mit Suppe zum Mund zu führen, so schockiert war sie von dem, was sie da hören musste. Ohne weiter zu essen legte sie ihn neben ihrem Teller ab, und selbst nachdem diese fürchterliche Rede vorbei war, wusste Theophanu nicht ganz, was sie dazu sagen wollte.
      Erst als Helios, der neben ihr saß sie am Ärmel zog, um ihre Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen, schaffte sie es, ihre Fassung wiederzuerlangen.
      „Heißt das, der Krieg ist jetzt vorbei? Für immer?“, fragte er sie mit einer Mischung aus Neugier, Verwirrung und kompletter Entgeisterung in seiner Stimme. Helios war noch so jung, dass er diese Strategie unmöglich ganz begreifen konnte. Dazu kam noch, dass dieser unerhörte Plan so weit hergeholt war, dass Theophanu selbst nicht ganz glauben konnte, dass sich ihre Eltern darauf eingelassen hatten. Entweder, sie verfolgten ein ganz anderes Ziel damit, welches ihr momentan noch nicht bewusst war, oder es musste noch schlechter um ihre eigene Lage im Krieg stehen als Theophanu gedacht hatte. Oder Victor war wirklich ihr Lieblingskind.
      „Das werden wir sehen, Helios. Pläne können leider scheitern, also kann es genau so gut sein, dass der Krieg wieder in vollem Gange bist, bis du erwachsen bist.“, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, und verwuschelte ihrem jüngsten Bruder die Haare. „Natürlich wollen wir das nicht hoffen, vor allem für dich, Victor. Doch wir müssen zugeben, dass Dämonen nicht gerade dafür bekannt sind, die Versprechen die sie geben auch zu halten.“, fügte Theophanu hinzu, und warf Victor dabei einen vielsagenden Blick zu. „Einen Versuch mag es wert sein, wenn es nun schon beschlossen ist. Wenn unsere Strategien bisher nichts genutzt haben, wer weiß, vielleicht ist der fantasievolle Einfall eines naiven Kindes ja genau das, was wir brauchen.“
      Ihre letzten Worte waren nicht ganz ernst gemeint, allerdings formulierte Theo es absichtlich so, dass ihre Eltern diese Anmerkung trotzdem ignorieren, beziehungsweise sie als Zustimmung zu ihren Plänen interpretieren konnten, wenn sie es wollten. Sie wusste, dass Victor das nicht tat, das sah sie an seinem missmutigen Blick. „Es ist kein naiver Einfall. Unsere Eltern und ich haben das schon lange geplant, es ist eine vollwertige Strategie...“, murmelte er, wurde aber von Celeste unterbrochen, welcher von seinem Platz aufgestanden war und sich räusperte.
      „Ein berühmter Dichter sagte einmal: Es wird mit Blut kein fester Grund gelegt, kein sicheres Leben schafft uns Andrer Tod. Um es mit anderen Worten zu sagen, ich bin vollends begeistert von dieser Idee.“, meinte er mit leicht errötetem Gesicht, und dem Ausdruck in den Augen, den ihr großer Bruder immer hatte, wenn er glaubte, dass er etwas zu einem Gespräch beizutragen hatte, dass ansatzweise interessant sein könnte. "Ich persönlich war schon immer gegen diesen Krieg. Dass ein kleines Kind euch einen Weg aus diesem katastrophalen Irrtum heraus zeigen muss, ist allerdings schon etwas traurig."
    • Noch immer hatte der blonde Engel mit seiner Wut zu kämpfen, verbog den Löffel zum Essen der Suppe ohne es überhaupt zu merken, als die Ankündigung, dessen Inhalt er sich jedoch bereits bewusst gewesen war, auch an den Rest seiner Geschwister verkündet wurde.
      Hätte Marx dies zum ersten Mal gehört, wäre er sicherlich entgeistert aufgestanden und hätte offen seinen Unmut zur Schau gestellt, sich gegen die Entscheidungen seiner Eltern gestellt, doch aus eigener Erfahrung wusste er, dass das keine gute Idee war. Dass er es schlau anstellen musste, wenn er wollte, dass es sich seine Eltern noch einmal überlegten, doch leider fürchtete er, dass es dafür bereits zu spät war.
      Und auch wenn er der älteste war, so waren seine Eltern noch immer das Oberhaupt der Familie und zum ersten Mal fragte er sich, ob sie nicht mittlerweile zu alt für diesen Posten waren. Sie sollten einfach ihn endlich zum Familienoberhaupt erklären, dann würde er diesen lächerlichen Plan schon noch in Grund und Boden stampfen!
      „Hmpf, das kann auch nur einer sagen, der noch nie auf dem Schlachtfeld gewesen ist.“, kam es spöttisch von dem Engel seinem Bruder entgegen. Celeste war kein Kämpfer, im Gegenteil empfand Marx ihn als unglaublich nutzlos und auch noch schädlich für den Ruf der Familie. Er wunderte sich sowieso, wieso man ihn nicht schon längst verbannt hatte.

      „Wenn die Dämonen dem zugestimmt haben, dann liegt auch ihnen etwas am Frieden. Es war eine gute Idee ein Kind zu ihnen zu schicken, dass nichts über unsere Pläne verraten könnte, sollte es schief gehen. Und dann sind da auch noch die zahlreichen Ressourcen die wir mit der Beendung des Krieges sparen...“, begann Divinus an den Fingern die Vorteile des Plans an den Fingern abzuzählen, „Und sollte es schief gehen, verlieren wir nur ein einfaches Kind. Ich muss Celeste zustimmen, es ist ein fantastischer Plan.“
      Abgesehen davon aß der weißhaarige Engel sein Mittagessen, als wäre nicht viel passiert, als hätten seine Eltern nicht gerade verkündet seinen kleinen Bruder in ein Schlangennest zu werfen.
      Doch Cutia schien da ganz anderer Meinung zu sein und erhob sich mit einem traurigen Ausdruck in den Augen.
      „Sag das nicht so! Muss Victor wirklich zu diesen Monstern gehen? Was wenn sie ihm weh tun! Oder ihn töten! Ich will das nicht!“, traten ihr Tränen in die Augen und schon bald begann sie bei dieser Vorstellung zu weinen.
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    • Asahi:
      Es war abzusehen gewesen, dass Yueko als erste Zeit mit Rui verbringen wollte wenn man darüber nachdachte, doch trotzdem wurmte es ihn, dass sie ihm zuvorgekommen war. Selbst wenn man nur in ungefährer Reichweite des Zimmers war, hörte man schon die entsetzlich durchdringende Stimme seiner Schwester. Wenn er Pech hatte, würde Yueko ihren kleinen Bruder noch stundenlang in Beschlag nehmen. Asahi wusste aus eigener, unschöner Erfahrung, wie viel sinnlos verschwendete Zeit das kosten konnte. Zwar beschwerte sich sein jüngstes Brüderchen nie so richtig darüber, aber manchmal machte er sich schon Sorgen, dass Rui mehr darunter litt, als er es zugab. Eigentlich hatte es jetzt sowieso keine Relevanz mehr. Wenn es nach ihrer Mutter ging, würden sie sich so oder so die nächsten Jahrzehnte kaum sehen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich Stimmen und das zuschlagen einer Tür hörte. Allerdings trotzdem ein wenig früher, als Asahi angenommen hatte, er glaube kaum, dass seine Schwester wirklich schon fertig war. Anscheinend wollten Mephisto und sie noch irgendwas holen, genaueres verstand er nicht, es war ihm aber auch ziemlich egal. Hauptsache, er konnte die Chance nutzen, und ein paar Minuten allein mit seinem jüngsten Bruder reden.

      „Rui, lässt du mich rein? Ich muss mit dir reden, es ist dringend.“, flüsterte Asahi und klopfte energisch gegen die Tür, prüfte aber nicht, ob diese bereits offen war. Schließlich wollte er ja auch nicht, dass Jemand einfach unangemeldet in seinem Zimmer stand, und er war sich sicher, dass sein kleiner Bruder es ebenfalls so angenehmer fand. Er gab seinem Haustier ein kurzes Zeichen, und Flöckchen kletterte auf seine Schulter. Seine tierische Gefährtin hatte einen etwas kindischen Namen, doch Asahi war eben noch ein Kind gewesen, als er ihn ihr gegeben hatte. Sanft stupste sie ihn mit der Schnauze gegen die Wange, während sie darauf warteten, dass Rui die Tür aufmachte.


      Victor:
      Es lief alles so, wie Victor es sich vorgestellt hatte, und auch die Reaktion seiner 'Geschwister' waren zu erwarten gewesen. Bei seinem großen Bruder war plötzlich, in Anwesenheit ihrer beider Eltern deutlich weniger Aggression zu spüren. Obwohl er Marx trotzdem noch ansah, dass er innerlich kochte.
      „Nur weil ich nicht kämpfe, heißt das nicht, dass ich noch nie auf einem Schlachtfeld war.“, berichtigte Celeste seinen ältesten Bruder, wirkte aber unbeeindruckt von dessen spöttischen Worten. „Und auch du wirst wohl deinen Horizont in nächster Zeit etwas erweitern müssen.“, fügte er hinzu, eindeutig immer noch an Marx gerichtet. Jetzt gab sich Celeste ziemlich frech, aber Victor war sich sicher, dass er sich sobald das Essen beendet war als erster verabschieden und sich aus dem Staub machen würde.
      Viel interessanter fand Victor da, was sein Bruder Divinus zu seinem Plan zu sagen hatte. Dass dieser ihn dabei als einfaches Kind bezeichnete, und die Aussicht, dass Victor vielleicht sogar dabei sterben könnte ihm relativ egal war, war im wiederrum ebenfalls ziemlich egal. Das war eben Divinus Ding. Entwickler von solchen Spielen wie diesem hier mussten immer mindestens einen Charakter designen, der dauerhaft unterkühlt war, Victor fühlte sich davon nicht beleidigt. Mit Sicherheit hätte sein Bruder das gleiche über Cutia gesagt. Viel mehr schmeichelte es ihm, dass er seinen Plan so hoch lobte. „Nicht? Es hat ziemlich lange gedauert, sich die ganzen Details auszudenken. Und eine geeignete Familie zu finden, die sich auf diesen Handel einlassen. Doch die Dämonen wollen den Frieden wirklich, davon bin ich überzeugt. Keine Sorge, es gibt nicht einmal einen Grund, darüber nachzudenken, was passieren sollte, wenn ihr mich verliert.“, meinte er, und konnte sich ein stolzes Grinsen nicht verkneifen. War es unangebracht, dass er überhaupt keine Angst zeigte? Theophanu warf ihm einen ziemlich missmutigen Blick zu, doch Victor konnte es im Endeffekt egal sein, was genau sie darüber dachte. Die Wahrheit war sowieso zu bizarr, und selbst wenn er jemals die dumme Idee gehabt hätte seinen Geschwistern diese mitzuteilen, hätten sie ihn nur für wahnsinnig gehalten.
      Als Cutia das Wort erhob, wandte er seinen Blick ihr zu, und musste fast lachen wegen ihrer kindischen Worten. Trotzdem hielt Victor sich zurück. „Ich freue mich, dass du dir solche Sorgen um deinen großen Bruder machst. Danke, Cutia. Aber niemand wird mir etwas antun. Ich kann schon auf mich aufpassen, und es wäre auch für die Dämonen nicht gerade sinnvoll, so etwas zu machen. Keine Angst, ich möchte selbst dort hingehen, damit es hier Frieden geben kann.“, erwiderte er ihr mit einem sanften Lächeln, und hoffte, dass seine Schwester sich davon beruhigen lassen würde, denn an seinen letzten Tagen bei den Engeln dauernd ihr Gejammer ertragen zu müssen, darauf hatte er wenig Lust.
      Helios Gedanken schienen sich währenddessen vom Krieg zu einem anderen Thema wegbewegt zu haben, doch nicht zu dem Schicksal seines älteren Bruders. „Und...das andere Kind? Wird dann nicht ein anderes Kind hierherkommen, eins, das ein Dämon ist?“, meinte er, offensichtlich sehr daran interessiert. „Ist es stark? Und...wir dürfen ihm auch nicht wehtun, so wie wir nicht wollen, dass Victor wehgetan wird, oder?"
    • Rui Kurogami

      Mit einem genervten Seufzen starrte der weißhaarigen Dämon an sich herunter, das Kleid mit den viel zu vielen Rüschen, Schleifen, Knöpfen, und was diese ganzen anderen Details sonst noch waren, in den Händen haltend, als würde er sich den Stoff angucken um zu entscheiden ob es ihm gefiel oder nicht, aber das tat es ganz eindeutig nicht.
      Das Problem war nicht, dass er ein Kleid tragen musste – immerhin war er in seinem früheren Leben selber als Frau geboren worden und hatte auch das oder andere Mal ein Kleid oder einen Rock getragen – nein, es war schlicht und einfach nicht sein Geschmack, es war viel zu viel und es war so unglaublich anstrengend diese ganzen verschiedenen Lagen anzuziehen und der Kragen juckte einfach... so oder so, das würde er ganz sicher nicht mitnehmen.
      Rui warf einen Blick auf seinen nun halb gepackten Koffer, auch den würde er aussortieren müssen, doch da Yueko nur kurz gegangen war, um etwas aus ihrem Zimmer zu holen, musste er sich wohl damit gedulden... wussten Yueko und Mephisto etwa nicht, das grün so gar nicht seine Farbe war?
      Aber natürlich traute er sich nicht etwas dagegen zu sagen. Er hielt es lieber aus, so eine Modenschau war nichts im Gegensatz zu seiner Angst, was Yueko tun würde, wenn er sich gegen sie stellen würde. Würde sie ihn vergiften? Lähmen? Dabei vergessen, wie schwach er war und ihn versehentlich dabei töten?
      Da klopfte es an seiner Tür und verwirrt drehte er sich um, erwartend das Mephisto und Yueko wieder in das Zimmer kommen würden, auch wenn sie ganz schön schnell waren, doch nachdem sich die Tür nicht rührte, öffnete er diese vorsichtig, um zu seiner Überraschung einen seiner Brüder vor zu finden, aber zum Glück war es nicht Yakeru.
      Wie dieser wohl reagieren würde, wenn er ihn in einem Kleid sah? Würde er ihn als Schande ansehen? Ihn schlagen und versehentlich töten? Rui wollte da lieber nicht drüber nachdenken und desto schneller er hier weg war, desto besser. Bei den Engeln würde er sich sicherlich nicht solche Gedanken machen müssen, nicht wahr?
      „... kann ich dir irgendwie helfen, Asahi-nii?“, erkundigte sich der junge Dämon, sich fragend, was sein sonst immer so distanzierter Bruder wohl von ihm wollte. Er war doch nicht etwa gegen diesen ganzen Plan und wollte ihn vorher ausschalten, bevor Frieden geschlossen werden könnte, oder? … ODER?! Manchmal waren die stillen die angsteinflößensten.

      Petturi

      „Genau so ist es. Behandelt das Kind der Dämonen mit Respekt, um uns keine Schande zu bringen. Was seine Stärke angeht... da wir genauso wenig wissen, wie das Kind der Dämonen ist, wie die Dämonen wissen, dass es Victor ist, den wir rüber schicken, kann ich keine Aussage deswegen machen. Die wirst dir deine eigene Meinung deswegen machen müssen, Helios. Ich bin mir sicher, ihr werdet gut zusammen...spielen können.“, war es der Vater der Familie, der sich räusperte und die Fragen seines Sohnes beantwortete, während Petturi den Kopf seiner kleinen Schwester tätschelte, um das noch immer weinende Kind zu beruhigen.
      „Aber es sind Dämonen... Dämonen sind...“, schluchzte sie aus ehrlicher Angst um ihren Bruder, als die Mutter einen missbilligenden Laut von sich gab.
      „Reiß dich zusammen, Cutia. Du machst noch dein hübsches, kleines Gesicht mit diesen hässlichen Tränen kaputt. Oder vertraust du deinem Bruder etwa nicht?“, musste sich Petturi bemühen bei der harschen Stimme dieser Frau, die er als seine Mutter bezeichnen musste, sein Lächeln nicht bröckeln zu lassen. Wie er diese Familie hasste.
      Und wenn er nicht wüsste, dass auch Cutia zu einer solch schrecklichen Kreatur heranwachsen würde, dass sie sich auch vor ihm fürchten würden, wenn sie die Wahrheit wüsste, hätte er gar Mitleid mit dem jungen Mädchen haben können.
      „Mutter, Cutia ist noch ein Kind. Kinder weinen nun einmal. Petturi, wieso machst du dich nicht ausnahmsweise mal nützlich und bringst unsere kleine Schwester in ihr Zimmer, wo sie sich wieder beruhigen kann?“, konnte der blonde Engel die Worte du bist ja ansonsten nutzlos fast schon heraus hören und doch blieb das Lächeln.
      „Aber natürlich, großer Bruder. Wie wärs Cutia, soll ich dich tragen?“, schlug er fast schon fürsorglich vor und damit war das Essen für die beiden wohl beendet und doch freute er sich fast schon darüber. So musste er die anderen wenigstens nicht mehr ertragen.
      Was Petturi von dem Plan seines kleinen Bruders hielt? Er empfand es als amüsant, aber lächerlich. Sobald er seine Pläne in die Wege leitet, wird es sowieso keinen Frieden mehr geben. Nur Tote und darauf freute er sich ungemein. Hoffentlich würden die Dämonen Victor das Leben zur Hölle machen.
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    • Asahi
      Asahi schob sich an Rui vorbei in das Zimmer. Er versuchte, dass für ihn recht lächerlich wirkende Kleid, was der Junge trug einfach zu ignorieren. Vielleicht gefielen dem Kleinen Yuekos scheusslich unpraktische Kreationen ja sogar, Asahi hätte es nicht sagen können, denn er hatte seinen kleinen Bruder noch nie danach gefragt. Rui sah darin wie ein kleines, verschüchtertes Mädchen aus, und Asahi konnte sich schwer vorstellen, dass einem Jungen seines Alters das gefiel. Ihm selbst hätte es damals mit Sicherheit nicht gefallen. Doch er befürchtete, dass seine offensichtliche Abneigung Rui irgendwie in seiner eigenständigen Entwicklung schädigen konnte, falls es das doch tat. Deswegen schwieg er dazu einfach, und behielt seinen üblichen neutralen Gesichtsausdruck bei.
      „Ich würde dich darum bitten, die Tür abzuschließen. Ich möchte mit dir reden, bevor du gehst. In Ruhe.“, gab er zurück, und verlieh dabei den letzten Worten besonderen Nachdruck, bevor er Flöckchen von seiner Schulter auf den Boden setzte. Es war ewig her, dass er zum letzten Mal in Ruis Zimmer gewesen war. Asahi überlegte, wie er anfangen sollte.
      „Obwohl du es dir nicht anmerken lässt, ich bin mir sicher, du machst dir Sorgen wegen deiner...nennen wir es Aufgabe, ja? Ich kann dir diese Sorgen leider nicht nehmen, fürchte ich. So ein Experiment hat es bis jetzt noch nie gegeben, zumindest habe ich davon weder gehört noch gelesen. Ich weiß nicht, wie weit die Gastfreundschaft der Engel gehen wird.“, fuhr er fort, verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah Rui in die Augen, um seine Reaktion abzuschätzen. Hatte er Angst, war er vielleicht sogar sauer über den Entschluss ihrer Mutter? Asahi konnte es nicht sagen. Rui hatte seine Emotionen immer ein wenig verschlossen gehalten, zumindest kam es seinem älteren Bruder so vor. Man hatte eher das Gefühl, er machte immer alles, damit seine Geschwister nicht wütend auf ihn waren, und stellte seine eigenen Emotionen und Vorlieben hinten an. „Deswegen will ich dir Flöckchen mitgeben, Ich bestehe darauf. Sie ist verständiger als alle anderen Tiere, und ich bin mir sicher, sie kann dir zur Seite stehen, wenn es von uns selbst keiner tun kann.“
      Asahi fiel auf, dass seine Art seinem kleinen Bruder gegenüber wohl etwas kalt wirkte. Als wollte er ihm Befehle erteilen und nicht Rui mitteilen, dass er ihn vermissen würde und sich Sorgen machte. Er seufzte, trat einen Schritt auf den Jungen zu und umarmte ihn. „Rui? Ich hab dich lieb und werde dich vermissen. Ich weiß, wir hatten nie Zeit, viel miteinander zu reden, und das tut mir leid. “
    • Rui Kurogami

      Widerwillig ließ Rui zu, dass Asahi in das Zimmer schlüpfte, was sollte er auch sonst tun? Er hatte weder die Kraft noch die Fähigkeiten dies überhaupt zu verhindern, aber wenn es aufs äußerste kam, würde er sich sicherlich nicht einfach so töten lassen. Er wollte kein weiteres Mal sterben, nicht, ohne sich zu wehren.
      Der junge Dämon zögerte für einen Moment, als sein Bruder von ihm verlangte, dass er die Tür abschloss, doch der Gedanke, dass er ihn damit erst recht provozieren könnte, brachte ihn letztendlich dazu seinem Wunsch folge zu leisten – es war auch nicht so, als würde jemand anderes aus seiner Familie ihm zu Hilfe eilen, Rui war sich sicher, dass es einfach heißen würde, dass er nun einmal zu schwach gewesen war.
      Doch was dann folgte, hätte er nie im Leben erwartete und er begann Asahi anzustarren, als wäre dieser ein Geist. Aufgabe? Er soll sich deswegen Sorgen machen? Oh nein, ganz sicher nicht, im Gegenteil, er konnte es kaum erwarten diesen dunklen Teil dieser Welt zu verlassen und bei den gutmütigen, freundlichen Engeln zu leben, wo er nicht jede einzelne Sekunde Angst haben müsset, zu sterben oder versehentlich eines von Yuekos Giften zu trinken. Doch dass Asahi ihm diese Sorgen, die er angeblich haben sollte, nehmen wollte, überraschte ihn am meisten.
      Und dann... überließ er ihm auch noch sein Haustier, damit diese auf ihn aufpassen konnte? Wer war das und was war mit Asahi passiert?
      Oh, oder sollte Flöckchen nur darauf aufpassen, dass Rui keinen Unsinn machte, weil er ihm nicht vertraute? Oder soll Flöckchen ihn womöglich umbringen, sobald er bei den Engeln war, um ihnen die Schuld dafür in die Schuhe zu... nein, dafür wirkte der Fellball viel zu niedlich, niemals!
      Überrascht zuckte der junge Dämon zusammen, als Asahi ihn umarmte, wann hatte ihn das letzte Mal jemand umarmt? Hatte ihn überhaupt jemals jemand umarmt, oder erinnerte er sich nur nicht daran? Rui wusste nicht so recht, was er mit seinen Armen machen sollte, sollte er ihn ebenfalls umarmen? Oder nicht?
      „Ähm... danke...?“, war ihm anzuhören, dass er nicht so recht mit dieser Situation umzugehen wusste, wie auch? Gerade noch hatte er erwartet, Asahi würde ihn umbringen wollen und nun umarmte er ihn? Und er trug kein Messer im Rücken?
      Letztendlich lösten sich die beiden voneinander und kaum hatten die beiden wieder etwas Abstand zueinander gebracht, begann Flöckchen fröhlich zu bellen und sprang dem jungen Dämon in die Arme um ihm das Gesicht zu lecken, als würde auch sie versuchen Rui aufzuheitern, was ihn letztendlich doch zum Lachen brachte.
      „Danke. Wirklich. Ich...“, sollte er sich dafür entschuldigen ihn für einen Mörder gehalten zu haben? Nein, er wollte gar nicht erst wissen, wie Asahi darauf reagieren würde, vor allem jetzt, wo sie sich wahrscheinlich sowieso für eine lange Zeit nicht mehr sehen würden.
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    • Victor
      Alssie auf dem Weg zum gemeinsamen Treffen der Familien waren, strahlteVictor vor Stolz. Kein bisschen Zweifel oder Nervosität waren inseinem Gesicht abzulesen, als er mit seiner Familie die scheinbarendlosen Hallen zum Treffpunkt im Festsaal entlang ging. Zwar wardieses Anwesen schon seit Jahrhunderten nicht mehr für Schwürebenutzt worden, die meisten Familien fürchteten die möglichen Konsequenzen des Fluchs undhatten nichts zu beschließen, was ihnen derartig wichtig war, dochVictor musste zugeben, dass die Angestellten trotzdem einen guten Jobgemacht hatten, es in einem guten Zustand zu halten.
      Manwürde Bücher über ihn schreiben. Mit seinen körperlichenFähigkeiten konnte Victor wohl niemals dasselbe Level wie Marx oderTheophanu erreichen, doch er würde als derjenige in die Geschichteeingehen, der die größte Auswirkung auf den Ausgang dieses Kriegesgehabt hatte. Davon war der Junge überzeugt.
      Andiesem wichtigsten aller Tage trug er die Kleidung, die mit erCeleste zusammen ausgesucht hatte, doch seinem Bruder hatten VictorsEltern verboten, seine übliche 'dämonisch' angehauchte Kleidungebenfalls anzuziehen. Angeblich, weil so etwas ihreVerhandlungspartner verwirren würde, was die Identität des Kindesbetraf, welches die nächsten Jahre bei ihnen verbringen sollte. Victorhielt das für eine faule Ausrede, weil wohl selbst ein Dämon sehenwürde, dass Celeste kein Kind mehr war. Wahrscheinlich hatte es vieleher damit zu tun, dass sie nicht wollten, dass die Dämonen dieseseltsame Verwirrung seines älteren Bruders mitbekamen und es alsZugeständnis sahen. Victor war das ganz recht. Er hasste denGedanken, seine wohlverdiente Aufmerksamkeit mit so einem Taugenichtsteilen zu müssen. Nachdem Celeste für eine kurze Weile geschmollthatte, schien seine Stimmung inzwischen wieder besser zu sein.Zumindest, wenn man danach ging, wie ausgelassen sein Bruder sich mitden Bediensteten unterhielt, während sie auf dem Weg zum Essenwaren.
      Theophanuwar da schweigsamer, selbst Helios Fragen beantwortete sie jedes Malnur kurz angebunden. Was daran liegen mochte, dass sich die Fragendes kleinen Jungen schon seit Tagen nur noch um 'das neue Baby'drehten. Aß das neue Baby das gleiche wie er? Konnte es auchfliegen? Würden sie zusammen unterrichtet werden? Hatte das neueBaby schon Engel getötet? Kämpfte es gern? Allein bei diesemGeblabber zuhören, langweilte Victor unermesslich, weswegen er seineGedanken und seine Aufmerksamkeit weiter wandern ließ, weg vonseiner ungeliebten Schwester und diesem nervigen Gör.
      Stattdessenwandte er seine Aufmerksamkeit einer Wache zu, die ihn schon immergestört hatte. Warum hatte sie die junge Frau überhauptmitgenommen? Eigentlich brauchte man zu so einer Verhandlung keineWachen, wozu auch, es war nur Show. Nur leider hatte er keine gutenGründen gefunden, die dagegen sprachen, also hatten sie welchemitgenommen. Stella hieß sie, das wusste Victor, auch wenn sie indem Spiel niemals eine große Rolle gespielt hatte. Und sie machtesich lustig über ihn, andauernd. Es war eines der wenigen Dinge,die den Jungen in dieser Welt wirklich auf die Palme brachte, weil erihr Verhalten nicht vorausgesehen hatte. Da lobte er sich eher Dienerwie Soleil. Zwar hielt sie jetzt gerade ihre Klappe, doch im Verlaufdes Nachmittags hatte sich in dem Herzen Jungen der Gedankefestgesetzt, dass sie ihm möglicherweise seinen großen Abendruinieren konnte. Und wenn es nur mit vielsagendem Blicken und einerleise geflüsterten Bemerkung war.
      Victorholte einen Fächer hervor, der sein Outfit komplettieren sollte,ließ ihn jedoch geschlossen und tippte der Wache damit wenig sanftauf die Schulter. „Du weisst, dass das heute eine wichtige Sacheist, oder? Also zieh nicht so ein mürrisches Gesicht, und verkneifdir für einen Abend deine dummen Bemerkungen. Ich weiss, dass solcheLeute wie du es nicht gewohnt sind, auf solche gesellschaftlichenFeinheiten zu achten, also streng dich an.“
    • Stella

      „Hm? Oh, du meinst so dumme Bemerkungen, wie ob dir schon Hörner gewachsen sind? Oder ob du in dem Aufzug überhaupt laufen kannst? Oder dass du auf deine Flügel aufpassen solltest, bevor sie dir noch ein Dämon abschneidet? Oh, oder!“, wollte Stella gar nicht erst damit aufhören sich weitere dumme Bemerkungenaus den Fingern zu saugen, als der Junge selber es war, der sie dieses Mal angesprochen hatte und mit jedem Satz wurde ihr Grinsen breiter, bis sie den grimmigen Blick von Marx bemerkte, der sicherlich nur nichts sagte, weil er was von ihrem Bruder wollte.
      Und das, obwohl er verheiratet war! Was Stella eigentlich egal sein könnte, wenn dieser Mann selber nicht ständig betonte, wie wichtig es war die Ehegelübde zu halten.
      Ein Gefängnis, wie Stella fand, aber jedem das seine, nicht wahr?
      „Keine Sorge, keine Sorge, ich strenge mich an, versprochen, eure kleineHoheit. Ahhh~ sie werden so schnell erwachsen!“, verbeugte sich die Wache spielerisch und tat so, als müsste sie sich eine Träne aufgrund des Momentes aus dem Gesicht wischen, aber natürlich war da nichts. Doch sie wusste, wie sehr er es hasste wie ein Kind behandelt zu werden, obwohl Victor noch eines war.
      „Aber bevor du dich zu diesen Monstern setzt... hier.“, wurde sie letztendlich mit einem Mal ernst und holte eine kleine, schwarze Schachtel samt Schleife hervor und öffnete den Deckel kurz, um ihm den Inhalt zu zeigen. Ein geschmückter Dolch.
      „Ich glaube wir haben nicht die Zeit, dir zu zeigen, wie du ihn in deiner Kleidung verstecken kannst, wenigstens dazu scheint die Kleidung der Dämonen ganz gut geeignet zu sein, aber du bist ja so ein schlaues Köpfchen, also kriegst du das schon hin, nicht wahr?“, zwinkerte sie ihm zu, schloss das Päckchen und hielt es ihm hin. Ein kleines Geschenk zum Abschied.
      Wer wusste, wann sie sich wieder sahen, oder ob überhaupt?

      Rui Kurogami

      Ein Glück konnten seine Mutter und sein ältester Bruder Yueko dazu überrede Rui nicht in einem dieser überdrehten Kleider zum Essen gehen zu lassen, wofür er unglaublich dankbar war und stattdessen wurde er in westliche Kleidung gesteckt: ein weißes Hemd, eine kurze, schwarze Hose, eine schwarze Weste, kurzum: er fühlte sich, als würde er einen Charakter in einem Ouji Style Outfit cosplayen und tatsächlich gefiel ihm diese Kleidung sogar.
      Die Frau aus seinem alten Leben in ihm wünschte sich in diesem Moment ein Stück Papier und einen Bleistift, damit sie Fanart von dem Dämon in dieser Kleidung zeichnen konnte, nur schade, dass es kein Internet gab, wo sie die Zeichnung mit gleichgesinnten teilen konnte und wahrscheinlich war es auch komisch, Fanart von sich selbst zu zeichnen... mit einem Mal fiel ihm auf, dass er vielleicht die ganzen Zeichnungen, die er heimlich gemalt und in seinem Zimmer versteckt hatte, hätte mitnehmen oder verbrennen sollen.
      Hoffentlich fand sie niemand in seiner Abwesenheit.. sonst würde das unglaublich peinlich werden. Und er wüsste nicht, wie er es erklären sollte.
      Egal. Wenn es nach Rui ging würde er sowieso für immer bei den Engeln bleiben und er war schon ganz aufgeregt, er konnte es kaum erwarten die Charaktere aus War HH live und in Farbe zu sehen... ob Marx wohl einen Blick auf seinen großen Bruder werfen und sich sofort verlieben würde?
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