[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Der Frühling wich dem Sommer und die anfänglichen Felder, die vom Winter erst noch auftauchten, brachten lebendige und prächtige Weizenstöcke hervor, die das Tal übersäten und einen goldenen Schimmer über Goldfield brachten. Die Zeiten der Katastrophen im Winter waren nun endgültig vorüber und die Bauern widmeten sich alle dem, was sie am besten konnten und wollten. Es wurden auch neue Soldaten eingestellt, neue Geräte gekauft, sich von den alten verabschiedet und neue Pläne geschmiedet. Das ganze Land blühte in Arbeit auf.
      Unter diesem neuen, fröhlichem Leben auf den Feldern mischte sich eines Tages die traurige und nasse Gestalt einiger Männer, die sich als das Überbleibsel der rachelustigen Vaisyler entpuppte, die auf ihrem Weg mit Barbaren gekämpft hatten, Grenzposten von Vultjag in die Hände gelaufen waren, sich mit einem Bären und einem besonders aggresivem Bergadler angelegt hatten und die dennoch keine Elfe oder sonst etwas ähnliches gefunden hatten. Herrolt hatte zwar wieder ein dutzend neuer Geschichten, die er alle drei Mal erzählte mit vor Stolz strahlendem Gesicht, als habe er einen Kreuzzug angeführt, aber letztendlich konnte auch er den Frust der Niederlage nicht verstecken. Er verweilte mit seinen Männern für drei Tage im Haus der Goldfields, dann zogen sie nach nordwesten ab, in Richtung einer trostlosen Heimat, die es noch immer von Brerandt freizukaufen galt. Codren erwähnte nebenbei, dass sie ihm mal einen Besuch abstatten würde um ein wenig nach dem Rechten zu sehen, aber der Besuch folgte nicht. Es gab zu viel am Hof zu tun und zu wenig Zeit, um nebenher noch den Babysitter zu spielen.
      So war Codren aber auch nicht weit weg, als der Lichtpriester zurückkam, der ihnen schon damals einen Besuch abgestattet hatte. Als Codren eine knappe Stunde nach seiner Ankunft nachhause zurückkehrte, fand sie leere Tassen, einen Haufen Bücher und diesen alten Kauz, den sie am liebsten gleich wieder hinausgeschickt hätte. Aber Flora war auch dabei und so zog sie sich nur die Reitgarnitur aus und gesellte sich zu Ihnen ins Wohnzimmer.
      "Ihr seid ja zurück. Ich habe schon gedacht, Ihr hättet Flora vergessen."
      Natürlich hatte er Flora nicht vergessen.
      "Worum geht's?"
      Sie erhielt eine kurze Aufklärung über das Anliegen, mit dem der Lichtpriester gekommen war, und ließ ihm danach gar keine Zeit etwas hinzuzufügen, ehe sie sagte:
      "Nein. Auf gar keinen Fall. Ihr wollt Flora mit zu einem Tempel nehmen, damit Ihr dort irgendeinen Exorzismus mit ihr durchführen könnt? Nur über meine Leiche und die werdet Ihr auch nicht so schnell bekommen. Was meint Ihr überhaupt damit, dass Arana erwachen wird? Habt Ihr das etwa in euren Büchern gelesen?"
      Codren wollte eigentlich gar nicht so unhöflich werden, aber allein die Vorstellung davon, dass Flora mit diesem alten Kauz in irgendeinen verlassenen Tempel gehen und dort sonst was mit sich anstellen ließ, schien ihr als so absolut abwegig, dass sie nicht einmal davor gezögert hätte ihr Schwert zur Hand zu nehmen, sollte dieser Lichtpriester eine falsche Bewegung machen. Das war ja noch schlimmer als die ganzen anderen Anwärter, die auf Händen und Knien darum gebettelt hatten, Flora einmal die Hände zu küssen oder sie wenigstens einmal ansehen zu dürfen. Sogar noch viel schlimmer war das als die ganzen Männer, die eine halbe Stunde lang davon geredet hatten, was für eine Bereicherung es für Goldfield und die Welt wäre, wenn die Reinkarnation von Arana ihre Ehefrau werden würde. Vor fünf Jahren hatte sich der Wahnsinn glücklicherweise langsam beruhigt, aber eben deshalb war Codren nicht in der Stimmung dazu, ihn gerade jetzt wieder aufleben zu sehen.
    • Uzin war erbost. Eine solche Störung hatte er zwar vermutet, aber das sich diese Untergebene derart erdreiste, für die Göttin selbst zu sprechen, ließ ihn aufbrausend werden. "Wie könnt ihr es wagen in Anwesendheit der Göttin so über sie zu sprechen?", murrte er mit etwas lauterem Ton. "Es ist von größter Wichtigkeit. Auch für Flora selbst."
      Er suchte weitere Worte, erzählte von der möglichen, friedlichen Zukunft Taranokes. Alles was Flora tun müsste, war nur mit ihm zum Tempel des Lichtes zu reisen, den er einst gefunden und wieder aufbauen lassen hatte. Natürlich gäbe es eine Zeremonie, um die Reinkarnation auferstehen zu lassen, aber diese würde Flora doch keinen Schaden zufügen.
      Codren aber blieb eisern und verwies auch wieder auf vergangene - so genannte Scharlatane -, die Flora schon mit ihren Worten um den Finger wickeln wollten, und ebenfalls von einer besseren Welt sprachen.
      Und natürlich sprach Uzin auch von dem Studium, das er betrieben hatte. Er hatte schließlich viele Jahre damit verbracht, und war nicht einfach blindlings hergeeilt, um der Erste zu sein. Selbst den Winter hat er in einen Sommer wandeln lassen, ehe er nochmals pilgerte. Zu Fuß lief er durch das Land, viele Tage und Nächte, um sich zu beweisen. Er glaubte nicht nur, er wusste es.
      Natürlich erklärte er auch noch, das es im Tempel eine Statue von Arana gäbe, in die die göttliche Seele einfahren, und sie lebendig werden lassen würde. Flora würde nichts geschehen. Es wäre etwa so, als würde sie jenes Licht erschaffen, mit dem sie einst Vultjag bezwang.
      Flora hingegen war zwei Meinungen gegenübergestellt. Die eine riet zur Vorsicht, und kam von Codren, die ihren Job ernst nahm und Flora zu schützen versuchte. Die andere Meinung war ihre eigene, die am liebsten das Abenteuer suchte, und Uzin zum Tempel begleiten würde. Und wenn es einfach darum ging, den Tempel zu besuchen.

      Das Gespräch nahm noch eine weitere Wendung, die Codren und Flora gleichermaßen missfiel. Uzin sprach die letzten Ereignisse an, die seit vergangenem Winter geschehen waren. Er selbst hatte es nicht verhindern können. Die Kinder Aranas, jene Gläubigen, die ihrer Göttin blind in den Tod folgen würden, waren davon überzeugt, einen Heiligen Krieg zu entfachen, um Taranoke zu säubern. Er selbst hätte mit einigen von ihnen darüber gesprochen, und sie dazu bringen können, noch abzuwarten, bis Arana selbst den Befehl dazu erteilen würde. Man gewährte ihm eine Frist. Eine Chance, noch in diesem Sommer die Göttin zu erwecken. Würde sie verstreichen, so würde noch vor dem Winter ein letzter Krieg ausbrechen, um dem Land im neuen Jahr den ewigen Frieden zu bringen. Nur wer Arana folgte, hätte das Recht, hier frei Leben zu dürfen. Alle Häuser litten unter den Angriffen, oder Anwohner wurden bekehrt, und viele ließen sich zu leicht bekehren, weil sie die Geschichten um Floras Sieg vor 7 Jahren kannten.
      Und das Schlimmste war, das diese Sekte bereits überall auf Taranoke verteilt lauerte, in ihren geheimen Verstecken. Sie würden alle zeitgleich losschlagen, und Niemand würde es verhindern können.
      Nur Flora könnte es. Sie musste nur zum Tempel folgen und ihr Licht spenden. Mehr war nicht von nöten. Sie könnte auch Codren mitnehmen, und Wachen, wenn das Vertrauen fehlte. Uzin schwor, nicht hinterhältiges geplant zu haben. Er schien beinahe verzweifelt zu den Damen zu blicken.
      "Einverstanden.", sagte Flora plötzlich. Sie sah zu Codren, die bereits Luft holte, aber bat sie mit einer Handbewegung zu schweigen. "Fang nicht an, wie mein alter Herr Vater. Er hatte eh nie gewonnen.", grinste sie, ehe sie sich wieder an Uzin wandte.
      "Ich folge euch zum Tempel, aber nur, weil es mich selbst interessiert, ein altes Bauwerk Aranas zu betreten. Damals lebten ja noch Mönche auf Taranoke, die Arana anbeteten, und Bauwerke wie diese errichtet hatten. Sicher gibt es dort noch etwas zu entdecken, was in Büchern verborgen bleibt."
      Uzins Miene erstrahlte wie ein Sonnenstrahl, der durch die Wolkendecke brach. Es schien fast so, als hätte er eine große Last verloren, die zuvor noch auf seinen Schultern prangerte.
      "Außerdem kann ich dann eventuell selbst anordnen, das diese Sekten Krieger von ihrem Vorhaben abweichen. Ich werde sie einen anderen Weg gehen lassen. Wenn sie wirklich glauben, das Arana in mir schlummert, werden sie mich auch anhören. Ihr sagt, ihr kennt einige der Sprecher? So könnt ihr sie sicher auch dort hin bestellen. Sie sollen dabei sein, wenn ich das göttliche Licht erstrahlen lasse."
      Uzin nickte, und mit erfreuter Miene geleitete man ihn zur Tür. Er bedankte sich nochmals und schritt dann mit einer Energie hinfort, die manch junger Mann in seinen besten Jahren nicht aufzubringen vermochte. Er würde keine Zeit verlieren. Den Weg hatte er Flora auf einer Karte Markiert, wo sie ihn antreffen würde. Sie sollte in zwei Wochen dort sein. Bis dahin hätte er zumindestens die Hauptsprecher zusammenrufen können. Gemeinsam würden sie dann zum Endziel reisen. Flora durfte selbst entscheiden, wieviele sie begleiten würden. Die Sekte selbst würde sie nicht angreifen, aber das galt nicht für Verbrecher oder andere Häuser.

      Als Uzin fort war, seufzte Flora. "Codren? Ich vermute, das er selbst zur Sekte gehört, und mitverantwortlich ist, für die Überfälle. Ich kann mir gut vorstellen, das er diese als Druckmittel angewendet hat, um mich zu überzeugen, ihm zu folgen. Ich denke, wir haben keine andere Wahl. Aber voort kann ich die Sache sicher auflösen. Ich werd ihm einfach seinen Lichtzauber vorführen, und dann wird er schon zufrieden sein. Und du wirst mich sicher begleiten wollen?", grinste sie.
      Bald würde sie mal wieder ihr weißes Gewand tragen und in die Welt hinaus ziehen. Hier war alles erledigt. Die Arbeiten würden von selbst laufen, und die Vertreter und Überwacher würden wie immer alle Unterlagen zu Nachprüfung bereit stellen. Außerdem freue Flora sich auch, mal Camisse besuchen zu können. Sie war noch nie in dem Land gewesen. Sie musste nur noch überlegen, ob sie mit dem Schiff zur See nach Camisse fahren würde, oder lieber per Pferd über dem Landweg. Letzteres schien eine bessere Wahl zu sein. So konnten sie mehrere Ortschaften abklappern. Käse, Bier und Pferdezucht. Metallbau und Berarbeit. Einiges gab es in diesem Land sicher zu entdecken.



      Vermell Spähtrupp

      Unweit von Kaslis momentanen Aufenthaltsort, war eine berittene Einheit unterwegs. Sie waren auf Erkundung, suchten nach Anzeichen für geheime camisser Transporte, die womöglichen ihren Feinden zukommen sollten. Vielleicht gar getarnt über die freien Händler. Die mussten ohnehin schon hohen Wegezoll leisten, und wurden gründlich durchsucht.
      Unterwegs fanden sie noch drei Wagen aus Vultjag, und mehrere Reiter, die als Söldner ihren Dienst verrichtet hatten. Es waren mal mehrere Krieger gewesen, aber sie alle hatten in Camisse mit einigen seltsamen Soldaten in hellen Rüstungen zu tun gehabt. Die Camisser hatten sie angeworben, um der Lage Herr zu werden. Ein teures Unterfangen, aber es hatte sich gelohnt. Mehrere Kisten edles Erz und sogar Werkzeuge brachten sie mit in Richtung Heimat. Und jeder Krieger der noch lebte, Ritt auf einem Schlachtross aus Camisse. Mit Stolz würden sie in Vultjag einreisen, und jene Krieger Ehren, die in der letzten Schlacht gefallen waren. Vermell war Verbündeter und deshalb ritten sie eine Weile zusammen. Erste Verhandlungen spielten darauf hin, das einige Hundert Krieger erwünscht wären, um in den nächsten Wochen endlich größere Angriffe zu starten. Haus Vermell müsste endlich den Weg zum Thron ebnen, damit das Land wieder seinen Stolz zurückerhalten würde. Viel zu lange zermürbten sich die Tapferen beider Seiten. Sie mussten endlich alle unter der Führung Vermells wieder vereint werden. Aber letztenendes konnten das die Krieger hier nuch weiterreichen, nicht selbst entscheiden.
      Wenig später lagerte man zur Nacht. Die Wagen bildeten eine Burg, dazwischen die Pferde an größeren Felseen und Stöckern gebunden. Mehyve baute noch kleinere Zelte auf, die die Wagenburg ergänzten und schließlich einen Halbmond bildeten. Mittig brannten mehrere Feuer, und ein großes Hauptfeuer, um das die meisten Krieger saßen, spiesten und tranken. Gelächter erfüllte die Stille der Nacht. Geschichten üder blutige Schlachten wurden erzählt und gesungen. Dazu öffnete man ein Fass Bier, das für die Reise gedacht war, und auch die Soldaten aus Vermells Reihen ließen sich einschenken.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Codren war nicht halbwegs begeistert von dem, was ihnen bevor stand. Der Lichtpriester war nicht anders als alle davor, aber was er von Flora verlangte hatte nichts mehr mit Eigennutzen zu tun, sondern war gänzlich mörderisch. Wollte er sie beide wirklich überzeugen, dass die Auferstehung von Arana schmerzlos von statten gehen würde? Machte es etwa einen Sinn, wenn eine Gottheit, die jeden Tag, das ganze Jahr am Himmel strahlte und der Erde ihr Licht spendete, zu ihnen hinabkam und dabei kein Schaden entstand? Codren konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen - und Flora hoffentlich auch nicht. Als Uzin endlich ging beugte sie sich vor.
      "Ich würde keinem seiner Worte trauen - vielleicht bis auf die Sache mit der "Säuberung", wie er es ausgedrückt hat. Das ist wenigstens der einzige Punkt, der realistisch ist."
      Sie griff nach Flora's Händen, um ihre volle Aufmerksamkeit zu erlangen. Das hier war kein Ausflug mehr nach Lyxaxu oder eine kleine Schifffahrt um Taranoke herum, das hier war der Beginn eines Krieges, den - wie Uzin wahrscheinlich recht hatte - nur Flora aufhalten könnte.
      "Wenn diese Erweckung schief läuft, in welcher Weise auch immer, wirst du von jetzt auf gleich dutzenden Gläubigen gegenüber stehen, die vielleicht zur Überzeugung gekommen sind, dass du nur eine Hochstaplerin bist. Mit religiösen Fanatikerin ist nicht zu spaßen, sogar wenn du wirklich göttliche Magie beherrschst - was ich weiß, aber alle anderen dann anzweifeln werden."
      Sie lehnte sich ein wenig zurück, etwas befreit von ihren schlechten Gedanken.
      "Ich sage wir besorgen uns eine angemessene Eskorte, dafür schieben wir das jährliche Sommerfest ein wenig nach hinten, um die Kosten dafür aufzubringen. Vielleicht werden ein paar Elfen mitkommen für das richtige Gold. Ich werde außerdem Herrolt fragen, seine Soldaten besitzen wenigstens eine angemessene Ausbildung. Ein paar Bogenschützen dazu für die Verteidigung aus der Ferne und ich bin zufrieden. Andernfalls werde ich nicht zulassen, dass du dich unter so viele Verrückte begibst."



      Kasli

      Kasli reiste um diese Jahreszeit mit drei Personen: einer zum Jagen, einer für das Lager, einer für die Verteidigung. Seit dem Überfall am Pass vor einigen Monaten war Kasli mit zehn verschiedenen Personen gereist, von denen ihr nur zwei sehr gut gefallen hatten: Der Räuber vom Pass und ein alter Mann mit goldenen Ohrringen, den sie in einem Gasthaus entdeckt hatte. Leider waren ihre Begleiter nie von sehr langer Dauer und der Verfall nicht umkehrbar. Zuerst verloren sie an Gewicht, nachdem der Körper das Essen nicht mehr ordnungsgemäß verarbeitete, dann verloren sie ihre Farbe wie Kranke und bis sie zuletzt wie Leichen aussahen und zum Schluss färbten sich ihre Fingernägel schwarz. Das war dann immer das Zeichen für Kasli sie gehen zu lassen, denn wenn der Körper einmal starb, während der Geist von Aranis noch in ihnen war, war es immer sehr mühevoll ihn da wieder rauszukriegen. Und Kasli war in keiner besonders guten Verfassung für sowas: sie hatte sich schon an unzähligen Sträuchern verbrannt oder geschnitten, die anfangs eigentlich ganz unscheinbar ausgesehen hatten, und war zwei weitere Male ins Gefecht geraten, einmal in dem Gasthaus mit dem alten Mann, als sie ein wenig zu offen ihre Magie gezeigt hatte, und einmal mit irgendwelchen pöbelnden Soldaten, die wohl etwas dagegen hatten, dass eine Elfe durch ihr Revier spazierte. Nun hatte sie daraus gelernt, war besonders vorsichtig gewesen und siehe da: drei Leute konnte sie in ihrem Dienst halten. Eine schwarzhaarige Frau, die ein Stück kleiner war als sie, ein junger Mann mit braunen Locken und starken Armen und einen älteren Mann mit Glatze, der den Packesel spielte. Alle drei waren sie gefügig und hilfsbereit und der Mond leuchtete in ihren Augen, als wäre er dort zuhause. Kasli war durchaus zufrieden mit ihrem Werk; wenn es um Organisation ging hatte sie immer ein gutes Händchen gehabt.
      So war sie im ersten Moment auch nicht beunruhigt, als sie das Gelächter in der Ferne hörte. Als sie dann sah, dass es Soldaten waren - sie hatte von dem Vorfall als man sie angriff, weil sie eine Elfe war, gelernt - war sie beunruhigt und sie blieb mit ihren beiden männlichen Begleitern zurück, um nur die Frau loszuschicken.
      Die Frau näherte sich dem Lager mit gleichmäßigem Schritt und erhobenem Kopf. Sie war schon fast beim ersten Zelt angelangt, als man sie endlich entdeckte und die Stimmung sich schlagartig änderte.
      "He! Wer ist da! Komm nur näher, ich werd' dir lehren dich so an's Lager ranzuschleichen!"
      Die Frau blieb stehen, ihre Mondaugen ruhten auf dem Mann der sprach.
      "Habt ihr eine Elfe gesehen?"
    • Flora grinste. Codren machte sich natürlich Sorgen, und sie vertraute diesem Uzin nicht, weil er im Grunde auch nur einer Wahnvorstellung hinterher rannte. Flora würde ihm zwar etwas Zucker geben, aber das Endergebnis würde sicher anders aussehen, als er es sich vorgestellt hätte.
      "Ja, das ist meine Vermutung. Ein heiliger Krieg, der Taranoke erneut in Flammen setzen könnte, und zwar überall. Ich vermute, das Uzin sehr wohl etwas mit diesen Kriegern und den Überfällen zu tun hat. Sie dienen ihm dazu, mich zu dieser Reise zu bewegen und als seine Göttin wiedergeboren zu werden. Und mach dir mal keine Sorgen wegen möglicher verärgerter Sektenanhänger, die nicht erhalten, was sie bekommen wollten. Ich werde einfach sagen, das man sich in mir geirrt hat. Schließlich habe ich nur die Magie dazu erlernt. Ich besaß diese nicht von klein auf an."
      Natürlich war es ein Risiko. Man wusste nie genau, wie solche Leute sich verhalten würden. Waren sie enttäuscht, suchte man oft ein Sündenbock. Entweder war es dann Flora oder Uzin, der falsche Versprechen gab. Oder beide. Und dann würde viel Blut fließen. Sie würden sicher trotzdem Taranoke in den heiligen Krieg stürzen, um so das nötige Aufsehen ihrer Göttin zu erhaschen. Der Lohn dafür würde aber wohl nie auf sie herabfallen. Das Blut wird an ihren Händen kleben und das Licht der Sonne wird es vetrocknen lassen.
      Flora nahm wieder Platz auf ihrem Stuhl, stütze die Arme auf dem Tisch ab und legte den Kopf in die gefalteten Hände. Codren sprach eine Eskorte an. Uzin meinte, das sie beliebig viele mitbringen dürfte. Sicher damit sie ihm mehr vertraute. Wenn sie mit einer Armee käme, würde man sie kaum mal eben auf einem Altar opfern und ausbluten lassen. Und wenn Uzin Erfolg hätte, dürften sich die Krieger gleich dem Lichte anschließen. Vielleicht spekulierte er auch darauf, sogleich seine Macht zu stärken. Ein neues Haus auf Taranoke? Schon wieder? Goldfield war doch erst vor einigen Jahren aufgestiegen. Folgte jetzt das Haus von Arana?
      "Dein Mann wird sicher ganz erfreut sich, sich anzuschließen. Er wird sicher in den Reihen der Lichtkrieger die Elfe vermuten und sich dann an ihr Rächen wollen. Ich bin mir sicher das er sofort zustimmt und uns noch antreiben wird, nachdem er so lange erfolglos durch das Land zog, und jetzt eine richtige Spur gefunden hat."
      Sie lachte kurz auf, bei dem Gedanken, wie er hibbelig in der Tür stehen und fragen würde, warum wir nicht unlängst aufgebrochen wären. Und die Elfen, die Codren erwähnte?
      "Die Elfen werden sicher freiwillig helfen. Eine der Ihren hat schließlich für etwas Ärger gesorgt, und das auch in ihren Reihen. Schicken wir einen Boten mit Begleitschutz. Sie sind gute Schützen. Wir sollten daher ein Kader Elfenschützen anfordern, und ein paar Naturmagier. Herrolt kann eine eigene Truppe aufbauen und du wirst dir noch ein paar unserer Soldaten raussuchen. Sagen wir 20 Mann. Ich will ich mit einer zu großen Armee aufbrechen. Ich schätze das wir am Ende eine vielleicht 60 oder 70 Mann Begleittruppe haben. Durchaus übliche Zahlen bei einem sehr wichtigen Anliegen mit Adelspersonen."
      Flora würde Vertreter für ihre Arbeit aussuchen und die Reise vorbereiten, während Codren zur Burg reitet und gute Soldaten auswählt. Sie soll dort auf Flora warten. Sie wird sicher zusammen mit den Elfen dann gen Süden aufbrechen und dort eine Nacht Zwischenlagern, ehe dann alle gemeinsam aufbrechen nach Camisse. Ein weiterer Bote würde vorreiten und Camisse informieren, damit es nicht zu Missverständnissen käme. Mehyve hatte schließlich auch mal großes Vertrauen genossen, bis Zane angebliche Verstärkung als Invasionsmacht in Camisse deponiert hatte.
      Flora seufzte, als Codren gegangen war. Sie würde noch schnell einige Bücher studieren. Es würde sicher noch zwei oder drei Tage dauern, ehe die Elfen hier wären und sie aufbrechen würden.



      Lager Vermell / Vultjag

      Der Alkohol hatte nicht alle im Griff, aber einige die zuvor noch schwankend am Feuer saßen, schien plötzlich wie geheilt zu sein, und starrten konzentriert die seltsame Frau an, die einfach zum Lager marschierte und nach einer Elfe fragte. Warum zum Teufel sollten sie eine Elfe hier unten gesehen haben? Obwohl, es gab natürlich genug Elfen in Taranoke. Sogar Händler. Selbst in Mehyve verrichteten einige Elfen ihren Dienst. Natürlich war ein Krieger von Vultjag gleich an der Front und drohte mit seinem Knüppel. Der Kommandant der mehyvischen Truppe jedoch ging dazwischen. "Sachte, mein Freund. Oder fürchten sich Vultjags Krieger seit der Sache vor sieben Jahren etwas neuerdings vor Frauen, die mutig genug sind, einfach so ein Lager aus bewaffneten Kriegern zu betreten?"
      Der Söldner grunsze. Andere lachten. Natürlich hatte er keine Furcht. Er war nur vorsichtig, wie er es behauptete. Der Mehyvische Soldat erhob das Wort an die Frau. "Verehrte Lady, was auch immer euch zu uns führte, warum kommt ihr nicht ans wärmende Feuer. Wir haben Essen und gutes Bier. Vielleicht erzähle ich euch dann, ob wir eine Elfe gesehen haben. Und wo sie hin gegangen ist. Mein Name ist Tobes Presst, Kommandant der Mehyvischen Spähtruppe. Ich garantiere euch, das euch nichts geschehen wird. Ich stelle euch auch mein Zelt zur Verfügung, wenn ihr übernachten wollt. Außerhalb des Lagers lauern wilde Tiere."
      Er versuchte es natürlich mit Vertrauen, bot auch die Wahrheit an. Dennoch fragte er sich, warum ihm die Frau so seltsam vor kam. Die Augen hatten einen merkwürdigen Blick. Im Feuerschein würde er sie eingehender betrachten.
      Die Soldaten lösten sich wieder in ihren Aufgruppen auf und schenkten nach. Der Vultjag riss sich vor Wut ein Stück Fleisch vom Tier, das über dem Feuer brutzelte. Von wegen feige. Der Soldat hatte Glück, das sie Verbündete waren. Aber nochmals würde er damit nicht durch kommen. Die Ehre stand auf dem Spiel.
      Der Kommandat und zwei Wachen blieben noch bei der Frau. Einladent hielt er die Hand hin. "Seid ihr einverstanden? Oder lauern dort draußen noch mehr Gäste? Auch sie dürfen gern dazu stoßen.", meinte er noch vorsorglich und spähte kurz in die Dunkelheit der Nacht.
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    • Es dauerte einige Wochen der Vorbereitung - eine Zeit, in der Codren inständig hoffte dem Lichtpriester nicht wieder über den Weg zu laufen - bis die nötige Anzahl an Soldaten gefunden war. Die Elfen waren tatsächlich sehr hilfsbereit gewesen, wie von Flora bereits vorausgesehen, und stellten ihnen 15 Krieger zur Verfügung, von denen einige auch gleichzeitig einen nützlichen Hang zur Magie zeigten. Herrolt war überraschenderweise schwieriger zu überzeugen: sein Stolz war durch die missglückte Verfolgung auf gewisser Weise gekränkt und er weigerte sich zunächst seine heimische Burg zu verlassen, wahrscheinlich in der Angst mit einer erneuten Niederlage zurückzukehren. Codren ließ ihm mitteilen, dass es bei dieser Mission um die Lichtgöttin ging und falls etwas schief lief jeder auf Taranoke sich daran erinnern würde, dass der große Herrolt Vaisyl mit anwesend war, um Flora heldenmutig zu beschützen. Das erfüllte seine Wirkung und obwohl Herrolt sich noch einmal weigerte - allerdings nur aus Prinzip heraus, wie Codren bereits wusste - versprach er, dass seine Truppe an den Bergen von Camisse zu ihnen stoßen würde. Codren selbst besorgte zwanzig weitere Männer aus den eigenen Soldatenreihen, unter ihnen auch Hauptwache Gutov, der bis dahin zwar hauptsächlich für die Sicherheit des Hofes zuständig gewesen war, aber einen ordentlichen Kampfstil drauf hatte, den Codren zu schätzen wusste. Als die Gruppe von 35 Personen abmarschbereit vor dem Hof stand, zog Codren Flora noch einmal beiseite.
      "Noch haben wir die Möglichkeit hier zu bleiben und diesem Uzin abzusagen. Du musst dich nicht vor so vielen Leuten präsentieren lassen wie eine Hexe. Mir macht es außerdem immer noch Sorge, was er mit diesem Exorzismus vor hat."


      Kasli

      Die schwarzhaarige Frau starrte die Männer einige Sekunden lang regungslos an, dann teilte sich das Gebüsch hinter ihr tatsächlich auf und der junge Mann mit braunen Locken kam hervor, dicht gefolgt von Kasli, die sich dicht hinter ihm hielt und den breiten Rücken als menschliches Schutzschild nutzte. Das Paar trat an den Feuerschein heran, dann trennten sie sich und alle drei nahmen einen Platz am Feuer ein, wobei der Mann und die Frau sich in makelloser Synchronisation bewegten. Kasli sah sich unter den Soldaten um, lächelte nicht. Ihre Augen waren groß und neugierig, ihre Miene ansonsten entspannt. Einer der Männer bot ihr ein Stück seines Fleisches an, worauf sie nicht reagierte. Stattdessen sprach die schwarzhaarige erneut, als wäre es als Anführerin der Gruppe selbstverständlich.
      "Vielen Dank für eure Gastfreundlichkeit. Wir werden aber nicht lange bleiben, wir müssen bald wieder weiterziehen."
      Kasli lächelte kurz, als kämen die Worte aus ihrem Mund. Dann verflüchtigte sich die Mimik wieder und sie sah wieder regungslos aus.
      "Sagt mir, wohin geht eure Reise, verehrte Männer?", fragte die schwarzhaarige weiter. Der braunhaarige Mann griff dabei nach einem Stück Brot und schob es sich leidenschaftslos in den Mund. Auch er wirkte, ähnlich wie Kasli, nicht sehr ansprechbar und schien das Reden der schwarzhaarigen zu überlassen.
    • Lager Vermell / Vultjag

      Die Leute beobachteten ihre Gäste mit fragenden Blicken. Sie behamen sich seltsam. Der Mann und die Frau mit den schwarzen Haaren, wirkten irgendwie teilnahmslos, als wären sie ganz woanders. Viel Freude hatten sie wohl auch nicht. Und die andere Dame? Wenigstens brachte sie ein kurzes Lächeln zustande, aber auch dann saß sie wieder dort, als wäre schon seit Monaten die Sonne hinter dichten Regenwolken verschwunden. Aber sie schien auch neugierig zu sein, wenn sie auch nicht groß auf die anderen reagierte.
      Presst trank einen Schluck Bier und wischte sich dann mit dem Unterarm den Bart ab, ehe er das Wort ergriff. "Wir sind auf Patrouille unterwegs, für Haus Vermell. Wir erkunden die Gegend nach feindlichen Aktivitäten, oder jene, die Haus Mehyve persönlich unterstützen könnten. Unsere Freunde hier aus Vultjag kehren Heim nach ihrer ehrenvollen Pflicht. Auch wir werden bald wieder aufbrechen und schon morgen wieder heimischen Boden unter den Hufen unserer Pferde spüren."
      "HAHAHA, und euch mit euren ehemaligen Kameraden wieder gegenseitig abschlachten. Wie lange geht dieser Bürgerkrieg wohl schon?", lachte einer der Vultjags und biss herzhaft in das Fleisch, welches an einem Knochen hing, den er in einer seiner Händen hielt.
      "Seit diese verfluchte Frau aus Goldfield Prinz Zane kaltblütig abschlachtete. Jetzt sitzt eine falsche Schlange auf dem Thron und regiert, und unsere Herrscherin wird dafür sorgen, das dieses Miststück bald wieder vom Thron verschwunden ist! Und wir werden ihr dabei beistehen. Aber ihr habt recht, es dauert schon viel zu lange, sich mit Kriegern zu messen, die ebenso gut sind wie die anderen. Keiner kommt so wirklich voran. Bis jetzt. Bald jedoch werden wir einen Großangriff starten. Zusammen mit Vultjags Kriegern.", erzählte der Kommandant.
      Die anderen sahen sich an, wussten nichts davon. Lag wohl daran, das sie als Söldner unterwegs waren. Man würde sicher in Vultjag darüber sprechen. Krieger würden sich freiwillig melden um in die Schlacht zu ziehen. Ehre und Reichtum dem Reich zu bringen, mit ihrem Leben dienen und es für das Reich vergeuden.
      Presst meinte, das es nur wenige wüssten. Es wurde erst vor kurzem entschieden. Aber da Mehyve bereits im Süden Durchbrüche erringen konnte, war es nun schwerer dafür zu sorgen, das Handelsgüter aufgehalten werden konnten. Und das würde Mehyve weiter stärken. Der Zermürbungskrieg hatte beide Seiten kaum voran gebracht, als blieb nur noch ein direkter Stoß ins Herz. Und wenn Vermell erst den Thron bestieg, dann würde auch Garlingen brennen, und das Haus Goldfield. Und Flora Goldfield würde mit ihrem Leben bezahlen!
      "Und wohin führt euch eure Reise?", fragte Presst daraufhin die Gäste.


      Flora

      Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Flora hatte noch viel Arbeit nebenbei erledigt, sich aber auch auf ihre Reise vorbereitet, die Bücher und Schriften studiert um noch zusätzliche Hinweise zu finden, die es aber wohl nicht gab, und natürlich für Vertretungen zu sorgen.
      Herrolt hatte auch sie überrascht. Der Mann war wohl etwas in seiner Ehre gekränkt und wäre vielleicht lieber alleine mit der Elfenfrau im Schlepptau heimgekehrt, um seine Heldentaten gebührend zu empfangen. Letztenendes jedoch musste er sich wohl schon wegen möglicher Lieder und Geschichten als Begleiter, Retter und Held an Seiten Flora Goldfields anschließen. Aber er würde erst nahe Camisse zu der Gruppe stoßen. So zog er wohl vermutlich auf einem erhabenem Feldzug hocherhobenen Hauptes durch Brerandt, und spracxh in jeder Taverne wo er halt machte, darüber. Was vorher bekannt war, konnte später keiner dazudichten und als Hochstapler brandmarken.
      Flora trat aus dem Haus in ihrer weißen Kleidung, ihr großes Schwert auf dem Rücken befestigt, und einen Beutel mit Brot, frisch aus der Küche. Eine Tasche dazu in der sich Wurst, Käse und ein Messer befand. Der Trinkschlauch war mit Fruchttee gefüllt, bis man ihn später mit Quellwasser oder frischem Bachwasser wieder erneut auffüllen würde. Natürlich könnte sie auch beim Lagern Tee aufkochen lassen.
      Sie befestigte ihr wertvolles Gut am Sattel ihres Pferdes, ein weißer Schimmel der auf den Namen Paladin hörte, und so weiß war wie Schnee oder eine der Wolken am blauen Himmel. Kaum war sie fertig, zog Codren sie nochmals beiseite und versuchte wohl die Sache noch zu wenden.
      "Absagen? Und dann die ganze Arbeit der Vorbereitung umsonst? Hihi, Codren, du musst dich nicht sorgen, ich weiß was ich tue. Ich werd ein wenig Magie anwenden und Uzin wird vor Ehrfurcht auf dem Boden krabbeln. Dann geb ich ihm und seinen Kriegern eine neue Mission und lass sie gegen die Piraten und Banditen der Insel aufmarschieren. Dann sind sie beschäftigt und wir haben mehr Ruhe. Und an Land und auf See dürfte es etwas sicherer werden. Immernoch besser, als wenn sie hier in meinem Namen oder dem von Arana schlachtend durch die Gegend ziehen. Wir sind genug Leute. Herrolt kommt auch noch daz, sagtest du? Er bringt sicher auch noch Soldaten mit - als Zeugen seiner Taten."
      Sie schwang sich aufs Pferd und saß bequem im Sattel, spähte zu Codren hinab. "Und in Camisse gabel ich auch noch ein paar Zwerge auf. Ich werd ihnen einen Bauauftrag geben, und Uzin davon erzählen. Ein kleiner Tempel für Arana.", grinste sie. Mit bester Handwerkskunst und frisch erbaut, dürfte das als ein gutes Zeichen angesehen werden.
      Flora ritt an und meinte noch, das Codren endlich ihr Pferd besteigen sollte, wenn sie nicht hierbleiben wollte. Früher war sie schon mal schneller gewesen. Ob sie wohl alt wurde? Ob Flora das ganze Unterfangen als zu einfach ansah? Selbstverteidigen konnte sie sich ja. Aber man wusste nie, was andere vor hatten, wenn es um Geschehnisse der letzten Jahre ging.
      Die Truppe ritt los. Es würde Tage dauern, bis sie die östlichen Bereich der Camisser Berge erreichen würden. Sie würden dem Fluss folgen und sicher auch das alte Schlachtfeld überqueren, wo das Ganze begonnen hatte. Flora seufzte und wünschte sich, mit einem anderen Zauber den Schlachtfürst beseitigt zu haben, aber sie hatte es ja nicht besser gewusst.
      Die Ruine von seinem alten Lager war weiter weg. Dort würden sie nicht vorbei kommen. Tapfere Krieger Brerandts hatten dort ihr Leben gelassen, und das Lager in eine Flammenhölle verwandelt. Händler berichteten, das noch heute, trotz der Natur die dort wuchs, verkohlte Überreste zu finden waren. Eine große Senke wo einst ein Lager mit brennbaren Ölen und dergleichen stand, drum herum alte Überreste von Holzpalisaden und Zeltgestängen. Man fand sogar noch Knochen und Rüstungen der Krieger. Manches hatten Banditen geraubt, aber viel Brauchbares hatte es nicht gegeben. Flora überlegte, auf dem Rückweg mal einen Abstecher zu machen.
      Im gemächlichen Reisetempo erreichten sie nach mehreren Tagen die Camisser Berge. Vom Fluss aus waren es aber teilweise noch mehrere Kilometer Umland, ehe man die Füße der Berge erreichte. Ob Herrolt bei den Bergen wartete, oder nahe des Flusses? Am Fluss ntlang gab es zu beiden Seiten Handelsstraßen. Auf diesen Wegen kam man schneller voran. Zudem gab es vorgefertigte Lagerplätze, welche die Händler auf ihren Reisen nutzten, aber auch Wegelagerer und andere Reisende. Sie hatten unterwegs schon einige Händler angetroffen. Den Lagerplatz den sie am Abend erreichten, war jedoch ein einsamer Platz ohne Händler. Schnell war das Feuer inmitten des Platzes entfacht, an dem schon Steine für die Feuerstelle ausgelegt waren. Erst eine Nacht zuvor hatte hier schon ein Feuer gebrannt. Der Fluss war ein paar Minuten Fußweg entfernt. Dort konnten die Pferde grasen und trinken. Ein paar Wachen passten natürlich auf, bis die Ablösung käme. Einige jagten in der Nähe, andere errichteten Zelte, falls es unerwartet regnen sollte, wollten sie alle im trocknem sitzen.
      Flora und Codren hatten ebenfalls ein Zelt zusammen.
      In einer kleinen Ausbuchtung des Flusses, wo Büsche guten Sichtschutz vor neugierigen Soldaten boten, sprang soeben eine slippernackte Flora mit Anlauf jauchzend ins Wasser, verscheuchte Fisch, Frosch und Vogel sofern vorhanden. Die Sonne hatte inzwischen genug Kraft gehabt, um alle über den Tag ins schwitzen zu bringen. So ein kühles Bad wirkte erholsam.
      "Aaahhhhh.... tut das gut.", seufzte sie und schwamm ein paar Züge.
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    • Kasli

      Kasli lauschte gebannt den Soldaten, als würden sie gerade eine Märchengeschichte erzählen. Viel verstand sie nicht, außer dass es wohl ein Haus gab, das nach diesem Land benannt war, und noch ein anderes, das einen anderen Namen hatte. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen was so besonders an zwei Häusern sein musste, um ihnen eigene Namen zu geben, aber vielleicht sollte sie dort einmal vorbeisehen. Aus reiner Neugier.
      Außerdem horchte sie beim Namen Goldfield auf - war etwa diese Frau gemeint, diese… wie hieß sie noch gleich… Meira? Das klang falsch, aber Kasli konnte sich nicht mehr an ihren Namen erinnern. Sie wollte schon nachfragen, besann sich dann aber, nachdem sie das Zähneknirschen bemerkte, mit dem der Soldat von der Frau sprach. Anscheinend hatte sie sich keinen guten Ruf gemacht - das würde Kasli im Hinterkopf behalten. Man wusste ja nie.
      Diese Goldfield hatte also anscheinend einen Prinzen ermordet und jetzt war man mit der Nachfolge unzufrieden. Wobei sich Kasli fragen musste, was dann mit dem König geschehen war, wenn man dem Prinzen schon aufgelauert hatte. Vielleicht ist er ja von selbst gestorben. Diese Unterhaltung brachte mehr Fragen auf als man je beantworten könnte.
      Kasli hätte gerne mehr von diesem sonderbaren Land gewusst, in dem man Prinzen statt Könige mordete und Häuser benannte, aber sie wusste nicht, wo sie zuerst anfangen sollte. Die schwarzhaarige ließ derweil ihre Mondaugen über ein paar Gesichter gleiten, dann antwortete sie brav auf die Frage.
      "Wir gehen dorthin wohin die Elfe zieht. Wir haben gehört sie ist eine Verräterin, die sich gegen ihre eigenen Kameraden gewandt hat und wollen mit ihr reden. Wir vermuten, dass sie in den Süden gezogen ist, aber der Süden ist groß und wir wissen noch nicht einmal, auf welcher Seite der Berge sie ist. Ihr habt sie hier nicht gesehen, oder?"
      Allgemeines Kopfschütteln, ein Soldat neben Presst ergänzte:
      "Sie ist die einzige Elfe, die wir hier gesehen haben." Und nickte zu Kasli, die nicht darauf reagierte. Die Frau lächelte kurz, ihre Augen hingen wahllos auf den Gesichtern, als könne sie sich nicht entscheiden wen sie zuerst ansehen sollte.
      "Vielleicht könnten wir eines der Häuser besuchen, das Mehyve oder das Vermell. Ist es weit von hier? Wir sind zu Fuß unterwegs."


      Codren

      Die Vorbereitungen auf die Abreise liefen gut, solange man außer Acht lassen konnte, dass sie in einen sicheren Krieg ritten. Jeder Soldat aus Goldfield bekam ein Pferd gestellt und obendrauf nahmen sie noch eine Kutsche mit, um die Zelte lagern zu können. Die Elfen kamen mit ihren eigenen Pferden angeritten, reihten sich munter unter die Soldaten, von denen sie die meisten bereits kannten, und verstärkten so ihre Truppe um Schützen und Magier. Codren begnügte sich damit ihr Schwert sowie das Körperschild mitzunehmen, das mit einer Höhe von einem Meter und zwanzig Zentimeter groß genug war um sich vollständig dahinter verbergen zu können. Dafür erschwerte es ihr aber auch ordentlich die Last und sie hoffte inständig, dass es nicht zu irgendwelchen ausschweifenden Wanderungen kommen würde.

      Als der Zeitpunkt zum Abmarsch gekommen war, wirkte die Truppe bereits wie eine miniatur Armee und Codren konnte sich bei dem Gedanken entspannen, dass sie höchstwahrscheinlich gegen ein paar Fanatiker ankommen würden, die noch dazu nichts besseres konnten als mit ein paar Kerzenständern rumzufuchteln. Allerdings war die Sorge damit auch nicht ganz verschwunden und als sie sich schließlich von Flora drängen ließ ihr Pferd zu besteigen, seufzte sie nicht nur von der Last des Schildes auf ihrem Rücken.
      Die Reise erfolgte ohne nennenswerte Unterbrechungen und das sommerliche Wetter ließ sie gut vorankommen. Die Anzahl an Soldaten weckte häufig Neugier in Reisenden, die ihnen begegneten, allerdings lenkte sich die Aufmerksamkeit fast immer auf das blonde Mädchen im weißen Gewand, dem man manchmal auch Grüße zurief. Codren ließ solche Ablenkungen gewähren, blieb aber in ständiger Nähe und teilte manchmal warnende Blicke aus.
      Die Reise erreichte beim Fluss ihren ersten größeren Halt, nachdem man erwartete in dieser Gegend auf Herrolt und seine Männer zu stoßen. Allerdings blieb die Erwartung auf sein Auftauchen unerfüllt und so schlugen sie dort ihr Lager auf, wo der beste Platz zu sein schien. Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, als sie und Flora sich zum Fluss begaben um sich von dem heißen Tag abzukühlen. Dabei war Flora die einzige Todesmutige, die auch Kopf voran in den Fluss sprang, während Codren sich damit begnügte sich die Hände und das Gesicht zu waschen. Eine Erkältung von einem eiskalten Fluss wäre ihr gerade noch recht gekommen - außerdem sah sie sich alle paar Minuten nach allen Seiten um um sicherzustellen, dass niemand Flora beim Baden zusah.
      Manchmal war sie ein wenig eifersüchtig auf die jugendliche Schönheit ihrer Schwester, die sie trostlos zur Schau stellen konnte. Flora's Schultern waren nicht rau und von der Sonne verbrannt, ihre Arme nicht von Narben geschändet, ihre Hüfte noch weich und glatt, während die von Codren das Kennzeichen von einem Wildschwein trug, das sie vor Jahren in Vultjag's Arena zu Boden gestoßen hatte. Auch Codren hatte mal einen makellosen Körper gehabt, aber schon längst nicht mehr in Flora's Alter. Manchmal wünschte sie sich zu jener Zeit zurück, in der sie noch Unterrichtsstunden in Politik genommen hatte, um Staatsspionin zu werden, aber diese Zeiten waren längst vorüber - außerdem wäre sie dann nicht bei Flora in Taranoke und das wäre wahrscheinlich der größte Verlust.
      In ihre Gedanken vertieft bemerkte sie nicht den Soldaten in grauer Rüstung, der sich ihr erst näherte und dann auf halber Höhe stehen blieb um Flora fasziniert beim Schwimmen zu beobachten. Als sie ihn dann doch sah, war sein Schicksal bereits besiegelt.
      "WAS FÄLLT DIR EIN!"
      Ein helles Klatschen drang durch die Luft, dann saß der Mann auf seinem Hinterteil und konnte sich mit einem hellroten Handabdruck auf seiner Wange rühmen. Codren baute sich wie ein dunkles Omen vor ihm auf.
      "Ähhhh… ich komme von Burgherr Vaisyl, er hat sein Lager nahe der Berge auf einer Wiese aufgebaut und hat euch gesehen..."
      "Dann sag ihm er soll herkommen und sein Lager unserem anschließen."
      "Äh… Sehr wohl. Verzeiht die Störung."
      Der Mann rappelte sich auf die Beine, dann war er schneller verschwunden als ein Reh im Wald. Codren ging wieder an ihren Platz zurück und steckte die Zehen ins Wasser.
      "Mensch Flora, zieh dir doch wenigstens was über."
    • Flora

      Sie kicherte. Sie hatte mitbekommen, was in Ufernähe geschehen war. Codren hatte einen Spion erwischt, der Flora beim Baden erkunden wollte. Und jetzt hatte dieser vermutlich ein blaues Auge. "Ich soll in Kleidern schwimmen gehen? Wie wäre es, wenn du mal ein wenig entspannen würdest. Oder wirst du etwa alt und knorrig?" Wo waren sie hin die Zeiten? War es schon mehr als sieben Jahre her, schon fast acht, als sie noch wie die wilden Hühner im Stall durch das Land reisten, um einen drohenden Krieg zu verhindern, der ganz Taranoke im Machtverhältnis gekippt hätte, und dabei selbst in einer Schlacht standen? Die Zeit verging einfach zu schnell.
      Flora drehte noch ein paar Runden, ehe sie aus dem Wasser stieg, sich von Codren dies und das wieder vorhalten lassen musste, insbesondere die ganzen Kerle hier, die wohl nur zu gern beim Baden geholfen hätten, und sich abtrocktete.
      Vom Lager her wehte leichter Wind herüber, der neben Feuergeruch auch schon das ein oder andere Stück Fleisch erschnuppern ließ. Bald würde es Essen geben. Und frisches Brot. Auf der Kutsche war ein Sack Mehl gelagert, das man mit Wasser, Hefen und Gewürzen direkt vorort verarbeitete. Das Brot wurde dann in einem Topf über dem Feuer gebacken. Zuvor stand dieser nah am Feuer um möglichst viel Wärme aufzunehmen, damit die Hefe im Brot ihre Arbeit verrichten konnte. Zum Glück hatten die Bediensteten den Teig noch während der Fahrt in der Kutsche vorbereitet, damit es schneller ging. Flora und Codren kehrten gerade zum Lagerplatz zurück, als über einer zweiten Feuerstelle drei Töpfe mit Brot hingen. Bald würde sich der Duft im Lager verbreiten. Diejenigen die nichts mehr zu tun hatten, saßen bereits um Feuerstellen oder provisorischen Bänken, oder auch auf Steinen die sich als Sitzplatz eigneten, mancheiner auch auf dem Boden und an irgendetwas angelehnt, und tranken bereits köstlichen Wein oder Tee, oder einfach nur kühles Wasser. Wildhühner und Hasen britzelten an Spießen, so auch ein paar Fische aus dem Fluss. Niemand würde mit knurrendem Magen schlafen müssen oder die Reise geschwächt bis zum Ziel beenden. Irgendwer hatte Beerensträucher gefunden und ein paar Schüsseln gepflückt. Hier und da fand man sogar Kräuter, so das sie auf einige abgepackte Gewürze und Kräuter verzichten konnten.
      Und es dauerte auch nicht lange, bis Burgherr Vaisyl mit seiner Truppe zum Lager hinzustieß. Natürlich mussten sie es erst grob herrichten, ehe sie sich gänzlich am Mahl beteiligen konnten. Außer der Herr selbst natürlich. Er hatte bereits als Erster Platz genommen und sich einen Schluck guten Wein gegönnt. Zudem ließ es sich gleich viel besser von seinen Taten erzählen. Hier gab es viele Ohren und ebenso viele Münder, die später seinen Namen erwähnen würden, wenn die Reise erst zum Erfolg erklärt worden war. Und es musste ja einiges zu berichten geben. Und wer weiß, am Ende schenkte Brerandt ihm ja Burg, Hof und Land? Dann bräuchte er es nicht abkaufen.
      Ein Elf hatte eine Laute dabei, und zupfte gemächlich auf dieser herum, was dem ganzen noch ein wenig Gemütlichkeit verpasste. Dazu schwache Windbriesen und die untergehende Sonne, die den Himmel bunt verfärbt hatte, und die wenigen Wattewolken in ein köstliches Farbenspiel tauchten. Schon in einer Stunde würde es dunkel werden, dann würde der Sternenhimmel sich über sie ausbreiten. Der Mond war eine halbe Sichel und stand tief am Horizont. Er würde nicht viel Licht spenden.
      Endlich war das Brot fertig und wurde schnell in Scheiben geschnitten und rum gereicht. Warmes duftendes Brot mit einer krossen Kruste passte prima zu einem Lagerfeuer, dazu der ebenso knusprige Fisch am Stock und eine Kartoffel. Der zweite Gang nach dem saftigen Fleisch.
      Schon erstaunlich mit wie wenig man ein gemütliches Festmahl bereiten konnte. Da würde ja selbst der Koch in Lyxaxus Adelshöfen neidisch werden. Zumindestens etwas. Tain hätte sich hier sicher auch wohl gefunden. Aber die sitzt bestimmt wieder mit mürrischen Staatsleuten am Tisch, die kein Spaß mehr vertrugen.
      Später, als es bereits finstere Nacht war, lag Flora etwas abseits im Gras auf dem Rücken und betrachtete die Sterne, rieb sich dabei den Bauch, der prall gefüllt war. Gelegentlich zischte mal ein Lichtstreifen über den Himmel. Gelehrte hatten mal geschrieben, das Steine vom Himmel fallen, und dabei das Feuer der Sonne aufnehmen, um es den Menschen zu schenken. Ein Geschenk der Götter. Flora hatte einern solchen Stein noch nie gesehen, aber es hieß, das die Mönche damals in ihren Tempeln einige dieser Göttersteine lagerten. Vielleicht fand sie ja mal einen am Ziel. Oder Uzin wusste bestimmt etwas darüber. Er kannte sich aus mit Arana. Ein paar Fragen würde sie ihm noch stellen, ehe sie einmal das Licht beschwören würde. Vielleicht geschah nichts weiter und man würde einfach wieder gehen, oder alle würden durchdrehen. Das würde sich bald zeigen.



      Uzin
      Vor einigen Tagen

      Uzin war längst wieder zurück in seinem Versteck und bereitete seine Abreise vor. Er hatte es tatsächlich geschafft mit Flora Goldfield zu sprechen, und sie zu überzeugen, im zum Tempel zu folgen. Dort würde sich ihr Schicksal erfüllen, und das seine. Viel Arbeit hatte er in den letzten Jahren investiert, für diesen einen großen Tag. Ein Haufen Jünger, Sektenkrieger und Gläubige, die sich in ganz Taranoke versteckten, hatte er gesammelt, und so eine Armee des Lichtes aufgebaut, und mit ihrer Hilfe in Aranas Namen ein wenig Ärger in Taranoke verbreitet. Schon um damit Flora locken zu können. Es war sehr wichtig gewesen. Nur so würde sein Plan überhaupt gelingen. Bald jedenfalls würde Taranoke geeint unter einer Göttin regiert in Frieden leben. Und er würde seinen gerechten Lohn erhalten. Darauf freute er sich am meisten.
      Doch zunächst musste er noch einige unangenehme Dinge erledigen. Er befahl einem seiner Hauptmänner Boras zu ihm zu schicken. Uzin selbst begab sich zu einer tiefen Felsspalte, an dessen Grund Feuerschalen standen, gefüllt mit Öl. Über Geheimgänge waren sie in der Tiefe erreichbar und wurden von ausgewählten täglich gefüllt und gepflegt. Selbst Boras wusste davon nichts. Auch er glaubte an das Licht der Tiefe, welchrs Arana als Zeichen setzte, um Licht in die Finsternis zu bringen. Die Spalte symbolisierte dabei die Teilung des Landes. Und diese galt es zu schließen.
      Als Boras zu ihm kam, gab es zunächst belanglose Gespräche, aber auch die Sache mit Arana und Flora Goldfield. Uzin war genervt von Boras. Sie schritten zum Rand der Spalte und spähten beide in die Tiefe, wo das Licht die Wände erhellt, ohne direkt gesehen zu werden. Gemessen war die Spalte sicher 100 m Tief und etwas schief. Edelsteine hatte er auf der nicht sichtbaren Innenwand anbringen lassen, damit sie das Licht der großen Ölschalen etwas brachen. Auch Spiegel halfen dabei.
      Ein Spiegel leuchtete dabei auf das große Symbol der Sonnen, das gegenüber in Gold gegossen mit Seilen aufgespannt an den Felsen hing. Einmal täglich wurde hier eine Messe abgehalten, und zu Arana gebetet. Doch jetzt waren sie alleine hier.
      Beide spähten in die Tiefe und unterhielten sich über das Licht. Boras war manchmal nicht gänzlich überzeugt. Uzin klopfte ihm auf die Schulter. "Nun, dann schau es dir doch genauer an, mein Freund!"
      Dann schubste er den überraschten Boras in die Tiefe. Sein Schrei verhallte nur wenige Momente später und ein dumpfes Aufschlagen war zu hören. Uzin spähte noch hinab und lauschte. Ja, kein Winseln war zu hören. Er war definitiv tot. Er befahl den Messdienern die Leiche verschwinden zu lassen. Seinem Haumptmann unterdessen hatte er noch aufgetragen, die Prieserin Ophelia zu beseitigen. Sie war einen Tagesritt entfernt in einem zweiten Lager. Beide würde man des Verrates bezichtigen, und Uzin würde beide Plätze schnell ersetzen lassen, mit seinen treuen Anhängern. Die Frucht des Plans war so reif, das sie förmlich zu platzen drohte, bevor er überhaupt umgesetzt wurde. Er war zufrieden.
      Schon am nächsten Morgen brach er mit einer Delegation im Schlepptau auf in Richtung Süden. Dort würde er auf Flora warten, der wichtigsten Person in seinem Vorhaben.
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    • Codren

      Der restliche Abend ging mit Festlichkeiten vorüber und die Stimmung war unter sämtlichen Soldaten gelockert. Nur das Bier hätte noch gefehlt und man hätte meinen können, die ganze Truppe sei als Festzug unterwegs und nicht als übergroße Eskorte. Herrolt hatte gleich ein paar Zuhörer für eine seiner heldenhaften Geschichten gefunden, die Codren schon mit jedem einzelnen Wort auswendig konnte, und so war es ihr auch erspart sich von ihm zureden zu lassen. Sie begnügte sich damit bei Flora zu bleiben, dem gängigen Tratsch zuzuhören und sich dabei gelegentlich ein Stück Brot in den Mund zu schieben. Eigentlich war es ja ein recht netter Ausflug, dessen sorgloses Gemüt das eigentliche Ziel der Truppe überschattete.

      Bei der Weiterreise am nächsten Tag war die Eskorte nun vollzählig. Herrolt's Männer reihten sich wie selbstverständlich unter die Garlinger und Elfen ein, während Herrolt bei Codren und Flora blieb und damit das Bild der winzigen Armee vervollständigte. Er erzählte ihnen von seinem gestrigen Lagerplatz an den Bergen, dass er glaubte, sie würden dort am besten entlang kommen und außerdem, dass er selbst ja nicht daran glaubte, dass Arana erweckt werden konnte. Allerdings sprach er beim letzten Teil ein wenig leise, als würde er nicht gehört werden wollen und Codren kam das erste Mal in den Sinn, dass der furchtlose und unerschrockene Herrolt Vaisyl vielleicht vor Göttern Respekt haben konnte. Und damit vielleicht auch vor Flora, wenn sie die Erwartungen ihrer Anhänger erfüllen sollte.


      Kasli

      Die Soldaten erwiesen sich als hilfsbereit genug die Gruppe bis zur nächsten Stadt mitzunehmen, die sie Rhodin nannten und die wohl eine Art Handelsstadt darstellte. Auf die Frage der schwarzhaarigen Frau hin, ob es auch in Rhodin Häuser mit Namen gäbe, tauschten die Soldaten fragende Blicke aus und erklärten dann, dass Rhodin noch immer in Mehyve liege und damit auch Mehyve gehörte. Das stimmte Kasli gereizt, denn sie verstand den Zusammenhang zwischen einem Haus und einer Stadt nicht und wieso das eine dem anderen gehören sollte. Außerdem war es ihr ein Rätsel wieso manche Städte ihren Häusern Namen geben durften und manche nicht, aber sie war schlau genug nicht auch noch das anzusprechen, damit man sie nicht als Ausländering enttarnte. Sie ließ den alten Mann herkommen, der kurz darauf durch die Büsche zu ihnen stapfte und dann anfing ihr Zelt aufzubauen. Für den restlichen Abend begnügte sie sich damit auf belanglose Fragen zu antworten und so zu tun, als würde sie den Gesprächen zuhören.

      Rhodin sah für Kasli kränklich aus. Die Stadt hatte eine Straße inmitten eines ausgetrockneten Flussbetts errichtet und sie mit Händlern geschmückt, was der ganzen Stadt, die sonst nur aus brüchigen Steinhäusern bestand, eine übermäßige Geschäftlichkeit verlieh. Kasli verzog unmerklich die Miene und plante bereits diesen Ort voller ausgetrocknetem Leben so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Die Soldaten halfen ihr dabei unwissentlich: Sie erklärten ihr den besten Weg zur Hauptstadt und wie sie sich orientieren müsste, sollte sie nicht bei Kutschen mitfahren können. Dann verabschiedeten sie sich mit dem Hinweis, dass sie weiter zur Grenze reiten würden um die Hälfte der Truppe in ihr Zuhause zu entlassen und dass sie Kasli viel Glück wünschten. Natürlich sprachen sie dabei fast ausschließlich zur schwarzhaarigen Frau und sprachen sie im Plural an, so als gäbe es neben Kasli noch drei weitere Personen - was sie natürlich nicht wissen konnten. Kasli nickte reflexartig und dann war das Zusammentreffen auch schon vorbei. Sie fing an sich ihren Weg durch die volle Straße zu bahnen auf der Suche nach einer Möglichkeit zur Hauptstadt zu kommen. Vielleicht sollte sie es erstmal in einem Gasthaus versuchen, wenn sie denn eins fand, denn dort gab es meistens Kutschen oder wenigstens Reisende.
    • Flora

      Der Weg nach Camisse führte sie in Richtung Süden an den Camisser Bergen vorbei. Gegenüber der Berge in östlicher Richtung lag auch schon das Landgebiet von Mehyve, das seit vielen Jahren in einem Bürgerkrieg steht, und bis heute noch kein Ende in Sicht war, welches Haus am Ende das Land vereint unter einer Flagge führen würde. Mehyve selbst oder Haus Vermell. Für Flora stand fest, das sie sich vorläufig nicht einmischen würde, auch wenn ein Sieg von Haus Vermell sicher Probleme bringen würde. Aber diesen Konflikt musste das Land selbst klären, und auch von der Herrscherin Zaina Mehyve kamen bisher keine Bitten, sie zu unterstützen.
      Selbst Camisse hielt sich da raus. Auch wenn viele Erzanfragen auf der Strecke geblieben sind, weil Vermell den Handel größtenteils blockierte oder sich zumindestens gut dafür bezahlen ließ, wenn Haus Mehye sein Erz erhalten sollte, was den Preis natürlich in die Höhe trieb. Die Hoffnung, das Mehyves Schatzkammern versiegen würden, hatte sich bisher nicht erfüllt. Und so erhielt Vermell Erzanteile für Umsonst und ließ sich das auch noch bezahlen. Soe profitierten durchaus mit durch den Handel. Dennoch sanken die Gütertransporte bald stark ab.
      Herrolt hatte wie immer einiges zu erzählen. Auch ritt er neben Flora und Codren an der Spitze, so als wollte er injedemfall gesehen und geschichtlich erwähnt werden, wer denn alles Seite an Seite mit der Göttin das Land durchstreifte. Auch wenn er sich bei einigen Dingen wohl nicht mehr ganz sicher schien, und Flora lachend meinte, das sie doch nur den Lichtzauber anwenden würde, den sie damals in der Schlacht genutzt hatte. Natürlich würden die Energien auch Wohlgesonnenen ein warmes Gefühl vermitteln, und sie vor Ehrfurcht erstarren lassen. Die Anhänger der Göttin Arana würden das als Zeichen aufnehmen und Flora als Göttin - wahre Göttin Arana - ausrufen lassen. Dann würde sie noch dies und das anordnen und wieder verschwinden. Aber was geschehen würde stand ja schon fest. Die Anhänger liefen doch nur alten Zaubertricks nach, die die Mönche damals mit ihrer Göttin verknüpft hatten. Ein psycholigisches Unterfangen. Ähnlich wie bei der Sache mit Aranis. Die Anwendung des Zaubers veränderre einst ihre Psyche, ihr Ich und ihr Wesen. Sie glaubte tatsächlich Aranis zu sein, und verhielt sich entsprechend. Ein Berserker, der unkontrolliert als Kriegsmaschine aufmarschierte dachte auch nur ans Kämpfen und vernichten. Fühlte sich unbezwingbar. Der Berserker den Flora erlernte, verhielt sich nur etwas anders.
      Und solange sie nicht herausfinden könnte, wie sie ihn kontrollieren könnte, sollte Aranis für immer schweigen. Außerdem hatte sie es nur Codren zu verdanken, das Flora wieder zu Flora wurde. Sie war sicher auch nicht immer in der Nähe.


      Östliches Tor nach Camisse

      Die Sonne war bereits wieder nahe zum Horizont hinabgestiegen, als der Gruppe das östlich gelegene Wächtertor von Camisse erreichte, das zwischen den Bergen erbaut wurde. Lange Mauern von knapp einem Kilometer Länge, hoch und Massiv, dazu reichlich steiler Fels und Geröll bis zu den Füßen der Berge, verhinderten auf weiter Strecke den Zugang zum Reich. Das Tor selbst wirkte wie das Gesicht einer Burg, ein hohes Torhaus mit einigen Wehrmauern zu beiden Seiten, gefolgt von jeweils einem hohem Turm, von denen aus jeweils die langen Mauern zu den Bergen führten. Eine gewaltige Zugbrücke lag auf dem Boden und bot den Reisenden Zugang, während ein ebenso gewaltiges Gatter aus Eisen im oberen Torbogen ruhte, und wie die Zähne eines Raubtieres darauf lauerten, zuschnappen zu können. Das Tor war recht breit, so das ganze Armeen mit mehreren Transportwagen oder auch mehreren Reihen Kriegern nebeneinander mühelos hindurchschreiten könnten. Knapp 30 m breit, schätze Flora, und in der Höhe sicher 35 bis 40 m. Darüber mindestens nochmal massive Mauern des Torhauses. Ein gewaltiges Bauwerk, was sicher nur Camisser Handwerker so leitfertig erstellen könnten.
      Hier herrschte auch wieder mehr Verkehr. Es gab einige Lager vor dem Tor, das Händlern gehörten. Kleinere Tavernen und Lagerhäuser ließen ein kleines Dorf vermuten, aber das alles gehörte zum Tor des Landes. Hinterm Tor lagen die Kasernen und Lagerhäuzser der Camisser, um ihre Soldaten zu versorgen und zu beherbergen. Mehrere Wagen waren in Reihe, und wurden für die Einreise durchsucht. Das Tor war breit genug, das man es in Ein und Ausfuhr einteilen konnte, während mittig und an den Außenseiten jeweils Wachtposten positioniert waren, mit Tischen, an denen Schreiber saßen, und alles notwendige notierten. Und hin und wieder wurde auch mal eine kleine Abgabe fällig, die schnell in einer großen Truhe verschwand, bei der mindestens sieben Camisser Wache hielten.
      Flora meinte, das sie hier zwischenlagern würden, und sich morgen früh dann auf die Weiterreise begeben würden. Da es bald dunkel wird, war das hier ein sicherer Hafen für Reisende.
      Kaum näherten sie sich dem Torgebiet, so bekam der kleine Trupp schnell Aufmerksamkeit. Es war ja schließlich keine gewöhnliche Reisegruppe, sondern ein schwer bewaffneter Trupp, der aus Menschen und Elfen bestand. Anhand der blauen Rüstung erkannte man schnell Garlingen. Die Elfen erkannte man ohnehin. Und aus Brerandt schien sich auch noch jemand eingereiht zu haben. Das alleine hatte schon Grund für Misstrauen. Was hatten Vertreter dreier Häuser hier zu suchen - ohne Vorankündigung? Es war daher auch nicht verwunderlich, das auf den nahen Mauern und Türmen zwischen den Zinnen weitere Helme aufblitzten. Mehr geschah jedoch nicht. Neugierige Augen folgten wachsam der Truppe, die sich gemächlich hinter einem Handelskarren einreihte, bis sie schließlich zur Kontrolle dran waren. Der Zwerg rieb sich den Bart und knurrte sich seine Kehle frei.
      "Ein interessanter Aufmarsch, den ihr hier zu bieten habt, verehrtes Fräulein. Ich gehe davon aus, das ihr hier kein Unfug treiben wollt? Was ist der Grund und das Ziel eurer Reise?", forderete er und versuchte dabei so groß und mutig zu wirken, wie es für einen Camisser möglich war. Bloß nicht einschüchtern lassen. Ganz Camisse stand hinter ihm. Wenn auch etwas weit fort, aber immerhin hinter ihm.
      Flora grinste frech. "Keine Sorge, ich passe schon auf Herrn Vaisyl und die anderen Brerandts auf. Ich bin Flora Goldfield, Gräfin von Goldfield und Herrscherin von Garlingen. Wir sind auf der Durchreise für eine wichtige Mission, welche mit den Kriegern des Lichtes zu tun hat. Ich denke sie haben auch in Camisse ihr Unwesen getrieben, und ich gedenke dem Einhalt zu gebieten. Dazu müssen wir weiter in den Süden des Landes reisen. Wir sind voll gerüstet für mögliche Kämpfe, suchen jedoch hier keinen Streit. Wir wollen heute nacht zwischen lagern. Ich zahle auch dafür, wenn es nötig ist."
      Der Zwerg hörte aufmerksam zu, rieb sich erneut den Bart und knurrte. "Nicht hier, Gräfin Goldfield. Ihr dürft das Tor passieren und euch auf der anderen Seite einquartieren. Die Pferde können in Ställen versorgt werden. Besucht unsere Tavernen und trinkt reichlich Bier. Wir akzeptieren das als Bezahlung. Mehr würde ich von euch Mylady nicht verlsangen. Außer von Brerandts Leuten vielleicht. Aber wir gestatten ihnen ausnahmsweise auch mal kostenfreien Zugang."
      Flora nickte und ritt weiter. Die Zwerge machten Platz und verfolgten sie mit ihren Blicken. Flora war der Meinung, eine Art stolzes Funkeln in den Augen der Wachen bemerkt zu haben. Sicher hatte auch das etwas mit dem Krieg vor knapp 8 Jahren zu tun, und mit den Geschichten übver sie. Sie hatten Flora Goldfield zu Gast. Und sie würde hier ihr Bier trinken. Reisende und Händler würden diese Information in Camisse verteilen und das Tor in aller Munde zum Gesprächsthema werden lassen. Sicher gab es einen Bonus für die Unterstützung.
      Ein Zwerg rannte voraus, um bei den Unterkünften Meldung zu machen. Der Wachhabene Zwerg, der hier auch der Kommandant war, winkte schnell ein paar Hauptmänner zusammen. Es gab einiges zu erledigen bis morgen früh.


      Wenig später war es soweit. Jeder Reiter hatte ein Dach über dem Kopf, und die Pferde standen im Stall und genossen Stroh und kühles Bergwasser. Einige erhielten von Schmieden neue Hufeisen. Auch Transportwagen erhielten leichte Reparaturen und auch mal ein neues Rad. Selbstverständlich alles kostenlos. Man möge nur reichlich in der Taverne bestellen.
      Und dort verschlug es auch nahezu alle Mitstreiter hin. Es gab mehrere dieser Häuser, so das sich bald alle aufgeteilt hatten. Flora, Codren und Herrolt waren natürlich mit einigen ihrer Soldaten zusammen unterwegs. Dazu auch ein paar Elfen. Kaum die Tür durchschritten, flogen auch schon mehrere Krüge auf die Theke, und ein fetter Wirt trieb seinen Gehilfen an, schneller zu zapfen. Sie hätten schließlich hohen Besuch im Hause. Und dazu auch noch besonders edlen. Eine Camisserin begrüßte Flora freundlich und führte sie an einen Tisch. Man hatte wohl ein paar Trunkenbolde verscheucht und schnell noch geputzt, um hier Platz für mehrere Gäste zu schaffen. Gleich vier Tische waren leer und Empfangsbereit. Der letzte Soldat hatte gerade den Stuhl zurecht geschoben, als auch schon die ersten Bierkrüge abgestellt wurden.
      "Empfehlunges des Hauses für heute Abend sind neben drei Sorten Bier, Camisser Goldhopfen, Bergader Pils und Erziger Starkbier, der Eberteller mit feinem Fleisch von Bergebern auf Gemüse, Falkenspieße, Pilz und Kräutersuppen und natürlich frisches Brot. Wir backen es hier selbst. Wir nutzen dazu Mehl aus Garlingen. Unser Tavernenbrot wird mit Erdbeermarmelade und Honig serviert.", erklärte die Frau und holte bereits ein kleines Stück Papier hervor, auf dem sie mit einem Kohlestift notieren würde.
      "Ich hoffe, ihr habt auch Tee für die Elfen. Wir hingegen werden dafür die drei Biersorten verkosten. Und bringen sie einfach von allem genug für jeden an die Tische. Geld spielt keine Rolle.", meinte Flora, und erntete Dank von der ganzen Truppe. Die Frau nickte zufrieden und stürmte zur Küche. Es schepperte und man hörte Stimmen. Vermutlich wurde der Koch überrannt. Selbst der Wirt verschwand in der Küche, während die Dame sich weiter um den Schankraum kümmerte.
      Bei Flora am Tisch wurden unterdessen die Krüge gehoben.
      "Auf eine erfolgreiche Reise!", grinste Flora und dann schlugen sie die Krüge mittig überm Tisch zusammen, und kippten sich zunächst den Goldhopfen die kehle runter. Zum Essen würden sie dann den Pils ordern, und zum Abschluss später noch das Starkbier versuchen.
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    • Codren

      Der nächste Halt ihrer Reise bestand aus einem gewaltigem Tor an den Bergen, das mit aller Sicherheit einen Stützpunkt der Camisser darstellte, wenn nicht sogar mehr. Der Platz davor war schon mit unzähligen Besuchern gefüllt, als die kleine Armee sich auch noch dazu gesellte, ein schwarzer Schatten auf den sonst sonnigen Gemütern aller anderen. Plötzlich war es wichtig Abstand zu diesen Neulingen zu halten, anstatt zu versuchen sich vorbeizudrängeln und dabei in Berührung mit den schweren Waffen und Schildern zu kommen. Allein die Tatsache, dass es sich ganz augenscheinlich weder um Mehyve, noch um Vultjag handelte, sorgte wohl dafür, dass das nervöse Bergvolk keinen Alarm ausstieß. Sie ließen es sogar zu, dass die Armee bis an das Tor heranschritt, bevor man sie einer Befragung unterzog.
      Der Zwerg, der sich dieser undankbaren Aufgabe annahm, war ein äußerst typischer Vertreter seiner Artgenossen, mit einem prachtvollem Spitzbart, der ihm bis an die Brust reichte, zwei kleinen, närrischen Augen und einer doppelt so großen Nase, die sich immer ein Stück bewegte, wenn er sprach. Codren war bereits darauf gefasst ihn darauf hinzuweisen, wen genau er hier vor sich stehen hatte und weshalb das ein Grund war mehr Respekt zu zeigen, als der Zwerg sich überraschend angenehm und zuvorkommend verhielt, woraus Codren wiederum schließen konnte, dass er durchaus eine Vorstellung davon hatte, wen genau er da vor sich hatte. Er ließ die drei passieren und mit ihnen sämtliche Soldaten, die im Gleichschritt nachstampften.

      Die Behausung war spärlich, erfüllte allerdings seinen Zweck. Neben den Grundbedürfnissen, wie mehreren Ställen, Gasthäusern, Schmied und Metzger, gab es auch einen Schneider und einen Künstler, deren Unterkünfte sich eng aneinander drängten. Mit dem Bergen im Hintergrund, die sich bis zu den Wolken auftürmten, hatte die ganze Szenerie etwas zeitloses an sich, so als hätte sie seit 100 Jahren schon existiert und würde unverändert die nächsten 100 Jahre überdauern. Codren empfand eine gewisse Vorfreude die Nacht dort verbringen zu können, als könnten die Berge als Schutz vor sämtlichen Problemen dienen. Umso angeregter war sie dieses Gefühl in einer der Tavernen vollständig ausschöpfen zu können.
      Die Mannschaft war binnen weniger Minuten ihrer Ankunft vollständig versorgt und saß zu großen Teilen in der Taverne, in der es auch Codren, Flora, Herrolt und ein paar andere verschlagen hatte. Darunter befand sich sein langjähriger Freund Korim Rebes, der schlacksige Mann, der in Vaisyl die Kavallerie lehrte und immer einen Spruch auf Lager hatte, eine schwarzhaarige Soldatin namens Mirla, die sich mit ihrer aufgeschlossenen Art nicht nur mit Codren und Flora befreundet hatte, sondern auch unter sämtlichen Elfen schon bekannt war, und ein junger Elf namens Erkin, der nicht nur selbst interessante Geschichten zu erzählen hatte, sondern zudem ein großartiger Zuhörer war, was besonders Herrolt sehr imponierte. Als die fünf am Tisch zusammensaßen und anstießen, war Herrolt bereits dabei Erkin eine Geschichte über einen Pferdediebstahl zu erzählen, den er heroisch verhindert hatte, bevor seine Frau ihm eine Hand auf den Unterarm legte.
      "Jetzt ist's gut. Die Geschichte hast du schon heute morgen erzählt."
      Herrolt sah zu Codren herüber und plusterte sich auf. Erkin lächelte sanftmütig.
      "Es ist auch eine Geschichte von großer Tugend und Willensstärke, die ich beide nie bekommen hätte, wäre ich nicht in die Lehre des grandiosen Rosin gegangen, wovon ich bereits gestern Abend erzählte! Es ist wichtig meine Weisheiten an die jüngeren Generationen weiterzugeben, wo sollen wir denn da sonst hinkommen!"
      Codren kippte sich gleich verdrossen ein zweites Bier hinterher und ließ ihn dann wieder reden, während sie sich in der lauten Stube umsah. Nicht alle Besucher waren Soldaten und nicht alle waren so angetan von der Tatsache, dass so viel Aufwand um die Neuen betrieben wurde. An einem Tisch an einem Fenster erblickte Codren vier Lyxaxus, die ihre Tischgenossen mit grimmigen Mienen anstarrten. Auf der gegenüberliegenden Seite saßen zwei Camisser, ein Mann und eine Frau, welche die Soldaten mit den gleichen boshaften Mienen beobachteten. Codren dachte daran die Soldaten ein wenig im Blick zu behalten, damit es hier nicht bald zu einer Streiterei kommen würde, vergaß diesen Gedanken allerdings sofort wieder, als sie sah, dass die ersten Speisen bereits aus der Tür getragen wurden. Schnell machte sie Platz für die Vorspeise, eine saftige Pilzsuppe mit frischen Zwiebeln, die vom weiten schon wundervoll roch. Vergnügt machte sie sich daran die ganze Schüssel zu leeren.
      "Wenn das so weitergeht können wir auch noch einen Tag länger bleiben. Flora, lass uns doch anfangen von deinen Anhängern Spenden einzusammeln, dann können wir jeden Monat hierher kommen."
      Sie lachte.
    • Flora

      Sie lachte kurz auf. "Ja, das wäre durchaus ein gutes Geschäft. Aber dazu müsstern sie erstmal ihre Spenden ehrlich verdienen. Sie rauben, lügen und betrügen. Und das wohl nur, um mich sehen zu dürfen."
      Sie nahm erneut einen großen Schluck und atmete herzhaft aus. Leider würde Codren diesen Gedanken abtreten müssen. Flora wollte nur ihre Show abziehen und für Ordnung sorgen. Die Reise bisher verlief auch ohne größere Zwischenfälle. Jetzt waren sie in Camisse, und dort unter Garantie sicher. Aber der Süden von Taranoke unter Camisse war neutral. Dort könnte jeder darauf lauern, sein Geschäft des Lebens zu machen. Banditen würden aber sicher keine Armee angreifen. Naja, oder diesen Trupp bestehend aus mehreren Häusern. Man wüerde sie überall jagen und ausrufen lassen. Das war schlecht für das Geschäft.
      Das Essen kam. Es gab reichlich auswahl. Das Eberfleisch war saftig und gut gewürzt. Dazu gab es Kastanien. Und irgendwer hatte dem Ding nicht nur einen Apfel in sein Maul gesteckt. Herrolt griff nach dem im Maul. Er sah knackig aus und war gelbrötlich. Plötzlich beugte Flora sich vor und biss einfach so in den Apfel, grinste, zog diesen mit ihren Zähnen vervor und biss herzhaft ab, kaut und kicherte.
      "Verehrter Herrolt, ich Flora Goldfield ordne an, das ihr heute Abend nur noch von euren Heldentaten und Geschichten erzählen dürft, sofern ihr diesen Apfel dort bis auf den Stiel aufgegessen habt."
      Natürlich zeigte sie auf jenen Apfel, der im Eberhintern ruhte. Das dampfende Gemüse und die Kastanien darunter gaben der Aussicht noch den nötigen Flair.
      "Anderenfalls müsst ihr ein Schweigegelübde bis morgen Mittag ablegen. Natürlich könnt ihr euch auch mit mir im Biertrinken messen, falls euch dieser dämonische Apfel zu gefährlich erscheinen sollte. Vergesst jedoch in Zukunft nicht zu erwähnen, wie ihr euren ganz Mut zusammengekratzt hattet, um lieber mit einer zierlichen Dame den Gott des Alkohols zu schänden. Schließlich ist euer Mut legendär."
      Ihr Grinsen wurde breiter. Ein wenig an der Ehre des Mannes kratzen war doch ganz lustig. Dabei zeigte sie mit dem Finger auf ihren Muss und ihre im Grinsen bloßgestellten Zähne. Auch er sollte diesen Apfel ohne Hände von seinem Thron heben.
      Einige kicherten und grinsten bereits. Würde er anbeissen oder sein loses Mundwerk halten, das viel zu viel zu erzählen vermochte?
      Eine Elfe kicherte noch hinter verstohlender hand. "Schade das es kein Pferdehintern mit Backapfel ist, hihihiiii..."
      Einer der Soldaten Garlingens konnte sich nicht mehr halten, lachte und kippte vom Stuhl.
      Flora erhöhte den Druck. "Ach ja, wenn ich vor dir den Apfel aufgegessen habe, wirst du tanzen und singen müssen. Im Namen des Rosin."
      Sie biss herzhaft ab .....
      Ein direkter Angriff auf die männlichste Ehre hier in der Schankhütte. War Flora wohl nicht doch vom Teufel besessen? Oder war das nur wieder einer ihrer Zeitvertreibe, die sie gelegentlich mal auslebte.
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    • Herrolt, der ganz in seine Erzählung Erkin gegenüber vertieft gewesen war, brach seine Geschichte ab um sich Flora zuzuwenden, die ihm eine Forderung stellte, die in jedem Fall damit enden würde, dass Herrolt sich bloßstellte. Er sah auf den benannten Apfel und wieder zurück zu Flora, als würde er ihre Worte erst verdauen müssen, bevor er sich wie ein Gockel aufplusterte und einen Finger hob. Codren, die bereits ahnte was folgen würde, verbarg ihr Gesicht hinter ihrer Hand und setzte einen neuen persönlichen Rekord im Glas leeren.
      "Das ist ja eine geradezu lächerliche Anordnung! Miss Goldfield, ich hoffe Ihr seid Euch im Klaren darüber, wen Ihr hier vor Euch habt! Wer wäre ich denn, wenn ich so eine simple Aufgabe ablehnen würde!"
      Mit dieser edlen Ansprache beugte er sich vor, sehr zum lautstarken Vernügen aller anderen, und biss herzhaft in den Apfel im Hinterteil des Ebers hinein. Unter den euphorischen Rufen, dem Gelächter und dem Gekreische schaffte er es, nach zwei weiteren Versuchen, den Apfel herauszuziehen, nahm ihn sich aus dem Mund und hielt ihn wie eine Siegestrophäe in die Luft. Er aß ein Stück, bis der Geräuschpegel langsam wieder verebbte, bevor er lautstark verkündete:
      "Ich wäre niemals in den Barbarenkrieg gezogen, würde ich mich davor schämen einen Ebernhintern zu berühren! Ich habe schon ganz schlimmere Dinge gegessen als diesen Apfel! Aber bevor ich zu dieser Geschichte komme, muss ich Euch dazu veranlassen mit mir zu tanzen, verehrteste Goldfield, denn was ich vorzuführen beabsichtige, braucht die Hand einer schönen Dame, um ordnungsgemäß ausgeführt zu werden. Sofern meine wunderbare Frau damit einverstanden ist, natürlich."
      Codren, die sich am liebsten ans anderen Ende des Ozeans, oder alternativ auch ins Land des Alkohols teleportiert hätte, blieb eine Antwort glücklicherweise erspart. Von der anderen Seite des Raumes erklang ein Ruf, der das meiste Gelächter übertönte.
      "Jetzt reicht es aber!"
      Das allgemeine Gelächter verblasste etwas, als einer der Lyxaxer polternd aufstand und mit langen, festen Schritten zu ihnen herüber gestampft kam. Er baute sich vor ihnen auf, die Miene vor angestauter Wut verzerrt, die Augen - die für den Rest seines Gesichts recht hübsch waren - ärgerlich zusammengekniffen. Er trug eine Garnitur, wie sie bei Steuereintreibern gängig war, und baute sich so auf, dass man das lyxax'sche Wappen in all seinem Glanz erkennen konnte. Er sah abwechselnd auf alle Anwesenden am Tisch herab.
      "Ihr kommt zu dutzenden herein, besetzt sämtliche Plätze, überrennt den Wirt sodass er nichts anderes mehr zu tun hat als zu kochen und seid auch noch so frech, dieses Wirtshaus mit euren schändlichen Witzen zu beschmutzen! Ganz zu schweigen von der Lautstärke, die einem Barbaren gleicht! Sind wir hier etwa in Brerandt's Hallen oder wieso glaubt ihr das Recht zu haben euch so zu benehmen?!"
      Das schien Herrolt's Nerv zu treffen, ebenso wie den dutzend anderer. Seine Miene wurde ernst und er rammte den Apfel auf den Tisch, sodass er fast zersprang, bevor er aufstand, wohl um diesem Jüngling seine Meinung zu sagen. Codren, die gar nicht so schnell mitdenken konnte um zu begreifen, was gerade vor sich ging, stand einen Moment später auf, blieb aber an Ort und Stelle, nämlich an Flora's Seite, um mehr Mobilität zu schaffen. Ihrem Beispiel folgten ein halbes Dutzend anderer brerandtscher Soldaten, ebenso wie die drei verbliebenen Lyxaxer, die entschlossen genug und bereit schienen, ihrem Kumpanen zur Hilfe zu eilen.
    • Floras Plan, Herrolt zum Schweigen zu bringen, notfalls mit Alkohol, war leider nicht so aufgegangen, wie erhofft. Er würde weiter seine Geschichten erzählen, und diese noch um eine weitere ausschmücken, in der er eine Herausforderung von Flora Goldfield angenommen, und den Apfel des Sieges gekostet hätte. Man hätte Fässer mit Bier ausgeschenkt, um ihn zu huldigen. Ja, so in etwa dürfte der Hase laufen.
      Mühselig pulte er mit seinen Zähnen den Apfel aus dem gegrillten Eberhintern, und schaffte das Kunststück zu vollenden. Das Gelächter war so groß wie sein Stolz, den er nun verlauten ließ. Selbst Flora hatte ihre Bauchmuskeln ein wenig trainieren können, kippte sich den Rest vom Krug runter, hielt ihn hoch und orderte bereits den nächsten, während Herrolt sein Werk verrichtete.
      Am Ende biss er herzhaft ab und forderte nun Flora zum Tanz heraus. Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. Naja, es war ja nur ein Tanz. Danach hätte sie ihr Soll erfüllt, und könnte den Rest des des abends alle anderen Anfragen abwimmeln.
      Eine Antwort zu geben kam aber nicht mehr in Frage, weil das gelächter schlagartig verebbte, als sich einer der Lyxaner wütend bemerkbar machte, und sich geradewegs zu ihnen an den Tisch begab, und alle missgünstig betrachtete. Er wagte es doch tatsächlich, sich hier zu beschweren. Sie waren Gäste, nicht mehr und nicht weniger. Und wer sollte dann schon entscheiden, wieviele der gleichen Seite zeitgleich ein Wirtshaus besetzen und dessen Umsätze in die Höhe schießen lassen dürfte? Gab es etwa kein Bier mehr?
      Dann jedoch folgte auch noch eine Art Beleidigung. Für Flora sicher eher weniger interessant, aber für Brerandts Leute hier, ein direkter Angriff auf ihre Heimat, und irgendeine Abwertung. Soetwas kratzte gern an der Ehre so mancher Kehlköpfe.
      Brerandts Leute wurden mit den Barbaren gleichgesetzt, aber diese wilden Tiere die eher mit Vultjag in einem Stall schliefen, hatten mit den Mannen der Wälder wenig gemeinsam. Außer, das sie fast so gut kämpften, wie Krieger Brerandts, aber dennoch regelmäßig unterlagen.
      Herrolt setzte natürlich den Funken in das Ölfass, und zermatschte halb seinen Apfel. Drei weitere Lyxaner waren bereit, sich ihrem Landsmann mutig zur Seite zu stellen. Flora selbst beäugte das ganze zunächst, aber da sie die Verantwortung trug, nahm sie zuerst weitere Worte in den Mund.
      "Oho, wenn ein Steuereintreiber in einer Camisser Wachstation zu Gast ist, dann sicher nur, um zu trinken, und nicht um abzukassieren? Ansonsten hätte unser Konsum vermutlich bei euch den Geldbeutel prall gefüllt. Und was die Lautstärke angeht, und unsere Witze, nun, da ich schon häufig bei Tain zu Gast war, und mit ihr getrunken habe, dürften einige ihrer Witze bei mir hängen geblieben sein. Ich habe sie lediglich weiterempfohlen. Und wenn wir so richtig betrunken waren, dann waren wir lauter als eine volle Breitseite ihrer Schiffskanonen. Und all das mag man sicher entschuldigen können, für Leute, deren Humor wie ein trockner Ast im Hintern ruht. Aber, wenn ihr Brerandt beleidigt ...", sie erhob sich nun ebenfalls, und stand sogar zufällig recht nah bei ihm. Dann beugte sie sich leicht vor und griff zum Eber, der auf der Platte lag, und darauf wartete, in saftige Scheiben geschnitten zu werden. Vorsichtig hob sie den noch immer heiß dampfenden Braten hoch und hielt ihn lächelnd in den Händen zum Lyxaner gerichtet. "... dann kann man das oftmals nur damit wieder gut machen, das man das Essen teilt ..... HAAAA!" Während der Lyxaner zunächst Floras Worten lauschte und ihr Tun beobachtete, konnte er noch nicht ahnen, das ausgerechnet eine Goldfield den ersten Schlag setzen würde. Es roch förmlich nach einer Schlägerei, um hier die Meinungen zu festigen. Und das sie ihn auch noch Bloßstellen wollte, indem sie angeblich mit Tain speiste, trank und noch lauter wäre, war fast wie eine Ohrfeige für ihn und seine Vasallen. Und hatte sie ernsthaft vor, ihm den vor Fett trifenden, kochendheißen Eberbraten in die Hand zu drücken? Wollte sie das Wappen Lyxaxus besudeln? Er wollte schon Luft holen, aber dann setze Flora zum Schlag an. Geschwind nahm sie den Eber und rammte ihn von oben direkt auf den Kopf des Lyxaners, der sogleich vom Hintern der Bestie verschlungen wurde. Aus einem Apfel wurde ein Lyxaner. Das dumpfe brüllen durch die Heiße Gabe schallte oben aus dem Ebermaul hervor, während er sich verzweifelt versuchte, das Teil wieder herunterzureißen. Flora drehte ihn, und gab ihm noch einen kraftvollen Tritt in den Hintern. Jaulend torkelte er stolpernd in Richtung seiner Kameraden.
      Auch die Zwerge im Wirtshaus mussten beim Anblick herzhaft lachen. Aber ein Teil der Zwerge waren was das gute Essen betraf, eher weniger begeistert.
      Ein Lyxaner brüllte Flora an, was sie doch für eine wiederwärtige Barbarin wäre. Sie sollte doch mit ihren Sklaven im Schweinestall das Wasser aus dem Trog saufen, anstatt das gute Bier zu schänden.
      Ein Bierkrug flog und prallte gegen einen weiteren auf dem Tisch, kippte diesen um und ergoss das alkoholische Nass. Sofort sprang ein Zwerg auf und brüllte jetzt den Lyxaner an. Er hätte nicht nur eine Goldfield beleidigt, sondern auch das Camisser Bier. Außerdem sei er ein Betrüger, und hätte ihm vor einigen Tagen zwei Goldstücke zuviel abgezogen - auch wenn das nur eine Lüge war.
      Ein weiterer Zwerg fiel mit ein, meinte das es eher diesen Apfelnarren hätte treffen sollen. Offenbar hatten die Zwerge schon reichlich Feuer im Blut, und spalteten sich schnell in zwei Lager, um die Minderheit der Lyxaner auszugleichen.
      Dann flog der erste Stuhl - samt Zwerg, der darauf saß. Es war der, der Flora in Schutz nahm. Es flogen weitere Dinge, wie Bierkrüge, Teller und sogar ein Messer, das Flora gerade noch abwehren konnte. Das Ziel war eigentlich Codren gewesen, aber jetzt steckte es in Floras Hand, die reflexartig zum Schutze ihrer Schwester den Schmerz und die Verletzung in Kauf nahm. Sie fauchte den Schmerz zwischen den Zähnen hervor. Es kam vom Tisch der Lyxaner, wo der Anführer noch immer mit dem Braten kämpfte .....
      Und dann ging es richtig los .....
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    • Während der Lyxaxer sich noch am Boden wand, um den Braten von seinem Kopf zu entfernen, brach um ihn herum bereits ein völliger Krieg aus. Stühle und Tische blieben nicht lange dort, wo sie anfangs noch gestanden hatten, und Essen sowie Besteck fanden eine ganz neue Benutzung. Sogar ein Messer besaß die Unverschämtheit, sich seiner natürlichen Leblosigkeit zu widersetzen und durch die Luft zu fliegen, geradezu in Flora's Hand hinein, die sich vor Codren warf. Codren überlegte zunächst noch, ob sie das Messer oder Flora ausschimpfen sollte, die sich beide nicht gerade so verhielten wie man es von ihnen erwarten würde, als ein Apfel angeflogen kam und sie treffsicher am Schädel traf. Dieser teilte seine Meinung darüber mit einem pochendem Schmerz mit.
      "Au! Wo sind wir denn hier gelandet?! Flora, setz dich auf dein Hinterteil! Zieh das Messer nicht raus!"
      Ein zweiter Stuhl kam angeflogen und erwischt Flora fast an den Beinen.
      "Nein, setz dich nicht auf dein Hinterteil, wir gehen hier raus! Los jetzt!"
      Sie drehte sich zu Herrolt um, um ihn mit sich zu ziehen, aber er war mit einem der Lyxaxer beschäftigt, der mit einer Geflügelkeule auf ihn einschlug, während Herrolt sich heldenhaft mit einem Teller verteidigte. Nach gründlicher Überlegung, die etwa eine halbe Sekunde dauerte, beschloss sie ihn doch seinem Abenteuer zu überlassen.
      Allerdings hatte der Lyxaxer mittlerweile das Schwein von seinem Kopf gezogen und war gründlich in Prügellaune. Sein Kopf war durch den Braten rot angelaufen, oder vielleicht auch durch seine enorme Wut, die er herausließ, indem er sich geradewegs auf Codren schmiss. Die beiden fielen auf einen Tisch inmitten von Salat und nicht angerührten Pilzsuppen, bevor der Lyxaxer ihr eine verpasste und sie ihm das gleiche heimzahlte.
      "Runter von mir du riesiger Zwerg!"
      "Arghhh!"
      Sie rollten vom Tisch und brachten ein anderes Paar zu Fall, während sie sich auf dem Boden rauften. Zur gleichen Zeit verpasste Herrolt seinem Gegner einen triumphalen Schlag in den Bauch, bevor er den Teller dazu nutzte um ihn zu Boden zu schlagen. In einem siegreichen Rausch gesellte er sich an Flora's Seite, reckte die Brust so weit raus wie es ein menschlicher Körper nur zulassen konnte und hielt den Teller vor Flora's Brust.
      "Habt keine Angst, Fräulein Goldfield, ich werde Euch beschützen!"
      Von der Seite kam ein zweiter Apfel angeflogen und traf ihn auch an die Schläfe.
      "Uff!"
      Im Gegensatz zu Codren knickten seine Knie unter ihm ein und er fiel ohnmächtig zu Boden. Wenigstens war er damit eine Falle für den nächsten Kämpfer, einen griesgrämigen Zwerg, der über dessen runden Kopf stolperte und gegen Flora prallte. Er schien wenig Unterschied dafür zu machen, ob sein Gegenüber eine lebende Legende auf Taranoke war oder nicht.
      "Aha! Du willst dich mit mir anlegen, was?! Ich zeig's dir!"
    • Das war wieder typisch für Codren. In ihr steckte immer noch die alte Beschützerin von damals, die nun versuchte, Flora aus einer Gefahrenlage zu bringen. Dabei gab es keinen alten Hausherren mehr, der eine unversehrte Rückkehr der zu beschützenden Tochter wünschte. Es gab eher eine freche Hausdame, die alle Sitte soeben vergessen hatte, und versuchte ihre neue Schwester zu beschützen.
      Sie spielte mit dem Essen, fing fliegende Messer und nun ... nun legte sie siuch auch noch mit einem Zwerg an. Oder war es umgekehrt?
      Nachdem der Herr Zwerg wieder festen Stand unter den Füßen hatte, und Herrolts Kopf sicher noch eine Beule reicher war, und auch einen Stiefelabdruck, richtete der Zwerg mit einer glättenden Handbewegung seinen Bart, um möglichst gut dabei auszusehen, wenn er gleich eine Dame umhebelte.
      "Warts nur ab, Fräulein Göttin, wenn ihr sogleich am Boden liegt, werde ich mich damit brüsten, euch ...WAARRFFF..." "Wage es nicht mich zu besudeln!"
      Flora wartete nicht länger als nötig und verpasste dem Erklärzwerg einfach eine saftige Ohrfeige. Dieser drehte sich sogleich im Kreis und schien sichtlich irritiert, schüttelte kurz den Kopf ... und bekam eine Faust zu schmecken. Es war ein Elf der ebenfalls etwas viel getrunken hatte in der kurzen Zeit, und dabei den Lyxaner verfehlt hatte, auf den er zielte. Der Zwerg aber schien ihn auch zufrieden zu stellen.
      Der Elf stöhnte auf, als seine Faust das Bartgesicht umformte, und der Zwerg drehte sich erneut im Kreis, schüttelte wieder den Kopf, spuckte einen Zahn aus und stolperte erneut über Herrolts Kopf auf Flora zu.
      "Da bist du ja wieder ...pfffft....hast wohl noch nicht genug, was? Pffftt...", pfiff es durch die Zahnlücke vom Zwerg.
      "Verschwinde endlich, du nervst!", kam es von Flora und diesesmal nutzte sie Magie. "VAR"
      Mit einem kraftvollem Luftstoß hebelte sie den Zwerg zurück, der wie ein mit Bier gefülltes Fass durch die Luft wirbelte und inmitten einer Gruppe Zwergen landete, die sich gersde um einen Humpen Bier prügelten. Natürlich kippte dieser aus und der Zwerg wurde nun von einer Gruppe aus vier weiteren Zwergen in gemeinsamer Sache vermöbelt.
      Flora lachte. Der Abend war doch noch ganz lustig geworden. Aber der Alkohol hatte sie auch etwas vernebelt. Ziemlich starkes Zeug, was die hier ausschenkten. Sie sah sich um. Codren war inzwischen auch gut beschäftigt, mit einem der Lyxaner. Natürlich würde er verlieren, daran hatte sie kein Zweifel. Aber Codren würde wohl später ein geschwollenes Gesicht haben, sofern Flora sich nicht darum kümmern würde.
      Es klirrte, als eine Weinflasche einen Kopf gefunden hatte, dann flog erneut ein Stuhl bei Flora vorbei und traf einen Garlinger, der sich hinter ihr aufgerappelt hatte. Dieser hatte sich ebenfalls mit einem Zwerg angelegt, der ihm bresschuldigt hatte, nur hergekommen zu sein, um alle Biervorräte zu stehlen. Der Soldat warf dem Zwerg daraufhin vor, das diese eh nur im Suff kämpfen könnten, ansonsten ein nutzloses Volk wären, das gerade gut genug war im Dreck zu wühlen.
      Ein brummiges Brüllen, das an einen Drachen erinnerte, weckte Floras Aufmerksamkeit. Aus der Küche stürmte der Koch hervor, mit einer großen Suppenkelle, in der problemlos ein Kopf ruhen könnte. Wütend, das mit seinen Kreationen, dermaßen unsäglich umgegangen wird, stürmte er wie eine Lawine durch die Menge, und setze nacheinander fünf Leute außer Gefecht, eher er vor Flora stehen blieb.
      "IHR!!", knurrte er, und zeigte mit der Kelle auf sie. Flora griff sich mit einer Hand an die Brust."Ich?"
      "JA, IHR! Das ist doch aus eurem Mist gewachsen. Ich kann es riechen! Ich werdet dafür aufkommen und mir morgen in der Küche aushelfen, habt ihr das verstanden, Fräulein?"
      Fast hätte Flora gelacht. Die gewaltige, feuerrote Nase in dessen Gesicht, und dazu der aufgeplusterte Bart, der beim Sprechen unter dieser Nase wippte, waren wirklich ein komischer Anblick. Der spitze Glatzkopf rundete das Bildnis dazu ab. Seine winzigen Augen waren zu wutverzerrten Schlitzen verzogen, und er wedelte mit der Kelle wie eine wütende Hausfrau. Ein wenig zu nah für Floras Meinung. Sie nutzte erneut einen Zauber, gab sich einen Kraftschub und packte die Kelle, riss sie dem erschrockenen Zwerg aus der Hand und zerdrückte sie zu einem Metallknäul, ehe der Zauber wieder nach ließ. Dann räusperte sie sich. "Verehrter Herr Koch, man droht einer feinen Dame nicht mit einer schmutzigen Kelle. Und außerdem, wenn hier einer etwas für diese Situation kann, dann sind es die Lyxaner gewesen. Wir hatten eine wirklich gute Stimmung, aber den feinen Herren war es wohl zu fröhlich. Ich hörte sogar, das wir die Finger von dem dreckigen Braten lassen sollten, den den Koch so schäbig zubereitet hätte. Ich habe ihn nur freundlich davon kosten lassen. Ich bin mir sicher, das die vier Herren morgen gern für alle Sachschäden aufkommen möchten und für einige Tage in der Küche aushelfen werden. Einigen wir uns also darauf, das ich morgen mit meinen Mannen weiterziehen kann, und ihr erhaltet nach meiner Rückkehr in Garlingen ein Karren mit Mehl als Geschenk. Dann könnt ihr hier ein wahres Schankbrot backen. Na, was sagt ihr?"
      Mehl? Aus Garlingen? Etwa Goldweizen? UMSONST? Der Bart vom Koch schien einen Freundentanz zu machen, während der knurrte und gurgelte. Dann straffte er sich, wahrte Haltung und lief vor Wut rot an.
      "WO .... SIND .... SIE?", presste er zwischen den Zähnen empor. Ruckartig drehte er sich und fand einen Lyxaner, der sich mit einer Frau am Boden wälzte. Schnaufend stiefelte der Koch los, und packte den Lyxaner, der immernoch einen feuerroten Kopf hatte. Ihm fehlten schon zwei Zähne, die Nase blutig. Verwirrt starrte der Mann den Zwerg an, der ihm am Kragen vor sich haltend, schüttelte. "So, mein Essen ist also dreckig, ja? Und dann zerstört ihr hier die wundervolle Stimmung, weils es euch zu fröhlich ist? Und betrogen habt ihr uns garantiert auch noch! Ihr Steuergauner!"
      Warum hier jeder auf die Idee kam, das Steuereintreiber aus Lyxaxu hier in Camisse Geld kassierten, wäre sicher ein sehr großes Rätsel, das so schnell keiner zu lösen vermochte. Aber das interessierte den Koch nicht. Es folgten vier deftige Backpfeifen, die dem Lyxaner noch einen Zahn kosteten. Zugleich griff der Lyxaner nach hinten, da er dort noch den Tisch vermutete, und wollte sich irgendwas als Waffe schnappen, um den Zwerg los zu werden, dabei griff er ungeniert Codren an die Brust, die sich bereits wieder aufgerappelt hatte.
      Der Lyxaner drehte den Kopf, weil er wissen wollte, was er da zu fassen bekam, und startte mit großen Augen auf Codren. "Mhhmm?"
      Der Koch war ebenso überrascht. "Oooooaahhh!?"
      Flora unterdessen hatte sich mit dem Messer in der Hand an die Theke gesetzt, wo noch ein Krug mit Bier stand, den sie nahm, der Prügelei zuprostete und diesen dann genüsslich zuschauend leerte.
      Die Frau die hier Kellnerte, kam zu Flora mit einem Tuch und etwas Wasser. "Hier mein Kind, wir sollten die Wunde versorgen und das Messer entfernen.", sprach sie sorglich zu Flora. Diese grinste jedoch und winkte ab. "Keine Sorge, Madam. Ich kann mich heilen. Ihr könnt es gern rausziehen, wenn ihr möchtet"
      Kurz darauf tat die Frau wie vorgeschlagen und Flora heilte vor ihren Augen die Wunde. Erstaund von der Magie fing sie an zufrieden zu lächeln, bis eine Schüssel Pilzsuppe den Weg zur Theke fand und sie besudelte. Wütend warf sie das Messer, hielt sich vor Schreck aber die Hand vor den Mund. Das hatte sie so nicht gewollt. Irgendwo im Schankraum schrie wer auf, und hatte plötzlich ein Messer im Hintern, und humpelte fort.
      Floras lachte kurz auf. Sie fragte sich, wie lange dass Spektakel noch anhalten würde. Der Koch war inzwischen ja auch mittendrin, statt nur dabei. Ah, ein Teller mit Hühnerschenkel. Den schnappte Flora sich auch und biss genüsslich ab.

      Die Tür zur Taverne wurde schwungvoll aufgerissen. "WAS IN DREI BERGWERKS NAMEN GEHT HIER Vmmmpppffuurrgghh..", weiter kam der Hauptmann nicht, als er plötzlich einen Apfel ins Gesicht bekam. Sein Helm verrutschte und er fiel rückwärts in die Arme der Soldaten, die ihn auffingen und wieder aufrichteten. Wütend schnaufte der Hauptmann, dann scheuchte er seine Soldaten in diese ruhmreiche Schlacht. Und er ganz mutig in der letzten Reihe. Metall schepperte, Rüstung und Schild pressten sich in die wilde Rauferei und versuchten diese zum Schweigen zu bringen. Aber es sah eher so aus, als wurden die 12 Wachen nach und nach in diese aufgenommen.
      Inzwischen war der Hauptmann bei Flora angekommen und sah sie wütend an, fragte, was sie hier angestellt hätte. Wollten einige Zwerge sie gar Heiraten und warben mit Bier und Bartwuchs? Sie sollte hier doch keinen Unfug treiben. Sie winkte ab. Sie saß doch nur hier und trank etwas Bier. Die Lyxaner waren Schuld - ganz allein. Sie lud den Hauptmann ein, der sich zu ihr setzte und die Apfelreste aus seinem Bart pulte. Mürrisch knurrte er. "Na gut, ich werde euch das mal abkaufen. Aber dafür gebt ihr mir ein Bier aus!"
      "Selbstverständlich."
      Zufrieden grinsten beide sich an. Das er von der legendären Goldfield ein Bier spendiert bekäme, davon hätte er nicht mal träumen können. Die Schlägerei war daher eine gute Ablenkung für die anderen.
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    • Die Lage spitzte sich langsam zu, als sich auch die örtlichen Soldaten dazugesellten. Anstatt die Hand in einen wohlgenährten, weichen Bauch oder einen flaumigen Bart zu schlagen, traf man auf unbiegsames Eisen oder eine erbarmungslose Rüstung, dessen Besitzer oftmals auch noch viel stärker austeilte als man selbst. Dafür taten sich wieder neue Fronten auf: Zwerge schlossen sich zusammen um mit vereinter Kraft Soldaten zu Fall zu bringen, der Koch und ein Lyxaner verpassten einem Soldaten gleichzeitig eins auf den Kopf, ein Schemel flog durch den Raum und traf einen unglücklichen Soldaten, der mit seiner Körpergröße ein einfaches Ziel darstellte.
      Währenddessen tauchte Codren auch wieder auf. Ihre Lippen waren blutig geschlagen, Blut klebte auch auf ihrer Garnitur und ihre Haare hatten sich in ein Vogelsnest verwandelt. Sie blieb breitbeinig vor Flora's Tisch stehen und blickte mürrisch auf die beiden Turteltäubchen herab. In dem ganzen Saustall aus abgebrochenem Holz, auf dem Boden verteiltem Besteck, Essensresten und verschwitzten Körpern, waren die beiden einzigen unbefleckten Lebewesen wie ein Sonnenstrahl an einem stürmischen Tag. Der Hauptmann schien ihr gegenüber nicht annähernd das selbe Bild zu haben, er verzichtete auf eine Einladung sich zu ihnen zu setzen und Codren lud sich selbst auch nicht ein. Sie blickte auf Flora hinab und zeigte auf ihre Lippen.
      "... Wärst du so nett…?"
      Dann fiel ihr Blick auf den bewusstlosen Herrolt, der mittlerweile schon mehr als drei Mal als effektive Falle fungiert hatte, und seufzte wie eine Hausfrau, die einen ungewaschenen Haufen Wäsche entdeckt hatte. Sie machte sich daran den leblosen Körper vom Boden aufzuheben und hievte ihn ächzend auf ihre Schulter, ehe sie sich bei Flora und dem Hauptmann verabschiedete.
      "Sobald das alles hier vorbei ist erklären wir Lyxaxu's Steuereintreibern den Krieg, das sag ich euch."
      Sie ging ein paar Schritte zur Tür, bevor sie sich nochmal halb umdrehte.
      "Ich komme übrigens wieder, nicht, dass hier ohne mich weitergemacht wird!"
      Dann ging sie nach draußen.

      Aber in der nächsten Stunde kam sie nicht wieder und ihrem Beispiel folgten ein paar andere Zwerge, zwei Lyxaner sowie eine Schankmagd, die wohl von den Männern für diesen Abend genug hatte und das Gasthaus verließ. Obwohl die Soldaten allesamt lädiert waren, sorgte allein die Müdigkeit dafür, dass sich immer mehr Raufbolde dazu entschlossen ihren Kampf an einem anderen Tag weiterzuführen und sich an den Vorschlag der Soldaten hielten lieber nachhause zu gehen und dafür nicht für den ganzen Radau verantwortlich gemacht zu werden. Der Koch, der selbst ziemlich mitgenommen aussah, näherte sich Flora ein zweites Mal mit einer übertriebenen Höflichkeit um sicherzustellen, dass ihr Angebot von vorhin noch gültig war. Danach hastete er von dannen um sämtliche Angestellte darauf anzusetzen, die vier Lyxaner zu finden und festzuhalten.

      Codren kam dafür in den Genuss, am Bett des ohnmächtigen Herrolts zu sitzen und ihm frisch getränkte Lappen auf die Stirn zu legen, während sie darauf wartete dass er erwachte und erzählen konnte, wo es ihn sonst noch quälte, wenn es nicht nur der Kopf war. Eigentlich wäre sie froh um die Ruhe gewesen, die ihr im Gasthaus erspart geblieben wäre, doch mit Aufsicht auf eine weitere belanglose und höchstwahrscheinlich erfundene Geschichte ihres nicht sehr geliebten Mannes war selbst diese Ruhe nicht mehr entspannt für sie. Vielleicht sollte sie Flora nach einem Zauber fragen, der die Stimmbänder durchschneidete.
    • Flora

      Das fröhliche Treiben hatte nun jeden im Bann, der die Taverne betreten hatte, da die Soldaten bereits selbst damit beschäftigt waren, sich vor Hühnerkeulen und Besteck zu schützen. Jetzt schepperte und klirrte es nur noch heftiger als zuvor, und es schien nicht so, als hätten die Soldaten noch vor, den Befehl ihres Kommandaten gänzlich umzusetzen. Man konnte dies ja auch als Kampfübung werten.
      Nur Flora und der Hauptmann saßen nun gemütlich an der Theke und tranken ein Bier, aßen etwas von dem, was die unberührten Teller noch her gaben, und unterhielten sich.
      Eigentlich müsste Codren ja damit zufrieden sein, das Flora gewissermaßen aus der Schussbahn eines Pfeils gegangen war, aber irgendwie blieb nun alles bei ihr hängen. Und das galt auch für Herrolt, den sie irgendwie über die Schulter legen musste, um ihn aus der wütenden Tavernenschlacht zu befördern. Flora vermutete, das er auch dafür noch eine heldenhafte Variante erzählen würde, wie er todesmutig auf seiner Frau durch die Wellen der Gegner ritt, um sie ins Schlafgemach zu führen. Oder so ähnlich.
      Zuvor bat Codren noch, die ein oder andere Verletzung zu heilen, was Flora natürlich tat, und dem Zwerg fast der Bart hochgerollt wäre, als er das kleine Wunder sah. Flora seufzte. Als wenn andere Heilmagier das nicht könnten. Und Schriftrollen hätte man dafür auch kaufen und sogar dem Koch das Verarzten überlassen können. Aber da Flora nun mal Flora war, war das natürlich auch eine Gabe Gottes.
      Der Einzige, der dann noch an diesem Abend etwas von Flora wollte, war der Koch, der die kleine Vertraglichie Absprache als Gewissheit wollte. Flora bestätigte es und bot ihm an, das später noch schriftlich festzulegen. Mit Verträgen kannte sie sich sdchließlich aus - und Lyxaxu zahlte. Notfalls müsste der Koch halt einen Schadensersatzeintreiber zu den Steuereintreibern senden. In lustiger Gedanke.


      Irgendwann war dann auch die letzte Faust geflogen, und der wilde Abend wechselte in eine ruhige - erholsame Nacht über. Der ein oder andere würde seinen Rausch ausschlafen, wiederum der ein oder andere seine geschwollenen Gesichter. Im Lazarett saßen Händler, Soldat und Arbeiter Seite an Seite, gemischt aus allen Nationen die hier vertreten waren, und ließen die etwas schwereren Verletzungen behandeln.
      Während der Hauptmann zufrieden noch mit einigen Wachen eine Patrouille lief, und sich dachte, das die Schlägerei in dieser Woche auf ganz neue Höhen und tiefen gestiegen war, aber ansonsten der Betrieb hier am Tor nicht sonderlich groß gestört wurde. Allerdings würde er von den Lyxanern zukünftig eine Schadensbegrenzungspauschale verlangen, wenn sie hier das Tor passieren würden oder gar übernachten wollten. Und das galt für alle Lyxaner.
      Flora hatte zusammen mit den anderen Führungskräften natürlich ihren eigenen Bereich. Sie teilte sich mit Codren ein Zimmer, aber Codren selbst war noch mit Herrolt beschäftigt. Aber sonderlich zufrieden sah sie nicht aus. Flora klopfte kurz an und betrat dann den Raum. In der Hand hielt sie einen kleinen Korb, und gab ihm Codren. Darin war etwas Brot und noch Brauchbares Essen aus der Taverne, welches nicht an der Schlacht teilgenommen hatte. Eine halbgefüllte Flasche Wein gab es noch dazu.
      "Ich dachte, sonderlich viel hattest du ja nicht genießen können. Und nun sitzt du hier, und musst einen Waldmann pflegen. Soll ich ihn heilen, oder lassen wir ihn leiden?", grinste sie und hoffte auf den Leidensweg.
      Flora sah aus, als hätte Arana sie persönlich aus dem Ei gepellt - keine Spur einer Schlägerei. Im Gegensatz dazu das wilde Haar von Codren. Ein Haufen Geäst bei Sturm. Ihre Kleider fleckig von jenem, in das man sie hineingelegt hatte. Es roch sogar nach Alkohol.
      "Ich hoffe doch, das sich bis morgen alle erholen werden, damit wir die Reise fortsetzen können. Notfalls werde ich nachhelfen, aber wenn die Uhr Zehn schlägt, brechen wir auf. Wir benötigen noch einige Tage bis zum Ziel. Also bleib besser nicht zu lange wach."
      Sie rückte einen kleinen Schemel zurecht und stellte den Korb und die Flasche ab, so das Codren sich dort bedienen könnte, sofern sie noch vor hatte, ihrem Mann weiterhin alle paar Minuten frisch getränkte, kühle Tücher auf den Kopf zu legen. Sonst war es seine Brust, die geschwollen daherredete, jetzt war es das Gesicht, das geschwollen schwieg. Ein kleines Schmunzeln konnte sie nicht verkneifen.
      Ein paar Minuten würde sie noch bleiben, ehe sie sich in ihrem Bett verkrümeln würde.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Wenige Zeit später gesellte sich Flora zu Codren, die so wirkte, als habe sie den Kneipenkampf voll und ganz genossen. Sie brachte Codren Verpflegung mit, wofür sie sich herzlichst bedankte, und bot ihre Dienste an. Codren winkte ab.
      "Soll er ruhig eine Beule bekommen die ihn ein paar Tage schmückt, zum Schluss denkt er sich noch aus was passiert ist. Sobald er wach ist erzähl' ich ihm genau was vorgefallen ist, bevor er sich was dazudichtet."
      Flora sprach ihre baldige Abreise an und Codren nickte, während sie sich schon an dem Wein bediente. Die Wirkung des Biers, das sie im Gasthaus zu sich genommen hatte, war schon aus ihr herausgeprügelt worden.
      "Wenn es einem Soldaten zu schlecht wird, reisen wir ohne ihn ab. Wenn es ihm hier zu schlecht geht, binden wir ihn auf ein Pferd. Oder wir mieten uns einen kleinen Wagen, auf den wir ihn legen können - das sehen wir dann."
      Für eine Weile saßen die beiden Frauen zusammen vor Herrolt und amüsierten sich über die jüngsten Ereignisse - Codren berichtete, dass sie von dem Punkt aus, an dem sie gelegen hatte, sehen konnte, wie der Koch seinen dicken Bauch genutzt hatte, um einen Zwerg daran abprallen zu lassen. Dann wünschten sie sich eine gute Nacht und Flora ging in ihr Zimmer zurück.

      Nachdem Herrolt sich dazu entschloss die Nacht durchzuschlafen, entschied sich Codren am frühen Morgen dazu sich zu ihm ins Bett zu quetschen, was ein Ereignis in ihrer Ehe war, das sie an einer Hand abzählen konnte. Als um kurz vor zehn jemand an die Zimmertür klopfte und sie darüber informierte, dass die Truppe gleich weiterziehen würde, schnappte sich Codren einen Eimer Wasser und goss ihn über Herrolt, der kurz darauf prustend die Augen aufriss. Mürrisch von dem schlechten Schlaf und seiner nicht mehr ohnmächtigen Anwesenheit, klärte sie ihn in wenigen Sätzen über die vergangene Nacht auf und scheuchte ihn kurz darauf aus dem Zimmer.
      Als sie beide wieder bei der Truppe ankamen, die sich bereits vor dem Tor stationiert hatte, war Herrolt wieder ganz der Alte. Bis auf den feinen Verband, den er um den Kopf trug, konnte man nicht erkennen, dass er vor wenigen Stunden noch ohnmächtig gewesen war. Er suchte erst nach dem Elfen, dem er immerhin seine Geschichte zu Ende erzählen musste, dann verkündete er ein wenig zu laut, dass er himmlisch geschlafen hätte und sich wohl häufiger einen Apfel an den Kopf schmeißen lassen sollte. Das erntete ein paar Lacher, besonders aus seinen eigenen Reihen, und damit schien er wohl wieder die Aufmerksamkeit zu bekommen, die er erreichen wollte. Codren machte eine grimmige Miene und fragte Flora, ob sie einem Menschen irgendwie schmerzlos die Stimmbänder entfernen könne - sie habe die ganze Nacht darüber nachgedacht und sei nun, just in diesem Augenblick, zu dem Entschluss gekommen, dass das wohl für alle das beste wäre. Die Antwort stimmte sie allerdings nicht besser.

      Eine Stunde später waren sie wieder auf der Straße und Herrolt schlug überraschenderweise vor, dass sie jemanden vorausschicken sollten, damit der Tempel ausgekundschaftet würde und sie einen sicheren Platz in der Nähe finden konnten. Codren war von der Idee sofort begeistert.
      "Wie viele Männer hast du dabei, Herrolt? Nimm dir die Hälfte und reite schonmal voraus. Wir werden dann schon nachkommen."
      "Aber, meine Verehrte, das ist doch sicherlich die Entscheidung unserer Göttin, nicht wahr? Schließlich ist das ihre Versammlung, zu der wir gerade reiten."
      Er sah Flora mit einem Ausdruck an, mit dem kleine Jungen hübsche Frauen begafften.
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