[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Wie durch ein Wunder, waren am nächsten Morgen alle wieder fit, die sich so voller Tatendrang an der abendlichen Festlichkeit in der Taverne beteiligt hatten. Niemand wollte wohl zurückgelassen werden oder als jener in Geschichten betitelt werden, den man auf einem Karren hinterhergezogen hatte. Und eine weitere große Überraschung tat sich für die Truppe auf, als der Hauptmann der Bastion Flora noch eine 12 Mann starke Gebirgsbock Reitertruppe zuteilte. Zwar hätten es auch edle Krieger auf den berühmten Schlachtrössern sein können, aber die ohnehin in geringeren Zahlen vertretene Eliteeinheiten ritten auch gern auf den gewaltigen Gebirgsziegen, die zwar immer noch kleiner waren als ein gewöhnliches Pferd, im Vergleich zu einem Zwerg mit Mensch zu Pferd aber etwas gleichauf waren. Die imposanten geschwungenen Hörner glichen die Größe ohnehin wieder aus. Man würde die Zwerge sicher ganz genau in Geschichten erwähnen und beschreiben. Das zwölfte Gebirgsjadg Kader unter der Führung von Grolf Pfwendt, einem Eliteoffizier der Seinesgleichen sucht. Er trägt als Erkennungsmerkmal einen sehr großen Bierkrug am Kriegshammer, welcher dort oben am Stiel direkt über dem Hammerkopf angeschraubt war. Der Bierkrug selbst war auch aus Metall gefertigt und besaß einen fest verschraubbaren Deckel. Im Krug selbst war Bier enthalten, was nicht nur drei zusätzliche Liter Gewicht für den Schlag schaffte, sondern nach der Schlacht dem Offizier seinen Siegestrunk spendierte. Gerüchte besagen, das er nach einer großen , siegreichen Schlacht, diesen Krug in einem Zug leeren würde. Und davon gab es schließlich schon so einige. Pfwendts Hammerbier war Weltberühmt .... zumindestens in Taranoke .... wenigstens in Camisse ..... ganz sicher irgendwo rund um einen der vielen Berge in Camisse. Definitiv in dieser Zwölf Mann Truppe aus Camisse. Aufjedenfall war er sich ganz sicher, das alle anderen es kannten.
      Die Zwerge ritten voraus, um den kürzesten Weg zu ermitteln und unangenehme Kontrollen zu vermeiden, welche diese fragwürdige Konstellation an Kriegern aus Garlingen, Brerand, den Elfen und Zwergen verursachen könnte.
      Die Reise würde noch Tage benötigen, Camisse bis zur südlichen Grenze zu durchqueren.

      Flora ritt mit Codren und Herrolt an forderster Front ihrer Truppe. Sie schmunzelte, über den Vorschlasg von Codren, musste aber leider ablehnen und verneinen. Ein derartiger Zauber war ihr nicht bekannt. Aber ein Assassine könnte diesen Auftrag womöglich in dunkler Nacht lautlos erledigen. Allerdings wäre dann auch Herrolt selbst erledigt. Ob man ihn vermissen würde? In Brerandt sicher. Seine Geschichten schallten sicher noch in den Hallen, und boten ein ehrfürchtiges Rauschen unter den darin befindlichen Kriegern. Vielleicht pfiff auch nur ein laues Lüftchen durch eine der Bodendielen ....
      Als Herrolt - wohl in Codrens Versuch, ihn möglichst weit und wenn möglich außer Hörweite zu dirigieren, den Vorschlag auf Floras Meinung abwälzte, rollte sie mit den Augen und seufzte. "Herrolt, hör auf mich noch weiter wie eine Göttin zu behandeln. Es ist schon schlimm genug, was sich so manch einer bloß wegen einem Lichtzauber aus den Fingern saugt. Oder willst du dich etwa der Sekte von Arana anschließen, und Uzin den Bart bürsten? Ich bin nur hier, um einen heiligen Krieg zu verhindern, auf den sich wohl alle Reiche im kommenden Winter einstellen dürften. Die Schäden und Verluste wären sicher enorm. Außerdem haben wir nun die Camisser bei uns. Sie reiten ohnehin voraus, und werde Pfwendt bitten, wenn wir Camisse verlassen, entsprechen vorauszueilen, wenn wir uns dem Ziel nähern."
      Natürlich war Flora auch vorsichtig, was die Sache mit Uzin betraf. Er war fanatisch auf Arana fixiert, und sah in ihr seine Göttin. Wie schon erwäöhnt, wird Flora ihre Show abziehen, und ein wenig mit dem Licht spielen. Und am besten würde sie alle Lichtkrieger in Taranoke zum Tempel rufen lassen, für eine Segnung zum Ende des Sommers. So sollten nahezu alle Gläubigen aus ihren Löchern kriechen und an einem Ort versammelt sein. Und dann würde ihr sicher auch noch ein Nutzen daraus einfallen, was sie mit diesen Kriegern dann anstellen sollte.
      Langsam merkte sie ein wenig mehr Last auf ihren Schultern. Vielleicht sollte sie diese Lichtkrieger in Garlingen als eine Art heilige Elite einberufen? Sie musste jedenfalls verhindern, das diese durchdrehten und in ihrem Namen alles niedermetzeln würden.

      BURG HOLM
      Nach zwei ereignislosen Tagen Ritt - abgesehen von Herrolts Geschichten, die mit dem Schwinden seiner Verletzungen um so ausgeschmückter erzählt wurden, erreichten sie einen großen See und südlich gelegen davon die Burg Holm. Heute würden sie hier übernachten, und dann waren es noch drei weitere Tage durch Camisse bis zur Grenze, wenn man Pfwendts Aussage glauben schenken wollte.
      Flora riet allen Anwesenden, diesesmal auf abenteuer beim Faustkampf zu verzichten. Der Burgherr, Lord Baddog Bitterfinger, war überrascht und erstaunt zugleich, über diese bunte Mischung aus Gästen anderer Reiche und Einheimischer. Die Berge lagen ein paar Tage weiter im Norden, und hier im Flachland waren Elitereiter aus den Bergen schon ein Hingucker. Hier gab es eher saftige Wiesen wo Schlachtrösser aufwuchsen und gezüchtet wurden, oder Bauern ihre Weizenfelder pflegten. Und natürlich kostbares Bier brauten.
      Dennoch war er misstrauisch, Flora gegenüber. Diese sogenannte Sekte von Arana hatte auch in Camisse gewütet. Seit einiger Zeit war es verdächtig still geworden, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis ihre Vorräte aufgebraucht und sie erneut Plünderungen im Land ausführen würden. Der Zutritt zur Burg blieb ihnen verwehrt, aber das war auch nicht nötig. Flora und der Rest gaben sich mit den Herbergen und Ställen vor dem Gemäuer zufrieden. Tavernen und Läden aller Art gab es hier auch für den Vorortbedarf. So konnte man sich dem Trieben hier anschließen und ein wenig einkaufen. Wobei man die Meisten mal wieder in Schankräumen fand, wo sie nach Lagerfeueressen endlich wieder eine warme Küche von Meisterhand genießen durften. Viele Gäste waren ebenfalls Soldaten. Die Camisser pflegten zum Feieraben immer ein Bierchen zu kippen. Einige trugen noch Uniformen oder Rüstung, andere trugen einfache Kleider. Und das einzige was hier schallte, waren Gelächter und Lieder, die aus Biergeölten Kehlen drangen.
      Um so ruhiger war die Nacht. Einmal stündlich schlug eine großen Glockenuhr in einem Turm die aktuelle Zeit aus. Aber das hört kaum jemand, wenn man erstmal tief und fest schlief.
      Am nächsten Morgen ging die Reise weiter. Ebenso ritten größere Spähtruppen von der Burg aus zur Grenze nach Mehyve, um nach dem Rechten zu sehen. Camisse würde sich keine Blöße geben, auch wenn es unwahrscheinlich war, das Mehyve einen Überfall waren würde, zumindestens jener Teil, der Haus Vermell treu ergeben war.


      HAFENSTADT UDRIS
      Zwei Tage später erreichten sie Udris, eine Stadt am Meer, südliches Handelszentrum zur See und auch Stützpunkt für die Camisser Marine. Um die Reise zu verkürzen würden sie am nächsten Tag ein Schiff nehmern, das sie ein Stück an der Küste entlang transportieren würde. Soe sparten sie einen Tag Fußmarsch. Uzin war sicher schon ungeduldig. Aber etwas Zeit würde noch vergehen.
      Die Stadtwache hier schien kein Problem damit zu haben, eine bunt gewürfelte Truppe zu begrüßen. Hier war ohnehin alles aus Taranoke vertreten, was man finden konnte. Selbst der ein oder andere Barbar versuchte hier sein Heil im Waffenverkauf.
      Flora entschied, das jeder gern auf eigene Faust die Stadt erkunden könnte, aber bis zum Abend alle wieder Meldung bei den Offizieren machten.
      "Codren, schauen wir uns an, was das Geschäftsviertel zu bieten hat? Vielleicht finden wir ja das ein oder andere Gut. Wozu haben wir sonst unser Gold dabei? Ein wenig Spaß muss sein, nach Tagen der Wildnis.", grinste sie und ihre Augen leuchteten.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Der letzte große Halt vor dem Tempel war Udris, eine romantische Großstadt, die sich ihren Unterhalt über die Seeverbindung verdiente. Sie strahlte die gleiche Aura aus wie schon die Städte in Lyxaxu mit ihren großzügigen Hafengebäuden, den geschäftigen Märkten und dem salzigen Seegeruch, den man in jeder Ecke riechen konnte, so als wollte die See einen daran erinnern, dass sie der einzige Grund war, dass diese Stadt existierte. Die typische Mahlzeit war hier Fisch und Muscheln und dementsprechend mischte sich das zu dem eh schon beißendem Geruch dazu.
      Herrolt war schon bei ihrer Ankunft schneller verschwunden, als es seine eigenen Leute überhaupt begriffen. Sein neu gewonnener Freund, Grolf, schleppte ihn zu einer der bekannteren Schenken, in der es ein noch viel bekannteres Gesöff geben sollte, dass sogar das Bier übertreffen sollte. Nachdem Grolf ein Mann war, der nicht nur gut erzählen, sondern auch gut zuhören konnte, hatte er von Anfang an einen besonderen Platz in Herrolt's Herzen erhalten, was die beiden unzertrennlich machte.
      Codren wollte davon erst gar nichts wissen. Sie spürte eine unmerkliche Last von ihren Schultern gleiten als sie hörte, dass Herrolt sich schon sonst wo aufhielt, und war daher umso lebhafter bei Flora's Vorschlag, die Geschäftsviertel zu erkunden. Die beiden trennten sich von dem Rest der Truppe, der bereits eine beachtliche Größe erreicht hatte, und ließen sich von den Wegschildern zu den Läden leiten. Das erste, was sie fanden, war ein Schiffsbauer, ein Schreiner und ein Fischerladen, der gleichzeitig seinen eigenen Fisch verkaufte, aber wenig später fanden sie auch Bekleidungsgeschäfte mit typischer, camisser Tracht, die aus den Augen nördlicher Taranoker ein wenig klumpig schien. Außerdem fanden sie einen Rüstmeister, einen Hutmacher, einen Poeten auf der Straße und wenig später ein Theaterhaus, das in dem Stil und der Form tatsächlich einem lyxaxer Festhaus ähnelte. Dieses Theaterhaus stellte den Übergang zum Vergnügungsviertel da, in dem es nicht nur hübsche, einladende Frauen in Schaufenstern gab, sondern auch weitere Theaterbühnen im Freien, ein Badehaus, einen Hellseher, eine Kunstausstellung und eine Bücherei, wobei letztere sehr klein gehalten war. Nachdem die beiden Viertel so eng aneinander lagen, war es ein leichtes zum Hutmacher zu gehen, sich einen großen, protzigen Hut herauszusuchen und sich dann im Theaterhaus eine Komödie anzusehen, dann ein paar hübsche Ringe und Ketten zu kaufen, bevor man die Kunstgemälde der Ausstellung betrachtete, sich dann ein Fischbrötchen zu holen und hinterher sich von einem Balladensänger die Ohren absingen zu lassen. Alles in allem bot Udris ein Freizeitentertainment an, womit man den Tag und wahrscheinlich noch sehr viele weitere Tage verbringen konnte. Als es dunkel wurde machten sich die beiden Frauen erst auf dem Rückweg zu einem der Gasthäuser, begleitet lediglich von dem mäßigen Schein der Öllampen. Bei einer Ecke, deren Schatten nicht ganz von dem Licht vertrieben werden konnte, sollte ihre fröhliche Stimmung ein abruptes Ende finden, als sich ihnen zwei Männer in den Weg stellten, die sichtlich nicht dazu geneigt waren die Damen weitergehen zu lassen. Einer war sogar noch so frech zu verlangen, dass sie ihnen ihre Geldbörsen überlassen sollten, wenn sie wollten, dass ihnen nichts böses geschah, woraufhin Codren den übergroßen Hut auf ihrem Kopf zurechtrückte und die Hände in die Seiten stemmte.
      "Achja? Und wer soll uns daran hindern? Ihr und welche Armee?"
      Sie blickte zu Flora hinab, nachdem wohl beide sich nicht die Kleider schmutzig machen wollten.
      "Bist du wohl so nett?"
      Ein kleiner Zauber war wohl sicherlich sauberer als eine ganze Prügelei.
    • Grolf Pfwendt

      Die Hafenstadt Udris. Wie oft mag er schon hier gewesen sein? Mindestens keinmal. Die Berge und das Umland waren seine Heimat und natürlich Bereiche, wo man Strauchdiebe und andere Schurken, sowie Feinde Camisses jagen und vermöbeln konnte. Trotzdem kannte er auch diese Stadt durch Erzählungen Reisender gefühlt in und auswendig. Jedenfalls verließ er sich auf seine Augen, die nach Tavernenschildern ausschau hielten, und auf den Geruch von Essen und natürlich Alkohol, der gern dazu ausgeschenkt wurde. Alternativ konnte man auch Schilder an den Wegen lesen.
      Während seine elf Mitstreiter sich um die Ziegen und ihr Eigenwohl kümmerten, führte Grolf den edlen Herrn Vaisyl, den er natürlich auch mit Sir Herrolt, oder nur Herrolt ansprechen durfte, gleiches galt für ihn, zu nächsbesten Taverne, eigentlich zur bekanntesten hier in der Stadt, da es dort wohl ein Gesöff gab, das Seinesgleichen suchte. Grolf fuchtelte noch demonstrativ mit seinem Hammer und sagte soetwas wie "....wehe wenn das nur irgend ein billiger Rum von einem verrotteten Piratenschiff ist ...".
      Kurz darauf betraten beide den Raum, standen kurz im Tür bereich, als wären sie längst erwartete und weltberühmte Sondergäste und man würde sich sogleich um ihr Wohl sorgen.
      Das Einzigste was geschah war, das eine recht große und fette barbusige Kellnerin den Zwerg fast mit ihrem Bauch und den Brerandt mit ihren wulstigen Armen zur Seite geschoben hätte. "Platz da ... setzt euch hin und bestellt, oder verschwindet. Steht aber nicht im Weg, verstanden?"
      Ein Schnaufen ertönte zwischen Grolfs Bartwuchs hervor. Auch an der Küste schien es gefährliche Berge zu geben, von denen man sich besser respektvoll fern hielt, ehe sie einen in die tiefen Schluchten ziehen. Das wäre ein wirklich großen Unglück.
      Man fand einen Tisch in einer düsteren Ecke, wo es kein Fenster gab. Nur eine Ölleuchte spendete zusätzlich zum Tageslicht der trüben Scheiben hier noch genug Sicht, das man sich nicht an Stühlen und Tischen stieß. Rauch von Pfeifen sammelte sich ebenfalls dort, war aber auch in anderen Ecken reichlich vertreten.
      Es wurde gelacht und miteinander gesprochen. Einige saßen alleine und schlürften mürrisch ihre Muschelsuppen. Kapitäne, Fischer, Händler, Soldaten, Arbeiter.
      Als die beiden saßen, und sich zuvor sehr zuvorkommend gegenseitig zuerst einen Platz anboten, bis sie schließlich beide zeitgleich Platz nahmen, kam auch schon die Fette zu ihnen, wischte kurz mit einem ebenso fettigen Lappen über den Tisch und hielt in der anderen Hand ein Tablet mit zwei kleinen Gläsern drauf, die sie beiden auf den Tisch stellte. "Willkommenstrunk nur hier bei uns in der Grätigen Muschel. Waltran mit irgendeinem Destillat. Das Rezept ist geheim, aber ebenso beliebt im Abgang. Darfs sonst noch was sein?"
      Grolf nahm das Glas und schnupperte am noch unbenannten Inhalt. Offenbar ein fischiger Geruch, aber auch irgendwie alkoholisch. Jedenfalls kein Bier, aber auch kein Wein. Auch kein Rum. Ein etwas anderes Teufelswässerchen. Er kippte es sogleich hinunter und rammte das Glas polternd auf den Tisch. "Wwooohhhho, das Zeug brodelt in der Kehle! Ich hoffe das Bier hier ist noch ne Spur schärfer? Einen großen Humpen Camisser Goldhorn, wenn ihr habt!"
      "Erst gestern frisch geliefert. Und ihr, was wollt ihr, der Herr? Etwas nahrhafte Ziegenmilch vielleicht? An euch ist ja überhaupt nichs dran. Ich hoffe ihr habt wenigstens Geld um zu zahlen, und seid kein armer Schlucker aus der Gosse!", blubberte die olle Dame. Herrolt versprühte hier wohl nicht die Optik und Aura eines gestandenen Kriegers Brerandts.
      Weiter hinten in einer anderen Ecke spähten bereits Augenpaare zu dem Tisch mit dem Zwerg und dem Brerandt. Immerhin schienen einige durchaus einen Soldaten Brerandts erkannt zu haben. Was mochte dieser hier soweit weg auf der anderen Seite der Insel zu suchen haben? Die drei waren sich einig, sie zu beobachten. Vielleicht hatten sie genug Gold in der Tasche. Oder Informationen. Dann würden sie beides schon herauskitzeln.


      Flora
      Die Erkundung der Stadt erwies sich als sehr vielseitig und bunt. Hier gab es so manchen Laden zu bestaunen, und redselige Leute zu belauschen, die Geschichten ihrer Reisen erzählten. Musiker und Schausteller boten neben Handwerker ihr Können und kassierten dafür ihren Lohn. Hier und da gab es auch Stände, die etwas zu Essen boten. Gegrillter Tintenfisch landete auch einmal zwischen Floras und Codrens Zähnen. Letztenendes fanden sie sich bei einem Hutmacher wieder, wo man sich extra für einen Theaterbesuch einen auffällig großen Hut erwarb, der Blicke nach sich zog. Im Theater selbst gab es aber auch weitere Zuschauer, die sich pompös ausgestattet hatten. Entweder auch mit Hüten, aber auch mit entsprechender restlichen Garderobe. Herren, um die sich Damen scharrten, und Damen, die von Herren umgarnt wurden, bloß weil sie anscheinend einen dicken Geldbeutel besaßen, und spendabel waren.
      Nach dem Theater war Floras Geldbeutel auch spendabel, um noch ein wenig Schmuck zu erwerben. Immerhin musste man ja auf Reisen auch Erinnerungsstücke mitgehen lassen. Schmuck aus Camisse von Übersee, der glatt auch aus Lyxaxus Meisterhand geschaffen sein konnte, oder von Camissern meisterhaft bearbeitet darauf warteten, zu noch mehr Geld umgewandelt zu werden.
      Was ihre Begleitung wohl inzwischen getrieben hatte? Sie durften alle die Stadt unsicher machen. Aber Ärger sollte vermieden werden. Davon hatten sie in der Taverne am Tor schon genug verursacht.
      Sie konnten ja nicht ahnen, das zwei Saufbolde mal wieder genau das Gegenteil verstanden hatten. Noch wussten sie nicht, das sie später einen mürrischen Zwerg und einen von sich selbst zuviel überzeugten Herrolt aus dem Stadtkerker freikaufen müssten.
      Hier herrschte eher ausgelassene Stimmung, die fast die Probleme mit der Sekte in Vergessenheit geraten ließ. Und die häuslichen Arbeiten. Wieviele Unterschriften mochte Flora in diesem Jahr schon unter Berichte und Verträge und Genehmigungen gesetzt haben? So oft hatte sie noch nichtmal ihr Schwert geschwungen.
      Mit leicht schwingenden Schritten, so das die großen Federn am Hut mitwippten, marschierten sie die inzwischen mit Laternen erleuchteten Straßen entlang. In vielen Häusern brannte bereits Licht, und es waren kaum noch Leute unterwegs. Die letzte Wache war auch 300 m weiter hinter ihnen an einem Durchgangstor postiert, und bekam von dem Geschehen hier nichts mit.
      Flora seufzte, als zwei Herren sie anhielten und um eine milde Gabe baten. So sollten sich die Damen freikaufen, damit sie sich nicht verletzten. In der Dunkelheit konnte man ja übel stürzen und sich sonst etwas brechen.
      Codren zupfte ihren Hut zurecht und stemmte empört ihre Hände in die Hüften, und fragte nach einer Armee, die sie stoppen sollte. Die beiden Verbrecher starrten sich kurz an und lachten dann. "Eine Armee? Hahaha, die brauchen wir nicht für zwei so zierliche Lämmchen. Naja, du bist etwas fetter. Dafür sieht die andere so aus, als hätte sie einen fetteren Geldbeutel an ihrem Gürtel versteckt.", sagte der größere und fuchtelte bereits mit einem Messer herum. "Hehe, zeig doch mal her ... komm, zeig was du zu bieten hast, Mädchen!", meinte der andere und machte mit seinen Fingern schon eine Grabbelbewegung und starrte Flora auf ihre Brüste.
      Codren meinte dann noch beiläufig, ob Flora so nett wäre, die Situation zu klären. Ja, es wäre schade, wenn die guten Kleider die man sich eigens für den Tag zugelegt hatte, schon am ersten Abend zerrissen und verdreckt beim nächsten Schneider zur Reparatur eingereicht werden mussten.
      "Ihr hättet auf meine Schwester hören sollen. Die Frage war nicht unberechtigt, meine Herren. Hättet ihr also die Güte uns passieren zu lassen? Ansonsten könnte es passieren, das euch etwas passiert, hmmm?", meinte Flora lieb lächelnd mit leicht schief gelegtem Kopf.
      Wieder starrten sich beide an, und gackerten. Dann wurden sie ernst. "Schluss jetzt. Gebt uns euer Geld und euren Schmuck." "Und ein bisschen Spaß können wir ja auch noch haben. Wenn ihr also brav tut, was wir verlangen, dann, ja, hehe, dann lassen wir euch vielleicht gehen."
      Jetzt reichte es Flora aber. Der Tag war so schön gewesen, und dann kamen hier mal wieder irgendwelche Halunken, die es wieder nicht besser wussten, als ihr Heil durch Überfälle zu sichern. Nun, sie wurden gewarnt, und jetzt sollten sie die Konsequenzen spüren.
      Es gab ein brutzelndes Geräusch, als Flora einen Elektrozauber aussprach und kurz darauf, lag einer der Beiden mit schiefem Kiefer zusammengesack sitzend an der Hauswand, während der andere mittels Kraftzauber einen Höhenflug hinauf zur Laternenstange genossen hatten, über die er nun wie ein nasser Lappen hing. Auch er war im Land der Albträume eingewandert, als Flora ihm eine Backpfeife verpasste, die ihn einmal rotieren ließ, zeitgleich auf ihren Hut durch die schnelle Bewegung im Wind anhob, und dann gefolgt von einem Aufwärtshaken direkt mit Kraftzauber in die Magengrube, so das er vom Boden abhob, und unsanft über der Stange landete. Leider war dabei ihr großer Hut zu Boden gefallen. Sie seufzte. "Jetzt sind die weißen Federn ganz dreckig. Welch ein Jammer."
      Das war wirklich ein großer Federbusch gewesen. Sie klopfte diesen bestmöglich ab und setzte ihn wieder auf. Trotz der kleinen Eskapade dieser Lümmel hier, ließ sie nicht zu, das ihr Stolz mit in den Dreck gezogen wurde. Der Hut fand wieder seinen Platz und Flora hob ihre Nase. "Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Gehen wir?"
      Als sie wenig später dann ihre Lagerstätte erreichten, fliel Codren fast der Kiefer auf den Boden. Die Soldaten berichteten, das Herrolt und Grolf sich zur Zeit bei der Stadtwache im Kerker befanden. Offenbar gab es da eine Schlägerei in einer der Tavernen am Hafen. Es waren wohl auch Barbaren daran beteiligt, die nun ebenfalls im Kerker saßen. Zumindestens zwei von denen. Einer wäre wohl entkommen. Am Ende soll eine fette Frau, nach dem sie die Barbaren mit einem Nudelholz bearbeitet hatte, ihren Mann und den Camisser Eliteoffizier zu Boden gedrückt haben, bis die Wache kam und alle mitgenommen hatte.
      Eine Nachricht an Flora Goldfield, mit der Bitte sich der Verantwortung zu stellen, und sich umgehend beim Bürgermeister zu melden, wurde erteilt.
      Flora seufzte. Hatten sie nicht eben schon eine Begegnung mit zwei Dummköpfen, die nun sicher auch gefunden und eingesperrt wurden, gehabt? Jetzt saßen zwei andere Dummköpfe ebenfalls im Kerker und mussten freigekauft werden. Und Flora musste sich dafür entschuldigen. Sie gab Codren einen beutel Gold aus der Reservekasse, die in einem der Transportwagen verstaut war. Das sollte für alle Unannehmlichkeiten reichen. Sie sollte ihrem Mann und den Zwerg aus dem Kerker holen. Flora selbst würde beim Bürgermeister aufmarschieren und sich entschuldigen.
      Sie fragte sich, was da wohl vorgefallen war.
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    • Auf die unverschämte Aussage der Kellnerin hin, verlor Herrolt beinahe seine Geduld. Er sprang höchst beleidigt auf, reckte seine Brust heraus, erhob würdevoll seinen Kopf und einen ebenso würdevollen Finger.
      "Sowas lass ich mir doch nicht bieten, du altes Stück Schweinebraten! Du wirst mich ausnahmslos mit Sir anreden und bis auf die Bestellung wirst du zu mir nichts sagen, haben wir uns da verstanden?!"
      Grolf fiel fast die Kinnlade auf den Tisch, da sprang er auch schon auf, da er erhofft hatte, in der Schenke einen vollmundigen Trunk zu genießen und nicht auf eine Prügelei zu stoßen.
      "Aber Herrolt, lass doch die arme -"
      Weiter kam er allerdings nicht, denn das "arme alte Stück Schweinebraten" ließ sich wohl auch nicht in seiner Würde verletzen, genauso wenig wie Herrolt. Die Frau holte mit einem wulstigen Arm aus, die Augen vor Zorn hervorquellend, die runden Backen wütend aufgeplustert, und ließ ihre Faust auf Herrolt herunterkrachen - nur, dass Herrolt dem Schlag noch auswich und die Faust stattdessen in Grolf's Gesicht landete, der über seinen Stuhl kippte und kopfüber auf dem Boden landete. Herrolt wollte gerade weitere unangehaltene Beschimpfungen über die Frau ausspucken, die wohl ebenso wenig Respekt vor seinem neuen Freund hatte wie vor ihm, da packten ihn die fleischigen Hände mit erstaunlicher Kraft am Hals und schüttelten ihn durch, sodass er bald gar nicht mehr wusste, wo oben und unten war.
      "So eine dürre Fischgräte wie du kommt mir gerade recht! Ich werd' dir Manieren beibringen, Jungchen!"
      Sie verpasste Herrolt zwei, drei Ohrfeigen ins Gesicht, bei denen es sich ihm schon alles drehte, und begann ihn dann mit einer Geschäftmäßigkeit, so als ob sie das jeden Tag täte, nach draußen zu schleifen. Aber bis zur Tür kam sie dann doch nicht, als sich ein Mann ihrer Last annahm und Herrolt aus ihrem Griff befreite. Ganz auf derselben Seite waren die beiden Männer dann aber auch nicht: Er verpasste dem Burgherren eine Kopfnuss, die ihn ein paar Schritte nach hinten taumeln ließ, wobei er gegen einen Tisch stieß und die Getränke umwarf. Ganz anscheinend wollte man auf den herben Umgang der Kellnerin eingehen, denn auf einmal gesellte sich noch eine Frau dazu, um dem ersten Mann wiederum eine zu verpassen - anscheinend war sie der dürren Fischgräte nicht ganz abgeneigt. Binnen weniger Sekunden entwickelte sich eine Schlacht, wie sie sich schon beim Camisser Tor zugetragen hatte, nur dass diesmal Herrolt bei vollem Bewusstsein und schon völlig lädiert war. Natürlich mischte sich auch die Kellnerin mit ein und verteilte Hiebe, die nicht der größte Krieger hätte besser machen können, bis die Versammlung schließlich von den Stadtwachen vergrößert wurde. Es dauerte eine ganze Stunde, bis man das Chaos unter Kontrolle und die Verantwortlichen - darunter Herrolt und Grolf - dingfest und aus der Gefahrenzone heraus gebracht hatte. Herrolt und Grolf verbrachten zwei weitere Stunden in einem düsteren, bitterkalten Zellenblock, wo es außer ihnen noch Landstreicher und sicherlich auch Verbrecher gab, die sich in dem spärlichen Raum die Zeit vertrieben, bis man auf Geheiß einer finster dreinblickenden und überhaupt nicht zum Vergnügen aufgelegten Goldfield-Vaisyl die Zellentür öffnete und die beiden Herren in die Freiheit entließ. Als sie auf Codren stießen, die sich zurückhalten musste um nicht dasselbe wie die Kellnerin zu tun, waren die beiden Kumpanen in eine höchst angeregte Diskussion darüber vertieft, dass man sich in der Kellnerin "auf den ersten Blick getäuscht" habe und dass es wohl "in ganz Brerandt und Camisse kein Weibsbild wie sie" geben würde. Die beiden Männer sahen höchst angeschlagen aus und trotzdem redeten sie in den höchsten Tönen von der Kellnerin, die wie keine andere Frau war. Herrolt ließ sich besonders über die riesigen, gut verteilten Fleischberge aus, die sich am ganzen Körper dieses Weibs befanden und wie einladende, dicke Puddinghügel waren, die man mit den Händen erfassen und mit dem Gesicht erkunden wollte. Codren hörte seiner leidenschaftlichen Ausführung mit zuckendem Auge zu, dann machte sie seiner schamlosen Beleidigung ein kurzes Ende, indem sie sein Gesicht mit ihrer Metallhand bekannt machte. Herrolt klappte wie lebloses Geäst ein und Grolf empörte sich darüber, dass Codren dem armen Mann die Ehre schändete, woraufhin sie ihm anbot, die gleiche Behandlung auch ihm zukommen zu lassen. Das verneinte er schnell und verhielt sich dann ganz vorbildlich, indem er Herrolt's Frau half ihn hochzuheben und zurück zu seiner Mannschaft zu bringen. Als das getan und der "arme, in der Ehre geschändete Mann" verpflegt war, verspürte Codren doch noch den Drang dazu, die Frau aufzusuchen, die ihrem Mann so den Kopf verdreht hatte, was dazu führte, dass sie ihren angestauten Frust an den bereits lädierten übrigen Tavernenbesuchern und der Kellnerin ausließ, bevor sie sich auf eine waghalsige Flucht vor den Stadtwachen machte, die nun sie in den Kerker befördern wollten. Sie versteckte sich in einem Lagerhaus, nun selbst in der Ehre geschändet und so zornig, dass sie gar nicht ruhig sitzen konnte, und wartete darauf, dass der Trubel allmählich vorüber gehen würde. Zu ihrem eigenem Glück fand sie in den Kisten um sich herum Schnaps, der wohl auf Schifffahrt gehen sollte, und spülte ihren Ärger langsam aber sicher fort. Als die Sonne bereits wieder aufging, schlief sie selig und zufrieden auf einem Stapel Holzplanken, die offenen Flaschen wie Wachen um sich herum verteilt.
    • Südlicher Bereich in Taranoke - Tempel Ruinen
      Uzin Avadel

      Die Reise war beschwerlich gewesen. Die Sekte von Arana, die Uzin gegründet hatte, hatte natürlich durch ihre inselweiten Aktivitäten auch dafür gesorgt, das in allen Ortschaften mehr Wachposten organisiert wurden, oder auch Wege mit deutlich mehr Patoullien gesegnet waren, als es üblicherweise war. Es dauerte so zwei weitere volle Tage, ehe sich ein größerer Teil der Sekte heimlich durch Camisse über Land, oder mit Booten auch an den Küsten zu Wasser in die südlichen Bereiche begeben konnte. Uzin selbst war wieder als Pilger unterwegs gewesen, um kein Aufsehen zu erregen.
      Sein altes Versteck würde er nicht wiedersehen, aber das war auch unnötig. Er hatte Leute beauftragt, alle nötigen und wichtigen Unterlagen, Bücher und sonstigen Kram, der etwas mit der Wahren Göttin Taranokes zu tun hatte, zu verladen und zum vereinbarten Treffpunkt zu bringen. Irgendwann würde er einen Boten entsenden, und erst dann würde der Transport sein eigentliches Ziel anfahren. Aber zunächst war es wichtig, das er die Göttin erweckte.
      Nervige Fragensteller hatte er bereits auch beseitigen lassen. Boras war abgestützt. Andere wurden als Ketzter des Hochverrates beschuldigt und hingerichtet. Nur die treuen und folgsamen Lämmer führten jetzt noch die einzelnen Gruppen. Und viele konnten durch das Abdanken jener natürlich aufsteigen und an Macht gewinnen. Das würden sie nicht riskieren es zu verlieren.
      Uzin selbst wartete zunächst in einer alten Stadtruine, die einst wohl auch der prächtigen Göttin, die er so verehrte, gewidmet war. Eine große Stadt. Jahrhunderte alte Gemäuer ragten noch immer in größe Höhen, auch wenn die meisten Gebäude durch ihre fehlende Pflege schon mehr oder weniger beschädigt und von der Natur besiedelt waren. Aber hier war ein guter Ort um zu lagern. Eine großer Aufmarsch seiner Sekte hatte sich hier versammelt und schon seit vielen Jahren den geheimen Hauptstütztpunkt errichtet. Eine ganze Stadt konnte man natürlich nicht aufbauen, aber alle nötigen Gebäude und die Stadtkaserne waren bestens wieder hergerichtet worden, um Unterschlupf und Schutz zu gewähren. Wenn nicht Wegelagerer und Banditen, dann verlor sich ohnehin niemand so weit in den Süden. Händler fanden hier nichts aus Zeitverlust. Das brachte kein Geld. Daher waren auch kaum Kriminelle hier. Es dauerte oft Monate, bis hier mal ein Camisser auftauchte und vertrieben wurde ... oder verschwand. Aber selbst die Soldaten aus Camisse hatte kein Interesse so tief im Süden nach Strauchdieben zu jagen.
      Nun, nachdem alle noch notwendigen Dinge mit seinen treusten Kriegern des Lichtes besprochen waren, zog Uzin mit seiner 150 Mann starken Elite zur Tempelruine, um dort auf die Lichtgöttin Flora Goldfield zu warten, die zukünftige Göttin, vor der er niederknien würde.
      Uzin beschäftigte die anderen Krieger, in dem sie bereits ein Fest vorbereiteten. Es hieß, das er bald Seite an Seitd mit Arana zu ihnen käme, und sie eine woche lang feiern würden, ehe sie ganz Taranoke in goldenen Glanze des Lichtes erstrahlen lassen würden.

      Der Tempel war für sein Alter, und das er ebenfalls der Natur überlassen war, noch recht gut erhalten. Es gab auch hier weitere Bauten und Hütten, von den Bewohnern, die hier einst lebten, und die waren weitaus schlechter dran. Es ähnelte jenem Bildnis der Stadt. Uzin begutachtete das Bauwerk. Es hatte viel Mühe geskostet, es so herzurichten, das es möglichst Arana dienlich war. Er hatte sich aus Büchern informiert und Baumeister angeheuert, die jenes Wunder vollbringen sollten. Jahre sollte es dauern, aber es hatte sich gelohnt. Die nötigsten Stellen boten einen erhabenen Anblick.
      Der Zugang zum Tempel erstrahlte Golden, und wirkte Gewaltig.
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      Man hatte die Spitzen zweier Obelisken mit Goldplatten verziert, die im Licht der Sonne strahlten. Uzin nickte zufrieden. Hier war der perfekte Ort, um eine Göttin wiederauferstehen zu lassen. Uralte Schriftzeichen zierten Wände und Säulen, die weiteres Mauerwerk stützen, die zu beiden Seiten des Weges bis zum eigentlich Zugang des Tempels erbaut wurden. Auch hier wurde alles ursprüngliche angepasst ... erneuert.
      Und dann, nachdem er den Weg abgelaufen war, kam er zu jenem Ort, an dem Flora demnächst ihr Lichtbad nehmen würde. Ein mit Mineralien und Pflanzenmilch angereichertes Wasserbecken sollte als ein Bad der Reinigung dienen. Dazu kam noch die Ausrichtung auf die sonne, die zum dem Zeitpunkt, in dem sie das Bade betreten würde, durch ein großes sonnenähnliches Symbol schien, und ihr heiliges LIcht spendete. Das Antlitz Aranas.
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      Nach dem Bad würde er Flora die Treppe durch das Tor des Lichtes führen, zu Kammer der Göttin Arana. Dort würde das die Zeremonie der Wiedererweckung statt finden. Und wenn Arana erst wieder erwacht war, würde es ihr Licht sein, das selbst in der Nacht noch die Augen jener blenden würde, die nicht an sie glauben würden.
      Draußen vor dem Tempel spähte Uzin in den Abendhimmel. Es würde nicht mehr lange dauern. Nur noch wenige Tage trennten ihn davon, das jahrelange Mühen für die Wahre Göttin Taranokes endlich Früchte tragen, und das Gesicht der Insel für immer verändern werden.
      Währnde die Sonne unterging, erspähte er den Mond Aranis am Himmel. Fast zur gänze war er sichtbar. Es fehlte nicht mehr viel, und er erstrahlte fast so hell wie Arana selbst. Jedoch wurde dem Mond kaum ein Blick gewidmet. Nachts verkrochen sich die Leute eher in ihren Hütten, und schliefen, um am nächsten Tag voll und ganz für Arana da zu sein.
      Seine Stirn legte sich in Falten.
      Jemand kam zu ihm. Sein bester Krieger und zugleich auch Hauptmann. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt, und so stand nun Niemand mehr seinem Vorhaben im Weg.
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      Aburis Gamah war ebenso edel in Weiß und Gold gekleidet, wie Uzin selbst. Seine Haut war der Inbegriff des Segens der Sonne, in dem sie gebräunter war alle jene Haut der anderen Anwohner. Ursprünglich stammte er jedoch aus Übersee und diente einst auf einem Piratenschiff.
      Begleitet wurde er von einer Magierin des Lichtes, die in ähnlicher Kluft aufmarschierte. Seine beiden engsten Vertrauten.
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      Merena Banvasi trug ein Buch bei sich, das in Gold eingeschlagen war. In ihm waren Schriften und magische Sprüche enthalten. Ihre Waffe. Aburis selbst trug keine Waffen bei sich, und konnte ebenfalls Magie anwenden, auch wenn er nicht als Magier galt, sondern als Krieger. Aber seine Handschuhe boten ihm die nötige Lichtmagie, die er verwenden konnte. Damit konnte er gegen bewaffnete Kämpfer siegreich antreten.
      Er hatte zwar noch richtige Waffen und ein Schild, aber diese lagen sicher verstaut mit seiner Rüstung in einer großen Kiste auf seinem Wagen.
      Banvasi besaß ebenfalls einen eigenen Wagen, mit allerlei Zauberkram und anderen Utensilien. Der Zutritt zum Wagen war streng bewacht und für nicht Eingeweihte ohne Erlaubnis auch verboten.
      Sie schüttelte kurz ihr Aschgraues Haar, und starrte Uzin mit ihren kühlen, blaugrauen Augen, wo das Grau mehr hervorstach, ehrfürchtig an. Er trug die größte Last von allen, und er ertrug sie so lange Zeit. Doch bald wäre das erledigt. Sie alle würden aufatmen.
      Ihre Aufgabe war es, Uzin bei der Erweckung zu assestieren. Und Aburis würde die Erweckung bewachen. Niemand dürfte stören. Sicher würden es einige versuchen wollen, aber er würde es verhindern.
      "Meister, es ist alles vorbereitet. Alle Aufgaben sind erfüllt. Jetzt müssen wir nur noch auf Flora Goldfield warten.", sprach er Uzin an.
      "Und dann endlich wird Taranoke im neuen Licht erstrahlen. Im wahren Licht ... dem Licht der Insel. Das Vermächtnis der .."
      "GENUG!", unterbrach Uzin Merena, die kurz zusammenzuckte, fuhr dann fort. "Es muss nicht ausgesprochen werden, was geschehen wird. Es wird geschehen. Lasst uns gemeinsam auf die Reinkarnation warten. Sie wird bald eintreffen. Bereitet euch vor, vor der wahren Göttin niederzuknien und ihr zu huldigen. Ihr Licht wird euch segnen, das ist gewiss. Kommt, lasst uns speisen. Lasst uns den Trunk der Götter zu uns nehmen."


      Flora Goldfield

      Das Schiff war früh in See gestochen, kurz nach dem die Sonne aufgegangen war, und fuhr einige Kilometer vor der Küste entlang. Die See war ruhig und es schaukelte bei voller Fahrt über die Wellen. Nur wenige Wolken verdeckten die Sicht auf den ebenso blauen Ozean im Himmel, der Nachts von glitzerden Sternen erfüllt war.
      Flora hatte sich Sorgen gemacht, nach dem Codren wohl auch von der Stadtwache ausgerufen wurde. Mit etwas Gold jedoch ließ sich verhindern, das ein Steckbrief an den Tafeln zu lesen war, und sofern man sie finden würde, ihr freies Geleit aus der Stadt gewährt wurde.
      Offenbar hatte sich ihre Schwester irdendwo versteckt und sie schien auch die Abreise mit dem Schiff verpasst zu haben. Gut das ihr das Ziel bekannt war, so das sie notfalls im schnellen Ritt zeitgleich an der Küste, am nächstgelegenen Anlegeort nahe der Tempelgebiete, eintreffen könnte. Flora hatte entschieden, das sie den Tempel von Süden her anlaufen würden. Unwegsames Gelände zu durchqueren könnte mehr Zeit kosten, als mit dem Schiff um die südlichen Ausläufer zu segeln. Und es sparte Kraft.
      Um so erfreuter war sie, als man eine sichtlich tief schlafende Frau auf Holzplanken vor fand, die nach Codren aussah, und sie kurzerhand mit im Bauch des Schiffes deponierte. Flora hatte ihr noch einen Korb mit einem Apfel, einem Stück Brot und einer kleinen Flasche mit Tee hingestellet. Wenn sie aufwachte, war ihr Hals sicher trocken und ihr Hunger groß. Auch ein Zettel, dass das Schwanken wohl vom Schiff käme, und sie nicht länger betrunken wäre, lag darin.
      Flora selbst stand vorn am Bug des Schiffes und spähte in die Wellen und zum Horizont, auch immer wieder nach rechts zur Küste. Dort irgendwo lag ihr Ziel.
      Der Wind spielte mit ihren Haaren und der ein oder andere Seemann wäre fast über Bord gegangen, und bekam vom ersten Maat eine Schelle verpasst, wo man denn seinen Augen hätte. Mach dich an deine Arbeit, oder der Kiel würde warten, hieß es dann. Flora bekam davon nichts mit.
      Sie wartete auf Codren, und später würden sie gemeinsam mit dem Kapitän zu Mittag essen.
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    • Codren wachte in einer Kajüte auf, in der es nach modrigem Holz und Rum roch, wobei das letzte der Grund für ihr frühes Erwachen war. Sie stand auf, noch schwummrig vom Vorabend, und begab sich dann in würdevoller Geschwindigkeit ans Oberdeck, wo sie erstmal dem Ozean ihren Mageninhalt anvertraute. Sie fand zu ihrer eigenen Erleichterung Flora, der sie in einigen grummelnden Sätzen erzählte, was am Vorabend geschehen war, bevor sie sich wieder unter Deck begab, um von dem Brot zu essen, das Flora ihr wohl bereit gestellt hatte, sie aber nicht gesehen hatte. Als sie wieder einigermaßen auf den Beinen war, machte sie sich auf die Suche nach dem Schuft, der sich ihr Ehemann nannte, um ihm vor versammelter Mannschaft lauthals ihre Meinung zu verkünden. Herrolt, der zu seinem großen Pech keine fünf Minuten vorher von den lebenden Fleischbergen, in denen sich eine Frau verbarg, geschwärmt hatte, musste die Beschimpfungen seiner Frau, gepaart mit dem Lachen seiner Gefolgsleute über sich ergehen lassen, während Grolf daneben stand und Codren finster beobachtete. Der Zwerg hatte seinen neuen Freund den ganzen Morgen davon überzeugen wollen, dass eine Frau wie Codren nicht gut für ihn war nach dem, wie sie ihn behandelt hatte, worauf Herrolt fachmännisch erklärt hatte, dass man nicht alles im Leben erreichen könne, aber das was man erreichen konnte, manchmal schon das beste für einen war. Nur deswegen hielt der Zwerg sich zurück, gab sich aber große Mühe, Codren mit seinen Blicken zu missachten.
      Nachdem auch das erledigt war, widmete sich Codren ihrer eigenen Gesundheit, bevor sie sich mit Flora zum Mittagessen des Kapitäns traf. Es lief eigentlich so wie immer ab: Der Kapitän fand sichtliches Gefallen an Flora, zeigte Interesse in ihren übernatürlichen Fähigkeiten und dem Ruf, der ihr bis auf die See hinauseilte, und versuchte sich daran, sie für seine Mannschaft zu erwerben. Flora erklärte dafür in ihrer charmanten Art, dass das nicht möglich sei, aber dass sie ihn gerne mit ihrer Anwesenheit beehrte. Das schien dem Kapitän schon zu reichen, denn er lächelte wie ein Dümmling und bot ihr zum Abschluss etwas von seinem kostbaren Rum an.

      Im Verlauf des Tages wurden die beiden Frauen zu mehr Trinkgelagen der Seemänner eingeladen, man lud sie außerdem zum Kartenspiel und Fässerrollen ein, wobei immer besonders auf Flora gestiert und Flora umgarnt wurde. Codren bemerkte, dass die Aufmerksamkeit sie früher noch eifersüchtig gemacht hätte, doch mittlerweile ihr das ganz recht war, solange niemand ernsthaft versuchte Flora zu begrabschen. Als sich dann allerdings auch noch der Koch einmischte, ein fetter, alter Mann mit einer schiefen Nase und Schweinsaugen, der zur Abwechslung Codren Komplimente über ihr Haar und die schönen, sanften Falten in ihrem Gesicht machte, hatte Codren dann doch genug und erklärte laut und deutlich für alle Anwesenden, dass weder Flora noch sie daran interessiert waren, mit nur einem der Männer eine engere Bekanntschaft aufzubauen. Leider schien das niemanden sonderlich zu beeindrucken und so musste sie für den Rest der Fahrt den gierigen Blick des Kochs ertragen, der, wo immer er hinkam, ständig nach Rum, Bratensauce und Knoblauch stank.
    • Flora

      Selbst sie musste schmunzeln, nachdem Codren von einer Schnapsleiche ins Reich der Lebendingen zurückgekehrt war, ihr Innerstes naxh Außen kehrte, und sich genug Kraft angefuttert hatte, um ihren Ehemann vor der Schiffsmannschaft rund zu machen. Pfwendt versuchte wohl so viel Beistand zu spenden, den er für Herrolt aufbringen konnte, und strafte jedes Wort, welches Codrens Lippen verließen, mit einem garstigen Blick. Der Bart, der mit der Flagge oben auf der Mastspitze dabei im Wind mit wehte, schien um so garstiger zu flattern. Vielleicht war es auch jener Wind, den Codren ihnen entgegen blies.
      Danach gingen sie sich für einige Stunden aus dem Weg. Natürlich waren Herrolt und Grolf tatkräftig damit beschäftigt, Crewmitglieder, die gerade pausierten, mit ihren Heldentaten bei Laune zu halten. Und dort waren sie es, die den Gegner straften. Etwas Rum wurde dabei umher gereicht und sorgfältig bis auf den letzten Tropfen aus der Flasche gesogen.
      Sollten sie ruhig machen. Flora genoss eher das Auf und Ab des Schiffes, und es erinnerte sie an ihr eigenes Schiff, mit dem sie schon die ein oder andere Fahrt hinter sich hatte. Die letzte Reise zu der Insel, auf dem sie einen Piraten traf, der nur all zu fröhlich lächelnd kurz darauf im großen Ozean baden ging. Ob die Haie sich an ihm die Zähne ausgebissen hatten? Naja, jedenfalls hatten sie danach einen vollen Laderaum mit allerlei Schätzen aus Piratenhand und Inselnatur dabei gehabt, und wohl auch ein paar neue Freunde gewonnen. Und das Piratenschiff hatten sie auch noch gekapert und nach Lyxaxu in den Hafen gebracht. Was für ein Abenteuer.
      Gegen Mittag dann wurden sie zum Essen eingeladen.
      Der Kapitän wusstenatürlich auch um wen es sich bei Flora Goldfield handelte. Nicht nur ihre Schönheit hatte reichlich Gesprächsstoff unter der Mannschaft aufkeimen lassen. Auch ihre Geschichte, die maßgeblich im letzten großen Krieg, der ganz Taranoke heimsuchte, geprägt wurde. Mit einem göttlichem Licht sollte sie den Mann der Wüste verbrannt haben, und alle Krieger in Furcht und Demut versinken lassen. Göttliche Gaben ... Magie.
      Mit solch einer Begleitung wäre sein Schiff vor allen Piraten auf Ewig abgesichert. Aber Flora lehnte dankend ab. Nach der edlen Speise teilte der Kapitän noch den teuersten Rum, den er in Udris finden konnte, mit Flora und Codren, ehe sie wieder die Kajüte verließen und sich etwas ausruhten. Erst später am frühen Nachmittag wurde die Langeweile der Fahrt mit Einladungen der Mannschaft aufgefrischt.
      Jemand spielte ein seltsames Instrument, das man in der Regel nur in Häfen oder auf Schiffen fand. Man zog es auseinander und schob es wieder zusammen, und dabei ertönte unterschiedliche Töne, wenn die eingesogene Luft wieder hinausgepresst wurde.
      Ein paar mal durften so die Sieger der Bordspiele mit Flora tanzen, ehe auch sie genug hatte.
      Codren wurde dann auch noch vom fetten Schiffskoch bedrängt. Flora grinste. Aber das war ihr Kampf. Den musste Codren selbst beenden. Und die Gegenwehr war hartnäckig. Trotz Ansage würde man es dennoch versuchen. Ob Codren sie so sogar angestachelt hatte?
      Später brachte der Koch dann noch ein aus Schinken geschnitztes Kunstwerk zu Codren und reichte ihr den Teller leicht vorgebeugt. Rosen aus Schinken. Und in der Mitte das Fleisch von Melonen. Alles in perfekter Größe für einen Happen. Etwa zwanzig dieser Kunstwerke zierten den Teller.
      Von Flora kam ebenfalls ein "Uhhh...", und auch sie durfte eines der Kunstwerke vernaschen, und trällerte dann. "Den Rest überlasse ich euheuchhhh...", während sie verschwand und die beiden allein ließ. Der Koch grinste und legte Zahnlücken frei, und den ein oder anderen geschwärzten Zahn. Irgendetwas Grünes klebte noch in einer der Zahnlücken und schien Codren geradezu auffordernd anzugaffen.


      Südküste Taranoke
      Tempel

      Die Schiffsreise ging zuende und sie hatten mit ihrer neuen Anlegestelle eher zwei Tage Wildnis gespart.Flora war zufrieden. Der Rückweg würde wohl schwerer werden. Als alle Krieger an Land versammelt waren, überprüfte Flora nochmals die Kampfstärke. Das Meer rauschte mit seinen Wellen im Hintergrund, während alle in einer langen Reihe aufmarschiert waren.
      Flora, Codren, Grolf und selbstverständlich Herrolt, der erhabenen Blickes wie ein Fürst auf seinem Pferd neben Codren saß, und ebenfalls prüfende Blicke schweifen ließ, waren der Reihe gegenüber aufgestellt.
      Die Garlinger waren 20 Mann. Die Elfen boten 15 Schützen und Naturmagier. Sie konnten aber auch mit Klingenwaffen umgehen, und waren daher vielseitig einsetzbar. Dazu kamen die zwölf Zwergreiter auf ihren Böcken, oder Gebirgsziegen. Was auch immer. Und natürlich Berandts Truppe. Weitere fünfzehn Mann, die dank Herrolt sicherlich als dreißig Mann Truppe galten. Gute zweiunfsechzig stolze Reiter. Kamen noch die Wagen dazu und die Bediensteten, die sicherlich auch noch das ein oder andere Beil schwingen konnten.
      Flora dankte nochmals allen für die Hilfe und die Begleitung. Grolf schwang den Hammer in die Höhe und rief irgendeinen ehrenvollen Schlachtruf, den die Zwerge wiederholten und ebenfalls ihre Waffen reckten.
      "Als Camisser sind wir mehr als Stolz darauf, einer göttlichen Schönheit zur Seite zu stehen. Kein Strauchdieb wird euch ein Haar krümmen, Mylady. Dafür stehe ich Grolf Pfwendt mit meiner Ehre und meinem Namen! Ihr sagt wo es hingeht, und wir folgen euch!", verkündete Grolf stolz. Mögen diese Worte irgendwann in Tavernen ausgeschenkt und in Liedern gesoffen werden.
      Flora nickte anerkennend und trieb die Truppe dann an. Der Weg zum Tempel war nicht mehr weit. In wenigen Stunden würden sie ihn erreichen, wenn die Karte korrekt war.
      Die Zwerge ritten wieder voraus und auch Herrolt ließ es sich nicht nehmen, mögliche Feinde als erster aufzuhalten. Mögen seine mutigen Taten in Brerandts Hallen hallen ....

      Am frühen Abend dann erreichten sie endlich die kleine Berg und Hügelzone, wo sich der Tempel auf einer der Spitzen zu befinden schien. Auch am Boden und zwischen Felswänden hatte man Teile des Gebäudes errichtet. Es sah wirklich erhaben aus, dafür, das es sich um eine Ruine handelte. Die Gebäude drum herum zeugten davon. Dennoch schien man für Floras Ankunft schon sehr lange Zeit an diesem Bauwerk gearbeitet zu haben. Sicher nur oberflächlich.
      Und es waren viele Krieger aus der Sekte hier. Sie hatten die Hütten als Unterschlupf gewählt, Zelte, Zeltdächer und ihre Wagen herum und mittendrin aufgeschlagen, und es so zu einer wohnlichen kleinen Siedlung umfunktioniert. Feuer brannten, über denen Kessel mit irgendwelchen Suppen und anderem Inhalt brodelten. Wachposten waren aufgestellt, in weißen, edlen Rüstungen gehüllt und mit mächtigen Lanzen, deren Spitzen golden glänzten.
      Überhaupt trug jeder weißes Gewand, das mit Gold verziert war. Robenträger saßen in Kreisen und sangen, huldigten der Sonnengöttin, lauschten Geschichten der Priester.
      Und als hätte jemand einen Stein gegen ein Wespennest geworfen, kam plötzlich Bewegung ins Spiel, als Floras Truppe zwischen den Büschen und Bäumen auftauchte, und viele neugierige, ehrfürchtige und erfreute Blicke ernteten. Viele näherten sich bereits, wurden aberauch von den Wachen und Priestern auf Abstand gehalten, auch wenn einige akribisch versuchten, irgendwie Floro doch noch berühren und ihren Segen erhalten zu können.
      Flora lächelte natürlich meisterhaft und spielte ihre Rolle. Innerlich war es eh schon eine gewohnte Sache, die sie gelegentlich erlebte. Tja, und wenn sie hier ihren Lichtzauber erneut einsetzte, würden vermutlich einige Ohnmacht fallen vor Freude.
      Die Truppe hielt an und ein Priester sprach Flora an.
      "Willkommen bei den Kindern der Sonne, verehrte Goldfield. Eure Ankunft wurde bereits sehnlichst erwartet. Ich bin Jarvis, ein Lichtpriester. Bitte, nehmt euch einen Moment Zeit für eure treuen Diener, oh große Göttin Arana. Sie möchten euren Segen erhalten.", sprach er sie ehrfürchtig und freundlich an, neigte sein Haupt und breitete die Arme aus.
      Ein Raunen durchflutete die Umgebung, als alle wie in einer Kirche zeitgleich etwas murmelten und sich verneigten.
      Flora seufzte. Das war schon fast etwas zuviel des Guten. Wo steckte wohl Uzin? Sicher irgendwo am Tempel.
      Heute würde ohnehin nicht mehr viel passieren, da die Sonne bald untergehen würde. Erst für morgen war die große Zeremonie angelegt.
      Sie würden hier ihr Lager aufschlagen und sicher im Schutze der heiligen Wachen irgendwo in der Nähe vom Tempel zur Ruhe kommen. Dennoch wird Uzin sicher auch noch zur Menge sprechen, und Flora wollte man sicher auch noch hören.
      Dennoch hätte sie auch Lust, sich ein wenig umzusehen. So alte Ruinen, die einst der Göttin Arana erbaut wurden, und jetzt Jahrhunderte später, halb zerfallen ihre ursprüngliche Aufgabe wieder aufnahmen. Sicher gab es hier noch etwas zu entdecken.
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    • Die provisorische Armee erreichte einen Tempel, der weit über das hinaus ging, was man über die alten Tempel der Göttin Arana gedacht hätte. Monströse, glänzende Säulen, ein Tor, das durch die Erhöhung so hoch wie ein halber Berg wirkte und dahinter ein goldener, blank polierter Boden, von dem man hätte essen können. Selbst Codren hatte daran nichts auszusetzen, wobei ihr ein wenig mulmig wurde bei dem Gedanken, dass das alles Flora gewidmet sein sollte. Die Truppe wurde sogleich auch in einen herzlichen Empfang genommen - wenigstens etwas, womit Codren gerechnet hatte - allerdings taten die Wachen sich gut darin, den Ankömmlingen eine größtenteils unbeschwerte Ankunft zu beschaffen. Nur die Rufe, das Geschrei nach Flora, die Bitte, dass sie ihnen Aufmerksamkeit schenken würde, war etwas, was nicht einmal die hiesigen Wachen unter Kontrolle bringen konnten. Es wurde schnell laut und umso besser war es, je schneller sie sich einen Platz suchen würden, an dem sie bis zum Morgengrauen ausharrten.
      Ein Mann stellte sich ihnen vor, der mindestens genauso fanatisch aussah wie der ganze Rest der Schar. Er bat Flora um ein wenig ihrer Zeit um ihre Anhänger zu besänftigen und leider sah es danach aus, als würden sie anders nicht ihre Ruhe bekommen. Also zog Flora ihre kleine Show ab, um zumindest für den Anfang für ein wenig Ruhe zu sorgen. Ihre Worte wurden mit großen Augen und betenden Händen aufgesogen, als wären sie der Lebenssaft für jeden einzelnen dieser Menschen. Als es dann endlich so schien, als könne man sich an die Anwesenheit der einzigartigen und wahren Arana gewöhnen, begleiteten sie die Truppe zu einer freien Fläche, wo sie ihre Wagen aufbauen, die Pferde anbinden und dann auch einige der kleinen Hütten und Zelte beziehen konnten, sofern sie das wünschten. Für Flora - und damit auch zwangsweise ihre Schwester - war sogar eine eigene Unterkunft aufgebaut worden: Eine provisorische, kleine Hütte mit goldenem Türrahmen und dem Zeichen der Arana auf dem kleinen Dach. Jarvis führte sie dort hin - er bestand darauf, dass Flora darin übernachten würde. Stolz erzählte er von den Mühen, die die Anhänger auf sich genommen hatten, um Flora die beste Unterkunft zu beschaffen, die nur in ihrer Macht liegen würde, während er unterschwellig andeutete, dass Flora keine andere Wahl hatte als dieses Angebot anzunehmen, wollte sie nicht sämtliche Anhänger auf einmal beleidigen. Außerdem erläuterte er, was sie Flora noch anbieten konnten: Ein drei Gänge Menü zu jeder Tageszeit, man konnte Flora waschen, die Haare bürsten und flechten, man stellte ihr ein eigenes Gewand zur Verfügung, mit dem sie sich an den Tempel anpassen konnte, außerdem sollte sie nicht zu Fuß hinaufgehen, sondern würde sich von einem edlen Warmblüter tragen lassen. Das Pferd solle ein sehr reinrassiges Geschöpf sein, mit einem ruhigen Geist und einer reinen Seele, sodass nicht einmal Arana durch seine Anwesenheit belästigt sein würde. Jarvis wirkte sehr freundlich mit seinen Ausführungen und schien sich Mühe zu geben, Flora den Aufenthalt so schön wie nur irgend möglich zu gestalten, aber er implizierte auch mit jedem zweiten Satz, dass man Flora keine Wahl ließ: Entweder sie nahm sämtliche seiner Angebote an, oder sie beleidigte alle ihre Anhänger, die es auf Taranoke gab.
      Als sie bei der Hütte angekommen waren, ließ er endlich locker und platzierte einige Wachen um die Hütte herum, bevor er sich endlich mit den Worten verabschiedete, dass er sich sehr auf die morgige Zeremonie freuen würde. Sollte Flora noch etwas gebrauchen, so müsse sie nur den Wachen Bescheid geben und sie würden sich darum kümmern. Jeder einzelne hier würde alles tun, um es Flora so angenehm wie nur möglich zu gestalten.
    • Obwohl es Flora eigentlich eher nervte, ließ sie sich dennoch auf alle Bitten ein, um nicht irgendeinen Streit auszulösen, oder unnötige Diskussionen führen zu müssen. Im Grunde ließ man ihr ja auch nicht viel Auswahl mit jenen Dingen, die sie hier tun konnte.
      Sie sprach sogar ein paar Worte zu ihrem Volk, das eigentlich nur an Arana glaubte und ihr huldigte. Und Flora war zufällig im großen Krieg am falsch Ort mit den richtigen Zaubersprüchen vertreten gewesen.
      Seitdem schien halb Taranoke durchzudrehen. Man grub wohl auch alte Tempel wieder aus und sanierte sie. Laut Karte und Erzählungen war das hier ein gottverlassener Ort voller Ruinen und Trümmern, über den so gut wie nichts weiter geschrieben stand. Aber man hatte hier so einiges wieder aufgebaut.Erst später bekam sie dann endlich etwasRuhe. Allerdings hatte man sie auch schon von den anderen getrennt, als fürchtete man, sie könnten Flora wieder mitnehmen. Wachen achteten darauf, das kein Anhänger zu nahe heran kam und Flora zugleich nicht auf die Idee käme, zu verschwinden.
      Sie kicherte innerlich. Es wäre ihr vermutlich ein Leichtes zu verschwinden. Sie würde einfach eine Wache umpusten und davonlaufen. Aber das war und blieb nur ein Gedankenspiel.
      So fiel Flora später trotz all dem Stress in einen ruhigen und friedlichen Schlaf.
      Der Morgen begann ähnlich und man reichte Flora ein göttliches Frühstück. Dort durfte sie auch wieder mit ihren Freunden zusammen speisen. Uzin hatte es angeordnet. Er wollte kein Misstrauen unter den Leuten verbreiten. Das von Flora gesegnete Essen wurde reichlich verzehrt und später folgte noch eine Art Gottesmesse, wo die Priester ihre Sprüche hallen ließen.
      Uzin selbst trat hervor und sprach kurz zum anwesenden Volke, das es nun endlich soweit wäre, die wahre Göttin Taranokes auferstehen zu lassen. Freude und Euphorie flossen wie Flutwellen durch die Gläubigen, und ein Fest begann, während man Flora zum Tempel führte.

      "Uzin Avadel, hab mich schon gefragt, wann ihr euch blicken lasst. Ihr seid offenbar ein geduldiger Mann, der mehrmals zu Besuch pilgerte und selbst hier entspannt abwartete.", meinte Flora zum Gruß. Uzin ließ seine Mauern nicht fallen und blieb sich seiner Funktion treu. "Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, verehrte Goldfield. Arana. Was machen da noch ein paar zusätzliche Stunden aus? Die Sonne ist eh erst vor einigen Stunden aufgegangen, und vorher hätte ich ohnehin nichts tun können, außer mit euch zu reden. Aber, ich war mit den Vorbereitungen beschäftigt. So verging die Zeit schneller und alles ist so wie es sein muss. Kommt."
      Er verlor keine Zeit. Schien seine Geduld am Ende? Ab hier wurden allen anderen der Zutritt zum Tempel verwehrt. Auch Codren durfte nun nicht mehr mit gehen. Alles was jetzt geschah, betraf allein Flora, Uzin und einigen Tempeldienerinnen, die ihr bei der rituellen Reinigung beistehen würden.
      "Was muss ich tun?", fragte Flora, während sie den Weg zum Lichtbadraum nahmen. Uzin stolzierte erhaben weiter und sah fixiert geradeaus. "Nicht viel. Ich werdet ein Bad der Reinigung nehmen. Eure Reise war anstrengend und ihr müsst im Licht der Sonne gesegnet werden. Danach werdet ihr in die Kammer der Göttin geführt, wo ich auf euch warten werden. Dort beginnen wir dann mit der Zeremonie der Wiedererweckung. Wenn das Licht Aranas erstrahlt, so werden es alle wissen. Es wird wundervoll werden."
      Ein gewisser Wahnsinn schien in seinen leuchtenden Augen zu wabern. Fast wie ein Kind das sich darauf freut, ein großes Geschenk auspacken zu dürfen.
      Also musste Flora sich nur Waschen, einsalben lassen, in feine Gewänder hüllen und nach etwas BlaBla den Lichtzauber verwenden, um danach etwas hochnäsiger alle zum Teufel zu jagen? Klingt entspannend.


      Kammer der Göttin

      Es dauerte etwa eine halber Stunde, das Bad der Reinigung zu nehmen. Die Sonne hatte den Raum hell erleuchtet, und strahlte inmitten einer großen freien Fläche, die selbst an eine Sonne erinnerte. Das Licht war warm und intensiv. Das Bad selbst roch angenehm. Man hatte Pflanzenmilchextrakte und Mineralien hineingegossen. Flora schwamm ein paar Minuten hin und her, bis halbnackte Dienerinnen kamen, mit allerlei Utensilienn und Wässerchen. Rote Rosen wurden ausgepresst und deren Extrakte auf ihrem Rücken verrieben. Feine Bürsten reinigten Haus und Haar, man ließ tatsächlich keine Stelle aus. Flora jammerte innerlich, das sie das lieber selbst getan hätte. Aber da musste sie durch.
      Am Ende wickelte man sie in Seidentücher, die sie wie ein erhabenes Kleid trug, und führte sie die Treppe hinauf. Ein Kurzer Gang den sie dann allein ging, bis sie einen weiteren Durchgangsbogen erreichte. Ein paar Meter weiter stand ein Krieger, Aburis.
      "Ich begleite dich, Göttin. Geht vor, Uzin wartet auf euch.", meinte und und wies mit einer Hand in die entsprechende Richtung. Flora nickte. "Nun, dann soll er nicht länger warten müssen."
      Ein paar Schritte war sie gegangen, als sie am Hinterkopf getroffen wurde und zu Boden fiel. Aburis hatte ihr eins übergebraten und sie zu Boden geschlagen. Er beugte sich hinab und vergewisserte sich, das sie noch lebte und atmete, und natürlich bewusstlos war. Als er zufrieden war, hob er sie hoch und trug sie in die Kammer, wo Uzin zusammen mit Merena wartete.
      Erwartungsvoll blickten beide auf Aburis, der mit Flora im Arm zu ihnen kam.
      "Bring sie her. Leg sie dort auf das Kreuz.", befahl Uzin und handtierte bei einem Podest mit irgendwelchen Gegenständen. Merena begann im Buch zu lesen, eine Sprache die man nicht verstand, eine alte Sprache, eine verbotene, gebannte Sprache. Einst nutzten Priester der Göttin Aranis diese Worte, um ihrer Herrin zu huldigen. Und so waren auch Uzin und Merena in ganz neue Gewänder gehüllt. Rot und Schwarz dominierten nur ihr Aussehen. Und auch Aburis verschwand kurz nachdem er Flora festgebunden hatte, um sich eine neue Kluft zuzulegen. Er hatte alles mit weißen Stoffen überzogen gehabt, die er nun abgerissen hatte, und ebenfalls in Rot erschien. Die Waffen die er sonst nicht trug, hatte er ebenfalls ausgepackt. Waffen aus Mehyve. Er blieb beim Eingang, um jeden daran zu hindern, die Zeremonie zu stören.
      Flora wurde inzwischen per Seilwinde aufgestellt und hing am Kreuz wie eine Verurteilte. Aber sie war so befestigt, das ihr weder Schmerzen noch Schäden und sonstige Spuren bleiben würden. Zumindestens, was das Kreuz betraf.
      Uzin verbrannte einen Kräuterbüschel, dessen Rauch Floras Nase streifte. Sie wachte davon auf und war sichtlich irritiert.
      "W...was ist hier los? Was soll das? Uzin?!"
      "Nur die Ruhe, Flora Goldfield. Ihr werdeet heute nicht sterben, hehe. Nein, ihr werdet tatsächlich der Wiedergeburt einer Göttin beiwohnen, aber, es wird nich Arana sein, die hier heute hocherhobenen Hauptes den Tempel verlassen wird, sondern .." "Aranis!" "Jaaaa, haha, recht habt ihr. Es wird Aranis sein, die in euch schlummert und nur darauf wartet, ihr rechtmäßiges Reich wieder zu beherrschen. Taranoke!"
      Er spie die letzten Worte förmlich aus. Merena murmelte etwas, und Flora fluchte. Sie versuchte zu zaubern, aber ihre Magie versagte. Die Priesterin grinste. "Versucht es nicht, Flora Goldfield. Meine Magie hindert eure ddaran, sich zu entfalten. Nur der Beserker, den ihr in euch tregt, kann ausgerufen werden. Aber, hihihi, den werdet ihr wohl kaum freiwillig rausrücken, nicht wahr?"
      "Was habt ihr vor? Glaubt ihr wirklich, das ihr so einfach mit mir als Aranis hier rausspaziert? Man wird euch aufhalten.", knurrte Flora und versuchte sich zu befreien. Uzin lachte auf. "Unsinn. Alle Anhänger werden zur Stadtruine gebeten. Mit Sack und Pack werden sie sicher zwei Tage durch die Wildnis brauchen. Die Priester haben Anweisungen erhalten, nach Beginn der Zeremonie diese letzte Pilgerreise zu unternehmen, und in der Stadt ein großes Fest vorzubereiten. Alle Krieger sollen sich dort versammeln und auf Arana warten. Das gilt auch für eure Leute."
      "Sie werden sich weigern. Codren wird nicht gehen ohne vorher mit mir zu sprechen. Außerdem werden sie alle dabei sein wollen, wenn die Wiedererweckung vollzogen wurde."
      "SCHWEIGT! Ich sagte es bereits, ihnen wird keine Wahl gelassen. Sie sind in der Unterzahl. Weigern sie sich, werden sie als Ketzer ausgerufen, und sofort angegriffen. Aber, kümmert euch nicht darum, mein Kind. Es wird Zeit, das ihr euch auf euren Berserker konzentriert." Uzin grinste, trat ein Stück vor Flora und hieb plötzlich mit einer Peitsche nach ihr. Es knallte und Flora schrie auf. Ein Striemen zog sie quer von ihreer linken Schulter über die Brust bis zum Bauch. Selbst die Gewänder waren beschädigt.
      "Los doch, wendet ihn an. Erscheint, Aranis. Erwacht!", knurrte Uzin, und schlug erneut zu, diesesmal die andere Seite. Während Merena weiter ihren Text verlas und Symbole in die Luft zeichnete, schnallte die Peitsche immer wieder vor und folterte Flora bis aufs Äußerste. Ein grinsender Uzin, der nur darauf lauerte, das Flora sich mit dem Berserker davon befreien würde, genoss es förmlich, diese Macht auszuüben.
      Zehn Schläge waren bereits vergangen, und Flora wollte nicht ins Reich der Finsternis abtauchen. Die Priesterin verhinderte, das sie bewusstlos wurde. Sie würde den Schmerz bei vollem Bewusstsein erleben ... intensiver noch als zuvor. Schnaufend hieng sie am Kreuz und biss die Zähne zusammen. Schweiß ran über ihren Körper, und Blut. Speichel tropfte ihr aus dem Mund, während sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.Uzin wechselte das Folterinstrument. Mit Giften bwsprühte er die Wunden der Peitschenhiebe. Es brannte mehr als ein Feuer es je wagen würde. Sie schrie wie am Spieß und Uzin lachte. "Kommt, Göttin, kommt hervor. Noch ein klein wenig, und ihr seid frei, endlich frei!"
      Flora bekam kaum noch einen klaren Gedanken, aber sie spürte neben dem Schmerz, das etwas geschah. Ihre Augen, ihr Zauber schien fast von selbst aktiv zu werden. Nein, das durfte nicht sein. Das musste verhindert werden. Wieder dieser Schmerz ... unerträglich fraß er sich in ihre Psyche ...... dann lachte sie auf .....

      Außerhalb vom Tempel hatten die Priester bereits alle Anweisungen umgesetzt, und alles abbauen lassen. Man hatte unzähligemale auf Codren und Floras Gefolge eingeredet, dies auch zu tun. Es waren Anweisungen der Göttin selbst. Flora selbst hätte es angeordnet, da sie in der Stadt allen erscheinen wollte. Jeder sollte sie sehen, hören und vor ihr niederknien dürfen, um ihren Segen zu empfangen.
      Unter den Soldaten wurde es unruhig. Die Zwerge waren auch nicht zufrieden, und Codrens skeptischer Blick verriet, das etwas nicht stimmte.
      "Fräulein Goldfield, grmlpf, ich komme nicht darum zu erwähnen, das hier etwas faul ist. Das Bier ist gut, aber das Wasser schmeckt fade. Ein Zwerg trinkt kein fades Wasser! Er wühlt lieber im Dreck und gräbt nach Gold. Und wisst ihr, in einer alten Ruine von Arana, da erwartet man durchaus, etwas Gold im Sand zu finden. Aber hier gibt es nichts. Nur diese staubigen Gebäude mit diese seltsamen Schriften. Seht.", meinte der Camisser Grolft und hielt Codren ein stück abgeschlagehern Stein hin. Er hatte es beim Graben entdeckt. Frisch abgeschlsgen, vielleicht vor einigen Monaten. Einige Stellen in den Gebäuden verrieten es. Man hatte wohl versucht, etwas verschwinden zu lassen.
      Codren sollte es wiederkennen können. Flora hatte man Bücher und alte Schriften zu Aranis betrachtet, um daraus ggf. etwas über den Berserker zu erfahren. Auch das Buch Arana und Aranis zeigten verschiedene Schriften zu beiden Göttern. Hier auf dem Stein war klar zu lesen, das es ein Teil von einem Gebetsspruch von Aranis war. "Ewig Dunkel - Ewig Nacht - Euer Licht führe uns eisern mit ganzer Macht ...", so las es Codren vor. Ein wenig hatte sie aufgeschnappt.
      Eines war aber nun klar. Das hier war kein Tempel von Arana, sondern eine alte, zerstörte Ruine von den Hinterlassenschaften der Anhänger von Aranis. Ein Tempel der Göttin des Mondes und der Dunkelheit. Hier wurde ein ganz falsches Spiel getrieben. Und die Frage war, wieviele waren in diesem Spiel die Lenker, und wer die armen Bauern, die gelenkt wurden? Man könnte jetzt wohl kaum darauf bauen, einem Lichtkrieger überzeugen zu können, das hier gerade sicher nicht Arana wiedererweckt werden sollte, sondern Aranis.
      Verflucht, Floras Berserker. Neben ihrem Lichtzauber konnte sie doch auch den Berserker nutzen. Diesen Psychozauber, der den Körper und den Geist verwandelt, und einen glauben lässt, selbst eine Göttin zu sein. Hatte Uzin das wirklich so geplant? Nur, wie will er erreichen, das Flora den Zauber anwendet? Sie musste in großer Gefahr schweben, und war unerreichbar, und dennoch so nahe.
      Sie mussten sich beraten. Irgendwie mussten sie zu Flora gelangen. Aber irgendwie auchbis zu letzt hierbleiben können. So bot man den Priestern an, die Nachhut zu bilden. Als Schwester wollte Codren solange wie möglich nah bei Flora sein. Wenigstens das gewährte man ihnen.
      Aber soweit sollte es dann auch nicht mehr kommen müssen. Jemand meldete, das Floras Sachen fehlten. Ihr ganzer Besitz wurde geraubt.
      Dann liefen plötzlich ein paar Diener aus dem Tempel und schriehen, dass das Licht zur Dunkelheit geworden wäre, und Blut vergossen hatte. Sie rannten blind in die Wildnis oder folgten den Spuren der anderen, die zum Teil anhielten und sich fragend umdrehten.
      Was sollte nun geschehen? Einige hielten bedrohlich die Waffen hoch. Ob das was die Diener sagten wohl mit Codren und ihrer Truppe zu tun hatte? Prieser und Krieger sprachen sich ab, waren aber zu weit weg als das man mithören könnte.
      Floras Gruppe bewaffnete sich zur Vorsicht. Das schien aber weiters Misstrauen zu schaffen.
      "Hehh hehh hehhhh.... kch kch kchhhh....", hörte man es aus dem Tempel schallen.


      Im Tempel unterdessen hatte sich der Berserker manifestiert. Mit Heilzaubern versorgte Merena alle Wunden ihrer Göttin, und Uzin war auf die Knie gefallen und senkte sein Haupt.
      "Oh große Göttin Aranis, endlich weilt ihr wieder unter uns. Lasst mich an eurer Seite dienen. Belohnt mich mit Macht und Bosheit!"
      "Belohnen? Haa, das könnte dir wohl passen, was? Noch ist es nicht soweit, Uzin Avadel. Ich bin nicht erfreut, unter welchen Bedingungen du mich zurückgeholt hast. Kch kch kch, wage es ja nicht zu viel Lob zu verlangen, alterchen. Aber, ich will dir vergeben. Immerhin verdanke ich dir einiges. Komm. Kommt alle mit. Wir gehen nach Mehyve. Ich will meinen Thron zurück. Und dann, HEHH HEHH HEEEEHHH, dann werden wir ganz Taranoke in Finsternis hüllen. Ich werde mich an allen Rächen die mir entsagt haben. Ich werde mich an alle Rächen die das LIcht anbeten, ich werde mich .... kch kch kch ... an Codren rächen. Dieses verfluchte Weibsbild hat es gewagt, mich auszutreiben. Brennen wird sie unter meiner Macht."
      Sie erhielt ihre Sachen, die in einer Kiste lagen. Sie legte wiederwillig das weiße Kleid von Flora an, was daraufhin schwarz wurde. Als sie das Schwert ergriff wurde es ebenfalls vom Zauber heimgesucht und verändert. Aranis lachte auf und hielt das Schwert hoch, schwang es dann und schritt zum Tor hinaus. Dort warteten bereits Pferde, schwarz wie der Tod und mit dem Wappen des Mondes das vür Aranis stand.
      Draußen schien sich ein Kampf zu entwickeln, aber dazu kam es nicht. Auf dem Pferd sitzend ritt Flora hervor, im Gerfolge Uzin, Merena und Aburis, sowie eine Schar aus 20 Elitewächtern in rotschwarzen Rüstungen, und Waffen aus Mehyve, die leicht rötlich schimmerten.
      Gebannt starrten alle zum Tempel, und wussten nicht, was sie davon halten sollten.
      Aranis hob ihr Schwert. Ihr euphorischer Blick streifte all jene, die zu ihr sahen. Kurz blieb er bei Codren hängen. "TARANOKE! ERZITTERE VOR DEINER GÖTTIN! FOLGT MIR, ODER GEHT UNTER! ICH BIN DIE WAHRE HERRSCHERIN, DIE WAHRE GÖTTIN ... ARANIS! FLOGT MIR UND WERDET STARK UND MÄCHTIG! BEKÄMPFT MICH UND IHR WERDET LEIDEN WIE NOCH NIE JEMAND ZUVOR! UND DUUUUU..... DUUUUUU.....!"
      Eiskalt sah sie zu Codren herab. Ihr Blick bohrte sich in das Herz iheer Schwester wie eine erbarmungslose Lanze aus Eisenrot.
      Dann ritt sie lachend mit ihrem Gefolge davon.
      Was zum Teufel war hier gerade geschehen? Aus einer erdrückenden Stille wurde Panik. Die Krieger des Lichtes fielen zu Boden, schrien und jammerten, andere flohen, wiederum andere wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Sie waren geschockte. Einige begannen sogar rituellen Selbstmord und rammten sich ein Messer ins Herz, um Buße zu tun, blickten dabei zur Sonne.
      Zurück blieb eine geschockte Truppe die einst Flora Goldfield fröhlich begleitet hatte.
      Pfwendt wollte das nicht auf sich sitzen lassen, und Flora nachreiten. Er versuchte bereits Herrolt zu überzeugen. Man müsse ihr doch nur ordentlich ein Fass Bier auf die Rübe donnern, um sie zur Gesinnung zu kriegen. Was würde Codren anordnen? Sie war hier jetzt die Ranghöchste. Die Elfen und die Garlinger warteten jedenfalls darauf ab, was sie sagen würde.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Die Anhänger Aranas erwiesen sich - trotz ihres fanatischen Glaubens - als sehr freundlich und zuvorkommend. Sie gewährten jedem Mitglied der kleinen Armee einen sicheren Platz, boten ihnen ihre Speisen und Tränke an und ließen sich sogar auf oberflächliche Gespräche ein, bei denen es meistens darum ging, wie schön der Tempel aussah und wie lange sie daran gearbeitet hatten. Die weißen Gewänder verloren schnell den Reiz des Besonderem nachdem man merkte, dass es völlig normale Leute waren, die sich dort zusammengefunden hatten. Bauern, Händler, Soldaten, Landsherren, Bergarbeiter, Viehtreiber und noch viel mehr hatten sich aus ganz Taranoke eingefunden, um mit vereinter Euphorie Arana's Wiederauferstehung beizuwohnen und dabei war ihnen sogar ihre Herkunft egal. Eine Gruppe aus Anhängern, die sich als eine Mischung als Vultjagern und Mehyvern herausstellte, mischte sich so offenherzig und liebenswürdig unter die Brerandter und Elfen, dass man meinen konnte, es hätte niemals einen Unterschied zwischen den vier Reichen gegeben. Allgemein konnte man bei der Freundlichkeit der Anhänger nicht unter Brerandt, Lyxaxu, Mehyve, Camisse und Vultjag unterscheiden.
      Der folgende Tag begann ähnlich entspannt mit ausgezeichnetem Essen und einer angenehmen Gesellschaft. Dann war es auch schon Zeit für Flora ihrer Pflicht nachzugehen, wobei sie allein in den Tempel gehen würde. Codren, die den Anhängern gegenüber immer noch skeptisch war, sich aber durch das gute Essen etwas beschwichtigen gelassen hatte, blieb keine andere Wahl als sich in die Gesellschaft ihres Ehemanns und Grolf zu begeben, die bereits seit dem gestrigen Abend davon schwärmten, was man für Umbauten am Tempel vornehmen könnte, um ihn in eine richtige Festung zu verwandeln. Für den Augenblick war es ihr allerdings ganz recht - sie konnte sich von dem Gedanken ablenken, dass Flora irgendwo alleine mit diesem Uzin herumspazierte und musste sogar zugeben, dass sie den Ausführungen der Männer beistimmte: Der Tempel konnte eine hervorragende Festung bieten, wenn man nur die richtigen Anlagen platzierte.

      Lange dauerte es nicht, bis das Warten von einem älteren Priester unterbrochen wurde, der der Mannschaft erklärte, dass als nächster Schritt alle Anhänger zur nahe gelegenen Stadtruine ziehen würden, um dort auf die erweckte Arana zu warten. Er wirkte sehr ruhig in seinem Auftreten, war aber so bestimmt, sodass man keine Zweifel daran haben konnte, dass es eher eine Anweisung, als ein Vorschlag war. Codren war das nicht recht. Sie war mit Flora hierher gekommen, hatte sie bis zum Tempel begleitet und nun würde sie auch darauf warten, dass sie wieder hervorkam. Das schien dem Priester wiederum nicht zu gefallen, denn er beschwörte eindringlich, dass sie sich genau an die Anweisungen Arana's halten mussten, wenn sie wollten, dass das Ritual gelingen würde - dazu zählte auch, dass sie Arana und ihre Erweckung alleine ließen. Die Diskussion ging hin und her, bis schließlich Grolf sich dazwischen mischte und Codren offen in seine Befürchtungen einweihte. Er zeigte Codren einen alten, rissigen Stein hin, auf dem einige Inschriften eingeritzt waren. Codren gefror das Blut in den Adern als sie das bisschen las, was sie verstehen konnte: Aranis. Sollte es hier nicht um die Auferweckung Aranas gehen? Was hatte ihre finstere Schwester damit zu tun? Sie merkte, wie sich in ihrem Gehirn die losen Fäden verbanden und einen festen Strang bildeten - plötzlich war ihr alles klar. Dieser Uzin, der unbedingt Flora zur Göttin machen wollte, diese ganze Anhängerschaft, die nichts anderes im Kopf hatten als Flora, Flora, Flora und zuletzt dieser Tempel, dieses weltliche Abbild Aranas, vor zehn Jahren noch ein Haufen staubiger Steine und nun so hell leuchtend wie die Sonne selbst. Codren hatte es geahnt, sie war von Anfang an gegen diese Reise gewesen und nun sah es so aus, als seien sie selbst mit der Armee, die sie gebracht hatten, gänzlich in der Unterzahl.
      Sie versuchte eine neutrale Miene zu bewahren, als sie wieder zum Priester blickte, der sie eindringlich anstarrte. Sie zögerte einen Moment, dann erklärte sie diplomatisch dass sie zur Stadtruine kommen würden, allerdings gerne die Nachhut bildeten. Dem Priester schien das genug zu sein, er verabschiedete sich mit einem Lob an Arana und verschwand in dem Gewühl an Anhängern, die sich bereits auf den Weg machten. Codren beobachtete die Masse - waren sie alle an der Erweckung Aranis interessiert? War das nur ein großes, gut inszeniertes Schauspiel, mit dem sie die finstere Macht erwecken sollten? Allerdings, würde man die Armee als letztes gehen lassen, wenn das bedeutete, dass noch immer die Möglichkeit bestand, dass sie das Ritual unterbrachen? Codren sah zum Tempeleingang. Wie ein lebloser Riese ragte er in den Himmel hinauf, umgeben von reiner, göttlicher Aura und dem starken Glauben all seiner Anhänger.
      Dann geschah plötzlich alles ganz schnell. Jemand meldete, dass Flora's Sachen verschwunden waren - sie wurden beraubt. Zur selben Zeit stürmte eine Gruppe Anhänger aus dem Tempel, sichtlich verstört, unzusammenhängende Wörter kreischend, von denen sich besonders Licht, Dunkelheit und Blut hervorhoben. Die vorsichtigen Gespräche unter den Soldaten verstummten, viele zogen ihre Waffen. Nur Codren hob die Hand, ein Zeichen dafür, dass niemand sich ohne einen Befehl bewegen sollte. Sie starrte abwechselnd auf den Tempel, dann auf die vielen Priester, die sich noch immer in ihrer Umgebung befanden. Sich jetzt einen Weg zum Tempel zu schlagen wäre fatal, sie waren deutlich in der Unterzahl - aber was war das? Ein Kichern, das aus dem Tempel drang, unverwechselbar weiblich, aber dennoch mit einem solch bedrohlichem Unterton, dass einem eine Gänsehaut über den Rücken lief. Codren hatte noch immer ihre Hand erhoben, aber jetzt zog auch sie ihr Schwert und starrte wie gebannt auf den Tempel. Konnte es möglich sein, konnten sie wirklich den Berserker erweckt haben? War es das, worum es hier die ganze Zeit ging? Sie mochte es nicht glauben, sie wünschte sich bei Arana selbst, dass es nicht die Wahrheit war. Vielleicht war Flora nur verrückt geworden, damit konnte sie leben, aber nicht der Berserker, bloß nicht der Berserker.

      Sie kam hervor. Was auch immer in ihr schlummerte, es hatte sich Flora's Gesicht und Stimme geschnappt und den Rest ihres Körpers mit seiner Macht verunstaltet. In ihrer Begleitung waren Uzin - dieser Uzin, Codren hatte es doch immer schon gewusst - sowie ein paar andere, die sie nicht kannte, und zwanzig hochwürdige Krieger, allesamt gefischt aus den blutigsten Arenen dieser Welt. Codren blieb der Mund offen stehen. Sie hatte noch immer ihr Schwert in der Hand, ihr nutzloses Schwert, eine Stange aus zusammen geschmolzenem Stahl, dass sich in ihr eigenes Fleisch, aber sicher nicht in jenes dieses Wesens bohren würde, das dort vorne weg ritt, mit dem Gesicht und der Stimme von Flora. Sie blieb vor ihnen stehen, sah in die Runde. Ihr Blick allein ließ sämtliche dort anwesenden Krieger der Überzeugung werden, dass sie Aranis persönlich vor sich sitzen hatten, nicht Flora und ganz sicher nicht Arana. Doch der Blick, den sie allein nur Codren zuwarf, ein Blick so voller Hass und endloser Abscheu, ein Blick der nur von den Dämonen der tiefsten Hölle, aber nicht von Codren's Schwester ausgehen konnte, dieser Blick allein bohrte sich ungebremst in ihr Herz und ließ es in tausend Teile zersplittern. Codren starrte sie noch immer unbewegt an, ungläubig, nicht begreifend, dass dies die Realität war, in der sie sich befand. Während Flora davonritt, hinaus nach Taranoke um dort ihrer Weisung folge zu leisten, brach das Chaos um sie herum aus. Anhänger schrien um ihr Leben, andere nahmen sich genau das, wieder andere weinten so fürchterlich, dass sie sich auf dem Boden krümmten. Codren bemerkte es gar nicht - sie starrte Flora so lange nach, bis sie verschwunden war, und dann starrte sie ihrer Erinnerung nach, die sich wie eine Zange um ihre Seele schlang und ihren Körper vergiftete. Herrolt, der zwar eine ähnliche Reaktion hatte, aber noch längst nicht so mitgenommen von dieser ganzen Situation war wie seine Frau, ließ von Grolf auf sich einreden, drehte sich dann zu seiner Frau um und dann, nachdem er ihren erschütterten Blick bemerkte, zu seinen Gefolgsleuten. Er plusterte sich auf und donnerte mit der Stimme eines Kommandanten, der sein ganzes Leben schon seine Männer in die Schlacht geführt hatte, über den Platz hinweg:
      "Packt zusammen, wir ziehen nachhause! Alle Mann in Schildkrötenformation, die Bogenschützen in die Mitte, nach allen Seiten Ausschau halten! Im Gleichschritt losgehen, vorwärts! Alles schneller!"
      Die Brerandter bewegten sich sofort, die Elfen nach kurzem Zögern auch. Binnen weniger Sekunden war eine Formation hergestellt, die nach allen Seiten ihre Schilder herausstreckte und den Bogenschützen in der Mitte Schutz bot. So setzten sie sich nach kurzer Vorbereitung in Bewegung, im langsamem Gleichschritt, die Aufmerksamkeit nach allen Seiten gelenkt. Nur Codren bewegte sich nicht - erst, nachdem Grolf sie schüttelte, murmelte sie etwas.
      "Was?"
      "GEBT MIR EIN PFERD HAB ICH GESAGT!"
      Sie kreischte fast, ihre Stimme überschlug sich mittendrin. Grolf erschrak so sehr, er hätte ihr geradewegs zehn Pferde gebracht, da baute sich Herrolt zwischen den beiden auf und brüllte zurück:
      "Geh zu den Bogenschützen und halte Ausschau! Niemand bekommt ein Pferd!"
      Es war das erste und einzige Mal, dass er sie anschrie, und der Effekt hatte seine Wirkung. Sie brach aus dem tranceähnlichem Zustand aus, setzte sich in Bewegung und schob sich zwischen die Reihen. Herrolt führte die Formation an und auch Grolf stellte sich an seine Seite, um ihm zur Hand zu gehen. Allerdings stellte sich die Vorsichtsmaßnahme als überflüssig dar: Keiner der Anhänger war auch nur grenzwertig im Stande eine Waffe zu halten, geschweige denn damit gegen bewaffnete Soldaten anzutreten. Nach kurzer Zeit hatten sie den Tempel und das Geschrei, das von dort ertönte, hinter sich gelassen und zogen ins Landesinnere, nur weg von dort, hauptsache, sie ließen es hinter sich. Die Stimmung war bedrückt, hier und da ertönten leise Gespräche, doch ansonsten erklangen nur die Geräusche der Natur. Codren träumte in dieser Nacht von einer zweizüngigen Flora, die versuchte sie zu fressen, während Codren sie anschrie und anflehte, dass sie damit aufhören solle.
    • Was für eine Schande. An der Nase hatte man sie rumgeführt - allesamt. Weder die Krieger des Lichtes, die sich selbst als Sekte von Arana bezeichnete, noch jene die Flora hierher begleitet hatten, wären auch nur ansatzweise auf den Gedanken gekommen, hier ginge es um Aranis, einer finsteren Gottheit und Göttin des Mondes, die nichts als Macht, Tod und Verderben kannte und brachte.
      Die Zwerge kannten es zum Teil noch aus ihrer Vergangenheit, so wie die Elfen. Früher, bevor größere Reiche der Menschen auf dieser Insel aufkeimten, gab es schoneinmal Bewohner, die beide Gottheiten verehrten. Zwei kleinere Reiche, die sich Arana und Aranis verschworen hatten, bis man alles von Aranis niedergebrannt hatte, und am Ende nichts mehr übrig war, was man noch als menschliche Reiche anerkennen würde. Sie zerfielen nahezu vollständig. Ein kleines Volk von Anhängern Aranas blieb und sie beteten in Frieden weiter zur Sonnengöttin, die zum Teil auch in den Herzen der Elfen und Menschen eingefallen war und wohlwollend betrachtet wurde.
      Aber es waren zu wenige, um ihre Städte und Siedlungen dauerhaft zu erhalten, und so zogen sich die Mönche eher in die Berge zurück, wo man in der Regel auch Tempelanlagen zu Arana fand, da sie näher an der Sonne lagen.
      Aranis Bauten und Ortschaften zerfielen ungenutzt zu Ruinen oder Staub, wurden zum Teil vollständig von der Natur verschlungen. Man behauptet, das ein Teil der Piraten heute aus Vorfahren der Anhänger von Aranis stammten. Mittlerweile sind es aber wohl eher Verbrecher und überzeugte Freibeuter, die sich nur nicht an die Regeln der anderen halten wollen.
      Und wo es viele Menschen gibt, gab es bisher auch immer viele Piraten.
      Mürrisch war die Stimmung nun auf der Rückreise nach Garlingen. Sie dauerte etwas länger als die Hinreise, denn sie mussten jetzt gänzlich zu Fuß durch die Wildnis. Man vermied es die bereits besuchten Ort erneut aufzusuchen, um unnötigen Fragen auszuweichen, wo den Flora Goldfield geblieben wäre. Und weil einige ja für reichlich Ärger gesorgt hatten.
      Grolf und seinen Mannen begleiteten die Truppe noch bis zum Grenzposten an der Ostseite zu den Gebirgsausläufern, von da ritten Brerandt, die Elfen und Garlinger an den Bergen entlang bis zu den Elfenwäldern, wo sich dann alle trennten und jeder in sein Reich zog.
      Grolf schwor aber, das er zur Stelle wäre, wenn es darum ginge, Flora noch irgendwie zur Besinnung zu prügeln. Man würde sich sicher wiedersehen.
      In Goldfield angekommen, verbreitete sich die unheilige Kunde wie ein Lauffeuer. Das würde unweigerlich auch über die Handelswege weiter laufen, da die Händler ja immer reichlich Gesprächsstoffe mitbrachten, aber auch mitnehmen. Schon bald wüsste ganz Taranoke, was geschehen war. Um so besser, so musste man es nicht jedem erklären.
      Das gute daran war, das jetzt wohl die Sekte aufhörte, Materialien zu stehlen. Sie schien irgendwo im Untergrund verschwunden zu sein. Viele hatten sie wohl verlassen um sich selbst zu finden, andere zogen sich in die Berge zurück, um dort rituellen Selbstmord zu begehen, oder zu Arana zu beten und in ihrem warmen Licht zu baden.
      Wiederum andere stellen sich ihrer Verantwortung und empfingen gerechte Strafen, gingen zum Teil in den Kerker um so Buße für ihre Taten zu tun.
      Es war fast so, als wäre das Licht vollständig an der Finsternis zerbrochen.
      Was würde jetzt geschehen?


      Mehyve

      Die Reise von Aranis war bereits durchgeplant gewesen. Sie mussten nur weiter östlich an die Küste reiten, um dort auf ein gekauftes Söldnerschiff zu steigen, das sie bis zur Ostküste von Mehyve brachte. Ziel war die küstengelegene Ortschaft Kere gewesen, weil der Weg von dort nach Mehyven am kürzesten war, auch wenn sie zum Teil durch die Berge mussten. Es gab Wege, Handelsstraßen oder auch natürliche Hölen, die sich quer durch die Felsen schlängelten. Selbstverständlich würden sie die schnellsten Routen nutzen, um Zeit zu sparen.
      Aranis war sich Siegessicher. Der Zeitpunkt, an dem man sie hatte wieder vertreiben können aus dem Geiste Floras, war abgelaufen. Codren würde es nie wieder schaffen, ihren Geist zu brechen, nicht so, wie beim Letztenmal. Niemand konnte das jetzt noch tun. Jetzt brauchte sie nur noch einen Thron - ihren Thron - und Mehyve als ihr unterwürfiges Volk, die Armee als ihre Soldaten die sich freiwillig für sie opfern würden in großen siegreichen Schlachten, welche die anderen Reiche die sich nicht unterwerfen würden, vernichten würde. Ganz Taranoke würde bald ihr gehören. Dann, und nur dann gäbe es hier den Frieden, den alle verlangten. Und man würde nur sie anbeten. Sie allein.
      An Bord des Schiffes gingen sie und Uzin nochmals ein paar der Karten von Mehyve durch. Aranis wusste alles, was Flora auch wusste. Aber jetzt bekam sie Informationen direkt aus Mehyve, und dem Bürgerkrieg. Namen der Häuser, die sich gegen Mehyve stellten, unter der Führung Vermells, und eben jene, die für Mehyve und dieser falschen Königin Zaina kämpften.
      "Sie hat mir den Thron weggenommen!", polterte Aranis, und schlug mit der Faust auf den Tisch. Uzin blieb ruhig, aber Merena zuckte, die sich mit etwas Abstand auf einer Kiste sitzend befand, und dem Gespräch lauschte.
      "Sie wird ihn wieder abgeben, oh große Göttin. Dafür sorge ich. Es sind bereits Pläne umgesetzt wurden, die eure Ankunft betreffen. Ich habe nicht nur zum Schein die Sekte von Arana aufgebaut, um Flora zu locken, und allen in Taranoke den Hass auf das Licht durch deren Taten einzutrichtern, nein, ich habe bereits Aushebungen in Mehyve selbst arrangiert. Es stehen erste Truppen und Verbündete bereit, die darauf warten, Zaina zu stürzen, und ihre wahre Herrscherin auf dem Thron zu begrüßen.", erklärte Uzin und grinste dabei, als hätte er bereits den Segen der schwärzesten Finsternis erhalten.
      Aranis lächelte finster und erfreut zugleich. "Wunderbar. Das wird vieles erleichtern."
      "Was tun wir mit Zaina?", fragte Aburis plötzlich. Aranis rieb sich das Kinn und überlegte. "Sie zu töten wäre eine Erlösung. Nein, ich werde sie persönlich entmachten und bezwingen. Danach werde ich sie einkerkern lassen. Irgendwo tief in einer Höhle werde ich einen Kerker errichten lassen, und im dunkelsten soll sie dann verrotten bei trocknem Brot und Wasser. Und einmal im Jahr lass ich sie rausholen, um sie in der Hauptstadt auf dem Markt auspeitschen zu lassen. Und ich werde ihr mitteilen, was ich inzwischen erreicht habe. Dann werde ich sie von einigen Gefangenen öffentlich schänden lassen, und jenen so die Freiheit erkaufen lassen. Und jeder, der mich verraten würde, mit dem gleichen Schicksal drohen. HAHAHA!"
      Aburis nickte. Der noch amtierenden Königin stand wohl eine schwere Zeit bevor.


      Vier Tage dauerte sie Seereise, die weit vor der Küste stattfand, um nicht zu vielen Schiffen den Weg zu kreuzen. Es gsb häufig schwere Gefechte in den südlichen Küstengewässern, zwischen Piraten, und den bürgerkriegsfeindlichen Häusern. Dann endlich erreichten sie die Ortschaft Kere und gingen an Land. Zunächst vermummt. Aranis würde sich erst in Mehyven zu erkennen geben. Auch Uzin und die Begleiter und Wächter waren nichts weiter als gewöhnliche Reisende in gewöhnlicher Ummantelung.
      Innerlich lachte Aranis. Noch vor wenigen Tagen saß sie mit Codren und ihren Leuten in Gasthäusern, und trieb allerlei Unfug. Diese Zeit der Lächerlichkeiten war jetzt vorüber.
      Ein paar wenige letzte Opfer musste aber auch Aranis bringen, und sich dem besten Essen hier im Gasthaus widmen. Essen, das kaum einer Göttin würdig war. Immerhin war es frisch. Ein in Öl frittierter Aal mit Muschelbeilage, einer cremigen Soße und dazu Wein. Wenigstens der war zu genießen, auch wenn er aus Lyxaxu stammte. Dort waren angeblich gute Bedingungen für Weinanbau.
      Bald würde es mehyvischer Wein sein, und der Beste sollte ihren Namen tragen dürfen.
      "Der Pfad den ich gewählt habe, ist am sichersten, aber auch beschwerlich. Wir reisen durch die Berge nach Atana, danach nach Barazet und schließlich nach Mehyven. Zu Fuß und zu Pferd werden wir sicher fünf Tage benötigen. Ist es euch recht so, Göttin?", erklärte Uzin, und erntete ein Nicken. "Jeweniger Aufsehen, desto besser."
      "Aburis wird sich in Atana von uns trennen und noch einiges vorbereiten. Merena begleitet uns durchgehend. In Mehyven werden wir dann alle wieder zusammenkommen, und gemeinsam vor Zaina treten."
      Er hob seinen Kelch und auch die anderen erhoben ihn. Aranis sprach den Sieg aus und dann tranken und speisten sie genbügend Kraft an, für die erste Reiseetappe.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Taru ()

    • Die Nachricht um das gescheiterte Ritual verbreitete sich in Taranoke wie ein Lauffeuer. Binnen weniger Wochen veränderte sich die Bedeutung des Namens Flora Goldfield drastisch. Aus der einstigen Retterin Taranokes, der lebenden Legende, der weltlichen Nachfahrin Aranas wurde die Ausgeburt der Hölle, der Fluch Taranokes, die Finsternis selbst und natürlich Aranis. Es verbreiteten sich schnell Gerüchte über das Scheitern, in denen es hieß, dass Flora Aranis selbst heraufbeschworen hatte um sich an ihren Anhängern zu rächen, oder dass Aranis die Bestrafung dafür sei, dass nicht ganz Taranoke mit ganzem Herzen an Arana glaubte. Es wurden sich Geschichten darüber ausgedacht, wie das Ritual schief gelaufen und Flora zu einem Monster mutiert war, viele behaupteten Flora bereits gesehen zu haben, mit Augen so dunkel wie die Nacht und zwei Hörnern auf dem Kopf. Es war schnell vorhersehbar, was für einen Einfluss das auf das Haus machen würde: Bestellungen gingen zurück aus Angst, man würde mit dem Teufel assoziiert werden wenn man Goldfield's Weizen kaufte, Bauern zogen fort um nicht dafür berüchtigt zu werden, auf Aranis' Seite zu stehen. All jene, die nicht auf Goldfield's Weizen verzichten wollten - sei es nun aus Bequemlichkeit, dass sie nicht an die Gerüchte glaubten oder einfach weiterhin etwas von ihrem berüchtigtem Brot verkaufen wollten - veränderten ihr Rezept, gingen das Risiko eines Qualitätsverlusts ein, und verkauften es dann als ihr eigenes Brot mit lokalen Weizen. Es dauerte nur wenige weitere Wochen, bis Goldfield's Weizen aus den Mündern der Taranoker verschwunden waren oder nur noch im Zusammenhang mit dem Teufel oder ähnlichem ausgesprochen wurde. Das Haus Goldfield wurde verpöhnt und am meisten wollte man Flora Goldfield hängen sehen.

      Im Süden Taranoke's fanden die Gerüchte nicht so viele Zuhörer als im Norden. Der Süden war mit seinen eigenen Problemen beschäftigt: Bürgerkriege, Rebellionen, Aufstände, Piraten. In Vultjag sowie Mehyve gab es Aufstände gegen den Herrscher, wobei sie sich nur in wenigen Punkten ähnelten. In Mehyve war die Bruderschaft der Ritter höchst aktiv, eine Bande stolzer, ausgebildeter Ritter die dort Einfluss nahmen, wo das Militär versagte. Allerdings konnten selbst sie nicht die Kämpfe verhindern, die in ganz Mehyve ausbrachen, mal an der Küste, mal in den Städten und mal bei Camisse, die um ihre Unabhängigkeit fürchteten und sich daher so stark barrikadiert hatten, wie es ihnen nur möglich war. Ein neuer Umschwung war angebracht, die Machtergreifung Zaina's war schon nicht mehr aktuell, die Stimmung genauso düster wie zu Zane's Zeit. Bisher wusste aber auch noch niemand, dass sich die Erlösung bereits unter ihnen aufhielt.
    • Atana

      Es dauerte tatsächlich etwa fünf Tage Marsch durch die Berge, obwohl sie Handelswege und befestigte Straßen nutzen, anstatt wagemutig zu versuchen irgendwo über die Felsen zu kommen, was sicher noch zwei oder drei Tage länger gedauert hätte. Aber selbst Aranis hielt sich zurück, wenn es darum ging, ein Loch zwischen Felswänden zur Übernachtung auszuwählen, oder die Zelte zu nutzen, die die Wachen mitschleppten. Erst in Atana würden sie wohl wieder ein Gasthaus oder Ställe beziehen können. Selbstverständlich würde man für Aranis ein Zimmer freikaufen, wenn nötig. Eine göttliche Herrscherin hätte nichts anderes verdient als wohl gebettet zu ruhen.
      Wie schon erwähnt, trennte Aburis sich gleich, nachdem sie die ersten Häuser der Ortschaft erreicht hatten.
      Jetzt galt es, erste Pläne zu schmieden.
      "Wir müssen vorsichtig sein, und nicht soviel Aufsehen erregen. Ich und Merena begleiten euch, Göttin, und die Soldaten kümmern sich erstmal um weiteren Proviant.", meinte Uzin und Aranis nickte. Dinge, die meist Bedirnstete in Goldfield schon erledigt hatten. Sie war es gewohnt.
      In einem Gasthaus schließlich fanden sich mehrere leere Zimmer und im Schankraum fand sich eine ruhige Ecke, nachdem man die zwei dortigen Bauern mittels Angstmache vertrieben hatte. Hier konnte man etwas Planung betreiben, ohne gleich ausgehorcht zu werden.
      "Merena, was genau ist eigentlich deine Stärke?", fragte Aranis, die sich bisher kaum um die mysteriöse und ruhige Priesterin gekümmert hatte. Sie trug ein Buch, das sie schon zur Erweckung bei sich hatte, und als ein Buch Aranas getarnt war. Ein uraltes Werk aus Aranis Kreisen. Die Kunst der finsteren Magie und der Magie des Mondes.
      "Verehrte Göttin, ich habe mich der Mächte des Chaos und der Finsternis verschworen, und lehrte nur in Büchern aus eurer Vergangenheit. Jene die euch folgten schrieben sie einst, damit sie heute eure Macht festigen, und mir dabei als Hilfmittel dienen. Dieses Buch trägt den Namen Unheiliger Mondschatten. Ein seltenen Buch, das die Möglichkeit bietet, Lichtmagien zu unterbinden. Ihr habt es beim Ritual selbst bemerkt. Viele Zauber und Rituale der Finsternis sind hier niedergeschrieben. Doch besitze ich noch weitere Werke wie dieses hier. Ich erhoffe mir durch meine magische Unterstützung den Titel eurer persönlichen Priesterin zu erkämpfen. Eure Leibmagierin, wenn ihr möchtet.", erklärte Merena, sah Aranis dabei mutig in die Augen, und sie erkannte, das sie es ernst meinte. Sie war voll von ihren Fähigkeiten überzeugt. Aranis konnte das sehr gut verstehen, denn als Flora hatte sie ihr Wissewn auch zum Großteil aus Bücher gesaugt. Merena kann sicher großes vollführen.
      "Zeigt mir euer Können, während der Rückeroberung meines Thrones. Bin ich zufrieden, so werdet ihr die erste Mondpriesterin sein, und euren eigenen Schattenturm erhalten. Man soll euch alle Werke zur Verfügung stellen, die ihr benötigt. Heehh heehh heeehhh, wir werden danach suchen lassen. Wir bieten Gold für jene, die etwas davon besitzen. Oder den Tod, wenn sie sich weigern zu folgen. Und dann, dann wirst du eine Reihe von Adepten des Mondlichtes ausbilden. Wir werden sie an strategisch wichtigen Orten einsetzen, und uns so einen Wall der Finsternis schaffen. Kein Licht Aranas, kein Licht der Güte wird ihn überwinden können. Jeder Feind soll an ihm zerschmettern, wenn er ihn zu durchbrechen wagt. Ich werde Taranoke in eine friedliche Finsternis führen, so wie Arana es versucht hatte eine falsche, kriegerische Erleuchtung zu verbreiten."
      Und so bekam Merena von der Göttin persönlich ihren Segen, was ihr fast Tränen über die Wangen trieb. Sie hatte viele Jahre so hart dafür gearbeitet und war so schnell ans Ziel gekommen, wie eine Staubechse in wenigen Momenten große Strecken zwischen schützenden Büschen zurücklegen konnte.
      Uzin würde so oder so das Amt des Hohepriesters einnehmen, und als Berater Aranis fungieren. Neben zukünftigen auserwählten Hausherren und Generälen stünde er so mit an höchster Stelle, wenn es darum ging, Macht zu haben und etwas sagen zu dürfen. Sein Lohn war ihm gewiss. Und er musste sich nicht der Aufgabe widmen, eine Vielzahl an Lehrlingen zu leiten. Er würde sich einige wenige für seine anfallenden , niederen Arbeiten, zurechtweisen. Das war genügend. Eine Bibliothek würde er sich errichten und als sein Sitz beanspruchen. Dort sollen alle Bücher zur Göttin Aranis zusammengetragen werden. Alle Geschichten, alle Weisheiten, und natürlich auch alle Magfien, neben jenen die Merena erhalten würde. Schriften sollten kopiert und an das unterjochte Volk verteilt werden. Man würde allen die Gunst Aranis lehren. Er würde verboten sein, Aranas Geschichten zu studieren, oder über sie gut zu sprechen. Einzig Aranis selbst sollte in aller Munde das Bildnis auf ganz Taranoke prägen.
      Auch seine langen Jahre harter Arbeit hatten erntereife Früchte erbracht. Sie mussten jetzt nur noch gepflückt werden. War Zaina erstmal vom Thron und die Sache mit dem Bürgerkrieg erledigt, fehlte nur noch ein letzter Schritt, um Taranoke für immer zu beherrschen. Die Zerschlagung der anderen Häuser. Alle würden dem Haus Aranis beitreten oder sterben.


      Palast von Vermell
      Konferenz der Häuser

      Ein großer, dunkler Holztisch aus Raboneholz, edel und fein bearbeiet, aber dennoch robust und mächtig in ovaler Form, stand inmitten einer großen Halle im Palast, wo sich die großen Häuser, die sich der Rebellion angeschlossen hatten, mit ihren fähigsten Kommandeuren, alle paar Monate spätestens zu einer Beratung trafen, und direkt Neuigkeiten austauschten, oder neuste Pläne erarbeiteten, die so wortgetreu umgesetrzt wurden, als wäre einjeder selbst der Herrscher und achtete darauf, das alles so verlief, wie man es selbst angeordnet hatte.
      Doch heute gab es auch ein weiteres Ereignis als Gesprächsthema. Ein paar Mitstreiter waren schon versammelt. Scarlett bot natürlich auch eine gedeckte Tafel an. Auf langen Holztischen, die an den Wänden standen, gab es reichlich Kostbarkeiten zu verspeisen. Ein knurrender Magen war nie gut für eine Verhandlung. Scarlett selbst war noch nicht anwesend. Aber zwei höhere Offiziere der Armee bedienten sich bereits an der Tafel. Zwei Boten und ein Berater aus Vermell standen ebenfalls in einer Ecke und unterhielten sich.

      Ein General aus dem Hause Goss stand etwas mürrischen Blickes abseits, und kaute auf einer Hühnerkeule herum, trank immer wieder mit leicht zittriger Hand aus einem Kelch Wein, den er regelmäßig von einem Bediensteten nachschenken ließ. Er wusste bereits, das der heutige Tag kein schönes Ende für seine Hausherrin nehmen würde.
      Awara Goss war noch nicht anwesend, aber vor zwei Tagen im Palast eingetroffen. Frohe Kunde brachte sie jedoch nicht mit. Scarlett würde es alsbald hier ansprechen, aber Gerüchte hatten schon die schweigenden Mauern überwunden. Nachrichten blieben nie lange Geheim, wenn sie um etwas so Wichtiges wussten.

      Haus Menglin aber war schon anwesend. Velia, eine fette Hausherrin, die einst um Zanes Gunst mit Flora einen Zweikampf im Palast von Mehyve ausgetragen, und verloren hatte, humpelte vor der Tafel auf und ab, und suchte dad bekömmlichste für sich heraus. Das Einzige, was sie noch gut konnte, war zu fressen. Eine ihrer Schultern wurde damals von Floras Klinge durchbohrt, und hatte große Schäden hinterlassen. Ihr Arm war nur noch gut genug einen Teller zu halten. Sie konnte ihn kaum noch heben, war mehr steif wie eine alte Vettel als gelenkig wie eine Kriegerin. Und eines ihrer Knie hatte ebenfalls zu leiden gehabt. Es war kompliziert gebrochen gewesen und selbst die besten Heiler waren an ihre Grenzen gekommen, weshalb ihr Bein schief und leicht verdreht war. Auch konnte sie es kaum baugen und behalf sich mit einem Gehstock auf dem sie sich stützte. Schmerzen begleiteten sie mit jedem Schritt, der ankündigte, das sich ihr Bein erneut brechen würde, wenn sie sich falsch mit ihrem Gewicht darauf ruhend hinstellte. Sie war ein fettes Wrack geworden, das verbittert von Hass auf Flora und Zainer schon allein deshalb auf Seiten Vermells kämpfte. Einestages wollte sie Flora im Staub kriechen sehen. Vermell bot ihr die besten Chancen dafür. Und immerhin konnte sie das Haus noch führen, von ihrem Thron aus.
      Sie hatte gleich ihren Berater und zwei Generäle mit dabei. Und ihren Leibarzt, der ihr gelegentlich einen Schmerztrunk zusammenstellte und ihre Schulte und das verdrehte Knie mit Kräutersalben bearbeitete.
      Haus Valgresia und Servic hatten gänzlich oder zum Teil ihre Anführer im Wettkampf verloren. Sie wurden von Geschwistern oder neuen geeigneten Anführern vertreten.

      Aber Haus Negrell selbst trug noch immer seine Früchte. Die beiden Zwillingsschwestern Oriel und Ariel hatten soeben die Halle betreten. Die schweren Holztüren, die eher Tore waren mit ihren knapp vier Metern Höhe, wurden von Wachen knarrzend aufgeschwungen, während sie im Gleichschritt hocherhobenen Hauptes durch dieses stolzierten. Jeweils zwei Generäle und zwei Berater folgten den Generälen, und sie boten schon jetzt den größten Aufmarsch zur Versammlung.
      Sie blieben kurz stehen, und spähten zum General von Goss. Oriel schmunzelte, sah dann aber angewiedert aus, während sie sprach.
      "Oh, sieh nur, Schwester. Haus Goss hat sich aus seinen Löchern gewagt, und bedient sich an Vermells edlen Speisen. Dabei haben sie uns doch so viel Fleiß und Mühe gekostet. Und so viel Ärger verursacht."
      Und ob es so war. Im Süden war Lume gefallen. Sie hatte einen Großteil ihrer Truppen verloren, gegen Mehyves Häuser. Und angeblich waren da noch diese Krieger des Lichtes gewesen, die dort ihr Unheil taten. Eine Übermacht, der man nicht standhalten konnte.
      Leider ebnete das auch Wege nach Palles, der Heimatstadt von Negrell. Haus Negrell musste mehr Truppen abbestellen, um die Regionen dort zu verteidigen. Patouillen zu verstärken und auch Magat zu festigen. Die dort verbliebenden restlichen Truppen von Goss hatten auch nicht viel zu lachen. Man bot ihnen aber an, sich Negrell anzuschließen. Einige taten es, andere fürchteten Strafen, wenn Lady Goss begnadigt und ihre Soldaten einfordern würde. Dort wartete man einfach nur ab, was heute geschehen würde.
      Sie selbst hatte sich wohl noch in ihren Räumlichkeiten versteckt. Naja, spätestens wenn Scarlett die Beratung eröffnete, würde sie schon auftauchen, mit oder ohne Gewalt.
      Ob man Goss verzeihen und ihr auftragen würde, die Südspitze wieder zu erobern? Würde man sie anders strafen? Ein durchaus spannender Moment schien sie zu erwarten.
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    • Die Beratung der mehyveschen Häuser stand vor der Tür und mit ihr die Komplikationen, die jedes Mal mit einhergingen. Eine Stunde vor dem geplanten Beginn waren noch immer nicht alle anwesend: Haus Valgresia und Servic ließen auf sich warten. Dabei war es bei Servic nichts Neues: Die neue Familienvertretung Anthein Servic, Rawin Servic' Cousin, der den Posten nach dessen Tod übernommen hatte, war ein ungeselliger, hagerer Mann, der unter Paranoia litt und wenig vom Kampf verstand. Er war nie pünktlich, da er nach eigener Aussage "Sicherheitsvorkehrungen" treffen musste und sich dann noch Sorgen machte, dass sie verfolgt würden, und daher einen Umweg ritt. Bei den Versammlungen in Vermell predigte er jedes Mal, dass ein Zusammentreffen wie dieses lebensmüde war und sie sich alle besser über Umwege verständigen sollten. Wenn es nach ihm ginge, würden sie sogar eine Geheimsprache entwickeln, um absolut sicher zu sein.
      Leider führte er engen Kontakt mit wichtigen Persönlichkeiten aus Meyhve und Vultjag, wodurch er ein fast unersetzbarer Teil der Gemeinschaft wurde. Außerdem war er wohl der Zuverlässigste und derjenige mit den meisten Informationen: Er konnte genauestens bestimmen welche Handelswege am sichersten war, wohin Mehyve seine Armeen schickte und was an den Grenzen vor sich ging. Er nahm seine Aufgaben dabei genauso ernst wie seinen Verfolgungswahn: Wurde er mit einem Spionage-Auftrag betraut, erfuhr man in den kommenden Wochen sogar die Farbe der Unterwäsche, die das Ziel trug. Er war ein schwieriger Genosse, aber ein wichtiges Glied in der Kette - niemand freute sich darauf, dass er kommen würde, aber jeder wollte ihn dabei haben.
      Bei Valgresia sah das ganze nicht gar so glänzend aus. Das Haus hatte seit dem Tod Elwin's viele neue Oberhäupter gehabt, die sich jedes Mal gegenseitig zerfleischten und weniger der Rebellion beitrugen als sich selbst. Das letzte Oberhaupt - und damit auch Teil dieser Runde - war vor ein paar Wochen vergiftet in seinen Schlafgemächern aufgefunden worden. Seitdem hatte man bis auf den gängigen Tratsch nicht viel gehört. Seit Flora's temporärer Machtergreifung hatten sich viele der Familie entsagt und waren ausgewandert, entweder nach Vultjag oder hinauf auf die See, bloß weg von dem, was dort in Mehyve geschah. Das und über die Jahre ansteigende Konflikte entzweiten die Familie, bis man eines Tages das damalige Oberhaupt mit einem Dolch in der Brust vorgefunden und seinen einzigen Sohn beschuldigt hatte. Von dort an ging es für das Haus bergab mit ansteigenden Konflikten, dem Hass auf die eigenen Verwandten und die Rebellion, die sich im Hintergrund mit einmischte. Damit war es auch für Valgresia nicht das erste Mal, dass sie zu spät kamen, denn dem neuen Familienoberhaupt musste erst einmal erklärt werden, was für Pflichten er hatte und wie er sie umzusetzen hatte. Fraglich war nur, wer genau die Rolle übernehmen würde; Es gab genau drei Kandidaten, wenn die Familie nicht auf Verwandte zweiten oder dritten Grades ausweichen wollte. Das ganze sorgte für Spannung und Misstrauen in den bereits anwesenden Vertretern.

      Etwa fünfzehn Minuten vor Beginn ging die Tür dann tatsächlich ein weiteres Mal auf und gab den Blick auf eine alte, vernarbte Frau frei, die einen ähnlichen Körperbau wie Velia besaß, aber größer war und mehr Muskeln als Fett besaß. Sie hatte einen aufrechten Gang, wenngleich das silbrige Haar und die von Falten zerfurchte Haut von ihrem hohen Alter zeugte. Sie hatte trübe Augen, ihr linker Mundwinkel war ein wenig schlaff und die Hände waren so dürr und knochig wie die einer Leiche, doch sonst sah sie fit genug aus, um den ganzen Tag die Treppe hinauf und hinunter zu spazieren.
      Ariel tippte ihrer Schwester auf die Schulter und zeigte auf den Neuankömmling.
      "Soll das etwa die Vertretung für Valgresia sein? Die ist so alt, die hat bestimmt noch die Zeit der Barbaren erlebt."
      Ariel wollte bereits zu der Frau gehen um sie genau mit diesen Worten aufzuziehen, da kam ihr die Frau zuvor, als sie mit viel zu lauter Stimme in den Raum donnerte:
      "Ich bin Aria Valgresia, Hausherrin des Valgresia Fürstentums. Wo ist die Hausherrin Vermell?"
      Ariel verzog die Miene.
      "Entspann dich, Alte! Wir warten alle auf Vermell, denkst du etwa, du kriegst eine Sonderbehandlung?"
      Ariel kicherte, der General von Goss blickte sie wütend an, Velia sah unsicher herüber. Nur Aria regte sich nicht - nachdem sie auch nach ein paar Sekunden keine Reaktion von sich gab, sprach der General mit etwas lauterer Stimme:
      "Die Lady kommt sicher sofort!"
      Aria drehte den Kopf in seine Richtung und donnerte:
      "Was?"
      "Die Lady kommt sofort!!"
      Das schien sie nun endlich gehört zu haben und ging zu dem Tisch hinüber, wo sie sich auf den nächstbesten Platz setzte. Ihr Schritt war noch äußerst sicher und ihrem Alter nicht gerecht - sie trug außerdem eine leichte Rüstung, auf der das Wappen Valgresias abgezeichnet war. Wer Elwin Valgresia einmal begegnet war, der hätte die langen Wangenknochen und die Schönheit einer Elfin auch in Aria entdeckt, die zwar von 80 Jahren Leben gekennzeichnet, aber doch immer hin noch Ähnlichkeiten mit ihrer Tochter aufwies.
    • Auch Oriel kicherte, als ihre Schwester dieser Valgresia etwas Wind entgegenblies. Das nahm ihr wohl etwas Fahrt aus den Segeln. Der General von Goss antwortete dieser alten Schabracke, die es wohl irgendwie geschafft hatte, die Führung in diesem verlausten Haus zu übernehmen. Hatten die denn nichts besseres zu tun? Zwei nutzlose Häuser tummelten sich in der Rebellion. Goss und Valgresia. Die Truppen Valgresias waren wohl am ehesten zu gebrauchen. Vielleicht sollte Negrell sie auch aufnehmen? Immerhin durften sie ja viel leisten. Und Negrell erbrachte auch Leistung. Und Menglin? Die fette Wachtel kleckerte nun auch noch beim Essen, und hustete. Wohl eine Art Schmerzanfall? Oriel schaute angewiedert weg, während ihr Leibarzt seiner Herrin den Mund abwischte, und etwas Kräuterähnliches in das Getränk mischte, was sie danach gierig schluckte.
      "Nein, keine Wachtel, ein Schwein. Ein fettes Schwein ohne Benehmen. Ignorieren wir sie solange es geht, Schwester."
      Servic kam sicher nach Vermell und hatte wieder ausreichend Ausreden parat. Vor jeder Brücke lauerte ein Überfallkommando. In jedem Busch ein Strauchdieb, und in Städten der Tod in Form von Pest und Ratten die nach menschlichem Fleisch gierten. Was würde es diesesmal sein? Die Krieger des Lichtes? Seit Tagen schienen ihre Aktivitäten stark zurückzugehen. Ob das besondere Gründe hatte? Oriel meinte mal etwas unwichtiges aufgeschnappt zu haben, irgendetwas soll südlich in Taranoke geschehen sein. Aber das war nicht groß von Interesse. Dort gab es nichts außer Wildnis und Ruinen.

      Es vergingen noch einige Minuten, ehe eine zweite, etwas edlere Holztür, aufschwang, und Scarlett die Halle betrat. Ihr folgten zwei Elitewächter mit langen Speeren und ein Beraterin. Sofort huschten auch die anderen Boten und Berater zum großen Tisch und nahmen ihre Plätze links und rechts neben Scarlett ein. Sie saß auf der oberen spitzeren ovalen Seite des Tisches, wo ihr prachtvoller Stuhl soeben zurechtgerückt wurde. Ein Stück dahinter die Wachen. Einige Meter weiter an der Wand hing ihre große Axt, und wartete darauf, wieder Blut und Knochen von Feinden in alle Richtungen zu verteilen.
      Vor Scarlett lag ein runder Stein auf dem Tisch. Darunter eine andere Holzplatte, auf der ebenfalls eine kleine Steinplatte lag, auf der man wiederum Spuren fand. Diese rötlich schwarze Kugel aus Obsidian oder anderen Mineralen wurde von ihr aufgehoben und einmal mit Kraft auf die Platte gestoßen, was einen kleinen Knall und eine Rauchwolke erzeugte, die sich wie bei einer erloschenen Kerze kurz in die Höhe erhob und verflüchtigend im Raum verteilte.
      "Seit willkommen, ihr edlen Häuser. Es gibt reichlich zu besprechen, und ich hoffe, ihr habt eure Mägen gefüllt. Die Köche haben sich wahrlich Mühe gegeben.", grinste sie zur Begrüßung, schaute dabei in die Runde, die sich nach und nach am großen Tisch nieder ließ. Ein seltsames Grinsen, als sie ihren Blick bei Menglin vorbeistreifen ließ. Schnaufend saß die Fette am Tisch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Offenbar litt sie mal wieder unter Schmerzen. Dennoch saß sie hier. Im Gegensatz zu Servic, der noch nichts von sich hören ließ.
      "Tzzz, jedesmal dasselbe mit diesem Kerl. Ahhh, die Schwestern Negrell. Willkommen willkommen. Euer Haus liefert erstaunlich viele gute Neuigkeiten. Das erfreut mich."
      Oriel und Ariel nickten synchron und antworteten ebenso. "Selbstverständlich, Baronin Vermell!"
      Scarlett nickte kurz und sah weiter, traf den Blick einer alten Schachtel, die Lügen strafte, was ihr Äußeres betraf, da sie fitter schien, als manch junger Bauer.
      "Ahh, Valgresia. Sehr erfreut jemanden zu sehen, der das Haus führt. Ich befürchtete schon fast, mit einer Dienstmagd beraten zu müssen."
      Gelächter folgte aus allen Richtungen. Scarlett fuhr fort. "Wie lange gedenkt ihr, auf eurem Hausthron zu sitzen, ehe auch ihr abgelöst werdet? Ich hoffe doch, euer Haus löscht sich nicht selbst aus, ehe die Rebellion vorbei ist?"
      Erneut Gelächter. Auch wenn Goss sicher nicht viel zu lachen hatte. Seine Hausherrin war noch nicht anwesend. Das konnte durchaus auch ein schlechtes Zeichen sein. Was würde heute wohl geschehen? Vermell würde die letzten Ereignisse ganz sicher nicht unter den Tisch fallen lassen, und einfach nur eine Rückeroberung planen. Und wenn Servic nicht auch bald eintraf, dann hätte er sicher Gründe, seine Ängste in Wahrheit wiederzufinden. Aber er war zu wichtig. Wichtiger als Goss es momentan war. Das gefiel dem General nicht. Er sollte überlaufen. Aber so einfach war das nicht. Auch er trug Verantwortung als oberster Befehlshaber der Truppen von Goss.
      Nachdem Scarlett kurz mit der Alten geplaudert hatte, streifte ein kalter Blick den General, aber weiter geschah nichts, denn wenige Sekunden später öffnete sich erneut das Tor und man hätte es kaum vermutet, trat der Hausherr Servic ein. Mit reichlich Begleitung.


      Camisse - Burg Anvil
      Grolf Pfwend

      Lauthals polterte Gelächter durch die Schankhalle der Burg. Burgfürst Hodmac Eisenknie und seine Frau Trumila Goldstein, ließen ihre Bäuche beben, hämmerten mit Fäusten auf den Tisch und kippten lachend Bier in ihre Kehlen. Weitere Zwerge, die zu Tisch saßen, folgten dem Beispiel ihrer Herren und sahen sich lachend in ihre Gesichter.
      Nur Grolf und zwei seiner Elitekrieger saßen eher mürrisch am Tisch und rümpften die Nasenhaare.
      "WAAAHAHAHAAA, GRRROOLF, diese Geschichte muss in Stein verewigt werden. HAHA. Ein Elitekrieger aus Camisse war dabei, als ein alter Priester mit Gehstock, ihm Flora Goldfield vor den Augen stahl und sie zu einer bösen Frau machte. WAHAHA.", polterte Hodmac, wischte sich danach das verkippte Bier aus dem Bart.
      Seine Frau warf noch ein. "Und mittendrin dein neuer Freund aus Brerandt, der Held der Helden, der es geschafft hat, weder eine Elfe im Wald zu finden, noch eine Frau mit einer halbem Armee im Schlepptau zu beschützen. Das sind wirklich ganz wundervolle Neuigkeiten, die ihr mit nachhause gebracht habt, Pfwend."
      Die Augen und Ohren der Camisser waren offenbar gut informiert, was diesen Herrolt betraf. Aber das sind doch alles nur Halbwahrheiten, um einen mächtigen Krieger etwas stolpern zu lassen. Grolf schlug ebenfalls wütend die Faust auf den TIsch.
      "Arrrrg, ihr lacht darüber, weil ihr nicht dabei gewesen wart. Ihr wisst gar nicht, was wir alles durchstehen mussten. Selbst an der Küste wurden wir von einer Lawine überrascht, und kämpften uns mutig voran! Oh ja, Flora sprach lobend über unsere Taten. Und wir lobten sie für ihre Göttlichkeit. Ja, es ist eine Schande. Eine Frau zu verlieren, die mehr Bier trinken konnte, als eine Armee Camisser Bierbrauer. Aber ich, der große Pfwend, ich schwang würdevoll den Hammer, ehrte jeden Gegner, der Flora zu nah kam mit einem guten Schluck Hammerbier, und dennoch war die Überzahl allmächtig, denn wir wurden verraten. Der, der vom Licht sprach, lebte für die Dunkelheit. Codren Goldfield persönlich war dabei, und kann alles bestätigen. Wir mähten die Krieger der Finsternis nieder und erreichten schließlich den Tempel. Mit letzten Kräften sahen wir, wir Flora sich lachend von und abwandte, und nach Mehyve aufbrach."
      Er nahm einen kraftvollen Zug aus dem Krug , rülpste und fuhr fort. "Ich sage euch, wir müssen sie zurück ins Licht führen. Lasst uns nach Mehyve ziehen, und den Palast stürmen. Wir holen sie da raus und rammen den Priester in die nächste Felswand ..."
      "BIST DU BETRUNKEN?", pllterte Hodmac dazwischen. Grolf starrte ihn überrascht an.
      "Grolf, du hast nicht allenernstes gerade vorgeschlagen, mit einer Armee Mehyve anzugreifen? Hast du vergessen, das dort ein Bürgerkrieg herrscht? Willst du den Feind bestärken, und den letzten Schutz den Camisse noch genießt, ebenfalls in Grund und Boden schmettern? Was würde unser Eisenfürst dazu sagen?"
      "Gormur Melnud? Der sitzt doch nur auf dem Eisenthron und säuft. Er ist ein Feigling. Er würde jammern und den Untergang von Camisse beschwören. Ihn zu überzeugen dürfte ein schweres Unterfangen werden."
      "Ihn überzeugen? Grolf, wir sind gerade nicht in der Lage, einen größeren Krieg gegen Mehyve zu führen. Es ist doch gut, das diese Flora da nach Mehyve rückt, um die Herrschaft zu übernehmen. Sie werden sich gegenseitig zerfleischen und selbst schwächen. Dann rücken wir vor, vermöbeln die Rebellen und kassieren den Dank ihrer neuen Mejestät. Klingt das nicht viel besser?"
      Grolf erhob sich. "Besser? Die neue Königin wäre noch schlimmer als die alte. Sie wird dir zum Dank den Bart rumpfen und dich nackt durch den Palasthof scheuchen lassen."
      Hodmac knurrte, kippte noch einen Krug hinterher und wischte sich erneut den Bart. Seine Frau seufzte schon. "Geht das wieder los ...!"
      "HALTS MAUL, WEIB! Ich diskutiere hier gerade eine weichtige Angelegenheit!", erwiederte Hodmac. Grolf warf hinzu, das eine Frau von solchen Dingen eh nichts wüsste, und lieber noch mehr Bier und was zu essen holen sollte. Bewegung täte gut gegen Hüftspeck. Hodmac lachte und gab an, das er davon schon reichlich bezwingen musste, was auch Grolf erneut einwerfen ließ, das er ja mal mit einem Ziegenbock ....
      "JETZT REICHTS!" IHR....ihr... versoffenen Träumer und Lügner ....", brüllte Trumila und stand auf, schob sich bereits die Ärmel zurück, griff dann zu den überrascht blickenden Zwergenmännern und packte ihre Bärte. Dann zog sie diese unsanft und kraftvoll zu sich hin und warf sie dann mit SChwung wieder zurück. Beide fielen zu Boden und schüttelten sich.
      Sekunden vergingen, bis in der ganzen Halle eine wilde Schlägerei ausgebrochen war. Burgherrin, Dienstmägde, Burgherr und Berater sowie Elitekrieger fanden sich in einer wirklich wichtigen Diskussion wieder.
      Am Ende jedoch hatte die Hausherrin recht, und die ganze Männersippe musste sich einer erbitterten Niederlage ergeben.
      Erneut würde Grolf berichten, das er von einer Lawine überrascht wurde, und alle Krieger warnen, unachtsam die Berghänge zu erklimmen. Nicht ohne sich zuvor reichlich Mut angetrunke zu haben ....
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    • Die Runde wurde von Scarlett Vermell eröffnet, einer der wenigen Teilnehmer, die sich über die Jahre gut gehalten hatte. Sie sprach ihre individuellen Begrüßungen aus, von denen die eine besser oder schlechter ankamen. Als sie Aria Valgresia willkommen hieß, reagierte die alte Frau erst nicht, erkundigte sich dann beim Gelächter mit einem schallendem "Was?!" nach Scarlett's Worten, bevor sie finster dreinblickte, als der General sich dazu erbarmte sie mit lauter Stimme in das Vergnügen einzuweihen. Velia Menglin, die neben Aria saß, bekam von der lauten Stimme ein Klingeln im Ohr und schob ihren Stuhl ein Stück in die andere Richtung.
      Anthein Servic kam für seine Verhältnisse dann doch recht pünktlich - allerdings hatte er wohl den ganzen Hof mitgebracht. An seiner linken Seite befand sich ein Soldat in schillernder Rüstung, auf seiner rechten ein edler, älterer Mann, dem man seinen Stand nicht ganz zuordnen konnte. Hinter ihm drängten sich ein Botenjunge, ein Schreiber, ein Dienstmädchen, ein Offizier, zwei Soldaten und zuletzt ein Diener, der Anthein's ganzes Gepäck auf dem Rücken und unter den Armen trug. Anthein selbst sah aus wie eine Witzfigur: Er trug Kleider, die ihm zu groß waren, seine Haare waren lang und wild geworden, der Bart, den er sich wachsen gelassen hatte, war eine Beleidigung an sämtliche Zwerge in ganz Taranoke. Er sah sich mit seiner typischen Hektik um, erblickte Scarlett und zeigte anklagend hinter sich.
      "Lady Vermell, ich wünsche - nein, ich bestehe darauf, dass Eure Soldaten uns Zutritt gewähren! Wir sind schon nur zu siebt, das ist lachhaft gegenüber dem Risiko, das wir hier eingehen! Allesamt!"
      Seine Ansprache wäre vielleicht eindrucksvoller gewesen, würde Anthein nicht mit unruhigen Augen in die Runde schauen und sich so auffällig nah an dem Soldaten mit der schimmernden Rüstung halten. Zum Wohle der Besprechung einigte man sich darauf, dass er sein Gepäck im Raum lassen könnte und zwei Personen mit hineinbringen durfte - dem Rest wurde es gestattet, vor der Tür zu warten. Nachdem er sich endlich geräuschvoll gesetzt und lautstark Aria begrüßte, die ihm kurz zunickte, schien man endlich beginnen zu können. Anthein hatte seinen Schreiber und den Mann in schimmernder Rüstung als Begleiter ausgewählt, die nun wie zwei Wachen hinter ihm standen.


      Hof Goldfield

      Die Armee hatte sich vor Goldfield getrennt und war in die jeweiligen Heimatstätten zurückgekehrt, mit der einzigen Ausnahme von Herrolt, der Angst hatte das weitere Geschehen zu verpassen, sollte er in seine Burg zurückkehren. Codren war die ganze Reise über äußerst reizbar gewesen: Sie hatte Soldaten angebrüllt, Herrolt angebrüllt und sich lautstark über alles mögliche beschwert, was zur Folge hatte, dass alle außer die Garlinger glücklich waren, sich zum Schluss von ihr zu trennen. Als sie nachhause kamen wartete bereits ein Büro voller Arbeiten auf sie, aber Codren verschwand in der Bibliothek, in der auch Flora ihre Bücher aufbewahrte, und war seitdem nicht mehr zu sehen. Herrolt gab sich Mühe damit für sie einzuspringen, allerdings verstand er herzlich wenig davon einen Hof zu führen und erst recht nicht einen so großen wie Garlingen, sodass er seine Hilfe schnell aufgab. Eine Woche lang kümmerte er sich um das Haus, stellte Codren Essen vor die Tür, gab den Bediensteten Anweisungen, bei denen er sich oft von denselbigen beraten ließ und wies Besucher ab, die größtenteils Anhänger waren und gedacht hatten, sie könnten durch einen Zufall Flora Zuhause vorfinden. Nach einer Woche kam Codren wieder heraus.
      Sie kümmerte sich um die ganzen Anträge, die ihr vorlagen, und verteilte Unterschriften, wo eine benötigt war. Sie sprach wenig und schien den ganzen Tag über nachzudenken; Auf ihrer Stirn hatte sich eine kleine Furche gebildet, die sogar sichtbar war, wenn sie ihre Miene entspannte. Herrolt, der die Veränderung seit Beginn bemerkt hatte, war zur Stelle und verzichtete sogar auf seine Geschichten, von denen Codren jede einzige auswendig kannte. Ihr Alltag sah schnell so aus, dass sie beide im Büro saßen, Codren ihre Briefe schrieb und Herrolt schweigend darauf wartete, dass er einen Brief verschicken oder einen Boten senden oder ähnliches tun konnte.

      Nach zwei weiteren Wochen dieser Arbeit, von denen Codren nicht genug bekommen konnte, ließ sie ihn erklärungslos sämtliche Bedienstete des Hauses herankommen und erkundigte sich danach, wer von ihnen schreiben konnte. Nicht einmal die Hälfte erfüllte diese Voraussetzungen, aber immerhin blieben zum Schluss doch sechs über, die zumindest schonmal etwas verfasst hatten, und sei es nur ein Brief. Codren musterte die sechs mit ihrem neuen, finsterem Blick, der sich immer entwickelte, wenn sie in ihren Gedanken auf eine schlechte Entscheidung kam, und beorderte sie zu einer neuen Aufgabe.
      "Ich möchte tausend Briefe verschicken und daher brauche ich tausend Abschriften. Ich werde auch schreiben - Herrolt, du auch. Wir werden folgenden Brief verfassen:

      An alle Freunde der Weizen

      Das Gold auf den Feldern verdirbt. Kommt ihm zur Hilfe.

      C. G.

      Ich will, dass er in ganz Taranoke herumgeht. In die Berge, in die Höhlen, ins Meer, nach Vultjag. Ich werde Boten einstellen, die das Pergament der nächsten Person geben, die Flora helfen möchte - sie sollen ihr sagen, dass derjenige es an jemand anderen weiterreichen soll wenn er denkt, dass er auch helfen möchte. Ich würde lieber zehntausend solcher Briefe machen, oder noch besser hunderttausend, aber ich bin leider nur ein Mensch - wir sind alle nur Menschen. Deswegen setzt euch zu mir, bringt ein paar Stühle herein, vielleicht einen Tisch und wir schreiben tausend Briefe."
      "Wird man denn erkennen können, was wir von ihnen wollen? Du willst doch, dass sie herkommen?"
      "Ich kann es nicht deutlicher schreiben. Sie ziehen schon jetzt den Namen Goldfields in den Schmutz, als wäre Flora nie etwas anderes als eine Ausgeburt der Hölle gewesen. Zumindest die Elfen werden meinen Namen erkennen und Tain hoffe ich auch. Der Rest wird sich wohl einfinden - oder auch nicht."
      "Was, wenn jemand den Brief liest, der uns allen schaden möchte? ... Was, wenn Flora den Brief liest?"
      Codren warf ihm einen zornigen Blick zu wie jedes Mal, wenn er ihren Namen mit etwas schlechtem assoziierte.
      "Dann werde ich sie mit einem Schwert willkommen heißen. Wenn uns jemand daran hindern will Flora zu helfen, werde ich ihn sämtliche seiner Lebensentscheidungen bereuen lassen."
      "Aber was, wenn es Flora selbst ist?"
      "Sie wird schon nicht herkommen."

      Einen Monat später ritten einhundert Boten mit jeweils zehn Briefen nach ganz Taranoke aus.
    • Vermell Beratung

      Nachdem auch das letzte große Haus, das der Rebellion beigetreten war, endlich eingetroffen war, konnte Scarlett endlich auch mit den Themen beginnen, die heute angesprochen werden sollten.
      Zunächst wurde die allgemeine Haussteuer angesprochen, die Vermell als Beitritt verlangte. Dies sollte auch dazu dienen, Söldner Vultjags zu bezahlen, aber auch Vultjags Armeen selbst davon abzuhalten, hier laut brüllend einzufallen. Immerhin gab es vor einigen Jahren ja noch bewaffnete Konflikte mit Mehyve. Jetzt aber, wo sich so vieles verändert hatte, richteten sich alle Konflikte nur innerhalb der mehyvischen Grenzen aus.
      Das fand natürlich nicht viel guten Zuspruch, da man ohnehin schon hohe Summen spendete, aber es war auch noch nicht grenzwertig. Scarlett konterte mit ausreichend Rückvergütung und Anteilen, wenn Mehyve gefallen und Vermell auf dem Thron sitzt. Die Schatzkammern waren voll, das war sicher. Auch wenn es nicht so wirkte, so verkaufte Mehyve noch immer Waffen auf den Märkten, in äußerst guter Qualität und Stabilität. Dank Lyxaxus Überseehandel spülte es auch das Gold ferner Länder in die Schatzkammern. Und das kotze Scarlett an. Zaina besaß fast alle Eisenrot und Eisenweiß vorkommen in den mehyvischen Bergen. Und Haus Vermell? Sie konnte nur auf eine einzige große Mine zurückgreifen, die auch Eisenrot und geringe Mengen Eisenweiß bot. Der Rest aller anderen Erzbedürfnisse stammte fast vollständig aus Camisse. Endweder selbst abgekauft, oder bei den Gütertransporten über Land abgegriffen, wenn versucht wurde, über Handelsrouten oder Schleichwege damit bis nach Mehyven zum Feind vorzudringen.
      Natürlich fand auch das Thema mit den Kriegern des Lichtes erneut Gehör. Es gab viele Schäden und Raubüberfälle in den letzten Monaten. Desweiteren waren Pilger, Mönche und weitere Mitglider dabei erwischt worden, wie sie von der Göttin des Lichtes sprachen. Man warb um weitere Jünger Aranas. Scarlett wusste, das damit auch Flora selbst gemeint war. Hatte sie etwas insgeheim eine Armee hochgezogen, um jetzt alle Häuser damit zu belästigen? Fehlten nur noch Freikaufforderungen. Scarlett hasste sie. Möge sie in der Hölle schmoren. Wegen ihr ist Mehyve doch zerbrochen und abgestumpft. Der alte Glanz ging verloren, aber er würde wiederkommen.
      Weitere Ereignisse fanden Gehör, auch über neuste Errungenschaften der Häuser. Scarlett berichtete von weiteren erfolgreichen Verhandlungen im Norden mit Vultjag. Um die Ausbeute in den Minen zu erhöhen, schenkte man Vermell angeblich 1000 Sklaven, die sofort nach ihrer Ankunft bereits in den Minen tiefen Schächte gruben und Erze förderten.
      Niemand könnte behaupten, das es der Rebellion nicht gut erginge. Sie lief sogar recht gut. Aber dennoch gab es einen Wehrmutstropfen zu beklagen.
      Und das führte zum heutigen Hauptthema der Beratung. Haus Goss. Die letzten Ereignisse, woran Floras Lichtkrieger wohl eine angebliche Mitschuld hatten, hatten dazu geführt, das es im Süden einen Durchbruch gab. So waren weitere Handelswege für die Camisser Erztransporte offen, und für die Rebellion schwerer zu verteidigen. Auch konnte der Feind nun besser agieren und sich auch direkt von Süden nähern. Fast die ganze Küste schien bereits verloren.
      Der General aus dem Hause Goss saß unruhig auf seinem Stuhl. Er wurde von abwertenden, strafenden und belustigten Blicken getroffen. Es war immer gut, wenn ein Haus besonders hoch im Tief stand, und so die ganze Aufmerksamkeit erhaschte. Sowas lenkte oft von eigenen Fehlern ab, die so kaum oder gar nicht zur Ansprache kamen.
      "BRINGT SIE HEREIN!", rief Scarlett, und eine schwere Eisentür auf der anderen Seite öffnete sich klackend und quietschend. Lady Awara Goss wurde hereingeführt. Ihre Hände und Füße waren in Ketten gelegt und mehrere Wachen schubsten sie Meter um Meter voran, so das sie fast über ihre in der Bewegung eingeschränkten Füße fiel. Die Ketten klimperten ubd rasselten bei jedem Schritt, der sie auch über den Boden schleifen ließ. Scarlett polterte die Kugel erneut auf die Platte, als Lady Goss einen bestimmten Punkt betrat und dort von den Wachen gestoppt wurde. Der General sah erschrocken aus. Awaras Gesicht sah aus, als hätte man es genüsslich mit Steinen beworfen. Ein geschwollenes Auge, eine aufgeplatze Lippe und blaue Flecke zierten ihr Anblick, den sie noch immer versuchte zu wahren. Man hatte sie wohl verhört.
      "LADY AWARA GOSS! Willkommen zur heutigen Beratung, und willkommen zu eurer Gerichtsverhandlung. Ich Scarlett Vermell werde sowohl Richter als auch Henker sein. So steht es geschrieben! So ist es angeordnet! Das Gesetz von Vermell."
      Scarlett erhob sich und begab sich elegant zu Awara, und umschritt sie, während sie sprach, und die Anschuldigungen verlauten ließ.
      "Haus Goss hat im Süden einen erheblichen Verlust eingefahren, und dem Feind Haus Mehyve enorme Vorteile verschafft, was die stabilität und Machtverhältnisse im Süden des Landes erheblich gestört und durcheinander gebracht hat. Ihr Versagen ist eine Schande für die Rebellion. Heute soll ihr Urteil gefällt werden. Und ihr, ihr alle, ihr sollt mitbestimmen, wie wir mit Haus Goss verfahren werden. Und ihr alle sollt euch selbst ein Beispiel daran nehmen, was mit euch geschehen wird, wenn ihr selbst versagt."
      Sie grinste kalt in die Runde und begab sich zurück zu ihrem Platz. Sie bot Goss das Wort an, und sie erklärte sich nochmals, nichts dafür zu können, von einer Übermacht überrumpelt worden zu sein. Und dazu noch der bitterkalte Winter.
      Danach durften die anderen Häuser sich zu der Situation äußern.
      Oriel aus dem Hause Negrell sprach zuerst. "Töricht und schwach. So habe ich Haus Goss schon immer gesehen. Welchen Nutzen hatte Goss schon für uns, als im Süden ein wenig mit dem Feind zu spielen? Haus Negrell hätte die Grenzen verteidigen sollen, dann wäre der Süden uneinnehmbar gewesen. Wir beanspruchen die Auflösung des Hauses und die Aufnahme der übrigen Soldaten in das Haus Negrell, ... um sie auszubilden. Zu richtigen Kriegern. Dann bieten wir an die Aufgabe von Goss zu übernehmen, und werden den Süden zurückerobern ... und halten. NIcht wahr, Schwester?"
      Oriel sah lächelnd zu ihrer Schwester. Auch sie sollte zu Wort kommen. Immerhin gab es aus ihrem Hause nur Gutes zu berichten. Und schlechte Dinge wurden kaschiert, ehe sie über Lippen an andere Orte getragen wurden.
      Lady Goss schien nicht sehr erfreut über solche Worte. Die Auflösung eines Hauses war sozusagen die Höchststrafe die man erhalten konnte, während der Tod meist noch eine Erlösung selbst war. Aber den Namen eines Hauses aus Mehyves Reihen zu löschen, bot die totale Vernichtung all dessen, was ein Haus einst ausmachte und besaß. Und alle anderen würden davon Profit einfahren, ihr Ansehen stärken und sonstiges. UNd am Ende würde man ihr noch den Adelstitel aberkennen und sie womöglich zu einer Mitstreiterin der Negrells, oder zu einer Bediensteten machen, für irgendwelche niedren Aufgaben. Aber noch gab es Hoffnung. Nur weil man einmal verloren hatte, war man kein schlechtes Haus. Auch Goss hatte sicher noch gute Meinungen zu erwarten.
      Oriel und Ariel jedoch würden gegen Goss stehen, soviel stand fest. Zu Glück zählten diese dennoch nur als eine Stimme.
      Einer der Berater aus Vermell lief mit einer Urne um den Tisch, um bei jedem Haus das sich zu Wort meldete und mit seiner Absicht fertig war, eine entsprechende farbliche Kugel in den Behälter fallen zu lassen. Eine schwarze Kugel bedeutete eine bittere Abwahl, und eine Rote sprach für Goss und eine angemessene Strafe. Scarlett würde sie am Ende in eine Schale kippen und auszählen, dann das Urteil fällen. Jedoch durfte jedes Haus Ansprüche stellen, und Scarlett musste das Urteil wohl überdenken. Aber auch sie selbst hatte Ansprüche.
      Menglin hatte kurz darauf das Wort und sprach nicht sonderlich viel. Die Schmerzen, die nur langsam nach ließen, hatten der Fetten Herrin die Luft zum Sprechen genommen. Sie sprach davon, das so die Rache erschwert wäre, und Haus Goss einiges wieder gut zu machen hätte. Eine Auflösung währe verfrüht und brächte kaum Nutzen. Sie schlug daher vor, gern Haus Negrell den Süden zu übertragen, und Goss an einer sicheren Ecke einzusetzen, um sich erholen zu lassen. Dann wenn es soweit wäre, sollten ihre Krieger jedoch allesamt an forderster Front stehen, und zuerst sterben. Und Lady Goss würde vorausreiten müssen.
      Sie grinste Awara dabei an und sabberte, während ihr Atem ihren dicken Körper hob und senkte undaus dem offenem Munde wehte, was wiederum etwas Speichelfluss mit sich brachte.
      Konnte man das als guten oder doch eher ausgenutzten Zuspruch werten? Immerhin würde sie womöglich dabei draufgehen und ihre Armee gleich mit. Dann war das Haus schutzlos und Menglin würde es vermutlich herausfordern und über Nacht erobern können.
      Sie warf ihre Kugel in die Urne, eine Rote. Doch noch konnte keiner sehen, welche Farbe es war. Man konnte es nur vermuten. Hier boten sich tatsächlich beide Farben an. Menglin war es egal, was mit Goss geschah.
      Die Schwestern hatten jedoch sicherlich eine Schwarze hineingetan.
      Die Kugeln hatten übrigens auch die Wappen der Häuser, woran nur Scarlett erkennen würde, wer für was gestimmt hatte. Und so konnte sie auch das Urteil anpassen.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Die einzigen, die an der Sache richtigen Spaß zeigten, waren die beiden Zwillingsschwestern und Anthein. Der hagere Mann war ein großer Befürworter von Arenenkämpfen und Zweikämpfen, wobei ihn der Anblick einer gefesselten Kandidatin für eben sowas in kindliche Aufregung versetzte. Seine Miene strahlte förmlich, während er Lady Goss zusah wie sie auf dem Boden herumrutschte und er sah sogar erwartungsvoll zu Scarlett, als ob er sie fragen würde, ob man auch einen Zweikampf auf Leben und Tod gestatten würde. Als Ariel nach ihrer Schwester sprach, zappelte er ein wenig ungeduldig in seinem Stuhl.
      "Sehr richtig erkannt, Schwester. Ich bin außerdem dafür, dass wir die Reichtümer von Goss unter den Soldaten verteilen, um für einen Motivationsschub zu sorgen. Ich glaube, die Lady hat ein paar sehr einzigartige Ringe, ich biete auch an sie selbst zu verwahren, o ja."
      Sie lächelte Scarlett auf eine verlogene Art zu, die bei Scarlett äußerst sympathisch ankam, ehe sie sich zufrieden im Stuhl zurücklehnte und beobachtete. Anthein konnte es nicht mehr aushalten.
      "Ich sage wir schicken sie zu den Barbaren! Nein, ich habe eine bessere Idee, wir schicken sie in den Süden, damit sie sich der Armee alleine stellen kann! Nein, noch viel besser, wir übergeben sie Mehyve, Zaina würde sie bestimmt öffentlich hinrichten lassen! Nein, vergesst alles was ich gesagt habe, wir übergeben sie Vultjag! Sie soll gegen einen Stier antreten, der so groß ist wie ein Haus und so breit wie ein Fluss! Das ist gut!"
      Er freute sich noch sichtlich über die ganzen Bilder, die sich in seinem Kopf abspielten, als er eine schwarze Kugel einwarf.
      Aria stand auf, als sie zuletzt ans Wort kam. Ihre Miene war seit der Begrüßung so finster wie eine Gewitterwolke und sie starrte Scarlett mit zusammengekniffenen Augen an. Ihre Stimme war wieder viel zu laut und dröhnend, ihre Sitznachbarn wappneten sich bereits.
      "Ich glaube nicht, was ich hier zu hören kriege! Gerichtsverhandlung, die Auflösung des Hauses! Sind wir hier in einer Rebellion oder bei einem gemütlichem Sonntagsplausch!"
      Sie sah geradezu feindselig in die Runde.
      "Was interessiert es mich, welches Haus dafür verantwortlich ist, dass der Süden brökelt! Ich habe noch keine Nachricht darüber erhalten, wie der Süden wieder zurückgewonnen wird und jetzt bin ich persönlich hergekommen, um mir anzuhören, was mit Lady Goss passieren soll, anstatt mit dem Süden!"
      Es war schwierig zu erkennen, ob Aria zornig war oder nicht, denn ihre Stimme schien von Haus aus so zu donnern, als habe sie einen Wutanfall.
      "Lady Menglin ist die einzige von euch allen, die auch nur ein wenig Weitsicht beweist! Wir befinden uns seit sieben Jahren im Krieg, manch einer von uns sogar schon länger, und sind so weit gekommen wie nie zuvor! Einen Teufel werde ich tun, als ein Haus aufzulösen! Schickt sie an die Grenze zu Camisse, lasst sie Händler überfallen, den Süden ausspionieren, meinetwegen Rüstungen polieren, wenn ihr einen solchen Groll gegen das Haus Goss hegt! Lady Vermell, ich beantrage meine Enthaltung!"
      Damit ließ sie sich wieder schnaufend auf ihren Stuhl fallen und sah angriffslustig in die Runde. Anthein erwiderte diesen Blick, er hatte sich schon gedanklich damit abgefunden Awara demnächst in einer Arena wiederzusehen. Auch Ariel verzog angewidert das Gesicht, nur Velia lief bei einem so überraschendem Kompliment ganz rot an.
    • Scarlett

      Typisch Anthein. Er versprühte mit seinen Augen das Glitzern von Kindernaugen, wenn man ihnen Überraschungen versprach, oder etwas leckeres kochen würde, was es nur selten gab. Aber er war sich selbst auch nicht so sicher, was er eigentlich wollte. Halb Taranoke sollte sich um Awara Goss kümmern, wenn es nach ihm ginge, und jeder konnte es besser als der andere. Und am Ende lauerte ein großer Stier, der niemals die Breites eine Flusses erreichen würde, außer in seiner Vorstellung.
      Schlimmer war danach die Ansprache dieser seltsamen Alten, die wohl notdürftig das Haus übernommen hatte, und sich auch hier zu übernehmen schien.
      "Eine Enthaltung? Hört hört. Soetwas gab es noch nie im Hause Vermell, das sich jemand einer Abstimmung enthielt. Und ihr wollt dennoch Forderungen stellen? Ich werte auch eure daher als Enthaltung und gegenstandslos."
      Scarlett selbst sah wieder zu Goss. Es interessierte sie wenig, was Valgresia wollte. Es war eine Beleidigung und eine Aberkennung an Vermells Gesetze und seiner Königin. Nein, tatsächlich musste es Baronin heißen, denn noch war Scarlett keine. Aber das sollte sich bald mal ändern.
      "Lady Goss. Ihr habt sowohl Zuspruch als auch Ablehnung erhalten. Jemand enthält sich und hält wohl wenig von dieser Verhandlung. Das bringt euch jedoch in eine schwere Lage."
      Die Urne kam letztenendes bei Scarlett an und auch sie stellte Ansprüche. "Im Falle eurer Verurteilung zum schlechten Sinne, werde ich euch ...., hmm, ich werde euch an ein Kreuz nageln lassen. Ich werde Söldner beauftragen, euch bis nach Vultjag, nach Destone, zu schleifen. Falls ihr unterwegs nicht von der Sonne ausgedörrt wurdet, so erhält der amtierende Schlachtfürst Skor Vultjag euch als persönliches Geschenk. Ich werde ein Schriftstück beilegen, das euch als Geschenk ausweist, und eurer Bitte entsprechend Skor mitteilen, das er euch mehrfach die Nächte versüßen soll, mit all seiner Härte und Kampfkraft die sein Körper versprechen mag, bevor er euch unwürdig nach eigenem Ermessen entsorgen kann."
      Sie warf eine schwarze Kugel in die Urne und schüttelte sie. Viel brachte es ohnehin nicht, und dann neigte sie sich noch kurz zu Awara hinab. "Selbstverständlich werde ich euch noch die Zunge ausbrennen und euch Eisenrot in den Hintern gießen lassen. Skor wird es sicher voller Gier herausholen, wenn er mit euch spielt, hihihiiii."
      Nun war es soweit. Awara bat um Gnade, und winselte. Sie versprach alles erdenkliche zu tun, um ihre Fehler gut zu machen. Aber Scarlett ignorierte das, kippte die Urne aus.
      "Ohh.", sagte sie und grinste, während sie mit einem Finger in den Schale durch die Kugeln kreiste. "Nur eine Rote. Dreimal schwarz und eine .... Enthaltung." Letzteres Wort sprach sie eher verärgert aus. Negrell und Servic sahen sofort zu Valgresia, die immernoch feindlich in die Runde starrte. Man sagte ihr noch die letzten Worte von Scarlett, die sie zu leise gesprochen hatte, und das gefiel Valgresia wohl noch weniger. "WAAAAAS?", spie sie aus, wenn es auch diesesmal nicht darum ging, etwas nicht verstanden zu haben. Es war eher die Überraschung von dem Urteil und der Wahlen dazu. Das Haus würde man wohl aberkennen und dessen Besitz aufteilen.
      Scarlett lachte auf. "HAHAHA, wunderbar. Das Urteil von Haus Vermell ist gesprochen - Haus Goss ist schuldig, die Rebellion gefährdet, und dem Feind Vorteile verschafft zu haben. Sie ist schuldig zu schwach zu sein, und das Haus in den Ruin geführt zu haben. Die Hausherrin Awara Goss wird wie von mir vorgeschlagen als Geschenk nach Vultjag ausgeliefert. Der Besitz des Hauses wird entsprechend aufgeteilt. Haus Negrell, welches bisweilen die beste Unterstützung Vermells darstellt, erhält 60 Prozent der restlichen Armee und 20 Prozent aus den Schatzkammern. Haus Servic erhält 30 Prozent der Armee und 10 Prozent Anteil aus den Schatzkammern. 10 Prozent der Armee gehen an Haus Vermell, so wie 30 Prozent Anteil aus den Schatzkammern. 30 Prozent werden als Tribut an Vultjag gezahlt, um die Rebellion nicht zu gefährden. Und die restlichen 10 Prozent gewähre ich Menglin, weil das Haus sich wenigstens noch ordnungsgemäß an der Abstimmung beteiligt hatte, und überstimmt wurde. Haus Valgresia erhält gar nichts, wegen Gesetzesmissachtung und Unfähigkeit. Eure Hausführung ist ein Witz. Alt und verbraucht. Wenn man lacht, dann nur weil ihr fast verrottet seid. Lasst euch das eine Lehre sein. Desweiteren werden die Besitztümer von hochrangigen Offizieren aus Vermell besetzt werden. Es wird später aufteilungen geben, wenn wir den Wert bestimmt haben. Damit ist die Verhandlung geschlossen!"
      Sie polterte dreimal mit dem Stein auf die Platte, was reichlich Rauch erzeugte, den in kleinen Wolken nach oben davonschwebte und sich verteilte.
      Scarlett unterbrach die Sitzung. Während man die kreischende Awara davon schleifte, bis ihre Stimme hinter dicken Wänden und Türen verhallte, bot Scarlett eine einstündige Essenspause zur Stärkung an, und um die Gedanken zu sortieren. Der General von Goss sollte sich unterdessen Gedanken machen, für welches Haus er nun arbeiten wollte. Haus Goss würde bald aus allen Mündern getilg worden sein. Wenn er nicht mit untergehen wollte, so benötigte er ein neues Haus.
      Nach der Pause und seiner Wahl würde man dann beraten, wie man den Süden festigen konnte. Auch wollte sie Vorschläge hören, wie man die Stadt Rhodin am effektifsten einnehmen könnte. Von dort würde man ambesten einen Vorstoß direkt nach Mehyven planen können.
      Soe wie es aussah, wollte Scarlett nun endlich Nägel mit Köpfen machen. Viel zu lange hatten sich beide Seiten an den Grenzen aufgerieben. Jetzt war schluss mit diesen Spielchen.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Aria war die erste, die bei Verkündung der Pause aufstand, dicht gefolgt von Velia, die beinah ehrfürchtig zu Aria aufblickte, als habe sie in der alten Frau eine neue Freundin gefunden. Anthein schien zufrieden mit dem Ausgang der Verhandlung, wenngleich seine kindliche Euphorie ein wenig zurückgegangen war. Er beugte sich zu seinem Schreiber hinüber und ließ ein paar Dinge zu Protokoll nehmen, wobei der Schreiber ein paar Mal flüsternd etwas entgegnete. Der General von Goss sah unschlüssig aus - er schien daran gelitten zu haben seine Hausherrin so behandelt zu sehen und war dann äußerst vorsichtig damit, nicht an das hitzige Temperament von Scarlett zu stoßen. Allerdings näherte er sich dem Duo Valgresia und Menglin als er aufstand, um sich etwas vom Essen zu nehmen.
      "... eine ganz ausgezeichnete Arbeit. Ich habe immer schon gewusst, dass der Lederer ein ordentlicher Mann ist. Sehr ordnungsbewusst, wisst Ihr, und sehr ordentlich."
      Velia war wohl gerade dabei Aria ein Kompliment für ihre Lederrüstung zu geben, was die Alte aber entweder nicht hörte, oder aktiv ignorierte. Der General versuchte sich selbst an einem Smalltalk bei ihr und erntete dafür zumindest einen Blick aus zusammengekniffenen Augen. Velia drehte sich zu ihm um, während sie sich mit dem Handrücken über den Mund wischte.
      "Wie heißt Ihr eigentlich?"
      "Brand, Mylady."
      "Brand?" Sie war erschrocken. "Seit Ihr etwa der im Norden, der bei den Barbaren?"
      "Nein, Mylady, das ist Brerandt."
      Der General wirkte sichtlich genervt von Velia.
      "Achso, puh! Ich dachte schon. So einen Waldläufer können wir hier nicht gebrauchen, nicht wahr? Haha!"
      Niemand lachte.

      Nach der Pause sollte der General sich als erstes entscheiden. Er wurde von Scarlett zu einer Antwort aufgefordert und stand daher auf, um sie mit dem letzten bisschen Rest Ehre, den er noch in sich hatte, verkünden zu können.
      "Es wäre mir eine außerordentliche Ehre, Mylady, mich dem Haus Vermell unterstellen zu dürfen. Ich würde den Namen Goss in Euren Augen rein waschen, denn ich versichere Euch, dass meine Feldzüge erfolgreich und meine Eroberungen großartig sein werden. Und sollte das nicht so sein, weiß ich, dass Ihr keine Probleme damit habt, entsprechend mit mir zu verfahren."
      Er salutierte vor ihr und setzte sich wieder, diesmal ein wenig nervös wirkend. Aria beobachtete ihn von der Seite und Ariel raunte ihrer Schwester zu: "So ein Schleimbeutel."
      Als Scarlett auf den Süden zu sprechen kam, meldete sich überraschenderweise Anthein zu Wort, der auf den schimmernden Soldaten hinter sich zeigte.
      "Das Haus Servic hat einen großartigen Zugang zu verzeichnen, der uns hoffentlich in dieser prekären Lage zur Hilfe kommen wird. Wie vielleicht der ein oder andere von euch weiß, führen wir seit geraumer Zeit regen Kontakt mit den Heyls, dieser winzigen Familie, denen die Krochs-Farm bei den Bergen gehört und uns immer ein sehr zuverlässiger Informant war, und diese Familie beobachtete Ende letzten Jahres den Zugang einer Soldatentruppe in die Berge, der aus Lyxaxu zu stammen schien. Ich schickte natürlich gleich meinen Schwager hinüber - die Göttin sei ihm selig, einen Sturz in 300 Meter Tiefe überlebt kein Mensch - und wie es sich dabei herausstellte, handelt es sich um Kampfsmönche von dieser Arana Sekte, die sich dazu bereit erklärt haben, uns in unserem Vorhaben zu unterstützen, nachdem wir der Göttin Arana wieder auf den Thron verhelfen wollen."
      Er zwinkerte Scarlett verschmitzt zu, was der Mönch hinter ihm nicht sehen konnte.
      "Plauk, vielleicht möchtest du noch ein paar Worte dazu sagen."
      Der Mönch namens Plauk sah Scarlett fest in die Augen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Haltung wie ein Soldat. Er sah mehr aus wie eine Statue, als ein Mensch.
      "Sir Servic informierte mich darüber, dass Mehyve dem Untergang geweiht ist, seit Prinzessin Zaina die Herrschaft übernahm. Wir sind mehr als gewillt Euch zu helfen, besonders nachdem wir erfuhren, dass Ihr Ihre Herrlichkeit Flora Goldfield erneut auf den Thron bringen wollt, wie es vor sieben Jahren bereits der Fall war. Unsere Truppe umfasst 300 Mann, die geschult in der Kampfkunst der alten Mönche sind. Wir spezialisieren uns auf eine defensive Kampfform, bei der es darum geht den Gegner bei minimalem Kraftaufwand außer Gefecht zu setzen. Wir benötigen keine Unterkunft, keine Verpflegung und keine Rüstung und sind bereit, in ganz Mehyve eingesetzt zu werden."
      "Sag, was ihr leisten könnt, Plauk!"
      "Bei 300 Mann können wir es mit einer Kompanie aus 600 Mann aufnehmen."
      Anthein strahlte Scarlett mit seiner zurückgewonnenen, kindlichen Freude an.
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