[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Der Einsame Späher ließ die Gruppe alleine, aber nicht lange, denn obwohl er riskierte von den Piraten gesucht zu werden, war dies seine einzige Chance und wenn es die letzte war. Er hatte seine Hoffnung geschöpft, als der junge Elf, der durch den Wald gehuscht war, einige Male seinen Kopf gedreht hatte, sodass sein Ohr in die Richtung des Spähers gezeigt hatte. Da war er schon unvorsichtig geworden, aber jetzt, als er die kleine Streitmacht ankommen sah, gab es für ihn kein zurück mehr. Jetzt oder nie wieder.
      Wie erwartet war es nur der Elf, der in der Mitte seiner Truppe ging, welcher den Kopf drehte und lauschte, als der Einsame Späher einen dünnen Zweig brach. Soweit so gut, aber als die Truppe unbeachtet weiterging und auch der Elf nicht langsamer wurde, wurde der Späher panisch und fing an sich zu bewegen. Glücklicherweise reichte eine Gewichtverlagerung aus, sodass der Ast unter ihm knackte und die Blätter um ihn herum wippten und das war schon mehr als genug. Der Elf riss den Kopf herum und sein Blick schoss so schnell in die Baumkrone hinauf, dass dem Späher glatt eine Gänsehaut über den Rücken lief. Einige Sekunden lang - es mochten vielleicht zwei oder drei sein - starrten die beiden sich an - obwohl der Elf eigentlich nur die Blätter sehen dürfte - und dann blieb der Mann stehen. Er schlüpfte aus der Gruppe heraus, unbeachtet oder ignoriert, und suchte sich seinen Weg durch das Unterholz zu dem Baum, den der alte Späher ausgewählt hatte. Jetzt konnte er ihn auch sehen, die hagere, krumme Gestalt die sich dort oben auf den Ast duckte, so selbstverständlich wie ein Vogel in seinem Nest saß und so versteckt wie eine Schlange, die durch das Laub kroch. Der Späher war noch immer nicht überzeugt davon, dass dies alles gut gehen würde, aber der Elf half ihm bei dieser Entscheidung. Er sagte nichts, sondern begab sich ein paar Schritte zurück und blieb dann stehen, eine Statue unendlicher Geduld, die sich erst regen würde, wenn der Späher entweder hinab kam oder in den nächsten Bäumen verschwand. Da wuchs im Späher die Hoffnung, dass man ihn vielleicht doch verstehen würde, und er machte sich an einen zögerlichen, wackeligen Abstieg, der ihm in den dünnen Beinen schmerzte, die es gewohnt waren auf Ästen zu hocken.

      Wenige Zeit später holte der Elf zu Flora auf und bat um ihre Zeit, ein gewisser Stolz umschmeichelte seine Miene und in seinen Augen glitzerte die Neugier.
      "Ich hatte recht, es ist ein Ureinwohner dieser Insel, der uns die ganze Zeit beobachtet. Er sagt, dass er schon lange in Kontakt mit den Piraten ist und viel über sie weiß. Er kann uns helfen, wenn wir ihm dafür seine Insel wiedergeben. Am Besten redest du einmal mit ihm - aber lieber alleine, so viele Menschen könnten ihn verunsichern."
      Flora ließ sich bereitwillig von dem Elfen führen, bis sie abseits jeglicher Wege im dichten Unterholz des Waldes einen Fleck gefunden hatten, an dem nicht einmal das Rauschen der Wellen noch zu ihnen durchdringen konnte. Der Elf sah in die Bäume hinauf, fand, wonach er suchte und trat einen Schritt zurück, woraufhin ein Geraschel in der Baumkrone folgte und der Einsame Späher sich langsam zu Boden ließ. Er war alt, mindestens 90 Jahre, und dürr wie ein Skelett, mit keinem einzigen verbliebenem Haar an seinem Körper und sehnigen Armen und Beinen. Seine Kleidung bestand aus zusammengewürfelten Stücken, die allesamt abgewetzt und löchrig waren und an Farbe verloren hatten, und seine klauenartige Hand klammerte sich an einen krummen Ast, der immerhin so stark schien, dass er den Alten noch halten konnte. Sein Rücken war gebäugt und seine Beine selbst dann noch gekrümmt, wenn er einigermaßen sicher auf dem Boden stand. Er war so ein ganzes Stück kleiner als Flora.
      Seine dunklen Augen, in denen sich das letzte bisschen Lebensgeist versammelt hatte, wanderten an Flora empor und er krächzte etwas, was sich wie ein erstickendes Husten anhörte. Nach dem Elfen zu schließen war es allerdings eine Grußformel.
      "Er sagt, dass er froh ist, dass noch jemand anderes außer den Piraten seine Heimat erblicken kann", übersetzte der Elf weiter und behielt seinen Blick starr auf den Mann gerichtet, der eine Abwechslung von kehligen und krächzenden Geräuschen von sich gab.
      "Er sagt, dass wir kaum genug Leute sind, um sie vollständig in die Flucht zu schlagen, aber wenn wir es probieren wollten, würde er uns helfen. Anscheinend hat er für sie eine Art Späher gespielt, als sie sein Volk von der Insel verbannt hatten, aber lieber würde er mit ihnen gar nichts zu tun haben. Sie kommen mit ihren Schätzen und Sklaven her, geben sie an andere Schiffe weiter und verschwinden dann alle wieder, aber nicht selten wird auch gekämpft oder Fremde in die Flucht geschlagen. Sie haben schon sein ganzes Dorf verbrannt, aber die Insel werden sie auch noch untergehen lassen."
      Der Späher legte eine lange Pause ein, in der er so aussah, als würde er Flora gar nicht sehen, dann sagte er noch etwas, aber der Elf stutzte bei der Übersetzung.
      "... Er hat uns seinen Namen gesagt, aber ich denke, dass nicht einmal ich ihn aussprechen kann."
    • Es dauerte nicht lange, bis der Elf hellhörig wurde, kurz aus der Gruppe huschte und sich in der Umgebung umsah. Allerdings schien er schon genau zu wissen, wo er suchen musste, da ihm seine natürlichen Begabungen dabei halfen sich auch im tiefsten Wald schnell zu orientieren. Geräusche und die Nähe längst vergessener aber doch erinnerter Auren.
      Der Elf fand wonach vermutet wurde und kehrte kurz darauf zu Flora zurück, um ihr zu berichten. Die kleine Streitmacht stoppte und Flora ließ sich zu ihrem Gast bringen, während die anderen pausierten un die Umgebung beobachteten.

      Vor Flora baute sich eine alte abgemagerte Gestallt auf, die neben schmutziger Haut sicher auch Inselbräune vorzuweisen hatte. Kein zerzaustes Haar wuchs an seinem Körper, dennoch bot die Kleidung des Mannes schon einen gleichwertigen Eindruck. Flora tat als Geste des Vertrauens ihre Klinge beiseite, rammte sie ein Stück in den Boden und nahm ein paar Schritte Abstand. Im Notfall könnte sie schneller als der Wind durch die Kronen der Bäume schwamm ihr Schwert wieder erreichen und nutzen.
      Flora grüßte und der Elf übersetzte es. Der Mann fing an eine kurze Geschichte zu erzählen, über die Insel, auf der wohl mal der Stamm lebte, zu dem er gehörte, und über die Piraten, die hier gewildert hatten, Sklaven und Schätze herbrachten und auf andere Schiffe verlegten. Hier war man sicher von Marineschiffen aus Lyxaxu, die ohnehin gern mal ein Piratenschiff versenkten. Erstrecht in den letzten Jahren, nach dem großen Krieg, an dem die Piraten stark beteiligt waren und Waffenschmuggel an die Barbaren betrieben hatten, ohne von Lyxaxus Kanonen darin gehindert werden zu können. Die Piraten hat gut daran verdient, mehr als sie verloren oder im Krieg an Verlusten erlittan hatten. Und sie waren stärker geworden. Viele Söldner aus Vultjag wurden sogar Piraten, tauschen Sand gegen Wasser ein. Versuchten so, ihre verlorene Ehre wiederherzustellen.
      Flora hörte den Worten aufmerksam zu. Das überhaupt wer anderes als Piraten her kam war vermutlich sehr großes Glück. Lyxaxu hatte kein großes Interesse an den paar Inseln hier. Hier gab es nichts zu holen. Sicher war mal ein Schiff hier gewesen, fand aber nur Dschungel und ein paar Dörfer, oder eines. Die Inseln hatten nicht mal strategischen Wert und man müsste sogar noch Aufwand für eine Verteidigung leisten.
      Andere Piraten scheinen hier aber auch gelegentlich mal aufzutauchen, oder Handelsschiffe besetzt mit Söldnern, die versuchen selbst hier Beute zu machen, sich zu rächen oder Machtkämpfe auszufechten, wem die Insel denn gehörte.
      Flora rieb sich das Kinn. In ihrem Kopf ratterte wieder ein altes Wasserrad und versuchte die Situation irgendwie nutzbar zu gestalten.
      "Hm, du arbeitest für diesen Piraten also als Späher? Beschreibe uns ein wenig das Lager. Ich möchte wissen wo die Munition lagern. Halte dich von dem Bereich fern. Es könnte ein großes Feuerwerk geben."
      Dann wollte Flora von dem Fremden, das er den Piraten falsche Informationen zukommen ließ. Wenn sich nur ein paar Leute nähern würden, gäbe das womöglich keine all zu große Alarmbereitschaft. Außerdem könnte er diesem Bora erzählen, das die andere Gruppe bereits von seiner Truppe ausgelöscht wurde. Irgendwie dabei noch ein paar Gefangene gemacht wurden. Und jetzt kam eine Gruppe um zu verhandeln. Natürlich mit Flora an der Spitze. Sie ließ sogleich ein Papier entsprechend beschriften, welches sie dem Späher gab, und an Bora übergeben werden sollte. Die Ankündigung ihrer Person.
      Sie hoffte diesen Piraten eventuell selbst festzusetzen und eine Kapitulation zu erzwingen. Ansonsten bliebe ja noch der geplante Angriff. Und dieser würde ne Menge Schaden verursachen.

      Der Elf übersetzte den Plan, wobei Flora sich nicht sicher war, ob er sie ohnehin verstanden hatte. Irgendwie musste das ja auch mit den Piraten funktioniert haben. Flora meinte, das er jedenfalls noch heute abend wieder Herr über seine Insel ist. Vielleicht kann er noch miterleben, wie das Dort erneut aufgebaut wird. Alles weitere dann später. Flora würde sich jedenfalls noch was einfallen lassen, damit hier etwas mehr Ruhe einkehrt. Sie hoffte zumindestens, das ihr etwas einfallen würde.
      Sie kehrte zur Truppe zurück und berichtete von ihrem Vorhaben. Der Zwerg mit dem geplatzten Bart war wenig begeistert. Er wollte diesen Bora rasieren, egal wie. Flora versprach, das er ihm später gern den Bart rausrupfen könnte, wenn er gefoltert werden müsste. Aber er kann sich ja auch einen anderen Piraten suchen. Der eigentliche Verursachen war ohnehin schon erledigt.
      Kurz darauf kam auch der Elf mit allen nötigen Informationen, und alle studierten den groben Plan der Anlegestelle und der Gebäude.
      Danach wählte Flora sieben Leute aus, die mit ihr gehen sollten, der Rest würde sich wie gehabt annähern und bereit halten.
      Es dauerte auch nicht mehr lange bis Flora mit ihrer Truppe in die Nähe des Lagers kam. Ob ihr Plan bisher erfolg hatte? Wie würde man sie empfangen? Sie wollte jedenfalls schnellstens mit diesem Bora reden.
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    • Die Miene des Mannes blieb ein unergründlicher Krater aus Falten ledriger Haut, während er Flora anzustarren schien. Der Versuch des Elfen Flora's Worte in die kehligen Laute zu übersetzen, mit denen der Alte kommunizierte, wurde recht schnell abgewürgt - der Alte verständigte sehr knapp, dass er die Sprache einigermaßen verstehen könne. Er machte sich auch gleich daran, ihr Lager zu beschreiben.
      "Insgesamt gibt es wohl drei Lagerstätten, die allesamt an den Rändern zum Strand im Norden und Osten liegen und wo ein "Loch" in den Wald geschlagen wurde. Momentan ist nur das Lager im Norden besetzt; die Piraten, mit denen gehandelt werden soll, werden aber die nächsten Tage aufkreuzen. Sie haben auf den Boden Holzplanken gelegt und ein paar Tische und Stühle aufgestellt. Es gibt vereinzelte, kleine Hütten in der die ganze brennbare Munition und die Verpflegung gehortet werden und außerdem einige Kochstellen. Am Strand gibt es insgesamt sechs Anlegestellen, die mit Brettern ausgelegt sind. Die meisten Soldaten schlafen auf ihrem Schiff, aber die an Land machen es sich in den Hütten bequem. Der Kapitän schläft meist auch auf dem Schiff."
      Der Elf wirkte verunsichert, ob er die Aussagen des Mannes richtig herübergebracht hatte, aber es schien Sinn zu ergeben. Solange der Späher keine Einwendungen gegen seine Übersetzung hatte, würde es wohl so stimmen.
      Er lauschte aufmerksam dem, was Flora ihm mitteilte, und schien dann zuzustimmen. Allerdings gab er einen Laut von sich, als Flora ihm das Papier übergeben wollte, was der Elf recht gut verstand.
      "Er kann nichts übergeben, weil er keinen Kontakt mit uns aufnehmen darf. Nur zu den Piraten."
      Ein kurzer Moment der Stille entstand, bevor der Späher ein Grunzen von sich gab und der Elf übersetzte:
      "Er wird sich etwas einfallen lassen."

      Der Abschied war kurz und schmerzlos und zuletzt war sich noch nicht einmal der Elf sicher, ob der Mann auch wirklich zugehört hatte, was Flora ihm zuletzt noch gesagt hatte. Er hatte in die Luft gestarrt, als hätten seine trüben Augen die Fähigkeit zu sehen verloren, und dann war er so schnell in die Bäume hoch verschwunden, als der Elf und Flora sich abgewandt hatten, dass nur noch das Rascheln der Blätter von ihm übrig geblieben waren. Der Elf blieb noch einen Moment stehen, um das Ritual zu beenden, das er beim Zusammentreffen begonnen hatte, und schloss dann mit der Gruppe auf.

      Das Lager zu finden war kaum eine Herausforderung, da die ganze Insel nicht sehr groß zu sein schien. Zuerst lichtete sich der Urwald ein wenig, dann kamen breite Baumstümpfe und abgeschlagenes Unterholz in Sicht und schließlich ein einfacher Holzzaun, der den beginn des Lagers zu kennzeichnen schien. Hinter ihm stand eine Reihe Piraten, allesamt bewaffnet und mit finsterer Miene, als würden sie die Gruppe allein durch ihre zusammengekniffenen Augen wieder vertreiben können. Manch einer murmelte etwas, ein anderer spuckte aus oder schimpfte absichtlich laut über die Gäste, damit sie es auch ja mitbekamen, aber niemand hielt sie auf, als sie den Zaun passierten und weitergingen. Wie eine Königsgarde umzingelten sie die Truppe, fuchtelten manchmal recht angeberisch mit ihren Waffen und beäugten die Frauen mit grinsenden Mündern, aber alles in allem hielten sie ihren Abstand. Sie führten die Taranoker über einen Weg aus Holzplanken, der an beiden Seiten so aussah, als würden sonst dort Kisten gestapelt werden - tiefe, rechteckige Furchen im Boden deuteten an, dass die Kisten wohl ziemlich schwer waren - und blieben so lange an ihrer Seite, bis sie den Strand erreicht hatten, an dem der Rest der Piratenmeute auf sie wartete, aufgereiht und kampflustig. In der Mitte, stolz und groß und selbstgefällig, stand ein Mann, der gut als Barbar durchgehen könnte.


      Beim Anblick der Gäste, schienen sich seine Augen merklich zu weiten.
      "Was?!", brüllte er so laut, dass sämtliche Vögel in der Umgebung erschrocken aufflogen und selbst einige Piraten zuckten. Sein Blick schien sich durch Flora zu bohren, die die Führung übernommen hatte.
      "DAVOR sollen wir uns fürchten?! Vor einer MATROSIN und ihrem GESINDE?! AGH AGH AGH AGH AGH!"
      Was wie die schlechte Nachahmung einer Krähe klang, war wohl ein aufrichtiges Lachen, das den Brustkorb des Captains erschütterte und seinen Bart von einer Seite zur anderen schleuderte. Sämtliche Piraten stimmten mit ein, aber ihre Blicke lagen viel eher auf ihrem Captain, als auf den Neuankömmlingen. Als er abrupt aufhörte zu lachen, wurde es auch schlagartig wieder still.
      "Ich habe gehört ihr seid mit einem Handelsschiff gekommen - auf DIESE Insel - um eure Waren zu verkaufen. Ist das richtig?"
      Seine Stimme war selbst im normalen Plauderton so laut und donnernd, dass der ganze Strand ihn hören konnte. Wahrscheinlich auch der Späher, der sich in den Wäldern versteckte.
      "Dann kommt nur rein hier! Aber fasst mir nichts an! Fünf Leute, für mehr hab' ich keinen Platz!"
      Er trat einen Schritt zur Seite und gestattete es damit wohl den Fremden an seiner Reihe an Piraten vorbeizugehen. Hinter ihnen ragte die Seemöwe wie ein dunkles Omen aus dem Wasser heraus.


      Auf dem Schiff selbst gab es nur einen Weg, den die fünf Besucher entlang gehen konnten, ohne in Zähne bleckende und mit Waffen fuchtelnde Piraten zu stoßen. Sie passierten eine große Doppeltür, hinter der sich ein ebenso großes Kapitäns-Zimmer versteckte, an dessen Tisch, in der Tat, gerade mal Platz für fünf Personen war. Der Captain selbst kam nach ihnen herein, wobei er sich an der Tür - die gerade hoch genug war damit er darunter passte - ein wenig aufblähte. Sein Blick wanderte über die Runde wie ein gieriger Wolf und er grinste, als er an ihnen vorbei ging und seinen Platz in einem Stuhl einnahm, der so aussah, als könnte er früher einmal ein Thron gewesen sein. Die Wände waren mit den unterschiedlichsten Bildern gefüllt, wobei bei der Vielfalt wahrscheinlich eher auf die goldenen Rahmen, als auf den Inhalt geachtet worden war. In einem Rahmen war sogar nur eine Karte halbherzig reingestochen worden, da wahrscheinlich das Bild selbst zu wertvoll gewesen war um es zu behalten.
      Der Captain grinste weiter in die Runde, entblößte seine fauligen Reihen an Zähnen und donnerte dann:
      "Was sitzt ihr so starr herum?! Macht mir ein Angebot! Was habt ihr zu verkaufen?!"
    • Der Elf begleitete Floras kleine "Verhandlungstruppe", so auch der Zwerg, der es sich nicht nehmen lassen wollte, zumindestens schon mal in die Nähe von diesem Bora zu kommen. Flora warnte ihn aber, das er ja keinen unüberlehten Unfug treiben sollte, sonst würde sie ihm den Bart zur Gänze abfackeln. Das hatte der Zwerg mit erstauntem Knurren aufgenommen. Naja, wenigstens war er an vorderster Front und konnte sich auch anders für die Schäden an seinem Bart rächen. Es musste ja n un wirklich nicht Bora sein. Obwohl er auch einen Bart hatte, wo es mit Genuss lohnen würde eine tiefe Kerbe reinzureißen.
      Während der größte Teil der Truppe irgendwo zwischen den Büschen rumkroch und sich für einen Angriff bereit hielt, marschierte Floras Gruppe direkt auf das Nest zu, und wurde schon bald in Empfang genommen. Da auch zwei Frauen in ihrer Gruppe waren, eine Elfe und eine Menschenfrau, schienen die Piraten sich wohl schon innerlich um diese Beute zu streiten. Das würde Flora aber nicht zulassen.
      Zwei Elfen, ein Zwerg und fünf Menschen inklusive Flora.
      Als sie zum Piraten Kapitän geführt wurden, fing er sogleich an zu lachen, was auch seine Mitstreiter taten, bis es sofort wieder still wurde. Flora ignorierte das so gut es ging. Der Zwerg knirschte mit den Zähnen, die Elfen blieben ruhig, aber wachsam. Nur die Menschen waren etwas unsicher, vertrauten aber auf Floras Führungskraft und Fähigkeiten.
      Fünf Leute durften mit dem Kapitän an Bord, der Rest musste leider warten. Flora ließ die Elfe und die Menschenfrau mitkommen, sowie den Zwerg und einen weiteren Matrosen. Der andere Elf sollte auf den Rest aufpassen.
      Die Gruppe wurde somit schonmal halbiert, was Flora nicht wirklich gefiel, aber auch nicht unbedingt schlecht war.
      Kurz darauf saßen sie auch schon in der Kajüte vom Captain und er grinste sie erwartungsvoll an, wollte das Angebot hören, da sie wohl etwas zu verkaufen hätten. Soso, dachte Flira. Jetzt waren sie schon zu Händlern geworden. Dachte er sie war eine Piratin? Oder käme sie von Lyxaxu, um das ein oder andere Handelsschiff auf guter Zusammenarbeit vor wenigstens seiner Piratentruppe abzusichern?
      Flora räusperte sich und grinste schelmisch. Eigentlich sah man in ihrem Blick ein jawohl so ist es und du hat eh keine andere Option. Ganz selbstverständlich.
      "Was ich zu verkaufen habe? Euer Leben. Mein Angebot: Ihr ergebt euch auf der stelle, kniet vor mir nieder und winselt um Gnade und Verzeihung. Dann werdet ihr mir all eure Schätze und Waren überlassen, als kleine Schadensersatzleistung, gegenüber dem was ihr hier auf der Insel getrieben habt, und dem Volk das hier lebte. Wenn ihr schön brav seid, kann ich bei eurem Schiff nochmal ein Auge zudrücken, und ihr dürft davon segeln, müsst aber alle Kanonen über Bord werfen. Desweiteren werden wir einen Vertrag unterzeichnen, in dem ihr beglaubigt, diese Insel und dessen Anwohner nicht mehr zu belästigen, diese weit zu umsegeln und mir dafür noch einen Gefallen schuldigt, den ich jederzeit einfordern kann. Bei einem Verstoß werde ich euch aufsuchen und ein Kopfgeld zusätzlich ausschreiben.
      Das sind die Bedingungen, und diese haben leider keine weiteren Optionen für euch. Weigert ihr euch auch nur bei einer einzigen Sache, werde ich euer Nest hier ausräuchern ...*sie hob den Finger und zeigte lächelnd aber mit bestimmendem Blick der Ernsthaftigkeit auf den Kapitän ..."Und mit dir fang ich an. Ich werde dich schneller baden lassen, als du Läuse aus deinem Barte huste kannst."
      Flora bereitete bereits zwei Zauber vor. Ein direkter Vorstoß und ein Kraftschub, um den Wanzt des Piraten mit einem Faustschlag durch die Fenster seiner Kajüte direkt ins Meer zu befördern, wenn er frech werden sollte. Vermutlich würde das nicht ohne Lärm ablaufen, und das wäre sogleich auch ein Angriffssignal an die anderen.
      Der Zwerg knirschte erneut mit seinen Zähnen, das einzige Geräusch, was die kurz aufkeimende Stille mit Geräuschen erfüllte. Alle saßen ganz ruhig da, Flora grinste und schien sich entspannt in ihren Sitzplatz gelehnt zu haben, was aber täuschte.
      Nun warteten sie ab, wie der Pirat reagieren würde. Alle wussten aber, das ein Kampf so bereits besiegelt wurde. Flora hatte entweder einen ganz schlechten Scherz verkauft, oder den Piraten extrem beleidigt und in seine Ehre rumgestochert. Irgendwer würde heute sicher noch die Muscheln unterm Schiffskiel abkratzen können ... irgendwer ....
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    • Captain Bora's Grinsen, das ihm tiefe Falten in das sonnengebräunte Gesicht zauberte, erfror an Ort und Stelle und sein Blick haftete sich auf Flora. Dann, ganz plötzlich und mit übertriebener Gestik, warf er die Arme in die Luft und jammerte kläglich:
      "O bitte! Verschont mir das Leben und das meiner Crew! Ich verspreche auch nie wieder zu Plündern und zu Morden! Nie wieder!"
      Er schüttelte seinen Kopf in weiten Bewegungen und schlug dann die flache Hand auf den Tisch. Sie war in etwa so groß wie ein kleiner Teller. Der nächste Lachanfall brach ungehemmt aus seiner Brust.
      "AGH! AGH AGH AGH ist es DAS, was du hören willst, Puppe?! Das ist ja wirklich zum BRÜLLEN!"
      Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte tatsächlich so laut, dass es einem Brüllen ähnelte. Als er sich kurz darauf schon wieder beruhigt hatte, war sein Grinsen wieder da, so strahlend wie bei einem Kind.
      "Wenn ihr kein ernstgemeintes Angebot für mich habt, dann werde ich euch eins machen!"
      Er stierte Flora mit gierigen Augen an.
      "Du wirst mir deine hübschen Kleider geben und dann werde ich dir einen eigenen Platz in meiner Koje geben, damit wir uns zusammen die Zeit vertreiben! Was hälst du davon? Ich verspreche auch ganz freundlich zu deinen Freunden zu sein. Natürlich nur wenn du auch brav bist."
      Sein Grinsen sah jetzt so aus, als würde es von einem Ohr zum anderen reichen. Allerdings war es alles andere als ein glückliches Grinsen; seine Augen versprühten so viel Gier und Lust, dass es dem Grinsen eines Teufels glich.
    • Flora hatte natürlich schon damit gerechnet, das der wiederliche Abschaum der Meere in keinsterweise klein beigeben würde, aber das der Typ derart Dreck zwischen seinen Zähnen hortete, das sein Benehmen komplett am Meeresgrund verankert war, das zog auch ihren Magen zusammen. Es kam eben doch etwas anders als geplant oder erwartet, und es würde wohl eher zum Konflikt kommen als gedacht. Wenn es hier gleich zur Sache ging, und der Rest der Truppe angriff, würden jedenfalls die brennbaren und explosiven Pülverchen in großen Rauchwolken aufsteigen, soviel war sicher. Notwendige Opfer. Man konnte eben nicht alles plündern. Aber ein Pirat weniger auf den Meeren und für ganz Taranoke gab es etwas mehr Sonnenschein.
      Flora hielt sich verstohlen eine Hand vor den Mund und winkte grinsend mit der anderen ab. "Aber aber, verehrter Bora. Ihr glaubt, das mein Angebot nicht ernst gemeint war, ja? Hm, dann muss ich euch das eben nochmals ganz genau erklären. Mancheiner lernt eben nur durch fühlen, statt durch hören."
      Ihr Blick wurde plötzlich finster und sie sah ihn mit stechenden Augen an."Zeit die Kajüte mal zu lüften ..."
      "TAU" - "DIRACTO"
      Mit ihren beiden vorbereiteten Zaubern setzte sie jeder Verhandlung ein Ende, sofern man den von Verhandlung sprechen konnte. Ein enormer Kraftschub manifestierte sich in ihrem rechten Arm und gleich darauf schoss sie auch schon wie eine Kanonenkugel aus dem Sitz heraus auf Bora zu und vergrub ihre Faust in seinem Wanzt. Es gab ein dumpfes Geräusch und dann wurde Bora auch schon aus seinem Sessel befördert und mit voller Wucht rücklings durch die Fensterläden geworfen. Es schepperte und Glassplitter verteilten sich samt Frachtgut Bora in der Luft, während der Pirat sicherlich 10 m weiter segelte ehe er wie ein Sack Mehl in Meer platschte. Ob er das verkraftet hätte und wieder auftauchen würde? Wenn er nicht irgendeinen Schutz drunter getragen hat, dann wird er jedenfalls innere Verletzungen haben, soviel stand fest.
      Auch der Rest der Anwesenden erhob sich und machte sich bereit, mit den Piraten ein kleines Fest zu feiern. Die Tür zum Schiffsinneren wurde aufgerissen und schon stürmte die kleine Gruppe auf die Piraten unter Deck zu.
      Draußen an Land kam nun ebenfalls Regung ins Spiel, nachdem ein Großteil aller den Blick zum Schiff richtete, und irgendetwas was Bora ähnelte, aus dem Schiffsheck flog und im Wasser landete.
      Und schon griffen die vorbereiteten Taranoker die verdutzten Piraten an. Natürlich kämpfte man sich nun zum Schiff vor, um sich dort wieder mit Flora zu vereinen. Auch aus den umliegendem Gebüsch erfolgte nun ein Angriff auf die dortigen Wachmannschaften. Ziel war es, die Munition in die Luft zu jagen.
      Flora unterdessen lachte. Nichtmal entwaffnet hatte Bora sie. Sehr unvorsichtig. Sie stürmte aufs Deck, musste aber zuvor noch die Treppe freiräumen mit einer Wasserkugel. Piraten mochten es doch eh feucht?
      Schüsse ertönten und Flora erhielt einen Streifschuss an der Wange. "Tzzz... sowas, fast hätte er Glück gehabt.", murrte sie. Ja, das war das gefährliche an den Piraten. Sie nutzten Schusswaffen, statt Bögen, und auf kurzer Strecke äußerst effektiv.
      "VELORIS" beschwor sie und erhöhte ihre Kampfgeschwindigkeit. Zwei Piraten mit Dolch und Entermesser mussten mehrere Schläge einstecken und sahen das Schwert nur noch verschwommen und gafften förmlich, suchten nach einer Kontermöglichkeit, dann wurden sie auch schon zu Boden geschickt. Der Schütze hatte inzwischen Pulver und Kugel nachgeladen, legte an und zielte auf Flora, aber dann warf sich eine bärtige Kugel auf den Schützen und biss ihm ins Bein. Dieser schrie auf und geriet ins Taumeln. Der Zwerg hatte sich durch ein paar Seeratten hindurchgekämpft und war zum Schützen vorgedrungen.
      "Lass mir ja die Lady in ruhe, du Frischwassermatrose!" Er brachte den Pirat zu Fall und packte dann seinen Bart. "HAHA, jetzt erfolgt die Racheeeee....uurrggg...her mit dem Gefussel .." " ..IIAAAHHHHHHHHKKKK.......", krischte der Pirat.
      Schon hatte der Zwerg mit einem Ruck den halben Bart abgerissen, es hing sogar noch Kinnfleisch und Unterlippe am Gesichtsskalp.
      Flora ließ ihn machen. Der hatte eh seinen Kopf und jetzt darüber zu streiten brachte eh nichts. Es war eben seine Rache. Immerhin musste der Pirat nicht lange darunter leiden.
      Langsam wurden es mehr Piraten. Sie krochen aus Luken und stürmten aus Türen aufs Oberdeck. Und dann krachte es gewaltig. Ein Pulverhaus flog in die Luft und verteilte eine Druckwelle bis hin zum Schiff. Jetzt ging es erst richtig los .....
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    • Das wahrscheinlich größte Gefühl, das Bora neben seinem Entsetzen verspürte, als er einige Sekunden lang im freien Fall durch die Luft segelte - hatte dieses Mädchen ihn gerade wirklich aus seiner Kapitänskajüte befördert? Sie ging ihm doch nicht mal bis zum Kinn! - war Euphorie. Als sein Mantel an den Seiten neben ihm herflatterte und er verwundert auf das kleiner werdende Gesicht dieser Frau - nein, diesem Teufel aus der Unterwelt! - starrte, spürte er mit einem Mal die Schwerelosigkeit, mit der er hinabrauschte. Sein Bauch, der von Rum gefüllt und gestärkt war, machte ihn plötzlich nicht mehr so schwer wie sonst; ganz im Gegenteil. Er war ganz leicht. Er glaubte sogar, nur die Arme ausstrecken zu müssen, um wie ein großer, hässlicher Vogel davonfliegen zu können, aber um das auszuprobieren reichte die Zeit dann doch nicht mehr. Der Aufprall auf dem Wasser löschte seine Gedanken aus und mit ihnen auch sein Hochgefühl.

      Bei den Piraten brach das Chaos aus. Nicht nur hatten sie gerade ihren Captain aus dem Fenster fliegen sehen, sie hatten ihn auch - wie gesagt - aus dem Fenster fliegen sehen. Manch einer hätte vielleicht eines Tages ein Lied über eine Frau singen können, deren Schönheit einen Mann wie ihm Flügel wachsen gelassen hat, aber in diesem Moment war keinem zum Singen zu Mute. Erst recht nicht, als die Taranoker angriffen.
      Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Piraten umzingelt waren. Betäubt von dem Schock über den fliegenden Captain und noch in gänzlicher Verwirrung, reagierten viele nicht annähernd schnell genug, um ihr Leben oder das ihres Nachbarn zu retten. Aber der Schock war auch schnell wieder überwunden. Piraten fingen an sich zu regen - niemand würde hier eine Chance bekommen, sich an ihren hart erkämpften Schätzen zu ergötzen. Zur Not würden sie alles am Meeresgrund versenken.
      Die erste Welle an Piraten setzte sich den Taranokern entgegen, die zweite lud ihre Waffen und verursachten ein knallendes Feuerwerk, mit dem auch jede Menge Rauch in die Luft aufstieg. Viele Taranoker gingen dabei zu Boden, ob tödlich verwundet oder nicht. Der Schmerz einer Kugel war sehr viel größer als der eines Pfeiles und ihre Rüstungen waren nicht ansatzweise stark genug um sie ganz aufzuhalten. Einige Taranoker wurden unsicher. Wo war nur Flora, ging es ihr gut? Sollten sie sich lieber zurückziehen, wenn Flora starb? Schließlich wollten die Piraten auf dieser Insel nur handeln, sie hatten eigentlich keine kämpferischen Absichten gehabt.
      Die Explosion einer Hütte nebenan ließ allerdings die meisten wieder ein wenig Kampfgeist erhalten und so warfen sie sich den Piraten wieder entgegen, drängten sie zum Strand zurück oder wurden in den Wald gedrängt, bis es bald lauter einzelne Gruppen auf der Lichtung gab, die miteinander stritten. Die Luft war erfüllt von dem hellen Klirren der Schwerter und dem beständigen, fast rhythmischen Knall der Pistolen, deren Rauch stetig in den Himmel zog. Hier würde man kämpfen, bis eine Seite zu schwach war, und wenn das für die Taranoker galt, würden sie wahrscheinlich ihr Heimatland nie wieder sehen.

      In einer Hütte am Rande des Geschehens hatten sich die beiden wachenden Piraten nervös an das Fenster gestellt, um das Geschehen aus der Ferne zu beobachten. Hinter ihnen war es relativ laut; die vielen Männer und Frauen, die sich dort in den Käfigen drängten, hatten wohl erkannt, dass es dort draußen einen Feind der Piraten geben muss, der sich ihrer vielleicht erbarmen würde. Sie schrien und schlugen gegen ihre Gitter, wurden aber jedes Mal leise, wenn einer der Piraten ihnen fluchend mit dem Säbel drohte. Diese beiden Piraten hatten nichts vom Fall ihres Captains mitbekommen und sie würden nicht zögern jeden zu bestrafen, der hier eindringen wollte. Die Sklaven waren ihr höchstes Gut, der Preis für eines der Kinder versprach unermesslichen Reichtum. Sie würden es mit ihrem Leben schützen.
    • Der Kampf um die Insel hatte inzwischen den Höhepunkt erreicht. Jeder war irgendwie in Kampfhandlungen verwickelt, oder kurz davor. Mancheiner hatte es schon hinter sich, und auch unter den Taranokern gab es Opfer zu beklagen. Fünf waren schon gefallen, sieben weitere leicht oder schwer verletzt, aber damit mussten sie rechnen, wenn es zu Kampfhandlungen kam. Bei den Piraten waren die Verluste aber deutlich höher, schon weil sie überrascht wurden. Aber niemand würde Flora dafür zur Rechenschaft ziehen, weil jeder wusste, das die Piraten sonst anderen das Leben schwer gemacht hätten, würde man sie hier einfach weiter machen lassen. Flora kämpfte für etwas, und ihre Untertanen und Freunde folgten.
      Es knallte mehrfach heftig, als ein paar Piraten mit den Schiffskanonen an Land schossen, um eine kleine Gruppe Taranoker, die sich durch die Büsche gekämpft hatte, unter Feuer zu nehmen. Eine Kugel traf und riss einen Zwerg in zwei Hälften. Splitter eines Baumes verletzten einen Matrosen am Oberarm mit Schnittwunden. Beides würde die Truppe weder aufhalten noch zur Umkehr zwingen.
      Flora selbst hatte mitbekommen, das ein Deck tiefer ein paar Halsabschneider ihre Kanonen geladen haben. Der Rauch zeigte ihr auch ungefähr von wo. Sie rannte ein Stück über das Oberdeck und fand eine Luke, in der sie tiefer ins Schiff vordringen wollte. Aber ihr Plan wurde vereitelt, als sogleich zwei Köpfe und ein Gewehr hervor kamen und Flora als Ziel festlegten. Mit einem Hechtsprung verschwand sie hinter einem Fass. Die Kugel streifte ihren Stiefel und blieb dann irgendwo in einer Wand der Aufbauten stecken.
      "Verflucht, so komm ich da sicher nicht unverletzt runter.", murrte sie. Ein vorsichtiger Blick um das Fass bestätigte ein Rudel Piraten, das sich dort verschanzt hatte.
      Zwerg und eine Matrosin kamen zu Flora, duckten sich hinter Kisten.
      "Da kommen wir nicht durch. Zu viele Gewehre, zu wenig Deckung.", meinte die Frau, und Flora nickte. Der Zwerg fluchte. "Ich würde ja Feuer legen, aber wenn ihr das Schiff vielleicht lieber im Hafen von Lyxaxu für nen Batzen Gold verkaufen wollt, wäre es doch schade es hier abzufackeln. Bei meiner Axt, ich würde lieber das Gold küssen."
      Flora grinste. Ja, das wäre sicher die bessere Lösung. Sie dachte nach. Gut,wenn oben der Weg zu gefährlich war, dann eben ... "TAU"
      Mit schmackos schlug sie die Faust auf den Boden, mehrmals, bis der Zauber nach ließ, und hatte in wenigen Sekunden ein Loch durch die Planken geprügelt, das groß genug war, alle drei schnell unter Deck zu befördern.
      "Vorsicht, die Taranoker .... treibt sie zurück ...", mahnte einer der Piraten und warf ein Enterbeil. Der andere zog bereits eine Machete und wieder ein weiterer eine Pistole.
      Der Zwerg sprang vor und warf seine Axt und traf den Schützen an der Hand, welcher kurz aufschrie und flüchtete. Die Matrosin begann einen Zweikampf mit dem Messermann und der Zwerg nahm sich sogleich noch den anderen vor.
      Gut, mehr Leute schienen hier nicht im Abteil zu sein, sondern hinter den Türen, wo auch die Luke war, oder ein Deck höher. Sicher werden die gleich kommen, wenn der Geflüchtete Verstärkung holt.
      Schnell war hier aufgeräumt. Flora fackelte nicht lange. "Helt mir. Holt Pulver und Munition." "Was hast du vor, Mädchen?", fragte der Zwerg, während Flora mit ihrem Tau Zauber die erste Kanone versetzte. Sie schnitt die Haltetaue durch und zog dann mit ganzer Kraft und drehte die Kanone in die Richtung, wo die Piraten hockten. "Ich miste den Stall aus. LADEN - SOFORT!"
      Der Zwerg holte eine der Stahlkugeln, während die Frau sich um das Pulver kümmerte. Flora setzte noch zwei Kanonen in Position, so das alle drei nach vorn ins Unterdeck zeigten. Die dritte Kanone war gerade zurechtgerückt, da kam auch schon der erste Pirat durch die Tür. Er schoss und traf die Frau, Flora nahm das Messer von dem Piraten und warf es auf den anderen, welcher kurz hinter der Tür in Deckung ging. Als er wieder vorlukte, bemerkte er, was vor sich ging. Trotz Schussverletzung hatte die Frau noch die Kanone gestopft, und der Zwerg diese munitioniert. Dem Piraten fiel die Kinnlade runter. Flora grinste. Zwerg und Frau sprangen in Deckung, und Flora winkte noch kurz. "Grüß mir den Klabautermann ...BLAZE ..." Der Feuerzauber entfaltete seine Wirkung, und sie formte die Feuerkugel zu einem Speer, und ließ ihn seitlich über die Lunten flitzen. Mehrere Piraten wollten sich endlich in den Raum drängen, als der andere bereits schreiend zurück wollte. "WEG ... weg hi..."
      ---BA-BA-BAMMMM--- Zu spät. Die drei Geschütze entluden ihre Ladung und die Kugeln durchsiebten die Holzwände. Flammenzungen und eine enorme Rauchentwicklung folgten den Geschossen, deren Splitterwirkung fast noch verhehrender war. Dann gab es noch einen Rumms. Irgendwas musste im Raum dahinter entzündet worden sein. Sicher waren dort weitere Kanonen, Pulverfässer und auch Lampen.
      An Land gab es erneut Aufmerksamkeit zum Schiff. Zuerst dachten alle, die Piraten hatte eine zweite Salve vorbereitet, aber die erwarteten Geschosse blieben aus. Stattdessen schoss eine Rauchwolke aus einigen Kanonenklappen vervor, es krachte und schepperte, dann eine weitere Explosion. Holzplanken und Splitter verteilten sich sdamt dem ein oder anderem Piraten, der nach oben aus dem Deck heraus oder seitlich aus der Schiffswand flog. Feuer und Rauch in unerwünscher Flugbegleitung.
      Flora, die durch den schnellen Einsatz ihrer Kräfte bis ans Kraftlimit gegangen war, schwitzte vorher schon, weil die Kanonen sich immernoch wie schwere Mehlsäcke angefühlt hatten, als sie diese verschob. Die Geschütze waren beim Abschuss natürlich zurückgeflogen und durchs unterdeck gerauscht. Dabei sind sie sicherlich kaputt gegangen und unbrauchbar geworden, aber wen kümmerts. Sie rappelte sich auf und klopfte sich ab. Staub, Pulver und Holzsplitter, sowie ein paar Seile und Leinen hatten sich wie eine Decke auf die gelegt.
      Der Zwerg krabbelte rücklings aus einem leeren Fass und fluchte irgendwas. Flora meinte ihren Namen vernommen zu haben. Aber sie lebten doch noch. Der Zwerg schrie auf hielt plötzlich einen Handgroßen Splitter in der Hand, den er sich aus dem Hintern gezogen hatte. "Auuuu.....wieso krieg ich eigentlich immer alles ab ..? Fräulein ... ihr seid eine Wahnsinnige Anführerin! Seit ich mit euch segelte, habe ich meinen halben Bart verloren, bin halb in die Luft gesprengt worden und sitzen werde ich wohl die nächsten Tage auch nicht können! Ich hoffe das euer Geldbeutel das wieder gutheißen kann ... uurrrguurrrr...!"
      Flora lachte grinsend. "Wieso? Wir leben doch noch. Sei dankbar, Herr Zwerg. Später gibts gekaperten Piratenrum. Das Einzige, was hier wirklich gut ist."

      Inzwischen näherte sich eine Elfenfrau, die zuvor das Schiff verlassen und sich an Land gekämpft hatte, dem Versteck mit den Sklaven. Die Niederlage der Piraten schien schon fast besiegelt. Es gab nur noch wenig Widerstand.
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    • Hätte die steigende Übermacht der Taranoker nicht schon den Verlauf des Kampfes besiegelt, so tat es die plötzliche Explosion im Piratenschiff. Das war das Stichwort: Ab jetzt galt es sein Leben zu beschützen und von hier zu verschwinden - sich in den Wäldern zu verstecken oder mit dem nächsten Piratenschiff abzuhauen. Sie würden sich jedem anschließen; Captain Bora hatte einen Abgang ins Meer gemacht und es war noch nicht vorauszusehen, ob es ihn schon endgültig verschlungen hatte. Aber ihre Loyalität war zumindest hinüber.

      Von all dem bekamen die beiden hinterbliebenen Wachen nichts mit. Sie sahen nur, wie sich ihnen eine einfache Elfenfrau näherte und trafen nach kurzer Absprache die Entscheidung, Bora einen weiteren Sklaven zu präsentieren. Elfen waren immer sehr teuer, weil sie so verdammt schwer zu fassen waren, und das war ihre Chance.
      Aber die Elfenfrau hatte nicht das Bedürfnis sich als Sklavin einsperren zu lassen. Sie war Flora's Expedition beigetreten, damit sie ihren Horizont erweitern konnte und neben dem alten Taranoke vielleicht neue Welten entdeckte. Dazu zählte nicht, diese Welten hinter Gitterstäben aus zu betrachten.
      Sie warf sich dem einen Piraten entgegen, entwaffnete ihn in drei Bewegungen und parierte die Angriffe des anderen. Das plötzliche Geschrei, das aus der Hütte zu ihr drang, loderte den Hass in ihr auf. Vielleicht hätte sie die beiden Männer ziehen lassen, aber jetzt nicht mehr. Jetzt ganz bestimmt nicht mehr. Sie packte den einen am Handgelenk, zog ihn zu sich und rammte ihr Schwert durch seinen Bauch. Der andere schaffte es zumindest, ihren ledergeschützten Arm zu treffen, wodurch sie sich bei ihm rächte, indem sie ihm den Hals durchschnitt. Beide fielen zu Boden wie übergroße Kartoffelsäcke.
      Als die Elfe die Hütte betrat, fand sie das scheußliche Bild von zwei riesigen Käfigen, in denen sich jeweils bestimmt ein Dutzend Menschen befanden. Sie schrien ihr alle was entgegen, einige zogen an den Gitterstäben. Sie verstand kein einziges Wort, aber sie musste auch nichts verstehen.

      Als sie die Gefangenen rausließ, fiel vor allem auf, wie abgemagert sie alle waren. Die Frauen trugen sehr spärliche Kleidung, die Männer hatten Blessuren und teils sogar offene Wunden. Es gab auch drei Kinder unter ihnen.
      Die Gefangenen, von denen kein einziger taranokisch sprach, davon zu überzeugen zurück zum Piratenschiff zu kommen, damit sie mit Flora und den anderen zurück nach Taranoke gehen konnten, war ein Ding der Unmöglichkeit. Viele schrien entsetzt, einige weinten oder waren kurz davor und keiner von ihnen ging freiwillig mit. Die Elfenfrau überzeugte sie - wie auch immer sie das geschafft hatte - an Ort und Stelle zu bleiben, bis sie Flora geholt hatte, die vielleicht einen vertrauenswürdigeren Eindruck machte. Dann machte sie sich auf den Weg, um bei Gelegenheit auch noch aufräumen zu helfen.


      Unterdessen wurde das Innere des Schiffs regelrecht zerfetzt. Wo sich gerade noch der Kanonenraum befunden hatte, klaffte jetzt ein Loch. Stützbalken zersplitterten so leicht wie Zahnstocher und das Oberdeck erzitterte so stark, als habe eine unsichtbare Hand sie einmal durchgeschüttelt. Das ganze Schiff erbebte unter der Wucht des eigenen Knalls. Es knarzte und ächzte durch sämtliche Innenräume, das Schiff hörte sich an, als würde es zum Leben erwachen.
      Am untersten Deck, in dem kleinen Raum hinter der Kajüte, in dem sonst die Eimer und Besen verstaut wurden, hob der letzte verbliebene Passagier den Kopf. Es war eine Elfe.




      Sie hatte das Kampfgeschehen belauscht, hatte sich vorgestellt wie die Piraten ihre Säbel gegen einen Feind richteten, von dem sie kein Bild hatte, wie sie ihm den Kopf abschlugen. Das hatte sie nicht wirklich beeindruckt, solche Kämpfe waren keine Seltenheit, aber dieser Knall hier war etwas anderes. Irgendwas musste schief gelaufen sein.
      Sie setzte sich auf ihrem kleinen Bett aus Stroh auf und stierte durch den Schlitz in der Tür nach draußen. Die Kajüte war leer soweit sie erkennen konnte und das weckte ihre Hoffnung. Jetzt gab es womöglich eine erneute Chance zur Flucht, vielleicht auch die letzte. Der Captain würde sie, sollte sie scheitern, wahrscheinlich nicht mehr unbewacht lassen, so wie er es jetzt tat.
      Die Elfe stand auf, schlich auf Zehenspitzen zur Tür und drückte sie nur so weit auf um sich hindurchzuquetschen. Tatsächlich, die Kajüte war vollkommen verlassen - besser für sie. Sie spurtete zur Treppe, beinahe lautlos, huschte die wenigen Stufen hinauf und machte sich an der Luke zu schaffen. Nicht abgeschlossen. Heute musste ihr Glückstag sein.
      Was sie als erstes sah, als sie sie ein wenig aufdrückte, war die völlige Verwüstung, die sich ihr bot. Im Raum selbst standen drei Kanonen - mitten im Raum - und fünf Personen um sie herum. Sie hatten ihr den Rücken zugedreht. Vor ihnen war der nächste Raum in Fetzen gerissen worden, was wahrscheinlich der laute Knall gewesen war, den sie gehört hatte.
      Fünf Personen also, bis sie draußen war, das sollte sie schaffen. Sie fixierte den an, der ihr am nächsten war: Ein Zwerg der auf dem Boden lag und sich den Hintern hielt. Erst er, dann würde sie sich die blonde Frau schnappen und bis der Anführer dieser Gruppe bemerkt hatte was vor sich ging, hätte sie schon zwei Leute zu Fall gebracht. Einfache Sache.
      Sie drückte die Luke weiter auf, der Zwerg wandte bei dem Geräusch den Kopf, dann sprang sie hervor. Sie griff sich einen der vielen Holzsplitter, die überall herumlagen, und war schon auf ihm, als er überrascht - und äußerst unmännlich - kreischte. Ein Stoß in den Hals, sie musste nur richtig treffen, dann würde er erledigt sein. Und danach die blonde.
    • Der Kampf nahm langsam sein Ende. Die Piraten hatten bemerkt, das sie ihr Spiel verloren hatten, und setzten zur Flucht an, denn jeder wollte hier nur noch lebend raus kommen. Egal unter welcher Flagge sie später dienten, hauptsache sie konnten noch Rum saufen, Gold scheffeln und es für Huren und anderes Zeugs ausgeben. Nur wenige, vielleicht eine Handvoll hatten es geschaft im Dschungel unterzutauchen. Der Rest starb oder wurde festgesetzt. Flora würde sie in Lyxaxu übergeben und sicher etwas Lohn dafür erhalten.

      Das Gefängnis wurde ausgehoben und die Gefangenen waren frei, aber wagten es nicht sonderlich sich zu freuen oder mit Vertrauen ihrer Retterin einfach so zu folgen. Vielleicht gehörte sie ja auch nur zu anderen Piraten, und Sklave blieb Sklave. Unter den halb verhungerten Insulanern war jedoch auch eine Fremde Gestalt, die sich gut versteckte. Ebenfalls abgemagert und in ähnliche Lumpen gehüllt hoffte er, das er nicht weiter auffiel und heil aus der Sache raus kam. Seine Flucht aus Taranoke führte ihn vor Wochen her, wo er hoffte erstmal untertauchen zu können, bis andere Prioritäten wichtiger waren. Und irgendwo hier auf der Insel hatte er noch etwas vergraben. Eine Statue aus Smaragd. Sie gehörte dem Adel, einem Mitglied aus der Lyxaxu Familie, Wido Lyxar, und war dessen Stolz gewesen. So groß wie eine Faust hielt sie normalerweise die Schreibfeder des Mannes, dem sie gehörte, und stand somit auf dessem Tisch. Aber nicht mehr seid man ihm seines Kommandos enthoben hatte, nur weil er einen Piraten entkommen ließ, und zum einfachen Soldaten machte. All der Erfolg der über Jahre hart erarbeitet wurde nur wegen einer solchen Kleinigkeit zunichte gemacht? Andere verloren auch gegen Piraten, bekamen trotzdem Lohn und Dank für dessen Abwehr. Aber er, Ramsey Fark, Kapitän einer schnellen Fregatte, entehrte man vor ganzer Mannschaft. Was sollte er noch in diesem undankbaren Land? Er rächte sich an seinem Vorgesetzten und brach in dessen Büro ein, stahl die Statue, um sie später irgendwo mal zu verkaufen. Vielleicht in Rawan? Oder wieder in Taranoke an einen Händler. Oder Mehyve. Ja genau, er würde sich Mehyve anschließen. Das Land lag im Bürgerkrieg und kämpfte um dessen Thron. Er würde sich Asyl und Vertrauen mit der Statue erkaufen. Dann war er sicher. Und er kannte Geheimnisse über Lyxaxu. Das würde Vorteile bringen. Eigentlich wollte er vorerst hierbleiben und abwarten, wer am Ende Mehyve führt, aber so wie es aussah, würde er bald mit seinem Schatz flüchten müssen. Wenn er nur eine passende Gelegenheit abwarten würde, sich ein Ruderboot zu schnappen, so könnte er zu der Klippe rudern, wo er die Schatulle vergraben hatte. Aber noch musste er warten, bis es Nacht werden würde. Ja, so war es sicherer.

      An Bord des Schiffes legte sich der Rauch entgültig und nur der Zwerg schien noch nicht zufrieden zu sein. Er krabbelte am boden und versuchte sich den Rum vorzustellen. Er hätte lieber Bier. Drei vergewisserten sich, das keine Gefahr mehr drohte, und schauten sich den rausgesprengten Schiffsteil an. Ein fettes Loch im Rumpf und in der Decke. Freier Blick auf Himmel und Land. Aber Piraten gab es keine mehr. Das Schiff wäre aber noch Seetauglich, und mehr als ein paar Tage brauchte es eh nicht bis ans Festland. Sofern hier nicht noch alles abbrennen würde, sicher ein guter Fang. Lyxaxu würde es in Zahlung nehmen und dann wieder reparieren und in seine Flotte aufnehmen. In wenigen Wochen könnte das Schiff also wieder auf hoher See unterwegs sein und Piraten jagen. Oder man nutzte es als Frachtschiff.
      Aber die Gefahr war noch nicht gänzlich vorbei. Während der Zwerg noch versuchte wieder auf die Beine zu kommen, sprang plötzlich eine Gestalt aus einer Luke hervor und landete rücklings auf dem Zwerg, der vor Schreck wie ein Schwein quiekend aufschrie, und um sein Leben fürchtete.
      Verdammt, wo kam dieser Pirat her? Flora hatte ihn nicht bemerkt und nur im Augenwinkel plötzlich die Bewegung wahrgenommen, aber keine Zeit mehr zum reagieren gehabt. Zumindestens im ersten Moment nicht. Und dieser Pirat war eine Frau und hatte vor, den Zwerg aufzuschlitzen. Jetzt half nur noch ein Zauber. "VELORIS" beschwor Flora und erhöhte somit ihre Geschwindigkeit und schnellte vor. Nur dank ihrer schnellen Auffassungsgabe konnte sie schlimmeres verhindern, und schaffte es noch, den Splitter abzuwehren, auch wenn dieser dabei tiefe Schnittwunden an ihrer Hand verursachte, was ihr ein leises Zischen entlockte. Sie packte das provisorische Messer und zog die Elfe kraftvoll in ihre Richtung und verpasste ihr dann einen Fausschlag in die Magengrube, so das diese aufstöhnend vom Zwerg fiel und gekrümt am Boden hustend liegen blieb. Vielleicht würde sie sich übergeben müssen, aber sicher würden die Schmerzen sie erstmal ruhig halten für einen Moment, bis der Bauch sich nicht mehr verkrampfte.
      Der Zwerg fluchte. "Hölle und Pest ... ich geh hier wirklich noch vor die Hunde ...!" "Keine Sorge, sie ist kampfunfähig.", gab Flora entwarnung und sah sich ihre Hand an. Innenseite und ihre Finger waren aufgeschnitten, einige Splitter in der Haut, und das Blut tropfte. Sofort waren die anderen zur Stelle und richteten das Mädchen auf.
      "Lasst sie sitzen, aber haltet sie.", ordnete Flora an und begutachtete die Kleine. "Ohoo, eine Elfe aus dem Wald auf hoher See in feiner Gesellschaft. Gib lieber auf, denn wir haben deinen Kapitän bezwungen. Es muss jetzt niemand mehr sterben."
      Flora legte ihre zweite Hand auf die Verletzungen ihrer Linken und kurz leuchtete sie auf. "MEDIS"
      Der Spruch war eine verbesserte Heilung, welcher schnell angewendet auch tiefere und schwerere VErletzungen heilen konnte, ganz ohne Narben. Letztere entstanden meist wenn dieser zu spät angewendet wurde. Wenn der Körper schon selbst Narbengeweben erstellte, weil die Wunde vielleicht schon Stunden oder Tage alt war, würde der Zauber das nicht kompensieren. Es würde auch nichts bringen, das Fleisch erneut zu schneiden, Narbengewebe zu entfernen, denn dann fehlte ja Fleisch und es gab zwar glatte Haut, aber auch Dellen. Nachwachsen lassen konnte Flora nichts, nur reparieren. Ansonsten hätte Codren längst ihre Hand zurück erhalten.
      Flora kniete nieder vor der Elfe und starrte sie mit ihren großen grünen Augen an. Wie einst der Elf im Wald, der glaubte, in Floras Augen etwas entdeckt zu haben. Ob das mit ihrer Magie zusammenhing? Naja, so in der Art und Weise war sie eeinzigartig in Taranoke. Niemand lehrte diese Magie noch, die einst Anhänger Aranas niederschrieben.
      "Und, verrätst du mir deinen Namen? Und keine Sorge. Ich lasse dich nicht in Lyxaxu einkerkern. Ich werde dich mitnehmen in die Wälder und deinem Volk übergeben. Sie sollen entscheiden was mit dir geschieht."

      Draußen durchsuchten die Taranoker inzwischen schon das Lager. Einer kam ins Schiff und wollte Meldung machen, blieb aber an einer Tür stehen, nickte den anderen nur kurz zu, um nicht zu stören. Die Sache war also erledigt. Die Gefangenen verschnürt und gebrochen. Jetzt musste man nur noch die versteckte Beute aus deren Nasen kitzeln. Später würde Flora jemanden zum Hauptlager schicken, damit sie es abbauten und mit ihrem Schiff hier auf diese Seite fuhren. So musste nichts quer durch das Gebüsch geschleppt werden.
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    • Schneller, als die Elfe selbst denken konnte, war sie schon überrumpelt. Sie sah einen Schatten über sich und war im gleichen Moment schon weg von ihrem Ziel. Die blonden Haare, die sie vorher auch schon einmal anvisiert hatte, blitzten vor ihr auf und dann war sie auch schon zu Boden geschlagen, hielt sich den Bauch und kämpfte um das Essen in ihrem Magen. So schnell war es also wieder vorbei, sie hatte nicht einmal den Zwerg verletzen können. Jetzt würde der Captain sie nie wieder so frei rumlaufen lassen. Aber wie konnte die Frau so schnell sein? Sie hatte sie ja selbst nicht einmal kommen gesehen, so plötzlich war sie bei ihr gewesen.
      Sie spürte, wie man sie an den Schultern packte und aufrichtete, was sie gleich mit einem Strahl ihres Mageninhalts dankte, der sich über die Schuhe ihres Linken ergoss. Fast hätte sie bei dem angeekelten Laut des Mannes gelächelt, aber auch nur fast. Sie war schließlich nicht lebensmüde.
      Als die blonde Frau anfing zu sprechen, dachte die Elfe kurz, dass sie einen Sturz auf den Kopf gehabt haben musste, sie verstand nämlich kein Wort. Das Zauberkunststück, mit der die Frau dann noch ihre Hand heilte, schien dem ganzen noch eins oben drauf zu geben, womit sie fast schon überzeugt davon war eine Gehirnerschütterung erlitten zu haben, denn die Frau vollführte schließlich Magie und war keine Elfe. Als sie allerdings ein erneutes Mal sprach und der Elfe so nah war, dass sie den Farbverlauf in ihren Pupillen erkennen konnte, kam ihr langsam eine Erinnerung in den Kopf, die ihr im wahrsten Sinne die Augen öffnete. Der verbissene Ausdruck in ihrem Gesicht verwandelte sich in aufrichtiges Staunen und sie ließ einmal den Blick über alle Gesichter schweifen, die sie sehen konnte, bevor sie sagte:
      "Qetz tsghj r'fayx tzt[/i]?"
      Und dann, ein weiteres Mal mit brüchigem Akzent:
      "Bin ich hier etwa in Taranoke?"
      Die Kampfeslust verschwand aus ihren Augen und wich Neugier, mit der sie Flora betrachtete wie ein fremdes Tier. Im selben Moment erschien die Elfenfrau, welche die Sklaven befreit hatte, über dem Loch und rief:
      "He Flora, da ist -"
      Aber sie verstummte, als ihr Blick auf die Elfe fiel, und so wie es ihr auffiel, erkannten es in dem Moment auch die anderen. Die Elfe am Boden war groß, um einen Kopf größer als Flora und hatte von Haus aus eine abgemagerte Statur. Ihre Haut hatte einen Graustich, der besonders in der Sonne auffiel, und ihre Hände waren klein, aber die Finger lang. Am meisten fielen allerdings die Ohren auf: Sie waren größer und breiter als die der Elfenfrau.
      Und wenn es bis dahin keiner richtig wahrgenommen hatte, so sprach die Elfenfrau das aus, was zumindest jetzt alle dachten:
      "Wer ist das? Die kommt nicht von hier."
    • Flora runzelte die Stirn und blickte zuerst fragend zur anderen Elfe hoch, dann wieder auf ihren Gast. Offenbar war das eine Elfe die nicht aus Taranoke stammte. Seltsam. In Büchern hatte sie nie etwas davon gelesewn, das noch außerhalb Taranokes Elfenvölker lebten. Flora fiel auch jetzt erst auf wie groß sie eigentlich war. Größer als gewöhnliche Elfenfrauen. Wobei es sicher auch dort Ausnahmen gab. Aber auch Ohren und die Hautfärbung ließen auf eine andere Herkunft vermuten. Wo mochten die Piraten sie wohl aufgegabelt haben? Auch ihre Sprache, klang fast wie Codrens rawanisch. Aber das stimmte wohl nicht.
      Der Akzent der Elfe und die Sprache in taranokisch machte es zumindestens einfacher, mit ihr zu kommunizieren. Flora seufzte. "Schon wieder ein Rätsel. Ich treffe lauter interessante Leute, wenn ich Land und Meer bereise. Und nein, du bist hier nicht in Taranoke. Das ist eine Inselgruppe einige Tage Seereise von Taranoke entfernt. Ich stamme von dort. Und wenn wir hier fertig sind, werden wir auch wieder dorthin reisen. Lasst sie los. Sie ist wohl keine Piratin."
      Wiederwillig ließen sie von der Elfe ab. Flora gab kurz Anweisungen alles für die Plünderung und den Abtransport vorzubereiten. Notdürftig würde man das Schiff etwas flicken, damit bei Sturm keine hohen Wellen in den Rumpf flossen, in zwei Tagen würden sie wieder abreisen. Zeit genug um erstrmal ein paar Fragen zu klären.
      Sie gab der Elfe erstmal einen Moment und ging noch kurz zum Späher, der mit Hilfe des anderen Elfen ein paar Worte übersetzte, und schließlich auch die anderen Gefangenen überzeugend aus ihren Löchern holte. Die Insel gehörte nun wieder ihnen. Alles was Flora nicht mitnehmen würde, könnten sie für sich beanspruchen. Sie könnten hier ein neues Dorf errichten. Und eine Anlegestelle. Flora versprach, etwas essbares Gold aus ihrer Heimat hierher zu entsenden, und jemanden, der ihnen zeigte, wie man es herstellte. Allerdings würde es noch eine weile dauern. Der Winter musste erst sein Kleid abstreifen, damit die Pflanzen wachsen konnten.
      Nach einigen Stunden ging dann auch die Seaflower neben dem Piratenschiff vor Anker. Die Leiche von Bora hatte man nicht finden können. Er war abgetrieben, von Haien gefressen oder auf den Grund des Meeres gesunken. Vielleicht hatte er auch überlebt und lag jetzt irgendwo auf einer der Nebeninseln. Letztenendes war es Flora egal.
      Am Abend saß die fremde Elfenfrau bei Flora in der Kajüte. Flora wollte natürlich wissen, wo die Dame her kam. Hier in Taranoke gab es keine Elfen von ihrer Statur und Hautfärbung, wobei es auch dunkelhäutige Elfen gab. Dennoch hatten die Elfen ansonsten mehr Gemeinsamkeiten, als Unstimmigkeiten, wie sie hier.
      "Zeit uns nochmals richtig vorzustellen. Ich bin Flora Goldfield, Gräfin von Garlingen. Und wer seid ihr? So wie ich es bisher vernahm, scheint ihr auf dem Weg nach Taranoke zu sein. Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Vielleicht kann ich helfen. Sucht ihr jemanden?"
      Ein wenig viele Fragen, aber Flora war etwas zu neugierig, als das sie zu wenige Information aufeinmal wollte.
      Zudem bot sie der Elfe etwas Obst, Tee und auch Brot an. Flora selbst knabberte an einer dieser Kokosnüsse.
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    • Bis zum Abend gewann die Elfe etwas Würde und auch Selbstbewusstsein zurück, nachdem sie davon hörte, dass die Piraten gesiegt waren und der Captain gar nicht mehr aufzufinden war. Sie fand Gefallen an der blonden Frau, die sich als sehr Willensstark aber freundlich herausstellte und wohl kein Interesse an Sklavenhandel hatte. Die Elfe beobachtete das Geschehen aus dem Hintergrund, so sicher war sie noch nicht, um sich vor diesen vielen Menschen und auch Elfen zu zeigen, und als der Moment gekommen war ins Schiff zurückzugehen - diesmal kein Piratenschiff, es sah sogar recht edel aus - folgte sie mehr als bereitwillig. Sie sprach nicht viel, nickte oder schüttelte den Kopf, wenn man sie auf etwas ansprach, aber bei der blonden Frau quetschte sie einige Worte mehr hinaus.
      "Ich heiße Kasli", brachte sie heraus und ihre Augen wanderten durch das Zimmer während sie versuchte sich an die frühen Lehrstunden in taranokisch zu erinnern. "Ich komme aus Quons, das ist weit entfernt. Sehr weit entfernt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals nach Taranoke kommen würde."
      Sie lächelte Flora an, zum ersten Mal, und zum Vorschein kamen zwei Reihen spitzer Zähne, die Zähne eines Raubtiers. Sie nahm sich einen Pfirsich, biss ohne großen Hunger ein Stück ab und schluckte ohne zu kauen.
      "Ich bin mit meinen Freunden losgefahren vor vielen... vielen... Monden. Wir wollten nach Eringsen, aber das Meer ist groß, sehr groß. Wir sind nie dort angekommen."
      Ihr Blick blieb auf der Elfenfrau haften, die ebenfalls anwesend war, und in das Lächeln in ihrem Gesicht mischte sich auch etwas anderes. Ein Schatten huschte über ihre Miene.
      "Wir hätten nie gedacht, dass noch Elfen auf Taranoke leben. Wir dachten, sie wären alle von den Menschen getötet worden. Deswegen sind unsere Großeltern auch ausgewandert."
      Sie leckte sich ein Stück Pfirsich von den Vorderzähnen; selbst ihre Zunge war spitz. Sie betrachtete die Elfenfrau noch einen weiteren Moment, dann wandte sie sich wieder Flora zu.
      "Es ist eine sehr lange Reise nach Quons, eine sehr, sehr lange Reise. Ich brauche ein Schiff." Sie nickte bedächtig. "Ein gutes Schiff. Ein stabiles."
    • Die Verständigung mit der Elfe schien keine Probleme zu bereiten. Ihre Familie stammte wohl mal aus Taranoke, wie sie berichtete, und man hatte ihr wohl noch die alte Sprache beigebracht, wohl weil auch heute noch Vertreter der alten Generation lebten, und man so auch in der alten Sprache reden konnte, wenn diese wohl auch selten oder gar nicht verwendet wurde. Kasli konnte aber mit ein wenig nachdenken recht gut in Floras Sprache sprechen, wenn auch ein deutlicher Akzent zu vernehmen war.
      Sie war also auf einer langen Reise gewesen. Flora kannte beide Länder nicht. Sie wusste zwar noch von einem großen Kontinent, wo auch Rawan sein Reich hatte, und Codren einst her kam, oder die Menschen auf Taranoke, aber mehr als Taranoke selbst und das Wasser darum kannte Flora nicht. Die Welt schien sehr groß zu sein.
      Flora räusperte sich. "Ja, es mag in der Vergangenheit einige Konflikte auf Taranoke gebenen haben. Von einer Auslöschung der Elfen ist mir jedoch nichts bekannt. Schon damals hatten die Menschen recht schnell mit Elfen auch friedlichen Kontakt. Vielleicht, weil die Elfen auch keine Wahl hatten. Aber wie du siehst, gibt es sie noch, und sie haben ihr eigenes Reich das sie verwalten."
      Auch wenn es recht klein war, aber es war an einem strategisch wichtigen Punkt gelegen. Flora dachte nach. Sie schien die einzige zu sein, die die Reise heil überstanden hatte. Der Rest wurde wohl von den Piraten am Meeresgrund verankert. Die Elfe wollte sicher in ihre Heimat zurück, und Flora hätte es wohl an ihrer Stelle auch gewollt, und sich irgendwie ein Schiff besorgt.
      "Hmmmm...", grübelte sie und überlegte, wie sie daraus möglicherweise noch einen Vorteil schöpfen könnte. Ein ganzen Schiff zu finanzieren, das womöglich nicht mehr zum Hafen zurückkehrt war nicht billig. Möglicherweise ein Verlustgeschäft. Überstand es die Reise überhaupt? Aber wenn ja, dann wäre es doch gut, einen möglichen Handelspartner zu haben. Und da Garlingen im Kernland lag mussten Schiffe zunächst an der Küste anlegen, und momentan wäre Lyxaxu dann die beste Wahl. Wenn Flora also Lyxaxu, Garlingen, bzw. Goldfield und die Elfen in ein möglichen Handelsvertrag bringen könnte, der wertvolle Waren aus Quons zunächst nur bei Lyxaxu und der Handelsgilde zu erwerben war, würde das sicher alle Kosten schnell wieder decken und hübsche Gewinne einfahren.
      "Ich habe einen Vorschlag. Du erzählst mir etwas mehr über deine Heimat und dein eigentliches Reiseziel. Und ich werde im Gegenzug dafür sorgen, das du in Lyxaxu ein Schiff gestellt bekommst. Und du bekommst von mir noch das beste taranokische Gold in den Frachtraum - als Geschenk. Deine Vorfahren werden sich sicher freuen, etwas zu erhalten, was in ihrer alten Heimat wächst.", grinste Flora. Natürlich waren damit ein paar Säcke Weizen gemeint. Allerdings müsste Kasli noch ein paar Monate in Taranoke zu Gast sein. Und eine gemeinsame Verhandlung mit Lyxaxu musste vertraglich geregelt werden. Und wenn das nichts werden würde, würde Flora einfach ein Piratenschiff kapern, es wieder seetauglich machen und ein paar Leute anwerben, die die Elfe in ihre Heimat bringen, und zum Ausgleich das Schiff behalten dürfen.
      Sie würde der Elfe erstmal etwas Zeit geben darüber nachzudenken. Sie bekam einen Schlafplatz zugewiesen, den sie jederzeit frei verlassen und betreten konnte. Das ganze Schiff stand ihr frei zugänglich.

      Als Kasli gegangen war, fragte Flora die andere Elfe. "Stammt sie wirklich aus Taranoke? Gab es noch andere Völker eurer Art? Mir ist bisher keine Elfe unter die Augen gekommen, die derartig fremd aussah." Vielleicht ein Mischling? Welche Völker mögen noch in Quons leben? Oder änderten Elfen vielleicht ihr Aussehen, wenn sie in einer anderen Umgebung aufwuchsen?
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    • Kasli schien mit dem Vorschlag einverstanden, lächelte wieder, aber in ihre Augen stahl sich wieder die Neugier, mit der sie Flora vorhin schon betrachtet hatte, als sie herausfand, dass sie in Taranoke war.
      Lyxaxu. Diesen Namen hatte sie auch schon einmal gehört. Und natürlich Goldfield. Interessant.
      "Quons ist die Stadt auf der Insel Viris, die man auch Stadt der Götter oder Himmelsstadt nennt. Sie hat tausend Türmer und tausend Straßen, mit tausend Brunnen und tausend Türen. Wer in die Stadt hinein will muss ein Anliegen haben und wer in die Stadt hinaus will muss auch eins haben. Die Mauern sind so hoch wie Berge und die Tore haben einen Magieschutz. Die Stadt lebt schon seit tausend Jahren in Frieden."
      Genauso wie Kasli in taranokisch redete, wie man es ihr beigebracht hat, schien auch die Erzählung das Resultat einer Lehrstunde zu sein, die ihr vielleicht einmal zu viel eingebläut geworden war. Sie tat sich sogar ein wenig besser damit Worte zu finden, wenngleich der schwere Akzent unverändert blieb.
      "Wir sind damals zu einer diplomatischen Mission aufgebrochen, aber Eringsen ist weit entfernt. Ich denke unser Kompass war kaputt... oder die Karte falsch... wir fuhren ein ganzes Jahr über das offene Meer, mit Stops an kleinen und größeren Inseln. Irgendwann ist unser brüchiges Schiff beim Zusammenstoß mit einem Seemonster untergegangen und einige wurden getrennt - wir anderen wurden an eine Insel getrieben und haben versucht uns ein neues Schiff zu verdienen. Wir verstanden keine einzige Sprache, da gerieten wir schnell an Sklavenhändler. Mein Schiff wurde von Piraten überfallen und die wiederum von anderen Piraten. Jetzt bin ich am anderen Ende der Welt und weiß nicht, ob meine Gefährten noch leben."
      Sie runzelte verkniffen die Stirn und fasste sich ans Ohr. Dann schien sie sich dazu zu entschließen, dass das genug Worte gewesen waren, die sie Flora offenbart hatte, und sie verfiel in das Schweigen, mit dem sie auch jedem anderen gegenübertrat. Schließlich wurde sie entlassen, wobei sie wieder lächelte.
      Als Flora die Elfenfrau fragte, zuckte diese mit den Schultern und blickte Kasli nach.
      "Ich kenne weder ein Quons, noch ein Eringsen. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass keine Elfe je aus Taranoke ausgewandert ist, genauso wie ich mir sicher bin, dass es keine Seemonster gibt. Vielleicht sollten wir die Königin einmal fragen; schließlich ist sie schon knappe 250 Jahre alt."
    • Flora stimmte der anderen Elfe zu. Die Königin stammte aus der Zeit, wo die Menschen Taranoke besiedelten und die bis heute gültigen Gebiete und Reiche gründeten. Die Königin war sogar schon vor der Gründung Goldfields geboren wurden. Viele Generationen war dies nun her, und niemand schrieb je etwas anderes über die Waldelfen, als das was man auch heute persönlich über sie in Erfahrung bringen konnte. Natürlich hatte jedes Volk seine Ansichten und Geheimnisse, aber es gibt auch viele neutrale Bücher, die unter keiner Herrschaftsflagge stehen. Und diese wurden wohl kaum alle vom selben Ersteller verfasst.
      Flora wollte zunächst erstmal der Elfe Glauben schenken. Vielleicht stimmte es sogar, oder sie log und versuchte etwas zu verbergen.
      Die andere Elfe sollte jedenfalls sofort nach Ankunft im Heimathafen der Seaflower die Königin aufsuchen, und dann nach Goldfield kommen. Flora selbst würde nämlich südlich in Garlingen einreisen und die ersten Feldarbeiten begutachten. Ein wenig Präsens zeigen.
      Zunächst aber würde sie ihre Reise noch beenden, auch wenn sie abgekürz wird. Einige Tagen würden sie noch die Insel nach den Schätzen absuchen, Früchte sammeln und den Anwohnern notdürftig Unterstützung anbieten, sofern erwünscht. Danach würde sie nach Layaxu segel, nach Walces, und Tain aufsuchen. Vielleicht hatte sie schon mal auf ihren Reisen auf See Kontakt zu jenem Volke gehabt, oder Geschichten von Seemännern gehört. Oder gar ein Seemonster gefunden. Wobei Flora auch nicht wirklich daran glaubte. Vielleicht ein unbekannter großer Fisch, ein Wal. Der konnte sicher Schäden am Schiff verursachen, so das es sinken würde. Oder es gab irgendwo felsige Riffe, die knapp unter Wasser lagen. Sie bildeten je nach Lichteinfall gern auch Schatten in Gewässern. Und bei stärkerem Wellengang schauten diese auch mal aus dem Wasser, als würden sie die Umgebung nach Schiffen absuchen und sich dann auf diese zubewegen nur um sie zu versenken. Und mit genügend Rum ließen sich solche beinahe Unfälle wunderbar ausschmücken.

      Ramsey Fark schaffte es vorerst unerkannt zu bleiben. Man schaute sich kaum die Bewohner der Insel an, und viele blieben eh unter sich. Auch er schlug sich zunächst den Magen voll, um wieder zu Kräften zu kommen, und wartete erstmal ab bis es dunkel wurde, ehe er sich zwischen den Büschen zum Steg schlich, um eines der dort angebundenen Boote zu nutzen. Bis zum Morgengrauen könnte er die Sache erledigt haben. Er wusste nicht genau, was diese Lady Goldfield die Abreise ansetzen würde. Und ob sie womöglich auch die umliegenden Inseln und Klippen nach Schatzhöhlen durchsuchen würde. Es brannte ihm in seinen Fingern. Er konnte nicht länger warten, und musste seinen Schatz an einen sicheren Ort bringen. Erst dann würde er sich womöglich offenbaren und um Rückreise nach Taranoke bitten.
      Besser aber war es einfach zu verschwinden, im Dschungel auszuharren, bis die Taranoker weg waren, und dann auf das nächste Schiff warten und weiterhin die Gastfreundschaft der Insulaner auskosten.
      Lyxaxu war zu riskant, und Goldfield wollte dort hin.
      Er erreichte den Steg und fand eine einsame Wache, die sich mit etwas Wein und Brot die Zeit vertrieb. Er hatte keine Wahl und musste diesen niederschlagen. Er hoffte, das die Ablösung erst in ein oder zwei Stunden bemerken würde, wenn eine fehlt. Oder dieser eine hier zumindestens lange genug die Vögel zwitschern hörte, ehe er Alarm schlagen würde. Vielleicht würde man einen Piraten vermuten, daher musste Ramsey sich so anschleichen, das er nicht gesehen wurde.
      Doch dies ging nur durchs Wasser. Er stieg leise ind Meer, fluchte innerlich, weil das Wasser sehr kalt war, biss die Zähne zusammen und schwamm bis zum nächsten Ruderboot nahe der Wache, kletterte in diesen und schnappte sich ein Ruder. Gerade als der Wachmann seinen Alkohol genoss holte er aus und verpasste ihm eins über den Schadel. Hoffentlich war das nicht zu fest. Würde man ihn erwischen könnte man ihm noch einen Mord anhängen und entsprechend verurteilen. Er hatte Glück, der Mann atmete noch. Mit Brot und Flasche deponierte er diesen sitzend auf einigen Säcken, einen Großteil des Weins goss er ins Meer. Die Wache würde ihren Brummschädel vielleicht auf den Wein schieben, oder jene, die den Trunkenbold fanden, und diesen dann schwankend aufstehen würde. Und das fehlende Boot würde keiner bemerken. Hier herrschte noch ein Durcheinander.
      Nur wenige Momente später ruderte er bereits langsam von der Küste weg, zu jener Klippe hin, wo sein Schatz vergraben lag. Er würde bald in Mehyve dienen und sich einestages an Lyxaxu rächen.
      Sein Plan ging soweit auch auf, und niemand vermisste das Boot. Die Wache bekam Strafarbeiten und ein Dreitägiges Alkoholverbot. Allerdings schaffte er es im Lauf des Tages wieder an die Küste. Er nahm dafür aber einen anderen Inselabschnitt. Seine Beute hatte er unter seiner Kleidung versteckt. Er musste jetzt erstmal einen sicheren Verwahrungsort finden, und dann zurück zum Dorf und den Anwohnern beim Aufbau helfen.
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    • Ein einziges Mal nahm der Einsame Späher noch Kontakt zu den Taranokern auf. Er traf Flora auf einer einsamen Stelle im Urwald, wie er es das erste Mal auch schon getan hatte, und bedankte sich bei ihr für die Hilfe. Er sagte, sein Volk würde nicht auf der Insel verbleiben, nachdem die Gefahr der Piraten zu groß war, aber sie würden sich einen neuen Ort suchen. Ein Heimatswechsel würde nicht das Ende seines Volkes werden. Außerdem nannte er Flora, mit einem gewissen Leuchten in den trüben Augen, die "Mutter der klaren Winde", wobei der Elf, der zum Übersetzen mitgekommen war, bei dieser Übersetzung die Stirn runzelte. Der Einsame Späher verschwand auf dieselbe Weise wie schon davor und sollte sich dann nur noch einmal zeigen, als das Schiff den Strand verließ.
      Wie es sich schnell herausstellte, gab es einige versteckte Unterschlüpfe auf der ganzen Insel, in denen Schätze verborgen lagen. Anscheinend benutzten die Piraten die Insel nicht nur für ihren Handel, sondern auch um die Fracht an einen sicheren Ort zu bringen, bevor man mit anderen in Kontakt kam und das ganze womöglich ausarten würde. Es wurde ein beachtlicher Reichtum aufs Schiff verladen und die kleine Schatzkammer, die sich an Bord befand, damit gefüllt. Außerdem fand man noch weitere Lagerplätze der Piraten über die Strände verteilt und konnte dort auch nochmal das ein oder andere Goldstück finden.
      Als das Schiff ein paar Tage später die Insel verließ, war die Crew sorglos und fröhlich, genauso wie Kasli, die ohne jegliche Wehmut zurück auf die Stelle blickte, an der das andere Schiff gestanden hatte. Sie setzten sich langsam in Bewegung, mit dem Wassergang, und wer noch rechtzeitig zurückblickte und sich auf den Wald konzentrierte, der konnte den Einsamen Späher in den Bäumen sitzen sehen, den Körper gekrümmt wie ein Vogel, die Hände und Füße um den Ast geschlungen und neben ihm ein junger Mann mit hellen, grünen Augen und einer tiefen Narbe über dem Nasenrücken, der ihnen in der exakt selben Position nachblickte. Dann verschwanden die beiden und ließen nicht einmal ein herabfallendes Blatt zurück.

      Kasli entpuppte sich als unstillbar neugierig und war beinah jeden Tag irgendwo anders anzutreffen. Sie beobachtete die Matrosen bei ihren Arbeiten an den Segeln und wie die Kanonen geputzt wurden, sie lugte in die Küche hinein, um den Koch und seine Helfer zu beobachten und schlich regelmäßig in der Kajüte, dem Vorratsraum und an der Schatzkammer herum, bis man sie ansprach oder sogar etwas für sie zu tun hatte. Kasli's Schritte waren so leise wie die einer Maus und sie wusste sich sehr gut an den Wellengang anzupassen, wodurch sie selbst bei starken Strömungen noch auf beiden Füßen stand. Niemand hatte sie bisher schlafen gesehen und beim Essen war sie nicht sehr appetitlich zugange, denn sie kaute nicht, sondern - wie sich herausstellte - zerquetschte das Essen mit der Zunge an ihrem Gaumen. Das fanden viele nicht sehr manierlich und als man sie darauf ansprach tat sie so, als würde sie nicht verstehen.
      Die Berge von Taranoke kamen als erste in Sicht und Kasli war keine Sekunde zu früh an der Reling, um mit staunenden Augen zuzusehen, wie die fernen Berge langsam höher wurden. Umso wenig verwunderlich war es, dass sie als erste an Land sprang und voller grenzenloser Energie in den Hafenmarkt von Walces hineinrannte, der um diese Jahreszeit zwar etwas karg war, aber dennoch stattfand. Kasli war binnen Minuten verschwunden und die Elfenfrau, die sie nicht aus den Augen gelassen hatte, seit sie von der Insel gefahren waren, sagte Flora, dass sie sie finden würde.
      "Und dann gehe ich zur Königin, versprochen. Ich will sie nur nicht allein lassen."
      Damit war auch die Elfenfrau verschwunden und Flora brauchte nicht lange um zu erfahren, wo sie Tain aufspüren konnte, denn die Seefrau schmiss - wie zu jeder Jahreszeit und beinah jeden Monat - ein Fest in ihrem Anwesen.
    • Flora war zufrieden. Reichlich Beute wurde auf ihrer Reise gemacht, mehr als erwartet. Nur die Verluste einiger Matrosen hätten besser nicht sein sollen, aber ihr Opfer wäre nicht umsonst gewesen. Mehr Menschen sind deshalb wieder frei ihres Lebens und man hatte womöglich neue Freunde gefunden. Was der Späher jedoch mit Mutter der klaren Winde meinte, blieb ihr ein Rätsel. Vielleicht weil sie tat, was sie sagte. Und das schnell wie der Wind? Oder es hatte eine andere Bedeutung.
      Nach tagen auf See und einer sehr neugierigen Elfe aus unbekannten Landen fuhren beide Schiffe in den Hafen von Walces ein. Es dauerte nicht lange, bis die Elfe irgendwo in der Menge vom Hafenmarkt verschwand, und ihre Aufpasserin sie nun suchen musste. Kasli wusste, das sie hier nur einen Zwischenstop machten, da Floras Schiff noch zum Heimathafen weiterfahren würde, bis ins tiefe Inland. Flora ging davon aus, das die Elfe also bald wieder zum Schiff kommen würde.
      Zunächst ordnete Flora an, das gekaperte Schiff zu veräußern, und überließ das ihrer Crew. Sie selbst würde nämlich Tain aufsuchen gehen, um mit ihr über ihre alten Abenteuer zu sprechen. Natürlich nicht, ohne sich entsprechend zu kleiden. Wenn man schon reichlich Beute machte, sollte man einen Teil des Geldes auch sinnvoll ausgeben. Und heute würde Flora sich ein überteuertes Kleidchen beschaffen, aus einem der nobleren Läden, wo die Schneider einem die Füße küssten, sobald man den Laden betrat.
      Unauffällig unter all den anderen Marine Soldaten oder dem üblichen Stil der Anwohner, marschierte sie durch die Gassen und fand schließlich einen kleinen Laden, der mit einem in Gold verzierten Namensschildchen die entsprechende Kundschaft lockte.
      Zunächst beäugte man Flora mit einem skeptischen Blick, da sie nach nichts aussah. Und ob sie denn genug Geld hätte, um sich die hier gebotenen Waren auch zu leisten? Flora lächelte schelmisch und ließ einen kleinen Lederbeutel mit klimpernden Münzen in ihrer Hand auf und ab hüpfen. "Aber aber, selbstverständlich hat Flora Goldfield, eine gute Freundin von Tain Lyxaxu, genügen bare Münze dabei, um sich ausgerechnet hier ein wenig edel zu kleiden, guter Herr."
      Der Blick vom Schneider und dessen Damen, die beim Verkauf halfen, darunter wohl auch Ehefrau und Tochter, waren es mal wieder wert gewesen. Natürlich kannten auch sie die Geschichten vom großen Krieg und einer Dame die in weißen Kleidern, strahlend wie eine Sonne, den Hund der Wüste mit ihrer Schönheit verjagte. Und dann auch noch eine gute Freundin von Lyxaxu persönlich. Eine feinere Gesellschaft gab es auf ganz Taranoke nicht und dem Mann wäre fast der gekringelte Bart abgebrochen, als er nach Luft rang. Eine flinke Handbewegung und eine der Damen rante zur Tür, um den Laden vorübergehend für weitere Kundschaft zu schließen, bis man dieser edlen Dame in ruhe ihr passendes Kleid verkauft hätte. Natürlich würde das auch einiges kosten und man wollte sie auch nicht länger warten lassen. Plötzlich wanderte Tee und Gebäck auf einem Tablet herbei, während in anderer Ecke schon das Maßband poliert wurde. Wer hier raus ging, trug die Kleider so passend wie eine zweite Haut. Aber Flora wusste schon, was sie wollte. Sie sah es bereits, als sie den Laden betreten hatte und wollte auch keine anderen Kleider anprobieren. Nur das eine.
      Ein paar Goldstücke erleichtert nahm sie sich danach eine teure Gaststätte, wo sie sich für Tains Festlichkeit herrichtete. Wenig später ließ sie sich zu ihrem Anwesen kutschieren.
      Der Abend war unlängst angebrochen und das Schwarz der Nacht hatte Walces in seinem Griff. Warme Lichter strahlten aus vielen Fenstern und zeugten auch von Rauch der aus Kaminen aufstieg. Der Winter war schon im Begriff sich zu verabschieden, so das nur die Nächte noch kalt waren, während der warme Tag die Schneemassen schmolz und Flüsse ansteigen ließ, die jenes Wasser ins Meer brachten. In wenigen Tagen würden die Bauern in Garlingen die ersten Felder bearbeiten. Flora käme rechtzeitig für eine erste Begutachtung. Aber dafür war jetzt kein Gedanke frei.
      Flora wollte eigentlich unter falschem Namen in das Anwesen, aber die Wachen erkannten sie bereits, als sie aus der Kutsche stieg, und nahmen sofort Haltung an, öffneten Tore und Türen und irgendwo flitze ein Diener fort um sicherlich schon von ihrer Ankunft zu berichten. Sie seufzte. Diese stocksteifen Bediensteten. Sie wollte doch einfach nur etwas feiern. Sie war doch einfach nur Gast, und kein Adelsauflauf der mit Winkelstück die Strammsteher prüfte, und jeden auspeitschen würde, der auch nur ein wenig krummer war als der andere.
      Natürlich wurde schon reichlich gefeiert, gegessen und vorallem auch getrunken. Edelste Weine, teuerste Tees, und von den Speisen ganz zu schweigen. Die feinsten und begabtesten Köche hatten wohl ein Verhältnis mit einem Maler oder Bildhauer, so edel war es wieder angerichhtet. Wollte man dann noch etwas davon essen, und das Bildnis zerstören? Wen kümmerte es schon. Feine Heeren und Damen standen mit winzigen Tellern vor dem Buffet und pickten sich hier und da etwas schmackhaftes heraus. Diener rannten mit gefüllten Gläsern zwischen den Gästen umher, und auch Flora nahm sich etwas Wein.
      Danach probierte sie ein paar der Meeresfrüchte. Gerade in Küstenstädte bot es sich immer an, erstmal Fisch und derlei zu verkosten. Im Innland gab es schließlich nicht immer alles ebenso frisch wie hier, wenn überhaupt.
      Es dauerte auch nicht lange, da wurde sie schon mehrfach angesprochen. Man schien sie nicht zu erkennen, aber neidische Blicke einiger Damen schienen zu wissen, wie man damit töten konnte. Sie schmunzelte und scheuchte die Männer fort, die danach vergeblich zu jenen damen krochen, die sie für Flora vergessen hatten. Selbst schuld.
      Dennoch badete sie auch einfach nur unter interessierten Blicken. Ihr Kleid war gut gewählt, und es spiegelte ihre Magie wieder. Besetzt mit edlem Silber und Kristall schien sie den Nachthimmel zu spiegeln.
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      Im Schein von Kerzen, Öllampen und anderen Lichtquellen schienen diese wie Juwelen zu funkeln. Es wirkte fast, als hätte sie ein Teil des Himmels abgeschnitten, und um sich gehüllt. Natürlich musste sie sich Fragen stellen, woher sie diesen edlen Stoff hatte. Der Schneider würde also sicher bald neue Kunden begrüßen.
      Nach einer Weile hatte sie jedoch genug geplaudert. Zeit Tain aufzusuchen. Sie saß sicher wieder seperat in einer festlichen Halle, an langem Tisch, Trank und speiste noch edler, und feierte noch ausgelassener. Mitr dabei engste Familienmitglieder und die größten Speichellecker und reichsten Adelshausführer. Und wer weiß, vielleicht sogar wieder ein Spion aus Rawan. Aber dann sicherlich zusammen mit einem Spieß über einer Feuerstelle.
      Als Flora zur großen Flügeltür kam, wollte man sie natürlich nicht rein lassen. Wie konnte sie es wagen hier zu stören.
      "Warum ich es wage? Ganz einfach. Ich bin Flora Goldfield. Und jetzt beiseite, du Wicht.", kicherte sie und ließ den Wachmann gaffend zurück, schwang mit ein wenig magischem Einsatz die großen Türen kraftvoll auf, so das diese polternd gegen die Türstopper rauschten und alle Aufmerksamkeit in ihre Richtung forderte.
      Die Musiker im Raum ließen noch kurz ein paar krume Töne erklingen als sie überrascht stoppten. Bedienstete und Adel spähte zu Flora, überrascht und auch erschrocken. Wäre sie nur eine gewöhnliche Dame, würde sie jetzt vermutlich Hausverbot erhalten und hochkant vor die Tore gesetzt werden. Aber sie war keine gewöhnliche Dame, sie war Flora Goldfield.
      "Guten Abend, Tain. Ich hörte, hier gibt es neben alten Geschichten guten Wein und saftiges Fleisch? Wer also verlässt diesen Raum, damit ich mich an deiner Seite am Festmahl beteiligen kann?", grinste sie frech. Und ihre smaragdgrünen Augen verrieten, das sie sich nicht davon abhalten lassen würde. Der Wachmann und seine zwei Spießgesellen standen hinter Flora in der Tür und schluckten. Ein dienstliches Missgeschick und sie würden die Störung sofort entfernen sobald Tain dies befehlen würde.
      Und natürlich musste einer den Stuhl räumen, damit Flora Platz am Tisch hätte. Freiwillig würde natürlich keiner abrücken. Irgendwer würde Flora heute also noch die Pest an den Hals wünschen. Ihr wüstes unterzogenes und vorallem unadeliges Benehmen verteufeln und entrüstet von dannen ziehen.
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    • Tain Lyxaxu schien über die Jahre geschrumpft zu sein. Die Kriegsverletzung, die sie sich in der Schlacht um Taranoke zugezogen hatte, hatte die abenteuerlustige Seemannsfrau in eine nachdenkliche Buchhalterin verwandelt, die den Tag über in ihrem Kämmerchen verbrachte und das Meer mied. Ihr Gang war steif und ungleichmäßig geworden und genauso verhielt es sich auch mit ihren Kontakten. Die Gesellschaft, die sich bei Flora's Eintreten an ihrem Tisch befand, war längst nicht mehr dieselbe wie vor acht Jahren und wenngleich sie sowieso ständig wechselte, befanden sich nun größtenteils echte Geschäftsmänner bei ihr, Leute, die es nicht wagten Tain um Geld anzubetteln, weil eine solche Dreistigkeit in einer Welt, die von Münzen regiert wird, nicht belohnt wird. Tain hatte einen Teil ihres Lebensgeistes verloren, als sie damals im Kampf um ihr Land in den Rücken getroffen worden war, aber der verbliebene Teil ihrer geschundenen Seele widmete sich damit umso inniger der wahren Geschäfte, anstatt die Zeit mit Piratenjagd auf hoher See zu vergeuden. Das übernahm seit sieben Jahren Schwester Rehna, der die Verantwortung des Militärs von Lyxaxu übertragen worden war. Sie war auch jetzt nicht am Fest beteiligt, sondern befand sich auf hohen Wellen.
      Die Gesellschaft an Tisch blickte auf, als Flora eintrat, brach die Gespräche ab und zügelte nicht empörte und herablassende Blicke. Das war wohl einer der großen Unterschiede, welcher sich zu acht Jahren vorher heraushob - der allgemeine Pöbel hätte es nie gewagt so offenkundig feindselig gegenüber eines potentiellen Gastes von Tain zu sein, um sie nicht zu erzürnen. Dieser Pöbel hier erzürnte sich sogar gegenüber Tain, dass sie eine solche Unterbrechung gestattet hatte.
      "Flora!", rief sie entzückt, die Augen in einem plötzlichen Aufleuchten. "Flora Goldfield! Was für eine Überraschung!"
      Sie grinste breit, stand aber nicht auf, um Flora zu begrüßen. Sie drehte sich zu den Musikanten um und verlangte barsch, dass man die Musik wieder aufnehmen solle. Mit diesem Hintergrundgeräusch fanden auch die Gespräche langsam wieder einen Anfang, allerdings wurde Flora - und manchmal auch Tain - immer noch mit garstigen Blicken gestraft.
      "Komm her, hier ist noch genug übrig geblieben. Wir haben Bananenbrot und Kokosstreifen, alles noch genügend vorrätig. Habe ich extra für den Winter aufgehoben, wenn es sonst nichts gibt. Hier, da ist noch was frei - Mister Rubon, wir sind ja für heute fertig, nicht wahr? Geht raus, beteiligt Euch am Tanz. Los, los!"
      Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und Mister Rubon, ein kleiner Mann mit vergoldeten Knöpfen an seiner edlen Jacke, zog die Stirn in Falten. Er war ganz sicher nicht glücklich darüber den Platz für diese unhöfliche Frau räumen zu müssen, aber schien sich wohl dazu zu entscheiden, dass es seinem Stolz besser kam einen freiwilligen Abgang zu machen, bevor einer der Wachen ihn hinaus schmiss. Flora bekam einen Platz in der Nähe von Tain und diese winkte sofort einen Bediensteten heran.
      "Bringt der Dame was auch immer ihr beliebt. Keine Mühen scheuen."
      Tain sah wieder zu Flora und grinste, diesmal fast schon breiter als davor. Es war nicht zu übersehen, dass Flora mit einem Schlag ihr liebster Gast geworden war - sehr zum Leidtragen der anderen Anwesenden.
      "Gut siehst du aus, Goldfield! Der Anzug steht dir, du könntest dich glatt Rehna's Mannschaft damit anschließen, ha-ha! Wie sehen die Felder aus, erholen sie sich im Winter gut?"
    • Flora nickte grinsend, als der Mann aus dem Raum gescheucht wurde, und dessen Blick einen stechwütigen Charakter aufwies. Ein kurzes Schnauben als er an ihr vorbei ging und dann schlossen sich die Türen auch schon wieder. Die Wachen waren wohl froh, das man sie nicht länger dazu befragte, warum diese Dame einfach so brachial in den Raum platze.
      Tain Lyxaxu schien jedoch alles andere als erzürnd, sondern eher schon zu erfreut. Als hätte man ihr gerade eine Truhe Gold einfach so geschenkt. Flora begab sich zu Tisch und forderte natürlich das Beste vom Besten. Natürlich auch jene Speisen, die Tain gerade erwähnte. Kokos hatte sie ja auch schon kennengelrnt und diese Art der Zubereitung würde sie wohl auch in ihrer Küche anfordern.
      "Danke. Allerdings wirkte es für einen Moment so, als wärst du lieber woanders, als hier zu Tisch." Flora sah sich um und fand mürrische Blicke, einige kümmerten sich lieber um Getränk oder Essen, murmelten etwas vor sich hin oder unterhielten sich verstohlen. Welch ausgelassene Partystimmung, und weniger vom Adel und mehr vom Geschäft, wie Flora zu erkennen glaubte.
      "Die Felder? Die schlafen sicher und behühtet unter einer dicken Schneedecke. Doch schon bald werden die Bauern wieder an die Arbeit müssen, das Korn säen, damit in einigen Monaten das Gold förmlich aus dem Boden wächst. Außerdem bestellen wir nie alle Felder. Ich habe genug Land und Ackerfläche, das Eindrittel jedes Jahr brach liegen bleibt, damit sich der Boden erholt und im folgenden Jahr wieder Weizen in bester Qualität wächst. Außerdem haben wir uns im letzten Jahr schon erweitert. Eine neue Ortschaft wurde gegründet, weitere Felder angelegt, so das wir mehr Ernten werden. Auch bauen wir nun nicht mehr nur für uns weitere Getreidesorten oder Gemüse an, sondern werden dieses Jahr auch damit auf den Markt gehen. Natürlich wird ein Großteil hier in Walces auf dem Markt umgeschlagen. Hier bekommt man schließlich viele neugierige Kunden.", erzählte Flora und es schien schon das ein oder andere Goldstück in ihrem Augen zu glitzern.
      Ob Codren Garlingen in ihrer Abwesendheit erfolgreich durch den Winter brachte? Auch dieses Jahr gab es wieder reichlich Probleme mit der Bevölkerung, die lauter Unsinn trieb, und Haus Goldfield wieder Geld aus der Kasse opfern musste. Aber im höchsten Notfall hatte Flora ja genügend Beute dabei, um alles damit zu finanzieren. Tja, vermutlich wie gewonnen sogleich zeronnen. Ein Jammer. Aber Flora hatte eh vor, noch die ein oder andere Neuigkait mitzuteilen. So durfte es nicht weitergehen. Es wird noch ein großes Vorhaben, welchen Flora dieses Jahr ansetzen und finanzieren würde.
      Danach erzählte Flora erstmal von ihrer kleinen Winterreise zu den Inseln weiter nördlich gelegen, und das soe dort einen Piraten namens Bora förmlich aus seiner eigenen Kajüte katapultiert hatte. Einer weniger, der auf See Ärger machen würde. Natürlich fand man auch neue Freunde unter den Anwohnern. Allerdings gab es aucxh einen mysteriösen Gast an Bord. Eine Elfenfrau namens Kasli, die aus einem Land oder einer Insel namens Viris stammte, genauer aus einer Stadt namens Quons, auch Stadt der Götter oder Himmelsstadt genannt. Sie war auf dem Weg nach einem Ort namens Eringsen.
      Sie selbst wirkte ein wenig Echsenhaft. Spitze Zähne, eine seltsame Zunge und besonders lange Ohren. Helle, fahle Haut. Auch ihr Essen verschlang sie eher, als es wie gewöhnlich zu kauen. Es gab unter den Elfen auf Taranoke bekanntlich auch dunkle Hauttypen, von grau bis braun. Aber selbst die Elfen erkannten Kasli nicht, oder ihre Art. Auch erzählte Kasli, das sie vor Jahrhunderten von der Insel flüchteten. Doch niergendwo in keinem der Bücher oder Geschichten wurden andere Elfen erwähnt, als jene die man heute kannte. Nichtmal die Camisser wussten etwas.
      Sie fragte Tain, ob sie selbst schon mal eine ferne Seereise unternommen hatte, welche sie vielleicht in jene Regionen führte. Oder ob sie Piraten oder Handelsschiffe kannte, dessen Crew irgendwann mal Kontakt mit einem solchen Volk hatte oder die Namen der Orte kannte.
      "Ist dir auf deiner Reise eigentlich schon einmal ein Seemonster begegnet? Oder ein riesiger Fisch, der auch ein Boot zerstören könnte, so etwas wie ein Wal?"
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