[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Codren's Zustand hielt sich stabil, was so viel bedeutete, dass sie die Tage mit drei langen Fellen wie ein Geist durch das Haus schlurfte und am Abend häufig vor dem Kamin einschlief. Ihr Gesicht war blass, die Augenringe dunkel und die Wangen eingefallen, sie ähnelte eher einer Leiche, was die wehleidigen Geräusche ihres Halses unterstrichen, als einem lebenden Menschen. Allein das wäre schon Grund genug gewesen, die ankommenden Bauern vor der Tür stehen zu lassen, wie sie es die letzten Tage stets gemacht hatte, aber gegen einen solchen Ansturm konnten selbst die Wachen schlecht ihre Waffen erheben. Zum Schluss würde es noch einen Aufstand geben.
      So kam es dazu dass Codren wieder auf dem dicken Sessel im Arbeitszimmer saß, der einst Robert Goldfield gehört hatte, und sich das Wehklagen der Bauern anhörte, die am meisten darauf spezialisiert waren Vorwürfe zu machen und Lösungen zu fordern. Als die Bäuerin Gretel zum Dritten Mal dabei ansetzte, dass ihr ältester Sohn so erschöpft und krank war und - oh weh, was würde sie nur ohne einen männlichen Nachfolger tun, riss bei Codren der Geduldsfaden und sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
      "Ruhe, alle beide! Das ist ja nicht zum aushalten!"
      In ihrem Kopf klingelte es von dem Knall nach und sie versank in ihren Decken, als könnte der Stoff sie vor den Bauern schützen. Wieso musste sowas gerade jetzt passieren wenn Flora nicht da war und ein Machtwort sprechen konnte? Sie würde ja wahrscheinlich sogar selbst ausziehen wollen, um die Räuber zu finden, ganz anders als Codren, die sich draußen wahrscheinlich wirklich noch den Tod holen würde.
      "Ich sage es euch immer wieder - immer wieder - dass außerhalb der Kamine und Kochstellen kein Feuer entzündet werden darf. Immer wieder! Aber trotzdem kommt ihr hereingeplatzt und verlangt eure Entschädigungen, als hätte ich höchstpersönlich das Feuer zu verantworten! Das einzige was ich zu verantworten habe sind leichtsinnige Bauern, die sich nicht an Vorschriften halten können!"
      Sie schlug noch einmal auf den Tisch, sodass sämtliche Blätter raschelten und verfiel in einen Hustanfall, der ihr den Atem raubte. Die Bauern sahen nicht glücklich aus, sie protestierten weiter und keiften durcheinander, sodass Codren unter ihrem Husten nichtmal einen von ihnen verstehen konnte. Sie dachte daran sie alle auf der Stelle zu entlassen und von nun an selbst die Felder zu führen, denn es würde ihr Leben sicherlich um einiges entspannter machen. Was würde sie nicht darum geben diesen Plan umsetzen zu können.
      "Ruhe! Ruhe, hab ich gesagt!"
      Sie wartete darauf, dass es einigermaßen leiser wurde, bis sie erneut sprechen konnte.
      "Im Frühjahr werde ich die Steuern erhöhen."
      Ein sofortiger Protest machte es ihr unmöglich, ein weiteres Wort herauszubringen. Die Bauern fingen an durcheinander zu schreien, als würde ihr Leben davon abhängen, und drängten sich sogar zu ihrem Tisch vor. Das war der Moment, in dem die Wachen das Zimmer stürmten und die Menge in Kontrolle zu bringen versuchten, was einige Minuten lang dauerte, bis der Pöbel wieder einigermaßen geordnet war. Einige von ihnen hatten sich Schläge der Soldaten eingeholt, aber das hinderte sie nicht daran, noch immer mit vollem Elan Codren ihren Protest zu zu brüllen. Codren wartete ein weiteres Mal darauf, dass der Lärm abschwellen würde, während in ihrem Kopf bereits Hammerschläge zum Einsatz kamen. Sie versank noch weiter in ihren Decken.
      "Im Frühjahr werde ich die Steuern erhöhen, weil ich es nicht einsehe, dass der Hof allein für eure Dummheit herhalten muss."
      Sie deutete mit der Spitze ihres Brieföffners auf Bäuerin Gretel.
      "Du wirst deine Scheune mit Holz aus Brerandt wieder aufbauen. Ich werde im Frühjahr vorbeikommen und nachsehen. Dafür bekommt ihr sechs neue Schweine, drei Weibchen und drei Männchen."
      So fuhr sie mit jedem einzelnen von ihnen fort, unterbrochen von wilden Protesten und teils sogar Beschimpfungen, bei denen sie sich vornahm, dass sie sich den Schimpfenden merken würde. Als es mal wieder zu laut wurde, um auch nur ein Wort zu verstehen, winkte sie eine der Wachen zu sich heran.
      "Suche dir zwei Männer, wenn nötig auch drei, und geht zu den Elfen in den Wäldern. Ein Abgesandter soll mich besuchen kommen, es geht um die Räuber, die mit der Beute in ihrem Unterholz verschwinden."
      Der Mann nickte gehorsam, wohl erleichtert darüber dem Pöbel zu entgehen, und ging nach draußen.
    • Hafen von Walces
      Flora

      Flora war zum südlichen Teil des Elfengebietes gereist, wo an einem Fluss nahe der Ortschaft Fialea, der Anlegestützpunkt der Seaflower war, jenes Schiff, das Flora einst von Tain geschenkt bekommen hatte, und in kürzester Zeit von Camissern und Elfen wieder seetauglich machen ließ. Die Schiffstaufe für den neuen Namen fand schon gut ein Jahr später statt.
      Fast drei Tage hatte Flora für die Reise bis in den Hafen von Walces benötigt, auch wenn sie nahe der Küste segelte, mangelte es manchmal an Wind, aber schlimmer waren die Flüsse, die meist von schweren Schiffen mit Rammkeilen stellenweise freigebrochen werden mussten, damit sie nicht gänzlich zufrohren. Gerade in den tiefer gelegenen Landteilen war das manchmal der Fall. Da waren es gern mal ein paar Stunden Ankerlage gewesen, ehe es weiter ging.
      Nun lag das Schiff sicher im Hafen, und konnte letzte Vorräte und nochmals ein paar Ausrüstungsgegenstände, sowie sieben neue Kanonen an Bord nehmen, da einige austauschbedürftig waren. Ein Navigator kam noch zusätzlich an Bord, da er bereits die Gewässer abgefahren war, zu denen Flora aufbrechen wollte. Menschen waren die besten Seefahrer, und ein Großteil der gemischten Crew bestand aus dieser. Camisser an Bord waren für handwerkliche Dinge eingeteilt, Elfen arbeiteten meist auf den Masten, kümmerten sich um die Segel. Niemand bewegte sich flinker und geschickter in den Wanten als sie. Zudem hatten sie die besten Augen, weshalb sie auch im Krähennest ihren Dienst erfüllten.
      Flora war gleich als Erste auf den Steg gesprungen und marschierte in die Stadt, deren letzter Besuch schon eine Weile zurück lag. Wenig hatte sich geändert, und selbst jetzt im Winter waren viele Leute in den Straßen und Gassen unterwegs, kauften ein oder verkauften.
      Nur eine Sache hatte sich verändert. Tamas hatte vor einigen Jahren seinen Posten abgegeben und ein Lyxaner hatte nun den obersten Posten der neutralen Handelsnation besetzt, und viele Erneuerungen angewendet - sicher zum Vorteil für Lyxaxu. Der ganze Führungsstab wurde ausgetauscht, und Flora kannte niemanden mehr von ihnen, außer jene fahrenden Händler, die noch immer Goldfield anfuhren, und Waren boten. Die kleinen Fische. So kam es auch, das Flora vor einigen Jahren die Verträge wieder kündigen musste, die damals noch abgeschlossen wurden. Aber das störte sie nicht weiter. Jedenfalls würde sie den Handelskontor diesesmal nicht aufsuchen.
      Sie unternahm lieber andere interessante Dinge. Ob Tain schon ihre Herrschaft an ihre Schwester abgetreten hatte? Vielleicht war sie ja doch noch auf den Thron sitzen geblieben. So ganz klar gewesen war es Flora noch nicht, da sie schon längere Zeit keinen Kontakt mehr zu Tain hatte. Sie hatte sich viele Jahre in Garlingen verkrochen und einiges verändert und neu aufgebaut. Ob es bald mal wieder Zeit wäre, eine der Feierlichkeiten beizuwohnen? Daher suchte sie zunächst ein paar der Läden auf, die edle Kleider versprachen. Wer schließlich nicht genug Aufsehen erregte oder Protz zeigte, wurde meist eher ignoriert oder tuschelnd abgewertet. Wobei Flora seufzent feststellte, das sie sicher auch in Lumpen hätte kommen können, und trotzdem jeder mit ihr tanzen wollte ... und ihr den Hof machen würde. Und sie würde vorerst weiterhin eisern ablehnen.
      Sie fand ein paar Kleider die sie kaufte und zum Schiff bringen ließ. Danach speiste sie edel zu Mittag einen gegrillten Fisch mit Meeresfrüchten Beilagen und gutem Wein. Wenn man schon mal hier war, dann sollte auch frischer Fisch aus dem Meer den Gaumen kitzeln.
      Danach suchte sie den Markbereich der Stadt auf. Dieser bestand eigentlich aus zwei Teilen. Der Hafenmarkt, an dem viel mit Dingen des Meeres gehandelt wurde, und der Hauptmarktbereich etwas zentraler gelegen, wo man alles andere bekam. Hier drängten sich manchmal ganze Menschenmassen, und den ganzen Tag über kamen frische Waren geliefert, und andere wurden kistenweise abgeholt und zu den Käufern gebracht, die zum Teil weite Strecken gereist waren, geschäftlich oder zum Vergnügen hier zu Gast waren.
      Und mittendrin überall Wachen, die misstrauisch die Menge beäugte. Taschendiebe waren hier so sicher wie Fliegen in einer Latrine. Ebenso Betrüger, die sich gern auch mal als Händler ausgaben, und billigen Mist teuer an den Mann brachten. Gefälschte Ware war manchmal nicht zu erkennen, oder es war gestohlendes Material, das man hier schnell für bare Münze loswerden wollte. So kam es, das Flora gelegentlich auch mal leicht angerempelt wurde, wenn es etwas voller war.
      An einem Stand blieb Flora mit größerem Interesse stehen. Es war ein Händler, der Felle aus nördlichen Regionen anbot. Ein Schal aus Graufuchsfell, jene Fuchsart, diein den Rabonewäldern vor kamen, schien ihr geeignet zu sein. Den Blick auf die Ware grichtet hätte sie fast einen anderen umgelaufen, aber beide konnten sich noch gegrnseitig halten, und Flora entschuldigte sich, der Mann winkte grunzend ab und verschwand flink in der Menge. Er hatte es wohl auch eilig. Sie wandte sich dann wieder dem Stand zu.
      "Darf ich den mal sehen?" "Selbstverständlich, schöne Frau. Nehmen sie ihn nur und legen sie ihn sich an. Er ist flauschig weich und wärmt zu dieser Zeit sehr gut den Hals. Er liegt bequem an und kann auch zur Zierde im Frühjahr noch verwendet werden. Ich habe ihn in drei Größen vorhanden." "Ohooo..."
      Allerdings war er auch nicht billig. 58 Silbermünzen verlange der Händler dafür. Ein sehr stolzer Preis für einen Schal. Sicher wegen dem Transportweg und der Herstellung in Brerandt. Dort konnte man ihn sicher zu einem Drittel des Preises erwerben. Es war ja auch ein edles Tier gewesen, das schwer zu fangen war. Und ein Fallensteller arbeitete auch nicht für umsonst. Flora schaffte es irgendwie den Preis auf 40 Silbermünzen runterzuhandeln, was den Händler mehr ins schwitzen brachte, als ein Braten in einem Topf über dem Feuer.
      Doch als sie bezahlen wollte, fehlte ihr Geldbeutel. Man hatte sie bestohlen. Das war sicher der Mann den sie angerempelt hatte. Oder wurde sie mit Absicht angelaufen?
      "Verdammt ... ich komme gleich wieder. Verpacken sie den Schal schon mal.", grinste sie und rieb sich den Kopf, ehe sie in die Richtung spurtete, wohin der vermeindliche Dieb gegangen war.



      Einige Tage später
      Haus Goldfield

      Der Ärger mit den vermeindlichen Räubern hatte auch in den letzten Nächten angehalten. Immer wieder wurde etwas geraubt, und zur Ablenkung ein Feuer gelegt, oder gar eine ganze Viehherde aus den Stellen gescheucht, damit Dorfbewohner oder auch Soldaten das lebenswichtige Vieh wieder einfangen mussten, ehe es erfrohr, und immer dann fehlten Vorräte, und man verfolgte Spuren in den Wald, die sich schnell im Unterholz verloren, so als hätte es nie jemanden gegeben, der hier entlanggelaufen war.
      Irgendwo in den Wäldern von Garlingen musste sich eine größere Räuberbande aufhalten. Auch wenn diese sehr geschickt waren und irgendwie darauf achteten, niemanden zu verletzten oder gar zu töten. Auch Wertgegenstände waren nicht das Ziel gewesen. Es ging offenbar immer nur um Nahrung. Gelegentlich jedoch wurden auch mal Felle mitgenommen oder etwas Werkzeug.
      Die Soldaten die eingeteilt waren, hielten die Leute aber zurück, so das Codren ihre Ruhe hatte, da man ihnen versicherte, sich bereits um das Problem zu kümmern. Kediglich eine Schadensliste sollte erstellt und zugeschickt werden.
      Auf Bitten Codrens kam dann drei Tage später ein Abgesandter der Elfen zum Haus und meldete sich bei Codren.
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      "Ich grüße euch, verehrte Coldfield-Vaisyl. Ich bin Bizana Falamin. Man entsendete micht, weil es hier wohl ein Problem geben soll?"
      Die in weiß gekleidete Elfe wirkte fast nicht wie eine Waldelfe, die man meist nur in grüner Pracht kannte, aber der Winter machte auch bei Elfen keine Ausnahme. Auch sie hüllten sich in Felle und saßen an wärmenden Feuern, oder verließen ihre Behausungen nur wenn es nötig war.
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    • Die Aussicht darauf, dass ein Elf ins Haus kommen würde, erweckte in Codren nostalgische Gefühle. Goldfield und die Elfen hatten seit jeher ein Bündnis, das es ihnen erlaubte in Frieden nebeneinander zu leben, aber die Kommunikation beschränkte sich meist auf das Mindeste. Obwohl sie es nie zugeben würden, waren die Elfen ein eher eitles Volk, das nicht viel mit Dingen wie Besuchen und Unterhaltungen herumplänkelte. Dementsprechend lange war es auch her, dass Codren einen Elfen auf ihren Landen begrüßen durfte und noch länger, seit ihrer und Flora's Freund Fenris gestorben war. Aus diesem Anlass kleidete sie sich in feine Seide und ließ ein Festmahl auftischen.
      Als die Elfin auftauchte war sie weniger das, was Codren sich erhofft hätte, und mehr wie eine Fremde von fernab, die so gar nicht zu dem Volk passte, das im Wald nebenan wohnte. Codren ließ sich den Gedanken nicht anmerken, als sie ihr einen Platz am Tisch anbot, aber sie begutachtete doch die schneeweiße Garnitur, mit der die Elfin gekommen war.
      "Ihr Elfen kommt immer sofort auf den Punkt. Das will ich euch nicht verübeln, aber sei doch wenigstens so höflich und bediene dich an dem Schinken, verehrteste Falamin."
      Obwohl Codren noch immer von den Spuren der Grippe gekennzeichnet war, die ihre Augenringe dunkel und ihr Gesicht blass machten, hatte sie sich doch in den letzten Tagen soweit erholt, dass sie klare Gedanken fassen konnte und ihren Rücken aufrecht halten konnte, ohne dabei wie eine aufgehängte Leiche zu wirken. Sie bediente sich selbst auch an dem Kartoffelbrei und den gekochten Zwiebeln, behielt ihren Blick aber forschend auf Bizana.
      "Ich hoffe, der Wald muss nicht allzusehr unter den Schneemassen leiden. Ich weiß die Bäume sind zwar kräftig und gesund, aber auch ihre Äste sind meist zu dünn um ihre Last zu tragen."
      Sie nahm sich etwas von dem Brot.
      "Ich will dich aber auch nicht zu lange aufhalten, schließlich gibt es einen Grund, weshalb ich nach dir schicken ließ."
      Sie biss ab.
      "Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Wachtürme am Eisbach und dem Zapfenweg noch in Betrieb sind? Soviel ich weiß befinden sich dazwischen viele Dornenranken und Nesselpflanzen, auch das ist noch aktuell? Kannst du mir dann erklären, wie es eine ganze Räuberbande schafft, sich bis nach Garlingen durchzuschlagen und sich in unseren Wäldern einzunisten? Über die Berge sind sie zu dieser Jahreszeit ganz sicher nicht gekommen, denn dort oben würden sie sich den Tod holen. Damit bleibt nur der Wald der Elfen, aber mich hat noch keine Nachricht darüber erreicht, dass Fremde entdeckt worden wären, die sich auf dem Weg zum Hof machen. Kannst du mir das erklären?"
      Ihr Blick ruhte durchgehend auf Bizana und wenngleich sie sich Mühe gab ruhig und gelassen zu bleiben, waren ihre Worte eine unausgesprochene Drohung darüber den Vertrag einzuhalten, der seit Urzeiten zwischen den Elfen und Goldfield bestand. Die Botschafterin sollte besser eine Erklärung parat haben.
    • Die Elfenfrau schien weder überrascht noch erfreut oder missgünstig darüber zu sein, das man sie zu Tisch bat. Sie selbst pflegte wenig Kontakte zu Menschen und wusste auch nicht sonderlich viel zu deren Gastgeber Angelegenheiten. Eine komplizierte Kultur mit reichlich überflüssigem Gehabe. Da waren die Elfen wesentlich einfacher.
      Sie nickte auf Codrens Bitte, sich am Mahl zu beteiligen, nahm Platz und bediente sich, blieb aber eher bei pflanzlicher Nahrung, und nahm nur wenig Fleisch. Vermutlich weil man im Winter im Wald eh sehr viel davon aß, und hier ein Festmal an Pflanzennahrung vor ihr stand, das eines Königs würdig war. Brot hatten die Elfen auch viel im Winter, und auch sie nutzten dafür natürlich Mehl und Kornbestände aus Garlingen. Das Meiste ging über Tauschgeschäfte mit Dingen aus den Wäldern, nur wenig wurde direkt abgekauft.
      Später würde sie fragen, ob sie einen Laib Brot mitnehmen dürfte.
      "Die Natur regelt es meist alleine, ohne das wir eingreifen müssen. Kleinere Schäden inbegriffen. Es liegen viele Äste am Boden, doch hat auch das seinen Sinn. Das Winter hat dieses Jahr besonders viel Schnee gebracht, der zum Teil schwer auf den Ästen der immergrünenden Bäumen lagert. Dennoch sind sie biegsam, beugen sich der Last und schütteln sie zu Boden. Nur jene Bäume, die ihr Grün verloren haben, den Quell ihres Lebens tief in ihre Stämme sogen, leiden ein wenig mehr. Ihre toten Äste brechen, ausgedörrt und schwach, machen so jedoch platz für neue Triebe im Frühjahr. Tiere und Insekten kümmern sich um den Rest. Auch wir Elfen nutzen einen Teil davon.", erzählte sie, um Codrens Gesprächsthema nicht auszuweichen. Sie saßen ohnehin hier zum Essen, da konnten die eigentlichen Gründe gern ein paar Minuten nach hinten rücken.
      Codren war sehr direkt und schien die Schuld des Problems eher bei den Waldelfen zu sehen, als durch irgendwelche Halunken, die zwischen Schneewehen und Ästen hausen.
      "Nun, sicher sind die Türme noch in Betrieb. Auch wir wachen über unser Land. Dennoch sehen auch wir nicht alles. Und jetzt im Winter sind auch wir eingeschränkt, und nicht jederzeit überall vertreten. Dennoch ... unser Gebiet grenzt an die Wälder von Garlingen zwar an, jedoch ist ein Großteil des Südwaldes außerhalb unseres Gebietes. Dort kann jeder ungehindert euren Wald betreten und sich einnisten. Eine Räuberbande könnte sicg tagelang durch die Wälder schlagen, ohne das wir es merken würden. Wir schützen zwar das Land, und haben einen Vertrag, aber wir sind nicht allmächtig. Regelmäßige Späher die wir entsenden, fanfen keinerlei Spuren, da der Schnee diese wohl zuvor schon wieder unter sich begrub. Daher konnten wir auch niemanden melden, oder gar nach Gründen fragen, weshalb man die Wälder betrat."
      Ein Stück weit musste Codren zugeben, das südlich ein Teil des Waldes außerhalb der Elfengebiete lag. Dort gab es nur Wachtposten. Goldflield selbst unterhielt auf einem der Berge einen größeren Spähposten, der sogar eine Linse hatte, mit der man das Umland besser beobachten konnte. Aber er lag hoch auf den Bergen, und die Sicht war auch nur auf die Umgebung begrenzt. Und bei den Wetterbedingungen auch noch reduziert.

      Bizana legte die Hände in den Schoß und sah zu Codren. "Ihr wünscht sicher, das wir Elfen uns um das Problem kümmern, da wir besser geeignet sind, uns auch bei diesen Bedingungen durch die Wälder zu begeben? Nun, was das betrifft stehen wir in der Pflicht zu helfen, und werden unseren Teil des Vertrages einhalten. Dennoch könnte es ein paar Tage dauern, ehe wir gute oder schlechte Kunde senden. Ich muss zunächst diese Informationen zurück bringen, und dann müssen wir einen Trupp entsenden, der die Wälder durchsucht. Wenn ihr Anhaltspunkte habt, von denen wir starten können, könnten wir dass Gebiet eingrenzen und Zeit sparen."
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    • Codren behielt Bizana im Blick, griff aber auch regelmäßiig zu ihrem Essen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie nur aus Höflichkeit aufgetischt habe. Bizana war in jeglicher Hinsicht wie man sich die Elfen in den Wäldern vorstellte und Codren konnte sich zumindest deshalb sicher sein, einen würdigen Gesprächspartner in ihr gefunden zu haben. Sie nickte.
      "Ich weiß wo eure Lande beginnen und aufhören, aber bisher haben Grenzen euch auch nicht aufgehalten. Ich bin Elfen auch schon in den Südwäldern begegnet."
      Sie faltete diplomatisch ihre Hände.
      "Aber du hast recht, ihr könnt nicht überall zur gleichen Zeit sein. Umso mehr sollte sich aber jemand um das Problem kümmern, der sich in den Wäldern auskennt und Spuren lesen kann."
      Bizana verstand worauf sie hinaus wollte und schien bereitwillig die Hilfe der Elfen anzubieten. Damit war das Problem für Codren vorerst gelöst und sie würde darauf warten müssen, dass die Elfen ihr über den Vorgang Bericht erstatteten. Vorerst erzählte sie aber alles, was sie über die Räuber in Erfahrung hatte bringen lassen und fügte noch hinzu:
      "Ich entsende einen Boten nach Brerandt und Lyxaxu. Wo auch immer die Räuber herkamen, sie haben vielleicht auch schon andere Dörfer passiert. Wenn einer der beiden mit diesem Problem zu kämpfen hatte, werde ich sie an ihn ausliefern, sobald sie geschnappt wurden. Garlingen besitzt kein Gefängnis und ich habe auch nicht vor eines einzuführen."
      Sie verzichtete darauf Bizana einen Platz zum Schlafen anzubieten, da die Elfin bestenfalls auf schnellstem Weg zurückkehrte um einen Trupp auszusenden. Um die Gastfreundschaft aber nicht zu gefährden, blieb Codren geduldig am Tisch sitzen, bis die Botschafterin aufbrechen würde, doch dann würde auch sie wieder ihren Aufgaben nachgehen.
    • Bizana nickte, nach dem Codren von den Boten sprach, die zwei der größeren Reiche aufsuchen sollten. "Ich versichere euch, das in Lyxaxu noch nichts davon zu hören war. Ich reiste durch den südlichen Teil des Landes, bevor ich zurück in die Elfenwälder kam, und nur einen Tag später hergeschickt wurde. Spart euch die Mühen. Ich werde selbst noch jemanden nach Brerandt entsenden, der schneller unterwegs ist, als jeder Bote den ihr entsenden würdet."
      Dann erhob sie sich. Die Gastfreundschaft in allen Ehren, aber sie würde nicht länger verweilen und ihrer Aufgabe nachgehen. Sie bot Meldung an, sofern sie mehr wüsste, was durchaus einige Tage Zeit beanspruchen könnte. Ein Wald war groß und manchmal schwer zu überblicken. Der Schnee würde Spuren zeigen, oder sie begraben und verschwinden lassen. Die Anhaltspunkte waren die Örtlichkeiten wo die Überfälle statt fanden.
      Knapp nickte sie und verließ geschwind das Haus.



      Irgendwo in Taranoke in einer Taverne

      Mürrisch stand der Wirt hinterm Fenster und spähte aus dem beschlagenem Glas hinaus in die weiße Wildnis. Ein grausames Wetter, eine undankbare kalte Jahreszeit. Zwei Kamine sorgten für Wärme im Schankraum, ebenso einige Öllampen an den Stützbalken, zwischen den Fenstern an den Wänden und auch auf den Tischen. Es war schließlich auch trüber vom Licht her, als sonst. Die Geister der Gäste würden so erwachen, wenn sie aus der kalten Freiheit in seine Taverne kamen, sich am gemütlichem warmen Schein der Flammen wärmten und nach möglichkeit ein gutes Bier tranken, und dazu noch etwas aßen. Geld war knapp zu dieser Zeit, da viele mit ihren Arbeiten eingeschränkt waren, oder auf den Frühling warteten. Zudem verirrten sich nicht viele Gäste her, da kaum einer sein warmes Haus verließ. Ein paar Gäste hatte er trotzdem. Der mit Schneeflocken durchtränkte Wind hatte vor kurzem eine kleine Gruppe hereinschneien lassen, die sich in einer Ecker gemütlich niedergelassen hatte. Bier, Wein und Tee wurden bestellt, und dazu ein gebratenes Schwein und etwas Brot. Man stärkte sich wohl für eine weitere Reise.
      Ein Mann mittleren Alters hielt den Kelch Wein in seiner Linken und schwenkte diesen leicht, nippte genüsslich daran, da er fruchtig wie der Sommer schmeckte. Eine Frau, die recht hübsch war, gekleidet in einem weißen Kleid, welches sich unter den braunen Fellen verborgen hatte, die sie trug, und nun nahe des einen Kamins aufgehängt trockneten, biss von dem Brot ab, und der Tee dampfte vor ihr auf dem Tisch.
      Eine weitere Frau, etwas kräftiger, kippte sich schon den zweiten Krug Bier runter. Vielleicht stammte sie aus Camisse? Jedenfalls schien sie trinkfest und ebenso trinkfreudig zu sein. Auch was das Essen betraf, schien sie nicht zimperlich und nahm sich reichlich vom Schwein auf den Teller, schmatze und kaute, schob gelegentlich einige Worte zwischen ihren Zähnen hervor. Dennoch blieb das Gespräch innerhalb der Tischreichweite.
      Die anderen vier Gäste, ein Elf, zwei Händler und ein Bauer aus dem nahen Dorf, saßen alle unter sich und aßen ihre Suppe, tranken etwas, blickten sich gelangweilt um, oder startten aus dem Fenster, wie der Wirt.
      Der Elf hatte ein paar Schriften ausgebreitet und studierte diese, während er das heiße Wasser trank, um sich zu wärmen. Niemand bekam von dem mit, was am Tisch der Gruppe besprochen wurde.

      Isa, die hübsche mit dem Tee, seufzte leicht. "Tun wir wirklich das Richtige? Ich meine die Aktionen, die wir ausführen sollen. Ist das nicht etwas zu gewagt? Oder gar der falsche Weg?"
      Der Mann zog eine Augenbraue hoch und grinste. "Ihr wisst, wonach wir streben. Unser Meister sagte, das nur so die wahre Göttin zurückkehren, und zur Herrscherin über ganz Taranoke aufsteigen wird. Wir müssen ihm vertrauen - bedingungslos."
      Isa seufzte erneut. "Ja,Sonos, du hast sicher recht. Und wir müssen uns ja auch irgendwie über Wasser halten. Wir dürfen nicht zu lange rasten, und an einem Ort verweilen, sondern müssen immer in Bewegung bleiben. Auch wenn wir dabei das ein oder andere Opfer fordern. Es ist für eine gute Sache."
      "So ist es. Wenn wir Erfolg haben, wird es allen gut gehen, hier auf Taranoke. Vergessen sein werden jene Dinge, die dafür angefallen sind, und der Dank wird wie die Strahlen der Sonne warmherzig weitergereicht werden. Ein Festmahl für die zukünftige Herrscherin. Und Segnen wird sie uns mit ihrem Lichte, dem Weg führend, den wir zu beschreiten haben. Ihr Stolz wird unser Wohlergehen sein.", sprach er, und nahm einen Schluck Wein, steiß ein zufriedenen seufzer aus, und schien ein Bild vor seinen Augen zu malen.
      Dieses wurde zugleich verunstaltet, als er das verschmierte Gesicht seiner zweiten Begleiterin erblicken durfte, die offenbar von seinen Worten Schwierigkeiten bekommen hatte, ihr Essen runterzuschlucken. Fing der Typ tatsächlich schon wieder an, und auch Isa hatte bereits ihre Hände zum Gebet gefaltet und murmelte irgendwelche weisen Worte vor sich hin.
      Ob Arana auch Segen für diese Frau erübrigen würde? Nun ja, man konnte immer Leute brauchen, die irgendwie noch Glauben im Herzen trugen, auch wenn dieses eher fürs Kämpfen schlug. Sicherheit war zu dieser Zeit wichtiger denn je.
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    • Die Abreise der Botschafterin machte der Ankunft von Herrolt Vaisyl platz, der mit seinen vielschichtigen, dunklen Fellen auf seinem Pferd aussah wie ein König. Man ließ ihn ungefragt herein, als Ehegatte einer Goldfield stand es ihm zu in Garlingen ein und aus zu gehen, und so tauchte er keine halbe Stunde später im Esszimmer auf, in dem Codren noch saß um ihre Mahlzeit zu beenden. Die beiden begrüßten sich mit nicht mehr als einem knappen Wort, Zärtlichkeiten waren dem Bett vorbehalten.
      "Was machte eine Elfe hier?", fragte er ohne weitere Umschweife, woraufhin Codren erwiederte:
      "Was machst du hier?"
      Er setzte sich an den langen Tisch, bevor er daran dachte ihr von den Verhandlungen zu erzählen, nahm sich etwas Räucherwurst und berichtete dann mit gefühlskalter Monotonie. Brerandt wollte die Burg nicht hergeben.
      "Wie tragisch."
      Was die Gefühle betraf, die Codren ihrem Ehemann entgegen brachte, so waren nicht viele vorhanden. Die Ehe, die sie beide miteinander verband, beruhte auf Zweckmäßigkeit, die sich auf Codren's Seite danach richteten einen einflussstarken Gefährten im Rücken zu haben und auf Herrolt's Seite danach richteten mit einer einflussstarken Frau das eigene Ansehen zu steigern. So war es auch kein Wunder, dass er sich nicht darum scherte, wie wenig Mitgefühl seine Frau ihm entgegen brachte.
      "Goldfield muss mir helfen. Allein werde ich Brerandt niemals umstimmen können."
      "Wie sollte Goldfield helfen? Willst du etwa gegen ihn in den Krieg ziehen?"
      "Das nicht, aber Brerandt ist mit seinen Bündnissen auf euch angewiesen. Ganz abgesehen von den Weizen."
      "Ich werde für deine Burg nicht Brerandt verärgern."
      "Musst du auch nicht. Ein bisschen Druck würde schon ausreichen."
      Er nahm sich etwas von dem Käse und dem Brot und Codren beobachtete, wie er sich ein Sandwich bastelte und dann mit zuckendem Schnauzer in den Mund schob. Etwas an der Art, wie selbtverständlich er sich bediente, verärgerte sie.
      "Goldfield hält sich da raus. Das ist nicht unsere Angelegenheit."
      "Achja? Das hatte sich aber anders angehört, als wir frisch vermählt waren."
      "Zeiten ändern sich."
      "Nicht wirklich."
      Er schmatzte einige Male laut und Codren verzog das Gesicht.
      "Solange die Burg nicht mir gehört, werde ich auch Goldfield keine Soldaten zur Verfügung stellen können, ohne vorher Brerandt darum gebeten zu haben. Und sowas dauert schonmal einen Monat, zu lange, um kurzfristig helfen zu können."
      Leider hatte Herrolt recht, was die Sache nicht vereinfachte. Codren sah griesgrämig drein.
      "Ich habe andere Probleme, als um deine Burg zu kämpfen."
      "Gewiss."
      Ob die Antwort sarkastisch oder ernstgemeint war blieb unklar. Allerdings musste Codren einsehen, dass sie ihm nicht grunsätzlich ihre Hilfe verweigern konnte. Dementsprechend war es vielleicht besser sich etwas auszudenken, solange Flora noch außer Haus war und sie eigenmächtig handeln konnte. Das würde nicht mehr lange so bleiben.


      Taverne

      Der Schnee von draußen hatte versucht seine kalten Finger um die Gemüter des Trios zu schließen, aber sie waren unerschütterlich. Ein bisschen Kälte war noch das geringste Problem, dem sie sich auf dieser Reise stellen mussten - oder zumindest so ähnlich sah es Venya, die stämmige Kriegerin, die sich mit dem Fleisch und Bier von innen wärmte. Sie beobachtete ihre Gefährten aus dem Augenwinkel, zu groß war ihre Gier nach richtigem, gebratenem Fleisch, um sich jetzt davon ablenken zu lassen. Die Stücke in ihrem Mund waren kaum zerkaut, da schob sie bereits die nächsten hinterher. Ihr Schwert, das sie stolz Wolfszahn getauft hatte und eigentlich an ihrem Gürtel hing, lehnte lässig an der Bank, auf der sie saß, und die breiten Stiefel, die sie zuverlässig durch den Schnee brachten, standen vor dem Kamin. Ihre nackten Zehen schaukelten zufrieden hin und her.
      Als sich das Gespräch das siebte Mal an diesem Abend schon wieder auf Arana lenkte, musste Venya nun doch innehalten. Sie legte die zerfledderte Keule auf ihren Teller, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und zeigte dann mit einem fettverschmierten Finger in die Runde.
      "Ich weiß ja, ihr denkt dass Arana uns alle erlösen wird und so."
      Sie schluckte die letzten Happen in ihrem Mund herunter.
      "Aber was, wenn sie gar keinen Bock auf sowas hat? Hm? Ich meine, ich hätte das glaub ich nich' als Göttin." Sie schüttelte den Kopf. "Viel zu weichherzig. Stattdessen würde ich ein paar Sünder bestrafen lassen. So als..." Sie suchte nach dem passenden Wort und schwenkte ihre Hand in der Luft herum.
      "So als Demonstration. Vielleicht würdet ihr ja auch zu diesen Sündern gehören."
      Zufrieden damit einen ordentlichen Beitrag zu dem Gesprächsthema geliefert zu haben, widmete sie sich wieder ihrer Keule und verkniff sich ein Rülpsen, ehe sie zu dem Bierkrug griff und die letzten drei Züge leerte. Ein Wink zum Wirt informierte ihn über die erneute Abwesenheit ihres Getränks.
    • Taverne

      Sonos schien gelassen zuzuhören, was die Kriegerin da verlauten ließ. Ihre Meinung war wohl eben die einer Kriegerin, die von solch erhabenen Dingen nur wenig Verständnis beisteuern konnte. Er seufzte leicht. "Darum geht es doch. Wir müssen die Sünder vertreiben von dieser Insel. Alle die nicht an die wahre Göttin glauben, sind Sünder. Aber sie werden glauben, sobald unser Meister und wir unser Ziel erreicht haben, die wahre Göttin zu erwecken. Und jeder, der ihr Licht verweigert, wird in die ewigen Abgründe der Dunkelheit fallen. So steht es geschrieben."
      Sicher hatte auch er die ein oder andere Schrift dazu gelesen, oder gar selbst verfasst. Unter den Anbetern und zu Zwecken neue Gläubige einzufangen, tat man sowas in der Regel, und lehrte sie eben jene Dinge auch so anzuwenden. Sie in ihren Lebenskreislauf aufzunehmen, selbst danach zu leben. So wie ein Bauer das Feld bestellt und einem jungen Bursch beibringt, wie man Vieh und Ernte hochzieht, um daraus Profit zu machen.
      Isa warf sich ebenfalls ein. "Sprich nicht so über Arana. Sie ist keine Barbarin, die wild mit Waffen um sich wirbelt. Sie ist eine wahre Königin der Gottheiten und strahlt über allen. Selbst die finsteren Wogen die sich zwischen ihr und uns befinden, werden von ihr vertrieben, auf das wir ihre Erhabenheit und ihren Glanz am Himmel sehen können. Du spürst ihre warmherzigkeit, wenn du in ihrem Licht badest. Auch du wirst Tränen der Freuden vergießen, wenn wir unser Ziel erreicht haben."
      Demonstrationen .... ja, die Kriegerin hatte nicht ganz unrecht. Und es würden schon bald überall welche erfolgen, und Aranas Macht stärken. Noch agierten sie im Verborgenen, doch das würde sich ändern. Ein leises Flüstern würde zu einer Stimme werden, die bis in die Herzen aller Menschen vordringen wird. Nur wer sich dieser Stimme dann noch verweigerte, würde an ihr zerbrechen wie eine alte rostige Klinge an einem Schild aus Eisenrot.
      Der Wirt kam an den Tisch und brachte einen weiteren Humpen.
      "Könnt ihr das auch alles bezahlen?"
      "Gewiss, mein Herr. Aber sagt, kennt ihr die Göttin Arana?", fragte Sonos. Der Wirt rümpfte den Schnauzer. "Hab von ihr gehört. Soll da angeblich ne Frau geben, die vor Jahren im großen Krieg irgendeinen Zauber vollzogen hat, und deshalb vergöttert wird. Irgendsoeine Bäuerin. Die Leute interpretieren da zuviel rein, wenn ihr mich fragt. Hört bloß auf mich mit irgendwelchen langweiligen Geschichten dazu zu belästigen. Lasst mich und auch die anderen Gäste mit derartigen Dingen ja zufrieden. Gab genug Ärger vor einigen Jahren deswegen. Dreimal hatten sich Soldaten und Gemeines Volk hier ausgelassen darüber ausgesprochen, und die Taverne zerlegt. Hütet also besser eure Zungen und esst, bezahlt und verschwindet."
      Der Wirt nahm einige Reste mit, und verzog sich erstmal.
      Sonos hatte leicht die Augen zusammengekniffen, und auch Isa schien nicht sehr erfreut darüber zu sein, wie der Wirt über ihre Göttin sprach.
      "Er nannte sie irgendeine Bäuerin.", meinte sie, und schien nicht genau zu wissen, wie sie darauf eingehen sollte. War es eine Beleidigung? Ein Sakrileg?
      "Sein Herz ist finster, und ebenso kalt wie der Winter.", meinte er trocken, spähte dem Wirt nach, trank etwas von dem Wein.



      An Bord der Seaflower

      Der Ärger mit dem Dieb, den Flora in Lyxaxu hatte, blieb mit der Küste an Land zurück, die sich nur noch schmal am Horizont abzeichnete, während das Schiff sich nordwestlich durch die Wellen schob. Der Wind war klat, und Flora zitterte etwas, während sie außen an der Reling stand und auf das Meer blickte. Ihr Gold hatte sie wiederbekommen, und der Dieb saß nun im Kerker, und hatte ein paar Zähne weniger im Mund. Sogar einen Komplizen hatten sie erwischt, als dieser fliehen wollte, nach dem beide versucht hatten, Flora zu überwältigen. Aber das ist wohl Alltag in den größeren und wohlhabenen Städten des Landes. Schließlich gibt es dort viel zu holen.
      Flora hatte letztenendes den Schal gekauft und per Boten nach Garlingen bringen lassen. Ein Geschenk für Codren, damit sie sich nicht erkälten würde. Oder ihr Hals festfrieren würde. Irgendwie kam ihr Codren manchmal wie eine Frostbeule vor. Trotz hochwertigen Fellen schien sie immer durchgefrohren zu sein. Vielleicht half ja ihr Geschenk sie zu wärmen.
      Die Küste verschwamm in der Ferne und bald waren nur noch die blaugrauen Wellen des Meeres ihre Begleiter. Und ein ebenso grauer Himmel, dessen Wolkendecke offenbar endlos war. Der Wind frischte auf und jetzt wurde es sogar Flora zu kalt und sie verzog sich unter Deck in ihre Kajüte. Sie hatte die größte Kajüte an Bord, die ein ganzes Zwischendeck im Achterbereich einnahm, aus Schlafbereich, Arbeitsbüro und gemütlichem Wohnzimmer bestand. Wobei letzteres eher kombiniert war. Der große Schreibtisch mit einem gemütlichem Sessel war vor den Fenstern aufgebaut, die sie an ihm sitzend im Rücken hatte.
      Der Schlafbereich war abgetrennt durch Wand und Tür. Dort gab es auch eine Gelegenheit sich zu waschen. Ein wenig Luxus mit einer kleinen Wanne, die vom Deck darunter mit einem Ofen aus der Kombüse aufgeheizt werden konnte. Die andere Seite bot Regale, Sitzgelegenheiten und einen Tisch. Ein Behälter auf einem kleinen Gitter stand mittig auf dem Tisch, unter dem sich ein frisches Brot verbarg. Der ganze Raum duftete bereits dach. Es war noch warm, und sollte noch etwas kühlen. Bald gab es Mittagessen an Bord. Man würde ihr in einer halben Stunde etwas vom Eintopf bringen lassen. Diesen würde sie sich zusammen mit dem Brot schmecken lassen. Aber es würde wohl ein einsames Mahl werden. Der Kapitän würde mit den anderen Offizieren speisen. Flora war es recht. Sie würde sich mit einigen Seekarten zu der Inselgruppe beschäftigen, die sie in wenigen Tagen erreichen würden. Das Reiseziel.
      Sie beschloss erstmal zu baden, entkleidete sich, warf ihre Kleider über eine Truhe und verschwand in dem kleinem Badezimmer, um sich im Wasser wieder aufzuwärmen.
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    • Venya ließ ihren massigen Kopf von einer Schulter zur anderen schwenken, während sie sich das Fett von den Fingern leckte und ein paar lose Salatblätter hinterherschob. Sie hatte früh gelernt dass Arana ein Thema war, bei dem man nicht zu einem Ende kommen konnte und das war es, was ihr dabei so zuwider war. Alles hatte ein Ende, selbst dieses köstliche Schwein vor ihr, aber ihre beiden Begleiter würden auch dann noch von Arana reden, wenn Taranoke vom Wasser verschluckt werden würde. Venya bediente sich an dem Bier, das ihr neu gebracht wurde, und hörte mit einem Ohr zu. Aber dann kam die Rede von einer Bäuerin, die wohl diese Arana verkörpern sollte, und das war schon eher zu ihrem Geschmack. Sie hob einen knorpeligen Finger und wackelte mit den Zehen.
      "In Taranoke gibt es mehr Bauern als es Bäume gibt. Ich finde das ist mehr als realistisch. Stellt euch das aber mal vor: Die Erbin von Arana schlägt sich mit Misthaufen und gackernden Hühnern herum."
      Was als bescheidener Versuch gegolten hatte sich am Gespräch zu beteiligen, atete in einen köstlichen Witz aus, bei dem Venya ihren Kopf in den Nacken warf und einmal so laut gröhlte, dass die Bank erzitterte und das Geschirr auf dem Tisch klapperte. Natürlich war die Aussage nicht böse gemeint, allerdings merkte die Kriegerin schnell, dass sehr wenige Personen an ihrem Tisch mitlachten, um genauer zu sein sogar gar keiner. Sie verstummte und schob den fehlenden Humor dieser beiden Witzfiguren darauf, dass sie kein Bier vor sich hatten. Wie sollte man auch mit Tee und Wein eine gute Laune bekommen. SIe nahm einen goßen Schluck von ihrem eigenen, froh darum es zu haben.
    • Noch in der Nacht brannte die Taverne bis auf die Grundmauern nieder. Es war eine Warnung an den Wirt, das man nicht schlecht über die wahre Göttin sprechen sollte. Sonos hoffte, das der Wirt diese Botschaft verstanden hatte. Die drei waren jedenfalls schon in weiter Ferne, als der Wirt am nächsten Morgen noch nach brauchbaren Gegenständen in den verkohlten Resten seiner Taverne suchte, und verzweifelt nach einem Schuldigen suchte.


      Auch in Garlingen wurde in dieser Nacht wieder ein Hof überfallen. Diesesmal gab es kein Feuer, aber es wurden Lämmer entwendet und etwas Material, darunter ein Wagen samt Pferd dazu. Wie auch immer die Diebe es geschafft hatten, diesen irgendwie zwischen Schnee und Geäst im Wald verschwinden zu lassen, so das die Soldaten am nächsten Morgen ohne die geringstn Spuren schon nach wenigen hundert Metern die Suche aufgaben. Der Schnee der fiel verwischte alle Spuren ehe man ihnen folgen konnte. Außerdem dauerte es manchmal Stunden, ehe man an der nächsten Wache Soldaten informieren und anfordern konnte. Und nicht alle Höfe waren in Ortschaften untergebracht, viele standen alleine weiter außerhalb.
      Codren konnte sich jetzt nur noch auf die Waldelfen verlassen, die sich auch zu dieser Zeit viel besser durch ihre Wälder bewegen konnten, möglicherweise um gute Lagerplätze wusste.
      Bizana ritt auf einem Pferd geschwind durch ein solchen Gebiet, wurde dann aber langsamer und stieg ab. Eine Weile führte sie ihr Pferd durch Schneewehen und Stellen, die kein Mensch je für einen Durchgang halten würde.
      Fremde Augen erspähten sie und beobachteten sie eine Weile.
      "Das ist sie. Los, bewegt euch.", forderte eine Stimme und es kam Bewegung in den Wald. Bizana hielt an, spähte forschend in den Wald, fixierte dann die Richtung, aus der sich mehrere Leute näherten.
      "Bizana?" "Ja, ich bin es. Keine Sorge, man hat uns nicht entdeckt. Ich bin alleine hier.", erwiederte sie und dann sprangen drei Elfen hervor, von denen sie selbst zwei nicht bemerkt hatte. Einer saß wohl im Baum, unter einem Tuch versteckt, über dem ein Mantel aus Schnee gelegen hatte.
      Vier Menschen kamen zwischen Büschen hervor, und sie alle trugen Felle, unter denen edle weiße Kleidung hervortrat, oder die ein oder andere Rüstung.
      "Die Botin?", fragte einer der Menschen. "Hab sie abgfangen und im Wald verscharrt. Bis man sie vermisst wird noch einige Zeit vergehen. Ich habe ihre Position eingenommen und bei Waldrat vorgesprochen, ehe ich zu Goldfield ritt. Es wir also niemand nach uns suchen."
      "Sehr gut, Bizana. Wie gehen wir nun weiter vor? Wir können nicht ewig hier bleiben. Und ich bin sicher, das Soldaten bald in allen Dörfern und auf allen Höfen stationiert werden."
      Bizana nickte. "Gewiss. Goldfield will vermutlich weitere Boten schicken und in Lyxaxu und Brerandt anfragen. Ohne Zweifel werden sie auch von dortigen Vorkommnissen berichten. Ich riet ihr davon ab und bot selbst an, schnellere Boten zu entsenden. Aber verlassen sollten wir uns nicht darauf. Wir sollten zurückkehren in den Süden. Brecht noch heute auf und geht in die camisser Berge. Ich werde mich noch einige Tage hier durch die Wälder schlagen, und dann bei Goldfield Meldung machen, ehe ich euch folgen werde.", meinte die Elfe.
      Die anderen sahen sich kurz an und nickten zustimmend.
      "Wo ist unser Meister?", fragte Bizana. "Er ist bereits auf dem Weg nach Süden. Er verlässt Garlingen sicher in ein paar Tagen. Wir werden ihn unterwegs aufgabeln."
      "Ein kleiner Umweg. Gut, treffen wir uns notfalls in einer Woche im Stützpunkt. Kein Risiko."
      Wieder zustimmendes Nicken.
      "Möge Aranas Licht euch leiten!" "Und möge es eure Herzen erwärmen!"


      Am späten Nachmittag drei Tage später, kehre Bizana zurück nach Gildfield. Zwei Elfen begleiteten sie und hielten etwas Abstand, und ihr Pferd, während Bizana direkt weiter zum Haus ging, wo sie kurz darauf Einlass erhielt. Sie wartete in der Empfangshalle auf Codren, die hier zur Zeit das Sagen hatte.
      Kurz darauf begrüßte sie die Elfe. Bizana merkte, das ihre Erkrsankung wohl zurückgegangen war, jedoch noch nicht vollständig. Bizana löste einen kleinen Beutel von ihrem Gürtel und reichte ihn einer Bediensteten. "Javus Wurzeln, für eure Genesung. Man findet im Winter nur selten Javus im Wald. Erst im Frühling wird das Kraut wieder sprießen. Ich hatte Glück, als ich mir ein Nachtlager baute, eine Wurzel am Boden vorzufinden. Weniger Glück hatte ich jedoch bei meiner Suche nach den Übertätern. Ich fand keine Spuren. Jedoch fand ich einen Lagerplatz, der aber schon zwei Nächte unberührt geblieben war. Eine Feuerstelle, mehr Anhaltspunkte gab es nicht. Vielleicht waren es Banditen, vielleicht Söldner. Es tut mir leid, das ich keine guten Nachrichten deswegen überbringen kann. Die Boten sind auch noch nicht zurück, welche ich nach Brerandt und Lyxaxu entsendete. Vielleicht suchen sie noch, oder sie sind bereits auf dem Rückweg. Sie sollten nur ein paar Ortschaften ansteuern und die Leute ausfagen. Sollten sich Neuigkeiten ergeben, werde ich euch schreiben. Solltet ihr innerhalb einer Woche nichts hören, so war die Suche ergebnislos."
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    • Allein in den letzten Tagen war Codren noch einmal um zehn Jahre gealtert. Die Ankunft ihres Mannes hätte den Alltag erträglicher machen können, aber stattdessen trug er mit seinen dicken Stiefeln den Schlamm herein und machte sich über die süßen Beeren her, sodass Halgre ein paar Tage später tatsächlich Codren's Wunsch auf Beerenmuss verweigern musste, weil es keine mehr gab. Da wurde sie erst zornig und verbannte ihn auf das Sofa vor dem Kamin, was einem einfachen Bauern womöglich gut getan hätte, für ihn als Burgherren aber eine so äußerste Demütigung war, dass er sie nicht mehr behelligte. So kam es allerdings dazu, dass er die kleine Unterredung zwischen Codren und der Elfe ein paar Tage später belauschte.
      "Javus Wurzeln? Danke."
      Codren war nicht sonderlich interessiert an dem Geschenk, übergab es allerdings dem nächsten Bediensteten, der es in die Küche brachte.
      "Was ist mit den Räubern?"
      Der Bericht war äußerst kurz und äußerst enttäuschend. Codren überlegte sich ins Arbeitszimmer zu verziehen, damit die beiden in Ruhe einen neuen Plan überlegen konnten, aber leider legte ihr Bianza schon alles vor, was den Umständen entsprachen. Sehr viel mehr als Ausschau zu halten und zu warten konnten sie im Moment auch nicht tun. Außer es würde ein Kessel voller Gold vom Himmel fallen und es Codren ermöglichen so viele Soldaten einzustellen wie sie brauchte.
      "Braucht etwa jemand Hilfe?", kam es da von der Seite und Herrolt kam aus dem Wohnzimmer heraus, unglaublich würdevoll und stolz, obwohl das Sofa die Macht über seine Frisur ergriffen hatte und das stolze Äußere verunstaltete. Er stellte sich neben Codren auf, reckte die Brust heraus wie ein arroganter Hengst und versuchte dann auf Bianza hinabzusehen, wobei das bei dem fehlenden Größenunterschied mißlang.
      "Wo liegt das Problem?"
      "Die Plünderer sind auf und davon. Keiner weiß wohin sie gegangen sind."
      "Da können wir helfen. Meine Männer werden schon ganz verrückt vom Hasen jagen."
      "Hasen sind im Winter nicht draußen."
      "Deswegen ja."
      Plötzlich schien es ihr gar nicht mal so schlecht diese Javus Wurzeln zu probieren. Alleine.
      "Wenn die Elfen davon nicht behindert werden, wieso nicht." Sie sah Bianza an. "Würdet Ihr ihnen zeigen, wohin die Männer verschwunden sind? Vielleicht finden sie ja tatsächlich was."

      Beflügelt von der Aussicht auf eine Tätigkeit und womöglich auch auf einen kleinen Kampf, zog Herrolt sich sofort seine Garnitur über und ließ seine Männer vor dem Haus versammeln, darunter sein langjähriger loyaler Freund Korim Rebes, ein schlacksiger Mann, der in der Burg die Kavallerie lehrte. Er hatte sich bis unter die Zähne bewaffnet und die beiden Freunde sahen sich mit einem Leuchten in den Augen an, als würden sie sich wie Barbaren auf ein Gemetzel freuen. Herrolt schwang sich auf sein Pferd und drehte sich zu Bianza um, die den Herrschaften wohl oder übel zeigen musste wohin die Spuren bisher geführt hatten.
    • Bizana war nicht sehr glücklich über die Wendung der Ereignisse. Einer der Menschen hier im Hause hatte es wohl nötig, die Arbeiten der Elfen zu überprüfen, da er unbedingt mit seinen Leuten ebenfalls die Wälder durchstreifen wollte, um nach Spuren zu suchen. Letztenendes fügte sie sich jedoch ohne gräul und machte sich kurz darauf ebenfalls reisefertig.
      Die Soldaten und der Mann waren schwer bewaffnet und rechneten wohl mit Kämpfen, sofern sie fündig werden sollten. Oder sie würden diese ohnehin beginnen und sich rächen, und damit ein Zeichen setzen. Die Bürger würden es sicher auch hören wollen, wie die Verbrecher im Wald dahingemetzelt wurden. Aber Bizana wusste mehr als sie jemals zugeben würde. Und bis auf das Lager was sie erneut anreiten würde, gäbe es keine Spuren zu finden, außer der Mann hatte vor, den ganzen Schnee aus dem Wald zu fegen, um ein paar abgeknickte Äste zu untersuchen. Der Boden war gefroren, und viele Spuren waren ohnehin nur auf der festen Schneeschicht unter der pulverigen Neuschicht, und jene waren so oder so schon von neuem Schnee verdeckt. Zudem führen einige Elfen die Gruppierungen, so das noch weniger Spuren zu finden wären, und das selbst für Bizana und den Waldelfen eine schwere Aufgabe wäre. Einfältige Menschen, die aber durchaus hartnäckig waren, und trotzdem einen Versuch wagten. Sie klammerten sich eher an die Hoffnung, als an die Realität.
      Bizana nickte dem Menschen zu und trieb ihr Pferd an. Die zwei Elfen Begleiter hielten etwas Abstand hinter ihr und Herrolt, dann folgte der Rest der Reitertruppe.
      Es würden erneut ein paar Tage vergehen, und sie hoffte, das die Menschen nicht sonderlich gut gerüstet waren für längere Übernachtungen in bitterkalten verschneiten Wäldern. Sie und die Elfen hatten genug Vorräte für sich selbst um fünf oder sechs weitere Tage problemlos in den Wäldern auszukommen. Und jagen könnten sie auch, oder gewisse andere Nahrung auftreiben, für die ein Mensch kein Auge hatte. Schon gar nicht unter diesen jahreszeitlichen Bedingungen.
      "Folgt mir. Wir müssen tief in die Wälder reiten. Das Lager welches ich fand dürfte inzwischen fast vollständig unter Schnee begraben sein, aber ich weiß den Weg noch dorthin. Was erhofft ihr Menschen dort noch zu finden, wo die Augen der Elfen versagt haben?", fragte sie etwas arrogant. Sie verbarg ihren Zorn nicht, Zeit für diese sinnlose Aufgabe zu verschwenden. Die anderen werden ein paar Tage länger ausharren müssen, ehe sie ihnen in den Süden folgen würde. Verfluchte Brerandts.



      An Bord der Seaflower

      Von den Problemen in Garlingen bekam Flora nichts mit. Einzig ein Botenvogel hätte ihr noch eine Nachricht bringen können, sofern er denn gewusst hätte, wo er hinfliegen sollte. Daher war ihr einziger Gedanke an ihre Heimant, das Codren in jeder Ecke herumstöchern würde, den Pöbel zurecht wies und sich abends die gefrorenen Füße am Kamin auftaute ... und fluchte. Das Land lang in guten Händen, und sollte Flora einmal vergehen, würde Codren das Haus sicher weiterführen. Flora war die einige Erbin, und für einen Nachkommen blieb bisher weder Zeit, noch Lust noch der passende Partner. Flora sah sich schon als alte Frau irgendwann einen würdigen Hauserben zu ernennen. Aber das lag noch weit in der Zukunft.
      Die Tage an Bord waren durchaus kalt und unangenehm, selbst mit dicken Fellen bedeckt war der Wind auf hoher See oft beißend durch jede Ritze gekrochen, den die Felle irgendwie zuließen. Dennoch wurde es im Norden wärmer mit jedem Tag den sie sich der Inselgruppe näherten, welche Flora erkunden wollte. Selbst Lyxaxu hatte bisher kaum mit diesen Inselt zu tun gehabt. Sicher gab es mal eine Expedition, oder ein Händler ging dort sicher vor einem Sturm zu Anker. Vermutlich würden Piraten dort eher einen Hafen finden als sonst wer. Wer weiß, vielleicht hatten sie etwas Beute dort vergraben, und Flora konnte ihnen dann alles abknüpfen. Sie kicherte, bei der bildlichen Vorstellung, wie Wochen später ein wütender Pirat mit seinem Holzbein so heftig aufstampfte, das es zerbrach und er in die leere Mulde fiel, wo zuvor noch sein Gold lag.
      Endlich dann nach so einigen Tagen meldete der Ausguck Land in Sicht. Flora eilte aus der Kabine und lief bis zum Bug, wo sie sich auf Zehnspitzen stehend an der Reling stütze, und in der Ferne bereits kleine Bergkuppen erspähen konnte. Die heutige Nacht würde sie noch an Bord verbringen, aber schon morgen vor dem Mittagessen wäre sie wieder auf festem Boden unterwegs.

      Am nächsten Tag kam sie am Vormittag aus ihrer Kabine und war bereits fertig gerüstet für den Landgang. Es war hier bedeutend wärmer, schon frühlingshaft, so das sie keine dicken Felle mehr benötigte, und sich nur leicht schützen müsste. Kühler würde es nur werden bei starken Winden, wenn Wolken vor der Sonne schliefen oder die Nacht hereinbrechen würde. Aber dann würde sie in warem Zelten sitzen und entspannen.
      Der Anker rauschte ins Meer dem Grund entgegen, der sich sichr zwanzig Meter unter dem Schiffsrumpf befand. Neben der Dunkelheit gab es auch helle Stellen aus Sand zu erkennen, hier und da ein Fisch, sogar ein Hai und der ein oder andere Hummer in der Tiefe war zu erspähen. Insbesondere wenn diese auf Felsen oder kleinen Unterseehügeln krabbelten.
      Der Strand sah friedlich aus. Ein Berg im Hintergrund, und davor ein Wald aus Inselbäumen, wie Flora sie selbst noch nie gesehen hatte, jedenfalls nicht außerhalb von Büchern. Palmen wurden sie genannt. Manche trugen Früchte die man Kokosnüsse nannte. Sie wollte unbedingt mal eine davon probieren. Sie würde später jemanden beauftragen eine ganze Ladung davon einzusammeln. Eine würde sie Codren mitbringen.
      Der Kapitän ließ die Beiboote zu Wasser, und Flora ließ es sich nicht nehmen, den ersten Schritt auf diese Insel zu setzen. Sie sprang dafür trotz kaltem Wasser kurz vor dem Strand vom Boot und lief ein paar Schritte Knöcheltief hindurch, ehe sie den trocknen Sand unter ihren Füßen spürte. Es fühlte sich nicht anders an, wie auch die Strandgebiete in Taranoke, aber nach Tagen auf schaukelsee war es schon ein seltsames Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie hatte schon mehrfach ein paar Tage mit ihrem Schiff auf See verbracht, und sie wusste, nach der Zeit hatte man das Gefühl, als würde sich alles drehen oder sich bewegen, wenn man nachts im Bett lag und zur Decke starrte.
      "Endlich am Ziel. Los, errichtet ein Lager, und dann lasst uns mit der Erkundung beginnen.", ordnete sie an.
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    • Herrolt Vaiysl war noch immer recht munter, als sie durch die Eiseskälte des Winters ritten und ihre zahlreichen Spuren im Schnee hinterließen. Er ließ sich auch von Bianza nicht beirren, entweder weil er es nicht mitbekam, oder weil er schlichtweg ihren Zorn ignorierte. Die Elfen waren ein eigenes Volk, das konnten von allen Bewohnern die Brerandts wohl am besten wissen, und daher war es immer das beste, eine höfliche Distanz zu wahren.
      "Sechzehn Augen sehen besser als sechs. Und außerdem, verehrte Dame, dürfte ich einige Erfahrung mit Räubern aufweisen. Da war zum Beispiel die Bande Robus vor acht Jahren, die sich über das Hab und Gut der Dörfer hermachte. Sieben Männer waren das, darunter ein Riese so groß und dick wie ein kleiner Baum. Und wollt Ihr wissen, was ich mit ihnen getan hab? Einen Hinterhalt habe ich ihnen gestellt, einen Hinterhalt für den Hinterhalt den sie geplant hatten, und mein Sieg war grandios. Der Große hat gut gekämpft - ich will es ihm gar nicht bestreiten - aber Menschen sind eben Menschen, nicht wahr? Ha-ha! Ich habe ihm mein Schwert durch die Rüstung in die Achselhöhle gestoßen! Das ist fürchterlich, könnt Ihr Euch vorstellen, weil die Haut so empfindlich ist. Aber ich holte weit aus und ich zielte - mit nur einem Auge! - und stieß es ihm hindurch. Geweint hat er, der Bursche! Geweint und nach seiner Mama geschrien. Ha-ha-ha! War es nicht grandios, Korim?"
      Der dürre pflichtete ihm mit einem lauten Lachen bei.
      "Der Achselhöhlen-Sieg ist in die Geschichtsbücher eingegangen!"
      "Oh ja, das ist er. Ihr müsst wissen dass ich ein sehr ambitionierter Soldat war, damals noch, vor meiner Herrschaft, aber so etwas lustiges wie den Achselhöhlen-Sieg habe ich nie wieder erlebt. Vielleicht wird sich das diesmal ändern!"
      Fröhlich und munter plapperte er weiter, erzählte auch am zweiten Tag von Geschichten die nicht enden wollten und fand immer einen krumm aussehenden Baum oder ein Loch im Schnee, das ihn an eine neue Geschichte erinnerte. Als sie den Ort, an dem das Lager war, endlich mal erreichten, hatte er noch nicht einmal die Hälfte von dem erzählt, was er alles erlebt hatte.
      "Hier soll es sein? Da müssen wir wohl im Schnee graben um die Feuerstelle wiederzufinden."
      Er sprang ab und machte sich gleich ans Werk den Boden abzusuchen, seine Männer taten es ihm gleich. Es dauerte zwar eine Weile, aber viel neuer Schnee lag sowieso nicht und so hatten sie die verkohlten Äste bald gefunden. Herrolt begutachtete sie als wolle er abschätzen, wie lange sie gebrannt hatten.
      "Ihr sagtet es gäbe keine weiteren Spuren von ihnen, Elfe?"
      Er sah sie nicht an, stattdessen richtete er sich auf und drehte sich einmal im Kreis. Sein Blick wanderte zur verschleierten Sonne am Himmel und dann zum Boden. Seine Männer untersuchten die umherstehenden Bäume. Nach einem Augenblick hob er den Arm und deutete in die Richtung aus der sie gekommen waren, dann drehte er sich zur Seite und blickte in die andere Richtung. Von irgendwo her kam der Ruf, dass sie bei dem Neuschnee keine Chance hatten irgendwelche Spuren zu finden.
      "Das macht nichts."
      Er grübelte ein wenig herum.
      "Joger und Marek, ihr geht am Waldrand entlang, sucht nach frischen Spuren und wenn ihr nichts findet, dann reitet zum nächsten Dorf. Der Rest kommt mit mir waldeinwärts. Es wäre doch gelacht, wenn sie sich hier in Luft aufgelöst haben!"
      Er schwang sich wieder auf sein Pferd, elegant wie ein König, und sah dann erwartungsvoll zu Bianza, die die Truppe noch weiter führen sollte.
    • Gegen Mittag des zweiten Tages erreichten sie die Lagerstelle der Verbrecher, die tagelang die Ortschaften heimgesucht hatten, und Bizana schien sogar etwas froh darüber zu sein, das dieser Herrolt nun endlich abgelengt genug war, um nicht länger von seinem langweiligen Leben zu plappern, welches Bizana nicht im geringsten interessierte. Dieser Mensch war in ihren Augen ein überflüssiger Schwätzer, dr sich selbst mit Gold und Diamanten aufwog.
      Herrolt ließ seine Leute den Schnee beseitigen, dort wo sie auf das verkohlte Holz hinwies, und tatsächlich grub man es Minuten später aus.
      Er fragte schließlich nach weiteren Spuren, aber Bizana bestätigte ihre Aussage, keine weiteren gefunden zu haben. Inzwischen würden tatsächlich selbst die Waldelfen nichts mehr finden.
      "Einzig Spuren eines Tieres, das wohl vor einigen Stunden hier durchmarschierte kann ich entdecken, aber ansonsten gibts es hier nichts. Ohne Schnee und Eis könnte der Boden sicher Abdrücke noch in einer Wochen preis geben, aber diese Jahreszeit ist ein guter Verbündeter für jene, die nicht gefunden werden wollen."
      Die zwei Elfenbegleiter kehrten auch zurück und meldeten keine besonderen Funde. Bizana wies sie an, ein Lager herzurichten, Feuerholz und brennbares Material zu suchen. Die Pferde wurden an Bäume gebunden und mit ihren Decken ein wenig vor der Kälte isoliert. Dichtes Buschwerk bot etwas Windschutz, sollten Böhen durch die Baumkronen bis zum Boden finden.
      "Geht nur vor, werter Herr. Wir errichten ein Lager, in dem wir uns wärmen und stärken können. Entfernt euch nicht zu weit. Wir suchen in ein paar Stunden etwas weiter westlich im tieferen Wald. Dort gibt es viel Buschwerk. Vielleicht finden wir abgebrochene Äste, die auf Menschen hindeuten.", meinte sie schließlich noch, und hoffte das der Mann erstmal für ne Stunde hinter den Baumstämmen verschwand. Später wird er sicher viele weitere Geschichten zu erzählen haben.
      Keine zwanzig Minuten später hatten die Elfen ein Lagerfeuer entfacht, groß genug, das sich alle darum versammeln könnten. Bizana hatte Schnee in einen kleinen Kessel getan, und einige getrocknete Kräuter, um damit einen Tee zu kochen. Für die Menschen einen anderen, da diese ihren Waldtee in der Regel für ungenießbar hielten. Waldtau und Minze mischte sie und warf sie in einen zweiten, von den Menschen mitgebrachten Kessel. Es würde ausreichen das jeder einen großen Becher bekäme.
      Dann warteten die Elfen auf die Rückkehr der anderen, während der etwas säuerlich riechende Tee der Elfen sich mit der Minze aus dem zweiten Kessel mischte.



      Flora

      Eine Stunde dauerte es, bis mehrere Zelte für die Matrosen und ein paar Lagerzelte errichtet wurden. Die Boote lagen direkt am Strand, das Lager ging über in den Palmenwald und den ersten Büschen des Dschungels, bot etwas Windschutz und das Blätterdach ggf. noch etwas Schutz vor Regen. Wenn ein Sturm käme, wäre er vom Meer aus sicher sehr stark. Aber das Wetter schien sich nicht auf diesen Versuch einlassen zu wollen.
      Flora hatte unterdessen eine dieser Früchte namens Kokosnüsse näher untersucht, und war der Meinung, soetwas schon mal irgendwo in Lyxaxu auf einem der Märkte gesehen zu haben, wusste aber nichts damit anzufangen. Zumal sie so wie sie hier wuchsen auch etwas anders aussahen. Jetzt lag eine dieser braunen Nüsse mit beachtlicher Größe in zwei Hälften vor ihr auf dem Tisch. Der weiße milchige Inhalt hatte sich verteilt, als Flora dise durchschnitten hatte. Ein kraftvoller Hieb war nötig gewesen. Letztenendes waren es drei bei ihr, wobei sie den letzten Hieb mit beiden Händen ausführte, das Messer samt dran hängender Nuss über den Kopf hob und dieses dann kraftvoll auf den Tisch schmetterte. Dabei hatte sie sich etwas besudelt, was allerdings kein Weltuntergang war.
      "Man lernt nie aus .... mmhhhmmmm, lecker ...", meinte sie zufrieden und biss etwas von dem festen weißen Fruchtfleisch ab. Einen Teil der Milch hatte sie in einer Schale aufgefangen, ehe sie in den Sand tropfte. Ein Genuss. Sie beauftragte einen kräftigen Zwerg eine Kanne davon zu füllen, für später. Dazu müsste er sicher ein paar der Nüsse knacken. Aber Flora wollte eh mit der Erkundung beginnen und mit einem Trupp in den Dschungel vorstoßen. Freiwillige vor. Der Rest durfte beim Lager bleiben.
      Auf ihren weißen Dress verzichtete sie jedoch, und blieb bei einem robusteren Outfit, damit sie nicht irgendwo hängen blieb oder anfangen würde zu frösteln. Sie sah ein wenig aus wie eine edle Matrosinvon einem Kriegsschiff aus Lyxaxu - natürlich von hohem Rang.
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      Der Unterschied war nur, das sie statt einem filigranen Säbel ihre gezackte Klinge am Rücken trug.
      Sie saß zunächst vor dem Zelt an einem Tisch, auf demm ein paar Karten ausgelegt waren, die von Steinen gehalten wurden, und studierte diese, während sie darauf wartete, das der Expeditionstrupp aufgestellt würde. Vor ihr in einer Schale lagen ein paar der Kokosnuss Teile, die sie nachdenklich betrachtete, als sie erneut von einem ab biss. In ihrem Kopf schien schon wieder eine Idee zu erblühen, aber so recht wollte diese sich noch nicht entfallten.
      Jamand unterbrach sie um ihr Bescheid zu geben, das die Erkundung starten könnte.
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    • Die Ankunft des Schiffes blieb nicht unbemerkt, allerdings war so etwas noch nichts bedrohliches - schließlich handelte es sich nicht um eine ganze Flotte. Als Flora allerdings den ersten Fuß auf begrasten Boden setzte, war es dem Einsamen Späher, der wie ein Affe durch die Bäume kletterte, zu viel und er hangelte sich entlang seiner Route zurück zum Ausgangspunkt. Zwei Männer und eine Frau standen dort neben einem kleinen Häuschen, gekleidet in bunte Stofffetzen. Einer der Männer blickte auf.
      "Hä? Was machst du denn hier?"
      Der Einsame Späher sprach nicht - oder zumindest keine Sprache, die man hätte verstehen können.
      Der andere der Männer war nicht ganz so langsam.
      "Kommt da etwa jemand?"
      Der Einsame Späher richtete seine trüben Augen auf ihn. Er war nicht nur einsam, sondern auch alt. Er nickte.
      "Pah! Die gehen wir abfangen!"
      "Das wirst du nicht entscheiden du Erbsengehirn."
      Die Frau teilte einige feurigen Blicke aus.
      "Ja ja. Wir sagen's dem Captain."
      Die drei verschwanden und ließen den Einsamen Späher zurück, der nicht nur einsam und alt und stumm war, sondern auch traurig.

      Die Insel Neoi, wie sie im gängigen Sprachgebrauch der Piraten bekannt war, war eine Zwischenstation für sämtlichen Handel. Dort, wo man den Dschungel mit eigenen Händen verbannt hatte, gab es einen Holzweg und ein paar Hütten, sehr viele Tische und noch mehr Kisten und natürlich Lagerstätten, so wie man nur davon träumen konnte. Das Schiff Die Seemöwe wartete hier auf Die Jungfrau, um ihre Last abzugeben und danach erstmal nachhause zu fahren, um den Gewinn ausgeben zu können. Noch vor ein paar Tagen waren Die Perlenmuschel und Die Dicke Frida hier gewesen und davor Die Salzstulle und Die Otternarbe - und jedes Mal war der Einsame Späher aus den Wäldern gekommen, hatte sich seine Mahlzeit abgeholt und manchmal auch ein Stück Kleidung, wenn die Besucher besonders großzügig waren, und war dann wieder verschwunden, um nur zurückzukehren, wenn jemand anderes als ein Pirat sich auf den Weg zum Dschungel machte. Eben so wie dieses Mal.

      Der Captain der Seemöwe war ein stolzer Pirat, dessen Vater auch schon Pirat gewesen war - und womöglich dessen Vater und dessen Vater, allerdings hatte seine Mutter nicht viel mehr von seinem Vater gewusst als dessen Profession. Schließlich hatten die beiden sich nur ein einziges Mal gesehen. Auf dem Schiff nannte man ihn Captain Bora, allgemein war er unter dem Namen Sabora bekannt. Allerdings gefiel ihm, dass die Abkürzung an eine Kobra erinnerte - als eben solche sollten seine Männer ihn sehen. Als man ihn von dem ungewollten Besuch informierte, wurde er gereizt und ungehalten.
      “Dann vertreibt sie von hier! Worauf wartet ihr noch?”
      Das hatte einen offensichtlichen Grund, denn seine Fracht war äußerst vollzählig und äußerst wertvoll: Exotische Tiere aus Acheadan, Friena, Scors und Thestein; Sklaven aus Padu und Rawan; Edelsteine, die sich einst auf den Schiffen der Handelsgilde befunden hatten. Dazu natürlich Waffen, soweit das Auge reichte und Rüstung, die allerdings nicht mehr für den Gebrauch genutzt werden konnte. Der Rest war reiner Plunder, nutzlos aber immer noch in seiner Weise zu gebrauchen. Bücher, Geschirr, Truhen und Stoffe. Damit würde Bora versuchen zu feilschen, wenn der Rest nicht den Gewinn einbrachte, den er sich erhoffte. Vorausgesetzt natürlich, es würde keine ungewünschten Zwischenfälle geben.

      Somit zog eine Gruppe Piraten los, bewaffnet mit Säbel und Schwert, um dem ungewünschten Gast ein schnelles Ende zu bereiten. Angeführt wurde sie von einem strammen, kleinem Mann, der trotz seiner Größe aber nicht so aussah, als wäre er bei den Seeräubern fehl am Platz.
    • Garlinger Wälder

      Wie die Elfen vermutet hatten, kam dieser Mann nicht drum herum, weiter von seinen Heldentaten für Brerandt zu berichtet. Was er nich alles getan hätte, um große Anerkennung zu ernten. Tatsächlich hatten auch ein paar der Begleiter etwas zu erzählen, meistens dann, wenn Herrolt mit Kauen und Schlucken beschäftigt war. Bizana wiederte das nur an. Diese Arroganz der Menschen war doch eher ein Schritt in den Untergang. Wer zu sehr von sich selbst überzeugt war, verlor meistens die Übersicht und rannte gern in den Tod.
      Außerdem waren Menschen zu leichtgläubig und zu einfach zu manipulieren.
      Daher dauerte es auch nicht lange, bis der Tee seine Wirkung erzielte, und die Menschen am Feuer in einen tiefen Schlaf fielen. Bizana grinste leiucht, als ihre zwei Begleiter überrascht aufsahen. Einer erhob sich und spähte zu den Menschen, die alle der Reihe nach umfielen, während der andere zu Bizana blickte. Auch sie erhob sich und winkte beide Elfen zu sich.
      "Was hat das zu bedeuten?", fragte einer der beiden. "Untersucht sie.", ordnete Bizana an. Die beiden nickten und wandten sich in die Richtung zum zweiten Feuer, da geschah es. Bizana hatte zwei Messer gezogen und sprang zwischen den Elfenmännern hindurch, schlitzte dabei deren Hälse auf, so das ihr Lebenssaft aus ihrer Schlagader sprudelte. Eine weitere Drehung und ihre Kehlen folgten, während Bizana unbefleckt blieb. Ein Jammer. Die Elfen hätte sie nicht täuschen können, die man ihr zur Begleitung mitgegeben hatte. Zu oft musste sie diese schon auf Umwege setzen oder täuschen, damit sie nicht mitbekamen, das sie nicht die Elfe war, welche Haus Goldfield aufsuchen sollte. Das war ohnehin nur ein großer Zufall gewesen, als Bizana davon Wind bekommen hatte, und ihren Auftrag.
      Jetzt lagen zwei tote Elfen im Wald und eine handvoll schläfriger Idioten. Die nächsten Stunden würde das Gift wirken und sie in dem Zustand belassen. Bizana würde diese Chance zur Flucht nutzen. Eigentlich würde sie jetzt noch die Pferde töten, aber sie nahm diese angeseilt mit als Beutefang. Die Ausrüstung verstaute sie ebenso so gut es ging und hinterließ den Menschen fast nichts. Aber sie erlaubte sich noch einen Spaß und schnitt alle Gürtel durch, so das sie ihre Hosen halten müssten, wenn sie später zornig durch die verschneiten Wälder zurück zum nächsten Dorf laufen würden. Zudem band sie ein paar Wurzeln daran fest. Wer aufstand, dem wurde die Hose sogleich heruntergezogen. Vielleicht würde dieser Herrolt ja ein Lied darüber singen, wie er an einem Lagerfeuer mit runtergelassenen Hosen ausgeraubt wurde, und dann mit rutschenden Hosen weinend und jammernd nach Hause zu seiner fetten Mutter rannte.
      Bizana jedenfalls verschwand mit Sack und Pack in den Wäldern und folgten ihrer Gruppe weiter richtung Süden. Sie selbst wird bald eine interessante Geschichte an einem Lagerfeuer erzählen können.



      Auf der von den Piraten genannten Insel Neoi, schob sich der Expeditionstrupp weiter in den Dschungel vor. Es war nicht gänzlich so, wie Flora es auch Büchern kannte, was wohl auch daran lag, das es durch den Winter hier ebenfalls kühler war, auch wenn hier wohl niemals Eis und Schnee zu finden wäre. Man erzählte sich, das auf solchen Inseln oftmals Eingeborene lebten, die mit braungebrannten Körpern halb nackt in Strohhütten lebten und bunt geschmückt um Lagerfeuer tanzten. Ob sie hier fündig werden könnten? Sehr groß war die Insel nun auch nicht, um ein größeres Dorf dauerhaft zu verbergen. In wenigen Stunden könnten sie über den Berg oder um ihn herum gewandert sein und womöglich am anderen Inselufer wieder auftauchen. Ein oder maximal zwei Tage würden reichen, um die Insel soweit zu erkunden, das man jeden Bereich zumindest hätte einsehen können. Es gab aber noch weitere Inseln in direkter Nähe, aber das konnte warten.
      Keiner bemerkte den Späher, der sich davon stahl, und einigen Piraten von der Mannschaft berichtete, die durch die Wälder strich.
      Mehrere Elfen die gute Augen und Ohren hatten, bildeten die Spitze, während die kräftigen Zwerge meist noch etwas Ausrüstung schleppten, und die Menschen aufmerksam mit Waffen die Umgebung im Augen behielten. Man vermutete eher Raubtiere als wilde Eingeborene.
      Ebenfalls vorn an der Spitze Flora, die zufrieden grinste und es sich nicht nehmen ließ, hier und da auch mal ein paar Pflanzen zu zerschlagen, damit sie besser durch den Dschungel kamen. Natürlich fanden sie viele unterschiedliche Pflanzen und auch Früchte. Ebenso Kleintier und Insekten. Vorsichtig ließ Flora Proben nehmen. Vielleicht ließe sich später was damit anfangen.
      Vielleicht sollte sie Codren einen fetten Käfer mitbringen, in einer Schatulle, der ihr dann entgegenspringt wenn sie diese öffnet.
      Schon bald erreichten sie einen kleinen Tümpel, der von einem winzigen Wasserfall aus gut 30 m Höhe gespeist wurde. Ein kleiner Bach führte weg in Richtung Meer.
      "Ob man hier gut baden kann?", fragte sie beiläufig, aber einer der Elfen winkte ab. "Nach sorgfältiger Prüfung. Vorher solltet ihr davon absehen, Mylady. Es könnten giftige Tiere im Wasser sein."
      "Hmmmmm...", murrte Flora gespielt enttäuscht, aber wo der Elf recht hatte, da hatte der Elf recht. Obwohl Flora sich mit ihrer Magie sicher hätte heilen können.
      Die Erkundung ging weiter und man näherte sich einem etwas offenerem Bereich. Ein Elf blieb stehen, hob die Hand und ging in die Hocke.
      "Was ist?", fragte Flora, während der Elf den Boden sondierte. "Spuren. Vor kurzen ist jemand hier entlang gelaufen."
      "Hier ebenfalls. Aber diese sind ein paar Tage alt. Schwere Stiefelabdrücke. Hier wurde wohl etwas transportiert.", meinte ein weiterer Elf.
      "Ohooo, das klingt nicht nach Wildem. Wer weiß, vielleicht haben sich hier tatsächlich Piraten versteckt. Bestimmt trugen sie ihre Schätze in ein Versteck.", meinte Flora euphorisch und malte sich bereits den großen Goldraub aus, sofern sie eine versteckte Schatzhöhle fänden. Am liebsten hätte sie jetzt wohl ihr Schwert mit einem Degen gekreuzt. Einer der Zwerge murrte. "Und ich kann mir prima vorstellen, wer den ganzen Krempel dann zum Schiff schleppen darf. Aber ich sage euch, ohne Bier mach ich kein Finger krumm!"
      Das sich bereits eine Meute Piraten näherte hatte noch keiner bemerkt. Floras Truppe war nicht gerade klein. 20 Mann an der Zahl. Es gab sogar zwei Mann, die ein Gewehr trugen. Diese typischen Waffen aus Lyxaxu und von den Seefahrern. Kleine Kügelchen aus Metall wurden mit einer winzigen Pulverexplosion aus einem Rohr gefeuert, so wie bei Kanonen. Flora hielt nicht viel von den Waffen, da sie an Land häufig unbrauchbar wurden, sobald das Pulver zu feucht oder gänzlich nass wurde. Welch Ironie, das man damit aber auf dem Meer besten Umgang pflegte. Da hatte oft ein Schwert den geringeren Nutzen. Außer wenn es ums Entern ging. Aber in der Regel wurden zuerst alle Gespräche mit Eisenkugeln ausgeführt, die Planken und Masten in Stücke fetzten. Oder einen unglücklichen Matrosen.
      Die Truppe ging weiter, folgte den Spuren, und bald schien die Elfen sich nicht ganz einig zu sein, denn sie vermuteten in der Nähe Aktivität.
      Ein Zwerg rieb sich den Bart. "Mein Bart juckt. Hier lauert bestimmt ein Unhold im Busch!" "Dein Bart juckt immer, Grimil. Kämm dir die Brotkrümel raus, und das Problem ist beseitigt.", meinte ein anderer Zwerg. "Hwuurr, ich weiß was ein Brotkrümel ist, und was eine düstere Vorahnung. Und ich bin mir sicher, heute noch ein Brot gegessen zu haben."
      Flora selbst wurde aufmerksam. Sie schien etwas klimpern gehört zu haben. Außerdem flogen weiter hinten ein paar Vögel durch durchs Blätrerdach, als hätte irgendetwas sie aufgescheucht.
      "Schluss jetzt. Ich denke das er recht hat. Irgendetwas stimmt nicht. Haltet euch lieber bereit.", ordnete Flora an, kniff die Augen zusammen und sondierte die Grüne Buschlandschaft. Weit konnte man nicht sehen. Der Pfadähnliche Bereich ging 30 m weiter ebenfalls in einer Kurve irgendwo im Grün unter.
      Die beiden Schützen luden bereits ihre Gewehre. Ein Elf deutete schließlich in eine Richtung, aus der tatsächlich etwas zu vernehmen war, das nach Mensch klang.
      Flora selbst stellte sich mit an die Front, bereit notfalls auch ihre Magie zu nutzen. Das Schwert hielt sie im Anschlag. Wer auch immer gleich zwischen den Bäumen hervor kam, würde eine kampfbereite Truppe vorfinden.
      Und dann kamen sie, die Piraten. Ein kleiner Mann, offenbar der Anführer der Truppe, schien selbst überrascht zu sein, polterte aber sofort einen Befehl los. Säbelrasseln ertönte im Dschungel.
      Flora wusste nicht, ob sie auch Schusswaffen trugen. Daher wollte sie vorab mögliche Verluste oder Verletzte mindern, und nutzt gleich zweimal ihre Magie für einen Erstschlag, der nicht darauf ausgelegt war, jemanden zu verletzen. Eventuell waren sie ja gar nicht feindlich sondern nur selbst überrascht. Wobei Flora das wohl eher abstreiten würde, als daran zu glauben.
      "AQUA", beschwor sie, und zweimal flogen mehrere kleine Wassergeschosse in Richtung der Piraten. Auch der Kleine Mann bekam etwas ab, was man auch daran hörte, das einer seiner Befehle in einem Gurgeln unterging, als er quasi den Becher Wasser ins Gesicht bekam. Das Wasser war gedacht, mögliche Pulvervorräte zu durchnässen, so das sie nicht schießen könnten. Wobei Flora willkürlich und ungezielt eichfach in die Gruppe schoss, und das beste hoffte. Allerdings schien das kühle Nass auch Zorn aufflammen zu lassen ....
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    • Herrolt Vaisyl

      Unter anderen Umständen hätte der Burgherr von Vaisyl vielleicht bemerkt, wie plötzlich er müde wurde, bevor die Schwerkraft über ihn siegte, aber unter anderen Umständen hätte er auch nicht den ganzen Tag mit Erzählungen verbracht. Es kam recht selten vor, dass er auf jemanden stieß, der noch nichts von seiner Lebensgeschichte wusste, und deswegen kam es ihm in dieser letzten Sekunde seines Bewusstseins auch nicht merkwürdig vor, dass er von jetzt auf gleich ohnmächtig wurde. Man könnte sogar sagen er fand es ziemlich plausibel.
      Als er aufwachte allerdings, wusste er sofort was geschehen war.
      "Das gibt es nicht! Diese Hunde! Diese Schufte!"
      Um ihn herum regten sich seine Begleiter, die meisten brummten träge, als wollten sie noch weiterschlafen. Herrolt war der einzige, dessen Wut groß genug war, sodass er sofort aufsprang - und gleich wieder auf die Nase flog. Von hinten kicherte es unterdrückt, jemand machte ein angewidertes Geräusch.
      "Herrolt, beim Licht der Sonne! Fang nicht an dich hier auszuziehen!"
      Herrolt schnaubte wütend und wälzte sich im eisigen Schnee, bis er die Wurzel allen Übels gefunden hatte. Er riss sie ab und zog seine Hose nach oben.
      "Ich glaub' es ja nicht!"
      Während die anderen noch zu sich kamen, wurde bereits der nächste seiner Beine entblößt und noch einer folgte ihm, bis man hinter das Schema gelangte. Kurz darauf hatte die Gruppe sich einigermaßen, wenn auch griesgrämig gefangen und hielt sich die Hosen. Herrolt stieg das Blut ins Gesicht.
      "Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen dass diese Schufte ihre gerechte Strafe erhalten! Sogar die Elfen haben sie blutrünstig ermordet!!"
      Er deute auf die beiden Leichen. Einer der Männer musterte sie.
      "Die Elfe ist aber nicht dabei. Wo ist sie?"
      Sämtliche Männer drehten sich einmal im Kreis, aber von einer Spur war nichts zu sehen. Geschweige denn von den Pferden. Herrolt verzog das Gesicht wutentbrannt.
      "Entführt haben sie sie! Und die Pferde gleich auch noch gestohlen!"
      "Du meinst sie haben die Botschafterin entführt?"
      "Das habe ich doch gerade gesagt!"
      "Aber ich meine: Du meinst Menschen haben die Botschafterin entführt?"
      "Natürlich! Wieso sollten Elfen eine ihrer eigenen entführen! Wir müssen sie auf der Stelle finden!"
      "Ohne Pferde wird das ewig dauern. Sie sind bestimmt schon über alle Berge."
      "Richtig! Wir werden uns welche besorgen - und eine Armee gleich mit dazu! Dann werden wir sie finden und sie für ihren Frevel bezahlen lassen!"
      Einige Männer stimmten grimmig zu, andere wirkten verunsichert. Einer von ihnen merkte an, wieso man sie nicht im Schlaf umgebracht hatte. Herrolt hatte dafür eine simple Erklärung:
      "Sie haben es auf die Elfen abgesehen."

      Die Reise zum nächsten Dorf wirkte wie ein Weg der Schande. Bis sie dann auch noch genügend Pferde gefunden hatten, die bei den Feuern nicht umgekommen oder völlig ausgemergelt waren, dauerte es nochmal zwei Tage. Und bis sie zurück im Anwesen der Goldfields waren, war eine Woche vorüber.
      "Du meinst eine Räuberbande hat die Botschafterin der Elfen entführt?"
      Codren war zwar daran interessiert, was ihr Ehemann da vorzutragen hatte, aber überzeugt war sie nicht. Es hörte sich wie eine Bilderbuch Geschichte an.
      "So wird es gewesen sein."
      Codren dachte eine Weile lang nach. Sie rieb sich das Kinn und musterte die losen Blätter, die vor ihr den Tisch verdeckten. Die Wurzel von Bizana schien ihr tatsächlich beinah zur vollen Gesundheit verholfen haben.
      "Nun, vielleicht wollten sie sie nur hervorlocken. Vielleicht waren die Plündereien nur ein Vorwand, damit wir die Hilfe der Elfen suchen würden."
      Herrolt nickte wichtig.
      "Wir dürfen sie damit nicht davonkommen lassen."
      "Nein. Aber wir haben auch keinen Anhaltspunkt wo sie sich aufhalten können."
      Sie schlug mit der flachen Hand auf den Papierstapel.
      "Aber in jedem Fall können wir die Sache nicht darauf beruhen lassen. Ich werde selbst die Elfen aufsuchen und mit ihnen die Wälder durchforsten. Eine Gruppe, die eine Elfe entführen kann, wird nicht sehr unauffällig sein. Und du kommst mit mir."
      "Ich werde mich selbst an ihnen rächen für diese Gemeinheit!"
      "Von mir aus, aber erst gehen wir zu den Elfen. Und davor besorge ich mir eine Vertretung."
      Aber eine Vertretung war so gut wie nicht aufzufinden. Welcher Bauer konnte schließlich zuverlässig mit Zahlen umgehen? Also beschränkte sich diese Aufgabe damit sämtliche Anträge aufzuschreiben und sie im Arbeitszimmer zu deponieren. Dafür konnte dann sogar Halgre herhalten, die schreiben und sogar lesen konnte und gleichzeitig die Aufsicht über das Personal hatte. Somit verließen Codren, Herrolt und eine kleine Ansammlung an Soldaten das Grundstück, um den Elfen einen Besuch abzustatten. Codren's höchstes Ziel war selbstverständlich die Königin, doch sie würde sich auch mit einer niedrigeren Befehlsleitung zufrieden geben.


      Insel Neoi
      Die Gruppe der Piraten, die dem Befehl ihres Captains Folge leisteten, hätte keinenfalls damit gerechnet auf eine gleichköpfige Bande zu stoßen - dabei hatten sie schon gedacht zu viele mitgenommen zu haben. Aber dieser Zufall sollte zu ihrem Vorteil sein, denn so kam es dass Flora's Wasserattacke nur die vordersten Männer traf und die hinteren daraufhin sogleich ihre Pistolen zückten, kleinere Schusswaffen, die sich besser auf kurze Distanz eigneten. Und eben jene waren schnell mit dem nachladen: Bereits während ihr Anführer Wasser spuckte, knallten ihre Waffen und zerfetzen die Blätter in ihrem Weg, bevor sie sich einen Weg aus dem Gestrüpp gebahnt hatten und sich den Vordermännern anschlossen, die allesamt ihre Säbel gezückt hatten und wutentbrannt brüllten. Gemeinsam liefen sie auf die Truppe zu, vorbei an dem Kleinwüchsigen, der sich noch fangen musste, und eröffneten ungefragt das Feuer. Rauch schwirrte schnell durch die Luft und sämtliche Tierwelt in der Umgebung stob panisch davon, als wäre soeben der Krieg ausgebrochen. Mit noch viel lauterem Geschrei warfen sie sich auf ihre Widersacher.
    • Insel Neoi

      Der Angriff der Piraten entflammte sofort, als sie auftauchten und Floras Wassergeschosse abbekamen. Leider hatten diese nicht den gewünschten Effekt erziehlt, wie Flora gedacht hatte. Nur die Piraten in der vorderen bekamen etwas ab, und der kleine Mann. Sekunden später knallte es und Rauchwolken stiegen aus der Gruppe der Angreifer auf, während Blattwerk und auch der ein oder andere Ast und Stamm darunter zu leiden hatte.
      Die zwei Schützen in Floras Truppe erwiderten das Feuer, wären aber waffentechnisch unterlegen, da der Gegner mehr Schusskräfte besaß. Hier würde wohl eher der Nahkampf entscheident werden. Und sobald alle nah genug waren, würde der Beschuss eh aufhören. Hier galt es nur erste Verluste zuzufügen, oder jemanden zu verletzen, womöglich kampfunfähig zu machen.
      Einer der Zwerge wurde am Brustbein getroffen. Da er aber eine stabile Metallplatte trug, richtete die Kugel keinen körperlichen Schaden an, aber dafür am Bart, als sie zerplatzte und diesen dabei zerrupfte. Ein großes Loch prangerte nun mittig in der Kinnhaarpracht die bis zum Bauch reichte, und eine Sekunde später vielen die mittig unterm Loch durchtrennten Haare hinab, so das der Zwerg mit seinem platten Glatzenschädel und den nun beiden Bartspitzen wie ein gezogener Backenzahn aussah, und mit dem erstaunden offenem Munde wie ein Zahn mit Loch.
      Mürrisch knurrend griff er sich an die beiden Barthälften.
      "Awwrrrr, wie könnt ihr es wagen mich so zu demütigen! Ich werde euch mit meinert Axt zu Brennholz verarbeiten! Kommt her, ihr Lümmel ...!"
      Wutentbrannt warf er sich vorn an die Spitze und schwang die Axt, suchte nach dem Schützen.
      Ein Elf fiel getroffen zu Boden, eine Kugel prallte an Floras Schwert ab. Das war knapp. Dann aber ging es richtig zur Sache, als der Gegner in vergleichbar großer Anzahl zuschlug. Säbel, Schwerter und Äxte stritten um die Macht die beste Waffe zu sein, und die Soldaten darum, wer besser mit dieser umgehen konnte.
      Flora wehrte den ersten Hieb eines Angreifers ab, drehte sich, schwang das Schwert elegant und zog es ihrem Gegner quer über den Bauch, der kurz aufschrie und dann in sich gekrümmt nach vorn zu Boden ging.
      "Also doch Piraten. Und die haben sicher was zu verbergen. Nehmt Gefangen wenn möglich. Und lasst mir den Kleinen da.", ordnete Flora an und bewegte sich in die Richtung des Anführers. Wie ein Captain sah er nicht aus, aber es musste ja auch keine Große Schiffsbande sein. Bestimmt lag es auf der anderen Seite der Insel vor Anker und hatte nochmals dieselbe Anzahl an Crew an Bord. Sollte kein Problem werden, das Schiff mit möglicher Beute zu entern, wenn sie hier fertig wären.
      Geschickt sprang ein Elf zwischen den Reihen umher und verletzte zwei Piraten, einer davon verlor seinen Säbel und zog sich schnell in die hinteren Reihen zurück um sich neu zu bewaffnen. Er nahm dabei das Entermesser von einem gefallenen Kameraden. Das Blut das von seinem Arm tropfte ignorierte er vorerst. Ein paar Minuten wird er schon durchhalten ohne zu verbluten.
      Flora unterdessen hatte sich durch zwei weitere Piraten gekämpft, einen getötet und dem anderen ihren Stiefel kosten lassen. Dieser kauerte nun am Boden und zählte die Zahnteile, die er aus seinem Mund spukte. Flora ignorierte ihn sofort, da sie ihn nicht länger als Gegner an sah, eher als möglichen Gefengenen, sofern der Angriff vereitelt wurde. Aber erstmal musste sie den Kleinen besiegen.
      "Seit ihr ein Zwerg, oder seit ihr die Fußablage für euren Captain? Jedenfalls seit ihr hässlich wie eine Gewittereule.", grinste sie und griff den Mann an. Ein wenig reizen könnte sicher nicht schaden. Sie hatte das Gefühl, das er mehr drauf hatte, trotz kleinerem Wuchs. Er hieb wütend mit seinem Säbel nach ihr, und sie konterte mit ihrer großen Klinge. Ein paar kraftvolle Hiebe und sein Säbel wäre sicher etwas kürzer als ein Dolch. Jedenfalls wirkte die Waffe nicht so, als würde sie gegen Floras Klinge lange standhalten können.
      Ein paar Hiebe würde sie ihm gönnen, nur um sein Können herauszufinden, ehe sie einen direkten magischen Vorstoß verstärkt mit dem Tau Zauber gegen ihn ausführen würde, um ihn mit einem Schlag umzulegen. Danach würde sie ihm die Klinge an den Hals halten und ihm die Wahl lassen. Zimperlich würde Flora jedenfalls nicht sein. Gab er auf und befahl den restlichen Männern den Kampf einzustellen, dann ließ sie ihm am Leben. Bat er jedoch um den Tod, so würde Flora ihm auch diesen Wunsch gewähren.
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    • Die Anzahl der Piraten schrumpfte deutlich schneller als die der Taranoker. Zwei waren den Schwertern der Elfen unterlegen, zwei andere verloren den Kampfgeist mit ihrem Blut. Einer der Piraten stolperte über eine Wurzel und besiegelte damit sein Schicksal, einer der Schützen verrechnete sich in der Anzahl an Munition, die noch in seiner Pistole war, und stellte sich waffenlos einer Klinge. Der Rest kämpfte allerdings mit einer Unerbittlichkeit, die an Barbaren erinnerte. Die Insel mochte vielleicht nicht ihr Land sein, aber die Beute gehörte ihnen und - bei Gott - mit den feinen Gewändern dieser Fremden würde man sich das doppelte an Rum leisten können. Ganz zu schweigen von den vielen Frauen.
      Aber das Licht war nicht auf ihrer Seite. Als auch sie nach einiger Zeit bemerkten, dass es plötzlich mehr Eindringlinge als Piraten gab, fingen die hintersten bereits an zu schwitzen und suchten vorsichtig den Schutz des Waldes. Die Reihe vor ihnen folgte. Und schließlich gab es auf der kleinen Lichtung niemanden mehr als ein paar sterbende oder verletzte Männer und den Zwerg, der kein Zwerg war. Er bemerkte erst als allerletzter, dass ihm niemand mehr den Rücken deckte, als er zu Boden fiel und die Spitze einer Klinge an seinem Hals spürte.
      "Ihr Nichtsnutze! Ihr Taugenichtse! Bora wird euch allesamt Kielholen! Kielholen wird er euch! Hört ihr mich!!"
      Er kreischte und zeterte und strampelte noch einige Zeit lang mit einer Energie, die nicht enden wollte. Schließlich beschimpfte er auch Flora mit den anzüglichsten Schimpfwörtern, die ihm in den Sinn kamen, und nannte sie zudem auch noch eine "Landhure, die besser ihren richtigen Platz kennenlernen sollte". Worte drangen dabei nicht zu ihm durch. Er schimpfte mit endloser Energie und würde man ihn nicht daran hindern, würde er wahrscheinlich den restlichen Tag so weiterschimpfen.

      Der Einsame Späher beobachtete das Geschehen aus der Sicherheit seiner hohen Baumkronen. Es war lange Zeit her, seit Menschen gekommen waren, die sich den Piraten gestellt und dabei noch gesiegt hatten. Seine Aufmerksamkeit wuchs, während er sie beobachtete, doch er rührte sich kein bisschen. Sein regloser Körper passte sich an das sanfte Schwenken der Blätter an, sein zerfurchtes Gesicht war eine starre Miene gezeichnet vom Alter, unfähig eine Reaktion seiner Gedanken wiederzugeben. Vielleicht würde das der Tag sein, an dem er seine Profession auf der Insel aufgeben würde. Die Menschen würden seine Worte nicht verstehen, das war ausgeschlossen, aber die Elfen, die würden sich vielleicht an das Volk erinnern können, das einst in Frieden auf den Inseln neben Taranoke lebte und mit ihnen handelte. Alles vor der Zeit, in der die Menschen kamen und den Krieg mit sich brachten. Die Elfen würden die alte Sprache seines Urvolkes vielleicht noch verstehen können.
      Aber noch hielt er sich zurück. Der erste Sieg über die Soldaten war höchst erfolgreich gewesen, aber er wusste, dass im Lager noch sehr viel mehr auf sie warteten. Mit sehr viel mehr Waffen und mehr Munition.
      ... Vielleicht würde er sie ja warnen können.
    • Der Kampf war entschieden. Zwar hatten die Piraten eigentlich einen Hinterhalt legen wollen - oder auch können, aber die Taranoker waren wohl bereits mit allen Wassern gewaschen und hatten den drohenden Angriff sofort kontern und zu ihren Gunsten abklingen lassen können.
      Am Ende gab es da nicht mehr viel Pirat, welcher noch irgendwas bewerkstelligen könnte, und nur ein paar Verletzte blieben am Boden, mit Waffen bedroht, gaben zum Teil freiwillig auf, weil ihnen ihr Leben doch noch etwas mehr Wert war als eine kalte Klinge aus Stahl im eigenem Leibe zu spüren.
      Nur einer leistete noch erbitterten Widerstand - mit seiner Zunge, die ein Fluch nach dem anderen formulierte. Flora grinste ihn nur an.
      "Bora? Ist das dein Anführer? Der Piratenkapitän? Vielleicht sollte ich ihn Kiel holen lassen, damit er die letzten verstecken Goldmünzen vom unteren Schiffsrumpf für mich abknabbern kann. Was hälst du von der Idee?"
      Nicht viel, was sein Blick und der mit Schimpfwörtern getränkte Fluch verlauten ließ, welchen er Flora förmlich ins Gesicht spukte. Das war dann auch für ihre Geduld zu viel. Dieser kleine Mann würde eh nicht mehr viel bringen, weder als Geisel noch als Gefangener. Er würde nur Ärger machen und die nächste Gelegenheit nutzen irgendeinen aus ihrer Mannschaft zu erdrosseln.
      Mit angewiedertem Blick machte sie dem Mann ein schnelles Ende und zog die Klinge durch seine Kehle. Seine Augen weiteten sich zornig, aber kein Fluch wehte mehr aus seinem Munde, bis er wenige Sekunden danach zusammensackte und verstarb.
      Sie seuzfzte. So hatte sie sich ihre Erforschungsreise nicht ausgemalt. Das aucxh ausgerechnet hier und jetzt Piraten auf der Insel anwesend waren gefiel ihr mittlerweile nicht mehr so ganz, auch wenn Schätze lockten. Ein paar Kisten Gold und die Winterschäden wären finanziert. Jeder Bauer könnte ausgezahlt werden. Und Flora wollte ohnehin einige Bau und Aufrüstaufträge umsetzen lassen.
      "Die Verletzten begeben sich zurück zum Schiff. Schickt Verstärkung, 60 Mann. Wir warten hier und schaufeln Gräber für unsere Kameraden, und die Leiber der Piraten werfen wir dort hinter die Büsche, damit die Wildtiere sich an ihren Kadavern laben können. Sobald die Verstärkung hier ist, entern wir das Piratenschiff, übernehmen ihr Lager und nehmen diesen Bora gefangen. Alles weitere sehen wir dann.", ordnete Flira an und steckte erstmal wieder die Klinge weg.
      "Ich hoffe er hat einen Bart. Dann werde ich ihm auch ein paar Haare rauskitzeln.", knurrte der Zwerg mit dem zerschosseen Bart und suchte bereits nach einer Stelle für ein erstes Loch.

      Es dauerte etwa eine Stunde die Löcher zu buddeln, da die Zwerge recht flink darin waren, und am Ende blieb sogar noch etwas Zeit für einen Moment des Gedenkens an die Opfer. Diese Insel wurde zu ihrer Verderbnis und zu ihrem Grab. Flora gab sich innerlich die Schuld, weil sie dem Winter den Rücken kehren wollte, und dabei sogar Codren die Arbeit aufdrückte. Ein Fehler der so schnell sich nicht wieder geschehen sollte. Jetzt war es um soch wichtiger wenigstens den Piraten einen harten Schlag zu verpassen. Nicht alle dienten unter derselben Flagge, oder folgten einem Piratenkönig. Dennoch könnte das Niederringen eines Piraten schon die Machtverhältnisse auf See neu ausloten. Sollte das Schiff seetauglich sein, nach dem Angriff, so würde sie einen Teil ihrer Crew auf dieses Schiff setzen und es nach Lyxaxu in einen der Häfen einfahren lassen, und es dort als Beute anpreisen und verkaufen. Oder gegen etwas Wichtiges eintauschen, vielleicht gegen Waren. Ein Stück Planke würde sie Tain schicken lassen. Floras erste Seefahrerbeute mit ihrem alten Schiff. Welche Abenteuer würden wohl noch auf den Meeren lauern, die sich in der Geschichte des Schiffes eingliedern würden?
      Dann rückte die angeforderte Verstärkung ein, die fast nur aus Menschen bestand, da dies eh der größte Anteil in der Crew war.
      Ein Elf hatte sich unterdessen flink durch den Dschungel bewegt und die Position vom Lager ausgemacht. Zudem erzählte er Flora das er das Gefühl hatte, als würde noch jemand durch die Umgebung streifen, blieb dabei aber ungesehen.
      "Jemand beobachtet uns, und es scheint euch seltsam vertraut?", fragte Flora den Elfen. "Ja, inder tat. Ich bin bereits über 230 Jahre alt, und ich weiß noch damals, das wir daheim einen Gast hatten. Ich meine eine ähnliche Aura eines alten Volkes hier zu spüren, mit dem wir Elfen einst Handel über das Meer betrieben. Einige Vorfahren meiner Familie waren stark daran beteiligt gewesen. Mein Vater war einst Botschafter gewesen, und sprach öfters mit Fremden außerhalb Taranokes. Allerdings haben sie eine uralte Sprache, die kaum einer zu verstehen weiß. Wir sollten vorsichtig sein."
      Flora nickte. Der Elf sollte nicht direkt vorn an der Spitze laufen, und wurde mehr mittig in die Reihen gesetzt, um nicht gleich als Ziel verloren zu gehen. Er sollte sich auf dem Weg zum Lager auf den möglichen Fremden konzentrieren. Vielleicht konnte er ja auch mit ihm reden, sollte sich der Verdacht bestätigen.
      Kurz darauf setzte sich die kleine Streitmacht in Bewegung.
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