Zurück im heimlichen Hof schlotterten Codren so sehr die Beine, dass sie sich eine zusätzliche Decke nehmen musste, mit der sie vor dem Feuer immer noch zitterte. Sie schniefte ein paar Mal und wollte sich mit der Arbeit ablenken, was Flora natürlich gar nicht gefiel.
"Du bist ja lustig. Es sind schon drei Ställe diesen Winter abgebrannt und wenn wir wieder so eine Überschwemmung wie dieses Jahr bekommen, dann wird es nächsten Winter sehr knapp mit dem Geld werden. Du hast ja schließlich selbst gesehen, wie leicht das Getreide sich aus der Erde heben lässt, besonders wenn von den Bergen so viel Wasser kommt. Wir haben keine Zeit zum entspannen, wir sollten viel lieber jetzt noch…"
Sie verstummte für einen Moment und setzte dann deutlich kleinlauter nach:
"Ich höre mich wirklich wie dein Vater an, oder?", womit das Thema sich erledigt hatte.
General Ludius Moreg war ein kleiner Mann, dessen Rücken vom Gewicht der Zeit plattgedrückt worden war. Die Falten in seinem Gesicht zerfurchten seine Haut wie eine unregelmäßige Hügellandschaft und seine dünnen, grauen Haare hingen ihm zu beiden Seiten hinab, obwohl er sie stets in einem Zopf trug. Sein Blick war kränklich und müde, der Mund stand ihm stets ein bisschen offen, nachdem er in jüngeren Jahren einen Betäubungspfeil weggesteckt hatte, der seine linke Gesichtshälfte permanent erschlaffen ließ und wodurch ihm manchmal unbewusst der Speichel aus dem herabhängendem Mundwinkel drang. Wenn er sprach, drangen seine Worte wie riesige, unförmige Felsbrocken hervor, die man mit aller Mühe anzustoßen versuchte, die sich aber trotzdem nur langsam in Bewegung setzten. Wer General Moreg nicht kannte, oder noch nie von ihm gehört hatte, würde ihn für einen alten, senilen Mann halten. Der Rest wusste, dass hinter der brüchigen Fassade ein wacher Geist lag.
"Wir haben vor der Mauer einen Zaun aus Pfählen errichtet, er wird Angreifer verlangsamen oder zwingen, sich aufzuteilen."
Mit einem nach links gebogenem Zeigefinger deutete er auf den entsprechenden Punkt auf der Karte und fuhr die Stelle, wo der Zaun stand, nach.
"Den Weg zur Miene habe ich mit Wachen besetzt, die den Auftrag haben, bei einem Angriff sofort den Tunnel zum Dorf zu sperren. Wenn wir wollen, können wir ihn sogar einstürzen lassen, aber sowas wieder aufzubauen, kostet viel Geld."
Sein trüber Blick wanderte zu Generälin Arbe, die er für einen Moment anstarrte.
"Genauso wie Soldatenopfer viel Geld kosten."
Ernst wandte er sich wieder der Karte zu.
"Die Mauer kann nicht weiter verstärkt werden, weil es kein so dicker Stein ist wie bei den großen Städten, sondern lediglich ein Gerüst. Allerdings haben wir zwei Ställe hier und hier zu Baracken umgewandelt, die im Zweifel auch als Zufluchtsort für die Bewohner genutzt werden können. Der Stall hier ist neben einem Kanal, der das Wasser umleitet und den man nur über diese Brücke überqueren kann. Unsere Soldaten können sich dort verschanzen und die Feinde mit Fernkampfwaffen zurückdrängen. Der andere Stall ist in der Nähe der Kirche und wurde mit zusätzlicher Munition und Waffen ausgerüstet. Wir gehen nicht davon aus, dass die Feinde es so weit schaffen würden, aber wenn doch erwartet sie eine Salve geballter Kraft."
Er lehnte sich zurück, zufrieden damit aus so einem kümmerlichen Dorf etwas anständiges gemacht zu haben, aber auch erschöpft davon, seinen lahmenden Mund zur Bewegung gezwungen zu haben. Er machte sich nicht viel aus den missmutigen Geräuschen der Generälin, weil letzten Endes nur Lady Goss zählte, die eine direkte Verbindung zu Vermell hatte und wahrscheinlich die einzige war, die ihm eine angemessene Rente beschaffen könnte.
"Du bist ja lustig. Es sind schon drei Ställe diesen Winter abgebrannt und wenn wir wieder so eine Überschwemmung wie dieses Jahr bekommen, dann wird es nächsten Winter sehr knapp mit dem Geld werden. Du hast ja schließlich selbst gesehen, wie leicht das Getreide sich aus der Erde heben lässt, besonders wenn von den Bergen so viel Wasser kommt. Wir haben keine Zeit zum entspannen, wir sollten viel lieber jetzt noch…"
Sie verstummte für einen Moment und setzte dann deutlich kleinlauter nach:
"Ich höre mich wirklich wie dein Vater an, oder?", womit das Thema sich erledigt hatte.
General Ludius Moreg war ein kleiner Mann, dessen Rücken vom Gewicht der Zeit plattgedrückt worden war. Die Falten in seinem Gesicht zerfurchten seine Haut wie eine unregelmäßige Hügellandschaft und seine dünnen, grauen Haare hingen ihm zu beiden Seiten hinab, obwohl er sie stets in einem Zopf trug. Sein Blick war kränklich und müde, der Mund stand ihm stets ein bisschen offen, nachdem er in jüngeren Jahren einen Betäubungspfeil weggesteckt hatte, der seine linke Gesichtshälfte permanent erschlaffen ließ und wodurch ihm manchmal unbewusst der Speichel aus dem herabhängendem Mundwinkel drang. Wenn er sprach, drangen seine Worte wie riesige, unförmige Felsbrocken hervor, die man mit aller Mühe anzustoßen versuchte, die sich aber trotzdem nur langsam in Bewegung setzten. Wer General Moreg nicht kannte, oder noch nie von ihm gehört hatte, würde ihn für einen alten, senilen Mann halten. Der Rest wusste, dass hinter der brüchigen Fassade ein wacher Geist lag.
"Wir haben vor der Mauer einen Zaun aus Pfählen errichtet, er wird Angreifer verlangsamen oder zwingen, sich aufzuteilen."
Mit einem nach links gebogenem Zeigefinger deutete er auf den entsprechenden Punkt auf der Karte und fuhr die Stelle, wo der Zaun stand, nach.
"Den Weg zur Miene habe ich mit Wachen besetzt, die den Auftrag haben, bei einem Angriff sofort den Tunnel zum Dorf zu sperren. Wenn wir wollen, können wir ihn sogar einstürzen lassen, aber sowas wieder aufzubauen, kostet viel Geld."
Sein trüber Blick wanderte zu Generälin Arbe, die er für einen Moment anstarrte.
"Genauso wie Soldatenopfer viel Geld kosten."
Ernst wandte er sich wieder der Karte zu.
"Die Mauer kann nicht weiter verstärkt werden, weil es kein so dicker Stein ist wie bei den großen Städten, sondern lediglich ein Gerüst. Allerdings haben wir zwei Ställe hier und hier zu Baracken umgewandelt, die im Zweifel auch als Zufluchtsort für die Bewohner genutzt werden können. Der Stall hier ist neben einem Kanal, der das Wasser umleitet und den man nur über diese Brücke überqueren kann. Unsere Soldaten können sich dort verschanzen und die Feinde mit Fernkampfwaffen zurückdrängen. Der andere Stall ist in der Nähe der Kirche und wurde mit zusätzlicher Munition und Waffen ausgerüstet. Wir gehen nicht davon aus, dass die Feinde es so weit schaffen würden, aber wenn doch erwartet sie eine Salve geballter Kraft."
Er lehnte sich zurück, zufrieden damit aus so einem kümmerlichen Dorf etwas anständiges gemacht zu haben, aber auch erschöpft davon, seinen lahmenden Mund zur Bewegung gezwungen zu haben. Er machte sich nicht viel aus den missmutigen Geräuschen der Generälin, weil letzten Endes nur Lady Goss zählte, die eine direkte Verbindung zu Vermell hatte und wahrscheinlich die einzige war, die ihm eine angemessene Rente beschaffen könnte.