[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Walces

      Die stationierte Marine in Walces war zwar gänzlich nicht auf einen Angriff vorbereitet, aber selbst unvorbereitete Marinesoldaten bewiesen ein weiteres Mal, dass mit der Macht der Seeherzogin nicht zu scherzen war. Das anliegende Kriegsschiff wurde in Rekordzeit bemannt, ausgerichtet und keine halbe Sekunde später donnerte die Aufforderung des gewaltigen Vier-Seglers in Form von Kanonenschüssen über den ganzen Hafen hinweg. Zwar hatten sie keine Zeit gehabt, mit einem Warnschuss die Distanz zu messen und ihre Kanonen entsprechend zu justieren, aber die Erfahrung von 50 vollwertigen lyxaxschen Matrosen reichte bereits aus, um eine erhebliche Gefahr für den kleineren Segler darzustellen. Genügend Kugeln trafen ihr Ziel, um Chaos in das gegnerische Manöver zu streuen.
      Die Antwort kam nur kurz darauf und versetzte auch dem Kriegsschiff erhebliche Schäden. Befehle wurden herumgebrüllt und auch die Marinesoldaten an Land setzten sich in Bewegung.
      Aus dem Getümmel der anliegenden Schiffe lösten sich bald zwei kleinere Galeeren, jeweils mit einem Beiboot hinten dran, das nochmal ein Dutzend Soldaten beherbergte. Während das monströse Kriegsschiff bereits wendete und seine Kanonen nachlud, schwärmten die kleineren Galeeren mit erheblicher Geschwindigkeit zur Seite aus und hielten dann auf die Seaflower zu. Sie würden zwar keinen allzu großen Schaden bei Tains altem Segler anrichten, aber sie waren schnell und wendig und waren zu zweit. Selbst mit Glück konnte die Seaflower nur eine davon versenken.
      Das eine Schiff legte am aufgesprengten Loch der Kielräume an und ein hastiger Austausch fand statt, als die ehemalige Besatzung an Bord kletterte und dafür die Hafenmatrosen mit Ausrüstung und Waffen ins Schiffsinnere eindrangen. Auf der anderen Seite bereitete die zweite Galeere gerade ihre Enterhaken vor. Die Marine stürmte die Seaflower im selben Moment, als von der Seite der lyxaxsche Segler angeschwemmt wurde. Mit einer beachtlich geschmeidigen Drehung manövrierte er sich vor die Golden Blue. Eingekeilt von nun drei lyxaxschen Schiffen und einer besatzungslosen Seaflower, hatte die Golden Blue und ihre Anhänger kaum noch eine Chance auf einen Fluchtweg. Die Crew wurde gerettet, die Piraten festgenommen und die Golden Blue beschlagnahmt - und das alles nur durch den Windpfeil einer Elfe, durch den sie niemals rechtzeitig gewarnt worden wären.

      Es folgte eine mehrtägige Befragung nicht nur der Piraten, sondern auch der Crew. Während Driannes Mannschaft anstandslos Auskunft darüber gab, wann sie angegriffen worden waren, wer den ersten Schuss abgefeuert habe, ob gewarnt worden sei - Drianne empörte sich darüber, dass man ihr mit dieser letzten Frage unterstelle das Protokoll zu verletzen und dass sie es nie wagen würde - mussten bei den Piraten schon deutlich härtere Kaliber aufgezogen werden. Schließlich sah man ein, dass aus den zähen Seeräubern kaum etwas brauchbares herauszuholen wäre und ließ sie als Gefangene ins Innland verfrachten, um dort von erfahreneren Folterknechten die ein oder andere Auskunft über den Unterschlupf der Bande und etwaige andere Schiffe zu erhalten. Drianne bekam die Seaflower zurück überstellt und scheuchte die Elfen zu Land weiter, mit der Begründung, dass die Seaflower noch ein paar Tage zur Reparatur im Hafen bleiben müsste. Die Elfen aber sollten sich gleich auf den Weg machen, um zeitig zu Goldfield zurückzukehren.
      "Und wenn ihr doch über einen Berufswechsel nachdenkt, dann gibt es sicherlich einen Platz in meiner Besatzung", verkündete Drianne vergnügt und ließ ein von Goldzähnen bestücktes Lächeln aufblitzen. Die lädierte Krähe auf ihrer Schulter leistete mit einem Kreischen ihren Beitrag zur Unterhaltung.


      Kasli

      Die mehyvsche Truppe hatte ihren ersten Hof hinter sich, ein blutiger Aschefriedhof mit noch immer züngelnden Flammen, die sich nie zu ergötzen schienen, als ihnen der erste Widerstand auf den dahinter liegenden Feldern begegnete. Die umliegenden Höfe, die noch zu weit von Garlingen entfernt waren, um so schnell auf Hilfe hoffen zu können, hatten ihre Kampfkraft versammelt und stellten sich den Mehyvern mit allem, was ihnen zur Verfügung stand. Richtige Soldaten gab es nur wenig, aber auch sämtliche Bauern mit ihren Familien hatten sich aufgestellt, Fackeln und Mistgabeln, auch teilweise Schwerter hoch erhoben. Nachdem bereits eine solche Menge aus Goldfield ausgezogen war, waren diejenigen, die noch da waren, umso loyaler gegenüber ihrer Heimat. Sie würden nicht nur bleiben, sie würden regelrecht für ihre Heimat kämpfen. Für ihre Heimat und für Goldfield selbst.
      Kasli schnalzte bei dem Anblick abschätzig mit der Zunge. Die Goldfielder hatten kaum genügend Ausrüstung, um jeden damit einzudecken, und wenn sie hofften, mit ein paar übergroßen Gabeln Schaden anzurichten, würde sie ihnen beweisen, dass sie sich auch genauso gut freiwillig in den Tod stürzen konnten. Uzins Behandlung und der damit einhergehende Zorn saßen noch zu tief in ihren Knochen, um glimpflich mit diesen paar Zivilisten umzugehen. Sie würde sie allesamt zu Asche verbrennen, bis noch weniger übrig war als von dem Hof, den sie gerade noch zerstört hatte.
    • Goldfield
      Igast Urick / Vanya Dorran

      Es war für die Elfen schon fast selbst ein göttliches Ereignis, als sie an Land weiter reisten, und schließlich ihre heimatlichen Elfenwälder wieder betraten. Sie hatten reichlich Abenteuer auf ihrer kurzen Reise erlebt, und sind dem Tode und einer Versklavung noch mal entwischt. Die Gruppe trennte sich und Vanya ritt alleine nach Goldfield, während die anderen Botschafter Kal und der Königin berichten würden. Sie sollten ja nicht zu dick auftragen, und Kal nicht zum Alkohol verführen.
      Was die Piraten betraf, so schenkte Vanya ihnen keine weitere Beachtung mehr. Lyxaxu würde sich schon darum kümmern. Das war eine Seeangelegenheit. Und innerlich schmunzelte Vanya, das diese Blaufeder nicht mal wusste, welcher Art ihre Beute war, wie wertvoll. Sie hatte vermutlich das Schicksal Taranokes im Kielraum, ohne es je bemerkt zu haben. Dafür war sie lachend in ihr eigenes Verderben gesegelt. Rache führte nicht immer zu dem Ergebnis, welches man zu erhoffen wagt.
      Drianne teilte sie mit, das es durchaus Elfen gibt, die gern zur See fahren würden. Sie bliebe lieber an Land und in bewaldeten Regionen. Bäume seien doch etwas stabiler, als Planken. Aber wenn Drianne genug von der salzigen Seeluft hätte, könnte sie sich gern eine ruhige Ecke im Elfenwald suchen.
      Als sie nach einigen Tagen das Anwesen erreichte, wurde sie schon wohlwollend und auch hoffnungsvoll erwartet. Hier hatte sich unlängst herumgesprochen, weshalb eine Elfe im Namen Goldfields auf eine Reise ging.
      Natürlich hatte sich Igast auch in der letzten Zeit hier aufgehalten, um rechtzeitig vorort zu sein.

      Zusammen mit Vanya und einigen Wachen und vertrauensseligen Leuten waren sie nun bei Codren im Büro und Vanya packte das Mitbringsel aus, welches sie wohlbehütet hatte.
      Aranas Träne.jpg
      Die Augen von Igast weiteten sich, und auch die anderen staunten, als Vanya den Schatz vorsichtig auf den Tisch legte. Silbriges Funkeln der Diamanten, das Gold im warmen Glanze, und zwei wundervolle Edelsteine in Farben Aranas Lichtes, ließen einige fast das Atmen vergessen.
      "Dies fanden wir in einer Grotte, welche unterhalb der Küste versteckt lag. Nur ein Zufall hatte uns dies ermöglicht. Könnte es das sein, wonach wir suchen?", fragte Vanya an Igast gerichtet.
      Dieser schritt vor und begutachtete das Artefakt, ein Auge mit einer Träne. Es hatte auch etwa dieselbe Größe einen Auges. Und es war wirklich fein und sehr hochwertig verarbeitet.
      "Ja, das könnte durchaus sein. Wir suchten nach der Träne von Arana, und fanden ein Artefakt, das dem Namen nur all zu gerecht ist. Und ich spühren eine warme Magie in diesem Objekt. Ich kann sie fühlen."
      Sie unterhielten sich kurz darüber. Igast meinte, das dieses Artefakt eine ungewöhnliche Magie beinhaltet. Er müsste es noch besser studieren. Jetzt jedoch konnte er kaum sagen, wie oder was man damit anfangen sollte und konnte. Es würde wohl kaum ausreichen, es Aranis zu zeigen, und schon würde sie sich ergeben und um Gnade betteln.
      "Verschließt es gut, verehrte Goldfield. Jedoch erbitte ich jederzeit Zugang zu dem Artefakt. Außerdem werde ich ein paar Tage hier zu Gast sein, und ein ruhiges Zimmer zum Studieren der Bücher benötigen. Zwei meiner Adepten werden mich dabei unterstützen."
      Natürlich wurde sein Wunsch genehmigt.
      Vanya selbst bot weiterhin ihre Dienste an, um das Artefakt zu bewachen. Man konnte nie vorsichtig genug sein zu diesen Zeiten.
      Außerdem sagte Igast, das es durchaus eine Weile dauern könnte, das Geheimnis zu lösen.


      Garlingen
      Kaslis Truppe

      Sie waren leichter in Garlingen eingefallen, als sie vermutet hatte. Gab es doch Späher und Beobachtungsanlagen. Gerade zur jetzigen Zeit waren diese sogar verstärkt besetzt gewesen. Aber auch der beste Posten und die ergebenste Patrouille konnte niemals dem Sichtschutz einen Waldes das Wasser reichen. Oder auch der finsteren Nacht.
      Der erste Hof brannte bereits in gierigen Flammen und ließ eine herrlich schwarze Rauchwolke über den Himmel aufsteigen. Kasli, eine Magiebegabte an höchster Stelle, führte diese Truppe, und hatten offenbar schon die ganze Reise über schlechte Laune gehabt. Ihr Hass funkelte in ihren finsteren Augen. Niemand wusste genau, wer oder was sie war, aber sie stand an Aranis Seite, und vertrat die göttliche Königin ebenso gut wie Aranis selbst, wenn sie hier wäre.
      Was war jedoch der Grund ihrer miesen Laune? War es die erbärmliche Ausrüstung, die man ihr zugesagt hatte? Es reichte aus, um einen kleinen Feldzug gegen Garlingen zu führen, aber der größte Teil der Truppe bestand aus frisschlingen, die höchstens mal gegen Holzpuppen und gegen einen Ausbilder gekämpft hatten. Kaum einer von denen hatte jemals richtiges Fleisch mit einer scharfen Klinge geschnitten, und echtes Blut gekostet.
      Um so erfreulicher war es, das Kasli einen Assassinen dabei hatte, den man ihr zusagen konnte.
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      "Wollen die sich damit etwa verteidigen? Pah,...lächerlich. Und dafür soll ich meine Künste opfern? Gibt es hier denn keine richtigen Krieger? Dieses Bauernland wiedert mich an ...!", nörgelte er und sah nicht fröhlich aus, als er neben Kasli stand und zu den Bauern sah, die sich auch jetzt noch ihrer Gruppe entgegenstellten. Es waren aber vielleicht nur 100 Soldaten und ein paar Diener, die sich um das Wohlwollen kümmerten, und einige Wagen lenkten, wo ihre Ausrüstung lagerte.
      Der Asssassine hatte sich als Ashar vorgestellt, nannte keine weiteren Bezeichnungen. Er war einfach nur ein Mörder, der für Geld ohne mit der Wimper zu zucken, Köpfe von Hälsen trennte. Dafür nutzte er gern eine gebogene Klinge, an der eine lange Kette befestigt war. Er konnte die Klinge am Griff halten, oder sie auch mit der Kette schwingen und beherrschen. Das erweiterte seinen Kampfradius und bot Überraschungsattacken. Die Kette selbst war auch vielseitig einsetzbar.
      Sein Aschgraues Haar wehte im warmen Wind des Feuers, während er auf Kaslis Anweisungen zum Angriff wartete. Vielleicht zog sie es vor, die Trampel alleine zu bewältigen. Dann müsste er seine Zeit nicht verschwenden. Ein einfacher Mord wäre etwas anderes, als ein offener Kampf. Hier degradierte man ihn zu einem Söldner, der alle Schmutzarbeiten machte, wenn das Geldsäckchen klimperte.

      Ein weiterer Mann trat vor, ein Magier unter Kaslis diensten.
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      Sein Name war Axon. Er trug ein rotes Gewand, hatte sonst nichts dabei. Keinen Stab oder keine andere Waffe. Er hatte sich mit einigen Zaubern beschäftigt und diese gemeistert. Dunkle Zauber aus Schattenmagien. Es gab einige interessante Bücher dazu im Palast. Selbst Aranis persönlich soll in ihnen gelesen haben, um ihren Leihkörper damit zu rüsten, damit ihr Geist sich wieder voll entfalten könnte. Er wollte weder sie noch Kasli enttäusche, und strebte eine hohe Position unter Kasli an.
      Spezialisiert hatte er sich auf Seelenfeuer, das in einem eisigen blauen Dunst erkennbar war, wenn er die Magien sammelte und bündelte. Damit konnte er sogar Seelen verbrennen, ohne die Körper der Leute zu schänden. Ein guter Aspekt, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Furcht aufkeimen zu lassen, wenn jemand sah, wie sein Kamerad in die finstere Ewigkeit tritt, ohne beim erlösenden Tode in den Himmel aufsteigen zu können. Genau das symbolisierte doch die Macht Aranis.
      Sein Blick wirkte ausgelaugt, seine Haut fahl und auch seine Stimme wirkte als würde er gegen Müdigkeit ankämpfen. Aber sein Blick war wach und konzentriert.
      "Die Seelen der Bauern haben keinen Wert für mich. Ich werde sie für ihre göttliche Majestät Aranis opfern, wenn ihr es mir erlaubt."
      Er zog einen kleinen Kristall aus der Tasche und hielt ihn an einer Kette baumerlnd in der linken Hand. Er glühte sanft. Vorhin erst hatte er damit ein paar Seelen eingefangen, bemängelte aber deren Qualität. Sie waren einfach nichts wert. Er bräuchte hunderte davon, um die Essenz anzufertigen, die er herstellen wollte. Der Feldzug war eine Willkommenheit gewesen, die nötigen Ressourcen für seine Studien und Experimente zu sammeln.
      "Seht ihr schwaches Leuchten. Wieviele soll ich ernten, um Nutzen daraus zu ziehen? Ich würde sie lieber verbrennen und die Seelen der Krieger Garlingens sammeln. Oder vielleicht sogar die eines Goldfields ..."
      Sein Blick schien in die ferne Finsternis zu wandern, als er den Kristall wieder in die Tasche steckte.
      Hinter ihnen versammelten sich bereits weitere Soldaten Mehyves. Sie hatten schon erste Erfahrungen sammeln können. Ein Großteil der Truppe war in der Nähe der Ausrüstung geblieben.
      Noch waren sie relativ sicher, aber der Rauch würde bald Fragen unter den Garlingern aufkommen lassen. Sie werden Späher senden, und dann feststellen, das hier alles verwüstet wäre. Vielleicht würde man noch Heute Alarm schlagen und Truppen entsenden, um sie aufzuspüren.
      Wie weit wollte Kasli in Garlingen eindringen? Es würde Tage dauern, wenn sie es tatsächlich bis nach Goldfield versuchen wollte.
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    • Kasli

      Während sich die "Feinde" - wenn man diesen armseligen Haufen überhaupt so nennen durfte - sich sammelten, trat der Assassine neben Kasli, den man ihr zugesagt hatte. Seine Fähigkeiten waren vielversprechend, so viel musste sie Uzin zumindest lassen, der ihn schließlich ausgesucht hatte, und sein Blutdurst schien ihr angemessen. Eigentlich, so glaubte sie, war er einer der wenigen in dieser verfluchten Aufstellung, von dem sie etwas erwarten konnte. Ein richtiger, fähiger Mann, ein würdiger Anhänger Aranis. Sie hatte ihn schon sympathisch gefunden, als er ihr ins Gesicht geflucht hatte.
      "Für sowas wirst du nicht deine Klinge beschmutzen, Ashar. Du wirst schon noch ein richtiges Ziel bekommen", fauchte sie ihn von der Seite an, wobei ihr Unterton alles andere als feindlich war. Dieser Mann brauchte Zügel und sie war mehr als willens, sie ihm nicht nur anzulegen, sondern auch noch zu benutzen.
      "Bleib hier. Die anderen regeln das."
      Wie zum Stichwort trat Axon hervor, ein aufstrebender Magier in Kaslis Reihen, den sie wohl selbst bald als sowas wie eine rechte Hand betrachten würde. Er hatte sein Talent schon am Hof mehrfach bewiesen und würde es jetzt zu seinem Nutzen anwenden. Auch er war ihr eine fähige Hilfe, eine Seltenheit zur heutigen Zeit. Auch sein Talent würde sie nicht vergeuden.
      Sie sah zu dem Kristall, den er hervorholte.
      "Verschwende deine Kräfte nicht an sie. Das sind nur Hinterwäldler, der letzte Dreck dieses stinkenden Landes, ihre Seelen haben es nicht verdient, dass man ihnen auch nur einen Moment der Aufmerksamkeit schenkt. Bleibt hier bei mir, ihr beide. Vielleicht ist es ein Hinterhalt, ich würde es dem Flittchen zutrauen."
      Sie spuckte aus, ein Behaben, das sie sich mittlerweile von den Soldaten abgeschaut hatte. Dann drehte sie sich zu ihrer Truppe um und hob den rechten Arm. Die Luft um ihn herum begann zu knistern und zu flirren und einen Herzschlag später sammelten sich die stechenden, gleißenden Blitze ihrer Macht in ihrer Handfläche und zuckten in die Luft und ihren Arm hinunter. Sie hielt den Blitzeschwarm in ihrer Handfläche hoch genug erhoben, dass er von beiden Fronten zu sehen war.
      "Die Macht Aranis' wird in diesem Land Einzug finden, ob es das will oder nicht! Wir werden ihre Dunkelheit in die hintersten Ecken dieser Heimat von Trampeln schicken, bis nichts mehr davon übrig bleibt als Aranis' Göttlichkeit!"
      Ihr Akzent rollte das R manchmal wie ein Knurren über ihre Zunge und das S glich mehr einem Kratzen, ein geradezu scheußlicher Unterton zu ihrer Ansprache. Er steigerte den Effekt allerdings ungemein.
      Sie drehte sich wieder zu ihren Feinden um, während sie gleichzeitig die knisternde Hand senkte und anklagend auf die versammelten Bauern zeigte. Ihre Blitze schlugen wie tollwütige Hunde um sich, in der Vorfreude darauf, sich von ihren Leinen zu reißen. Kasli würde es bald geschehen lassen.
      "ANGRIFF!"
      Mit einem Donnern, das dem Geräusch der Naturgewalt gar nicht mal so unähnlich war, brachen die Blitze aus ihrer Handfläche aus und zuckten durch die Luft, dicht gefolgt von ihren eigenen losstürmenden Männern. Kasli selbst blieb mit den beiden Männern und einer Handvoll fähigerer Magier zurück, eine handerlesene Truppe, die sie erst auf das richtige Getümmel in Garlingen selbst loslassen würde. Bis dahin würde das Fußvolk das Kämpfen übernehmen.
      Sie beobachtete, wie ihre Blitze wirkungslos in die Luft schlugen und schließlich verpufften, kaum nahe genug an den Feinden, um irgendeinen Schaden anzurichten. Es ging auch viel weniger um den tatsächlichen Angriff, als um den Eindruck. Sie wollten Aranis' Macht verbreiten und das taten sie. Mit Vergnügen beobachtete sie, wie die Bauern vor den Blitzen scheuten.
      Als die beiden Linien aufeinander trafen, neigte sie sich in Axons Richtung.
      "Du kannst alle Seelen unserer Männer haben, die verletzt werden. Ich brauche keine Schwächlinge in meinen Reihen."
      Sie schlug ihren Umhang zurück und wartete darauf, dass die winzige, erbärmliche Schlacht vorbei gehen würde.

      Einen Hinterhalt gab es nicht, aber dafür Verletzte, derer Axon sich annehmen durfte. Sie ließen keine Lebenden zurück und verfolgten selbst die Flüchtenden, bis der Boden rot gefärbt war.
      Als Kasli mit Ashar darüber hinweg schritt, winkte sie ihn näher zu sich.
      "Wenn es soweit ist, wenn die richtige Schlacht beginnt, will ich, dass du den Lichtpriester ausmachst. Er wird sich sicherlich irgendwo an der Front aufspielen und wenn nicht, gebe ich dir die Erlaubnis, dich von sämtlichem Getümmel zu entfernen um ihn zu finden - tot oder lebendig. Wenn du ihn mir lebendig bringst, bekommst du einen Bonus und wenn du auf deinem Weg Goldfield erwischst, bekommst du auch einen. Sofern du schneller als Axon sein wirst."
      Sie grinste ihn herausfordernd an. Einer der beiden Männer könnte in den Genuss eines Mordes an Goldfield kommen, aber nicht alle beide. Wenn sie sie gegeneinander aufspielte, würden sie sich beide mehr Mühe geben - wobei Kasli insgeheim hoffte, dass sie versagten. Sie wollte das Flittchen eigentlich gerne selbst fassen.


      Goldfield

      Die Nachricht über den Angriff erreichte den Hof nur wenige Zeit später. Der Bote, der sie überbrachte, war einer von Ruß geschwärzter Mann, der mehrere Pferde zu Tode geritten hatte, um in den Höfen Alarm zu schlagen und dabei gleichzeitig zu Goldfield zu gelangen. Als er in ihrem Flur unter hektischem Gebrabbel zu vermitteln versuchte, dass Aranis zurückgekehrt war, brach er schließlich vor Erschöpfung zusammen. Codren zögerte keinen weiteren Augenblick, um ihre Truppen zu sammeln.
      "Vanya!"
      Sie hatte sich bereits gerüstet, als sie nach der Elfe rufen ließ.
      "Du begleitest mich, Igast soll hierbleiben und weiter studieren. Kann einer der Elfen bei ihm bleiben, nur zur Sicherheit? Vielleicht haben sie es auf das Artefakt abgesehen."
      Langsam wurde sie des Kämpfens müde, der ewigen, weiteren Verluste, der Aussichtslosigkeit jedes Gefechts, selbst wenn man gewinnen sollte. Goldfield hatte bereits genug Schaden erlitten, sie konnten sich keine weiteren Niederlagen mehr erlauben. Und wenn alles schief ging, wäre Flora für immer verloren.
      Aber bevor sie das Kämpfen endgültig aufgab, würde sie alles erdenkliche tun, um ihre Schwester zurückzuholen - und das beinhaltete, gegen eine tollwütige, dunkle Magierin zu ziehen, die es wohl darauf abgesehen zu haben schien, nicht nur Goldfield selbst, sondern auch ihr Land leiden zu sehen. An dem Tag, an dem sie das Kämpfen aufhören würde, würde sie vermutlich sterben.
    • Kaslis Truppe

      Was für ein jämmerlicher Haufen das doch gewesen war. Selbst Fliegen von einem Scheisshaufen eines Mehyver Schweines hätten sicher mehr Gegenwehr geleistet, als dieses Gesocks hier.
      Ashar hielt sich tatsächlich zurück und beobachtete nur angewiedert angesichts ihrer Verzweiflung und ihrer Schwäche, wie ein Bauer nach dem anderen sein Leben verlor. Allerdings traf das auch auf ein paar Mehyver zu, die trotz überlegener Ausrüstung den ein oder anderen Treffer kassierten. Und mit diesen Hunden wollte Kasli Chaos und Verderben in diesem Land verbreiten? Goldfield, von dem alle Orte dieser verfluchten Insel sprechen, in Grund und Boden stampfen? Wie lächerlich.
      Die unnützen Soldaten fanen dann ihr Ende bei dem anderen Magier, der ihre Seelen abzapfte. Waren es wirklich Seelen, oder besaßen auch kümmerliche Leute einen Hauch Mana, das Magier für sich sammeln und nutzen konnten? Wie bei Geistlichen, die dies und das auf göttliches Eingreifen sprachen, wenn jemand einfach nur durch einen Kräutertee genesen war. Und schon strömten die Leute in diese wiederlichen Gemäuer der Heuchelei und füllten ihre Kassen.
      Da war es doch viel angenehmer, ehrenvoller und eleganter, jemanden mit einem kalten Lächeln den Bauch auszuweiden. Dieses Geld was daraus resultierte war wenigstens ehrlich verdient.
      Der Rest der Soldaten schien ganz bleich zu werden, angesichts der Strafen, die sie beim Versagen gegen Bauern zu erwarten hatten. So hatten sich die Frischlingen ihren Dienst nach der Ausbildung wohl nicht vorgestellt.

      Früher Abend

      Nachdem die ersten Höfe zu Asche verwandelt wurden, die Felder geschändet und das Vieh geschlachtet dahinraffte, zogen sie weiter, und näherten sich nach einem strammen Marsch der Stadt Garwood. Sie lag am Rande des Waldes und war gut befestigt. Ein direkter Angriff mit dieser winzigen unerfahrenen Armee wäre glatter Selbstmord. Aber darum ging es ohnehin nicht. Auch hier gabe es umliegende Höfe, und Felder. Alles was sie tun mussten, war auch diese zu schleifen. Irgendwann würden ohnehin Soldaten aufkreuzen. Die Wälder boten sicher gute Rückzugsmöglichkeiten, auch wenn das ein paar Tage Zeit kosten könnte. Aber, er vermutete, das bei einer Flucht so oder so nur Kasli und ein paar ihrer Magier das Recht dazu bekämen, ungeschoren davon zu kommen. Ob Ashar dazugehörte?
      Nun, er hatte die Erlaubnis, sein Opfer nach eigenem Ermessen aufzusuchen. So oder so würde er sich bald trennen, und nach Goldfield reisen, um dort seinen Auftrag zu erledigen. Ashar lässt keine Arbeit liegen. Er erledigt alles gewissenhaft und gründlich. Auch wenn es hinterher ziemlich schmutzig aussehen mag.
      Fünf Soldaten hatten sie verloren. Dieser Axon hatte sie gierig verschlungen. Und nun mussten sie sich darauf vorbereiten, größere Verluste hinzunehmen. Die Garlinger waren eingetroffen, und an ihrer Spitze schien hoher Adel zu reiten. Ob das womöglich ....
      "Diese Rüstung. Ich habe schon mal von ihr gehört, Kasli. Das ist Codren Goldfield persönlich. Da bin ich mir ganz sicher.", meinte Ashar und fletschte die Zähne. Leider würde er das Vergnügen sie zu töten an Axon oder Kasli abtreten.
      Der Anblick der Truppe versprach ein wildes Gemetzel zu werden. Ein Assassine kämpft anders. Die offene Schlacht meidet er wenn möglich. Außerdem, wenn sie hier war, wer achtete dann auf das Anwesen?
      Ohne weiter auf Kaslis Worte einzugehen gab er dem Pferd die Sporen, und setze sich nach hinten ausweichend ab. Er würde jetzt bis nach Goldfield reiten.

      Wie vom Teufel gejagt, waren Codren und Vanya mit ihren Soldaten in die besagte Region südlich geritten, und als sie in der Nähe von Garwood an kamen, bemerkten sie die Mehyver in der Nähe einiger Höfe. Vanyas scharfe Augen meldeten eine hohe Magierin.
      Was hatte Igast vor ihrer Abreise noch erwähnt? Das es womöglich wieder diese finstere Frau sein könnte, die im Namen Aranis vor einer Weile hier für Unheil sorgte, und von ihm heldenhaft, was er extra noch betonte, vertrieben wurde. Sicher kam sie, um sich zu rächen.
      "Die feindliche Armee ist überschaubar klein, Fräulein Goldfield. Was hat das zu bedeuten? Sind sie tatsächlich nur hier, um Ärger zu stiften?", fragte Vanya. Sie hatte bereits ihren Bogen gezogen und suchte nach den besten Zielen.
      Der Gegner machte sich bereits bereit für den Kampf. Auch jene, die die Wagen lenkten, bewaffneten sich, meist mit Bögen, da sie weniger geschützt waren, und sie würden von den Wagen aus höhere Stellung feuern, was ihnen gute Übersicht verschaffen könnte. Aber sie waren auch ideale Ziele.
      Auf elfisch ordnete sie vier weitere Elfenschützen dazu an, diese als Hauptziele zu nutzen. Es waren noch zwanzig weitere Reiter dabei, die mit Speren, Äxten und Schwertern bewaffnet waren. Allerdings boten sie eher leichte Kavallerie, da sie nicht schwer gepanzert waren. Dafür ritten sie im Notfall schneller, und sie waren flexibler, wenn man schnell die Position auf dem Schlachtfeld ändern musste.

      Die Soldaten Goldfields waren schwerer gepanzert. Jedoch trug keiner eine volle Rüstung und eine schwere Lanze, da sie schnell herreiten mussten. Brustplatten, Oberschenkel und Schulterschutz, ein Helm und ansonsten Schwert und Schild. Die Pferde waren auch nur schlicht besattelt, ohne Kettenschutz und Dergleichen.
      Auf Codrens Befehl nahmen sie Angriffsstellung ein.
      "Bildet zwei Reihen! Achtet auf Pfeile!", gab der Kommandant noch hinzu. Insgesamt hatte Codren etwa 120 Mann zur Verfügung, mehr als die Mehyver Soldaten. Und sicher kamen bald weitere Soldaten. Die Bauern selbst hatten sich auch schon zusammengerottet, und boten 30 weitere Kämpfer, wenn auch notdürftig ausgerüstet. Vanya entsendete einen fähigen Elfen, der die Bauern in Schach halten sollte, damit die nicht unüberlegt in den Kampf stürmten. Sie würden ihr Hab und Gut aber verteidigen wollen. Der Elfe würde sie leiten, und beschützen.
      Vanya gab einen Eröffnungsschuss und setze gleich zwei Gegner auf den Wagen außer Gefecht.

      Axon knurrte. Der Gegner war schneller hier als gedacht. Ashar ist abgehauen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Vielleicht starb er ja dabei? Wen kümmerts. Hier gab es Seelen zu ernten. Für Aranis. Für ihre Herrschaft, für seine Experimente, die ebenfalls nur Aranis dienlich waren.
      "Verehrte Kasli, der Gegner greift an. Achtet auf die Elfe dort. Sie trägt einen magischen Bogen!"
      Konnte nicht schaden, sich um seine Vorgesetzte zu sorgen. Ein wenig einschleimen. Das bot weitere Möglichkeiten um aufzusteigen.
      Der Kampf begann, und die Mehyver feuerten zurück. Die Diener waren miserabel, aber die Pfeile hatten Spitzen aus Eisenrot. Die Schilde der Garlinger wurden wie Papier durchbohrt, und das rote Eisen tränkte sich mit rotem Blut und fraß sich in die Knochen derer, die unglücklich getroffen wurden. Ein paar fielen von den Pferden, einige Pfeile hatten eher Pferde getroffen, und jeder Soldate der stürzte, konnte sich mühsam wieder aufrappeln, und hinterher laufen.
      Die ersten Krieger trafen sich nun auf dem Acker, dessen reife Ähren noch im letzten Lichte der Sonne badeten, die bereits tief zum Horizont gewandert war. Arana würde bald der Dunkelheit weichen.
      Axon war zuversichtlich, das seine Zauber bereits jetzt mehr Wirkung haben müssten.
      Er kanalisierte die Magie um seine Hände und trat vor.
      Vor ihm hatte sich ein wilder Kampf entfacht. Schwerter prallten aneinander, Mehyver Stahl gegen Garlinger Stahl. Das Eisenrot in den Waffen der Mehyver jedoch bot wesentlich mehr Vorteile. Die Schwerter der Garlinger haten bereits Kerben in ihren Klingen und Schilden. Selbst wenn keiner tötlich treffen würde, wären es am Ende die Waffen der Mehyver, die durchhalten würden. Und dann fänden sie ihr geliebtes Fleisch.
      "Möge Aranis mir ihren Segen erteilen ...... SCHWARZE FLAMME DER NACHT ...!"
      Eine finstere, wabernde Kugel aus Blitz und Feuer verließ seine Hände, die er zum Stoß mit den Handballen nach Vorn gerichtet hatte. Ein Ausfallschritt und ein Ziel vor Augen. Die Kugel surrte zischend über das Feld und ließ einige Ähren entflammen, bevor sie ihr Ziel erreichte und einen Reiter samt Pferd traf. Es rauschte und knallte, Feuerfunken verteilten sich, während die Blitze und die Hauptflamme Tier und Mensch umklammerten wie eine gewaltige Faust. Beide schriehen aus tiefster Kehle, gingen zu Boden und wanden sich wie Würmer im Topf einen Anglers. Ein Wurm hätte vielleicht noch dem Haken entkommen können, aber dieser Krieger und sein Tier waren bereits verdorben. Ihre Schreie erstickten, und das Feuer verlor an Größe, wandelte lanmgsam von Blauschwarz zu Rotgelb, da die Magie nach ließ, und die Hitze das übliche Feuer nährte. Rauch stieg auf.

      Die Garlinger änderten ihre Taktik, nutzten ihre Ausbildung, um auch gegen Waffen Mehyves nicht unterzugehen. Geübt hatten sie den direkten Stoß mit Pferd in das gegnerische Pferd, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Gleich zwei preschten auf einen Mehyver zu, der sich gar nicht mehr zu wehren wusste, eingeengt, wie er war, sein Pferd zügeln musste, das dieser Enge entkommen wollte, sich aufbäumte, und dann die Klingen zu spüren bekam. Gleich dreißig Mehyver wurden so ihres Reittieres beraubt, und fielen zu Boden. Knapp die Hälfte wurde danach erschlagen, ehe die Magier eingriffen, und für Deckung sorgten, in dem sie ihre Soldaten in schwarze Schattenwolken hüllten.
      Drei Mehyver auf dem ersten Wagen zielten mit ihren Bögen auf Codren. Vanya bemerkte dies, und schoss alle drei zugleich ab. Ihre Pfeile waren treffsicher wie eh und je, und ihre Magie lenkte sie sicher ins Ziel, aber ein Vierter schoss dann auf Vanya und traf die Elfe an der Schulter. Mit einem erbosten Aufschrei fiel sie aus dem Sattel, aber ihr Sturz wurde vom Weizenfeld gebremst, so das sie nicht sonderlich hart fiel, während ihr Pferd das Weite suchte.
      Sie setzte sich auf und spähte zur linken Schulter.
      "Verflucht .....ahhh, .... so schmerzt also ein Pfeil aus Eisenrot ...UFF!"
      Sie stöhnte auf, als sie ihn packte und herauszog. Ein glatter Durchschuss, und sie musste ihn nach vorn herausziehen. Die verfluchte Spitze würde das aber sicher nicht mitmachen. Aber sie würde die Wunde verschließen. Vorn brach sie den Pfeil ab, so das nur noch ein kurzes Stück aus der Wunde spähte. Nun gab es nichts störendes mehr, außer den Schmerz selbst. Sie schwitzte, durfte sich jetzt aber keine Pause gönnen. Sie nahm ihren Bogen und schlich geduckt zwischen dem Weizen zur Flanke. Von dort würde sie den Gegner dann beschießen. Das Gold der Insel würde sie schützen. Aranas Früchte. Welch ein Segen .....
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Schlacht von Garwood

      Die beiden Truppen stießen zwischen den Feldern der angrenzenden Höfe aufeinander.
      Aranis' Einheit war ein scheins willkürlich geknäulter Haufen aus halbwegs ernstlich gerüsteten Soldaten, die sich beim Anblick der nahenden Feinde um eine einzige Frau zusammen rotteten, die Codren schmerzlich bekannt vorkam. Das war nun also der Dank dafür, dass sie sie vor Monaten vor den Piraten gerettet hatten. Wenn sie nur nie hingefahren wären, wäre vielleicht alles anders gekommen.
      Auf der anderen Seite positionierten sich die Garlinger in einer disziplinierten Aufstellung hinter den beiden Frauen, Codren und Vanya, die gleichermaßen die Führung übernommen hatten. Kasli kannte nur eine der beiden, aber das hielt sie nicht davon ab, ihnen über die Entfernung hinweg ein schauriges Grinsen zukommen zu lassen. Codren jagte der Anblick ein Schauer über den Rücken.
      Sie wandte nicht den Blick von den Mehyvern ab, als Vanya zu ihr sprach.
      "Ich weiß es nicht", gestand sie leise, leise genug, um von ihren Soldaten nicht gehört zu werden, laut genug für Vanya. "Ich weiß nicht, was Aranis geplant hat. Vielleicht ist es ein Hinterhalt oder eine Ablenkung, aber wenn sie es wollte, könnte sie mit ihrer Armee hier einmarschieren und bis Vultjag davon erfährt, sind wir schon längst alle tot oder Sklaven. Ich weiß es also nicht."
      Sie betrachtete die mickrige Gruppe, während Vanya bereits ihre Schützen sammelte. Das gefiel ihr nicht. Die ganze Sache gefiel ihr nicht. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie ihr Langschwert hervor und das Rasseln von hundert Soldaten hinter ihr zeugte davon, dass ihre Bewegung imitiert worden war. Sie hob die Klinge in einer Siegeshaltung in den Himmel, die Spitze nach oben gerichtet und ihr Kommandant - ein neuer, der alte war wie so viele andere in der Schlacht gestorben - interpretierte ihre Haltung in einen Befehl um. Dann gab sie ihrem Pferd die Sporen und setzte mit einem Satz nach vorne, einen ungezügelten Schrei auf den Lippen. Für Arana, für Flora, für Garlingen, für Goldfield. Sie würde Aranis zeigen, dass sich niemand mit ihrer Schwester anlegen sollte.

      Die Garlinger kamen über die Felder geprescht und Kasli verlangte nach einer angemessenen Gegenwehr. Die Mehyver justierten sich und antworteten dem ersten Pfeilschwarm mit ihren eigenen Schützen. Es waren keine guten Schützen, aber ihre fehlende Erfahrung wurde durch überraschendes Eisenrot ausgeglichen. Die anstürmenden Soldaten verloren bereits ein Dutzend durch mangelnde Ausrüstung.
      Codren wurde auch getroffen, drei Mal sogar, denn ganz vorne weg wurde sie als erstes angepeilt, aber die Pfeile schrammten an ihrer Rüstung entlang und hinterließen nicht mehr als einen Kratzer. Eisenweiß schlug Eisenrot. Codren dankte dem Schmied, der ihr die Rüstung gefertigt hatte.
      Sie klappte ihr Visier hinab, als die ersten Mehyver mit ihren Soldaten zusammenstießen und trieb ihre Klinge in die Mitte des aufkommenden Gewühls. Die schlanke, lange Waffe war ein gefährlicher Wirbelsturm unter den Feinden, dem kaum einer zu entrinnen vermochte. Codren fällte drei Soldaten, als sie mit ihrem Pferd hindurch preschte und einen weiteren, als sie es herum lenkte. Beim nächsten Ansturm waren es noch einmal zwei, die sie gezielt angepeilt hatte, um ihre eigenen Soldaten zu schützen. Ihre herausragende Ausrüstung war genug, um sie gegen die meisten Angriffe resistent zu machen.
      Beim erneuten Umdrehen versenkte ein riesiger, schwarzer Magieball gerade einen ihrer Reiter und dessen Verursacher erwies sich als ein einzelner Mann in Kaslis Nähe, der bereits an seinem zweiten Zauber wirkte. Der merkwürdige Zauber knallte beim Kontakt und hinterließ ein mannshohes Feuer, das in den Himmel hinauf leckte. Codren gab ihrem Pferd die Sporen.
      Sie sprang durch die einzige, sich aufgetane Lücke hindurch, über den brennenden Leichnam der beiden Lebewesen hinweg. Der aufkommende Rauch wurde jäh von ihr durchbrochen, die zuckenden Flammen zogen an ihrer Rüstung und ihrem Tier entlang, scheinlichst ohne einen der beiden zu verletzen. Schaum tropfte von dem Kriegspferd, der gehetzte Blick in seinen Augen war gleichsam furchterregend wie die vorgebeugte Rüstungsgestalt auf seinem Rücken, das Schwert bereits zum Ausholen hinter sich, der gehelmte Kopf auf den Magier gerichtet. Nichts in der Welt würde Codren davon abhalten, den Mann wie eine Olive aufzuspießen.
      Zumindest nichts außer vielleicht Kasli. Aranis' rechte Hand hatte bereits ihre eigene Macht entfaltet, deutlich sichtbar an den schwarzen Rauchschwaden, die sich ihr um die Füße kringelten wie furchterregende, lebendige Wesen, die um Aufmerksamkeit haschten. Sie sah die anstürmende Reiterin, konnte das Ziel bereits aus der Entfernung ausmachen, fasste sie ins Visier und hob beide Hände, die Handflächen nach oben gerichtet. Nur noch ein Stück näher und sie würde Aranis' Zorn über sie hereinbrechen lassen. Dafür war sie sogar gewillt, Axons Leben zu opfern, der zugegebenermaßen recht ungünstig in der Spur des antrampelnden Tieres stand. Entweder, er würde in ein paar Herzschlägen noch lernen, einer wild gewordenen, blutrünstigen Reitern auszuweichen, oder er hatte lange genug seine Dienste für Aranis getan. Kasli würde keine Schwächlinge in ihren engeren Kreisen dulden.
    • Schlacht von Garwood

      Feuer war ausgebrochen. Die Magier in Mehyves Reihen hatte ganze Arbeit geleistet, mit ihren Zaubersprüchen das trockne Korn in Brand zu stecken. Das Feuer fraß sich fötmlich durch das Feld, und würde erst gesättigt sein, wenn auch der letzte Halm zu Asche geworden war.
      Die dunklen Rauchschwaden vermischten sich mit den Wolken am Himmel der Abendsonne, und erzeugten mit dem Abendrot eine gruselige Atmosphäre, welche man wohl eher Aranis zuschreiben würde, als Arana.
      Es roch nach Feuer und nach verbranntem Fleisch derer, die das Pech hatten, Auslöser der Flammen geworden zu sein, oder jene, die ihr Leben gelassen hatten, und zufällig dort lagen, wo es kurz darauf brannte.
      Axon hatte drei Reiter entflammen lassen, sah sich nun aber einer anderen Gefahr gegenüberstehen. Die Herrin Goldfield schien es persönlich zu nehmen, das er mit seinen Zaubern hier für Chaos sorgte.
      Er schien aber auch etwas überfordert zu sein. Er war es gewohnt, Zeit für seine Zaunber zu haben, und das niemand auf ihn zuritt, um ihn niederzustrecken.
      Und dazu klirrte noch Metall an Metall, Pferdewiehern, Gebrüll der Soldaten. Seine Sinne wurden plötzlich geflutet von Informationen, die er nicht verarbeiten konnte. Vielleicht hätte er einen Angriffszauber gesprochen, wenn er nur ein paar Sekunden früher gemerkt hätte, was auf ihn zu kam, aber das Pferd und seine Reiterin waren schneller als seine Gedanken.
      "Elende ...", murrte er noch, und schaffte es noch Sekunden vorher in einer Schattenwolke unterzutauchen. Was so, als hatte einer einen Ofen geöffnet, und der ganze Rauch wäre durch die Ofentür in den Raum entwichen, ritt Codren in diese Schwärze hinein, verfehlte ihr Ziel haarscharf.
      Axon schnaufte, kicherte aber auch, als er merkte, wie er dem Tode von der Sense geglitten war. Doch als sich der Dunkle Schatten verzog, blickte er geradewegs in seinen Untergang .....

      Vanya schlich durch das Feld, achtete darauf, das die Flammen sie nicht erwischen würden. Es gab gleich mehrere Brandherde, die entstanden waren. Aranis Magier waren dafür verantwortlich. Der Winter nahte, und das Volk benötigte auch Weizen, um zu überleben. Viel Weizen war dieses Jahr verdorben, oder ging an Vultjag in die Wüste. Die Kassen waren leer, und das Essen knapp. Der Zweite Teil der Ernte war zum Großteil für Garlingen selbst bestimmt. Für Anwohner und Vieh. Und ein Teil brannte hier lichterloh.
      Sie schoss ein paar mal, änderte ihre Position, schoss erneut, und ein Schütze nach dem anderen fiel vom Wagen. Auch die anderen Elfen gaben ihr Bestes, auch wenn die Hälfte schon gestorben war. Schon, weil sie sich direkt mit den Zauberkundigen angelegt hatten, und förmlich das Feuer auf sich gezogen hatten. So konnten die Garlinger nach und nach unter Verlusten die Mehyver einkesseln und niedermetzeln.
      An ihrer dritten Position überblickte sie wieder kurz das Schlachtfeld, griff dabei an ihre Wunde, wo noch immer ein Stücl Pfeil steckte. Blut tropfte auf den Boden, Schmerz pochte nach Aufmerksamkeit suchend in ihrer Schulter.
      Aber etwas annderes zog seine Aufmerksamkeit noch mehr an sich, als eine schmerzende Wunde. Diese finstere Frau dort hinten. Die Anführerin der Truppe. Sie zielte auf Codren, die gerade auf einen der meyhvischen Magier zuritt, und die schwarzen Energien umspülte ihre Beine.
      "Nicht so hastig, du hässliche Krähe ..... Wind, leite meinen Pfeil ...!"
      Sie spannte den Bogen, dessen magischer Windpfeil kurz darauf entstannd, und wie Eisnebel an Sehne und Bogen waberte. Stark verdichtete Luft, die wie ein echter Pfeil sein Ziel durchboren konnte, und danach verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen, abgesehen, von dem klaffendem Loch, aus dem dann das Blut sprudeln würde.
      Sie zielte auf diese Krähe, die so tat, als wäre sie elfischer Natur. Aber selbst Vanyas scharfer Blick konnte nichts elfenhaftes an ihr erkennen. Die langen ohren hatte sie wohl auch nur, weil man ihr als Kind diese ständig langgezogen hatte. Ein verzogenen Göhr von irgendwo her.
      Ihr Luftpfeil schoss zielsicher auf sein Ziel zu, und traf Kasli direkt im linken Unterarm, riss diesen, und auch den zweiten Arm zur Seite, wie ein kraftvoller Schlag oder Schubser, und lenkte den gerade gesprochenen Zauber von Codren weg.
      Was auch immer es war, es war schwarz wie die Nacht und schien seinen Untergang nun an anderer Stelle auszuführen.
      Der Magier, der zuvor noch aktiv zauberte, und auf den Codren zugeritten war, hatte sich ein paar Meter versetzt, und Kaslis Angriff wurde nun auf seine Richtung umgelenkt.
      Codren sprang aus der schwarzen Wolke hervor und ritt unbeirrt weiter, während Kaslis Angriff den Magier traf, und ihn aufschreien ließ. Vanya hörte seine Flüche bis hierher. Auch Kaslis Aufschrei vernahmen ihre Ohren.
      Wütend sah sie in Vanyas Richtung, suchend, was sich zwischen dem Weizen verbarg. Aber Codren forderte wieder die Aufmerksamkeit, denn sie kam nun auf Kasli zu.
      Die ersten Mehyver ergriffen bereits die Flucht. Vanya vertraute darauf, das Codren ihre Arbeit selbst verrichtete, und folgte den Flüchtenden Mehyvern. Sie würden jeden zur Strecke bringen, und damit ein Zeichen setzen.
      Und die Ausrüstung und Wagen waren auch eine gute Beute.
      Später würde man diese genau durchsuchen. Sicher gab es auch Brauchbares darunter zu finden.
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    • Schlacht von Garwood

      Codrens Klinge blitzte in der zunehmenden Dunkelheit auf, das Licht des großen Feuers reflektierend, das sich zu jeden Seiten über die Felder hinweg ausbreitete. Sie stach zu, die lange, tödliche Waffe bis vor die Schnauze des Reittieres getrieben, als würden sie einen Wettkampf veranstalten: Wer den Mann zuerst erreichen konnte. Den Wettkampf verloren schließlich alle beide.
      Sie glaubte in Zeitlupe beobachten zu können, wie urplötzlich die Rauchschwaden aus dem Mann explodierten und sich in einer Welle nach vorne und oben ausbreiteten, geradewegs dorthin, wo Codren gerade hin peilte. Wäre das ein gefährlicher Zauber gewesen, wären es Feuerzungen gewesen oder etwas anderes als Rauch, wäre die Reiterin geradewegs in ihr Verderben geritten, kaum genug Zeit, um noch umdrehen. Aber es war tatsächlich nicht mehr als Rauch und als sie ihre Klinge dorthin stieß, wo sie den Mann noch eine Sekunde zuvor gesehen hatte, traf sie nichts weiter als dicke Wolken.
      Sie brach auf der anderen Seite wieder heraus und riss das Pferd herum. Das Tier schlitterte über den Boden und wäre beinahe mitsamt Reiterin gestürzt, als es eine 180 ° Wendung machte und sich mit einem verzweifelten Satz fing. Codren trieb es gerade wieder zu Geschwindigkeit an, als sie den Magier entdeckte, nicht sehr weit von der Rauchwand entfernt - und unter dem Beschuss einer dicken, blitzenden Kugel, die beinahe so groß wie sein Oberkörper war. Er wurde mit einem Schrei niedergestreckt, zur selben Zeit als auch der Verursache ein zorniges Kreischen von sich gab. Codren wandte sich der vermeintlichen Elfe zu, deren Zauber nach hinten losgegangen war. Oh ja, das geschah ihr ganz recht. Niemand vergriff sich an ihrem Zuhause und erst recht nicht zwei Mal.
      Sie stürmte auf die Magierin zu, gerade in dem Moment, in dem Kasli sich wieder gefangen hatte. Sie stieß einen Fluch in ihrer Heimatsprache aus und wünschte Codren den Zorn Aranis' an den Hals, während sie den rechten Arm anhob und ihre Blitze entfachte. Sie zuckten ihr über die Länge des Armes hinweg und binnen einer Sekunde schossen sie aus ihrer Handfläche heraus, nicht ihr stärkster Zauber, aber definitiv ein schneller Zauber. Die Reiterin wurde ergriffen und während das Eisenweiß ihrer Rüstung auch diesen Angriff zum größten Teil abwehrte - sie spürte trotzdem ihren ganzen Körper brennen, aber es war wohl nur ein Bruchteil dessen, was sie ohne Rüstung abbekommen hätte - hatte ihr Pferd nicht so viel Glück. Es scheute vor dem plötzlichen Schmerz, stemmte sich gegen den Boden und versuchte gleichzeitig rückwärts zu springen, ein Manöver, das nun auch seine Reiterin in Bredouille brachte. Kurzerhand warf sie sich vom Sattel, landete auf den Füßen und stieß sich gleich wieder ab, um das letzte Stück auf Kasli zu zu stürmen, das Schwert erhoben, die Blitze noch immer an ihrer Rüstung züngelnd. Die tausend kleinen Nadelstiche, die sich durch ihre Nerven in ihre Knochen bohrten, sorgten für zusätzlichen Antrieb. Sie fühlte sich beinahe, als würde sie auf die Magierin zufliegen.
      Kasli versuchte in der letzten Sekunde einen letzten Zauber zu entfachen, ein verzweifelter Gegenstoß gegen die Gutsherrin, aber dann musste sie der herabsausenden Klinge ausweichen und kurz darauf hatte sich eine furchtbar grässliche, kalte Metallhand um ihren Hals geschlossen. Sie krächzte verblüfft auf, das Geräusch unter dem viel zu festen Griff kaum mehr als ein Fiepen und wurde rückwärts in den Boden gedonnert. Während die Panik langsam in sie einkroch, während sie die Hand um ihren Hals packte und mehr Blitze auf die Angreiferin übertrug, fühlte sie sich beinahe so hilflos wie im Thronsaal bei Uzin. War das nun ihre Welt, Aranis verschwand und jeder stieß sie herum, als wäre sie nichts weiter als Spielzeug? Das würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Zu ihrem Unglück war Codren aber nicht diejenige, an der sie das ändern konnte.
      "Ich habe genug von deinen Spielchen!", knurrte Goldfield, die Stimme gedämpft hinter dem Helm, aber dafür noch lange nicht weniger furchteinflößend. "Von dir und von Aranis!"
      "Agh... gah..."
      Kaslis Augen traten aus ihren Höhlen hervor. Mittlerweile gab sie ihren Zauber auf und konzentrierte sich stattdessen darauf, sich zu befreien.
      "Du wirst zurück zu deiner Herrin gehen und du wirst ihr sagen, dass niemand, niemand sich mit Goldfield anlegt - weder mit mir, noch mit meiner Schwester. Ich werde höchstpersönlich die Hölle über Aranis einbrechen lassen, wenn wir uns auf dem Schlachtfeld begegnen werden. Ich werde ihr Antlitz von dieser Erde tilgen und dafür sorgen, dass sie in eintausend Jahren nicht das Bedürfnis hat, noch einmal die Grenzen zu übertreten. Ich werde sie vollständig und unwiederbringlich vernichten und meine Schwester zurück holen."
      Codren legte so viel Zorn in ihre Stimme, dass Kasli in dieser bedrängten Situation keinen Zweifel daran hatte, dass die Bäuerin die Wahrheit sprach. Sie würde Aranis vollständig von dem Antlitz dieser Erde tilgen.
      Sie sah bereits schwarze Flecken vor ihren Augen tanzen, als die Hand sich endlich von alleine löste und sie hektisch nach Luft schnappte. Codren trat zurück, aber nur einen Schritt, um zu beobachten, wie die Magierin sich in die Höhe kämpfte. Wenn sie ihren Zauber wieder entfesseln würde, würde sie Codrens Schwert in ihrem Bauch spüren.
      "Niemand legt sich mit Goldfield an, hast du mich verstanden?"
      Die Magierin nickte knapp, während sie rückwärts taumelte. Ein Blick zu den Seiten offenbarte ihr, dass der Rest ihrer armseligen Truppe sich schon verflüchtigt hatte. Selbst Kasli musste da einsehen, dass es keine Chance mehr für sie gab. Laufen und einen Racheplan schmieden, das waren die einzigen ihr verfügbaren Optionen.
      Vielleicht hatte ja Ashar mehr Glück. Sie trat ihren Rückzug an, einen würdelosen, hektischen Sprint zwischen den brennenden Feldern hindurch, als Codren ihr nachbrüllte:
      "N I E M A N D!"
      Und aus irgendeinem Grund glaubte sie den Worten so sehr, dass sie sogar einen Gang zulegte.

      Unterdessen hatten die Wachen in Goldfield keinen annähernd spannenden Tag. Nachdem die meisten Garlinger ausgezogen waren, um bei der Bekämpfung von Aranis' Schergen zu helfen, waren es hauptsächlich Elfen, die sich in Garlingen tummelten, Patrouillen liefen und auf die Rückkehr der Hausherrin warteten. Igast hatte sich für seine Studien ins Herzen des Hauses zurückgezogen und durfte die Gesellschaft einer Elfe genießen, die es sich besonders zur Aufgabe gemacht hatte, den Wünschen der Hausherrin und Vanya zu entsprechen. Alle paar Sekunden lugte sie neugierig über seine Schulter und zog dann kleine Kreise im Raum.

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    • Anwesen von Goldfield

      Während nahe Garwoods eine düstere Schlacht tobte, und vermutlich schon von den Garlingern gewonnen wurde, hatte Ashar sich in den letzten Stunden des Tageslichtes mit hohem Ritttempo dem Anwesen genähert, und war die letzten Kilometer bei Anbruch der Nacht durch das Unterholz geschlichen. Das Pferd hatte er irgendwo an einem Ort angebunden, den er rasch wiederfinden würde. Nachts würde ihm das Tier hier wenig helfen, wenn er nach seiner Tat fliehen und sich verstecken müsste. Er hatte keine weitere Aufgabe, als dem Lichtpriester das Lichts aus seinem Namen zu pusten, und ggf. durch Toter zu ersetzen. Danach musste er sich nur noch zwischen den Büschen verkriechen und bis zum Morgengrau warten, bevor er es wagen könnte, schnell davon zu reiten. In Mehyve wartete ein Beutel Goldmünzen auf ihn, und den würde er sich nicht entgehen lassen.
      Das Anwesen war gut bewacht, stärker als erwartet. Keine große Anzahl an Wachen, aber dafür Elfen. Waldelfen. Sicher hatten sie gute Ohren, was die Geräusche Nachts des Waldes betrafen. Er musste höllisch aufpassen, nicht entdeckt zu werden. Er konnte es sich nicht mal erlauben, eine der Wachen kalt zu stellen. Ständig kamen Patouillen vorbei, prüften, ob noch jeder auf seinem Posten war.
      Die Herrin war nicht im Haus, die meisten Wachen fort. Wenn schon kein Feind, dann waren vielleicht Diebe auf der Lauer. In so einem reichen Hause fand man sicher so einiges, was sich vom Wert sehr gut verkaufen ließe.
      Unter anderem die Seele eines Lichtpriesters.
      Ashar sprang durch zwei Büsche und hangelte sich gerade noch rechtzeitig an einem Baum an einem Ast hinauf, hockte dann mit ruhigem Atem auf diesem, und begutachtete den Bereich unter sich. Zwei Elfen kamen vorbei, leuchteten den Pfad aus, blickten sich um, nickten sich zu und verschwanden wieder. Hartnäckige Burschen. Sie dachten wohl, es sei ein Tier gewesen.
      "Wääähh, die hören wirklich jeden Zweig falsch knacken!", murmelte er zu sich und starrte mürrisch zu dem Dach hinüber.
      Es gab viel freie Wiese um das Anwesen, und dazwischen Baum oder Gebüschinseln, mit Hecken umrandete Blumenbeete, die auch jetzt noch in Blüte standen, und im fahlen Mondlicht glitzerten. Ausgerechnet jetzt schien Aranis, für die er diesen Auftrag ausführte, sein größter Feind zu werden, denn ihr finsteres Licht war dennoch hell genug, um ihn zu verraten. Der Mond aber war nur zur Hälfte da. Ein Teil ihrer Göttlichkeit verbarg sich hinter einem schwarzen Schatten.
      Wolken zogen auf, und setzten dem Lichtschimmer einen Vorhang auf. Ashar grinste und hechtete aus dem hinter dem Anwesen liegendem Waldstück hervor, bis er die Hauswand erreichte, sah sich hecktisch um, fand aber keine Wachen in der Nähe.
      Glück für ihn, das es hier eine Lücke gab. Bevor jedoch der nächste Trupp seinen Lichtschein mit Laternen und Fackeln auf sein Haupt leuchten würden, wäre er unlängst auf dem Dach.
      Er warf die lange Kette hoch, hielt aber seine Klinge noch am Griff fest. Das andere Ende der Kette war hinten an seinem Gürtel befestigt, der widerum an einem unterliegendem Harnisch befestigt war, um seinem Körper Stabilität zu gewähren, sofern er selbst mal an seinem Haken hing.
      Zunächst kletterte er über die Balkonbrüstung, warf dann erneut die Kette, und zog sich dann an einer Mauerecke hängend hinauf, krabbelte auf das Dach und presste sich rücklings auf dieses. Unten sah er mehrere Wachen an verschiedenen Ecken. Hatten sie ihn bemerkt? Nein, sie unterhielten sich, marschierten ihres Weges. Sehr gut.
      Jetzt musste er nur noch in das Gebäude eindringen.


      Igast befand sich im linken hinteren Teil des Gebäudes in einem gemütlichem Zimmer, das auch als Lesezimmer bekannt war. Hier gab es viele Bücher, ein Kamin der Licht und Wärme spendete, besonders im Winter, gemütliche Möbel um entspannt die Werke zu studieren, oder mit anderen zum Plausch und etwas Gebäck über diese zu sprechen.
      Auch gab es einen Schreibtisch, den Igast nun nutzte, und allerlei Kram auf diesem verteilt hatte, darunter Schriftrollen und Bücher mit zahlreichen Lesezeichen.
      Zwei Lampen mit Leuchtsteinen hingen an der Wand, und erhellten den Bereich, damit Igast alles gut erkennen konnte.
      Zwei seiner Adepten unterstützen Igast wo es ging.
      Der eine, ein Geweihter Aranas, hielt ein Buch in Händen, und marschierte einem unsichtbarem Weg folgend durch das Zimmer, blätterte gelegentlich um, rieb sich das Kinn, murmelte etwas, fuhr dann fort.
      Die zweite Adeptin saß mittig im Raum auf einem Sofa, und griff in eine Schüssel mit Haselnusskeksen. Ihr Knuspern vermischte sich mit dem Knacken des Holzes im Kamin. Indertat konnte man gerade jetzt alle anderen Geräusche in dieser Stille gefühlt dreimal so laut wahrnehmen. Jede Seite, die geblättert wurde, das Rascheln der Kleidung, Knarzen von Igast Stuhl, wenn er sich über den Tisch beugte um eine andere Schrift zu wählen, mit dem dazugehörigem Rascheln.
      Das sanfte Schrittgeräussch der Elfe, die ebenfalls anwesend war, und sich notfalls um ein paar Annehmlichkeiten kümmern würde, oder Holz im Kamin nach legte.
      "Hmmmmm....", seufzte er, und legte kurz ein Buch beiseite, und streckte sich. So viele Quellen und Informationen. Flora hatte sicher schon die Meisten Bücher gelesen, die hier in den Regalen schlummerten, und wäre sicher eine gute Hilfe gewesen. Leider war sie es, der geholfen werden musste.
      "Kann ich noch etwas Tee haben?", fragte er höflich lächelnd die Elfe, die nickte und sich schnell in Richtung Küche zurückzog.
      "Ich hätte gern etwas Brot, wenn es keine Umstände macht.", warf der Adept noch ein, und urplötzlich vernahm man ein grummeldes Geräusch.
      Alle starrten kurz zu ihm, er tat so, als sei nichts gewesen, blätterte einfach weiter in seinem Buch.
      Igast grinste. "Scheint, als könnten wir alle ein wenig was zwischen den Zähnen gebrauchen. Wir sollten pausieren und später weiter machen."
      Alle waren sich einig. Igast zog sich kurz zurück, um sich zu erleichtern.
      Während die Elfe die Küche betrat, schlich im oberen Stockwerk bereits ein finsterer Mann durch die Räumlichkeiten. Einige Öllampen brannten im Flur. Aber in den Räumen schien es dunkel zu sein.
      "Scheint niemand hier zu sein. Guuuuut. Also muss er sich unten aufhalten.", murmelte er und schlich vorsichtig weiter. Dennoch spähte er lieber in die Zimmer. Vielleicht schlief er ja auch schon in seinem Bett.
      Er fand eine Tür die abgeschlossen war. "Verdammt..."
      Im fahlen Licht der Lampen erspähte er einen Schriftzug. Dies war das Zimmer von Flora Goldfield gewesen. Und gegenüber fand er jenes von Codren Goldfield. Die momentane Hausherrin. Dann fanden sich hier oben sicher noch die Kammern der Hauptdiener und die Baderäumlichkeiten. Igast wird wohl nicht hier oben schlafen. Obwohl, es gab noch reichlich Platz in der Hütte. Er war im Ostflügel.
      Er schlich geschwind weiter zur Mitte des Hauses, wo sich zwei Treppen befanden, die zum unteren Bereich führten. Ein übersichtlicher Ort. Er musste aufpassen, nicht gesehen zu werden.
      Was lag mittig des Hauses? Genau, die Hauprtbüros, sofern vorhanden. Anhand der Rohre die er zum Baderaum gesehen hatte, gab es unten auch eine Art Kaminzimmer, wo reichlich Feuer brannten, um die Hütte hier hochzuheizen. Sicher gemütlich eingerichtet, wie es sich für Reiche und Adel gehörte. Auf der anderen Seite musste dann die Küche sein, und Vorratskammern. Sicher auch der Zugang zum Keller. Aber da würde sich ein erhabener Priester sicherlich nicht hinwagen.
      Er beschloss zunächst, die Küche aufzusuchen. Sollte um diese Zeit noch jemand dort arbeiten, dann um die Gäste zu versorgen. Die Esszimmer mussten also auch in der Nähe sein. Und dort fand er sicher sein Ziel.


      Unwissend, das in Goldfields Anwesen bereits der Tod zu Gast war, hatte man beschlossen, die Nacht hier zu Felde zu verbringen. Die Ausrüstung der Mehyver kam ihnen gerade recht. Sie nutzten deren Zelte und konnten auch gleich alles durchsuchen, und die Leichen stapeln. Die Garwooder würden sie morgen abholen, die Garlinger zu ihren Familien bringen lassen, und die Mehyver irgendwo in den Sümpfen begraben, oder im Wald verscharren.
      Die Meisten Soldaten boten kaum Gegenwehr, und konnten besser fliehen, als kämpfen. Der Verdacht erhärtete sich, als man unter den Helmen vermehrt junge Burschen und Damen fand, die für Mehyve in die Schlacht gezogen waren.
      Vanya war auch unlängst zurück, hatte sich behandeln lassen, und trug nun ein Druckverbbamd mit Kräutern an ihrer Schulter.
      Auch sie begutachtete die Leichen.
      "Rekruten? Mehyve hat Rekruten zu uns geschickt? Alles Jungspunde, die kaum Erfahrung haben. Soll uns das etwas bestimmtes sagen?", fragte sie in die Runde.
      Natürlich konnte man davon ausgehen, das die meisten Erfahrenen in Camisse oder an den Grenzengebieten stationiert waren. Aber warum entsendete man hier einen solch großen Anteil Unerfahrener?
      Vanya hatte die Flüchtigen aufgehalten und alle erschossen. Das war vielleicht doch etwas unüberlegt. Nur diese Hexe war entkommen. Und hier gab es keinen Gefangenen zum Ausfragen. Nur Tote ....
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    • Garlingen

      Die Elfe namens Dreelia hätte sich nichts besseres vorstellen können, als die Aufgabe übertragen zu bekommen, auf den Lichtpriester aufzupassen.
      Wie so viele andere auf Taranoke hatte sie ein verhältnismäßig unreligiöses Leben bestritten, bis Flora Goldfield eines Tages gekommen und die Götter auf die Insel geholt hatte. Es wäre wohl dumm gewesen, ab diesem Zeitpunkt nicht an die Existenz besagter Götter zu glauben und noch dümmer wäre es gewesen, sie zu verleugnen und daher hatte Dreelia geschlussfolgert, dass die überhaupt nicht dumme Entscheidung es war, die Religion zu akzeptieren. Nicht, dass sie dazu jemals eine richtige Wahl gehabt hätte.
      Mit ihren Mitte 80 war sie alt genug, um nicht nur die Geburt des früheren Hausherren mitbekommen zu haben, sondern auch noch das ganze Mysterium um Flora selbst. Unter Robert Goldfield war das Verhältnis zwischen Garlingen und den Elfen nicht mehr gewesen als eine rein diplomatische Nachbars-Beziehung und jetzt kämpfte halb Taranoke um die Herrin der goldenen Weizen und die Elfen selbst verbrachten genauso viel Zeit in Goldfield wie sie in den Wäldern verbrachten. Mittlerweile war es sogar schon unüblich, wenn man sich noch nicht wenigstens für eine Grenzkontrolle gemeldet hatte. Die Elfen waren einfach ein Teil des Weizenhauses geworden und hatten es vereinnahmt.
      Daher war es auch nicht so merkwürdig, dass das gesamte Anwesen von Elfen wimmelte, auch wenn natürlich die Tatsache an sich schon unnatürlich war. Es hatte niemals einen Elfen gegeben, der dieses Haus für sich beansprucht hat, aber bei der schieren Anzahl an Artgenossen, die vor den Fenstern vorbei gingen und Patrouillen schoben, konnte man meinen, dass die Königin selbst hier residierte. Nicht, dass auch das Dreelia in ihrer Arbeit gehindert hätte. Wenn man allerdings den ganzen Tag in besagtem Haus verbrachte und einem Priester beim Studieren zusah, konnten die Gedanken schonmal eigenartige Abzweigungen nehmen.
      Sie schlenderte guter Laune in die Küche, um ihre Teekünste erneut unter Beweis zu stellen und einen Snack für die gepeinigten Studierenden zuzubereiten. Sie arbeitete mit geübten Handgriffen, eine Melodie ihrer Heimat dabei pfeifend, als sie das Kratzen einer Maus vernahm.
      Zumindest dachte sie, dass es eine Maus war, denn das Geräusch kam ganz eindeutig von einer Holzdiele und war so fein, so hauchzart, dass es kaum etwas schwereres als eine Maus sein konnte. Nur der Ort, von dem das Geräusch her gerührt hatte, kam ihr befremdlich vor.
      Sie ließ das Lied auf ihren Lippen verklingen und blickte in den unbeleuchteten Flur hinaus. Die Küche selbst wurde von den von ihr entzündeten Öllampen erhellt und von der offen gelassenen Kellertür kam auch noch ein feiner Lichtschein heraus, aber der Rest des Hauses war größtenteils dunkel, zumindest dort, wo das Licht der draußen entzündeten Laternen nicht durch die Fenster fallen konnte. Also auch im Flur.
      Sie starrte den dunklen Gang an, selbst ihre scharfen Augen konnten nicht mehr erkennen als die ferne Treppe, die Durchgänge zu den anderen Räumen. Trotzdem war sie sich sicher eine Maus gehört zu haben und wenn es hier drinnen außer in den Wänden irgendwelches Ungeziefer gab, dann würde ihr Weltbild auseinander fallen. Goldfield, und ganz besonders Garlingen mit den vielen Bediensteten, mit dem prunkvollen Anwesen, würde wohl kaum zulassen, dass so etwas wie eine Maus jemals eine Pfote auf richtigen Boden setzte.
      "... Igast?"
      Sie lauschte auf eine Antwort. Sie wollte nicht etwa erfahren, ob er sich dort in der Dunkelheit versteckte, aber wo er sich in diesem großen Haus befand. Es wäre ihr sicherlich eine Erleichterung zu wissen, dass er ganz nahe war - oder zumindest nahe genug, um ihn im Notfall erreichen zu können.


      Bei Garwood

      Die Entdeckung der Rekruten sorgte für zwiegespaltene Stimmung unter den überlebenden Garlingern, so waren die ersten Vermutungen, dass Aranis das ganze nur als Ablenkung geplant hatte, dass sie Goldfield verspotten wollte, dass etwas schief gelaufen sein könnte. Alles berechtigte Hypothesen, die aber nichts an dem Ausgangsbild änderten.
      "Sie haben trotzdem gewonnen."
      Codren starrte auf die Felder um sie herum, die man mit viel Mühe und Aufwand endlich gelöscht bekommen hatte. Sie hatten eine Schneise in die Weizen schneiden müssen, damit das Feuer sich nicht noch weiter ausbreiten konnte und obwohl sie damit letztlich Erfolg gehabt hatten, war doch ein beträchtlicher Teil den Flammen zum Opfer gefallen, ein Verlust, den sie sich hinten und vorne nicht leisten konnten. Es gab bereits zu wenig Bauern um alle Felder zu bestellen, die Weizen wurden ausschließlich an Vultjag geliefert, der zwar dafür bezahlte, aber nur für die Menge, die auch zu ihm hindurch gelang. Brandschatzer machten sich bereits über die Kornspeicher her, Plünderer über die Mehlvorräte, die Schatzkammer wurde bereits auf ein beängstigendes Maß geleert, um Wachen zu bezahlen, welche die Kriminellen auch nicht vollständig aufhalten konnten oder sich letzten Endes doch verabschiedeten, um nicht eines Tages Aranis' Zorn zum Opfer zu fallen. Und jetzt hatte Aranis selbst weitere kostbare Bauern gefordert, weitere unersetzbare Felder getilgt, ein nicht enden wollender Sturm aus roten Zahlen in den Geschäftsbüchern von Goldfield. So großspurig wie Codren zu Kasli gesprochen hatte, so verunsichert war sie doch darüber, dem ganzen Druck stand zu halten. Mit jedem Tag fiel Goldfield weiter auseinander und nur ein Wunder konnte sie davor bewahren, dass das gesamte Reich vom Erdboden verschluckt wurde.
      "Geht es deiner Schulter gut, Vanya?", erkundigte sie sich bei der Elfe, bevor sie ihr Pferd bringen ließ. Das Tier hatte sich von dem Schock einigermaßen beruhigt und kaute auf seinem Zaumzeug herum.
      "Reite mit mir zur Grenze, ich will sicherstellen, dass die Magierin es sich nicht doch wieder anders überlegt. Oder dass nicht die nächste Überraschung auf uns wartet, wenn wir nachhause kommen."
    • Anwesen Goldfield

      Ashar schaffte es, weiterhin unbemerkt im Haus umherzuschleichen, und näherte sich dann über einen Flur der Küche. Das Licht in dem Raum offenbarte schon ein paar Utensilien der Küche, und der Geruch verriet sie ebenfalls. Im Flur selbst war es dunkel. Es hatte wohl in nächster Zeit niemand vor, diesen Weg zu nehmen. Eine Kerze oder eine Lampe würde das wohl zur gegebenen Zeit erledigen.
      Er blieb stehen un horchte auf, da er Geräusche in der Küche vernahm. Also war tatsächlich jemand dort und bereitete etwas zu. Seine Annahmen bestätigten sich. Der Priester würde sein Herz in dunkler Nacht durch feinen Schmaus erhellen. Ashar grinste. Er würde dafür dessen Herz aus der Brust schneiden, und es in ewige Dunkelheit versetzen, es zerquetschen. Vielleicht war er gnädig, und tötete ihn einfach nur, um danach schnell zu verschwinden. Das kam ganz auf den Priester an.
      "...Igast?", hörte er eine Stimme rufen. Sie war weiblich, und schien diejenige zu sein, die in der Küche stand.
      Verdammt. Egal wie vorsichtig er war, Holz kannte man niemals gänzlich zum schweigen bringen. Jemand verlangte eine Antwort. Wer war dieser Igast? Etwa der Lichtpriester?
      Die Antwort kam aufblitzend aus den Dunkelheit, und überraschte Dreelia so, das ihr tatsächlich auch als Elfe keine Reaktionszeit mehr übrig blieb.
      Etwas war auf sie zugeflogen und wickelte sich nun rasselnd um ihren Hals. Eine Kette, an deren Ende eine lange Klinge hing, die sie nun umrundete. Doch bevor diese ihren Körper verletzten würde, zog Ashar kraftvoll an der Kette und riss die Elfenfrau zu Boden, die mit gurgelndem Geräusch und Zurren an der Kette versuchte, wieder mehr Luft zu bekommen.
      "Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da? Hehehe. Zu später Stunde noch einen Imbiss?", grinste er und trat aus dem Flur hervor in die Küche, zog nochmals an der Kette, bis Dreelia vor ihm am Boden lag und röchelte. Er knirte sich zu ihr nieder und packte sie, indem er die Ketten griff und sie zu sich hoch zog.
      "Wo ist der Priester, Weib?"
      Sie röchelte und sah angewiedert weg. "Ohh, du willst also nicht antworten? Das ist aber schade. Weißt du, ich kam extra wegen ihm her, um ihm sein LIcht zu rauben. Nur Deswegen werde ich bezahlt. Es wäre also für beide Seiten sicher angenehmer, wenn es nicht noch weitere Opfer gäbe, nicht wahr? Also, wenn du mich brav zu ihm führst, dann wird dein Leben verschont werden. Das ist mein Angebot für dich. Es muss nur einer sterben."
      Die Elfe sammellte all ihre Kraft, und Ashar vermutete eine Antwort, ließ die Ketten etwas lockerer werden, und bekam einen Rotz ins Gesicht gespuckt.
      "AAAHHhhrrr, ... du widerwärtiges Weib ...", er holte aus und verpasste ihr eine deftige Schelle mit der Vorhand. Dabei platzte ihre Lippe auf und Blut verteilte sich auf dem Boden. Dann stand er auf und trat ihr kraftvoll in den Bauch, und sah, wie sie sich mit hervorquellenden Augen wand, sich krümmte und sich den Bauch hielt, während die Kette ihr Geröchel erschwerte.
      Er blickte sich um, fand eine weitere Tür, die offen stand, und zu einem mehr beleuchtetem Flur führte. Sicher ging es dort zu dem Essbereich.
      "Na schön. Ich werde mal dort nachsehen, und DUUU wirst mich begleiten. HOCH MIT DIR!"
      Er zog sie mühelos hoch und schnappte sich noch ein Küchenmesser. Solange seine Kette und seine Klinge ihren Hals umarmten, musste er sich notfalls anders behelfen.

      Kurz darauf betrat er mit der Elfe fest im Arm das Zimmer, wo die zwei Adepten sich aufhielten. Igast war noch nicht zurück. Der Adept drehte sich wegen des rumpeligen Lärms geschwind um, und die Adeptin schrie kurz auf, und stand erschrocken auf, als dieser Kerl mit Dreelia im Arm auftauchte, und lachte.
      "Na das war doch gar nicht so schwer, Weib. Hättest du auch ohne Schmerzen haben können, hehehe."
      "LASS SIE LOS!", forderte der Adept, legte das Buch beiseite und stellte sich auffordernd und selbstbewusst auf. Die Adeptin merkte, wie der Mann den anderen ansah, kichherte. Eine gute Ablenkung. Sie hob ihre Hände und begann einen Lichtzauber, der kurz hell aufflackerte, dann aber erstarb. Ashar hatte das Messer geworfen, und die Adeptin in der Schulter getroffen. Mit einem Aufschrei fiel sie zurück, und er seufzte genervt.
      "Kein Licht, wo Dunkelheit herrscht!", knurrte er. Hoffentlich hatten die Wachen das nicht bemerkt. Für zwei Sekunden war es hier taghell gewesen, so das er fast mit zugekniffenden Augen zielen und werfen und treffen musste. Immerhin traf er noch die Schulter der Frau. Jetzt wickelte er geschickte die Kette von der Elfe, warf sie kraftvoll beiseite, so das sie in einen Schrank krachte, und stöhnend liegen blieb, und fixierte den Mann im Raum.
      "Dann bist du wohl mein Ziel ... hehe...Priester Igast!? Ja, ich glaube die Elfe hier rief vorhin nasch dir, hehehe."
      "Was willst du?", fragte der Adept, der auf das Spiel einging. Sicher ein Meuchelmörder, der es auf Igast abgesehen hatte. Vielleicht konnte er Zeit schinden, so das Igast ihn rücklings überrumpeln könnte.
      "Was ich will? Geld will ich. Mehr nicht. Die Frage ist aber, was jemand anderes will. Und diese Person verlang leider deinen Kopf. Und den werde ich mir jetzt nehmen, da ich nur so mein Geld erhalte."
      Ashar stürmte vor, der Adept hob die Hand und feuerte eine Lichtkugel, die Ashar mit der Klinge abwehrte. Dann hechtete der Adept beiseite und Ashar schlug ins Leere. Fast, denn seine Klinge erwischte einen kleinen Tisch und entzweite ihn krachend. Das gab eine Menge Lärm. Ashar fluchte.
      Draußen hatten sich inzwischen mehrere Wachen versammelt und beraten. Zunächst war der Hof hinter dem Haus plötzlich mit viel Licht erfüllt gewesen, das aus dem Zimmer kam, wo der Priester sich aufhielt. Zunächst fragtren sie sich, ob er dafür verantwortlich war. Man wollte einen Blick durchs Fenster wagen, hörte kurz darauf aber das Krachen und Rumpeln, und ein erneut stärkerer Lichtblitz warf den Schatten des Fensters fast bis zum Waldrand.
      Eindeutig eine Notsituation. Jemand war ins Haus eingedrungen. Welch Schande für die Elfen. Ein Signalpfeil wurde in den Himmel geschossen, so das vorn im Hof beim Haupteingang die Wachen schnell informiert waren, und ins Haus stürmten. Die anderen postierten sich vor den Fenstern, um eine Flucht des Täters zu vereiteln.
      Wieder blitzte ein Zauber auf, es rumpelte, krachte, schepperte. Dann ein Aufschrei. Ashar hatte es geschafft und war diesem Igast auf die Pelle gerückt. Seine Klinge hatte zunächst seine Schlagader geküdsst, und die Quelle des Lebens ersprudeln lassen. Sein finsteres Lachen und sein gieriger Blick mischten sich mit seinem Bestreben, seinen Auftrag zu erfüllen. Er stach erneut zu und rammte die Klinge durch den Hals des Priesters, und zog sie dann grinsend seitlich raus. Jetzt half auch der beste magische Medicus nicht mehr. Das Leben des Mannes war soeben von der Finsternis verschlungen worden.
      Gepolter und Geschepper vernahm Ashar kurz darauf im Flur, und drehte sich ruckartig in dessen Richtung. Er sah sich um, nahm eine Vase von einem Podest in die linke Hand, schleuderte mit der Rechten seine Klinge an der Kette im Kreis. Kaum war die erste Wache im Raum, wurde sie von der Klinge überrascht, dann warf er die Vase nach, die einem Zweiten auf dem Kopf zerschellte.
      "HAHAHA, micht bekommt ihr nicht!", lachte Ashar, und nahm Anlauf auf eines der Fenster, schnappte sich noch einen schweren Gegenstand und warf ihn voraus. Das Glas zerbarst und splitterte nach Außen, so das die anderen Elfen auchwichen und sich duckten, um keine Splitter in die Augen zu bekommen. Ashar folgte, Holzrahmen und Fensterkreuz brachen, und Ashar landete auf dem Rasen, schwang erneut die Kette, und zog einem Elf die Füße weg, so das dieser unsanft aufstöhnen zu Fall gebracht wurde.
      "Tzzzchh...", fauchte er und rannte los in Richtung Wald.
      Die Elfen im Haus hatten es auch bis zum Fenster geschafft, und einer spannte seinen Bogen und feuerte. Der Pfeil traf Ashar im Rücken, was ihn kurz stolpern ließ, aber nicht aufhielt. Zwei Elfen hechteten ihm bereits nach, aber Ashar schaffte es mit langen Schritten und der Hilfe seiner Kette mit Zugschwung an einem Ast sich in den Wald zu schwingen, und verschwand dann zwischen den büschen in der Dunkelheit.
      Eine Weile suchten die Elfen noch das Gebiet ab, aber mussten sich eingestehen, das sie überrumpelt wurden. Fräulein Goldfield würde das nicht gefallen.
      Igast war inzwischen wieder im Raum angekommen, und hatte mit großen Augen das Geschehen überblickt. Mehrere Verletzte, ein Toter. Sein Adept. Er hatte bereits viel gelernt gehabt. Und viel schlimmer war die Erkenntnis, das dieser Anschlag eigentlich ihm galt.
      Aranis hatte ihre Krallen nach ihm aussgefahren. Und selbst hier war er nicht sicher vor ihr. Hätte er doch nur schon die Antworten, die er bräuchte, um diesem Treiben ein Ende zu setzen.


      Vanya

      "Eine tiefe Wunde, aber sie wird heilen. Ich bin nicht eingeschränkt, verehrte Goldfield.", antwortete sie auf Codrens Frage. In den Wäldern gab es viele Kräuter, von denen auch Brerandt profitierte. Seine Armee gehörte zu den am besten mut medizinischen Utensilien ausgestattete in ganz Taranoke. Und wenn Elfenheiler dabei waren, waren auch schwere Wunden häufig kein Problem. Das hatte schon viele Leben gerettet. Andere Häuser mussten teuer dafür bezahlen, oder damit auskommen, was ihre Gebiete zur Verfügung stellten.
      Codren schien von der Schlacht noch beseelt zu sein, da sie bat, das Vanya mit ihr der Elfe nachritt.
      "Das ist wohl kaum eine Elfe, die mit uns verwandt ist. Eine finstere Kreatur von Aranis rekrutiert? Gesehen habe ich soetwas noch nie. Aber, wenn ihr meint, das wir sie verfolgen sollten, bis sie Garlingen verlassen hat, soll es mir recht sein. Vermutet ihr weitere Truppen? Macht euch keine Sorgen. Das Haus ist gut bewacht. Der Hauptmann wird mich sicher nicht enttäuschen."
      Vanya vertraute dem Elfenhauptmann, der das Anwesen bewachte. Eine Überraschung sollte es daher nicht geben, wenn sie wieder zurückkehrten. Wie sehr sie sich diesesmal irrte, wusste sie noch nicht.
      Sie folgten dieser Zornigen Kreatur bis zur Grenze, hielten aber Abstand, um nicht plötzlich von Zauberkräften überrascht zu werden. Vanya hatte ihren Bogen stets im Anschlag, aber sie würde ihn wohl nicht mehr brauchen. Irgendwann verschwand die Magierin außerhalb zwischen Felsen und Büschen der Bergfüße.
      "Und nun? Wollt ihr euch weiter umsehen, oder kehren wir zurück? Es ist bereits dunkel."


      Kurz darauf ritten beide los, während die anderen das Lager aufschlugen.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Goldfield

      Die Elfe und die Hausherrin verfolgten Aranis' Schergin, bis sie sich sicher sein konnten, dass die Magierin auch wirklich das Land verlassen hatte, ehe sie den Rückzug antraten. Codren bestand darauf, noch einen Moment nahe der Grenze auszuharren, so würde es doch sicherlich nicht schaden sich zu vergewissern, dass Aranis nicht noch weitere Hinterhalte auf Lager hatte. Schließlich kehrten sie allerdings um und ritten wieder zurück zu der kleinen Truppe.
      Sie übernachteten in der Nähe von Garwood, was sie dazu nutzten, bei der Beseitigung der Spuren des Kampfes zu helfen und die verbrannte Asche ein wenig von den Feldern zu kratzen, bevor sie sich am Morgengrauen wieder auf den Heimweg machten, allerdings mit einem Umweg über die bereits angegriffenen Dörfer und Höfe. Codren versuchte sich so gut es ging der Leiden der Anwohner anzunehmen, die ihr leidenschaftlich von ihren hohen Verlusten vortrugen, aber sie wusste jetzt schon, dass sie den Schaden vor dem Winter nicht beheben konnte. Sie nahm dennoch alles auf, um den Eindruck zu vermitteln, dass wenigstens etwas versucht wurde, und riet dann den meisten, sich entweder bei Freunden einzuquartieren oder eine Stadt wie Garwood aufzusuchen, um wenigstens etwas vor dem Schnee geschützt zu sein. Viele weinten, viele hatten Angst, viele waren wütend. Codren war erschöpft.
      Sie kamen gegen Nachmittag wieder in Garlingen an, wo sie bereits die nächste Überraschung erwartete, bevor sie überhaupt das zerbrochene Fenster gesehen hatten. Eine Truppe Elfen nahm sie in Empfang und kurz darauf erschien auch der Hauptmann, der sich unterwürfig vor ihr verneigte und anfing, Erklärungen abzugeben, die auf Codren keinen Sinn machten. Es sei dunkel gewesen, das Haus war nicht gut ausgeleuchtet, weil man doch an Öl sparen wollte, sie seien sich sicher gewesen, die Eingänge zu jeder Zeit bewacht zu haben. Erst, als sie ungeduldig nachfragte, rückte er mit der eigentlichen Sprache raus.
      Sie eilten um das Haus herum, wo man bereits eine Begräbnisstätte für den Adepten vorbereiten wollte, unter dem Licht der Arana, damit seine Seele vor der Dunkelheit doch noch gerettet werden könnte. Obwohl Codren immens froh war, Igast unversehrt anzutreffen, war ihre Stimmung doch eher bedrückt. Ein Attentäter in ihrem Haus, der auch noch einen gewissen Erfolg erzielt hatte, wenn wohl nicht ganz den, den er sich erhofft hatte. Was, wenn sie das nächste Ziel wäre? Wenn ihn schon Elfen nicht aufhalten konnten, was dann?
      Sie nahm an dem Begräbnis teil, obwohl sie den Mann vielleicht nur ein Mal flüchtig gesehen hatte, und sprach ein paar Worte dazu, dass es ihr leid tat, dass er den Tod nicht verdient hatte. Den Rest übernahm Igast, der zwar erleichtert war, dass ihn der Angriff nicht getroffen hatte, aber sichtlich dem Magier nachtrauerte. Ein weiterer Gewinn für Aranis. Die Punkte häuften sich in letzter Zeit immer mehr.
      Als das Begräbnis vorbei und es langsam früher Abend war, versammelte Codren ihre wichtigsten Bekannten in ihrem Arbeitszimmer und ließ sich noch einmal genau erklären, was vorgefallen war. Sie war müde, unendlich erschöpft von dem andauernden Widerstand und den ewigen Problemen, die nur zuzunehmen schienen, wenn sie mal nicht vor Ort war. Jeder kleine Erfolg, den sie verzeichnen konnten, führte wieder weitere Konsequenzen mit sich, die sie wieder ein Stück zurückversetzten. Langsam fing sie an daran zu zweifeln, ob sie wirklich in der Lage dazu war, Aranis in einer Schlacht gegenüber zu treten, aber diese Bedenken teilte sie mit niemandem als mit sich selbst.
      "Wie sieht es mit deinen Studien aus?", fragte sie schließlich an Igast gerichtet. Es war wohl besser, wenn der Priester sich etwas verdeckt hielt, um den Eindruck zu vermitteln, dass das Attentat auf ihn tatsächlich geglückt war. "Gibt es irgendwelche Erkenntnisse?"
    • Goldfield

      Und wieder hatte die Göttin der Finsternis ihre kalten Klauen nach Goldfield ausgestreckt, diesesmal um den Lichtpriester, ihn, Igast, das Licht des Lebens zu nehmen. Auf eine tragische Art und Weise hatte sie sogar Erfolg gehabt, denn der Tot von seinem Adepten ließ für einen Moment die Flamme des Lebens kleiner brennen, und schwächte so ihr Licht. Aber innerlich dachte er auch daran, das er mit seinen Vermutungen und Nachforschungen auf dem richtigem Wege war, und Aranis das wusste. Sie wollte verhindern, das der Priester Erfolg auf seiner Sucher hat, und ihr somit Schaden zufügen oder sie gar bezwingen könnte.
      "Das Licht ist stark. Egal, wieviel Schatten es umhüllen mag, es wird diesen mit seiner Macht durchstoßen und dem Lauf seines Weges folgen. Jeden Tag beweist es uns dies von Neuem. Arana und Aranis jagen sich, und manchmal versteckt sich ihre finstere Schwester in Aranas erhabenem Licht, um darin zu baden. Sie verblasst regelrecht neben ihr. Und so muss es auch mit ihrer Macht hier in Taranoke geschehen. Meine Nachforschungen sind längst nicht abgeschlossen. Es wird noch Zeit benötigen. Ich werde weitere Helfer ansetzen. Doch ich verspreche, das ich bis zum Frühling die Lösung habe. Ansonsten will ich nicht länger ein Lichtpriester sein! Tatsache ist aber, das wir goldrichtig liegen. Wir haben ein Artefakt in Händen, mit dem wir Aranis in die Knie zwingen können. Und der Winter ... ihr eigener, eiskalter Verbündeter, wird uns davor bewahren, von ihren Schergen erneut überfallen zu werden. Dennoch würde ich vorschlagen, bis auf nötigen Handelsverkehr, die Grenze zu schließen, und Ein oder Ausreisen zu beschränken. Soldaten Garlingens, und jene der Elfen müssen die Wälder und Wege sichern. Keiner ihrer Versuche, mich oder das Artefakt zu vernichten, sollte Früchte tragen."
      Igast vergas dabei schon fast, das der Assassine, der angegriffen hatte, unlängst davon ausgegangen war, den Priester erwischt zu haben. Wenn er entkommen und zu seiner Herrin zurückkehrt, wird er ihr das mitteilen. Bleibt die Frage, ob er auch von dem Artefakt wusste? Aber dem schien nicht so zu sein. Und vielleicht hatte Igast recht. Was, wenn diese Hexe, Igast berichtete ja bereits von ihr, nachfragte, wie der Priester aussah. Der Mörder würde eine falsche Person beschreiben, und sicher seinen Fehler wieder gut machen wollen.
      Bald würde der erste Schnee fallen. Und zum Jahresende wird es wieder unheimlich schwer werden, mit Truppen und Ausrüstung durchs Land zu streifen. Der Winter wird wohl tatsächlich ein Schild sein, hinter dem ein Meisterplan geschmiedet wird.
      Vanya, die ebenfalls erschüttert war, über das, was der Hauptmann erzählte und geschehen war, versicherte, dass das nicht nochmal passieren würde. Schon gar nicht in der finsteren Jahreszeit.
      Die Elfen würden Öl und Leuchtsteine besorgen, damit das Gelände um das Anwesen immer ausgeleuchtet ist. Zudem werden Wachtposten auch auf den Dächern stationiert, so wie umliegend in den Baumkronen einige Schützen postiert werden. Keiner soll sich unbemerkt einschleichen können.
      Und wenn Igast das Haus verlässt, so wird er von einer gut ausgebildeten Leibgarde gesichert werden. Er und das Artefakt sind momentan die zwei wichtigsten Dinge, die es zu bewahren galt.
      Ihren Tribut für die Leistung würden die Elfen später verlangen, wenn er seine Stadt errichtet hätte.
      Das bedeutete also, das diesen Winter Igast und Vanya dauerhaft zu Gast wären. Und dazu mindestens 100 weitere kampferprobte Elfen.


      Ashar

      Es dauerte etwa zwei Tage, bis er jenen Ort erreichte, den man für die Rückreise auserkoren hatte, und bei einer Trennung als Reiseziel festgelegt hatte. Er vertraute darauf, das diese Kasli ebenfalls den Weg einbehielt, und er hatte recht behalten. Alleine war er schnell unterwegs gewesen, hatte auf Pausen verzichtet, da er eine größere Strecke zurücklegen, und erst heute Früh ein neues Pferd finanzieren musste. Die Grenze von Mehyve war bereits hinter ihnen geblieben. Jetzt waren sie nahe Vermell. An der Spitze des Flusses vom See, lag eine kleine Ortschaft. Eine Art Handelsposten. Ein idealer Ort für Reisende, um sich auf dem Weg zu kräftigen.
      Da er erst spät kam, wartete er bis zu nächsten Tag, spähte nach der Hexe und fand sie schließlich, als sie bereits wieder auf dem Weg Richtung Palast war und den Ort verließ.
      Er ritt ihr nach und erreichte sie etwa einen Kilometer weiter.
      "Heeee, Hexe! Bist du etwa die Einzige, die den Kampf überstanden hat? Hehehe.", sprach er sie an, als er sie erreichte. Er grinste kurz, ließ seinen Blick aber wieder neutral werden, und reihte sich neben ihr ein.
      Sie hatte wirklich schlechte Laune und fauchte ihn an, warum er so grinsen würde, was sicher dazu bei trug, seine Mine zu neutralisieren. Fehlte nur noch ein Gewittersturm und Hagel, der mit starkem Winde direkt von vorn angriff. Immerhin fragte sie dann, ob er wenigstens was erfreuliches zu berichten hätten.
      "In der Tat. Ich habe es schaffen können, in das Anwesrn von Goldfield einzudringen, obwohl es gut bewacht war. Äußerst gut sogar. Als hätte man erwartet, das ihr selbst dort angreifen wolltet. Selbst den Lichtpriester hatten sie dort verschanzt. Hehe, ich habe ihn aufgreifen und ermorden können."
      Das schien Kaslis Laune tatsächlich aufzufrischen. So hatte sie doch Erfolg zu berichten, wenn sie im Palast ankäme.
      "HAHA, an meiner Klinge klebt noch immer sein Blut. Das Blut des Lichtes. Seinen Hals habe ich aufgeschlitzt. Unmöglich auch für den besten Zauberkundigen, da noch was zu flicken. Sein Schrei versüßt mir die Träume."
      Zumindestens war der Assassine von Wert gewesen. Und wäre dieser magische Windpfeil nicht gewesen, hätte Kasli ihren Magier nicht vernichtet. Dann wäre der Kampf möglicherweise anders verlaufen. Nur mit Glück war sie entkommen. Sie fauchte wieder, als sie Ashar darüber berichtete, welche Schmach diese Goldfield ihr erteilt hatte. Das der Priester erwischt wurde, schien schon fast eine Erleichterung für sie zu sein, als hätte er ihr gerade einen kostaben Diamanten geschenkt, um ihr zu huldigen.
      Ashar schnaufte kurz, winkte förmlich ab des Lobes. Immerhin gab es auch keinen Grund.
      "Verzeiht, Hexe, jedoch habe ich nur einen Teil meines Auftrages erfüllt. Auf euer Geheiß hin löschte ich das Leben des Priesters aus. Jedoch habe ich noch einen anderen Auftrag zu erfüllen."
      Er grinste breit und finster. Jedoch, obwohl sein Weg klar vor ihm lag, schien er sich für eine Weggabelung zu entscheiden. Es konnte allso durchaus ein neuer Weg werden, den er nun beschreiten würde. Vielleicht .....
      Kasli wusste nichts von einem weiterem Auftrag. Uzin hatte ihr den Assassinen zugestellt. Er sollte ihre Befehle und Anordnungen befolgen und jeden Töten, den sie zu töten vermochte. Als sie nachfragte, worin der Auftrag bestünde, lachte er finster und leise. "Hehehehe, natürlich um EUCH zu töten, Hexe! Uzin persönlich gab mir den Auftrag dazu. Ihr sollt den Palast nicht mehr lebend betreten. Ich muss euren Kopf nehmen, und ihn ihm vor die Füße werfen, damit er drauf spucken kann."
      Das Kasli natürlich sofort Abstand nahm und sich zur Verteidigung vorbereitete, damit hatte er schon gerechnet, aber er unternahm nichts. Gar nichts, und ritt einfach nur weiter mit seinem mürrischem Blick. Wut durch Uzins Verrat an ihr zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Er wollte sie also heimtückisch ermorden lassen. Und vermutlich hätte er das dem Mörder angelastet und ihn dann ergreifen und hinrichten lassen, damit Aranis niemals davon Wind bekäme. Und das Gold hätte er selber behalten.
      "Ich verfünffache meinen Preis, Hexe. Zahlt ihn mir, und ich vergesse meinen Auftrag. Ich bin einen Assassine, und kein Feger, der den Dreck vor einer Haustür kehrt. Dieser Uzin beleidigt Aranis Antlitz. Er sollte sein Leben lassen."
      Ashar schien möglicherweise einen Verdacht zu haben, ähnlich wie Kasli. Jedoch verlangte er auch einen höheren Preis. 1000 Goldmünzen. Eine ganze Truhe voll. Damit konnte man sich einiges leisten. Aber, die Schatzkammern von Mehyve waren voll. Der Krieg zehrte zwar an der Kasse, aber noch war sie üppig gefüllt, üppig genug, um Taranoke zu fällen. Die Erbeuteten Schätze würden alles wieder ausgleich. Und die Camisser würde man ohnehin nach Gold graben lassen.
      Womöglich sollte Kasli diesen Preis zahlen. 1000 Goldstücken lagen mit ihrem Leben auf einer Waagschale, und Uzin war derjenige, der sie auf einen schrägen Tisch gestellt hatte. Er log und Betrog, um sein eigenes Geschäft zu machen. Er würde Gewinnen, und sich Aranis Segen stehlen.
      Ja, er war wirklich eine Pest.
      Erst jetzt bemerkte Kasli, einen Beutel an Ashars Sattel. Er klopfte drauf, als er ihren Blick spürte. "Ein Kopf von einer Frau mit ähnlichen Haaren. Übel zugerichtet. Ich könnte ihn zu Uzin bringen ...... Vielleicht, habt ihr ja noch einen Auftrag für mich? Ich verdiene zur Zeit nämlich prächtig, und würde ungern auf der Straße des Glücks ... verunglücken. HÄHÄ!"
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    • Kasli

      Der Assassine holte bei Vermell zu ihr auf.
      Sie wusste nicht, was ihr lieber gewesen wäre: Dass der Mann genauso an seinem Versuch gescheitert war wie sie selbst, oder dass er zumindest einen Erfolg vorzulegen hatte. Insgeheim hätte sie wohl gehofft, dass er einfach verschwunden wäre und sie den Misserfolg auf sein Scheitern stützen konnte.
      Aber hier war er nun und hielt ihr ihr Versagen direkt ins Gesicht. Sie strafte ihn mit einem giftigen Blick und überlegte für einen Moment, seinen Tod doch noch nachzuholen, aber wenn sie dabei erwischt würde, würde das noch viel schwieriger zu erklären sein. Besonders gegenüber Uzin. Oh, wie sehr es sie schon vor der Audienz graute.
      "Das geht dich gar nichts an", fauchte sie ungehalten und verengte die Augen zu Schlitzen. "Was grinst du überhaupt so dämlich? Hattest du wenigstens Erfolg?"
      Zumindest das hatte er, wenigstens etwas in diesen dunklen Tagen. Sie ließ sich von seiner Erzählung ein wenig das Gemüt auffrischen, auch wenn es nicht lange anhielt. Dafür nahm die Unterhaltung gleich wieder eine ganz andere Richtung.
      "Was hast du?
      "
      Sie warf ihm einen stechenden Blick zu, als könne sie ihn rein durch ihre Augen dazu bewegen, ihr eine Antwort zu leisten. Es gelang ihr auch, aber die Antwort war bei weitem nicht das, was sie sich vorgestellt hätte.
      Uzin, diese hinterhältige Ratte. Es hätte sie schon wundern sollen, dass er einfach ihren Bedingungen zugestimmt hatte, ohne sie zu hinterfragen oder eine Gegenforderung zu stellen. Das war also der Plan dahinter gewesen! Kasli hätte niemals nachhause zurückfinden sollen.
      Sie zog ihr Pferd sogleich von Ashar weg, entfachte ihre Macht, die in Form von dunklen Rauchschwaden aus dem Boden neben ihr sprossen. Attentäter hin oder her, sie würde ihm das Fleisch von den Knochen brennen und seine Überreste zu Brei zerstampfen. Niemand legte sich einfach so leichtfertig mit Kasli an!
      Ihre Vorsicht blieb allerdings unbegründet, als Ashar im nächsten Atemzug ein Gegenangebot lieferte. Der fünffache Preis dafür, Uzin vorzugaukeln, dass der Auftrag ausgeführt worden war. Eine angemessene Summe, wie Kasli fand, nur noch nicht für den vollständigen Dienst. Sie ließ ihre Rauchschwaden noch immer um sich wirbeln, während sie Ashar anstierte. Sie hatte keinen Skrupel, die königliche Schatzkammer dafür zu plündern.
      "Ich zahle dir den sechsfachen Preis, wenn du Uzin verstümmelst. Töte ihn nicht, ich will die Ehre selbst bekommen, aber schneide ihm die Hand ab - oder ein Bein oder ein Arm, irgendwas. Ich will, dass er leidet. Ich will, dass er bis ans Ende seiner Tage davor gewarnt ist, dass ich zu ihm zurückkommen und ihn dafür bezahlen lassen werde, was er mir antun wollte."
      Das war nicht ansatzweise, was sie sich für Uzin gewünscht hätte, aber es war zumindest ein Anfang - und es erschien ihr tatsächlich als angemessen, ihn permanent daran zu erinnern, dass sie Aranis' rechtmäßige rechte Hand war, dass sie die Kontrolle über diese Situation hatte. Niemand würde sich ihr in den Weg stellen, nicht Ashar, nicht Uzin, nicht Goldfield, niemand. Sie alleine würde ihrer Göttin zur Macht verhelfen.
      "Für jede Narbe, die du ihm verpasst, zahle ich 50 Goldmünzen obendrauf. Einverstanden?"
      Sie wartete, dass Ashar auf ihr Angebot einging, ehe sie sich offiziell von ihm trennte. Er würde zurück zum Palast kehren, den Kopf vorweisen und Uzin dann für immer brandmarken. Kasli musste sich nur noch einfallen lassen, wie sie ihn gehörig in seine Schranken weisen konnte.
      Das bedeutete allerdings auch, dass sie nicht zurückkehren würde - zumindest noch nicht. Uzin sollte bis zum letzten Moment denken, dass sie wirklich tot war, während sie sich den wichtigeren Aufgaben widmete: Aranis. Sie verabschiedete sich von Ashar und schlug dann einen anderen Weg ein.

      Der Turm stach wie ein riesiger, dunkler Monolith in den Himmel hinein, furchteinflößend und definitiv angemessen für eine so mächtige Herrin, wie Aranis eine war.
      Die Wachen stierten sie merkwürdig an, als Kasli sich dem Tor näherte, doch als sie ohne weiteres zu passieren versuchte, kreuzten sie plötzlich die Speere vor ihr.
      "Was? Was soll das?"
      "Ihre Gottheit möchte nicht gestört werden."
      "Gestört, von wegen! Wisst ihr, wer ich bin?!"
      "Ja."
      "Dann lasst mich rein!"
      "Nein. Niemand kommt hinein, auch nicht Ihr."
      Kasli gab ein Geräusch der Wut und Verzweiflung von sich. Sie brauchte Aranis und Aranis brauchte sie, sie war schon lange genug in dem Turm gewesen.
      "Lasst mich sofort rein!"
      "Nein."
      Nach weiterem unermüdlichen Hin und Her musste sie schließlich einsehen, dass es keinen Weg gab, wenn sie nicht Aranis' persönliche Wachen umnieten wollte und das würde ihrer Herrin ganz sicherlich nicht gefallen. Also zog sie wieder ab, wütend, enttäuscht und hilflos, während sie noch darüber nachdachte, einfach im nächsten Ort darauf zu warten, dass ihre Göttin bald wieder von selbst hervorkommen würde.
    • Haus Valgross

      Seit Zaina befreit und eingetroffen war, hatte sich viel verändert. Das spürte man unter anderem an den Soldaten selbst, die irgendwie mehr Vertrauen in ihre Sache hatten, als zuvor. Sie waren nicht mehr nur Flüchtende, die sich versteckten, sondern Befreier, die offen agieren würden. Der Feind würde sie mehr fürchten müssen, als sie ihn. Aranis sucht nach ihnen, um Schlimmeres zu verhindern, und sie werden Aranis besuchen, um Schlimmeres zu verursachen.
      Der Herbst ging zuende und es wurde merklich kühler, auch in den Höhlen. Besonders in den Eingangsbereichen. Nun würde es auch mit der Versorgung knapper werden, da man weniger Händler unterwegs abfangen und um ihre Waren bringen könnte, ob gekauft oder beschlagnahmt. Auch das Fischen im Fluss wäre gefährlicher und aufwendiger, wenn erstmal das Eis die Ufer säumt.
      Der Plan, Gralingen zu Verbündeten zu machen, stand schon länger bereit. Avina und Rulf Valgross würden sich dieser Aufgabe widmen. Sie waren die Oberhäupter des Hauses, auch wenn Prinzessin Zainer die rechtmäßige Herrscherin Mehyves war, und auch hier über allen anderen stand. Sie allerdings würde die Zeit nutzen, ihre Flucht zu verwenden. In Mehyve würden sie Sabotage Akte betreiben, und Aranis als Unfähig ausrufen. Eine Prinzessin, die sich der Finsternis nicht beugt und Mehyve befreien wird. Genau das musste verbreitet werden. Und jeder, der sich der Sache anschließen will, sei herzlich willkommen.
      Sie mussten die Macht der Göttin in Frage stellen und ihre Art das Volk zu führen, welche aus Furcht und Unterdrückung, Zwang und Strafen bestand.
      Zaina musste zugeben, das Mehyves Armee trotz Bürgerkrieg und Kämpfe in Camisse und in der Wüste, so zahlreich war wie nie. Das lag auch daran, das viele noch junge Bürger des Landes in die Armee gezwungen wurden, um das Innenland zu schützen, während die meisten Erfahrenen Soldaten auf Eroberungsfeldzug stehen.
      Servics neuste Meldungen berichteten aus Camisse. Dort hatte es weitere Kämpfe und Verluste auf Seiten der Camisser gegeben. Krend war es gelungen, einen weiteren wichtigen Teil zu erobern und er baute bereits Verteidigungsstellungen aus. Und dazu wurde der Osten des Landes durch Negrell gegeißelt. Massenhinrichtungen und Verwüstungen boten keinerlei Rückeroberungsmöglichkeiten. Aber Camisse verlor mehr und mehr Gebiet. Das Volk leidete unter den Taten der Mehyver.
      Allerdings schienen die Camisser auch etwas vorzubereiten. Vermutlich ein letzter Versuch der Befreiung. Zaina meinte, das sie das verhindern mussten, das Camisse einen Alleingang wagt. Sie bräuchten die Armeen der Zwerge für die Entscheidungsschlacht. Anthein sollte sich um die Verhandlungen kümmern, und Camisse zur Zusammenarbeit bewegen. Er konnte sicher Leute westlich ins Land schleusen, und den Fürsten aufsuchen lassen. Der Winter würde die letzte Hürde der Entscheidung sein. Im Frühling, spätestens im frühen Sommer, würde es ein Letztesmal eine große Schlacht geben, die die Zukunft von Taranoke bestimmen würde.
      Eine zweite Aufgabe, die Haus Servic erfüllen sollte, bestand darin, mit Barazet Kontakt aufzunehmen. Zainer vermutete, das sie dort am ehesten auf Zuspruch hoffen konnten. Auch dort sollte er unentdeckt jemanden einschleusen. Gleichzeitig behielt er aber auch die Aufgabe, bis zum Frühling so viele Informationen wie möglich zu sammeln, die für den Kampf von Nutzem wären.

      Avina und Rulf waren mit einer Delegation bereits auf dem Weg nach Goldfield. Sorgen machten sich beide um Aria, deren Alter sich bemerkbar machte. Der ganze Druck und Stress der letzten Monate hatte sich auch in ihrem Gesicht gezeichnet, und sie war krank geworden. Sie hustete häufig und zog sich mehr und mehr zurück. Vielleicht konnte ein guter Heiltrunk helfen, oder ein Heiler. Die Elfen kannten sich ambesten aus mit Kräutern der Wildnis.
      Aber das durfte sie nicht von ihrer eigentlichen Aufgabe ablenken. Sie mussten sich Goldfield offenbaren und um eine Allianz bitten. Außerdem würden sie in Garlingen überwintern. Zainer würde irgendwann folgen, wenn es genug Ärger in Mehyve gegeben hat. Wenn Aranis im Winter mit ihrem eigenem Volke beschäftigt war, hätte sie weniger Konzentration bei ihren Planungen.
      Zwanzig Wagen mit Ausrüstung, und etwa 60 berittene Soldaten, begleiteten die beiden Oberhäupte. So gab es genügend Schutz, und wenn Aranis doch ihre Höhlen finden sollte, waren sie nicht alls aufeinmal gefährdet.
      Um nicht direkt aufzufallen, saßen beide in einem Wagen und genossen die holprige Fahrt, die locker zwei bis drei Tage bis nach Goldfierld dauern dürfte, da weder die Wege schnurgerade waren noch all zu offene Wege genutzt wurden. Außerdem mussten sie auch pausieren. Erst in Garlingen würden sie die befestigten Handlsstraßen verwenden und schneller reisen können.
      Für die Verhandlungen hatten sie zudem edle Kleider im Gepäck. Jetzt trugen sich zwar bequeme Reisekluft, aber auch Panzerung. Jederzeit könnte ein Überfall stattfinden.
      Was Avinas und Rulf selbst betraf, so hatte sie ihm schon ein wenig mehr Männlichkeit zuerkannt. Die Kämpfe mit ihm wurden immer herausvordernder, und bei Zaina hatte er sich wohl auch was abgeguckt. Und bestimmt hatte er sich auch angeguckt .... seine Augen waren wohl nicht immer ganz treu. Das machte sie wütend. Dieser unfähige Trottel lässt sich zu leicht ablenken, bloß weil mal ne nackte Frau vor ihm steht.
      War er nicht erst letzte Woche ganz ausversehen zu den heißen Badequellen gekommen, in denen gerade sie und Zaina saßen? Dieser Schuft wollte bloß gierig gaffen. Ihre Faust hatte es ihm ausgeredet auch nur einen Milimeter über die Grenze zu starren, die zwischen den beiden Badelöchern lag.
      "Rulf?", sprach sie ihn vorsorglich während der Fahrt an. "Ich hab gehört, das die Gildfields schöne Frauen sein sollen. Mach mich bloß nicht wütend, und bau ja keinen Mist!", knurrte sie mit zugekniffenden Augen.
      Sie warf ihm zudem ein Buch mit etwas Wucht auf den Schoß, als wollte sie ihre Aussage damit bekräftigen. "Notizen, wie man verhandelt. Kämpfen kannst du ja halbwegs, aber reden ...."
      Sie seufzte lange und theatralisch .......


      Südliche Insel von Mehyve
      Turm der Finsternis
      Aranis

      Es erstaunte sie ein wenig, als man ihr berichtete, das Kasli hier gewesen war, um sie zu sehen. Was könnte wohl der Grund gewesen sein, hier aufzutauchen? Die Wachen taten gut daran, sie nicht hereinzulassen, denn sonst wären Köpfe gerollt. Hier, in diesem finsteren Turm, gab es ein großes Geheimnis zu hüten, welches noch nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Zu groß war die Gefahr, das jemand das ausnutzen könnte.
      In ihrer schwarzen Kleidung gehüllt, mit einem Kragen aus Rabenfedern, begutachtete sie sich wiedermal im Spiegel, und lächelte zufrieden.
      Sie begab sich daraufhin wieder zur Bibliothek, um in den dunklen Schrifter zu stöbern, verlorenes Wissen zu sammeln, sich zu unterhalten.
      Es geschah nicht viel im Turm. Einige wenige Arbeiten an diesem, die fortgesetzt wurden. Die Arbeit der Bediensteten, für ihr und das Wohl der Wachen zu sorgen.
      Und nun würde der letzte Herbst in den letzten Winder fallen, an dem die Insel noch von so vielen Häusern beherrscht wird. Schon im kommenden Jahr würde nur noch ihr Zeichen auf den Flaggen im Wind wehen.
      Aranis war jedoch nicht so uninformiert, wie man glauben könnte. Auch sie ließ sich regelmäßig berichten. Aber es gab noch keine Berichte, die einen Besuch ihrer Leibmagierin begründete.
      Unruhen sollte es gegeben haben, die Uzin vergangene Woche verstummen lassen hatte. Jetzt gab es 50 Kadaver, die in Käfigen im Wind baumelten, und von Vögeln zerhackt werden.
      Er setzte ihren Willen, ihren Zorn gekonnt um. Sie war zufrieden mit seiner Vertretung, jeden aufkeimenden Widerstand schnell zu beseitigen.
      Es klopfte an der Tür und Aranis ließ eine Bedienstete herein. Diese stellte ein Tablet auf einen Tisch, und goss etwas Tee ein.
      "Was ist das?", fragte sie genervt. "Tee, euer Erhabenheit. Und etwas Gebäck, das sehr nahrhaft ist."
      "Tee und Gebäck?"
      "Ihr benötigt es sicher, Göttin. Der Tee ist aus den Blutrosen vom Turm gemacht. Er wird euch sicher munden. Das Gebäck liefert alle Nährstoffe, die ihr für euch vorliegende Aufgabe benötigt. Es ist sicher anstrengend, weil der Wint.."
      "SCHWEIG! Du weißt etwas darüber, nicht wahr? Du hast es bemerkt? Löblich, hehehe."
      Sie ließ sich eine Tasse bringen und schnupperte am Inhalt. Der Tee war fast schwarz, mit einem leichen Rotstich.
      "Er duftet angenehm. Und ja, der Winter wird hart werden. Gerade, weil die Kälte vom Süden nach Taranoke Einzug hält. Und auch diese Insel wird bald in ein weißes Kleid gehüllt sein."
      Sie erinnerte sich an die Zeit, wo sie selbst ein solchen trug, und grinste. Diese Zeit war vergangenheit. Ein notwendiges Übel um aufsteigen zu können.
      "Ich wünsche ab sofort täglich zu dieser Zeit den Rosentee. Außerdem habe ich mich entschieden, das du dich nun persönlich um alles was meine Belange betrifft, kümmern wirst. Das hat Vorrang. Die anderen bekommen dafür deine üblichen Aufgaben."
      Die Bedienstete lächelte. Es war ihr eine Ehre, dabei sein zu dürfen. "Sehr wohl, verehrte Göttin Aranis. Ich werde dafür sorgen, das es euch an nichts fehlen wird."
      "Guuuut. Und bringt mir etwas zum Schreiben. Ich benötige einige Dinge."
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Haus Valgross

      Die Delegation aus mehyvschen Rebellen passierte die Grenze zu Goldfield lediglich mit Ach und Krach. Eine Truppe Elfen versuchte ihnen den Weg zu versperren, alarmiert durch die mehyvschen Farben, noch viel alarmierter durch die Größe des Gesandtentrupps. Vielleicht hatte sich mittlerweile Aranis entschieden, ihrer Feindin einen persönlichen Besuch abzustatten? Denkbar war es, nachdem Kasli schon vor nicht allzu langer Zeit die Grenze passiert und ihr Chaos gesät hatte. Vielleicht hatte Aranis vorzeitig entschieden, dass dem ganzen Terz ein Ende zu bereiten wäre.
      Die Rebellen mussten ihre sämtlichen Überredungskünste einsetzen, was bedeutete, dass Rulf sich hauptsächlich im Wagen kauerte, während Avina das Reden übernahm und die Elfen davon überzeugte, ihnen zumindest Einlass zu gewähren. Ihre Delegation war kaum groß genug, um eine Stadt bedrohen zu können und sie hätten wohl kaum etwas davon, mit ihrem ganzen Gut einen Bauernhof zu überfallen. Leider hätte besonders letztere Bemerkung beinahe dafür gesorgt, dass die gereizten Grenzwächter sie aus dem Lande gescheucht hätten, aber schließlich gewährten sie ihnen Einlass unter der Prämisse, dass ein Stoßtrupp sie bis nach Garlingen begleiten würde. Die Mehyver hatten dagegen nichts einzuwenden, auch wenn sie die Anwesenheit der Elfen als äußerst ungewohnt empfanden.
      Die Reise durch Goldfield war erstaunlich trist. Die meisten der Delegation hatten noch nie einen Fuß auf das goldene Land gesetzt und das, was man von Goldfield hörte, entsprach entweder nur den Sommerzeiten oder einer Saison, wenn das Land nicht von Krieg beherrscht wurde. Anstatt blühenden Feldern voller Gold, deren Weizen im Sonnenlicht strahlten und sich scheins bis an den Horizont hinaus erstreckten, kamen sie an Stellen verbrannter Erde, verkohlten Weizen und aufgewühlten Feldern vorbei, die ihnen erst richtig bewiesen, was für einen Einfluss Aranis auf Taranoke nahm. Selbst die Felder, auf denen es ungehindert blühte und gedeihte, waren teilweise nicht vollständig besät oder sahen verkümmert aus, als würde man ihnen nicht genug Aufmerksamkeit schenken. Ruinen konnten sie auch in der Entfernung erkennen, entweder leer stehende Bauernhäuser, die so aussahen, als hätten sie zuletzt Plünderer besucht, oder ganze abgebrannte Ortschaften. Es sah trauriger aus als so manches Armenviertel in Mehyven.
      Rulf widmete sich unter der strengen Aufsicht seiner Frau dem Buch, das sie ihm vor die Nase geklatscht hatte, und versuchte sich Verhandlungskünste einzuprägen. Er war gleich der Sache verunsichert, als es hieß, man solle zu jeder Zeit das größtmögliche Selbstvertrauen zeigen. Das würde schwierig werden mit einer Frau an seiner Seite, die es schaffte, ihn mit einen einzigen Blick in seine Schranken zu weisen. Hoffentlich würde sie sich bei Goldfield ein wenig zurückhalten.
      Er warf ihr einen scheuen Blick zu und beantwortete ihre Aufforderungen mit einem mittlerweile typisch unterwürfigen "Ja, Avina", bevor er sich seiner Aufgabe widmete. Manchmal ließ er sich dennoch ablenken, indem er die Ruinen beobachtete oder verstohlen zu einer reitenden Elfe hinüber sah.

      Als sie Garlingen erreichten, wurden sie von weiteren Elfen in Empfang genommen. Wenn sie nicht schon bei der Grenze von ihnen kontrolliert worden wären, hätte man spätestens hier meinen können, dass sie bei den Elfen und nicht bei Goldfield gelandet waren, bei der schieren Anzahl an elfischen Krieger, die in Garlingen positioniert waren. Eine knappe, äußerst dürftige Auskunft einer ihrer elfischen Begleiter ergab, dass es wohl vor kurzem einen Überfall auf Garlingen gegeben hatte und daher die Sicherheitsvorkehrungen erhöht waren. Das ganze bestätigte sich, als sie auf dem kleinen Platz vor dem Haus auf die Hausherrin warten mussten.
      Codren Goldfield begegnete der Delegation mit Misstrauen und Resignation. Die Besucher machten einen umfassend merkwürdigen Eindruck auf sie, die gewaltige Anzahl an Wägen, die vergleichsweise wenigen Wachen, das junge Paar, das sich bis nach ganz vorne schob und die Führung zu übernehmen schien. Codren selbst hatte sich für diesen Besuch ein Kettenhemd übergezogen und trug ihr Schwert auf der einen Seite, Vanya war an ihrer anderen. In den letzten Tagen war sie kaum ohne die Begleitung der Elfe irgendwohin gegangen.
      Rulf wurde von einem unsanften Stoß seiner Gemahlin nach vorne beordert und sah unsicher drein. Er erinnerte sich an die Lektionen des Buches, das Avina ihm gegeben hatte, aber in Anbetracht der vielen anwesenden Elfen, der vielen ausgebildeten, erfahrenen Krieger und der beiden älteren Frauen vor sich - er konnte es nicht lassen zu starren, wie könnte er auch nicht? Die eine hatte eine einschüchternd herrische Aura an sich und die andere hatte einen Blick drauf, unter dem man sich am liebsten verstecken wollte - war er mehr als verunsichert. Er warf einen hilfesuchenden Blick auf seine Frau zurück und räusperte sich dann.
      "Wir, äh, wir kommen von Mehyve. Wir wollen, also wir sind, wir möchten, äh..."
      Codren zog eine Augenbraue hoch, was ihn noch viel mehr verunsicherte.
      "Schickt Aranis euch? Ihr könnt gleich zurückgehen und ihr sagen, dass wir uns nicht -"
      "Nein! Neinnein, ähh, wir kommen nicht von Aranis, wir leiten in gewissermaßen... also wir sind... wir, wir machen den Widerstand."
      Codrens andere Augenbraue schoss auch noch in die Höhe und Rulf sah sich hastig nach seiner Frau um.
      "Den Widerstand?"
      "Ja!"
      "Widerstand gegen was?"
      Er blinzelte.
      "Also, gegen Aranis natürlich."
      Da warf Codren Vanya einen Seitenblick zu, den keiner des Valgross-Pärchens recht deuten konnte. Rulf spielte an den Knöpfen seiner Uniformjacke herum, einem förmlichen Kleidungsstück, das er extra für die Begegnung angezogen hatte. Auch er sah sich nach seiner Begleitung um, zum dritten Mal in dieser kurzen Zeit.
      "Woher sollen wir wissen, dass ihr keine Spione seit?"
      Kaslis Besuch saß noch zu tief in ihren Knochen, ließ ihre Alarmglocken läuten.
      Rulfs Miene hellte sich ein wenig auf.
      "Oh, wir haben etwas dabei, moment."
      Er kramte in den Taschen seiner Jacke und zog bald darauf einen ordentlich gesiegelten Brief hervor. Er überreichte ihn und Codren öffnete den Umschlag, bevor sie die Zeilen überflog. Der Brief umfasste drei Seiten, war in kleinster Schrift verfasst und stammte von einem Anthein Servic, der in überraschender Detailliertheit von den momentanen Ereignissen in Mehyve berichtete, von den Eroberungen in Camisse, von dem Feldzug in Vultjag, von Aranis' Abgeschiedenheit in ihrem Turm. Es war deutlich, dass er viel mehr Einzelheiten wusste, als er in dem Brief verpacken konnte und doch beschrieb er manche Ereignisse so detailliert, dass Codren gar nicht anders konnte als ihm zu glauben - besonders der Überfall auf Vultjags Turm, den Kal und Vanya selbst miterlebt hatten, stimmte mit ihrem Bericht überein. Unterschrieben war der Brief von Anthein Servic, Zaina Mehyve, Aria Valgross, Avina Valgross und Rulf Valgross, ganz anscheinend den Führern der Rebellion. Codren, die soeben erst erfahren hatte, dass es überhaupt einen Widerstand in Mehyve gab, konnte ihre Überraschung kaum verbergen.
      "Zaina lebt?"
      Rulf nickte, ein wenig stolz darauf, die Hausherrin beeindruckt zu haben.
      "Wir haben sie gerettet, unter Aranis' Augen. Sie hat gar nicht bemerkt, was vor sich geht."
      Codren starrte das Valgross-Pärchen für einen Moment an, wägte ab, ob sie den Worten tatsächlich glauben sollte, oder ob das alles nur ein weiterer, gemeiner Hinterhalt von Aranis war. Rulf hätte sich unter dem Blick fast geduckt.
      "...Wir, also, wir dachten, dass wir vielleicht helfen könnten, bei der ganzen Sache. Wir haben schließlich dasselbe Ziel, nämlich, dass wir Aranis vom Thron stoßen - und weil wir nicht unbedingt sicher sind in Mehyve, dachten wir, wir könnten uns hier ein bisschen nützlich machen. Wir haben starke Krieger und... und Servic hat ein landesweites Informationsnetzwerk, das er Aranis vorenthält und uns zur Verfügung stellt. Wir könnten euch daran teilhaben lassen."
      Codren starrte ihn einen Moment weiter an, diesen schmächtigen Jungen, der so aussah, als würde er sich hinter seiner Frau verkriechen wollen. Avina - wenn das Avina war - wirkte viel selbstbewusster, geradezu herausfordernder. Ein bisschen erinnerte sie Codren an die junge Flora, die so voller Abenteuerlust und Tatendrang gewesen war. Eigentlich war sie das bis zum letzten Moment noch gewesen, eine Erinnerung, die ihr Herz schmerzte. Sie konnte einem solchen Mädchen wohl kaum eine Verhandlung entsagen.
      "Kommt herein", sagte sie schließlich und trat einen Schritt beiseite. "Aber nur ihr zwei, eure Soldaten bleiben draußen."
      Das Pärchen gehorchte und nachdem sie hinein gegangen waren, lehnte Codren sich zu Vanya.
      "Was hältst du davon? Sollten wir sie wieder wegschicken?"
      Eigentlich war ihr selbst nicht sonderlich zumute, sich mit den Mehyvern auseinanderzusetzen, besonders, weil damit mehr Arbeit auf sie zuzukommen schien. Aber zugegeben, wenn es stimmte, was Rulf ihnen erzählte, hätten sie einen deutlichen Vorteil gegenüber Aranis und sämtliche ihrer Pläne. Vielleicht wäre es das Risiko wert, solange nicht noch jemand versuchen würde, den Lichtpriester oder irgendjemand anderen in Goldfield zu ermorden.
    • Mehyve
      Palast

      Mehrere Tage waren vergangen, bis Kasli, nach ihrem kurzen Abstecher zu Aranis, wieder den Palast erreichte, um sich ggf. mit Uzin auseinandersetzen zu müssen. Es kam ganz darauf an, was dieser Ashar inzwischen getrieben hatte. Man hatte ihm mehr Geld geboten, als er verlangte. Mit den Münzen könnte er zu einem Adeligen aufsteigen, sich ein Haus und Hof leisten und Angestellte.
      Ob er getan hatte, wonach Kasli verlangte?
      Kaum hatte sie das Tor passiert, so kam auch schon ein Knecht auf sie zu, verneigte sich untertänigst und bat sie mit zittriger Stimme, ihm zum Thronsaal zu folgen. Etwas fürchterliches sei geschehen.
      Schon auf dem Weg durch die Gänge traf sie auf zahlreiche Soldaten, Berater und andere, die miteinander diskutierten, und häufig fiel der Name Uzin.
      Als sie Kasli erblickten, verstummten sie teilweise, warfen seltsame Blicke zu ihr. Fragende Blicke, aber auch von Furcht und Ratlosigkeit durchzogene.
      Die schweren Türen zum Saal öffneten sich, als die Wachen Kasli erkannten und ihr den Zutritt bereiteten. Im Saal selbst befanden sich Uzin, Ashar und zwanzig Soldaten, die im Halbkreis mit gezogenen Waffen in Richtung Thron standen. Ein Hauptmann erblickte Kasli und kam auf sie zu. "Verehrte Magierin, es gab ein Problem. Und wir sind uns nicht ganz sicher, wie wir damit umgehen sollen. Man sagt, das man in eurem Auftrag handelte. Könnt ihr das bestätigen? Seht!"
      Er wies Richtung Thron, in dem Uzin kauerte, zusammengesackt, schwere Pein im Gesicht, Leid und Erschöpfung. Er lebte noch, denn er bewegte sich ein wenig, als er Kasli sah, seine Augen vorquollen und ein wenig Zorn versprühten, sofern Uzin noch die nötigen Kräfte dazu sammeln konnte.
      Sein Atem war schwer, was man daran sah, wie er seine Brust hebte. Er sah äußerst rampuniert aus. Von dem einst mächtigen Mann, dessen Antlitz schon viele auf die Knie geworfen hatte, war nur noch ein Schatten seiner Selbst zurück geblieben.
      Neben dem Thron stand Ashar, und blickte mit neutraler Mine in die Runde. Fast schon verwandelte sie sich in Zorn, da Kasli sich wohl etwas Zeit gelassen hatte. Zu seinen Füßen ein Stück Stoff, auf dem er wohl gesessen oder gelegen hatte. Ein Teller, mit Knochenresten, eine Karaffe und ein Becher. Er musste wohl eine Weile hier festgehalten worden sein.
      Der Hauptmann bestätigte, das sie ihn so gestern Mittag vorgefunden hätten, mit Uzin, und seitdem festgesetzt und versorgt hatten, weil er auf Kaslis Anordung handelte, und sich nicht wegbewegen würde. Und wer zu nahe käme, wäre für Uzins tot, und Kaslis Zorn auf ihn verantwortlich. Nur die Hexe hätte es klären können.
      Daher tauschte man alle sechs Stunden die Wachen aus. Nur ein Diener durfte Uzin Suppe in dem Mund einflößen, damit er nich mit knurrendem Mage alle belästigte.
      "Naendlich, Hexe. Wurde auch Zeit, das du kommst. Ich habe meinen Auftrag ausgeführt, und würde nun gern eurer Gastfreundschaft entsagen. Wie ihr gewünscht habr, hate ich ihn verstümmelt. Ich schnitt ihm alle Zehn und den vorderen Teil aller Finger ab. Er hatte furchtbar geschrien, aber es hatte durchaus Spaß gemacht, nahaha. Außerdem hab ich ihn so bearbeitet, das er sich kaum noch rühren kann. Zudem habe ich ihm eine Ketzterschrift in den Rücken geschnitten. Das sind Zwölf Wörter, und somit auch Zwölf Narben. Ich hoffe ihr denkt an mein Bonus. Und nun erzählt diesen Narren, das ich in eurem Namen diese Tat vollzogen habe."
      Ashar hatte Uzin vollkommen überrascht. Zunächst ließ man ihn vorsprechen und Uzin winkte ihn zu sich in sein Amtszimmer, um sich den Kopf der Hexe anzuschauen. Dieser jedoch war präpariert gewesen. Im ersten Moment grinste und sabberte Uzin, freute sich wie ein kleines Kind, als er das Geschenk auspackte und begutachtete. Aber dann bemerkte er, das dies nicht Kaslis Schädel war, allerdings zu spät, um sich darüber noch zu beschweren. Eine Falle löste sich aus, und ein Giftgas sprühte ihm ins Gesicht, das ihn lähmte, jedoch nicht den Verstand vernebelte.
      Ashar klärte ihn dann darüber auf, was nun geschehen würde. Die nachfolgende Folter war so schmerzhaft, das er siene Lähmung zum Teil überwand und lauthals schreien konnte, als ihm seine Glieder verstümmelt wurden. Ashar trat und prügelte ihn, damit er nicht zu laut wurde, schleifte ihn danach zum Thron und platzierte ihn wie ein gefallenen Herrscher. Nun besudelte er auch noch Aranis Thron. Immerhin musste er sich auch mal erleichtern. Gelegentlich roch man es auch, wenn ein Luftzug entsprechend wehte. Ashar wies darauf hin, den Thron besser samt Uzin zu entsorgen, und einen Neuen zu errichten.
      Jetzt aber wollte er nur noch sein Gold und von hier verschwinden.
      Der Hauptmann wurde wütend. "Fangt ihr schon wieder damit an? Aranis Leibmagierin würde niemals Aranis rechte Hand angreifen. Uzin Avadel führte uns in ihrer Abwesendheit. Sie hatte es ihm aufgetragen. Ihr lügt uns doch an, um mit heiler Haut davonzukommen! Verehrte Kasli, ihr habt doch nicht wirklich einen Assassinen auf Uzin gehetzt? Es bestünde doch auch überhaupt kein Grund dazu. Bitte, lasst mich diese Kreatur festnehmen und dem Volk vorführen. Wir werden ihn in aller Öffentlichkeit hinrichten, für den Verrat und den Angriff auf Aranis."
      Der Hauptmann sah Kasli an, und erhoffte sich schon die korrekte Antwort, die er hören wollte. Diese Situation war einfach zu seltsam. Wieso sollte auch ein Mörder in ihrem Namen einen wichtigen Verbündeten, ein Oberhaupt, beseitigen? Und das unter solchen Bedingungen?
      Wie würde Kasli nun reagieren? Sollte sie zugeben, das sie mit Ashar einen ketzerischen Uzin beseitigen wollte, oder sollte sie das Geld behalten und Ashar hintergehen, ihm des feigen Mordes beschuldigen, da Uzin das sicher nicht überleben würde? Zumindestens würde sie hinterher dafür sorgen, das er verrecken würde, was auch immer sie noch vor hatte, mit diesem Kadaver, der dort im Thron kauerte, und schnaufend atmete, unfähig ein Wirt zu sagen, weil ein Assassine auch noch an seinem Mund zugange gewesen war. Außerdem blitze seine Klinge, die Uzin bedrohte, ihm noch wesentlich mehr Leid zuzufügen.
      Alle Augen waren nun auf Kasli gerichtet.


      Goldfield

      Es gefiel den Soldaten Mehyves nicht, das man nur ihre Herren einlud, aber man versicherte ihnen, das niemandem hier etwas geschehen würde. Außerdem hätten sie es auch unlängst tun können.
      Vanya selbst befahl den Elfen, nicht vorschnell zu handeln, aber die Augen offen zu halten. Jeder Mehyver sollte überwacht werden, und zwar von einem Schützen. Immerhin könnte das alles auch ein hinterhältiger Trick sein, auch noch die Hausherrin zu erwischen. Diese wiederliche Hexe war sicherlich noch ffahler vor Zorn geworden.
      Vanya riet Codren dazu, saie zumindestens anzuhören. Wenn sie wirklich Feinde Mehyves waren, oder eher Feinde Aranis, dann war der Feind des Feindes oftmals auch ein guter Freund. Und der letzte Bürgerkrieg ist noch nicht lange her gewesen. Noch immer könnten zwei Lager im Mehyve regieren. Und wenn sie so Unterstützung bekämen, dann sollten sie die Chance auch ergreifen.
      Vanya selbst hielt sich vornehmlich zurück, lauschte dem Gespräch und überließ Codren das Reden und die Entscheidung. Jedoch würde sie auch notfalls das Wort erheben. Das sagte sie Codren auch, wenn ihr etwas missfallen och wichtig erscheinen würde.
      Rulf und Avina wurden in das Gebäude geführt, und Avinas Augen funkelten. "Ohhhhh..."
      Sie sah sich um wie ein kleines Kind, das soeben ein großes Spielzimmer geschenkt bekommen hatte. Im Gegensatz zur Höhle hatte vermutlich auch ein Bauernhaus wie ein edler Palast wirken können.
      Aber hier spürte man den Adel schon an der Inneneinrichtung. Es hingen Bilder an Wänden, zum Teil von geschätzen Künstlern, die sicher ein Vermögen wert waren. Teure Vasen, Wandteppiche, edle Möbel, und sogar Blumen, die den Raum weiter schmückten und angenehmen Duft verbreiteten. Edle Lampen an den Wänden und sogar an den Decken fanden sicher Halterungen mit Leuchtkristallen. Selbst inmitten der Nacht hätten man den Empfang hell ausleuchten können. Hier schien tatsächlich das Licht Aranas zu residieren.
      Natürlich hatten sie auch in ihren Höhlen alles so bequem wie möglich gestalltet, und die kahlen Felswände irgendwie aufgehübscht, dennoch blieb es eine finstere dreckige Höhle.
      Rulf, der als Hausherr zumindestens mit Schwierigkeiten die Verhandlungen starten konnte, hatte es fast geschaft, das Avina vor Zorn an seine Kehle gesprungen war. Er musste doch endlich mal aus sich raus kommen. Stattdessen suchte er immer wieder ihren Blick. So ewin verweichlichter Sumpfmoosfrosch. Sie hoffte, das er hier endlich mal einen weiteren Schritt auf seinen Treppe empokroch und sich dabei endlich aufrichten würde. Aber auch sie war Hausherrin, und irgendwie verstand sie Rulf auch. Hier saß eine hohe Persönlichkeit vor ihnen. Jene Frau, die Flora vertrat, solange sie als Aranis in Mehyve das Land umgrub. Diese Frau hatte schon viel erlebt, war schon in großen Schlachten dabei gewesen, und hatte vor Königen und Hausherren gestanden, und Flora irgendwie daran gehindert, auf ihrer damaligen Reise draufzugehen. Und sie hatte Mehyve dabei geholfen, Zaina auf den Thron zu setzen, und den damaligen Geißler zu entfernen.
      Avina konnte sich nicht ganz zurück halten, als sie sich in einen bequemen Sessel setzen konnte, der nicht aus gepolsterten Kisten bestand. Aber sie besherrschte sich schnell wieder, und räusperte sich.
      Dann wurde ihnen auch noch Tee aus edlen Tassen serviert. In der Hähle gab es nur ausgefranste Holsbecher und alte Krüge. Mit Chance traf man mal einen Händler, dem man um gute Gläser oder Kelche erleichtern konnte. Ansonsten stellten sie alles Nötige selbst her.
      "*Räusper* Wie mein MMann Rulf schon erwähnte, lebt Zainer Mehyve noch. Wir haben sie Aranis förmlich unter der Nase wegestohlen, und sie befreit. Sie führt den Wiederstand an, und wird noch diesen Winter in Mehyve für Ärger sorgen. Unsere Aufgabe ist es, mit euch, verehrte Goldfield, in Verhandlungen zu treten. Wir bieten ein umfangreichen Informations und Spionagenetzwerk an. Das dürfte sicher von Wert sein, wenn es darum geht, Aranis zu bekämpfen. Wir wollen Mehyve wieder zu dem machen, was es mal war. Haus Goss und Valgresia haben sich zu Valgross zusammengeschlossen. Und Haus Servic hat ebenfalls rebelliert, nachdem Anthein Servic in Ungnade gefallen und von Aranis öffentlich vorgeführt wurde. Ihm verdanken wir übrigens die Informationen. Und das Prinzessin Zainer uns ebenfalls beisteht, würde natürlich auch bedeuten, das sie Haus Goldfield einen Gefallen schuldig wäre, sofern wir Mehyve zurückerobern können. Das dürfte sicherlich auch für gute Handelsbeziehungen und einige finanzielle Entschädigungen reichen."
      Ein wenig musste sie schon Lockmittel verwrnden, denn sie wussten, wie schlecht es um Goldfield stand. Servic hatte einiges zusammengetragen. Bauern, die ihre Höfe verroten lassen, oder gar das Land verlsssen hatten, weil Flora zur Dunkelheit bekehrt wurde. Sie fürchteten um ihr Leben, oder betitelten sie als Verräterin. Zudem war der Handel stark eingebrochen, die Finanzen knapp, der Winter nahte, und schon der letzte unter besten Bedingungen war voller Missstände und Ärger.
      Jetzt galt es nur noch das Vertrauen richtig verkaufen zu können. Das durfte Rulf erledigen. Sie hatte ihm ebenfalls Zucker in den Tee geschüttet, als sie zuvor noch sagte, wenn er es vermasselt, dann würde sie ihn verprügeln. Und wenn er seine Sache mal gut machte, hätte sie unter Umständen schon das Interesse, wenn sie schon ein richtiges Bett genießen durften, statt gepolsterte Matten oder gestapelte Decken, erste Intimitätenforschung zu betreiben.
      Vermutlich hatte ihn das aus der Fassung gebracht, und ihn noch unsicherer werden lassen, oder ihm einfach nur zusätzlichen Druck verschafft.
      Was sie noch verschwiegen hatten, und es war schwer gewesen, da ran zu kommen, waren acht große Kisten mit Eisenrot Erz, verarbeitungsfertig im Barren gegossen. Sie musdten nur noch geschmolzen werden. Allerdings benötigte man dafür auch einen speziellen Ofen und ein zusätzliches Mineral, was für mehr Hitze sorgte, und ebenfalls in Säcken gelagert auf einem Karren untergebracht war. Ein Schmied aus Mehyve war ebenfalls dabei, der sich auskannte. Er würde die Bauanleitung stellen und den Schmieden hier das Verarbeiten zeigen. Für ein paar Rüstungen oder Waffen konnte das sicher reichen. Den Elfen könnte man mehrere tausend Pfeilspitzen damit anfertigen, oder guten Kämpfern Waffen, Schilde und Rüstungen verstärken. Zu einem Teil in das gewöhnliche Metall eingearbeitet könnten mehrere hundert Soldaten mit vergleichbarer Ausrüstung zu Mehyve, sich mehyvischen Soldaten durchaus behaupten, und so viel größere Chance im Kampf zu erhalten.
      Rulf sollte selbst entscheiden, wann sie das als Vertrauensgeschenk offenbaren würden. Zudem war es auch eine Art Gastgeschenk. Sie sollten das Erz aufjedenfall behalten dürfen.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Kasli

      Zu ihrer größten Genugtuung, erwartete sie zuhause eine besonders angenehme Überraschung.
      Die Stimmung war bereits mehr als gereizt, aufgewühlt von irgendwelchen Ereignissen, die in Kasli bereits den ersten Verdacht schöpften. Sie musste sich Mühe geben, nicht mit einem dicken Grinsen auf die hohen Flügeltüren des Thronsaales zuzumarschieren, damit sie sich nicht selbst verriet. Erstmal sehen, was passiert war. Vielleicht schätzte sie die Lage ja auch ganz anders ein.

      Sie schätzte nichts falsch ein. Ashar hatte seinen Auftrag erledigt und so wie es aussah, hatte er ihn gründlich erledigt. Uzin lag mehr auf dem Thron als dass er saß, eine schemenhafte Gestalt, deren offensichtliche Schwäche sie erst so alt erscheinen ließ, wie er wirklich war. Der Mann war nicht nur von Ashar ein bisschen verstümmelt worden, er war regelrecht gebrochen worden.
      Und Kasli hätte nicht glücklicher sein können. Das war wirklich ein reiner Erfolg, ein glorreicher Tag, nie wieder würde sie sich diesem Haufen Elends unterwerfen lassen müssen. Sie hatte gesiegt.
      "Uzin!"
      In ihrer Stimme schwang Überraschung und Entsetzen mit, ein bisschen Schauspiel, um das ganze Theater zu unterstützen. Niemals würde sie sich die Blöße geben, auf einen Attentäter angewiesen zu sein, um ihre Probleme aus dem Weg zu schaffen - niemals würde sie Aranis das erfahren lassen. Nein, das hier sollte nicht ihr in die Schuhe geschoben werden; zumindest nicht offiziell.
      "Was ist passiert?"
      Sie wandte sich an den Hauptmann, der sogleich an Ashar verwies. Ihre Stimmung wurde ein wenig von der Unprofessionalität des Mannes getrübt. Wie konnte er es wagen, sie bei versammelter Mannschaft so bloßzustellen? Hatte er keine Manieren, kein Gehirn? Vielleicht hätte sie sich doch jemanden fähigeren aussuchen sollen.
      Zu seinem Glück, hatte sich der Hauptmann noch nicht gänzlich beschwatzen lassen und so musste sie zu seiner Empörung nur ein bisschen hinzufügen.
      "Der Mann ist verrückt, erkennt ihr es nicht? Ein Blasphemiker, der sich an der Macht unserer Göttin zu schaffen machen wollte! Ein Fanatiker, sicherlich! Ich werde keine Unruhen in unseren Reihen dulden, schmeißt den Mann ins Verlies! Ich werde mich höchstpersönlich um ihn kümmern."
      Die Wachen setzten sich in Bewegung, froh darum, endlich etwas zu tun zu haben und der Situation zu helfen. Kasli stellte sicher, dass sie Ashar einen garstigen Blick zuwarf, mit dem sie ihre Gedanken zu übermitteln versuchte. Idiot! Ruinier das hier nicht! Sie würde sich später mit ihm befassen - entweder, er würde vor ihr im Staub kriechen und um Vergebung betteln, oder er würde als Krähenfutter verenden, aber das lag allein an ihm.
      Sie wartete noch, bis Ashar abgeführt worden war, dann drängte sie sich durch die versammelten Soldaten hindurch und erklomm die Stufen zum Thron, bevor sie vor Uzin kniete, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand anderes in ihrer unmittelbaren Umgebung stand und hätte mithören können, präsentierte sie dem Priester ihr giftigstes Lächeln. Er sah wirklich absolut grauenhaft aus.
      "Ich habe gewonnen", stellte sie leise fest, bevor sie die Nase rümpfte. So nahe zu dieser Fast-Leiche war es wirklich beinahe unerträglich.
      "Ich bin die einzig wahre rechte Hand der Dunkelheit, Uzin. Das wussten wir alle schon immer, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um es auch umzusetzen."
      Sie musterte seinen lädierten Körper, den trüben Blick in seinen Augen, das angetrocknete Blut. Sie labte sich an dem Anblick, würde ihn sich im Gedächtnis behalten, um stets darauf zurückgreifen zu können. Ihr eigener, persönlicher, glorreicher Sieg.
      "Ich werde dafür sorgen, dass Aranis bis ans Ende der Welt nur noch an mich denkt, dass sie deinen Namen so schnell vergisst, wie du sterben wirst. Sie wird nichts mehr für dich übrig haben. Du bist nichts weiter als ein alter, wertloser Haufen zerstückeltem Fleisches und ich werde diejenige sein, die dich vor die Hunde wirft."
      Sie hätte fast ausgespuckt, besann sich dann aber etwas besserem. Es war immernoch Aranis' Thron, vor dem sie hier kniete.
      Als sie sich aufrichtete, wechselte sie wieder zu ihrer überraschten, entsetzten Stimme.
      "Wer auch immer das getan hat, wird dafür büßen!", rief sie laut genug, damit auch alle es hören konnten. Dann drehte sie sich zu der Versammlung um.
      "Ich werde dafür sorgen, dass niemand - niemand! - auf die Idee kommt, Aranis' Namen so in den Schmutz zu ziehen! Ich werde mich für Uzin rächen!"
      Innerlich grinste sie allerdings noch immer. Was für ein toller Tag.


      Goldfield

      Die merkwürdige Truppe, bestehend aus verschiedenen Hausherren verfeindeter Länder, fand sich in Goldfields Wohnbereich wieder, wo den Gästen Tee zur Stärkung der Nerven und zum Friedensangebot angeboten wurde. Codren, die über den Anblick der jungen Hausherren noch immer nicht ganz hinausgekommen war, bot ihnen sogar Decken an, nachdem die Winde mittlerweile schon ziemlich auffrischten. Sie wurden allerdings abgelehnt und so ließ sie sich selbst in einen der Sessel fallen.
      "Was verschafft mir also die Ehre?"
      Avina war es dieses Mal, die ihr eine Antwort leistete und dabei sogar recht gut die jetzige Lage beschrieb - zumindest besser als ihr Mann vorhin, der so aussah, als könne er sich noch nicht recht entscheiden, ob er die eindrucksvolle Inneneinrichtung oder die eindrucksvolle Hausherrin anstarren sollte. Er entschied sich dazu, beides gleichzeitig zu versuchen.
      Codren legte die Stirn in Falten und blickte noch einmal auf den Brief hinab, den Anthein ihr überbringen gelassen hatte. Es könnte natürlich eine Fälschung sein, das ganze könnte eine riesige, aufgetischte Geschichte sein, die Goldfield aus ihrer Reserve locken sollte, aber andererseits schien Aranis nicht die Geduld dafür zu besitzen, einen solchen Aufwand für einen unvermeidlichen Krieg zu betreiben. Viel eher würde sie - wie schon häufiger bewiesen - einfach mit der Tür ins Schloss fallen.
      Das bedeutete allerdings auch, dass an der Geschichte etwas Wahrheit anhaften musste und wenn das der Fall war, dann regte es sogar noch ihre Hoffnung an. Einen Verbündeten an der Seite zu haben, der nicht des Geldes wegen sondern wegen seiner eigenen Prinzipien kämpfte, war ein stärkerer Verbündeter als ein Vertragspartner. Sie zweifelte nicht an Vultjags Loyalität, aber die hielt auch nur so lange, wie der Vertrag instand blieb.
      Sie rieb sich das Kinn, während sie die beiden Mehyver musterte. So früh schon Hausherr zu sein, war sicherlich auch nicht sehr gut.
      "Wenn es stimmt, was ihr sagt - und das will ich nicht anzweifeln - muss ich mit Zaina reden, alleine schon, um ein Bündnis zu planen. Ist es möglich, sie zu treffen? Vielleicht auf neutralem Gebiet?"
      Rulf warf einen Blick zu seiner Frau.
      "Wahrscheinlich. Vielleicht... kann sein. Wir können Anthein fragen, vielleicht kann er zumindest einen Briefkontakt herstellen."
      Die Post war ihr definitiv zu unsicher, um sich darauf zu verlassen, aber sie könnten es für den ersten Austausch wagen. Codren nickte.
      "Und Militär? Wir werden im Frühjahr in den Krieg ziehen, wird es Truppen aus Mehyve geben?"
      Die einzige Frage, die sie wirklich interessierte. Sie mussten versuchen, Aranis regelrecht zu überrennen, um eine Chance zu haben.
      "Prinzessin Zaina wird sie zusammenrotten, aber vielleicht werden es nicht viele sein. Unsere eigenen Soldaten werden kämpfen, aber das sind nur... ein paar."
      Er sah wieder zu Avina, als er sich an etwas zu erinnern schien.
      "Oh! Wir haben aber noch etwas mitgebracht!"
      Er lächelte ein wenig, stolz über die folgende Offenbarung.
      "Ein Geschenk aus unseren eigenen Lagern: Eisenrot. Wir haben sie in den Kästen in den Wägen."
      Das war tatsächlich eine erfreuliche Nachricht.
      "Eisenrot? Wie viel?"
      Der Hausherr von Valgross musste sich an seiner Frau orientieren, bevor er eine Antwort leistete.
      "Acht Kisten."
      Acht Kisten! Das war eine Menge, ein Haufen Erz, das von Mehyve entwendet und Goldfield zugeführt werden sollte. Natürlich musste es noch verarbeitet werden, das wahrscheinlich größte Problem in dieser Sache.
      "Zeigt sie mir."
      Sie gingen erneut nach draußen, wo Codren sich mit eigenen Augen davon überzeugte, dass die beiden jungen Hausherren tatsächlich einige Kilo Eisenerz mitgenommen hatten. Es schien rein, bereit dazu, ohne weitere Vorbereitungen geschmolzen zu werden. Das wäre ein schöner Ersatz für die fehlenden Truppen, wenngleich er nicht gleichviel wert war.
      "Und das ist für uns?"
      Rulf nickte stolz.
      "Ein Geschenk für Eure Gastfreundschaft."
      Ein schönes Geschenk in der Tat. Codren nickte.
      "Ich bin gewillt, über ein Bündnis nachzudenken. Erzählt mir vorher mehr von Mehyve, mehr über Aranis. Ich will alles wissen, was auch ihr wisst."
    • Goldfield

      Avina nickte zufrieden grinsend zu Rulf, der hier offenbar mal nützlich gewesen war. Zudem war es ja auch eine gute Übung für ihn, und dann gleich mit einer solchen Persönlichkeit, die als Begleiterin von Flora Goldfield schon im letzten Krieg nicht nur auf dem Schlachtfeld für Bekanntheit gesorgt hatte. Rulf war zwar unsicher in einigen Momenten, schien sich dann aber in die richtige Richtung leiten zu lassen. Vielleicht, weil Avina ihn sonst briefgerecht gefaltet hätte.
      Er wird Haus Herr sein, und das Haus auch vertreten müssen. Insbesondere wenn Avina verhindert wäre ... irgendwann in der Zukunft. Vielleicht alsbald nach der Schlacht, wenn in Mehyve wieder Ruhe einkehrt und Rulf seinen Lohn verkostet hat.
      Avina wollte natürlich zurück in die edle Häuslichkeit, anstatt hier draußen zu stehen, und Codren führte sie zurück, wo sie dann in einem der gemütlicheren Wohnräume Platz nahmen. Avina schien in dem Sofa versinken zu wollen, als sie darauf Platz nahmen. Gut gepolstert, ein weiches Kissen, als wäre sie wieder in ihrem alten Zuhause, in dem sie aufgewachsen war. Die Wochen, Monate in der Höhle auf den notdürftien Selbstgebauten Möbeln aus Stöcken, Kistenholz und Decken, hatte sie gerade in dem Moment absolut satt.
      "Haaaaaaahhhhhhh.....", seufzte sie, und als wäre ihr Charakter ausgewechselt worden. Aus der rauen Haudrauf Zicke schien eine verwöhnte Lady geworden zu sein. Hoffentlich war das keine Falle für Rulf.
      Codren wurde ungeduldig und Avina winkte ab. "Jaja, immer mit der Ruhe. Auch wir verlassen uns auf Servics Informationseinflüssen. Jeden Tag erreichen uns neue Meldungen, auch über Camisse. Dort läuft es schlecht für die Zwerge. Im Osten wird eine Säuberungsaktion vom Haus Negrell abgehalten. Die schlachten alles ab, und senden die Leichen Karrenweise direkt zum Eisenfürst, als eine Art Psychologische Kriegsführung. Man will die Camisser brechen. Wenn sie aufhören Widerstand zu leisten, sich ergeben, werden die Mehyver damit sicher aufhören. Und dann ist da noch Krend im Norden Camisses, der weiter in den Süden vorgedrungen ist. Angeblich bauen die dort auch noch Verteidigungsanlagen, um mögliche Angriffe der Camisser abzuwehren. Der Winter wird auch Mehyve heimsuchen, und in Camisse wird es kälter sein als in Mehyve. Unser Land hat auch im Winter noch wärmere Zeiten, dank der nördlichen Wüstenwinde. Das betrifft aber nur den nördlichen Abschnitt. Der Süden wird auch in Schnee gehüllt sein, und Camisse. Wir bekommen den eisigen Südwind direkt ab. Der Winter wird also Mehyve nocheinmal ausbremsen, und im Frühling wenn es warm genug ist, wird sicher der alles entscheidene Angriff statt finden. Den können wir möglicherweise verhindern. Eure Armee, unsere Armee, wenn wir mit allen Verbündeten aufmarschieren, dann werden auch Negrell und Krend und alle anderen Häuser in Camisse wieder abgezogen. Aranis wird sicher den letzten großen Wiederstand zerschmettern wollen. Wenn wir verlieren, dann gewinnt sie so oder so ganz Taranoke. Aber, wir haben ja noch Prinzessin Zaina.", erzählte sie und grinste. Dann nahm sie die heiße Tasse Tee, die soeben ausgeschenkt wurde, und nippte daran.
      Zaina wollte in Mehyve für Unruhen sorgen. Schon ihre Flucht würde allen zeigen, das Aranis nicht allmächtig war. Der Winter soll Mehyve beschäftigen und allen sagen, das Zaina ihren Thron nicht aufgegeben hat. Das würde sicher einigen Mehyvern zum Nachdenken anregen, Aranis den Rücken zu kehren. Je mehr sich innerhalb Mehyves gegen Aranis wenden, desto besser. Auch erwähnte Avina, das mit Haus Negrell möglicherweise noch was anzufangen wäre. Die beiden Schwestern gieren nach Macht, und werden sich garantiert demjenigen anschließen, der ihnen die größte Überlebenschance bietet. Avina schlug vorsichtige Verhandlungen durch. Allerdings sollte man ihnen auch etwas bieten, und das Wichtigste wäre wohl, sie anzuerkennen, wenn Aranis gefallen wäre. Ihr Haus sollte nicht bestraft werden, denn letztenendes haben sie so oder so für Mehyve gekämpft, wenn auch für ihre eigenen Belange, Aranis unterstützt.
      Vanya mischte sich jetzt ins Gespräch mit ein.
      "Verehrte Valgross, ich vertrete momentan die Elfen im Namen von Botschafter Kal. Vanya Dorran ist mein Name. Meine primäre Aufgabe ist es zur Zeit, hier für Sicherheit zu sorgen. Mein Interesse hat sich auf die Acht Kisten Eisenrot lenken lassen, und ich frage mich, ob es möglich wäre, für die Elfen zwei weitere Kisten zu organisieren. Ich würde daraus gerne Pfeilspitzen herstellen lassen. Wir Elfen sind Meister des Bogens, und könnten die mehyvischen Truppen effektiver mit gleichwertigen Mitteln bekämpfen. Ohne Opfer wird es sicher nicht gehen, aber wir könnten uns um die gegnerischen Schützen kümmern, um Verluste in den eigenen Reihen zu minimieren. Derartige Pfeile dürften auch aus großer Entfernung ihre Rüstungen durchstoßen. Außerdem würde es unser Vertrauen in euch bestärken."
      Avina sah nachdenklich zu der Elfenfrau. Sie war sich sicher, das Rufl ihr verstohlene Blicke zuwarf, ganz bestimmt. Warum muss die auch so hübsch sein. Verflucht.
      "Hmmm, ich bin mir sicher, das wir Zaina bitten können, ein wenig Vorrat aus Mehyves Lagerbeständen mitgehen zu lassen. Der Vorschlag ist nicht übel, und könnte tatsächlich entscheidene Aspekte im Gefecht liefern. Wir Mehyver haben uns seit jeher auf den verstärkten Schutz mit Eisenrot verlassen, auch wenn der größte Anteil der Armee nur einen kleineren Anteil in der Ausrüstung trägt, um dieser stabiler und widerstandsfähiger gegenüber allgemeiner Waffenkunst zu machen. Selbst die Camisser Schmiedekunst kann da nicht mithalten. Unsere Öfen sind einfach viel heißer. Hehe. Oder was meinst du, Rulf?"
      Er saß neben ihr, und bekam ihren Ellenbogen in die Rippen. Hat er seine Zunge verloren? Sitzt hier und schweigt, während Avina die meisten Aussagen tätigt.
      Er könnte ja wenigstens mal nachfragen, wer denn jetzt alles auf Seiten Goldfields in die Schlacht stürmt. Sind die anderen Häuser auch alle dabei?



      Mehyven Palast

      Uzin konnte sich nur noch mit einem schnaufen äußern, und seine Augen weiteten sich, als der Hauptmann auch noch Kaslis Worte in sich aufnahm, wie ein Bär Honig verschlang. Und diese Hexe, sie lachte ihm ins Gesicht, drohte ihm, würde ihn in die Vergessenheit schleuder. Ob sich Aranis an ihn erinnern würde, das war ihm egal, aber seine Macht, die er dank Aranis hätte ausleben können, ohne ständig die Last eines Königreiches auf den Schultern zu spüren, das war ein wirklicher Verlust. Dafür hatte er so viel Zeit investiert gehabt, solch geschickte und hochkomplizierte Pläne geschmiedet, nund wofür? Nur um von einem verräterischen Auftragsmörder in ihrem Namen zerschmettert zu werden. Dabei hätte es ihr Körper sein sollren, der vor ihm im Staube verrotten sollte.
      Seine Wut steigerte sich nocheinmal und dann versuchte er noch ein Wort zu sagen, aber es kam nur noch ein "...wüähhr..." und ein Schwall blutiger Sabber hervor.
      Der Hauptmann war fort, brachte mit den Wachen den Assassinen in den Kerker, der Kaslis Blick zum Glück verstanden hatte. Ein wenig Aufpreis würde er sicher verlangen, dafür das man ihn hier unglimpflich behandeln würde. Wenn Kasli zu ihm käme, hätte er sicher einige blaue Flecken vorzuweisen.
      Aber hier im Thronsaal waren jetzt nur noch gehorsame Wachen die keine Fragen stellten, und eher entsetzt waren, über das was dort auf dem Thron saß.
      Kasli ordnete an, Uzin wegzuschaffen. Er wäre verloren. Kein Heiler, nicht mal einer mit magischen Kräften, könnte das nun rückgängig machen. Sie ließ ihn in einen entsprechenden Raum verlegen, wo sie sich später mit ihm befassen könnte.
      Soeben war Kasli zur direkten Vertretung ihrer Göttin Aranis aufgestiegen. Dafür, das man sie schon zweimal aus Garlingen gejagt hatte, zweimal gedemütigt hatte, und sogar einem Auftragsmord entgangen war, und sogar von Aranis Wachen abgewiesen wurde, hatte sie jetzt einen sehr üppigen Lohn eingefahren, der sie noch näher an Aranis brachte, als bisher. Und sie hatte jetzt mehr Macht als zuvor.
      Es war noch kein Jahr rum, als sie noch auf einem Piratenschiff kauerte, dessen Kapitän von Flora Goldfield, ihrer zukünftigen Göttin Aranis, als Vorbote im hohen Bogen aus dem Schiff in Meer geschleudert wurde, der es gewagt hatte, sie einzusperren und zu foltern.
      Nun stand der Thron vor ihr, den sie in würdiger Vertretung aufrecht sitzend, nutzen konnte.
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    • Goldfield

      Das Bündnis zwischen den mehyvschen Rebellen und Goldfield kam zustande. Die beiden jungen Hausherren kamen Codrens Aufforderung nach und ließen Anthein benachrichtigen, der wiederum den Kontakt zu Zaina herstellte, um sie über den Wunsch eines Treffens zu informieren. Es dauerte Wochen bis eine Antwort kam und als es endlich soweit war, war es schon tiefster Winter.
      Der Schnee tauchte Taranoke in einen weißen Schleier, der sämtliche Bewegungen zum Erliegen brachte. Wachposten wurden notdürftig besetzt, Händler hielten sich größtenteils in Städten auf, Kämpfe in Camisse wurden aufgeschoben, damit man die Truppen nicht an die eisigen Steine verlieren würde. Taranoke bekam einen Dämpfer aufgesetzt.
      Der erste Winter ohne Flora setzte Codren wahrscheinlich noch mehr zu als das ganze vorangegangene Jahr, besonders nachdem das Haus voll mit Elfen und Mehyvern war mit kaum einem Garlinger unter ihnen. Sie konnte in jedem Raum auf jemanden treffen, konnte überall in belanglose Gespräche über den vielen Schnee oder das nasse Holz verstrickt werden, aber trotzdem fühlte sie sich elendig einsam, wenn sie abends in ihrer Kammer verschwand, die direkt gegenüber Floras altem Zimmer lag. Eigentlich hätten sie den Platz mittlerweile gut nutzen können bei den vielen Besuchern im Haus, aber Codren wurde stets äußerst gereizt, wenn es darum ging, die Zimmertür aufzuschließen. Sie ließ ihre Bediensteten putzen, aber ansonsten war es niemandem gestattet, den Raum zu betreten. Sie wollte, dass Flora - wenn sie eines Tages nachhause kam - ihr Zimmer genauso auffinden würde, wie sie es verlassen hatte. In gewisser Weise war es das einzige, was Codren einen gewissen Halt in ihrem Leben gab, das einzige, womit sie sich motivieren konnte. Flora würde eines Tages nachhause kommen und ihr Zimmer wieder beziehen. Es war ganz egal wann sie kam, es würde stets für sie bereit sein.
      Die Beschwerden über winterliche Zustände blieben in diesem Winter - aus Ermangelung an bewohnten Höfen - aus. Viele Höfe waren leer stehend und alle Bauern, die geblieben waren, hatten sich entweder in eine größere Stadt zurückgezogen oder waren von Kaslis letztem Überfall noch so schockiert, um pingelig zu sein. Allerdings gab es trotz allem noch Berichte über geplünderte Kornspeicher.
      Dementsprechend konnte Codren sich etwas mehr auf die Planung des bevorstehenden Krieges konzentrieren, auch wenn das alleine schwierig war. Sie zog sich viel und lange mit Rehna in ihr Arbeitszimmer zurück und studierte mit ihr die Karte von Taranoke. Oftmals kam Vanya noch hinzu und manchmal erlaubte sie auch den Mehyvern Eintritt, auch wenn es ihr deutlich nicht behagte, den gefühlten Feind in ihrem Arbeitszimmer zu haben.
      Alle Planung war allerdings ohne alle ihre Verbündete sowieso nichtig, also bestand Codren nach kurzer Zeit auf einen Kriegsrat. Sie sollten - nein, sie mussten sich zusammensetzen und darüber sprechen, wie sie im Frühjahr vorgehen wollten, wenn der Schnee geschmolzen und der Pass wieder überquerbar geworden war. Aranis würde mit Sicherheit im Winter weitere Planungen in Gang setzen und würde sicherlich bald zuschlagen wollen. Bisher hatte sie nur ihre Schergen geschickt, hatte an verschiedenen Stellen getestet, wie groß die Gegenwehr sein würde und irgendwann musste sie zu einem Ergebnis kommen. Irgendwann würde sie versuchen, Dunkelheit über ganz Taranoke einbrechen zu lassen.
      Natürlich musste das Land dafür vorbereitet sein und es war sowieso längst überfällig, sich einmal in der Runde zusammenzusetzen. Codren bestand darauf, sämtliche Bündnispartner an einen Ort zu holen: Die Elfen, vertreten durch Vanya und Kal, Brerandt vertreten durch Herrolt, Lyxaxu vertreten durch Rehna, Vultjag vertreten durch Skor, Mehyve vertreten durch Zayna - Arana vertreten durch Igast. Vielleicht könnte man versuchen Camisse zu kontaktieren, den Eisenfürst Gormur, um ihn auch zu einem Zusammentreffen zu bewegen, allerdings war Camisse noch sehr mit dem Krieg beschäftigt und es war nicht sicher, ob eine solche Nachricht so nah zur Grenze des Feindes nicht durchsickern könnte. Die Gefahr war einfach zu groß, aber Codren beschloss, dass er gerne dazustoßen könne, sofern Anthein einen Kontakt aufbauen konnte. Sie schlug als Versammlungsort die Berge vor, oder eher gesagt der von Igast errichtete Tempel dort, denn dafür müsste Skor nicht bis zur anderen Seite reisen. In jedem Fall bestand sie darauf, dass das Treffen stattfinden musste.
    • Mehyve in den letzten fünf Wochen

      Prinzessin Zaina hatte ihre Ankündigungen in Taten umgesetzt, und für reichlich Ärger in Mehye gesorgt, um Aranis zu beschäftigen. Dabei hatte sie selbst auch Vorort Erfahrungen sammeln können, das Aranis sich in den Süden auf die südliche Insel vor Mehyves Küste zurückgezogen hatte. Ein altes Bauwerk wurde offenbar saniert und wieder wohnlich gestalltet. Ihre Göttlichkeit liebte es wohl noch finsterer zu residieren.
      Eine widerliche Hexen, eine Frau, die hierzulande schon den Namen Dachenelfe erhalten hatte - zumindestens in Kreisen derer, die nicht mit der Führung und dem Umgang mit dem Volk einverstanden waren. Sie war es auch gewesen, die bereits mehrfach versucht hatte, in Garlingen und bei Goldfield selbst, für größere Schäden zu sorgen. Der bereits größte Schaden war das Attentat auf einen Lichtpriester namens Igast Urick gewesen. Erwischt hatte es aber einen seiner Adepten, der Igast damit verteidigt hatte, sich im entscheidenem Moment für ihn auszugeben. Das kostete ihm das Leben, und der Mörder schaffte es sogar zu entkommen.
      Sicher wurde er wohlwollend im Palast empfangen und reich belohnt.
      Zaina selbst hatte Wiederstandszellen gefunden und ihnen Mut gemacht, jetzt nicht aufzugeben, und insgeheim weitere Mitstreiter zu rekrutieren. Diese sollten zuschlagen, sobald im Pass die große Schlacht stattfinden würde. Dann, wenn der Herz von Mehyve am gefährdesten ist. Eine Revolte im eigenem Land weit hinter den Grenzen könnte den entscheidenen Wendepunkt einleiten.
      Und um der Vertretung von Aranis zu zeigen, was hier auf sie lauerte, verursachte Zaina mit einigen Auserwählten mehrere Sabotage Angriffe. Waffenschmieden wurden überfallen, und wertvolles Eisenrot oder auch Eisenweiß gestohlen. Örtliche Schatzkammern geplündert, Versorgungsdepots abgefackelt, und der ein oder andere Adelsträger in seinem Haus bedrängt.
      Die Stimmen wurden lauter, für mehr Schutz und auch für Schadensersatz.
      Und noch schlimmer waren die Nachrichten, das mehrere errichtete Tempel von Aranis geschändet wurden. Einige wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt, andere verwandelten sich üpber Nacht in Sonnentempel von Arana, die wiederum dann von den Mehyvern selbst niedergebrannt wurden. Die Soldaten hatten überall alle Hände voll zu tun gehabt, die Bevölkerung im Zaum zu halten. Es gab hunderte Gefange, die zum Teil öffentlich hingerichtet wurden, was zu mehr Missgunst führte, aber häufig in Angst ertränkt wurde, oder sie landeten in Straflagern, gruben Erz aus Minenschächten oder kauerten in den dunkelsten Kerkern, die das Land aufzubringen vermochte, um sie mit Aranis Finsternis zu umarmen.
      Kasli hatte mehrere Berater hinrichten lassen, weil sie alle versagt hatten. Ihre Vorschläge brachten nur mehr Ärger, oder brachten gar nichts. Mehrere Hauptmänner wurden ebenfalls ausgetauscht, weil sie zu weich waren. Nachschübe an die Grenzgebiete wurden refuziert, um mehr Soldaten in den Städten und Dörfern zu haben.
      Beinahe zweimal wöchentlich wurden Boten nach Aranis geschickt, um die aktuelle Lage in Mehye schön zu reden, damit sich ihre göttliche Majestät nicht sorgte. Immerhin wusste sie bereits, das es Aufruhr im Land gab. Einmal schickte man Aranis eine Wagenladung Verräter, Bürger des Landes, ein Berater, ein Hauptmann, der ein oder andere Adelsmann, der es gewagt hatte, ihre Macht anzuzweifeln.
      Das Letztemal, als man von ihnen sah und hörte, wurden sie auf das Boot verfrachtet, was zur Insel hinübersetzte. Vermutlich starben sie grausam und abscheulich. Oder sie kriechen noch heute wie Maden und Gewürm vor Aranis Füßen um sie zu lecken, und voller Vorfreude ihre Tritte zu genießen.
      Erst als der Winter in seiner ganzen Härte Taranoke erreichte, und viele Orte in Weiß kleidete, hörte Zaina auf und zog sich wieder nach Garlingen zurück, wo sie sich dem Kriegsrat anschloss.


      Tempel von Arana
      Kriegsrat

      Igast war stolz darauf gewesen, das der Kriegsrat in seinem Tempel stattfinden sollte, unter der Obhut der Sonnengöttin Arana selbst. In den letzten Monaten hatte man schon ein paar der Gebäude errichtet, so auch schon ein erstes Tempelhaus, so das dort auch ein Rat abgehalten werden konnte. Igast hatte alles vorbereiten lassen. Ein großen Tisch aus edlem Raboneholz, von Schreinern aus Brerandt anfertigen und über die Händler liefern lassen.
      Passend dazu edle Stühle mit hellem Bezug. Der Tempel selbst war in hellem Marmor erbaut, trug viel Gold und Silber bei seinen Verzierungen, um die Erhabenheit und die Wärme der Göttin zu vermitteln. Wunderschöne Gemälde verzierten die Wände, Wandteppiche, Wertvolle Gegenstände an Wänden und auf Podesten stehend, zeugten von ihrem Reichtum.
      Vielleicht hatte Igast es auch ein wenig übertrieben, aber darüber wollte man jetzt nicht streiten.
      Die Gäste residierten natürlich in einem angemessenem Hause für Adelsleute, während die Soldaten, die sie zum Teil begleiteten, ihre Zeltlager errichteten, oder sich ein paar der Hausruinen als Unterschlupf wählten.
      Igast selbst war in edle weiße Gewänder gehüllt und empfing jeden Gast persönlich mit dem Segen Aranas. Selbst Skor hatte ihm wohlwollend zugenickt, selbst wenn Igast beim Anblick des großen Kriegers vor ihm ein wenig den Glauben verlor, die Begrüßung lebend zu überstehen. Das Attentat steckte wohl noch in seinen Knochen.
      Codren war eine der Ersten gewesen, die den Tempel erreicht hatte. Als Skor die Ratshalle betrat, blieb er kurz stehen, und legte die Rechte Faust auf sein Herz.
      "Kriegshand von Vultjag, es ist mir eine Ehre, erneut mit euch an einem Tisch zu sitzen. Mögen unsere Pläne Fruchtbar sein, und zugleich die der Feinde verderben lassen."
      Wein wurde ausgeschenkt. Rena hatte erlesene Sorten aus Lyxaxu mitgebracht. Aber auch jeder andere wollte wohl etwas aus seiner Heimat präsentieren. Skor hatte einen Korb voll Datteln mitgebracht. Er nannte es scherzhaft "Das Brot der Wüste". Jedoch konnte man dank seiner Maske nur vermuten, ob er dabei schelmisch grinste oder finster schaute, erwartete, das alle seine Speise lobten und ihn mit Dankbarkeit ehrten, überhaupt soetwas ungestraft verzehren zu dürfen.
      Grolf und Herrolt trafen sich noch vor dem Tempel, und marschierten hocherhobenen Hauptes, als wären sie die Wichtigsten Gäste überhaupt, in die Halle ein, und badeten förmlich in ihrer Wahnvorstellung, die ihnen den Streich spielte, in Lob und Gesang begrüßt zu werden.
      Grolf hatte ein paar Fässer Bier organisiert. Zwei wurden schon auf der Herreise geleert, drei blieben noch über. Er hoffte, das er zwei davon für die Rückreise nutzen könnte. Aber zu gutem Wein sagten die beiden auch nicht nein. Und die Datteln schmeckten süßlich. Eine prima Ergänzung zum bitteren Bier.
      Herrolt hatte sicher ein paar Flaschen Kräuterschnaps oder Dergleichen dabei, oder etwas anderes? Grolf fragte sich, ob sie überhaupt noch zu Planungen kämen, oder alle vom Alkohol besiegt wurden. Selbstverständlich würden er und Herrolt noch den letzten Tropfen genießen, während alle anderen unlängst aufgegeben hätten, und unter den TIschen schliefen.
      Vanya und Kal brachten dagegen leichte Kost, die hauptsächlich aus Beeren und Früchten des Waldes bestand. Leider hatte sich darunter auch ein winterlicher Beerenlikör gemogelt, der zur Begrüßung in winzigen Gläsern ausgeschenkt wurde, und einen feurigen Abgang verursachten. Vanya musste dabei kurz aufhusten, und verzog etwas ihr Gesicht.
      Vultjag selbst erhob das Wort, und sprach vom Feuer der Wüste. Vielleicht würden die Elfe ja gegen ein paar Körbe Datteln tauschen. Kal zog es in Erwägung, darüber nachzudenken.
      Und schließlich war da noch Zaina Mehyve, die mit freundlichem Lächeln die Halle betrat, und Codren begrüßte. Mit dabei waren auch Rulf und Avina Valgross, die sogleich auch das neu gegründete Haus Valgross vertraten, und die Armee für Zaina stellten. Beide waren aufgeregt, Rulf schien ganz verkrampft zu sein, selbst nach all den Wochen, die sie bereits in Goldfield mit hochrangigen Leuten zusammen waren.
      Zaina bedauerte es, was mit Flora geschehen war, und das sie alles dafür tun würde, damit sie wieder den Pfad des Lichtes einschreiten würde, und mit ihrer frechen Art Taranoke bereiste und die Adelsleute ärgern würde. Allerdings hob sie auch den Finger und mahnte, das Mehyve für sie an erster Stelle stehen würde. Sollte jeder Versuch misslingen, Flora zu bekehren, so würde Zaina nicht davor zurück schrecken, Flora beseitigen zu lassen.
      Und dennoch schienen hier alle harmonisch miteinander umzugehen. Vielleicht, weil alle nur ein Ziel hatten - ihr Land und ihr Haus vor der Finsternis zu schützen.
      Skor schien der Göttin Arana verfallen zu sein. Er würde nicht wollen, das Vultjag in Unehre gelegt der Finsternis verfallen würde. Mehyve hatte dafür schon zu viele Schäden verursacht. Sein Blick richtete sich dabei auf Zaina. Sie blieb gelassen, konterte damit, das es möglicherweise, wenn sie wieder auf dem Thron residieren würde, zu keinen weiteren Schäden mehr kommen müsste.
      Vanya sorgte schnell für Ablenkung, ehe hier doch noch Vorwürfe zu Streitigkeiten werden würden.
      "Grolf, erzählt uns etwas über die Lage in Camisse. Ich hörte Schlimmes. Stimmt es, das ganze Wagenladungen eures Volkes dem Eisenfürst zu Füßen gelegt werden?
      Grolf, der gerade einen großen Schluck Bier kippte, schluckte schwer, stellte polternd den Krug auf den Tisch und knurrte. "Aye. Ich hege keinen Groll gegen euch, Mylady Zaina, aber was Aranis dort angesetzt hat, macht die Sache fast unverzeihlich. Und noch unverzeihlicher ist es, das Flora mir entglitten war, als wir sie begleiteten. Wir waren zu ihrem Schutz damals ausgesandt, und haben kläglich versagt. Auch deshalb sitzen wir wohl heute hier. Der Eisenfürst setzt eine letzte Chance und sein ganzes Vertrauen in diesen Rat. Sollte es jedoch zu keinem brauchbaren Ergebnis kommen, wird Camisse sich wogl im Frühjahr ergeben, um weitere Opfer zu vermeiden. Ich selbst verabscheue das Vorgehen des Fürsten, aber er ist nun mal unser Oberhaupt. Alleine können wir jedenfalls nicht mehr gegen Mehyves Soldaten ankommen. Aber, wir werden alles erdenklichge tun, um unsere Freiheit in der großen Schlacht zu vertreten. Und wenn ich jeden Mehyver persönlich mit meinem Hammer in den Boden schlagen muss."
      Zu späterer Zeit würde Grolf noch seinen Plan vorschlagen. Immerhin hatte er sich auch Gedanken gemacht, wie er und Herrolt möglichst Heldenhaft auftreten, und zum alles entscheidendem Faktor werden könnten.
      "Arana wird jeden einzelnen gefallenen Camisser wohlwollend in ihre Arme schließen. Ihr Segen wird sie in den friedlichen Himmel an ihrer Seite führen. Ein schwacher Trost, aber ihre Seelen werden niemals der finsternis verfallen. Und ich Igast habe möglicherweise auch die Lösung des Problems. Meine Untersuchungen sind abgeschlossen.", warf Igast ein, und Vanya wurde hellhörig.
      "Ihr habt das Artefakt untersucht, und sein Geheimnis gelüftet?"
      Igast nickte.
      Skor wurde aufmerksam. "Welches Artefakt?"
      Avina und Rulf hatten davon schon Wind bekommen, aber Zaina noch nicht. Auch sie schien wissbegierig zu sein. Zunächst aber sollte Codren und die anderen auch noch zu Wort kommen. Jeder sollte außerdem seine Vorschläge äußern, und Angaben zur Armee machen, die er zur Verfügung stellen könnte.
      Und jeder ging inzwischen davon aus, das es Tage oder Wochen dauern könnte, bis sich alle einig wären. Vermutlich aber nur Tage. Ansonnsten müssten sie Nachschub über die Versorger ordern müssen.
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