[2er RPG] Taranoke's Vermächtnis

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    • Aranis

      Als Kasli eingetroffen war, konnte sie ohne weiteres Bedenken nahe an Aranis herantreten, sie hätte sogar den Kopf in ihren Schoß legen können, ohne Strafen zu erwarten.
      Aranis erszählte schließlich von ihrem Plan, die Goldene Mitte zu geißeln. Kasli war natürlich begeistert, auch ihre Adepten in einer richtigen Übung zu schulen, statt nur in Büchern, oder an einigen Gefangenen.
      "Es ist mir einerlei, wen und was ihr auf dem Weg trefft, und wie ihr mit jenem umzugehen pflegt. Doch eure Prioritäten liegen darin, Weizen für uns günstig zu ersteigern. Wer jedoch den Preis ablehnt, Einhunderstel von dem, was ein Sack Getreide kostet, wird alles verlieren. Zünde einen Großteil aller Felder an, und brenne auch die Kornspeicher nieder. Ich sage dir noch, wo du den größten Anteil finden wirst. Begebe dich nach Greenhill, zu den südlichen Höfen. Dort lagern die Vorräte für den Winter, um Garlingen zu ernähren. Die Speicher dürften von der ersten Ernte halb gefüllt sein. Vernichten wir es, so wird die andere Ernte zum Großteil als Ersatzlagerung gespeichert, und wird kaum zu Geld gemacht werden können. Und jene Felder, die noch frisch erblüht sind, werden zur schwarzen Asche der Finsternis verkommen. HA HA HA!"
      Sie scheuchte Kasli fort, verbot ihr aber, sich an Codren zu vergreifen. Wer auch immer das Sagen gerade hatte, sollte mit ansehen, wie alles verkam. Zumindest jene Felder, die auf dem Weg der Botin Kasli lagen. Ein offizielles Gesuch, mit Goldfield persönlich zu handeln, sollte sie bei Grenzposten problemlos hindurchreisen lassen. Alles war besser, als sich den Zorn Mehyves einzuhandeln. Das durften nur die Oberhäupte entscheiden. Und war Kasli erst im Land, so konnte sie auf ihrem Rückweg wüten. Ehe Boten die äußeren Bereiche darüber informieren könnte, wäre Kasli selbst schon wieder raus aus dem Land. Mit, oder ohne Waren.
      Außerdem bot Aranis zugleich mit dem Gesuch und der Preisangebot auch die Aussicht, Garlingen vorerst in Ruhe zu lassen. Aber nur, wenn sie ihre Ware an Mehyve übergaben. 100 Säcke zum Preis von einem.

      Aranis zog sich in ihre Gemächer zurück, als Kasli fort war. Sie öffnete ein Fenster, und spähte hinaus. Sie erblickte einen Teil der Wälder vor den Mauern des Palstes, und einen Teil der Stadt Mehyven, die sich daneben vor den Mauern erstreckte.
      Sie vernahm ein Flattern, und dann ein piepen. Ein Vogel hatte es gewagt, nahe ihres Fensters auf einem Mauerstein zu landen. Sie kniff die Augen zusammen und dann fauchte sie, griff nach vorn wie eine Katze auf der Jagd, und verscheuchte diese Kreatur des Friedens.
      "Verbrenne unter meinen Zorn, elendes Wesen! VERSCHWINDE!", fauchte sie noch hinterher.
      Sie zog den Fensterladen kraftvoll zu, und sperrte einen Großteil des Tageslichtes aus. So war es gleich viel angenehmer. Glutschalen und Leuchtkristalle oder Öllampen spendeten genug Licht.
      "Es wird Zeit, alles vorzubereiten.", sprach sie zu sich selbst, und nahm an ihrem Schreibtisch Platz, um ein Schriftstück zu verfassen.


      Avina Valgross

      Rulf erklärte mal wieder die Welt, um ihr auch andere Ansichten der Dinge beizubringen, und das nervte. Für sie waren das nur ausreden. Manch Adel war einfach nur zu faul oder zu fein, sich zu bewegen. Wie sollte denn jemand mit Achtung ein Haus führen, der nicht mal kämpfen konnte? Welches Bild vertrat eine solche Person für sein Haus? Sie stelle sich einen jämmerlicher Kümmerling vor, noch dürrer als Rulf, der aber zugegebenermaße in letzter Zeit sicher ein paar Kilo zugenommen hatte, der nur winselte und andere die Drecksarbeit erledigen ließ.
      Avina meinte, das Rulfs Gewicht ihr schon etwas Wiederstand zufügte, aber auch sie wurde kräftiger. Und er trainierte auch und schien sich wohl in wenigen Wocher nicht mehr über die Schulter werfen zu lassen. Sollte das geschehen, würde sie ihn sicher mit anderen Augen sehen. Noch war er für sie nur Mittel und Zweck für die Hausvereinigung.
      Der Übungskampf endete tatsächlich mit Unendschieden, da er häufig ihre schwache Seite angriff. Am Ende hatten beide ihre Waffen verloren und saßen Rücken an Rücken auf dem Felsboden der Höhle. Ihr Atem hallte von den nahen Wänden wieder.
      "Mir reicht es. Ich muss hier raus. Ich will mit eigenen Augen sehen, was draußen vor sich geht. Morgen schicken wir Späher los, die Mehyves Grenzen sondieren sollen. Und ich will wenigstens bis zum Fluss reiten, und in ihm baden."
      Sie sah zur Decke der Höhle, die kaum Licht aufnahm, die von den Kerzen, Öllampen und Glutschalen zumindestens ausreichend Licht boten, um niergendwo gegenzustoßen, und den Boden zu sehen.
      "Und du kommst gefälligst mit. Sonst lernst du nie schwimmen!", stichelte sie ihrem Mann zu, und rammte ihm dabei kräftig den Ellenbogen in die Rippen.
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    • Valgross

      Rulf wandte sich seiner Frau halb zu und erntete dafür einen hinterhältigen Ellbogenstoß, der ihm mächtig in den Rippen schmerzte. Er ächzte und rieb sich die Stelle.
      "Au! Ich will ja mitkommen. Lass mich nur meine Großmutter fragen."

      Aria Valgross war selbstverständlich kein Befürworter einer solchen Aktion, bei dem die beiden Erben des Hauses ihr Leben aufs Spiel setzten, aber in ihrer Argumentation ging es weniger um die Tatsache, dass sie die Höhlen verließen, und mehr darum, dass Rulf gefälligst etwas sinnvolles tun sollte. Sein Training hatte in den letzten Wochen Fortschritte gemacht, zumindest konnte er schon Schläge parrieren ohne das Gleichgewicht zu verlieren, aber eben genau deshalb sollte er sich weiter ranhalten, anstatt seine Zeit mit Rumgeplenkel zu vergeuden.
      Aber Rulf hatte in den vergangenen Wochen auch nicht nur seine Kampftechnik verbessert und Fortschritte in Politik gemacht, er hatte durch Avina an Selbstvertrauen gewonnen, das ihm sonst womöglich durch die Lasten, die er tragen musste, verwehrt gewesen wäre. In diesem Zug hatte er auch gelernt, wie er seine Großmutter manipulieren konnte und nachdem sie einen sehr großen Respekt vor Avina hatte, warf er ihr vor, selbst daran Schuld zu sein, falls sich seine Frau dazu entscheiden würde, dass jemand anderes, der sie auf ihren Abenteuern begleitete, besser geeignet wäre.
      Also ritt Rulf gemeinsam mit Avina und einer Eskorte von fünf Soldaten zum Fluss aus.

      Die Späher berichteten von der Grenze nichts außergewöhnliches. Mit der Invasion in Camisse und gleichzeitig in Vultjag war die Grenze eher rege besetzt, wohl mehr dazu gedacht die Außenwelt abzuschrecken anstatt tatsächlich Mehyve zu verteidigen und so hatten sie auch wenig zu befürchten. Alle guten Soldaten waren entweder auf der Burg Anvil, mit Vermell unterwegs oder direkt bei Aranis.
      So schlugen sie ihr Lager am Fluss auf und Rulf folgte Avina angeregt ins Wasser. Wären die Soldaten nicht dabei gewesen, hätte er sicherlich den Mut gefunden sich über sie herzumachen, aber so ließ er sich doch eher schüchtern von ihr dazu anleiten, wie er im tiefen Wasser seine Arme und Beine zu bewegen hatte. Das war schwieriger, als es aussehen mochte. Wer musste denn vor allem schwimmen, wenn es Schiffe gab? Aber für Avina hätte er alles getan.

      Ein Radau in der Umgebung erfasste die Aufmerksamkeit beider, als einer der Soldaten nach Vorsicht rief. In der Ferne, hinter der Biegung des Flusses, waren etwa ein Dutzend Gestalten aufgetaucht, die sich ihnen näherten und dabei recht hektisch wirkten. Die Soldaten formierten sich und riefen ihnen entgegen, woraufhin sie sie erst zu sehen schienen und stehenbleiben. Nach kurzer Unterredung zogen sie ihre Waffen und näherten sich.
      Doch sie griffen nicht an. Sie blieben auf Entfernung stehen und schickten einen einzelnen Mann voran, der groß und kräftig gebaut war, stolz wirkte und von allen am meisten Eindruck machte. Er war verschwitzt und trug eine zerfetzte, blutige Uniform, auf der das Wappen von Servic noch halb zu sehen war.
      "Servic?", rief ihm einer der Soldaten entgegen und das schien den Mann misstrauisch zu machen. Er erhob das Schwert gegen sie, griff allerdings nicht an.
      "Wer fragt? Wer seid ihr?"
      Die Soldaten warfen sich gegenseitig Blicke zu und wandten sich schließlich halb zu Avina um, wie um ihren Befehl zu erhalten. So weit kam es allerdings doch nicht, als hinter der Biegung weitere Gestalten auftauchten.
      Der General von Servic drehte sich zu ihnen um und stieß einen Fluch aus. Seine Männer schlossen schnell zu ihm auf und zogen dabei Anthein mit sich, der Hausherr ging in gekrümmter Haltung und musste zu jeder Zeit von jemandem gestützt werden.
      Der General drehte sich wieder zu den Soldaten von Valgross um.
      "Kämpft mit uns oder sterbt. Wir sind nicht hier für einen Kampf, aber wir werden nicht davor zögern, wenn ihr euch uns in den Weg stellt."
    • Avina Valgross

      Eines musste sie Rulf lassen, das er ein guter Manipulator sein. Zumindestens bei der Alten, die sich ach zu sehr um den Nachwuchs sorgte, als wären sie aus Kristall und würden bei kleinsten Berührungen zerspringen. Es ging doch nur um das Schwimmen im Fluss.
      Der Winter war längst vorbei. Häufig floss Wasser aus den Bergen seitlich aus mehreren Zuflüssen in den Hauptfluss, aber nur, wenn nach dem Winter die große Schneeschmelze begann. Und diese hielt auch nur etwa ein bis zwei Monate an. Man sah noch Spuren des Wasserverlaufes an einigen Stellen. Bald würde die Natur sie wieder überwuchern, bis zum nächsten Winter.
      Und hier an einer der ruhigeren Flussstellen waren sie ins Wasser gegangen und plantschten mehr, als sie schwammen. Es war flach genug, das Rulf noch mit dem Kopf über Wasser stehen konnte, aber auch unter ihrer Anweisung mit sen Armen und Beinen Schwimmen erlernen konnte.
      Sie begann damit, ihn aufrecht strampeln zu lassen, und mit den Armen zu treiben oder zu lenken. Wenn er etwas vertrauter damit wäre, sollte er sich weiter vorkippen und das Strampeln zum Froschbeispreizen umwandeln. Sie hatten eine Weile Höhlenspringer, kleine Frösche, in den Wasserlöchern der Höhlen beobachtet. Aber Rulf stellte sich doch noch sehr ungeschickt an.
      "Du Idiot, wenn dein Schiff untergeht, ist Schwimmen oft die letzte Rettung. Was machst du, wenn du mitten auf einem Fluss absäufst,hää? Darauf hoffen, das ein Fisch so gnädig ist, und dich an Land trägt? HAHA hahaha.."
      Das machte Rulf schon etwas wütend, und sie wusste das. Aber es stachelte ihn auch an. Vermutlich brauchte er noch einige Schubser in die richtige Richtung.
      Aber dann wurde die Ruhe gestört, als die Wache plötzlich um Ruhe baten und sich einer Gefahrenquelle näherten. Avina winkte Rulf mit aus dem Wasser, und zog sich schnell an, während die Wachen vorab schon mal abklärten, was dort vor sich ging.
      Servic höchstpersönlich schien aus einer misslichen Lage befreit worden zu sein, und stand jetzt den fünf Soldaten gegenüber, die ihn wohl erkannten. Aber Servic schien unsicher, wen er vor sich hatte. Waren es Späher von Aranis oder wussten sie gar noch nichts von seinem Strafurteil, das er eigentlich ausführen müsste. Nun war er aber von seinen treuen Offizieren und Soldaten befreit worden. Er würde nie mehr den Ort erreichen, an dem er schändlich von seinen Taten singend berichten sollte.
      Die Wachen wussten zunächst nicht, was sie antworten sollten. Das Haus Valgross durfte noch nich offenbart werden, und wenn man nach ihnen suchte ....? Aber Servic wirkte nicht wie ein Offizier oder Hausherr, der hervoragend glänzte. Er wirkte eher wie gerade so dem Teufel entkommen. Stand es um Mehyve etwa schlechter als man hörte? Gab es große Verluste, Niederlagen und Demütigungen durch Camisse oder Vultjag, vielleicht gar von beiden Seiten?
      Plötzlich brüllte Avina, die gerade einen Hügel überquerte, ihnen etwas zu. "VORSICHT, DAS SIND SCHERGEN VERMELLS, ODER GAR ARANIS! SCHLAG SIE ZURÜCK!"
      Die Soldaten standen nun zwischen zwei Entscheidungen, da auch Servic offenbar mit den weiteren Reitern nicht im Einklang stand, und auch Avina, die bereits mit ihrem Schwert zu den Wachen lief, nun auch noch in einer Zwickmühle saß. Man bot an, zusammen zu kämpfen, oder zu sterben.
      Verflucht. Es war wohl töricht gewesen, nur mit einer handvoll Soldaten auszurücken, um nicht aufzufallen.
      Ein Soldat rief noch, das sie mit Aranis und Vermell nicht länger was zu tun hätten. Die Reiter dort aber schon.
      Avina knurrte Servic an. "Ich hoffe, das ihr mich nicht angelogen habt. Sonst hol ich mir euren Kopf."
      Servic kannte Avina nicht, da Awara ihre Familie häufuiig bedeckt hielte, da sie im Süden aktiv waren, wo es viele schwere Kämpfe gegeben hatte.
      Außerdem trug sie auf der Augenklappe das neue Hauswappen, das zum Teil aber noch von ihren Haaren versteckt wurde. Sie könnte als kleineres Haus durchgehen. Davon gab es sehr viele in Mehve, die alle daruf spekulierten, einestages auch einen höheren Stand zu erreichen, bekannt und berühmt zu sein.
      Aber wieso traf man hier in der Wildnis eine so kleine Truppe an? Außer .... ja, von Valgresia und Goss war schon lange nichts mehr zu hören gewesen. Goss wurde aufgelöst, war es nicht so? Aber Valgresia hatte sich aus dem Staub gemacht. Das hier waren sicher Anhänger des Hauses, Nebenfamilien, die sich treu ihrem Haus anschlossen und Mehyve verließen.
      Es wäre wohl besser, gemeinsam zu kämpfen und die Verfolger beiseite zu schaffen. Später könnte man gewisse Dinge klären.
      Immerhin mussten sie in der Nähe sein, und das bedeutete auch, das Servic einen Unterschlupf hätte.

      Avina hatte Rulf gebeten, im Hintergrund zu bleiben und zu fliehen, sollte es nötig sein. Er war wichtig, um das neue Haus zu führen, und sie notfalls zu rächen.
      Dann stürmte Avina mit ihrer Klinge los, brüllte und lockte einen der Reiter zu sich. Dieser hieb mit einem Speer nach ihr.
      "Nieder mit dir, dummes Gör ...", polterte er durch sein Visier. Avina spuckte aus und knurrte. "Wer ist hierdumm, du Munk..."
      Ihre Klinge war auch zum größten Teil aus Eisenrot, und damit einiges stabiler und gefährlicher als die Waffen und Rüstungen der Reiter. Sie wich gekonnt aus, und schlug sogleich hart auf den Speer, dessen Spitze abgetrennt wurde. Wütend warf der Reiter den Rest fort, zog sein Schwert und sprang vom Pferd. Er brauchte es noch um zurück zu reiten, riskierte nicht, das sie das Pferd schlug.
      Das hatte sie ohnehin nicht vor, denn sie könnten das Reittier selber gebrauchen.
      "Nehmt ihnrn die Pferde ab - lasst keinen entkommen ...", ordnete sie ihren fünf Soldaten an. Die wurden sogleich auch in Kämpfe verwickelt. Einer starb recht schnell durch einen Speerstich in den Hals. Avina rächte ihn, in dem sie dem anderen den Arm abschlug und ihn dann ins Herz stach. Ihre große Klinge ließ abr vom Brustkorb des Soldaten auch nicht viel übrig.
      Auch wenn es im Grunde Landsleute waren, so waren sie doch auch Feind. Entkäme auch nur einer, dann würde es hier bald von Spürhunden nur so wimmeln.
      Unsanft wurde sie umgetreten, und landete im Dreck, den ihre feuchten Klamotten nur zu gern aufsog. Der Soldat aber blieb danach etwas erstaund stehen, als er ihre Brüste sah, und die Kirschen, die sich hinterm Stoff abzeichneten und versuchten, diese zu durchbohren. Für Unterwäsche war eben keine Zeit gewesen, und zum abtrocknen auch nicht.
      "WOhhhhhh...", kam es von ihm, der sowas wohl auch nicht oft gesehen hatte, und selber noch jung wirkte. Der Gedanke, sie gefangen zu nehmen, endete grausam.
      Sie murmelte was, sprang wieder auf und hechtete vor, solange er abgelenkt war und in seinen Träumen steckte. Ihre Klinge schnitt sich von unten in seinen Leib. Das laute Aufschreien - "AAIIIIEEEEEE..." - das im Husten versank, ließ den geschundenen Körper zu Boden fallen, als sie die Klinge elegant mit Schnittbewegung zurück und nach oben zog, einer Blutfontäne folgent, sich wegdrehte und auf das Platschen hörte, das noch kurz wimmerte, ehe es erstarb.
      Noch einer weg. Wieviele waren es noch? Und Rulf? War er geflohen, oder hatte er sich verkrochen? Wehe, er wäre noch hier, dann würde sie ihm eine scheuern, aber so richtig.
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    • Valgross und Servic

      Die Anwesenden entschlossen sich kurzerhand sich dem gemeinsamen Feind auch gemeinsam entgegenzustellen. Dabei herrschte aber noch lang kein Bündnis zwischen ihnen; Servic' General drückte seinen Missmut über die Lage aus, indem er sein Schwert nicht nur gegen das andere Haus richtete, sondern sich seitwärts zu ihnen bewegte und damit auch den Reitern das Schwert entgegen hielt. Seine Miene war durch und durch finster und er wirkte trotz seiner zerfetzten Uniform entschlossen genug, sich jedem entgegen zu stellen, der in seine Reichweite kam.
      Seine Soldaten formierten sich neben ihm und kurz nachdem die junge Frau den Angriff ausrief, formierten sich auch die übrigen Soldaten mit ihnen. Anthein wurde hinter die Linie eskortiert, wo sich auch Rulf kauerte, der von dem Angriff gänzlich überrascht war. Er hätte sich nur allzu gern auf der Seite seiner Frau in den Kampf gestürzt, aber die fremden Soldaten in Begleitung der feindlichen Mehyver waren ihm doch eine Nummer zu groß. Die beiden Männer sahen sich kurz an, Rulf in dem Versuch nicht verängstigt zu wirken und Anthein voller Misstrauen. Der ältere Hausherr war sehr wortkarg, war von Erschöpfung gezeichnet und hatte einen trüben Blick. Er lief gebeugt, als wäre sein Körper nicht stark genug, die Last einer unsichtbaren Bürde zu tragen.
      Die beiden versteckten sich Seite an Seite hinter den Linien, während die beiden Truppen aufeinander prallten. Die Soldaten von Servic kämpften mit der Entschlossenheit eines in die Enge getrieben Tieres, das keinen anderen Ausweg mehr hatte als nach vorne. Einer von ihnen bekam einen Speer in die Schulter, riss in einem Brüllen seinen Körper herum, entriss die Waffe so seinem Gegner und warf sich ihm entgegen, bevor er seine nächste Waffe ziehen konnte. Er starb unter den Hufen des Pferdes, aber er hatte sich mit einer solchen Rage hinein geworfen, dass es ihm noch möglich gewesen war, dem Pferd den Bauch aufzuschlitzen. Der Mehyver fiel mit einem Schrei von seinem Tier und wurde kurz darauf vom General aufgespießt.
      Der General behielt noch immer beide Seiten im Auge, aber für den Moment konzentrierte er sich mehr auf die Angreifer. Die junge Frau hatte bereits recht deutlich gemacht, dass auch sie gegen die Schergen von Aranis ankämpfen würden und so blieb zu hoffen, dass sie zumindest für den Moment auf der selben Seite standen. Er drehte sich in ihre Richtung, als sie von einem Soldaten zu Boden gestoßen wurde und schätzte für einen Moment ab, ob er ihr zur Hilfe kommen konnte. Das wäre ein gänzlich riskantes Manöver, das ihm den Rücken ungeschützt lassen würde, aber wenn er damit abwenden konnte, dass sich diese Truppe doch gegen sie stellen würde, würde er es riskieren.

      Entscheiden musste er sich dann doch nicht, als sie sich selbst aus ihrer Lage befreite. Er konnte wohl auf ihre Fähigkeiten vertrauen - auch wenn ihre Rüstung mehr als dürftig war. Zumindest konnte sie das als gutes Ablenkungsmanöver einsetzen.
      Sieben weitere Soldaten versuchten gegen sie anzukommen und obwohl sie zahlenmäßig weitaus unterlegen waren, schienen die Pferde ihnen doch noch ein Weg zum Sieg zu sein. Ein weiterer von Servic' Männern wurde niedergetrampelt und der General nahm seinen Platz ein, um ihnen keine Lücke in der Linie zu bieten. Er war erschöpft, das waren sie schließlich alle, aber entweder sie würden hier siegen oder sie würden sterben, einen anderen Ausweg gab es nicht.
      Mit diesem Wissen im Unterbewusstsein warf er sich dem nächsten Reiter entgegen, bekam einen Tritt in den Brustkorb ab, ignorierte den Schmerz und hackte dem Reiter stattdessen das Bein ab. Dann wirbelte er gleich zum nächsten herum, drehte sich an der Flanke des Tieres entlang, steckte einen Stich in den Schwertarm weg und riss den Reiter herunter. Zwei weitere Handgriffe, ein Block des Aufwärtshiebes und er rammte ihm sein Schwert durch den Hals. Das Tier wieherte panisch, trat nach ihm, verfehlte ihn aber und lief dann von ihm weg.
      Der Rest der verbliebenen Reiter erkannten nun ihre Niederlage und versuchten zu fliehen, aber die Soldaten beider Häuser schlossen sich schnell zu einem Kreis zusammen und nachdem sie sich ein letztes Gefecht mit den Feinden geliefert hatten, war auch der letzte endlich tot.
      Der General atmete schwer und sah sich nach Servic um. Er war bei einem anderen Jungen, der nicht älter als ein Kind zu sein schien, und war wohlauf. Seine Soldaten umringten ihn sofort und der Junge huschte zu der jungen Frau hinüber.

      Rulf stellte sich zu Avina, um so zu tun, als hätte er auch etwas sinnvolles vollbracht, aber seine Seriösität wurde von Avina untergraben, deren Anblick ihn völlig in den Bann zog. Er starrte mit offenem Mund an ihr hinab und vergaß dabei völlig die Anwesenheit der Servic.
      Der General trat wieder vor. Er hatte es sich schon angewöhnt für Anthein zu sprechen, der noch immer nicht verarbeitet hatte, dass er binnen weniger Tage von einem einflussreichen mehyv'schen Hausherren zu einem Ausgestoßenem geworden war. Er starrte nur, während sein General sprach.
      "Ich danke für die Unterstützung. Habe ich es richtig verstanden, dass auch ihr gegen Aranis' Truppen vorgeht? Zu welchem Haus gehört ihr? Vielleicht können wir einen Handel eingehen."
      Er sprach hauptsächlich zu der jungen Frau, die wohl eine wichtige Persönlichkeit darstellen musste. Ihr Anblick wirkte nicht annähernd so betörend auf ihn wie auf den Jungen neben ihr, der gar nichts anderes mehr zu sehen schien.
    • Valgross

      Der Kampf ging zuende, und die beiden Gruppen hatten den Sieg für sich entschieden, und reichlich Beute gemacht. Pferd und Ausrüstung würde man den Toten abnehmen, und ihre Leiber der Natur spenden. Was jedoch für Avina erstmal wichtiger war, war die Tatsache, das sie hier wohl die Möglichkeit bekamen, ihre Kräfte zu verstärken. Zwei unterschiedliche Häuser, beide vor Aranis Leuten geflüchtet, wären ideale Partner, um sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
      Zunächst aber, schaute sie grimmig drein und ballte eine Faust, die sich Sekunden später zu einer flachen Hand formten.
      "Hhhhhmmmmmmpf, Rulf ... WO...STARRST...DU...HIIIIIN?" **PATSCH**
      Die Schelle hatte gesessen, und selbst den General überrascht zucken lassen, bei dem Schauspiel, das sich ihm dar bot.
      "Außrdem hatte ich dir doch gesagt, das du verschwinden sollst? Deine Kampfkünste sind lächerlich. Du Dummkopf!"
      Allerdings starrte Rulf jetzt nur sprachlos mit geröteter Wange auf Avina, und schien sich eher zu schämen, oder war er einfach nur baff?
      Dann räusperte sie sich, und versuchte wieder, wie ein Hausoberhaupt zu wirken, was ihr nur Sekunden später wieder misslang, da sie plötzlich ihre Oberweise mit ihren Armen und Händen verdeckte.
      "Rulf, jetzt hol mir ein Tuch zum abtrocken. Soll ich mich hier erkälten?" Sie scheuchte ihren Mann fort, was schon ein wenig Gelächter erklingen ließ. Zudem schien es die allgemeine Situation etwas zu entspannen.
      Avina entschied, hier reinen Tisch zu machen. Vermutlich erinnerte man sich eh an Valgresia und Goss. Wer sollte sie auch so schnell vergessen?
      "Ich bin eine Verwandte von Awara Goss, die einst Haus Goss führte. Rulf ist ein Erbe von Valgresia. Da unsere beiden Häuser in letzter Zeit stark kooperierten, stand auch das Überleben des Hauses durch die Nachfolge der Hausführung an. Wir verbanden beide Häuser durch unseren Ehebund und gründeten sogleich ein neues Haus aus beiden. Ich bin Avina die Anführerin von Haus Valgross, und ich werde Aranis aus Mehyve verscheuchen, das habe ich geschworen. Und ihr wart noch mal ...?"

      Nach kurzer Vorstellung Seitens Servic, bot Avina an, das sie alle zu den Höhlen gehen würden, wo sich Valgross versteckt hielt. Das allerdings hatte natürlich die Alte Aria auf den Plan gerufen, die natürlich lautstark Beschwerden verlauten ließ, und wie naiv Avina und Rulf doch gewesen sind, einen möglichen Feind genau zu den Höhlen zu bringen. Was, wenn das alles nur gestellt gewesen war, und Aranis jetzt wüsste, wo sie steckten? Oder Vermell? Sicher vermisste man Valgresia schon.
      Aber letztenendes war es wohl auch eine glückliche Fügung des Schicksals, ein weiteres Haus für ihre Sache zu gewinnen. Dazu Haus Servic. Das bot reichlich Vorteile, und brachte sicher auch ebenso viele Nachteile für Aranis, der jetzt ein gutes, lang beständiges Informationsnetzwerk abhanden gekommen war.
      Servic würde sicher bald mit Informationen um sich werfen. Außerdem konnte er mit aktuellem Wissen zu Mehyve beisteuern.
      Und so kam es das noch am selben Abend, die Oberhäupßer und die höchsten Offiziere und Berater beider Seiten an einem großen Holztisch in einer der größeren Höhlenkammern saßen, und mit etwas Speis und Trunk ihr Wissen austauschten. Selbst Servic hatte man wieder etwas aufpoliert, auch wenn er wohl noch eine Weile seinen krummen Rücken präsentieren würde. Ein Heiler meinte, das man ihn schnell zurecht biegen könnte. In ein paar Tagen würde er wieder aufrecht stehen und vor freude Luftsprünge machen.
      "Und das hatte Aranis ihm angetan? Das ist ja wiederlich und grausam zugleich. Ein Grund mehr, ihr mein Schwert quer über den Schädel zu ziehen.", fauchte Avina, die sich anhören durfte, warum Anthein so zugerichtet aussah.
      Die Grausam keit dieser Herrscherin, die sich selbst als Göttin ansah und verehren ließ, übertraf alle Vorstellungen. Ehre und Anstand waren ihr ein Fremdwort. Eine Herrschaft unter harten Strafen, öffentlich Vorführungen und Angst und Schrecken waren wohl wichtige Elemente, das der Rest ihr nachkroch wie schleimige Maden frischem Speck.
      Und die fettesten Maden die am meisten davon umsetzten, durften sogar abbeißen.
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    • Codren

      Die Hausherrin von Goldfield trat unter den Baldachin, der die kleine Terrasse auf der Galerie der Arena beschattete und neigte ihren Kopf vor dem Schlachtenfürst.
      "Vultjag."
      Die gut gekleidete Frau, die sie auf ihren Wunsch hin hergebracht hatte - sie hatte den ganzen Weg über sehr deutlich gemacht, dass es respektlos war, den Schlachtenfürst ohne Einladung einfach so aufzusuchen und dass sie ihm deutlich machen würde, dass Codren eigens wünschte seine Ruhe zu stören - zog sich unter einer Verneigung zurück und warf Codren dabei finstere Blicke zu. Diese starrte ebenso finster zurück. Es gab einmal eine Zeit, in der sie von der Arena und von Vultjag eingeschüchtert wäre, aber sie war nicht hier um Höflichkeiten auszutauschen und auch nicht, um sich bei irgendwem einzuschleimen. Sie war hier um zu kämpfen, auf die eine oder andere Art.
      Vultjag saß auf einem thronähnlichem Sessel, der zwar hoch gebaut war, wegen seiner massigen Gestalt allerdings trotzdem klein wirkte. Er wurde dem Titel des Schlachtenfürsts allein durch sein Äußeres gerecht und dabei setzten seine Taten nochmal eins drauf. Der Schlachtenfürst war ein gefährlicher Mann, den man keine Grenze überschreiten lassen sollte - aber Aranis war gefährlicher.
      Codren stellte sich vor ihm auf, zog den Vertrag aus ihrem Gürtel heraus und rollte ihn auf dem Tisch vor Vultjag aus. Die Zeile mit ihrer Unterschrift war noch unbefüllt.
      "Lasst uns reden."
      Vultjag hatte drei Gäste, die ihr ärgerliche Blicke zuwarfen, aber sie sagten nichts, als Codren sich auf den Platz neben ihn setzte und einen Blick in die Grube warf. Sie hatte von den Elfen schon erfahren, was für Spielchen Vultjag dort betrieb und sie hätte gelogen, wenn sie behauptet hätte, dass ihr Plan sie nicht selbst nervös machte. Wenn sie hier scheiterte, wäre das Haus Goldfield verloren, aber das war schließlich eine Last, die sie schon seit Monaten mit sich herumtrug.
      "Ich bin hier um das zu unterschreiben, was Ihr meinen Abgesandten aufgedrückt habt. Ihr erinnert euch an den Vertrag? An das Bündnis mit Goldfield und den Elfen? Ich hätte darauf gewettet, dass ein so großes Land wie Ihr keinen Nutzen aus Bauern und Waldläufern ziehen kann. Aber man kann sich in den Menschen irren, nicht wahr? Manchmal überschätzt man die eigene Stärke und muss zurückrudern - und manchmal unterschätzt man die seines Gegenübers."
      Ihre Augen blitzten auf, als sie ihn fixierte, und sie scheuchte einen Diener weg, der sich versucht hatte ihnen zu nähern.
      "Ihr wisst um meine Lage und Ihr wisst mit Sicherheit auch, dass sich der Westen von Taranoke bereits mit mir verbündet hat. Es wird zum landesweiten Krieg kommen, einen anderen Ausweg gibt es gar nicht, und der gleichen Meinung seid Ihr sicherlich auch. Ich verstehe es so, dass Ihr Euch absichern wollt, wenn der Krieg erst ausgebrochen ist. Ihr wollt Eure eigenen Verbündeten haben und Ihr wollt, dass dieses Bündnis auf einem Vertrag beruht, den die Gegenseite nicht brechen möchte. Sagt mir nicht, ob ich richtig liege - jedes Reich hat seine Vorgehensweise und ich bin nicht hier um Staatsgeheimnisse auszutauschen. Ich bin hier um zu unterschreiben."
      Sie tippte auf den Vertrag.
      "Aber wir werden eine Klausel hinzufügen. Solange Aranis lebt, werdet Ihr kein militärisches Bündnis mit ihr eingehen. Ihr könnt mit ihr handeln oder sie zum Essen einladen, was auch immer Euch in den Sinn kommt, aber wenn der Krieg erst ausgebrochen ist, werdet Ihr entweder auf der Seite des Westens kämpfen oder gar nicht. Ich kann Lyxaxu dazu überreden, Truppen in Vultjag zu stationieren, wenn es zur Invasion kommt und ich kann Euch über die Berge mit Vorräten beliefern, ohne dass Mehyve etwas davon mitbekommt. Ich werde Seite an Seite mit Euch kämpfen, wenn es soweit kommt, aber im Gegenzug werdet Ihr mir hiermit das Versprechen abliefern, dass Ihr im Krieg nicht gemeinsam mit Aranis kämpft. Das ist meine einzige Bedingung für ein erstes, nie dagewesenes Bündnis zwischen Goldfield und Vultjag. Auf das Gold um uns herum, das uns beide verbindet, wenn Ihr so wollt."
      Sie lehnte sich zurück und wartete ab. Womöglich konnte Vultjag sich schon dazu überreden lassen, ansonsten würde sie ihm immer noch ein Spiel in seiner Arena vorschlagen. Sie hatte eigentlich kein besonderes Bedürfnis danach, sich ein zweites Mal in ihrem Leben in der Grube behaupten zu müssen, aber sie hatte in letzter Zeit viele Bedürfnisse hintenan gestellt, sodass es keinen großen Unterschied mehr machte.


      Kasli

      Die Truppe aus Magiern hinterließ ausgebrannte Leichen, als sie zwischen den Weizenfeldern voranschritten. Beim Grenzübergang zu Goldfield hatten sich ihnen erst Elfen in den Weg gestellt, die mit ihren eigenen Zaubern doch tatsächlich eine Handvoll von Kaslis Adepten vernichtet hatten, aber dann hatte sie Aranis' Zorn über sie gebracht und sie damit zur Rache ausgelöscht. Nun warfen sich ihnen Wachsoldaten in den Weg, aber ihre Schwerter waren nicht schnell genug, um Kasli zu erreichen, bevor ihr Feuer sie vernichtete. Es waren erbärmlich wenige Soldaten und der Rest zog sich bereits zum Anwesen zurück, zu dem sie auf dem Weg war. Aranis hatte ihr zwar nicht erlaubt grundsätzlich jeden zu vernichten, der nur auf ihrem Weg stand, aber sie war sich sicher, dass sie es unterstützen würde, wenn Kasli ein Zeichen setzte. Ein Zeichen von Aranis persönlich.
      Die Soldaten hatten sich in einer Halbkreis-Formation vor dem Anwesen aufgestellt, bei dem sich nun wesentlich mehr Soldaten tummelten. Viele von ihnen trugen das Wappen von Lyxaxu auf ihren Uniformen, aber das war Kasli herzlich egal. Sie unterschied nicht zwischen den westlichen Taranokern.
      Ihre Magier kamen in guter Entfernung zu einem Stillstand und die beiden Gruppen starrten sich feindselig an. Jede Seite hatte ihre Waffen erhoben, wenngleich es bei den Mehyvern ihre Hände waren, und die Luft war so angespannt zwischen ihnen, dass ein einziger Funke gereicht hätte, um alles in einer Explosion enden zu lassen.
      Kasli erhob die Stimme.
      "Ich bin hier, um die Hausherrin zu sprechen."
      Niemand regte sich. Sie ließ den Blick über die starren Soldaten schweifen und zog die Stirn in Falten. Hatten diese Hohlköpfe sie nicht verstanden? Die taranokische Sprache war so anstrengend.
      Sie räusperte sich und bemühte sich um eine deutlichere Aussprache.
      "Ich will die Hausherrin sprechen."
      "Die Hausherrin ist nicht da", kam es zurück. Das stimmt Kasli überaus ärgerlich. Sie hatte Aranis doch versprochen, dass sie der Hausherrin den Vertrag abknöpfen würde! Sie würde hier nicht sitzen und warten, bis sie wiederkam.
      "Dann will ich sprechen, wer auch immer das Sagen hat."
      Die Soldaten warfen sich gegenseitig Blicke zu und dann verschwand endlich jemand im Haus. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Tür endlich erneut aufging und eine ganze Gruppe ausspuckte: Eine kleine Frau, einen Elfen, eine Soldatin und zum Schluss ein Mann in einem komischen Gewand. Besonders letzterer erhaschte Kaslis Aufmerksamkeit, wobei sie nicht deuten konnte weshalb. Er sah in seinem Aufzug dämlich aus.
      Die Gruppe kam in der Sicherheit ihrer Soldaten zum Stehen und die kleine Frau trat ein paar Schritte nach vorne. Sie hatte ein Klemmbrett in den Armen, auf dem ein paar Papiere lagen und sie trug einen Stift in der Hand, aber ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen und sie zitterte.
      "Ähh-- Was wollt Ihr?"
      "Wir sind hier um einen Handel abzuschließen", erklärte ein anderer Magier, den die Sprachbarriere nicht benachteiligen würde. "Fünf Wagen Weizen zu je einem Goldstück. Entweder das oder wir opfern die Felder an die Göttin."
      Die Frau keuchte entsetzt auf und ergriff ihr Klemmbrett fester. Der Elf bildete eine einzelne Falte auf seiner Stirn und die Soldatin zog ihr Schwert hervor. In ihrem Blick lag eine Entschlossenheit, die Kasli für den Bruchteil einer Sekunde verunsicherte. Das Gefühl war allerdings schnell wieder weg.
      "Wir - äh - das geht nicht! Das ist kein Handel! Fünf Wagen für 100 Goldstücke, tiefer werde ich nicht gehen!"
      "Darauf hatte ich gehofft", brachte Kasli hervor und streckte ihren Arm zur Seite aus. Auf ihrer Handfläche bildete sich eine flackernde Flamme, die sich erst zu einem Kreis formte und dann auf das ihr nächst gelegene Feld zuschoss. Es prallte auf die blühenden Weizen und setzte sie augenblicklich in einen sich rasend ausbreitenen Brand.
      Die kleine Frau kreischte entsetzt auf, aber niemand näherte sich dem Feld, um das Wasser zu löschen, nachdem Kasli und die Magier zu nahe standen. Kasli grinste mit ihren messerscharfen Zähnen.
    • Igast Urick

      Dunkle Zeiten waren im Land angebrochen, und jene schienen bei Zeiten auch zu Besuch zu kommen, wie er heute feststellen durfte. Diese Aranis hatte wohl ein paar ihrer Knechte los geschickt, um Ärger zu stiften. Vielleicht ein Gruß an ihre alte Heimat? Jedenfalls trat dieses fürchterlich hässliche Weib mit ihren spitzen Zähnen auf, als wäre sie selbst eine Göttin, und könnte sich alles erlauben.
      Die Frechheit dieser finsteren Kreatur stieg ein weiteresmal in viel zu hohe höhen, als man verlsangte, zu einem gnadenlos lächerlichem Preis den guten Goldweizen abzukaufen. Das überhaupt Geld geboten wurde, war schon beinahe ein Witz.
      Die anderen waren wohl zu aufgeregt, zu ängstlich, um zu erkennen, das es Aranis wohl nicht um den Weizen ging. Den hätte sie auch so rauben können, wenn sie es gewollt hätte. Nein, hier sollte nur ein Fußstapfen aus Mehyve den Boden berühren. Und der begann seine Form anzunehmen, als diese Frau mit einer finsteren Flamme eines der nahen Felder anzündete, welches durch seine Stockenheit dank der letzten heißen Tage, rasch entflammte und ein größeres Feuer entstehen ließ. Der Rauch würde bald weitere Bauern anlocken, und dann würde man sie sicher auch daran hindern, zu löschen.
      Das war genug für Igast. Jetzt hatte er die Möglichkeit, sich zu beweisen. Er war Wochenlang auf den Feldern herumgekrochen und hatte die niedersten Arbeiten mit eigenen Händen ausgeführt, während er auf die Schätze wartete, die glücklicherweise erfolgreich geborgen werden konnten.
      Und er hatte schon ein paar interessante Informationen darin gefunden. Zwar nichts um den Psychozauber rückgängig zu machen, aber es grenzte einen möglichen Fundort darüber schon ein. Er hoffte, bei Codrens Rückkehr mit dem Studieren der Schriften fertig zu sein, und ihr einen weiteren Ort nennen zu können, bei dem es sich lohnen könnte, ihn aufzusuchen.
      "JETZT REICHT ES, ELEDE PLAGE DER FINSTERNIS!", sprach Igast mit starker Stimme und trat hervor, blickte einer überraschten Kasli in die Augen, blieb aber auf Abstand.
      "LICHT, STEH MIR BEI UND BRING DIE GLUT DER VERDERBNIS ZU SCHWEIGEN!" Er löste einen Zauber aus, der eine Art magisches Licht, das wie ein Wasserzauber aussah und sich ähnlich verhielt, platschend auf das brennende Feld niederließ. Es zischte und das Feuer erstarb unter den goldenen Geblubber, rettete so das Feld vor dem kompletten verbrennen. Aber etwa eine Hausgröße an Grund war zu Asche verkommen.
      "Ich, Igast Urick, Gelehrter des Lichtes und zukünftiger Lichtpriester Garlingens, der Aranas Segen in diesem Land erblühen lassen wird, will das ihr sofort von hier verschwindet! Wenn Aranis Weizen will, so soll sie als Flora Goldfield zurückkehren, und ihr Eigentum pflegen. Bis dahin solltet IHR zu ihr zurückkehren und euch Strafen lassen, weil ihr hier versagt habt!"
      Igast hielt die Hände beisammen und ein sehr heller Lichtschein entstand, der Kaslis Augen und jene ihrer Magier blendend strafte. Es rauschte und knisterte, während alle anderen Anwesenden einen warmen Segen empfingen, und Kasli mit ihren Magiern eher zurückweichend zuckte, da ihnen das Licht weh tat.
      "Hinfort mit euch, ihr armseligen Schatten!", rief er und feuerte dann einen Lichtkugelteleport auf die mehyvische Gruppe. Es Knackte und Knisterte, als wäre ein Blitz eingeschlagen, gemischt mit den Aufschreien der Zielobjekte, die im Lichte Aranas badeten, umschlungen und umarmt, ehe sie festgehalten und fortgerissen wurden.
      Das Licht ebbte kurz darauf ab, nur einen Wimpernschlag später. Aber Kasli und ihre Truppe stand nicht länger vor Goldfield Haus, sondern irgendwo in feuchtwässigen Gefilden einen Flusses nahe des Zielortes. Weit genug, um mindestens wieder eine Stunde reiten zu müssen. Das Wasser stand Kasli bis zum Hals, und auch ihre Magier fingen an zu schwimmen und zu fluchen, spuckten das Wasser aus, was sie verschluckten, während sie sich dem Ufer nähertenn. Ihre Meisterin wird sicher ihren Frust an ighnen aus lassen. Ganz zu schweigen, das man sie gerade vorgeführt hatte, und irgendwo in die Natur teleportiert hatte. Man musste zudem erstmal wieder einen Orientierungspunkt der Berge wählen, um zu wissen, wo man war.
      Aber auch ihre Magier Adepten wussten, das ein solcher Zauber nicht mal eben aus der Hand geschüttelt wurde. Das es überhaupt ein Nachweis eines solchen mächtigen Zaubers gab, war schon ein unheiliger Segen für die Gruppe. Vielleicht wäre es besser, sich nicht allein mit diesem Igast anzulegen.
      Iganst selbst war inzwischen vpor Erschöpfung zusammengebrochen. Er hatte Schiss gehabt - mächtig viel davon. Und er hatte all seine Mana kanalisiert, um diesen einen und effektiven Fluchtzauber als Angriffszauber zu verwenden, und die Störenfriede irgendwohin zu katapultieren. Seine Maximalreichweite hatte er ausgeschöpft, und das mit mehreren Zielpersonen. Für die nächsten Tage würde er sicher reichlich Kräfte schöpfen müssen, um wieder fit zu werden.
      Er war sogar so fertig, das er nur noch mühsam stönend am Boden lag und Staub atmete.


      Vultjag
      Wie könnte es anders sein, als das sich der Schlachtenfürst, auf Antwort aus Garlingen wartend, die Zeit in der Arena vergehen lässt, auch um Präsens zu zeigen, die Bewohner des Landes bei Launen zu halten. Das Geschsh übrigens in jeder größeren Stadt wo es eine Arena gab, aber hier war die Größte.
      Er saß auf seinen Thron in der Arena und genoss edle Speisen, lachte und unterhielt sich mit seinen Gästen, die wohl auch mit ihm Wetten bestritten, wenn es darum ging, die Spiele noch spannender zu gestallten.
      Mit allem hätte er heute gerechnet, aber nicht, das plötzlich Codren Goldfield persönlich hier unangekündigt aufmarschierte und seinen Tisch missbrauchte. Der Vertrag, den er dem Elfen mitgegeben hatte, entrollt und unbeschriftet von ihrer Seite aus, forderte sie sogleich ein, über den besiegelten Vertrag zu reden, und verlangte Sonderwünsche. Nun, sie war sicher ebenso vorsichtig wie er, und wollte sich nur absichern.
      Skor, der mit der Maske im Gesicht nicht gedeutet werden konnte, schien Codren anzustarrten, dann lachte er auf.
      "HAHAHAHAAAAA, Codren Goldfield, ihr amüsiert micht. Aber .... ", erbeugte sich vor, und man hätte schwören können, das die Maske sich verändert hat, aber sie blieb starr wie eh und je, "... ihr verärgert mich auch ein wenig. Achtet ihr mich so wenig, das ihr meine Verträge, die ordnungsgemäß abgeschlossen wurden, ganz nach euren Wünschen umschreiben wollt? Und dann droht ihr mir mit Verbündeten im Westen, um mich davon zu überzeugen, das eure Belange viel wichtiger sind als die meinen."
      Innerlich war es ihm natürlich egal, was Codren wollte, denn diese gewünschte Klausel war kein Ding der Unmöglichkeit. Mehyve war sogar inzwischen ein großer Dorn im Auge Vultjags, und Skor würde es sicher nicht zugeben, steckte er in einer Zwickmühle. Ihm fehlten noch ein paar Finanzen, und Materialien, um einen wirklichen Krieg auszurufen. An Truppen mangelte es sicher nicht, aber schon beim Unterstützen der Rebellen von Vermell hatte er Verluste erlitten, und den Geldfluss trocken gelegt bekommen. Und nun sammelten sich die Barbaren im Norden Taranokes, und es war unklar, was sie diesesmal vor hatten. Aber, er wusste, das Mehyve, Aranis, etwas damit zu tun hatte. Vielleicht wollte sie Vultjag invasieren, und die Barbaren dabei ausnutzen. Dieses unnütze Geschmeiß war eh nur als Schlachtvieh zu verwenden. Kaum zu glauben, das gemeinsame Vorfahren einst zusammen lebten. Aber Skor würde hier nicht schwach auftreten, und sich vor versammelten Zuschauermengen von einer Frau herumkommandieren lassen, und brav mit einer Feder sein Siegel zu setzen. Nein, wenn dann musste sie sich dieses Privileg redlich verdienen.
      "Wenn ihr also wollt, das ich meine Chancen bei Mehyve fallen lasse, dann müsst ihr mir aber auch euren Wert beweisen. Ich will sehen, wie ernst es euch ist, auch den eurigen Teil des Vertrages einzuhalten. Außerdem müsst ihr, wenn ihr Versagt, jedem Bündnisparter entsagen und euch allein Vultjag, mir, SKOR Vultjag, vertraglich zusichern. Und natürlich auch die Waldelfen. So gnädig werde ich sein. Aber, ihr werdet den Handel mit Lyxaxu und Brerandt umgehend aussetzen, und nur Vultjag beliefern, über die Berge, wie ihr es gesagt habt. Nun, seit ihr mutig genug, noch mehr auf Spiel zu setzen, um zu verhindern, das ich über die Berge marschiere, und mir selbst hole, was ich verdiene?"
      Er hob einen Kelch und trank genüsslich seinen süßen Wein, der noch süßer schmeckte, sofern man jemanden vor sich hatte, den man ärgern konnte.
      Inzwischen wurde in der Arena wieder eine neue Schaustellung eröffnet. Skor verlangte mit Codren zu wetten, bei diesem Spiel. Es trug den Namen Rattenplage, und war ein grausames, aber ebenso unterhaltsames Spiel, bei dem es garantiert wieder reichlich Blutopfer zu beklagen, oder zu bejubeln gäbe.
      Ein großes, kreisrundes Gerät wurde durch breite Tore in die Arena geschoben, und in der Mitte befand sich ein großer Käfig, der nach oben Spitz zulief, wie ein Vogelkäfig. In diesem Gitter wimmelte es nur so von Ratten, groß wie Hauskatzen. Frisch gefischt aus der Kanalisation von Destone, und ebenso boshaft wie sie stanken und wiederlich quiekten und fauchten. Sie bissen mit ihren Zähnen an den Stangen, wuselten umher, suchten nach einem Weg nach draußen.
      In der Mitte des Käfigs gab es noch eine Säule, an dessen Spitze eine Öllampe befestigt war. Noch war sie oberhalb des Käfigs, und wurde soeben von einem Soldaten entzündet. Die Ratten quiekten und wuselten panisch umher, da sie das Feuer fürchteten, fanden aber keinen Ausweg. Doch dieser sollte ihnen bald gezeigt werden.
      Mehrere Gitterröhren führten vom Käfig weg, zu kleineren Käfigen, wo jeweils ein Gefangener drin saß, gerade groß genug um zu stehen. Der Kopf schaute zudem oben heraus, damit sie alles sehen konnten, aber die Röhre führte direkt zu deren Bäuchen. Am Rücken setzten sich die Röhren fort, je zwei links und rechts zum Rücken, und führten zu weiteren Gefangenen, wo sich das ganze Wiederholte zu nochmals weiteren Gefangenem. Es gab also drei Reihen zu je 6, 12 und 24 Teilnehmern. Alle drei Reihen konnten sich drehen und die Zugänge entsprechend zu den Türen des Käfigs mittig frei legen, so das die Ratten später der brennenden Ölfackel entkommen könnten. Nicht alle sechs Röhren, sondern nur drei von ihnen, waren zeitgleich zugängig, und einige könnte Glück haben, hier zu überleben.
      Die Röhren, die vom Rücken abgingen, verzwigten sich unter dem Holz zufällig bis kurz vor die Bäuche der nächsten Reihenteilnehmer, so das nie klar war, welche folgenden Teilnehmer gerade einen Zugang für die Ratten erhielten, da auch die Reihen untereinander zufällig eine Öffnung boten.
      Die Teilnehmer mussten zudem freiwillig einen Finger opfern, in dem sie ihn selbst abschnitten, um aus einem Beutel eine Kugel wählen zu dürfen. Eine goldene Kugel bot einen absoluten Schutz, in dem man den Zugang direkt verriegelte - egal wie gedreht wurde. Davon gab es nur eine einzige Kugel. Weiße Kugeln boten an, die Drehscheiben um einen Teilnehmer versetzt zu drehen. Je mehr Kugeln, desto mehr konnten sie drehen. Aber in welche Richtung mussten sie schon selbst festlegen - die Stärkeren Beine oder die höhere Anzahl mögen gewinnen.
      Ein Soldat würde entsprechend die Verankerung lösen, bis die Anzahl der Kugeln abgelaufen wäre. Die restlichen roten Kugel boten einfach nur die Aussicht auf Blut und Fleisch für die Ratten.
      Jede Reihe würde also darauf hoffen, die Goldene Kugel zu erhalten und möglichst immer so zu drehen, das die Ratten nicht zu einem fanden.
      Die Ratten selbst werden vor Angst dem Feuer gegenüber, welches man natürlich auch nachschieben wird, mit kleinen brennenden Kugeln, nicht vor den Bäuchen der Teilnehmer Halt machen. Die Gitter sind zu stark, die Bäuche jedoch schwach. Hindurchbeissen werden sie sich, bis sie das Gefängnis verlassen können.
      Der Sprecher hatte alles erklärt und Skor schien amüsiert darüber zu sein. Das Quieken und Fauchen der Ratten machte rien schon wahnsinnig. Fürchterliche Biester.
      "Nun, verehrte Goldfield, wie wäre es, wenn sie mir sagen, wieviele von denen dort unten am Ende noch leben werden? Wer näher dran ist, gewinnt. Ich wähle Vier Teilnehmer! Wer die Prüfung des Mutes bestanden hat, kann als freier und mutiger, ebenso Ehrenvoller Krieger in meinen Reihen dienend die Arena verlassen."
      Selbstverständlich war Skor ein großzügiger Herrscher.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Kasli

      Die Panik aller Anwesenden zu sehen, als das Feld neben Kasli in einem lichterlohen Flammeninferno ausbrach, war fast schon Belohnung genug. Das, und die lobenden Worte, die Aranis aussprechen würde, wenn sie erst von Kaslis Erfolg erfahren würde, gepaart mit Uzins finsterem Blick, war jede weite Reise wert. Kasli hätte für diese Kombination einfach alles getan.
      Dass ihr dann gerade der eine von ihnen, der ganz besonders dumm dreinblickte, einen Strich durch die Rechnung zu machen versuchte, stimmte sie zornig. Ein Lichtpriester von Arana - dass Kasli es nicht schon bemerkt hatte! Dass sie seine Falschheit nicht schon gespürt hatte, bevor er sich offenbart hatte! Das war ärgerlich, SO ärgerlich! Sie war die rechte Hand der Königin, die einzig wahre Vertreterin von Aranis auf der ganzen Welt, sie sollte erkennen, wenn sich einer dieser falschen Schlangen unter ihnen befand! Was würde nur Aranis zu ihr sagen, oh sie durfte es sich nicht erlauben, dass Aranis sie tadeln würde! Sie konnte doch nicht das Vertrauen missbrauchen, das ihre Göttin nur in sie allein steckte!
      Igast entfesselte seinen Zauber, mit dem er die Felder löschte und machte Kasli fast rasend. Damit würde sie den Lichtpriester nicht davonkommen lassen, sie würde keinen Lichtpriester auf dieser Welt davonkommen lassen. Sie bündelte die Energie in ihrem Körper, um einen verhängnisvollen Sturm aus tausend Blitzen zu erschaffen, die über die ganze Schar an Versammelten hereinbrechen und sie in ihren Körpern schmoren lassen würden. Sie würde ihnen lehren, sich auf die falsche Seite der Götter geschlagen zu haben.
      Aber Igast war noch nicht fertig. Er entfesselte einen weiteren Zauber, Aranas Licht selbst, das seinem Ruf Folge leistete und sich in seinen Händen sammelte, blendendes, gleißendes Licht, das Kasli wie einen Schlag durchfuhr, als sie darauf sah. Sie wich zurück und zischte verärgert, als ihre Konzentration dahinfloss und die Energie ihren Körper wieder verließ. Das Licht fühlte sich an, als würde es ihre Augen ausbrennen und mit messerscharfen Klauen an ihrem Gehirn kratzen, um sich Zugang zu verschaffen. Kasli musste sich abwenden, ihre Adepten verhielten sich gleichermaßen. Keiner schien von dem Grauen des Lichts verschont zu bleiben.
      Kurz darauf steigerte es sich weiter, dehnte sich aus und umfasste die Gruppe in einer riesigen Kuppel, in der es bald nichts mehr anderes gab als dieses furchtbare, alles verschlingende, brennende Licht, das sich so anfühlte, als würde es ihre Haut verschmoren. Kasli schrie ihren Frust heraus, ihren Tatendrang, der nicht zum Einsatz gekommen war, ihre Bemühungen, mit denen sie von Aranis hören wollte, dass sie es gut gemacht hatte. Gegen das Licht konnte sie nichts machen, es war allgegenwärtig.
      Als es endlich vorbei war, fand Kasli sich im Wasser wieder und ruderte vor Schreck mit den Armen, bevor sie begriff, dass sie noch stehen konnte. Oh, dieser Igast! Sie würde ihn dafür bezahlen lassen, ihn und seine ganze Sippe! Sie würde ihm die Haut vom Leib brennen und die Augen ausstechen und sie würde ihm die Gliedmaßen vom Körper ziehen, bis bald nichts mehr von ihm übrig war! Sie würde ihn diesen Tag bereuen lassen!
      "IGAST!", brüllte sie vor Wut und ihre Adepten flohen vor ihr zum Ufer des Flusses. "GENIESSE DIESE TAGE DER RUHE, DENN ES WERDEN DEINE LETZTEN SEIN!"
      Natürlich konnte er sie nicht hören. Kasli wirbelte im Wasser schwerfällig herum und schlug mit der flachen Hand auf die Oberfläche. Ein Blitz sprang aus ihrer Handfläche empor und zuckte über das Wasser hinweg, strafte die letzten Adepten, die nicht schnell genug an Land gekommen waren und brachte tote Fische an die Wasseroberfläche. Sie würde sich Igast holen, damit würde er nicht davonkommen. Aber erst musste sie sich überlegen, wie sie Aranis davon berichten sollte.


      Codren

      Codrens Miene verfinsterte sich zunehmend. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Vultjag jetzt schon eingewilligt hätte, ja, es hätte sich wahrscheinlich noch so angefühlt, als wäre sie übers Ohr gehauen geworden. Den Schlachtenfürst überredete man nicht mit Redekunst, das hatten die Elfen bereits bewiesen als sie ihn aufgesucht hatten, aber trotzdem war es ärgerlich, dass er sich ihr so quer stellte. Sie sollte beim Verlust allen ihren Bündnispartnern entsagen und nur noch Vultjag beliefern? Das würde ihren Ruin bedeuten. Nicht nur drohte dann, dass Lyxaxu sich doch von dem anberaumendem Krieg fernhielt, es hatte außerdem auch wirtschaftliche Konsequenzen. Vultjag hatte zwar sicherlich viel Bedarf an Weizen, aber der Weg dorthin war lang und voller Hindernisse, die Zahlungen würden damit noch länger dauern. Codren wusste noch nicht einmal, wie sie den Winter überstehen sollten, dann konnte sie sich auch nicht erlauben, dass das Gold noch langsamer floss, als es eh schon tat.
      Natürlich dachte Vultjag nicht an sowas. Er konnte ja wahrscheinlich nichtmal genau abschätzen, wie schlecht es Goldfield tatsächlich ging, denn sonst hätte er womöglich auch keinen Vertrag aufgesetzt. Also war es wohl gut ihn im Glauben zu lassen, dass er in jedem Fall ein gutes Geschäft einging.
      "Meine Schwester ist von einer machthungrigen Göttin besessen. Es gibt nichts, wovor ich zurückschrecken würde, Vultjag."
      Zumindest das entsprach der Wahrheit.

      Dann begann auch schon die Wette, vor der Kal sie gewarnt hatte. Eine Bestrafung von Gefangenen, die in ein Spiel umgewandelt worden war, bei dem jeder Gefangene noch eine Spur Hoffnung besaß. Das schien etwas zu sein, an das sich Skor bei seinen Spielen konsequent hielt: Die Hoffnung. Es gab immer einen Ausweg und man konnte immer überleben und als freier Mann aus der Arena hinaus spazieren. War das etwas, was sie womöglich gegen Vultjag einsetzen konnte? Kal würde bestimmt ein Weg einfallen, wie er den Schlachtenfürst mit so einer Information in ein diplomatisches Gespräch verwickeln konnte, aber Codren hatte nicht sehr viel Erfahrung mit Diplomatie. Eigentlich übernahm das immer Flora mit ihrem Charme und ohne Flora war sie nichts weiter als eine Buchhalterin und Buchhalterinnen betrieben keine Diplomatie.
      Das grausame Spiel begann und Codren wettete auf zwei Überlebende. Die Ratten schossen durch den ersten Ausgang davon, panisch quiekend von dem Feuer, das ihnen im Nacken brutzelte, und stießen sogleich auf den ersten Unglücklichen. Er hatte sich sofort den Finger abgeschnitten und unter Stöhnen eine Kugel gezogen, aber es war eine rote gewesen.
      Das Schauspiel war so fürchterlich wie Kal es gesagt hatte. Als sich die Ratten durch die ersten drei Teilnehmer fraßen, die alle kein Glück beim Ziehen gehabt hatten, drang bald der Geruch von bleiernem Blut bis zu ihnen empor und die Schreie der Opfer erschütterten einen bis auf die Knochen. Codren warf Vultjag einen Seitenblick zu, um seine Reaktion zu sehen, aber die Maske verdeckte den Großteil seines Gesichts. Er wirkte allerdings äußerst gebannt von der Vorstellung.
      Endlich wurde die erste weiße Kugel gezogen und nun gab es auch glückliche Überlebende. Die Menge johlte vor Freude, als die Gefangenen sich gegenseitig anbrüllten, nachdem nun sie selbst zu den Ratten verbunden und damit ausgeliefert waren. Jeder in der Arena, einschließlich Vultjag, schien vor Blutdurst geradezu überzulaufen.
      Das Spiel endete nach einer halben Stunde mit fünf Überlebenden. Codren, die schon ganz Garlingen unter der Flagge von Vultjag vor sich sah, schlug mit der flachen Hand auf ihre Lehne.
      "Ich verlange eine andere Art von Spiel, Vultjag! Wie soll ich Euch meinen Wert beweisen, wenn es um nichts anderes als um Glück geht? Habe ich euch etwa mit diesem Verlust bewiesen, dass mir dieses Bündnis nicht wichtig ist? Dass ich den Vertrag breche und Euch Aranis persönlich auf den Hals hetze? Das ist irrsinnig!"
      Sie fuhr leiser fort, nachdem sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte.
      "Lasst es mich wahrhaftig beweisen, Vultjag. Ich bin keine Frau, die tatenlos herumsitzt, während um sie herum die Welt untergeht, sonst wäre ich auch gar nicht hier. Wenn Ihr jemanden wollt, mit dem Ihr reden könnt, dann werde ich Euch die Elfen schicken, damit Ihr sie wieder quälen könnt. Aber jetzt bin ich hier und das nicht, um Eure grausamen Spiele zu beobachten. Ich bin hier um zu handeln, für die Zukunft von Goldfield und für meine arme Schwester, die keine Kontrolle über ihren Körper besitzt."
      Sie deutete in die Grube hinab, in der die fünf Überlebenden nach einem Salut vor Vultjag durch einen Seiteneingang nach draußen gingen und die Käfige wieder weggeschoben wurden.
      "Ihr wisst sicherlich, dass ich schon einmal dort unten war, zusammen mit Flora, und ich werde wieder hinuntergehen. Lasst mich Euch zeigen, dass mir dieses Bündnis wichtig genug ist, um mein Leben zu riskieren. Etwas anderes wird auf dem Schlachtfeld nicht passieren, ich werde - wie auch immer es kommen wird - neben Euren Truppen in den Krieg ziehen und ich werde an der Front stehen, damit ich Aranis persönlich gegenüber stehe. Lasst mich beweisen, dass ich für Euch und Eure Männer mein Leben geben würde. Auf eine feste Zusammenarbeit zwischen Vultjag und Goldfield."
    • Vultjag

      Das grausame Spiel ging zu ende, und Skor gewann die Wette, aber Codren schien mit dem Ergebnis nicht zufrieden zu sein. Ein Glücksspiel schien einfach ungeeignet zu sein, diplomatische Bedingungen festzusetzen, und das musste auch Slor anerkennen. Was wenn er verloren hätte, weil ein paar Schwächlinge dort unten einfach nur Pech gehabt hätten? Goldfield versuchte sich bestmöglichst abzusichern, aber sie forderte Skor persönlich heraus, und bot sogar ihr Leben zu geben. Und das posaunte sie in der Arena vor versammelten Zuschauern heraus.
      Skor rieb sich am Kinn, schwenke einen Kelch mit Wein und überlegte. Er versuchte Codrens Gesicht zu lesen, fand aber nur puren Ernst, der zu dem stand, was so eben behauptet wurde.
      "Du würdest also dein Leben geben, um Seite an Seite mit Vultjag gegen Mehyve zu kämpfen? Ein großes und ehrenvolles Opfer, das du bereit wärst, für Goldfield und Garlingen zu geben. Hehehe. EHRE wird in unseren Herzen mit Blut vergossen. Und je mehr der Feind Vultjags blutet, desto stärker schlagen unsere Herzen und um so mehr Ehre erreicht mein Volk."
      Er erhob sich und blickte in die Menge, die offenbar angestrengt zum Baldachin spähte. Ohne, das es aufgefallen wäre, aber es Gab auch Sprecher in den Sitzreihen. Neben dem Baldachin gab es zwei Bereiche, in dem Sprecher saßen, die gesprochenes aus dem Baldachin weiter trugen. Und rund in der Arena verteilt mussten mindestens 50 weitere sitzen, und über kleine Sprechrohre gewisse Dinge wiedergeben, damit auch jeder wusste, worum es ging. Allerdings hätte Skors Stimme auch ausgereicht, allen Gehör abzuverlangen.
      "Ich erfülle euren Wunsch, Codren Goldfield. Ihr dürft in die Arena, und mir beweisen, das ihr es absolut ernst meint. Dann werde ich auf eure vertraglichen Wünsche eingehen. Zieht euch zurück, und esst, trinkt, speist als wäre es das Letztemal, das ihr einen solchen Genuss erleben könntet. Kommt zur Mittagszeit wieder. Jemand wird euch herführen, in die Arena. Dort werdet ihr mit eurem Gegner um die Anpassung des Vertrages .... spielen. HAHAHA."
      Skor ließ die Spiele unterbrechen und zog sich ebenfalls zurück. Für drei Stunden dürfte es hier keine weiteren Aktivitäten geben, und man ließ bereits in der Stadt ausrufen, das die Gesandte aus Garlingen, eine Goldfield persönlich, in der Arena kämpfen würde.
      Das machte sich am späten Mittag auch deutlich bemerkbar, denn die Arena quoll über vor Zuschauern. Die Wachen waren schwer damit beschäftigt, die Anzahl der Zuschauer zu begrenzen. Das führte schon vor der Arena zu Kämpfen, und bald war um die ganze Arena, bei jedem Zugang ein Schlachtfest entstanden, bis die Wachen endlich für Ruhe und Ordnung sorgen konnten.
      Zusätzliche Sprachrohre wurden oberhalb der Mauern angebracht, um zumindestens allen zu erzählen, was drinnen gerade geschah.
      Es dauerte dann noch eine halbe Stunde, ehe Transportwagen die Leichen fortgeschafft hatten, und Sklaven den Boden säuberten.

      Als man Codren wieder zur Arena führte, war es ähnlich wie damals, nur das es keine Gitter gab, in denen sie saßen und auf einen Auftritt warteten. Codren wurden ehrenvoll und mit Resppekt behandelt. Kein Wüstenfloh sollte sich ihr ungefragt nähern, ohne Vultjags Zorn zu spüren zu bekommen.
      Das einzige Gatter war vor ihr lag, war jenes, welches als Zugangstor zur Arena diente. Skor hatte ein Szenario vorbereiten lassen, um seinem Volk ein spektakuläres Erlebnis zu bieten. Hier ging es um verdammt viel Ehre. Und Mut.
      Ein Soldat kam zu Codren, und klärte sie grob auf. Sie würde zusammen mit einer Anzahl an 12 Sklaven, die zudem um ihre Freiheit kämpfen durften, in einer Gruppe die Arena betreten, um gegen eine andere Gruppe anzutreten.
      Es ist den Anführer der Gruppe, in ihrer Gruppe war es Codren, verboten, sich zu bekämpfen, bevor mindestens sechs Sklaven gefallen waren. Dabei war es egal wieviele von jeder Seite starben. erst wenn Sechs Körper ihre Seelen geopfert hatten, durften auch die Anführer gegeneinander kämpfen. Das sollte das Spiel ein wenig aufregender gestallten.
      Außerdem gab es in der Arena, im vorbereiteten Schlachtfeld, weitere Sklaven und Waffen, die vom jeweiligen Anführer befreit und in seine Gruppe aufgenommen werden konnten.
      Der Sieger durfte am Ende über seine Sklaven verfügen, die des Verlierers würden sterben, sofern noch welche überlebten.
      Es sei den Anführern der Gruppen gstattet, im falle einer Niederlage im Zweikampf anzuerkennen, das man jetzt gestorben wäre, und man rufe laut "Ehre dem Sieger" aus. So ist es unnötig, tatsächlich zu sterben, aber nur, wenn man schnell genug ist. Sklaven können einen aber jederzeit töten.
      Ansonsten gab es quasi keine Regeln. Wieder boten alle Kämpfe eine Spur der Hoffung, lebend aus der Sache herauszukommen. Das wiederum würde die Teilnehmer anspornen, sich anzustrengen.
      Womit Codren aber sicher nicht gerechnet hatte, war das, was sie gleich sah, als das Gatter auf ging.
      Draußen in der Arena wurde quasi eine kleine Festung aufgebaut, mit Wegen, Rampen, Mauern und Türmen, Leitern oder Schächten. Dazu eine Art Hindernisparkur, dessen Überwinden von großer Gefahr gekennzeichnet war. Pflöcke im Wasserbecken, über die man springend laufen konnte, boten im Wasser aufrechte Speere. Wer baden ging, war buchstäblich baden gegangen - für immer.
      Natürlich waren die Hindernisse nicht umsaonst, oder nur, um das Kämpfen aufregender zu gestallten. Sie alle lagen zwischen den einzelnen Festungszonen als Verbindungsweg. Und jede Zone konnte Jederzeit zur Verbotenen Zone ausgerufen werden, was nichts anderes bedeutete, das alle Teilnehmer innerhalb der Zone diese umgehend verlassen mussten. So wurde man gezwungen, das ein oder andere Hindernis so oder so zu überwinden. Dazu gehörten auch schwingende Äxte und brennendes Öl und viele andere Dinge. Zwölf Zonen gab es, die Quadratförmig angeordnet waren, wie ein Würfel. und an jeder Kante gab es einen Hinderniszugang zur nächsten Kante.
      Und Codren Gegner, der Anführer gegen den sie kämpfen müsste, war niemand anderes als Skor Vultjag persönlich.
      In der Arena war der Teufel los, als beide Gruppen die Festung betraten, und jeweils die vier äußersten Bereiche besetzten. Fast wie bei einem Schach Spiel.
      Nun würden ab dem Spielsignal alle irgendwie über die Hindernisse rennen, direkt zum Feind oder als Verstärkung in eine mit Verbündeten besetzte Zone wechseln. Als Spieler hatte man eine schlechte Übersicht, wegen der Mauern, Türme und so weiter. Aber von den Tribünen aus konnte man alles gut verfolgen.
      Skor hatte einen Arm gehoben, um die Menge anzuheizen, und der Jubel grollte wie eine Lawine, dazu Waffen scheppern, das mächtige Stampfen von Füßen, während der Hauptsprecher wieder über sein Sprechrohr verkündete, was dort unten geschehen würde.


      Assassinen
      Hawisa
      assassine.jpg

      Niemals hätten sie es für möglich gehalten, einen solchen Auftrag zu erhalten. Ein sogenannter zukünftiger Herrscher der Wüste beauftragte sie, den jetztigen Herrscher Skor Vultjag zu beseitigen. Wenn er starb, würde Ildes Blutlinie ihn dazu ermächtigen, den Thron zu besteigen. Und dann könnte er mit Mehyve in ein enges Bündnis eingehen, und gemeinsam Taranoke in die Knie zwingen, selbst dabei zu überleben. Eine armselige Ehre, die dieser Ildes vertrat. Er fürchtete um sein Leben. Aber es war ihm nicht übel zu nehmen, denn er wurde bereits besiegt ... von einer Frau namens Scarlett Vermell. Ein fürchterlicher, rötlicher Teufel, die Blutbaronin.
      Der Turm der Wüste war bereits unter Mehyves Kontrolle, und kaum jemand schien das bis jetzt bemerkt zu haben. Jedenfalls fanden sich keinerlei Spuren davon, das Skor eine Armee zur Vergeltung aufstellen ließ. Niemand schien groß darüber zu sprechen, obwohl Mehyves Armee Tagelang durch die Wüste marschiert war.
      Hawisa hatte sich mit ihrer Begleitung bereits unter die Zuschauer gemischt, wenn auch eher unerkannt, fernab der wilden Affen, die tobend auf den Tribünen saßen und ihrem Herrscher zujubellten. Oh ja, jubelt ihm zu, schaut ihm zu, schaut ihm zu wie er sterben würde.
      Vermummt in einem Mantel mit Kapuze, stand sie an einer Mauer, von denen es einige gab. Die Zugänge zur Arena. Hier und da gab es zwar auch Wachen, dieser Ort aber war unbewacht. Steinsäulen boten zusätzlichen Schutz.
      Unter ihrem Mantel verbargen sich ihre tötlichen Dolche, mit denen sie meisterhaft umzugehen wusste. Sie hatten schon mehr Blut gekostet als Skor Vultjag vermutlich selbst verursachte. Ildes erzählte, das er ein Spieler war. Und das er auf Zeit spielte, seine Macht zu stärken. Die Rebellion war ein Teil seines Planes gewesen, der von Aranis vereitelt wurde. Er würde nach anderen Möglichkeiten suchen, und hat womöglich welche gefunden. Die Gründe, weshalb sie in der Arena dieses Schauspiel abhielten, waren rein Diplomatische. Und jene, die dort gegeneinander kämpften, waren jene, die miteinander verhandelten und diplomatische Gespräche führten.
      Eine seltsame Art der Diplomatie.
      Aber das konnte ihr egal sein. Sie hatte nur einen Auftrag. Sonst war sie immer für Scarlett tätig gewesen, jetzt im Namen von Ildes. Ein kluger Schachzug, sollte sie hier versagen, wäre Scarlett fein raus. Skor würde seinen Kontrahenten hetzten und vernichten lassen. Vielleicht aber würde er nur dessen Leiche finden, weil Scarlett schneller wäre, nur um Skor damit zu ärgern. Amüsant.
      Sie schwitze. Es war verdammt heiss unter dem Mantel. Aber nur so konnte sie sich bis zum Rand der Arena nähern und mit ihrem Begleiter im richtigen Moment zuschlagen. Waren sie erst innerhalb dieser aufgebauten Festung, würde keiner es wagen, ihnen nachzuhetzen. Ja, man würde ihnen vermutlich auch noch zujubeln.
      Zumindestens, bis sie Skor ermordet hätten - vor den Augen seiner Krieger. Ganz heimtückisch und unehrenhaft. Das Zeichen eines Assassinenordens auf der Stirn zu haben, war für einen Vultjag, einen Krieger der Wüste, eine gewaltige Schande. Und wenn es dann noch den Schlachtfürst selbst betraf, der einem Attentat inmitten seiner geliebten Spiele dahinraffte, wäre das ein Skandal. Käme auch nur einer von ihnen beiden hier lebend raus, würde sich diese Nachricht in ganz Taranoke verbreiten, und Vultjag als Schwach hinstellen. Der Feind, Mehyve, hätte ihm die Ehre verwehrt, auf dem Schlachtfeld zu sterben. Was für ein zuckersüßer Spaß.
      Ihr Kamerad war nur wenige Meter entfernt. Er lauerte im Schatten, trug ebenfalls Mantel und Kapuze.
      In einer geheimen Assassinensprache konnten sie miteinander reden, ohne das es jemand bemerkte.
      "Hast du noch Wasser? Ich steh in der Sonne, und bin fast gar ..."
      Das fehlte noch, jetzt einen Hitzschlag zu erleiden. Sie hatte ihren Trinkschlauch bereits geleert. Außerdem war es zu gefährlich, eine der Wasserrillen bei den Tribünenrändern aufzusuchen, um dort ihren Schlauch aufzufüllen. Ohne Mantel erkannte man sie eventuell als eine Gefahr, und mit Mantel war sie sehr verdächtig. Alleine schon hier zu stehen konnte ihnen zum Verhängnis werden. Aber die Augen klebten alle auf dem Geschehen unten in der Arena.
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    • Codren

      Codrens kleine Ansprache schien geglückt - oder zumindest hatte sie etwas bewirkt. Vultjag ließ vor dem gesamten Publikum verlauten, dass Codren in der Arena kämpfen durfte. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass dieser Satz sie tatsächlich freuen würde.
      Aber vorher mussten noch die Vorbereitungen abgeschlossen werden. Sie wurde fast wie eine Königin behandelt, als man ihr eine Eskorte an die Seite stellte, ihre bescheidenen Wünsche ohne mit der Wimper zu zucken erfüllte und alles nötige tat, um sie auf die Arena vorzubereiten. Sie ertrug es mit einer Gleichgültigkeit, die sie nach außen hin trug, während sie innerlich vor Nervosität zu platzen drohte.
      Sie fand sich vor dem selben Gatter vor, wie schon vor etlichen Jahren und der Anblick versetzte ihr einen Stich im Herzen. Damals war sie nicht freiwillig dort hinuntergegangen, sogar im Gegenteil, aber sie war nicht allein gewesen. Ihre Gedanken waren zerfressen gewesen vor Sorge um Flora, die sie letztlich alle in diese Situation gebracht hatte, aber immerhin war Flora an ihrer Seite gewesen, immer einen frechen Kommentar auf den Lippen und eine schnippische Bemerkung, mit der sie den nächsten Soldaten um ihre Finger wickeln konnte. Jetzt stand Codren alleine dort, auch um Flora zu beschützen, aber eher vor sich selbst. Die Ironie des Ganzen lag ihr bittersüß auf der Zunge.
      Die Regeln waren gut verständlich und sie schritt zuversichtlich durch den Gang, als das Gatter sich öffnete. Aber als sie tatsächlich in die Grube hinaustrat, verschlug es ihr den Atem. Vultjag schien das ganze verdammte Arsenal der Arena ausgepackt zu haben, um ihnen allen eine möglichst aufregende Vorstellung zu liefern. Er hatte vor nichts gescheut, an jeder Ecke gab es eine tödliche Falle, ein exotisches Hindernis und dort, wo noch Platz gewesen wäre, dominierte das eigentliche Gebilde das Feld, das eine Festung darstellen sollte. Das ganze wirkte eher wie ein riesiges Theaterspiel als ein Kampf um Leben und Tod und um die Zukunft zweier Reiche.
      "Was, im Namen von Arana, hast du dir nur gedacht, Vultjag?", hauchte sie ehrfürchtig, als man ihr ihre Anfangsposition zuwies. Aber natürlich war das eine Frage die sie selbst beantworten konnte: Er war ihrem Wunsch nachgekommen sich zu beweisen und das in einem Szenario, das sowohl der Realität entsprach, als auch ihre Ehre beweisen würde, von der Vultjag immerzu sprach.
      Daher war es auch kaum überraschend, dass Skor selbst den gegnerischen Anführer darstellte. Tatsächlich musste Codren fast grinsen; Es hätte nicht perfekter sein können. Skor Vultjag, der Schlachtenfürst persönlich, war sowohl körperlich als auch strategisch Codren überlegen, daran war nicht zu zweifeln. Ein Zweikampf mit ihm, ohne jegliche Unterstützung, würde sicherlich nicht gut ausgehen. Aber das war es doch genau, worauf Codren sich die letzten Monate vorzubereiten versuchte: Ein Kampf gegen einen Gegner, den man allein nicht besiegen konnte. Ihre Strategie war klar, sie musste versuchen ihre Sklaven am Leben zu erhalten und seine Sklaven im Gegenzug zu dezimieren. Wenn sie nur einen einzigen Sklaven an ihrer Seite hatte, um sich Skor zu stellen, könnte das schon ihren körperlichen Nachteil ausgleichen.

      Die zwölf Sklaven wurden zu ihrer Stelle gebracht. Es waren alles muskelbepackte Männer und Frauen mit grimmigen Gesichtern und einem gar wilden Ausdruck in den Augen. Codren würde hier nur für einen Vertrag antreten, aber die Sklaven würden in dieser Arena womöglich ihre letzten Atemzüge tun. Ihre einzige Hoffnung lag in ihr, einer dünnen Goldfield mit sehnigen Armen, die nicht das jugendliche Gemüt ihrer Schwester zeigte, sondern ihre Truppe mit ernstem Blick betrachtete. Für sie war das kein Spiel, sondern genauso Realität wie es der Krieg war.
      Nun, vielleicht konnte sie das ja zu ihrem Vorteil einsetzen.

      Das Spiel wurde durch dröhnende Fanfaren eröffnet und beide Seiten setzten sich ohne das Wissen um des jeweils anderen in Bewegung. Codren hob ihre Hand in die Luft.
      "Wir bleiben zusammen!", rief sie ihren Männern über den Lärm des rasenden Publikums hinweg und setzte sich in Bewegung am Rand des Spielfelds entlang. Sklaven, sie musste Sklaven finden. Je mehr Männer sie hatte, desto besser waren ihre Chancen Skor zu überrennen - es war genau wie im echten Leben.


      Assassine Bareth

      Bareth versuchte seine Umgebung im Auge zu behalten. Der grobschlächtige Assassine hatte den Schutz des Schattens gesucht, um unter seinem Mantel nicht zu einer Pfütze zu schmelzen, aber eben deswegen musste er vorsichtig sein. Er war nicht der einzige, der die Geheimnisse des Schattens für sich zu beanspruchen versuchte.
      Das war sein erster Auftrag mit Hawisa und gleichzeitig auch noch sein wichtigster. Hawisa hatte einen berüchtigten Ruf, der sich gerne auf ihre Begleitung ausweitete und das war es, was Bareth zu erreichen versuchte: Macht. Er selbst wollte derjenige sein, den Vermell persönlich aufsuchte um ihre dreckige Arbeit zu erledigen und dafür musste er auch die richtigen Kontakte haben. Hawisa war einer davon.
      Er wandte seinen Kopf zu ihr und ihren zusammenhangslos wirkenden Worten, die sie zu ihm sprach. Von außen würde es so wirken, als sprächen sie eine andere Sprache.
      "Ja", brummte er und übergab ihr seine Feldflasche. Ja, trink nur, trink nur alles davon, dass du gestärkt bist und Vermell nachher erzählen kannst, dass ich, Bareth, dir ein nützlicher Gefährte war. Den nächsten Landesherren will ich alleine umbringen.
      Er nahm die Flasche wortlos wieder zurück und ließ sie unter seinem Mantel verschwinden. Der schwierige Teil folgte in Kürze: Sie mussten es in den Graben schaffen. Es gab verschiedene Wege, einer gefährlicher als der andere und wenn sie zu langsam waren, wäre alles aufgeflogen. Vielleicht würde man dann auch dieses irrsinnig riesige Spiel beenden lassen.
      Bareth stieß sich von der Wand ab und trat neben Hawisa. In der Grube hatte das Spiel gerade begonnen.
      "Wie ist dein Plan, Lady? Wachen überwältigen und reinschlüpfen?"
    • Skor

      Das Spiel begann, als Fanfaren ertönten und vom Gröhlen der Zuschauer abgelöst wurden. Unterhaltung bot Skor reichlich, seit er auf dem Thron saß. Bisher hatte er auch nur Söldner angeboten, und selbst kaum Feldzüge angeordnet. Das hatte auch Gründe. Nachwuchs sollte das Land bevölkern, da viele Väter und Mütter alsbald in die Schlacht ziehen, und möglicherweise dort ehrenvoll sterben könnten. Der Nachwuchs war dann alt genug, um auch alleine mit dem Leben hier fertig zu werden, Hof und Land zu bestellen, Tiere zu züchten, die Körper zu stählen um einestages selbst Nachwuchs zu zeugen und in die Schlacht zu ziehen.
      Aber Skor hatte auch vom großen Kontinent Aushebungen angefordert, aber die waren noch nicht da. Die Schatzkammern waren gut gefüllt, aber es reichte noch nicht.
      Wenigstens war das Volk bei guter Laune. Es hatte Jahre gedauert, bis sie den SDchrecken überwunden hatten, denen Flora Goldfield ihnen zugeführt hatte. Das Licht, welches Trakur verbrannt hatte, und allen Kriegern die Furcht lehrte.
      Inzwischen waren sie aber wieder mutig genug, um sich zu rächen. Und das jetzt eine Goldfield selbst in der Arena stand, ließ alle Anwohner Destones fast wahnsinnig werden vor Freude. Endweder sie starb, oder sie wurde zum Bündnispartner. Vielleicht konnte man so ihre Feinde mit dem Licht verbrennen und Furcht verbreiten, und Vultjags Krieger würden den Rest übernehmen und die jämmerlichen Gegner plattwalzen.

      Eine Mauer versperrte die Sicht auf die Linke Spielhälfte. In der Mitte ein hoher Turm, den man erklimmen konnte. Von dort hatte man eine gute Übersicht und konnte die Verbündeten anleiten.
      "Drei zum Turm! Sechs auf die Mauer. Drei mit mir.", ordnete Skor an und marschierte zum rechten Feldbereich. Alle drei Gruppen mussten mindestens einen Überweg mit Hindernissen überqueren, um auf die mittlere Viererreihe Felder zu kommen.
      Die Sechs für die Mazer mussten die Wasserpflöcke mit den Speeren überwinden, schafften dies tatsächlich ohne Verluste, auch wenn es knapp war und etwas dauerte.
      An der Mauer angekommen, brachen sie zwei größere Körbe auf, in denen jeweils ein Sklave saß. Sie trugen zwei verschiedenfarbige Binden, von denen sie die Roten behielten. Sie gehörten jetzt zu Skors Truppe und warfen die andere Binde ab. Jetzt waren Acht an der Mauer, die zwei Felder umspannte. Das Außenfeld hatte aber auch ein Torbogen samt Torhaus mit zwei zusätzlichen Stockwerken, damit eines höher als die Mauer. Von oben konnte man Fallen auslösen.
      Die drei die zum Turm liefen, hatten weniger Glück. Sie mussten sich drehenden Pflöcken stellen, an dessen Seiten Sensen und Stachelstangen befestigt waren, die sich rasch im Kreis drehten. Damit man nicht auf die Pflöcke sprang, waren die mit brennenden Ölschalen ausgestattet. Ein feiner Anblick für die Zuschauer, die laut jubelten, als einem der Fuß abgetrennt wurde, und er schreiend hinfiel, dann von einer Stachelstange aufgespießt und mitgezogen wurde. So fand sein schreiender Körper noch drei oder vier Umdrehungen mit anderen Schnitt und Stichgeräten seinen Weg bis er erlöst wurde. Skor kümmerte das nicht. Der Erste, der gestorben war. Noch fünf bis er Codren bekämpfen durfte.
      Die anderen Beiden erklommen den Turm und begaben sich auf die Leitern nach oben, und schauten nach, wo der Gegner kroch.
      Skor selbst bewegte sich mit drei weiteren rechts entlang. Ein Becken, in dem Wasser war lag vor ihm. Darüber wackelige Balken und Stege, die nicht sonderlich vertrauensselig wirkten. Im Wasser schwammen fleischfressende Fische aus den warmen Nordgewässern aus einem Ort namens Bone Riff. Faustgroße mit langen spitzen Zähnen versehende Riffbeißer, die kein Fleisch an den Knochen und Gräten ihrer Beuteopfer ließen.
      Wer dort hinein fiel, der war verloren. Links und rechts hingen Körbe, in denen Sklaven saßen. Skor ignorierte sie aber, befahl das auch seinen Begleitern.
      Er bewegte sich zielsicher über die Überquerungen, kam sicher im nächsten Feld an. Die anderen folgten ihm. "Lockt den Gegner hier rüber, sofern es funktioniert. Ihr kennt die stabilen Stellen jetzt. Schneidet die Körpe los, sobald ihr angegriffen werdet. Eine plötzliche Verstärkung kann den Gegner überrumpeln." "Jawohl, Schlachtfürst, Herr und Meister."
      Skor nickte, ließ die drei Stellung beziehen und begab sich dann zu einem Waffenständer, der dort aufgebaut war, nahm sich eine Ölschleuder mit zwei Tongefäßen an Ketten befestigt, und entzündete sie. Dann schleuderte er sie und achtete auf die Sklaven im Turm, die in Codren Gruppe Richtung zeigten.
      "HAHAHA, eine kleine Begrüßung zum warm werden ...", lachte Skor, schleuderte kraftvoll und ließ dann die Kette los, die mit den brennenden Ölgefäßen recht zielsicher über die Felder flog.
      Ein Klirren und ein Schreien bestätigte, das Skor zumindestens einen Sklaven erwischt hatte ......
      Die drei auf dem Turm jubelten. Rauch steig auf, und das Schreien verstummte rasch.
      Die Fanfare ertönte und der Sprecher rief aus: "Das Feld Nummer 5 mit dem Torhaus wird zur verbotenen Zone erklärt! Alle Teilnehmer haben eine Minute Zeit dieses zu verlassen, ansonsten werden sie zum sofortigen Tode verurteilt!"
      Vier Sklaven Vultjags mussten sich wieder zurückziehen und erneut ein Hindernissteg überqueren. Allerdings taten sie dies in die Gegnerische Hälfte. Hier waren Schwinäxte vor dem Tor, und wieder kostete es einen das Leben, als er sich verschätze und die Axt in die Seite bekam. Der Körper hing nun an dieser und schwang stetig mit, während Blut sich am Boden verteilte.
      Damit hatte es schon drei Opfer gegeben .....


      Hawisa

      Gierig trank sie das warme Nass, denn von kühl und erfrischend konnte inzwischen keine Rede mehr sein. Aber sie hatte eh mal gelernt, das man in warmen Gebieten wares trinken sollte, damit der Körper sich kühlte. Ein furchtbarer Überlebensfaktor, da er einem das Gefühl vermittelte, noch wärmer zu werden, ehe man einer Kühlung entgegen lief.
      "Bareth, du bist zu plump. Wir kämen nicht mal bis zum Rand, dann hätten uns schon die Wachen erledigt. Wir müssen abwarten, bis Vultjag näher dran ist, und uns dem jubelden Volk anschließen, bis zum Rand vorpirschen, um besser sehen zu können. Keiner wird Verdacht schöpfen. Aber, lassen wir noch ein paar Minuten diese Spiele lazfen. Vielleicht stirbt Skor schon vorher, und wir kassieren nur den Lohn.", meinte sie gelassen und trat einen Schritt vor, hob auch eine Faust zum Himmel und schrie dann laut: "BLUUUT ... ICH WILL BLUT SEHEN!"
      Da es auch andere in Kutten gab, die sich vor der Sonne schützen, fiel sie auch nicht sonderlich auf.
      Jemand mit einem Eimer voller Hühnerschenkel lief an ihr vorbei, wo sie sofort zugriff und sich einen herausholte, herzhaft hinein biss. Ja, sie verschmolz förmlich mit den Zuschauern, obwohl sie bereits ein paar Meter nach unten gegangen war. Niemand bemerkte es. Vielleicht noch 30 m bis zum oberen Rand, wo die Wachen alle paar Meter standen. Wunderbar. Es gab auch kleinere Zuschauer, die sich über den Rand beugten und jubelten. Aber sie achteten darauf, es nicht zu übertreiben, denn die Wachen waren wachsam. Gelegentlich packten sie einen und schubsten ihn fort, bedrohten ihn mit der Klinge, ordneten an, das er noch ganz oben gehen sollte, weil er hier das Spiel störte.
      Hawisa würde später sehr flink sein müssen. Vielleicht musste gar eine Wache sterben.
      Ob Bareth ihr folgte?
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    • Codren

      Codren bewegte sich mit ihren zwölf Sklaven gegen den Uhrzeigersinn. Sie hatte sich willkürlich für eine Richtung entschieden, nachdem sie das Gebiet sowieso nicht kannte, aber auf dem richtigen Schlachtfeld würde sie das anders machen. Sie dachte schon darüber nach, Flora in den Gebirgspass zu locken, in dem sie bereits vor 8 Jahren gekämpft hatten.
      Dementsprechend machte es aber hier keinen Unterschied. Sie konnte an manchen Stellen nicht einmal zwei Felder weit sehen und so musste sie erstmal die Gegend auskundschaften, bevor sie sich einen Plan überlegte, wie sie sich Skor stellen konnte.
      In der Ferne ragte eine Mauer auf, auf die sie zuhielt. Das würde ihr einen guten ersten Überblick verschaffen und stellte womöglich auch schon einen strategisch wichtigen Punkt dar. Wenn sie die Mauer einnahm, konnte sie womöglich dafür sorgen, dass Skor von seinen Sklaven getrennt wurde.
      Die brütende vultjagsche Sonne stach ihr in den Nacken, als sie das erste Hindernis hin zur Mauer überquerte, ein schmaler Durchgang, in dem in rhythmischen Abständen Flammen aus den Wänden leckten. Man musste schnell sein, aber seine Schritte auch zeitig planen, um nicht der einen Flamme zu entkommen, aber dafür in der nächsten zu landen. Ganz wunderbar - als würde ihr nicht jetzt schon der Schweiß auf der Stirn stehen. Das letzte Mahl vor dem Spiel galt wohl eher dazu, dass die Kontrahenten nicht von der Hitze in Ohnmacht fielen.
      Sie machte den Anfang, um den Sklaven ein gutes Vorbild zu sein. Ihre Augen brannten von der stechenden Hitze, die die nahen Flammen abwarfen, und sie zögerte sogar eine Sekunde und versenkte sich dadurch ihren Umhang mit dem Wappen von Goldfield, ein farbenfrohes Kleidungsstück, das sie von der Tribüne aus gut sichtbar machen sollte. Die Menge gröhlte vor Begeisterung und sie trat die Flammen aus, ehe sie sich zu ihren Schützlingen umdrehte. Sie kamen alle mit Ach und Krach noch hindurch, bis auf den letzten, dem die Panik ins Gesicht geschrieben stand. Er wurde von den Flammen ergriffen, stolperte in seiner Hast und endete als kreischender, brennender Klumpen geschmolzenem Fleisches. Die Zuschauer brüllten vor Begeisterung. Na ganz toll.
      Sie fanden in diesem Feld eine Axt, die Codren sogleich an den größten der Sklaven weiterreichte und außerdem fanden sie ein Seil, das Codren gleich selbst einsteckte. Womöglich konnte das noch hilfreich sein.

      Zwei weitere Hindernisse trennten sie von der aufragenden Mauer und als sie das letzte passierte, in dem sie noch einen Verlust erleiden musste, bemerkte sie plötzlich einen Schatten über den Boden huschen. Sie sah nach oben und auf die heranrasenden Gefäße, die sich ihnen näherten, und rief ihren Sklaven Befehle zu, bevor sich alle in sämtliche Richtungen davonmachten. Es gab ein lautes Krachen, als sie auf dem Boden zersprangen und brennendes Öl in alle Richtungen verspritzten. Codren spürte die quälende Hitze überall um sich herum, als sie vor den Spritzern Deckung suchte, und hörte gleichzeitig, dass andere nicht so viel Glück zu haben schienen. Sie wollte gerade hinter die Deckung eines Felsens schlittern, um sich nach der Lage zu erkundigen, als einer der brennenden Spritzer sie traf.
      An der Hand. Der rechten.
      Die Flamme schoss empor, verbrannte ihr die künstliche Haut der Stahlhand und versiegte dann zu einem kleineren, flackerndem Feuer. Es nährte sich noch immer von dem Öl, das sich auf ihrem Handrücken verbreitete, doch das Feuer war nicht stark genug, um das Werk der Elfen zu zerstören.
      Codren hielt die brennende Hand verblüfft empor und hörte das Gejubel der Tribüne von neuem lauter werden. Dann sah sie auch, wie die Sklaven - zwei waren unter dem Öl verstorben - sich ihr genauso verblüfft zuwanden. Schließlich reckte sie die brennende Faust in einer Eingebung in die Luft.
      "EHRE VULTJAG!"
      Sie hatte keine Ahnung, ob das der Schlachtruf war, den die Vultjags benutzten, aber sie schien immerhin etwas zu erreichten. Das Publikum brach in einen rasenden Sturm aus, bei dem es sich fast überschlug, als die Sprecher ihre Worte weitertrugen. Sie sah, wie hunderte von ihnen ihre rechte Faust hoben und ihre eigenen Eide brüllten, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie sah, wie sie sich nach vorne ans Geländer drängten, um einen guten Blick auf die Goldfield zu erhaschen, die von den Flammen von Vultjag unverletzt blieb und ihre Ehre dem Reich schwor.
      Sie grinste. Skor hatte ihr unwissentlich dabei geholfen, sich bei der Bevölkerung beliebt zu machen. Und außerdem konnte sie diese Eigenschaft sicherlich irgendwie einsetzen.
      Sie tauchte die Stahlhand in eine weitere brennende Pfütze und riss sich dann die kurzen Ärmel ab, um nicht doch Feuer zu fangen. Die Flammen waren unerträglich heiß an ihrem fleischigen Arm, aber wenn sie die Hand nicht nach unten hielt, verbrannten sie sie auch nicht so stark.
      Die Sklaven drängten sich um sie und stießen ihre eigenen brüllenden Schlachtrufe aus. Das Ereignis hatte eine Leidenschaft in ihnen geweckt, die das trübe Sklavendasein überschattete.

      Aber natürlich war es hier nicht vorbei. Die Fanfaren ertönten unter dem Donnern der Menge und kündigten an, dass die Anzahl an Opfer erreicht war: Sechs waren gestorben, also konnten die Anführer gegeneinander kämpfen. Jetzt musste Codren nur noch herausfinden, wo sich Skor befand, um dem allen ein Ende zu setzen.
      Die Mauer war schon von seinen Sklaven besetzt. Sie zeigten auf sie und wappneten sich auf einen Angriff, aber Codren ließ die Mauer stehen. Sie hatte noch 9 Sklaven an ihrer Seite und die 8 auf der Mauer würden, wenn sie sich gut verteidigten, die Mauer auch behalten. Sie würde keinen unsinnigen Tod riskieren.
      Das Glück stand allerdings auf ihrer Seite, als das Feld mit dem Torhaus, was ihre nächste Wahl gewesen wäre, als verboten ausgerufen wurde und die Sklaven darauf in ihre Richtung das Weite suchten. Sie zählte vier, das konnte klappen, sofern sie schnell genug handeln würde.
      Sie drehte sich zu ihren aufbrausenden Sklaven um und deutete mit ihrer brennenden Hand.
      "Ihr zwei zu mir, haltet mir zu jeder Zeit den Rücken frei! Du mit der Axt und ihr zwei, ihr geht den Umweg über das Feld dahinten und kesselt sie ein! Die restlichen Vier hinter mich!"
      Die Sklaven nahmen sofort ihre Positionen ein, Begeisterung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ein. Sie waren nicht sehr davon überzeugt gewesen für eine Goldfield zu kämpfen, aber nachdem Goldfield auch mental auf Vultjags Seite zu stehen schien, wollten sie nichts anderes, als ihm ihren Wert zu beweisen. Es fachte ihre Leidenschaft an.

      Codren zog den vier Sklaven entgegen und stellte sich ihnen auf einem Hindernis, das aus einer Grube mit einzelnen Pflöcken bestand, über die man springen musste, um zur anderen Seite zu gelangen. In die Grube waren Lanzen hineingestoßen, die ihre Spitzen nach oben zeigten. Verlor man einmal das Gleichgewicht, wurde man am ganzen Körper aufgespießt.
      Codren lieferte sich eine spektakuläre Auseinandersetzung mit den Sklaven auf den einzelnen Pflöcken, ehe sie sie fällte und selbst in das Feld hinter dem Hindernis zurückging, um nicht im verbotenem Feld zu landen. Der Schweiß floss ihr in Strömen von der Stirn, benetzte ihre Kleidung und spiegelte an ihrem rechten Arm die flackernden Flammen wieder. Es fühlte sich so an, als wäre sie ins Wasser gesprungen.
      Eine kurze Zählung zeigte, dass sie auch zwei Verluste erlitten hatte und damit noch insgesamt 7 Sklaven zur Verfügung hatte. Ihre andere Gruppe erschien hinter dem Feld des Torhauses, hatte aber auf dem Weg einen Sklaven gefunden, sodass sie doch wieder bei 8 war. Sie gab dem Sklaven mit der Axt ein Zeichen, dass sie sich zum Turm aufmachen würden. Vielleicht würde Skor dort schon auf sie warten und wenn nicht, würde sie erkennen können, wo er sich befand. Dafür wand sie zwar den Sklaven auf der Mauer den Rücken zu, aber sie konnte die kleine Truppe aus vier Sklaven, einschließlich dem mit der Axt, dafür nutzen, sich selbst und ihren eigenen vier den Weg frei zu halten. Hoffentlich würde Skor nur eine ähnliche Idee haben und nicht wieder mit irgendwelchen Geschossen um sich werfen.


      Bareth

      Der Assassine verzog das Gesicht, was Hawisa natürlich nicht sehen konnte. Also musste er mit seiner Stimme auch nachhelfen.
      "Plump? Das ist Muskelmasse, Fräulein! Wenn dich einer dieser Wachen ergreift, wirst du froh sein, dass du mich dabei hast!"
      Plump nannte sie ihn! Das war doch wirklich eine Unverschämtheit! Erst musste er sich genau an das halten, was die Lady sagte, und dann beleidigte sie ihn auch noch! Wenn er hier fertig war, würde er sich selbst einen Auftrag erteilen, dass er sich dafür an ihr rächte!
      Natürlich würde er das nicht wirklich machen, da ging nur sein Temperament in ihm durch. Schließlich brauchte er die Kontakte und Hawisa war immerhin einer davon - aber wenn er einmal wichtiger als sie war, dann würde er sich an ihr rächen! Bis dahin schmollte er über ihre Aussage und beobachtete ein paar Wachen. Hawisa glich sich derweil an das rasende Publikum an.
      Ein paar Minuten später ereignete sich etwas im Graben, das die Menge in Aufruhr versetzte. Plötzlich drängten Menschen von allen Seiten ans Geländer, um einen guten Blick erhaschen zu können und brachten die Kontrolle der Wachen ins Schwanken. Sogar Bareth wurde kurz von Hawisa getrennt, kämpfte sich aber schnell wieder zu ihr durch und hielt ihnen beiden einen kleinen Bereich frei, indem er mit seinen riesigen Pranken als Händen die Leute wegschob und sie mit seiner Muskelmasse am Weiterdrängen hinderte.
      "Das könnte unsere Chance sein, Lady", rief er Hawisa über den Lärm des Publikums fest und sah sich nach den Wachen um, die anfingen mit Gewalt Ordnung ins Publikum einzuprügeln.
    • Skor

      Seine Verluste erhöhten sich, ohne das er es bemerkt hatte, da seine Sicht ein Stück eingeschränkt war. Die, die das Torhaus verlasssen mussten, fanden ein schnelles Ende durch jene Person, die durch Skors Angriff Sympathie im Volk von Vultjag erntete, wie reifes Korn vom Felde. Beides schien seinen Wert in Gold zu messen, denn die Rufe und der Jubel, den Skor bemerkte, schienen auf die andere Seite der Mauer zu fallen.
      Was mochte dort drüben vor sich gehen? Er entschied seine Strategie zu ändern, ließ die Körbe abschneiden und verstärkte seine Truppe. Er winkte alle Sklaven zu sich und scheuchte sie mittig Rechts über den Hindernis Steg, während er ganz rechts außen den Weg nehmen würde.
      Selbstverständlich verlor er dabei eine große Anzahl an Sklaven, aber das war etwas, was er ohnehin geplant hatte. Sie standen ihm zum Teil im Weg, wenn er gleich aufräumen würde, und dann würde der Jubel und Zuruf wieder ihm gewidmet sein.
      Die Sklaven trafen sich auf dem nächsten Feld und verwickelten sich in Kämpfe.
      Über ein weiteres Feld rückten Codrens Krieger nach, einer ging dabei verloren, als er zwischen sich drehende Fässe geriet, an dessen Außenseiten sich Speerspitzen und Wiederhaken befanden, die jeden zu sich zogen und das Fleisch vom Körper rissen. Die blutige Masse aus Fleisch und Knochen blieb zum Teil an den Haken hängen und wirbelte im Kreis, sehr zum Schock und Ekel der anderen, die noch daran vorbei mussten. Den Zuschauern gefiel diese Show und entsprechende Rufe wurden laut.
      Skor hatte letztenendes auch die andere Seite erreicht und traute seinen Augen kaum, als er Codren sah, die mit einer in Öl verschmierten brennenden Hand kämpfte. Sie hielt sie in die Höhe, um nicht von den Flammen angesengt zu werden, als würde sie ein Heer Krieger in die Schlacht befehligen und allen Zeigen wo sie stünde.
      Ein beeindruckender Anblick. Das war also der Grund, warum die Zuschauer in Rage gerieten.
      Skor zog seinen Bogen und legte einen Pfeil an. Gewöhnliche Pfeile speziell für die Arena, damit er die teuren nicht verschwendete, aber jetzt hätte er sich einen wirklich Qualitativen gewünscht. Der musste reichen. Er zielte auf Codrens Hand und feuerte, traf überraschend gut, trotz ihrer Fuchtelei mit einen Sklaven, der gerade unter ihren Hieben zu Boden ging.
      Der Pfeil verursachte einen Funkenflug mit brennendem Öl, fast als hätte ein Schmied auf glühendes Eisen geschlagen. Der Pfeil selbst aber richtete kein Schaden an. Er bewegte nur die Hand aufgrund des Drucks nach hinten, und verschaffte ihm die nötige Aufmerksamkeit, als Codren zu ihm blickte.
      Den Bogen warf er sich wieder um und forderte mit seiner Klinge Codren zum Zweikampf.
      "TRITT GEGEN MICH AN, GOLDFIELD! ICH WILL SEHEN, WIE ENTSCHLOSSEN DEIN GEIST IST, FÜR DEIN LAND HIER ZU STERBEN! FÜR FLORA GOLDFIELD DIE SEELE ZU OPFERN!"
      Sein Ruf hallte trotz Maske lautstark durch die Arena, und die Zuschauer untermauerten die Herausforderung mit Stampfen, Waffenscheppern und Gebrüll.
      Für die Sklaven stand fest, das sie die beiden nicht stören würden. Und so überquerte Skor ein Hindernis das aus Schwingseilen bestand, mit denen man über eine Grube zur anderen Seite schwingen musste. Zwanzig Seile hingen dort, und nur fünf waren sicher, der Rest war über versteckte Klingen gespannt, die während des Schwungs mit dem Gewicht Desjenigen dieses durchtrennen würde, und so ein Absturz in die tiefe mit Pfählen gespikte Grube garantierten.
      Aber Skor schien Glück zu haben, denn er schwang sich mutig über die Grube hinweg, landete sicher auf der anderen Seite und begab sich in Kampfstellung.
      Unter der Maske lächelte er erfreut. Er durfte mit jener Person kämpfen, die inzwischen auch als Kriegshand Vultjags ausgerufen wurde, welche stellvertretend für die Kriegsehre das Feuer der vultjagschen Herzen symbolisierte.
      Codren näherte sich, da sie ohnehin keine Wahl hatte. Jetzt durfte sie keinen Rückzieher machen. Aber Skor erkannte auch, dass das Feuer nach ließ, das Öl verbrannte. Es war gutes Öl, das lange brennen konnte. Ein Blick zur Seite zeigte ihm einen weiteren Waffenstand. Dort hingen weitere Gefäße. Er schnappte sich zwei, um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen. Zunächst warf er erneut nach Codren und zeigte vorher noch auf ihre Hand, was ihr zu verstehen gab, das Gefäß damit abzuwehren. Sie tat es und erneut loderten die Flammen an ihrer Hand auf, wenn auch Öl zu Boden tropfte und dort wie kleine Teelichter langsam verbrennen würde.
      Er selbst brach das andere Gefäß auf und verschmierte sein Schwert damit, hielt es in eine brennende Fackel und ließ es so ebenfalls entflammen.
      Jetzt wären die Zuschauer fast selbst in die Arena gesprungen, so sehr gerieten sie in Wallung. Es gab Tumult auf den Sitzreihen, und die Wachen mussten plötzlich hart durchgreifen und an die Regeln erinnern.
      Skor erfreute sich an dem Anblick. Seine Krieger waren bereit in die Schlacht zu ziehen, jederzeit.
      Aber zunächst einmal würde er für sie kämpfen, bevor sie für ihn ehrenvoll starben, aber auch ehrenvoll siegten.
      "Lass uns ein Letztesmal gegeneinander kämpfen, Codren Goldfield, nein .... Kriegshand Vultjags! Mögest du ebenso emotionale Hiebe austeilen, wie gierig das Feuer nach Nahrung brennt. Lass uns im lodernden Tanz der Flammen die Kräfte messen."
      Er schnellte vor, mit langen Schritten und hieb mit seiner Waffe nach Codren. Skor hatte zudem eine weitere Sache bedacht, wenn er mit der Klinge zu schlug. Das Öl würde ihr entgegenspritzen und sie verbrennen. Mit jedem Hieb würde es weniger an der Klinge, und mehr an ihrem Körper werden. Sie würde höllisch aufpassen müssen.
      Allerdings konnte das Gleiche auch für ihn gelten, denn mit ihrer flammenden Hand konnte sie ihn verbrennen.
      Die Klingen rauschten gegeneinander und wie erwartet flogen Tropfen brennendes Öl wie kleine Feuerbälle davon.


      Hawisa
      Als waren die Wachen schon nicht genug mit dem Volk beschäftigt, schien hier plötzlich die Hölle aufzubrechen. Unten in der Arena wurde es hitziger, und die beiden Anführer Vultjags und Goldfields spielten wohl nur zu gern mit dem Feuer. Das schien auf die Zuschauer überzugreifen, und am liebsten würden diese sich wohl mit in die Arena begeben um dort irgendwie zu beweisen, das jeder am besten verrecken konnte. Diese dummen Barbaren. Das waren sie für Hawisa. Nur eine etwas zivilisiertere Variante.
      Sie waren einfach nur wie ein Wüstensturm. Aufbrausend, wild, und wenn sie gingen blieb nur Zerstörung zurück.
      Trotzdem war das auch ihre Chance. Jetzt war Skor auf diese Goldfield fixiert, und gar nicht so weit weg. Diese lächerlichen Hindernisse dort. War sie erst auf einem der Felder, würde sie diese mühelos umgehen, ehe ihre Dolche das Blut des Herrschers kosten würden.
      Sie war schon auf die Blicke des Volkes gespannt, wenn ihr Herrscher, ihr sogenannter Schlachtfürst, einem feigen Meuchelmord erlag. Und entkommen würde sie schließlich auch noch. Dafür hatte sie Bareth bei sich. Notfalls würde sie ihn opfern, denn sie wusste, das er sich dank ihr einen Namen machen wollte. Ganz sicher hielt er ihr den Rücken frei. Und wenn er kämpfte, die Wachen und das erzürnte Publikum ablenkte, würde sie verschwinden und den Lohn dafür kassieren.
      Sie kicherte.
      Jetzt trieb die ganze Masse auf die Wachen zu und diese gerieten in heftige Streiterein und Versuche, Ordnung zu schaffen. Wer achtete jetzt noch auf zwei Gäste, die plötzlich in die Arena fallen würde. Aufgrund des Drucks kann das schon mal passieren. Und wer erstmal unten war, schloss sich einfach den Spielen an.
      Geschickte fädelte sie es ein, neben einer Wache geschubst zu werden, ließ ein "...H-HEYYY..." verlauten und sprang dann runter. Barath musste sich auch was einfallen lassen. Mit seiner Muskelmasse würde er sicher nicht so einfach hinabrutschen. Aber das war sein Problem. Sie musste sich jetzt nur aus Skor konzentrieren und dann zu Vermell zurückkehren.
      Sicher landete sie im Staub der Arena, und warf ihre Tarnung ab. Ihre Klingen blitzen im Schein der heißen Mittagssonne auf und blendete sicher den ein oder anderen irgendwo auf den Tribühnenplätzen. Aber nur für den Moment, den geschwind lief sie los und fuchtelte kurz mit den Klingen über Kreuz, ehe sie sie seitlich im Anschlag hielt. Sie stürmte auf den Aufbau zu, der sich in einigen Metern Höhe befand, um eben auch die ganzen Fallen unterzubringen, in die man stürzen könnte.
      Sie murmelte etwas und dann entstand ein Wirbel um ihre Beine, der sie beim Abspung unterstütze und quasi durch die Luft trug, bis sie zielsicher oben auf einem der Außenfelder landete. Gut, bis hier hin hatte sie es schon geschafft. Skor und Codren kämpften ein Feld weiter und waren auf sich fixiert. Sie war nichts weiter als eine weitere Sklavin, die befreit wurde und sich den Kämpfen anschloss .... bis sie nah genug heran war, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Vielleicht sollte sie diese Goldfield gleich miterledigen, sozusagen als kleines Bonusgeschenk. Wollte sie nicht ohnehin hier sterben? War es dann nicht besser von einer Assassinin wie ihr niedergestreckt zu werden, als von einem wilden Schlachtfürsten?
      Sie lief direkt weiter, sondierte mit ihren Augen das Schlachtfeld und wo sich die Sklaven aufhielten, die immer weniger wurden, gelegentlich aber durch die Verborgenen Kämpfer Verstärkung erhielten.
      Sie passte sich an, und sprang zu einem der Körbe, landete mit einem Salto und sprang sogleich erneut weiter, über ein Hindernis hinfort und auf das zweite Feld.
      Geschafft.
      Ein Sklave stand plötzlich vor ihr, sah sie irritiert an. "Wer, ... welche Seite?", fragte er verwirrt, da sie keine Farbliche Binde trug.
      "Meine Seite, hihihi.", erwiederte sie und tieb eine ihrer Klingen geschwind durch seinen Hals, so das er erst realisieren musste, das man ihm soeben die Kehle durchtrennt hatte. Selbst das Blut brauchte ein paar ekunden, um zu erkennen, das sein Weg durch die Adren auch eine Möglichkait hinaus aus dem Körper geboten bekam.
      Erst dann griff sich der Mann an den Hals und sank zu Boden. Hawisa verlor keine weitere Zeit und rannte an dem Sterbenden vorbei auf die beiden Anführer zu. Sehr gut. Soeben drehte sich das Pärchen, und zwar so, das Vultjag mit seinem Rücken zu ihr stand. Die Goldfield verschwand fast hinter ihm, aber schon dank dem Feuer an ihrer Hand und der Rauchwolken die aufstiegen, würde Hawisa auch dann genau ihre Position ermitteln und überraschend um Skor herum wirbeln, wenn die Klingen erst seine Nierengegend durchbohrt hätten, um dann die überraschte Goldfield niederzustrecken.
      Einen Fluchtweg hatte sie auch bereits erkannt. Vom Rand der Arena hatte sie gesehen, wie Gatter und Tore offen standen. Käme sie dort erstmal hinein, konnte sie sich mühelos durch die verwinkelten Gänge und Räume davonstehlen.
      "Jetzt ist es aus mit dir, Skor Vultjag ... hihihihii..."
      Ihre Klingen wirbelten in ihren Händen, zeigten nach vorn, während sie sich vorbereitete zuzustechen.
      Im Publikum hatte man das ganze inzwischen wohl auch bemerkt. Die Person, die hinab fiel, gefolgt von einer Zweiten, bewegte sich geradewegs auf den Herrscher zu. Aber jeder brüllte was anderes, und es klang eher wie die üblichen Rufe, als das eine Warnung verstanden würde.
      Jetzt trennten Skor nur noch wenige Sekunden von einem ehrlosen Ableben .....
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    • Codren

      Codren traf auf Skors Sklaven, als sie sich gen Turm wandte und kurz darauf erschien auch der Schlachtenfürst selbst, der sich ihre Aufmerksamkeit mit einem beeindruckend präzisen Pfeilschuss ergatterte. Er hätte auch ihr Herz treffen können, oder ihren Kopf oder gar ein Körperteil, mit dem sie kampfunfähig gemacht worden wäre, aber er forderte sie bewusst zu einem Zweikampf auf. Ganz anders als bei ihrem ersten Besuch in der Arena, als sie gegen die wilden Tiere gekämpft hatten, wollte Vultjag nicht, dass sie starb. Er wollte, dass sie sich tatsächlich bewies und dieses Angebot nahm sie allzu dankend an, auch wenn das bedeutete, dass sie ihre anfängliche Strategie aufgeben musste.
      Skor begab sich auf das selbe Feld wie sie und bei seinem Übergang hielt Codren kurz den Atem an. Das Hindernis schien auf reines Glück zu basieren, ganz davon abgesehen dass man noch immer die andere Seite erreichen musste, aber Skor hatte keine Probleme damit. Der Gedanke beschlich sie, dass er womöglich wusste, wie manche Hindernisse sicher zu überqueren waren, aber wäre das wirklich von Belang? Wahrscheinlich würde man sie noch als Verräterin ausrufen, wenn sie jetzt darauf appellierte, dass das Spiel unfair war. Sie würde damit seine Ehre verletzen, das wichtigste Gut, das ein Vultjag nur besitzen konnte.
      Also stellte sie sich ihm wortlos. Skor ging zu einem nahegelegenen Waffenstand und warf ihr eines der Gefäße herüber, dessen Inhalt ihr jetzt bekannt war. Sie reckte die Hand in die Luft, fing das Gefäß auf, brachte es mit ihrer Stahlhand zum Zerspringen und löste eine gewaltige Flammenzunge aus, die von ihrer Hand aus in den Himmel empor leckte und dann so wie vorher auf eine kleinere Flamme herunter schrumpfte. Fast hätte sie sich bei diesem Manöver selbst entzündet, als brennende Öltropfen in alle Richtungen flogen, aber sie konnte die einzelnen Feuer schnell genug austreten. Die Feuerhand schmerzte, trotz ihrer Vorsicht, mittlerweile an ihrem ganzen Arm, aber sie würde es aushalten. Für Flora würde sie alles aushalten.
      Das Publikum schien das herzlich wenig zu interessieren, sie waren von einem weiteren Begeisterungssturm ergriffen, als ihr Schlachtenfürst und seine neue Kriegshand sich gegenüber traten. Die Luft war erfüllt von dem Gejaule und Gebrülle jedes einzelnen Anwesenden, sodass selbst alle in der Grube schreien mussten, um sich richtig zu verstehen. Besonders der Anblick von Skors aufflammendem Schwert sorgte für einen puren Wahnsinn auf den Tribünen. Wahrscheinlich würde man sich in diesem Moment bereits Balladen und Gedichte über den Flammenkampf ausdenken, bei dem das Bündnis zwischen Vultjag und Goldfield sich dem Urteil des Feuers stellte. Wenn beide überlebten, dann war selbst eine Naturgewalt mit dieser Übereinkunft einverstanden und das konnte man kaum in Frage stellen.
      Codren stellte sich vor Skor auf. Sie hatte die brennende Faust erhoben, als wolle sie bereits den Sieg aussprechen.
      "Mögen die Flammen Aranis versengen und Flora Leben einhauchen! Und mögen sie bei Eurer nächsten Schlacht auf Eurer Seite sein!"
      Dann stürmte er auf sie zu.

      Skors Hiebe waren, so wie Codren befürchtet hatte, voller gewaltiger Kraft und einer Präzision, die man nur dem Schlachtenfürst zuschreiben konnte. Er verfehlte sein Ziel kein einziges Mal, kam niemals aus dem Gleichgewicht und fing jeden Schlag ab, den Codren ihm entgegen brachte. Er beobachtete ihre Schwachstellen um sie im richtigen Zeitpunkt zu nutzen und Codren dorthin zu treiben, wo er sie haben wollte. Sie begannen tatsächlich einen Tanz, in dem allerdings Skor ausschließlich führte und auch nur er ihn beenden konnte. Codren hatte keine andere Wahl, als sich darauf einzulassen, denn er schien jede ihrer Finten vorhersehen zu können.
      Und dann waren da natürlich noch ihre brennenden Waffen. Jedes Mal, wenn Codren parrierte, sprangen die Flammen weit in die Luft und das viele Öl, das auf Skors Schwert lag, spritzte ihr in winzigen Feuerbällen entgegen. Sie kassierte einige Verbrennungen an ihrem Schwertarm, am Hals und auch auf den Beinen ein, ehe sie ungefähr eine Bewegung entwickelt hatte, mit der sie sich stets an Skor heranwagte, seinen Schlag abfing und gleichzeitig wieder von ihm wich. Natürlich passte er sich darauf an, zog ihr nach und schließlich war es so, wie sie sich umeinander drehten, tatsächlich ein Tanz der Flammen. Das Feuer spritzte in alle Richtungen, es bog sich mit ihnen, flackerte vom Boden her auf und kreiste sie ein, während sie sich darin immerzu drehten. Schlagen, parrieren, ausweichen, nachziehen, wieder schlagen. Sie spielten sich aufeinander ein in diesen Flammen, in denen es bald nichts mehr gab, als das ewige züngelnde Feuer, die sengende Hitze und den Schweiß, der ihnen vom ganzen Körper rann. Bei jeder Verbrennung, die Codren ein weiteres Mal zugefügt wurde, dachte sie an Flora, die sie aus ihrem eigenen Körper befreien würde - und es sorgte dafür, dass sie den Schmerz wegsteckte. Skor schien dafür - von dem, was sie unter seiner Maske erkennen konnte - von dem Kampf regelrecht angetrieben zu sein. Das Gebrüll des Publikums beflügelte ihn wahrscheinlich so, wie Codren der Gedanke an Flora antrieb.


      Bareth

      Die beiden Assassinen nutzten den aufgekommenen Trubel, um sich unter Ach und Krach in die Grube zu schmeißen. Hawisa ging dabei eleganter vor und ließ sich von einer Wache scheins schubsen bevor sie heruntersprang. Bareth war dabei nicht so kreativ, er schob sich durch die Menge nach vorne zum Geländer durch, verpasste einer Wache, die ihn aufhalten wollte, eine Kopfnuss, die sie zu Boden beförderte und sprang Hawisa nach. Zum Schluss hatte er, trotz ihrer Mühe, dasselbe Ergebnis auch mit roher Gewalt erhalten.
      Unten angekommen warfen beide ihre Tarnungen ab und Bareth zog seine beiden Äxte hervor. Sie waren kleiner geschnitten, um von jeweils einer Hand geführt zu werden, konnten aber immer noch die Kraft seiner stählernen Oberarme weitertragen und damit Schädel spalten. Er braucht keine Zweihandwaffe, wenn er auch von zwei Seiten einhauen und den selben Effekt erhalten konnte.
      Hawisa war - wie immer - schneller dabei sich fortzubewegen. Sie war schon ein Feld weiter, während Bareth sich noch mit einem dieser lästigen Hindernisse auseinandersetzen musste. Seine Laune sank erheblich, als er immer weiter hinter Hawisa zurückblieb, aber er würde noch rechtzeitig zu ihr aufholen, um ihr den Rücken zu schützen. Er musste einfach. Sie war als Kontakt wichtig.
      Er kam an, als Hawisa sich auf Skor stürzte.


      Codren

      Codren parrierte einen von Skors Schläge nicht mit ihrem Schwert, sondern - nach einem kurzen Einfall - mit ihrer Faust. Der daraus entstehende Sprühregen aus Öltropfen sorgte für eine kleine Explosion, als das Feuer nach allen Richtungen spritzte und in den Himmel zischte. Die Reaktion des Publikums war entsprechend und Codren war, selbst über ihre Erschöpfung hinaus, stolz über diesen Einfall. Skor würde das bestimmt auch gefallen, sofern sie ihn nicht allzu sehr damit verbrannt hatte.
      Dann fiel ihr eine Person auf. Sie hatte sich dem Kampf weiter genähert, als es die Sklaven um sie herum gewagt hatten und zeigte keinerlei Farbe auf. Genau genommen sah sie sogar nicht einmal wie eine Sklavin aus und Codren dachte schon, dass etwas passiert wäre und man den Schlachtenfürst benachrichtigen wollte. Sie wollte ihn darauf aufmerksam machen, verließ sogar ihre Kampfhaltung und öffnete den Mund zu einer Warnung, als sie die Waffen der Frau sah. Sie waren zum Angriff auf Skor gerichtet.
      War das eine erneute List? War das Arena-Schauspiel etwa nicht genug und wollte Skor sie noch weiter prüfen? Aber was wollte er hier prüfen und warum wirkte er so, als habe er die Frau selbst noch nicht gesehen?
      Sie entschied sich in dem Moment, als die Frau die Waffen anhob. Plötzlich musste alles schnell geschehen. Sie wich dem Schlag von Skor aus anstatt ihn zu parrieren, riskierte dafür einen Treffer ihrer ungeschützten Seite, streckte ihre brennende Hand nach ihm aus und ergriff ihn bei der Schulter, um ihn zur Seite zu schieben. Es wäre im Kampf ein hinterlistiges Manöver gewesen, das wohl kaum etwas mit den gewöhnlichen Regeln eines fairen Kampfes zu tun hatten, aber wenn das wirklich eine weitere Prüfung war, riskierte sie seine Verletzung. Er würde lieber verletzt als tot sein.
      Sie schob sich an ihm vorbei, indem sie sich mit ihr drehte, seine Schulter wieder losließ und stattdessen das Schwert in Richtung der Frau ausstreckte. Tatsächlich konnte sie dadurch eines ihrer Schwerter parrieren und das andere ging ins Nichts dahin, wo Skor zuvor vor Codrens Feuer weggezuckt war. Das Manöver hatte gewirkt.
      Codren kannte die Frau nicht. Sie hatte keine Ahnung, wieso sie hier war.
      "Was soll das? Niemand mischt sich in diesen Kampf ein!"
      Ein kurzer Angriff sollte die Frau wegbefördern: Ein Vorstoß mit ihrem Schwert, während sie allerdings zeitgleich die Distanz zwischen ihnen verringerte, um sie mit ihrer Flammenfaust nieder zu strecken. Sie konnte sich wohl kaum von einem Schlag mit einer Stahlfaust erholen, geschweige denn wenn diese Stahlfaust auch noch in Flammen stand.


      Bareth

      Der andere Assassine kam derweil am Schauplatz an und prüfte die Situation für eine Sekunde. Goldfield stellte sich Hawisa und Vultjag schien für einen Moment abgelenkt genug, um womöglich nicht auf seine Rückseite zu achten. Das war seine Chance. Er brauchte Hawisa nicht, er würde sich seinen Ruhm einfach selbst verdienen.
      Bareth schoss vor und stieß ein wildes Schlachtgeheul aus. Er war ein Vultjag und das sollte Skor auch wissen, er sollte wissen, dass einer seiner eigenen Männer ihn niederstreckte. Es würde ihn bis in den Tod und darüber hinaus heimsuchen.
      "Lang lebe Vermell!", brüllte er in einer wahnwitzigen Idee und hieb mit beiden Äxten auf Vultjag ein. Auf das Feuerschwert würde er acht geben müssen, aber wenn er schnell war, würde er Skor verletzen können, während der noch versuchte seine Schläge zu parrieren. Er würde kurzen Prozess mit dem bald ehemaligen Schlachtenfürst machen.
    • Skor

      Skor und Codren fanden sich in einem feurigem Zweikampf wieder, den er schnell als überlegen gegenüber ihr ansehen konnte. Er genoss es aber eher, Codren etwas leiden zu lassen. Außerdem benötigte das Publikum auch eine kleine Showeinlage. Würde er jetzt seine Gegnerin sofort niederstrecken, wäre das zwar ein Sieg, aber ein kleiner. Wären seine Gegner alle so schwach, das er sie mühelos niederstrecken könnte, würde man kaum glauben, das er übermächtig im Kampf war, und somit Ehre und Stärke bewies. Nein, nur wenn der Gegner bis zum Schluss erbitterte Gegenwehr lieferte, und dann im Entscheidenem Moment von ihm niedergeungen wird, nur dann ist es ein wahrer Sieg, der die Herzen des Volkes noch fester an das Seine ketten würde.
      Ein Schlachtfürst von Vultjag zog immer gegen die stärksten Gegner, niemals gegen die Schwächsten - außer sie stehen im Weg oder besitzen etwas, was es lohnt erobert zu werden.
      Die Aktion, Codrens Hand und sein Schwert mit klebriger Ölmasse und wildem Feuer kam jedenfalls noch besser an, als ein gewöhnlicher Zweikampf.
      Skor musste aber Codren eingestehen, das sie eine gute Ausbildung im Kampf genossen hatte. Außerdem wirkten einige Schläge etwas seltsam fremd, etwas das ihm gefiel. Er musste dafür eine neue Abwehr entwickeln, fand sie aber schnell. Auch weil er Codren selbst enorm unter Druck setzte.
      "Ob eure feurige Hand Vultjags Kriegerherzen in die lang ersehnte Schlacht führen wird, um das Licht zu retten, das ihr so begehrt, wird sich heute, hier und jetzt entscheiden. Ich vertraue auf eure Aussage. Euer Leben für Euer Land!"
      Die Funken flogen, auch wenn es brennende Öltropfen waren, die sich ablösten und mit kleinen Rauchschwaden wie Feuersteine aus Vulkanen zu Boden regneten oder noch in der Luft verpufften, schienen einige auch Codren zu versengen, und bildete schlussendlich einen Ring aus Feuer, der eine klare Grenze zu dem zog, was Außerhalb gespielt wurde. In diesem Moment war es ihr kleines Reich, um das gekämpft wurde. Wer würde am Ende Siegen? Welche Flammen würde man in den Himmel strecken? Jene des Schwertes, oder jene der Kriegshand?
      Konzentriert auf ihren Kampf achtete Skor aber selbst auch nicht mehr auf die leichte Veränderung, die im Publikum wie eine Welle die Runde machte, als fremde Gestallten sich in der Arena bewegten, und sich dem Aufbau näherten und diesen betraten.
      Manche glaubten, das es so beabsichtigt war. Andere riefen eine Warnung, und wiederum andere feuerten die Zwei an, weil sie davon ausgingen, das sie unbedingt mitkämpfen wollten, und zu Vultjags Volk gehörten. Nun, wo sie ohnehin in die Arena gestürzt waren.
      Neben der Euphorie des Kampfen, stritten die Leute plötzlich auch unter sich und hier und da gab es die ersten Rangelein, aber die verebbten schnell, als klar wurde, was dort unten geschehen sollte, denn den Wachen war es nicht entgangen, das etwas nicht stimmte. Einige warfen Zeichen zu anderen Wachen, die hastig ihren Posten verließen und innerhalb der Arena verschwanden. Was mochten sie vor haben? Würden sie die Arena betreten und die Störenfriede auf ihre Art hinausbegleiten?
      Mitten im Kampf dann wurde Skor von Codren überrascht, und fast hätte sein Herz vor Freude sein Blut aus der Wunde geschlagen, die sie ihm nun verpassen würde, aber so weit kam es nicht. Sein Schlag verfehlte sein Ziel, und die brennende Kriegshand ergriff seine Schulter um ihn vor einer Unehre zu bewahren, als Codren sich an ihm vorbeidrehte und eine fremde Frau angriff, die sich heimtückisch von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Ihre Dolche blitzen auf und Codren wehrte einen tötlichen Dolchhieb ab, während ein Zweiter dort durch die Luft zischte, wo eben noch Skor stand.
      Er wich einen Schritt zurück, als das Feuer der Hand sich ein wenig durch seine Kleidung brannte, und starrte mit der Maske ausdruckslos auf das Geschehen, was sich dort bot.
      Seine Aufmerksamkeit wurde sofort wieder davon abgezogen, als ein Geschrei seine Ohren traf, und er sich einer weiteren Gestallt zuwand, die sehr nach einem Vultjag aussah, aber sicher auch nichts hier zu suchen hatte. Oder war es ein Sklave, der von Codrens Seite befreit wurde? Nein, denn auch dieser hatte keine Farbkennung, und er tat etwas, was ihn sofort als Feind und Verräter Vultjags brandmarkte - er schwor langes Leben für ein Haus Mehyves - für Vermell. Eines, das bis vor Kurzem noch in einem Pakt mit Vultjag Seite an Seite kämpfte, und kläglich im eigenem Lande versagte.
      Skor wich ein Schritt zurück und parierte die beiden Axthiebe, sehr zur Überraschung des Fremden, mit beiden Unterarmschienen, während er das Schwert horizontal dazwischen hielt, und die Flammen leicht darauf loderten, in einem Tanz, der eine Warung versprach. Bis hier hin, und nicht weiter. Dies war die Linie, die letzte Grenze, die man nicht überschreiten sollte. Doch er hatte es getan, mit den Axtklingen war er hinter die Grenze getreten, und damit war er nicht länger erwünscht.
      "Wie kommt ein Vultjag dazu, eine solche Unehre auszuführen? Verräter. Ich sehe es. Du bist einen Assassinenorden beigetreten. Nur sie arbeiten auf diese Weise. Dein Herz ist schwach geworden. Es ist kalt geworden."
      Er breitete schwungvoll die Arme seitlich aus und drückte die Äxte kraftvoll weg. Das Schwert zog in eine Richtung mit und warf einen Flammenregen auf den Verräter zu, dem er aber gekonnt ausweichen konnte, auch wenn ein paar Tropfen trafen und kurz mit dem Fleisch verschmolzen, ehe sie erloschen.
      Dann griff der Verräter erneut an und versuchte es ganz nach Vultjag Art mit roher Gewalt, sein Ziel zu zerschmettern. Skor parierte, wich den Hieben aus, setzte selbst einen Hieb, der von einer Axt abgewehrt wurde, während die Zweite erneut auf ihn zurauschte, und er diese plötzlich mit der Hand aufhielt, und fest hielt, während er ein Bein hob und kraftvoll mit dem Fuß zu trat.
      Bareth wurde überrascht und mit einem kraftvollen Tritt in den Bauch zurückgeschleudert. Skor aber machte keine Anstallten, sofort nachzusetzen, sondern er wollte, das diese jämmerliche Gestallt wieder aufstand, und noch einen letzten Funken Ehre bewies. Und diese würde er ihm dann nehmen. Und er wusste auch schon wie. Fast wäre das Schwert erloschen, da kaum noch Öl auf der Klinge haftete. Keine zwei Minuten waren vergangen, seit der Kampf mit dem Feuer begonnen hatte, und das Öl hatte seinen Wert bewiesen, und es war mehr Wert als das Leben von diesem da. Und das würde er beweisen, in dem er den Verräter im Nahkampf, hier in der Arena mit seinen Bogen niederstrecken würde, den er noch bei sich trug. Man sah es nicht, wegen der Maske, aber er begutachtete den Boden. Dort brannten noch kleine Ölpfützen des Kreises, und dort würde er die Spitze seines Pfeils entzünden, und sie diesem Verräter genau ins Herz schießen, um es wieder zu entflammen. Sein erkaltetes Herz sollte beim letzten Schlag die Hitze Vultjags spüren, und ihm zeigen, was er aufgegeben und für immer verloren hatte.

      Hawisa unterdessen wurde in ihrem Angriff gestoppt und von Codren abgewehrt. Eine Klinge wurde von ihrem Schwert pariert, die andere Klinge zerschnitt nur Luft, und Skor wandte sich ab. So ein Mist, sie war nur noch eine Sekunde davor gewesen, ihren größten Auftrag zu erfüllen. Und diese Schlampe hatte alles verdorben. Und jetzt hieb sie auch noch mit ihrer lächerlichen brennenden Metallhand auf sie zu. Der Schwung war zu stark, als das sie trotz ihrer körperlichen Beherrschung, diesem Feuerrschlag hätte entkommen können, aber einen Trumpf hatte sie noch, den sie nahezu immer geheimgehalten hatte. Ihre Luftmagie. Sie spie ein Wort aus, das unter den Geräuschen der Zuschauer unter ging, und baute somit zwischen sich und der Faust eine Art unsichtbare Mauer, gegen die Codrens Hand stieß und förmlich abgebremst wurde, als hätte sie in einen Berg Moos geschlagen, oder in ein gestopftes Kissen. Das brennende Öl rutschte zum Teil von der Hand und bildete einen Teller aus Flammen, während Hawisa sich drehte, ein Bein anhob und sich mit dem Fuß davon abstieß in einem Salto nach hinten, und wieder sicher landete. Die Magie verpuffte und der Feuerteller schoss erneut vor und Codrens Schlag folgte mit dem Restschwung noch ein Stück, und ließ es so aussehen, als hätte sie Hawisa mit ihrer Eisenrothand einen Feuerball entgegen geschleudert. Hawisa kreuzte die Klingen, murmelte nochmals einen Zauberspruch, der die Klingen in Wild hüllte, und schlug über Kreuz nach dem Flammengeschoss, zerteilte es und ließ die brennenden Ölreste seitlich an ihr vorbeirauschen.
      Das Publikum brüllte, als es das gesehen hatte, und irgendwer poliertre voller Freude einem anderen, der vorgebeugt eine Sitzreihe höher Stand, die Fresse, als der die Faust zum Himmel reckte, ohne tatsächlich hätte angreifen zu wollen.
      Das Resultat war ein überraschter Aufschrei desjenigen, der plötzlich mehrere Zähne in den Handknochen stecken hatte, und der hinter ihm war wie ein Brett auf die Sitzplanken gekracht und grinste nun mit einen blutigen Schatten im Mund in den Himmel hinauf.
      Davon bekam aber kaum jemand was mit, da ihre Augen selbst kämpften, damit kämpften, Skor Vultjag oder Codren Goldfield zu beobachten. Die Zuschauer waren außer sich und während vermutlich dem Wahnsinn verfallen, wenn sie nicht noch genug Ehre in sich trugen, das zu verhindern.
      Hawisa zischte und ihr Schleier schob sich kurz vor, der wie ein Gesichtstuch und Staubschutz angebunden war.
      "Wie kannst du es wagen, meinen Auftrag zu vereiteln, du elende Schlampe? Na gut, dann werde ich eben erst dich ermorden, und mir dann Skors Kopf holen, ehe der Große da mit ihm fertig wird!"
      Hawisa stürmte los, eine Klinge nach oben gerichtet, die andere in der Hand haltend nach unten, zielte sie zunächst auf das Schwert und ein helles Klirrendes Geräusch ertönte. Aber der Angriff war nur Tarnung, denn sie nutzte jetzt einen schnellen Meuchel Attack, ginf noch während des Treffers auf die Klinge in die Hocke und hieb mit der anderen Klinge nach Codrens Bauch ......
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Taru ()

    • Codren

      Bareth starb, so wie er gelebt hatte: Ohne sich einen Namen gemacht zu haben. Er starb mit dem Wissen, dass niemand jemals seinen Namen so ehrfurchtsvoll aussprechen würde, wie man Hawisas aussprach. Niemand würde sich an ihn erinnern. Er hinterließ kein Vermächtnis, das eines Tages hätte fortgeführt werden können.

      Hawisa lebte länger, hauptsächlich um ihrem Namen gerecht zu werden. Sie beherrschte eine Magie, gegen die Codren im ersten Moment nichts auszusetzen hatte: Ihr Schlag wurde abgebremst und traf ins Nichts, während Hawisa schon außer Reichweite sprang. Wäre Codren nicht die Magie von Flora gewöhnt, wäre sie von dieser Unnatürlichkeit abgelenkt worden, aber sie erkannte, dass es sich um einen Zauber handeln musste und ging wieder zu ihrem Schwert über. Damit hatte sie sowieso eine höhere Reichweite und konnte sich die Frau vom Leib halten.
      Zugegeben, sie brachte ein erstaunliches Manöver zustande, als sie auch noch Codrens Flammen mit sich riss und sie kurz darauf in der Luft wieder zerteilte. Die Menge reagierte darauf entsprechend - oder sie reagierte auf das, was Skor hinter ihr tat - und Codren hätte fast gegrinst. Diese Frau verschaffte ihr Ruhm, der in Vultjag so unglaublich wertvoll war. Mit ihrem Angriff half sie Codren unbewusst.
      Ihre Worte waren dabei schon fast aufklärend.
      "Skors Kopf? … Moment mal, der Große?"
      Sie wagte einen Blick über die Schulter zu Vultjag, der in einen anderen Kampf verwickelt war. Sie hatte gedacht die Frau wäre alleine gewesen, stattdessen war ja noch einer da! Wie unaufmerksam sie gewesen war! Sie hätte gleich erkennen müssen, dass es eine Attentäterin war.
      Die Frau nutzte diese Ablenkung auch sogleich aus und Codren wirbelte wieder zu ihr herum, ehe sie auf sie einhieb. Ein Schlag von vorne, den sie mit ihrem Schwert parierte, gefolgt von dem eigentlich Angriff auf ihren ungeschützten Bauch. Codren sog scharf die Luft ein und bog sich nach hinten, aber ein Treffer war unausweichlich. Der Angriff schnitt durch ihre Rüstung hindurch und traf einmal quer über ihren Bauch, ehe sie mit der Flammenhand die Klinge packte und der Mörderin mit einem kurzen Ruck aus der Hand riss. Sie ächzte unter dem Schmerz, der Übelkeit in ihr auslöste, und krümmte sich, allerdings war sie noch nicht besiegt. Die Frau nutzte ihre offensichtliche Schwachstelle aus, um gleich ein zweites Mal nach ihrer Kehle zu stechen, doch diesmal konnte Codren anständig parieren. Sie hatte keine zwei Schwerter mehr und Codren war durch den Kampf mit Skor überaus wachsam geworden. Die Frau war schnell und wendig wie ein Wiesel, aber Skors Präzision übertraf sie nicht - stattdessen war Codren auf Skor eingestellt. Sie fegte einen zweiten Angriff mit einem gut gezielten Hieb zur Seite weg, holte dann aus und krachte die Eisenfaust mitten in das Gesicht ihrer Gegnerin. Die letzten Flammen ihrer Faust erloschen, aber der Stahl war nun glühend heiß - heiß genug, um der Frau für den Rest ihres Lebens ein Brandzeichen auf dem Gesicht verpasst zu haben.
      Die Frau kippte nach hinten weg, ehe auch schon Wachen angelaufen kamen und sie festnahmen. Bareths Leiche wurde fortgeschleift und viele Entschuldigungen an Skor übergeben.
      Achja richtig, Vultjag. Codren drehte sich zu ihm um.
      "Ist das Beweis genug, Vultjag?", rief sie ihm über den Lärm der Tribünen hinweg zu. "Beweis für meine Loyalität?"
      Aber natürlich war es nicht genug. Codren wusste, was zu tun war, um Vultjag zu überzeugen.
      Sie rammte ihr Schwert vor sich in den Sandboden, presste die normale Hand auf die blutende Wunde ihres Bauches und richtete sich auf. Dann streckte sie die mittlerweile erloschene Eisenfaust in die Luft und verkündete:
      "Für Vultjag!"
      Und weil niemand die Wunde sehen konnte, weil niemand den Zweck des Schwertes verstand, der allein dazu diente, damit sie sich nicht mit der glühend heißen Eisenfaust an den Bauch fassen musste, und weil jeder die Geste mittlerweile verinnerlicht hatte, reckten tausend Vultjags hinter ihr die rechte Faust in die Luft, legten sich die linke Hand auf den Bauch und nahmen Haltung vor dem vermeintlichen Salut an, der gar keiner war. Und vor alledem hob sich Codren ab, gekleidet in verbrannten Fetzen, verbrannt an unzähligen Stellen ihres Körpers, blutend aus dem Bauch und einer riesigen Fleischwunde an ihrem Arm, dem trotz ihrer Vorsicht die Haut weggebrannt worden war. Nun wurde ihr trotz allem schummrig; die Sonne forderte ihren letzten Tribut und die Hitze hatte ihren Körper bis auf die Knochen geplagt. Sie würde nicht noch einmal gegen Vultjag antreten, entweder er akzeptierte ihr Opfer, die neue, hässliche Narbe, die ihren rechten Arm prägte, der Todesgefahr, der sie sich ausgesetzt hatte und letztlich auch der Liebe seines Volkes, die es für Codren aufzubringen schien, oder er verbrannte ihren Vertrag. Das Schwert würde dort steckenbleiben, wo es war.
    • Skor Vultjag

      So schnell, wie der Kampf mit den beiden Attentätern entflammt war, so schnell endete er auch wieder. Wie Skor es Bareth angekündigt hatte, starb dieser im Nahkampf durch einen Pfeil, den Skor ihm direkt ins Herz geschossen hatte, mit einer brennenden Ölspitze, die dafdür sorgte, dass das Herz des Verräters, welcher Vultjag den Rücken gekehrt hatte, noch mitbekam, wie sein letzter Herzschlag Vultjags Ehre ausführte. Es entflammte für eine Sekunde, dann ging Bareth auf die Knie, unfähig noch ein Geräusch aus der Kehle zu erzeugen, während seine Augen sich verdehten, und zu guter Letzt noch die Sonne Vultjags in sie schien, ihn ein letztesmal blendete, bevor die ewige Dunkelhelt ihn verschlang. So fand er letztenendes wohl doch noch seinen Weg zu Aranis in die grausame und eiskalte Finsternis.
      Skor hob seine Faust und die Zuschauer jubelten über den Sieg ihres Herren.
      Und auch bei Codren würde ein Ende des Kampfes eingeleitet, was mit einem Fausthieb ins Gesicht der Assassinin geschah. Das heiße Metall brannte sich in der kurzen Zeit der Berührung in das Fleisch ihrer Gesichtshaut, wie die Kralle eines Teufels, der sich seine verdiente Seele holte.
      Ein Augenbereich, Nase, Wange und Mundwinkel sowie ein Teil der Lippen waren für immer gezeichnet, sollte es keinem Zauberkundigen gelingen, rechtzeitig Vorsorge zu tragen, und das Schlimmste zu verhindern. Aber wer hatte jetzt hier in Vultjag schon das Interesse einer solchen Person zu helfen?
      Die Wachen stürmten nun endlich die Arena, viel zu spät, um zu verhindern, was unlängst geschehen war. Ihre Vergebung traf auf taube Ohren Skors, denn es gab nichts zu vergeben. Er hatte einen Verräter gebrandmarkt, und seine Show damit etwas aufpoliert. Er hatte allen gezeigt, das er auch auf unvorhergesehende Situationen jederzeit vorbereitet wäre und diese lösen konnte. Wie ein wahrer Herrscher.
      Die Leiche des Verräters wurde an den Fußknöcheln gepackt und rasch über den Boden ziehend davongeschleift.
      Die Frau lebte noch, wurde unsanft über die Schulter einer der Wachen gelegt und davongetragen. Man würde sie foltern und letztenendes wird sie ihren Weg erneut in die Arena finden. Vielleicht aber wird sie auch öffentlich hingerichtet, um zu zeigen, das Attentäter hier selbst zu Grunde gehen, und keine Chance hätten, den Wüstenthron zu säubern.

      In der Arena starrte Skor auf Codren, die offenbar verletzt war, und sich eine klaffende Bauchwunde hielt. Ein tiefer Schnitt hatte eine Fleischwunde erzeugt, die stark blutete. Sie vergoss ihr Blut für Vultjag, und sie hatte Skor vor einer großen Schande bewahrt.
      Und als er in die Menge blickte, schienen sie alle der Geste zu folgen, die Codren ausführte. Sie hob die Kriegsfaust in den Himmel.
      Sie verlangte Anerkennung Vultjags, und opferte sich bereitwillig für das Reich, und das Volk ehrte sie dafür.
      Skor marschierte auf sie zu, nahm unterwegs seine Klinge vom Boden auf, die in den Resten des Feuerrings gelegen hatte, und ein leichtes Zischen war von seiner Hand aus zu vernehmen. Es war heiss und schmorte wohl etwas vom Handschu weg.
      Vor Codren blieb er stehen, und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
      "Hahaha, nehmt schon eure Hand da weg, oder wollt ihr aus rausgetragen werden? Ihr werdet gefälligst aus eigner Kraft zu mir in den Palast laufen. Das Mindeste, was ich von euch noch verlangen kann.", sprach er sie an, und Codren hatte wohl keine andere Wahl, und dann presste er das heiße Schwert quer über die Schnittwunde am Bauch und brannte die Wunde zu. Das Blut stoppte, und würde weiterhin durch ihre Adern fließen.
      Das Volk verstand nicht ganz, was dort vor sich ging, aber Skor brachte Codren nicht um, und schien sie zu ehren.
      Dann wandte er sich kurz an sein Volk.
      "Volk von Vultjag, ihr wart vor vielen Jahren Zeuge, wie eine Goldfield den damaligen Schlachtfürsten Trakur Vultjag, mit dem Lichte Aranas, unter der Sonne Vultjags, diesen zu Wüstenstaub verbrannte. Damit ebnete eine Frau namens Flora Goldfield mir den Weg auf den Wüstenthron, von dem aus ich den stärkster Gegner und den stärksten Verbündeten suchte. Bis heute.
      Heute war es erneut eine Goldfield, die Vultjags Kriegern einen Weg wies, und den Schlachtfürsten vor Unehre bewahrte, und mir das Leben schenkte. Und zugleich hatte sie mit ihrer brennenden Faust eure Herzen ergriffen. Und das hat mein Herz ebenso berührt! Vultjag wurde auf den Pfand des Lichtes geführt, den richtigen Pfad. So wie Trakur in der Finsternis verbrannte, werden wir im Lichte aufblühen.
      Vultjag wurde von Goldfield gerettet und geehrt. Nun ist es wohl ebenso ehrenhaft und gerechr, wenn ich sage, lasst uns Goldfield nun ebenfalls ehren, und ihre Schwester Flora Goldfield aus der Finsternis zurück ins Licht führen. Wir haben nun endlich den stärksten Verbündeten und den stärksten Gegner gefunden. Wir werden in die Schlacht ziehen, und Vultjag mehr Ehre bringen, als jemals zuvor. Darauf haben wir seit acht Jahren gewartet. Folgt mir, meine Krieger! Folgt mit mir gemeinsam der Kriegsfaust auf ihrem beschwerlichen Weg zu ihrer Schwester, die in der Gefangenschaft an der Finsternis angekettet wurde. Helft uns, ihr gefrohrenes Herz zu entflammen!"
      Auf den Sitzreihen war es zunächst still wie in einer Kirche, und diese Stille, die wie eine Ewigkeit anzuhalten schien, aber nur wenige Sekunden dauerte, als Skor seine Ansprache beendet hatte, endete damit, das alle ihre rechte Faust in den Himmel hielten, und dann begann das Poltern und Rufen.
      HOOAHH **ROOOMPP** HOOAHH **ROOOMPP** HOOAHH **ROOOMPP**.....
      Das ganze dauerte knapp zwei Minuten, in denen Skor sich nach und nach allen zuwandte, und es schien ein fester Rhythmus mit den Herzschlägen zu werden, der schon fast angenehm zu spüren war. Mit jedem kraftvollem Aufstampfen schien der Boden zu beben, ehe Skor eine Geste machte und es abrupt still wurde.
      Er drehte sich Codren zu und rammte fuchtelnd sein Schwert in den Boden, während er auf die Knie ging und sein Haupt dankend neigte. Er ehrte jene, die ihm das Leben rettete und selbst bereit war, für ihr Volk hier zu sterben. Und sie hatte sogar Blut vergossen. Eine Herrscherin, die ehrenvoll mit wahrer Zunge sprach.
      "Vergesst alle Verträge, verehrte Goldfield. Vergesst alle Forderungen. Vultjag sieht euch als wahren Bündnispartner an, und wir werden mit euch gemeinsam gegen Mehyve ziehen." Alle Krieger in der Arena schienen Skors Beispiel zu folgen. Es schepperte, klirrte und rumpelte, als sich irgendwie alle versuchten zeitgleich zu verbeugen und auf die Knie zu gehen.
      Slor stand auf, zog das Schwert hoch und steckte es wieder weg.
      "Den Rest besprechen wir heute Abend im Palast. Es steht eine große Feier an. Ihr werdet noch ein paar Tage meine Gastfreundschaft erdulden müssen, ehe ich euch in die Heimat gehen lassen kann."

      Natürlich würden sich die besten Heiler noch um ihre Wunden kümmern, aber wirklichgroße Zauberer gab es dafür nicht in den Reihen Vultjags zu finden. Narben würden sie daran erinnern, was sie heute erlebt hatte. Immerhin würde man ihr edle Kleider zur Verfügung stellen, sobald sie im Palast wäre.
      Und sicher würden sie noch über Handelsverträge und den zukünftigen Ablauf sprechen. Da Codren wohl schon von den Bergen spach, über die man Waren transportieren konnte, würde einiges davon auf dem Seeweg wegfallen, und sicherer die Ortschaften Vultjags erreichen. Wer hätte gedacht, das Vultjag sich einmal mit der Goldenen Mitte Taranokes verbünden würde? Und das nur dank einer einzigen Frau.
      Flora Goldfield war es, die Trakur Vultjag einst entehrte und besiegte. Und Codren Goldfield war es, die Skor Vultjag ehrte und zu einem großen Sieg verhelfen würde. Damit gingen seine Pläne auf, die er schon so lange umzusetzten vermochte.
      Und beide Frauen hatten in dieser Arena großes geleistet. Nun würden über beide Geschichten und Lieder die Runde machen. Und Skor würde man wohl auch erwähnen.
      Alles was Skor jetzt noch umsetzten musste, was sich von der letzten Blutlinie Trakurs zu befreien, und wie ein Skorpion schnell und tötlich zuzustechen. Er würde Ildes aus der Wüste tilgen, den Turm zurückerobern und Vermell verscheuchen. Sobald das erledigt wäre, würde er sich Codren Goldfield anschließen. Ob zur Verteidigung Garlingens, oder zum Angriff auf Mehyve selbst. Sie brachte es nur einfordern, und Vultjags Herzen würden voller Freude in die Schlacht stürzen.


      Palast von Vultjag
      Skor

      Die Sommersonne der Wüste war unlängst mit dem Horizont verschmolzen, wie ein großer glühender Tropfen aus Metall, wie jene rötliche Hand, die Codren in Flammen gehüllt führte, und ließ die Wüste in einem warmen zwielichtigem Farbenspiel erleuchten. Öllampen, Fackeln und Leuchsteine wurden entzündet und verbesserten bereits die Sicht auf alle Dinge, und zeugten für eine wohligere Atmosphäre. Viele legten ihre Arbeit nieder und kehrten in ihre Hütten und Häuser zurück, aus denen bald selbst Licht erstrahlte.
      Die Wüste kam zu Ruhe, während es im Palast jedoch erst so richtig los ging.
      Trommeln und andere Musikinstrumente erklangen, während mehr als Dreihundert Gäste in diesem gewaltigen Saal an langen Tischen saßen, oder in gemutlichen Sitzecken, ausgelegt mit bunten und feinsten Stoffen, edlen Kissen und Decken und auch Fellen, sich unterhielten, Speisten und lachten.
      Skor selbst saß an der Spitze eines großen runden Tisches, an dem sich gut 20 weitere Gäste befanden. Jeweils zehn Sitzplätze von beiden Seiten aus, bis zu jemen Platz ihm gegenüber, an dem Codren sitzen würde. Ein Ehrenplatz. Mittig lagen Berge von Früchten und allerlei andere Dinge, darunter Edle Getränke, auf dem Tisch, an denen man sich reichlich bedienen konnte. Teller und Besteck aus feinsten Edelmetallen, Gold, Silber, und mit Edelsteinen verziert.
      Hinter den Sitzreihen links und rechts befanden sich längliche Wasserbecken, darum herum einige Pflanzen. Sie boten für erfrischende Düfte und kühlere feuchte Luft, die alsbald vom Geruch gegrilltem Fleisches durchzogen war. Mehrere Feuerstellen inmitten der Halle ließen große Tiere an Spießen über dem Feuer garen, die regelmäßig mit einer Marinade aus exotischen Ölen und Gewürzen übergossen wurden. Gewürze, die selbst Codren noch nicht kannte.
      Frauen tanzten hier und da. Bedienstete rannten von Tisch zu Tisch, brachten Speisen, frische Getränke und räumten den Müll weg, der übrig blieb, wie Knochen oder Schalen, Äste, an denen noch Früchte reiften, ehe man sie von diesen abzog.
      Und dann wurde Codren zum Saal geführt. Gut eskortiert von Leibwachen und Bediensteten. Das Fest ging weiter, aber viele Augen hafteten kurz oder auch länger san Codren, die mit edlem Kleid zum Tisch geleitet wurde. Die Wachen verhinderten, das irgendein Narr auf die Idee käme, die Kriegshand zu berühren.
      Man hatte Codren ein teures Kleid aus Übersee gegeben, eines, das mit seltenen Tierfedern bestückt war, die hochqualitativ zum Teil mit dem Stoff verwoben wurden.
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      Dazu Gold und anderen Schmuck, welches den Schein der Lampen und des Feuers spiegelte. Sie würde es als Geschenk mitnehmen dürfen.
      Skor selbst sah aus wie immer, und trug auch jetzt noch die Maske, die er gelegentlich anhob, um zu speisen oder zu trinken, so wie er es auch in der Arena tat. Allerdings schien seine Kleidung auch eher dem Anlass zu entsprechen, was deutlich weniger Rüstungselemente aufwies und eher bequemer gehalten wurde.
      Da Codrens Arme frei lagen, konnte man auch prima die Kriegshand bewundern, die aus dem rötlichen Metall an ihrem Unterarm prangerte. Diese sollte wohl auch absichtlich zur Show gestellt werden.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Codren

      Codren erhielt die Behandlung einer Königin. Ihr wurde eine Kammer im Palast von Vultjag angeboten, die besten Ärzte aus ganz Vultjag kümmerten sich um sie und schließlich wurden ihr auch die Bediensteten zugewiesen, die ihr jeden Wunsch von den Lippen ablasen. Für die ersten Stunden nach der Arena rührte sie keinen einzigen Finger und ließ alles und jeden um sie herum tanzen.
      Nachdem sie aus der Sonne gekommen und in der Kühle des Palastes verweilte, schmerzte der angesenkte Arm stärker als alles, was sie bisher erlebt hatte - ausgenommen der Verlust ihrer Hand. Sie wurde sogleich außer Sicht aller Schaulustigen gebracht, damit man der neuen Kriegshand keine Schwäche zusagte - oh, wie hätte Skor getobt, wenn man seinen Gast vor aller Augen bloß stellen ließ - aber das minderte die Qual der Behandlung nicht.
      Schließlich erhielt sie starke Schmerzmittel und verwünschte sich, dass sie es so weit hatte kommen lassen.
      Als das Fest nahte, erhielt sie ein Kleid von Vultjag, das sie den Arm beinahe wieder vergessen ließ. Wie lange mochte es wohl her sein, dass sie nicht in einer Rüstung das Haus verlassen hatte - und dann auch noch mit einem solch atemberaubendem Kleidungsstück, vom Schmuck ganz zu schweigen? Sie verfiel dem Anblick vollkommen, ein winziger Lichtblick in diesen Zeiten, die von nichts anderem als Sorge und Angst erfüllt waren. Nur einen einzigen Abend dürfte sie doch damit verbringen zu lachen und zu speisen und ganz Taranoke für den Moment beiseite zu schieben. Nur ein einziger Abend war doch nicht zu viel, oder? Sie würde Flora nicht im Stich lassen.
      Sie war von der Geste zu Tränen gerührt, ein Gefühl, das sie beinahe zu überwältigen drohte. Sie starrte ihr eigenes Spiegelbild an, die mit Haarschmuck gekrönten Haare und das Glitzern des Schmucks auf ihren Schultern und ihren Armen. Einzig der Verband störte das Bild, der weiße und sterile Stoff, der sich über ihren rechten Arm schlängelte und einen noch viel hässlicheren Anblick unter sich verbarg. Das und die Eisenhand, deren entblößte Glieder furchteinflößend wirkten, so wie die langen und sehr großen Beine einer Spinne.
      Nun, sie war schon zu alt, um sich noch hübsch zu fühlen. Diese Zeiten hatte sie in Rawan zurückgelassen, hier auf Taranoke sollte sie sich lieber auf ihre Zweckmäßigkeit konzentrieren.
      Dennoch genoss sie den Anblick ihres Kleides einen Moment länger, ehe sie sich zum Fest begleiten ließ.

      Codrens Erscheinung sorgte dafür, dass sich die Köpfe nach ihr drehten, um die Kriegshand aus der Nähe zu sehen. Wer nicht sowieso in der Nähe von Skors Baldachin gesessen und damit Codrens Eintreten in die Arena beobachtet hatte, hatte nun doch die Gelegenheit, die neue Bündnispartnerin von Vultjag zu begutachten. Und Codren gab sich die größte Mühe, den Erwartungen gerecht zu werden: Sie marschierte mit hoch erhobenem Haupt durch den riesigen Saal und auf Skor zu, flankiert von ihrer Eskorte, die sie erst verlassen würden, wenn sie in der Sicherheit der Eskorte des Herrschers war. Sie wirkte in ihrem Kleid nicht gerade so graziös wie die vielen Tänzerinnen, die sich um die Tische herum drehten, aber sie verkörperte doch eine gesunde Mischung aus weiblicher Anmut und kriegerischen Eleganz, eine Frau des Kampfes durch und durch, die nicht davor zögern würde, so wie in der Arena ihre Waffe zu erheben und ihre Feinde zu schlachten. Und das war es doch letztens, was von der Kriegshand erwartet wurde, die Fähigkeit, in allen Lebenslagen Ehre zu bringen.
      Sie setzte sich an Skors Tisch, einem Ehrenplatz, um den sie sicherlich der ganze Saal beneidete. Sie platzierte die Eisenhand vor sich auf dem Tisch, wie eine kleine, schlafende Bestie, die jeden Moment zu unnatürlichem Leben erwachen und über den Tisch wüten könnte. Codren hatte sich bereits an den Anblick gewöhnt, doch für alle anderen, die dieses Meisterwerk zum ersten Mal aus der Nähe sahen, war es ein ungewöhnlicher Anblick. Sie beobachtete zufrieden, dass sich die Blicke ihrer Nachbarn auf ihrer Hand fingen.
      "Ich danke für Eure Gastfreundschaft, Vultjag. Das Kleid ist... atemberaubend."
      Vielleicht würde es Flora sogar noch besser stehen. Sie würde darauf bestehen, dass ihre Schwester es einmal anprobierte, wenn sie nachhause gekommen war.
      Ihre Eskorte verließ sie und stattdessen erschien ein Diener an deren Stelle, der ihr einen Weinen einschenkte und einen Teller voller Fleisch überbrachte, dessen Gewürze einen für Codren unbekannten Geruch verbreiteten. Ihre Neugier wuchs auf das Gericht, genauso wie die vielen Speisen vor sich auf dem Tisch und der aufwendigen Dekoration, die den ganzen Saal schmückte. Vultjag hatte keine Kosten gescheut, um dieses Fest so grandios wie nur möglich zu gestalten - und das alles, um ihr Bündnis zu feiern. Wenn es nur immer so leicht wäre; obwohl sie sich kein drittes Mal in die Arena wünschte. Ihr Arm pochte dumpf und trotz der Schmerzmittel glaubte sie, noch immer das Feuer brennen zu spüren.
      "Zieht Ihr Eure Maske eigentlich niemals aus? Nicht einmal an einem Fest wie diesem?"


      Kasli

      Die Magierin schritt ein weiteres Mal durch den langen Thronsaal auf ihre Göttin zu, die sich in all ihrer Pracht auf dem hohen Thron präsentierte. Der Anblick verursachte eine wohltuende Gänsehaut auf Kasli, die sie fast vergessen ließ, mit welchen Nachrichten sie zurückkam. Aber nur fast.
      Sie kniete sich ehrfürchtig vor den Stufen des Throns nieder, eine Geste, die nur der Göttin dienen sollte und nicht irgendeiner Herrscherin über Mehyve; was interessierte sie schließlich dieses winzige, furchtbare Land, in dem sie beide festsaßen? Sie huldigte nur der Göttin Aranis, jetzt und für alle Ewigkeit, die einzige Göttin, die es auf der ganzen Welt nur geben sollte.
      "Meine Göttin, ich habe versagt. Goldfield hat mich ausgetrickst."
      Dieses Mal blieb sie auf dem Boden knien, den Kopf in ihrer Schande gesenkt, oh wie sehr sie sich für ihr Versagen schämte. Sie wollte Aranis nicht enttäuschen, ganz sicher nicht, sie würde ihr Leben geben, damit ihre Göttin sie nicht für ihre Schwäche tadelte. Das war alles nur die Schuld dieses Lichtpriesters, sie würde ihn umbringen!
      "Goldfield bemächtigte sich der Kraft der Lichtpriester. Ein Igast Urick hielt uns auf, er beschwörte das reine Licht von Arana und beförderte uns alle mit einem mächtigen Teleportationszauber zu den Gebirgen. Wenn ich nur von seiner Anwesenheit gewusst hätte, mächtige Aranea, ich hätte meine Vorkehrungen getroffen und sein Licht mit Eurer Dunkelheit vertrieben! Er überraschte uns gänzlich, das reine Licht hat uns unserer Magie beraubt. Ich bitte um Vergebung für diese Schande!"
      Sie beugte sich noch weiter vor, bis ihr Kopf auf den Boden stieß.
      "Ich werde Euch kein weiteres Mal enttäuschen! Bestraft mich und lasst mich dann Euer Vertrauen wiedergewinnen! Ich werde ihn jagen, diesen Urick, ihn und alle seine Priesterfreunde, bis das letzte Licht von Arana von diesem Land beseitigt wurde! Nur vergebt mir!"
    • Aranis

      Tage waren vergangen, als sie Kasli den Auftrag gegeben hatte, die Ernte Goldfields für Mehyve abzukaufen, oder eher kostrengünstig einzufordern. Ohne Zweifel würde Codren alles tun, um Haus und Hof, dem Land und der Bevölkerung beizustehen, und alles aufrecht zu halten. Und um so gieriger war Aranis auf das Endergebnis, das Kasli ihr mitteilen würde. Man sagte ihr bereits, das sie zurück wäre und um eine Audienz gebeten hatte.
      Auf dem Thron saß sie nun, wirkte gänzlich entspannt, mit finsterer Mine zur Tür blickend, erwartete ihre Leibmagierin mit guten Nachrichten zurück, aber es sollte anders kommen.
      Kasli näherte sich dem Thron und ging vor Aranis zu Boden, senkte sogar ihr Haupt auf den Boden vor Scham und bat um Strafe.
      Sie erklärte sich, und jene Dinge, die geschehen waren, und Aranis hörte einfach nur zu, blickte mit strengem Blick auf das Elendsbildnis, was sich dort vor ihr auf dem Boden wand.
      Ihre Finger griffen das Holz der Armlehne, so das es schon anfing zu knirschen. Noch etwas mehr Kraft, und sie hätte sie Armlehnen vermutlich aus ihrer Verankerung gerissen.
      Dann aber entspannte sie sich wieder, und ihre Mine schien sich langsam in ein Grinsen zuv erwandeln, und endete schließlich darin, das sie lauthals auflachte.
      "HA HA HAAA HAHAHAA HAAA."
      Sie beugte sich kurz vor und lächelte, schien dabei aber nich zu Kasli zu blicken, sondern auf eine imaginäre Person, irgendwo in der Ferne.
      "Kasli ... Kasli ... Kasli, hast du wirklich geglaubt, das du einfach so in Garlingen bei Haus Goldfield aufmarschieren und Forderungen stellen könntest? HAHAHA."
      Aranis erhob sich und begab sich zu Kasli hinab und ergriff ihre Schultern, so das Kasli aufstand, und leicht von Aranis mitgezogen wurde. Aranis war in der Hocke, und Kasli kniete noch immer, mit fragendem Blick.
      "Meine liebe Kasli, ich habe nichts anderes von Codren erwartet. Ich schickte sogar eine meiner mächtigsten Untergebenen, und trotzdem wurdest du einfach so vor die Tür gesetzt. Das liegt daran, das Flora und Codren einst gemeinsam Taranoke bereisten, und eine Menge erlebt hatten. Auf sie und ihre Verschlagenheit musst du besonders acht geben. Sie wird und sie hat Verbündete gefunden. Oftmals dort, und jene, die man weder vermuten noch erwarten würde. Schließlich musste sie auf Flora acht geben und Haus Goldfield beschützen."
      Aranis grinste breit, fast schelmisch wie ein freches Mädchen. "Ich wusste bereits als ich deinen Auftrag plante, das du versagen würdest. Daher siehe es nicht als Versagen, sondern als Bestätigung meiner Vorahnung an. Und du bist lebend zurückgekehrt. Und du gibst nicht auf, und suchst nach Rache, und die werde ich dir gewähren. Ich danke dir, für deine Treue."
      Kasli durfte wieder aufstehen und musste sicher nicht länger vor einer Strafe fürchten, die ihr Ansehen schmälerte. Oder Uzin Futter brachte, über sie her zu ziehen.
      Aranis biss sich nachdenklich auf einen Finger, während sie ein paar Schritte auf und ab ging.
      "Hmmmm, es ist ärgerlich. Sehr ärgerlich, das ein mächtiger Verfechter des Lichtes in Goldfield Bastion bezogen hat. Meine Schwester scheint sich überall einmischen zu wollen. Als wolle sie den Hof vor der Finsternis bewahren. Doch will ich ihr diesen kleinen Sieg gönnen. Soll sie sich daran laben, aber ich schwöre dir, Arana, ich werde dir zeigen, wie schmackhaft die Finsternis sein kann. Besonders wenn das Licht versucht sich verzweifelt über den Dunkelheit festzuklammern, hehehe. KASLI? Du hast nicht nur meine Erlaubnis, sondern auch die Pflicht, dich für diese Schande zu rächen. Es wird deine Aufgabe sein, Garlingen dafür zu bestrafen, dass das Licht dort zu Gast ist, und mir Wiederstand leistet. Ruh dich aus. Die Reise war anstrengend. Wir reden in zwei tagen darüber, was mit Garlingen geschehen soll. Ein paar Dinge werde ich vorgeben, aber den Rest wirst du selbst entscheiden. Mach dir Gedanken, Pläne für deine Rache an diesem ... Urick ..."
      Sie wandte sich Kasli wieder zu, die selbst die ersten Anzeichen eines Lächelns wieder auf ihren Gesichtszügen züchtete, als die schwere Tür erneut aufsprang, und ein Eilbote hineinstürmte, und vor den beiden Damen auf die Knie fiel.
      "V-verzeiht mein barsches Eindringen, aber es eilt, euer Majestät ... verehrte Göttin!", keuchte der Bote, der kaum noch zu Sprechen vermochte, da er mehr mit Luftholen beschäftigt war, als zu reden.
      Nun gut, es musste wichtig sein. Er sollte sprechen. Ob er Strafe erhalten würde, kam ganz auf die Nachricht an, die ihn dazu brachte, ohne Anzuklopfen hier zu stören.
      "SPRICH, was veranlasst dich dazu, dich so zu benehmen?", forderte sie kalt und hart. Sein Zucken war schon Lohn genug in ihren Augen. Aber es war ja auchviel geschehen in den letzten Wochen. Es musste jedenfalls etwas mit der Front zu tun haben. Hatten die Zwerge erneut einen Sieg errungen?
      Der Bote holte nochmals Luft und hielt eine Schriftrolle in der Hand nach vorn, die er der Göttin noch überreichen wollte. Dort war nochmals alles gelistet, sollte sie ihm den Kopf abreissen, ehe er fertig war mit seinem Bericht.
      "V-vultjag, meine Göttin. In Vultjag hat es ein Problem gegeben. Ich ritt fast drei Tage am Stück durch, um euch in Namen Scarlett Vermells zu berichten, das nach erfolgreicher Einnahme des Wüstenturms, diwser von Skor Vultjag zurückerobert wurde. Der Aufmarsch einer gewaltigen Armee, und die fehlende Versorgung und Ausrüstung für eine Belagerungszeit, so wie der zahlenmäßigen Unterlegenheit, zwang zur Aufgabe des Turms. Vultjag hat sich entgültig gegen Mehyve gerichtet und wird jeden Versuch, die Wüste unter mehyvische Kontrolle zu bringen, mit aller Härte ausschlagen. So die Worte des feindlichen Heerführers. Scarlett Vermell befindet sich bereits auf dem Rückmarsch nach Mehyve und sollte jetzt ist etwas drei oder noch vier Tage benötigen, um die Grenze zu erreichen. Der Einmarsch in die Wüste ist offiziell gescheitert. Sie erbittet um Anweisungen."
      Aranis hörte den Worten aufmerksam zu. Ihr Körper kribbelte, so wie jemand, der in Schwitzen geriet, weil ihm gleich der Kopf rund gemacht wird. Das Adrenalin war hier jedoch Wut, und sie rieb sich den Hals entlang, spielte mit den Fingern, die nicht wussten, ob sie eine Faust bilden solten, oder nur ihren Schweiß verreiben sollten. Wutschweiß, denn innerlich schien sie zu brodeln wie das Wasser in einem Kratersee.
      "Hast du sonst noch was zu berichten?", fauchte sie. Aber den Bote schüttelte nur den Kopf.
      "Gut. Ich werde eine Nachricht verfassen, und sie dir später mitgeben lassen. Stärke dich. Du wirst noch heute aufbrechen."
      Ohne Zweifel würde am Ende der Nachricht die Aufforderung stehen, das Scarlett ihm den Kopf abschlagen, und sein Blut trinken sollte. Wie konnte sie es wagen, feige einen Boten zu entsenden, anstatt selbst hier zu kriechen? Diese Versagerin! Unfähige ...
      "Es geht in letzter Zeit erstaunlich viel schief .... ob Codren etwas damit zu tun? Hihihi, ohne Zweifel. Sie war nicht in Goldfield. Sie war fort. Sie war ... SIE WAR ES! Siehst du, Kasli? Ich warte dich bereits vor ihr. Das ist Codrens Handschift. Ich spüres es. Sie hat mit der Wüste einen Vertrag abgeschlossen. Wie hat sie es nur angestellt? Was suchst sie dort? Oder, will Vultjag sich an mir Rächen, da ich Floras Körper besitze? Ja, das wird es sein ... vermutlich."
      Plötzlich schrie sie wütend auf, "RRRAAAAAAHHHHHRRRR...." drehte sich rasch und schob ihre zur Kralle geformten Hand nach vorn weg. Ein schwarzer Energieball verließ ihre Hand und traf eine Wache, die kurz schmerzverzerrt aufschrie, nach hinten wegschleuderte und zu scheppernd zu Boden krachte, wo er sich unter dunklen Blitzen zuckend noch wenige Sekunden wandte, ehe er verstarb.
      Mit tiefen Atemzügen beobachtete sie das quälende Leid, dass das Leben aus dem Soldaten zog.
      "Skor Vultjag ... das war ein Fehler ...."


      Vultjag vor ca. zwei Wochen
      Das Fest im Palast war nach vielen Stunden zu Ende gegangen, und man hatte über vieles gesprochen. Auch wurden Abenteuer der Vergangenheit erwähnt, die vorallem bei Codrens Erzählungen hörige Ohren fand. Skor nickte häufig, und schien langsam zu verstehen, um welchen Wert Flora stand. Sie hatte viel in Taranoke bewirkt. Und Codren schien auch jetzt noch zu ihr zu stehen, und wollte sie wieder auf diesen alten Pfad zurück führen. Eine große Ehre. Gleichermaßen waren Trakur und Ildes einen falschen Pfad gewandert, und hielten auch heute noch daran fest. Aber das sollte sich rasch ändern.
      Noch während Codren einige Tage die Gastfreundschaft im Palast genoss, ehe Skor sie mit einigen neuen Verträgen in ihre Heimat entließ, begleitet von einer Eliteeinheit und Wasserträgern, um sie quer durch die Wüste zu führen, auf das sie niemand angreifen oder aufhalten würde, der noch nicht um ihre Position wusste, hatte Skor eine Angriffsarmee aufstellen lassen, um den Turm vom Geschmeiß Mehyves zu befreien.
      Diese marschierte dann auch schon gut eine Woche später dort auf und verrbiss sich in eine schwere Schlacht. Letztenendes musste sich der Fettsack Ildes geschlagen geben. Als Strafe band man ihn an Staubkeiler, und steckte den Tieren noch eine Öllampe mit Haltegurt auf den Rücken. Sie fürchteten das Feuer und rannten in die Wüste hinaus. Skor meinte, das es wohl besser wäre, die Wunden des Landes auszubrennen. Die Wüstensonne würde das erledigen. Der Sand würde das Fleisch von den Knochen schleifen, bis das Öl verbrannt war. Am Ende würde eine blutige, von der Hitze gegarte Leiche in der Wüste liegen, an dessen Überresten sich Aßfresser laben würden. Was fürein kümmerliches Ende für einen Adeligen Vultjags.
      Aber so konnnte Ildes wenigstens seiner Blutlinie folgen, verbrannt vom Licht Aranas.

      Skor wusste auch, das es momentan sicher nicht gut lief, in Goldfield. Die finstere Klaue Aranis hatte ihre Spuren hinterlassen. Natürlich bot Skor an, für den Krieg genügend Weizen abzukaufen. Seine Krieger sollten nur ehrenhaftes Brot genießen, das aus goldenem Mehl gebacken wurde. Es würde ihre Herzen nähren, und ihnen Muskeln Kraft geben. Aranis sollte von ihrer eigenen Hinterlassenschaft überrollt werden. Das allein würde sie hoffentlich schon wieder zur Vernunft kommen lassen.
      Die großzügigen Finanzierungen würden unterdessen den Garlingern aushelfen. Codren erwähnte, das der letzte Winter hart gewesen war, so als wollte er vorhersagen, dass auch der Sommmer von einer eisigen Kälte regiert werden würde. Aranis Auferstehung.
      Des weiteren bot er an, Gewürzhandel mit Garlingen zu betreiben. Und zwar NUR mit Garlingen. Wenn der Krieg vorbei wäöhre, dürfte allein Goldfield die Handelsrechte mit Vultjag erwerben und diese dann gewinnbringend an den freien Handel weiterverkaufen oder gegen andere Waren bei den anderen Häusern eintauschen. Selbs Lyxaxu käme über den Seeweg nicht so einfach an diese Gewürze.
      Das würde einen großen Vorteil versprechen. Und eine neue Handelsroute über die Berge durch die Wüste, versprach auch Vultjag einen größeren, und billigeren Getreidevorrat, ohne das Skor dabei die Kassen Lyxaxus über den Seehandel finanzieren müsste.
      Für beide Seiten ein Gewinn.



      Valgross
      Avina

      Wie so oft fanden sich die Vertreter der Häuser zu einem gemeinsamen Plausch zusammen, saßen an dem großen Holztisch, tranken und versuchten sich die Zeit mit ihren Ideen zu vertreiben, wie man die Rebellion noch weiter stärken und ausbauen könnte. Natürlich hatte Servic bereits wieder Kontakte zu seinem Spionage und Informationsnetzwerk aufgenommen. Das ein oder andere Nützlich war dabei auch schon rausgekommen.
      Der Vorstoß von Aranis soll in der Wüste zum Erliegen gekommen sein. Außerdem schien man in Camisse eine Spur der Verwüstung, der Auslöschung zu verüben. Der Osten Camisses schien fürchterlich zu leiden. Das Resultat von Servics Niederlagen und der Überheblichkeit der Zwerge, Aranis Wiederstand zu leisten. Negrell soll dafür eingeteilt worden zu sein. Und die sollen anngeblich voller Freude durch die Ortschafen ziehen.
      Auch waren weitere Truppen, darunter frische ausgebildete Soldaten, unterwegs nach Camisse. Aranis war noch lange nicht fertig mit dem Haus. Wie lange würde es wohl dauern, bis Camisse aufgibt, um sein Volk zu schonen? Die östliche Zermürbung würde sicher dazu beitragen, schnelle Ergebnisse zu erzielen. Dumm war Aranis nicht. Sie schien zu merken, wann man besser auf Verluste und direkten Kämpfen verzichtete. Oder steckte noch ein anderer Plan dahinter?
      Avina stand auf und haute auf den Tisch. In ihren Augen loderte die Flamme der Euphorie. Sie hatte eine wundervolle Idee.
      "Hey, hört mich an. Es wirdZeit, das wir Aranis einen ersten Schlag verpassen. Sie ist mit Camisse und Vultjag sicher gut beschäftigt, und wird Konflikte nur an den Grenzregionen erwarten. Wer käme da schon auf die Idee, das mitten im Herzen Mehyves dann ein Ohrfeige für Aranis klatscht?"
      Die Augen richteten sich fragend auf die junge Hausherrin, die wohl über ihrem Mann stand, oder zumindestens noch. Er schien sie schon beeindruckt zu haben, aber irgendwiestichelte sie noch rum, ließ ihn zappeln, was ihn häufig dazu antrieb, sich irgendwie in allem zu verbessern. Es war wohl eine gute Wahl gewesen, Avina zu seiner Frau zu machen.
      "Wir befreien Prinzessin Zaina aus ihrem Kerker. Ihr sagtet doch, das sie von Aranis eingesperrt wurde, oder? Wenn wir sie befreien, werden sicher auch andere davon Wind bekommen, und möglicherweise Wiederstände aufkeimen lassen. Na, was haltet ihr von meiner Idee?", grinste sie breit über das Gesicht. "Sag doch auch was dazu, Rulf!", schüttelte sie ihn an der Schulter.
      Es war vielleicht doch keine so gute Idee, das sie seine Frau wurde ......
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Kasli

      Kasli hatte mit dem schlimmsten gerechnet: Dass Aranis sie als unwürdig ausrufen würde, den Posten an ihrer Seite weiterhin zu behalten. Dass sie über alle Maßen enttäuscht war, dass sie Kasli als eine Schande ausrufen würde, dass sie ihren Glauben an die Dunkelheit anzweifelte. Sie rechnete damit, ganz Taranoke unter ihren Blitzen versengen lassen zu müssen, um sich Aranis zu beweisen. Sie hätte es auch getan, ohne mit der Wimper zu zucken.
      Womit sie nicht gerechnet hatte war Verständnis. Sogar mehr als das, Aranis schien ihr Versagen vorhergesehen zu haben. Sogleich kam sich Kasli dumm vor - wie hatte sie nur eine Sekunde an der Allmächtigkeit ihrer Göttin zweifeln können? Sie würde alles wieder gut machen, sie würde Aranis ihren verdienten Ruhm erbringen.
      Kasli grinste sie an. Gemeinsam würden sie die Welt erobern.
      "Ich werde die Finsternis nach Goldfield bringen, meine Göttin."
      Damit schien auch Aranis zufrieden zu sein. Sie würden Goldfield für ihren Widerstand bestrafen.
      Ihre Unterredung wurde von einem Boten unterbrochen, der Nachrichten von Vultjag überbrachte. Eine weitere Niederlage und noch dazu erkannte Aranis, dass es sich um ihre Schwester handeln musste, die eigentlich in Goldfield hätte sein müssen. Ihr Wutausbruch kam für Kasli daher nicht überraschend, sie spürte im Gegenteil selbst, wie ihr das Blut zu kochen begann. Niemand sollte sich gegen ihre Königin stellen, erst recht nicht eine Frau von solch niederem Blut. Niemand sollte sie so in Rage bringen.
      Sie trat auf Aranis zu und raunte:
      "Wir werden uns an ganz Taranoke rächen, Aranea. Niemand wird sich uns jemals wieder in den Weg stellen wollen."
      Angefangen mit Goldfield - und wenn sie damit fertig war, würde sie sich Uzin vom Leib schaffen, den einzigen Menschen, der eine so hohe Gunst bei ihrer Göttin genoss wie sie selbst.


      Valgross

      Anthein Servic hatte sich wieder dem gewidmet, was er am besten konnte: Schreiben. Es dauerte nur wenige Tage, ehe er zurück zu seinem alten Selbst war, ein dürrer, hektischer Mann, der sich so weit über seine Schriften beugte, dass sein Rücken von Haus aus eine Krümmung beschrieb. Die Verbindungsmänner seines Netzwerkes überfluteten ihn mit Informationen, die er filterte, unterzeichnete, kopierte, weiterleitete, korrigierte und auswertete, so lange, dass er kaum etwas anderes zu tun schien. Er verschickte Briefe, um sein Netz aufrecht zu erhalten, die so aussahen, als kämen sie vom einfachen Volk, von Händlern, Soldaten, Handwerkern und Bauern, alle unter einem anderen Namen, auf unterschiedlichem Papier und mit anderer Handschrift, versehen mit Geheimzeichen, Codewörtern oder ganzen Geheimsprachen, die sich teils nur über Umwege entschlüsseln ließen. Er schrieb von Holzlieferungen, wo es kein Holz gab, und klagte über seine verstorbene Frau, wo es keine Frau gab. Seine Briefe hätten an Einfachheit nicht übertroffen werden können.

      Als die neuen Rebellen sich zu einer ihrer zahlreichen Treffen zusammenfanden, hatte er bereits wieder einen eigenen Stab an Dienern hinter sich, denen er Schriften diktierte, sich Papier geben und Tinte nachfüllen ließ. Er war wieder bei der Beschäftigung, die er am besten konnte.
      Avina Valgross sprang von ihrem Platz auf und präsentierte ihre wahnwitzige Idee. Von der energischen Avina hätte man auch nichts anderes erwartet, genauso wenig von ihrem Mann, der mit einer Ehrfurcht in den Augen zu ihr aufsah, als würde er sie als Göttin verehren. Wahrscheinlich tat er das auch.
      Sie riss ihn aus seiner Träumerei und Rulf Valgross sah hektisch in die Runde, ehe er ebenfalls aufstand und die Energie seiner Frau nachzuahmen versuchte.
      "Äh… ja! Wir können sie… hm… wir werden Aranis' Vertrauen in ihr Land schwächen! Und wir… setzen ein Statement! Genau, wir zeigen allen, dass wir noch kämpfen können! Nicht wahr?"
      Er sah zweifelnd zu seiner Frau, um sich erst ihre Zustimmung zu holen. Von der anderen Seite des Tisches schnaubte Aria, vor ein paar Minuten hatte sie noch gedöst.
      "Das ist viel zu gefährlich und völlig wahnsinnig. Wir werden unsere Soldaten nicht für so einen Unsinn opfern."
      "Das ist kein Unsinn!", brauste Rulf auf, ehe er sich beschämt wieder klein machte. Seit er mit seiner Frau so viel Zeit verbrachte, wurde er immer temperamentvoller - wenn auch nur sehr kurz.
      "Doch ist es. Darüber diskutiere ich nicht."
      "Wieso nicht?", fragte Servic, ohne von seinen Blättern aufzuschauen. Er schrieb gerade in einer ausfallenden Handschrift, die mit ihren riesigen Strichen kaum zu lesen war. "Das Gefängnis, in dem sie gehalten wird, liegt in Lactan, das ist weit vom nächsten Militärslager entfernt. Dafür ist es ein Hochsicherheitsgefängnis, aber ich kann den Grundriss einholen, wenn der Wärter noch dieser Priol ist."
      Er verpasste seinem Brief eine Unterschrift, die aus genau zwei Strichen bestand und über das ganze Blatt ging, ehe er das Papier einem seiner Diener gab und der damit davonrannte. Dann sah er endlich auf und verschränkte die Hände miteinander.
      "Meine Spionin kommt in drei Tagen zurück, dann ist sie wieder im Lande. Ich kann sie gleich nach Lactan schicken, ihr ein paar Tage Zeit zum infiltrieren geben und dann kann sie uns das Tor öffnen. Natürlich keiner ganzen Armee, versteht sich, aber euch zwei kann sie sicher reinschmuggeln."
      Er sah auf das Valgross Paar, von dem Avina völlig begeistert wirkte und Rulf ängstlich wurde.
      "Deine Spionin, Anthein? Ich dachte du hättest ganz viele", brummte Aria.
      "Ich rede ja auch nicht von irgendeiner Spionin, sondern von meiner Meisterspionin."
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