One Piece ✶ [Un]ripped friendship {Marien & Juvi}

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    • Portuga D. Ace


      Die Kleine mochte noch nicht gänzlich ihren Mut zurück erlangt haben, aber zumindest schienen Ace' Kommentare auszureiche, um ihre Laune zumindest ein wenig zu heben. Er konnte da sogar ein deutliches Schmunzeln auf ihren Lippen erkennen und brachte umgehend selbst ein breites Grinsen hervor. Die Situation war zwar alles andere als erfreulich und er hatte noch lange nicht vergessen, welches Ziel sie im Moment verfolgten, aber es sollte deswegen noch lange kein Problem sein, die Stimmung etwas zu lockern. Wenn es ihm also auch nur für eine Sekunde gelungen war, Jocy von ihren düsteren Gedanken abzulenken, war er bereits mehr als nur zufrieden. Immerhin befürchtete er so schon, dass das Mädchen aufgrund der schweren emotionalen Last der vergangenen Stunden jede Sekunde zusammenbreche könnte.
      "Wann habe ich dich je dazu gezwungen, mir zu vertrauen?" Bei ihren Worten legte Ace verwirrt den Kopf zur Seite und beobachtete ihre verbissen wirkenden Gesichtszüge. "Ich habe dir nur meine ehrliche Meinung preisgegeben. Oder soll ich dich etwa anlügen und behaupten, dir eigentlich gar nicht helfen zu wollen, obwohl du mich vor ein paar Stunden aus dem Wasser gezerrt hast?" Da es ihm zunehmend schwer fiel, den Gedankengängen der kleinen Kampfkatze zu folgen, kratze er sich nachdenklich den verwuschelten Haarschopf. "Ich habe ja begriffen, dass du Angst vor meinen Flammen hast, weswegen es mir auch leid tut, dass ich eben diese vorhin ohne Vorwarnung eingesetzt habe. Aber ich erwarte auch nicht unbedingt, dass du mir vertraust. Ich wünsche es mir, aber ich werde dich sicher nicht dazu zwingen." Zuletzt zuckte er einmal mit den Schultern. Zumindest hatte sie wohl verstanden, dass die momentane Situation ihr keine Wahl ließ. Sie musste sich auf den schwarzhaarigen Piraten verlassen, oder die Chancen für ihren Bruder sähen reichlich schlecht aus. Wie sie danach mit Ace umgehen würde, stand allerdings in den Sternen, dass hatte auch er mittlerweile verstanden. Doch vielleicht ließ sie etwas besser mit sich reden, nachdem ihr kleiner Bruder in Sicherheit und diese Krise überstanden waren. Also beschloss Ace sich vorerst keine Gedanken über das Vertrauen der kleinen Rothaarigen zu machen, sondern fixierte sich lieber auf die Probleme, die direkt vor seiner Nase waren.
      "Wenn man oft genug mit seinen Schwächen konfrontiert wird und sich mehr als nur einmal aus misslichen Lagen heraus manövrieren muss... Jeder lernt da mit seinen Schwächen umzugehen." Der Schwarzehaarige platzierte sich versetzt hinter die junge Frau, welche drauf und dran war, ihre Hände in die dunkle Wassersuppe vor sich zu halten. "Es ist ganz normal zu fallen und zu stolpern und manche Schwächen kann man auch nicht so einfach überwinden. Doch solange man wieder aufsteht und lernt seine eigenen Defizite zu akzeptieren und andere Wege zu suchen, kann man so ziemlich alles schaffen." Ein üblich heiteres Lächeln auf den Lippen, senkte er den Blick zum wilden Kampfkätzschen. "Du darsft nur den Glauben in dich selbst nicht verlieren."
      Mittlerweile hatte die Kleine auch wieder ein paar spitzbübische Kommentare auf Lager, die Ace eigentlich ärgern sollten, ihn stattdessen aber nur belustigt auflachen ließen. "Ein Kätzschen mit Biss, was?", kommentierte er amüsiert und schüttelte den Kopf. "Ich brauche deinen Dank nicht, immerhin ist das hier, das mindeste was ich tun kann. Solltest du aber darauf bestehen: Gegen eine ordentliche Mahlzeit habe ich nie etwas einzuwenden."
      Dann endlich ließ sie ihre Finger und Hände bis zu den Gelenken ins Wasser tauchen. Doch noch bevor die Kleine ihre "Magie" wirken lassen konnte, zuckte sie erschrocken zurück, um einen Wimpernschlag später begleitet von einem schallenden Aufschrei zurück zustolpern. Auch ihrem unwegsamen Untergrund geschuldet, konnte sie sich nicht wirklich auf den Beinen halten und landete mit dem Hintern voran auf den schlammigen Kiesboden. Bevor Ace sich aber besorgt zu ihr beugen konnte, folgte er dem verstört zitternden Augen des Mädchens, welche die Wasseroberfläche fixiert hielten. Eine Wasserleiche... Ace presste Ober- und Unterkiefer zusammen, verzog ansonsten aber keine Miene. Er zweifelte nicht daran, dass sich noch ein gutes dutzend weitere Körper in dem undurchsichtigen Wasser befand. Einige von ihnen sicherlich unter den schweren Gebäudebrocken vergraben, andere mochten ähnlich wie diese Leiche verborgen im Nebel auf der Oberfläche herumtreiben. Er konnte nicht behaupten, dass dies hier ein angenehmer Anblick für ihn war, aber als Pirat, welcher die Weltmeere bereiste hatte er natürlich schon deutlich grausameres beobachten müssen und war nicht selten vor Frust und Wut in Flammen aufgegangen. Da war es also nicht weiter verwunderlich, dass die sonst so willensstarke Kampfkatze, bei dem ihr so fremden Anblick des Todes zusammenbrach.
      Er beobachtete sie still dabei, wie sich ihr Körper vor Ekel krümmte und zuletzt auch folgerichtig den Inhalt ihres Magens heraufbeschwörte. Das war auch kein Anblick, den er das erste Mal zu sehen bekam. "Du musst dich nicht entschuldigen." Der vorherige Schlak in seiner Stimme war gänzlich entschwunden. Dunkel und ruhig sendete er seine Worte an das zusammengekrümmte Mädchen, hockte sich neben sie und ließ sanft die breite Hand über ihren bebenden Rücken gleiten. "Solche Reaktionen sind normal, außerdem würde ich mich selbst nicht wirklich als 'abgehärtet' bezeichnen." Seine Augen wandereten zu dem trostlosen Körper, der noch immer leise über die Wasseroberfläche glitt. Er konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, aber er schien nicht sonderlich alt gewesen zu sein... Der Tod machte keine Unterschiede zwischen Jung und Alt, zwischen Gut und Böse, er traf jeden gleichermaßen. Es war unfair und grausam. Besagte Grausamkeit ging auch an Ace nicht einfach spurlos vorbei, allerdings... "Ich habe einfach nur gelernt, mit diesen Gefühlen umzugehen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich diesen Anblick hier gut 'ertragen' kann." Seine Hand wanderte noch drei, vier Mal beruhigend den schmalen Rücken der Rothaarigen auf und ab, dann löste er sich endlich von ihr und erhob sich. "Wir können den Verstorbenen nicht mehr helfen", erklärte er, während er selbst an den Rand des "kleinen" Teiches trat und sich zum leblosen Köroer hinterbeugte. Innerhalb einer flüssigen Bewegung hatte er den Verstorbenen - wie erwartet ein junge Mann - aus dem Dreckwasser auf seine Arme gehoben. "Wir können ihnen Respekt zollen und sie bestatten." Ohne lange Umschweife trug er die Leiche an Jocy vorbei und legte ihn in einer kleinen Absenkung zwischen Schutt und Dreck in den weichen schlammigen Boden. Von hier aus, sollte eine Bergung deutlich einfacher werden, außerdem gab es sicher Angehörige die wissen wollten, was mit diesem Mann passiert war. "Heute sind mit Sicherheit hunderte Menschen gestorben. Viele haben ihre Familie verloren, Kinder, Eltern, Brüder, Schwestern, Lebensgefährten, beste Freunde..." Während er sprach, kehrte an die Seite der zusammengekauerten Kampfkatze zurück. "Wer behauptet gegen diesen Grauen 'abgehärtet' zu sein, hat wahrscheinlich selbst nichts und niemanden zu verlieren, niemanden mehr zum lieben. Diese Menschen sind wirklich zu bedauern, aber der Umstand, dass du hier zusammengekauert hockst, hat nichts damit zu tun, dass du nutzlos und schwach bist." Vorsichtig platzierte sich Ace' Finger um das spitze Kinn der jungen Frau, bevor er sanft ihren Kopf in seine Richtung zu heben begann. "Du hast noch Menschen, die du liebst, die du verlieren kannst, um die du trauern kannst. Ebend deswegen kannst du das Grauen vor deinen Augen so schwer akzeptieren, weil du verstehen kannst, wie schrecklich der Verlust jedes einzlenen Menschens hier ist." Er versuchte den dicken Tränenvorhang vor ihren Augen zu tilgen, indem er vorsichtig seinen Daumen unter ihren Mundwinkeln entlang fahren ließ. "Aber du darfst auch nicht vergessen, dass es nicht nur Menschen gibt, für die alle Hoffnung verloren ist. Es sind bereits so viele gestorben, das ist schrecklich, aber noch schlimmer wäre es, wenn sich die Zahl der Opfer steigert. Eben das kannst du allerdings verhindern. Du kannst verhindern, dass noch mehr ihre Famlie verlieren, inklusive dir selbst." Mit sanften Druck an ihrem Kinn, versuchte Ace Jocys Blick zurück zum Teich zu lenken, unter dessen Wassermassen sich ihr Bruder befand. "Du wirst den Verstorbenen nicht mehr helfen können und ich werde dir auch nicht weiß machen, dass alles einfach wieder gut werden wird, nachdem du uns einen Weg nach da unten freigemacht hast. Die Toten werden nicht wieder auferstehen und der Anblick wird dich noch viele Tage, Wochen und Monate verfolgen, aber zumindest dein kleiner Bruder muss nicht Teil deiner Albträume werden." Dieses Mal glitt sein Daumen behutsam unter dem anderen Auge entlang und entfernte die salzigen Tränen. "Also lass uns gemeinsam den Lebenden helfen. Was meinst du, Kampfkätzschen?"

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      Merida


      Man musste kein Raketenforscher sein, um den deutlichen Zorn in den hellen Augen des Pandahutes zu erkennen. Natürlich war er sauer, immerhin steckten seine Kameraden in beachtlich großen Schwierigkeiten und dennoch hoffte Merida - naiv wie sie eben war - immer noch darauf, dass er sich gut genug zurückhalten konnte, um Totesopfer zu vermeiden. Zugleich verstand sie allerdings auch, dass sie in ihrem momentanen Zustand wohl wenig unternhemen konnte, sollte der Schwarzhaarige tatsächlich zu härteren Mitteln greifen. Gleichzeitig hatte sie nicht vor, ihn um Gande für die Soldaten hinter dieser Tür zu bitten... Wahrscheinlich würde sie damit seine Wut nur noch mehr befeuern.
      Bei seinen folgenden Worten hätte man beinahe vermuten können, dass er Mitleid mit der jungen Frau vor sich hatte, oder zumindest versuchte sie zu schützen. Aber bald schon konnte Merida sein eigentliches bestreben aus seinen Worten herausfiltern... "Ich werde euch nicht im Weg stehen, versprochen", murmelte sie wenig erfreut und schob sich müde ans Ende der Gruppe. Auch wenn sie Pandahut ungern zustimmen wollte, hatte er leider recht. Er und die anderen beiden waren stärker als sie, vor allem nachdem sie sich in den vergangenen Minuten reichlich verausgabt hatte. Sie zweifelte zwar daran, dass der Grummelbär sonderlich viele Probleme damit hätte, sollte er die Schwarzhaarige ausversehen in zwei Teile zerschneiden, aber Merida für ihren Teil könnte sehr gut auf dieses Ergebnis verzichten. Also würde sie brav die Nachhut bilden und versuchen dort zu helfen wo sie konnte.
      Wie sich bald herausstellte brauchte aber keiner dieser Kerle auch nur annähernd ihre Hilfe. Vor allem Pandahut vermochte sie immer wieder aufs Neue zu beeindrucken, während sie immer mehr seiner Fähigkeiten zu sehen bekam. Sie versuchte den Schrecken vor ihren Augen auszublenden, versuchte sich einzureden, dass diese niedergeschossenen Männer noch eine Chance auf Überleben hatten und wendete ihren Blick betroffen ab, während sie leise den anderen dreien in den Raum folgte. Wie erwartet hatte man den seltsamen Riesen und den Eisbären bereit für ein grausames Grillfest verschnürrt... Sie konnte Pandahuts skrupelloses Vorgehen noch immer nicht wirklich gut heißen, aber die Menschen hier waren auch nicht wirklich besser... Wie konnte Angst vor dem Unbekannten nur solch grauenhafte Züge annehmen.
      Auch Merida machte sich umgehend daran, die beiden Gefangenen aus ihren Fesseln zu befreien. Ihre Verletzungen wirkten auf den ersten Blick nicht lebensbedrohlich, doch ihr Zustand war dennoch alles andere als gut. Auch die Augen des Pandahutes wanderten forschend über die Körper seiner Kameraden, bevor er zuletzt knurrend ihren Puls überprüfte. "Wir müssen sie so schnell wie möglich hier rausbringen." Merida sprach nur das offensichtliche aus und wusste zu gleich nicht, wie sie besagtes Vorhaben stemmen wollten. Dieser Eisbär mochte ja noch gehen, aber der Riese? Wie wollten sie ihn durch die dutzenden Gänge schleifen?
      Sie bekam nicht die Zeit, sich über diese Probleme groß Gedanken zu machen, als weiteres Chaos sie umhüllte. Dieses Mal in Form von dichtem Schlafgas, ausgelöst von der Langnase. Zwar hatte er passende Masken parat, allerdings waren die weder für Tierschnauzen, noch für Riesen gemacht. Somit waren die sowieso schon geschwächten Patienten komplett bewegungsunfähig. Kein Wunder also, dass Mister Grummelbär grimmiger denn je wurde.
      Zum Glück musste Merida ihren sowieso scho schmerzenden Schädel nicht mit diesem neuen Problem belasten, sondern durfte zuletzt nur ein weiteres Mal erstaunt beobachten, wie der Pandahut seine "Magie" wirken ließ. So langsam hatte sie zumindest bis zu einem gewissen Grad die Technik hinter seinen Tricks verstanden, dennoch müsste sie ihn wohl noch eine ganze Weile länger beobachten, bis sie hinter diese seltsamen Fähigkeiten blicken konnte. Für den Moment entschied sie sich einfach dafür in kampfstellung über zugehen, als die vier Soldaten aus dem Eingangsbereich des Bunkers vor ihren Nasen auftauchten - im Austausch von Langnase, Samurai und den beiden bewusstlosen Piraten. Bevor sie aber auch nur eine Bewegung machen konnte, wurde sie auch schon aus dem Raum gezogen. "W- Wie?! Warte..." Sie stolperte mehrfach, schließlich hatte sie nicht damit gerechnet so plötzlich weggezogen zu werden, aber sie fand schnell wieder ihren Rhythmus und bemühte sich darum, mit dem Größeren Schritt zu halten. Noch immer schmerzte jeder Knochen in ihrem Leib und sie wäre am liebsten in irgendeiner Ecke zusammengesunken, aber Pandahut hatte recht. Sie mussten endlich hier verschwinden. "Die zweite links am Ende des Ganges", erwiderte sie schnell, als er sie nach Treppen fragte. "Wenn man dem Bauplan vertrauen kann, führen sie zu einem Seitenausgang dieser Anlage." Sie beschläunigte ihre Schritte und schloss zu dem Schwarzhaarigen auf, befreite ihren Arm aus seinem Griff und übernahm die Führung. "Hier lang." Sie stürmte zielgenau auf die Tür zum Treppenhaus zu, wäre in der nächsten Sekunde aber beinahe über die eigenen Füße gestolpert. Hatte... sie ihn gerade wirklich richtig verstanden? Kurz huschten ihren Augen über ihre Schultern zurück zum Pandahut. Seine Honigaugen schienen wirklich auf der Wunde an ihrer Seite zu liegen... Er hatte es wirklich ernst gemeint. "Das... ist nur ein Kratzer", murmelte sie halblaut, während sie die endlich erreichte Tür zum Treppenhaus aufzog und sofort weiter stürmte. "Aber... Danke." Sie hatte soviel "Fürsorge" sicher nicht von ihm erwartet, immerhin schien sie ihm mehr ein Dorn im Auge, als eine wirkliche Hilfe zu sein. Wollte er sich dafür revanchieren, dass sie seine Crew gefunden hatte? Eigentlich war sein Grund recht egal. Sie rechnete auf jeden Fall nicht damit, dass er das aus purer Freundlichkeit tat, aber sie würde seinen Vorschlag nicht unbedacht ausschlagen, schließlich könnte ihn das nur noch umso grimmiger stimmen.
      Doch fürs erste galt es, überhaupt raus zu kommen. Ein Unterfangen, dass mit jeder weiteren Stufe neue Pein durch ihren erschöpften Körper sendete. Merida ignorierte die Schmerzen, wie auch das warme Blut an ihrer Taille und behielt ihr Tempo eisern bei, bis endlich: "Wir sind da!" Es kostete sie reichlich viel Kraft, die schwere Eisentür aufzustoßen, doch gemeinsam ließ es sich stämmen. Dann endlich wurden sie von frischer Luft und wärmenden Sonnenstrahlen begrüßt. "Geschafft." Sie spürte wie die Kraft aus ihren Beinen wisch und sie beinahe zu Boden sinken ließ. Irgendwie gelang es ihr noch rechtzeitig eine Hand gegen die alte Bunkerfassade zu stemmen, um nicht in die Knie zu gehen. Sie mochten zwar endlich wieder draußen sein, aber wirklich entkommen waren sie deswegen noch lange nicht. "Wir sollten die anderen suchen." Sie wollte sich wieder von der Wand abstoßen und zusammen mit dem Pandahut den Weg zum Bunkereingang suchen, doch noch bevor sich ihre Finger von der kalten Steinmauer lösen konnte, fing diese unvermittelt unter ihren Fingern zu beben an. "Was zum-?!" Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen, stattdessen beeilte sie sich den plötzlich um sie herum wirbelnden Gesteinsbrocken auszuweichen. Mit einem beherzten Sprung zur Seite entging sie noch den fallenden Steinen der in sich zusammenbrechenden Mauer. "Wie kann das passieren?" Der aufgewirbelte Staub versperrte ihr die Sicht auf den Ursprung des entstandenen Chaos, allerdings glaubte sie die Stimme inmitten der Mauerüberreste zu erkennen.
      "Hey Kleine, warum hast du eigentlich Wachpersonal vor deinen Weinkeller postiert?"
      "Weinkeller...?", murmelte sie perplex. "Wachposten?" Sie kniff die Augen zusammen und versuchte den vabernden Schatten im Staub genauer zu erkennen, welcher langsam auf sie zukam. "Was-" Wieder versagte ihr die Stimme mitten im Satz, als sie endlich einen leuchtend grünen Haarschopf durch die dunkle Staubwolke brechen sah. "Der verrückte Schwertschwinger..." Wie hatte sie seine Anwesenheit bis eben nur vergessen können, dabei hatte sie alle den von ihm verursachten Lärm kaum überhören können... Die Langnase hatte also recht behalten. Der Spinatschädel hatte sie auf der Suche nach ihrem Keller allen Ernstes bis hier her verirrt und hatte dann noch zum Überfluss die ansässigen Soldaten dem Erdboden gleich gemacht. So langsam wusste sie wirklich nicht mehr, wie sie mit diesen Freaks umgehen sollte... Einer war schlimmer als der andere.
      "Das hier... ist nicht unser 'Weinkeller'", murmelte sie schließlich darum bemüht ihre Ruhe zu bewahren. "Das hier ist sogar fern ab von unserem Restaurant, es ist nicht einmal mehr in der Stadt."
      Als würde der Pirat erst auf ihre Worte hin damit beginnen, sich für seinen eigenen Standort zu interessieren, ließ er die Augen über die mitgenommene Landschaft schweifen. Als er die Abwesenheit sämtlicher Häuser und Straßen zu bemerken schien, stieg eine seiner Augenbrauen erstaunt seine Stirn empor. "Warum habt ihr euren Keller denn mit so einem abgelegenen Ort hier verbunden?"
      Dieses Mal wusste sie nicht einmal mehr, was sie antworten sollte... Fest stand, dass dieser Kerl mit weniger Orientierungsinn dienen konnte, als ein kopfloses Huhn und es war ihm selbst in keinster Weise bewusst... "Wir... sollten von hier verschwinden..." Der Schwertschwinger hatte es irgendwie geschafft ihre Erschöpfung noch weiter zu steigern, aber das änderte nichts an ihrer Lage. "Wenn wir zurück sind, begleite ich dich persönlich in den Keller."
      "Nicht mehr nötig." Der Säbelschwinger grinste zufrieden, verschwand für ein paar Sekunden zurück im staubigen Schutt und kehrte dann mit einem immensen Rotweinfass auf der Schulter zu ihnen zurück. Es wunderte sie nicht einmal mehr, dass er das Teil problemlos bis hierher mitgeschleppt hatte. Ebenso wenig würde sie versuchen ihn dazu zu überreden, das Teil hier zu lassen. Stattdessen nickte sie nur leicht benommen und bedeutet dann Spinatschädel und Pandahut, dass sie von hier verschwinden sollten. "Lasst uns gehen."

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    • Jocelyn Salvatore

      Seine Worte, so aufrecht, so sanft, so direkt.. sie schallten in Jocelyns Ohren, während sie versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, was angesichts dieses grausigen Spektakels um sie herum nicht gerade ein leichtes Unterfangen zu sein schien. Egal, was es war: Sei es ein ehrliches Gespräch, humorvolle Neckereien oder eine präsente Stütze an ihrer Seite. Er war das alles. Er forderte kein Vertrauen, oder Ähnliches für ihn ein – von Materielles ganz zu schweigen. Nein, er war einfach da, hilfsbereit, so wie er dazu eben im Stande war. Beeindruckend, dass es solche Menschen überhaupt noch gab, ganz gleich in welcher Welt oder Zeitepoche. Oder vielleicht war es genau das? Forderte das Leben in seiner Welt so viel von ihm und allen anderen, dass Ace sich einfach dazu entschlossen hatte, sich selbst hinten an zu stellen, nur aufgrund einer kleinen Rettungsaktion? Lebte man in seiner Welt eher ein selbstloseres Leben? Obwohl.. das traf sicherlich nicht auf alle Menschen dort zu. Wenn sie diesen psychopathischen Pandahut als Beispiel nahm, käme ihr nie der Begriff selbstlos und aufopferungsbereit oder gar hilfsbereit in den Sinn. Aber zugegeben, sie kannte keinen von ihnen wirklich und war sich bisher auch nicht gänzlich sicher, ob sie das überhaupt jemals wollte. Wirkten sie doch alle, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, wie vollkommen Verrückte. Verrückte, ja. Schwach, nein, keineswegs. Sie schienen sich wirklich aus nichts aus der Ruhe bringen, was vielleicht der Grund ihrer entspannten Unterhaltung zuvor war, angesichts des Chaos‘, in das sie gestürzt zu sein schienen. Sie haben garantiert schon viel erlebt, alle samt. So, wie Ace sagte. Sie haben schon viel erlebt, wurden oft genug Dingen konfrontiert, gegen die sie nicht gewappnet waren, und mussten sich daraufhin ihren Schwächen und Ängsten stellen, um irgendwie lebend aus diesen Lagen rauskommen zu können. Sie hingegen saß hier, zitternd und gelähmt vor Angst und schaffte es nicht, sich zu überwinden auch nur diesen Drecksumpf anzuschauen, in dem so viel Grauen verborgen wäre. Sie kniff die Augen zu und krallte sich in ihre Hose, während Ace‘ Worte von zuvor ihr langsam wieder in Erinnerung gerufen kamen: „Es ist ganz normal zu fallen und zu stolpern und manche Schwächen kann man auch nicht so einfach überwinden. Doch solange man wieder aufsteht und lernt seine eigenen Defizite zu akzeptieren und andere Wege zu suchen, kann man so ziemlich alles schaffen. Du darfs nur den Glauben in dich selbst nicht verlieren.“ Langsam öffnete sie wieder die Augen, nur einen Spalt, durch den sie aufgrund des verschwommenen Blickfelds sowieso nicht viel erkennen konnte. Brennend ließen ihre Augen die überschüssige Tränenflüssigkeit aus ihren Augen kullern. Sie wusste, dass er Recht hatte, aber sie wusste einfach nicht wie sie DAS schaffen sollte. Bei ihm hörte es sich so einfach an.. Nicht aufzugeben, wenn man am Rande des Wahnsinns trieb und es nur ein falschen Schritt bedarf, gänzlich diesem zu verfallen.
      „Du musst dich nicht entschuldigen.“, erklang Ace‘ Stimme schließlich dunkel und ruhig an ihre Ohren, was sie aufhorchen ließ, trotz dessen, dass sie auf seine Worte kaum zu reagieren vermochte. Ihr ganzer Körper bebte und schnappte hastig nach Luft, während die Tränen unaufhörlich ihr Gesicht hinunterflossen und sie Ace‘ große warme Hand über ihren Rücken tröstend entlangfahren spürte. Gott, er musste sie wirklich für ein Kleinkind halten, dass er trösten und für das er Babysitter spielen musste. „Solche Reaktionen sind normal, außerdem würde ich mich selbst nicht wirklich als 'abgehärtet' bezeichnen. Ich habe einfach nur gelernt, mit diesen Gefühlen umzugehen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich diesen Anblick hier gut 'ertragen' kann.“ Mit diesen Worten erhob er sich schließlich und sie erkannte schwach, wie er doch tatsächlich den verstorbenen Körper auf die Arme nahm und vorsichtig einige Schritte abseits zu Boden legte. „Wir können den Verstorbenen nicht mehr helfen. Wir können ihnen nur noch Respekt zollen und sie bestatten.“ Trüb wendete sie den Blick von der Stelle ab. Für sie war das einfach ein schrecklicher Anblick. Alle leblosen Körper heute.. sie waren einfach unnötig und grausam. Sie konnte unmöglich mehr ertragen. Sie konnte unmöglich ihre Fähigkeiten benutzen, wenn sie so aufgewühlt und so voller Kummer und Verzweiflung war. So voller.. Angst. Sie war Nichts im Vergleich zu ihm und seinen Freunden. Nichts, im Vergleich zu Merida. Das hatte sie mittlerweile begriffen. Sie war ja nicht dumm. Man konnte so Einiges über sie behaupten, aber nicht das. Wenn die Insel ein Schachbrett wäre und die Naturkatastrophen und Zerstörungen die Züge der Gegner, dann würde jeder Einzelne von ihnen eine Figur darstellen, die dieses Chaos zu verhindern und die Verletzten zu retten versuchten. Und Jocelyn, sie wäre garantiert ein Bauer. Stürmte zuerst los, um diejenigen in Gefahr zu retten, doch am Ende, erläge sie ihrer eigenen vorlauten Naivität und Angst, während der.. Springer an ihrer Seite alles regelte und die Gefahren beseitigte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Einen Bauer an seiner Seite zu haben, musste doch unglaublich lästig für ihn sein. Sie schniefte leise vor sich hin, während sie spürte wie Ace wieder an ihrer Seite war und weitersprach. Darüber, dass man Menschen nur bedauern könnte, die diese Grauen ohne mit der Wimper zu zucken ertragen könnten und dass sie.. weder nutzlos noch schwach wäre. Woher wollte er das bitte wissen, wenn sie sich gerade derart unfähig sah auch nur einen Finger zu rühren? Und doch.. war es angenehmer zu hören, dass ihre derzeitige Unfähigkeit nichts mit Schwäche zu tun hatte, als sich selbst im negativen Sinne bestätigt zu sehen. Da spürte sie plötzlich seine Hand an ihrem Kinn und wie ihr Gesicht sanft in seine Richtung angehoben wurde, sodass sie ihm unter ihrem Tränen verschleierten Blick ins Gesicht sehen musste. „Du hast noch Menschen, die du liebst, die du verlieren kannst, um die du trauern kannst. Eben deswegen kannst du das Grauen vor deinen Augen so schwer akzeptieren, weil du verstehen kannst, wie schrecklich der Verlust jedes einzelnen Menschens hier ist.“, erklärte er ihr eindringlich, weshalb sie den Mund verzog. „Und da-das soll mich stark machen? Verluste zu fürchten von Menschen, die ich liebe? Klingt wie aus so einem kitschigen Film..“, gab sie mit belegter Stimme wieder, ehe sie kurz zusammenzuckte, als sie merkte, wie er ihr mit dem Daumen über das Gesicht die feuchten Stellen trocken zu wischen versuchte. Sie wusste nicht recht, was sie von dieser netten Geste halten sollte. Sie schätzen? Ein wenig unwohl fühlte sie sich dabei schon. Er war mitunter der erste Junge, der erste Mann, der ihr so schnell so nahekam. Erst das Kopftätscheln, dann das auf Arme tragen und jetzt das.. Das war seltsam und irgendwie beängstigend, wenn man bedachte, dass er ihr doch vollkommen fremd war – und sie ihm! Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie nahe er ihr noch traute zu kommen, wenn ein paar Tage vorbeigehen und sie sich vermutlich einigermaßen regelmäßig begegnen würden. Immerhin hatte sie versprochen zu helfen. Ihm und seinen Freunden. Doch gerade als sie von seinem Gesicht zur Seite schauen wollte, da ihr diese Nähe doch sehr unangenehm vorkam und unpassend, ihn die ganze Zeit anzusehen, sprach er weiter, wegen dessen Worten sie nicht wagen konnte von ihm wegzuschauen. Es war nicht etwa, dass er sie versuchte liebevoll zu schonen und ihr zu sagen, dass alles wieder gut werden würde, wie ihn eingeschätzt hätte, dass er es machen würde. Nein, stattdessen versuchte er ihr mit seinen Worten wohl klarzumachen, dass sie Prioritäten setzen mussten. Prioritäten zwischen ihrer lähmenden Angst vor dem Verlust geliebter Menschen und dem Handeln, dies versuchen zu verhindern. Langsam drehte er ihr Gesicht zu dem Teich neben sich und sie schluckte schwer, während seine überzeugenden Worte immer und immer wieder an ihre Ohren drangen: „Du wirst den Verstorbenen nicht mehr helfen können und ich werde dir auch nicht weiß machen, dass alles einfach wieder gut werden wird, nachdem du uns einen Weg nach da unten freigemacht hast. Die Toten werden nicht wieder auferstehen und der Anblick wird dich noch viele Tage, Wochen und Monate verfolgen, aber zumindest dein kleiner Bruder muss nicht Teil deiner Albträume werden.“ Immer fester krallten sich ihre Fingerspitzen in den Stoff ihrer Hose, während sie ei Ace‘ erneuter Berührung an ihrem Gesicht nicht einmal mehr eine Miene verzog. Ihre Gedanken waren so chaotisch und doch schien es als würden sie zum ersten Mal seit längerem endlich klarer werden. Als hätten seine Worte dazu beigetragen, den dichten Nebel der Angst und Unsicherheit, der sich um ihre Gedanken und Gefühle gelegt hatte, beiseitezuschieben. Ihr Bruder und die Menschen, die sie noch lebend gesehen hatte, die dort unten auf ihr Ende warteten, die konnten vielleicht alle noch gerettet werden. Auch wenn sie nicht sicher war, ob sie das schaffen könnte, dürfte sie den Kopf nicht einfach hängen lassen! Sie müsste es versuchen! Hastig wischte sie sich über die feuchten Augen und nickte schniefend. „A-Aber nur, wenn du dein Inferno in deiner Hosentasche behältst. Es ist schon heiß genug hier draußen. Da kann ich auf deine Lavashow dankend verzichten, Antorcho.“ Sie schob ihn bestimmend aus dem Weg und krabbelte zu dem Teich, in dessen Oberfläche sie eine Weile ihr blasses Spiegelbild betrachtete. Sie wusste nicht, ob sie es schaffen könnte. Es war so schrecklich viel Wasser und sie hatte diese Kräfte heute schon bis an ihre Grenzen genutzt und merkte längst, dass ihr Körper deshalb in Mitleidenshaft gezogen war. Die Energiereserven waren beinahe leer. Zudem.. wollte sie lieber nicht daran denken, dass das zwischendurch mulmige Gefühl von Schwindel und Übelkeit eine tiefere Bedeutung haben könnte. Eine, die ihr deutlich bekannt vorkäme und gar nicht gut in dieser Situation wäre. Aber selbst wenn, hatte sie wohl kaum Zeit darüber nachzudenken, geschweige denn diesbezüglich zu handeln. Kopf schüttelnd, versuchte sie sich wieder auf das aktuell wichtigere Problem zu konzentrieren. „Okay, hör zu: Ich kann nichts versprechen. Ich weiß nicht einmal, wie ich das Zeug wegschaffen soll. Es kann schief gehen, was ich im Kopf hab. Wenn das der Fall ist, muss ich ...improvisieren. Nur dass du Bescheid weißt.“ Mit diesen Worten atmete sie tief ein, um ihr vor Aufregung rasendes Herz zu beruhigen und schließlich ihre zitternden Hände erneut in diese dunkle Brühe zu tauchen, bis diese bis zu den Handgelenken gänzlich verschwunden waren. Sie hatte nur eine Möglichkeit im Kopf, wie sie das Wasser verschwinden lassen konnte, ohne dass der Rest der Straßen und Häuser erneut von einer kleinen Flut erwischt werden würden. Und das war ziemlich kompliziert. Sie hatte das eins mit einem Wasserglas versucht zu machen, mehr oder weniger erfolgreich. Allerdings war um das Wasser trotzdem die Hälfte der Flüssigkeit als Pfütze entstanden, also.. könnte das hier durchaus schief gehen. Aber wie heißt es so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie schielte kurz aus dem Augenwinkel zu Ace, atmete erneut tief durch und schloss schließlich die Augen. Sie musste es einfach schaffen. Für Improvisationen hatte sie, weiß Gott, keine Kraft mehr. Am Ende würde sie nur zu einer weiteren Wasserleiche zählen. Und das konnte und wollte sie nicht riskieren. Sie spürte, wie das Wasser um ihre Finger herum langsam zu Brodeln begann und ihre Haut wie sanftes Streicheln entlangfuhr. Klappte es? Also so wirklich?
      Unsicher öffnete sie ihre Augen einen Spalt, ehe sie diese aufriss vor Schock. Unendliche winzige kleine Wassertropfen hoben sich von der brodelnden Wasseroberfläche ab und stiegen an ihnen vorbei empor in den Himmel. Immer mehr und mehr, sodass sich das Teichbecken vor ihnen von Sekunde zu Sekunde um einige Zentimeter zu leeren schien. Dies kostete jedoch seinen Preis, das spürte sie. Denn in jedem einzelnen Tropfen floss ein winziger Teil ihrer noch verbliebenen Kraft hinein und verließ somit ihren Körper, der diese Kraft im Grunde dringend benötigte. Immer wieder schien es ihr schwer zu fallen das Gleichgewicht zu behalten, während alles um sie herum sich begann zu drehen und verschwommen zu werden. Und immer wieder schüttelte sie leicht den Kopf, um wieder zu sich zu kommen, was nicht wirklich hilfreich war. Ihr Atem wurde immer schwerer und schließlich als ihre Fingerspitzen nicht einmal mehr die Wasseroberfläche berühren konnte, aufgrund des niedriger werdenden Wasserpegels, krallte sie sich in die matschige Erde und japste nach Luft – ganz und gar wacklig auf den Knien. //Ich muss Alec befreien! Ich.. Ich darf jetzt noch nicht aufgeben! Das Schlimmste, das mir in diesem Zustand passieren kann, ist das Bewusstsein zu verlieren. Aber ER! Er kann sterben, wenn ich jetzt aufgebe! Ich kann.. Ich kann später noch genug ausruhen. Aber nicht jetzt!//, dachte sie verzweifelt und blickte weiter in die Tiefe des Wassers. Es waren erst wenige Meter verschwunden und doch schien es als würden sie noch nicht tief genug gekommen sein. Ihr Blick wanderte langsam empor zum Himmel, dessen klares Blau allmählich von dunklen Wolken überdeckt wurde. „Wie viel.. Meter brauchst du noch? Ich“ Ihre Stimme brach einen Augenblick lang ab, während ihr Atem geradezu zu stocken schien. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch machen kann. Und.. Und sobald du runter kannst, eine Warnung vorweg: Der kommende Regenschauer wird nicht lange auf sich warten lassen und das Loch vor uns.. bald schon wieder ziemlich füllen. Du solltest mit ihnen da unten also raus sein, BEVOR euch das Wasser wieder zu hoch ist. Vor allem einem Nichtschwimmer, wie dir.“


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      Trafalgar D. Water Law

      „Die Zweite links am Ende des Ganges. Wenn man dem Bauplan vertrauen kann, führen sie zu einem Seitenausgang dieser Anlage.“, hörte Trafalgar die Worte der Schwarzhaarigen neben sich, die deutlich am Ende ihrer Kräfte angelangt war. Wen wunderte das auch schon? Sie hatte in dieser Welt ja offensichtlich nicht täglich mit solchen Aufregungen zu tun, die sehr viel Geduld, Stressresistenz und körperliche Anstrengungen einforderten. Die hiesige Welt war zweifelsohne von Dunkelheit befleckt, aber im Vergleich zu deren eigener Welt schien der Schmutz dieser von einer riesigen Zuckerwatte umhüllt zu sein. Den Menschen überall wurde eine heile Welt vorgegaukelt undes wurde versucht darauf zu achten eine Frieden ähnliche Welt zu bewahren, um jeden so gut es ging, in Sicherheit zu wissen. Doch dies hatte offensichtlich, trotz der beeindruckenden Technologie, dazu geführt, dass die Menschen unachtsam wurden und bei solchen eher kleineren Katastrophen vollkommen überfordert waren. Ihre Körper und ihr Geist machten dies nicht lange mit. Das war wirklich bedauernswert. Vigilanz sollte niemals auf der Strecke bleiben, egal wie friedlich das Leben war, das man führte. Man sollte sich nie so sehr gehen lassen und davon ausgehen, dass einem selbst und den Menschen, die man liebte, nie Etwas zustoßen könnte. Er selbst war dafür das beste Beispiel, besser gesagt.. seine Familie war das beste Beispiel für dieses unachtsame Leben gewesen und was einem dabei passieren könnte. Und er wünschte keinem anderen einen solchen Verlust zu erleben. Diese Welt jedoch.. wenn es hier eine Art Buster Call geben würde, würde wohl kaum einer sich dagegen wirklich zur Wehr setzen können, geschweige denn fliehen. Sie würden sich alle wohl nur gegenseitig über den Haufen rennen und dabei, so traurig es auch klingt, gegenseitig umbringen – tottrampeln, wenn man so wollte. Diese Menschen.. gerieten zu schnell in Panik. Und sowohl dieses Mädchen neben ihm als auch diese Rothaarige bei der Feuerfaust waren hier aufgewachsen, auch wenn sie aus derselben Welt wie Trafalgar, Ace und Co. zu kommen schienen. Mit anderen Worten: Sie kannten nicht das raue Leben, mit dem die Piraten aufgewachsen waren, sondern nur das behütete und vermeidlich friedliche. Wenn sie also wirklich in deren Welt zurückkommen würden, müssten sie sich komplett verändern und anpassen, ob es ihnen gefallen würde oder nicht. Und dieses Püppchen schätzte er dahingegen kompromissbereiter ein als den Wildfang, weshalb er nur zu gerne der Feuerfaust oder Zoro die Aufgabe übergeben würde, diesen Wildfang zu trainieren – falls dieser überhaupt sein behütetes Zuhause verlassen wollen würde.
      Nachdem die Schwarzhaarige die Führung ihrer kleinen Flucht übernahm, folgte Trafalgar ihr widerstandslos. Sie schien ja schließlich einen besseren Überblick über die Anlage zu haben als er selbst. Und je schneller sie draußen waren desto besser, und umso eher könnte er sich um ihre, aber auch die Wunden seiner Kameraden kümmern. Kurz bevor sie in das Treppenhaus stürmen konnten, vernahm er ihre gemurmelten Worte, weshalb er eine Braue hochzog. „Nur ein Kratzer huh.. Lass das besser einen Fachmann beurteilen.“, erwiderte er, ehe ihr noch leiser gemurmeltes Danke an seine Ohren drang und sich ein seichtes Grinsen in seinem Gesicht abzeichnete. Sie konnte sich also doch mal höflich verhalten. „Nichts zu danken, Püppchen. Wenn du mir aber wirklich danken willst, kannst du dir ja jetzt schon überlegen, ob du einen Ort weißt, wo wir – also auch meine gesamte Crew – unterkommen können. Keine Lust mit euren Leuten einen Krieg anzuzetteln, wenn ich mich eigentlich um Wichtigeres kümmern muss; wie zum Beispiel einen Weg zurück in unsere Welt zu finden.“ Er zischte gereizt allein bei dem Gedanken seiner vollkommenen Ahnungslosigkeit, wie sie eine Rückreise überhaupt ermöglichen sollten. „Wenn nicht, auch kein Problem. Wir finden schon irgendwie eine Bleibe. Haben wir bisher immer.“, schloss er noch, während er eilig die Treppen hochlief und dabei immer zwei Stufen auf einmal in Angriff nahm, was bei ihm keineswegs seine Geschwindigkeit minderte. Lange Beine zu haben, hatte schon seine Vorteile und im Gegenteil zu der jungen Frau an seiner Seite war er von dieser kleinen Aufwärmübung, die nicht mal als solche gelten konnte, keineswegs auch nur ansatzweise erschöpft.
      Es dauerte länger als erwartet und doch erreichten sie schließlich das Ende der endlos wirkenden Stahltreppe, an deren Schlusslicht sie eine große und schwer wirkende Stahltüre entdecken konnten. Sogleich stemmten beide sich dagegen und versuchten sie so gut es ging zu öffnen, bis sie schließlich mit einem qualerfüllt wirkenden Quietschen einen Spalt freigab, durch den frische Luft in ihre Gesichter wehte. Nur wenig später hatten sie die gesamte Tür aufgedrückt und standen schließlich außerhalb des Bunkers umringt von vielen brüchigen und staubigen Ruinen, Felsen und die einen oder anderen Pflanzen. Trafalgar atmete die Luft, die dort drinnen so spärlich und so steril gewirkt hatte, tief ein, ehe er aus dem Augenwinkel zu der Schwarzhaarigen sah, die sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte und sich sogar an der Wand abstützen musste. Eindeutig, dass sie sich mehr zumutete als ihr Körper bereit war zu leisten. „Wir sollten die anderen suchen.“, entkam es ihr letzten Endes, woraufhin er zwar nickte, dann jedoch in der Bewegung innehielt als der Boden unter seinen Füßen zu beben begann. Ein Erdbeben war es nicht, das spürte er sofort. Dieses Beben wurde mit einer gewaltigen, wenn auch sehr bekannten, Energie durchströmt, die ihn sogleich schmunzeln ließ. „Besser du gehst von der Wand da weg. Könnte sonst schlecht für dich ausgehen, Püppchen.“, empfahl er seiner derzeitigen Begleiterin, während er selbst bereits einige Distanz zwischen sich und der Ruine gebracht hatte, die nur wenige Augenblicke mit einem tosenden Lärm später in einer dichten Staubwolke in sich zusammenfiel. Schritte näherten sich wenig später aus dieser undurchsichtigen Staubwolke und ganz schwach war nach und nach eine Silhouette zu erkennen, die zu ihnen in dieser unverkennbaren, sorglosen Tonlage sprach: „Hey Kleine, warum hast du eigentlich Wachpersonal vor deinen Weinkeller postiert?“ Trafalgar schüttelte seufzend den Kopf, während sich der nun aufgetauchte Zoro mit der schwarzhaarigen Frau unterhielt, die allen Anscheins nach vollkommen überfordert wirkte. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass hinter all den bepackten Muskeln nichts als gähnende Leere zu sein schien, insbesondere was seine Orientierung anging. Plötzlich runzelte der Piratencaptain die Stirn und richtete seinen Blick gen Himmel, der vor wenigen Sekunden noch strahlend blau war und nun immer mehr von Wolken bedeckt wurde. Dichte Regenwolken, die über sie hingen wie ein düsteres Zeichen. Doch ob es das war? Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl bei diesen Wolken und auch Zoro hatte sein Fass, das er eben erst auf die Schulter gehoben hatte, abgestellt und feixte misstrauisch den Himmel. „Diese Energie.. kommt mir bekannt vor.“ Trafalgar nickte bei den Worten des Schwertkämpfers und schulterte sein Schwert an der anderen Schulter, ehe eine der ersten Regentropfen in sein Gesicht fiel und er ernst die Brauen zusammenzog und dann zu Zoro blickte, der sich das Fass wieder auf die Schulter stemmte und losgehen wollte. Jedoch in eine vollkommen andere Richtung. „Wo gehst du jetzt wieder hin?“ – „Das Fischmädchen suchen. Vermutlich braucht sie Hilfe.“ Trafalgar zog eine Braue hoch. „Suchen? Du? Alleine? Das packst du im Leben nicht. Am Ende gehst du uns nur verloren. Zudem.. ist die Feuerfaust bei ihr, soweit ich mich erinnere.“ Zoro blieb stehen und drehte sich genervten Blickes um. „Und? Was willst du damit sagen?“ – „Dass deine Hilfe überflüssig wäre. Wir könnten deine Hilfe eher gebrauchen, um zwei meiner Crewmitglieder in Sicherheit zu bringen.“ – „Tsk. Musst hier nicht den Boss raushängen lassen.“, beschwerte sich Zoro grummelnd, weshalb Trafalgar nur schwer seufzte und sich die Schläfe massierte. „Lasst uns gehen. Die anderen sind garantiert nicht weit weg.“ Er sah vielsagend zu der Schwarzhaarigen und machte sich schließlich ohne weiteren Federlassens mit ihnen auf den Rückweg, den er glaubte, dass die anderen ihn eingeschlagen haben könnten, um ein passendes Versteck zu finden, bis sie zu ihnen stießen würden. Einige Abbiegungen und Gassen später trafen sie dann auch auf ihre Freunde, weshalb der Dunkelhaarige sie sofort erleichtert ansah, da Bepo und Jean friedlich zu schlafen und Usopp und Kinemon völlig erledigt zu sein schienen. Zwei Riesen zu tragen war sicher keine leichte Aufgabe für sie gewesen. „Endlich!! Warum hat das so lange gedauert??“, beschwerte sich die Langnase sogleich, ehe sich der Samurai räusperte. „Law-dono! Wir sollten bald los. Es fängt an zu regnen. Und irgendwie fühlt sich der Regen seltsam an.. Nicht, dass der noch mit Gift versetzt ist, de gosaru.“ Er nickte dem Samurai zu. „Er ist zwar nicht mit Gift versetzt, aber ich möchte die beiden auch lieber nicht im Regen transportieren. Sie sind auch so schon schwer genug.“ – „Hättest ja vielleicht Zoro mitbringen können. Dann wären die garantiert nicht so schwer.“ Trafalgar blinzelte kurzzeitig irritiert bei dem genervten Kommentar der Langnase und drehte sich um. Die junge Frau war da, aber kein... Zoro.. „Dieser Mistkerl!“, zischte er gereizt. „Der braucht ‚ne Hundeleine, damit er mal ans selbe Ziel kommt wie ALLE anderen!“ – „Oh. Du meinst.. er war bei euch? Und ihr habt ihn allen Ernstes aus den Augen gelassen? Duuuuuuuuuummer Anfängerfehler, Law. Dummer Anfängerfehler.“, zog Usopp den Piratencaptain auf, dessen Blicke auf die Langnase mehr als tödlich wirkten. „Spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Lasst uns los, bevor die zwei zu schwer werden, um sie tragen zu können.“ Grimmigen Blickes trat er zu Jean und hievte ihn mit Kinemon zusammen und unter Ächzen auf die Schultern. Wenn er diesen Spinatschädel in die Finger bekäme, könnte er was erleben! Wie schlecht konnte sein Orientierungssinn bitte sein?! Das war doch nicht mehr normal!
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."

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    • Portugas D. Ace



      Auch wenn die Zeit drängen mochte, blieb Ace entspannt und geduldig. Beobachtete die einzelnen Reaktionen der verstörten jungen Frau vor ihm, wartete ihre Antworten ab und bemühte sich darum, ihr keinen zusätzlichen Druck zu bereiten. In der aktuellen Lage wäre es wohl reichlich kontraproduktiv eine sowieso schon halb aufgelöste Jocy noch weiter an den Rand ihrer emotionalen Grenzen zu bringen. Also beschloss der junge Pirat sie schlicht und einfach mit den Fakten zu füttern. Es lag ihm nicht, Situationen schön zu reden, oder sich irgendwelche unsinnigen und blumigen Lügen aus dem Ärmel zu schütteln. Außerdem glaubte er nicht daran, dass auch nur irgendetwas davon dem Rotschopf helfen könnte. Also teilte er ihr einfach still und besonnen seine Gedanken mit und wartete. Wartete bis sie endlich aus eigener Kraft ihren Kopf zu heben begann. Wartete darauf, dass sich ihr Blick klärte. Dass ihre lähmende Panik ihre Augen verließ. Darauf, dass sie ihr Ziel wieder fand.
      Tatsächlich war genau das schneller der Fall, als er zunächst erwartet hatte. Ihr gelang es sogar, ein kurzes Lachen aus seiner Kehle zu zauern, während sie ihre Anforderungen stelle. "Ich werde mein 'Inferno' nicht auspacken, versprochen. Zumindest nicht ohne Vorwarnung", fügte er mit einem kurzen Augenzwinkern hinzu. Dann gönnte er ihr den nötigen Abstand, während sie sich psychisch und körperlich auf das Kommende vorzubereiten schien.
      "Okay, hör zu: Ich kann nichts versprechen. Ich weiß nicht einmal, wie ich das Zeug wegschaffen soll. Es kann schief gehen, was ich im Kopf hab. Wenn das der Fall ist, muss ich ...improvisieren. Nur dass du Bescheid weißt", erklärte sie schließlich mit sorgenvollem Unterton.
      Ace antwortete mit einem kurzen Schulterzucken. "Improvisation ist für Piraten wie mich an der Tagesordnung. Wenn alles glatt und wie geplant laufen würde, wäre es ja auch irgendwie etwas langweilig, meinst du nicht?" Ob sie sein breites Grinsen für unangebracht halten würde? Eigentlich war es ihm egal. Sein Lächeln hatte ihn schon mit in die schlimmsten Situationen begleitet und er hatte nicht vor, es heute plötzlich abzulegen, selbst wenn die aktuelle Lage nicht gerade zu seinem Gesichtsaudruck passen mochte. Allerdings konnte er den Kindern unter diesem Teich wohl schlecht mit einer düsteren Trauermaske entgegentreten, da machte er ihnen lieber mit einem offenen Lächeln Mut. "Ich vertraue auf deine Fähigkeiten und sollte es nicht so klappen, wie erhofft, werden wir einfach einen anderen Weg finden."
      Wie sich wenige Minuten später allerdings schon zeigte, würde dieser andere Weg wohl vorerst nicht notwendig werden. "Wow..." Staunend hoben sich seine Augen und wanderten von einem zauberhaft schwebendem Tropfen zum nächsten. Trotz der aufziehenden Wolken glitzerte ein jeder von ihnen magisch in der Sonne und sie wurden immer und immer mehr. Wie überdimensionierte Wassertropfen, die man in der Zeit eingefroren hatte, schwebten sie über den immer weiter schrumpfenden Teich. "Du bist wahrlich eine Zauberin, Kampfkätzchen", murmelte er andächtig und tippte forsichtig gegen einen der Tröpfchen. Sofort tauchte seine Fingerspitze in das kühle Nass, ohne dass es jedoch vom Himmel fiel. Ace hatte schon einige Fischmenschen in seinem Leben kennen lernen dürfen, doch dass hier war selbst für diese Bekanntschaften längst nichts Selbstverständliches gewesen. Die Kleine hatte demnach deutlich mehr Talent, als sie selbst zu vermuten schien. Wie weit sie wohl bereits entwickelt wäre, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht so lange unterdrückt hätte? Sicherlich hätte sie sich in diesem Fall auch deutlich besser unter Kontrolle... Das sollte aber lieber Thema einer späteren Unterredung mit der roten Kampfkatze werden, jetzt galt es für Ace erst einmal, seinen eigen Job zu erledigen.
      "Das sollte reichen", bestägte er schnell, nachdem er in gewisser Eile in den Teich gestiefelt war. Zwar reichte ihm das Wasser noch immer bis zum Bauchnabel und konnte dabei schon gewisse kraftraubende Effekte entwicklen, aber in dieser Tiefe würde er definitiv nicht ertrinken können. Außerdem... "Sobald ich die Trümmer aus dem Weg räume, wird das restliche Wasser ins Innere des Museums fließen. Das Gebäude sollte aber geräumig genug sein, um die Wassermassen gescheit aufzufangen, also sollte den Gefangenen im Inneren nichts geschehen." Während er sprach versenkte er seinen Arm auch schon im trüben Wasser und schnloss sich um den ersten Trümmerbrocken. "Und keine Sorge. Ich werde deinen Bruder und den Rest in wenigen Minuten hier raus haben", versicherte er noch einmal zuversichtlich und zog mit einem Ruck den ersten hunderte Kilo schweren Brocken beiseite. Ein paar Trümmerfelsen später schoss das verbleibende "Teichwasser" auch schon ins freigelegte Gebäude. Ace wunderte sich nicht, daraufhin erschrockene Schreie zuvernehmen, tatsächlich ordnete er die entsetzten Stimmen sogar als positives Zeichen ein. Die Eingeschlossenen da unten lebten och und waren sogar noch stark genug, sich die halbe Seele aus dem Leib zu schreien. "Bin gleich wieder da."
      Sobald die größten Wassermassen abgeflossen waren, sprang die schwarzhaarige Feuerfaust in die Dunklen Untiefen. Ihm war nur zu gut bewusst, dass er sich ranhalten musste. Selbst wenn ihm der schlechte Zustand der wilde Kampfkatzte da oben entgangen wäre, wusste er nur zu gut, dass sie solch eine mächtige Technik nicht lange aufrecht erhalten könnte. Er musste die Leute hier so schnell wie nur irgendmöglich rausholen, bevor sie zusammenbrach, das Bewusstsein verlor... oder schlimmeres. Kaum erinnerte er sich an ihr blasses Gesicht, dass ihn noch vor wenigen Sekunden um Eila angfleht hatte, schon beschleunigten sich seine Schritte. Die Kleine hatte heute schon mehr als genug durchleiden müssen, er wollte nicht, dass es ihr noch schlechter ging, als sowieso schon. Zum Glück wurde er in dem noch erstaunlich gut erhaltenem Museum schnell fündig. Ein paar dutzend Kinder inklusive Lehrkräfte starrten ihn verdutzt und ungläubig an, als der Pirat mit Licht spendender Flamme um der Hand auf sie zukam. "Zeit hier rauszukommen", teilte er mit fester Stimme mit und deutete mit dem Daumen den Pfad hinter sich an. "Und das so schnell wie nur möglich."
      Natürlich gesellte sich nun auh Furcht in die Augen einiger. Einem Mann mit brennder Hand begegnete man immerhin nicht alle Tage. Aber Ace hatte keine Zeit darauf viel Wert zu legen, also machte er lieber ein paar große Schritte auf die zum Teil aufschreienden Verschütteten zu. "Auf geht 's!" Mühelos hatte er sich vier Kinder - zwei unter jeden Arm - geschnappt und ging mit ihnen den Rückweg an. Dieses mal verteilten sich seine Flammen um seine Haare und Schultern, um weiteren Licht zu spenden.
      "Was haben Sie da vor!", wie erwartet trampelten ihm die Lehrer/-innen aufgebracht hinterher. Und daraufhin auch die verängstigten Kinder, die den Anschluss nicht verpassen wollten. Sehr gut!
      "Ich habe vor, euch alle hier raus zu holen", erwiderte er ruhig und stapfte unbekümmert weiter Richtung Ausgang. Das Zappeln seiner "Gefangenen" brachte ihn dabei reichlich wenig aus dem Konzept. Außerdem schienen sich die aufgebrachten Gemüter der Schüler und Lehrkräfte etwas zu entspannen, als sie das Tageslicht durch das freigeschaufelte Loch an der Decke erkennen konnten. "Und hob." Das Wasser im Museum mochte ihn zwar noch immer etwas schwächen und hemmen, aber dieser Sprung war für den kräftigen Kämofer dennoch keine Herausforderung. Und so lieferte er wenige Sekunden später schon die ersten vier benommenen Kinder am Ufer neben Jocy ab. Er hatte keine Ahnung, welcher ieser Rotzbalgen der kleinen Bruder vom Rotschopf sein sollte, aber letztendlich wollte er sowieso Jeden und Jede dort unten raus holen. "Gleich geschafft", versicherte er ermutigend der zunehemend mitgenommen wirkenden Jocy und beeilte sich dann, die restlichen Menschen aus dem Museum zu bergen. Nachdem die verstanden zu haben schienen, dass Ace trotz seiner Flammen keine Gefahr barg, musste er zumindest keine wehrhaften "Insassen" mehr händeln und konnte alle unbeschadet bergen. Als er endlich die letzte Lehrerin vorsichtig auf em Geröllboden abgesetzt hatte, hockte er sich neben die hochkonzentrierte Kampfkatze. Um sie herum erschien alles still, selbst die eben noch panischen Geretteten waren seit ihrer ergung damit beschäftigt gespannt und fasziniert die glitzernden Tropfen in der Luft vor sich anzustarren. Auch Ace hätte theoretisch nichts dagegen gehabt, dieses zauberhafte Spektakel noch eine Weile zu bestaunen, aber das wäre wohl reichlich unfair. "Es ist geschafft, Jocy." Sanft legte sich seine Hand auf ihre zitternde Schulter. "Ich hab von da unten rausgeholt, du kannst dich wieder entspannen." Dabei war er bereits schon darauf gefasst sie sofort aufzufangen. Sie wirkte in seinen Augen unglaublich verausgabt und blass, als könnte sie jede Sekunde das Bewusstsein verlieren... Sie war zuvor schon unglaublich ausgelaugt gewesen. Das sie es überhaupt geschafft hatte, all dieses Wasser in den Himmel zu heben grenzte wohl schon ein Wunder. Sie wa tatsächlich eine beeindruckend starke Kampfkatze.


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      Merida


      Eine Unterkunft für Pandahut und seine Crew? Mal abgesehen davon, dass die gesamte Stadt und ein erheblicher Teil der Umgebung durch die Flut aus einer anderen Dimension schwer gelitten hatten und damit einige Unterbringungsmöglichkeiten wortwörtlich ins Wasser gefallen waren, kannte Merida auch so nur wenige Plätze, an denen man eine Horde verrückt anmutender Gestalten wohnen lassen konnte. "Ich werde versuchen mich irgendwie schlau zu machen", meinte sie dennoch. Vielleicht könnte sie sich auch mit Jocelyn kurzschließen, immerhin kannte die Orte und Stellen rund um die Küste, an denen Merida noch nie gewesen war. Es würde die Schwarzhaarige daher nicht wundern, sollte ihre Freundin einen verborgenen Platz kennen, an dem Pandahut samt Crew unterkommen konnten... Hatte sie nicht vor zwei Jahren mal von einer verborgenen Höhle an einer Bucht gesprochen? Das einzige Problem: Nach allem was in den letzten paar Stunden geschehen war, nachdem Merida sich entschieden hatte lieber den wilden Piratenhaufen zu betreuen anstatt ihrer Freunden bei der Suche nach ihren Eltern zu helfen... Vielleicht würde Jocy sie dafür ignorieren, sie vielleicht sogar hassen? Umgehend zog sich Meridas Brustkorb schmerzhaft zusammen, dabei hatte sie kein Recht dazu sich wirklich schlecht zu fühlen. Sie alleine war für diese Entscheidung verantwortlich gewesen und wenn Jocy sie dafür verachten würde... dann könte Meri dagegen nichts sagen. Stattdessen hoffte sie einfach nur, dass alles gut werden würde. Irgendwie glaubte sie aber diesem Feuerteufel vertrauen zu können. Er schien sich ehrlich um die quirlige Rothaarige kümmern zu wollen, dennoch hoffte Merida, dass sie nachdem sie aus diesem Bunker geflüchtet war, so schnell es ging zu Jocy gelangen konnte.
      Zum Glück warteten keine weiteren Wachposten am endlich erreichten Ausgang und nach ihrem ersten Schock beschloss die junge Studentin auch keine weiteren Gedanken mehr an das seltsame Verhalten des Spinatschädels zu verlieren. In den letzten paar Stunden hatte sie verstehen gelernt, dass diesen Piraten nicht beizukommen war. Sie kontrollieren zu wollen, käme dem Versuch gleich den Himmel auf den Erdboden ziehen zu wollen. Stattdessen versuchte Merida es lieber mit Schadensbegrenzung. Entsprechend hatte sie auch ihre Diskussionen mit dem Pandahut aufgegeben und sie versuchte erst gar nicht sich über den Spitznamen zu beschweren, den er ihr andachte. Nun... nachdem sie ihn in ihrem Kopf auch nur Grummelbär und Pandahut nannte, dürfte sie sich sowieso nicht aufregen.
      "Wir sollten hier weg, bevor die Wach-", Gerade als Merida die beiden Männer erneut zur Eile drängte, blieb ihr die Stimme im Halse stecken, evor ihr Blick ruckartig gen Himmel wanderte.
      "Diese Energie.. kommt mir bekannt vor", hörte sie den Pandaschädel neben sich sagen, während sie bereits andächtig in Richtung Quelle besagter Energie taumelte.
      "Jocy..." Das war nicht gut, gar nicht gut. Es waren mittlerweile schon einige Jahre ins Land gezogen, seitdem Merida das letzte Mal diese mächtige Aura samt der aufziehenden Regenwolken spüren konnte. Doch sie wusste noch genau, wie es das letzte Mal geendet war. Mit einer vollkommen ausgelaugten und tagelang kranken Jocelyn. Die blasse Gesichtszüge der Rothaarigen, ihr schwachen und zitternden Muskeln, ihre ständig schlafende Gestalt. Schon damals war es Merida herzlich egal gewesen, dass ihre Freundin nach ihrem emotionalen Ausbruch ein kleineres Unwetter herbeibeschworen hatte, viel schlimmer war der Anblick des sonst so lebensfrohen Mädchens gewesen, dass kaum noch einen Finger bewegen konnte. "Was... ist nur passiert?" Panische Gedanken brachten den Kopf der Schwarzhaarigen zum schmerzen, während sie wie in Trance dem Pandahut zur restlichen Truppe folgte. Ihr war es nicht mehr möglich, sich auf die folgenden Gespräche zwischen ihm und seinen Freunden zu konzentrieren. Stattdessen wanderte sie im Kopf ein Horrorszenario nach dem anderen ab. Auch wenn Jocy manchmal recht aufbraußend sein konnte, damals noch mehr als heute, hatte sie sich in der Regel recht gut unter Kontrolle. Vor allem ihre besonderen Fähigkeiten hatte sie über die Jahre immer besser unterdrücken gelernt, nachdem vor allem ihre Familie Angst vor der Macht der Rothaarigen zu haben schien. Merida hatte sie damals immer mal wieder versucht zu überreden, ihre Wassertalente zumindest im Privaten zu trainieren, doch irgendwie schien Jocy selbst eine gewisse Furcht vor ihrer Kraft entwicklt zu haben. Heute jedoch... heute hatte sie ihre Wassermanipulation immer und immer wieder aufs äußerste anweden müssen. Dazu kam: umso stärker die Emotionen der junge Frau, desto mächtiger und gewaltiger vielen die Auswirkungen ihrer Fähigkeiten aus. Und dann kam es auch einmal schnell dazu, dass sie Wassermassen aus der Luft in ihre Richtung zog, wie ein Magnet, der Regen herauf beschwören konnte.
      "Es muss etwas passiert sein..." Was wenn... Nein... Ihrer Familie musste es gut gehen! Sie mussten einfach wohlauf sein... Aber was wenn nicht? Wie heftig würde wohl Jocys Ausbruch ausfallen? Wie immens würde sie ihren eigenen Körper dabei wohl überlasten?
      "Ich muss zu ihr!" Sie hatte die Anwesenheit der Piraten um sie herum mittlerweile schon so gut wie vollständig verdrängt. Da war nur noch ein Ziel, das ihre Gedanken dominierte. Ich muss Jocy finden! Sofort! Die Reaktionen der anderen waren ihr egal, Merida fing einfach an zu rennen. Den gleichen Weg zurück, den sie gekommen war. Der Energiesignatur folgend, die eindeutig von ihrer besten Freundin stammen mochte.
      Was wenn sie einen immensen Fehler begangen hatte? War die Sommersprosse doch nicht so vertraunswürdig gewese, wie erst erhofft. Was wenn er Jocy nicht richtig beschützt hatte? Was wenn ihr etwas zugestoßen war? Was wenn Meirda nicht rechtzeitig da sein würde? Nein! Sie musste rechtzeitig da sein! Sie beschleunigte ihre Schritte mehr und mehr. Natürlich hatte sie die Verletzung an ihrer Seite noch lange nicht vergessen und sie glaubte sogar zunehmend warme Flüssigkeit ihre Haut herunterlaufen zu fühlen, aber der Schmerz war vergessen. Ihre Erschöpfung war unwichtig geworden. Ihr Fokus lag alleine auf Jocy. Ihren Körper könnte Merida auch später noch eine verdiente Pause gönnen.
      Innerhalb weniger Minuten erreichte sie die ersten Häuser der Stadt und fokussierte ihre trainierte Wahrnehmung auf den Ursprung von Jocelyns überragender Energie, sprang über Trümmerfelder, schlitterte durch schlammige Straßenabschnitte und folgte stur dem Weg vor ihr. "Ich bin gleich da..."

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    • Jocelyn Salvatore

      Jocelyn schmunzelte bitter vor sich hin, als das Feuerzeug neben ihr versprach, sein Inferno nicht ohne Vorwarnung auszupacken. Das wollte sie ihm auch geraten haben, ansonsten würde sie ihre Kräfte gegen ihn einsetzen, auch wenn das wohl nicht mehr heute passieren würde, wenn man bedachte, dass sie schon reichlich ausgelaugt war und mit zu viel Kraftaufwand zu viel riskieren könnte. Doch im Nachgang definitiv, wenn er sich nicht wusste zusammenzureißen. Innerlich freute sie sich schon darauf, zumindest ein bisschen, ihn zu quälen. Nicht, weil sie ihn nicht hätte leiden können, oder so, ganz im Gegenteil. Sie war ihm sehr für seine Gegenwart und Hilfe dankbar, auch wenn sie noch immer sehr misstrauisch seinen Fähigkeiten oder seinen Intentionen ihr oder dieser Welt gegenüber war. Zudem, irgendwo musste ihr Frust schließlich mal entladen werden und er wirkte wie das perfekte Ziel dafür, der das problemlos durchstehen und ihr eventuell nicht einmal nachtragend gegenübertreten würde. Alles eine Eventualität natürlich, jedoch eine, die ihr Vorfreude bereitete, angesichts dieses Grauens vor Augen und des erschöpfenden Körpers, der ihr nach und nach mehr Schmerzen zufügte. Zähneknirschend schüttelte sie seicht den Kopf, um wirklich bei der Sache zu bleiben, nicht mittendrin aufzugeben, wenn doch so Vieles auf dem Spiel stand, und erst recht nicht mit den Gedanken abzudriften, da das Risiko hoch war, dass sie dabei dann im schlimmsten Fall nicht einmal mitbekommen würde, wenn sie das Bewusstsein verlieren würde. So verbissen wie sie gegen den Drang ankämpfte, einfach loszulassen und alles seinen Gang nehmen zu lassen, bekam sie Ace‘ Worte nur am Rande mit. Doch was sie mitbekam war, dass sie sein Vertrauen genießen durfte, ganz gleich, ob ihr Vorhaben Erfolg versprechend wäre, oder nicht und dass sie gemeinsam eine Lösung finden würden. Gemeinsam, huh.. Ihrer Kehle entring ein heißerer Laut, der einem schwachen Lachen ähnelte, denn aufgrund ihrer Lage war sie selbst zu einem normalen Lachen kaum mehr in der Lage, ohne dass ihr das Atmen schwer fiel und ihr Körper begann zu zittern. „Wow… Du bist wahrlich eine Zauberin, Kampfkätzchen“, hörte sie plötzlich seine Worte ein wenig deutlicher an ihre Ohren dringen als zuvor, sodass sie zögernd zu ihm aufblickte und mehrmals erschöpft blinzelte. Ein kühles Lächeln zierte ihre Lippen, während auch ihre Augen zu den glitzernden Tropfen überall um sie herum abdriftete und zusah, wie er spielerisch gegen einen tippte. „..Du solltest dich beeilen. Lange k-kann ich das nicht aufrechthalten.“ Sie lächelte bitter. „Spielen kannst du auch ein anderes Mal damit“, schloss sie und wandte ihren Blick wieder auf das kühle Nass vor ihr, in das Ace sogleich stiefelte und beinahe wie mühelos riesige Trümmer und Brocken aus dem Wasser hievte, zum Erstaunen der jungen Rothaarigen, die ihn mit weitaufgerissenen Augen ansah. Er war kein Mensch, oder? Er konnte unmöglich ein Mensch sein, mit dieser Art von unmenschlicher Stärke! Was war das für eine Welt, aus der diese Kerle kamen? Sie hatten immerhin alle derart übermenschliche Fähigkeiten und schienen zudem so, als ob ihnen - von Wasser ausgenommen - einfach nichts anhaben könnte. Diese Welt hier und die Probleme, die damit zusammenhingen, begegneten sie Großteils wie eine Art Spiel oder Zeitvertreib, die sie nicht allzu ernst nehmen mussten und allmählich wurde ihr auch klar, weshalb. Nicht nur diese komischen unnatürlichen Fähigkeiten waren die Dinge, die sie so abgestumpft machten, sondern schien deren Körper wesentlich mehr aushalten und leisten zu können als es ein gewöhnlicher Mensch je von sich behaupten könnte, ganz gleich wie viel ein Profisportler trainieren würde. Und das merkwürdigste war, dass man es ihnen nicht mal so sehr ansah. Klar, sportlich schienen sie alle. Sie besaßen alle einen athletischen Körper und besonders die Männer hatten definierte Muskeln, aber wenn man bedachte, was sie damit leisten konnten und das im Vergleich zu einem normalen Menschen, der für dieselbe oder annähernd selbe Kraft locker das 10-fache an Muskeln benötigte, schienen sie den Normalos mehr als nur eine Nasenlänge voraus zu sein. Sie schluckte schwer, da sie nun mehr als noch zuvor daran zweifelte, dass gerade sie aus derselben Welt gekommen sein sollte. Sie war zwar stark, stärker als andere Mädchen in ihrem Alter und mit ihrer Größe, ja. Aber nicht ansatzweise, nicht einmal ANNÄHERND so, wie Ace und seine Kumpel es in kürzester Zeit des Kennenlernens demonstriert hatten beziehungsweise es wahrnehmen ließen. „Und keine Sorge.“, hörte sie ihn erneut sagen, während er am Arbeiten war, was sie erneut aus den Gedanken riss. Vielleicht auch ganz gut so.. „Ich werde deinen Bruder und den Rest in wenigen Minuten hier raushaben“ Normalerweise hätte sie sich wohl lustig gemacht, die Augen verdreht oder es als übertrieben abwegiges Selbstbewusstsein abgestempelt, doch jetzt glaubte sogar sie daran, dass, wenn jemand sie retten konnte - ihren Bruder da rausholen konnte -, obwohl es nur ein so kleines Zeitfenster gab, ..dann das Feuerzeug vor ihr.
      Als das Wasser plötzlich abfloss und etliche Schreie zu hören waren, zuckte sie gequälten Gesichtsausdrucks zusammen. „Hey!“, rief Jocelyn ihm schweratmend zu und sah ihm flehend ins Gesicht. „H-Halte dein Versprechen, hörst du?! Bring sie heil raus. Bring.. Bring mir meinen Bruder... bitte.“ Ihre krächzende Stimme erstarb am Ende und sie krallte sich verzweifelt in die schleimige Erde unter ihren zitternden Fingern. Der Schweiß floss ihr die Stirn hinab, während sie spürte, dass sie die Kraft und somit das Bewusstsein immer mehr zu verlassen schien. Sie schwankte an Ort und Stelle und drohte immer wieder beinahe zur Seite zu kippen, jedoch schaffte das Meermädchen es immer wieder sich abzufangen und wieder ihren Fokus zu finden, auch wenn dies wohl ihre ganze restliche Kraft kostete, die sie zurzeit aufbringen konnte. Währenddessen verschwand die Sonne gänzlich hinter den düsteren Wolken und an den empor gehobenen glitzernden Wassertropfen vorbei, fielen nach und nach die ersten Regentropfen herab. Zunächst nur wenige, doch letztlich immer mehr und mehr, sodass die Schlammkuhle, in der ihre Hände krallten mit Wasser gefüllt wurde. Es war zwar nur eine minimale Pfütze, die einen kleineren Durchmesser zu haben schien als ihre Handfläche. Doch in dieser winzigen Lache, konnte sie trotz alledem ihr Spiegelbild erkennen, das sie auf ein Art und Weise fixierte, die man nicht in Worte fassen könnte. Schon seit Jahren hatte sie das Gefühl, dass sie nicht hergehörte und gleichzeitig wusste sie nie, wer sie wirklich war. Wer das Mädchen war, das sie aus dem Spiegel heraus ansah. Eine Fremde, die eine Maske trug – verachtet für das, was sie in Wahrheit sein könnte und gefürchtet, weil keiner eine genauere Antwort auf ihr wahres Wesen hatte. Sollte sie auf ewig so tun als ob sie jemand anderes wäre? Ihre Kräfte in Zukunft weiterhin unterdrücken und sich für diese schämen? Dafür, dass sie ein.. ein Monster war? Sie biss sich gequält auf die Unterlippe. Wie konnte sie nur zuvor über die Stärke der anderen urteilen? Sie waren keine Monster, sie waren keine Unmenschen, nur eben anders als andere. Genauso.. wie sie selbst. Sie waren kein Abschaum, der gemieden oder für seine Kräfte ausgegrenzt werden sollte. Das hätte keiner von ihnen verdient..
      Erneut fielen Tropfen in das minimale Wasserloch. Aber mit einem Unterschied: Dieses Mal handelte es sich nicht um den Regen. Sie krallte sich immer fester in den Schlamm hinein und hatte den Kopf tief zu ihrem Brustkorb gesenkt.

      Nur wenige Minuten später hörte sie Stimmengewirr unter sich und einen dumpfen Aufprall neben sich. Doch sie wagte nicht das Gesicht anzuheben, in der Befürchtung, dass sie daraufhin ihre Konzentration verlieren würde, wenn ihr Bruder nicht dabei wäre oder vielleicht gerade wenn er dabei wäre und sie dadurch sämtliche Vorsicht fallen lassen würde. Und so blendete sie sämtliche Stimmen aus und konzentrierte sich nur auf das, was vor ihr lag. Das, was sie zu tun hatte, um von Nutzen sein und andere retten zu können. Erst als sie eine große warme Hand an ihrer Schulter spürte und hörte, dass alle von unten rausgeholt worden wären, sah sie stockenden Atems seitlich zu der schwarzhaarigen Sommersprosse, wobei ihr Blick an ihm vorbei zu den staunenden Kindern und Erwachsenen glitt. Dabei schien sich ihr Blick jedoch schnell auf eine Silhouette zu fixieren, die aus dem Staunen heraus, bezüglich der Tropfen in der Luft, langsam ernsten und gleichzeitig allwissenden Blickes zu den Zweien am Boden sah. Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen wieder, während er andächtig auf die beiden zu ging. Vollkommen erschöpft, aber mit einem warmen Lächeln, das sie den Tag über noch nicht zustande bringen konnte, begegnete sie Ace‘ Blick. „..T… Te… Te agradezco.. de mi corazón... Ace.“, hauchte sie so leise und schwach, dass es nur an seine Ohren gelingen konnte, ehe ihre Kraft sie endgültig verließ und sie vornüber umkippte Richtung tiefes Loch. Doch Ace, der wohl damit gerechnet hatte, fing sie problemlos auf.
      Alec zuckte bei dem Anblick zusammen und hievte seinen Blick gen Himmel. Es schien als wenn die Luft auf einmal vibrieren würde, da von den Tropfen um sie herum ein unheilvolles Gefühl ausging, das wohl nicht nur ihm so erging. Doch im Gegensatz zu den Anderen wusste er genau, was das zu bedeuten hatte. Sogleich überbrückte er die Distanz zu seiner Schwester und diesem Fremden, der sie in den Armen hielt, hob den Rucksack seiner Schwester auf, der nur einen Schritt von ihr entfernt am Boden lag und hielt diesen so über die Drei – alle drei passten nicht darunter, leider – sodass die nun herunterfallenden Tropfen, die wie tausende kleiner Nadeln auf die Menschen fielen und ein Ohren betäubendes Geschrei verursachten, sie nicht ganz treffen würden. Besonders Jocelyn könnte sich davor jetzt nicht gerade schützen. Zusätzlich zog nun auch noch ein Regensturm auf, der es schwer machte, überhaupt noch die Umgebung erahnen zu können, da sie mehr und mehr in dem herunterprasselnden Regenschauer zu verschwinden schien. Alec schielte zu dem Schwarzhaarigen. „Sie muss hier weg. Dringend. Jocy, sie.. sie braucht Ruhe.“, erklärte er kurz ab und drehte sich in alle möglichen Richtungen, ehe er genervt mit der Zunge schnalzte. „Kein einziger Rettungswagen? Deren Ernst? Ist ja herrlich. Da merkt man mal wieder wie wichtig Kinder der Gesellschaft wirklich sind. Von wegen Zukunft von morgen und so ein Scheiß. Egal jetzt. Das Krankenhaus ist zu weit weg, um sie hinzubringen. Am besten gehen wir zu uns nachhause. Da kann sie sicher am besten ausruhen. Hoffe nur, dass es unseren Eltern gut geht.. oder diesem Schwachkopf von Bruder.“ Er verzog besorgten Blickes den Mund, ehe ihm was einfiel und er wieder zu der Sommersprosse sah. Ungewöhnlich, Sommersprossen bei einem Dunkelhaarigen zu sehen, aber machte ihn wohl besonders, nahm Alec an. Wobei ja schon seine Feuerkräfte besonders genug zu machen schiene, oder seine enorme Sprungkraft, oder Ähnliches. „Ich bin übrigens Alec, ihr Bruder. Und du bist... Na, ist ja auch egal. Kommst zumindest aus dem selben Ort wie sie, oder? Deine Flammenkünste lassen zumindest nur darauf schließen. Und ich wette, dass sie dir ziemlich Probleme gemacht hat, sobald sie deine Flammen gesehen hat. Sie ist so eine Schisserin manchmal, aber mit ner großen Klap—“ Er verstummte als er plötzlich das Röcheln in ihrer Atmung trotz des starken Regens vernahm. „Keine Zeit für Smalltalk! Lass uns gehen, jetzt!“


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      Trafalgar D. Water Law

      Noch während Trafalgar zu den anderen ging und eine Diskussion begann, schweiften seine Augen hin und wieder zu der schwarzhaarigen jungen Frau, die seit den aufziehenden Wolken und der damit erhöhten Wahrscheinlichkeit, die mit ihrer besten Freundin zusammenhing, eher abwesend wirkte und hin und wieder vor sich hinmurmelte. Jeder von ihnen wusste, dass Etwas geschehen sein musste, ja sie spürten es überdeutlich. Aber jetzt müssten sie Prioritäten setzen, genauso wie es dieser Wildfang zuvor getan hatte. Sie hatte ihre eigenen Probleme priorisiert, was auch vollkommen in Ordnung war. Und jetzt müssten sie dasselbe tun, allem voran, da die Feuerfaust bei ihr war und sie darum in besseren Händen zu sein schien, als irgendeiner hier von ihnen. Immerhin war er nicht irgendwer, sondern der ehemalige 2. Kommandant der Whitebeardpiraten und hatte auch einzeln, ohne diesen Titel, seinen Ruf weg. Und das sicher nicht grundlos. „Hör zu.. wenn wir Bepo und die anderen in Sicherheit gebracht haben, gehen wir nachsehen. Wird schon vorher nichts Schlimmes pass—“ – „Ich muss zu ihr!“, gab die Angesprochene, die seine Worte wohl nicht einmal gehört zu haben schien, belegter Stimme von sich und lief in entgegengesetzter Richtung einfach davon – ihr Blick von Panik und Verzweiflung getrieben. Trafalgar und auch die anderen sahen ihr nach, größtenteils besorgt, während der Captain der Heartpiraten stumm gen düster werdenden Himmel sah, der sich nicht einfach nur zu einem sanften Regen verwandelt hatte, sondern zu einem regelrechten Regensturm, weshalb sie teils die Hand nicht vor Augen sehen konnten. „Das ist nicht gut“, murmelte er missmutig vor sich hin und sah dann von ihren Freunden zu der Richtung, in die das Mädchen gerannt war. Er schnalzte verächtlich mit der Zunge, wobei es eher genervt als voller Verachtung klang. Er spürte wusste genau, was er zu tun hatte, egal wie sehr seine Vernunft an ihm appellierte. Aber wenn ein regelrechter Regensturm aufzog und dieses Frauenzimmer kopflos und voller Furcht durch die verwüstete Stadt stürmte, könnte es durchaus schneller zu einem unvorhergesehenen Unfall kommen, als sie sich eingestehen wollen würde. Und sie war allein, im Gegensatz zu dem Rotschopf. Niemand könnte ihr helfen, wenn das Schlimmste geschah. Und er war kein Mensch, der einen in Stich ließ, der einen solchen Charakter besaß, sich für andere einzusetzen, selbst mit dem Risiko selbst große Schäden davontragen zu können. „Okay, Planänderung.“, verständigte er die anderen, woraufhin sich der eine oder andere Kopf zu ihm drehte. „Ich hol Cyborg-ya her. Er kann euch besser unter die Arme greifen.“ – „Was? Oh! Das ist natürlich echt besser! Aber sagtest du nicht, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen soll—“, begann Usopp, woraufhin Trafalgar verstimmt den Mund verzog. „Die Umstände erfordern es. Wenn ihr entdeckt werdet.. schlagt sie K.O. oder Ähnliches, aber dezent. Kein Tumult. Das können wir echt nicht gebrauchen.“ – „Moment! Wir?! Was ist mit dir?“ Doch da hatte er bereits einen Stein vor sich mit Franky den Platz tauschen lassen, der aufgrund seiner reparierenden Haltung mit Hammer und Nägeln in den Händen das Gleichgewicht verlor und taumelnd gegen Kinemon stieß. „EH?! Was is’n jetzt los?“ – „Du hilfst beim Tragen. Langnase-ya und Kinemon werden dir den Rest erklären. Wir treffen uns im Restaurant und versucht unauffällig zu bleiben.“ Mit den Worten übergab er seinen Platz unter dem Riesen Franky und sprintete in die Richtung, die Merida gerannt war. Eigentlich müsste er ja im Prinzip nur der Energiesequenz ihrer Freundin folgen, denn sie würde definitiv zum Ursprung laufen wollen – solange ihr auf dem Weg nichts geschehen würde zumindest.
      Es dauerte keine 10 Minuten, dass er durch Gassen, Straßen und Trümmern sprintete, dass er die Schwarzhaarige erblicken konnte und sich ein triumphierendes Grinsen über sein Gesicht zog, ehe er sie nach einigen Augenblicken dann auch schon einholte. Bei ihrem verdutzten Blick, sah er sie lediglich ernst an und sagte: „Denk nicht, dass es mir gleichgültig ist, wenn sich jemand in Gefahr befinden könnte, nur weil du mich als Arsch abgestempelt hast, Püppchen.“ Daraufhin blickte er kurz zu ihrer blutenden Taille und sah dann wieder geradeaus in die Richtung in die sie laufen müssten, wobei er mehrmals blinzeln musste, da der Sturm es einem wirklich erschwerte, überhaupt etwas sehen zu können. Es waren nur noch wenige Minuten bis sie dort sein würden. Hoffentlich bewahrheitete sich nicht die Befürchtung der Schwarzhaarigen, dass ihrer Freundin Schlimmeres zugestoßen wäre, geschweige denn dass sich die zuvor zugezogene Verletzung von ihr durchaus verschlimmern könnte, wenn sie nicht bald verarztet werden würde. Er hatte so das Gefühl, dass sie beide noch bräuchten. Sowohl die Schwarzhaarige Hexe neben ihm als auch diesen Wildfang, den man besser anleinen sollte.

      Währenddessen bei Jocelyn, Alec & Ace

      Sie hatten sich sowohl mit der bewusstlosen Jocelyn als auch mit den anderen Schülern unter einem noch tragenden Dach eines nur halb ramponierten Hauses untergestellt, um nicht noch nasser zu werden als sie eh schon waren. Dass sie sich alle verkühlen würden, stand hier wohl kaum noch zur Debatte. Die Frage war eher, ob sie rechtszeitig wegen ihren Verletzungen behandelt werden könnten, um Komplikationen zu vermeiden. Die Lehrer versuchten ununterbrochen Krankenhäuser und Notärzte zu kontaktieren, doch bisher frustrierender Weise erfolglos. Seufzend schluckte Alec schwer, während er seiner bewusstlosen Schwester, die noch in Ace‘ Armen lag, Wasser durch ihre mitgebrachte Trinkflasche einflößte. Ob davon auch nur mehr als die Hälfte dort hingelangte, wo es sollte, wagte er jedoch zu bezweifeln. „Wenn nicht bald wer kommt, haben wir ein Problem.. Das letzte Mal als sie zusammengeklappt war, war sie lange bewusstlos und wurde danach schwer krank. Hohes Fieber und so..“ Plötzlich zuckte er jedoch zusammen, sowie alle anderen auch, die dasselbe zu hören glaubten, wie er. Sirenen. Er sah auf und erblickte, wie mehrere Krankenwagen in die Straße einbogen. Sofort liefen die Lehrer unter dem Vorsprung vor und winkten eilig, damit diese zum Stehen kamen. Sogleich sprangen Ärzte raus und unter diesen Ärzten war.. „Miguel?! Was zur..“, begann Alec geschockt als dieser auch schon auf die drei zurannte – ein Kätzchen sprang ihm sogleich aus den Armen, kaum dass er unter dem Vordach bei ihnen war. „Jocy! Was“ Er berührte vorsichtig ihr Gesicht und riss die Augen auf. „Sie ist eiskalt!“ Er fuhr herum zu den Krankenwagen und rief sofort einen der Sanitäter zu sich, sodass sie nur wenig später auf eine Trage gelegt wurde, so wie viele andere Kinder – auch Alec, der sich vehement dagegen sträubte. „Mir geht’s gut! Ich hab mir nur den Fuß verstaucht! Lasst mich lieber bei meiner Schwester bleiben!“ – „Nichts da. Das muss gründlich untersucht werden. Sonst könnten Langzeitschäden entstehen.“ – „Langzeitschäden? Deren Ernst?“, knurrte Trafalgar verständnislos, als er gerade mit Merida eintraf und sich einen Überblick über die Lage verschaffte. Sogleich trat er zu Jocelyns Liege und musterte sie von Kopf bis Fuß, wobei er kurz ihre Hand in seine nahm und mit den Fingern sowohl Handrücken als auch Handgelenk abtastete. „Uhm.. Entschuldigung? Sie sind im Weg. Wir müssen schleunigst weiter.“, sprach eine Notärztin an Trafalgar gewandt, die, kaum dass er ihr ins Gesicht sah, verlegen lächelte. „Oder sind Sie ein Verwandter?“ – „Verwandter?“ Er blickte erneut zu Jocelyn herunter, ehe er grinste und zu der Ärztin sah. „Wir haben eine engere Bindung als bloße Verwandte, wenn Sie verstehen~“ Dabei zwinkerte er ihr zu, was die Frau kurz aufkichern ließ, ehe sie sich Kopf schüttelnd wieder den Ernst der Lage in Besinnung rief. „Zudem bin ich ihr persönlicher Arzt und werfe gerne mal ein intensiveres Auge auf ihre Problemchen. Oh, aber eine Sache noch“ Er deutete auf seine Schwarzhaarige Begleitung, die ebenfalls sogleich zu Jocelyn gestürzt war. „Sie hat sich durch die Flut schwer verletzt. Darauf sollte man mal ein Auge werfen. Und.. da sie ziemlich stur ist, sollte man sie vielleicht zu ihrem Glück zwingen. Auf mich hört sie leider nicht. Könnte sich das einer von Ihnen vielleicht mal genauer ansehen?“ Sofort fielen die Blicke verschiedener Notärzte auf Merida, was Trafalgar zum Grinsen brachte und sich mit einem kurzen Winken zu ihr verabschiedete. „Denke ihr braucht mich hier nicht weiter. Ihr seid in guten Händen, also bis dann, Püppchen~“

      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."

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    • Portugas D. Ace


      Kaum hatte das taffe Kampfkätzschen die Rettungsaktion für geglückt bewerten und ihren kleinen Bruder erkennen können, schien sich pure Erschöpfung mit ihrer Erleichterung zu vermengen. Keinen Moment später sank das zierliche Mädchen auch schon in Ace' bereitstehende Arme. "Gerne", murmelte er ähnlich leise wie sie, nachdem die Kleine sich mit einem ihm bis zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen fremden Lächeln bedankte. Nur wenige Sekunden später konnte der junge Pirat auch schon spüren, wie ihr Körper in seinen Armen erschlaffte, während ihre zuvor noch angespannte Atmung langsamer wurde. Es überraschte ihn wahrlich wenig, dass sie nach all den Anstrengungen und Sorgen der vergangenen Stunden ohnmächtig geworden war. Dennoch machte sich milder Kummer in ihm breit, als er das rothaarige Kampfkätzschen näher an seine wärmende Brust zog. Hoffentlich würde sie sich bald wieder erholen können.
      Erst als die hunderten Tropfen über ihren Köpfen zu Boden donnerten, registrierte der Schwarzhaarige, dass einer der gerettenen Jungs - offenkundig Jocys kleiner Bruder - schützend einen Rucksack über ihre Körper hielt. Ace nickte dem Jungen dankend zu und hob sich Jocy schließlich gänzlich auf die Arme, während er den Worten des kleinen Schlaubergers lauschte. "Du hast recht", wieder wanderten die dunkle Augen des Piraten zum blassen Gesicht der Kampfkatze. Egal wie robust und stark die Kleine auch erscheinen mochte, im Moment schien sie in einem reichlich schlechten Zustand zu sein. Sie war es offenbar nicht gewohnt, ihre Fähigkeiten in solch einem Maß zu verwenden und aufgrund ihres mangelnden Selbstbewusstsein vorhin glaubte er auch nicht, dass sie sonderlich oft diese Kräfte trainierte. Entsprechend fatal dürften die Auswirkung dieser plötzlichen Überbelastung für ihren zierlichen Körper ausfallen.
      Auch ihr kleiner Bruder - Alec mit Namen - schien sich diesem Umstand schmerzlich bewusst zu sein. Allerdings schien sein Schwarfsinn auch noch weitere Dinge zu erkennen. "Du weißt also, dass deine Schwester nicht von dieser Welt stammt?", hakte Ace mit anerkennendem Unterton nach, als er gemeinsam mit den andere Geretteten den Trümmerhaufen um das Museum zu verlassen begann. Früher oder später mussten sie auf andere Menschen und eventuell einen Krankenwagen treffen... hoffentlich. "Bist ein ziemlich raffinierter Junge, was?" Ein feines Lächeln umspielte Ace' Lippen, während er den Schüler neben sich weiterhin musterte. Bald schon wurde er jedoch wieder ernst. "Leider muss ich dir aber mitteilen, dass von eurem Haus nach der Flut nicht sonderlich viel zurück geblieben ist. Eure Eltern waren allerdings nicht in den Trümmern zu finden gewesen, sicherlich wurden sie schon in ein Krankenhaus gebracht", fügte er beruhigend hinzu. Das Unglück der verstorbenen Tiere ließ er mit Absicht unerwähnt. "Und deinem großen Burder sind wir schon begegnet, es geht ihm gut", versuchte er es zuletzt noch mit einer guten Nachricht und brachte zudem wieder ein aufmunterndes Lächeln zurück auf seine Lippen. "Freut mich auf jeden Fall dich kennen zu lernen, Alec. Mein Name ist Ace", stellte sich der Pirat leltztendlich ordnungsgemäß vor, bevor sein Blick kurz prüfend zum ohnmächtigen Mädchen in seinen Armen zurückkehrte. Bildete er sich das nur ein, oder war ihr Gesicht noch blasser als vor ein paar Minuten geworden. Strafend glitt sein Blick zum stürmenden Himmelszelt empor, welches die kleine Gruppe unentwegt und von allen erdenklichen Seiten zu durchnässen versuchte... mit Erfolg. Auch wenn er dauerhaft Wärme in den zitternden Körper der Kampfkatze sendete und versuchte ihre Kleidung gegen die unendlichen Regenmengen zu verteidigen, musste er sich letztendlich gegen den Sturm geschlagen geben. Sollte er seine Kräfte noch stärker in Anspruch nehmen, liefe er nur Gefahr die Kleine zu verbrennen... dabei hatte sie so schon mehr als genug Angst vor seinen Flammen.
      Also hielt er schließlich die kleine Gruppe zur Eile an, lotste sie zielsicher durch halb verschüttete Pfade, bis sie es endlich auf eine nicht vollkommen zertrümmerte Straße geschafft hatten und sich nahe einem intaktem Haus unterstellten, in der Hoffnung der strömende Regen könnte bald nachlassen. Leider wurde dieser Wunsch nicht erhört und funktionierte Handys mit Funksignal schienen in der momentanen Situation auch Mangelware zu sein. Währendessen wurden die Atemzüge des rothaarigen Mädchens in Ace' Armen zunehmen abgehagt, ein angestrengtes Röcheln drang immer häufiger aus ihrer Kehle und ließ den Piraten unglücklich die Stirn in Falten legen. Alecs Worte trugen nicht gerade zur Erheiterung seines Gemütes bei, weswegen er zuletzt eine Entscheidung traf.
      "Ich werde sie alleine ins Krankenhaus bringen", stellte er mit fester Stimme klar. "Ich möchte euch hier zwar ungern einfach so zurück lassen, aber wenn ich alleine gehe, dürfte ich in wenigen Minuten ankommen. Danach werde ich sofort euch abholen kommen, versprochen." Gerade war nicht die Zeit dafür, um auf Hilfe zu warten und solange sich die Kinder an die Anweisungen ihrer Lehrer/-innen hielten und friedlich hier warteten, könnte Ace problemlos einen Rettungswagen hierher lotsen. Doch zuerst musste er sich um Jocy kümmern, bevor ihr zitternder Körper in seinen Armen noch mehr Kraft verlieren konnte.
      Gerade als er seinen gefassten Plan in die Tat umsetzen wollte, ließ ihn das unverkennbare Sirenen-Geräusch von Rettungswägen jedoch inne halten. Zu seiner Erleichterung bog im nächsten Moment auch schon der Ursprung des durchdringenden Lärmes um die Ecke. "Wird auch langsam Zeit", murmelte er leise und schenkte dem besorgten Alec an seiner Seite ein kurzes Lächeln. "Offenbar muss ich euch doch nicht im Regen stehen lassen." Kaum hatte er das ausgesprochen hielten die Hilfe versprechenden Gefährte genau neben der durchnässten Menschengruppe, nachdem die Lehrkräfte sie auf den richtigen Weg gelotst hatten. Doch noch bevor einer der Sanitäter auf Ace und Jocy zueilen konnte, stand der überfürsorgliche große Bruder der bewusstlosen Rothaarigen auch schon vor ihnen. Der Pirat ließ zu, dass sich Miguels Finger besorgt an die schwachen Züge seiner Schwester legten. Wie erwartet schokcierte ihn der Zustand des Mädchens, weswegen er folgerichtig direkt ein paar Rettungskräfte zu ihnen rief.
      Wenig später platzierte Ace die junge Frau auch schon sanft auf einer Trage und beobachtete zufrieden, wie sie umgehend in warme Decken gehüllt wurde. Auch klein Alec schien sich gegen Rettungskräfte nicht verteidigen können, während sie den zeternden Jungen abtranzportierten. Gut so!
      "Sind sie auch Teil der Familie?" Ace war nicht einmal wirklich bewusst gewesen, dass er die ganze Zeit neben der Trage herlief und der bewusstlosen Jocy bis zum Krankenwagen gefolgt war.
      "Nun...", begann er langsam. Er mochte nicht gerade ein Experte in den Regeln dieser Welt sein, aber dank seines Kumpels Luca wusste er, dass nur engste Angehörige zusammen mit Intensivpatienten ins Krankenhaus transportiert werden konnten. Zumindest war das so bei der Geburt von Lucas Kind gewesen. Doch bevor Ace sich einen gescheiten Plan zurecht legen konnte, mit dem auch er ein Ticket in Jocys Krankentransport ergattern konnte, musste sich dieser elende Blondschopf von einem großen Bruder einmischen. "Er hat nichts mit meiner Schwester zu tun."
      Ob Jocy es mir verzeihen würde, wenn ich diesem Mistkerl die Augenbrauen abfackel? Leider schien sich Miguel wenig Gedanken um den mörderischen Blick des Piraten neben sich zu machen und fügte stattdessen fest hinzu. "Sie brauchen sich um ihn also nicht zu kümmern."
      Die Augenbrauen und auch diese elenden blonden Locken! Beides kann getrost in Flammen aufgehen. Trotz dieser Gedanken bemühte sich Ace um ein ruhiges Äußeres, vor allem da man ihn bereits mit genug Argwohn betrachtete. Er würde einfach später im Krankenhaus nach der Kleinen sehen, schließlich müsste er auch Luca noch einen Besuch abstatten.
      Also beobachtete er etwas niedergeschlagen, wie das Kampfkätzschen von ihm weg transportiert wurde, doch noch bevor man ihre Trage in den wartenden Rettungswagen schieben konnte, platzte die entsetzte Stimme ihrer besten Freundin durch den wütenden Sturm. "Jocy! Jocy! Oh, Gott... Du bist ja ganz kalt." Zwei der Sanitäter hatten versucht die Schwarzhaarige aufzuhalten, aber die schlanke Frau war ihnen mühelos ausgewischen und legte in der nächsten Sekunde auch schon ihre beiden zitternden Hände an die blassen Wangen ihrer Freundin.
      "Lassen Sie uns bitte unsere Arbeit machen", versuchte es nun einer der Rettungskräfte sanft, als er erneut Anstalten machte, Jocy zu verladen. "Sie ist bei uns in guten Händen."
      Zunächst schien die Schwarzhaarige wenig auf die Worte des Mannes zu geben, bis sie schließlich langsam den Blick hob und zögernd nickte. "In Ordnung... passt bitte gut auf sie auf." Für einige weitere Sekunden ruhten noch ihre schmalen Finger am kindlichen Gesicht der Rothaarigen, dann endlich war sich bereits dazu sich von ihr zu lösen, auch wenn ihre augen noch weiter unbeirrt am bewusstlosen Mädchen hafteten, bis zu dem Zeitpunkt an dem Law den Schauplatz betrat. Auch Ace fand seine Wortwahl nicht sonderlich "elegant" gewählt, allerdings glaubte er genau zu verstehen, was der Piratenkapitän damit beabsichtigte. Anders als bei Merida, die Law offenkundig am liebsten erwürgen wollte nur um sich stattdessen wenige Minuten später selbst in den Fängen der Sanitäter wiederzufinden. Armes Mädchen.
      "Meinst du nicht, du hast etwas zu viel Freude daran, die Kleine zu ärgern", stellte Ace schließlich schmunzelnd fest und schob sich neben seinen Piratenkollegen. Zur gleichen Zeit versuchte sich die Schwarzhaarige vehement gegen die Hände der Sanitäter um sie herum zu wehren, ohne erkennbaren Erfolg. Zuletzt musste sie sich geschlagen geben und ließ sich notgedrungen auf einer eigenen Trage nieder, bevor man sie und einen Großteil der verletzten Kinder Richtung Krankenhaus brachte. "Ich werde mich darum kümmern, dass auch die restlichen Kinder versorgt werden", erklärte Ace nachdem die Rückleuchten der Krankenwägen im grau des Sturmes verschwunden waren. "Willst du mir vielleicht zur Hand gehen?" Noch immer ziehrte ein feines Lächeln die Lippen der Feuerfaust, während er sich zu Trafalgar Law umwandte. Welch eine bessere Entschuldigung könnten die beiden sonst noch finden, um unbehelligt das Krankenhaus aufzusuchen? Auch wenn dieser Miguel Ace erfolgreich im Regen hatte stehen lassen, hatte der Schwarzhaarige noch lange nicht vor, hier zu versauern.

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      Merida


      Als wäre der klebrige Schlammboden zu ihren Füßen nicht schon ätzend genug, machte der zunehmende Regen auch noch ihre Kleidung von Minute zu Minute schwerer. Irgendwie gelange es Merida dennoch, die schmerzhafte Erschöpfung in ihren zitternden Beinen zu vergessen und setzte stattdessen in großen Sprüngen einen Fuß vor den anderen. Sie konnte es sich nicht leisten Zeit zu verlieren. Jede Sekunde könnte Jocys Zustand schlimmer werden... So war Meri schon einmal schwer ins Taumeln geraten, als die Energiesignatur ihrer besten Freundin von jetzt auf gleich an Intensität verloren hatte. War sie ohnmächtig geworden? Was wenn sie mitten in diesem strömenden Regen in den Schlamm gesunken war?
      Irgendwie schaffte es die Schwarzhaarige ihr Tempo erneut anzuziehen. Immer schneller passierte sie Häuser und eingefallene Schutthaufen. Die dutzenden Einsatzkräfte schienen bereits reichlich viel Arbeit geleistet zu haben... daher musste Merida zumindest keine leblosen Körper am Straßenrand mehr ertragen. Doch was wenn auch Jocy Teil eben dieser Körper wurde?
      Nein! Es geht ihr gut! Ich kann sie noch spüren. Sie ist schwach, viel zu schwach... aber sie ist definitiv am Leben!
      Sie stieß pfeifend den Atem aus, als sie sich ein weiteres Mal dazu zwang, schneller zu Laufen. Die Wunde an ihrer Seite war mittlerweile gänzlich vergessen und dank des anhaltenden Regens, konnte sie selbst ihr eigenes Blut nicht mehr wahrnehmen.
      Ich bin gleich bei dir, Jocy! Hab nur noch etwas Geduld!
      Es war das ferne Blaulicht von mehreren Krankenwägen, die ihr Herz gleichzeitig vor Angst und Erleichterung höher schlugen ließen. Nun da sie ihr näher gekommen war, konnte sie Jocys Präsenz wieder um einiges deutlicher spühren. Wie erwartet schien sie sich vollkommen verausgabt zu haben... wahrscheinlich hatte sie ihr Bewusstsein verloren. Aber offenbar war Hilfe bereits zur Stelle.
      Keine Sekunde später schlitterte Meri auch schon um die nächste Häuserecke und musste mit ansehen wie der ihr so vertraute Rotschopf in Richtung Krankenwagen geschoben wurde. "Jocy!!" Ein letzte Sprint und sie sauste an den bestürzt aufblickenden Sanitätern vorbei, krallte sich heftig an Trage und lehnte sich besorgt über das Gesicht ihrer besten Freundin. "Jocy..." Sie war so blass... viel zu blass... Vorsichtig platzierten sich Meris Finger auf die schlohweißen Wangen der sonst so lebensfrohen jungen Frau vor ihr. "Oh, Gott... Du bist ja ganz kalt." Ich hätte bei ihr sein müssen. Ich hätte sie beschützen müssen... aber... Ich... Ich hätte irgendwie für sie da sein müssen... Es tut mir so unendlich leid, Jocy!
      Die Hand an ihrem Arm fühlte sich unglaublich warm an und dennoch igorierte sie zunächst diese sanfte Wärme, wie auch die ruhigen Worte des Sanitäters, der Meri vorsichtig versuchte von der Trage wegzuziehen. Für mehrere Sekunden verharrte sie einfach an Ort und stelle, ließ ihre Daumen tröstend über Jocys Wangen gleiten... auch wenn es in diesem Regen schwer zu erkennen sein mochte, Merida wusste, dass ihre beste Freundin geweint hatte. Ihre geschlossenen Augenlieder wirkte rot und geschwollen und Meri glaubte erkennen zu können, welchen Weg jede einzelne Träne gewählt hatte, während sie Jocys kindliches Gesicht hinuntergeflossen war. Ich hätte da sein müssen...
      "In Ordnung... passt bitte gut auf sie auf." Endlich gab sie den bitten des Mannes neben ihr nach und ließ sich von ihm beiseite ziehen. Ihre sturmgrauen Augen folgten der Trage bis zum Krankenwagen und erst als sich die hochgewachsene Gestalt des Pandahuts zwischen sie und ihre Freundin schob, wurde sich Merida über die Anwesenheit des Piraten bewusst. "W-was?!" Wie oft am heutigen Tage hatte sie diesem Mistkerl schon den Hals umdrehen wollen? Es war egal, aber gerade stieg der Counter ein weiteres Mal an. Leider hatte Meri weder die Kraft noch befand sie sich am rechten Ort, um den Schwarzhaarigen zur Ordnung zu rufen. Also beließ sie es einfach bei einem feurigen Blick, den sie ihn Pfeilen gleich in den Nacken jagte. Wie konnte er es nur wagen, sich und Jocy auf solch eine Art und Weise zu beschreiben? Und als würde er damit nicht schon mehr als genug Unheil fabrizieren, musste er nun auch noch die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Schwarzhaarige lenken. "I-ich..." Am liebsten hätte sie den Grummelbären angeknurrt, während er sie wie eine Raubkatze angrinste, der gerade sein Lieblingsspielzeug gefunden hatte. Arschloch!
      "Er hat Recht!" Sofort war die Notärzten an ihre Seite gestürzt und zog ihr Shirt vorsichtig nach oben, welches dank Regen und Blut eng an ihrem Körper klebte. "Das muss sofort behandelt werden! Wie müssen dringend die Blutung stillen!"
      "Nein! Mir geht es gut, ich brauchte nur etwas-" Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden, viel zu erstaunt war sie darüber, mit welcher Leichtigkeit die schmale Ärztin sie auf eine weitere Trage pressen konnte. Seit wann war sie so schwach geworden? "Ich kann-" Wieder wurde ihr schwacher Widerstand schneller unterbunden, als erwartet und schon wurde sie rücklings auf die Trage gelegt.
      "Das muss operiert werden", befand die Ärztin nun mit Gewissheit in der Stimme, die Meri das Blut in den Adern gefrieren ließ.
      Nein! Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um eine halbe Ewigkeit im Krankenhaus zu versauern. Es gab so viele andere Dinge um die sie sich dringend kümmern musste. Jocy. Ihre Eltern. Das Restaurant. Das Chaos in der Stadt. Die Piraten... Dieses Mal musste man sie nicht einmal mehr festhalten. Erschöpfung und Blutverlust sorgten dafür, dass es Meri auch so langsam schwarz vor Augen wurde. Sie würde ohnmächtig werden. Aber... sie musste...
      Mit der letzten Kraft die sie noch erübrigen konnte, schoss ihre Hand zum Arm der Pandahutes und ihre Finger schlossen sich mit Nachdruck um sein Handgelenk. "Bitte... kümmer dich um die Leute im Restaurant... meine Mutter und... Jocy..." Viel mehr brachten ihre Lippen nicht mehr hervor. Und so schnell wie ihre Augenlider sich schlossen, konnte sie nicht einmal mehr erkennen, ob er sie verstanden hatte, geschweige denn, ob er ihrer Bitte nachkommen würde. Aber irgendwie glaubte sie daran, dass dieser kaltherzige Kotzbrocken auch eine gutmütige Seite an sich trug. Sie konnte ihm vertrauen... zumindest blieb ihr im Moment nichts anderes übrig.
      Dann endlich hatte sie den Kampf gegen ihre Erschöpfung verloren. Sie konnte nicht sagen, ob es Ohnmacht oder Schlaf war, der sie umschloss, aber sie hatte beschlossen sich nicht mehr dagegen zu wehren. Hoffentlich sahen die Dinge anders aus, wenn sie das ächste Mal die Augen aufschlug.

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    • Trafalgar D. Water Law
      Zufrieden sah Trafalgar zu, wie die Schwarzhaarige von den zuständigen Hilfskräften auf eine Liege genötigt wurde. Das war das einzig Richtige, da sie schon eine ganze Weile sehr blass und schwächelnd gewirkt hatte und trotzdem zu stolz und stur wirkte, als dass sie an ihre Gesundheit denken würde. Zu viele andere Dinge schienen sich auf ihrer Wichtigkeitsskala abzuspielen, in der ihr eigenes Wohl einfach keinen Platz zu haben schien. Doch im letzten Moment als ihre Kräfte bereits stark nachzulassen schienen, überhaupt bei Bewusstsein bleiben zu können, schoss ihre Hand zu seinem Arm und umschloss diesen fest, weshalb er doch etwas überrascht über diese Reaktion zu ihr hinabblickte. „Bitte... kümmer dich um die Leute im Restaurant... meine Mutter und... Jocy...“, hörte er sie mit schwacher Stimme noch sagen, ehe sich der Griff um seinen Arm auch schon wieder lockerte und ihr Arm schlaff auf die Liege fiel – ihre Augen längst geschlossen. Auch ihre bis dato hektische Atmung verlangsamte sich, sodass ihm sofort klar war, dass sie nicht länger in der Lage war, überhaupt noch irgendetwas mitzubekommen. Eine Weile noch musterte er ihr Gesicht, ehe die Hilfskräfte sie in den Wagen verschifften und kurz darauf mit den meisten Kindern in den restlichen Krankenwagen abtransportierten. Ihre Worte hingen ihm dennoch eine ganze Weile noch in den Ohren. So eine Bitte äußerte man nicht einem Fremden und erst recht keinem, der offen zugab ein Pirat zu sein. Was ein dummes Püppchen. War es der piratenlosen Welt geschuldet, in der sie sich befanden, dass sie ihm eine so gewichtige Bitte gegenüber aussprach und sich leichtsinnig auf seine Hilfe verließ? Oder war es ihr letzter Strohhalm, den sie zu riskieren versuchte, da sie selbst zu nichts Weiterem mehr in der Lage war?
      Er rieb sich seufzend den Nacken. Was eine anstrengende Situation, in der sie sich befanden. Nicht nur, diese Welt und die in ihr lebenden Menschen oder gar seine verletzte Crew, sondern auch der Umstand, dass sie überhaupt hier gelandet waren. Sie müssten dem Grund dahinter dringend auf die Spur kommen. – sobald die Zeit es ihnen erlaubte zumindest. Plötzlich vernahm er Ace‘ Stimme neben sich, da das Getöse der Krankenwagen in der Entfernung und durch den strömenden Regen immer mehr zu verebben schien, sodass es nicht mehr alles in ihrer Umgebung einnehmen und Stimmen unterdrücken konnte, die jetzt keine Priorisierung für das eigene Gehör hatten. Trafalgars dunkle Pupillen wanderten zu der Feuerfaust neben sich, der offenkundig ein viel zu amüsiertes Grinsen im Gesicht trug, das eher nicht ganz passend zu deren derzeitigen Lage zu sein schien. Zumindest nicht auf den ersten Blick und wenn man nicht verstehen würde, was im Kopf des sommersprossigen Mannes vor sich ging. Und so erwiderte er Ace‘ Grinsen kurz. „Würde ich ja gerne, aber ich habe Wichtigeres zu erledigen.“ Dabei wanderten seine Augen nun von seinem Piratenkollegen zu den verunsicherten und verängstigten Kindern und den Lehrern, die sie zu beruhigen und mit ihren seltsamen Geräten in den Händen etwas zu erreichen versuchen schienen. Wenn er genau hinsah, sahen diesen diese Geräte dem ähnlich, das Merida zuvor zur Kommunikation genutzt hatte. Ah, da fiel ihm ein... „Es sind ja netzt nicht so viele, dass du mit ihnen überfordert sein würdest.“ Er kramte aus seiner Jackentasche ein kleines schneckenhaftes Wesen aus seiner Tasche - eine Miniaturform eines Denden-Mushis, die man in deren Welt zur Kommunikation benutzte - und reichte es Ace. „Hier. Besser wir haben eine Möglichkeit einander zu erreichen. Ich denke zwar nicht, dass es in der jetzigen Situation nötig sein wird, aber wer weiß wie lange wir hier noch festsitzen und was oder wer alles noch mit unserer Flur hier angespült wurde. Wäre sicher nicht unklug vorbereitet zu sein. Auch.. falls wieder so eine Katastrophe geschehen sollte und jemand dringend Hilfe von den anderen benötigt, aber zuvor gedankenlos alleine losgestapft ist.“ Dabei blickte er Ace mit stechendem Blick an. Natürlich hätte man nicht im Vorfeld wissen können, wie deren Ausflug enden würde, doch dass es kein Spaziergang werden würde, der eventuell ein wenig Hilfe von einer dritten Person erfordern könnte, hätte er schon einrechnen können, fand Trafalgar. Aber daran merkte man wohl, wenn auch nicht im selben Ausmaß, dass er definitiv Mugiwara-yas Bruder war. Zudem schien er schon eine ganze Weile einen Narren an dem Fischmädchen gefressen zu haben. Mal davon abgesehen, dass er sich um sie sorgte, weil sie sich wohl extrem überfordert hatte. Er war von Anfang an kaum von ihrer Seite gewichen, oder irrte er sich? Aber wenn man ihren Charakter bedachte.. vermutlich sah er in ihr einfach nur ein hilfloses Kind, das beschützt und betüttelt werden würde. Oder aber er kompensierte seine Hilflosigkeit seinem Bruder in der anderen Welt nicht helfen zu können damit, dass er diesem Wildfang unter die Arme griff, die von ihrer Launenhaftigkeit dem Gummijungen sehr ähneln konnte.
      Er wandte sich bereits zum Gehen in die entgegengesetzte Richtung als der Schiffsarzt noch ein letztes Mal stehen blieb und zurück zu der Feuerfaust sah, da ihm etwas Wichtiges einfiel, das er vielleicht wissen sollte, wenn er dieser roten Gefahr wirklich helfen wollte. „Sie ist dehydriert. Weiß nicht wie intensiv die Menschen in dieser Welt mit diesem Umstand umgehen, oder damit dass sie sicherlich andere Bedürfnisse hat als normale Menschen. Denn da sicherlich keiner von ihrer wahren Identität weiß, könnte es Komplikationen geben, die die hiesigen Ärzte nicht vorausahnen. Mischlingswesen haben so ihre…. Eigenheiten. Vor allem die Fischmischlinge. Ich kannte einen, der.. einen unstillbaren Hunger auf blutiges Fleisch hatte. Und wie es aussah, hat ihre Eigenart mit Flüssigkeit zu tun. Das solltest du bedenken, falls du sie aufsuchen gehst.“, erwähnte er eindringlich, da ihm der Zustand des Fischmädchen doch Sorgen bereitet hatte. „Ich werde später nach ihr sehen. Aber vorerst dürften die Ärzte dort ausreichend sein, wenn sie nicht vollkommen inkompetent sind. Obwohl“ Er musterte den Schwarzhaarigen schmunzelnd „wenn sie einen Totgeglaubten zurück ins Leben bringen können, werden sie schon einiges auf den Kasten haben, schätze ich.“ Er zuckte mit den Achseln, nickte Ace noch ein letztes Mal zu, ehe er auch schon begann in die Richtung zu rennen, aus die er zuvorgekommen war, wobei er jede Pfütze mitnahm. Klatschnass lagen seine Klamotten längst an seinem Körper, aber wenigstens besaß er eine Kapuze, die zumindest seinen Kopf Großteils vor dem tobenden Regen schützen konnte, auch wenn das bei der Intensität auch längst egal gewesen wäre.
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Portugas D. Ace


      Erst war Ace leicht verwundert, über die Antwort des Piratencaptains, dann erinnerte er sich allerdings an die leisen Worte der Schwarzhaarigen vorhin. Leider hatte die Feuerfaust aufgrund des Regens und der hektischen Umgebung nicht alles verstehen können, aber alleine ihre Augen schienen Law angefleht zu haben. Natürlich konnte Ace nicht mit sicherheit sagen, dass die junge Frau für die Entscheidung des Heart-Piraten war. Eventuell wollte er sich auch nur einfach um seine eigene Crew kümmern und hegte wenig Interesse an den Problemen anderer. Etwas was Ace ihm sicher nicht verübeln würde. Jeder musste seine eigenen Prioritäten setzten. Und der junge Pirat hatte schleißlich auch seine eigenen Aufgaben zu erfüllen. "Ja, ein paar Kinder sollte ich schon in den Griff bekommen, danke für seine Sorge", meinte er daher belustigt zum Älteren und lächelte den verunsichert drein blickenden Kindern aufmunternd entgegen. Natürlich könnten sie auch alle hier darauf warten, dass weitere Rettungskräfte sie abholten, aber bei diesem Wetter sollten sie nicht unnötig Zeit damit verschwenden an Ort und Stelle zu verharren.
      Wenige Sekunden später stierte Ace auch schon auf die Miniaturversion einer Denden-Mushi. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man fast meinen, dass er das erste Mal in seinem Leben einer begegnete. "Wow... Es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an, dass ich das letzte Mal so eine gesehen habe." Gefühle von Nostalgie und sogar ein klein wenig Heimweh schwemmten durch seinen Körper, während er die kleine Teleschnecke eingehend betrachtete. Wenn er daran dachte, wie oft er die seltsamenen "Smart-Phones" dieser Welt zerstört oder vor Wut an die Wand geworfen hatte... Wer war nur auf die Idee gekommen, diese elend komplizierten Dinger zu erfinden? Da lobte er sich die guten alten Denden-Mushi. Sie waren stabil und einfach zu bedienen. Trotz all seiner inneren Schwärmerreien entgingen der Feuer natürlich nicht die Worte seines Nebenmanes. "Hm. Sind du und deine Leute nicht auch planlos losgestürzt? Irgendwie befürchte ich, dass ihr auch für reichlich Chaos gesorgt habt, auch wenn Jocys Freundin scheinbar das schlimmste hat verhindern wollen." Ace' Grinsen nahm neue Ausmaße an, bevor er einmal dankend die Denden-Mushi in die höhe hub. "Auf jeden Fall danke für die hier. Du hast recht, die momentane Situation erfordert, dass wir uns bestmöglich absprechen können. Soll ich dich kontaktieren, sobald ich weiß, wie es der Schwarzhaarigen geht?" Dann schließlich drehte er sich erneut zu den Kindern und restlichen Lehrkräften um und ließ dabei die kleine Teleschnecke in seiner Hosentasche verschwinden. Sie war so viel einfacher zu transportieren als diese Miniaturbildschirme...
      Doch bevor sich die Wege der beiden Piraten trennten, rückte der Arzt noch mit ein paar wichtigen Informationen heraus. "Danke, das werde ich bedenken, wenn ich sie aufsuche." Dieses Mal war der Ton der Feuerfaust um einiges ernster. Noch immer konnte er sich gut an den bewusstlosen kleinen Körper in seinen Armen erinnern. Er mochte die Kleine kaum einen Tag kennen, doch Ace hatte noch nie lange gebraucht, um neue Freundschaften zu schließen. Die Kleine war ihm bereits bis zu einem gewissen Grad ans Herz gewachsen und sie so leiden zu sehene war daher alles andere als angenehm. Vor allem da ihr Lächeln zauberhaft gewesen war.
      Bei der Erwähnung seiner Verletzung glitt Ace' Hand unversehens zu seiner Brust. Selbst durch den Stoff seines T-Shirts konnte er die große Narbe spüren. "Ja, ich habe es selbst kaum glauben können, dass sie das wieder hinbekommen haben." Er war sich damals so sicher gewesen, dass er sterben würde, dass er nie wieder seinen kleine Bruder, nie wieder seine Freunde und die Mitglieder der Whit-Beard-Piraten sehen würde. Aber er wäre für seinen Bruder gestorben, inmitten all der Menschen die ihm etwas bedeuteten. Denen er etwas bedeutete! Menschen, die ihn liebten. Menschen, denen das Blut in seinen Adern egal gewesen war. Es wäre ein guter Tod gewesen und dennoch war er irgendwie erleichtert gewesen, als er in diesem kalten, weißen und sterilen Raum das erste Mal die Augen geöffnet hatte. In einer Welt vollkommen anders zu seinem alten Zuhause. Eine Welt in dem seine Crew, seine Familie und Freunde nicht existierten. Zunächst hatte er es für einen schlechten Scherz gehalten, hatte diese Welt verflucht, die ihn von seiner eigenen trennte. Doch irgendwann hatte er Hoffnung in seinem eigenen Leben geschöpft. Solange ich lebe, kann ich sie vielleicht wieder sehen. Meine Familie, meine Freunde, Luffy... Wäre ich dort gestorben, würde ich keinem von ihnen je wieder begegnen.
      Heute war die Narbe auf seiner Brust ein Symbol der Hoffnung. Nichts war unmöglich, schließlich hatte man ihn praktisch von den Toten zurückgeholt.
      Ein sanftes Lächeln formte seine Züge, während er den Arm wieder sinken ließ. "Viel Erfolg!", rief er noch dem Piratencaptain hinterher, bevor auch er im Regengestörber verschwand. Ace hingegen wand sich seinen eigenen Verpflichtunge zu. "Okay, weiß einer von euch, wie man von hier zum Krankenhaus kommt?"
      Zuerst teilten Kinder und Lehrkräfte besorgte blicke, bevor eine Leherin vortrat und mit dem Finger in etwa die Richtung zeigte, in der die Krankenwägen zuvor gefahren waren. "Da einige der Straßen verschüttet sind, weiß ich natürlich nicht, ob und wie wir genau zum Krankenhaus kommen, aber zumindest die grobe Richtung sollte ich kennen."
      Ace nickte ihr anerkennend zu. "Das sollte auf jeden Fall ausreichen. Um eventuelle Straßenblockadnen kann ich mich auch kümmern, schließlich sollten wir eine möglichst kurze Route wählen."
      Die Lehrerin wirkte skeptisch, nickte aber schließlich zustimmend. Nun, sie hatten bereits gesehen, wie viel Kraft in der Feuerfaus schlummerte. Und auch in der folgenden halben Stunde konnten sie besagte Kraft des häufigeren beobachten. Immer wieder schob der Schwarzhaarige mühelos Trümmerteile von der Straße oder trug Lehrkräfte und Kinder über besonders große Trümmerhaufen. So schafften sie es in erstaunlich kurzer Zeit die Klinik zu erreichen. Wie erwartet herrschte hier bereits wildes treiben. Dutzende Rettungswägen fuhren ein und wieder aus. Zum Glück stand das Hospital weit genug vom Entstehungsort der Flutwelle entfernt und hatte daher erstaunlich wenig Schäden davongetragen. Nur ein paar Zäune und umliegende Parkplatzanlagen waren betroffen, das Gebäude selbst war im besten Zustand. Anders sah es bei dem hektisch umherschwirrenden Personal aus. Seit der Flutwelle sahen sie sich offenkundig ununterbrochen mit neuen Notfällen konfrontiert, weswegen es wenig wunderte, dass Ace und sein kleiner Trupp zunächst ignoriert wurden, schließlich war keiner von ihnen schwer verwundet. Doch sowohl die Schüler, als auch die drei Lehrkräfte standen unter Schock und hatten trotz allem Verletzungen davon getragen, die sich jemand ansehen sollte. Also packte sich die Feuerfaust kurzerhand einen der hektisch herum wuselnden Krankenpfleger und ignorierte gekonnt seine lautstarken Beschwerden, während er versuchte sich zu befreien.
      "Diese Leute sind bis vor kurzem noch verschüttet gewesen und sollten behandelt werden."
      Für einen Moment schien der Pfleger sich noch weiter beschweren zu wollen, doch dann besah er sich der verängstigt dreinblickenden Truppe hinter dem Piraten und stieß ein langes Stöhnen aus. "In Ordnung. Ich werde sie in den Wartebereich bringen." Als sich der Mann dieses Mal versuchte von der Feuerfaus zu lösen, gab der Schwarzhaarige den Arm des Pflegers frei. "Sind Sie auch verletzt." Wollte dieser nun wissen und ließ seine dunklen Augen kontrollierend über den Köroer der Feuerfaust wandern.
      "Ich bin in Ordnung", winkte Ace schnell ab. "Allerdings gibt es hier zwei weitere Patienten über deren Wohlbefinden ich gerne bescheid wüsste."
      Ein unwilliger Zug legte sich über das müde Gesicht des Pflegers, dennoch lehnte er die Bitte nicht sofort ab, sonder winkte Ace stattdessen in Richtung Anmeldung, wo er sich hinter einen der PCs schob. "Wen genau suchen Sie?"
      "Der eine heißt Luca Sánchez. Allerdings weiß ich nicht genau, ob er hier eingeliefert worden ist. Die andere ist ein rothaariges Mädchen mit dem Namen Jocy. Sie dürfte erst vor ein paar Minuten eingetroffen sein." Seine Worte wurden vom hellen Klicken auf der Tastatur begleitet.
      "Luca Sánchez... Hm, wie es scheint wurde er bereits in ein anderes Krankenhaus am Rand der Stadt verlegt, da seine Verletzungen nicht schwerwiegend waren und wir hier die Notfälle überenehmen. Und wie hieß die andere noch gleich, Jocy?"
      Ace nickte zur Antwort.
      "Kein Nachname?"
      Ace zuckte mit den Schultern.
      Der Pfleger wirkte nicht gerade überzeugt, aber offenkundig hatte er weder Zeit noch Lust sich weiter mit dem Schwarzhaarigen herum zuschlagen. Gleichzeitig schien er verstanden zu haben, dass Ace nicht locker lassen würde, bevor er die Informationen bekam, die er suchte. Also setzte der junge Mann seine Arbeit fort und wurde auch erstaunlich schnell fündig. "Jocy Salvatore. Sie und ihr kleiner Bruder wurden vor knapp zwanzig Minuten hier eingeliefert."
      "Ja, genau das ist sie."
      "Hm. Wie es scheint, hat sie keine wirklichen Verletzungen davon getragen. Aber sie ist schon seit einiger Zeit ohnmächtig. Da ihr Zustand aber weitesgehend Stabil ist, hat man sie vorerst auf Station fünf verlegt. Zimmer 516."
      "Vielen Dank." Kaum hatte er alle Antowrten die er brauchte, wendete sich Ace vom verblüfft dreinblickenden Pfleger ab und wendete sich noch ein letztes mal an die Schulklasse. "Man wird sich hier gut um euch kümmern", meinter er zuversichtlich und hockte sich vor ein besonders verängstigt wirkendes Mädchen. "Folgt einfach diesem netten jungen Mann hier. Er wird auf euch aufpassen, genauso wie eure Lehrer, okay?" Die Kleine ließ ihren Blick vom Pfleger, zu Ace und dann zu den Lehrkräften schweifen. Alle bemühten sich darum ein Lächeln auf ihre Lippen zu kleistern. Erst dann schien das Mädchen, wie auch die restlichen Kinder überzeugt. "Sehr gut. Passt auf euch auf, ja?"
      Gerade als der junge Pirat sich entgültig verabschieden wollte, spürte er die kleine kalte Hand des Mädchens an seinem T-Shirt-Saumen. "D-danke..."
      Sofort würde Ace' Lächeln breiter. Wieder hockte er sich vor die Kleine und tätschelte sanft ihr durchnässtes Haar. "Kümmer dich gut um deine Mitschüler, okay?"
      Erst weitenden sich die Augen des Mädchens verwundert, dann nickte sie begeistert, während neuer Mut ihre Gesichtzüge zu überschwämmen schien.
      "So gefällt mir das", stellte Ace zufrieden fest. "Also dann, mit etwas Glück begegnet man sich wieder." Als er sich dieses Mal ereut zum Gehen wendete, folgten ihm noch einige weitere Worte des Dankes. Doch er wollte keine weitere Zeit mehr verlieren und schlängelte sich geschickt durch die aufgeregten Menschenmassen. Vielleicht verirrte er sich auch ein oder zwei Mal in diesem viel zu großen Labyrinth aus Fluren und Stationen... Aber nachdem er eine weitere junge Pflegerin nach dem Weg gefragt hatte, fand er sich endlich vor Zimmer 516 wieder. Dahinter schlummerte eine noch immer erstaunlich blass wirkende Jocy, in hellen Laken. Man hatte ihre nasse Kleidung gegen ein Leinenhemd getauscht und sie an diverse Geräte wie auch eine gemütlich vor sich hintropfende Fusion gehängt. Zwar schien sich damit ihre Atmung deutlich gebessert zu haben und einen Teil ihrer Gesichtsfarbe hatte sie auch zurück erlangt, doch für Ace' Geschmack war das noch lange nicht ausreichend.
      "Du hast eindeutig etwas zu wild getopt, kleines Kampfkätzschen", stellte er mit einem schiefen Schmunzeln fest und legte vorsichtig seine Hand auf ihre Stirn. Zumindest ihr Fieber hatte man scheinbar schon behandeln können... Für alles andere blieb der Feuerfaust wohl nichts anderes übrig als zu warten. Also zog er sich kurzerhand einen der bereit stehenden Stühle heran und platzierte sich, neben das schlichte Krankenbett der Rothaarigen. Es wunderte ihn ein wenig, dass ihr großer Bruder nirgends zu finden war. Ob er beim Jüngsten der Familie geblieben war? Vielleicht würde er aber auch jeden Moment in den Raum platzen und Ace unnötige Vorwürfe machen. In diesem Fall sollte der junge Pirat die Ruhe genießen, solange sie anhielt. Und sobald die Kleine ihre Augen öffnete, könnten sie auch endlich nach ihren verschollenen Eltern suchen. Mit etwas Glück befande sie sich sogar genau in diesem Krankenhaus.
    • Miguel Salvatore & Alec Salvatore

      Unwirsch lief Miguel vor dem Empfang im 6. Stock auf und ab, während die Krankenschwester dort, die maßlos überfordert war, nach Informationen zu seinen Eltern suchte, die laut Empfang am Eingang hier sein sollten. Sie zu finden stellte sich jedoch bei dem Chaos in jeder Etage als schwieriger heraus als gedacht. Wie konnten sie im System in einem bestimmten Zimmer sein und dann doch nicht dort sein, sondern andere fremde Menschen. Salvatore und Salvadore war doch jetzt nicht soooo leicht zu verwechseln! Er müsste sie zwingend finden! Wie könnte er immerhin seinen Geschwistern unter die Augen treten, wenn er nicht genau wüsste, was mit ihnen passiert war oder die Möglichkeit zu haben, seinen Geschwistern zu sagen, dass sie wohlauf seien?
      Schließlich hörte er die Worte, die ihn beruhigen sollten: „Salvatore, Lucia und Alejandro?“ – „JA!“, rief Miguel unendlich erleichtert aus, doch der Blick der Krankenschwester ließ ihm sofort das Herz schwer werden. Sie schienen wohl nicht wirklich wohlauf zu sein, wenn sie so gequält dreinsah. „Sie werden noch operiert. Ihre Verletzungen waren sehr verheerend. Mehr kann ich zu ihrem momentanen Zustand nicht sagen. Und auch nicht wie lange ihre Behandlungen anhalten werden.“ Miguels Schultern sackten hinab und er musste sich mit den Händen am Tisch vor ihm festhalten, um nicht den Halt zu verlieren. Seine Eltern waren in einer schlimmen Situation und wurden operiert, seine Schwester war in einem komatösen ähnlichen Zustand, ihr Zuhause war vollkommen zerstört.. Jocelyns Tiere waren alle tot. Wer wüsste immerhin, ob dies die einzigen Toten bleiben würden?! Wie sollten sie das überstehen? Wie sollten sie weitermachen, wenn es zu noch mehr Verlusten käme? Nein! So dürfte er nicht denken! Seine Eltern würden es schaffen! Sie würden ihr Zuhause wieder aufbauen! Und Jocelyn würde eh immer wieder neue Tiere in nächster Zeit anschleppen, wie sie es immer tat! Alles.. würde wieder so wie früher werden.
      Er verzog den Mund. Alles.. würde sicher nicht wie vorher werden. Er ahnte bereits, dass seine Eltern nicht so neutral reagieren würden wie er, was diese Flut anging. Er wettete darauf, dass sie ihr die Schuld dafür eben würden und sicherlich strikte Regeln auferlegen würden, so was wie nie wieder ihre Fähigkeiten zu nutzen, eine Art Temperamentskontroll-Kurs oder Therapie zu besuchen oder Ähnliches. Miguel stieß sich langsam mit wackligen Knien von dem Arbeitsplatte ab und fuhr sich durch das Haar, während sich die Krankenschwester längst um die nächsten Fälle kümmerte, die sich an ihm vorbei gedrängt hatten. Erst jetzt bemerkte er überhaupt wirklich, dass der Raum um ihn herum so sehr gefüllt und laut war, dass es an ein Wunder grenzte, dass die Dame ihn wirklich hatte verstehen können, geschweige denn er sie. Lautes Weinen, Geschrei und schrille Töne, die die Ärzte und Hilfskräfte alarmieren sollten, schienen geradezu alles zu überdecken.
      Er fuhr sich durch das Haar und schleppte sich notgedrungen in den Wartebereich, in dem er sich zunächst an eine Wand anlehnte, um seine Gedanken zu sortieren. Um herauszufinden, was er nun tun sollte. Seine Eltern würden wohl noch eine ganze Weile in Behandlung sein, sein Bruder humpelte bereits mit einer Schiene durch die Gänge und besorgte deren Schwester an einem Automaten Getränke. Vielleicht sollte er es ihm gleichtun? Immerhin.. hatte sie sich vollkommen verausgabt, um Alec zu retten. Auch wenn sie das getan hat, was ihr strikt untersagt war. Diese.. Absonderheiten brachten ihr letzten Endes nur Probleme. Das sah man doch auch jetzt wieder! Nicht nur, dass sie ohnmächtig im Krankenhaus eingeliefert wurde.. man hätte sie immerhin dabei sehen können und laut Alec hatten zumindest seine Mitschüler und Lehrer sie eindeutig dabei gesehen.. Vielleicht hatte es sogar jemand aufgenommen! Und dann? Wenn das an die breite Öffentlichkeit ging, würde es nur zu einer Hexenjagd kommen, vor der die Familie sie stets bewahren wollte. Aber sie hörte ja nicht zu. Sie hörte nie zu!
      Miguel ballte die Hände zu Fäusten und schürzte die Lippen. Was sollten sie alle denn noch tun, um sie zu beschützen?! Stattdessen.. ließ sie ihre Emotionen über ihren Kopf herrschen und machte immer weitere seltsame Bekanntschaften – dabei hatte er nur allzu deutlich den flammenden Körper des schwarzhaarigen Mannes im Kopf, der sie fast die gesamte Zeit auf den Armen getragen und dabei garantiert verbrannt hatte! Ihm egal, dass die Ärzte beteuerten, dass sie keinerlei Brandspuren davongetragen hätte und ihn für verrückt hielten, aber er hatte genau gesehen, dass diese Flammen an ihrem Körper gewesen waren, er hatte doch keine Halluzinationen! Jedenfalls war es für Jocelyn keineswegs eine kluge Entscheidung gewesen, neben ihren eh schon nicht gerade dezenten Auffälligkeiten auch noch solche Bekanntschaften zu machen und sie näher an sich heranzulassen – davon abgesehen, dass deren Eltern das ganz und gar nicht befürworten würden. Immerhin mochten sie Merida schon nicht wirklich, weil sie anders war.. auch wenn sie recht normal wirkte und extrem cool und hübsch war! Er verstand nicht ganz, was sie gegen sie hatten, aber vermutlich war es der Umstand, dass sie seiner Schwester Flausen versucht hatte in den Kopf zu setzen – zumindest früher.
      Jocelyn war halt einfach zu anfällig für solche Arten von Flausen, wo sie sich eh nicht ganz zugehörig zu fühlen schien. Allein der Umstand, dass sie kaum Freunde in ihrem Jahrgang fand oder aus ihren Sportkursen.. war immer schon Besorgnis erregend gewesen. Dafür fand sie jedoch Freunde bei älteren, die stets einen Beschützerinstinkt ihr gegenüber entwickelten. Sei es nun Merida, ihre Arbeitskollegen bei ihrem Aushilfsjob oder Lehrer. Aber wenn sie wirklich Freunde fand, waren es immer, wirklich immer, Sonderlinge. Menschen, die nirgendwo dazuzugehören schienen. Die man in keine Schublade stecken könnte, außer man würde sie als Freaks bezeichnen. Irgendwie hatte sie schon seit Kindertagen einen ausgeprägten Instinkt gehabt, genau solche Menschen an sich zu binden, geschweige denn dass sie sich von Anfang an zu genau solchen Menschen angezogen fühlte. Ob es Neugier war oder einfach das Bedürfnis sich in deren Gesellschaft nicht ganz so abnormal zu fühlen oder gar etwas vollkommen Anderes, konnte er nicht wirklich definieren und wollte er auch nicht. Allein der Gedanke seine Schwester und ihr Handeln besser verstehen zu wollen, bereitete ihm jetzt schon heftige Kopfschmerzen. Also ließ er es besser dabei und konzentrierte sich auf das, was er wirklich einschätzen und beeinflussen konnte. Da er für seine Eltern derzeit nichts unternehmen konnte, beschloss er darum sich auf seine Schwester zu fokussieren. Diese würde, wenn es wie beim letzten Mal war, nach spätestens 2 Tagen aufwachen und dann einen mächtigen Kohldampf und unstillbaren Durst haben. Besser sie waren zumindest schon mal auf den Durst vorbereitet. Und so stieß er sich nun von der Wand ab und suchte seinen Weg durch die Massen die Treppen hinab.
      Währenddessen betrat Alec bereits das Zimmer seiner Schwester – die Arme vollgepackt mit 5 Flaschen Wasser und zwei großen Packungen Snacks. Über den Anblick des dunkelhaarigen Retters von zuvor, stockte er jedoch kurz, ehe sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. „Na, du hast uns aber schnell gefunden!“, sagte er sogleich und humpelte ins Zimmer hinein, sodass er auf den Tisch in der Nähe des Bettes all seine Mitbringsel abstellte – Ace jedoch eine der Snackpackungen zuwarf. „War zwar eigentlich für meinen Bruder, aber der kann sich selbst was holen.“, erklärte der Brünette, nahm sich selbst die letzte Packung, zog sich ebenfalls einen Stuhl an das Bett und setzte sich im Schneidersitz darauf – dabei jedoch das geschiente Bein hinunterhängen lassend. „Bedien dich ruhig, nh. Das mit Jocy wird eh noch dauernd. Können froh sein, dass ihre Krankenakte für sich spricht, sonst hätten die Ärzte hier ihre Kondition nicht einigermaßen im Griff. Hättest es bei ihrem ersten Mal erleben müssen. Sie war ganze 3 Wochen ohnmächtig, weil die keine Ahnung hatten, warum ihr Körper nicht auf die üblichen Dinge reagiert. Aber mittlerweile dauern ihre Anfälle nicht länger als 2 oder 3 Tage. Wenn du also noch was anderes vorhast, kannst du ruhig gehen. Sie wird noch friedlich schlafen, wenn du zurück bist. Und wenn sie aufwacht haha das willst du nicht erleben. Die ist oft so schlimm dann, weil der Durst und Hunger sie gefühlt umbringt hahaha Plane bereits schon nen ganzen Lieferwagen mit Pizzen zu bestellen, sobald sie wach ist.“ Sein Lachen verebbte allmählich und er sah bedrückt auf ihr viel zu blasses Gesicht. „Sie …hatte diese Sache eigentlich gut in Griff. Keine Anfälle mehr seit.. 2 Jahren oder so. Sie hatte sich wirklich angestrengt, ihre Gefühle zu unterdrücken und jetzt..“ Sein Blick wanderte zu dem Fenster, an dem die Regentropfen ununterbrochen trommelten und die düsteren Wolken draußen kaum zu verebben schienen. „jetzt wird es wohl für Tage schütten. Aber ist ja kein Wunder. Nach allem, was passiert ist. Miguel hat mir das erzählt mit ihren Tieren. Es ist ein Wunder, dass sie danach nicht wirklich ausgeflippt ist und alles überflutet hat. Wobei ..ich glaube nicht, dass ihre Kräfte so krass sind. Dafür unterdrückt sie sie zu oft. Solche Kräfte muss man immerhin sicher oft nutzen und sowas wie trainieren, um überhaupt krasse Dinge zu schaffen, oder? Ich kenn mich damit nicht aus, aber.. ich denke, dass ihre Kräfte fantastisch sind! Nichts, weswegen sie sich schämen oder sie verstecken sollte! Aber es.. ist nicht einfach. Nicht hier. Wenn sie nicht auf einem Untersuchungstisch landen und auseinandergenommen werden will, darf sie diese tollen Kräfte niemals zeigen. Aber.. wem sag ich das? Du weißt das immerhin gut genug.“, stellte Jocelyns jüngerer Bruder fest, während er ein Gummibärchen nach dem anderen futterte und den Schwarzhaarigen eindringlich musterte. „Wie heißt du eigentlich nochmal? Sorry, hab es voll vergessen. War so viel los vorhin..“ Kaum ausgesprochen, ging die Tür auf und Miguel trat mit ollen Armen in das Zimmer – voller Wasserflasche, sicher 12 Liter oder mehr. Auch er stockte beim Anblick der dunkelhaarigen Sommersprosse und verzog genervt den Mund. „War ja klar, dass du dich hierher verirrst..“, knurrte er gereizt, trat jedoch einfach an ihm vorbei und stellte die Flasche auf und unter dem angrenzenden Tisch ab. Dabei wanderte auch sein Blick kurz zu dem Fenster und dem trüben Wetter außerhalb, weswegen er schwer seufzte und sich dann wieder zu den dreien herumdrehte. „Hat sich ihre Kondition verändert?“ – „Nope. Alles gleich wie vorhin. Höchstens.. ihre Atmung ist normaler geworden.“ Miguel nickte kurz verstehend und lehnte sich mit der Rückseite an den Tisch – die Arme vor dem Brustkorb verschränkt. „Wenn du hier bist.. heißt das, dass du Mamá und Papá gefunden hast?“ Miguel schwieg bei der Frage einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte. „Nicht direkt. Sie sind hier. Aber.. nicht auf einem Zimmer, sodass ich sie sehen konnte. Werden noch behandelt. Haben wohl schlimme Verletzungen davon getragen durch diese Katastrophe, kein Wunder, wenn du mich fragst. Das Haus ist über ihnen zusammengestürzt. Wir können froh sein, dass sie es gepackt haben. Sie werden derzeit operiert und kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie da rauskommen. Aber.. ich sag es wie es ist: Es kann auch negativ enden. Sie sind nicht mehr die jüngsten und so eine Katastrophe überleben viele wesentlich jüngere nicht immer. Es könnte durchaus bei der Operation zu Komplikationen kommen. Ich.. hoffe sehr, dass es nicht so ist, aber ich sag nur, dass es dazu kommen kann und wir uns auf alle Möglichkeiten gefasst machen müssen. Auch im Hinblick darauf, wie Jocy es aufnehmen würde, falls das Schlimmste eintritt. Gerade auch bezüglich ihrer derzeitigen Kondition. Weiß nicht, ob sie noch so eine Hiobsbotschaft gut vertragen könnte.“ – „Wow. Nur zwei Minuten und du kannst aus einer angespannten Stimmung eine so düstere machen, dass sich mir die Fußnägel drehen. Hast du nichts Positives zu sagen?? Irgendwas?“ Miguel schmunzelte. „Doch hab ich.“ Er kramte aus seiner Jackeninnenseite ein dreckiges orangenes Bündel, das sich miauend beschwerte. „Hab ich trotz der Aufregung reinschmuggeln können. Vielleicht wird Jocy dadurch eher zu sich kommen. Die Gegenwart von Tieren hat ihr immerhin schon immer gutgetan, auch wenn man diesen Flosack erstmal zum Tierarzt bringen sollte. Nicht dass dieses Vieh noch Krankheiten hat oder so, aber… vorerst ist das egal, schätze ich. Können froh sein, wenn hier irgendwo überhaupt noch eine Praxis ist, die die Flut überstanden hat.“, erklärte er, trat zu Jocelyns Krankenbett und setzte das Kätzchen auf der Decke ab, das sogleich seinen Weg über Jocelyns Körper suchte und schließlich bei ihrem Gesicht Halt machte, an dem es kurz schnüffelte und das Köpfchen anstieß, fast so als hoffte es dass die Rothaarige dadurch ihre Augen aufmachen und ihm Aufmerksamkeit schenken würde. „Dürfen die Katze nur nicht von einen der Krankenschwestern oder so erwischen lassen. Die werfen das noch vor die Tür und uns gleich mit.“ – „Keine Sorge. Wird eh immer jemand von uns hier sein, also können wir es sicher schnell verstecken hehe“, antwortete der Jüngere grinsend und streichelte das kleine dreckige Kätzchen, dessen Fell noch ganz nass war, während sich dieses auf Jocelyns Brustkorb zusammenrollte und wie neugieirg zu dem Gesicht der Rothaarigen stierte. Fast als ob es erwarten würde dass sie jeden Moment die Augen öffnete, doch darauf würde das Kätzchen wohl noch eine ganze Weile warten müssen.



      Trafalgar D. Water Law

      Nachdem er klatschnass endlich im Restaurant zurück angekommen war und er erkannte, dass alle, sogar Zoro, heil angekommen waren – Zoro hatte von ihm zunächst einen schrecklichen Todesblick erhalten –, erklärte er der Runde kurz und knapp die Lage. Sei es wegen der Situation, in der sich seine Crew noch bis vor Kurzem befunden hatte oder die Abwesenheit der zwei hiesigen Mädchen und Ace‘. Natürlich konnte er nur erzählen, was er wirklich mitangesehen hatte, zuzüglich seiner Vermutungen, aber das reichte vermutlich schon aus, damit sich jeder ein gutes Bild von der Lage machen konnte. „Also.. werden die Mädchen gerade im Krankenhaus behandelt? Und du bist nicht dort??“, fragte Usopp sogleich in einem fast vorwurfsvollen Ton, weswegen Trafalgar mit den Augen. „Warum sollte ich? Diese Welt scheint über ausreichend gute medizinische Mittel zu verfügen, um sich um die kleinen Problemchen von ihnen kümmern zu können. Bedenkt man, dass sie einen ins Leben zurückholen konnten, der bei uns definitiv gestoben würde.“, erklärte er und legte seine nasse Kleidung ab. „Aber davon jetzt abgesehen: Wo sind Bepo und Jack?“ Franky deutete mit einer Hand zu einer großen Liegefläche, auf der Bepo lag und Jack, der riesige Kerl, der daneben auf dem Boden lag – eigentlich nicht zu übersehen, doch der Schwarzhaarige hatte wohl gerade zu viele Dinge in seinem Kopf herumschwirren. „Gut. Ich kümmere mich sofort um sie. Was euch angeht.. hab ich auch eine Aufgabe für euch: Ihr zwei“ er sah zu Franky und Usopp „Kümmert euch mit Inoyarashi-ya um die Instandsetzung des Gebäudes. Ist ja schon einiges passiert, aber noch nicht genug, dass man hier gut leben, geschweige denn essen könnte. Kinemon. Du, der hoffnungslose Fall in Sachen Orientierung besorgt irgendwoher Essen und Trinken, am leichtesten geht das wohl durchs Fischen. Robin-ya. DU gehst mit und passt auf, dass sie auch das Wasser finden und nicht am Ende irgendeinen Blödsinn anstellen, wir haben genug Chaos heute gehabt, da können wir auf zusätzliches verzichten.“ Robin schmunzelte, während Trafalgar die lautstarke Beschwerde on Zoro, wegen seiner Bemerkung ihm gegenüber einfach ignorierte. „Und was kann ich machen?“, fragte Momonosuke aufgeregt. „Du gehst hoch zu der Familie des Mädchens. Versuchst sie zu beruhigen. Das ist deine besondere Fähigkeit als Kind. Denn egal wer von uns hoch gehen würde, sie würden nur in Alarmbereitschaft sein. Bei einem Kind nicht. Sag ihnen am besten aber erstmal nicht, was mit ihrer Tochter oder diesem Wildfang ist. Das würde sie nur unnötig aufregen. Ich schaue später selbst nach den Mädchen, und wenn ich es für wichtig halte, dass sie über die beiden definitiv in Kenntnis gesetzt werden sollten, werde ich das persönlich tun. Ich komm mit hysterischen Menschen besser klar als du. Du würdest dich dabei nur versehentlich verwandeln und ihnen noch mehr Panik machen. Verstanden?“ Der kleine Junge mit dem Haarknoten am Hinterkopf nickte zustimmend und ging sogleich los, während sich Kinemon mit Robin und Zoro ebenfalls auf den Weg machte, um Essen und Trinken zu besorgen. Franky hingegen sah grübelnd drein. „Beim Zustand dieses Gebäudes wäre es gut ein paar helfende Hände mehr zu haben. Hast du ein paar Leute in deiner Crew, die nen Hammer halten können, ohne sich selbst zu verletzen?“ Trafalgar schmunzelte nun. „Reichen dir 20 Hände? Yo, Ikkaku“ Sogleich trat die einzige Frau seiner Crew vor. „Nimm dir 10 Leute und helf den Strohhüten bei der Instandsetzung, ja?“ – „Geht klar, Captain.“, antwortete sie sofort, drehte sich herum und pfiff kurz laut auf ihre Finger. „Also los Jungs, kommt. Haben was zu reparieren! Keine Müdigkeit vorschützen! Wer aufrecht stehen kann und sich nicht zu angeschlagen fühlt von der Tortur, nimmt die Beine in die Hand und packt mit an. Habt den Captain gehört.“ Sogleich standen einige der Crewmitglieder, die am Boden gesessen oder gelegen hatten ächzend auf, sodass der jungen Piratin bis zu 10 Männer unterschiedlicher Statue und Aussehen folgten. Franky pfiff anerkennend. „Mit so vielen hab ich nicht gerechnet! Suuuuuuuuuuuuper~ Da kriegen wir das Haus in null-komma-nichts repariert! Komm schon, Langnase“, meinte er begeistert und klopfte Usopp etwas zu enthusiastisch auf den Rücken, weshalb dieser fast den Halt verloren und zu Boden gestürzt wäre. „Pass doch auf, man! Nicht jeder hat einen Rücken, der deine riesige Roboterhand aushalten kann!“, schimpfte er noch, während er mit Franky der Traube Menschen nach oben folgte. Trafalgar sah nun zum Rest seiner Crew. Einige wirkten tatsächlich angeschlagen, andere nicht. „Selbe gilt für euch. Wer sich fit genug fühlt, hilft mir beim behandeln derjenigen, die dringend Hilfe benötigen.“ – „Aye Aye, Captain.“, kam eine erschöpfte Stimme, die wohl von Shachi stammte, ehe sich wieder einige, aber nicht alle, aufrichteten und zu ihm traten, sodass er – die Ärmel hochgekrempelt – sogleich mit ihnen beginnen konnte die schwer mitgenommenen Crewmitglieder zu behandeln.

      Nach zwei weiteren Stunden atmete Trafalgar erleichtert aus, setzte sich zu seinen Kameraden und ließ sich zumindest einen Becher mit Wasser aus einem kaputten Wasserhahn reichen, dessen Amatur on der Flut aus der Wand gerissen wurde und aus dessen Rohre man das Wasser geradezu geschickt auffangen musste. Bepo und Jean würden bald schon wieder über dem Damm sein und die restlichen mitgenommenen Kameraden von ihnen hatten nichts allzu Verheerendes, sodass sie ihm spätestens morgen wieder wie immer auf die Nerven gehen konnten. Da er die gesamte Zeit konzentriert gearbeitet hatte, war ihm der über ihm herrschende Lärm gar nicht aufgefallen – bis jetzt. Ein lautes Getöse, Gehämmere und viel Stimmengewirr, das nur auf diejenigen schließen ließ, die sich tüchtig an der Reparatur des Gebäudes zu schaffen machten. Der Schwarzhaarige legte den Kopf in den Nacken und versuchte mit geschlossenen Augen den Lärm auszublenden, aber das, so merkte er schnell, war ein Ding der Unmöglichkeit. Es war immerhin sein eigener Befehl gewesen und immerhin.. brauchten sie diesen vorübergehenden Unterschlupf dringend. Zumindest bis sie etwas Geeigneteres gefunden hatten. Die Polar Tank war zwar gerade nicht unbedingt sicher, aber wenigstens kamen diese Trottel von Menschen in dieser Welt nicht einfach rein und selbst wenn, gab es darin so viele Sicherheitssysteme, dass sie die nächsten Wochen noch daran zu knabbern hätten. Da er also genau wusste, wo sie sich derzeit befand, könnte er sie jederzeit holen, wohin auch immer er sie danach verstecken könnte. Hatten sie erst einmal wieder Zugang zu ihrem Schiff, gab es auch eine viel bessere Möglichkeit der Unterbringung aller Schiffbruchgelandeten, ohne die Notwendigkeit sich von kaputten Amaturen den Durst stillen zu lassen oder einen orientierungslosen Hornochsen zum Fischen loszuschicken. Es war sowieso anzuzweifeln, dass sie wirklich fündig werden würden. Es gab hier zwar in der Gegend, soweit er das zuvor hatte sehen können, einen demolierten Hafen, doch ob sie ein Boot finden könnten, das intakt war, und mit dem sie bei der derzeitigen Notlage einfach unbehelligt aufs Meer fahren könnten, um zu fischen, war sehr fraglich. Sicher müssten sie alle heute hungrig schlafen gehen, was nicht gerade gut war, gerade für jene von ihnen, die diese schlimme Tortur hinter sich hatten. Er verzog den Mund. Vielleicht gab es hier noch eine Art Lebensmittellager, von dem sie nicht wussten, und das unbeschädigt war? Hauptsache sie kämen irgendwie über die Nacht. Am nächsten Morgen könnte man ja immer noch schauen, dass sie weitere Lebensmittel irgendwo auftreiben könnten. Es war immerhin eine recht ansehnliche Insel, da würde schon das eine oder andere auffindbar sein.
      Seufzend trank er seinen Becher aus, reichte ihn Penguin und stand auf. „Werd mal nach dem Knirps oben sehen. Nicht, dass der die Familie hier vollkommen verstört hat, weil er aus Panik zu diesem pinken fliegenden Wurm geworden ist oder so“ Die Hände in den Hosentaschen verschwinden lassend, trat er aus der Kegelhalle hinaus, stieg die Treppen hoch, zu den Räumlichkeiten, in denen er die Familie zuletzt gesehen hatte und trat nach kurzem Anklopfen ein – auch wenn er nicht wirklich auf eine Erlaubnis gewartet hatte, eintreten zu dürfen. „Law-dono!“ – „Yo. Alles gut soweit hier oben?“, fragte er das kleine Samuraikind, das in Wahrheit ein Shogun war, auch wenn man es dem kleinen Frechdachs kaum ansah. Er sprach zwar oft viel zu geschwollen, wie viele Samurai es eben taten, aber es gab bisher hin und wieder Momente, in denen man merken konnte, dass er mehr Lasten auf den Schultern zu tragen hatte als ein übliches Kind, selbst aus Wano Kuni, haben sollte. Auch wenn er noch so sehr Kind war und demnach in vielen Situationen nicht den Mut aufbringen konnte, der von ihm abverlangt wurde, so versuchte er dennoch niemals aufzugeben und für sein Land einzutreten. Der Junge, der sich gerade wohl nicht zum ersten Mal den Bauch vollschlug mit Essen, von dem sie alle keine Ahnung hatten, das es hier existierte, grinste Trafalgar breit an. „Ja, alles bestens! Oh. Hast du auch Hunger? Das Essen ist köstlich, das Serrano-san zubereitet hat!“ Der Priatencaptain zuckte kurz mit einer Braue und spürte wie sich sein Magen überdeutlich verknotete und er dagegen ankämpfte, dass dieser genauso laut knurren würde, wie es der des Strohhuts längst getan hätte. Er räusperte sich stattdessen kurz und sah zu der Familie, vor allem zu der älteren Dame. „Geht es Ihnen mittlerweile besser? ..Ich hoffe der Kleine hat nicht gestört. Ich dachte nur, dass sie seine Gesellschaft eher ertragen würden als eine von uns oder gar ganz alleine im Unwissenden zu bleiben. Ihr Gebäude wird auch gerade repariert, das ist das Mindeste, was wir tun können, nach dem Chaos.“ Er verzog kurz den Mund, als sein Blick wieder zu dem Essen fiel und er diesen sogleich wieder abwendete. „Ich frag ja nur ungern, aber ..gibt es irgendwie noch genug Essen für ..ungefähr 30 Leute? Wir haben seit vielen Stunden nichts mehr zu uns genommen und einige sind in recht schwächlicher Verfassung, dass sie Stärkung bräuchten. Es muss auch nicht zwingend für 30 reichen. Wir sind es immerhin gewohnt nicht immer regelmäßig essen zu können. Doch ich fürchte, dass es einigen unten schlechter gehen könnte, wenn sie nicht bald paar Vitamine und Ähnliches zu sich nehmen.“
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • PortugasD. Ace


      Er wusste nicht, wie lange er schon über das Kampfkätzchen wachte. Er wusste nicht, wie lange schon seine Augen ruhig auf ihren Zügen lagen. Wie lange er schon ihre Atmung beobachtete, in der Sorge, dass sich ihr Zustand jede Minute wieder verschlechtern könnte. Und er wusste auch nicht genau, warum er bereits nach so kurzer Zeit einen so großen Narren an dem Mädchen gefressen hatte. Wobei... Stimmte das wirklich?
      Wenn er ehrlich war, war es ihm schon immer leicht gefallen Freundschaften zu schließen. Schnell und unkompliziert. Luca hatte er immerhin auch kaum einen Tag gekannt, bevor er ihn schon zum gemeinsamen Saufen eingeladen hatte. Und auch früher, als er noch in seiner alten Welt gelebt hatte, war es ihm leicht gefallen, enge Kontakte zu neuen Bekanntschaften zu knüpfen. Bei Jocy war das offenkundig auch nicht anders. Außerdem hatte sie ihm das Leben gerettet, warum sollte er sie also nicht als gute Freundin ansehen? Außerdem... Er kannte sie erst wenige Stunden und dennoch hatte er in kurzer Zeit so viele Seiten von ihr kennen gelernt. Ihre sture und wütende Ader, die sich vor allem dann zeigte, wenn man sie auf ihr geringe Körpergröße ansprach. Ihre tiefgehende Loyalität gegenüber ihrer besten Freundin, für die sie selbst einen der mächtigsten Piraten der Neuzeit angegriffen hatte. In einem Moment war sie bereit sich in wilde Fluten zu stürzen, um Fremde zu retten, wie Ace selbst und im nächsten sackte sie von ihren eigenen Emotionen und Trauer überwältigt auf dem Boden zusammen. Und obwohl sie jedes Recht dazu hatte, nach all dem Chaos und Unglück um sie herum niedergeschlagen und kraftlos zu sein, hatte sie es geschafft sich wieder aufzurappeln, als es darauf ankam. Sie war stark. Ein richtiges Kampfkätzchen eben. Sogar ein aufrichtiges und ehrliches Lächeln hatte sie ihm präsentiert, trotz all dem Chaos um sie herum. Er würde es gerne häufiger an ihr sehen. Gleichzeitig fragte sich Ace, welche Mienen sich wohl noch auf dieses kindliche Gesicht malen ließen. Welche Emotionen verbargen sich noch in dem scheinbar so großen Herzen des doch so kleinen Mädchens?
      Lange konnte er diese Gedanken nicht verfolgen, als sich plötzlich die Tür hinter ihm öffnete. Herein gestiefelt kam ein vollgepackter Alec, der sich nicht einmal über die Anwesenheit der Feuerfaust zu wundern schien. Zumindest nicht lange. „Ich habe einfach den schnellsten Weg gewählt“, erwiderte der Schwarzhaarige grinsend und fing mühelos die auf ihn zufliegende Snackpackung auf. Kaum betrachtete er den Süßkram in seinen Händen, meldete sich auch schon deutlich vernehmbar sein Magen. „Danke, dass kommt mir gerade recht.“ Tatsächlich waren die kleinen Gummitiere eher etwas für den hohlen Zahn, aber immer noch besser als nichts. Also ließ er sich auch nicht lange bitten und öffnete die Packung, um sich direkt die erste Hand voll Gummibärchen zwischen die Backen zu schieben, während er den Worten des Jungen lauschte.
      Es war also schon häufiger vorgekommen, dass das Kampfkätzchen hier gelandet war? Und wenn die Worte des kleinen Bruders stimmten, dann hatte wohl auch Law mit seinem Verdacht recht behalten. Jocy hatte sich schlichtweg übernommen und das erste was sie nach ihrem Erwachen brauchen würde, wären ausreichend Wasser und Nahrung. Wahrscheinlich war das auch der Grund für die dutzenden Trinkflaschen in den Armen des Jungen. Offenkundig war der Kleine sehr aufmerksam seiner Schwester gegenüber und nicht nur das... im Gegensatz zu der überfürsorglichen Nervensäge, die Ace zuvor hatte kennen lernen dürfen, schien Alec auch etwas Verständnis für seine ausergewöhnliche Schester aufbringen zu können.
      „Du hast es erfasst“, murmelte die Feuerfaust recht ernst und musterte die blassen Züge der Rothaarigen. „Ihre Fähigkeiten sind etwas Besonderes. Sie haben nicht nur dir und deinen Schulkameraden, sondern auch mir bereits das Leben gerettet. Deine Schwester ist wirklich eine beeindruckende junge Frau.“ Bei diesen Worten schenkte der Schwarzhaarige dem Jungen ein zuversichtliches Grinsen. „Und du hast Recht. Dass sind keine Kräfte die man unterdrücken sollte, ganz im Gegenteil. Sie sollten geschärft und trainiert werden. Menschen wie sie sollten jeden Tag lernen und üben, bis sie ihre Fähigkeiten richtig einsetzen können. Richtiges Training kann ihr dabei helfen, zu verstehen, wie viel Energie sie verwenden muss, um ihr Ziel zu erreichen. Wenn sie es richtig anstellt, kann sie sogar ihre Ausdauer trainieren und müsste selbst nach anstrengenden Tagen nicht befürchten zusammenzuklappen, wie es heute geschehen ist. Ihre Fähigkeiten zu unterdrücken ist daher keinesfalls der richtige Weg. Bei mir war das im Übrigen auch nicht anders.“ Während er sprach ließ Ace demonstrativ ein kleines Flämmchen auf seiner Fingerspitze aufzüngeln. „Nachdem ich diese Fähigkeit erhalten habe, wusste ich nicht wie ich sie gescheit einsetzen sollte. Manchmal habe ich meine Kräfte falsch eingeschätzt und sogar meine Mitmenschen ungewollt verletzt, aber langes und intensives Training...“ Das Flämmchen flog einem Irrlicht gleich auf Alec zu und verpuffte kurz bevor es dessen Nasenspitze erreichen konnte. „Wie sagt man hier doch so schön? Übung macht den... hm? Wie war das noch? Den Könner? Nein, das war es nicht...“ Grübelnd ließ er das Kinn in seine Hand sinken. „Den Profi?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, auch nicht. War es Könner?“ Er legte den Kopf schief, bis ein Geistesblitz seine Hirnwindungen zudurchzucken schien und er siegessicher mit den Fingern schnipste. „Übung macht den Experten! Richtig?“ Sein breites Grinsen zog sich von einem Ohr zum anderen, während er dem Kleinen triumphierend entgegen lachte.
      Als der Kleine ihn später nach seinem Namen fragte, schüttelte Ace nur belustigt den Kopf. Doch bevor er antworten konnte, wurden die beiden vom mürrischen großen Bruder der Familie unterbrochen. Natürlich war der Blondschopf nicht sonderlich gut auf die Feuerfaust zu sprechen, aber zu Ace' Verwunderung versuchte er ihn nicht direkt aus dem Zimmer zu scheuchen sonder widmete sich lieber seinem kleinen Bruder. Auch der Schwarzhaarige verkniff sich daher eine freundliche Begrüßung – auch weil er diesem Kerl nur ungern Freundlichkeit gegenüber bringen wollte – und lauschte stattdessen dem Gespräch der beiden. Leider hatte der ältere keine sonderlich guten Nachrichten mitgebracht. Ace konnte nicht verhindern, dass sich seine Augen sorgenvoll auf den schlafenden Rotschopf neben ihn legten legten. Sie würde am Boden zerstört sein, sollte ihren Eltern irgendetwas widerfahren... vor allem nach all dem anderen Mist den sie heute hatte bereits durchleben müssen. Er konnte nur hoffen, dass die Operation der beiden erfolgreich verlief und man das Kampfkätzchen mit guten Nachrichten wecken dürfte.
      Doch egal wie nervig und knurrig Blondie auch sein mochte, zumindest etwas Gutes hatte er mitbringen können. Erstaunt beobachtete Ace, wie das orangene Fellknäuel vorsichtig auf seiner frischgebackenen Besitzerin herumtanzte und scheinbar sogar den Versuch startete, die Kleine aufzuwecken. Als dieses Unterfangen jedoch missglückte, beschloss das kleine Katzentier sich einfach geduldig auf Jocys Brustkorb einzurollen. „Scheinbar müssen wir uns alle etwas in Geduld üben“, schnaubte Ace schließlich belustigt und drehte sich zu den beiden Brüdern. „Ace“, meinte er dabei und nickte dem jüngeren der beiden lächelnd zu. „Mein Name ist Ace.“
    • Brandon Moralis

      Es hatte sich alles wie ein Traum angefühlt. Die plötzlichen Fluten, die über die Stadt und das Restaurant gestürzt waren. Jocys mächtige Fähigkeiten, die eben jene Wassermassen auszusperren vermochten. Meri, die plötzlich in einem anderen Körper steckte. All die seltsamen Gestalten, welche angeblich Piraten aus einer anderen Welt waren. Eine Welt die einmal die Heimat von Meri und Jocy gewesen sein sollte?
      Alleine sich an all das zu erinnern, ließ Brandons Kopf schmerzen. Das musste doch ein Traum sein! Oder? Zu seinem Erstaunen waren weder Herr noch Frau Serrano sonderlich verwundert oder überracht... Gut die Familienmutter war erschüttert zusammengebrochen, als sie verstand, dass ihre Tochter in einen riesigen Cyborg verwandelt worden war. Aber weder über Jocys Fähigkeiten, noch über die Existenz dieser ungewöhnlichen Gestalten schienen sie sonderlich erschrocken. Sie wussten es also schon länger? Ohne genau zu wissen warum... er fühlte sich irgendwie verletzt, als ihm bewusst wurde, wie lange die Familie dieses Geheimnis nun schon vor ihm verborgen hielt. Nach all den Jahren... Und er hatte nicht einmal etwas geahnt gehabt. Dabei waren die Serranos seit jeher wie eine Familie für ihn gewesen... eine echte Familie. Jocy und Meri sah er nun schon so lange als seine jüngeren Schwestern an und dennoch schienen sie ihm nicht genug zu vertrauen, um dieses große Geheimnis mit ihm zu teilen. Nun... hatte er wirklich ein Anrecht, sich zu beschweren? Ja, er mochte schon seit gut sechs Jahren im Tu Casa arbeiten, aber letztendlich war und blieb er doch nur ein guter Freund und Angestellter der Familie...
      "Alles in Ordnung, Brandon?" Braune Augen musterten ihn besorgt. "Vielleicht ist es besser, wenn du dich auch etwas hinlegst. All das muss reichlich viel für dich gewesen sein." Herr Serrano löste sich von der Seite, seiner eben erst aufgewachten Frau und legte vorsichtig die Hand auf die Schulter seines Angestellten.
      "Er hat Recht, mein Junge. Du musst unendlich schockiert gewesen sein." Die sanfte Stimme der gutmütigen Familienmutter machte Brandon bewusst, wie unsinnig seine Gedanken doch gewesen waren. Ihre Verschwiegenheit hatte sicher wenig mit Misstrauen zu tun... Konnte er denn ehrlich behaupten, dass er es so einfach geglaubt hätte, würden sich Jocy und Meri als Bewohner einer fremden Welt vorstellen? Vielleicht hatten sie Angst davor gehabt, wie er sie danach ansehen würde. Wie er sie danach behandeln würde. Wie hätte er an ihrer Stelle gehandelt? Hatte er wirklich das Recht dazu, sich zu beschweren?
      Er zwang sich zu einem sanften Lächen und schüttelte den Kopf. "Nein, alles ist in Ordnung. Bitte machen Sie sich keine Sorgen um mich. Sie sollten sich lieber um sich selbst sorgen. Geht es Ihnen denn etwas besser?"
      Es bildeten sich tiefe Lachfalten unter den Augen der fünfzigjährigen, als sie ihm ein aufrichtiges Lächeln schenkte. "Mir geht es bereits deutlich besser, mein Junge. Es ist nur..." Während ihre grünen Augen gedankenverloren zu Boden sanken, schwand leider auch ihr Lächeln wieder dahin.
      Herr Serrano an ihrer Seite wusste umgehend was seine Frau bedrückte und er legte seine Hand tröstend auf die bebende Schulter der zierlichen Restaurantbesitzerin. "Meri und Jocy sind mit Sicherheit in Ordnung. Du weißt doch selbst am besten, wie stark die beiden Mädchen sind. Sie werden sich nicht so einfach unterbuttern lassen."
      Es dauerte eine Weile bis die Schwarzhaarige sanft nickte und dankend den Blick ihres Mannes suchte.
      Die innige Beziehung der beiden zauberte selbst Brandon schließlich ein feines Lächeln auf die Lippen. Allerdings war auch er von Sorgen geplagt. Es waren mittlerweile knapp zwei Stunden vergangen, seitdem Meri und Jocy auf ihre kleine "Mission" aufgebrochen waren. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte es vor einigen Minuten auch noch angefangen wie aus Eimern zu schütten. Er wusste nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund glaubte Brandon, dass das kein gutes Zeichen sein konnte, vor allem nachdem die halbe Stadt sowieso schon unter tausenden Litern Meereswasser begraben worden war.
      Bevor sich seine Gedanken weiter endlos im Kreis drehen konnten, wurden seine Sorgen von der sich öffnenden Zimmertür unterbrochen. Er erkannte das kleine runde Gesicht sofort. Er war der Junge, der zu diesen Piraten gehörte. Bisher hatte er sich allerdings größtenteils bedeckt gehalten. Nun, er war ein kleiner Junge und schien über die Gesamtsituation mindestens genauso bedrückt, wie Brandon selbst.
      "I-ich... Ich wollte mich nach eurem Wohlbefinden erkundigen." Der Kleine sprach mindestens genauso geschwollen, wie der seltsame Samurai-Riese, den Meri zuvor - gemeinsam mit den anderen Gestalten - in den Keller des Restaurants begleitet hatte. Ob die beiden Vater uns Sohn waren.
      Tatsächlich war es wenig überraschend, dass das Serrano-Ehepaar umgehend ein herzliches Lächeln aufsetze, während sie den schüchternen Jungen zu sich winkten. "Uns geht es gut", versicherte Frau Serrano dabei sofort. "Ich hoffe du und deine Freunde haben genug Platz in unserem bescheidenen Restaurant finden können."
      Der Kleine wrikte über das herzliche Willkommen überrascht, nickte aber wenige Sekunden eilig. "J-ja. Wir... wir sind äußerst dankbar für die warme Unterkunft."
      "Das freut uns", entgegnete der grauhaarige Restaurantbesitzer zufrieden.
      Seine Frau hatte es unterdess geschafft sich gerade auf dem Sofa aufzusetzen und bedeutete dem Jungen mit Handzeichen, dass er sich neben sie setzen könne. "Magst du uns vielleicht deinen Namen nennen?"
      Der Kleine zögerte und ließ seinen Blick kontrollierend durch die Runde schweifen. Brandon machte sich umgehend daran, auch selbst ein zuvorkommendes Lächeln auf seine Lippen zu kleistern. Der Junge wirkte so schon eingeschüchtert genug, außerdem war er hier in einer vollkommen fremden Welt gelandet. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass er sich noch mehr verunsichert fühlte.
      "M-mein Name... ist Momonosuke." Endlich konnte er sich dazu überwinden auch neben der älteren Platz zu nehmen.
      "Oh, welch ein schöner Name", lobte diese umgehend. "Ich heiße im übrigen Carla Serrano, du kannst mich aber gerne Carla nennen und das ist mein Mann, Javier."
      Momonosukes Blick wanderte nickend zwischen den Eheleuten hin und her, bevor er bei Brandon hängen blieb. "Ich bin Angestellter dieses Restaurants. Mein Name ist Brandon", beeilte er sich daher, sich auch selbst vorzustellen.
      "Das ist untertrieben. Du bist nicht einfacher Angestellter, sondern Teil der Familie", lächelte Frau Serrano ihm entgegen.
      "F-Freut mich eure Bekanntschaft machen zu dürfen." Langsam aber sicher schien der Kleine sich etwas wohler zu fühlen, ein Umstand der die Stimmung im gesamten Raum zu bessern vermochte.
      "Oh, wo bleiben nur meine Manieren", rief seine Sitznachbarin dann jedoch plötzlich aus. "Kann ich dir etwas zu Esse anbieten, mein Junge? Ich bin mir sicher in unserem Kühlschrank lässt sich noch etwas brauchbares finden."


      Zwei Stunden später waren die Mägen aller Anwesenden bis zum Anschlag gefüllt. Frau Serrano hatte aus den wenigen Resten im Kühlschrank ein wahres Festmahl zaubern können, während Momonosuke ihnen erklärt hatte, was es mit dem Lärm aus dem unteren Geschoss zu tun hatte. Und kaum hatten sie den Tisch wieder abgeräumt und die Küche geputzt trat der seltsame Schwarzhaarige ein, der angeblich an Meris Körpertausch schuld gewesen sein sollte. Auch wenn dieser angebliche Piratenkapitän laut dem kleinen Samuraikind all die Reperatur- und Aufräumunternehmungen im Erdgeschoss koodinieren sollte, konnte Brandon nicht anders als ihn aus argwöhnischen Augen zu mustern. Schließlich hatte er nicht nur Meri Schaden zugefügt sondern auch versucht Jocy zu verletze, obwohl die Rothaarige jedes Recht dazu gehabt hatte, ihn anzugreifen. Abgesehen davon... Warum war nur er wieder zurückgekommen? Wieso hatte man Jocy und Meri ins Krankenhaus gebracht? Der Kleine konnte leider nicht allzu viele Informationen vermitteln, aber dieser Kerl könnte vielleicht die wichtigen Informationen vermitteln.
      Entsprechend wirkten auch Frau und Herr Serrano reichlich angespannt, als sie sich dem hochgewachsenem Schwarzhaarigen entgegen sahen, dennoch bemühten sie sich um ein freundliches Auftreten. "Momo hat uns wunderbare Gesellschaft geleistet", berichtete die Köchin daher schließlich und brachte sogar ein Lächlen zustande. "Danke, dass Sie ihn zu uns geschickt haben. Und ja, ich fühle mich wieder bestens. Außerdem möchte ich Ihnen herzlich für die Reperatur unseres bescheidenen Restaurants danken." Kurz neigte sie sogar dankend den Kopf, bevor sie bei seiner Bitte erschrocken aufatmete. "Aber natürlich! Es tut mir unendlich leid, dass ich Ihnen noch nicht schon viel früher etwas angeboten habe." Ihr Blick legte sich auf ihren Ehemann. "Schatz, könntest du den jungen Mann zu unserem Vorratskeller begleiten, ich bin mir sicher, dass in der Kühlkammer noch genügend Essen zu finden ist, das nicht von der Flut zerstört wurde."
      Kurz musterte Herr Serrano seine Frau und nickte nach etwas Bedenkzeit dem Schwarzhaarigen Piraten zu. "Sehr gerne, allerdings..."
      "Was ist mit Meri und Jocy passiert?", platze es aus Brandon heraus, bevor der Ältere seinen Satz beenden konnte. Da der besorgte Vater sich allerdings nicht weiter einmischte, war er sicherlich mindestens genauso an der Antwort interessiert, wie Brandon selbst. "Momo hat uns zwar erzählt, dass die beiden ins Krankenhaus gebracht worden sind, aber er konnte uns nicht sagen warum. Du hingegen bist anwesend gewesen. Also was ist ihnen widerfahren?" Er machte sich nicht die Mühe so freundlich wie das Ehepaar neben ihm zu sein, immerhin glaubte er, dass dieser Kerl eine Teilschuld an dem Zustand seiner Freunde hatte.


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      Merida Serrano


      Drei. Tage. Drei verdammt lange Tage! Drei Tage in denen sie dieses elende Zimmer, das mittlerweile nur noch einer Gefängniszele zu gleichen schien, nict verlassen durfte. Und warum? Wegen einem kleinen Kratzer! Einer kleinen Schnittwunde! Nur weil dieser elende Pandahut sein Maul nicht hatte halten können! All das wäre auch lange nicht so schlimm gewesen, würde Meri nicht genau wissen, dass ihre beste Freundin ein paar Stationen weiter praktisch im Koma lag. Drei lange Tage war Jocy aus ihrem Schlaf nicht erwachte und Merida hatte sie keine Sekunde lang besuchen können... Dabei hatte sie so oft versucht den ätzenden Krankenschwestern zu entkommen, die alle paar Minuten in ihr Zimmer gewandert kamen und sie wieder aufs Bett drückten. Eigentlich wäre es für die Schwarzhaarige mittlerweile ein leichtes gewesen, sich aus ihren Griffen zu befreien, doch das gutherzige Pflegepersonal hatte es schlicht nicht verdient so behandelt zu werden. Schließlich wollten sie nur das beste für ihre störrische Patientin mit dem düsterem Charakter. Also hatte sich Merida schließlich ihrem Schicksal ergeben und befolgte die befohlene Bettruhe...
      Zumindest war sie nicht gänzlich allein in ihrem Leiden geblieben. Zuerst waren ihre Eltern und Brandon im Krankenhaus erschienen. Tatsächlich direkt am nächsten Morgen, nachdem auch ihre OP gut verlaufen war. Wie froh Merida doch gewesen war, ihre Mutter gesund und munter erleben zu dürfen. Anscheinend hatte sich der schwarzhaarige Grummelbär wirklich ihrer Bitte angenommen und nach der älteren Frau gesehen, außerdem hatte er sie über das meiste aufgeklärt und schließlich hierher gebracht. Und zu ihrer Verwunderung hatte er sogar für etwas Ordnung im halb zerstörten Restaurant gesorgt und sich gemeinsam mit der Crew um die Reperaturen ihrer Heimat gekümmert. Sie konnte es selbst kaum fassen, aber mittlerweile war sie diesem Kerl wirklich unendlich dankbar, selbst wenn er es nur als Gegenleistung für die Unterkunft und Nahrung getan haben mochte, wie er es ihr später selbt berichtete. Nun, sie hatte auch sicher nicht damit gerechnet, dass er ihr grundlos einen Gefallen tat, aber letztendlich war und blieb er nun einmal ein Pirat. Eigentlich hätte er sich gar nicht revanchieren müssen. Außerdem war er sogar so freundlich und hatte nach Jocy gesehen... wodurch die Schwarzhaarige erfahren durfte, dass auch diese lebende Fackel noch immer an der Seite ihrer besten Freundin war. Sie hätte die gutherzige Rothaarige niemals in die Obhut dieses Kerles geben sollen... Sie hätte selbst an ihrer Seite bleiben sollen... Sie hätte zuerst mit nach ihrer Familie suchen und danach den Piraten folgen sollen... Sie wusste selbst wie unendlich unnötig diese Gedanken waren. Sie wusste, dass sie nichts mehr an den Geschnehnissen ändern könnte. Und vor allem wusste sie, dass sie alleine für all das verantwortlich gewesen war. Es wäre nicht richtig, diese sogenannte Feuerfaust für ihre Fehler zu beschuldigen und dennoch würde sie diesem kerl wphl nie vertrauen können. Und nun war er rund um die Uhr an Jocys Seite? Das konnte und wollte sie nicht akzeptieren.
      Zum Glück hatten sich ihre Eltern dazu bereit erklärt den jungen Mann auch in ihr Zimmer zu schicken. Allerdings war er dreist genug, sie einen ganzen Tag auf ihn warten zu lassen. Zumindest war er freundlich genug ihr all die Geschehnisse nach der Flut zu erklären. Mit jedem weiteren Wort das dabei über seine Lippen trat wurde das schelchte Gewissen in Meris Herzen schmerzhafter. Das Verlangen, Jocy sehen zu wollen, wurde unerträglicher. Zugleich aber auch die Furcht, wie die junge Frau wohl auf sie reagieren würde. Meri hatte sie betrogen, sie im Stich gelassen. War nicht an ihrer Seite gewesen, als es am wichtigsten gewesen wäre. Sollte Jocy sie fortan verachten... Merida könnte es ihr nicht verübeln. Sie könnte es sich nicht einmal erlauben um Verzeihung zu bitten. Sie hätte es nicht verdient.
      Und als wäre all das nicht schon schmerzhaft genug, waren Jocys Eltern auch noch schwer verletzt worden. Es kam einem Wunder gleich, dass beide dennoch wohlbehalten nach ihrer OP wieder erwacht waren. Doch wie würde sich Jocy wohl fühlen, sollte sie erfahren, dass diese beiden geliebten Menschen beinahe gestorben wären?
      "Du hättest besser auf sie achten sollen." Sie wusste selbst, dass all die Anschuldigungen, die sie der Sommersprosse entgegenwarf eigentlich nur ihr selbst galten. Dennoch brauchte sie ein Ventil für ihre Wut und er einzige der an Jocys Seite gewesen war, hatte es nicht geschafft das Mädchen zu schützen. "Sie hätte sich nicht so übernehmen sollen. Wie konntest du nur zulassen, dass sie zusammenbricht?!"
      Wenn sie ehrlich war, war seine Reaktion die einzig richtige gewesen und dennoch hätte sie ih dafür am liebsten schlagen wollen. "Du solltest dich nicht so aufregen, die Ärzte meinten, dass sie bald schon wieder auf den Beinen sein wird", waren seine ruhigen Worte gewesen, bevor er sich mit einem feinen Schmunzeln von ihr abwendete. "Dir noch gute Besserung. Man sieht sich."
      Sie hatte ihm frustriert und schimpfend hinterhergerufen... er hatte sich nicht einmal mehr zu ihr umgewendet. Natürlich nicht.
      Und so verbrachte sie auch die nächsten paar Tage allein und isoliert in ihrer Krankenhauszelle und starrte ungeduldig die klinisch weise Decke über ihrem Kopf an. Nur unterbrochen von den täglichen Besuchen ihrer Eltern und Brandon, die sie regelmäßig über den Zustand der Außenwelt aufklärten. Zumindest schien es dem Restaurant einigermaßen gut zu gehen, trotz all der weltfremden neuen Mitbewohner. Sie müssten dringend einen Platz finden, wo sie die Piraten unter bringen könnten, vorzugsweise in ihrem eigenen Schiff. Nur mussten sie dieses erst einmal zu Wasser lassen, an einem Ort der keine Aufmerksamkeit erregte. Mit etwas Glück könnte Jocy die Lösung dieses Problems werden, schließlich kannte sie sich mit Las Palmas' Küste besser aus als irgendjemand anderes in dieser Stadt.

      "Wenn Sie wollen, dürfen sie ab heute ihr Bett verlassen." Es waren die schönsten und erlösensten Worte die sie seit langem gehört hatte. Kein himmlicher Chor dieser Welt könnte schöner in ihrem Ohr erschallen, als diese simplen Worte ihrer behandelnden Ärztin, die soeben die Naht ihrer Wunde überprüft hatte.
      "Wie komme ich von hier aus am schnellsten zu Station fünf?"
      Vor Überraschung geweitete Augen begegneten Meri, welche bereits drauf in dran war von ihrem Krankenbett zu springen. "Den Gang herunter, dann den Fahrstuhl einen Stock nach oben nehmen. Station fünf sollte sich dann links von Ihnen befinden." Trotz ihrer Verwunderung beeilte sich die junge Ärztin eine Antwort zu geben. "Aber Sie sollten sich nicht so schnell-"
      Noch bevor die Medizinerin ihren Satz beenden konnte, war Meri auch schon aus dem Bett gesprungen und hatte sich durch die breite Zimmertür geschoben. Ob Jocy schon wach wäre? Wahrscheinlich hätte sie unendlich Hunger und noch viel mehr Durst. Wie sie wohl reagieren würde, sobald Meri im Zimmer erschien? Vielleicht würde Jocy sie auch direkt wieder aus dem Zimmer jagen. Würde sie verachten, sie beschimpfen... sie hassen. Alleine diese Gedanken schnürten der Schwarzhaarigen die Brust schmerzhaft zusammen. Aber es war ihr egal. Sie musste ihre Freundin sehen. Musste sehen, dass sie wohl auf war. Musste wissen, dass sie wieder auf die Beine kam. Musste sicher gehen, dass man sich vernüftig um sie kümmerte. Und wenn sie danach nie wieder ihre Freundin sein durfte... dann würde sie das akzeptieren.
      Sie wusste genau, wie unsinnig es war, den Fahrstuhlknopf immer und immer wieder zu drücken. Sie wusste genau, dass der auf und ab fahrende Metallkasten deswegen keine Sekunde früher vor ihr erscheinen würde und dennoch ließ die Ungeduld in ihrem Körper ihren Finger immer und immer wieder nervös auf den grauen Knopf hämmern. Kaum hatten sich die Schiebetüren für sie geöffnet und ihr Einlass gewährt musste auch der Knopf für das dritte Stockwerk Schmerzen leiden.
      "Zimmer 516... Zimmer 516... 516", murmelte sie vor sich hin, als sie wenige Minuten später auch schon durch den Gang der füften Station eilte. Ein entfernter Schmerz in ihrer Seite erinnerten sie an die Worte ihrer Ärzten, die von ihr verlangt hatte vorerst schnelle und anstrengende Bewegungen zu meiden. Doch sowohl der Schmerz, als auch diese Worte waren nur noch eine entfernte Erinnerung, als sie endlich vor der breiten Holztür mit der Aufschrift 516 stand. Sie wusste nicht, wann ihr Herz das letzte Mal so schnell heftig in ihrer Brust getobt war. Ihre Finger auf der Türklinke fühlten sich beinahe fremd an. Kalt und zittrig. Dennoch gelang es ihr irgendwie die Klinke nach unten zu drücken, schaffte es irgendwie die Pforte zu Jocy aufzustoßen. Sofort fanden ihre Augen das Mädchen, dass sie die letzten Tage so unbedingt hatte sehen wollen und zu Meris innerlicher Freude begenete sie dabei zwei wachen und strahlenden rotbraunen Augen. "Du bist wach." Es war eine unsinnige Feststellung und dennoch füllte sich ihre Brust mit Erleichterung, kaum dass sie sich diese Worte selbst sagen hörte. "Du bist wieder aufgewacht." Halb benommen stolperte Meri voran, ihre Augen nur auf eine Person im Raum fokussiert. Natürlich entging ihr nicht, dass da noch andere im Zimmer waren, aber es war ihr schlicht weg egal. Nur eine war wirklich wichtig. "Jocy... wie geht es dir?" Die Rothaarige hatte sich praktisch selbst unter Snacks und Sandwiches begraben. Sandwiches die eindeutig aus der Küche der Serranos stammten. Nur Meris Mutter war in der Lage solche turmhohen Konstruktionen zusammenzustellen, ohne dass das kleine Bauwerk in sich zusammenbrach. Neben dem Bett stapelten sich unterdess schon mehrere leere Wasserflaschen. Tatsächlich ein gutes Zeichen, da es kein besseres Mittel gab, um Jocys Batterien wieder aufzutanken. "Hast du irgendwo Schmerzen?" Endlich hatte Merida die Kante des Bettes erreicht und lehnte sich kontrollierend über ihre Freundin, musterte jede kleine Haarsträhne auf ihrem Kopf, begutachtete den Glanz in ihren Augen. Versuchte jedes noch so kleine Anzeichen von Schmerz ausfindig zu machen. "Gibt es etwas das ich dir bringen kann... Etwas mitdem ich dir helfen kann. Irgendetwas?" Sie wusste, dass sie damit niemals ihre Fehler wieder gut machen könnte, aber nachdem Jocy so sehr hatte leiden müssen, wollte sie zumindest etwas für sie tun. Egal was. "Es tut mir leid, dass ich erst jetzt kommen konnte... Und noch so vieles mehr..." Sie verbiss es sich, mehr zu sagen. Es wäre nicht richtig, um Vergebung zu bitten. Sie hätte es nicht verdient. Also hüllte Merida sich lieber in Schweigen und wartete auf die Reaktion der Rothaarigen. Wie auch immer sie ausfallen mochte, sie würde es akzeptieren.

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    • Alec & Miguel Salvatore

      Alec hörte dem Schwarzhaarigen aufmerksam zu, während sich der Inhalt seiner Gummibärchen Packung immer mehr leerte. Doch im Gegensatz zu der Verpackung schien sein Wissen über diese außergewöhnlichen Fähigkeiten, die seine Schwester, aber auch dieser Freund von ihr besaßen, immer mehr anzuwachsen. Er hatte zwar schon immer eine Ahnung gehabt, dass diese Kräfte Jocelyns nicht einfach vernachlässigt und ignoriert werden sollten, aber welche ungeahnten Ausmaße eine Schärfung genau dieser Kräfte darstellte, hatte er sich nicht annähernd so vorgestellt, wie der junge Mann vor ihm faszinierend demonstrierte. Er ließ einfach ein kleines Flämmchen vor seinen Augen in der Luft kontrolliert auf den Jüngeren zu schweben und dann direkt vor seiner Nasenspitze verpuffen, sodass er sogar noch die ausgehende Wärme davon wahrnehmen konnte. Auch wenn es nur einen kurzen Augenblick war.. hatte dieses kleine Flämmchen für den Moment die Haut um seine Nase herum erwärmen können. Diese Flammen waren also nicht nur eine Show sondern echt. Es war echtes Feuer, das er beschwor und sah nicht nur so aus. Genauso wie die Kräfte von Jocelyn echt waren. Doch im Gegensatz zu ihr hatte er vollkommene Kontrolle darüber und über seine Emotionen, wie es schien. Allerdings gab es bei seiner Schwester ein anderes und wesentlich schwierigeres Problem, was ihr im Hinblick auf ein Training wohl eine ziemliche Hürde sein würde. Sein Blick wanderte langsam zu ihrem schlafenden Gesicht. „Es wäre tolle, wenn sie das irgendwann auch könnte, allerdings..“, begann der Brünette seufzend zu erklären, „Sie.. hat zu viel Angst. Ich weiß nicht genau, warum, aber.. liegt sicher an der Einstellung unserer Familie oder so. Jedenfalls fürchte ich, obwohl es ihr guttun würde ihre Kräfte zu trainieren, um eben nicht so schnell zusammenzubrechen... wird sie es garantiert nicht tun. Eher würde sie vermutlich nach dem Aufwachen das Thema komplett meiden oder verleumden, dass es überhaupt so geschehen ist, wie wir beide es in Erinnerung haben.“ Er schüttelte langsam den Kopf und leerte seine Packung Gummibärchen gänzlich, ehe er zu dem Mann ihm gegenüber blickte und sich aufgrund dessen Überlegungen halten musste, nicht laut loszulachen. Stattdessen zog sich lediglich ein freches Grinsen über sein Gesicht. „Eigentlich heißt es ‘Übung macht den Meister‘, aber warst nah dran~ haha“, erklärte er glucksend, kurz bevor sein großer Bruder eintrat und sie über die derzeitige Lage der Eltern aufklärte einschließlich dem Mitbringen einer kleinen kätzischen Gesellschaft, die es sich auf dem Brustkorb von der bewusstlosen Rothaarigen bequem machte. Kurz darauf stellte sich der junge Mann ihnen erneut als Ace vor, was Alec breit zum Grinsen brachte. „Was ein cooler Name!“, sprach er sofort aus, weshalb Miguel nur mit den Augen rollte und hinzufügte: „der garantiert nicht echt ist. Sicher ne Abkürzung für einen richtig bescheuerten Namen oder aber was selbst Erfundenes. Kein Mensch nennt sein Kind wie eine Karte eines Pokerspiels. Außer eben Zocker oder so.“ – „Oder jemand aus einer anderen Welt, duh..“, gab Alec schnaubend zurück und winkte an Ace gewandt sofort ab. „Nimm ihn am besten nicht ernst. Mach ich dauernd so. Da bekommt man sonst noch Großhirnverstopfung, wenn man alles, was der Trottel von sich gibt, auf die Goldwaage legt.“ – „Hey! Ich bin immer noch dein großer Bruder. Pass auf, was du sagst.“ – „Älter und größer vielleicht, aber sonst? Du gibst doch voll oft nur Müll von dir. Oder ist es dein Hobby Leute fertigzumachen, die geholfen haben, deine Familie zu retten, mh? Er hat mir und Jocy aus der Patsche geholfen, wenn ich mich nicht irre, oder? Ohne ihn wäre ich nicht mehr am Leben und viele andere auch nicht. Und Jocy hat er die gesamte Zeit geholfen. Sei es unser leider zerstörtes Zuhause zu finden oder uns. Er hat sie getragen als sie zusammengebrochen ist! War bereit sie den ganzen Weg zum Krankenhaus durch den strömenden Regen zu tragen! Aber ja, ja. Deine Art dich dankbar zu zeigen, ist wirklich vorbildhaft, großer Bruder~“ Dabei betonte Alec die letzten Worte besonders ironisch und verengte für einen Moment die Augen, ehe er von seinem Bruder wegsah, der offensichtlich auf dem kalten Fuß erwischt wurde, da er nur sprachlos dastand und wohl innerlich einen Kampf mit sich ausführte. Einerseits weil er genau wusste, dass Alec recht hatte und andererseits wollte sein Stolz das nicht zugeben, nicht vor einem Kerl, der die gesamte Zeit nicht von der Seite seiner Schwester rückte. Schließlich aber zischte er gereizt und sah zu Ace. „Glaub nicht, dass ich deine Hilfe nicht zu schätzen weiß. Allerdings bist du in meinen Augen Gift für meine Schwester. Du setzt deine Abnormalität so selbstverständlich ein, als wäre es das Normalste der Welt. Am Ende nimmt sie sich daran noch ein Beispiel! Niemand sollte aus freien Stücken solche Risiken eingehen und die Aufmerksamkeit aller durch diese Sache auf sich ziehen. Und heute.. heute! Heute hat sie diese Sache mehrmals eingesetzte. Klar, ihr habt zusammen Alec und andere dadurch gerettet. Ja, das räume ich ein und ich will auch nicht behaupten, dass es besser gewesen wäre, wenn ihr nicht darauf zurückgegriffen hättet. Es wäre vermutlich sonst echt schrecklich ausgegangen. ABER die Menschen sind in der Regel nicht so offen, was neue Dinge angeht. Dinge, die anders oder absonderlich sind. Dinge UND Menschen, die etwas können oder besitzen, was in anderen Neid und Angst wachruft. Im schlimmsten Fall landet sie auf einem Untersuchungstisch und wird seziert, damit irgendwelche verrückte Wissenschaftler ihre DNA in Roboter einpflanzen und diese für absurde Kriege verwenden können. So sind die Menschen hier. Es ist toll, dass du in deiner Gegend dir nicht über solche Sachen Sorgen machen musst, aber HIER musst du umdenken. Das ist uns allen bewusst. Das ist JOCY bewusst.“ Er rieb sich die Stirn und atmete schwer ein und aus. „Wir versuchen sie zu schützen. Doch Typen wie du bringen sie in Gefahr. Und DAS ist das Problem, das ich mit dir habe… Ace,oder wie auch immer du dich nennst.“ Alec schüttelte den Kopf schnaubend. „Du interpretierst zu viel Drama in eine einfache Freundschaft hinein, die aus Menschen bestehen, die besondere Fähigkeiten besitzen. Das hier ist kein Marvel Film, das ist dir schon bewusst, ja?“ Miguel schnippte seinem Bruder mit einem Finger gegen die Stirn. „Danke für die Erinnerung, du Hanswurst. Wäre mir nicht klar gewesen..“


      Trafalgar D. Water Law

      Trafalgar nickte der älteren Frau dankbar zu und blickte dann in das misstrauische Gesicht ihres Mannes, der den Piraten zwar zum Vorratskeller führen wollte, aber wohl nicht, ohne eine gewisse Gegenleistung. Vermutlich in Sachen Informationen, was zwar sein gutes Recht war, der Schwarzhaarige aber nicht sicher war, ob es eine gute Idee wäre ihnen all das Geschehene zu erzählen, was sie garantiert nur in Panik versetzen würde. Doch ehe der Familienvater auch nur dazu kam weiterzureden, mischte sich dieses Milchgesicht ein, den er für ein paar Jahre älter als die Mädchen schätzte, wobei seine honiggelben Augen langsam zu diesem wanderten und ihn eindringlich studierten Erst bei der Erwähnung Momonosukes warf er dem Jüngsten in der Runde einen strafenden Blick zu, wegen dem der junge Samurai sogleich zusammenzuckte und den Kopf einzog, wenn auch beleidigt wirkend. „Was an ‘Sag ihnen erstmal nicht, was mit den Mädchen ist, weil es sie nur unnötig aufregen würde‘ hast du nicht verstanden? Ich wollte mir erstmal selbst ein Bild von der Lage machen, du Knirps.“ – „V-Verzeih, Law-dono! Aber du sagtest auch, dass sie das Wichtigste wissen sollen und DAS ist doch wichtig, oder nicht?! Wir können sie doch nicht komplett im Dunkeln lassen, de gozaru.“ Trafalgar rieb sich die Stirn, ehe er seufzend eine Hand auf Momonosukes Kopf legte und ihn verständnisvoll anlächelte. „Schon gut. Hast es ja nur gut gemeint. Aber das nächste Mal solche Sachen mit mir vorher absprechen, in Ordnung?“ Der rundgesichtige Junge nickte zustimmend, ehe der Pirat seine große Hand wieder von dessen Kopf zog und zurück zu dem aufmüpfig wirkenden jungen Mann sah, dem das Wohlbefinden der Mädchen wohl ähnlich wichtig zu sein schien wie den Eltern der Schwarzhaarigen.
      „Du liegst übrigens falsch. Ich war nicht anwesend.“, korrigierte er den Brünetten ruhig, ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. „Das Fischmädchen war nicht in meiner Nähe. Darum bin ich die falsche Person, wenn es um Informationen zu dem Warum bezüglich des roten Wildfangs geht. Wenn du Infos zu ihr willst, musst du schon ihren feurigen Begleiter fragen. Der ist aber nicht hier. So wie ich ihn verstanden hab, ist er im Krankenhaus bei ihr. Und vermutlich wird er auch kaum von ihrer Seite weichen, bis er weiß, dass es ihr gut geht. Also wirst du dich mit einer Antwort dazu wohl oder übel noch eine ganze Weile gedulden müssen.“ Er schnaubte leise und sah dann zu den Älteren, die ebenso angespannt waren wie der junge Mann, der ihn so unwirsch versucht hatte, auszufragen. „Zu Ihrer Tochter kann ich allerdings mehr sagen. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Sie ist verletzt, aber nichts lebensbedrohliches. Ein tiefer Schnitt an der Hüfte, den die Ärzte aus Ihrer Welt, wenn sie nicht vollkommen inkompetent sind, problemlos zusammenflicken können. Sie ist außerdem nur im Krankenhaus, weil sie anders nicht mit sich reden ließ, was eine Behandlung ihrer Verletzung betraf. Meiner Meinung nach.. wird sie in ein paar Tagen wieder fit genug sein, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Insbesondere wenn man die derzeit wesentlich schlimmeren Fälle von Verletzungsopfern dort bedenkt.“ Seine Augen wanderten direkt zu dem Familienvater. „Allerdings möchte ich Ihnen Etwas mit auf den Weg geben: Auch wenn sie aus dem Krankenhaus raus ist, wäre es zu ihrem eigenen Wohl, wenn Sie beide dafür sorgen würden, dass sie es nicht übertreibt. Ich kenne Ihre Tochter jetzt nicht gut genug, um ein Urteil fällen zu können, aber ich habe lange genug Zeit mit ihr heute verbracht, um zu verstehen, dass sie sich gerne vernachlässigt. Insbesondere dann, wenn sie andere in Gefahr sieht. Ganz besonders im Bezug auf ihre Fischfreundin. Habe ich recht?“ Er stieß einen langen Seufzer aus. „Falls sie die ersten Tage nach Entlassung nicht die Ruhe einbezieht, die ihr Körper benötigt, könnte sich aus ihrer einfachen Wunde etwas Schlimmeres entwickeln. Auf mich wird sie jedoch nicht hören, also hoffe ich, dass Sie ihr das vermitteln können.“ Daraufhin sah er eine Weile gedankenverloren vor sich hin, ehe sein Blick wieder zu dem Brünetten wanderte. „Um die Schwarzhaarige sorge ich mich allerdings weniger als um ihre Freundin. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber.. ihr Zustand, bevor sie in diesen komischen metallischen Gefährten ins Krankenhaus gebracht wurde, gefiel mir gar nicht. Darum werde ich, sobald meine Crew einigermaßen versorgt ist, nach beiden Mädchen schauen. Wenn ihr wollt, könnt ihr mich gerne begleiten. Falls ihr es aber solange nicht aushaltet, gäbe es noch eine Alternative dazu“ Er kramte in seiner Hosentasche, hielt dann jedoch inne. Sollte er ihnen jetzt wirklich noch mehr zumuten? Das Alles war an sich schon schwierig und kompliziert genug für sie gewesen. Diese Menschen hatten heute schon genug Verrücktes und Katastrophales erlebt, da brauchte er ihnen nicht auch noch eine weltfremde Erfindung präsentieren. Nicht heute zumindest.
      Und so zog er seine Hand ohne die praktische Teleschnecke aus der Hosentasche zurück und schüttelte kurz den Kopf. „Vergesst das wieder. Das funktioniert gerade eh nicht. Also wie gesagt, wenn ihr mich begleiten wollt später, dann hab ich nichts dagegen. Dann könnt ihr mit eigenen Augen sehen, wie es den Mädchen geht. Allerdings..“ Er sah zu der Familienmutter und stieß sich von der Wand ab, nur um zu ihr zu gehen. „wäre es mir lieber, wenn Sie weit weg von dem Getümmel dort bleiben. Ihr Blutdruck war eh schon sehr kritisch gewesen zuvor. Noch mehr Stress oder Sorgen würde Ihnen nur schaden. Ebenso wie Ihre Tochter brauchen Sie Ruhe und als Arzt wäre es unverantwortlich von mir, wenn ich nicht darauf bestehen würde, dass Sie sich diese Ruhe auch nehmen.“ Mit diesen ernsten Worten sah er zu Momonosuke. „Kann ich mich darauf verlassen, dass du bei ihr bleibst und sicherstellst, dass sie zur Ruhe kommt, während ich fort bin. Zudem muss sie ausreichend trinken. Gerade auch bei den draußen herrschenden Temperaturen.“ Der Junge mit dem schwarzen Haarknoten am Hinterkopf nickte eifrig. „Du kannst auf mich zählen, Law-dono. Ich werde meine Dankbarkeit unter Beweis stellen, indem ich mich um die Sicherheit und das Wohlbefinden von Serrano-san kümmern werde, während du nach den jungen Frauen siehst. Ich werde dich nicht enttäuschen, de gozaru!“ – „Gut gebrüllt, Tiger.“, antwortete Trafalgar schmunzelnd und legte ihm erneut eine Hand auf den Kopf. „Nur überanstreng dich nicht damit. Wir brauchen dich immerhin noch.“
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Jocely Salvatore

      Es waren mittlerweile 3 Tage vergangen, in denen Jocelyn einfach nicht zu sich gekommen war und wie reglos, beinahe friedlich, in ihrem Krankenbett vor sich hin zu dösen schien. Auch wenn ihre Besucher oft anderes vermuten ließen. Nicht selten fiel der eine oder andere sorgenvolle und ungeduldige Blick zu ihrem noch immer recht blassen Gesicht, auch wenn die Unterhaltungen in der Zwischenzeit kaum darauf schließen würden, dass die Stimmung eher bedrückt war. Hin und wieder wurde gelacht oder geneckt – na ja, außer Miguel und Ace, die sich seit jener Auseinandersetzung eher angifteten oder ignorierten, so gut es ging. Problematisch war nur, dass Miguel es gar nicht passte, dass dieser sommersprossige Schwarzhaarige kaum das Zimmer schien verlassen zu wollen und dieser es wohl als selbstverständlich sah an der Seite der Rothaarigen zu bleiben, bis sie wohlauf wäre. Eine edle Einstellung, jedoch eine, die der Älteste der Geschwister nicht nachvollziehen wollte und dem Dunkelhaarigen immer wieder irgendwelche Hintergedanken vorwarf. Und jedes Mal musste der Jüngere versuchen Miguel mit einem Ablenkungsmanöver vom Thema abzulenken, damit sich sein großer Bruder nicht zu sehr in diese Sache hineinsteigern würde. Am Ende würde er noch Jocelyn Vorwürfe machen, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen waren, und das wäre garantiert nicht gut.
      In der Zwischenzeit kamen auch Gesichter zu Besuch, die ihnen teilweise zumindest bekannt vorkamen. Meridas Familie und Brandon. Aber ansonsten nur noch unbekannte Leute, die den Geschwistern suspekt vorkamen, insbesondere als sich einer von diesen als Jocelyns persönlicher Arzt vorstellte. Er trug zwar einen weißen Kittel und besaß die nötige Ausrüstung und war definitiv Arzt, jedoch ging er anders mit dem Mädchen um als ihre bisherigen Ärzte. Er untersuchte sie ab und an auch ganz anders. Insbesondere legte er viel Aufmerksamkeit auf ihr Körper- und Blutbild, wobei er Letzteres ihr jedes Mal entnahm und noch im selben Zimmer an einem kleinen Tisch untersuchte. Hatten Ärzte dafür kein Labor oder Ähnliches? Auch gab er seltsame Anweisungen wie, dass sie noch am Tag ihres Erwachens dringend an die Luft müsste und mindestens 3 Stunden baden oder duschen sollte und man ihr dabei gegebenfalls helfen sollte. Natürlich erklärte sich dazu keiner der Brüder wirklich bereit, weshalb der Arzt – ein ziemlich grummeliger Typ, wie Alec nach und nach festgestellt hatte, und es nicht nur der erste Eindruck war – vorschlug wen Passendes vorbeizusenden, wenn es dann soweit wäre. Auch ein paar der anderen Besucher waren, milde ausgedrückt, seltsam gewesen. Oder eher.. ungewohnt im Zusammenhang mit der Rothaarigen, wobei auch Ace in diese Kategorie stolpern würde, wenn man ihn zuordnen müsste. Eine Frau von solcher Schönheit, das Miguel die Spucke weggeblieben war, ein Asiate mit grünen Haaren, der wohl einen Fable für Schwertkämpfer-Cosplays zu haben schien, aber sonst wenig von sich gab, und ein langnasiger Schwätzer, der kaum aus dem Reden rauskam, mit Afro ähnlichen Haaren. Vor allem Letzterer hatte sich heiter mit Jocelyns Dauerbesuch Ace unterhalten und ihn nach der Lage ausgefragt. Das war wohl auch die einzige Situation, in der auch der Cosplay-Fan sich am Gespräch beteiligte. Es wirkte alles sehr freundschaftlich zwischen ihnen, weshalb die Geschwister schnell zu dem stillschweigenden Schluss kamen, dass sie sich zumindest gut genug kennen mussten und – zu Miguels großem bedauernd – auch Jocelyn, da sie oft bei ihrem Besuch nach ihr fragten und sie besorgt musterten. Nur woher genau kannte Jocelyn diese Menschen? Diese Frage stand offen im Raum, doch würden sie sobald darauf wohl keine Antwort bekommen.


      >>Eine Sturmflut aus Bildern und Stimmengewirr brach seit etlichen Stunden auf sie ein, von denen sie glaubte nie entkommen zu können. Unaufhörlich rannte sie orientierungslos durch den dichten Nebel, von dem sie glaubte, dass er ein lebendiges Wesen wäre, das stetig versuchte nach ihr zu packen. Und jedes Mal, nach einer langen Hetzjagd, brachte dieser Monsternebel sie letzten Endes zu Fall, sodass sie sich vollkommen hilflos Erinnerungen gegenübergestellt sah, denen sie lieber den Rücken zuwenden und sie nicht länger mitansehen wollte. Und auch jetzt stürzte sie mal wieder in eine alte Erinnerung, die ihr besser erspart geblieben wäre. Zumindest wenn sie die Wahl gehabt hätte dies selbst zu entscheiden, doch hier und jetzt hatte sie keinerlei Kontrolle. Als würde jemand oder etwas sie gegen ihren Willen zwingen sich diesen Tatsachen zu stellen, anstatt davor davon zu laufen, so wie sie es sonst gewohnt war zu tun.
      Der hölzerne Boden knarrte unter ihren Füßen als sie sich aufrichtete, der Nebel verebbte und die frische Meeresbrise streifte ihr Gesicht so angenehm, wie sie es schon lange nicht mehr gefühlt hatte. „Jocy! Hey Jocy! Komm endlich aus dem Wasser, du olle Wasserratte haha“, lachte eine Mädchenstimme in der Nähe. Die Rothaarige blinzelte mehrmals und bemerkte jetzt erst, dass es Nacht war und sie mitten auf einem belebten Schiff stand, das an einer für sie fremden Insel angelegt hatte. Kräftige und lachende Männer gingen an ihr vorbei, als könnten sie sie nicht sehen, während die Stimme, die eben durch das Männerstimmengewirr zu ihren Ohren gedrungen war, von einem Mädchen an einer Reling kam. Sie beugte sich tief darüber und sah hinab zu den preschenden Wellen, die den Rumpf des Schiffes trafen. Jocelyn trat zögernd zu der Reling und folgte dem Blick des jungen Mädchens zum Gewässer, ehe sie stockend ihr eigenes Ebenbild nur so viel jünger im Wasser auf einem großen Rocken liegen sah. „Naaah. Viel schöner hier im Wasser. Du kannst ja mit den anderen an Land, aber ich bleib hier.“ Amüsierten Blickes stützte das Mädchen an der Reling ihr Kinn auf eine Hand, während die Kindversion on Jocelyn eine große Muschel in den Himmel emporstreckte und diese fasziniert musterte. „Du verpasst aber ne Menge Spaß so. Du Einsiedlerkrebs~“ Schmollend aufgrund dieser Bezeichnung verzog die jüngere Jocelyn den Mund und schielte aus dem Augenwinkel zu der Reling hoch. „Einsiedlerkrebse sind cool, im Gegensatz zu fremden Menschen, denen ihr euch dauernd aufdrängt. Die tun einem nur weh, wenn man sie angreift.“ – „Mh.. nicht alle Menschen sind, wie du denkst, weißt du? Shanks zum Beispiel und diese ganze Crew! Sie sind auch alles Menschen. Ich bin ein Mensch. Es gibt so viele Menschen, denen du Unrecht tust, wenn du ihnen nicht einmal eine Chance geben willst. Wenn du dich dauernd nur verkriechst.. verpasst du den ganzen Spaß, den du mit ihnen haben kannst! Du könntest richtig viele Freunde finden! Du.. bist immerhin ziemlich cool. Menschen mögen taffe Mädchen wie dich, weißt du shishi“, kicherte das Mädchen an der Reling hinunter und strich sich eine ins Gesicht verirrte rote Haarsträhne hinter ein Ohr. „Du bist taffer und cooler als ich. Ich ..werde nie so sein können wie du und das ist okay. Ich brauch keine Freunde außer dir! Uta! Uta du bist meine allerbeste Freundin und das wird immer so bleiben! Solange du mich cool findest und mich lieb hast, sind mir alle anderen egal!“ – „Huh~ Was wohl Shanks dazu sagt, wenn ich ihm erzähle, dass er dir egal ist?“ Erschrocken setzte sich Jocelyn sofort auf und sah das andere Mädchen entsetzt an. „Das tust du nicht! Dad macht nur wieder Drama daraus!“ Ein freches Grinsen zog sich über das Gesicht der Anderen. „Ich könnte darüber nachdenken, meine Babyschwester nicht zu verraten. Aber natürlich nur für eine kliiiiiiiiiiiiitzekleine Gegenleistung hihihi“ Das Gesicht der Mini-Jocelyn fiel urplötzlich ein und machte Platz für eine genervte Miene, die überdeutlich zu sagen schien: ‘Nicht dein Ernst...‘
      „Ach komm schon. Das wird witzig. Zudem würde sich Shanks freuen, wenn du dich mal unter Menschen traust, die nicht unsere Familie sind~ Oder traust du dich etwa nicht, du feige Seeschnecke?“ Ihre Schwester wusste genau, dass sie damit den Nerv der Jüngeren getroffen hatte, was man auch überdeutlich an ihrem Gesicht ablesen konnte. Klein-Jocelyn kämpfte einen inneren Konfikt zwischen Stolz, der stark angekratzt wurde, und Sturheit, da sie unter keinen Umständen nachgeben und auf den Trick ihrer älteren Schwester reinfallen wollte. Am Ende gewann jedoch der Stolz, weshalb sie wenige Minuten später an Deck geklettert war und ihrer Schwester etliche Todesblicke zuwarf, während sich diese bei ihrer Schwester eingehakt hatte und sie freudestrahlend mit sich auf die fremde Insel zerrte, auf der bereits alles für ein großes Fest vorbereitet wurde.
      Jocelyn sah den beiden Kindern nach, die eine lachend, die andere beleidigt wirkend, aber sie wusste genau, dass sie innerlich mindestens genauso lachte wie ihre Schwester. Sie sehnte sich danach, irgendwann genauso offen und fröhlich zu sein wie ihre Schwester, immerhin war sie von Anfang an ihr großes Vorbild gewesen. Lustig, taff, nahm nie ein Blatt vor den Mund, legte sich auch mit Älteren und stärker wirkenden Leuten an, war frech und einfach immer cool. Zumindest in ihren Augen. Sie.. hatte lange nicht mehr an sie gedacht, oder? Weil sie Teil ihrer Vergangenheit war. Ein Teil des Lebens, das sie verloren hatte und an das sie nicht mehr erinnert werden wollte, aber.. wenn sie ehrlich war, dann.. vermisste sie sie sehr. Das ganze Leben von damals. Sei es nun ihre Schwester, dieses Schiff mit der unverkennbaren Flagge am Mast, die bekannten Geräuche und Gerüche, das Gefühl wenn man an Deck stand und die Meeresbrise dir ins Gesicht schlug. Es war so vollkommen anders als das Gefühl in Gran Canaria, wenn der Wind und das Meeresrauschen einen entgegenschlug. Sie biss sich auf die Unterlippe und wollte dem Ganzen gerade den Rücken zudrehen, als..
      „Hey! Yasop, hast du die Mädchen gesehen??? Ich hätte schwören können, dass ich uta gehört habe, aber Jocy ist auch spurlos verschwunden! Sie ist IMMER im Wasser! Sie hat eben noch mit einem Rochen gespielt, das hab ich genau gesehen! Da guck ich einmal weg und schon ist sie futsch! Was, wenn ein Hai oder was Schlimmeres sie verschluckt hat?! Sie ist noch so klein!!“, drang plötzlich eine nur allzu vertraute Stimme an ihre Ohren, weshalb sie sich wie in Zeitlupe zu dieser schallenden und verzweifelt klingenden Stimme herumdrehte. Dort stand er. Feuerrotes Haar, genau wie sie. Einen Strohhut auf den Kopf. Verzweifelt suchte er mit den Augen die gesamte Reling ab, während die Männer, die an ihm vorbeigingen lachten und einer mit Rastalocken meinte: „Uta hat sie wohl mal überredet, an Land zu gehen. Zumindest hab ich das eben beobachtet, Boss.“ – „WAS?! JOCY????? Wo sind sie hin?????“ – „Zu dem Fest, denke ich mal.“ Sogleich strahlte der rothaarige Captain übers ganze Gesicht. „Dann lassen wir die Mädchen mal nicht länger warten! Los, los, los!! Wenn meine Kleine heute mitfeiert, gibt es nur noch mehr Grund sich die Kante zu geben!“, rief er freudig und trieb die restlichen Mitglieder seines Schiffs regelrecht vom Schiff hinunter. Zunächst dachte Jocelyn, dass er auch sofort der Herde folgen würde, um zu seinen Kindern aufzuschließen, doch dann blieb er stehen – ganz in ihrer Nähe! Er sah gedankenversunken zu dem entstehenden Fest hinüber, während sich ein Lächeln auf sein Gesicht abzeichnete, das jedoch langsam zu einem ernsten, fast schon Sorgenvollen Schmunzeln wurde. „Eines Tages... sehen wir uns wieder. Das weiß ich genau“, sprach er dunkel und seine Augen wanderten fast allwissend in Jocelyns Richtung, obwohl er sie gar nicht sehen dürfte. Normalerweise müsste sie das schockieren. Tat es auch, die ersten Male. Aber da es jedes Mal geschah, wenn sie in eine dieser Erinnerungen gefangen war, dass er am Ende direkt mit ihr zu reden schien, war es schon fast gar nicht mehr unheimlich. Gut, es war noch immer unheimlich, aber schon lange nicht mehr so sehr wie ganz zu Anfang. „Woher willst du das so genau wissen? Ich sehe kaum eine Möglichkeit, zurückzukommen und du hast es bisher auch nicht geschafft zu mir zu kommen, oder? Aber ja, ich vergesse immer, dass du ja alles weißt und alles schaffst, Dad..“, gab sie am Ende sarkastischen Untertons zurück, wobei sich ihre Mundwinkel ebenfalls kurz zu einem seichten Schmunzeln anhoben. Doch anstatt zu antworten, begegnete er ihrem Blick weiterhin mit diesen warmen Augen, die ihr schon immer als Kind das Gefühl von Geborgenheit und Wärme gaben, das man sonst nirgendwo auf dem Meer finden könnte. Nicht, wenn man das Leben eines Piraten lebte. „..Du fehlst mir auch.. irgendwie“, murmelte sie nur noch – beschämten Blickes, weshalb sein Lächeln auch seine Augen erreichte, ehe sie seine Hand auf ihrem Kopf spürte und er ihr das Haar leicht zerwuschelte. Die Wärme aus seiner Hand fühlte sich so echt an, so real, so.. warm. Sie wollte seine Nähe länger fühlen als nur für einen Augenblick, wollte sich an ihn klammern und wie ein kleines Kind flehen, dass er endlich kommen sollte. Dass sie.. es leid war ein falsches Leben zu führen, in dem sie nie sie selbst sein konnte. Dass sie wieder.. mit ihm und den anderen zusammen mitsegeln wollte. Doch sie schweig. Denn sie wusste, dass dieser Vater von ihr.. unter keinen Umständen echt sein konnte. Er war ihre Wunschvorstellung. Nicht mehr und nicht einiger. Und wie jedes Mal löste er sich mitsamt der Erinnerung am Ende auf, was dazu führte, dass sie erneut in den dichten Nebelschwaden aus Erinnerungsfetzen geworfen wurde. Aber dieses Mal ließ sie selbst die Nebelschwaden gänzlich hinter sich, wurde von einer unsichtbaren Kraft durch die Finsternis gezerrt, hinzu einem grellen Licht, das sie beinahe zu erblinden schien.<<


      Ein brennender Schmerz raste plötzlich durch ihren Hals und ihre Gliedmaßen. Stechend, feurig, sandig.. Ihre Augenlider fühlten sich beinahe so schwer wie der restliche Körper, als würde ein riesiges Pferd auf ihr Platz genommen haben, das sie tief in die unter ihr liegende Matratze drückte. Das Atmen fiel ihr schwer, und doch war es eine Erleichterung zu wissen, dass jeder Strom Sauerstoff, der sich durch ihre Lungen kämpfte, sie weiter am Leben hielt. Ganz egal wie schmerzvoll es war. So wusste sie wenigstens, dass sie bald wieder genesen würde. Denn solange sie Schmerz fühlte, könnte alles heilen, so ihre Meinung dazu. Schlimmer wäre es, wenn sie nichts fühlen, aber auch nichts rühren könnte, ähnlich wie Menschen, die vollkommen hirntot waren. Und um ehrlich zu sein, hatte sie schon ab und an Angst, dass ihr ähnliches widerfahren würde, wenn sie ihre Kräfte überstrapazierte. Immerhin wusste sie nicht, welche Konsequenzen diese mit sich führen konnten.
      Langsam bewegte sie ihre Finger, während sie ihre Sinne versuchte auf ihre Umgebung zu schärfen, was nicht leichtfiel, wenn der Schmerz in ihrem Hals von Mal zu Mal Überhand zu nehmen schien. Aber sie hörte oder spürte genau, dass sie nicht alleine war. Nein.. da waren Menschen. Und sie glaubte sogar Stimmen zu hören, auch wenn sie diese gerade nicht zuordnen konnte. Auch umgab sie ein intensiver steriler Geruch, der sie nur an einen Ort erinnerte, an dem sie ganz und gar nicht gerne war. Langsam bemühte sie sich ihre Augen zu öffnen, doch das grelle Licht im Zimmer blendete sie schrecklich, weshalb sie leise gequält zischte.
      Es dauerte eine ganze Weile, dass sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten und sie die Menschen, um sie herum, die nun auch ihr Erwachen erkannt hatten, identifizieren konnte. Ihre Geschwister, die ihr sogleich um den hals fielen und mit unendlichen Fragen bombardierten, Meridas Mutter, die sich die Hände vor Erleichterung an den Mund geschlagen hatte und Meridas Vater, der ebenfalls sehr erleichtert wirkte, auch wenn er vor seiner Frau versuchte stark zu sein. Und schließlich.. das wandelnde Feuerzeug, der ihr ebenso erleichtert zulächelte. Langsam öffnete sie ihren trockenen Mund, doch wollte nur ein Krächzen aus ihr herauskommen, weshalb sie mit einem Mal von einem starken rauen Husten erschüttert wurde, wegen die sie ihr Gesicht ins Kissen drehte und sich dort hineinkrallte – den Körper dabei leicht krümmend. Sogleich eilten ihre Brüder mit den Wasserflaschen zur Stelle, sodass sie kurz nach dem Hustenanfall begann eine Flasche nach der nächsten zu trinken. Solange, bis sich ihr Körper einigermaßen erholt anfühlte und sie sich mit Alecs Hilfe langsam aufsetzen konnte. „Hunger...“ Alec lachte heißer als Jocelyns Magen lauthals zu knurren schien und sie sich diesen gequält rieb. „War ja klar. Hast Glück, dass Meris Eltern da sind. Haben nämlich was zu Futtern dabei, nur.. ob das reicht?“ Dabei deutete er auf ein Tablet mit bergeweise Sandwiches und Snacks, die ihr sogleich auf den Schoß gestellt wurden. Ohne groß zu zögern, fing sie sofort an sich ein Sandwich nach dem anderen in den Mund zu stopfen, gefolgt von einigen Hände voller Snacks, die sie allesamt dann mit reichlich Wasser hinunterspülte. „Wusstet ihr, dass ich heute wach werde, oder was?“ – „Na, es ist Tag 3. Wir hatten damit gerechnet, dass es ab heute innerhalb der nächsten 2-3 Tage passiert. Und da wollten wir lieber vorbereitet sein.“, erklärte Miguel eindringlich nickend, ehe ihre Augen zu dem Schwarzhaarigen wanderten, ohne dabei in ihrer neuen Futterroutine zu stoppen. „Und du.. du bist auch hier! Hätte gedacht, dass du bei deinen Freunden bist.“, sprach sie ihn grinsend an, ehe sie seine Hand auf ihrem Kopf spürte. Ein Gefühl der Vertrautheit, vor allem da sie eben erst aus diesem seltsamen sehr verschwommenen Traum aufgewacht war, überkam sie sogleich und Worte, die sie ihn sagen hörte, brachten sie zum Lächeln. Er hatte so eine Art an sich, die sie in gewisser Weise schon an ihren Vater erinnern konnte, auch wenn sie nur noch selten an ihn denken wollte. Doch tat sie es wohl automatisch manchmal. Er war ihr halt doch noch.. wichtig, auch wenn sie das nie offen zugeben wollen würde Nicht zurzeit zumindest.
      Ace, er war also froh, dass sie wieder wach war? Hatte er ihr nerviges Gezicke so sehr vermisst? Komischer Kauz. Aus dem Augenwinkel schielte sie einen Augenblick lang zu ihrem kleinen Bruder, dem rein gar nichts zu fehlen schien. Also hatte sie es sich nicht nur eingebildet, dass die Rettungsaktion geglückt war. Es war tatsächlich so gewesen und Ace hatte eine leitende Rolle bei diesem Erfolg getragen, so viel stand fest. Wieder wanderten ihre Augen zu dem Schwarzhaarigen zurück und sie wusste in dem Moment einfach, dass sie diesem Kerl mehr vertrauen konnte als sie vor einiger Zeit noch hätte zugeben wollen. Erneut biss sie von einem dick belegten Sandwich ab und musterte ihn eindringlich, ehe sie ihn breit angrinste. „Du bist gar nicht so übel, für ein wandelndes Inferno zumindest.“ Daraufhin hielt sie ihm eines der großen Sandwiches hin. „Sollte mich doch bei dir mit Essen bedanken: Hier. Bedien dich, aber nicht mehr als….. 5. Der Rest ist MEINS, klar soweit~?“ Dabei zwinkerte sie ihm neckend zu und aß genüsslich weiter, ehe plötzlich eine bekannte Stimme an ihr Ohr drang, doch diese hörte sie erst als sie längst an ihrer Bettkante war, weshalb Jocelyn sich beinahe erschrocken über Meridas Anblick an einem großen Bissen verschluckt hätte. „M-Meri! Was machst du denn hier? Ich meine.. wann bist du…? Ich hab dich nicht bemerkt. Und uhm.. schon, ja. Schmerzen, meine ich. Aber das geht bald weg, also mach dir keine Sorgen. Gib mir ein paar Tage, höchstens ne Woche und ich spring euch wieder aufs Dach sprichwörtlich hahaha“, scherzte sie kichernd und stopfte sich längst das nächste Sandwich in den Mund. „Fukem hak ick volanem Zocken ung ditz“ (Zudem hab ich vor allem Sorgen um dich.) , sprach sie mit vollem Mund weiter, ehe sie den Rest in ihrem Mund kräftig hinunterschluckte und dann ihre Freundin mit einer hochgezogenen braue skeptisch ansah. „Es tut dir leid...?“, wiederholte sie langsam. „Was genau noch außer.. dass du erst jetzt kommst?“ Doch ehe Merida antworten konnte stockte die Rothaarige, da sie erst jetzt Meridas Aufmachung bemerkte. „M-Moment!!“ Sie riss die Augen auf, da ihre Freundin ebenso wie sie selbst in einem Patientenkittel gehüllt war und sie definitiv einen Verband an der Seite rausluken sah. „…Hat ER dir DAS angetan??? Wieso bist du im Krankenhaus?! Was ist geschehen! Woher kommt die Verletzung???? Ich werde ihn dieses Mal wirklich umbringen, wenn er dafür verantwortlich ist!! Niemand rührt meine beste Freundin an!“
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."

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    • Portugas D. Ace

      Wie es wohl möglich war, dass in den Venen dieser beiden Brüder das gleiche Blut floss, wo sie doch zur selben Zeit so unendlich verschieden waren... Während Ace an Alec immer mehr Gefallen fand, verspürte er bei dem hochgewachsenen Blondschopf mehr und mehr das Bedürfniss seine Fäuste sprechen zu lassen. Natürlich hielt er sich zurück und strafte die Aussagen des jungen Mannes lieber mit grimmigen Blicken. "Dein sogenannter 'Schutz' hat deine Schwester über die letzten Jahre sicherlich mehr verletzt, als alles andere", grummelte er irgendwann und wendete sich mit vor der Brust verschränken Armen von dem überfürsorglichen großen Bruder ab. Stattdessen fokusierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf das schlafende Mädchen vor ihm. Wie konnte man die Fähigkeiten dieser jungen Frau nur als "Gift" bezeichnen. Sie hatte heute mehrere Menschenleben mit ihren Kräften gerettet und ihr eigenes wahrscheinlich auch. Wäre sie ein normaler Mensch gewesen, hätte sie in diesen Fluten schnell umkommen können. Ja, sie mochte gerade nicht in ihrer besten Verfassung sein und Ace wünschte sich nichts mehr, als dass die quirlige Rothaarige aus ihrem Bett sprang und ihn heiter anlächelte, aber dieser Zustand war noch immer deutlich wünschenswerter, als sie ertrunken oder unter Trümmern begraben zu wissen. Eigentlich sollte es ihrem großen Bruder genauso gehen, doch leider schien der sich vor allem für die "negativen" Auswirkungen ihrer Kräfte zu interessieren. Ace wusste natürlich, dass die Menschen aus dieser Welt schlecht auf Fähigkeiten wie seine und Jocys zu sprechen waren, aber sie könnten sich verteidigen. Weder würde er sich jemals in irgend ein Labor stecken lassen, noch würde er zulassen, dass der kleinen Kampfkatze etwas in dieser Art widerfuhr. Doch anstatt das Mädchen vor solchen Menschen zu schützen, schien Blondschopf beschlossen zu haben, dass Jocy vor allem vor sich selbst beschützt werden musste... was für ein Schwachsinn! Zumindest schien Alec begriffen zu haben, welche Wunder Jocys Fähigkeiten in sich bargen. Damit hatte die Kleine zumindest einen gutgesinnten Kameraden in ihrer Familie.
      Bei seinem großen Bruder hingegen schiene Hopfen und Malz verloren, daher verkniff Ace sich irgendwelche weiteren Kommentare und wendete sich stur von dem Blondschopf ab. es wäre nur eine Zeitverschwändung, ihm weiter ins Gewissen reden zu wollen. Erst recht solange Jocy nicht wieder bei Bewusstsein war. Also beschloss die Feuerfaust zu warten, streichelte beruhigend den Kopf des schnurrenden Kätzschens, welches sich auf Jocys Bauch zusammengerollt hatte und setzte sich zurück auf den Stuhl neben dem Bett.

      Natürlich war es nicht möglich, in dieser Position tagelang zu verharren. Stattdessen hatte Ace es sich zur Aufgabe gemacht, zu helfen wo er konnte. Er bot sich an, die Rettungskräfte zu unterstützen, versuchte bei den Räumarbeiten zu helfen und verbrachte ansonsten jede freie Minute bei der kleinen Kampfkatze, deren tiefer Schlaf eine Ewigkeit anzudauern schien. Zum Glück war noch am Abend des ersten Tages klar geworden, dass die OP ihrer Eltern gut verlaufen war. Zwar konnten die beiden ihre Tochter noch nicht besuchen, ähnlich wie es bei der Schwarzhaarigen war, aber zumindest müsste sich die Rothaarige nach ihrem Erwachen nicht einer weiteren schlechten Nachricht gegenüber sehen. Und auch er selbst hatte sich über gute Nachrichten freuen können, nachdem er Luca in einem anderen Krankenhaus hatte ausfindig machen können. Zwar viel es dem jungen Familienvater immer noch etwas schwer, mit der neuenn Situation und Ace' Fähigkeiten umzugehen, aber er zeigte seinem Freund nicht die kalte Schulter oder versuchte der Feuerfaust auszuweichen. Dennoch konnte sich die beiden nicht lange aussprechen, da Luca nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus - zum Glück hatte er keine schlimmen Verletzungen erlitten - direkt nach Hause fahre wollte. Schließlich machte sich seine Frau berechtigte Sorgen um ihn und er musste sich immer noch um eine kleine Tochter kümmern. Ace war sich aber sicher, dass er bald wieder Kontakt zu seinem guten Kollegen aufbauen könnte. Immerhin schuldete Luca ihm immer noch eine Mahlzeit, nachdem ihm die letzte frescherweise vom Teller gespühlt worden war.
      Doch auch wenn er sich nun fürs erste nicht mehr mit Luca austauschen konnte, war es Ace immerhin jeden Tag vergönnt den Streitereien der beiden Salvatore-Brüder beizuwohnen, welche für sich genommen schon unterhaltsam genug waren. Wären da nur nicht die blödsinnigen Bemerkungen des älteren der beiden gewesen, allerdings wurde Ace mit jeden Tag etwas besser darin, die Kommentare des Blondschopfes zu überhören. Ähnlich verhielt es sich auch bei den Anschuldigungen Meridas, die ihn zwei Tage nach der Überschwämmung in ihr Zimmer bestellte. Einerseits konnte er die Wut der jungen Frau verstehen und zugleich befand er, dass er das falsche Ziel für ihren Frust war. Ja, auch Ace hätte es sich gewünscht, Jocy vor ihrer Ohnmacht bewahren zu können. Aber was wäre die Alternative gewesen? Zulassen dass ihr kleiner Bruder starb? Sicher nicht. Allerdings kannte Ace den Blick in den Augen der Schwarzhaarigen zu gut. Auch wenn sie ihre Anschuldigungen ihm entgegen warf, gab sie vor allem sich selbst die Schuld an allem was geschehen war. Doch es war sicher nicht seine Aufgabe, sie von ihrem Selbstmitleid zu befreien und noch weniger musste er sich ihr Gezeter anhören. Also ließ er die Frau bald wieder allein und kehrte in Jocys Zimmer zurück. Wenn die Berichte ihrer Brüder stimmten, müsste sie entweder heute oder morgen endlich erwachen... hoffentlich.
      Aber nicht nur er schien dem Erwachen der Rothaarige ungeduldig entgegenzusehen. Am dritten Tag betraten auch Meridas Eltern das Krankenzimmer, beide beladen mit großen Brotbüchsen, deren gut duftender Inhalt sofort Ace' Appetit weckte. Und als hätte auch sie die Ankunft der frischen Nahrung bemerkt fingen plötzlich Jocys Finger an zu zucken. "Kampfkätzchen?"
      Er war nicht der einzige der sich sofort über das Bett der Kleinen beugte und ihr Gesicht fixierte. Dann endlich konnte er ein Zucken unter den geschlossenen Augenlidern erkennen. Augenlider die wenige Momente später zu beben begannen, als würde eine schwere Last sie geschlossen halten wollen, während Jocy mit allen Kräften versuchte sie zu öffnen. Zum Glück war der Wille der jungen Frau stärker, als die Kraft ihrer Erschöpfung. "Endlich..." Murmelte Ace sanft und verzog die Lippen zu einem feinen Lächeln. Die Reaktion der beide Brüder war weniger "sanft". So stürzten sich die beiden umgehend auf ihre kleine Schwester und und begruben sie in einer festen Umarmung. Auch die Serranos ließen es sich nicht nehmen, an der Gruppenumarmung teilzunehmen, während das kleine Katzentier, welches die vergangenen drei Tage treu über ihre Retterin gewacht hatte, in der Mitte des Knäuels halb zerdrückt wurde. Nachdem sich alle langsam wieder voneinander zu lösen begannen und Jocy folgerichtig mit Getränken und Nahrung versorgt wurde, beschloss auch Ace die Kleine zu begrüßen.
      "Schön dich wieder gesund und munter zu wissen", meinte er und legte tätschelnd seine Hand auf ihrem runden Kopf ab und ließ ein kurzes Kichern vernehmen. "Natürlich bin ich auch hier. Immerhin muss ich doch auf meine Lebensretterin acht geben. Ich muss mich schließlich noch revanchieren." Sein Grinsen wurde breiter. "Außerdem ist mir deine Gesellschaft noch deutlich lieber als seine", fügte er mit einem Fingerzeig auf Miguel hinzu, in der Hoffnung, dass sich der Blonde über seine Bemerkung aufregte. Noch mehr dürfte sich der große Bruder wohl über die Worte seiner Schwester ärgern, welche der Feuerfaust nicht nur ein indirektes Kompliment machte, sondern ihm auch noch einen Teil ihrer Sandwichration anbot. Der Schwarhaarige ignorierte geflissentlich die brennenden Blicke in seinem Nacken und lehnte sich stattdessen dankend zum Kampfkätzschen vor. "Zu freundlich." Natürlich ließ er sich nicht lange bitten, um sich ein besonders dick belegtes Sandwich aus der Brotdose zu stibitzen. "Mein Magen wird dir auf Lebzeiten dankbar für deine unendliche Güte sein", meinte er noch, bevor sich seine Zähne auch schon gierig ins Weißbrot bohrten.
      Keine Sekunde später schien Merida das Empfangskomitee komplettieren zu wollen. Sie schien den Piraten und den ganzen Rest der Anwesenden im Raum nicht einmal zu bemerken. Ihre Augen hefteten sich allein auf Jocys noch immer etwas blass wirkende Gestalt, bevor sie ihre Freundin auch schon mit Fragen überschüttete. Und sie bewieß Ace' Verdacht... Sie gab einzig und allein sich selsbt die Schuld an dem Zusstand ihrer besten Freundin. Dabei waren diese Schuldgefühle im Moment vollkommen fehl am Platz. Selbst wenn sie vor drei Tagen an Jocys Seite gewesen wäre, hätte sich wenig an der gesamten Lage ändern können. Vielleicht wäre sie ihrer Freundin eine bessere emotionale Stütze gewesen, ja. Aber um ihren Bruder zu retten, hätte das Kampfkätzschen dennoch all ihre Kraft aufbringen müssen. Sie wäre am Ende sicherlich trotzdem in diesem Krankenbett gelandet. Zudem glaubte Ace tatsächlich, dass die junge Frau letztendlich die richtige Wahl getroffen hatte... auch wenn sie es wohl etwas besser hätte kommunizieren sollen. Doch er wollte nicht wissen, was Law mit der sowieso schon verwüsteten Stadt angerichtet hätte, nur um den Aufenthaltsort seiner entführten Crew in Erfahrung zu bringen. Ace unterdrückte ein Seufzen. Er war in seinem Leben schon vielen Menschen mit mangelnder Selbstachtung begegnet, aber Merida reihte sich mühelos in die top ten ein. Kein Wunder also, dass sie so schlecht mit den stolzen Piraten umgehen konnte.
      Sein Blick wanderte fort von der Schwarzhaarigen und musterte stattdessen die besorgten Gesichtszüge der Kampfkatze. Sie hatte schnell bemerkt, dass auch ihre Freundin nicht grundlos in diesem Krankenhaus untergebracht worden war. Irgendwie rührend wie gut diese beiden gegenseitig aufeinander achteten. Das Lächeln kehrte auf Ace' Lippen zurück, während er ruhig der Unterhaltung der beiden Frauen lauschte.


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      Merida Serrano

      So froh froh Merida über Jocys Worte war, so unglücklich war sie auch über diese. Sie hatte also Schmerzen... Zumindest vertraute die Schwarzhaarige darauf, dass ihre Freundin tatsächlich bald wieder auf dem Damm wäre. Jocy war schon immer recht hart im Nehmen gewesen, vor allem wenn es um ihr körperliches Befinden ging. Und dennoch konnte Merida es sich selbst nicht verzeihen, dass ihre beste Freundin überhaupt in solch eine Situation gekommen war. Zu beobachten, wie sich der große Appetit der Rothaarigen auf die Sandwiches in ihren Händen auswirkte, war Meri allerdings eine innere Freude. Doch ein Lächeln wollte sich dennoch nicht auf ihre Lippen verirren. Nicht einmal, als die junge Frau mit vollem Mund weitersprach. Zum Glück funktionierte Meris Jocy-Übersetzer hervorragend und es gelang ihr auf Anhieb die Worte des Mädchens vor ihr zu entschlüsseln. "Du brauchst dir keine Sorgen machen... Ich habe die letzten Tage immerhin nicht in einem halben Koma hier gelegen." Besorgt wandertn Meridas Augen zu den dutzenden Gerätschaften im Raum, die die Vitalwerte ihrer Freundin im Auge behielten. Sofort schwirrte ihr das Bild einer bewusstlosen Jocy durch den Kopf... Wie sie beinahe leblos auf dieser Trage gelegen hatte. Drei lange Tage war sie aus diesem Schlummer nicht erwacht... Eine weitere Entschuldigung lang auf Meridas Zunge, bevor sie strahlend roten Augen begegnete die sie forschend zu durchdringen schienen.
      "Es tut dir leid...? Was genau noch außer.. dass du erst jetzt kommst?"
      Diese Frage bohrte sich tief in ihren Verstand und grub eine Kluft aus Schuldgefühlen. "Du hast recht, ich hätte schon viel eher da sein müssen. Aber das ist lange nicht alles. Ich hätte dich beschützen... hätte verhinden müssen, dass es überhaupt soweit kommen kann. Ich-"
      Bevor sie ein weiteres Wort herausbrachte, fuhr Jocy ihr mit deutlicher Entgeisterung in den Augen über den Mund. Offenkundig war ihr aufgefallen, dass auch die Schwarzhaarige nicht ganz unversehrt aus dem ganzen Choas vor drei Tagen gekommen war. Sie konnte nicht fassen, welche Sorgen und Wut sich plötzlich in den gerade noch so fröhlichen Roten Augen wiederspiegelten... Dabei hatte Meri diese Sorgen nicht einmal verdient.
      "Er? Meinst du etwa den Pandahut?" Merida schüttelte langsam den Kopf. "Nein." Vorsichtig legte sie ihre Hand auf den Verband an ihrer Seite. Noch immer konnte sie den leichten pulsierenden Schmerz wahrnehmen, doch eigentlich handelte es sich nur noch um ein entferntes Ziehen, dass absolut nicht der Rede wert war. Zwar war die Schnittwunde, laut der Ärzte, doch etwas tiefer gewesen, als Merida zuvor gedacht hatte, aber bald schon würde davon nur noch eine blasse Narbe zurückbleiben, die sich problemlos zu den restlichen hinzugesellen könnte. "Das hier habe ich allein meiner eigenen Dummheit zu verdanken", versicherte sie mit ruhigen Worten. "Ich kann mich ehrlich gesagt nicht einmal mehr an das Gesicht des Mannes erinnern, der mich da erwischt hat", fügte sie achselzuckend hinzu. "Aber dass er mich überhaupt erwischen konnte, hat allein mit meiner Inkompetenz zu tun. Außerdem ist das im Moment absolut nicht wichtig..." Sanft legte Meri ihre Hand auf Jocys vor Wut zitternde Schulter. "Außerdem solltest du deinen Zorn nicht gegen jemand wildfremden richten, sondern allein gegen mich... Ich hätte besser auf dich Acht geben müssen."
      "Gehst du nicht etwas zu hart mit dir selbst ins Gericht, mein Schatz." Bis eben hatte Merida nicht einmal wirklich realisiert, dass sich ihre Eltern im Raum befanden, doch nun legte ihre Mutter besänftigend ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter. "Niemand von uns hätte den Ausgang dieses ganzen Chaos vorherahnen können. Außerdem wurde mir berichtet, dass du mit deinem Handeln vielleicht eine kleine Schlacht in der Stadtmitte hast verhindern können." Ruhige grüne Augen schienen die Schwarzhaaruge beruhigen zu wollen, leider schaffte sie es aber nur den Kopf zu schütteln. "Das-"
      "Deine Mutter hat recht", mischte sich nun auch ihr Vater ein, bevor Meri ihren Protest aussprechen konnte. "Außerdem haben diese Piraten, denen du geholfen hast, uns beim Wiederaufbau des Restaurantes geholfen."
      Sie musterte das Lächeln des alten Mannes eine Zeit lang und stieß schließlich seufzend die Luft aus. "Dennoch." Sie löste ihre Schulter aus dem warmen Griff ihrer Mutter und hockte sich erneut an Jocys Bett. "Ich kann und werde nicht verlangen, dass du mir jemals verzeihst, aber ich möchte, dass du weißt, dass es mir unendlich leid tut."
      Was würde Jocy nach all dem wohl über sie denken? Merida hatte sie praktisch im Stich gelassen, hatte ihr diesen Fackelständer an die Seite gestellt, weil er irgendwie "vertrauenswürdig" schien und hatte sie ansonsten sich allein überlassen. Ob sie vielleicht ihre langjährige Freundschaft beenden würde? Selbst wenn Merida diese Entscheidung unendlich traurig machen würde, sie könnte es Jocy nicht einmal überl nehmen.
      "Meinst du nicht, dass du etwas theatralisch bist?"
      Dieser bissige Kommentar neben ihr, ließ direkt wieder heißes Blut in ihr aufsteigen. Wie hatte er bis eben entgehen können, dass der Feuerteufel direkt neben ihr stand und sie zu allem überfluss auch noch nekisch angrinste? "Was soll das heißen?"
      Statt ihr direkt zu antworten zuckte der Kerl wenig beeindruckt mit den Schultern. "Ich verstehe schon, dass du dir Sorgen um das Kampfkätzchen gemacht hast, aber ihr geht es ja jetzt wieder ganz gut, niemand hat sein Leben verloren. Also warum so eine große Welle machen?"
      Sie schloss die Augen, versuchte die Wut in ihrer Kehle mit tiefen Atemzügen einzudemmen und richtete letztendlich ihre sturmgrauen Augen auf den großkotzigen Piraten. "Hättest du dich vernünftig um Jocy gekümmert, wäre sie niemals hier gelandet", fauchte sie ihn schließlich leise entgegen. "Also spar dir deine elenden Kommentare. Ich hätte ihre Sicherheit niemals in deine Hände legen sollen."
      Wieder erntete sie ein kurzes Schulterzucken. "Ich würde behaupten, dass ich meinen Job recht gut gemacht hast, oder nicht, Kampfkätzchen." Wie gerne hätte sie ihm nur die Hand abgehackt, die sich nun auch noch schamlos auf Jocys roten Schopf legte. Gleichzeitig könnte sie auch noch dieses breite Grinsen aus seinem Gesicht kratzen...
      "Fass sie nicht an...!", knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und richtete sich neben ihn auf. Doch selbst mit durchgedrückten Rücken, musste sie noch einige Zentimeter aufschauen, um seinen dunklen Augen begegnen zu können. Aber das würde sie noch lange nicht zögern lassen, ihm die Faust in die Magengrube zu rammen.

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    • Jocelyn Salvatore

      Jocelyn zog bei Ace’ Kommentar eine Braue hoch, während sie genüsslich in eines der Sandwiches biss und dabei einen ordentlich großen Bissen zu kauen begann. Er müsste sich noch bei ihr revanchieren? Wie weit ging seine Dankbarkeit bitte, dass er nach dem, was er neulich alles für sie getan hatte, immer noch daran festhielt, dass sie angeblich noch immer nicht quitt waren? War ihm bewusst, wie viel es ihr bedeutet hatte, dass er genau an jenem Tag an ihrer Seite gewesen und ihr beiseite gestanden hatte? Dass sie ohne seine Unterstützung garantiert nichts hätte ausrichten können? Und doch saß er hier erneut an ihrer Seite – darauf anscheinend bestehend, dass das, was er getan hatte, noch lange nicht genug gewesen zu sein schien, um sich für seine Lebensrettung zu bedanken. Von wegen. Der Typ bräuchte wirklich dringend eine Justierung der Selbstreflektion seiner Taten. Und nicht nur das. Er sollte wirklich lernen besser zu verstehen, ab wann er einem Menschen keinen Gefallen mehr schuldig war. Eine seltsame Art von Pirat war er, der glaubte einem Menschen nur wegen einer kleinen Rettungsaktion so lange dankbar sein zu müssen. Doch obwohl sie so dachte und ihn schon fast für verrückt betiteln würde ihr so lange dankbar sein zu können, schlich sich trotz dessen ein warmes Lächeln auf ihr blassen Züge, die sie sogleich um einiges weniger wie eine gerade zum Leben erwachte Leiche wirken ließen. Sogar ein heißeres Kichern entfloh ihrer Kehle, kaum dass er Miguel provoziert hatte, der ihm hingegen einen finsteren Blick zuwarf und dem Schwarzhaarigen wohl am liebsten den Arm abreißen wollte, dessen Hand sie schamlos berührte. Dass dieser kurz nach ihrem Kompliment an das wandelnde Inferno auch noch hochrot anlief – vor Zor selbstverständlich –, verstärkte ihr Kichern nur, sodass sie dies kurze Zeit später bereute als ein brennender Schmerz sich durch ihren Hals bohrte, der ihren Körper sogleich von einem starken Husten erschüttern ließ. Dies führte auch noch dazu, dass sie sich beinahe an den Sandwich-Stücken in ihrem Hals verschluckt hätte, wäre Alec nicht an ihre Seite gesprungen, um ihr beherzt auf den Rücken zu klopfen. „Mach langsam, Schwesterchen.“ – „Siehst du, was du angerichtet hast??“, fauchte Miguel ohne zu zögern ihren neuen Schatten an, der es sich nicht nehmen lassen konnte nach dem Sandichangebot kräftig zuzulangen. „Was regst du dich bitte so auf? Hab mich nur verschluckt. Und wüsste nicht, warum Ace‘ daran jetzt Schuld haben sollte..“, murrte die Rothaarige kopfschüttelnd über ihren Bruder, der gerade nicht nur sehr beschützend wirkte, wie sonst auch, sondern auch sehr feindselig ihrer neuen Gesellschaft gegenüber. Dabei sollte er ihm stattdessen unendlich viel Dank entgegenbringen. Immerhin hatte er ihr tatkräftig geholfen und sie nicht im Stich gelassen, wie es sicher einige andere getan hätten, zumindest an Ace‘ Stelle. Doch der Ausdruck in dem Gesicht ihres älteren Bruders war eindeutig. Er hatte im Leben nicht vor, Ace für irgendetwas dankbar sein oder gar ihm weniger aggressiv gegenübertreten zu wollen. Auch wenn sie nicht wirklich verstehen wollte, warum das so war. Sie kratzte sich seufzend bei den glühenden Blicken ihres Bruders, die er dem Schwarzhaarigen zuwarf, an der Wange und hoffte sehr, dass er Streitigkeiten und Diskussionen auf ein Minimum reduziert halten würde. Immerhin merkte sie genau, dass ihre Kondition noch nicht wirklich so weit genesen war, dass sie eine aufgeheizte Situation ertragen könnte – ihren bereits hämmernden Schädel in Betracht ziehend.
      Bei Meridas Worten hingegen lächelte die Rothaarige milde. Den teilweise anklagenden Unterton hatte sie dabei durchaus rausfiltern können. Schließlich gab sich ihre Freundin gerade nicht sehr viel Mühe diesen zu verbergen, vermutlich konnte sie es auch nicht, da die Schuldgefühle sie immer mehr aufzufressen schienen. Ihre Blicke und Wortwahl sprachen Bände. Zu schnell lenkte Merida von sich selbst wieder ab, nachdem Jocelyn nach ihrem Befinden gefragt hatte und schob die ganze Schuld ihres Zustands auf sich selbst und ihre angebliche Unfähigkeit. Jocelyn verzog den Mund je mehr sie ihrer Freundin Gehör schenkte – dabei den Blick langsam auf ihr Essen senkend. Was redete Merida da für einen Blödsinn vor sich hin? Einerseits entschuldigte sie sich bei der Rothaarigen, wenn auch nicht die Art Entschuldigung, die sie von ihr erwartete, und andererseits.. überdramatisierte sie den gesamten Umstand dermaßen, als hätte sie Jocelyn persönlich in eine Grube voller hungriger Leoparden gestoßen, die sie allesamt zerfleischen wollten und sie nur mit Mühe und Not aus diesem Todesgefängnis herausfinden hätte können! Kein Wunder also, dass ihr das Lächeln, das bis dato noch das blasse Gesicht der Rothaarigen geziert hatte, längst verschwunden war und sie stattdessen gequält ihre Lippen zusammenbiss, insbesondere als sie diese Worte hörte, die ihr einen ziemlichen Stich in der Brust hinterließen: „Ich kann und werde nicht verlangen, dass du mir jemals verzeihst, aber ich möchte, dass du weißt, dass es mir unendlich leidtut“ Sie verlangte von Jocelyn nicht, dass sie ihr verziehe? Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen? Hieß es etwa das, was sie dachte? Machte sie sich das Ganze gerade tatsächlich so einfach, nur damit sie danach aus dem Schneider wäre, oder wie?!
      Gereizt krallte sie sich in ihre Decke und musste tief durchatmen, um die Ruhe zu bewahren, was angesichts ihrer derzeit labilen Kondition eine unglaubliche Herausforderung darstellte. Doch ehe sie überhaupt den Mund hätte öffnen können, um ihrer Freundin mal ein Kommentar an den Kopf zu werfen, das ihr auf der Zunge zu brennen schien, meldete sich das schwarzhaarige Inferno zu Wort. Überrascht blinzelnd wanderten ihre rotbraunen Augen zu ihm und musterte ihn neugierig. Dieses Gespräch hatte eigentlich nichts mit ihm zu tun und könnte ihm vollkommen egal sein, doch er mischte sich ein und versuchte Merida klarzumachen, dass sie sich da grundlos in eine Sache hineinsteigerte, die gerade vollkommen bedeutungslos für die Anwesenden war. Er gab sich dabei sogar recht viel Mühe Jocelyn diese Arbeit abzunehmen, wenn er auch eher amüsiert über das Gemüt der Schwarzhaarigen wirkte, die mit ihrer Wut auf ihn nicht hinter den Busch hielt und stattdessen nach und nach den angesammelten Frust auf ihn abzuladen versuchte. Zumindest solange, bis sie ihm drohte, dass er Jocelyn nicht anfassen sollte. Da war es auch der Patientin eindeutig zu viel des Guten. Tief durchatmend hob sie den Blick und bohrte diesen strafend in den erbosten ihrer Freundin. „Merida! Es reicht!“, donnerte sie sofort, ehe sie an ihrer Hand etwas Flauschiges spürte. Normalerweise hätte sie hinabgesehen, um kurz darauf das hellrote Fell eines kleinen anhänglichen Katerchens zu begegnen, doch ihre Hand fand sein Fell auch ohne, dass sie ihre Augen von dem Gesicht Meridas abwenden musste. Gemächlich kraulte sie durch sein Fell, was ihr half, wesentlich ruhiger zu bleiben als sie es gänzlich ohne ihn wohl geschafft hätte. Vor allem mit Aussicht auf die anbahnende Diskussion, die nicht länger zu vermeiden war. „Ich weiß, dass du dir große Sorgen gemacht hast. Und das tut mir leid“, begann sie mit krächzender Stimme, weshalb sie sich ein paar Mal kurz kräftig Räuspern musste. Doch eine Flasche Wasser, die ihr Alec entgegenhielt, lehnte sie mit einem kurzen Winken der Hand flüchtig ab. Sie wollte gerade keine Ablenkungen. Keine Unterbrechungen. „Aber findest du nicht, dass du gerade unfair gegenüber der einzigen Person bist, die mir an diesem Tag der Katastrophe, ohne zu zögern beigestanden hat?“ Dabei warf sie Ace ein kurzes dankbares Lächeln zu, ließ auch seine Berührung an ihren Kopf gewähren und blickte wieder ernst zu der besten Freundin. „Er hat einen verflucht guten Job gemacht, wenn du es denn so ausdrücken willst. Aber ehrlich gesagt, frage ich mich, seit wann ich deiner Meinung nach ein Kindermädchen nötig habe, das auf mich aufpassen soll! Glaubst du wirklich, dass ich dauernd unter dem Schutz von irgendwem von dir Vertrauenswürdigen stehen muss, um gesund und heil zu bleiben? Seit wann siehst du dich bitte als meine Babysitterin, mh? Du hast kein Recht jemandem ungefragt einen „Job“ zu zuschieben und dich dann zu beschweren, weil es nicht nach deinen Vorstellungen lief! Wenn du gewollt hättest, dass ich die perfekte Babysitterin an meiner Seite gehabt hätte, dann hättest du deinen Arsch gefälligst selbst bewegt! Aber nein! Senorita Serrano muss ja immer die Sorgen und die Probleme der gesaaaaaaaaaaaaaaaamten Bevölkerung auf ihre Schultern heben und dabei JEDEN vernachlässigen, dem sie eigentlich wichtig ist! Weder deine Familie noch ich haben eine solche Behandlung verdient! Und insbesondere DU SELBST! Winkst deine eigenen Verletzungen ab als sei es das Unwichtigste überhaupt, konzentrierst dich nur auf mich, obwohl es mir längst wieder total super geht“ – „Na ja, super geht es dir jetzt nicht unbe—“ Doch Miguel brach mitten im Satz ab als der tödliche Blick seiner Schwester genau auf ihn zielte und er sofort schwer schlucken musste. Jocelyn hielt sich jedoch nicht lange an dieser ungeliebten Störung auf, sondern fokussierte sich wieder ganz auf ihre beste Freundin. „ignorierst deine Familie, die sich nur um dich Sorgen macht und versucht aufzubauen und zu allem Überfluss greifst du denjenigen an, der mir nicht nur ununterbrochen zur Seite gestanden hat, sondern ohne dem wir heute definitiv eine Person weniger in diesem Raum wären!“ Mit diesen Worten hob sie den freien Arm an und deutete energisch in Richtung ihres kleinen Bruders. „Ohne ihn wäre mein Bruder jetzt tot. Sag mir Meri.. wie würde es deiner ans Bett gefesselten Freundin in so einer Situation gehen? Könnte sie noch Lächeln wie bisher? Könnte sie stolz auf sich sein, bis zum Letzten alles versucht zu haben? Könnte sie sich selbst im Spiegel ansehen, ohne diesen zerstören zu wollen, weil sie ihr eigenes Spiegelbild nicht ertragen könnte! Diesen anklagenden Blick, dass ich meine Familie im Stich gelassen hätte, nur um mich selbst gesund halten zu können?!“ Ihr Atmen wurde immer schwerer, weshalb die Hand, die Ginger durchs Fell kraulte, sich kurz in den weichen Plüsch hineinkrallte. Ein kurzes Knurren reichte aus, dass sie zusammenzuckte und sogleich wieder bedacht die kleine Mietze entschuldigend streichelte. Dabei wanderten ihre rötlich schimmernden Augen sanft zu dem kleinen Tierchen, das sich an ihre Hand schmiegte und sie so sehnsüchtig ansah, als ob sie die gesamte Aufmerksamkeit ihrer Besitzerin für sich beanspruchen wollte. Vermutlich, weil es intuitiv spürte, dass der Rothaarigen dieses Gespräch alles andere als guttat. „Ich bin kein Feigling.“, stellte sie schließlich fest und blickte wieder zu ihrer Freundin auf, die durchaus aufgewühlt zu sein schien durch alles, was Jocelyn ihr bisher gesagt hatte. „Du allerdings bist es! Wenn du mich als Freundin satthast, dann sag es vernünftig und versteck es doch bitte nicht hinter so einer feigen Ausrede, die mir die Entscheidung zuschiebt, unsere Freundschaft bestehen oder abbrechen zu lassen!! Wenn du das aber nur gesagt hast, weil du von allem, was war zu durcheinander bist, dann bist du noch nicht so weit, das Bett zu verlassen! Solche Kommentare führen nur zu Missverständnissen und können den Menschen, die dich liebhaben, unglaublich wehtun! Also tu mir den Gefallen.. und geh in dein Krankenzimmer, kurier dich aus und red dann wieder mit mir, wenn dein Kopf klargeworden ist und du nicht so einen Scheiß von dir gibst! Sei es mir, deiner Familie oder meinen Freunden gegenüber!“ Sie atmete tief durch und hatte gemerkt, wie ihre Stimme gegen Ende immer mehr gezittert hatte. „Ich ha-hab dich lieb, Merili, aber jetzt gerade.. ertrag ich sowas nicht. Also bitte.. geh einfach. Geh. Bitte.“

      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Portugas D. Ace

      Es war schön sie wieder Lachen hören zu können. Klar, er hätte es lieber gehabt, wenn sie kurz darauf nicht vom Husten geschüttelt worden wäre, aber solange ihre gute Laune darunter nicht litt, war es Ace im Moment recht. Die Kleine hatte reichlich viel Mist durchgemacht, bevor sie vor drei Tagen zusammengebrochen war, entsprechend erleichtert war der junge Mann also sie jetzt in diesem guten Zustand erleben zu können. Das ihr mürrischer Bruder allerdings anderer Meinung zu sein schien, verwirrte ihn schon fast ein wenig. "Ich soll also daran Schuld sein, dass deine geliebte Schwester so gute Laune hat, dass sie endlich wieder lachen kann?", fragte der Schwarzhaarige also neckend nach. "Ich glaube mit dieser Schuld kann ich gut leben." Grinsend zwinkerte er dem Kampfkätzchen zu und gab ihr mit einem Fingerzeig zu deuten, dass sie lieber etwas trinken sollte, um ihrem kratzenden Hals Einhalt bieten zu können.
      Doch leider war die gute Stimmung nicht von großer Dauer. Eigentlich hatte Ace erwartet, dass das Aufeinandertreffen der beiden besten Freundinnen eine zusätzliche Freude für das Kampfkätzchen werden dürfte. Aber offenbar hatte er unterschätzt wie selbstzerstörerisch diese Merida sein konnte. Sie schien sich fast selbst zu verachten und ließ ihre innere Wut auch noch fehlgeleitet an der Feuerfaust aus, nachdem sie zuvor nicht einmal ihren eigenen Eltern wirklich hatte zuhören wollen. All diese Menschen machten sich offenkundig Sorgen um die junge Frau, doch das einzige was sie herausbrachte, waren selbstzerstörerische Vorwürfe. Ace wusste nicht, ob das nur reines Selbstmitleid oder tiefliegender Selbsthass waren, Fakt war: Merida verletzte damit all die Menschen, denen sie wichtig war. Allen voran: Jocelyn. Entsprechend wenig überrascht war die Feuerfaust, als das kleine Kampfkätzchen die Fassung verlor und ihre beste Freundin verbal zusammenstauchte. Auch wenn es ihn dabei irgendwie freute, dass die Rothaarige auch aktiv für Ace Partei ergriff, bedrückte es ihn auch ein wenig, die eben noch gut gelaunte junge Frau so in Rage zu erleben. Hätte er gewusst, dass Merida solch eine Show abziehen würde, hätte er sie vielleicht gar nicht erst in den Raum gelassen... Vielleicht hätte er auch eher intervenieren sollen? Aber vielleicht reichten die harten Worte der Kampfkatze auch aus, um der Schwarzhaarigen ihren Fehler klar zu machen. Mit etwas Glück würde sie begreifen, dass ihr ungezügelter Selbsthass den Menschen schadete, die ihr bedingungslose Liebe entgegen brachten.
      Also beschloss die Feuerfaust den Mund zu halten, ließ Jocys Wut freien Lauf und verkniff es sich, irgendetwas einzuwerfen. Stattdessen beschloss er seine Hand weiter beruhigend auf dem roten Haarschopf thronen zulassen, egal wie zornig die Schwarzhaarige deswegen auch sein mochte. Im Moment sank eben diese sowieso mit jedem weiteren Wort ihrer Freundin weiter in sich zusammen. Und leider konnte Ace etwas in ihrem Blick beobachten, dass die Situation in Zukunft wohl nicht besser machen würde. Da war kein Verständnis, keine strahlende Erkenntnis zu beobachten. Nein... die sturmgrauen Augen wurden mit jeder Sekunde düsterer, trauriger und... wütender? Es war unfassbar, wie wenig das Mädchen die Worte ihres Gegenüber zu verstehen schien, stattdessen schien sie sich weiter in Selbsthass und Selbstmitleid zu vergraben, was dem Schwarzhaarigen letztendlich nur ein kurzes Kopfschütteln entlockte. Offenbar war ihr kaum noch zu helfen, auch wenn er sich tatschlich fragte, woher diese selbstzerstörerische Ader der jungen Frau wohl herrührte. Doch bevor sie nicht verstand, welche Trauer sie damit auch ihren Nächsten bereitete, würde sie wohl kaum voran kommen.
      Auch das Ende dieser einseitigen Auseinandersetzung war recht vorhersehbar gewesen. Jede einzelne Person im Raum schien die Luft an zuhalten, als Merida die Rothaarige mit gläsernen Augen musterte. Eine Sekunde, dann zwei, bis sie schließlich langsam nickte. "Es... tut mir leid." Mehr brachte sie nicht hervor, bevor sie sich von dem Krankenbett löste und geradewegs aus der Tür marschierte. Sie getraute es sich nicht einmal mehr, ihren eigenen Eltern in die Augen zu blicken, bevor sie die Tür hinter sich zuzog. Eben diese legten daraufhin noch eine tiefere Trauermiene an den Tag, wobei die Familienmutter offenkundig überlegte, ihrer Tochter zu folgen, nur um von ihrem Mann gestoppt zu werden. "Ich glaube sie braucht ein paar Momente für sich." Wahrscheinlich hatte er damit recht, doch Ace' Fokus lag im Moment sowieso auf einer anderen Person.
      "Alles gut bei dir?" Die ganze Zeit über, hatte seine Hand auf dem bebenden Kopf der Rothaarigen geruht, nun platzierte sie sich auf die zitternden Schultern der Kleinen, während die andere dem Mädchen eine der dutzenden Wasserflaschen entgegenhielt. "Hier, du solltest dringend noch etwas trinken." Langsam hockte er sich an die Stelle neben dem Bett, die zuvor noch Merida eingenommen hatte klopfte dem Kampfkätzchen zuversichtlich die Schulter. "Ich bin mir sicher, dass sie irgendwann zur Besinnung kommen wird. Auch wenn sie jetzt noch etwas auf dem Schlauch steht, irgendwann wird es dir gelingen, ihr deine Gefühle deutlich zu machen." Und wenn ich dafür etwas nachhelfen muss, ist das eben so. Ein zuversichtliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er erneut durch ihren roten Haarschopf wuschelte. "Aber jetzt sollte dein Fokus allein auf diesen leckeren Sandwiches liegen." Breit grinsend schnappte er sich eben eines davon und schob es sich genüsslich zwischen die Backen. "Wie pfiele hascht du mir noch 'mal tschugefschtandn?" ("Wie viele hast du mir noch einmal zugstanden?")


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      Merida Serrano

      Einerseits hatte sie tatsächlich nicht damit gerechnet, dass Jocy so wütend werden würde, andererseits hatte sie absolut kein Recht dazu, sich beschweren. Offenkundig hatte Meri ihre beste Freundin mehr verletzt als erwartet... Sie hatte es verbockt, mal wieder... Sie verbockte es doch eigentlich immer.
      ... Wertlose Göre! ... Gib dir gefälligst mehr Mühe! ... Kannst du denn gar nichts?! ...
      Sie kannte diese Art von Kopfschmerzen bereits, außerdem glaubte sie sich gut an diese Worte erinnern zu können und doch... Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich dazu, statt der dunklen Stimmen in ihrem Kopf Jocy zuzuhören, auch wenn das nicht weniger verletzend wirkte. Aber hatte sie überhaupt das Recht dazu, verletzt zu sein? Nein! Natürlich nicht. Immerhin war sie an dieser ganzen Situation überhaupt erst Schuld. Sie verdiente die Wut ihrer Freundin und sie würde auch die Wut aller anderen im Raum verdienen. Jedes einzelne Wort aus dem Mund der Rothaarigen drückte eine düstere Wahrheit aus und dennoch wusste Merida einfach nicht genau, wie sie mit eben dieser Umgehen sollte. Sie wusste nur, dass sie ihre beste Freundin verletzt hatte und das würde sie sich selbst wohl nie verzeihen können.
      ... Bist du denn überhaupt zu etwas zu gebrauchen?! ...
      Erneut wurde ihr Geist von beißenden Kopfschmerzen durchzogen. Doch dieses Mal konnte sie zumindest ihre Konzentration aufrecht halten. Ja, sie war ein Feigling. Sie war zu feige, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Sie war zu feige, sich ehrlich ihrer Freundin und ihrer Schuld zu stellen. Stattdessen transportierte sie ihren Frust auf die schwarzhaarige Sparflamme, obwohl sie selbst doch am besten wissen sollte, dass es alleine ihm zu verdanken war, dass Jocy nichts schlimmeres zugestoßen war.
      „Ich ha-hab dich lieb, Merili, aber jetzt gerade.. ertrag ich sowas nicht. Also bitte.. geh einfach. Geh. Bitte.“
      Erst als diese letzten worte zitternd auf Merida niederschlugen, gestattete sie es sich, wieder ihren Blick auf ihre Freundin zu legen. Trauer, Wut und Frust lagen im Gesicht der jungen Frau und die Schwarzhaarige war die Ursache für all diese Gefühle. Sie presste die Zähne aufeinander, gestattete es sich nicht auch nur eine Träne zu vergießen, egal wie niedergeschlagen sie sich im Moment fühlen sollte. "Es... tut mir leid." Sie war sich sicher, dass diese Worte nicht ausreichen würde. Sie wusste, dass sie eigentlich viel mehr sagen sollte. Sie wollte so viel mehr sagen und dennoch war jetzt nicht der Zeitpunkt dafür. Ihre Zähne gruben sich in ihre Unterlippe, während sie auf dem Absatz kehrt machte und sich eilig daran machte, Jocys Bitte nachzukommen. Unendlich gerne wäre sie noch geblieben, hätte sich die nächsten Stunden über an ihr Bett gesetzt, um sicher gehen zu können, dass es ihr gut ging... Aber diesen Platz hatte sie im Moment nicht verdient... vielleicht würde sie ihn nie wieder verdienen.
      Alleine der Gedanke zerfraß ihr bebendes Herz, während sie schweigend durch die seltsam stillen Gänge des Krankenhauses marschierte. Noch immer gestattete sie es sich nicht, auch nur eine Träne zu vergießen, selbst nicht als sie endlich in ihrem eigenen Krankenzimmer einkehrte. Doch kaum viel die schwere Tür hinter ihr ins Schloss, prallte ihre Faust auch schon gegen die Zimmerwand. Einmal, zweimal, dreimal Du hast si zum weinen gebracht! Zehnmal. Du hast nur an dich gedacht! Zwanzigmal. Du hättest für sie da sein sollen! Merida hörte nicht auf, bis jeder ihrer Knöchel blutete und die Erschöpfung ihren Atem schwer gehen ließ. "Ich habe sie noch nie so aufgebracht gesehen", stieß sie japsend hervor, während sie vor der Wand zu Boden sank. "Was ist, wenn sie nie wieder mit mir reden will?" Hatte sie überhaupt das Recht dazu, sich darüber zu beschweren? Hatte sie überhaupt ein Recht dazu, weiterhin in ihrer Nähe zu sein. Verzweiflung lähmte ihre Gedanken und zu de Kopfschmerzen gesellten sich erneut dröhnende Stimmen hinzu.
      ... Bist du gänzlich lernresistent? ... Wie lange musst du es denn noch versuchen, bist du es begreifst? ... Du bist zu weniger zu gebrauchen, als befürchtet! ... Ein Stück Dreck, das bist du! ...
      "Woher...?" Ab und an glaubte sie ein Gesicht zu den Worten erkennen zu können, doch sobald sich der Nebel vor ihren Erinnerungen zu lichten schien, schoben neuerliche Kopfschmerzen einen dichten Vorhang vor ihr lückenhaftes Gedächtnis. "Ich... weiß es nicht." Seufzend entwich angestaute Luft ihren schmerzenden Lungen, während sich die junge Frau mit der Stirn voran gegen die Wand sinken ließ. "Wer bist du? Woher kenne ich dich... Warum hast du mich so sehr verachtet?"

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    • Jocelyn Salvatore

      Jocelyn krallte sich mit der freien Hand in ihre Decke, während Merida wohl ihre Worte abzuwägen schien. Es war der Freundin durchaus anzusehen, dass ihr der Ausbruch der Rothaarigen sehr nahe ging. Vielleicht etwas zu sehr? So traurig wie sie dreinblickte wollte sie sie immerhin nicht machen, und doch tat sie es. Hatte sie sich zu sehr von ihren Emotionen leiten lassen und riskiert, dass sie ihrer Freundin mehr Schmerzen bereitete als eigentlich beabsichtigt? Natürlich wollte sie das nicht, aber.. ihr Verhalten gerade war alles andere als akzeptabel gewesen! Manchmal.. waren ein paar heftige Schmerzen nun einmal notwendig, wenn man begreifen müsste, dass man selbst anderen ebenfalls große Schmerzen zufügte. Nichts anderes wollte sie bei ihr erreichen. Einsicht. Doch da hatte sie ihre Hoffnung wohl zu hoch gesteckt - für den Moment zumindest. Denn jetzt gerade wirkte sie alles andere als verständnisvoll und einsichtig. Eher.. wie eine Mischung aus verletzt und zornig. Jocelyn.. hatte bestimmt keinen Fehler gemacht. Oder? Sie wollte die Lage auf keinen Fall verschlimmern, doch gerade, jetzt und hier.. waren Meridas Gefühlsausbrüche vollkommen unerwünscht, vor allem dann wenn sie sich gegen Personen richteten, denen sie eher dankbar sein müsste. Wobei.. sie reagierte da wohl ähnlich wie Miguel, auch wenn sich dieser mehr zurückhielt und nur hin und wieder seinen Gefühlen durch fiese Kommentare Luft machte. Dieses Verhalten konnte sie zwar ebenso wenig gutheißen, aber noch eher ertragen als das ihrer besten Freundin gerade, die nach einer Weile des gegenseitigen Schweigens und ununterbrochenen Anstarrens eine Entschuldigung aus ihr herauspresste. Ihre Stimme klang schwach und zitternd und trotzdem.. trotzdem wollte Jocelyn nicht nachgeben. Nicht solange Merida nicht verstand, dass dieser Schritt hatte sein müssen. Ihr Blick wanderte trübe zur Seite als die Schwarzhaarige auch schon das Zimmer verließ. Wenigstens.. war diese Entschuldigung eine richtig platzierte gewesen. Auch wenn es nicht die war, die sie gerade gerne gehört haben wollte.
      Ein leises Seufzen entfloh ihren Lippen, während sie wieder begann Ginger über das Fell zu streicheln, da sie für eine Weile aufgehört hatte ihre Hand auf dem orangenen Fell groß zu rühren. Es half ihr unglaublich beim Nachdenken und gleichzeitig lenkte es sie sehr von der Anwesenheit all dieser Menschen in ihrem Zimmer ab, die dieses Theater der zwei Freundinnen wie Schaulustige beobachtet hatten. Diese Tatsache war ihr schon fast unwohler als der Konflikt an sich, weshalb sie froh war, dass die schwarzhaarige Sommersprosse neben ihr die Aufmerksamkeit der Rothaarigen auf sich lenkte, ohne dass sie sich dem Drang hingab immer tiefer in ihrer Matratze versinken zu können, um den Blicken aller entgehen zu können. Dabei merkte sie jetzt erst wie er seine Hand von ihrem Schopf genommen hatte, sodass sich ihr Kopf nun seltsam kühl anfühlte. Unsicher fuhr sie sich mit einer Hand durch das Haar, um dieses Gefühl verschwinden lassen zu können, ehe sie dieselbe Wärme nun an ihrer Schulter spürte und im Nu eine Wasserflasche vor ihrem Gesicht angeboten bekam. Erst jetzt merkte sie diesen brennenden Schmerz, der sich schon die gesamte Zeit über in ihrem hals ausgebreitet hatte und nach Flüssigkeit zu lechzen schien, auch wenn sie dies bisher noch erfolgreich hatte ausblenden können. Nickend nahm sie die Flasche mit ihren zitternden Händen entgegen, da ihr Körper noch immer zu sehr von dem eben Geschehenen aufgewühlt zu sein schien. "Wird schon, danke", antwortete sie ihm, öffnete die Flasche und nahm einige große Schlucke, die ihrem Hals sogleich Wohltuen bereiteten. Doch gerade als sie die Flasche von ihrem Mund wieder entfernte, sah sie wie sich das wandelnde Inferno genau dorthin gesetzt hatte, wo zuvor Merida gesessen hatte. Gleichzeitig versuchte er sie wohl zu trösten, schätzte sie. Ihr Blick wanderte von ihm zu den anderen Anwesenden, wobei die einen oder anderen Blicke tauschten, insbesondere Meridas Eltern. Ob sie Jocelyn wohl böse waren, dass sie ihre Tochter so behandelt hatte? War sie in ihren Augen vielleicht sehr respektlos und undankbar gewesen? Beschämt wendete sie den Blick wieder gänzlich auf ihr kleines Kätzchen, das sich genießend auf den Rücken gerollt hatte und sich nun den Bauch streicheln ließ. "Vielleicht..", entgegnete sie Ace nach einer Weile und lächelte ihn dankbar an. "Sie ..steht sicher noch unter Schock. Am besten.. wir geben ihr noch Zeit das ganze zu verdauen und.. und dann kommt sie bestimmt zu sich." Sie legte den Kopf tief durchatmend in den Nacken und spürte wie die Kopfschmerzen von zuvor allmählich besser wurden je mehr sie sich auf die positive Sicht der Dinge zu konzentrieren versuchte - und dass sie auch schon Einiges getrunken und gegessen hatte, beeinflusste diese Entwicklung bestimmt auch stark. "Aber eins sag ich dir!", begann sie kurz darauf grinsend "wenn sie nicht das nächste Mal als Entschuldigung mit einem immensen Fresspaket ankommt, kann sie gleich wieder gehen~" Kichernd nahm sie sich auch noch zwei der Sandwiches, kaum dass Ace sie dazu ermutigt hatte, auch wenn dies wohl eher unnötig gewesen wäre, da sich ihr Bauch allmählich wieder gemeldet hatte. Sogleich stopfte sie sich eines bereits in den Mund und sah dann zu dem Schwarzhaarigen, wie forschend. Kaum einer hatte ihn wohl verstanden, doch es schien als würden er und die kleine Patientin dieselbe Sprache sprechen, da sie mit ähnlich vollem Mund zu antworten begann: "Bümpf. Abfa.. iff bloube mein obar kwei bär pann iff boch nock vekplöstn. Bedek beitare postet dick~" ("Fünf. Aber.. ich glaube 1 oder 2 mehr kann ich auch noch geradeso vertrösten. Jedes Weitere kostet dich~")
      Miguel rieb sich darüber nur angestrengt die Stirn. "Können die sich ernsthaft verstehen, oder ist da ein Trick dahinter? Zudem.. ist das echt alles andere als attraktiv, Schwesterherz. So bekommst du nie einen Freund ab - besser für den bei so einen kleinen Schweinchen~" Im nächsten Moment landete ein Kissen direkt in dessen Gesicht, das die gereizte Jocelyn direkt in sein Gesicht geworfen hatte. "Beffe!!!" ("Fresse!"), schimpfte sie und schluckte den Rest in ihrem Mund mit einem Happs hinunter, wobei sie sofort nach der Flasche griff und den Rest der halb leeren Wasserflasche auch leer machte. Achtlos landete die leere Flasche zu Boden, kurz bevor Alec ihr auch schon die nächste reichte. "Erstens: geht dich DAS gar nichts an! Und Zweitens: Will ich gar nicht attraktiv für irgendwelche oberflächliche Kerle wirken, die sich eine Meinung daraus machen wie andere aussehen, sich ihrer Meinung nach nicht richtig verhalten oder so ein scheiß. Wer mich nicht so nimmt, wie ich bin" Sie stopfte sich wieder das nächste Sandwich in den Mund "fer hak äh perfiff--" ("der hat eh verschiss--") Doch sie konnte ihren Satz nicht beenden, da im mitten in ihrer Ansprache die Türe aufgestoßen wurde und ein abgehetzt wirkender Brandon, der vollkommen außer Atem zu sein und einen hochroten Kopf vom Rennen zu haben schien hineingeplatzt kam. Ihre Augen weiteten sich schlagartig und sie verschluckte sich jäh an dem Essen in ihrem Mund, weshalb sie sogleich zu Husten anfing und eilig die Wasserflasche öffnete, um ihren Hustanfall mit vielen großen Schlucken unter Kontrolle zu bringen. Ihr Kopf nahm mit jeder weiteren Sekunde, seitdem Brandon angekommen war, ein immer tiefereres Rot an. Auch wenn sie wirklich bemüht war, sich die in ihr aufsteigende Nervosität und den versetzt bekommenen Schock nicht ansehen lassen wollte. "B-Brandon..!", entkam es ihr schließlich, nachdem sie die Flasche von ihrem Mund genommen hatte und ihn von kopf bis Fuß musterte. "A-Alles gut? Ist was passiert?" Er sah immerhin vollkommen erledigt aus. Als wäre er ungelogen vom Restaurant bis hierher gerannt. War vielleicht etwas Schreckliches vorgefallen? - Schon wieder?!

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      Trafalgar D. Water Law

      Während der letzten Tagen hatte sich Trafalgar reichlich bemüht, als professioneller Arzt im Krankenhaus, in dem die meisten seiner Alliierten ein- und ausgingen, akzeptiert zu werden. Und seien wir mal ehrlich.. so schwer war das gar nicht. Sein medizinisches Wissen und Können sprach ja schon so für sich, doch die derzeitige Situation ließen Zweifel an seiner Geschichte gar nicht erst zu. Gerade dieses Krankenhaus war für jede helfende Hand dankbar, weshalb der junge Pirat in kürzester Zeit Anerkennung für seine Arbeit erntete. Natürlich stützte er seine Geschichte damit, dass sie in seiner Ortschaft weniger moderne Technologien benutzten, sodass er die Situation nutzte, sich mit diesen neumodischen Erfidungen vertraut zu machen. Allerdings waren diese technologien nicht das Hauptziel des Schwarzhaarigen, um sich - selbstlos wie es schien - um die schwer verletzten Patienten zu kümmern, die allmählich nach und nach das Krankenhaus aus allen Nähten sprengen zu lassen schienen. Nein, dem ging er lediglich zum Schein nach. Immerhin wollte er, wann immer es ihm gefiel, ein und aus gehen und jegliche Bereiche erforschen können, ohne Verdacht zu schöpfen. So wie jetzt auch. Er war in einen Bereich eingedrungen, der nur für authorisiertes Personal gestattet war, und durchforstete dort an einem kleinen Schreibtisch zwischen all den reisigen und beladenen Aktenschränken, dicke Mappen und wälzte medizinische Fachliteratur, die vor ihm teils zu turmhohen Konstruktionen gestapelt waren, von denen es wohl nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie ineinander zusammenfallen würden. Er verbrachte bereits die letzten zwei Stunden damit, sich durch diese ganzen Akten und Bücher zu wälzen, wobei ihm immer öfter auffiel, dass ihm viele Begriffe darin vollkommen unbekannt waren. Wenn er auf solche Begrifflichkeiten stieß, notierte er sich auf seine Handinnenfläche - mit dem Vorhaben, jedes Einzelne davon zu recherchieren und nachvollziehen zu können. Diese Welt war für einen Menschen, der mit Leib und Seele Arzt war, ein reiner Schatz an medizinischem Wissen, den er nicht ungenutzt ignorieren könnte. Solange sie dazu verdammt waren, auf dieser Insel festsitzen zu müssen, würde er die Zeit dazu nutzen, sein Wissen zu verfeinern und sich - soweit möglich - das Können dieser modernisierten Welt anzueignen. Immerhin.. hätten sie einen verletzten menschen, der derart lebensbedrohlich verwundet sein würde wie die Feuerfaust es einst gewesen war, niemals hätten retten können. Doch die Ärzte hier waren durchaus dazu fähig, da sie Wissen und Technologien besaßen, die ihm und sämtlichen anderen Ärzten aus seiner Welt, völlig fremd waren. Doch keine 10 Minuten später ertönte durch die vielen Lautsprecher die energische Stimme der Hilfsärztin am Empfang: "Dr. Trafalgar, bitte in die Chirurgie. Dr. Trafalgar, bitte in die Chirurgie." Law schnalzte gereizt mit der Zunge. Er hasste es, wenn man ihn herumkommandierte und das würde sich auch sicher nicht ändern, wenn er den tüchtigen Arzt spielte. Allerdings war das Wissen, das er hier erlangte von zu großer Bedeutung als dass er es für seinen Stolz in den Sand werfen würde. Zudem.. fiel er mit seinem mürrisch-arroganten Charakter kaum auf, da sich wohl die meisten Ärzte, die etwas auf sich hielten, genauso verhielten. Witziger Zufall, aber das bewies wohl nur, dass er für diesen Beruf wie gemacht war.
      Seufzend schlug er die Mappen und Bücher zu, stand auf und im nächsten Moment waren sämtliche Beweise seiner Nachforschungen verschwunden. Statt ihrer lagen jetzt etliche Stifte und leere Notizzettel auf dem Tische, wobei der eine oder andere Stift bereits vom glatten Holz kullerte und zu Boden fiel. Aber er beachtete das gar nicht weiter, warf sich seinen - ausgeliehenen - weißen Kittel um, rückte sein extra für ihn angefertigtes Namensschild zurecht und verließ den Aktenraum, um sich auf den Weg zur Chirurgie zu begeben. Dort angekommen, hatte er eigentlich damit gerechnet, bei der nächsten Operation behilflich sein zu müssen, doch stattdessen hielten ihn zwei der jüngeren Arzthelferinnen sogleich auf als er die Station betrat. "Was ist los?" - "Na ja.." - "Das Problem ist diese widersetzende Patientin. Die, um die Sie sich hauptsächlich gekümmert hatten. Sie", begannen sie zu erklären, weshalb nur ein angestrengtes Seufzen aus ihm kam und er sogleich die Hand hob. "Schon gut, schon verstanden. Ich soll nach ihr sehen, ja? Tanzt euch wohl wieder auf der Nase rum. Kennt man ja nicht anders von ihr." - "Nein, also nicht direkt. Sie macht nur ziemlichen Lärm und.." - "kaum einer traut sich wirklich näher an ihr Zimmer heran. Darum" Wieder schnazte er genervt. War ja klar. Das Püppchen hatte mal wieder ihre 5 Minuten und kaum dass sie das Zimmer verlassen durfte, versetzte sie jeden in Angst und Schrecken. Er legte eine Hand an die Schulter der älteren Hilfsärztin und lächelte diese kurz an. "Ich kümmer mich drum. Aber nächstes Mal.. ruft mich doch bitte nur, wenn es einen wirklichen Notfall gibt. Wie zum Beispiel.. bei sowas" Dabei deutete er auf eine Trage, die eilig an ihm vorbei geschoben wurde und auf dem man deutlich einen verstümmelten Menschen zu gesicht bekam, der wohl aufgrund der örtlichen Gegebenheiten aufgrund des katastrophalen Vorkommens einem schlimmen Unfall in die Arme gerannt zu sein schien. "Ich bin nämlich nicht ihr Privatarzt. Meine Mage könnte sie gar nicht erst tragen. Also verwechselt mich nicht mit diesen Hobbylosen Springerärzten, die sich für keine Aufgabe zu schade sind.", wies er die beiden sofort zurecht, wobei er ihnen einen strengen Blick zuwarf, der die beiden sogleich in sich zusammenschrumpfen ließ. Ohne jedoch auf deren Antworten warten zu wollen, trat er auch schon zu Meridas Zimmer und öffnete es einfach, ohne anzuklopfen. Einige Schritte vor ihm auf dem Boden an einer Wand lehnend, saß die Schwarzhaarige und wirkte bei diesem Anblick wie ein kleines Häufchen Elend. Ihre Augen wirkten verheult, auch wenn sie garantiert keine Träne vergossen hatte. Ihre Arme zitterten und von dem Handrücken tropfte Blut zu Boden. Wenn er dieser Blurspur einen Wimpernschlag lang folgte, fand er auch sogleich die Ursache für diese Verletzungen. Eine Wand, in der etliche Risse und tiefe Kuhlen eingebettet waren, die rot gesprenkelt wirkten. Sie hatte also ihren Frust an dieser hilflosen Wand ausgelassen? Traurig, dass ihn das so gar nicht überraschte. Seufzend schloss er die Türe hinter sich und trat auf Merida zu, die schon wie so oft ziemlich grimmig dreinsah, auch wenn sie den Blick zu ihm deutlich mied. Dennoch ging er - ohne ihren Gesichtsausdruck weiter zu beachten - vor ihr in die Hocke und musterte sie eindringlich. "Eigentlich solltest du in zwei Tagen entlassen werden. Aber es scheint, dass dir diese Isolationszelle doch mehr gefällt, als du dir anmerken lassen willst. oder warum.. zerstörst dich gerade selbst und machst deinen Heilungsprozess zunichte? Soll ich dir vielleicht noch ein scharfes Messer bringen, damit du in deiner verheilten Wunde herumstochern kannst, mh?" Law schüttelte fassungslos den Kopf, holte etwas aus seiner Innentasche heraus und stellte es schließlich zwischen ihnen ab: Desinfektionsmittel, Tupftücher und einen Verband, sowie Schere. Daraufhin hielt er ihr die Hand hin. "...Worauf wartest du? Das muss verarztet werden, sonst entzündet es sich noch, Püppchen. Du hast Zeit, bis ich deine Hände verbunden habe. In der Zeit kannst du reden, über was immer du willst. Hab ja keine andere Wahl als dir zuzuhören. Ist ne einmalige Gelegenheit. ich würde sie an deiner Stelle nutzen, wenn du nicht in paar Stunden dir aus hineingefressenem Frust die Knie aufschlagen willst." Er seufzte leise. "Unausgesprochener Groll.. kann oft vernichtend sein. Besonders für die Person, die ihn empfindet.", erklärte er abschließend und wartete mit eindringlichem Blick in ihre sturmgrauen Augen darauf, dass sie ihm ihre Hand geben würde, damit er diese verarzten könnte.
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Juvia ()

    • Portugas D. Ace

      "Sie scheint zumindest nicht gänzlich auf den Kopf gefallen zu sein", versuchte Ace es zuversichtlich, nachdem Merida das Zimmer verlassen zu haben. "Also sollte sie es irgendwann wohl verstehen." Leider schien Jocy fürs erste nicht sonderlich überzeugt von eben diesen Worten zu sein und wenn er ehrlich war, konnte die Feuerfaust auch irgendwie verstehen warum. Die beiden schienen sich nun schon seit vielen Jahren zu kennen, entsprechend gut verstand die Kampfkatze wohl auch ihre beste Freundin und wusste wahrscheinlich daher auch, dass eben diese manchmal etwas schwer von Begriff sein konnte. Zumindest glaube Ace das den Worten entnehmen zu können, den der Rotschopf Merida vor wenigen Minuten noch entgegen geworden hatte. Offenbar hatte die Schwarzhaarige schon seit vielen Jahren die ungesunde Angewohnheit sich selbst zu vernachlässigen und damit auch ihrem Umfeld zu schädigen. Was für ein dummes Mädchen.
      Auch wenn die Kampfkatze für einen Moment reichlich niedergeschlagen wirke, schien es Ace doch recht schnell zu gelingen, sie wieder aufzubauen. Ein Umstand, für den der Pirat fast etwas stolz auf sich war und der ein breites Grinsen auf seine Lippen beförderte. Umso mehr freute er sich allerdings als es ihm gestattet war, ein paar mehr Sandwiches zu vertilgen. "Wie güfüsch fon dir, danfe. (Wie gütig von dir, danke)", meinte er und schnappte sich sogleich das nächste Sandwich.
      Es war amüsant sie dabei zu beobachten, wie sie ähnlich wie er selbst, sich den Magen vollschlug auch wenn ihr großer Bruder natürlich wieder ein paar sinnlose Beschwerden parat hatte. "Effen ift-" Bevor er weiter sprach, zwang er sich dann doch erst einmal zum runter schlucken, schließlich schien der Rotschopf ihn als einziges im Raum verstehen zu können. "Essen ist viel wichtiger, als Aussehen. Außerdem gefällt mit die Kampfkatze in ihrem jetzigen Zustand deutlich besser, als niedergeschlagen, hungrig oder im schlimmsten Fall bewusstlos." Von all diesen Varianten hatte er in den letzten paar Tagen schon reichlich vie gesehen, obwohl er die Kleine noch nicht einmal lange kannte. Da hatte er ihr jetziges Auftreten doch deutlich lieber, wenn er ehrlich war, gefiel ihm dieser Anblick sogar richtig gut. Immerhin hatte er nach dem etwas verkorksten Auftreten der Schwarzhaarigen befürchtet, dass die Laune des Kampfkätzchens nachhaltig in den Keller sinken könnte, zum Glück hatte er sich da aber geirrt.
      Wie er aber wenig später grinsend feststellen durfte, wusste Jocy sich gut selbst zu verteidigen. Auch wenn ihr großer Bruder seiner ach so geliebten Schwester ab und an ein schlechtes Gewissen einzureden versuchte, vom Essen konnte er sie auf jeden Fall nicht abhalten. Ein gutes Zeichen, wie Ace befand, weswegen er sich auch direkt zufrieden Sandwich Nummer vier gönnte und belustigt beobachtete, wie sich die Rothaarige mit vollem Mund weiter rechtfertigte. Leider kam sie dieses Mal nicht sonderlich weit.
      Als hätte der junge Mann nur auf sein Kommando gewartet, betrat plötzlich der Mitarbeiter aus dem Serrano-Familienrestaurant die Bühne und Jocys Worte schienen ihr umgehend im Hals stecken zu bleiben. Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen war der Feuerfaust nicht entgangen, wie seltsam schüchtern und zurückhaltend sich die junge Frau in der Nähe dieses Mannes verhielt. Wie war sein Name noch gleich? Brandon? Eigentlich war das wohl auch egal, Fakt war, dass er eine gewisse Wirkung auf die kleine Kampfkatze zu haben schien und eben diese brach nun auch wieder über ihr zusammen. Ace wunderte sich kaum noch darüber, dass die Kleine sich prompt an ihrem Essen verschluckte und klopfte ihr zweimal kräftig auf den Rücken, während er den Neuankömmling musterte. Dieser schien sich bis hierher wahrlich abgehetzt zu haben. Wahrscheinlich war er so schnell wie möglich zum Krankenhaus geeilt, zumindest konnte man das seinem schwer gehenden Atem entnehmen.
      "Ich habe gehört", stieß er abgehackt aus, "dass du endlich aufgewacht bist, Jocy." Bedächtig löste er sich vom Eingang des Zimmers und schritt langsam und mit prüfendem Blick auf die Patientin zu.
      Ace wusste selbst nicht warum, aber irgendwie gefiel es ihm nicht so wirklich, wie seltsam nervös die Kleine in der Nähe dieses Brandons war. Sie schien sich in seiner Umgebung praktisch in einen anderen Menschen zu verwandeln, als würde sie diesem Kerl nicht ihr wahres Ich zeigen wollen. Dabei sollten die beiden sich doch auch schon eine ganze Weile kennen, oder?
      Trotz seiner Gedanken ließ sich die Feuerfaust nichts anmerken und machte einen Schritt zur Seite, als der neue Besucher an das Bett herantrat. "Wie geht es dir?" Neugierig betrachtete er all die verteilten leeren und noch gefüllten Wasserflaschen und die Ansammlung von Sandwiches unterschiedlichster Natur. Kurz huschte ein schmales Lächeln über seine Lippen. "Wie ich sehe, wurdest du gut versorgt." Als wäre er stolz auf die Kleine wuschelte seine Hand durch ihr rotes Haar.
      Ob Merida sich so gefühlt hatte, als Ace vor ihren Augen Jocys Kopf getätschelt hatte? Im Moment zumindest, wollte ihm gar nicht gefallen, dass die Hand des Neuankömmlings den Job erledigte, der zuvor noch dem Piraten gehört hatte. Aber vor allem war er mit Jocys Reaktion auf das Ganze nicht sonderlich einverstanden. Dennoch gab er sich alle Mühe, sich von seinem Unmut nichts anmerken zu lassen. Immerhin gab es keinen Grund dafür, um auf diesen Brandon wütend zu sein, oder? Er schüttelte de Kopf und beschloss stattdessen schweigend seinen Mund mit leckerem Sandwich zu füllen. Irgendwie schmeckte das aber leider nicht mehr ganz so gut wie noch vor einer Minute... Seltsam.
      "Tut mir leid, dass ich jetzt erst hier bin", entschuldiget Brandon sich nun und nahm auch endlich die Hand von Jocys Schopf. "Ich bin dich jeden Tag besuchen gekommen... aber gerade heute war ich nicht zur rechten Zeit vor Ort."
      "Das liegt aber auch nur daran, weil du auf das 'Tu Casa' geachtet hast", war Mr. Serrano mit einem weichen Lächeln ein. "Dafür noch einmal danke, mein Junge."
      Brandon nickte dem alten Mann nur kurz zu. "Nicht der Rede wert." Dann wendete er sich wieder an die Rothaarige. "Also, ich habe schon gehört, welche Heldentaten du in der Stadt vollbracht hast und ich wollte dir auch dafür danken, dass du uns vor drei Tagen im Restaurant vor den Wassermassen beschützt hast."
      Soweit Ace wusste, hatte der Braunhaarige vor all den Vorfällen vor ein paar Tagen noch nicht einmal etwas von Jocys Fähigkeiten gewusst. Allerdings schien er eben diese recht schnell akzeptieren zu können... Vielleicht waren sie aber auch einfach nichts besonders mehr, nachdem eine Truppe verrückt aussehender Piraten im Restaurant eingezogen war.
      "Du hast uns das Leben gerettet, danke." Sein Lächeln war warm und ehrlich und Ace glaubte, in dem jungen Mann mehr Brüderlichkeit zu erkennen, als im mürrischen Miguel. Auch wenn die Feuerfaust immer noch irgendwie unzufrieden mit der Gesamtsituation war... er musste zugeben, dass dieser Brandon ein echt guter Kerl war, der die junge Frau wahrhaft wie eine geliebte kleinere Schwester behandelte. Aber aus irgendeinem Grund befürchtete er auch, dass Jocy eben diese Behandlung nicht schmeckte... oder es reichte ihr nicht?

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      Merida Serrano

      Hätte ich gewusst, dass du so wertlos bist, hätte ich dich niemals aufgenommen... Dröhnende Kopfschmerzen, als würde man mit einem harten Hammer gegen ihre Schläfen schlagen. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass sich dein Wert nur an deinem Erfolg bemessen lässt?!... Übelkeit brachte ihren Magen zum verkrampfen. Sofort schlang Merida ihre Arme um ihre Mitte und krümmte sich noch weiter auf dem Boden zusammen. Die kühle Zimmerwand an ihrer Stirn war das einzige, dass sie davon abhielt komplett auf dem Boden zu sinken. "Wer... bist du?" Wie oft hatte sie sich diese Frage nun schon gestellt? Doch umso intensiver sie versuchte sich zu erinnern, desto häufiger flimmerten abfällig dreinblickende eisblaue Augen durch ihre Gedanken. Immer begleitet mit weiteren verletzenden Worten aus ihrer Vergangenheit. Und dabei habe ich so viel Mühe in dich gesteckt... Ein neues Stechen in ihrem Schädel nahm ihr für eine Sekunde lang den Atem. Dabei hatte sie so schon genug Probleme, vernünftig ein- und auszuatmen, vor allem immer dann, wenn sie sich an Jocys Worte erinnerte. An den Zorn in den rot schimmernden Augen. An den Frust und die zitternde Trauer in ihrer Stimme. "Es tut... mir so leid..." Kurz hob sie die Stirn von der kalten Fliesenwand, nur um sie im nächsten Moment mit Wucht gegen sie donnern zu lassen. Der entstehende Schmerz war nichts, gegen das Dröhnen, dass aus dem Inneren ihres Kopfes drang und ihre Schädeldecke zu sprengen drohte.
      Wertlos... Fehlschlag... Zu nichts zu gebrauchen... Elendes Stück Dreck...
      Sie begann im Rhythmus der schmerzhaften Erinnerungen vor und zurück zu wiegen. Wer auch immer ihr diese Worte damals an den Kopf geworfen hatte, er musste ähnlich enttäuscht von ihr gewesen sein, wie es Jocy jetzt war. Ob die Schwarzhaarige ihn auch so verletzt hatte, wie ihre beste Freundin? Kein Wunder also, dass man sie so verachtet hatte.
      Minuten gingen ins Land und das Dröhnen in ihrem Kopf schien sich endlich etwas zu beruhigen und der Schmerz in ihrem Schädel wurde von ihren brennenden und blutenden Handknöcheln abgelöst. Dennoch gelang es ihr noch nicht, die Anspannung in ihren Gliedern zu lösen, während immer und immer wieder Jocy vor ihrem inneren Auge Form annahm.
      "Ich bin eine miserable Freundin..." Noch immer gestattete Merida es sich nicht, auch nur eine Träne zu vergießen. Sie hätte es nicht verdient, ihre Trauer in eben diesen zu ertränken. Stattdessen verharrte sie schweigend an der Wand des stillen Krankenzimmers und genoss die sie umgebende Stille, auch wenn ihre Gedanken wohl laut genug waren. Dennoch entging ihr das leise Schaben, der sich öffnenden Tür nicht. Hatte sich schließlich doch eine der Krankenschwestern hinein gewagt? Dabei schienen sie in den vergangenen Tagen immer mehr Furcht vor der stets grimmig dreinblickenden Studentin zu bekommen, vor allem da diese sich immer weniger an ihr elendes Bett fesseln lassen wollte. Natürlich hätte sie es sich nie gestattet, sich aggressiv oder abfällig gegenüber dem Pflegepersonal zu verhalten, aber alleine das Auftreten der jungen Frau hatte auch schon in der Vergangenheit dutzende Menschen in die Flucht geschlagen. Also wunderte sie es schon gar nicht mehr, dass auch das Krankenhauspersonal einen großen Bogen um sie machen wollte.
      Entsprechend geringe Erwartungen hatte sie also auch, als sie ihren Kopf zur Tür hob, weitete aber zugleich etwas verwundert die Augen, als sie dem Pandahut im Arztkittel begegnete. Was machte er hier? Hatte man ihn etwa hergeschickt? Glaubten die Pfleger immer noch, dass er ihr Arzt sei? Dabei war er nicht einmal von dieser Welt... Nun, das war sie letztendlich wohl auch nicht.
      Als er er näher auf sie zukam, drehte ließ sie ihren Blick schnell wieder zu Boden sinken. Sie mochte zwar nicht geweint haben, dennoch wollte sie nicht, dass der Kerl sie in ihrem aktuellen Zustand sah. Wenn sie ehrlich war, hätte sie es sogar lieber, wenn er sie gänzlich alleine lassen würde. Doch leider schien er dieser Hoffnung nicht nachkommen zu wollen und hockte sich sogar neben sie. Wie unerwartet... Kurz schenkte sie ihm einen fragenden Seitenblick und schüttelte dann langsam den Kopf. "So schlimm ist es nicht..." Kurz hob sich ihr Blick zu den demolierten Fließen. "Aber ich sollte mich wohl wirklich beim Personal entschuldigen..." Zum Glück hatte die junge Studentin bereits genug Geld in den vergangenen Jahren angespart, um sich sicher zu sein, dass sie für die Reparatur aufkommen könnte. Dennoch hatte sie durch ihr Verhalten nur noch mehr Arbeit und Ärger bereitet.
      ... Du machst nur Probleme! Elende Göre! ...
      Von dem neuerlichen Schmerz erschrocken, hob sie kurz die unverletzte Hand an ihre Stirn und zwang sich dazu einmal lange durchzuatmen, bevor sie endlich ihren Blick zum Piraten neben sich hob, welcher ihr abwartend seine Hand entgegenhielt. Mehrere Momente lang starrte sie nur seine langen und tätowierten Finger an, haperte mit sich selbst... Aber sie hatte keine Kraft mehr, um mit ihm zu diskutieren, außerdem wollte er ihr scheinbar tatsächlich nur helfen... obwohl er sie eigentlich nicht einmal wirklich leiden konnte. Langsam hob sie ihre blutende Hand in seine und beobachtete ihn ausdruckslos dabei, wie er ihre aufgeplatzten Knöchel behandelte. "...Danke", kam es nach einiger Zeit leise über ihre Lippen, während endlich alle Anspannung aus ihren Gliedern wich und sie gänzlich an der wand zu Boden rutschte und sich etwas bequemer gegen die kalten Fließen lehnte. "Keine Sorge, ich habe nicht vor, dir ein Ohr abzukauen." Noch immer vermied es Merida dem Pandahut in die Augen zu schauen und konzentrierte sich lieber auf den brennenden Schmerz ihrer Verletzungen. "Außerdem bin ich nicht nur Ursprung meines Grolls, sondern auch das Ziel." Ihr Kopf sank müde gegen die Fließen, sie schloss die Augen und erblickte sofort wieder Jocys rote Augen... Sie hatte so verletzt gewirkt. "Ich habe Jocy wehgetan." Die Worte waren über Meridas Lippen, bevor sich darüber bewusst werden konnte. "Sie hat mich fort geschickt." Ihr Kopf hob sich kurz von den Fließen, bevor sie ihn wieder dagegen fallen ließ. Der feine Schmerz war mittlerweile schon fast angenehm, weswegen sie ihre Augen wieder öffnete und ihre Hand betrachtete, versuchte auch den Schmerz dort aktiv wahrzunehmen. "Ich weiß nicht, ob ich weiter ihre Freundin sein darf." Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt verdient hätte. Den letzten Teil ihrer Gedanken konnte sie nicht aussprechen und auch ansonsten beschloss sie einfach zu schweigen. Sie wollte nicht mehr reden, nicht mehr denken, sich nicht mehr erinnern... Der Schmerz in ihrer Brust übertrumpfte leider immer noch mit Leichtigkeit das scharfe brennen auf ihrer Faust, aber sie glaubte, dass es dennoch etwas besser geworden war. "...Danke." Sie und er Pandahut würden wohl nie Freunde werden, aber er schien dennoch mitfühlender zu sein, als zunächst erwartet. Außerdem hatte er sich um Meridas Mutter gekümmert und schien auch beim Wiederaufbau des Restaurants beteiligt zu sein. Und auch gerade jetzt, war allein der Umstand, dass er gerade hier war, irgendwie seltsam beruhigend, auch wenn er sich sicherlich hunderte andere Orte vorstellen konnte, an denen er gerade lieber wäre. "Es tut mir leid."

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    • Jocelyn Salvatore

      Miguel verengte die Augen bei den Worten der lauernden Flammengefahr. "Wer hat bitte von dir geredet, mh? Du würdest niemals in diese Kategorie zählen, selbst wenn du dich auf den Kopf stellst. Ergo ist mir deine Meinung dazu reichlich egal!", schnauzte er den verfressenen Kerl an, weshalb Jocelyn lediglich mit den Augen rollte. Was war bitte Miguels Problem mit Ace und wie kam er bitte auf diese absurde Idee, dass dieser sich zu jenen zählen würde, die auf das Aussehen der Rothaarigen achteten? Dafür hatte er weiß Gott andere Dinge im Kopf - plus: Sie war nun wirklich nicht sein Typ und anders herum sowieso. Also sollte ihr Bruder solche Bemerkungen allmählich wirklich unterlassen, außer er wollte mit diesen ganzen Bemerkungen Missverständnisse schüren. Doch das alles spielte bald schon keine Rolle mehr, da die Person, die ihr so sehr den Kopf verdreht hatte, das Zimmer betrat und anscheinend nur für sie den weiten Weg hergekommen war. Da sich dieses unangekündigte Erscheinen sehr auf ihr gerade verschlungenes Essen auswirkte, war sie Ace sehr dankbar, dass er ihr half das Husten zu unterbinden und kurz darauf die restliche Sandwichstücke in ihrem Hals mit reichlich Flüssigkeit hinunterzuspülen. Verlegen sah sie in die Richtung des jungen Mannes, dessen Lächeln sie sogleich etwas erröten und nervös mit ihren Fingern spielen ließ. Hatte er sich wirklich Sorgen um sie gemacht? So große, dass er täglich an ihrem Bett gesessen hatte? Allein der Gedanke brachte sie zum lächeln, auch wenn sie Brandon dabei kaum ansehen konnte. "Uhm.. Mir.. mir geht's bestens.", stammelte sie heißer und knetete sich die Hände, ehe sie beschämt zu den ganzen Lebensmitteln blickte. "Uhm.. ja, schon. Auch wenn ich nicht diejenige bin, die davon am meisten gegessen hat, schätze ich hehe", versuchte sie die Wahrheit ein wenig auszuschmücken, ehe sie seine Hand an ihrem Kopf spürte und bemerkte wie sich sämtliches Blut in ihrem Gesicht zu versammeln schien. Warum konnte er sie nicht immer so berühren? In dieser Sache war er deutlich zurückhaltender als ihr Bruder oder.. oder dieses wandelnde Inferno. Dennoch fühlte es sich so angenehm an.
      Ihre Augen wanderten zögernd hoch in sein Gesicht, wobei sie versuchte nicht seinem Blick zu begegnen. "Helden.. taten?" Ihr Kopf lief schlagartig rot an und sie wedelte hastig mit ihren Händen vor ihrem Körper - wie abwehrend. "Oh.. Oh, nein. Da irrst du dich. Ich.. ich hab doch gar nichts Besonderes gemacht. Ich.." Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihre Hände senken. "Das.. das hab ich gern gemacht. Aber darum sind das noch lange keine Heldentaten. Immerhin.. sind trotzdem viele Menschen gestorben, denen ich nicht helfen konnte. Ein Held.. hätte viel mehr getan als ich. Zudem.. sind diese.. diese Dinge, die ich kann, nichts, was man loben sollte. Es wundert mich eher, dass du keine Angst davor hast. Das.. haben immerhin viele Menschen." Dabei wanderten ihre Augen flüchtig ind Richtung ihrer Brüder, die sich gerade angeregt wegen Merida unterhielten und sie nur ungenau heraushören konnte, wie Miguel die Dunkelhaarige und ihr Verhalten in Schutz nahm. Ein schweres Seufzen entglitt ihr und sie wendete den Blick von ihrer Familie ab. Dabei waren diese beiden wohl noch diejenigen, mit dem größten Verständnis, was ihre Kräfte anging - ja, sogar Miguel. Ihre Eltern oder Großeltern hingegen.. gaben ihr oft das Gefühl nicht akzeptiert werden zu können. Nicht selten fühlte sie sich Zuhause darum oft gar nicht wirklich.. Zuhause. Eher als wenn sie als Fremde zu Besuch war und gerade so toleriert wurde. Darum wollte sie nicht so oft über ihre Kräfte nachdenken, denn das würde sie automatisch dazu bringen, genau diese Tatsache realisieren, auch wenn sie diese oft genug leumdete.

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      Trafalgar D. Water Law

      Trafalgar beäugte die Schwarzhaarige bedächtig, während diese vor sich hin sprach und darauf hindeutete, dass sie sich wohl beim Krankenhauspersonal für die zusätzliche Arbeit und die Zerstörung, die sie angerichtet hatte, entschuldigen sollte. Darauf konnte er ihr nur zustimmen, nickte allerdings lediglich, da es jetzt kein Thema war, das ihn dermaßen interessierte, dass er weiter darauf eingehen wollte. Dieses Püppchen war ihm von Anfang an wie jemand vorgekommen, die sehr wohl wusste, was Anstand bedeutete, auch wenn sie oft handelte, bevor sie nachzudenken schien, vor allem wenn es um ihre angestauten Emotionen ging, die sie einfach nicht herauslassen wollte. Als sie jedoch plötzlich ihre Hand zu ihrer Stirn bewegte und deutlich das Gesicht schmerzhaft verzog, runzelte er ernst die Stirn. "Hast du Schmerzen?", fragte er darum sofort und musterte ihren Kopf. Keinerlei äußerlichen Verletzungen, zumindest soweit er es auf den ersten Blick beurteilen konnte. Es könnte aber durchaus etwas sein, das ihr mental Schmerzen bereitete. Jedoch wusste man bei ihr nie.. Er könnte ihr durchaus zutrauen, nachdem er ihre Hände derart demoliert sah, dass sie auch ihrem Kopf Schaden zugefügt hatte. Besser er warf gleich auch noch ein Auge darauf. Aber erstmal würde er sich auf ihre Hände konzentrieren, alles weitere müsste er sich im Nachhinein dann widmen. Da sie jedoch immer so unglaublich stur war, zweifelte er stark daran, dass sie ihm bald nachgeben würde. Umso überrraschter war er dann jedoch als genau dies nur nach einer kurzen Weile des Zögerns eintrat und er schon bald ihre Handknöchel behandeln konnte. Ihre Verletzungen waren nicht sehr tief, geschweigedenn schwerwiegend. Deshalb waren sie auch recht einfach zu behandeln, vor allem, da sie die Zeit wohl nutzen zu schien, um einen Teil ihrer emotionalen Last loszuwerden. Wenigstens etwas.. Wenn sie nämlich weiterhin alles in sich hineinfressen würde, würde sie irgendwann wie eine Bombe in die Luft gehen und das wäre für keinen gut, der dann in ihrer Nähe wäre. Dass sie ihren Frust über ihren ausgesprochenen Worte jedoch an ihrem Hinterkopf ausließ, mochte dem jungen Arzt / Piraten gar nicht gefallen. Ein Indiz mehr, weshalb ihr Kopf ihr wohl Schmerzen bereiten könnte. Auch wenn er nicht sicher war, ob dies der einzige Grund dafür sein würde. Dennoch ließ er sie ausreden und erst gegen Ende, nachdem er beide ihre Hände vollkommen verbunden hatte, seufzte der großgewachsene Dunkelhaarige angestrengt und blickte ihr dann eindringlich in die Augen. "Machst du dich eigentlich gerne zum Ziel deiner Wut?", fragte er offen heraus und musterte sie kritisch. "Warum sollte deine Freundin nicht mehr deine Freundin sein wollen, nur weil du ihr wehgetan hast? Dann muss eure Verbundenheit echt schwach sein, wenn du glaubst, dass sie dich so leicht aufgeben könnte. Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber.. ich bezweifle sehr, dass ihr euch so schnell aus den Augen verliert. Wenn es dich aber wirklich so sehr belastet, dann.. rede mit ihr. Was anderes bleibt dir nicht übrig, außer du willst den leichten Weg wählen und den Schwanz einziehen, weil du zu große Angst vor der Reaktion deiner Freundin hast. - Dreh dich rum. Will mir deinen Kopf ansehen." Dabei zeichnete er mit einer Fingerbewegung einen Kreis, um ihr zu verdeutlichen sich umzudrehen. "Ich geb dir aber mal einen Rat: Wer an seinen Freunden zweifelt, wird in Zukunft noch viele Probleme bekommen. Von einem Leben in einer bevorstehenden Einsamkeit mal ganz zu schweigen. Du solltest dir das wirklich abgewöhnen. Du bist immerhin nicht alleine und deine Freundin wird sich so schnell bestimmt nicht von dir abwenden wollen." Er atmete tief durch. "Und gern geschehen. Auch wenn es natürlich toll wäre, wenn du in Zukunft darauf verzichten würdest, dich selbst zu demolieren und deine überschüssige Kraft eher in deine Genesung und in die Hilfe für andere stecken würdest - wie zum Beispiel deiner Familie oder eben deiner Freundin, um die du dich so sorgst."

      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Portugas D. Ace

      Er war sich nun absolut sicher, dass die kleine in der Nähe dieses Wuschelkopfes nicht in der Lage war, einfach sie selbst zu sein. Stattdessen schien sie wie ein neugeborenes Lamm überfordert und auf unstetigen Beinen um ihn herumzutanzen, als hoffe sie darauf, dass er ihr mehr seiner Aufmerksamkeit schenken würde. Wieder spürte Ace, wie sich Unbehagen in seiner Brust ausbreitete, während dieser Brandon dem seltsamen Verhaltend der Kampfkatze nicht einmal sonderlich viel Aufmerksamkeit zu schenken schien. Eventuell war er es aber auch nicht anders von ihr gewohnt... Doch warum nur ließ die sonst so standfeste und vorlaute junge Frau all ihre einzigartigen Eigenschaften in seiner Nähe fallen? Warum verwandelte sie sich plötzlich in ein stammelndes Kleinkind, dessen Blut eine Generalversammlung auf ihren Wangen und Ohren zu halten schien? In den Augen der Feuerfaust war das eine absolute Verschwendung. Schließlich war ihr Gemüt einer tapferen Kampfkatze viel interessanter als dieses Abbild eines treudoofen Labradors, der sich ihm gerade bot.
      "Wer hat behauptet, dass man alle Menschen retten muss, um ein Held sein zu können?" Und nun schien Brandon Ace auch noch die Worte aus dem Mund zu nehmen. Gerade als er auf die Bemerkungen der Rothaarigen, welche ihre Leistungen mal wieder unnötig herunterspielte, eingehen wollte, ging Wuschelkopf selbst in die Offensive. "Selbst wenn du auch nur eine Person in all diesem Chaos hättest retten können, wärst du eine Heldin für eben diese Person gewesen. Doch du hast viel mehr getan als nur das. Niemand hätte dir etwas vorhalten können, wenn du dich zusammen mit uns im Restaurant verschanzt hättest, nachdem du eben dieses beschützt und unser aller Leben gerettet hast. Stattdessen bist du raus in die Gefahr gegangen und hast noch viele weitere Leben gerettet."
      "Er hat recht." Aus irgendeinem Grund mochte Ace das Auftauchen dieses Brandon sauer aufstoßen, aber seine Worte sprachen ihm dennoch aus der Seele. "Nachdem du mich gerettet hast, bist du zu meiner Helden geworden, Kampfkätzchen. Dasselbe trifft auf all die Schüler aus der Klasse deines kleinen Bruders zu, richtig?" Kurz huschte sein Blick zu Alec, welcher bereits eifrig nickte.
      "Und die Lehrkräfte darfst du auch nicht vergessen", fügte der Kleine schnell noch mit an und hob dabei belehrend den Zeigefinger.
      Ace schenkte ihm ein Lächeln. "Und auch mein Kollege und guter Freund, Luca, wäre ohne dich sicher nicht so glimpflich davon gekommen. Wo ich ihn gerade erwähne: Ich soll dir von ihm auch noch einmal seinen größten Dank aussprechen."
      "Siehst du", war es nun wieder Brandon, der das Redezepter übernahm. "Du bist für viele Menschen zu einer großen Heldin geworden und nur das zählt." Als würde er damit seine Worte bekräftigen können, wuschelte er erneut durch das feurige Haar des Kampfkätzchens. Wieder spürte Ace einen unangenehmen Druck in seiner Brust und versuchte ihn mit dem nächsten Sandwichbissen herunterzuschlucken, mit mangelndem Erfolg. "Also bitte hör auf deine Leistungen weiter herunterzuspielen, okay?" Kurz beugte er sich zu der Kleinen vor, um ihr besser in die Augen blicken zu können und schenkte ihr dabei das breiteste Lächeln, dass Ace jemals bei einer anderen Person gesehen hatte. Wenig später verabschiedete sich dieses allerdings wieder, als er mit den tiefsten Befürchtungen der Kleinen konfrontiert wurde. "Warum sollte ich Angst vor meiner Retterin haben? Außerdem: Nur weil ich nun weiß, dass du über diese Kräfte verfügst, macht dich das doch noch lange nicht zu einer anderen Person, oder etwa doch? Für mich wirst du immer die Jocy bleiben, die ich schon seit Jahren kenne und wie meine kleine Schwester liebe. Das einzige was ich diesem Bild nun auch noch anheften kann, ist dass du über die Macht verfügst deinen Mitmenschen mehr zu helfen, als ich es je für möglich gehalten hätte." Wieder erschien dieses Lächeln auf seinen Lippen. Ace wusste jetzt schon, dass eben dieses erneut tiefe Röte ins Gesicht der jungen Frau treiben würde und dass ihm das irgendwie sauer aufstoßen würde. Dennoch war er den ehrlichen und herzlichen Worten des jungen Mannes dankbar. Hoffentlich würde es einen Teil der Angst und Sorgen von den schmalen Schultern der Kampfkatze nehmen. Sie sollte sich auf keinen Fall weiter für ihre Fähigkeiten schämen. Es war schon schlimm genug, dass ihr großer Bruder eben diese Kräfte zu verurteilen schien, wobei sie doch eigentlich ein Segen sein sollten. Wie es schien war Brandon wirklich der bessere große Bruder.


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      Merida Serrano

      Sie konnte nicht leugnen, wie überrascht sie von Pandahuts beinahe... "mitfühlenden" Worten war. Entsprechend erstaunt betrachtete sie den jungen Mann, bevor sie sich überhaupt die Mühe machte, ihre verbundenen Knöchel zu bewundern. Wenn sie ehrlich war, war sich nicht einmal davon ausgegangen, dass er ihr wirklich zuhören würde... und nun schenkte er ihr sogar noch seinen Rat? War das der noch der gleiche Sturschädel, den sie vor wenigen Tagen kennen gelernt hatte? War ihr Eindruck von ihm so falsch gewesen? Nun, es änderte aber offenkundig nichts daran, dass Merida selbst sich immer wieder von ihrer schlechtesten Seite präsentierte. Er musste wirklich deutlich gütiger sein, als erwartet, wenn er sich dennoch so um sie kümmerte. Dennoch vermochte sie nur den Kopf zu schütteln. "Du hast sie nicht gesehen, hast ihren Blick nicht gesehen. Jocy und ich haben uns natürlich schon ein paar Mal gestritten, doch das heute war anders. Sie war nicht einfach wütend auf mich... sie war enttäuscht. Sie wollte nicht einmal mehr mit mir reden... sie konnte meine Nähe nicht ertragen." Alleine die Erinnerungen trieb Übelkeit in ihren Körper. Wertlos... Zu nichts zu gebrauchen... Beinahe hätte sie ihren Kopf erneut gegen die kalten Fließen geschlagen, unterdrückte diesen Drang aber noch in letzter Sekunde. "Im Moment könnte allein meine Anwesenheit sie verletzen und sie hätte jedes Recht dazu, mich zu verachten."
      Die Worte des Pandahuts klangen beinahe so, als würde er die beiden Frauen und ihre tiefe Freundschaft schon lange beobachtet haben. Hatte er sie wirklich so schnell durchschaut? Dabei kannte er Jocy und Merida noch keine Woche... Dennoch schafften es seine Worte zielsicher tiefer in ihre Schuldgefühle zu bohren. "Ich... zweifle nicht an Jocy." Doch wenn er, als Außenstehender, das schon so empfand, wie würde sich dann wohl die Rothaarige fühlen? Ob sie sich in der Vergangenheit vielleicht immer wieder so gefühlt hatte? Nur dieses Mal hatte Merida den Bogen überspannt... Was wenn sie das Band zwischen ihr und ihrer besten Freundin nachhaltig beschädigt oder im schlimmsten Fall sogar zerrissen hatte? Ihr Mund wurde so trocken, wie die heißen Winde der Sahara und ein schmerzhafter Kloß nistete sich in ihrem Hals ein. "Ich hätte viel eher an mir selbst zweifeln sollen...", murmelte sie leise. "Vielleicht hätte ich Jocy dann nie so verletzen können." Ein Seufzen spaltete ihre Lippen. Der Umstand, dass sie nun auch noch von dem Pandahut belehrt werden musste, machte wohl erst richtig deutlich, wie tief ihr Verschulden liegen musste. Sie glaubte zwar, dass er ihr irgendwie Zuspruch hatte schenken wollen, aber er war nicht dabei gewesen, als Jocy sie zurechtgewiesen hatte. In all den Jahren ihrer langen Freundschaft hatte Merida die Rothaarige noch nie so verletzt, wütend und enttäuscht gesehen. Sie wusste nicht, wie sie das jemals wieder gut machen könnte und umso mehr befürchtete sie, dass sie damit ihre beste und einzige Freundin für immer von sich gestoßen hatte. "Die Frage sollte lieber heißen, warum sie so lange überhaupt meine Freundin geblieben ist." Sie sprach kaum lauter als ein Mäusepiepsen. Sie wusste nicht, ob er sie verstehen könnte und wenn sie ehrlich war, wäre es ihr recht wenn nicht. In einer Sache hatte er allerdings Recht. Sie musste sich dringend noch einmal aufrichtig bei Jocy entschuldigen. Es mochte mittlerweile zwar schon zu spät sein und Merida war nicht dreist genug, um auf Vergebung zu hoffen, aber sie sollte zumindest ehrlich zu ihren Fehlern stehen.
      Es dauerte einige Sekunden, bis sie die nächste Aufforderung des Piraten verinnerlichte. Kurz musterte sie ihn mit leerem Blick, während seine Finger ihr bedeuten sich umzudrehen, damit er sich ihren Hinterkopf ansehen konnte. Sie verstand nicht ganz, warum er sich um solche Lappalien Gedanken machte, aber sie hatte weder Kraft noch Lust mit ihm zu diskutieren, also folgte sie wortlos seiner Anweisung. "Keine dieser Verletzungen sollte irgendeine Einschränkung bedeuten", meinte sie dabei nur ruhig. "Außerdem hat niemand verlangt, dass du dich um sie kümmern musst." Sie wusste, dass ihre Worte die falsche Wirkung in sich trugen, immerhin sollte sie dem Pandahut für seine Fürsorge dankbar sein. Falsch, sie war ihm dankbar. Dennoch empfand sie es als eine Verschwendung, dass er seine Zeit in jemanden wie sie steckte. "Dieses Krankenhaus beherbergt sicher dutzende Patienten, die deiner Aufmerksamkeit mehr bedürfen, als ich." Wenn sie ehrlich war, war sie sowieso erstaunt darüber, dass er in diesem Krankenhaus auszuhelfen schien. Sie war sich zwar sicher, dass hinter seinen Handlungen mehr als reiner Altruismus stand, aber das machte seine Taten nicht weniger wertvoll. "Ich heile auch ohne dein Zutun, außerdem habe ich schon schlimmere Verletzungen überstanden." Habe ich das? Sie wunderte sich über ihre eigene Aussage. Irgendetwas in ihrem Inneren schien sich absolut sicher zu sein, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen, doch sie konnte sich nicht erinnern, in all ihrer Zeit hier, sich jemals ernsthaft verletzt zu haben. Also woher kam dann diese Gewissheit?
      ...Elende Göre... ich werde dir schon lehren, gehorsam zu sein! Anders scheinst du ja nicht lernen zu können!
      Da war er wieder der stechende Schmerz in ihrem Kopf. Zum Glück hatte sie dem Pandahut den Rücken zugedreht, so konnte er ihre verzerrte Miene nicht sehen, während sie sich zum wiederholten Male, die Finger gegen die schmerzenden Schläfen drückte.