[2er RPG] Bad Choices

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    • Danica Kalsanik
      So lange war sie in Dunkelheit versunken gewesen, dass im ersten Moment das Leben, die Welt sie zu blenden schien. Das erste, was die junge Frau sogleich zu spüren bekam nach ihrem schrecklich anstrengenden erwachen war das Glück ihrer besten Freundin darüber, dass sie anscheinend noch da gewesen ist. Doch das konnte Danica nicht so wirklich greifen. Irgendwas war geschehen. Sie wusste nicht was, nur dass es schlimm gewesen ist. Es fühlte sich an, als hätte sie fünf Jahre lang in einem Gefängnis aus nichts und Verdammnis verbracht für die Sünden, die sie begangen hatte. Wir das Leid, dass sie denjenigen zugefügt hatte, die sie mehr liebte als alle anderen auf der Welt. Daher schaffte sie es auch beim besten Willen nicht sich so schnell zu beruhigen, ehe sie sicher gewesen ist, dass alle in Sicherheit waren. Coleen war schon einmal hier, das war gut, das war sehr gut. Danica konnte sich nicht dagegen wehren in die Kissen zurück gedrückt zu werden, doch kaum hatte der feste Griff nachgelassen sprang sie auch schon wieder hoch. Wasser? Essen? Kuchen? An solcherlei Dinge ist nicht zu denken gewesen.
      Claude fing ihre Augen ein, weil er schließlich ebenfalls aufstand und mit aller Kraft hielt sie bei seinem Anblick ihre Tränen in Zaum. "C-claude! Geht... Geht es Euch gut? Ich... Es..." Sie brach zusammen. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, schaffte es aber nicht die seine zu ergreifen, da kullerten schon die Tränen über ihr Gesicht und sie zog sich wieder zurück. Nicht jedoch schnell genug, denn da war sie schon geschnappt, ein wenig zittrig, zögerlich. Hilflos blickte Danica zu dem großen Mann auf und nahm seine Finger mit beiden Händen. Sie konnte nicht sprechen, ihr Körper wurde immer mal wieder von einem Schluchzen ergriffen. Sie konnte nur demütigst um Vergebung bitten. Zitternd senkte sie ihr Haupt, versuchte mit aller Kraft sich zusammen zu reisen. Ihre Stirn legte sie an seine Hand. "Es tut mir... So schrecklich leid. Es... Ich... Ich wollte das nicht, ich wollte das nie." Verweint blickte sie wieder auf zu Coleen.
      "Ich hab es so sehr versucht. So... So sehr." Sie ließ von Claude ab, Danica fühlte sich nicht einmal dazu berechtigt im selben Raum wie er zu sein. Doch das ist noch lange nicht alles gewesen. Danica blickte auf zu Jean und an seinen Augen konnte sie genau erkennen woran sie bei ihm gewesen ist. Und sie wusste es auch. Sie hatte Coleen in Gefahr gebracht. Das war etwas, dass er ihr nicht verzeihen konnte. Wäre es anders herum gewesen, wäre sie wahrscheinlich ähnlich eingestimmt gewesen. Beinahe hätte sie wieder angefangen zu weinen, als ihr regelrecht der Atem wegblieb. Panik stieg in ihr auf und sie sah hin und her. Ihre Hand legte sich an ihren Hals. Sie schnappte mehrmals nach Luft ohne jedoch auszuatmen. "Wo... Wo ist Liang? Wo ist Liang? Geht... Geht..." Sie musste Husten und keuchte. Laurits legte sanft die Schultern um die Frau, die so eben im Begriff gewesen ist an ihrer Panik zu ersticken. Danica sah nur kurz zu ihm auf und nahm sich gerade genug Zeit sich zu beruhigen, bis sie wieder sprechen konnte. "Geht's ihm gut? Ich hab ihn nicht herunter gezogen oder? Bitte", verzweifelt klammerte sie sich mit beiden Händen an Laurits. Dass er da gewesen ist hatte sie noch gar nicht wirklich begriffen. "Ich hab ihn nicht hinein gestoßen, oder?"
    • Coleen van Gard
      Entgegen ihres Willens richtete sich ihre aufgelöste Freundin direkt wieder auf. Coleen konnte nur seufzen, doch auch wenn ihre Freundin in Panik erstickte geradezu... war sie selbst viel zu erleichtert. Viel zu erleichtert, dass sie noch da war. Ihre Freundin richtete sich an Claude, welchem man wie so häufig nicht wirklich die Gedanken vom Gesicht ablesen konnte. Doch das musste er gar nicht, da er das Wort ergriff, auch wenn er nicht viel sagte. "Ich weiß, Danica. Ich weiß..."
      Er tätschelte kurz ihre Hand mit seiner freien, als sie sich schon wieder von ihm abwandte und sich auf die Suche nach dem nächsten Augenpaar machte. Das nächste gehörte dem, den sie nicht greifen konnte, da er den Abstand suchte. Jean. Was die junge Frau nicht wusste war, dass sie die einzige in dieser Bande der Freundschaft war, die zu keinem Stück verstand, was in ihm vorging nach dem Zwischenfall. Sie verstand bei den Blicken, die sie einander zuwarfen nicht einmal, ob sie noch Freunde waren. Sie verstand nicht, wie Jean wirklich den Abstand suchen konnte von ihr, wo sie doch das Opfer war! So zumindest in Coleens Augen. Ihr Hang zur Idealisierung und dem Ignorieren anderer Leute Fehler, ließ sie völlig aus den Augen verlieren, dass sie selbst jetzt hätte tot sein können. Jean hätte tot sein können. Sie alle.
      Doch auch wenn diese Gedanken einen Platz in ihrem Kopf hätten, so hätte das keine Priorität. Es war ein Albtraum gewesen, und als diesen wollte sie es auch verbuchen. Als einen schlimmen Traum, der nun vorbei war. Der Wunsch einfach weiter zu machen und diese Frau zu lieben - der Wunsch keine Veränderung zuzulassen, war groß. Größer als alles andere. Und sogleich suchte sie den letzten Mann, welcher sich dem Raum gänzlich entzog. Direkt sprang Coleen auf und lief zur Tür um den Musiker hinein zu ziehen. "Er ist hier, es ist alles in Ordnung!", versuchte sie ihrer Freundin etwas die Sorge zu nehmen und schob den Mann offensichtlich gegen seinen Willen näher ans Bett. Nicht aus Angst. Er wollte nur kein Teil dieser Versammlung sein. Kein Teil seiner Gefühle offen legen. Aber am Ende stand er durch Coleen trotzdem am Bett und nickte etwas zu ihr hinunter. "Nachtigall.", grüßte er sie mit einem unwohlen Nicken. Unwohl, weil Coleen sich gerade zu mit ihrem gesamten Körper gegen ihn stemmte, damit er nicht einfach ging. Von dem Vorfall vor diesem Zwischenfall war nichts mehr zwischen den Beiden zu sehen, wenngleich Li kurzerhand einen Schritt zur Seite machte, sodass Coleen rückwärts in Richtung des Bettes fiel, da ihre Lehne verschwunden war. "W-Whoar!"
      "Pff..", ein unterdrücktes schadenfreudiges Lachen entwich dem Musiker bei dem Anblick der stürzenden Coleen, bevor er sich langsam ans Bett setzte und Danica ansah. "Die Haare stehen dir."
      Mehr... hatte er wohl wirklich nicht zu sagen, während Coleen sich beleidigt den Rücken vom Sturz rieb. Aber das war... gut so. Dieses Aufziehen. Es half ihr zu realisieren, dass nun alles wieder gut war. Alles okay wäre. Von den bleibenden Schäden in jedermanns Geiste merkte sie nichts und wollte sie auch nichts hören. Danica hatte sich selbst verloren, einen Fehler gemacht, aber es war alles gut gegangen. Das war es, was zählte. Das war es, was sie in ihrem Kopf behalten wollte.
    • Danica Kalsanik
      Coleen war es, die das Wort ergriff und ihr versicherte, dass es auch Liang gut ging. Und als sie ihn schließlich ins Zimmer schleifte konnte auch Danica nun wahrlich beruhigt sein. Die Erschöpfung holte sie ein und vorsichtig lehnte sie sich nach hinten gegen das Kopfteil des Bettes. Sie machte sofort Platz und winkelte ihre Beine an, als Coleen zu ihr ins Bett fiel und sah zu Li herüber, der es sich auf ihrem Stuhl bequem machte. Mit einem sachten Lächeln strich sie durch Coleens Haare, zärtlich, dankend, hing mit ihren Augen aber auf dem neuen Schüler, dem sie jetzt... wahrlich einen unvergesslichen zweiten Tag an der Akademie bescherrt hatte. Es stand immer noch Sorge in ihrem Gesicht. "Und Eurer... Deiner Nase?" Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, zog sie dann aber doch wieder zurück. Vielleicht sollte sie eine Weile acht darauf geben wen sie berührte. Danica konnte sich lebhaft vorstellen, dass man ihre Berührungen nicht wollte. Erst jetzt blinzelte sie ihn verwirrt an, als er ihre Haare ansprach. "Meine...?"
      Sie griff in ihr Haar und zuckte ganz fürchterlich zusammen, als es nicht dort aufhörte wie es normalerweise endete. Sie zog eine... lange Strähne nach vorne. Eine wirklich lange Strähne ihres strahlenden... Weißen/silbernen Haars. Sie hatte sich die Haare immer kurz schneiden lassen, so lang hat sie sie noch nie wachsen lassen. Die Angestellten in ihrem Elternhaus hatten Hemmungen sie anzufassen und alleine hätte sie sich nicht um eine solche Pracht kümmern können. Mal abgesehen davon, dass die Farbe ohnehin schon sehr eigenwillig gewesen ist. Fast wie ein Kind sah sie immer noch diese lange Strähne an, bis sie nach einer Weile ein bisschen enttäuscht rauf zu Claude sah. "Es sieht nicht doof aus?" Erst einen Augenblick zu spät fiel ihr auf, dass sie ausgerechnet den stillen Ritter fragte. Doch noch bevor sie sich irgendwie hätte korrigieren können, klatschte es neben ihr sacht in die Hände.
      "Nun gut ihr Lieben. Ich denke, dass das wirklich genug Aufregung für einen Tag gewesen ist. Ihr seid alle erschöpft, ich seid nicht von ihrer Seite gewichen, doch nun ist alles wieder in Ordnung", sagte Laurits sanft und mit einem fröhlichen Unterton. "Lasst Danica ein bisschen Ruhe und tut Euch selbige an. Ich werde mich für meinen Teil um sie kümmern, versprochen." Danica sah zu dem Mann auf, der offensichtlich mit ihren Freunden redete und diese ihn offensichtlich verstehen und hören konnten. Zudem erinnerte sie sich daran, dass sie sich an ihm festgeklammert hatte. Doch sie war sich eigentlich sehr sicher gewesen, dass dieser Mann tot gewesen ist. "Wie...?", kam es ihr gerade noch über die Lippen, als er auch schon seine Hand hob und ihr zärtlich durch ihr Haar streichte. "Ich bringe dir erstmal Wasser. Ob du möchtest oder nicht, du solltest wirklich etwas trinken nach diesem anstrengenden Tag... Und einer anstrengenden Nacht." Nun, da sie auch ein bisschen eher darüber nachdenken konnte hatte sie tatsächlich schrecklichen Durst. Sie sah noch einmal zu ihren Freunden, als Laurits außer Sichtweite verstand und richtete sich mit ganzer Kraft noch einmal auf. Ihr Hände legte sie vor sich auf ihre Beine, die Fingerspitzen zueinander gewandt, ehe sie tief ihren Kopf senkt zu einer Verbeugung. "Es tut mir wirklich, wirklich leid, was passiert ist. Auch... wenn es dauert, ich möchte hoffen, dass ihr mir vergebt."
    • Tao-Wei Liang
      Sein amüsiertes Lächeln wurde irgendwie... anders. Als er es wieder hörte. Diese Korrektur von Eurer zu 'Deiner'. Es war... Nein, es war nicht attraktiv. Es war nicht schön. Aber es war vielleicht ein wenig.. süß? Auf irgendeine komische Art und Weise. "Ich bin okay, deine Freundin hat zum Glück nicht all zuviel Kraft, wenngleich ihr Temperament sie ruhig zügeln lernen könnte.", winkte er ab und hörte von der gestreichelten Coleen nur ein schmollendes "Heey..!", doch sie machte keine Anstalten sich von den Streicheleinheiten zu trennen.
      Sein Blick fiel kurz auf den stummen Ritter, wessen eigener Blick auf Li hing wie gebannt und tatsächlich wünschte der Musiker sich kurzzeitig in dessen Kopf sehen zu können. Doch er dachte nicht lange darüber nach, als sich eine sehr eindeutige körperliche Reaktion eben dieses Ritters auf dem Gesicht abbildete.
      "Es sieht nicht doof aus?"
      Diese Frage. Mit dem direkten Blick von allen Anwesenden auf den Ritter. Es ließ Claude George selbst etwas erröten und gleichzeitig gab es Li ein ungewohnt mulmiges Gefühl. Wieso richtete sie sich von allen an ihn? Nicht an ihre Schwester im Geiste? Nicht an deren blondes Anhängsel? Nicht an ihn selbst?!
      Nein, er war nicht aufgebracht. Sicher nicht. Wegen so einer Lapallie. Er kannte sie kaum. Es war ihm egal. Er wollte nur nicht übergehen werden, das war sein Missgunst, keine Eifersucht. Doch bevor der Ritter reagieren konnte, was er sicherlich auch wollte, unterbrach der ehemals-Tote das Gespräch und versuchte wohl sie alle langsam hinaus zu schicken. Was auch funktioniert hätte, wenn Danica sich nicht noch einmal erhoben hätte um sich erneut zu entschuldigen. Dieses Mal war Li es, der sie etwas ruppig wieder aufs Bett zog und genervt seufzte. "Niemand hier vergibt dir, wenn du dich nicht endlich ausruhst.", murrte er und fand sich wieder in dieser seltsamen Kooperation mit Coleen wieder, welche ganz leidenschaftlich die Hand ihrer Freundin ergriff und an sich drückte. Lächelnd. "Ich habe gestern etwas gelernt! Ich erzähle dir davon!" Erst als sie sicher war, dass Danica nun sitzen bleiben würde, sah sie kurz an die Decke um die Worte auch annähernd korrekt wieder zu geben. "Fehler. Sorgen. Angst. Alles davon ist okay. Du darfst es rauslassen, und all das fühlen ohne dich zu schämen oder ähnliches - du musst es sogar. Du musst das Geschehene akzeptieren und erst danach solltest du einen Gedanken an jemand anderen verschwenden. Danach solltest du dich entschuldigen. Aber jetzt ist es wichtig, dass du dich erholst, okay? Damit du... dich.. nicht aus kaputten Teilen zusammen setzt.", etwas über ihre Worte wohl nachdenkend, lachte die junge Frau darauf schon und gab ihrer Freundin einen Handkuss. "Ich hoffe du verstehst ungefähr, was ich versuche zu sagen."
      Kurz seufzend stand Li nun wieder auf und sah nur noch kurz zurück. "Nun dann.", war alles was seine Lippen verließ, bevor er einfach ging und dem kaputten Medium seinen Freiraum ließ. Um auch seine eigenen Gedanken zu ordnen.

      Coleen van Gard
      Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal sich etwas so sehr zu Herzen genommen hatte wie die Worte von Carolus. Es waren ihrer Meinung nach Worte, die jeder gehört haben sollte. Ein Erlebnis, das ihren Horizont wahrlich erweitert hatte und sie ein Stück aus ihren Unsicherheiten gerissen hatte. Als Li ging, fiel Coleens Blick in die Richtung von Jean. In die Richtung von Claude. Und zurück zu ihrer Freundin, an deren Ohr sie sich lehnte um ihr etwas zuzuflüstern.
      "Ich weiß, du brauchst Ruhe. Aber sobald es dir besser geht... Könntest du mit Claude reden? Er sieht nicht so aus, aber... im Klassenzimmer habe ich ihn noch nie so verwirrt erlebt. Und es ist immerhin Claude über den wir reden! Von uns allen stehst du ihm am Nächsten..."
      Kurz darauf entfernte sie sich wieder und lächelte etwas, ihr noch einen Kuss auf die Stirn drückend. "Aber das hat Zeit. Kümmer dich erst einmal um dich. Und wenn du irgendetwas brauchst, zöger nicht deinen seltsamen neuen Freund direkt zu mir zu schicken!", entschied sie geradewegs und... gab ihrer Freundin erneut einen Kuss. Und noch einen. Und noch einen.
      Auch wenn sie ihren Schmerz schnell nach hinten verdrängte um im Hier und Jetzt zu leben... es fühlte sich an als würde sie ihre Freundin nie wieder sehen, wenn sie nun den Raum verließ. Natürlich war sie müde, ganz ohne Schlaf. Natürlich, war sie erschöpft und verwirrt nach dem Vorfall. Aber ihre Liebste Danica war... hier. Und jetzt. Und erschöpft. Und würde hoffentlich nie wieder so etwas durchmachen müssen und-
      "Ahaha, Verzeihung!", entschuldigte sich die emotional aufgewühlte Frau, als sie merkte, wie ihre Augen sich nun doch wieder mit den Tränen füllten, die sie versucht hatte zurück zu halten um für ihre Freundin stärker zu sein. Um ihr kein komisches Gefühl zu geben mit ihren Tränen. Schnell wischte sie diese weg und räusperte sich. "Es war alles doch.. etwas viel.", erklärte sie sich auch wenn sie wusste, dass sie es sicherlich nicht müsste. Es war nur verständlich, wenn man gerade nicht wusste, wo einem der Kopf stand. Es war eben viel geschehen...
      Danica war tot und lebendig, und nun langhaarig, und Jean suchte Abstand von ihr, wo er dann doch vielleicht hätte es besser vergessen sollen, wenn er ihr jetzt so negativ eingestellt war, was Coleen einfach nicht verstand und dann war da noch dieser tote-nicht-tote Mann plötzlich und und... Sie war so verwirrt. Sie wusste gar nicht, wie sie sich fühlen sollte und ihre Haare ebenso wenig. Ihr Flieder der Sorge tanzte geradezu mit ihrer blauen Unsicherheit. Mit ihrer hellgelben Erleichterung. Ein Farbspektakel wie eh und je und ebenso freudig anzusehen, wenn da nicht diese kleinen Tränen wären, die sich aus ihren Augen bahnten immer und immer wieder.

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    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Tatsächlich wusste Jean selbst nicht mehr, ob er und Danica noch befreundet gewesen sind. Ob er eine Freundschaft mit diesem Menschen haben wollte. Sie beide haben immer als Team gearbeitet. Es war eine unaugesprochene, heilige Vereinbarung gewesen, dass sie alles daran setzen würden Coleens Lächeln zu verteidigen und dafür Sorge zu tragen, dass es niemals verblasste. Erst recht nach dem Tod ihrer Eltern. Jean selbst ist so erschüttert gewesen von dem Schmerz, den das kleine Mädchen damals einfach weggelächelt hat, dass er wortlos in stumme Tränen ausgebrochen war. Und nun zwang Danica sie erneut durch diese Hölle. Angespannt saß Jean da, das silber-haarige Mädchen konnte sie kaum weniger interessieren in diesem Moment. Denn seine Augen hingen einzig auf Coleen. Er betrachtete ihr Haar, das durch und durch von ihrer Sorge und ihrer Verunsicherung sprach. Er lauschte ihrer Stimme, sie in unnatürlichen Oktaven sprach, verzweifelt versuchend ihre Laune oben zu halten, für die anderen Menschen in diesem Raum.
      Jean hasste es, dass Danica sie in diese Position gezwungen hat. Coleen sollte keine Maske tragen. Jeder. Nur nicht sie. Das ertrug er nicht. Der junge Mann merkte gar nicht, wie wütend er geworden war. Er schreckte jedoch aus seiner Starre, aus den Untiefen seiner rastlosen Gedanken heraus, als der fremde Mann an Danicas Seite in die Hände klatschte. Kurz schüttelten sich seine Schultern, als würde er versuchen diese unglaubliche Wut in seinem Bauch abzustreifen. Die Frau des Abends sollte sich ausruhen. Eine vernünftige Idee. Wer weiß, was geschehen würde, wenn sie sich erneut dazu entschloss einfach alles um sich herum mit in ihr persönliches Verderben zu stürzen. Er erhob sich direkt und ging zu seiner geliebten Kindheitsfreundin zu. Er wollte bereits die Hand, auf ihren Rücken legen, um sie sanft von ihr weg zu schaffen. Doch seine Fingerkuppen hatten ihren Körper noch nicht einmal erreicht, da hielt er wie versteinert inne von dem Schluchzen, das an sein Ohr drang. Schnell entschuldigte sich Coleen, während Jeans Hand, die er in der Hosentasche hielt sich zu einer Faust ballte.
      Endlich erreichte er mit einer sanften Berührung ihren Rücken. "Komm, lassen wir Danica allein." Coleen schenkte er ein sanftes Lächeln, zumindest für seine Verhältnisse, doch sobald er sie dazu hatte wegzusehen, warf er dem Mädchen im Krankenbett einen Blick zu, der sie ebenso anspuckte, wie sein letztes Wort an sie, was Danica dazu brachte ein bisschen in sich zusammen zu sinken. Jean hatte kein schlechtes Gewissen. Nicht im Geringsten. Er war ein nachtragender Mensch. Ein entsetzlich nachtragender Mensch. Und selbst, wenn er Danica jemals verzeihen würde, was passiert ist, war er sich nicht sicher, ob er es je vergessen könnte. Li verließ als erstes den Raum. Nach ihm Laurits und schließlich Jean und Coleen. Dabei ließ er nicht den Arm von ihr. Er sprach auch nicht. Jean wusste genau, dass er in diesem Moment nichts sagen musste. Dass es schlicht weg nichts zu sagen gab. Er nahm sie einfach mit, zog sie weit genug vom Ort des Geschehens weg und zog sie dann kommentarlos fest in seine Arme, legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab und war... da. Stützte sie, hielt sie. Ließ nichts böses mehr geschehen. Würde er niemals zulassen.

      Danica Kalsanik
      Als ihre gute, wunderschöne, gutmütige... und viel zu naive Freundin von einem Fehler sprach und wie Danica am besten damit umgehen sollte, hatte sie gelächelt. Wenn ihr auch bedeutend eher zu weinen zu mute gewesen ist. Man konnte in der Mathematik einen Fehler machen. Beim Tanz. Man konnte einen falschen Ton treffen im Gesang. Das sind alles Fehler gewesen. Was Danica da getan hat war so viel mehr. Es war unentschuldbar. Ein Medium lebte mit der Bürde. Ein Medium hatte keine Wahl, als die eisige Kälte des Todes seinen ständigen Begleiter zu nennen. Und Danica hatte es als die Jahre über ausgehalten, weil sie wusste, dass Coleen es nicht ertragen musste. Dass für ihr Leid die anderen normal und zufrieden leben konnten ohne jemals auch nur in die Nähe dieser Dunkelheit zu kommen. Noch nicht. Doch da hatte sie jetzt vermasselt. Ihr Herz wog entsetzlich schwer. Sie spürte Jeans Hass für ihre Unfähigkeit, für diese Fahrlässigkeit. Sie spürte Coleens Trauer, das nun tief sitzende Gefühl der Kälte, das dieses empfindsame Geschöpf sicherlich niemals vergessen wird.
      Und... Sie sah auf zu Claude. Sie sah es nicht vielleicht, doch auch schon bevor Coleen ihr von seiner Verwirrung berichtet hat, spürte sie etwas in der Richtung. Die silber-haarige versuchte sich das erdrückende Gefühl der Schuld nicht zu sehr anmerken zu lassen. Doch mit Jeans letzten Worten versank sie schließlich gänzlich darin. Sie nickte lediglich, als sie beiden sich verabschiedeten, unfähig ihnen noch einmal ins Gesicht zu sehen. Und letzten Endes waren es nur noch sie beide. Der stille Ritter und die unkontrollierte Teufelsbraut im Zimmer. "Ich... scheine jetzt wirklich gehasst zu werden", brachte sie ein bisschen stolpernd über die Lippen und klammerte sich haltsuchend an ihre Decke. Mit aller Kraft schluckte sie den Kloß in ihrem Hals herunter und sah wieder auf zu Claude. "Möchtet Ihr noch...-" Sie unterbrach sich selbst mit einem entschuldigenden Lächeln. "Nein, verzeiht, ich sollte Euch wirklich nicht aufhalten... Sicherlich möchtet Ihr Euch auch ausruhen. Geht... es Euch auch wirklich... naja, den Umständen entsprechend... gut?" Ihre Stimme war dünn, vorsichtig, ein bisschen ängstlich. Sie richtete sich noch einmal auf, um wenigstens aufrecht zu sitzen, wenn sie schon mit ihm sprach.
      Sie wollte gerne so viel sagen. Und gleichzeitig wüsste sie nicht was. Gerne würde sie ihn fragen wie er sich fühlte, ob ihm kalt gewesen ist! Doch eigentlich brannte da nur eine ganz besondere Sache in ihrem Herzen. Es brannte sich quasi durch ihre Brust. "Es... ich... Es tut mir schrecklich leid, wenn ich Euch eine Last bin... Doch dürfte ich Euch wohl um einen Gefallen bitten, Claude?" Nicht weinen, nicht weinen, jetzt bloß nicht anfangen zu weinen. Danica versuchte wirklich ihn anzusehen, doch es fühlte sich einfach an, als dürfe sie nicht. "Beruhigt mein verzweifelt verunsichertes Herz und sagt mir... hasst Ihr mich nun auch...? Ich tat Euch so viel mehr an, als ihr bereit gewesen seid für mich zu erdulden. Sitzt ein Monster vor Euch, wenn Ihr auf mich herabblickt?" Allein die Vorstellung, dass das der Fall sein sollte ließ sie physische Schmerzen leiden, doch sie blieb so tapfer sie konnte. "Ich... verkrafte die Antwort. Also seid bitte ehrlich... Wenn Ihr mir antworten möchtet..."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Daisy ()

    • Coleen van Gard
      Das.. sollte nicht passieren. Schnell waren die Tränen weggedrückt, als sie ein klein wenig zusammen zuckte durch die sanfte Hand auf ihrem Rücken und sah direkt zum dazugehörigen blonden Kopf. Bei seinem Lächeln blieb ihr einen Moment der Atem stehen, bevor ihr mit Mühe aufrecht erhaltendes Lächeln direkt etwas sanfter wurde und ein albernes kleines Lachen von sich gab. Er wusste, wie schwer ihr Herz gerade war, nicht? Es fühlte sich an, als wäre das Lächeln nur für sie - und sie ahnte nicht wie recht sie damit hatte. Schnell sah sie wieder zu Danica und lächelte auch ihr etwas entgegen. "Erhol dich gut... und mach dir nicht so viele Gedanken um uns, okay? Ich hoffe, es geht dir bald besser!", mit diesen Worten ließ sie sich von ihrem Kindheitsfreund hinaus bringen, ohne zu murren. Zu meckern. Ohne ihr Lächeln aufzugeben, weil es wichtig war. Dieses Lächeln war wichtig, es war wichtig, stark zu sein und gerade für Danica glücklich zu sein. Ihr zu zeigen, dass es okay war, was geschehen war. Ihr heute ein wenig von dem Zurückzugeben, was sie Tag für Tag mit ihr durchmachen musste. Je weiter sie und Jean sich von diesem Raum entfernten, desto schwächer wurde ihr Lächeln. Desto einfarbiger wurden ihre Haare. Sie versanken in einem traurigen und verwirrten Blaugrau - wie ein Monsun, der sie mit sich riss und das Land aus den Augen verlieren ließ. Bei jedem anderen würde sie weiter versuchen stark zu sein, aber nicht bei Jean. Er hatte sie an so vielen schrecklichen Tagen ihres Lebens gesehen, mitunter an dem schrecklichsten. Zumindest bis der schrecklichste Tag heute von diesem Ereignis abgelöst wurde. Sie wusste nicht mehr, was ihr mehr Angst gemacht hatte: Dieses ewige Gefühl des hinunter Gerissenwerdens in diese Kälte? Der Anblick ihrer atemstockenden Freundin? Diese Worte 'Teufelsbraut' und 'Monster', gegen welche sie nichts tun konnte, obwohl Danica doch der liebste Mensch der Welt war? Diese... Angst... für immer in dieser Dunkelheit zu versinken? Diesen falschen Eltern zu folgen ohne jemals das Grab besucht zu haben? Ohne Cedric je gesagt zu haben, wie sehr sie ihn liebte für alles, was er für sie tat?
      Es gab so vieles, was sie noch tun wollte. Sie wollte das erste Mal auf die See. Sie wollte den Mut finden ihre Bilder, die keine Geschenke waren, jemandem zu zeigen. Sie wollte ihre Ängste überwinden, ihre Angst vor der Liebe und all dem eine Chance geben. Sie wollte stark sein und beweisen, dass sie lernen kann. Dass sie wachsen kann. Es dauerte keine Sekunde bis hemmungslos ihre Tränen der Angst und der Trauer über ihre Wange liefen, als Jean seine Arme um sie legte und sie an sich drückte. Keine Sekunde, bis sie alles raus ließ und die Panik und die Angst lebte. Oh, und welche Angst sie gehabt hatte. So wollte sie nicht sterben. Alleine im Anblick ihrer schmerzverzerrten Freundin. Sie könnte doch nicht sterben und ihr solch eine schwere Bürde zusätzlich aufzwingen. Und ganz ab von ihr, war Coleen allgemein nicht bereit für den Tod. Nach all den Jahren, mied sie das Grab ihrer Eltern, weil sie nicht bereit dafür war. Mied sie diese Gefühle der offenen Liebe. Sie war nicht bereit war für diesen Schmerz, weil sie nicht wusste, wie sie ihn überleben sollte.
      Ihre Finger krallten sich geradezu an Jeans Rücken, während sie sich einfach ausweinte in seinen warmen Armen, die ihr das Gefühl gaben, endlich nicht mehr zu stürzen. Und umso mehr Angst hatte sie vor dem Moment, in dem er loslassen würde. Vor dem Moment, wenn sie alleine wäre. Und sie wusste ganz genau, dass Jean recht hatte. Dass Coleen es vielleicht hätte einfach... vergessen sollen. Jemanden samt seiner Fehler zu lieben, war etwas anderes als diesen Anblick des Todes nie wieder aus dem Kopf zu bekommen. Aber sie war stark. Das wollte sie sein. Und bis sie wieder alleine stehen könnte, wäre Jean bei ihr, richtig? Er wäre da, würde sie halten. Solange es nötig wäre.
      Und es war nötig. Eine ganze Weile war es das sogar, bis ihre Augen leer geweint waren und der Schmerz in ihrer Brust nach ließ. Wenn auch er nicht komplett verblasste. Ihre Augen waren rot genau wie ihre Wangen, als sie langsam ihre Finger sich traute von ihm zu lösen und ihr Gesicht aus seiner Halsbeuge zu lösen. "Jean..?", fragte sie leise. Mit trauriger gebrochener Stimme vom Weinen. So sehr sie ihn liebte und so gut sie sich auch zu kennen schienen, es gab diese eine Sache, die es schwer machte. Jean ließ sich nicht in sein Herz oder seinen Kopf gucken. Coleen wüsste nicht einmal, ob sie eine Umarmung des Trost-Spendens von einer Umarmung des Trost-Empfangens bei ihm unterscheiden könnte. Musste sie auch nicht. Denn sie wusste, es gab nichts, was sie ihn nicht fragen könnte. "Bist du okay?"

      Claude George
      Die Welt stand Kopf für den jungen Mann. Die Welt und alles um ihn herum. Es war als würde er jede Farbe anders wahr nehmen. Jedes Geräusch. Jeden Geruch. Er fühlte sich als wäre er in der falschen Welt wieder erwacht, auch wenn seine Haltung lediglich davon erzählte wie angespannt er war. Seine Verwirrung, seine Zweifel, seine Sorgen blieben tief in ihm drin - so wie immer in seinem Leben. Und ehe er es realisiert hatte war er alleine mit Danica. Mit dem Engel, der vor seinen Augen zu einer Dämonin geworden zu sein schien. Und wenn er ehrlich wäre... auch in dieser Sekunde hatte er seine Augen nicht von ihr lassen können. Vor dieser Kraft und dieser Schönheit. Er war mit sich selbst in einem Zwiespalt, wie er es noch nie gekannt hatte.
      "Ich... scheine jetzt wirklich gehasst zu werden."
      Erst als sie das Wort wieder ergriff, schien der versteinerte Mann zu erwachsen und trat etwas näher an sie heran. Doch bevor er zu Wort kam, erkundigte sie sich holprig nach ihm. Sie sah ihn. Schon zuvor hatte sie von allen Anwesenden einen Moment nur ihn angesehen. Sehr zögerlich nickte er auf ihre Frage nach seinem Befinden, bevor sie eine Bitte an ihn richtete. Eine Bitte, die er ihr sofort erfüllen wollte.
      "Beruhigt mein verzweifelt verunsichertes Herz und sagt mir... hasst Ihr mich nun auch...? Ich tat Euch so viel mehr an, als ihr bereit gewesen seid für mich zu erdulden. Sitzt ein Monster vor Euch, wenn Ihr auf mich herabblickt?"
      Der stumme Ritter brach das Siegel, welches die Worte in ihm einschloss. Und nicht nur das, für einen Moment beschloss er all seine gesellschaftlichen Konventionen zurück zu lassen und ihr nicht als Ritter, Soldat oder Wächter entgegen zu treten. Sondern als Mann. Als Mann mit Gefühlen.
      Claude setzte sich hinüber an das Bett und hob seine Hand an ihre Wange. Sehr zärtlich fuhr er mit ihr nach hinten zu ihrem Kopf und drückte ihn langsam und bedacht an seine Schulter, bevor er seinen freien Arm um ihre Taille legte und sie einfach an sich drückte. Sei sie nun ein Engel, eine Dämonin oder eine einfache Frau. Danica war... für ihn mehr als all diese Wörter es beschreiben könnten.
      "Danica..", begann er leise und vorsichtig. Seine Stimme konnte nicht fest sein, wie er es gewohnt war, dafür war sein Inneres zu aufgewühlt. Doch die Ernsthaftigkeit blieb. Die Ernsthaftigkeit, die ausstrahlen sollte, wie jedes kommende Wort er mit jeder Faser seines Körpers unterstützte.
      "Ich könnte Euch niemals hassen. Ich könnte Euch niemals fürchten. Und ich sage es nur zu gerne erneut... Wenn Ihr eine starke Schulter braucht um Eure Gefühle zu teilen, haltet Euch nicht zurück die meine zu nehmen. Ihr habt keine Vorstellung davon, was ich alles wirklich bereit bin für Euch zu erdulden. Und ich denke auch nicht, dass Eure liebste Freundin Euch hasst. Sie hat... für Euch gekämpft, während Ihr schlieft. Ihre Liebe zu Euch ist stärker als jede Furcht, die sie empfinden könnte. Und... meine..." Wie... sollte er es in Worte fassen? Wie konnte er ihr nicht zu nahe treten? Konnte er von Zuneigung sprechen? War das angebracht?
      Seine Finger fuhren durch die langen Haare, welche so neu waren an diesem Körper. "Mein Wohlwollen Euch gegenüber wurde keineswegs abgeschmälert. Mein Wunsch an Eurer Seite zu sein und nur... eine Sekunde lang... eine Stütze zu sein... ist nach wie vor vorhanden und vielleicht stärker den je. Vielleicht... stärker.. als Ihr es Euch von mir wünscht, wie ich fürchte. Danica, ich bin mehr als nur erleichtert, dass ihr Wohlauf seid. Es gibt keine Worte, die meine Gefühle dafür auch nur annähernd beschreiben könnten."
      Er bemerkte kaum wie sein eigener Griff um sie fester und fester wurde. Dieser Moment, diese Freiheit sie zu in seinen Armen zu halten. Sie zu berühren. Sie nur einen Moment als sein zu betrachten. Er ging zu weit, viel zu weit. Mit jedem Wort, jeder Sekunde, in welcher er sie hielt. Aber seine eigenen verwirrten Gefühle von dem Erlebten wussten nicht wohin mit sich. Er wusste weder was richtig, noch was falsch war. Aber er wusste... dass... er Danica halten wollte. Davor beschützen wollte sich je wieder so zu fühlen wie heute.

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    • Danica Kalsanik
      Ihr Herz hämmerte wie wild vor Aufregung, ängstlich seine Antwort betreffend. Ihre Finger zitterten. Sie hatte zwar gesagt, dass sie jede Antwort verkraften konnte, doch war sie sich dessen eigentlich gar nicht so sicher. Ihre Gedanken überschlugen sich und Danica stockte der Atem, als er sich schließlich zu ihr setzte. Sie hätte Vieles erwartet. Nicht jedoch seine große Hand, die sich an ihre Wange legte. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf, noch immer unwissend darüber was in seinem Kopf vor sich ging. Sie konnte nicht vermeiden, dass ihr Gesicht unter seinen Fingern begann wärmer zu werden. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper, als diese sanfte Hand schließlich weiter in ihr Haar wanderte.
      Nun schien es ihr, als würde ihr Herz noch schneller schlagen, noch heftiger. Und als sie sich schließlich in seinen Armen wiederfand war die Überraschung nicht aus ihrem Gesicht wegzudenken. Was…?
      Danica wusste nun selbst nicht mehr wo oben und wo unten gewesen ist. Es war, als spürte sie seine Arme intensiver, als je etwas zuvor in ihrem Leben. Und als sein Griff fester wurde, hatte sie das Gefühl ohnmächtig zu werden. Sie versank in seinen Armen, atmete regelrecht seine Worte. Dieser Mann ist zu gut für sie gewesen. Viel zu gut. Als sein Griff fester wurde, wanderte ein wohliger Schauer über ihren Körper bis in ihren Bauch. Sie hatte etwas so schreckliches getan. Und anstatt die schlimmste aller Strafen zu erhalten, machte er ihr einfach das größte Geschenk. Das ist nicht fair gewesen. Doch sie konnte sich auch nicht dagegen wehren. Sie schloss die Augen, ihre eigenen Hände wanderten auf seine Arme, hinauf zu seinen Schultern und schließlich um seinen Hals. Sie gab sich ihm ganz hin, ließ sich halten, ließ sich beschützen. "Danke", hauchte sie zart, dünn, ehrfürchtig, ehe sie ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. Danica ist die Einsamkeit und Dunkelheit so sehr gewöhnt gewesen. Sie war ihr stetiger Begleiter. Doch in Claudes Armen war es... so warm. Sein Herzschlag drang an ihr Ohr und dieser Takt schien sie komplett wegzutragen an einen sicheren Hafen. Sie versuchte sich selbst wachzuhalten, doch es schien schier unmöglich. Noch ehe sie sich versah sank sie zusammen und schlief friedlich wie zuvor noch nie in seinen Armen ein.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Er hat gewusst was passieren würde. Von Anfang an, hat er genau geahnt, nein wirklich, gewusst, wie diese Frau auf eine solche Reaktion reagieren würde. Und er konnte nicht in Worte fassen wie sehr er das hatte verhindern wollen. Wie sehr es ihn schmerzte sie so zu sehen. Nicht nur, dass er ihren Schmerz empfinden konnte. Es verband sich mit seinem eigenen Gefühl der Unfähigkeit etwas für sie zu tun. Was nutzten ihm all die Jahre, in denen er alles für sie gegeben hat, immer an ihrer Seite gewesen ist, wenn er ihr im Angesicht des Todes - wortwörtlich - nicht einmal nahe sein konnte. Er hatte da gesessen, unfähig sich zu bewegen, als das passierte. Wären sie in diesem Moment gestorben, er hätte es sich selbst niemals verziehen. Allein der Gedanke daran brachte ihn dazu sich übergeben zu wollen.
      Darum war er jetzt da, hielt sie, würde sie nicht mehr loslassen. Nicht heute. Zumindest nicht heute. Sanft strich er durch ihr Haar und als sie wieder zu ihm aufsah machte er sich eigentlich bereit für eine Entschuldigung. Es würde ihr ähnlich sehen in dieser Situation einen gezwungenen Witz zu reisen und so etwas zu sagen wie entschuldige, dass ich dich vollweine, ich bin wie ein Baby. Und im ersten Moment, nachdem sie ihre Worte an ihn gerichtet hatte, machte er auch bereits den Mund auf, um eben darauf zu reagieren, dass es in Ordnung gewesen ist, dass sie ihre Gefühle zeigte, wenn es das nun einmal gewesen ist, was sie gerade brauchte. Doch dann, diese Sekunde später, kam die Bedeutung ihrer Aussage tatsächlich bei ihm an. Sie erkundigte sich nach ihm? Nach seinem Wohlbefinden? Hatte er etwas falsch gemacht? Sah man ihm seine Unzufriedenheit dermaßen an? Sein Griff um sie wurde instinktiv ein bisschen kräftiger und ein leises Seufzen verließ seine Lippen. Wie ging es ihm? War er okey? Er wusste es nicht. Er hatte auch überhaupt keine Zeit sich darum Gedanken zu machen, wenn er sich doch noch um sie kümmern musste.
      "Mir geht es gut", nickte er schließlich und zog sie noch einmal enger an sich, sodass er sein Kinn auf ihren Kopf legen konnte. "Ich bin nur ein bisschen durcheinander. Mehr nicht. Ich habe das Gefühl, dass es noch so viel zu tun gibt..." Und Himmel das gab es. Danica würden Konsequenzen erwarten müssen. Selbst wenn jetzt die Erinnerungen ihrer Klassenkameraden ausgelöscht waren, sie müsste vor ein Gericht treten, in dem entschieden wird, ob sie weiter diese Schule besuchen durfte oder nicht. Ob sie gar weiter im Schutze dieses Landes leben durfte oder nicht. Man sah es wirklich nicht gerne, wenn man um ein Haar die Kinder der Investoren tötete. Und dann war auch noch eine Persönlichkeit wie Elisabeth unter den Bedrohten. Jean wusste zwar durchaus, wie er ihr helfen könnte. Doch... wollte er das? Sollte er das? Brächte er Coleen dadurch in Gefahr? Würde er ein höchst gefährliches Individuum dadurch decken? Könnte sie Schießpulver sein und er würde durch das Eingreifen und einer positiven Ausgangssituation die Zündschnur entflammen? "Es gibt wirklich so viel zu tun...", murmelte er noch einmal und sah über Coleen hinweg aus einem Fenster. Es wurde langsam Abend. Sie hatten lange auf Danica gewartet. "Komm, lass uns gehen. Ich lass dich heute nicht mehr alleine, also bitte versuche dich nicht zu viel zu beschweren." Er schenkte ihr eines seiner frechen Lächeln. Er wollte einfach nur, dass sie sich sicher fühlte. Dafür war er vieles bereit zu tun.
    • Coleen van Gard
      Als seine Antwort auf sich warten ließ und er Coleen nur noch fester an sich drückte, nickte sie nur stumm. Es wäre auch okay, wenn er nicht darauf antwortete. Doch er tat es. Er tat es, während er sie näher an sich zog und Coleen nickte auf seine Worte. Wollte ihm das Verständnis entgegen bringen, das alle immer für sie hatten. Beruhigend strich sie mit ihren Fingern über seinen Rücken, während sie versuchte dieses Mal nicht das schwache kleine Mädchen zu sein, das beschützt werden musste. Zumindest nicht nur das. Sie wollte Jean auch stützen! "Wir sind wohl alle durcheinander..", relativierte sie diese Gefühle um ihm irgendwie.. zu zeigen, dass es okay war, durcheinander zu sein. Verwirrt zu sein. Genauso wie es okay war, wie traurig und ängstlich sie war.
      "Komm, lass uns gehen. Ich lass dich heute nicht mehr alleine, also bitte versuche dich nicht zu viel zu beschweren."
      Einen kurzen Moment sah sie ihn etwas überrascht an, als er sich von ihr löste und setzte erst an zu einer Errötung auf ihren Wangen, entschied sich dann aber für ein glückliches Seufzen, gefolgt von sich liebevoll rosa verfärbenden Haaren und einem verständnisvollen Lächeln. Sie... wollte gar nicht alleine sein. Also war es in Ordnung, wenn sie noch den Abend zusammen verbrachten, bevor sie irgendwann alleine... in's Bett musste. Oder würde er da auch bleiben? Zusammen übernachtet hatten sie nicht mehr seit sie Kinder waren. Seit so vielen Jahren... Kurz strich sie über Jeans Arm hoch zu seiner Schulter und nickte. Es war so viel Zeit vergangen, das war beinahe verrückt. "Nicht zu viel heißt, ein wenig ist okay?", schmunzelte sie und legte ihre Arme um seinen auf den Weg zu ihrem Wohnheim. Ein wenig drückte sie auf dem Weg ihr Gesicht in deinen Oberarm, damit niemand ihre noch angeschwollenen Augen sah vom Weinen, doch schnell erreichten sie auch die Tür ihres Zimmers. Ihres und.. Danicas. Einen Moment zögerte sie. Ihre Hand zögerte die Klinke zu berühren, doch nach einem tiefen Durchatmen überkam sie auch diese Hürde. Als sie auch nur einen Spalt der Tür öffnete war es durch den Abend pechschwarz darin und Coleen merkte wie ihr die Luft weg blieb. Reflexartig schloss sie die Tür wieder noch während sie auf dem Flur waren und setzte eigentlich zu einem kleinen Lachen an, doch es blieb stumm.
      Es war okay. Es war... "Kannst du... das Licht anmachen?", fragte sie zögerlich ohne zu ihm aufzusehen und entließ seinen Arm, wenngleich seine große Hand von ihren umschlungen wurde. Tatsächlich fühlte es sich an, als wären sie wieder Kinder. Diese ganzen komischen Gefühle seit die Akademie begonnen hatte, dieses neue Herzklopfen ihm gegenüber, das ihren vorangegangenen Gefühlen für ihn kaum ähnelte - alles war weg. Hier und jetzt, war Jean genau wie früher ihr persönlicher Held. Der Junge, der sich ihrer angenommen hatte, obwohl er Coleen kaum kannte und nach dem Versterben ihrer Eltern eigentlich keine Verpflichtung mehr ihr gegenüber gehabt hätte - allerdings eine Freundschaft. Ohne seine Hand aus ihrer zu entziehen, kam Jean der Bitte nach. Er trat in das dunkle Zimmer, in welches Coleen sich nicht traute und ließ es mit Licht durchfluten, bevor sie ihm hinein folgte und die Tür schloss. Auf dem Boden waren noch die Farbflecken, die sie so unbedacht verwischt hatte, weil sie auf ihrer Leinwand eingeschlafen war. Ihrer Leinwand, die das Bild ihres schweren Herzens in Form eines Baumes auf einem Hügel annahm. Langsam aber sicher.
      Um den Abend ausklingen zu lassen setzte sie sich an genau diese Leinwand um ihr Werk zu vervollständigen, ohne wirkliche Worte. Sie gab sich ganz ihrem Bild hin, ihrem Herz hin, bis es nach noch weiteren stillen Stunden einen Zustand fand, den sie als vorerst fertig betiteln würde. Ihre je nach Stimmung des Bildes sich wandelnden Haare hielten bei ihrem zufriedenen Rot, wenn auch ihr Herz sich schwer anfühlte.
      Viele kleine Äste des Baumes waren abgebrochen, für jeden Schmerz, den sie spürte, während die stärkeren Äste in der Krone Blätter trugen in der Farbe ihres eigenen Regenbogens. Die Blätter leuchteten inmitten einer düsteren Nacht, denn das war alles, was sie tun konnten. Leuchten. Leben. Lächeln. Lachen. Egal, wie die Umstände waren: Würde der Baum seine Blätter aufgeben, wäre nichts mehr von ihm übrig. Doch wenn man genau hinsah, bemerkte man, dass die Äste viel zu dünn waren für die Blättertracht. Dass dieses Leuchten zu halten schwierig war und der Baum es alleine niemals halten würde auf ewig. Das war etwas... was sie nicht eindeutig benennen wollte, noch nie. Diese Last ihren Schmerz in sich verschränkend. Ihre Gefühle im Zaum zu halten um selbst nicht zusammen zu fallen und auch unter ihren Ästen kein Lebewesen zu erschlagen - wie sie am Tage zuvor hatte mit ihren Gefühlen Carolus geschadet. Das war etwas... worüber sie noch nicht gesprochen hatte. Nicht mit Danica. Nicht mit Jean. Nicht mit Cedric. Es gab keine Zeit dafür, keinen richtigen Moment. Nur falsche... Sie legte ihren Pinsen beiseite und stand von ihrem Hocker auf - so leidenschaftlich wie sie sich in ihre Farben geradezu kniete, war ihr Körper eingefärbt in den Farben der Nacht und den Farben des Regenbogens gleichermaßen als ihr Blick auf Jean fiel. "In die Dusche schaff ich es gerade so alleine. Du musst auch nicht auf mich warten, falls du langsam gehen willst... Es ist spät. Aber ich bin froh, dass du geblieben bist!", erklärte sie sich mit einem Lächeln und griff nach dem Männerhemd, in welchem sie ihren Schlaf antrat, bevor sie im Badezimmer verschwand. Sie kam nicht völlig in ihren altbewährten albernen Typus hinein, aber auch von Trauer war sie lange nicht mehr durchflutet. Und ja... seine stille Anwesenheit in ihrem Zimmer hatte nicht wenig dazu beigetragen. Sie säuberte sich, trocknete sich an, bis ihre farbenfrohen Haare nur noch an den Spitzen etwas tropften und zog sich das ihr zu große Männerhemd an. Schamfrei wie sie für ihren Körper war, trat sie auch so aus dem Bad wieder hinaus - mit nackten Beinen und dem Stoff des Hemdes, dass ihr bis auf die Hälfte ihrer Oberschenkel reichte.
    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Coleen hatte offensichtlich noch gar nicht verstanden, dass Jean die Nacht über hier bleiben würde. Dass er nicht gewillt gewesen ist sie mit irgendeiner Form von Alpträumen alleine zu lassen, damit sie morgen nur ein größeres Wrack werden würde. Nein, das ließ er nicht zu… Zumindest nicht noch ein Mal. Während sie an ihrer Malerei gearbeitet hat, hatte Jean es sich am Schreibtisch bequem gemacht. Und nachdem er eine Weile über seine Freundin gewacht hatte, die langsame, sehr langsame Verbesserung ihrer Laune bestätigte, nahm er sich ein Buch, das Danica einfach hatte offen liegen gelassen und angefangen darin herum zu blättern. Überrascht stellte er fest, dass es um Nikolais Königreich ging und Heldensagen über vergangene Königsgeschlechter. Verwundert zog er leicht die Augenbrauen zusammen, schüttelte dann leicht den Kopf und legte es wieder weg.
      Nach einer Weile erhob Coleen sich dann wieder und verabschiedete sich nicht nur eben ins Bad, sondern es war sehr offensichtlich, dass sie wirklich annahm, er würde diese Nacht noch gehen. Zugegeben, es war tatsächlich sehr unüblich für den jungen Mann die Schulregeln zu brechen. Doch in diesem Fall sah er sich gezwungen eine Ausnahme zu machen. Dass es ihn vielleicht auch schlichtweg selbst unglaublich beruhigen würde über sie zu wachen, für diese eine Nacht Zeugnis davon zu erhalten, dass sie noch... da gewesen ist, das es ihr gut ging... solcherlei Unsinn zog er nicht in Erwägung. Doch er nutzte die Chance allein, um sich ebenfalls ein bisschen fertig zu machen den erst der Nacht wache zu stehen. Das musste er nun wirklich nicht in voller Uniform machen. Seufzend erhob er sich von seinem Stuhl und entledigte sich ordentlich seiner Jacke, die er auf die Lehne hing. Anschließend streifte er die Stiefel ab, die neben dem Stuhl Platz fanden. Dann kam sein Halstuch, dessen schrecklich Drucks er sich nur mit dem größten Vergnügen entledigte und das Hemd einfach aus der Hofe zog, das übliche Bild seines Feierabends.
      Coleen betrat den Raum wieder und Jean stand zunächst mit dem Rücken zu ihr und öffnete die Knöpfe an seinen Ärmeln. "Lass mich auch schnell ins Bad dann kann ich-", er drehte sich herum und unterbrach sich selbst bei ihrem Anblick. Nackte Beine, keine Form eines Korsetts. Er hatte das Gefühl bereits dankbar darüber sein zu müssen, dass sie wenigstens Unterwäsche trug. Aber was war das für ein scheußliches altes Männerhemd? Er atmete tief durch und massierte sich leicht den Nasenrücken. "Meine Güte, Coleen, was trägst du denn da? Schläfst du immer so? Rennst du so raus, sollte Feuer ausbrechen?" Murrend schüttelte er den Kopf und stapfte an ihr vorbei ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen. Anschließend setzte er sich wieder an den Schreibtisch. "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich die Nacht hier verbringen. Ich möchte dich ungerne heute alleine lassen.", teilte er nun doch eindeutiger seine Absichten mit ihr und suchte in dem schrecklichen durcheinander auf dem Schreibtisch nach einem interessanteren Buch, als das über Nikolais Familie. Über die wusste er nämlich selbst bereits mehr als genug.
    • Coleen van Gard
      Der erste Gedanke als sie den mit dem Rücken zu ihr gekehrten jungen Mann sah war: 'Huh. Er ist noch da!'
      Ja, sie nahm tatsächlich an, er würde gehen, was... sich... wohl als falsch heraus stellte als er sich zu ihr umdrehte und seine Uniform so gelockert hatte. Ein.. süßer Anblick. Nein, süß war das falsche Wort! Es war- Er war-... Eigentlich wusste sie nicht, was es war. Dieser Anblick war so völlig ab, von allem, was sie aus dem Spiel kannte, in dem sie ihn das erste Mal erblickt hatte! Keines seiner ersten Worte realisierte die junge Frau überhaupt, so gebannt wie sie an ihm hinunter sah. Man sollte meinen, es sei nichts besonderes - aber war Jean! Der Mann, der wohl immer auf Arbeit zu sein schien! Ahh... Das Herzklopfen. Da war es wieder. Als wäre es niemals von ihrer Seite gewichen, erröteten ihre Wangen, blich ihr rotes Haar aus in ein Rosa und ihrem Mund entwich ein verblüfftes "Was?" als der attraktive Mann vor ihr an ihrem Aufzug zu meckern schien.
      "Meine Güte, Coleen, was trägst du denn da? Schläfst du immer so? Rennst du so raus, sollte Feuer ausbrechen?"
      Sichtlich verwirrt und nicht auf der Höhe, sah sie an sich herunter und zog etwas an dem Hemd herum, welches überaus locker an ihr hinunter hing. "Natürlich laufe ich so raus, wenn es brennt. Ich kann mich ja schlecht erst umziehen! Und Cedrics alte Hemden sind sehr bequem - besser als diese komischen Trachten, die für Frauen eigentlich gedacht sind! Und- Hey..~!", schmollte sie etwas als er sich der Erklärung entzog und in ihr Badezimmer ging, als wäre er hier zuhause. Was er natürlich auch sein durfte, keine Frage.
      Ein wenig beleidigt über diese Kritik, verschränkte sie ihre Arme hinter ihrem Rücken und steckte ihren Kopf durch die Tür des Badezimmers. Es war... wirklich... lange her irgendwie. So beieinander zu sein. Die Übernachtungen hatten aufgehört, weil sie älter wurden. Ihre Leben lebten. Erwachsen wurden. Wobei - war Jean jemals ein richtiges Kind gewesen? Es kam ihr vor als hätte er schon immer auf sie aufgepasst, statt zu spielen. Gelernt sich zu benehmen. All sowas...
      Gerade während sie noch darüber nachdachte, setzte er sich zurück an den Schreibtisch und sagte die Worte, die ihre Augen gerade zu zum Glänzen brachten.
      "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich die Nacht hier verbringen. Ich möchte dich ungerne heute alleine lassen."
      "Ja!!", rief sie ohne zu Zögern, bevor sie aufgeregt ihn daran hinderte ein Buch an sich zu nehmen und stattdessen seine Hände beide in ihre nahm und ihn ganz aufgeregt ansah. "A-Also ich meine 'nein', es macht mir nichts aus! Ja, bleib hier heute Nacht!", ohne ihn auch nur eine Sekunde zu fragen, zog sie ihn einfach mit sich auf ihr Bett, an dessen Rand sie sich setzt und ihn mit ihren roten Wangen breit angrinste. Eine seiner Hände schenkte sie die Freiheit, nur um eben diese auch von ihr nun freie Hand durch sein Haare streichen zu lassen mit einem Lachen. "Es ist.. so lange her, dass wir zusammen geschlafen haben! Damals habe ich mich noch den Kleidern nicht entgegen gestellt!", erzählte sie einfach fröhlich vor sich hin, als wäre er nicht selbst dabei gewesen. "Hach!~", seufzte sie glücklich und ließ nun auch seine zweite Hand frei, um ihre Beine hoch auf das Bett zu ziehen, sich auf ihre Knie zu hocken um etwas größer zu sein als er. Kurz darauf lagen ihre Arme auch schon euphorisch um seinen Hals, während sie sich förmlich an ihm schmieg. "Ich-! ..", begann sie laut bevor sie kurz leise etwas nüchterner auflachte. Und ihre Arme enger um ihn legte. Den neuen Satz nur noch in sein Ohr flüsternd. "Ich danke dir..."
      Natürlich, war das hier keine Übernachtungsfeier wie als sie kleiner waren. Es ging nicht um Spaß. Es ging nicht darum noch bis in die Nacht ein Spiel zu spielen, welches sie ihm aufzwang. Er wollte auf sie aufpassen. Bei ihr sein. Und auch in diesem Alter war es okay für ihn, weil sie... für ihn... wie eine Schwester war und keine Frau. Und das war in Ordnung! Er musste sich ihrer nicht auf dieser Art bewusst sein. Er würde auf ihre aktuelle Art immer für sie da sein, selbst wenn er eines Tages ganz im Erwachsen-Sein unterging und eine Frau fand, die ihn hoffentlich auch nur halb so sehr lieben würde, wie Coleen es mit jeder Faser ihres Körpers tat. Es war richtig. Gut. So konnte sie immer an seiner Seite sein, ganz gleich wie oft er ihr Herz noch zum schneller Schlagen bringen würde.
    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Das war… eine eigenwillige Situation. Wirklich… eigenwillig. Und Jean konnte wirklich noch nicht ganz sagen, ob er sich wohl damit fühlte oder nicht. Es war die eine Sache von Coleen aufs Bett gedrängt zu werden. Doch mit ihrer doch recht kindlichen Art, mit der sie ihn halb nackt überrannte, sich auf ihn stürzte und ihn damit regelrecht in ihr Bett zwang und nicht zu vergessen ihre Haare, die eine eindeutige Sprache in diesem Moment sprachen… Es war wirklich so, als wären sie wieder Kinder. Wenn auch, erneut, Jean nicht wirklich sagen konnte, ob er sich wohl fühlte. Bereits seit Jahren wusste er, dass er eine sehr deutliche Sonderstellung in Coleens Leben hatte. Wobei, das war nicht ganz richtig, in ihrem Herzen. Und seit Jahren hat er sich ganz gezielt dagegen geweigert auf ihre Wünsche und Emotionen zu hören. Er… verschloss quasi einfach seine Ohren, weil es ihm dermaßen falsch vorkam.
      Doch was sollte er jetzt tun? Sie verwirrte ihn über alle Maßen. Während Jean der festen Überzeugung gewesen ist hier zu bleiben wäre das Beste für sie, um sie nicht alleine zu lassen, wusste er jetzt gerade wirklich nicht mehr, was das Beste für ihn selbst gewesen ist. Er war schließlich ein Mann, ob Coleen ihn nun so wahrnahm oder nicht. Er ahnte jetzt schon, dass das ein Spießroutenlauf werden würde. Doch er ließ es zu. Für den Augenblick würde er alles geschehen lassen, das Coleens Stimmung anhob und ihre Gedanken weit, weit weg brachte von diesem schrecklichen Tag. Als sie ihm schließlich ihren Dank zuflüsterte, atmete er hörbar aus, schlang seine Arme um ihre Taille und riss sie einfach neben sich, sodass er halb über sie lag. "Danke mir noch nicht. Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Solltest du in der Nacht schnarchen, denke ich nicht, dass ich jemals aufhören würde dich damit aufzuziehen.", meinte er herausfordernd mit einem eigenwilligen Lächeln. "Also schlafe schnell ein und hoffe, dass ich das auch tue."
      Jean dimmte noch das Licht, ließ aber zumindest eine Lichtquelle brennen, damit der Raum nicht in Dunkelheit versank, ehe er einladend seine Arme ausstreckte, damit die junge Frau sich ganz sicher und geborgen fühlen konnte. Er versuchte gar nicht erst mit ihr zu diskutieren, dass es bedeutend besser gewesen ist, wenn sie nicht in einem Bett schlafen würden. Es würde ohnehin auf taube Ohren stoßen. Daher ergab er sich seufzend seinem Schicksal und machte es sich auch selbst ein bisschen bequem in dem Bett, dass erstaunlicherweise durchaus genug Platz für zwei Personen hatte. Es war für einen allein durchaus möglich ein bequemes, größeres Bett zu organisieren. Doch das ließ ihn für einen Moment daran zweifeln wie viele der reichen und einflussreichen Kinder hier sich tatsächlich an die Schulvorschriften hielten. "Gute Nacht Coleen", murmelte er nach einer Weile, in der er die Frau in seinen Armen gehalten und ihrem Atem gelauscht hatte. Er sprach sanft, leise, viel zärtlicher, als man es je von ihm gewöhnt gewesen ist und vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war hinter ihr Ohr. Interessiert beobachtete er eine Weile ihren Farbverlauf, nun, da sie eigentlich entspannt gewesen war und immer, wenn er erkennen konnte, dass sich ein Alptraum anbahnte, zog er sie näher an sich, strich über ihren Rücken und kraulte ihren Kopf, bis sie sich wieder beruhigte.
    • Coleen van Gard
      Ein kleines Lachen entwich ihr als sie von ihm umgerissen wurde und ihr Grinsen blieb. Es war ein Moment, den sie am Liebsten hier und jetzt eingefroren hätte. Genau so wie er war. Wie sie in ihrem Bett lagen. "Also du wärst die erste Person, die sich über meine Schlafgewohnheiten beschweren würde!", verteidigte sie sich sehr schwach und machte sich seelisch bereit für die Nacht. Seit langem wieder eine Nacht mit Jean. Er dämmte das Licht und lud sie in seine Arme ein - eine Bitte, die man Coleen nicht zwei Mal andeuten musste. Sie strich mit ihren Fingern zärtlich über seine Schultern, und vergrub ihr Gesicht ohne zu Zögern in seiner Halsbeuge. Genoss seine Wärme. Seinen Herzschlag. "Schlaf gut, Jean..", flüsterte sie etwas, bevor sie sich selbst traute das Land der Träume zu betreten. Nur sehr fern nahm sie seine zärtliche Stimme war. Nahm sie die Berührungen war. Da ihr in der Nacht zuvor der Schlaf versagt hatte in ihrer Sorge um ihre Freundin, hatte sie einen tiefen Schlaf und ihre Haare erzählten von allem, was darin geschah. Es begann mit ihren liebevollen Gefühlen, mit welchen sie in den Schlaf entlassen wurden und der rosa Farbe, die dieses Gefühl sein Eigen nannte. Doch ab da durchlief sie alle Gefühle des Tages. Ihre rote Kampfeslust. Ihre fliederfarbene Sorge. Ihre gelbe Erleichterung. Ihre schwarzer Schmerz. Ihr blaugrauer verwirrender Monsun. Doch Jean kümmerte sich um sie, ließ sie die Nacht über nicht vergessen, dass er da gewesen war, so wie er schon immer für sie da gewesen war und es hoffentlich auch immer wäre.
      Und dann schien das Licht, welches den nächsten Morgen einläutete, durch die Fenster. Noch bevor die laute Glocke ertönen sollte um die Schüler zu wecken, öffnete Coleen wie in Trance ihre Augen. Müde. Mit ihren roten Haaren, welche beinahe ihr Normalzustand waren. Sie spürte den warmen Atem in ihrem Gesicht. Diesen schützenden Griff um ihren Körper. Und sehr verschwommen erkannte sie vor sich das liebliche Gesicht ihres Kindheitsfreundes. Jugendschwarms. Ihres besten Freundes. Es war lange her gewesen, dass Jean sie in ihren Träumen besucht hatte. So lange. Und unweigerlich fragte sie sich, ob das ein Zeichen dafür sein sollte, dass sie doch nicht diese Gefühle überwunden hatte, wie sie es jeden Tag kurzzeitig hoffte. Während sie mit ihrer einen Hand über seine Brust fuhr, strich die andere von seiner Schulter zärtlich seinen Hals hinauf auf seine perfekte Wange. Strich über diese, nach hinten, in dieses weiche Haar. Oh welch schöner Traum... Ihm so nahe sein zu können. Ihm zumindest in ihrem Land der Träume diese Zuneigung zukommen zu lassen, die sie sich so oft schon gewünscht hatte ihm zu schenken. War es nicht ironisch? Während er in diesem dummen Spiel als Kindheitsfreund sich Elisabeth als Partner in allen Lebenslagen anbot, war es nun sie selbst, die seine Kindheitsfreundin sein durfte. Und trotzdem niemals einen Schritt weiter geschafft hatte. Es war so unfair... All ihre Zuneigung für ihn war wie für die Katz, weil er sie nie so annahm. Oder wahr nahm. Hier in diesem schönen Traum, konnte sie mehr sein als eine Schwester. Hier würde er sie wahr nehmen. Hier würde er bemerken, wie ihr Gesicht sich seinem näherte und wie ihre Lippen seinen Mundwinkel küssten. Seine Wange. Seine Stirn. In diesem Traum würde er ihre Hand durch seine Haare fahren spüren und als Geste der Zuneigung wahr nehmen. Er würde fühlen, wie die Hand in seinen Nacken fuhr und seinen Kopf ihrem entgegen drückte, um ihre Stirn an seine zu legen. Er würde bemerken, wie ihre zweite Hand von seiner Brust hoch wanderte und ihre Fingerspitzen über seine weichen Lippen tanzten. Es war albern, nicht wahr? Einen solchen Traum zu verfolgen und nicht einmal in diesem sich zu trauen seine Lippen mit ihren zu verschließen?
      In ihrem Traum würde er bemerken, wie ihr Oberkörper sich an seinen schmiegte - unverfälscht, nur ein dummes Hemd welches ihr schneller werdendes Herzklopfen zurück hielt. Er würde fühlen, wie ihr Knie über sein Bein strich. Er wüsste ihr lieblich geseufztes "Jean.." als eindeutige Geste zu schätzen und würde verstehen, wie sehr sie es liebte seinen Namen auszusprechen. Wie sehr sie sich all die Jahre zurück gehalten hatte zum Wohle ihrer Freundschaft, bis sie begann dieses Verlangen, von dem ihre rosa beinahe leuchtenden Haare erzählten, in sich einzuschließen und zu vergessen. Zum Wohle ihrer Freundschaft... aus Angst, er würde vielleicht doch eines Tages auf sie eingehen und ihr Herz könnte einen erneuten Bruch nicht stehen. Ihr in sich gekehrtes Herz, welches sich Tag für Tag versuchte für die Liebe zu öffnen, welche sie jemand anderem schenken würde, der sie nicht nur im Traum halten würde. Sie fühlte sich förmlich taub von seinem Geruch, der sie tatsächlich zu umgeben schien. Dieser Wärme, die sich so echt anfühlte. Diese Haut, die so rein war. Dieses Haar, welches sich niemals mit ihren Gefühlen verfärben konnte, selbst wenn sie es versuchen würde. Diesen Mann... der völlig immun zu sein schien für alles, was nicht von ihrer Freundschaft sprach. Glücklich seufzend schloss sie ihre Augen erneut von diesem Traum. Kraulte ihm in seinem Nacken, der sich beinahe genauso echt anfühlte, wie der Mann, den sie am Abend des Balles im Tanz berühren durfte. Berührte seine Lippen... zumindest mit ihren Fingern... Diese Lippen, denen sie niemals näher kommen könnte, als in diesem Traum, weil der echte Mann dieses Abbildes sie gar nicht sah. Ihre Gefühle nicht sah, die so lange auf ihn gewartet hatten und gleichermaßen sich selbst verschlossen im Pakte mit Danica gegenüber diesem dummen Spiel. Wieso... konnten sie es nicht viel früher vergessen? Hätte es überhaupt etwas geändert? Hatte sie überhaupt jemals eine Chance gehabt? Hätte sie nie an das Spiel geglaubt... Nie sich vor Angst eines gebrochenen Herzen den Männern als Ganzes versucht zu versagen.. Gab es irgendwo eine Welt, in welcher sie wirklich in seinen Armen lag? In welcher sie ihn nicht nur mit Umarmungen sondern wirklich mit Küssen liebkosen durfte? Gab es eine Welt, in welcher er ganz einer anderen Coleen gehörte? War diese glücklich? Oder war das Universum nur gefüllt mit Coleens, die davon träumten ihn zu berühren, so wie diese hier?

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    • No Tobi Zone
      Jean-Christophe Beaumanoir
      Die Nacht war sehr, sehr anstrengend für den jungen Mann. Zwar ist er immer mal wieder eingenickt, doch war seine Sorge so groß, dass sie seinen Schlaf dünn hat werden ließ. Bei jeder Bewegung wachte er auf, schlug eine Windböe gegen das Fenster, schreckte er hoch. Einmal kämpfte er sogar gegen seine eigenen Dämonen im Schlaf. Diese Nacht würde er definitiv nicht so schnell vergessen und nicht so schnell verkraften. Als es bereits morgen wurde und er das Tageslicht an seinen geschlossenen Lidern spürte, bewegte Coleen sich erneut und mit einem stechenden Kopfschmerz riss er sich leicht murrend aus dem Schlaf. Flatternd öffnete er leicht die Augen und sah zu seiner Freundin, mit der Erwartungshaltung ein vertrautes Bild vorzufinden... Was nicht der Fall gewesen ist. Nicht einmal im Entferntesten. "Co-…", setzte er an, doch ihm stockte regelrecht der Atem, als er langsam begriff was hier mit ihm geschah. Jean riss erschrocken die Augen auf, als er Coleen spürte, überall an seinem Körper. Ihre Hand an seiner Brust, ihr Körper, der sich an seinen presste, ihr nacktes Bein, das über sein eigenes hinabfuhr. Das... war bereits… schlimm. Der junge Mann schluckte schwer, absolut überfordert mit dieser Situation und nicht wissend damit umzugehen, als auch schon die Küsse begangen. Beim ersten zuckte er sacht zusammen. "Cole-…", wollte er ein zweites Mal ansetzen, als ihre Finger den Weg auf seine Lippen fanden und das schlimmste passiert, was sie ihm hätte antun können. Sie seufzte seinen Namen. Wohlig, innig, sinnlich. Die schlimmste Gänsehaut seines Leben befall ihn von oben bis unten und es fingen sich Dinge in ihm zu regen, die er niemals durch die erregt erleben wollte.
      Langsam aber sicher übermannte ihn die blanke Panik. Mit einem Ruck packte er seine Kindheitsfreundin an ihren Handgelenken und nagelte sie auf ihrer Matratze fest, erst selbst über sie gebeugt. Zum ersten Mal wusste er nicht was mit ihm, seinen Emotionen und seiner Mimik passiert. Er war so verwirrt, so erschöpft! Verflucht noch eins, er war ein Mann und er war erregt. Was nicht gut gewesen ist, ganz und gar nicht. Nicht so, nicht hier, nicht mit Coleen. "Coleen, was…?" Würde er es heute auch nur einen Satz zu Ende zu sprechen? Könnte er sich heute auch nur einmal dagegen wehren, dass sie ihn komplett aus dem Konzept brachte? Warum passierte das überhaupt? Warum wanderten seine Augen über ihren entblößten Hals? Warum wurde er nervös in Anbetracht ihrer blassen Haut, die dieses schreckliche, verrutschte Hemd entblößte? Wie konnte er die Rundung ihrer Brust erreichen und sich sofort an das Gefühl erinnern, wie ihr Körper an seinen gepresst gewesen ist…? Als hätte er sich fürchterlich verbrannt riss er sich mit einem Mal so brutal von ihr los, dass er hinten über aus dem Bett fiel. Sein Körper war komplett durcheinander, sein Geist noch mehr. Sein Atem ging schwer, sein Gesicht war komplett rot angelaufen. Er zeigte sich in einem grässlichen, schamvollen Zustand. "Ich…" Ja, was sollte er sagen? Die Situation ist zu eindeutig gewesen um Worte dafür zu finden. Jean sprang daher einfach auf, sich seiner Schmach mehr als bewusst, die er versuchte zu verdecken und stürmte ins Badezimmer. Um sie nicht mehr zu sehen, um nicht mehr zu bemerken, wie ihre Haare aussahen nach ihrem wirren Schlaf. Um nicht mehr den Anblick ihrer Schulter ertragen zu müssen, die das Hemd nicht mehr tragen wollte. Das war alles zu viel für ihn. Wann war das passiert? Wann war das mit ihr geschehen? Ja, er wusste, dass sie ihm nicht abgeneigt gewesen ist, noch nie! Doch wann war… DAS passiert? Oh Gott, wie sollte er sie jemals wieder ansehen? Was hatte er dem Menschen, den er am meisten beschützen wollte nur angetan mit dieser fleischlichen Lust, die selbst ihn erschreckte!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Daisy ()

    • Coleen van Gard
      Sich ganz ihrer vermeintlichen kleinen Traumwelt hingebend, riss sie sichtlich überrascht ihre Augen auf als ihr Freund sie mit einem Mal anfing auf ihr Bett zu drücken. "Jea-" - "Coleen, was…?"
      Noch bevor sie überhaupt verstand, was passierte, sah sie diesen Blick über sich. Diese Irritation, diese Wangen, die erröteten. Die Überforderung. Und seine Augen wie sie an ihr hinunter wandern, und nun selbst die aufdringliche Tagträumerin langsam die Röte auf die Wangen zwang, wenn auch nur sehr zart. Das... passierte gewöhnlich nicht in ihren Träumen von ihm. Wieso war er so..? Was? Ängstlich? Wieso sollte sie davon träumen, wie Jean auf sie so reagierte? Sie versuchte kurzzeitig ihre Handgelenke zu bewegen, ihre Freiheit zu erlangen - und kurz darauf riss er sich ebenso plötzlich von ihr los, wie er sie sich gegriffen hatte. Verwirrt blinzelnd richtete sie ihren Oberkörper auf und sah den zu Boden gestürzten Jean an. Das war.. seltsam. Wieso wachte sie denn nicht auf? Was sollte dieser Traum ihr denn beibringen, das er sich weigerte zu enden? Wieso war er so beschämt? "J-Jean!", rief sie ihm besorgt nach, ihre Hand nach ihm hebend als wenn es etwas ändern würde, als er sich ins Badezimmer flüchtete.
      Coleen verstand die Welt nicht mehr. Solange bis... sie es hörte. Das Läuten der Glocke, welches sie wecken müsste für den Unterricht, doch sie blieb hier sitzen. In dieser Situation. Langsam aber sicher dämmerte ihr etwas grauenvolles. Sie sah an sich herunter, an das Hemd, welches sich kaum auf ihren Schultern halten wollte. Auf ihre rosanen Haare, die bald ein schamvolles Pink finden sollten. Sie... wachte nicht auf. Weil... sie... bereits... wach war... Oh Gott, nein. Nein. Nein, nein, nein!! Das konnte- Das durfte nicht sein!
      Ihr Gesicht ließ keine andere Farbe über als hochrot, während sie beide Hände vor ihrem Mund ineinander faltete um ihren Schreck im Zaum zu halten. Sie war wie erstarrt. Wohl einige Minuten, wie sie fürchtete. Ihr Kopf spielte durch, was gerade passiert war. Wie viele Grenzen sie übertreten hatte, um welche sie sich selbst so bemühte. Wie ausgenutzt er sich gefühlt haben musste - erst verbrachte er die Nacht bei ihr um sie zu trösten und dann musste er an eigenem Leib erleben, was für eine körperliche Sehnsucht sie ihm gegenüber verspürte klammheimlich für sich. Oh Gott, er wird sich nie wieder von ihr berühren lassen. Er wird sie nie wieder auch nur ansehen. Nie wieder einen Witz über sie machen. Nie wieder ein Wort mit ihr wechseln, sich kaum freiwillig im selben Raum mit ihr aufhalten! Wieso... Wieso war sie nur so dumm?! Wieso hatte sie nicht gemerkt, dass es der echte Jean war!? Wie verzweifelt war es bitte, sich so an sein Gesicht in ihren Träumen gewöhnt zu haben, dass sie den Unterschied nicht mehr sah, wenn sie nach all den Jahren ihn wieder mit in ihrem Bett-
      Moment. Wieso... hatte.. er sie denn nicht schon viel früher gestoppt? Das war es, wieso sie nicht realisieren konnte, dass er echt war. Beim ersten Kuss, hätte er sie direkt wegdrücken können von sich, doch tat es nicht. Wieso floh er so panisch? Sie würde lügen, dass dieses beschämte fassungslose Gesicht ihr komplett... missfiel. Sie hatte ihm aufgezwungen, sie zu sehen. Als Frau. Nicht als Schwester, nicht als Freundin, nicht als Homosexuelle. Als Frau mit Wünschen und Gefühlen, mit dem Drang ihn zu berühren. Doch sie konnte sich nicht über dieser Art Triumph freuen. Nein, stattdessen füllten sich ihre Augen mit Tränen der Scham und der Angst davor, ihren besten Freund von einer Sekunde auf die nächste verloren zu haben. Zittrig atmete sie tief durch, ihre Tränen wegwischend und in sich verschließend, während sie vom Bett aufstand und zu seinem Wohl, sich eine Jacke ihrer Uniformen überzog und eng schloss. Sie stellte sich der Badezimmertür entgegen und... Was sollte sie sagen? Sie musste sich entschuldigen. Sie musste es ihm erklären, sie wollte ihn doch nicht so überfallen!
      Beschämt und sich völlig entblößt fühlend, kniff sie ihre Augen zu und redete einfach drauf los. Durch die Tür.
      "B-Bitte, verzeih mir, was geschehen ist, Jean! Ich..! Ich wollte nicht..! Ich habe gar nicht realisiert, dass es nicht einer meiner Träume war, ich würde dich doch niemals in der wirklichen Welt so überfallen!! Ich.. I-Ich... ich wollte doch nicht...", sie war so furchtbar durcheinander und es war in ihrem Kopf tragisch offensichtlich, was für einen Schaden sie gerade ihrer Freundschaft zugefügt hatte. Ihrer innigen Beziehung, in welcher sie ihm so nahe sein durfte, wie keiner sonst, weil solche Art Gefühle kein Thema waren. In seinen Augen als wahre Frau wahr genommen zu werden, war definitiv kein Lohn für den Preis des Schadens, den sie anrichtete. Unsicher griff sie erst an den Türknauf, doch ließ ebenso schnell wieder ab. Es war in diesem Moment gar nicht möglich ihm nicht zu nahe zu treten. Denn sie war ihm zu nahe getreten, körperlich, emotional, und sie hatte kein Recht dazu gehabt. "W-Wieso hast du denn nichts gesagt!?", piepste sie beinahe ein paar Oktaven zu hoch, dass sich ihre Stimme in sich überschlug vor Scham. "Du hättest mich doch viel früher aufhalten können dich so... zu ..berühren!! Was kann ich denn dafür, dass du in Wirklichkeit haargenau so aussiehst, wie mein Traumbild von dir! Wie soll ich denn verstehen, dass das real war, wo wir so lange nicht mehr zusammen genächtigt hatten?! Wie sollte ich denn erwarten, dass der echte reale Jean nicht direkt auf seine Privatsphäre pocht, wenn ich anfange ihn zu liebkosen, gar zu küssen, und solch eine Gänsehaut unter mein-... nen... Fingern...?"
      .............Moment, was? Er hatte es mit sich machen lassen. Er hatte kein Wort raus bekommen. Den Kuss auf seine Mundwinkel hatte er zuckend akzeptiert, und keine Sekunde gemurrt. Er hatte eine Gänsehaut unter ihren Fingern bekommen, als wollte sein Körper unter ihren Berührungen schmelzen. Sein Blick, als er sie umgerissen hatte. Sein Blick, der definitiv nicht ihren Augen galt. Hatte er...? Nein, sicher nicht. Ihm war.. unwohl. Es war nicht so, dass Jean - ihr Jean - auch nur eine Sekunde Gefallen an diesen Berührungen von ihr hatte. Er wollte, dass sie stoppte - weil es ihm nicht gefiel. Nicht, weil er von dem Gefallen überfordert war. Es war sicher nicht so, dass sie ihm ein Herzklopfen entlockte oder ähnliches. Sein Körper... reagierte lediglich. Auf sie. Und er wollte das nicht.
      Verwirrt hob die junge Frau eine Hand an ihre Schläfe und dachte über alles nach. Immer und immer wieder. Sein Gesicht. Ihre Berührungen. Vor allem dieses Gesicht, mit dieser Errötung, welches sich in ihren Kopf meißelte wie in Stein. Was..?
      "...Jean?"
    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Das war eine Katastrophe. Ein absolutes Desaster. Jean konnte nicht aufhören sich mit kaltem Wasser das Gesicht zu waschen, um irgendwie seinen Körper wieder herunter zu kühlen. Doch machten Coleens aufgebrachten Rufe auf der anderen Seite der Tür die Situation beim besten Willen nicht besser. Was wollte sie denn von ihm?! Was sollte er sagen? Angespannt stand er da und ihre Vorwürfe an ihn immer lächerlicher und lächerlicher. Nach einer Weile wurde er schließlich ernstlich wütend. Mit viel zu viel Kraft riss er die Tür auf, packte Coleen am Arm, schmetterte die Tür wieder zu und drückte ihren Körper schließlich dagegen, bevor er wütend auf sie herab blickte.
      "Jetzt hältst du den Mund, sonst werde ich nie wieder mit dir sprechen, verstanden?!", befahl er ihr regelrecht, den festen Griff immer noch um ihren Arm behaltend. Sein Herz hämmerte wie wild und der junge Mann musste wirklich um seine Fassung kämpfen. "Danke, dass du anscheinend sehr eingenommen von meinem Wesen zu sein scheinst, dass du derartig häufig von mir träumst. Ich fühle mich geschmeichelt. Ich weiß zwar noch nicht, wie es mir mit dieser Information geht aber gut, wir beide wissen nun, was wir wissen." Er war ihr einen Schritt zu nahe gekommen und riss sich schnell wieder von ihr los und ging sofort auf einen weitläufigen Sicherheitsabstand. Tief durchatmend, wirklich nicht wissend wohin mit sich, raufte er sich mit beiden Händen die Haare, ehe er sie in die Hüften stemmte und auf seine Füße sah, einfach um irgendwo anders hinzusehen.
      "Pass auf, ich sehe nur eine Möglichkeit, wie wir beide damit umgehen sollten." Jean hob seinen ernsten Blick und sah wieder herüber zu Coleen. Erst jetzt bemerke er, dass sie sich ein bisschen etwas übergeworfen hatte. Beruhigend. Zumindest etwas. "Ich werde mich jetzt fertig machen und dann aus dieser Tür gehen, um dieses Zimmer zu verlassen.", sagte er und zeigte dabei auf den Eingang. "Und wir werden nicht mehr darüber sprechen! Ich bin die Nacht geblieben, um dich zu trösten, nach diesem ganzen durcheinander und dann bist du ein bisschen zu gemütlich mit dir selbst geworden, als du im Halbschlaf gewesen bist. Nicht mehr und nicht weniger. Du gehst ja auch immer sehr innig mit Danica um, von ihr hast du dir das sicher einfach nur abgeguckt." Jean hat wirklich nicht erwartet, dass er so schnell würde wieder in einem mehr oder minder normalen Kontext über das junge Medium sprechen können. Jedoch zwangen ihn die Umstände regelrecht dazu seinen Unmut für einen kurzen Moment zu vergessen. "Gut? Gut! Fantastisch. Gut, dass wir drüber geredet haben"; meinte er schnell, während er sich die Schuhe wieder anzog und seine Jacke vom Stuhl nahm und eigentlich sofort raus wollte. Doch als er die Tür schwungvoll aufriss, war da nicht nur ein unerwartetes Augenpaar, das auf ihn gerichtet gewesen ist. Nein, es waren... viele. Junge Frauen, aus dem Wohnkomplex, die sie anscheinend um das Zimmer gescharrt haben, aus dem es laut geworden war.
      Sehr langsam schloss er die Tür wieder. Die Farbe aus seinem Gesicht hatte ihn komplett verlassen und er stand da regelrecht wie ein Geist, komplett seelenlos und innerlich tot. "Meine Karriere ist vorbei. Mein Ruf ruiniert. Alle meine Ausreden warum diese reichen Gören mich in Ruhe lassen sollten nichtig gemacht. Mein Leben ist vorbei", murmelte er regelrecht apathisch zu sich selbst, nicht ahnend, was er jetzt tun sollte!
    • Coleen van Gard
      Überaus aufgebracht kam ihr Kindheitsfreund wieder hinaus und schon als er die Tür aufriss mit dieser Wut und dieser Kraft zuckte sie in sich zusammen und wollte eigentlich zurückweichen, was... er... mit einem ebenso festen Griff an ihren Arm verhinderte. Nein, stattdessen drückte er den Körper der jungen Frau kurz darauf gegen eben diese Tür.
      "Jetzt hältst du den Mund, sonst werde ich nie wieder mit dir sprechen, verstanden?!"
      Ein wenig tatsächlich... eingeschüchtert beinahe nickte sie, während sie nicht drum herum kam einen Schmollmund zu ziehen. Ein Schmollmund, der schnell verblassen sollte, als er so... gerade zu förmlich bei ihr bedankte und gleichermaßen ihr für die aktuelle Situation definitiv zu nahe kam. Was ihm auch auffiel! Er riss sich nämlich nun schon das zweite Mal sehr hektisch von ihr los und ließ eine beschämte rosa-haarige Coleen mit eingezogenem Kopf an der Tür zurück. Sie überlegte zwar noch, was sie sagen sollte, aber sie fühlte sich nicht ob der strenge überforderte Jean vor ihr überhaupt eine Antwort wollte. Nein, natürlich nicht, er hatte ja gesagt sie solle still sein, also... blieb sie auch das. Ihr besorgter Blick, der auf ihm lag, wich einem kleinen erzwungenem Lächeln, je länger er sprach.
      Ja... Er wollte es unter den Tisch kehren. Verdrängen. Vergessen. Sie würden weiter machen wie bisher und es war sicherlich das Richtige und Beste. Was hatte sie erwartet? Obwohl er sie so lange kannte, war er wirklich dermaßen überrumpelt von ihrer Zuneigung für ihn? Musste er es nicht besser wissen? Natürlich, war es falsch gewesen, was sie getan hatte. Aber... War es wirklich... so schlimm für ihn, wenn sie nicht nur die kleine weinende Coleen wäre? War es ihm wirklich so über die Maßen unangenehm, dass sie nicht ewig ein Kind wäre?
      "Gut? Gut! Fantastisch. Gut, dass wir drüber geredet haben"
      Verständlich nickend wandte sie ihren Blick von ihm ab. Auf irgendeiner komischen Ebene tat seine Reaktion... weh. Wo sie sich kurzzeitig noch eingebildet hatte, es hätte ihn vielleicht auf irgendeiner Ebene nicht.. komplett missfallen... So war nun nur noch diese Pein übrig, darüber ihre Gefühle unbeabsichtigt so offen gelegt zu haben und auf eine grausame Art und Weise zurück in die Freundschaftsebene gedrückt zu werden. Gut, sie würden nicht mehr darüber sprechen. Es waren ja auch nur ihre Gefühle. Wieso sollte sie darüber sprechen sollen? Oder gar wollen? Es war sicher nicht so, dass er ohne zu zögern ihre Trauer annahm, ihre Freude, ihre Wut, ihre Leidenschaft - und alles dazwischen, nur ihre Zuneigung für ihn nicht. Wie.. peinlich. Tragisch. Schmerzhaft? In diesem Moment wusste sie selbst nicht, wie sie ihren Gemütszustand einordnen sollte, also tat sie das, was jeder andere auch tat, wenn es um Coleen ging: Sie sah auf ihr Haar und wartete darauf, dass die Farbe es ihr sagen würde. Es war blau. Also war sie wohl einfach nur traurig oder unsicher. Nein, es wurde grau. Also war sie aufgewühlt und tatsächlich nicht einzuordnen? Und letzten Endes endete es in einem tiefen Schwarz, was ihre Haut nur noch blasser aussehen ließ. Gut... Dann wohl doch verletzt. Verletzt ohne Rechtfertigung, immerhin war sie es gewesen, die IHN überrannt hatte.
      Als sie aufsah, hatte Jean sich fertig gemacht und sah nicht einmal zu ihr zurück, weil sie ihm so unangenehm war. Ja... Definitiv verletzt. Ohne ein Wort öffnete sie ihre Jacke wieder, die sie sich ja nur wegen ihm angezogen hatte und ließ sich gerade an der Tür hinunter auf die Knie rutschen als sie das Gemurmel von den Frauen vor der Türe hörte und Jean diese wieder schloss.
      "Meine Karriere ist vorbei. Mein Ruf ruiniert. Alle meine Ausreden warum diese reichen Gören mich in Ruhe lassen sollten nichtig gemacht. Mein Leben ist vorbei"
      So funktionierte sein Kopf? Man erwischte ihn im Zimmer seiner besten Freundin in einer eventuell etwas heikligen Situation und direkt war sein Leben vorbei? Nun langsam tatsächlich selbst etwas sauer werdend, atmete sie tief durch. Carolus meinte zwar, sie solle den Schmerz leben, doch der Schmerz... musste nun eben warten. Langsam rappelte sie sich wieder auf und schloss auch die Jacke erneut, während sie zu ihm hinüber ging. Was würde ihm jetzt am Meisten helfen? Wenn sie das Kind raushängen ließ, dass er in ihr sehen wollte? Wenn sie tatsächlich eine Meinung abgeben würde? Sollte sie ihn in Ruhe lassen? Nach einem kurzen Seufzen strich sie sich ihre schwarzen Haare nach hinten und griff zuerst nach seinem Arm. Ließ ihre Hand aber dann doch abbrechen und wieder sinken. Ihn zu berühren war sicher... falsch gerade.
      "Ich... verstehe nicht viel von einem Ruf, den es zu schützen gilt. Und ich weiß gerade auch nicht, ob du das hier überhaupt hören willst... Vermutlich nicht. Aber.." Nach einem erneuten tiefen Einatmen, stemmte Coleen ihre Hände in ihre eigene Hüfte und stellte sich fest auf beide Beine um ihn überaus streng anzusehen.
      "Monsieur Jean-Christophe Beaumanoir! Die Welt geht nicht unter wegen einer Nacht mit deiner.. Kindheitsfreundin. Man sieht dich jeden Tag mit mir! Und man sieht jeden Tag, wie nahe wir uns stehen ohne eine Grenze zu überschreiten zu irgendeiner Art... Liebschaft, weil alle wissen, wie anhänglich ich bin. Die wenigsten werden wirklich denken, dass du irgendetwas unsittliches getan hast, weil dein Ruf lupenrein ist. Ich hingegen habe mehr als genug Skandale hinter mir, einer mehr tut mir nicht weh. Solange mein Name mit im Gerede ist, wird er sowieso sämtliches Licht auf sich ziehen. So wie immer. Gib den Menschen ein paar Tage Zeit, dann wird niemand mehr wissen, wer der Mann war, der aus Coleen van Gards Schlafzimmer kam."
      Genau... Das Gerede tat nicht mehr weh. Die Skandale taten nicht mehr weh. Die Blicke vielleicht ein wenig. Die Unsicherheiten. Aber es tat definitiv nicht so weh, wie ihr bester Freund, der ihren Abstand suchte, als wäre sie eine verdammte Bombe. Ihre Haltung lösend lächelte sie ihm ein wenig entgegen, während sie in ihre Brusttasche griff um ihr Haarband hinaus zu holen und ihre Haare zu einem wirren Dutt zu binden. "Du wurdest nicht bei irgendeiner Fremden gesehen, sondern bei der kleinen Coleen. Wer deinen Namen kennt, weiß doch ohnehin zu was für komischen Dingen ich dich manchmal dränge. Bitte... beruhig dich ein wenig. Du machst es nur schlimmer, wenn du dich dafür schämst aus meinem Zimmer zu treten. Glaub das jemandem, der Skandale auf eine ganz neue Ebene gebracht hat."
      Mit diesen Worten wandte sie sich ab und drückte kurz ihre Augen zusammen. Als sie daraufhin ihre Augen wieder öffnete, ließ sie ihren Blick kurz umher wandern, bevor sie an den Schreibtisch ging und ein paar Bücher zusammen sammelte. "Es wird an den Gerüchten nicht viel ändern... Aber falls es dir besser geht damit, klemm dir die Bücher unter dem Arm und bedanke dich an der Tür dafür, dass du sie noch vor dem Unterricht holen durftest und mich so aus dem Bett geworfen hast. Wofür sind Freunde da?", mit den Worten nahm sie diese unter den Arm und stellte sie auf den Hocker von ihrem Gemälde. Wenn er Abstand wollte.. bekam er ihn eben. "Wenn dich jemand fragt, warst du die Nacht nicht hier, sondern nur den Morgen. Und da wir beide ebenfalls nicht mehr darüber reden werden, gibt es auch kein Grund für Drama. Und ohne Drama... sind solche Geschichte uninteressant. Wenn du aber noch bleiben willst und warten möchtest, bis alle im Unterricht sind, dann steht dir auch das frei. Schließ bitte die Tür hinter dir, falls du gehst."
      Sie war keine Politikerin. Das Gerede schadet ihr nicht. Sie hätte kein Problem offen zu sagen, was war, egal wer es glaubt... Aber wenn er sich so davon bedroht fühlte, dann war es nun eben so. Ohne erneut aufzusehen ging sie in's Badezimmer und schloss die Tür sanft hinter sich. Es machte.. ja doch keinen Sinn über den Schmerz nachzudenken. Sie würde duschen gehen, warten bis ihr Haar wieder eine normale Farbe angenommen hatte, zu Danica laufen, sich etwas ausweinen und dann würde das Leben weiter gehen. Das... war alles, was sie tun konnte um ihn nicht noch weiter in Verlegenheit zu bringen.
    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Verständnislos starrte Jean gegen die Tür, während Coleen zu ihm sprach. Der junge Mann drehte sich nicht zu ihr um, nein, er hörte einfach zu und war… fassungslos. Stellte sie sich gerade tatsächlich als das Opfer der Situation dar? Es ging hier nicht mehr um ihre Tat im Bett oder seine Reaktion darauf. Nein, genau genommen, ging es hier um ihre Reaktion darauf. Ihre Unfähigkeit ihre Stimme zu zügeln und die Sache nicht darzustellen, wie etwas sehr… großes. Es ging nicht darum was passiert ist. Es ging nicht darum, wie sie das ganze einfach als Laune oder Missverständnis hinstellen wollte. Fakt ist, dass alles darauf hindeutete, dass er gegen die Vorschriften verstoßen hatte. Der Beischlaf unter Schülern war eine unglaublich heikle Angelegenheit aufgrund von Bastarden, die ungewollte politische Einflüsse erlangen würden. Mal abgesehen davon, wollte Jean nicht vergessen, dass er es gewesen ist, der sexuell bedrängt worden ist. Von ihr. Seiner besten Freundin. Und jetzt sollte er daran Schuld sein, dass er sie nicht vorher von sich gestoßen hat und versuchte die Situation so gut er konnte in Zaum zu halten?
      Sie wollte ihn jetzt also als den Bösen darstellen, weil er an sein Ansehen dachte? Schmerzlich wurde ihn bewusst wie selbstsüchtig Coleen sein konnte. Wie ignorant gegenüber allem, was nicht mit ihren direkten Gefühlen zu tun hatte. Alles war sofort ein Angriff. Ein Angriff gegen sie. Er hat nicht sein Leben lang hart für sein Ansehen gearbeitet, dabei noch alles gegeben, dass es ihr gut ging, dass sie glücklich gewesen ist, dass sie aufblühen konnte in ihrer Schönheit für… das. War er ihr so wenig wert gewesen? Wäre es ihr lieber gewesen, wenn er über sie hergefallen wäre wie es Navid sicherlich getan hätte? Er opferte bereits so viel seines Lebens für sie, reichte es nicht, musste es erst das ganze sein, damit sie zufrieden gewesen ist. Er stand noch eine ganze Weile regungslos an der Tür, auch noch als sie im Bad verschwunden war. Er hörte, sie sie sich wusch, wahrscheinlich versuchte mit der Situation zurecht zu kommen, während sie ihn einfach hier stehen gelassen hatte. Dachte sie er hatte schlichtweg keine Gefühle? Konnte man eine solche Möglichkeit nun ausschließen, weil er sie nicht offen auf seinem Kopf trug? Jean ist derjenige gewesen, der verletzt gewesen ist. Der sich weggeworfen fühlte. War er nichts wert, wenn er versuchte ihre Freundschaft irgendwie zu erhalten?
      Der junge Mann ballte seine Hand zur Faust und schlug sich damit leicht gegen den Kopf. Eine alte Geste seiner Kindheit, um schmerzhafte Gedanken zu unterbrechen. Es machte keinen Sinn hier zu stehen und sich selbst in Rage zu versetzen oder all diese Möglichkeiten auszulegen. Denn er würde ohnehin keine Antwort darauf erhalten.
      Schwer durchatmend setzte der Blonde sich auf Danicas Bett, weil es das nächste zu seiner Position gewesen ist und versuchte zurecht zu kommen. Allein, so wie er mit allem alleine zurecht kommen musste. Etwas, das Coleen ihm nun sehr deutlich zu verstehen gab, in dem sie ihm regelrecht absprach irgend eine Form der Sorge zu empfinden.
      Sie hatte leicht reden. Sie war nicht der Mann in der Situation. Sie war nicht die Person, die verurteilt werden würde, wenn jemand auf die lustige Idee kam ihn anzuzeigen. Sie war nicht diejenige, die Schande über ihre Familie bringen würde. Sie war nicht diejenige deren Status dadurch schlichtweg ausgelöscht wäre. Jean war es. Jean musste die Konsequenzen dafür tragen, dass sie nicht nachdachte. Dass sie so sehr gefangen gewesen ist in ihren eigenen Emotionen, dass sie blind wurde für das Problem auf der Hand für ihre vermeindlichen Freunde. Und ja, Jean wusste nicht mehr, ob sie ihn tatsächlich überhaupt jemals als wahren Freund angesehen hatte. Angespannt stützte er die Ellbogen auf seine Knie und fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Er hörte das Getuschel auf dem Flur, hin und wieder war ein kichern dabei. Ja wie komisch, dachte er sich. Wie unglaublich komisch. Als Coleen den Raum wieder betrat, schaute Jean zu ihr auf. Er fühlte sich grauenvoll. Wirklich wahrlich durch den Dreck gezogen. "Was schlägst du vor, wie wir weiter machen sollen? Was ist dein Wunsch? Soll ich gehen? Bin ich dir nun zuwider? War es das mit der Freundschaft? Sag mir, was du möchtest, lass mich hier nicht allein damit sitzen. Verlass dich nicht darauf, dass deine Haare für dich sprechen." Er war so erschöpft. Die Nacht über hat er so schrecklich geschlafen und nun fühlte es sich an, als würde die Decke über ihm einbrechen und er müsste sie alleine stemmen.
    • Coleen van Gard
      Sie konnte sich nicht helfen. Er... wollte doch bei ihr sein in der Nacht. Am heutigen Morgen hätte doch also sowieso jeder... gesehen, wie er sie verließ. Ganz ab von dem, was heute geschehen war. Wieso... hörten die Tränen dann nicht auf mit dem heißen Wasser von ihrem Körper zu laufen? Es war okay, sie wusste doch schon lange, dass es nur ein Traum wäre, ihn als etwas anderes zu halten als eine Freundin. Dieses Ereignis war keine dieser stummen Tränen wert, wirklich nicht. Als sie aus der Dusche stieg, zog sie sich ohne zu zögern nachdem Abtrocknen Hose und Bluse ihrer Uniform an, die dort bereit lagen. Ihre dazugehörige Jacke band sie sich nur mit einem Knoten um die Hüfte, während sie in den Spiegel sah - verärgert über ihr Haare. "Hör auf damit, du weißt genauso gut wie ich, dass es keinen Sinn hat.", versuchte sie in einem Gespräch ihre Haare zu einem helleren fröhlicheren Farbton zu wechseln, doch diese waren genauso stur wie der Rest ihres Körpers. "Gut. Fein. Dann heute eben Schwarz."
      Ihre noch feuchten Haare band sie erneut zusammen in einen engen Dutt, weil sie sich fühlte, als würde es dann.. weniger auffallen. Und kurz darauf öffnete sie die Tür, ihre Augen überraschend auf Jean werfen, der wirklich noch.. da war. Was... redete er denn da? Wieso sollte er ihr zuwider sein?! Bei diesem Anblick und diesen Worten vergaß sie ihren Ärger. Ihren Schmerz. Ihre Haare wurden wieder fliederfarbend um ihre Sorge zu unterstreichen. Was sollte sie... denn sagen? Orientierungslos, welcher Weg der richtige wäre, öffnete sie den Knochen ihrer Ärmel um die Jacke fallen zu lassen, während sie zu ihm hinüber ging. "Tut mir Leid, falls du das nicht mehr willst..", entschuldigte sie sich im Voraus, bevor sie sich vor ihn stellte, ihre Arme um seinen Kopf legte und diesen an sich drückte um ihm einen Kuss auf den Kopf zu geben. "Du könntest mir niemals zuwider sein, Jean. Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst! Ich bin es doch, die dir unangenehm zu sein scheint, so wie du vor mir weg springst.. Und ich kann es verstehen... Ich.. uhm.." Langsam und unsicher ließ sie seinen Kopf wieder frei und hockte sich vor ihn hin. Griff ungefragt nach seinen Händen und hielt sie einfach nur, während sie entschuldigend zu ihm aufsah. "Es tut mir Leid, Jean. Alles.. Nein, ich will nicht, dass du gehst! Nein, du bist mir auf keinen Fall zuwider, woher kommt diese Annahme überhaupt?! Ich... ich will.. doch nur.."
      Was war es? Was wollte sie? Es fühlte sich nicht an, als wäre es wichtig... Denn sie wollten verschiedene Dinge voneinander. So war es nun einmal. Mit ihrem Daumen strich sie etwas über seine Hände. Nach Worten suchend. Als würde die Antwort irgendwo auf diesen großen Händen stehen. "Ich weiß, dass du recht hast. Und es für unsere Freundschaft wohl am Einfachsten wäre, es zu vergessen und hinter uns zu lassen... Aber du scheinst nicht zu verstehen, wie schwer das für meine Seite zumindest ist.. Alleine zu hören, dass du es im Sande verlaufen lassen möchtest, es vergessen möchtest.. Du willst wissen, was ich mir wünsche? Du willst wissen, was ich möchte?"
      Obwohl sie all die Jahre dachte, er wüsste es. Einen Moment hielt sie seine Hände noch in ihren, bevor sie von diesen abließ und wieder aufstand. Aufstand um ihn... beschämt anzusehen. Peinlich berührt nervös an ihren Fingernägeln zu spielen. Und ihren Kopf letzten Endes zu senken. "Jean-Christophe. Ich wünsche mir Klarheit, darüber was du von mir denkst. Ein Zeichen, welches mir sagt, ob es dir wirklich so unangenehm ist, mich jemals als mehr zu sehen als... deine Freundin aus Kindertagen... So war es doch, oder nicht? Du sahst mich als Frau. Ich... ich hab mir das doch nicht eingebildet, oder? Du sahst mich als Frau und suchtest sofort Abstand. Du sahst mich als Frau und es wurde direkt eine Qual mich zu berühren. Ich wusste schon zuvor, dass du mich nicht auf diese Weise siehst... Aber es so direkt zu spüren war.. schmerzhaft. Dass ich um deine Arme um mich spüren zu dürfen in deinen Augen für immer die kleine Coleen sein müsste, war.. schmerzhaft. Wie kannst du fragen, ob du mir zuwider wärst...? Während du mich so ansiehst und... gerade zu an die andere Seite des Raumes springst, wenn du mir zu nahe kommst plötzlich..."
      Das war es. Das waren ihre Gefühle. Ihre Gefühle, die ihn verjagen würden, weil er genauso wenig wollte, dass sich etwas ändert wie... sie. Nur, dass sie ihre Gefühle einfach nicht vergessen konnte. Und das war der Anfang vom Ende gewesen, nicht wahr? Sie hätte sie vergessen müssen, von Anfang an, und hätte dann nie davon geträumt ihn berühren zu können. Es wäre nie normal geworden für sie, ihn im Traum zu begrüßen. Und er... hätte es niemals auf diese Weise von ihr erleben müssen. "Ich will deine Freundin bleiben, ich wollte... immer nur an deiner Seite sein. Gib mir ein wenig Zeit.. Ich... Ich rede mit dem Dekan. Ich erzähle ihm von dem Vorfall, bevor irgendjemand anderes ein Gerücht an ihn heran bringt. Ich erkläre ihm deinen Freundschaftsdienst, dass du lediglich über mich wachtest auf meinen eigenen Wunsch hin. Dass du keine andere Wahl hattest. Ich kann auch mit jedem Schüler sprechen und ihn aufklären, dass nichts unsittliches geschah, um dich nicht in Verruf zu bringen. Ich.." Es ging nicht anders. Sie war eine.. emotionale Frau. Ängstliche Frau. Die stillen Tränen suchten sich ihren Weg über ihre Wangen, während sie tief durchatmete und versuchte sich ihnen nicht hinzugeben. Nicht jetzt. "Ich bringe das alles irgendwie wieder in Ordnung... Es wird alles wieder gut und.. und dann können wir Freunde bleiben, ohne dass du mich für diese schrecklichen Gefühle verabscheust, oder? Bitte, meide mich nicht... Hasse mich nicht, spring nicht so von mir weg... Ich.. Ich werde dieses Mal über all diese Gefühle und Wünsche hinweg kommen. Ich werde dir keinen Druck machen, ich werde dir nicht zu nahe kommen, wenn du es dir nicht wünschst. Du musst dir keine.. Keine Gedanken machen über mein Herz..! Es muss sich nichts ändern.. Ich werde es vergessen, ich brauch nur ein wenig mehr Zeit, und dann kann alles bleiben wie es war, so wie du es dir wünschst.. Ich wünsche mir nur... bitte... an deiner Seite bleiben zu dürfen... Dafür sind meine tieferen Gefühle nicht von Relevanz, ich bin glücklich, wenn ich bei dir sein darf. Dich umarmen darf. Ich will dich nicht verlieren. Dich! Speziell dich als Person! Nicht, weil ich Angst habe allein zu sein - sondern weil ich Angst habe ohne dich zu sein! Aber ich weiß nicht mehr... ob du das willst... Ich möchte nur bei dir sein.. Sofern du es auch willst..."
      Sie war eine Idiotin. Eine einzige Idiotin. Ihr idiotisches verzweifelt blaues Haar. Ihre idiotischen Tränen, die sie sich versuchte wegzuwischen. Ihre idiotische Zuneigung für ihren besten Freund, der sie schlicht nicht als etwas anderes sehen wollte. Ihr idiotischer Schmerz. Ihre idiotische Angst. Wäre er wirklich gegangen, wäre ihre Welt im Schwarz versunken. Sie sagte immer Dinge ohne zu Ende zu denken. Wie hatte sie ihn überhaupt all die Jahre verdient bei sich zu wissen? So oder so... Es würde okay sein. Sie musste nur.. alles irgendwie wieder in Ordnung bringen. Dieses Herzklopfen ein für alle Mal vergessen, damit er nie wieder vor ihrem Körper und ihrer Zuneigung davon flüchten musste. Sie würde lernen sich anzupassen. Lernen in diese Welt zu passen, damit sie bei ihm bleiben konnte, ohne je wieder ein schlechtes Licht auf ihn zu werfen. Die junge Frau schämte sich so sehr. Sie schämte sich für ihre Gefühle. Sie schämte sich, was für eine schreckliche Frau sie in seinen Augen sein musste, wenn er so von ihr weg sprang wie zuvor. War sie wirklich so falsch als Frau? War es so ein erschreckendes Bild für ihn Zuneigung zu empfanden von.. Coleen? Speziell von Coleen? War sie so eine Schreckensgestalt?
      Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Um jeden kleinen Fehler an ihr, jeden Makel, jeden Skandal. Alles in allem war sie als Frau eine Versagerin, nicht wahr? Vielleicht gar als Mensch. Sie ging leidenschaftlich in jedem Gefühl auf: Zuneigung. Trauer. Panik. Freude. Ihr Körper kannte keine Grenzen und ihr Geist trottete dem hinterher.
    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Schweigend hörte Jean sich ihre Ausführung an. Ihre Vorstellung von ihm ist so weit weg von der Realität gewesen, wie wahrscheinlich seine eigenen Gedanken von ihr. Erschöpft und kraftlos sah er zu ihr auf. Er wehrte sich nicht, als sie ihn berührte, tröstete sie allerdings auch nicht, als sie weinte. Er hörte einfach nur zu und als sie schließlich fertig gesprochen hatte, war er verwirrter als jemals in seinem Leben zuvor und atmete hörbar aus. "Coleen", setzte er an und überlegte, wie er seine Worte am besten formulieren konnte, dass sie ihn verstehen konnte. "Ich glaube, dass du… meine Gefühle nicht im Geringsten zu verstehen scheinst." Seine Schultern ließ er sinken und innerlich versuchte er sich auch nur im Geringsten darauf vorzubereiten sich selbst so verletzlich zu machen, wie sicherlich noch nie zuvor in seinem Leben. Die Schulglocken ertönten, doch keiner von ihnen machte Anstalten sich zu bewegen. Zunächst müssten sie das wohl klären. Jean wartete einen kurzen Moment, bis es nach einer Welle des Lärmes auf dem Flur wieder still geworden ist. Und diese Zeit brauchte er auch wirklich, um sich zu sortieren, seine Gedanken zu akzeptieren und sich selbst einen Ruck zu geben sie auch über die Lippen zu bringen. "Coleen, was ich tue. Was wir tun, geht weit über eine Freundschaft hinaus. Danica war… ist… eine Freundin. Und ich bin ehrlich, ich würde nie so viel meiner Kraft und Zeit in Danica investieren. Ich kann mich nicht einmal im Entferntesten dazu bringen ihr zu verzeihen, was sie dir angetan hat. Was sie dich hat sehen lassen. Welches Leid sie dir zugefügt hat. Den das ist es, was ich nicht ertragen kann auf dieser Welt: dich leiden zu sehen. Klingt das für dich nach einer simplen Freundschaft?" Jean hasste das. Er hasste es in Worte packen zu müssen, was da zwischen ihnen gewesen ist. Er hasste jeden Gedanken an eine mögliche Definition weil nichts dem gerecht werden würde. "Das… du heute morgen…" Wie um alles in der Welt sollte er das sagen? "Versteh, dass es mich sehr erschreckt hat. Ich bin nicht darauf vorbereitet gewesen. Ich bin kein Mann wie Navid. Ich kann nicht… einfach so… lieben oder begehren! Ich habe meine ganze Kraft, meine ganze Konzentration auf dich gerichtet und dass es dir gut geht und mich schlagartig in einer Situation wieder zu finden, in der ich nicht vorher sagen konnte, wie ich selbst mich verhalten würde, was ich tun konnte, wie sehr ich dich verletzen könnte wenn ich das falsche tat, wie sehr ich unserer Beziehung schaden könnte. Es hat mich paralysiert vor Angst." Ihm war das so über alle Maßen unangenehm. Er konnte nicht beschreiben wie sehr er es hasste. Wie sehr er sich selbst zwingen musste derartig auf links zu drehen. Er verschränkte seine Finger ineinander und in einem Reflex, den er kaum wahrnahm fing er an heftig zuzudrücken, sodass seine Knöchel weiß hervor traten. "Du bist eine unwahrscheinlich schöne Frau. Tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Hier ging es in keiner Sekunde darum, dass ich dich nicht berühren oder von dir berührt werden wollte. Versteh nur, dass du weit mehr für mich bist, als nur eine Frau." Er war so schrecklich unzufrieden mit sich selbst. Jean wusste eigentlich, dass er das falsche sagte. Dass er gar nichts richtiges sagen konnte. Angespannt atmete er tief durch. "Ich möchte nicht, dass du durch mich, durch einen Mangel an Kontrolle meines… Körpers eine unangenehme Erfahrung erleiden musst. Ich… ich kann das einfach nicht." Er schaute langsam zu ihr auf. Wollte sehen, was für ein Gesicht sie machte, ob sie auch nur im Entferntesten verstand, was er ihr sagen wollte. "… Ach ja, und ich hasse dieses Hemd in dem du schläfst. Ich werde dir einige von mir da lassen, dass das klar ist", versuchte er zum einen die Situation ein bisschen wieder zu entschärfen und ihr zum anderen auch deutlich zu zeigen, dass er einfach wieder normal mit ihr umgehen wollte.
    • Coleen van Gard
      "Ich glaube, dass du… meine Gefühle nicht im Geringsten zu verstehen scheinst." - "Mhm..?"
      Sich noch immer ihre Tränen wegwischend sah sie ihn sichtlich verwirrt an und zuckte kurz in sich zusammen als sie die Schulglocken vernahm. Ihr Blick ging kurzzeitig zur Tür und danach zu Jean, doch sie blieben. Sie warteten. Und als es wieder still war, machte ihr Kindheitsfreund sie auf etwas aufmerksam, was ihr... noch niemals in den Sinn gekommen war, während es für ihn selbstverständlich schien, wenn auch unangenehm auszusprechen.
      "Coleen, was ich tue. Was wir tun, geht weit über eine Freundschaft hinaus."
      ... Wie?
      "Den das ist es, was ich nicht ertragen kann auf dieser Welt: dich leiden zu sehen. Klingt das für dich nach einer simplen Freundschaft?"
      ... Was?
      Wild blinzelte Coleen, auf der Suche nach dem Verständnis. Im Versuch seine Worte zu greifen. Mit einem Mal ging der jungen Frau alles durch den Kopf. Jedes Verhalten zwischen ihnen, jede Umarmung, ihre Ballbegleitung als wäre es etwas selbstverständliches, während Danica bei ihrem Partner beinahe geschmolzen war. Jede zärtliche Berührung, die er von ihr zuließ, wo er so auf sein Auftreten bedacht war. Wie oft er sie hatte im Arm gehalten. Wie oft er sie hatte aufgemuntert. Wie oft sie ihm die Nerven raubte - und wie er trotz allem sich irgendwo freute sie zu sehen. Sich freute sie in seinem Leben zu haben. Wieso dachte sie immer an eine einseitige Liebe? Einseitiges Interesse? Ihre Beziehung zueinander war lediglich auf einer anderen Skala, die noch niemand zeichnete bisher. Wieso zerging sie in Unsicherheiten darüber, was er über sie dachte? Wieso hatte sie sich nicht von selbst getraut ihrer Beziehung mehr als eine Freundschaft zuzuschreiben, während er es selbst nie als eine einfache Freundschaft bezeichnen würde? Überhaupt, wieso funktionierte ihr Kopf nur in Freundschaft oder Liebschaft? Sie waren einfach etwas... anderes. Vielleicht sogar besseres. Ihre schwarzen Haare, zusammengebunden um nicht wie ein Meer aus Gefühlen auszusehen, färbten sich rosa. Ihre Wangen ebenso. Und aus den rosa Wangen wurden bald stark rote, als er auf den Morgen ansprach.

      "Ich bin kein Mann wie Navid. Ich kann nicht… einfach so… lieben oder begehren!"

      Er... was? Er hatte Angst. Angst, weil er sich selbst nicht im Griff hatte, unter Kontrolle hatte. Jean... wollte dem, was zwischen ihnen war, nicht schaden aus Versehen oder gar aus Unbedachtheit. Aus fehlender Zurückhaltung. Sie hatte ihn überrascht, übermannt - aber es war nicht so, dass ihre Berührungen ihn hatte in erster Linie unwohl fühlen lassen. Die Gänsehaut - sie hatte es sich nicht eingebildet. Was wäre... passiert, wenn sie ihn vorbereitet hätte? Vorgewarnt hätte? Das... wüsste sie wohl erst, wenn sie das nächste Mal ihn dazu überreden könnte, bei ihr zu nächtigen. Ihr Mund öffnete sich, doch es fehlten ihr die Worte. Er stand einfach einen Moment offen da, während sie sich eine Hand vor diesen hielt und die restlichen Tränen einfach sich auf ihren heißen Wangen trocknen ließ. Jean war so verspannt. Jedes dieser Worte fiel ihm schwer. Und je länger er sprach, desto schwerer schien es zu werden, so intim wie seine Worte wurden.

      "Hier ging es in keiner Sekunde darum, dass ich dich nicht berühren oder von dir berührt werden wollte. Versteh nur, dass du weit mehr für mich bist, als nur eine Frau."

      Ihr Herz. Jeder Schlag schien ihren Körper zu zwingen ihm näher zu kommen. Eine Gänsehaut sondergleichen durchfuhr sie bei diesen Erkenntnissen, die ihr wohl offensichtlich auf einem Schild gezeichnet werden mussten, damit sie es auch nur annähernd verstand. Er sah sich nach ihrem Gesicht um, ihrem Ausdruck - doch wie war ihr Ausdruck? Ihr Kopf versuchte das alles in logische Zusammenhänge zu kriegen. Es ging nie darum, dass er- Es hatte ihn also nicht gestört? Er hatte.. Angst bekommen. Weil er sie sehr wohl als Frau sah und nicht als Schwester. Weil ihm bewusst war... Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr zogen sich ihre Mundwinkel nach oben, während sie wie hypnotisiert auf ihn hinunter sah. Was für eine.. extraordinäre Situation. Wie verrückt. Wie seltsam. Wie wundervoll!

      "… Ach ja, und ich hasse dieses Hemd in dem du schläfst. Ich werde dir einige von mir da lassen, dass das klar ist"
      "......Hah?" Ihr errötetes glückliches Gesicht, verblasste kurz in die Richtung der Verwunderung, bevor sie nun überhaupt nicht mehr an sich halten konnte. All ihre Zweifel, ihre komischen Ideen, wie er es hasste von ihr berührt zu werden, wie er sie mied... Sie alle verschwanden. Sie alle verschwanden und ohne noch eine Sekunde zu warten, schmiss sie sich regelrecht auf ihn, riss ihn um, sodass er mit seinem Oberkörper auf Danicas Bett landete. Legte ihre Arme um seinen Hals und drückte sich förmlich an ihn. Das war's. Er konnte sagen, was er wollte, er wusste ganz genau, dass er nach solch einer Ansprache ihrer Nähe nicht mehr entkommen könnte. Auch wenn sie sich fast sicher war, dass sie nicht einmal die Hälfte der Bedeutung greifen konnte, die er versuchte Ausdruck zu verleihen. Sie legte eine Hand an seinen Hinterkopf und wusste kaum, ob sie weinen oder lachen sollte. Also entschied sie sich aktiv dafür, beiden körperlichen Reaktionen nachzugeben und erleichtert zu lachen, während die Tränen sich entschieden ihre Wangen wieder ganz für sich zu beanspruchen. "Ich werde es sofort entsorgen!", versicherte sie ihm lachend, während sie ihn umarmte und ihr Kopf langsam aber sicher den Worten hinterher zu kommen schien. Mit einem Mal ließ sie seinen Kopf frei und beugte ihren Oberkörper etwas höher um auf ihn hinab zu sehen - sich ungeniert auf seinen Schoß setzend und mit einem Gesichtsausdruck, als würde sie gerade die Erleuchtung höchst selbst erfahren. "A-Als du sauer warst!! Weil ich mich als Freundin zurück nehmen wollte! Weil- Oh. OHHHH! Als.. FREUNDIN! Oh Gott, du hast- Du musstest- Oh Gott.", ihr Blick wich einem besorgten. Besorgt und erleichert und... mit einem Glück erfüllt Sondermaßen. "Natürlich warst du beleidigt! Wenn ich davon spreche eine bessere Freundin zu sein! Mich zurück zu nehmen! Wieso hast du denn nichts einfach gesa- Streich das. Du hast dir beinahe die Zunge abgebissen bei deinen Worten. Ich ich verstehe, wieso du sowas nie... sagst... Aber.. Oh Gott!", korrigierte sie sich selbst, während sie einfach drauf los plapperte und sich erneut lachend wieder fand und zu ihm hinunter beugte. Ihre Stirn erneut breit lächelnd an seine legend. "Ich-ich-ich..! Ich..." Ihr fehlten die Worte. Vermutlich, weil sie nach wie vor dabei war, zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte. Wie er versucht hatte ihre Beziehung irgendwie in Worte zu fassen. Wie er...
      "Ich.. freue mich auf Hemden von dir..! Aber wenn Cedric eifersüchtig wird, bist du derjenige, der ihm sagen muss, dass ich scheußlich in seinen aussehe!", kicherte sie letztlich statt ihn weiter der Situation auszusetzen und mehr über seine Art der Gefühlsbekundung zu sagen. Er... hätte das Thema nicht gewechselt, wenn er weiter drüber reden wollte. Er wollte es klar machen. Sich verständlich machen für sie. Weil.. Coleen so sehr auf dem Schlauch stand, dass es sicherlich schon anstrengend war für ihn. Natürlich war sie das! Er hatte es selbst gesagt, er steckte so viel Kraft in sie... Geduld. Hauptsächlich sicherlich Geduld. "Oh Jean..!", seufzte sie so über die Maßen aufgeregt und beugte sich erneut zu ihm hinunter komplett, um die Arme um seinen Hals zu legen. Ihn mit Zuneigung zu überschütten. Ihr Herzklopfen völlig sie einnehmen zu lassen und ihre liebevollen rosa Haare in eben diesem Rhythmus ihre Farbe in dieses freudige Gelb-Orange zu wechseln. Hin und her. Immer und immer wieder. Sie war so erleichtert. So glücklich. Und so unglaublich dumm und naiv. Sie verstand ihn wirklich nicht, kein Stück! Seine Gefühle waren ein einziges Rätsel. Oder war sie einfach nur unglaublich langsam im Kopf? Vielleicht beides? Wie kam er bloß auf die Idee, dass irgendetwas, was er tun könnte, ihr jemals eine unangenehme Erfahrung sein könnte?! Wie konnte so ein durchaus strenger Mann - vor allem streng mit sich selbst - mit solch einer Miene, solche Worte sagen und sich nicht an sich selbst verschlucken?
      "Es tut mir Leid.. dass ich dich erschreckt habe..", seufzte sie etwas und alles an ihrem entspannten Körper spiegelte ihre Erleichterung wieder. "Nächstes Mal warne ich dich vor!"
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