[2er RPG] Bad Choices

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    • Danica Kalsanik
      Das tat weh. Sehr sogar. Danica fand sofort den Weg zurück aus ihrer Emotionalität. Die Tore zu ihrem Herz verschlossen sich mit einem heftigen Knall und ein neues, eisernes Schloss bildete sich davor. Immer, wenn sie das Gefühl hatte sich endlich ein bisschen befreien zu können, ihre Welt offen zu legen, auch nur ein bisschen von sich mitzuteilen wurde sie enttäuscht. Nein das war nicht richtig. War sie eine Enttäuschung. Für Coleen. Jetzt für Liang. Sie hätte es wissen müssen. Sie war bestimmt eine genauso große Enttäuschung für ihre Elten, wenn sie ihnen damals gesagt hätte, dass sie Hilfe brauchte mit dieser Verantwortung, dieser Fähigkeit, die sie zwang sich die Leiden der Verstorbenen anzuhören ohne irgendetwas tun zu können, um es besser zu machen. Sie war sicherlich eine Enttäuschung für Anatoly, wenn sie ihm sagen würde sie wollte nicht an seiner Seite bleiben für die Nacht weil sie Angst hatte davor wer hinaus kam, wenn sie die Tore für das Leben nach dem Tod öffnete. Wie schrecklich würde sie Claude enttäuschen, wenn er von ihrem Innersten erfuhr, ihren tatsächlichen Emotionen, ihren Bedürfnissen, ihrer Liebeskrankheit. Er wäre angewidert sie jemals berührt zu haben. Nikolai wäre enttäuscht von diesem Weibsbild, das dachte sich in seine Geschäfte einmischen zu können. Was für eine... Enttäuschung.
      Der Selbsthass kroch wie ein dichter Nebel in ihren Kopf. Versperrte ihr die Sicht, nahm ihr die Luft in ihren Lungen. Verdrängte das Blut und füllte ihren Körper. Die Dunkelheit, die in ihrem Herzen lag nutzte die Chance. Die schwarze Farbe, die ihre Kräfte sein konnten verdrängte alles farbenfrohe in ihr. Ihre Seele wurde düster und sie fühlte sich als würde sie sterben, während ein Lächeln an ihren Lippen zog und ihrem Gesicht in schmerzhaftes Zeugnis absprach von dem, was in ihr vorging. "Ich habe dich gewarnt, nicht wahr?", hörte sie sich selbst sagen und ihre Stimme echote durch ihre Ohren. Bildete eine Resonanz in ihrem Körper und mit jedem Herzschlag wurde diese Aussage immer und immer wieder wiederholte. Während eine Melodie sich in ihrem innersten bildete. Ein Gefühl, das sie mit einem düsteren Grinsen beschreiben würde, wenn sie es müsste. Ein Schatten wuchs hinter ihr über ihren Kopf hinweg. Ein Schatten mit langen, dünnen Fingern, die ihren Körper ergriffen, sich um ihren Hals legten und bereit gewesen sind sie hinab zu ziehen in die Finsternis. Er war bereit diese ganze Schule mit zu ziehen.
      Liang hatte Mitleid mit Claude. Danica auch. Wäre er doch nur an jemanden weniger Verdorbenes geraten. An jemanden, der stark genug gewesen ist Gefühle zu entwickeln, Gefühle anzunehmen. Oh Gott sie bekam keine Luft mehr. Sie blickte auf, mechanisch, wie eine Puppe und ihre Augen fielen auf eine Uhr am anderen Ende des Klassenzimmers. "Entschuldige mich bitte." Auch diese Worte wieder. Sie hallten wieder und wieder und wieder nach. Blechern, leer. War das ihre Stimme? Hatte sie das überhaupt gesagt? Ihr wurde schwindelig, als sie aufstand. Doch sie hielt sich auf den Beinen, sie schritt an ihm vorbei, setzte einen Schritt vor den nächsten, verließ das Klassenzimmer, sah niemanden, hörte niemanden. Es hätte sie jemand rufen können und sie wäre einfach weiter gelaufen. Irgendwohin. Sie gehörte schließlich nirgends hin. Dann war es auch egal wohin sie ging, oder?
      Ihre Beine trugen sie weiter und weiter, in willkürliche Richtungen, während ihr Herz schmerzte. Es schmerzte so sehr. Jeder Schlag fühlte sich an wie ein Zwang gegen seinen Willen. Warum war sie nur so? Warum war sie wiedergeboren in dieses Leben? Sie hat niemanden in ihrem letzten Leben gehabt. Wie oft war sie von der Arbeit gekommen, wo niemand sie wertschätzte und hatte keine Kraft etwas zu essen? Wie oft hat sie alleine in ihrer Wohnung gesessen und geweint. Sich so sehr nach einer Familie gesehnt, jemanden an den sie sich anlehnen konnte. Jemand, der sie brauchte. Wie sehr hat sie sich gewünscht, ihr Vater hätte sich ein kleines bisschen auf sie verlassen. Ihr mehr zugetraut. Nach all dem Flehen hat er alles alleine gestemmt, bis er daran gestorben war und sie allein gelassen. War das auch ihre Schuld gewesen? Wäre alles anders gekommen, wenn sie.. irgendwas anderes gemacht hätte? Wenn sie jemand anderes gewesen wäre? Irgendwann gaben ihre Beine nach, irgendwo im Gras, die Schule ist nicht in Sicht gewesen. Doch kaum berührte sie den Boden sah sie mit leeren Augen auf und die Farben vor ihren Augen verblassten und es wurde wieder laut um sie herum. Ein bitteres Lächeln zierte ihre Lippen, als sie die Schar von Toten um sich herum ihre Gesellschaft führen sah. Es war also so weit, der Urlaub war vorbei. "Was für eine Scheiße", kam es ihr über die Lippen bevor sie bewusstlos zur Seite umkippte.

      Navid Shampur Banai
      Er gab es zu, wenn auch nicht sehr gerne, dass die Angelegenheit mit Carolus ihn nicht ganz losgelassen hatte. Es war schwierig, mit seinem lieben Freund von so vielen Jahren schon. Und Navid bedeutete diese Freundschaft viel, wenn er doch nur nicht so in sich gekehrt wäre und sich mehr helfen ließ. Ein Seufzen verließ seine Lippen. Den Schultag über hat er sich einigermaßen zusammen reisen können, doch nun ist er im Begriff gewesen auf direktem Weg in den Wald zu gehen, als jemand seinen Namen rief und er sofort inne hielt und aufsah zu dem aufgerissenen Finster. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als er Coleen erblickte, die ihm entgegen stürzte. Sein Körper handelte schneller, als er darüber nachdenken konnte. Er streckte die Arme nach ihr aus, fing sie mit einem kräftigen Griff auf und wurde doch glatt hart zu Boden gerissen. Es wurde ordentlich Staub aufgewirbelt, als sie aufkamen. Noch bevor der schwarz-haarige etwas sagen konnte, irgendwie reagieren konnte, fing sie schon an zu reden, voller Begeisterung, strahlend, voller Leidenschaft erzählte sie ihm von Carolus.
      Ein breites Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Er schüttelte amüsiert über sie den Kopf und ließ sich schließlich aufhelfen, als sie von ihm runter ging. Jedoch ließ er es sich keinesfalls nehmen dicht an sie heran zu treten, bis sie an dem geöffneten Fenster lehnte. Seine Hand legte er an ihre Taille und mit der freien Hand strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Er hörte ihrer aufgeregten Erzählung gut zu, während er ein wenig den Staub von ihrer Kleidung klopfte. Als sie dann fertig gesprochen hat war seine Priorität ganz klar. Sanft strich er ihr über die Wange und schaute ihr prüfend in die Augen. "Geht es Euch nun besser, Coleen?", erkundigte er sich direkt, musste dann aber wieder grinsen. "Allerdings überrascht mich Eure Erzählungen nicht. Ich hatte es schon beim Ball gesagt, erinnert Ihr Euch? Er ist freundlicher, als er sich immer gibt. Aber er ist sehr gut darin sich um Menschen zu kümmern. Und Tiere… Ich denke es war liebevoll gemeint, dass er Euch mit einem Tier verglichen hat.", lachte er leicht und drehte sich so mit ihr herum, dass sie beide mit der Seite an der Wand lehnten. Er hatte ein liebevolles Lächeln auf den Schultern. "Ich glaube, dass Ihr Euch heute auch um ihn gekümmert habt. Vielen Dank, dass Ihr bei ihm gewesen seid. Er kann manchmal sehr launisch sein, aber tief in seinem Inneren ist er nur sehr unbeholfen mit sich selbst und anderen Menschen. Seine Eltern sind streng und erwarten viel von ihm. Doch Eure Positivität ist wie Balsam für jede Seele. Es würde mich nicht wundern, wenn er durch diese Begegnung wieder Kraft schöpfen konnte, um noch einmal aufzustehen." Er ergriff sanft ihren Unterarm und strich ihn herauf bis er ihre Hand in seiner hielt und hob diese hinauf zu seinen Lippen, um einen Kuss auf ihre Fingerknöchel zu hauchen.
      "Kann ich als Dankeschön, dass Ihr auf ihn Acht gegeben habt etwas für Euch tun? Ich bin sehr gewillt meine Dankbarkeit auszudrücken in welcher Form Ihr sie auch immer empfangen wollt." Er zeigte ihr ein charmantes, vielsagendes Lächeln, ihre Hand noch immer noch von sich weg bewegend.

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    • Coleen van Gard
      Sie half dem Mann, der unter ihrer Euphorie gestürzt war auf und fand sich kurz darauf schon gefangen in seiner offenen nähe aufdringenden Art wieder, welche ihrem Herzen zwar einen Sprung aufzwang, doch nichts in der Welt könnte ihre Aufregung stoppen. Rein gar nichts.
      Mit ihren Augen folgte sie seinen Händen nacheinander und unterdrückte ein verlegendes Kichern, während sie sich errötend ganz der Nähe zu ihm ergab, wie so häufig. Es war vielleicht seltsam, doch sie gewöhnte sich irgendwie an diese Avancen. Diese kleinen Liebkosungen. Und sie liebte diesen Blick, den er ihr schenkte einfach abgöttisch.
      "Geht es Euch nun besser, Coleen?"
      Sich einen Moment etwas verträumend in seinen Augen verlierend, räusperte sie sich direkt und nickte ganz euphorisch. "Viel besser! Ich bin etwas. Nun. Ich bin nicht ganz standfest, aber ich fühle mich gut!", klärte sie ihn mit einem Lächeln auf den Lippen auf, ihren Blick ganz auf ihn gerichtet. "Mit einem Tier verlich-", ihren Satz unterbrach ein Positionswechsel angeführt von ihm. Ahh.. da war es wieder. Die Gänsehaut, ausgelöst durch ihn statt der Euphorie. Das Herzklopfen, welches ihre Haare rosa verfärbte und ihr etwas schüchtern werdender Blick, während sie ihren Kopf einzog, jedoch sich nicht gegen seine Nähe erwehrte. Dieses ganz natürliche Führen seinerseits, welches ihre Beine schwach werden ließ kurzzeitig.
      "Ihr.. denkt zu gut von mir, Navid..", seufzte sie etwas, als er ihre Hand ergriff und diese mit einen seiner vielen zärtlichen Küsse schmückte. Dieser... Mann. In Gegenwart Carolus' hatte sie förmlich diese Art der Aufregung vergessen, die dieser Mann rein von Natur aus in einer Frau auslöste. Umso stärker rammten sich diese wohligen Gefühle für die Berührungen dieses Mannes nun ihren Weg in ihre Gedanken. In ihrem Kopf hatte sie schon eine Antwort auf seine Frage. In ihrem Kopf würde sie ihm sagen, dass sie es war, die danken müsste. Dass Carolus es gewesen war, der sie gestützt hatte nicht anders herum. Doch heraus kam nur ein verlegendes Gestammel.
      "A-Ah.. uhm... Also.. Ei..gentlich.." - "Na sowas, vor mir läufst du schreien weg bei einer kleinen freundlichen Berührung, während du beinahe den Boden unter den Füßen verlierst bei diesem dunklen Mann?"
      Oh Gott. Sofort wurde Coleens Haar schneeweiß vor Schreck und etwas plötzlich zog sie ihre Hand weg von Navids Lippenreichweite. Ihre Taille weg von seiner großen Hand, die sie gehalten hatte. Und als sie sich umdrehte, sah sie in das Gesicht des neuen Mitschülers, welches sich aus dem offenen Fenster lehnte und sie nur breit angrinste. "D-du! Ich meine, Ihr! Ich meine-" - "Du meinst 'Li'. Und nach dieser lauten Ankündigung, das dein Herz Frauen gehörte, wundert es mich dich in den Armen eines Mannes... Wobei."
      Prüfend musterte er Navid und lachte etwas hämisch. "Jetzt, wo ich ihn näher ansehe, verstehe ich die Verwirrung. Er ist sicherlich leicht mit einer Frau zu verwechseln, doch glaub mir ruhig, wenn ich dich aufkläre, dass es sich hierbei um einen Mann handelt."
      "Es.. ist nicht.. Ich.. Navid und ich sind Freunde.", versuchte sie dem Gespräch in eine... besser Richtung zu helfen und entfernte sich sichtlich peinlich berührt von dem Mann, der... tatsächlich sehr leicht ihre Knie weich werden ließ. "Weiß er das? Die Stellung deutete eher auf eine Beziehung... intimer Art zu." - "N-Navid ist nur. Er.. kommt.. Menschen sehr nahe. Er ist sehr.. offen. Und und selbst wenn, dann ginge es Euch überhaupt nichts an!"
      Grinsend machte nun auch der Langhaarige seinen Weg durch das Fenster hinaus und reichte Navid die Hand. "Weißt du, dass du um die Hand einer Frau kämpfst, die offen Kund tut keine zu mögen? Und das es beinahe als Beleidigung zu verstehen wäre, dass sie deine Berührungen zulässt und errötet? Immerhin bezeichnet sie dich dadurch doch als weibliches Wesen."
      Halt. Stopp. Was passierte hier gerade? "N-Navid..!", begann sie überfordert. Errötend. Beschämt. Er dachte nicht so, sicher nicht. Navid... wusste.. dass sie ihn als Mann wahr nahm. Gerne wollte sie den Kontakt der beiden Männer unterbinden, der ihr so.. unangenehm war. Doch das war nicht ihre Entscheidung. Was aber ihre Entscheidungsgewalt traf, war es einfach sich der Situation zu entziehen und zu gehen. "Entschuldigt-" Und ebenso machte sie eine Kehrtwende um die Flucht anzutreten, die Liang dieses Mal zu unterbinden wusste. Unverfroren griff er sie am Gürtel und schüttelte den Kopf. "Nah-ah. Wir fangen erst an, du kleiner Pfau."
    • Navid Shampur Banai
      Tatsächlich hatte Navid das ganze Getue, die Vorstellung und das Drama um diesen jungen Mann mit langen Haaren gar nicht mitbekommen, da er sich heute signifikant zur Schule verspätet hatte. Seine Fürsorge hatte ihn abgehalten pünktlich zu erscheinen, allerdings hätte er im Falle seiner Anwesenheit wahrscheinlich trotzdem kaum etwas von einem neuen Schüler mitbekommen. Aus den selben Gründen. Was er allerdings sehr deutlich verstand war, dass Coleen diesen Mann nicht in ihrer Nähe wissen wollte. Dass er ihr durchaus unangenehm zu sein schien. Was bei genauerer Betrachtung durchaus verständlich gewesen ist. Es gefiel dem Sohn der Wüste überhaupt nicht, wie dieser Fremde sich bemühte in Angelegenheiten einzumischen, die ihn nichts angingen. Dass er eine Erklärung für ihr Verhalten forderte. Das war eindeutig nicht die freundliche Art und eine grauenvoll falsche, um mit Frauen umzugehen. Dieser arme Mann. Als er diese hasserfüllten Worte sprach und Coleens Vorliebe für Frauen mit einer Beleidigung assoziierte, schnappte er erschrocken nach Luft und murmelte einen Ausruf des Unglauben auf seiner Muttersprache.
      Ganz verwirrt nahm er die Hand an, die ihm entgegen gestreckt wurde und schüttelte sie zum Gruß. "Guter Mann, das ist ja schrecklich! Li war Euer Name, korrekt! Ich bin Navid.", nickte er nun sehr leidenschaftlich bei der Sache. Er sah gar nicht zu Coleen. Seine ganze offene Sorge galt einzig dem Mann vor ihm. "Ihr müsst schreckliche Dinge erlebt haben. Was war es nur, was Euch so verletzt hat? War es die Liebe Eurer Mutter, die Euch verwehrt blieb? Oder eine geliebte, die in den Armen eines anderen ihr Glück fand? Es bricht mir das Herz Eure Worte zu hören. Eine Beleidigung mit einer Frau assoziiert zu werden? Das ist absurd!" Er nahm sich wieder Coleens Hand und zog sie sanft aber bestimmend auf ihre Seite, weg von diesem Mann. "Seht ihr nicht diese Schönheit? Diese Leidenschaft? Dieses strahlende Herz? Wie sollte mich irgendwas, was von Zuneigung einer solchen Frau spricht nur beleidigen können." Er schenkte Coleen ein liebevolles Lächeln und legte sanft den Arm um sie, ihre Hand noch immer in seiner haltend. "Und meine Intentionen sind durch und durch romantischer Natur. Etwas, das Coleen und mir selbst vollstens bewusst ist. Ich weiß von ihren Neigungen, wir sprachen ausgiebig über ihre Gefühle. Und nichts anderes könnte mich interessieren."
      Seine Bewunderung kannte keine Grenzen, wenn er sie ansah. Mit einem Grinsen blickte er wieder zu dem jungen Mann. "Ich kenne Euch nicht. Nicht Euch und nicht Eure Geschichte, doch ich wünsche mir inständig, dass Euer Herz zu Verehrung in der Lage ist. Solltet Ihr jemals Hilfe brauchen, bitte scheut Euch nicht mich anzusprechen. Ich bin jederzeit bereit Euch von Eurem traurigen Missbild zu befreien!" Es war tragisch offensichtlich wie ernst, wie freundlich und wie wenig verspottend er seine Worte meinte. Doch nun schwand der freundliche, nahezu kindlich glückliche Ausdruck aus seinem Gesicht und wich einem nahezu bedrohlichen. Seine Bernsteinfarbenen Augen schienen sich dunkler zu Färben in seinem Blick. "Einen Rat möchte ich Euch doch sogleich auf den Weg geben. Verlangt niemals eine Erklärung für die Gefühle einer Frau. Verlangt von Euch selbst was Ihr möchtet, doch ich fürchte solltet Ihr noch einmal auf die Idee kommen Coleens Handlungen zu hinterfragen und ihre Gefühle zu verspotten, werde ich wahrlich beleidigt sein."
    • Coleen van Gard
      Dieses Erschrockene in der Stimme Navids, dieses Entsetzen. Für einen Moment glaubte die Frau diese Gefühle wären Ausdruck darüber, dass Lis Worte ihn tatsächlich berührt hatten und er sich beleidigt von ihr fühlte in der Erkenntnis, er wäre für sie kein ganzer Mann. Doch sie irrte sich . zumindest zum Teil. Er war berührt von den Worten des verspäteten Schülers, doch viel eher war er bestürzt darüber, wie verschlossen Liangs eigenes Herz sein musste um so etwas zu sagen.
      ".. Hah?", entwich es dem Musiker sehr irritiert und verlor glatt den Gürtel der jungen Frau aus der Hand, als Navid die Hand eben dieser ergriff und sie wieder an sich zog. "Es geht hier nicht um-"
      Doch Navid ließ sich nicht stoppen. Er tat sehr offen seine Bewunderung für Coleen Kund und dieses liebevolle Lächeln seinerseits, während er ihr ein Gefühl der Sicherheit mit seinem Arm vermittelte, der sich um sie legte. Schneller als sie es selbst verstand, verfärbten sich ihre Haare erneut rosa. Ihr Herz sprang. Erneut. Und noch einmal. Ihr nervöser Blick mit den erröteten Wangen spiegelten wieder, wie er ihr kleines Herz zum Rasen brachte, als er ihr zugewandt noch einmal so offen darlegte, dass er romantische Gefühle für sie hegte und eben nichts außer ihren Gefühlen von Relevanz sei. Und in diesem Moment schoss es ihr durch den Kopf: Wieso sollte er sich beleidigt fühlen? Ihre erste Begegnung war davon geprägt gewesen, ihn in ihre kleine verwirrende Gefühlswelt zu lassen. Navid wusste von ihrem gebrochenen Herzen. Von ihrer Angst ihr Herz an einen Mann zu verlieren - wenngleich an einen Menschen wohl korrekter wäre. Er hatte keinen Grund überhaupt zu denken, er würde mit einer Frau assoziiert zu werden. Ihm war mehr als bewusst, dass es gar nicht stimmte, dass kein körperliches Interesse an einem Mann vorhanden war. Navid kannte diesen Teil von ihr sehr gut.
      Auch als er seinen Blick von ihr hinüber zu Li wandte, konnte sie nicht anders als ihn wie hypnotisiert anzusehen und unbewusst seine Hand etwas zu drücken, die ihre hielt. Ja, das erste Treffen war holprig gewesen. Ihre emotionale Welt war in Stücke gefallen und sieh hatte sich gehen lassen und hinreißen lassen, hatte ihr Gesicht verloren wie heute mit Carolus. Aber... es war... nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, wäre das nie passiert, hätte Navid jetzt in dieser Sekunde sicherlich anders reagiert. Es war okay... wenn ihre Gefühle sich nicht im Zaum hielten. Und mit diesem Gedanken bahnte sich ein liebevolles Lächeln auf ihre Lippen. Es war ihr egal, was Li noch sagen könnte, sagen würde. Er könnte Navid nichts sagen, was ihn dazu bringen würde sich von ihr zu entziehen. Denn seine Zuneigung gehörte aktuell nur ihr.
      Li hingegen war alles andere als erfreut über das Bild, das sich vor ihm abspielte. Wie überzeugt er von der Frau war, die durchaus auch sein Interesse geweckt hatte - jedoch nicht auf romantischer Art und Weise. Nein, romantische Gefühle hegte er wohl für nichts außer der Musik - stattdessen begann er eine große Abneigung gegenüber diesen großen Mann vor sich zu entwickeln. Und das sah man ihm an.
      "Wie.. gütig von euch.", kam es sehr sarkastisch und enttäuscht von ihm, als sich alles in Navid zu ändern schien und der Langhaarige überrascht seine Augenbraue hob. Und schnell ein breites Grinsen für sich entdeckte bei der bedrohlichen Art, die dieser Mann doch sein Eigen nennen konnte, wenn er wollte. Coleen selbst konnte das Bild nur von der Seite betrachten, doch schnell fand sich eine beinahe eingeschüchterte Gänsehaut auf ihr wieder. Sie... konnte sich gar nicht vorstellen, wie Navid aussehen würde, wenn er verärgert wäre. Er lachte sogar... als sie seine Gefühle verletzte und ihn abwies. Wovon heute in ihrer zwischenmenschlichen Beziehung zueinander nichts mehr zu sehen war. Ganz im Gegenteil, nun da alle Karten auf dem Tisch lagen, schienen sie sich näher zu sein als zuvor und doch war es das erste Mal, das sie dieses Gesicht sah.
      Unschuldig erhob Li seine Hände und lachte etwas. "Aber, aber, mein Freund. Die Liebschaft in deinen Armen bekommt noch Angst vor dir, wenn du so drein guckst. Aber auf das Angebot dich zu beleidigen, indem ich deiner liebsten Coleen zu nahe trete, komme ich gerne zurück." - "OOODER!"
      Es hatte einen Moment gedauert, aber schnell fand auch der weibliche Part dieser Konversation wieder ihre Worte und erhob ihre freie Hand um die Aufmerksamkeit etwas auf sie zu lenken, jedoch ohne Anstalten zu machen, sich von Navid zu lösen. Weder die Hand, die gehalten wurde, noch der Arm um sie stellten für sie eine Bürde da, auch nach diesem Anblick Navids. Ein Anblick, welchem sie... ganz.. und gar nicht abgeneigt war. So seltsam es auch schien. Wie er so intensiv sich bemühte ihre Gefühle zu verteidigen, es war schön. Es war... attraktiv. Auf eine.. seltsame Art und Weise, wie es ihr schien.
      Kurz räusperte sie sich, als sie die Blicke beider Männer wieder auf sich hatte und neigte ihren Kopf etwas. "Oooder.. wir gehen getrennte Wege und beenden diese unangenehme Situation hier und jetzt."
      Nüchtern lachte der langhaarige Mann auf und beugte sich trotz der Ansage des großgewachsenen Navids hinunter zu Coleen. "Komisch. Danica sagte, du wärst eine Kämpferin und würdest den Kampf nicht scheuen. Und nun versuchst du ihn zu umgehen? Sag bloß, Danica irrt sich so sehr in dir. Oder ist sie gar eine unverfrorene-" - "Okay, das reicht."
      So gerne sie sich von Navid schützen und halten ließ - Danica war definitiv ein anderes Thema. Und überhaupt würde sie niemandem erlauben für ihre Freundin einzustehen, die nicht sie selbst war. Und noch weniger würde sie einem Vagabund erlauben auch nur ein schlechtes Wort zu verlieren. Es war wie ein Schalter, den man umlegte. Coleen löste sich von Navid, griff an Liangs Wange vorbei an sein Ohr und zog ihn sehr ruppig weiter zu sich hinunter, was diesem zwar kurz ein Augen vor leichtem Schmerz und Schreck zukneifen ließ, jedoch sein Grinsen nicht verlor.
      "Augen und Ohren auf mich, denn ich sage es nur ein Mal - bei Eurem nächsten Versuch wird es nicht Euer Ohr sein, welches ich mit meiner Hand ansteuer. Es wird viel mehr die Nähe Eurer Hüfte sein - mit meinem Fuß. Und es wird weh tun, das verspreche ich.", mit dieser Ankündigung ließ sie Li los, welcher ein paar Schritte von dem vermeintlichen Pärchen zurück wich, aber sehr begeistert diesen wütenden Blick in seinen Kopf meißelte und aus seiner hinteren Hosentasche ein Notenblatt zückte.
      "Verunsichert mich, beleidigt mich - tut, was auch immer Ihr nicht lassen könnt. Aber beendet Euren Satz über meine Freundin mit auch nur einem negativen Wort und ich sorge dafür, dass Ihr eine ganze Weile keine Geige mehr halten könnt. Sie mag vieles sein, aber kein Wort aus ihrem Munde über mich ist falsch. Weder irrt sie sich, noch ist sie eine 'unverfrorene Lügnerin', das ist es doch, was Ihr sagen wolltet? Und-" - "Aber, aber, meine Teure. Ruhig Blut. Ich spaße do-"
      "Nein."
      Bestimmt und fordernd verschränkte sie ihre Arme vor ihrer Brust, aufsehend zu dem Mann, der nie wieder auch nur solch eine Andeutung über ihre Freundin machen sollte. "Ihr spaßt nie wieder auf Kosten von Danica. Versteht meinen Satz als einen Befehl, dessen direkte Verweigerung Euch Euer Leben erschweren wird. Markant erschweren wird. Gerne macht dem Prinzen und Elisabeth das Leben schwer, Ihr habt meinen vollsten Zuspruch. Aber Ihr werdet nicht so über meine Danica sprechen."
      Der Musiker war sichtlich amüsiert. Amüsiert und fast bereit abzuziehen, jedoch war er nun viel gespannter auf den Mann. Er hatte in kürzester Zeit beide dazu gebracht voreinander eine Seite zu zeigen, sie sie nicht vom anderen kannten - während ihre Reaktion auf ihn nach wie vor sehr zugetan wirkte, würde diese drohende Art der kleinen Frau doch sicherlich bei einem Mann, der so voller Bewunderung für ihre zärtliche Art steckte... sein Bild ändern. Er mochte ihre Leidenschaft zwar - zumindest sagte er das. Doch dieser Aspekt von eben solcher..? Coleen selbst schämte sich nicht, für keines ihrer Worte. Nicht vor Li, nicht vor Navid und jeder der sie kannte wusste, dass Danicas Namen in den Mund zu nehmen eine Grenze übertrat bei ihr.
    • Navid Shampur Banai
      Der junge Mann war Coleens Stützte und das so lange, wie sie selbst diese Stützte benötigte. Doch auch er sah es bereits kommen, dass seine Wildkatze jeden Moment ihre Krallen ausfahren würde, wenn es um ihre Freunde ging. Mit einem breiten, stolzen Grinsen entließ er sie in den Kampf. Er wusste sehr genau, dass sie weit mehr gewesen ist, als eine zarte Blume. Er wusste, dass sie furchtlos war, sich ihren Gefühlen stellte, auch wenn es schmerzte und er hat einen Einblick dessen bekommen wie wichtig ihr die Menschen sind, die sie in ihr Herz hinein lässt. Und er unterstützte und bewunderte sie, komme was da wolle. Auch in dieser Situation wich seine Zuneigung in seinen Augen kein bisschen ab von der Frau, die zur Furie wurde. Er blieb still und hielt sich im Hintergrund, bis es schließlich wieder still zwischen den beiden wurde und er Lis Blick auf sich selbst bemerkte.
      Sein Grinsen wurde noch breiter. "Ist sie nicht fantastisch? Ein Kunstwerk? Eine Supernova, eingefangen und verewigt in diesem wunderschönen Wesen." Navid trat wieder an die beiden streitenden heran und ergriff ihre Hand, um anschließend eine einladende Handbewegung in eine andere Richtung zu machen. "Ihr habt die Dame vernommen und wenn Ihr noch einen letzten Rat von mir haben wollt, Li, dann nehmt jedes Wort ernst, das diese Lippen verlassen." Damit war der eigenartige, fremde Mann mit den langen Haaren gänzlich für ihn vergessen und er wendete sich wieder voll und ganz seiner Angebeteten zu. "Coleen, nun, da wir diese Situation geklärt haben, wollen wir uns nicht wieder unserem vorherigen Gespräch zuwenden?" Mit Leichtigkeit führte er sie an der Hand so herum, dass sie mit dem Rücken zu Li stand. "Ich möchte noch immer meine Dankbarkeit bekunden. Nun sogar schon für zwei Dinge. Ihr habt nicht nur meinem guten Freund Carolus aus einer misslichen Lage geholfen, aus der ich selbst ihn nicht befreien konnte, mir wurde sogar die Ehre zuteil mit eigenen Augen zu erleben, wie das Feuer in euch entflammte für Eure Freundin."
      Ehrfürchtig strich er durch ihre Haare, die wirklich eine so bewegende, lebende Farbe angenommen haben, als wäre jede ihrer Strähnen eine lodernde Flamme. Einfach majestätisch. Aber jetzt, wo er darüber nachdachte, erinnerte er sich wieder daran, dass sie vorhin sagte, dass ihre Emotionalität ihr nicht gut getan hat. Sie war schwach auf den Beinen. Nicht, dass diese aufreibende Situation ihren Zustand verschlimmert hätte. Nun doch besorgt legte er wieder sacht den Arm um sie. "Aber sagt, geht es Euch gut? War es heute nicht zu viel? Ihr sprach zuvor, dass Ihr wackelig seid auf den Beinen. Soll ich Euch für heute nicht vielleicht auf Euer Zimmer bringen, sodass Ihr Euch durch und durch der Ruhe zuwendet, die Ihr benötigt?" Natürlich hegte er den Wunsch mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Nichts könnte etwas an dieser Sehnsucht ändern. Doch nicht etwa auf Kosten ihrer körperlichen oder geistigen Gesundheit. Seine Prioritäten sind diesbezüglich in Stein gemeißelt gewesen.
    • Coleen van Gard
      Sich kaum selbst herunterfahren könnend, konnte sie Navid nicht die Danksagung Zuteil werden lassen, die er für seine netten Worte verdiente. Nein, ihr Blick fixierte gerade zu den neuen Schüler, welchem der Spaß an der Situation zu vergehen schien, als Navid auch auf diesen Teil ihrer Persönlichkeit so überaus angetan reagierte. "Wie lästig..", entwich es ihm nur gelangweilt, nun doch seine Noten wieder wegsteckend. Navid war einfach der falsche Mann für sein Spiel, und eben dieser bekam wieder ihre vollste Aufmerksamkeit als er sie Dame selbst herum drehte und wieder zurück auf ihr vorheriges Thema führte. Ein kleines Lachen entwich ihr bei seinen Worten und seiner zarten Bewegung durch ihr Haar, bis er mit einem Mal wieder seinen Arm um sie legte und die Frau ihn etwas verwirrt ansah. Noch während er seine Sorge zum Ausdruck brachte, verlor ihr flammendes Haar an Intensität. Pegelte sich selbst mit ihrem Adrenalin hinunter und kaum war das geschehen, schien auch ihr Körper wieder zu verstehen, dass Coleen für heute ruhig ihre Emotionen im Zaum halten dürfte. Ihre Knie haben zwar nicht völlig nach, doch ja... sie merkte wie wacklig ihre Beine sie nur hielten und wie dankbar sie eigentlich für den Arm um sich herum sein sollte - doch trotzdem lachte sie schwach und ließ eine Hand an Navid hochwandern um ihm über die Wange zu streichen. "Eure Sorge in allen Ehren, aber ich bin in Ordnung. Lediglich etwas müde." Was wohl.. die Untertreibung des Tages war. Aber ihr Stolz ließ nicht zu, dass sie erneut von einem Mann auf ihr Zimmer gebracht wurde - nun. Nur war Navid dieser Stolz herzlichst egal, als sie ein paar Schritte mit ihm weiter ging und den Halt unter ihren Füßen verlor. Abermals. Sein vielsagender Blick traf auf einen Schmollmund - und selbst redend gewann die Sorge des Mannes. Damit war es komplett. Es gab wohl keine freundschaftliche männliche Beziehung, die sie hegte, in welcher der männliche Partner sie nicht habe aufs Zimmer bringen müssen, weil sie völlig überfordert mit ihren eigenen Kräften war, je älter sie wurde. Und gerade an einem Tag wie heute, wo sie jemand anderen ihre Gefühle ebenfalls aufzwang... So schön es auch anzusehen war, wie ihre Haare verschiedene Farbspektakel erlebten. So schön und mutig sie wirken konnte, durch diese Magie, die in ihr ruhte. Es zerrte an ihr. Ihrem gesamten Körper, ihrer Selbstsicherheit - ihr persönlich kam es so vor, als würde sie jede kleinste Emotion viel stärker fühlen als andere Menschen. Als wäre ihr persönliches Empfinden ein die Skala sprengendes Maß. Natürlich wusste sie es nicht genau, doch es war ihr gar nicht möglich ihre eigenen Gefühle auch nur annähernd zu betrügen, wie andere Menschen es zu können schienen. Ganz ab ihrer verräterischen Haare. Sie war unsicher, sobald es sich um ihre Gefühle drehte und niemand an ihrer Seite war, an dem sie sich festhalten konnte. Und gleichzeitig konnte sie sich jeden Tag an Jean und Danica fest halten - und fürchtete sich durch zu viel ihrer täglichen Nähe als zu anstrengend empfunden zu werden. Ein Drama in ihrem Herzen durch und durch.
      Sie ließ sich von Navid in ihr Zimmer geleiten und entschloss sich letzten Endes für eine sehr einfache Art seiner Dankbarkeit für sie Ausdruck zu verleihen. "Navid...", vor ihrer Tür angelangt löste sie zwar seinen Arm von ihr, strich ihm aber noch einen Moment über die Wange nach hinten zu seinem Nacken um den hohen Mann etwas zu sich hinunter zu drücken. "Wenn Ihr mir danken wollt, dann akzeptiert meine folgende Geste ebenfalls als Zeichen meiner Dankbarkeit, für Eure Loyalität gegenüber dieses Vagabunden, und beantwortet mir zu unserem nächsten Treffen eine Frage: Was denkt ihr, welche Farbe hätte mein Haar, wenn es nicht meinen Emotionen nur nacheifern würde?" Kurz darauf legte sie überaus zärtlich ihre Lippen auf seine Wange und ließ von ihm grinsend ab, während sie ihre Zimmertür öffnete und noch einmal zurück sah. "Grüßt Mister Hoffstad von mir, falls Ihr ihm noch einen Besuch abstattet und probiert seinen Tee - er ist köstlich!"
      Mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter sich und lehnte sich einen Moment an diese, während ihr Blick durch das Zimmer strich auf der Suche nach Danica. Da sie diese nicht entdeckte, gab sie sich eine Sekunde der Zuneigung hin, die Navid in ihr auslöste durch diese offenen Gesten, direkten Worte, diesen Zuspruch... und auch diese Sorge. Diese Sekunde entwich ihr ein liebevolles Seufzen und damit sollte der Moment auch enden, so entschied sie. Sie wollte sich Carolus' Rat annehmen und entschied sich in dieser Sekunde, solange sie alleine war ein altes Ventil heraus zu kramen für ihre Gefühle. Hinter dem Schrank holte sie ihre zusammengepackte Staffelei hervor mit einer Leinwand. Nichts davon hatte Verwendung gefunden, seit sie auf dieser Akademie war, aber vielleicht würde es ihr etwas helfen sich zu ordnen. Vielleicht sollte sie die Staffelei auch mit sich nehmen? An einen Ort alleine für sich, wie er es ihr angeraten hatte? Es war etwas anderes so einen konkreten Vorschlag zur Verbesserung ihrer Situation zu hören anstatt sich nur die Worte anderer Menschen anzueignen, die ihre Gefühle etwas streichelten. Also begann sie. Ohne sich der dreckigen Kleidung zu entledigen begann sie aus ihrem Gefühl hinaus die Leinwand mit den Farben zu schmücken, welche ihr eigenes Leben durch ihre Haare bestimmten. Doch während der Schaffung eines Bildes, war sie es, die die Farben bestimmte. Ihr Wille - nicht ihr Herz. Ihre Hände - nicht ihr Haar.
      Es war eine bewusstere Art ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, welcher sie viele Stunden widmete in welchen sie immer wieder müde wie sie war etwas einnickte im Sitzen - gerne auch gegen das Bild gelehnt. So war auch ihre unkomfortable Haltung als die Tür sich mitten in der Nacht öffnete und ihre beste Freundin hinein schritt. "W-Wha!!" Vor Schreck fiel die junge Künstlerin glatt von ihrem Hocker und sah überrascht von ihrer Freundin hinüber zur Uhr und wieder zu ihr. "Danica! Es ist schon spät, wo warst du denn?!", fragte sie ganz besorgt beim Anblick ihrer Liebe - ganz ignorierend wie sie selbst voller Dreck und Farbe war und gleichermaßen beides davon auf dem Boden durch ihren Sturz verteilte.
    • Danica Kalsanik

      Das erste, was die junge Frau wieder wahrnahm nach einer langen, kalten Zeit der Schwärze und Leere war ein leichtes Kitzeln an ihrer Wange. Allerdings hatte sie keine Kraft, weder in Körper, noch im Geist um dem nachzugehen. Sie entschied es einfach geschehen zu lassen und ist gerade im Begriff gewesen einfach zurück in die schwarze Umarmung der Ohnmacht abzudriften, als sie erneut gestört wurde. Es drang nämlich etwas an ihre Ohren.

      "Aber... Das geht doch nicht! Wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen?", wisperte eine Stimme direkt über ihr. Sie wirkte abgehetzt und schrecklich gestresst. Es war die Stimme eines Mannes. "Und was schlägst du vor sollen wir tun?", antwortete eine andere Stimme. Ebenfalls ein Mann, allerdings deutlich ruhiger und tiefer. Was waren das für Stimmen? Danica kannte sie nicht. "Willst du sie vielleicht einfach hochheben und wegtragen, du Witzbold?", keifte der Mann mit der tiefen Stimmlage und der erste jammerte laut auf. "Nein, ich bin tot, nicht dumm! Aber irgendwas müssen wir doch tun! Hey... Hey! Dornröschen, wach auf. Prinzessin, es ist schon dunkel, du musst deine Augen aufschlagen.", wurde sie sehr sanft und zärtlich angesprochen und sie spürte einen warmen, freundlichen Windhauch an ihrer Wange. "Na komm, mach sie auf und zeig mir was für schöne Augen sich hinter diesen schweren Lidern verstecken." - "Du machst dich lächerlich.", knurrte die andere Stimme.

      "Und du bist nicht nützlich!", rief der erste wieder laut genug, dass Danica einen Schrecken bekam.

      Sie hatte so angefangen sich auf die Stimmen zu konzentrieren, dass sie unbewusst weg von der Dunkelheit gezogen wurde und sie sich langsam zurück in ihrem Körper wiederfand. Ihrem steifen, kalten Körper. Langsam kehrten die Empfindungen wieder. Sie sog erschrocken Luft ein und schlug die Augen auf. Kopfschmerzen quälten sie, Gliederschmerzen zogen sich von ihrer Hüfte bis rauf zu ihren Schultern. Was...? Verloren blinzelte sie einige Male gegen die Verwirrung an, bis sie ihre Umgebung wieder erkannte, wenn auch in tiefer Dunkelheit.
      "Oh! Ein Glück! Hallo, mein Engel!", fiel plötzlich ein Mann vor ihr auf die Knie und sie zuckte leicht zurück. Er war ein Geist, eindeutig. Sein Körper wirkte schwerelos, durchsichtig und in einem winzigen, sanften Schimmer, gab er ein wenig Licht ab. Seine Schultern waren hager, das Gesicht lang und auf seiner Nase saß eine Brille mit runden Gläsern. "Wir dachten schon du holst dir hier draußen den Tod!" - "Sie kann dich nicht hören, hör endlich auf mit deinem Theater!" Ohne Umschweife blickte Danica auf zu einem Mann, der im Profil das Gegenteil des ersten gewesen ist. Er war breit, gar dicklich. Der Bauch rund. Er trug eine Uniform und sein Gesicht zierte ein exzentrischer Schnurrbart. "Bist du sicher, dass sie uns nicht sehen kann? Für mich wirkt es, als könnte sie uns sehen." Suchend blickte Danica nach links und rechts. Wo war sie hier gelandet? Was war passiert? Das Denken fiel ihr schwer. Ihr Herz fühlte sich... taub an und sie war schrecklich müde. Ihr Körper wog schwer wie Blei und ihr erster Impuls ist gewesen einfach wieder die Augen zu schließen.

      "Sag, kannst du mich sehen, meine Schöne? Mich verstehen?", drängte sich wieder der Brillenträger in ihre Sicht. "Ich... ich bin Laurits" Danica sah den Mann an und nickte langsam. Jedoch schaffte sie kein Wort über die Lippen bis auf eins. Sie zeigte auf sich selbst. "D-Danica." Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie zitterte. "Thomas! Sie ist ein Medium! Sie kann uns tatsächlich sehen und hören!" Der Mann in der militärischen Uniform löste sich nun mit skeptischem Blick aus seiner Starre und besah sich das zierliche Geschöpf auf dem Boden genauer an, sagte jedoch nichts weiter. "Kannst du aufstehen, Danica?" Laurits streckte die Hände nach ihr aus, griff aber geradewegs durch ihre Arme hindurch und zog sie sofort wieder weg als hätte er sich verbrannt. "Verzeihung... Macht der Gewohnheit, ich bin noch nicht lange tot", entschuldigte er sich mit einem unbeholfenen Lächeln. Danica war nach wie vor schrecklich verwirrt. Sie griff nicht ganz, was um sie herum geschah, weswegen sie wackelig versuchte zurückt auf die Beine zu kommen. Allerdings waren gefühlt alle ihre Körperteile eingeschlafen. Es brauchte drei Versuche, bis sie wieder annähernd stabil gewesen ist. Die ganze Zeit über wich Laurits nicht von ihrer Seite, wenn er auch selbst bemerkte, wie wenig er helfen konnte.
      "Ja, fantastisch, genau so!", ermutigte er die junge Frau und nun schaltete sich auch Thomas dazu. "Was hast du hier gemacht? Ist dir nicht bewusst, dass es gefährlich ist einfach so irgendwo herumzuliegen?! Wir haben dich nur bemerkt, weil wir schon gemerkt haben, dass der Tod an dir haftete! Nun wissen wir, dass du ein Medium bist, aber bis vorhin waren wir der festen Überzeugung jeden Moment einen Neuzugang zu bekommen." Danica nickte langsam auf diese Standpauke, konzentrierte sich allerdings voll und ganz auf ihre Beine und dass sie einen Schritt vor den anderen machte. "Verzeihung...", ihre Stimme klang heiser und das Sprechen kratzte schrecklich in ihrem Hals. Laurits war es, der wütend seinen Freund anfunkelte. "Könntest du jetzt bitte aufhören sie zu belehren?! Schau dir das arme Ding doch an! Denkst du sie ist in der Lage ihr Verhalten zu reflektieren? Wir dürfen keine Zeit verschwenden, wir müssen sie rein bringen." Ja, rein. Ihr war kalt, sie musste rein. Doch... wo war drin? Es war so schrecklich dunkel. Danica konnte ihre Hand vor Augen nicht sehen. Doch das war etwas, wobei der freundliche Geist mit der Brille auf der Nase ihr helfen konnte.

      "Danica, komm, folge mir einfach nach. Du kannst mich doch sehen. Einfach einen Schritt vor den nächsten. Ich kann dich zwar nicht stützen, aber ich kann dir den Weg vorsagen, in Ordnung?" Die Silber-haarige nickte leicht und ließ Laurits einfach vorgehen. Er war sehr rücksichtsvoll. Machte nur einen Schritt nach hinten, wenn sie einen Schritt vor machte. Die ganze Zeit war er zu ihr gedreht um sicherzustellen, dass sie den Boden vor ihrem nächsten Schritt auch sehen konnte durch das schwache Licht, das er abgab. "So ist es gut. Genau so. Das machst du ganz wunderbar.", wurde er einfach nicht müde sie zu bekräftigen und zu bestärken und es war tatsächlich so, dass Danica das brauchte. Es fiel ihr so schwer, an ihrem Bewusstsein festzuhalten und ihren viel zu schweren Körper zu navigieren, dass sie sich mit aller Kraft darauf konzentrieren musste. Und seine Stimme war ein ganz hervorragender Führer. Thomas folgte den beiden ebenfalls auf Schritt und Tritt. Dicht neben der Frau hergehend in ihrem Tempo, jedoch schweigend.

      Sie wusste nicht wie lange sie gingen. Danica knickte zwei Mal um und stürzte zurück auf den Boden, doch mit der Hilfe ihrer Begleiter schaffte sie es wieder hoch. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Wie drei Nächte, die sie hilflos einem Fremden hinterher ging. Doch dann kam endlich das Wohnhaus in ihre Sicht. Es war schon Bettruhe, weswegen die Lichter in den Zimmer erloschen gewesen sind, doch an der Außenfassade brannten noch einige Lichtquellen. "Du hast es fast geschafft, Danica! Du bist ein sehr mutiges Mädchen, halte nur noch ein bisschen durch, dann wird alles gut." Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen die Eingangstür, um diese aufzustoßen, wackelig klammerte sie sich an den Griff um nicht zu stürzen. Sie war so schrecklich müde. "Wo ist dein Zimmer?", fragte Lauritz plötzlich sehr überfragt und überfordert. "Thomas, wo ist ihr Zimmer? Was sollen wir machen? Ich weiß nicht, wo sie hin muss!" De Angesprochene rümpfte die Nase. "Dann ihr nach! Sie wird es wohl wissen." Die beiden Männe begleiteten sie, der eine ruhiger, der eine ganz außer sich vor Sorge. Nicht nur, dass sie ihr als Lichtquellen dienten, Laurits gab ihr bei jeder neuen Stufe bescheid, dass diese dort gewesen ist, bis sie endlich vor einer Tür stehen blieb und hindurch trat. Stolperte passte besser. Sie wurde gegrüßt von einer laut ausrufenden Coleen, konnte sich allerdings nicht darauf konzentrieren. Die Erleichterung endlich am Ziel zu sein riss sie sofort von den Beinen. Ihr Atem ging schwer und Tränen der Erschöpfung rannen stumm über ihre Wangen.

      Laurits kniete sich sofort zu ihr und wollte etwas sagen, verstummte jedoch, als Danica sich auf die Knie stellte und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Mit einem Ruck zog sie an dem Band, das ihr Korsett hielt und es wanderte sofort zu Boden. "Wir... Thomas wir gehen!", kreischte der schlanke Mann geradezu und packte seinen Kameraden, ehe das Licht aus dem kleinen Zimmer, das nur Danicas Augen erreicht hatte, erlosch. Nach dem Korsett folgte der Rock, ihr Unterrock. Die Schuhe, die Socken, bis sie letzten Endes komplett nackt und stumm in ihr Bett stürzte.
    • Coleen van Gard
      "Danica?", fragte sie ihre Freundin erneut, welche kein Wort fand - dafür aber die Tränen. Überrascht raffte sich Coleen nicht auf, sondern krabbelte viel eher auf allen Vieren zu ihrer Freundin hinüber. Da sie nicht zu ihr sprach, versuchte die junge Frau nicht die Liebe ihres Lebens zu einem Gespräch zu zwingen, sondern half ihr direkt sich zu entkleiden. Ohne zu zögern und völlig schamfrei erhob sie sich und griff Danica an ihre unbekleidete Hüfte um ihr eine Stütze zu sein auf dem Weg zu ihrem Bett, auf welches sie einfach nur stürzte. Kurz tanzten ihre Finger über Danicas Rücken, welcher einer blassen Porzellanfigur gleich war - sie war kalt wie der Tod höchst selbst. "Was ist bloß mit dir geschehen..?", fragte sie geradezu übermannt mit der Sorge um ihre Freundin, welche ihre Haare in einen hellen Fliederton färbte, der ihr bisher gänzlich unbekannt war. Aber auch keinerlei Priorität hatte. Nein, ihre Aufmerksamkeit hing ganz an Danica, welcher sie eigentlich nicht mehr von der Seite weichen wollte, aber musste. Sonst würde sie ihr Bett komplett mit Farbe verunreinigen. Doch sie entfernte sich nicht, bevor sie ihre Freundin nicht in ihrer Decke eingerollt hatte und aus dem Bad ein kleinen Waschlappen getränkt in warmen Wasser holte um diesen auf die kalte Stirn Danicas zu legen. "Meine Schöne... Ich verschwinde nur kurz im Badezimmer um die Farbe loszuwerden. Ich bin gleich da. Okay?", mit einer Stimme, welche Beruhigung aussprechen sollte und ebenso der Geste ihrer Hand streichend über den Kopf ihrer Freundin. Hinunter zu ihrer Wange. Und erst nach einem sanften Kuss auf ihre Stirn, entfernte sie sich tatsächlich und ergriff ihr eigenes Schlafhemd, welches offensichtlich ein altes Männerhemd von Cedric war. Seine Initialen standen drauf. Sie verschwand im Badezimmer - die Tür offen lassend, falls Danica doch etwas sagen würde, damit sie direkt zu ihr springen könnte. Sie entfernte die Farbe von ihrem Körper in Windeseile. Es war viel eher eine Katzenwäsche, als ein Bad. Sofort warf sie sich das Hemd über und begab sich zurück an das Bett ihrer Freundin, in welches sie sich nun auch gedankenlos legen konnte, ohne sie schöne Frau zu verunstalten. Ohne zu zögern zog sie ihre Frau des Herzens an sich. Ohne zu zögern, legten sich die Hände über der Decke an ihre Hüften. Ohne zu zögern, begann sie zu ihr zu sprechen mit einer Sanftheit, welche sie für niemand anderen jemals in die Stimme legen würde als für Danica selbst.
      "Meine Liebste... Ich bin für dich da, wenn du darüber sprechen willst... Auch, wenn du es nicht willst.. Okay?" Eine Hand an ihren Kopf legend und zärtlich durch ihre Haare fahrend, gab sie ihr einen erneuten Kuss, doch dieses Mal auf die Wange. Ihr Kopf malte sich ein Bild von jedem schrecklichen Szenario, das ihre Fantasie nur kannte. Ein Unfall? Krankheit? Oder gar ein Schwerenöter? Gift?
      Wo war Coleen bloß gewesen, während Danica widerfuhr, was auch immer ihr diesen Zustand entlockte? Wo war sie gewesen? Sie hatte sich trösten lassen. Erneut. Die ach so abhängige Coleen war nicht an der Seite der Liebe ihres Lebens gewesen - und in diesem Moment bereute sie es zutiefst. Doch nicht dieses Mal wollte sie sich von ihren Unsicherheiten übermannen lassen, denn es ging nicht um sie. Nein, sie wollte einfach nur für ihre liebste Freundin da sein. Über sie wachen heute Nacht, über sie wachen am nächsten Morgen. In diesem Moment wurde ihr klar, wie viel Zeit sie in ihre Freundschaften mit diesen Männern - mit diesen.. Targets gesteckt hatte. Und wie wenig Zeit sie in ihre Freundin investiert hatte, stattdessen diese angefahren hatte wegen dem Prinzen. Es war passiert. Carolus hatte recht, es machte keinen Sinn, wenn sie sich daran aufhing und auf die falschen Dinge versteifte. Auf ihre vermeintlichen Fehler versteifte. Doch von nun an würde es anders werden. Nie wieder würde sie so verspätet bemerken, dass ihre Freundin nicht rechtzeitig ins Zimmer kam. Nie wieder würde sie diese überhaupt alleine zu später Stunde lassen. Oder überhaupt? Sie musste sie nicht alleine lassen im Allgemeinen. Jean und Navid verstünden es, wenn sie sich an Danica klammerte. Sicherlich. Vor allem, wenn sie wüssten in was für einem Zustand ihre Freundin nun vor ihr gestanden hatte an der Tür.
    • Danica Kalsanik
      Sie schaffte es nicht ihre Augen offen zu halten. Schaffte es nicht länger wach zu bleiben, nachdem ihr erschöpfter Körper die weichen Federn unter sich spürte und Coleen sie zudeckte. Als langsam die Wärme wieder zu ihr zurück kam fiel sie auch sogleich in den Schlaf. Es ließ sich nicht vermeiden. Daher realisierte sie auch nicht mehr, dass Coleen ihr zur Seite stand, bei ihr blieb, mit in ihrem Bett schlief. Selbst wenn sie wach geblieben wäre, um all diese Fürsorge zu empfangen, hätte sie es höchst wahrscheinlich am nächsten Tag schon wieder vergessen. Sie schlief nicht lange und als sie die Augen wieder aufschlug, weil sie in den Unterricht musste, weil die Schulglocke sie alle weckte. Noch immer tat ihr alles weh. Ihr Körper juckte und war kratzig. Sie hatte wirklich zu lange im Gras gelegen. Benebelt fand sie auf die Beine. Erneut bemerkte sie ihre Freundin, die neben ihr lag kaum. Stattdessen ging sie einfach durch ins Bad und kümmerte sich darum sich sauber zu bekommen, sich wieder rein zu fühlen, ehe sie sich ankleidete.
      Ihre durch und durch schwarzen Kleider konnte sie nicht mehr sehen. Daher griff sie instinktiv nach einer Version der Uniform mit lediglich einem schwarzen Rock und einer weißen Bluse. Sie ließ sogar gänzliches Cape weg. Erst jetzt realisierte sie überhaupt die Anwesenheit ihrer besten Freundin und schaute zu ihr auf, während sie sich die große schwarze Schleife um den Hals band. Danica war noch blasser als sonst. War sie zuvor einfach nur sehr hell gewesen, ähnelte ihre Haut heute wirklich nur noch Porzellan. Sie hatte Augenringe. Sie sah furchtbar aus. Doch nichts davon wäre ihr selbst aufgefallen. Ihr Körper fühlte sich noch immer eigenartig an. Taub. Ihre Bewegungen waren ein bisschen steif, ihr Rücken schmerzte ganz fürchterlich, ihre Schultern waren furchtbar verspannt. Und ihre Stimme... Ihre Stimme wollte nicht heraus kommen.
      Sie sah ihre Freundin an, sie brachte leider kein Lächeln zu stand um sie zu beruhigen, und als sie sie begrüßen wollte war es fast so, als würde ihr Körper sich dagegen weigern. Daher stand sie einfach da, packte ihre Schultasche und auf alle Fragen, die Danica mit Ja oder Nein antworten konnte, schüttelte sie denn Kopf oder nickte. Ging es Ihr gut? Ja. War sie sich sicher? Ja. Wollte sie ihr sagen, was passiert war? Nein. Sie konnte nicht. War sie körperlich unversehrt. Danica wusste die Antwort auf diese Frage nicht genau. Doch sie nickte einfach. Es wäre schon in Ordnung, sicherlich. Sie lebte ja noch. Sie drehte den Kopf zur Tür, als sie dahinter etwas hören konnte. "Danica? Bist du wach? Hörst du mich? Entschuldigung, ich kann nicht klopfen..." Als Coleen im Badezimmer gewesen ist, ging die junge silber-haarige zur Tür und öffnete diese. Laurits stand da und setzte sofort ein erleichtertes Lächeln auf, als er das Medium erblickte. "Dir geht es gut! Wie wunderbar. Konntest du dich ein bisschen ausruhen?" Danica versuchte mit aller Kraft die sie aufbringen konnte zu lächeln. Doch es wurde nicht mehr, als ein müdes Schmunzeln daraus. Sie nickte und verbeugte sich leicht vor dem Mann als Dankeschön für seine Hilfe der letzten Nacht. Schnell winkte er ab. "Du... sprichst heute nicht?" Danica senkte den Blick und zuckte leicht die Schultern, als auch schon Coleen zu ihr geeilt kam. Das junge Mädchen wollte die Hand zum Abschied heben, doch Laurits Augen machten sehr deutlich, dass er noch nicht bereit gewesen ist ihre Seite zu verlassen, weswegen sie einfach wieder zu ihrer besten Freundin sah und auch ihr das müde Lächeln schenkte, das sie gerade mehr oder minder aufbringen konnte.
    • Coleen van Gard
      Keines Blickes wurde sie zu Beginn des nächsten Tages gewürdigt - obwohl die junge Frau extra sich die ganze Nacht selbst wach gehalten hatte um da zu sein, falls ihre Freundin in einen Albtraum rutschen würde. Traurig blieb sie zurück, doch aufgrund ihrer Müdigkeit am Vortag sah man es ihr zumindest nicht an. Als Danica ins Bad verschwand, entwich ihr ein Seufzen. Kurz. Missmutig. Und gleichermaßen motivierte ihr Kopf sie den Schuldigen für dieses Verhalten fertig zu machen - und wenn sie dafür von der Schule fliegen würde, es wäre ihr egal. Coleen hatte nichts zu verlieren, sie war auf die Schule nicht angewiesen. Sie stand mit beiden Beinen in ihrem Leben und war nicht mehr aus der Welt der Lordschaften wegzudenken und sie wusste es. Sie war sich in dieser Sekunde dessen mehr bewusst als jemals zuvor und ihr Selbstbewusstsein stieg in einen schier ungesunden Rahmen.
      Ein Gespräch zwischen ihnen war beinahe unmöglich. Es belief sich auf 'Ja oder nein'-Fragen, welche beinhalteten, dass sie nicht darüber reden würde, was oder wer sie so gekränkt hatte. Das erste Mal allerdings, dachte Coleen nicht instinktiv, dass es ihre Schuld wäre. Sie war so voller Selbstvertrauen, die gewöhnlichen Unsicherheiten hatten keinen Platz in ihrem Körper. Schnell bereitete sie sich im Bad vor mit einer signifikanten Änderung ihres Erscheinungsbilds, wie es nur die kannten, welche sich jemals in einem Verhandlungsraum mit ihr befunden hatten. Bereit jemandem die Hölle aufzuheizen, band sie ihre Haare stramm in einen äußerst ordentlichen Zopf - wenngleich ihre Haare so dick waren, dass es fürchtete zu reißen.
      Mit diesem Elan kam sie wieder aus dem Badezimmer hinaus und tätschelte ihrer Freundin den Kopf, die einer Leiche ähnelte, sich selbst bereit gemacht für einen Krieg, den sie genüsslich ausleben würde. Denn das war ihr Gebiet. Das war ihre Freundin. Das war ihre Leidenschaft, Passion, ihr alles.
      Mittlerweile akzeptierend, dass ihre Freundin nicht mit ihr reden würde, legte sie ihren Arm um Danicas Hüfte auf dem Weg in das Schulgebäude. Sehr umsichtig wie man es von der störrischen jungen Frau kaum kannte, mied sie die Menschen, damit nicht jeder unbedingt dieses Bild ihrer Freundin in ihrem Geiste behielt. Nach ein paar Umwegen erreichten sie ihr Klassenzimmer und die leidenschaftliche Frau zögerte keine Sekunde. Sie öffnete die Tür und mit einem überaus strengen Blick und einem noch strengeren und festeren Tonfall sagte sie nur einen Namen. "Jean."
      Mit ihrer freien Hand schnippste sie einmal, damit er den Wink auch gänzlich verstand und hier her kam, bevor auch er ein Ziel ihres Ärgers würde. Als er zu ihr hinüber geschritten kam, fand Coleen kein Lächeln. Nein, sie war sauer. Sie war sauer, verärgert, gar zornig und nichts an ihr ließ eine andere Schlussfolgerung zu. Ohne zu zögern drückte sie Danica in die Arme des blonden Freundes und drückte vor allem das müde erschöpfte Gesicht ihrer Liebsten an seine Brust. "Festhalten."
      Eher wie ein Kommandant als wie eine Geschäftsfrau von Welt ließ sie die beiden an der Tür zurück, während sie alle Blicke auf sich fing bis auf einem. Lis Blick schien in der Luft über Danica zu hängen, doch eins nach dem Anderen. Ihr Blick fiel hinüber zum skeptisch guckenden Prinzen. "Ihr habt zwei Möglichkeiten. Entweder verlasst Ihr nun den Raum Prinz Nikolai oder ich werde ohne triftigen Grund Eure Ländereien im Süden verschenken. Es liegt mir nichts ferner als Eurem Bildungsauftrag für die Unterschicht im Wege zu stehen, also zwingt mich nicht dazu."
      Natürlich war sie involviert. Die Verwaltung der Grundstücke großer Herren war der Grundbaustein für alles, was sie hatte und so wenig sie den Prinzen auch mochte, ein gutes Geschäft war ein gutes Geschäft und sie nun einmal die Ansprechpartnerin. Der Prinz setzte erst zum Protest an, aber mit seinem Blick auf Danica und dieser wahrhaftigen Wut vor sich entschied er sich wegzusehen. "Preisnachlass?"
      "Gewiss."
      War es eine Art der Bestechung? Sicherlich. Interessierte es Miss van Gard in dieser Sekunde? Nicht im Geringsten. Coleen wusste haargenau, dass niemand außer dem Prinzen sich trauen würde, sie für einen Aufruhr zu melden, wenn sie über die Stränge schlagen würde. Also musste er zur Sicherheit schon mal sich entziehen. "Die Lehrerschaft hat sicherlich ein Interesse daran von Euch und Euren Projekten zu hören, bevor sie diesen Raum erreichen.", gab sie ihm einen Wink mit dem Zaunpfahl mit. Der Prinz verließ den Raum und der Blick ging durch ihre Klasse. Alleine das Auftreten von Coleen ließ die nervige Elisabeth verstummen - nichts in dieser Frau traute sich auch nur den Blickkontakt auch nur eine Sekunde zu halten, während sich die Dame auf einen Krieg vorzubereiten schien und dafür die Vorkehrungen traf. "Monsieur George."
      Ebenso streng wie Jean kam sie auf den Ritter in glänzender Rüstung zu sprechen, während ihr Blick erneut skeptisch zu Li fiel. Sein Blick schien von dem Nichts neben Danica und ihr hin und her zu wechseln, während seine Hand gerade zu blind ein Blatt vor ihm mit Noten zeichnete. "Ich habe eine Frage, Monsieur. Wer war der Letzte, der gestern in diesem Raum Kontakt zu Danica hatte? Gehe ich richtig in meiner Vermutung, das es der Neuling war?" Er hatte gestern gegenüber Coleen das Wort über Danica verloren. Zweifelsohne waren sie im Gespräch gewesen und wie sie Claude einschätzte würde er es wohl am Ehesten wissen. "Nun..", seine Körperhaltung war diszipliniert wie immer, und keineswegs eingeschüchtert, wenn auch verwundert. Über die Maßen verwundert. "Ich verließ den Raum mit Mister Kalsanik und ging zu ihrer Majestät. Mister Li war der letzte mit dem ich die Dame sah."
      Er beendete seinen Satz und bekam einen äußerst strengen Blick von Coleen. Einen Blick, der ihn ermahnte, keine Information in dieser Sekunde zurück zu lassen. "Er kam ihr zu nahe. Doch Danica winkte ab und meinte es wäre in Ordnung." - "Mhm.."
      Vielsagend presste sie ihre Lippen zusammen und trat hinüber an den Tisch des Langhaarigen, welcher erst jetzt wirklich seinen Blick auf Coleen richtete. Er hatte sein Grinsen verloren, sah jedoch äußerst gespannt aus. Was er auch in Worte fasste.
      "Wieso genau vermutest du mich von allen am Gemütszustand deiner Freundin irgendeinen Einfluss zu haben? Nur weil ich deinen Liebsten und dich gestern störte? Ihr seid danach doch zusammen in dein Zimmer gegangen, nicht wahr? Miss Oberfeldwebel?"
      Er wartete auf die peinlich berührte Reaktion die nicht kam. Ihre flammend roten Haare bekamen beinahe hell gelbe Spitzen, als wollten sie den Verlauf einer Kerze darstellen. Ihr Gesicht war ernst. Unbeeindruckt. "Seid Ihr fertig mit Euren Sprüchen?", fragte sie lediglich sehr viel gefasster und konzentrierter als am Tage zuvor. Nichts und niemand konnte diese Frau in diesem Moment stoppen - und man sah es ihr an.

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    • Danica Kalsanik
      Sie ist noch immer durcheinander gewesen. Sie ist erschöpft gewesen. Doch es schien besser zu werden, wenn auch nur ein bisschen kehrte sie Stück für Stück ins Leben zurück. Auch wenn sie deutliche Schwierigkeiten hatte zu verstehen. Coleen war nicht ganz sie selbst und das spürte Danica sehr deutlich. Und noch bevor sie irgendwie hätte sich ihrer besten Freundin vermitteln können, um ihr nun noch einmal in Ruhe irgendwie mitteilen zu können, dass alles in Ordnung gewesen ist, fand sie sich selbst in die Arme von Jean gedrückt wieder. Dieser fing sie ebenso erschrocken ein, wie sie erschrocken in seine Arme fiel. Irritiert drückte sie sich leicht von dem Blonden weg um Coleen nachzusehen. Doch sie fühlte sich zu hilflos, um etwas dagegen zu unternehmen. Jean hielt sie an den Armen und sah ebenfalls zu ihrer gemeinsamen Freundin. "Was ist passiert?", fragte er Kopf schüttelnd an die silber-haarige gewandt und sah zu ihr herunter. Danica sah auf und schüttelte den Kopf in einer Manier zu sagen, dass sie es selbst nicht wusste, als Coleen plötzlich lauter wurde, und die zierliche Frau erschrocken zusammen zuckte.
      "Du siehst furchtbar aus.", bemerkte der Beaumanoir, die Situation einigermaßen einschätzend. Er wusste auch, dass die impulsive Geschäftsfrau nicht aufzuhalten gewesen ist, sollte jemand tatsächlich Schaden an ihrer Freundin gelassen haben. Es war so ein schreckliches Durcheinander für Danica. Sie verstand die Welt nicht mehr. Nikolai verließ das Zimmer, Coleen startete ein Verhör und wie ein wütender Stier, ging sie schließlich auf Liang los. Das war nicht richtig, nein das war alles nicht richtig. Ihr Herz begann vor Aufregung einen Takt zu schnell zu schlagen und sie wollte sich von Jean losreißen, doch sein Griff blieb unnachgiebig. Verzweifelt sah Danica zu Laurits, der ebenso wenig zu verstehen schien. Doch sie versuchte ihm zu verdeutlichen, dass sie sich an Liang richten konnte. Im ersten Moment fühlte er sich nicht angesprochen und erst, als er ihren flehenden Blick einfing zeigte er ganz verwundert auf sich selbst. "Verzeihung ich?" Danica nickte, ihre Augen flehend etwas zu unternehmen und zeigte mit dem Kopf noch einmal auf Liang. Warum funktionierte denn nur ihre Stimme nicht! Sie hatte mehrmals ihren Mund geöffnet, doch es verließ einfach kein Ton ihre Lippen.
      Ein bisschen unsicher trat der verstorbene Mann mit der runden Brille an die handelnden Personen, wobei sein Augenmerk auf den Mann mit dem langen Haar ruhte. "V-Verzeihung... Ich, liegt es Wohl im Bereich des Möglichen, dass du mich sehen und hören kannst?" Um seine Worte zu unterstreichen winkte er erst leicht und zeigte im Anschluss auf seine Ohren.
      Als Liang zuzustimmen schien atmete er regelrecht erleichtert auf. "Gut. Oh, welch Erleichterung." Er sah strahlend zu Danica und hob beide Daumen in die Luft. "Er hört mich!" Frustriert ließ Danica ihr Gesicht wieder in Jeans Brust fallen und versuchte erneut sich erfolglos von ihm loszureißen. Schnell räusperte der Geist sich und drehte sich wieder zu dem Fremden. "Also, ja, hallo. Ich bin Laurits. Sehr erfreut. Es scheint einige... Verwirrung zu herrschen. Ich würde gerne die Informationen übermitteln, die ich besitze." Er verneigte sich leicht, ehe er anfing. "Es geschah zu später Stunde, dass mein Kamerad Major Thomas und ich ein leichten im Gras entdeckten. Es war bereits dunkel, die Sonne war kurz vorher untergegangen. Und als wir herantraten, um uns das Phänomen genauer anzusehen, erkannten wir Danica. Bewusstlos. Wir wissen nicht, wie lange sie dort lag, doch der Tod hatte sich gleißend Hell um sie geschlungen und strahlte wie ein herabgefallener Stern. Wir waren uns sicher, dass sie sterben würde, wenn wir auch einen solchen Übergang in den Tod noch nicht... erlebt hatten." Er seufzte leise und ließ die Schultern sinken. "Es hat Stunden gebraucht, wir haben sie angesprochen, versucht irgendwas zu tun. Leider bin ich für die Lebenden ein recht unnützer Helfer weil ich... nun ja... nichts berühren kann. Doch irgendwann schlug sie tatsächlich ihre Augen auf."
      Laurits sah noch einmal zu Danica, dessen Augen aufmerksam auf ihm lagen. "Es stellte sich heraus, dass sie ein Medium ist. Sie war allerdings wohl eine lange, lange Weile im Limbus gefangen... Körperlich müsste es ihr gut gehen. Ihre Seele ist nur vielleicht ein bisschen... überanstrengt. Und gestern konnte sie schon nicht mehr sprechen. Vielleicht liegt es daran, dass sie so lange draußen im Gras gelegen hat." Er nickte entschieden. "Das... ist alles, was ich zu berichten habe."
    • Tao-Wei Liang
      Gerade ließ der Musiker sich das Gehörte durch den Kopf gehen, als sich Coleen auf ihn stürzte und nicht auf seinen amüsanten Spruch einging. Wenn er darüber nachdachte. Dieser Blick. Diese seltsame Aura am Vortag, bevor Danica ihn verlassen hatte. War er zu weit gegangen? War das seine Schuld, das sie sich so hatte hinein fallen lassen ins Limbus, welches ausnahmslos jedes Medium meiden sollte? Das musste sie doch wissen! Es konnte doch nicht sein, dass so ein kleiner Kommentar sie so weit in die Tiefen ihrer Seele schubste. Und wenn doch, dann lag es doch nicht an ihm. Er kannte sie doch kaum und war sicherlich nicht verantwortlich für ihre gebrochene Seele und ihre Anfälligkeit auf den Tod. Das stritt er an und für sich ab und entzog sich sämtlicher Verantwortung augenscheinlich, doch auch während er das tat. Er kannte das Gefühl. Die Reiche der Andernwelt waren verlockend und schwierig zu verstehen, rein aus Neugierte gab es eine Zeit in seiner Jugend, in welcher er sich selbst gerade zu in Trance spielte um die Tore zu ergreifen und musste gestoppt werden, so tief in sich verloren, wie er gewesen war. Aber sie war in einem Alter, in dem sie damit umgehen können musste! Sollte!
      "Seid Ihr fertig mit Euren Sprüchen?" Wow. Wie streng sie sein konnte, wenn sie wollte. Gespielt legte er seine Finger an sein Kinn um eine Geste des Nachdenkens zu machen, worauf Coleen einen Moment seufzte und sich auf den Tisch setzte, an welchem Liang gerade saß. Ein seltsames Lächeln, welches eher einer Drohung gleich kam als allem anderen, legte sich auf ihre Lippen, worauf er nur mit der Augenbraue kurz zuckte. "Hört zu, Li. Ich gebe Euch ebenso wie dem Prinzen eine sehr einfache Wahl. Entweder erzählt Ihr mir genau, was zwischen Euch und Danica war - oder ich breche Euch die Nase hier und jetzt."
      Ein kurzes Prusten entwich dem Mann auf diese Drohung mit diesem Lächeln. Nur ihm. Niemandem sonst im Raum. Er sah noch wie Claude nach vorne schnellte und versuchte Coleen vom Tisch zu ziehen, doch bevor er sie erreichte fand sich schon ihre Hand während des Lachens vom Langhaarigen an eben dessen Kopf wieder und sehr ungehalten knallte sie seinen Kopf auf den Tisch vor sich, bevor er dazu kam zu reagieren. Ein kurzer Schmerzensstöhner entwich ihm und kurz darauf wurde Coleen an der Hüfte von Claude hinunter vom Tisch gezogen. Gerade als der beleidigte Musiker seinen Kopf wieder anhob und tatsächlich eine nicht gerade leicht blutende Nase sein Eigen nennen durfte, beobachtete er wie Claude Coleen zwar mit seinen Armen fixierte, jedoch sie recht locker hielt. Weil es die Freundin seiner Angebeteten war, so vermutete er, doch auch er sollte es direkt bereuen als sich der Absatz des Stiefels der Dame auf dem Zeh des Soldaten wieder fand und darauf hin reflexartig natürlich locker ließ. "Miss van Gard! Ihr könnt nicht-", unterbrochen wurde der Ritter von zwei Fingern, die die Dame hob um ihm zum Schweigen zu bewegen. "Ich kann. Ich habe. Und ich werde nicht zögern weiter zu gehen, wenn Ihr Beschwerde einlegen wollte, Monsieur George: Dort ist die Tür, ich erwarte meinen Verweis mit einem Lächeln. Jedoch solltet Ihr Euch überlegen, ob Ihr wirklich etwas wagen wollte, wo selbst seine Majestät sich aktiv dagegen entschied."
      Was für eine Frau. Obwohl Li von der blutigen Nase sicherlich verärgert sein sollte, war er wie gebannt von dieser aufgebrachten und doch sehr sich selbst bewusst seienden Frau. "So gerne ich für deinen Ausraster verantwortlich wäre, Coleen, Liebste.", mit diesen Worten erhob sich der geschundene Mann und hielt sich seinen Ärmel etwas an die Nase mit einem Nicken hinüber zu Danica. "Deine Freundin hat sich wohl ganz ihren Kräften hingegeben letzte Nacht. Es mag sein, dass der letztendliche Auslöser vielleicht ein wenig mit mir zu tun hatte.. Doch ich übernehme sicherlich nicht die Verantwortung für ihren schon vorher gebrochenen Geist. Ich bin erst seit gestern ein Teil ihres Lebens: Doch du. Als Schwester im Geiste. Solltest du nicht dafür da sein ihre Ängste zu schwächen und ihre Träume zu erfüllen? Nein, stattdessen tauschst du Liebkosungen mit einem Mann aus während du behauptest Frauen zu lieben und hast den wohl labilen Zustand ihrerseits gar nicht mitbekommen. Ich auch nicht, zugegeben, aber ich bin ein Fremder. Es ist keine Schande."
      Vielsagend hob er seine Hand an Coleens Kopf, während Claude sichtlich unentschieden war wessen Seite er unterstützen sollte. "Soll ich dir als Strafe auch etwas brechen?"
      Ein harmloser Bluff, der keinem weh tat. Und ja er rechnete mit dem Konter, doch statt in ein verärgertes Gesicht wie bisher, sah er ein überraschtes. Trauriges. Sie schoss gleichermaßen gegen ihn, wie er gegen sie nun - und trotzdem gab ihr Gesicht im das Gefühl der Verlierer dieser Debatte zu sein, obwohl sie schwieg. Ihre roten Haare machten Anstalten sich zu verfärben. In ein Blau und er musste nicht die Farben ihrer Haare verstehen um zu wissen, wie unsicher sie geworden war. Ihr Blick erzählte es. Doch schnell sah sie wieder auf und das Blau kam zurück in ein Rot, welches nicht halb so kräftig war wie zuvor.
      "Danke. Für die Informationen, nicht für die Rede."
      Das war alles, was sie sagte, bevor sich die aufgebrachte Frau abwandte und zurück zu Jean und Danica ging. "Wir reden jetzt. Keine Sorge, ich hab auch nur 'Ja oder nein'-Fragen.", entschied sie nach wie vor streng, doch definitiv nicht halb so geladen wie zuvor und ergriff Danicas Hand um zu versuchen sie aus dem Raum mit sich zu ziehen.
      Li sah sie nur an dabei. Coleen konnte so viel jetzt mit ihr reden, wie sie wollte. Sie würde es nie verstehen. Diese Verbindung zum Tod. Diese endlose Schlucht, in welche man nicht fallen durfte. Aber was er verstand war... dass er sich hätte zurück nehmen sollen. Er wusste von ihren Kräfte, wenn auch nicht von ihrer Labilität. Und Li hätte nicht jemanden reizen sollen, der eine ähnliche Bürde wie er selbst trug, da er um diese Gefahr wusste. Und das Gespräch mit ihr darüber würde er noch suchen: Wenn sie in der Lage war zu sprechen, seine Nase nicht blutete und ihr Wachhund ihn je wieder in ihre Nähe lassen würde.

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    • Danica Kalsanik
      Nein, das ist falsch gewesen, das ist alles falsch gewesen. Was für eine Katastrophe! Das hat sie nicht gewollt, dass ist niemals ihre Intention gewesen. Warum endete es immer so? Warum wurde immer jemand verletzt, wenn sie sich doch nur einmal dafür entschied die Wahrheit zu sagen? Das war nicht fair! Danica wollte sich aus Jeans Armen reißen, doch er blieb hartnäckig, sie hob bereits das Bein um ihn mit dem Fuß wegzuschieben. Und dann der Knall... Danica zuckte heftig zusammen. Panisch, komplett angsterfüllt sah sie auf zu dem Schlamassel, den Coleen anstellte. Liangs Nase blutete und das wirklich nicht zu knapp. Sie hat seinen Kopf auf den Tisch geschmettert. Claude zog sie weg. Oh Gott sei Dank zog er sie weg. Doch sie hatte keine Zeit sich zu beruhigen, da rammte ihre beste Freundin dem stillen Mann bereits ihren Absatz in den Fuß. Danica bekam keine Luft mehr. Eine Gänsehaut zog sich bis in ihre Kopfhaut, ihr Herzschlag wurde schneller und schneller. Nun waren es ihre Gefühle die Amok liefen. Erst recht, als Liangs Worte an ihre Ohren drangen. "Danica, bitte beruhige dich", hörte sie eine Stimme neben sich. Laurits war wieder an sie heran getreten. Es ging eine unglaubliche magische Energie von der jungen Frau aus, die der tote Mann nicht einfach ignorieren konnte.
      Doch sie hörte ihm nicht zu. Ihr Herz hämmerte und hämmerte, gab einen Takt vor. Eine Melodie breitete sich in ihrem Bauch aus, die sich Stück für Stück weiter nach oben kroch. Sie wollte schreien, aus voller Leibes Kraft. Und bevor sie sich zusammen reißen konnte, wieder beruhigen konnte erwischten ihre Kräfte sie wie eine Welle, die ihren Kopf unter Wasser drückte. Auf einen Schlag wurde es dunkel im Zimmer. Schatten schossen vom Boden bis zur Decke, verdeckten die Fenster. Und alles Licht, das blieb strahlten Danicas Augen aus. Jean konnte sie nicht weiter festhalten. Ihr ganzer Körper schien zu brennen, ihre Haare stellten sich auf, als würde sie von Elektrizität geflutet. Alles verschlingende Schatten gingen von ihr ab und auf einem Mal befand sich das Klassenzimmer nicht mehr im Hier und Jetzt, nicht mehr im Leben. Sie zog sie in die Hölle, allesamt! Jean stolperte zurück und Danica öffnete endlich wieder ihren Mund.
      Heraus kam eine Melodie, so unheilvoll wie wunderschön. "Danica! Danica, nein! Nicht!", versuchte Laurits sie verzweifelt von den Toren wegzuziehen, die sie im Begriff gewesen ist zu öffnen. Er kam ihr näher, legte seine Hand auf ihre Schulter und... stieß auf Widerstand. Die Melodie wurde laut, sehr laut, in ihrem Sirenengesang schrie sie geradezu, all ihre Verzweiflung, all die Qual, nichts existierte in diesem Raum außer der unendlichen Pein, mit der Danica ihn flutete. Ihre Prozellanweiße Haut begann zu leuchten, die Farbe ihrer Seele, ein tiefes Flieder sprengte aus ihrem Herzen und benetzte den Boden wie einen dicken Nebel. Laurits wusste nicht, wie ihm geschah, als auch er von diesem Nebel, von ihrer Seele ergriffen wurde. Als ihr Schatten sich plötzlich vom Boden ausbreitete und ihn erfasste.
      Als seine Füße plötzlich... Gewicht spürten. Der Mann sah auf seine Hände ungläubig. Seine Gelenke spürend wie einst in einer fernen Erinnerung.
      Doch welche Wandlung mit Danica geschah war noch viel, viel bemerkenswerter. Ihre Seele regenerierte sich. Fand in einen Ursprungszustand zurück. Also würde sie aus dem nichts ein zweites Mal in ihr heranwachsen. Es war nur allzu deutlich, dass Danica nicht anwesend gewesen bin, dass sie nicht wusste, was mit ihr geschah. Doch ihr Haar, ihr strahlendes, leuchtendes weißes Haar fiel ihr bald über ihren unteren Rücken. Und erst, als ihre Transformation, ihre Regeneration und die Laurits beendet gewesen ist, endete ihr Lied. Als würde die Zeit still stehen existierte zuerst kein Laut. Kein Ton. Und dann war, als würde die Zeit rückwärts laufen. In einer Geschwindigkeit, die niemanden im Raum auf seinen Füßen hielt. Es war wie eine schlimme Erschütterung. Einzig Danica blieb felsenfest auf dem Boden stehen. Hinter ihr ein Mann, seine Hand noch immer an ihrer Schulter.
      Das Licht kehrte wieder. Die Schatten zogen sich in dem Herzen ihrer Herrin zurück und sie schien zu erwachen, wieder zu atmen. Ihr Licht fing an zu verblassen. Noch immer realisierte sie nicht was geschehen war. Noch immer war sie nicht im Klaren darüber was ihre Kräfte getan haben. Sie sah nur vor sich das Chaos. "Es reicht.", waren die ersten Worte, die ihre Lippen verließen. "Es reicht. Kein Wort mehr. Keiner von euch wird noch einmal für mich sprechen." Sie sah herunter zu Coleen, die auf dem Boden gelandet war bei der schlimmen Erschütterung. Hatte Coleen die Ausstrahlung einer Generalin so war Danica das Ebenbild einer Göttin des Todes. "Keiner von euch, wird für mich handeln. Keiner von euch wird für mich entscheiden." Das war es. Das Fass ist endgültig übergelaufen. Das Monster in ihr war geweckt. Und es würde nicht mehr ruhen. Laurits verstand noch nicht, was los gewesen ist, doch spürte er Blicke auf sich.
      Sah er sich um, waren da Menschen, gewöhnliche Lebende, deren Blicke ihm folgten. Sah er auf seine Hände, so hatten sie eine klare Farbe, nichts von der dursichtigen Körperlosigkeit. Er spürte etwas in seinem ganzen Körper. Ein Fließen, ein Schlagen... Ein Leben. Er sah auf den Boden. Nun, da das Licht wieder erstrahlte konnte er es sehen. Ein Schatten der von seinen Beinen zu Füßen Danicas lag. Sie... hat ihn eingeschlossen. Verbunden mit ihrer Seele. Verbunden mit ihrem Leben. War das überhaupt möglich? So viel ging durch den Kopf des neu erwachten Mannes. "Ich bin keine zerbrochene Puppe, über die ihr bestimmen könnt, wie es in eurem Ermessen liegt.", sprach Danica weiter, nachdem sie ein wenig zu Luft gekommen war. Etwas stimmte nicht. Laurits war es nicht aufgefallen, doch irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Danica bekam keine Luft mehr. "Und ihr... ihr werdet mich nicht benutzen! Als Rechtfertigung... für diesen Wahnsinn! Für Gewalt... Für..." Ihre Hand wanderte zu ihrem Hals und sie keuchte verzweifelt und krümmte sich zusammen vor Schmerzen. "Für... diesen... Hass." Laurits war sofort da, er fing die Frau mit dem nun langen blütenweißen Haar auf.
      "Oh nein, nein, nein, nein", sagte der Mann mit der Brille panisch. Nicht sterben! Jetzt bloß nicht sterben. Eine Angst machte sich in ihm breit, die er nicht greifen konnte. Danica hatte ihm das Leben zurück geschenkt, sie durfte es ihm nicht als erste Tat direkt wieder nehmen. "Danica, mein Engel, Sonnenschein, Prinzessin, alles wird wieder gut. Überreize sie nicht zu sehr. Deine Kräfte sind stark, sehr... Doch dein Körper ist es nicht. Lasse es nicht hinein. Schließe es, das Tor, du musst es schließen, gut und fest, das nicht hinaus fließen kann." Wie bereits am Vortag leitete der Mann sie an. Zögerlich legte er eine Hand an ihre Brust. "Atme, ganz ruhig, genau, so ist es gut. Ein, aus, und schön auf deinen Herzschlag achten. Genau. Komm zurück hier her, ins Leben, raus aus dem Limbus. Konzentriere dich einfach auf meine Stimme, auf deine Freunde. Ertrinke nicht in der Unterwelt, dafür ist noch lange nicht Zeit."
      Danica verstand nicht, was er sagte, seine Worte machen für sie keinen Sinn, nicht im geringsten, doch sie folgte ihnen. Sie... verschloss ihr Herz vor ihrer Magie. Schaltete sie ab. Konzentrierte sich ganz auf das Leben und normalisierte letzten Endes auch wieder ihre Atmung.
      "Genau so", murmelte Laurits erleichtert und atmete auf, als wäre die Last der Welt von seinem Herzen gefallen und sofort nahm er seine Hand von ihrer Brust, die sich nun wieder gleichmäßig hob und senkte. Suchend sah der Brillenträger sich in dem Klassenzimmer um. Die anderen Schüler waren von ihr gesprungen, pressten sich an die Wände, versuchten so weit von dem Epizentrum dieser Qual wegzubleiben, wie es nur irgendwie möglich war. "V-Verzeihung", sagte er zum ersten Mal nach so langer Zeit wieder zu Menschen sprechend. "Sind alle unversehrt?" Er sah zu Coleen. "Geht es Euch gut?" Seine Herrin war noch zu schwach, um wieder ganz da zu sein. Sie... atmete. Das war gut. Das reichte völlig aus. Mehr sollte sie gar nicht tun in diesem Moment.
    • Coleen van Gard
      Was für ein Chaos. Noch bevor sie verstand, was um sich herum passierte, war alles schwarz. Und doch alles hell durch ihre... Freundin? Das Atmen wurde schwer. Es war ein Gefühl als würde man erdrückt von ihrer einzigen Aura, welche einem aufzwang den Blick auf sie zu wenden. Nur auf sie. Wobei nicht nur... Auf sie und das menschliche Wesen hinter ihr. Alles schien Kopf zu stehen und kurz darauf bebte die Erde. Ihr Sinne konnten all diese Dinge, die Geschahen, gar nicht greifen, ehe sie neben sich Claude auf den Boden stürzen hörte und ihr eigener Körper sogleich folgte. So wie alle anderen. Der Druck ließ nach. Langsam, doch stetig.
      Coleens Haar lebte den weißen Schock, wie der Rest ihres Körpers, während ihr Herz schneller schlug, als ihr flacher ängstlicher Atem dem Folgen konnte. War es vorbei? Noch bevor sie sich umsehen konnte, ertönte die Stimme Danicas.
      "Es reicht."
      Alle Anwesenden stellten wohl sich gerade die selbe Frage: Was war geschehen? Alle waren wie gebannt von Coleen und diesem Fremden, der sich einfach plötzlich im Raum wiederfand, doch Coleen sah nur ihre Freundin. Spürte nur diese unbändige Angst in ihrem Körper, den Schock. Sie folgte den Worten der Frau, die ihrer Freundin kaum noch gleichte. Dem Schmerz in ihrem Gesicht, der Verzweiflung - und dieser Fremde, welcher als einziges zu reagieren wusste. Während sich alle weiter und weiter von Danica entfernt hatten, schien dieser Fluchtbefehl in Coleens Körper völlig ausgesetzt zu haben. Sie saß nur da. Auf dem Boden. Versuchend irgendeinen Teil ihrer Gedanken in eine Reihung zu kriegen, auf das die Welt wieder einen Sinn machte. Dieser Mann sah sich um. Erkundigte sich, ob es allen besser ging, nachdem er das Abbild ihrer Freundin beruhigt hatte. Und widmete sich letztlich an... sie.
      "Geht es Euch gut?"
      Überfordert hob sie fragend ihren Zeigefinger und deutete langsam auf sich selbst, ob er sie meinte. Sah sich verwirrt um und bemerkte, wie sowohl Claude als auch Li, welche eins neben ihr gewesen waren ihren Abstand wahrten. Der Erste verängstigt und verwirrt wie alle anderen, während der andere nach Worten suchte und aus reiner Ehrfurcht vor der Macht sich der nun langhaarigen benommenen Frau nicht mehr näherte. Der Schock in Coleen saß tief - wie wohl in jedem anderen. Aber das dort, war ihre Freundin. Egal, was gerade geschehen war - es war ihre beste Freundin. "Es... uhm..", die Frage des Fremden benickte sie sehr zögerlich, bevor sie an den umgekippten Tisch neben sich griff und sich an ihm wieder auf die Beine zog. Natürlich waren ihre Beine weich. Natürlich war sie erschrocken. Und natürlich, ließ auch ihr eigenes weißes Haar nicht nach, doch nichts konnte sie daran hintern im Gegensatz zu allen anderen näher an Danicas Körper und den Fremden zu treten. Verwirrt dem Neuankömmling zunickend, blieb sie vor Danica stehen. Sah sie an. Die Angst, die schwer in ihren Gliedern saß, hatte keine Priorität. Sie schüttelte sie ab und holte tief Luft, bevor sie erneut zu dem Mann sah. "Können... wir... Nein, Moment, Verzeihung. Ich... Ich bin Coleen.", fing sie mit einem Mal an völlig überfordert sich erst einmal vorzustellen, und spürte gerade zu die Blicke der Mitschüler, die davon erzählten, dass sie den Abstand suchen sollte, wie alle anderen. "Geht es... also... Wird es ihr gut gehen? Kann man sie berühren, oder..? Ich- Ich meine..."
      Sie wusste gar nicht wo sie anfangen sollte. Die Fragen in ihrem Kopf überschlugen sich förmlich, die Angst, die Besorgnis. "Kann ich... etwas.. tun?", flüsterte sie beinahe mit dem Blick erneut an ihrer Freundin hängend. Ihre Gefühle waren überfordert mit sich selbst. Mit allem. Wer wäre das nicht in dieser Situation? Sie hatte nicht die Ruhe um wirklich nachzudenken, ihr Körper nicht um zu verstehen, ob sie nun weinen sollte oder nicht. Wobei sie Tränen hörte. Tränen von verängstigten Frauen, was Coleen gut verstand wohl. Ihre Freundin wirkte so leer und abwesend, sie wusste nicht einmal, ob es Sinn machte mit ihr zu sprechen. "Danica..?"
      Am Liebsten hätte sie sie einfach gepackt und wäre weggelaufen. Hätte sie aus den Blicken geholt, damit sie sich erholen konnte. Damit... alle sich erholen konnten von dem, was geschehen war. Doch sie wagte es nicht sie zu berühren gegen ihren Willen.
    • Laurits, The Dead
      Es war wirklich keine schöne Situation, in der sie alle sich hier befanden. Er spürte Angst von allen Richtungen, Panik, die Menschen fingen an zu weinen. Was verständlich gewesen ist. Im Tod sammelte sich so unfassbar viel Bedauern, so viel Trauer. So viele Dinge, dessen Bürde kein Lebender tragen sollte. Es war ungerecht, dass neues Leben in diese Welt kam mit der Nähe zu seinem Ende. Zu jedermanns Ende. Doch so ist es nun einmal gewesen. Heute jedoch hatte dieses zarte Mädchen, das Medium, das so zerbrechlich wirkte, so viele Menschen mit hinein gezogen in eine Welt, die sie niemals hätten sehen sollen. Und Laurits wusste selbst wie kalt der Tod gewesen ist, wie trostlos. Wie leer man sich fühlte, wenn man ihm so nah kam. Die ersten fingen an zu weinen. Die nächsten zu schreien. Doch der arme, selbst furchtbar verwirrte Mann konnte nichts tun, außer seine Herrin zu halten während sie... atmete.
      Er sah jedoch auf zu der Frau, Coleen, die er schon am Vorabend das erste Mal erblickte hatte und die sich als einzige näher an das leidende Mädchen heran wagte. Er lächelte sie freundlich und tröstend an und nickte schnell, als sie sich vorstellte. "Guten Tag. Mein Name ist Laurits, es ist mir eine Ehre, deine Bekanntschaft machen zu dürfen." Und das meinte er aufrichtig. Als sein Leben im Alter von 37 endete war er selbstverständlich fest davon ausgegangen, dass er wird nie wieder einen neuen Menschen kennen lernen. Sie erkundigte sich sofort nach ihrer Freundin und auch er sah wieder zu ihr herab. Ihre Augen blickten in die Ferne, ihr Atem ging flach. "Ja, ja, bitte, sie ist da. Sie wird auch wieder über den Berg kommen. Sie ist nur sehr... erschöpft. Es haben sich bestimmt alle hier fürchterlich erschreckt. Ich hoffe dass niemand Danica böse nehmen wird, was hier geschehen ist, denn..."
      Er konnte nicht zu Ende sprechen. Denn da war er, der erste Schrei, der ertönte. "Ein Monster! Sie ist ein Monster!" - "Die Teufelsbraut! Ich hab es gewusst!" Nach dem Schock kehrte nun die Panik ein und die Menschen begannen aufzustehen, Tische einfach umzuschmeißen, die ihnen im Weg standen und hinaus zu stürmen aus dem Klassenzimmer. Laurits zog Danica fester in seine Arme und beschützte sie vor den Menschen, die beinahe über sich selbst stolperten im Versuch heraus zu kommen. Ein wenig verzweifelt, unfähig, was er tun sollte, schaute der Brünette den angsterfüllten Menschen nach. "Das hat sie sicher nicht gewollt...", nuschelte der Mann und sah die verbliebenen Menschen im Raum an. Es war das andere Medium mit den langen Haaren, ein großer Mann, der jedoch still in seiner Ecke blieb, Coleen und der junge Mann, der seine Herrin zuvor festgehalten hat. Er war es auch, der sich als erstes wieder fand. Er stand ebenfalls auf und zog nun Coleen ein bisschen an sich. "Coleen, bitte, geh ihr vielleicht in diesem Moment nicht zu nahe.", meinte er ernst und schaute nun selbst auf das halb tote, halb lebendige Mädchen. "Sie könnte gefährlich sein." Laurits riss den Kopf hoch und schüttelte den Kopf.
      "Nein, bitte, nein!", versuchte er schnell seine Herrin zu verteidigen. "Sie ist nicht gefährlich. Sieh sie doch an. Sie wendet all ihre Kraft auf am Leben zu bleiben. Was soll sie in diesem Zustand denn ausrichten?"
      Jeans Blick wurde wütend. "Nun, eben konnte sie sich noch nicht aus meinem Griff losreisen und auf einmal passierte... das! Woher können wir wissen, dass nicht wieder etwas passiert, was sie vielleicht gar nicht begreift!" Der Brillenträger hatte ein gequältes Lächeln auf den Lippen. "Mein Herr, weil sie dann stirbt." Der blonde Herr ist nicht überzeugt gewesen. Nun, das war sicherlich verständlich. Der Brünette senkte hilflos die Schultern und stützte die junge Frau in eine etwas aufrichte Position. "Wenn ihr Anwesenden mir gestattet, würde ich gerne so gut es meiner Wenigkeit möglich ist, die Situation erklären. Seht, dieses junge Mädchen hier hat die stärkste und tiefste Verbindung mit dem Tod, von der mir persönlich bewusst ist. Ihr Schmerz, ihre Gefühle scheinen sich manifestiert zu haben in einer Stelle viel dunkler, als ihrer eigenen Seele. Und da ist es gewachsen, bis sie es nicht mehr halten konnte. Ich verstehe, dass ihr alle Angst hattet. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass sie dieses Leid mit niemandem je teilen wollte."
      Ja das konnte er wirklich versichern. Denn er spürte es, so tief wie seine eigenen Emotionen. "Sie konnte sich... einfach nicht mehr halten. Doch jetzt ist es vorbei! Es war kein Angriff. Sie wird jetzt entweder tapfer sein, kämpfen und atmen. Oder sie wird... einfach aufhören und sterben. Mehr nicht. Also bitte, habt keine Angst. Ihr seid doch ihre Freunde..." Er wusste nicht, wie er dem Mädchen helfen sollte. Er schämte sich dafür, dass er hier sitzen und die Welt spüren konnte, Luft in Lungen zog, von denen er noch nicht ganz verstand woher sie kamen. Er spürte die Kälte des Bodens auf dem er saß und war... dankbar. Während all der Angst, die in diesem Raum herrschte, während Danica selbst noch mit der Dunkelheit kämpfte, empfand Laurits lediglich pure Dankbarkeit für diesen Augenblick, den er erleben durfte.
    • Coleen van Gard
      "Ein Monster! Sie ist ein Monster!"
      ... Was? Nein, nein! Entsetzt über diese Worte drehte sie sich um und wurde kurz darauf schon umgestoßen von den Schülern, die ihren Weg hinaus bahnten und fürchtete kurzzeitig zertrampelt zu werden unter den Füßen. Es war ein kurzer Moment und schnell endete er, als sie wieder aufstehen durfte und sich erst Mal verärgert die Kleidung abklopfte und spürte wie ihr Haargummi die Kraft verloren hatte und ihr wildes besorgtes Fliederfarbene Haar über ihre Schultern fiel. "Was zum-"
      Noch bevor sie dazu kam ihren Unmut darüber auszusprechen spürte sie einen Arm um sich, der sie von Danica wegzog. "Coleen, bitte, geh ihr vielleicht in diesem Moment nicht zu nahe." Verwirrt blickte sie auf zu Jean, der die Quelle der Verwirrung darstellen sollte. "Sie könnte gefährlich sein." Zeitgleich mit der neuen Begleitung von Danica entfuhr ihr nur ein entsetztes "Jean!", als würde sie ihn ermahnen wollen, solch etwas über auch seine Freundin zu sagen. Er begab sich ganz in das Gespräch mit dem älteren Herren, ohne die Hand von ihr zu lassen, obwohl sie versuchte ihren Arm zu befreien. Laurits erklärte die Situation und allein der Blick auf Jeans Gesicht erschreckte die junge Frau beinahe mehr als das Geschehene. Sie wollte sich wegreißen um ihren Worten irgendwie Ausdruck zu verleihen, doch es war Jean, von dem sie gehalten wurde und nun... selbst war sie wirklich nicht die kräftigste. "Jean, Danica ist ein Opfer! Ein Opfer der Umstände, sie ist nicht... Sie würde niemals etwas tun, was irgendjemandem schadet! Ich bitte dich, sag sowas nicht.", so sehr sie sich bemühte streng auszusehen, ihr Blick zeigte ihr völliges Unverständnis. Vielleicht war sie naiv, ja. Aber es war ihre Freundin, von der er sprach. Etwas unwohl an seinen Fingern herumfummelnd gab sie zwar den Widerstand seines Griffes auf, sah sich dann aber um. Sah durch die Gesichter von Li und Claude, suchte Zuspruch, doch sah in Claude nur die Verwirrung. Der stille ernste Mann wusste selbst nicht mehr wohin mit sich und und man sah, wie sein Gehirn versuchte alles zu verarbeiten, zu verstehen. Der, von dem sie Unterstützung fand war der, von dem sie es nicht erwartete. Li ging langsam hinüber zu Danica und ihrem neuen Freund und hockte sich hinunter zu ihr. Er wagte es ebenfalls nicht sie zu berühren, aber sein Gesicht war nicht von Angst geprägt. Einen kurzen Moment hockte er da, bevor er wieder aufstand und sich mit ernstem Gesicht Jean entgegenstellte. "Wir suchen uns nicht aus ein Medium zu sein. Wir suchen uns nicht aus eine Brücke darzustellen und noch viel weniger hat sie es sich ausgesucht in diese Gruft zu fallen. Du solltest nicht so-"
      Seine Ansprache wurde gestoppt als die Tür hinter ihnen aufging erneut und ein alter Mann hinein kam. Ein Mann, den nur zwei der Anwesenden zu identifizieren wusste: Einer von ihnen war erst neu ins Leben getreten und der andere war Li. Sein Schüler. "Mister Lockhardt?", fragte er sichtlich verwirrt, wenn auch er mit einem Nicken begrüßt wurde. Er sah kurz durch die Menge und seufzte. "Nun... Ich würde die überschwänglichen Begrüßungen gerne vertagen. Für die, die mich nicht kennen: Ich bin William Lockhardt und kam an diese Schule als Privatlehrer für Miss Kalsanik und Mister Tao-Wei. Um... solche Dinge wie heute zu verhindern. Leider wohl zu spät, wie es scheint. Zu aller Erst möchte ich euch alle beruhigen: In diesem Moment geht keine Gefahr von Miss Kalsanik aus und auch außerhalb dieses Raumes hat jeder schon dieses Ereignis vergessen durch mich. Ich sorgte dafür und sofern ihr es wünscht, erfülle ich Euch den Wunsch ebenso. Falls ihr euch dagegen entscheidet, bitte ich euch Stillschweigen zu bewahren über dieses Ereignis. Es ist ein schreckliches Dilemma, was vorgefallen ist und ich kann verstehen, wenn ihr euch nicht in der Lage seht zurück in euer normales Leben-"
      "Unfug!", unterbrach Coleen ihn direkt, wobei sich alle Blicke bei ihr sammelten. Erneut sah sie ernst hinüber zu Jean, auf dass er doch endlich ihren Arm loslassen würde und seufzte etwas dankbar, als er es dieses Mal tat. Vermutlich auch nur wegen der Anwesenheit eines Lehrers. "Was soll dieses Gerede? Sie ist kein Monster. Sie ist keine Teufelsbraut und das hier.. Es war ein Unfall! Niemand in diesem Raum gibt so viel für ihre Mitmenschen wie sie. Niemand. Und sie verdient es nicht so verurteilt zu werden. Sie ist nicht gefährlich. Sie ist meine Freundin, unsere Freundin.", appellierte sie an die Vernunft aller. "Es war ein Fehltritt. Ich mache jeden Tag mindestens 50 davon. Dieses Verurteilen wegen diesem einen Tag ist ungerechtfertigt!"
      Auf ihrer Schulter fand sich die Hand des Lehrers wieder, wessen Blick sie schnell erwiderte. "Mein Kind, es ist eine schwierige Situation. Angst... und Panik... Sind normale Reaktionen. Sie wird es zu schätzen wissen, dass du in ihnen nicht untergehst, aber zügel dich bitte andere dafür zu verurteilen, falls sie sich dafür entscheiden."
      Auf diesem Satz fiel ihr eigener Blick ganz bewusst auf Jean. Li hatte sowieso nie Anstalten gemacht es zu vergessen - ihm war diese Welt auch nicht gänzlich fremd. "Wenn du Angst vor ihr hast, dann vergiss es ruhig. Aber ich werde jeden Teil meiner Freundin lieben, so wie ich es bisher getan habe. Darunter zählt auch dieser." Ernst wie sie war verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. Sich sehr bewusst zwischen Danica und Jean stellend, als wäre sie die letzte Instanz, die letzte Hürde, die diese Frau vor der Welt beschützen wollte.
    • Laurits, The Dead
      Die Geschehnisse überschlugen sich. Einer nach dem anderen von ihnen schien zurück zur Besinnung zu kommen, schien wieder Boden unter den Füßen zu finden. Als nächstes Coleen, die regelrecht aufgebracht gewesen ist. Dann das andere Medium, das näher an Danica heran trat. Lediglich der stille Mann hinten im Klassenzimmer schien noch nicht wirklich zurück in die Welt zu finden. Besorgt sah Laurits zu ihm herüber, konnte aber wirklich nicht helfen. Was hätte er denn tun sollen? Zwar war er nun durchaus in der Lage etwas zu berühren und... Einfluss auszuüben. Allerdings könnte er emotional unmöglich eine Stütze sein. Der Mann ist gerade praktisch gestorben. Er hat die Tiefen des Nichts erlebt. Das ist durchaus nichts, das viele so ohne Weiteres verkraften konnten. Die Tür ging auf und ein Mann trat ein, der sich bereit erklärte die Erinnerungen der Menschen im Raum zu löschen.
      Laurits schaute auf zu dem Neuankömmling. Tatsächlich ist er von ihm noch gar nicht wahrgenommen worden und es trat sogleich eine hitzige Diskussion los auf Seiten von Coleen, die sich gegen ihren blonden Freund stellte. Dieser atmete schwer aus und zog die Augenbrauen zusammen. "Coleen, nun sei doch vernünftig, denk doch drüber nach. Genau das ist es, was mir Sorgen bereitet. Ja, es ist Danica über die wir hier sprechen. Danica, die als Kind in einen reißenden Bach gefallen ist, weil sie einem Eichhörnchen, des feststeckte helfen wollte. Die Danica, die selbst den Angestellten stets zur Hilfe eilt. Danica, die quer durch das Land reist, um ein Portrait von Vergissmeinnicht zu ergattern, um einer alten, toten Frau zumindest eine kleine Freude zu machen. Danica, die niemals etwas anderes im Sinn hat als dich zu schützen. Ihre Familie, ihre Freunde. Genau diese Danica hat die Kontrolle verloren. Was konnte noch passieren, wenn sie bereits uns mit in ihre Leiden zieht. Und was wird mit ihr in dem Wissen, dass sie uns potentiell Schaden zugefügt hat?"
      Er schnaufte. "Denkst du sie möchte, dass du dich an etwas so schlimmes erinnerst, dass sie all die Jahre lang versucht hat vor uns allen geheim zu halten. Zu unserem Schutz?" Jean wechselte einen Blick zu Mr. Lockhardt und winkte schnell ab, als dieser einen Schritt auf ihn zuzukommen schien. "Ich nicht, danke. Ich kann mit dieser Erinnerung leben." Laurits wusste, dass das nicht die Kernaussage gewesen ist. Es war nicht so, dass er damit leben konnte, sein Blick sagte sehr deutlich aus, dass dieser junge Mann die Erinnerungen behalten musste, um seine Freundin zu beschützen. Auch vor ihrer eigenen guten Freundin, wenn es sein musste. Seufzend blickte der Brillenträger wieder hinab auf die junge Frau in seinen Armen. Er hatte sich sehr an ihr Gewicht gewöhnt, wenn er auch, das bemerkte er jetzt erst, ein bisschen zu fest drückte. Seine Finger hatten Spuren auf ihrer Haut hinterlassen und schnell wechselte er seinen Griff, hielt sie aber immer noch einigermaßen aufrecht in einer sitzenden Position.
      "Hör gut zu Prinzessin, du hast einige gute Freunde, die leidenschaftlich für dich diskutieren. Sie möchten stark sein und sich an diese schlimmen Dinge erinnern. Sei auch noch stark, nur noch ein Weilchen.", sagte er sanft und streichelte ihr über das wunderschöne weiche Haar. Der neu eingetretene Mann beugte sich nun ebenfalls zu dem Mädchen. "Wie lange ist sie schon in diesem Zustand?" Laurits ist ehrlich gewesen. "Ich weiß es nicht." Das Konzept von Zeit ist etwas gewesen, das man sehr, sehr schnell verlernte nach dem Tod. Er hielt einen Finger direkt an Danicas Nase, um ihre Atmung zu überprüfen. "Das war... sehr viel, was sie da abgegeben hatte. Selbst für ein sehr, sehr erfahrenes Medium wäre das eine Goliathaufgabe gewesen." Seufzend erhob der Mann sich und schaute zu ihren Freunden. "Überlegt es Euch gut, wie er sie in Erinnerung behalten möchtet. Ich bin ehrlich, wenn sie das überlebt kommt es einem Wunder gleich." Laurits runzelte die Stirn. "Hast du gehört Danica? Das war eine Herausforderung. Alleine dafür solltest du es bereits schaffen, nicht wahr?" Es war so ungewohnt für den Mann, doch er hielt die junge Frau mit seinem Griff nicht nur sicher, sondern auch warm. Denn er selbst merkte, dass er Körperwärme abgab. Er merkte, dass es nicht so schlimm um sie stand wie letzte Nacht, zumindest sah er das so.
    • Coleen van Gard
      In diesem Moment hasste sie Jean für jedes Wort, jeden Blick, sie hasste es, weil sie wusste, dass er Recht hatte. Wo sie eben noch so klar für ihre Meinung und ihre Freundin einstand, überlegte sie nun wirklich... ob es nicht besser für Danicas Gewissen wäre, wenn Coleen es vergaß. Nun... sie konnte ihre Freundin schlecht fragen. Sie würde es vielleicht wirklich nicht wollen, dass ihre kleine Coleen sich an so etwas erinnerte. Albträume hätte. Ihre verschränkten Arme sanken und noch während sie versuchte in Gedanken an seine Worte zu versinken, spürte sie wie unsanft die Hand von dem wachen Medium über ihren Hinterkopf fuhr. "Aua!", meckerte sie direkt und sah auf zu ihm, welcher sie beinahe anfunkelte böse. "Natürlich will sie nicht, dass du ihre schlechten Seiten siehst. Niemand will das. Aber wenn du diese vergisst, bist du dann wirklich ihre Freundin? In guten wie in schlechten Zeiten?"
      Und das war der Moment indem sie Li ebenso hasste. Zwischen den beiden Männern sah die so leicht zu verunsichernde Coleen hin und her, und hinüber zur liebreizenden Danica. Welche immer für sie da gewesen war, wenn Coleen es zuließ. Erneut holte sie tief Luft, ging hinüber zu Jean und ergriff seine Hand mit beiden Händen, sich selbst vor der Brust haltend. "Auch wenn Danica... es sich vielleicht wünschen würde, dass es nie geschehen wäre. Was für eine Freundin wäre ich, wenn ich ihren ungehaltenen Fehltritt nicht annehme? Es wird sicher seltsam. Ich... Sein wir ehrlich, ich werde sicher eine Woche nicht schlafen können aus Angst vor der Dunkelheit. Aber ich möchte sie mit ihren Fehlern lieben, so wie ihr beide auch mich mit ihnen liebt. Ich möchte ihr zeigen, dass es okay ist nicht perfekt zu sein. Dass es okay ist, wenn wir streiten, wenn sie mir Angst macht, aber ich möchte, dass sie weiß, dass ich sie liebe. Genau so wie sie ist. Genauso wie ich dich makellosen Gatten mit deinen Fehlern lieben würde, wenn du welche zulassen würdest.", mit einem Lächeln ließ sie seine Hände los und fing einen überaus skeptischen Blick von Li. Noch bevor er etwas sagen konnte, hob Coleen ihre Hand um ihn zu stoppen. "Frag einfach nicht. Sag nichts. Akzeptier' es für diesen Moment, denn das ist nicht der richtige Augenblick für dumme Sprüche."
      Das war alles schön und gut soweit, doch derjenige der sich nicht äußerte und nicht wusste wohin mit sich, was der Mann, der schon immer tief in sich gekehrt lebte. Ihr Blick fiel besorgt auf diesen. Er saß abseits noch immer am Boden und nicht wissend wohin mit sich, als sich Coleen von allen dazu entschied, sich als seine Stütze aufzuzwingen, wie sie nun einmal war. Sie entließ Jean, ging an ihn vorbei während sie noch einmal über seinen Arm fuhr und setzte sich dann unverfroren vor Claude auf den Boden, welcher sie nicht einmal ansah.
      "Monsieur?" Keine Antwort. Er schien völlig in sich versunken zu sein, weshalb sie einen Schritt weiter ging und ihre Hand an seine Schulter legte. "Claude? Ich- Nh!!", der überaus mit sich selbst im Unreinen sein zu scheinende Claude ergriff das Handgelenk der jungen Dame. Unsanft. Fest. Und zog sie Hand sofort von seinem Körper wieder weg, bis er sie etwas plötzlich wieder los ließ. "V-Verzeiht. Miss. Ich-"
      "Es ist in Ordnung, wenn Ihr Angst habt. Die habe ich auch. Wir können gemeinsam Angst haben, wenn Ihr wollt, aber... es ist immer noch Danica. Und es ist keine Schande zu vergessen, auch wenn es für Euch zu viel ist." Coleen wusste, sie war naiv. Sie dachte nicht zu Ende - dafür hatte sie Jean. Und keiner der Anwesenden pflegte eine Freundschaft mit diesem Mann und könnte verstehen, was in ihm vorging, doch es gab eines, was Coleen sehr gut verstand.
      Sie verstand, wie Claude Danica ansah. Jeden Tag. Die Bewunderung. Alles.

      Claude George
      Es war zuviel. Wahrlich war alles zu viel. Seine gesamte Fassung wusste nicht, wohin mit sich und ja, am Liebsten würde er vergessen. Am Liebsten würde er vergessen und weiter leben, als wäre nie etwas geschehen, doch was würde dann aus Danica? Würde sie ihn verurteilen? Es war nicht so, dass er diese Seite von ihr vergessen wollte... Er wollte dieses Gefühl des Fallens auf ihrem Weg in die Welt der Toten vergessen. Er wollte das Gefühl vergessen, welches ihm durch den Körper fahren würde in jedem Krieg, den er Kämpfen würde. Bei jedem Mann, den er niederschlagen würde. Anders als alle anderen, war Claude George ein echter Kämpfer. Mit Schwert in der Scheide und Blut an den Händen. Mit einem Mal fühlte er sich, als wäre sein gesamter Lebensweg falsch gewesen, welchen er nie hinterfragt hatte. Es war seine Bestimmung ein Kriegsherr zu werden. Viele Menschen willentlich durch seine eigene Hand in den Tod zu schicken - in dieses Gefühl, welches er selbst hatte erlebt. Wie sollte er diesen Weg weiter gehen mit dieser Erfahrung? Es brachte seine eigene Existenz in eine unsichere Fragestellung, doch Coleens Worte über ihre Liebe zu ihrer Freundin trafen ihn ebenso. Einen Moment dachte er nach, bevor er sich nickend von der Frau aufhelfen ließ und sich die Kleidung abklopfte. "Ich... werde das Geschehene ebenfalls im Gedächtnis behalten."
      Wie sollte er einer Frau wie Danica jemals eine wahre Stütze sein, wenn er sich dieser Verantwortung nun entzog? Wie sollte er ihr Glück bringen, wenn er vor ihren Pech floh? Diese Frau war mehr als eine Heilige. Sie hatte das Recht darauf mehr zu sein. Claude gab zu, sein Bild von ihr idealisiert zu haben. Doch auch dieses Ereignis sollte nichts an ihrer Reinheit ändern. Wahrhaft reine Wesen existieren nur in Geschichten. Danica hatte Fehler, Makel, Ängste - so wie jeder andere Mensch auch. Er würde nicht ihre Seite verlassen, nur er so verwirrt und geängstigt war.
      "Ich sagte ihr einst, wann immer ihr Herz schwer sei, könnte sie auf mich zählen. In dieser Sekunde ist ihr Herz wohl am Schwersten. Und ich würde es mir nicht verzeihen den Rückzug anzutreten und mein Wort zu brechen."

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    • Laurits, The Dead
      Ein dankbares, wahrlich dankbares Lächeln legte sich auf die Lippen des Brillenträgers, als schließlich auch der letzte in der Runde sich dazu entschloss zu der jungen Damen in seinen Armen zu stehen und die Erinnerungen an ihr Leiden festzuhalten. William seufzte leicht bei diesen ganzen Ansprachen. Realisierte denn keines dieser Kinder, dass das Mädchen, um dessen Meinung sie sich so sehr sorgten im Sterben lag? "Könnt Ihr sie tragen?", richtete sich der Lehrer an den Herrn, der noch immer felsenfest bei Danica saß. Dieser blinzelte ihn ein wenig verunsichert an. "Ich... also...", peinlich berührt räusperte sich der Mann. "Vielleicht...?" Laurits ist nicht zwangsläufig natürlich gestorben. Nein, zu Lebzeiten ist er schwer krank geworden, was ihn regelrecht dahin gerafft hat. In seinen letzten Wochen ist er stark abgemagert und hatte jegliche Kraft verloren. Es war bereits jetzt für ihn zwar klar, dass er eindeutig wieder mit mehr Energie und Kraft gesegnet war, weil er sonst die Dame nicht einmal so lange aufrecht hätte halten können, doch ob er es sich zutraute sie tatsächlich hochzuheben, das war wahrlich eine ganz andere Geschichte.
      William seufzte. "Wir sollten sie zumindest in den Krankenflügel bringen. Sie muss sich hinlegen." Er musste gar nicht weiter überlegen. Diese Worte allein reichten völlig, dass sich der große Mann mit dem schwarzen Haar zu ihnen erhob und sich schweigend vor Laurits und die bewusstlose kniete um das kraftlose Geschöpf auf seine Arme zu heben. "Oh! Dankeschön, vielen Dank!", sagte Laurits zu ihm und nickte schnell, ehe er auf die Beine sprang, jedoch sofort wieder wie ein Baum zur Seite umkippte. "Ahhh", jammerte er leise und griff sich an die Beine. "Eine Sache die, ich sicherlich nicht vermisst habe..." Danica hatte zu lange, zu schwer auf seinen Gliedmaßen gelegen, seine Beine waren eingeschlafen. William hielt ihm eine Hand hin, um ihm aufhelfen und ohne darüber nachzudenken, ergriff der Brillenträger dessen Hilfe, wobei er sich erneut ein bisschen darüber erschreckte, dass seine Hand auf Widerstand stieß. Wie in einer kleinen Karawane waren die Kinde bereits vorgegangen. Vorne ran der große Herr mit der schlafenden Danica, hinterher Coleen, die nicht von ihrer Seite wich, gefolgt von dem blonden Jungen, der nicht von dessen Seite wich und zum Schluss blieb das andere Medium.
      Bevor Laurits sich auf irgendwas andere konzentrieren konnte wollte die verwirrte Seele auch sogleich hinter seiner Meisterin her. "Ich werde mich hier um die Schäden kümmern. Ich kann ohnehin nichts für das Mädchen tun.", seufzte der Mann und sah dann zu den letzten beiden Menschen im Raum.
      "Und bitte, nutzt die Chance, um Euch von ihr zu verabschieden.", sagte er noch einmal mit Nachdruck, was Laurits unzufrieden die Lippen aufeinander pressen ließ. "Bitte, folgen wir ihnen, mein Herr. Schließlich ist auch deine Nase heute blutig geschlagen worden. Wenn nicht für Danica, dann kannst du auch für dich selbst gehen." Er lächelte, atmete aber schwer aus. "Sie wird es schaffen", murmelte er, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. "Sie ist ein starkes Mädchen. Sie ist gestern nach alle dem mit diesem Körper noch so lange tapfer nach Hause gelaufen ohne zu jammern und sich zu beschweren. Das wird sie auch schaffen." Das sagte er wirklich überzeugt.
      Doch als auch noch nach Stunden ihre Augen sich nicht öffneten und ihr Zustand sich nicht verbesserte, wurde auch Laurits etwas ungeduldig. Er überließ die Plätze direkt an Danicas Seite ihren Freunden und bewachte die Truppe von der anderen Seite des Raumes aus. Jean hatte ebenfalls auf einem Stuhl Platz genommen, der einen ordentlichen Abstand zu dem Mädchen im Bett hatte.
      Ein Mal sackte ihr Zustand sogar gänzlich ab und sie hörte auf zu atmen. Doch ihr Körper weigerte sich, schnappte nach Luft, war nicht bereit aufzugeben und nach einer Weile hatte sie sich schließlich auch wieder beruhigt, war aber wieder in Ohnmacht gefallen. Es stand wirklich beim besten Willen nicht gut. Doch nach einer gefühlt endlosen Zeit des Wartens passierte etwas. Alle waren müde, jeder hatte mit eigenen Gedanken zu kämpfen. So war Laurits der erste, der die flatternden Augenlider bemerkte.
      "Hey, guten Morgen, da wird ja jemand wach!", sagte er sogleich sehr warm und eilte zu ihrem Bett hin. Sie brauchte ein paar Versuche, doch nach einer Weile öffneten sich die Fliederfarbenen Augen. Komplett erschöpft, mit ihren Kräften am Ende, ausgelaugt, regelrecht blutleer sah das Mädchen zunächst desorientiert an die Decke und die erste Bewegung galt ihrer Hand, die vorsichtig zu ihrem schmerzenden Kopf wanderte. Allein das Wach sein, bei Bewusstsein bleiben war für den schwachen Körper anstrengend genug, dass ihre Atmung schwerer wurde. Doch trotz allem brachte sie sogar etwas über die Lippen, ein leises, nahezu krächzendes. "Was ist passiert?" Ihre Stimme war rau, klang kratzig und dann plötzlich riss sie die Augen auf, als anscheinend die Erinnerungen zu ihr zurück kamen.
      Sie sprang auf, was Laurits so erschreckte, dass er sie ein wenig auffing. Panisch schaute sie sich um. "G-geht's euch gut?", war sogleich ihre erste Frage. Sie griff zitternd und angsterfüllt nach Coleen. "Euch... euch geht es gut oder?" Sie riss den Kopf wieder herum, ihr wurde schwindelig. Sie hielt sich an Laurits fest, um ans andere Ende des Zimmers zu sehen. "Habt Ihr euch wehgetan? Hab... ich euch wehgetan?" Sofort füllten ihre Augen sich mit Tränen. Sie hatte noch nichts verarbeitet, sich nicht um ihre eigenen Schmerzen gekümmert, um ihren schweren, schleifenden Atem. Nein, das wichtigste für sie ist klar auf der Hand gewesen.
    • Coleen van Gard
      Es vergingen Stunden. Viele Stunden. Alleine zu sehen, welchen Abstand Jean zu Danica suchte, brach ihr das Herz, doch das war nicht das Wichtigste in diesem Moment. Nein, das wichtigste war dieses nervenaufreibende Warten. Nicht in der Ungeduld und Sorge unterzugehen. Und dann kam der Augenblick, der Coleen verstehen ließ, wie ernst es war: Ihr Atem stoppte. Auch wenn es nur ein kurzer Moment war, der Schmerz des Anblicks saß tief. Ihre besorgten Fliederfarbenen Haare, verfärbten sich Schwarz und vergaßen nicht. Coleen van Gard vergaß nicht. Vor diesem Vorfall hatte sie zwischendurch die Zeit genutzt und war vor die Tür gegangen um den dort lauernden langhaarigen Mann zu sehen, um ihn auf dem Laufenden zu halten, doch ihn dazu bewegen mit hinein zu kommen... das ging nicht. Sie wusste nicht wirklich wieso.
      Doch nach diesem Ereignis bewegte sich die junge Frau kein Stück mehr. Sie kam nicht mehr vorwärts, nicht zurück und wollte am liebsten sich weinend in Jeans Arme werfen, doch wollte ebenso nicht Danicas Seite verlassen. Und falls sie aufwachte, sollte das Erste, was sie sah nicht ihr verweintes Gesicht sein. Also blieb sie stark. Stark und dunkelhaarig. Es verging noch eine Weile und immer wieder suchte ihr Blick den des Abseits sitzenden Jeans. Dieses Schweigen machte sie wahnsinnig. Sie wusste, dass alle mit sich selbst beschäftigt waren, aber sie erreichte den Punkt indem sie das Schweigen brechen wollte. Das war die Sekunde, in dem genau das jemand anderes tat.
      "Hey, guten Morgen, da wird ja jemand wach!"
      Noch nie in ihrem Leben setzte so lange ihr Herz aus. Ihre Haare färbten sich erneut fliederlich. Ihr Blick suchte Danica. Und sie hielt förmlich die Luft an, aus Sorge ihrer Freundin diese wegzunehmen. Einen Moment war Coleen wie erstarrt. Beobachtete ihren Schock über das Geschehene. Ihre Panik. Sorge. Wie sie nach Coleen griff.
      "Habt Ihr euch wehgetan? Hab... ich euch wehgetan?"
      Während Claude noch nach Worten, hallte ein kleines Lachen durch den Raum. Die Erleichterung, die Liebe zu ihrer Freundin und ihre törichte Sorge um alle anderen, ließ Coleen keine Sekunde später ihre eigenen Wangen benetzen mit einem Lachen, welches all das vereinte. Ohne noch länger zu zögern griff Coleen mit ihren Händen an die Wangen ihrer Freundin und zog sie ein wenig zu sich um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Du Idiotin..! Wir haben uns.. solche Sorgen um dich gemacht...", flüsterte sie leise und schluchzend, während sie bald schon ihre Hand selbst von Laurits löste um Danica wieder zurück ins Bett zu legen. "Es geht uns gut. Die meisten haben vergessen, was war... Wir erklären es dir bei Zeit, aber ruh dich erst einmal aus, okay? Kann ich dir was bringen? Trinken? Essen? Ein Kissen? Kuchen?" Sie verschwendete keine Sekunde damit sich ihre eigenen Tränen wegzuwischen, hielt aber vorsorglich ihre Hände an Danicas Wangen wieder, falls ihre Tränen den Weg aus ihren Augen fanden.
      "Du darfst Essen, was du willst, nach allem was war.."
      Claude war direkt von seinem Stuhl aufgesprungen, als sie erwacht war, doch stand dann nur dort. Sie beobachtend. Er versuchte einfach nur zu zeigen, dass er... da war. Was bei seiner Größe sicherlich kaum zu übersehen war.
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