[2er RPG] Bad Choices

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    • Coleen van Gard
      Als der Morgen anbrach, fühlte sich Coleen beinahe schwerelos. Eine ganz neue Kraft schien durch ihre Adern zu laufen und kurzzeitig glaubte sie glatt, der gestrige Tag wäre wirklich ein Traum gewesen. Doch nur ein Blick auf ihre liebste Danica und sie wusste, dass dem nicht so war. Mit einem Lächeln auf den Lippen entließ sie ihre Freundin alleine in's Bad - wenngleich ihr der Gedanke durch den Kopf schoss sie zu begleiten. Mehrmals. Doch sie hielt sich im Zaum! ... Gerade so.
      Heute sollte der Erste Tag ihres veränderten Lebens beginnen. Der Erste Schritt in eine wahrlich ungewisse Zukunft und sie fühlte sich, als würde sie die Welt mit ganz neuen Augen erblicken. Durch Augen eines Kindes, welches sich geweigert hatte, die Schönheit um sie herum anzuerkennen. Mit einem beinahe ungesundem Elan bei dem Schlafmangel, der die Frauen gleichermaßen heimgesucht hatte, schien sie geradewegs durch die morgendliche Routine im Badezimmer zu fliegen, und auch ihre Kleidung hatte auf sie eine ganz neue Wirkung. Ab heute sollte es keine Verkleidung mehr sein. Ab heute sollte es ganz... Coleen sein. Als sie sich im Spiegel betrachtete, fiel ihr Blick unweigerlich auf ihren Hals. Ihre Wangen. Wo gestern sie noch Navid so zärtlich berührt hatte und ihr eine Schönheit zugesprochen hatte, wie sie es wohl von keinem anderen Mann jemals hören würde. Ihre Haare schienen in einem ganz neuen Glanz zu erstrahlen - wortwörtlich. Ihren Rotton hatten sie unverkennbar gewechselt in eine Farbe, welche die Künstlerin in ihr ein Sonnenaufgangs-Orange nennen würde. Eine Farbe, die sie selbst an sich noch nicht erblicken konnte bisher. Es war als hätte ihr schweres Rot ebenso an Gewicht verloren wie ihr Herz, und als würde ihr Körper es mit diesem strahlendem Orange untermalen wollen. So sehr sie diese Kraft ihrer Gefühle normalerweise verfluchen wollte... Sie war bereit für diesen Tag. Alles in ihr war bereit für diesen Tag. Sie weigerte sich eine andere Farbkombination als dieses schöne Weiß-Blau zu tragen, gerade an einem Tag wie heute. Ein Tag, der einen Neuanfang darstellen sollte. Liebevoll wie eh und je verabschiedete sie sich von ihrer Freundin und wusste schon ganz genau, wohin ihr Weg sie führen würde. Ihr Weg sollte sie zu dem Mann führen, der so lange für sie da gewesen war und welchem sie seit Beginn ihrer gemeinsamen Schulzeit nur Unrecht getan zu haben schien. Sie hatte so viel Angst vor dem Spiel gehabt, dass er eine ganz fürchterliche eifersüchtige Seite von ihr hatte sehen müssen bezüglich Elisabeth und das obwohl er nun wirklich nichts falsch gemacht hatte. Sogleich machte sie sich auf die Suche nach ihrem liebsten Gatten, der am gestrigen Tag leider genauso gemieden wurde wie ihre süße Danica - auch wenn er sicherlich sich davon nicht halb so sehr verunsichern ließ wie ihre Freundin. Die Suche fand ihr Ende im Hof, als sie den für sie unverkennbaren hellhaarigen Hinterkopf von Weiten erblickte, welcher ihr Herz sofort fröhlich höher schlagen ließ. Diese Wirkung hatte er einfach von Natur aus auf sie, dagegen konnte sie sich gar nicht erwehren. Still schlich sich die Frau in der Männerkleidung von hinten an ihn heran - ignorierte das vermutlich erste Mal in ihrem Leben die Blicke, die auf sie gerichtet waren aufgrund ihrer Kleidung, ignorierte die Chancen Frauen liebliche Blicke zu zuwerfen - und legte ihre Arme um seinen Hals, welche sie auf seiner Brust ineinander verschränkte. Im selben Atemzug platzierte sie ihren rot-orange gefärbten Kopf auf seine linke Schulter und begrüßte ihn mit einem stillen kleinen Kuss auf die Wange, bevor er sich beschweren könnte. "Einen wunderschönen guten Morgen, mein liebster liebster Jean~", säuselte sie sehr euphorisch und betonte ihre glückliche Stimmung nur umso mehr mit einem kleinen Lachen, das sich ihrem Satz anschloss. Diese Last auf ihrem Herzen schien so viel leichter zu sein. Die Angst zu weit zu gehen und den Weg nicht mehr zurück zu schaffen, wenn sie Jean-Christoph freigeben müsse, war wie weggeblasen. Solange er sie bei sich haben wolle, war sie bereit ihn mit ihrer bedingungslosen Liebe Freundschaft zu überschütten. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand strich ihm unverkennbar sanft über den Hals hinauf zu seinem Kinn um sein Gesicht in ihre Richtung zu drehen, wo auf ihn eine breit grinsende Coleen wartete, deren Haare offen und wild wie eh und je seine Schulter völlig zu bedecken schienen. "Ich wäre unter Umständen bereit dir zu gewähren, mich in die gestrigen Aktivitäten unserer Gruppe einzuweihen!", teilte sie ihm - gütig wie sie war - mit ohne sich von ihm zu lösen. Sie entsagte sich einer Entschuldigung für ihr Verschwinden gar, schlicht ahnend, dass es ihm sicherlich recht gewesen war, wenn Coleen Elisabeth nicht den Hals aufschlitzte in ihrem Zorn.

      Prinz Nikolai Styrcia
      Ein schweres Seufzen unterdrückend, hörte sich der Prinz angespannt, aber mit einem zauberhaften Lächeln, die Beschwerde der Blondine vor sich an. Hätte diese Frau mit ihrer Aufdringlichkeit und ihrem Unwollen anderern gegenüber nicht seine letzte hilfreiche Hand verscheucht aus angeblicher Sorge seiner Treue seiner Tanzpartnerin gegenüber, wäre er gar nicht erst in diese prekäre Lage gekommen sich nun einen neuen Helfer zu suchen! Dieser Mann hatte nun einmal seinem zukünftigen Königreich neben der Schule unter die Arme zu greifen. Sein Vater war alt und bereit abzutreten und die Geschäfte lagen ganz auf den Schultern seines ältesten Sohnes - ihm blieb gar keine andere Wahl. Natürlich, sollte sie nun den Ersatz für seine alte Gehilfin darstellen! Was fiel diesem Weib denn ein!? Sollte er sich ganz alleine durch die ganzen Dokumente kämpfen und die Fristen für die schriftlichen Verhandlungen einhalten?! Unmöglich. Das war eine Zumutung. Als nun Elisabeth die stille Gestalt der Miss Kalsanik heran zog, hätte er deutlich missmutiger sein können, als er es letzten Endes war. Höflich verbeugte er sich vor ihr zur Begrüßung. "Miss Kalsanik."
      Einen kurzen Moment hätte man schwören können, dem Pinzen hätte seine Augenbraue verwirrt über diese Anmaßung dieser Frau gezuckt. Doch schnell fing er sich und mit einem leichten kaum hörbaren Seufzen verschaffte er sich Erleichterung darüber, dass diese schrille Frau zumindest nun Ruhe geben würde. Mit einem Blick in Danicas Richtung erkannte er die Chance, die ihm am gestrigen Tag glatt verwehrt geblieben war. Diese Frau, die ihn in seiner Ehre so gekränkt hatte... Würde sie für ihn die Sekretärs-Arbeit verrichten, dann hätte er sowohl eine Chance sein Gesicht wieder zu retten vor ihr als auch eine sicherlich gute Arbeiterin unter seiner Fittiche. Wenn er an ihren schriftlichen Einsatz gestern zurück dachte... Eigentlich war sie gerade zu perfekt. Höflich hob er die Hand der scheuen Schönheit neben sich, gab ihr einen kurzen Kuss und lächelte ihr freundlich entgegen. "Verzeiht, den Aufruhr. Ich wäre Euch allerdings tatsächlich sehr dankbar, wenn Ihr Euch bereit erklären würdet für Miss Delcroix' Fehler gerade zu stehen. Untröstlicher Weise gab es ein paar Differenzen zwischen ihr und meiner letzten helfenden Hand und ohne diese Hilfe sehe ich mich nicht dazu fähig, meinem Land die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht und diese Schule zu absolvieren. Ich bin ein wirklich schwer beschäftigter Mann, müsst Ihr wissen." Prinz Nikolai ließ sich nicht die Chance nehmen direkt sich noch zu profilieren vor ihr. Als zukünftiger König und jetzt schon ach so verantwortungsvoller Sohn, der alles für sein Land tat, egal wie weit er doch entfernt war von Zuhause. "Als Entschädigung und Zeichen meiner Dankbarkeit würde ich Euch auch gerne einen Wunsch gewähren, wenn Ihr mir beistehen würdet in dieser schweren Stunde. Ganz nach Eurer Wahl, versteht sich, wenngleich es natürlich ein paar Eingrenzungen gibt, welche sich von selbst verstehen sollten. Ich kann natürlich nicht der Krone versagen und ich würde um mein Leben fürchten müssen, wenn Ihr von mir verlangen würdet mit Eurer statt Elisabeths zum Ball zu schreiten. Aber einen Tanz könnte ich Euch gewähren, oder ein prunkvolles Abendessen. Was immer Euer Herz begehrt."
      Das war gut. Sehr gut sogar. Es würde dieser Frau sicherlich schwer im Magen liegen so direkt zu hören, wie der Prinz vor Elisabeth zu seinem Wort stehen wollte, trotz der Misere in welche sie ihn brachte. Oh, in was für einem guten Licht es ihn doch stellen musste! Da war er sich sicher.

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    • Danika Kalsanik
      Sie war noch so durch den Wind, dass sie tatsächlich erst zu dem großen Mann an ihrer Seite aufsah, als er ihre Hand zu seinen Lippen hob. Erneut schien er sie zu bezirzen zu wollen, doch Danica hätte jetzt nicht einmal die Zeit gefunden sich über solcherlei Banalitäten wie die Attraktivität dieses Mannes Gedanken zu machen. Sie war in die grässliche Lage gebracht, dass sie Elisabeth diesen Wunsch tatsächlich nicht abschlagen konnte. Die Art und Weise, wie sie diesen Befehl an sie formuliert hat, machte es ihr unmöglich zu verneinen. Und obendrein konnte die junge Frau durchaus auch Nikolai verstehen, dem es wichtig gewesen ist jemanden an seiner Seite zu wissen, der ihm zumindest alle die Aufgaben abnahm, die nicht zwangsläufig von ihm verrichtet werden mussten. Sie könnte sich vorstellen, dass seine Aufgaben reichlich auch ohne diese Bürden gewesen sind.
      Zwar hatte sie selbst gesagt, dass sie es vergessen sollten, doch sie musste den Vergleich einfach ziehen; im Spiel ist nichts dergleichen passiert. Es war in keiner von Nikolais Routen eine Option gewesen die Rolle seiner Sekretärin anzunehmen. Das ist stetig die treue, liebe Iris gewesen, ein NPC mit schönen, wiesengrünen Haaren und ebenso strahlenden Augen. Nein wie schrecklich. Der Gedanke, dass Elisabeth dieses liebe Mädchen beleidigt haben sollte kränkte sie regelrecht. Sie hatte doch nun wirklich nichts getan. Sie ist nicht einmal eine Antagonistin gewesen, nicht einmal im Entferntesten. Danica atmete schwer durch und schaute wieder in Nikolais Gesicht.
      Sie zog ihre Hand aus seinem Griff und legte die Arme wieder entspannt vor ihren Körper. "Ich verstehe Eure Lage", sagte sie schließlich endlich und es war unverkennbar, dass sie über dieses Angebot nachdachte. War es vielleicht auch durchaus etwas positives? Coleen hatte kein Interesse an dem Prinzen. Vielleicht könnte sie als seine Sekretärin dafür sorgen, dass er ein bisschen Zeit hier und da mit Elisabeth verbringen konnte, sodass sie beide einen Draht zueinander fanden.
      Andererseits sollte sie das wirklich nicht tun. Wer wusste schon, wie Nikolai tatsächlich über die Situation dachte? Nicht, dass seine Reaktion auf die Heldin ähnlich ausfiel wie die von Claude. Damit würde sie wahrscheinlich eher Kummer und einen halben Krieg auslösen. Gerade noch so bekam sie mit, dass Nikolai als Belohnung für ihr Heldentum nichts geringeres bit als sich selbst. Und nichts als sich selbst. Zwar konnte er sie nicht heiraten und auf die Krone verzichten, aber immerhin ein Tanz oder ein gemeinsamer Abend? Oh, das... Ihre Augen funkelten ein bisschen auf, als er das sagte. "Das klingt nach einer guten Idee", sagte sie mit einem entschlossenen Nicken. "Ich würde dieses Geschenk gerne abtreten. Ihr solltet vielleicht Iris einladen. Sicherlich würde sie sich freuen... Ich habe am eigenen Leibe erlebt wie unangenehm eine Auseinandersetzung mit Miss Delcroix sein kann." Sie seufzte noch einmal. "In Ordnung. Bitte unterweist mich in meine Aufgaben." Danica verneigte sich leicht vor dem Kronprinzen. "Ich hoffe Euch nicht zur Last zu fallen." Wenn wollte sie denn veräppeln mit der bloßen Überlegung. Natürlich hätte sie zugesagt. Nikolai hatte genau den Nerv getroffen, den er bei Danica treffen musste. Hier ging es nicht um sie, ihn oder Elisabeth. Das waren Dinge, die für sein Königreich erledigt werden mussten. Ihr schlechtes Gewissen hätte ihr keine Ruhe mehr gelassen, wenn sie diese nach Hilfe ersuchende Hand abwehren würde.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Mit einem kleinen Stapel Antwortschreiben der unterschiedlichsten Konditoreien saß Jean im Innenhof und ging Stück für Stück alle durch. Es ist wirklich eine gute Idee gewesen von Dainca anstatt ein eigenes Menü mit biegen, bangen und brechen zu erstellen, es einfach die Profis tun zu lassen. Die Vorschläge hätten in seinen Augen kaum mehr unterschiedlicher sein können. Die einen boten wirklich unsagbar viele Süßspeisen, was sicherlich Elisabeth zusagen würde. Doch er selbst bevorzugte stark das Menü, mit Fleischhaltigen Häppchen. Oder vielleicht einfachem Trockengebäck? Er seufzte leicht und raufte sich die zitronengelbe Mähne, die auch noch von der Sonne beschienen wurde. Es graute ihm vor der Vorstellung wieder alle zusammen zu rufen. Vielleicht sollte er einfach im privaten Claude und Nikolai nach ihren Meinungen fragen und dann einfach das Ganze versuchen vor dieser Nervensäge zu verheimlichen.
      Er ist noch mitten in seinen Überlegungen gewesen, als er wegen der unerwarteten und zärtlichen Berührung sacht zusammenzuckte. Plötzlich aus dem Hinterhalt berührt zu werden weckte in ihm sehr unangenehme Erinnerungen, weswegen sich im ersten Moment ein Schauer bis in seinen Nacken zog und seine Muskeln sich anspannten. Doch kaum fielen die schönsten Haare der Welt an dem lieblichsten Kopf der Welt auf seine Schulter, atmete er sofort erleichtert aus.
      "Coleen was...?", er kam gar nicht dazu seine resignierte Frage zu Ende zu stellen, da fiel ihm bereits die Veränderung auf. In ihr, in ihrem Verhalten, in ihren Berührungen, ja sogar in ihrer Tonlage. Sie säuselte ihm beinahe zu. Neugierige Blicke drehten sich von allen Seiten in ihre Richtung, doch das schien sie überhaupt nicht zu stören. Er spürte den sachten Druck ihrer Brust an seinem Rücken... Was für ein sonderbarer Gedanke. Wie absurd und abstrus, dass ihm solche Dinge auffielen. Und egal wie sehr er versuchte sich selbst in Gedanken einzureden, dass er solche Banalitäten nicht zu bemerken hatte, konnte er nicht verhindern, dass die Röte ihm ins Gesicht kroch. Verlegen und ein bisschen verloren mit sich selbst räusperte er sich.
      Nein, diese Überraschungsangriffe mochte er wirklich nicht. Erst fiel sie ihn mit plötzlicher unbegründeter Eifersucht an und nun schlich sie sich von hinten an ihn an, säuselte ihm lieblich ins Ohr und berührte ihn zärtlich? langsam verwirrte sie selbst ihn. Mit einer leichten Skepsis im Blick legte er die Hand an ihren Arm und drehte sich zu ihr um. Jean übte etwas druck auf seinen Griff aus, sodass sie sich beide in die Augen sahen mussten, wenn es auch nur auf kurzer Distanz gewesen ist. Er konnte ihren Atem in seinem Gesicht spüren. "Ist alles in Ordnung bei dir? Erst hast du schlechte Laune und machst eine Szene und dann versprühst du regelrecht Regenbögen? Ist etwas vorgefallen?"

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Was war bloß los mit dieser Frau!? War sie überhaupt eine!? Der Prinz fürchtete bald vom Glauben ab zufallen. Erst dieses Mannsweib, das ihm bei jeder Gelegenheit auf die Nerven geht und nicht ihren Platz akzeptieren will - und jetzt diese Frau, die wohl in ihrer eigenen Welt zu schweben scheint. Und natürlich gehörte auch sie zu dieser unglaublich nervtötenden Person, dieser unfassbaren Miss van Gard. Schlechter Einfluss. Das und nichts anderes musste sie sein. Miss Kalsanik entzog sich -erneut - seines Annäherungsversuches, aber zumindest überlegte sie wirklich darüber die Stelle anzutreten und... Nun, entgegen seiner Stimmung über das alles, er war wirklich in Not.
      "Das klingt nach einer guten Idee" HAH! Also doch eine Frau, wie jede andere! Sein charmantes Lächeln wurde gerade zu triumphal beim Gedanken daran, diese harte Nuss nun doch- "Ich würde dieses Geschenk gerne abtreten. Ihr solltet vielleicht Iris einladen."
      "....Hah?" Ungläubig blinzelte der Prinz ein Mal. Zwei Mal. Was... Wovon sprach sie da!? Abtreten? An Iris?! Ein einziger Stich für sein Ego war das. Er fühlte sich blamiert - wieso blamierte ihn diese Frau so öffentlich immer und immer wieder!? "Was für ein.. netter Vorschlag. Was für eine gütige Frau Ihr doch seid."
      So sehr seine Gedanken auch durcheinander rannten, auf seinem Gesicht blieb nur sein stetiges Lächeln, wenngleich er hinter seinem Rücken eine Hand zur Faust ballte um sich... zu entspannen. "Ihr werdet sicherlich Eure Arbeit gut machen, Miss. Folgt mir bitte.", antwortete er sehr höflich, bevor er den Weg aus dem Zimmer nahm und den Flur hinunter schritt mit seiner neuen Begleitung. "Wenn ich als Dank vielleicht doch Euch etwas angenehmer gestalten kann, zögert nicht Euren Wunsch zu äußern.", startete er einen erneuten Versuch ihr irgendwie näher zu kommen. Doch tatsächlich... Er fühlte sich als würde diese Ebbe ihn auf Grundeis laufen lassen. Er kannte ja störrische Frauen, aber ein Essen mit dem PRINZEN ausschlagen?! Man musste schon an Wahnsinn leiden um solch einen Fehler zu begehen. Bald schon erreichten sie gemeinsam die interne Schulbibliothek und betraten diese, auch wenn der Ort nicht lange ihr Ziel sein sollte. Tatsächlich ging Prinz Nikolai nur an ein paar Regalen vorbei nach hinten durch eine Tür zu einem weiteren Nebenzimmer, welche er für sie aufhielt nachdem er sie erst einmal aufgeschlossen hatte. Drinnen waren zwei Schreibtische - einer so prunkvoll wie man es sich nur vorstellen konnte und zugestellt mit Briefen, verschlossenen Dokumenten, die er selbst noch nicht geschafft hatte zu öffnen (was er allerdings auch einer einfachen Sekretärin nicht erlauben konnte, eben wegen dem königlichen Siegel auf dem Verschluss), und haufenweise kleiner Stapel von Verträgen und ähnlichem, die seine Unterschrift oder eben seine Ablehnung benötigten. Der kleine Schreibtisch, der genau ihm gegenüber gestellt war, sah ähnlich aus. Nur dass die verschlossenen Dokumente mit Siegel fehlten - deren Platz ersetzte die restliche Brieflandschaft, welche er rein vom Absender als unproblematisch einstufte und somit gerne an seine rechte Hand abtrat. Umgeben waren die Schreibtische von Bücherregalen, welche hauptsächlich vollgestellt waren mit Landesregistern, Geschichtsbüchern, Stammbäumen und allerlei anderer Bücher, welche nicht unüblich in Besitz eines Kronprinzens waren. Alle war in Blau- und Goldtönen gehalten, welche die Farben seines Landes repräsentierten. An der Außenwand war nur ein großes Fenster, durch welches man direkt in den Innenhof sehen konnte, den Springbrunnen und von Weiten erkannte selbst der Prinz diese Frau in Männerkleidung. Es ruinierte für ihn persönlich das Bild, das könnte er nicht leugnen. Nichtsdestotrotz schloß er die Tür hinter Danica, nachdem sie eingetreten war und deutete auf den kleineren Schreibtisch. "Also Iris geht normalerweise die Briefe durch, sortiert sie nach den königlich Versiegelten und den 'normalen', wenn Ihr so wollt. Die Versiegelten kommen direkt zu mir, während Ihr alle anderen durchgehen könnt. Darunter sind unter anderem gerne nur Beglückwünschungsschreiben für Lappalien, Ihr beantwortet diese in aller Höflichkeit, lassen mich sie unterschreiben und schicken sie zurück. Briefumschläge und Papier findet Ihr in den Schubladen des Schreibtisches. Bei allem, wo Ihr Euch nicht in der Lage seht eigenständig zu handeln... Nun ich sitze Euch direkt gegenüber und...", mit diesen Worten strich er vorsichtig mit seinem Finger hinter ihrem rechten Ohr und beugte sich ein wenig zu ihr runter mit seinem herzallerliebsten Lächeln. "... habe natürlich zu jeder Zeit ein offenes Ohr für Euch."
      Einerseits war all das hier eine tolle Chance für ihn sein Ego zu retten. Andererseits... wusste der Prinz genau, wie anstrengend es werden würde seine Rolle aufrecht zu erhalten, worüber er sich bei Iris keinerlei Gedanken machen musste. Sie war schon so lange geradezu ein Teil der Familie, sie war es nicht anders gewöhnt etwas gescheucht zu werden und kannte den Prinzen schon lange. Er hatte sie aus seinem Land extra selbst mitgebracht, obwohl sie als Schülerin hier nichts zu suchen hatte. Nur damit sie seine Hilfe wäre. Und nun.... sowas. Es war nicht zu ändern, aber es würde auf eine Tortur hinaus laufen, da war er sich sicher.

      Coleen van Gard
      Keine Sekunde dachte sie auch nur daran bei seinem Griff nicht nachzugeben. Sie wollte ihn ja nicht entführen oder ähnliches!... Obwohl... Nein, nein, wollte sie nicht. Nicht heute. Ihr Grinsen verlor sie nicht, doch auch ihn komplett frei zu geben, lag ihr gänzlich fern. Sie ließ ihre Arme sehr locker um ihn liegen und musterte ein wenig überrascht seinen Blick. Nicht wegen der Skepsis in diesem, sondern eher wegen dem leichten Rotschimmer in seinem Gesicht. Ein kleines Lachen lief ihr über die Lippen, doch ansonsten beschloss sie ausnahmsweise diese Chance auszulassen, denn sie hatte ja ein wichtiges Anliegen. Worte, die sie loswerden wollte. Die Nähe zu ihm war für sie völlig in Ordnung, auch wenn ihr Herz unweigerlich einen kleinen Sprung machte, so nahe wie sie ihm war. So nahe, wie sie ihm sein durfte, weil sie Freunde waren. Also musste sie sich auch entschuldigen, wie es eine Freundin eben tat. Bei seiner Frage, ob es etwas vorgefallen sei... Nun, sie wusste ja woher die Frage kam und sie war vorbereitet mental. Deshalb war sie sehr gefasst, während sie ganz unverfroren mit der Hand über seine Brust strich. "Verzeih meinen Hang zur Dramatik. Und.. verzeih auch die Szene... Nun ja, hauptsächlich die Szene.", begann sich Miss-I-Hate-Men tatsächlich zu entschuldigen, während sie ihren Griff langsam doch sehr... widerwillig löste. Man sah es ihr an, dass sie ihn eigentlich weiter halten wollte. Aber für ein Gespräch wäre es sichtlich unbequem auf Dauer, weshalb sie eine Hand hoch zu seiner Schulter rutschen lies, selbst um die Bank herum lief und sich neben ihn setzte, ohne den Blickkontakt auch nur eine Sekunde zu lösen. Die rothaarige Frau überschlug ihre Beine und strich ihm mit der einen Hand etwas über die Schulter ihres Freundes, während sie ihre freie nutzte um ihren Kopf auf ihrem Knie abzustützen. "Ich hatte eine harte Nacht mit einem Mädchengespräch - nachdem ich einen harten Nachmittag bei einem Männergespräch hatte, das ist vorgefallen. Und umso wichtiger ist es mir heute... mich bei dir zu entschuldigen. Ich scheine sichtlich meine Gefühle nicht ganz im Griff zu haben in letzter Zeit, eigentlich... auch schon bevor die Schule anfing.. und... ich denke, du hast es mit am Meisten zu spüren bekommen. Vor allem im Thema mit Elisabeth.", mit diesen Worten sah sie etwas zur Seite und dachte ein wenig darüber nach, was sie genau ausdrückte. Sie konnte ihm wohl kaum so direkt von Navid erzählen und noch weniger von ihrem Verflossenem aus einem anderen Leben. Er würde sie direkt einweisen lassen... Ohne seinen Namen zu nennen sollte diese Umschreibung als 'Männergespräch' ihm sicherlich reichen, denn verheimlichen würde sie es ihrem langjährigen Freund nicht. Allerdings würde er sich sicherlich nicht dafür interessieren, in wessen unpassenden Armen sie sich ihrer Tränen ergeben hatte oder eben nicht - nun... vielleicht würde es ihn interessieren. Doch ein großer Teil in ihr schämte sich noch. Eher.. vor sich selbst als vor ihm. Danica meinte, es wäre okay, das Spiel zu vergessen... Es wäre okay, wenn sie an Jean hing. Aber... wäre es das wirklich? "Ich bin so in meiner Furcht vor einer Veränderung förmlich aufgegangen, dass du dich sicherlich sehr von mir blamiert gefühlt hast und noch dazu habe ich dir vermutlich viele Nerven geraubt habe auf meiner.. Nennen wir es 'Selbstfindungs-Phase'. Und du weißt sicherlich am Besten, das mir eigentlich nichts ferner liegt als dich unwohl fühlen zu lassen. Es war... blöd von mir. Meine ganzen Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten, waren blöd. Meine Eifersucht und Angst.. Wenngleich es mir nach wie vor nicht gefällt, wenn dich diese Frau berührt, aber das ist gar nicht meine Entscheidung und ich hätte sie mir nicht anmaßen dürfen. Und auch gar nicht gemusst, nachdem du selbst davon gesprochen hattest, wie unangenehm dir diese Frau ist. Ich sag ja, es war... blöd." Das war.. gut. Doch, das funktionierte als Entschuldigung. Da war sie sich beinahe sicher. Ihre Hand auf seiner Schulter ließ sie sinken, während ihr Blick wieder zu ihm aufschaute mit einem Lächeln, das gerade zu davon strahlte, was für eine Last ihr letzte Nacht vom Herzen gefallen war. Es war ihr so schwer gefallen gerade Jean als ein einfaches 'Target' zu sehen und vor allem ziehen zu lassen... "Aber ich denke, ich fühle mich nun viel leichter. Befreiter, wenn du so möchtest. Es..", ein kleines beinahe verächtliches Lachen über sich selbst entwich ihr, während sie ihren Oberkörper aufrichtete und sich mit beiden Händen durch ihre Haare zu fahren begann. Sie war sichtlich etwas nervös dabei, so viel zu sprechen über etwas, was ihr so wichtig war wie er. Sie wusste nicht ganz wohin sonst mit ihren Händen. Wohl einer der Hauptgründe, wieso Frauen so viel an ihren Haaren spielten. "Es klingt vielleicht komisch, gerade aus einem Mund wie meinem. Aber ich habe viel nachgedacht. Über dich... mich... Danica... Elisabeth, diese Schule, einfach über alles. Und es tut mir Leid, falls ich dich verärgert habe mit meinen Launen, meiner Szene, meiner Eifersucht, einfach allem."
      Ihre folgenden Worte waren die wichtigsten. Für sie. Daher nahm sie zur Untermauerung eine seine Hände fest in ihre und sah breit lächelnd an. Wahrlich, sie fühlte sich heute als wäre... alles möglich. Wie lange dieser Höhenflug wohl noch andauerte? "Du bist mir sehr wichtig, und ich hoffe, dass du das weißt. Wichtig als Freund - und es lag mir fern, dich mit meinen Launen zu belasten oder gar sie an dir auszulassen. Und naja, falls du es nicht wusstest... weißt du es nun. Ich werde mich bemühen mich zu bessern, dir eine bessere Freundin zu sein. Und dir nicht im Weg zu stehen bei was oder wen auch immer so jemals wollen solltest."
      Freundin. Sie war seine Freundin. Das war das Wichtige. Ihre Freundschaft. Kurz holte sie Luft und ließ sich selbst nochmal ihre Wörter durch den Kopf gehen, bevor sie sich ein wenig zunickte und von seinen Händen abließ. Kurzerhand griff sie in den Stapel der Antwortschreiben und klaute sich den Obersten um direkt das Thema zu wechseln. "Nun, wo das gesagt ist! Was haben wir hier, Herr Mister Sir Beaumanoir, und wieso weiß ich das nicht, obwohl ich dich selbst in diese Gruppe gezwungen habe?", fragte sie grinsend, als wären ihre ganzen ernsten Worte... nie passiert. Sie hatte sich entschuldigt. Ihn grundlegend über gestern aufgeklärt. Und ihm gesagt, dass er ein wichtiger Freund ist. Darauf... wollte sie gar nichts negatives hören, immerhin hatte sie sich ausnahmsweise um eine Ernsthaftigkeit bemüht, die ihr sonst sehr fern lag. Die letzten Tage waren verrückt gewesen und schienen ihr Herz förmlich zu zerreissen. Vielleicht... war der Gefühlsausbruch gestern wirklich notwendig gewesen. Sie fühlte sich zumindest viel ausgeglichener.
      ...Ob Navid noch daran dachte? Bei ihm müsste sie sich sicherlich auch noch entschuldigen, alleine für ihren plötzlichen Abschied. Aber das Wichtigste zu erst: Und nach Danica, war das Wichtigste für sie Jean, das stand außer Frage.

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    • Danica Kalsanik
      Von dem inneren Zwist des Kronprinzen bekam Danica kaum etwas mit. Sie war ganz darauf konzentriert sich Gedanken darüber zu machen, wie sie diese Arbeit mit ihren Studien unter einen Hut bekommen sollte. Zwar war die Akademie bekannt dafür, dass man den Schülern durchaus auch einen gewissen Raum für Freizeit gestattete, was sicherlich nicht unüblich gewesen ist bei derartig vielen wichtigen Persönlichkeiten, die hier nicht nur lernten, sondern deren Familien auch alles hier finanzierten. Dennoch würde es eng werden. Danica brauchte nämlich im Allgemeinen ein bisschen länger, um mit den Besonderheiten dieser Welt zurecht zu kommen. Bei Dingen wie Geschichte war sie absolut aufgeschmissen. Ihr Wissen hatte sich ja voll und ganz auf das Spiel verschränkt und den gesamten Unterricht, den sie gehabt hat bevor sie in diesem Körper erwacht ist, haben sie nochmals wiederholen müssen. Seither hat sie eigentlich immer mehrere Anläufe gebraucht um gelerntes zu verinnerlichen.
      Oh, das würde gewiss eine anstrengende Zeit werden. Zum Glück war jetzt, vor dem Ball wirklich noch nicht viel auf der Tagesordnung gewesen. Daher folgte die junge Frau ihrem künftigen König einfach still, bis sie das wunderhübsche kleine Büro betrat. Es war ein wenig unordentlich in diesem Zimmer... eine Tatsache, die sie sehr sympathisch fand. In so einer Umgebung würde sie sich sicherlich zurecht finden. Es erinnerte sie ein wenig an ihr zu Hause. Noch während sie sich neugierig umsah und einigermaßen ein Verständnis für ihre Umgebung bekam, hörte sie ihm aufmerksam genug zu, um die wichtigsten Aspekte ihrer momentanen Aufgaben zu begreifen.
      Doch dann passierte etwas, das sie ein wenig aus ihrer Konzentration riss. Nikolais große Hand in ihrem Haar, die ihr nicht nur die Haare zurückstreichte, sondern auch über den Nacken fuhr. Eine feine Gänsehaut bildete sich augenblicklich auf ihrem Körper und sie war beinahe unmerklich zusammen gezuckt.
      Ihr Nacken war... eine komplizierte Geschichte. Nicht nur, dass er sehr empfindlich gewesen ist, Danica empfand auch generell enormes Wohlwollen, wenn man ihr durch die Haare fuhr. Beides in Kombination war ein bisschen problematisch. Als wäre sie für einen Moment zu Eis gefroren, rührte sie keinen Muskel, bevor sie schließlich einfach nickte. Sie atmete durch und entzog sich dann schnell seiner Hand, indem sie an den Schreibtisch ging. Sie fühlte die Berührung im Nacken noch immer.
      "Ich werde mein Bestes geben.", sagte sie mehr zu sich selbst oder besser gesagt zur Ablenkung. Denn im nächsten Moment fuhr sie sich mit der eigenen Hand über den Nacken, um dieses Gefühl los zu werden und auf ihren Wagen hatte sich auch so etwas wie ein klitzekleiner Schimmer gelegt. Allerdings hatte das weniger mit Nikolai selbst zu tun. Danica wusste wie er wahr. Sie wusste auch, wie sie ihn am liebsten hatte. Die herrischte Art, der Egoismus und diese Uneinsichtigkeit, die er vor ihr versteckte waren die Seiten an ihm, die sie wirklich gemocht hat. Die sie als ehrlich empfand. Seine perfekte Maske interessierte sie nicht.
      Doch das war ein nutzloser Gedanke. Sie bezweifelte stark, dass er ausgerechnet ihr diese Art offenbaren würde. Sie ist bereits dabei gewesen die Briefe durchzugucken, als sie schließlich noch einmal in die echte Welt fand. "Habt Ihr noch weitere Aufgaben für mich? Es wäre gut sie direkt mitzuteilen, bevor ich anfange." Sie wusste von ihrer Macke. Ihrem Tunnelblick. Doch es störte sie eigentlich nicht weiter. Sie hat auch noch nie irgendeine negative Reaktion darauf mitbekommen.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Ihre Ansprache... Jean musste gestehen, sie gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht, um genau zu sein. Sie hinterließ einen eigenartigen Geschmack auf seinen Lippen. Was um alles in der Welt war geschehen? Warum ist er der letzte gewesen, der von irgendetwas erfuhr und warum war ausgerechnet sie es, die zu ihm eilte, um ihrer Beziehung einen so direkten Namen zu geben, während sie ihn berührte, sich an ihn presste, ihre Hände über seinen Körper fahren ließ und für ihr Grande Finale sogar seine Hand ergriff? Schob sie ihn von sich weg? Wollte sie ihn auf Distanz behalten oder umgekehrt näher zu sich ziehen. Für ihn fühlte es sich auf alle Fälle eigenartig an. Wirklich eigenartig. Er dachte immer sie beide würden sich ohne Worte verstehen und sie wären beide zufrieden damit dem ganzen keinen Namen zu geben. Denn wenn er ehrlich gewesen ist, konnte er sich nicht fühlen wie ein einfacher Freund von ihr.
      Jedoch wollte er auch nichts anderes fühlen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Es war schlicht und ergreifend nicht nötig das zu tun. Es sollte sich auch nichts zwischen ihnen ändern, er ist eigentlich zufrieden damit gewesen. Jean wusste genau von seiner Sonderstellung und die wollte er auch einfach weiter beibehalten. Doch ihm kam es fast so vor, als wäre dieser Posten bedeutend wackeliger, als er angenommen hatte.
      Das war nicht leicht zu verdauen gewesen für den jungen Mann. Sie hatte ihm schrecklich vor den Kopf gestoßen und als die junge Frau so plötzlich das Thema wechselte, brauchte er noch einen Moment der Stille, um sich einigermaßen zu sortieren. Langsam sah er nun selbst wieder auf die Blätter. Ihm fiel erst jetzt auf, dass er keinerlei Mimik zeigte, als wäre er eiskalt in dieser Situation. Doch er tat ihr den Gefallen. Er ging gar nicht auf das Gesagte ein, wüsste auch nicht was er dazu überhaupt zu sagen hatte. Seine Meinung schien dabei ohnehin wenig zu interessieren.
      "Das hier sind Menüvorschläge. Genau genommen die Antworten auf Danicas Schreiben gestern. Wie zu erwarten waren alle Konditoreien interessiert daran uns zu beliefern und die Angebote variieren sehr...-" "Coleen!", wurde er plötzlich unterbrochen und noch bevor Jean den Blick hob, um zu sehen, wer ihm da ins Wort gefallen ist, musste er die Stirn runzeln. Was ging hier heute nur vor sich? Inzwischen wirklich bei schlechter Laune sah Jean zu Navid, der sehr zufrieden auf die beiden zuging. "Guten Morgen, Coleen!", grüßte er die rot-haarige viel zu vertraut für den Bekanntheitsstatus, den sie beide haben könnten. Langsam drehte Jean den Kopf zu seiner Freundin. "Geht es Euch wieder besser? Nach gestern habe ich mir Sorgen um Euch gemacht. Ich hatte befürchtet Ihr würdet vielleicht alleine irgendwo weinen. Ich habe kaum Ruhe gefunden die Nacht über!" Während seiner Erklärung hatte der Blonde wieder zu ihm gesehen und drehte nun ein zweites Mal den Kopf zu seiner Freundin. Er also? Von allen er? Er war das anstrengende Männergespräch?

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Kurz blinzelte der eitle Prinz, als wenn er sich gerade verguckt hätte. Die Gänsehaut unter seinen Fingerkuppen hatte er sich doch nicht eingebildet. Sicher nicht. Sein charmantes beinahe angeschraubtes Grinsen wurde breiter und beinahe ein wenig hämisch. Hatte er da etwa so etwas wie eine kleine Lücke in ihrer Verteidigung entdeckt? Sie sagte zwar nichts dazu, aber die Reaktion... Das sah aus als könnte er Spaß damit haben. Wie sie sich selbst danach durch den Nacken fuhr... Dieser kleine aber feine Schimmer auf ihren Wangen... Das war es, worauf er aus war. Diese Reaktion wollte er. Noch bevor er sich weiter an ihr ergötzen konnte, war sie bereit sich völlig in ihre neue Arbeit zu stürzen, doch nun wo er endlich eine Chance witterte sich in ihr kleines Herz zu schleichen - was nebenbei bemerkt diesem städtlichen Mannsweib sicher zusätzlich missfallen würde... - war er nicht mehr bereit sie direkt gehen zu lassen. Er folgte ihr zum Schreibtisch und lehnte sich etwas auf eine freie Ecke von diesem. "Nun, wenn Ihr schon dabei seid...", absichtlich beugte er sich nahe ihr entgegen und griff umso näher mit seiner Hand an ihrem Hals vorbei - hinter sie an das Regal. Unverfroren strich er mit seinem abgespreizten kleinen Finger von dem Buchcover, das er in der Hand hielt, erneut über den Nacken, bevor er sie zurück zog und ihr das Buch auf den Tisch legte. "Eine zusätzliche Aufgabe ist es nicht, aber die liebenswerte Iris hat Protokoll geführt. Darüber, was wir geschafft haben und ähnliches. Ich glaube, darin findet ihr auch die ein oder anderen Notizen, die Euch sicher hilfreich sein werden.", erklärte er ihr mit einem Lächeln und seufzte etwas bei dem Gedanken, das sie leider nicht zum Spaß hier war. Er hatte tatsächlich zu tun. Aber... jetzt, wo sie hier bei ihm arbeitete, hatte er ja Zeit. Zeit, sich durch ihre Barrikaden zu kämpfen. Zeit, seinen gekränkten Stolz zu kitten. Zeit, um der Freundin dieses Mannsweibes das Herz zu stehlen. Welch süßer Triumph nach einer Weile der Arbeit-
      Moment. Arbeit? War sein Ego wirklich so gekränkt, dass er sich diese Arbeit dafür machen wollte?! ... Diese Frage musste er innerlich leider bejahen. Er arbeitete so hart an seinem Bild, das er nach Außen gab, da kränkte es ihn förmlich, wie es nicht mit dieser Frau zu funktionieren schien. Dagegen konnte er sich nicht erwehren, so sehr es ihn sträubte.
      "Und wenn ich mir eine Frage erlauben darf, meine Teuerste..", ergriff er erneut das Wort und versuchte sie noch einen Moment aufzuhalten, bevor sie sich wohl beide in die Arbeit stürzen mussten, bevor sie erstickten. Unverfroren legte er seine Hand auf die ihre und umfasste sie zärtlich, auf dass sie ihm nicht direkt wieder flüchtete. "Seid Ihr gestern wirklich eurem Teil der Gruppe nachgeeilt? Oder... fand sich euer Weg doch bei Monsieur George wieder?"
      Nun, der Prinz war nicht dumm und sicherlich nicht blind. So überstürzt wie sie aufgebrochen war, nachdem Claude George den Raum nach dieser Peinlichkeit verlassen hatte. Selbst, wenn sie es verneinen würde, wüsste er dass sie ihm sicher nach war. Viel wichtiger war es ihm ihr Gesicht beim Lügen deuten zu können um fortan weiter mit ihr umzugehen. Um ihr Gesicht zu studieren und zu verstehen und sich dann ihr Herz zu erschleichen.

      Coleen van Gard
      Als keine Antwort direkt kam, sah Coleen wieder zu ihrem Freund auf und hob etwas überrascht eine Augenbraue in die Höhe. Hatte sie etwas falsches gesagt? Eigentlich... dachte sie, diese Entschuldigung und das offene Abtreten ihres Bildes aus seinen wohl oder übel irgendwann kommenden Romanzen wäre in seinem Sinne und würde ihn freuen? "Jean..?", fragte sie mit leichter Besorgnis in ihrer Stimme, doch dann begann er doch tatsächlich über das Menü zu sprechen. Ihre Selbstsicherheit flog einfach hinweg, bei diesem Gesicht, das er machte. Da versuchte sie einmal alle zufrieden zu stellen und er... wirkte beinahe verärgerter als zuvor. Oder bildete sie sich das ein?
      "Coleen!" Etwas vor Schreck zusammenzuckend, sah sie auf zur männlichen Quelle. "Guten Morgen, Coleen!" Ein kleines Lächeln lief ihr über die Lippen. Nicht aus direkter Freude - viel mehr, weil sie auf so eine seltsame Art und Weise die Höflichkeitsfloskeln abgelegt hatten. "Guten Morgen, Navid.", erwiderte sie seine Begrüßung und wollte sich gerade an Jean wenden um ihn doch etwas näher in's Bilde zu setzen, wieso sie auf so einer vertrauten Ebene miteinander kommunizierten als... er es einfach übernahm. Peinlich berührt lief die junge Frau hochrot im Gesicht an und sah etwas überfordert zwischen den beiden Herren hin und her. "A-Ah! Uhm!", kurz schienen ihr alle Worte im Hals stecken zu bleiben, bevor sie sich peinlich berührt räusperte und mit der Hand mit dem Schreiben etwas abwinkte. Irgendwie... fühlte... sie sich stark zwischen den Stühlen in diesem Moment. "E-Entschuldige Uns, Jean.." Etwas steif stand sie von der Bank auf und ergriff Navid an der Schulter um ihn nur ein kleines Stück von Jean wegzuschieben, welchem sie mit einem Finger kurz deutete zu warten. Ihr Blick fiel auf Navid und gleich nachdem sie seine Schulter los gelassen hatte, verbeugte sie sich etwas förmlich vor ihm - wenngleich das einen seltsamen Beigeschmack hatte, dafür dass sie auf höfliche Anreden verzichteten. "Verzeiht mir meinen uhm... plötzlichen Abschied.", schnell richtete sie sich aber auch wieder auf und strich sich ihr Haar zurück über die Schulter. "Ihr müsst Euch wirklich keine Sorgen um mich machen, es geht mir besser. Viel besser. Ich... wollte euch keine Sorgen bereiten und überhaupt! Ich hatte niemals vor gestern so vor Euch mein Gesicht zu verlieren. Und und und ich hätte Euch nicht so von mir Stoßen dürfen, ich war einfach... Nun. Ihr wisst ja. Etwas aufgewühlt... Also... bitte verzeiht mir und macht euch wirklich keine Gedanken um gestern. Und ich wäre Euch sehr verbunden nicht in Anwesenheit anderer das so offen anzusprechen. Ich.. uhm..." Ihr Blick fiel zur Seite zu Jean. "Ich scheine nicht..sonderlich gut darin zu sein meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.. und ein wenig ist es mir peinlich, was gestern geschah bezüglich meiner ungehaltenen Emotionen." Als ihr Blick sich wieder zu Navid richtete nickte sie ihm noch einmal zu, denn damit sollte wohl auch diese Geschichte für sie beendet sein eigentlich, und ging damit auch wieder zurück zu ihrem ursprünglichen Gesprächspartner. Sie wollte ihm genauso wie Jean gar keine Chance lassen groß auf ihre Worte zu reagieren. Nachdem die Reaktion ihres Freundes sie auch eher.. verwirrt hatte, erst recht nicht mehr. "Macht Euch keine Gedanken um mich, und auch für die ruhelose Nacht kann ich mich nur entschuldigen.", als sie sich wieder zu Jean setzte deutete sie mit ihrem Finger etwas zwischen beiden hin und her. "Ich weiß nicht, in wie weit ihr miteinander bekannt seid... Auf jeden Fall, Navid und ich sind gestern etwas im komischem Rahmen zusammengestoßen. Genau genommen... wurde er beinahe von zwei seiner vielen Verehrerinnen zerfleischt, als ich hinein gestolpert kam, wenn du so willst. Ich hatte Probleme die richtige Anrede für ihn zu winden, also.. sind wir... bei nun ja dem direkten Adressieren an den Gegenüber angekommen. Und... ja... uhm...", erklärte sie etwas großräumig die Verbindung zwischen ihnen, damit Jean auf dem neueren Stand der Dinge war, bevor sie etwas verwundert erneut zu Navid sah und ihren Kopf irritiert neigte. "Wolltet Ihr Euch wirklich nur nach mir erkundigen? Verzeiht meine Direktheit, aber ich hoffe, dass Ihr keine liebäugelnden Augen zurück gelassen habt auf der Suche nach mir. Ansonsten fürchte ich werden mir ein paar Damen nach dem Leben trachten, worauf ich nicht wirklich erpicht bin..", lachte sie leicht mit einem Scherz zum Themenwechsel. Ahhh... Es war.. seltsam. Irgendwie hatte in ihr die Hoffnung gekeimt, sie würde Navid genauso alleine treffen wie Jean um ihre Worte los zu werden und dann wurde es doch so eine seltsame... Situation zwischen Tür und Angel irgendwie. Aber ganz konnte sie nicht abstreiten, dass es sie freute, dass er sich tatsächlich Gedanken um sie gemacht hatte. Sie versuchte sich nicht viel darauf einzubilden, denn wer würde sich keine Gedanken machen, wenn eine weinende Frau von einem Moment auf den nächsten überstürzt den Raum verließ? Aber dass er es wirklich so unverfroren direkt vor Jean - gerade vor Jean - aussprechen musste, war.. ärgerlich.

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    • Danica Kalsanik
      Danica ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie merkte sogleich, was der Prinz mit seiner Art bezweckte, auch wenn sie wirklich nicht ganz verstand, warum er das tat oder es auch nur im Entferntesten sein Wunsch sein sollte. Doch gut. Sie ist dieses Mal vorbereitet gewesen. Sie sah seine Hand kommen, hatte sich bereits auf die Berührung eingestellt und auch wenn sie einen winzigen Schauer nicht vermeiden konnte, war die Reaktion doch kaum mehr mit dem Überraschugsangriff zu vergleichen. Beinahe hätte sie sogar seine Hand weggeschlagen, doch wusste sie genau, dass sie das nicht durfte, es stand ihr nicht im Entferntesten zu ihre Hand gegen einen Kronprinzen zu erheben und einen solch fahrlässigen Fehler würde sie auch niemals begehen.
      Dennoch konnte sie sich zumindest ein tadelndes Funken in den Augen nicht verkenifen, ehe sie sich leicht räusperte und ihren Blick eigentlich wieder zu den Büchern wenden wollte, die er ihr so eben als die Mitschriften von Iris erklärt hatte. Hach, Danica litt wirklich ein bisschen unter ihrer Entlassung. In dem Spiel war sie ihr liebster Nebencharakter und nun bekam sie nicht einmal die Möglichkeit sie kennenzulernen. Eine Tragödie. Sanft und ein bisschen in Gedanken verloren, strich Danica zärtlich über den Einband eines der Bücher. Immerhin blieben ihr noch die Mitschriften von ihr. Das war doch etwas, oder?
      Sie hob erst wieder ihren Blick, als Nikolai aus heiterem Himmel Claude erwähnte und ob sie ihm nachgelaufen sei am Vortag. Da hatte er sie natürlich in einer unangenehmen Situation erwischt. Claude war getürmt nach einer schrecklichen Art der Avancen von Elisabeth und ausgerechnet Danica musste so schnell wie möglich hinterher. Und wenn er sie jetzt noch dabei erwischen würde, dass sie beide Zeit zusammen alleine verbracht haben, wäre es aus mit ihm und die Gerüchteküche würde nicht mehr aufhören zu kochen. Das konnte er wirklich nicht gebrauchen. Er hatte schon den Ruf als zukünftig grausamer und angsteinflösender Befehlshaber und nun sollte er auch noch der Mann sein, der von der Teufelsbraut verführt wurde? Das konnte sie ihm unmöglich antun.
      "In der Tat", sagte sie offen nach einer kurzen Sekunde der Überlegung und nickte zur Bekräftigung. "Man sagt mir Überfürsorge nach. Ich habe tatsächlich Monsieur George gesucht." Schließlich seufzte sie leise. "Doch die Akademie ist doch wirklich absurd groß. Dann bin ich noch in Coleen hinein gelaufen und sie ist ebenfalls davon gerannt. Am Ende des Tages bin ich so müde davor geworden in diesem großen Areal nach Menschen zu suchen. Mir taten die Füße weh." Sein Spiel konnte sie mitspielen. Ohne Probleme. Wenn er sie in die Enge drängte, dann schleuderte sie ihn eben gegen die nächste Wand. Er hatte seine Frage gestellte und sie sie ganz wahrheitsgemäß beantwortet. Die Höflichkeit würde es verbieten näher nachzuhaken. "Ich hoffe sehr Euch keinen Kummer bereitet zu haben gestern.", entschuldigte sie sich dazu noch einmal und machte mit gesenktem Haupt einen sachten Knicks.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Das war aber... unerfreulich. Ja, doch, unerfreulich war ein fantastisches Wort, um diese Situation aus Jeans Augen zu beschreiben. Mit kalten Augen, einem Blick, den er eigentlich nur für seine Geschäftspartner kannte, die ihm den letzten Nerv raubten, sah er sich an in welche Erklärungsnot Coleen sich selbst katapultierte. Das Gespräch der beiden war doch sehr interessant gewesen, wenn er sich nun auch wirklich endgültig fehl am Platz fühlte. Wie es aussah, hatte Coleen großes Interesse daran sich anderen Menschen zu öffnen, trotz ihrer hartnäckigen, eigenartigen Aufführung sie würde ja Frauen bevorzugen und anscheinend hatte sie noch größeres Interesse daran sich lediglich Navids Meinung anzuhören und nicht seine.
      Eine sehr unerfreuliche Situation. Der junge Sohn des Sultans schenkte dem Blonden ein offenes und freundliches Lächeln. Es war nur allzu offensichtlich, dass er keinerlei negatives Gefühl für Jean übrig hatte, was ihm noch übler aufstoßen ließ. "Verziehung, ich glaube wir hatten noch nicht das Vergnügen? Aber ich habe viel von Euch gehört. Mister Beaumannert, richtig?" Beinahe hätte seine Augenbraue gezuckt so angespannt ist er gewesen. "Nicht ganz", meinte er lediglich und setzte sein Diplomatenlächeln auf, ehe er sich erhob und dem schwarz-haarigen die Hand reichte. "Jean reicht aber völlig. Gute Freunde von Coleen, sehe ich gerne auch als die meine an. Und ich verstehe, wenn mein Nachname ungewohnt auf Euch erscheinen mag." Navid strahlte regelrecht auf und ergriff mit beiden Händen den gereichten Gruß.
      "Welch Glück, dass ich gleich auf zwei solch offenen Menschen treffen darf. Jean, es ist mir eine Freude, bitte nennt mich auch lediglich Navid." Er ging Jean auf die Nerven. Jetzt schon. Doch er war sich sicher, dass es nicht direkt mit ihm zu tun hatte. Wahrscheinlich würde jede fröhliche Seele ihm gerade den letzten Nerv rauben. Nach diesem flüchtigen Kennenlernen wendete der größere der beiden sich wieder mit einem strahlenden Lächeln an Coleen und ergriff ihre Hand, um einen Handkuss lediglich anzudeuten. "Ich komme tatsächlich mit einer weiteren Absicht zu euch, Coleen. Ich wollte fragen, ob Ihr vielleicht mit mir gemeinsam frühstücken würdet. Und wenn es Euer Wunsch ist, würde ich gerne - natürlich ein wenig sensibler, als beim letzten Mal - das gestrige Thema noch einmal aufgreifen. Es wäre mir ein Herzenswunsch Euch jegliche Last vom Herzen zu mindern, wenn es denn in meiner Macht steht." Jeans Lächeln fror regelrecht fest auf seinen Lippen und sein Gesicht zeigte keinerlei Regung mehr. "Welch gute Idee, Navid. An mir soll es sicherlich nicht scheitern.", nicht, dass irgendjemand sich hier tatsächlich für seine Anwesenheit interessierte. "Ich bin ohnehin noch mit der Auswahl des Menüs beschäftigt und würde mich nun verabschieden. Coleen.", nickte er ihr zum Abschied und drehte sich noch einmal zu dem Prinzen um. "Es war mir eine Freude Navid." Der Angesprochene ließ von der jungen Frau ab, um sich aufrichtig zu verabschieden. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Jean. Bitte zögert nicht mich zu ersuchen, wenn ich Euch eine Hilfe bei etwas sein kann. Die Wahl für das Essen auf dem Ball ist sicherlich eine große Aufgabe!"
      Großartig, hilfsbereit war er auch noch. Welches Glück für Coleen. Schön, dass sie es schaffte sich selbst so einen Mann zu finden und sich ihm auch gleich zu öffnen, während sie bereits vor Eifersucht verging, nachdem er ein gezwungenes Wort mit einem Frauenzimmer wechselte, das er unausstehlich fand. "Vielen Dank, ich werde darauf zurückkommen." Er schaute nicht einmal auf seine Kindheitsfreundin zurück, bevor er sich auf dem Absatz herum drehte und davon ging. Ihm war egal wohin. Jean musste jetzt irgendwo seine schlechte Laune aussitzen und dieses grausame Gefühl des Ersetzt-werdens abschütteln.

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Schade drum, der Wiederholungsversuch um die Reaktion zu bekommen, die der Prinz wollte, scheiterte. Sie war kühl, und ihr Blick sagte gerade zu aus 'Beim nächsten Mal haue ich Euch auf die Finger'. Entgegen seiner Erwartungen, gab die junge Frau vor ihm tatsächlich direkt zu sich auf die Suche nach dem Monsieur gemacht zu haben. Schnell wechselte sie - wie er zugeben musste sehr geschickt - das Thema auf ihre Freundin und ihre Füße ohne seine Frage so zu beantworten, wie er es hören wollte. War sie wirklich so leicht abzulenken in ihrem Kopf? Oder war das gar Absicht gewesen? Nein, sicher nicht. So viel Raffinesse weigerte er sich ihr zu zusprechen. "Das tut mir Leid zu hören, ich hoffe zwischen Euch und Eurer Freundin ist alles auf dem Weg der Besserung.", kommentierte er so nett er konnte das Gehörte und auch ihre Entschuldigung wollte er zuerst abnicken, doch dann... Entschied er sich um. Langsam richtete er sich auf, beendete das Abstützen auf dem Tisch und wagte es kaum hörbar zu seufzen. "Ich muss zugeben, Miss Kalsanik... Euer plötzlicher Abschied hat in mir eine gewisse Sorge geweckt, die ich nicht so schnell abschütteln konnte, wie es mir lieb war. Die Situation zwischen Euch und Miss Elisabeth war sehr angespannt und Euch so hinaus eilen zu sehen... Miss, ich hoffte inständig nur um Eure Besserung!", mit diesen Worten ergriff er erneut zärtlich nach ihrer Hand und legte direkt seine zweite noch auf diese, damit sie nicht direkt wieder die Flucht ergriff. Überfürsorge war ihr Metier? Gut... Das Spiel würde er mitspielen. "Ich machte mir gar Sorgen, dass ich vielleicht derjenige war, der Euch verärgert hatte auf meiner Suche nach einer harmonischen Lösung zwischen euch liebreizenden Damen. Ich hatte nur die besten Intentionen, das glaubt Ihr mir doch, oder?", sein charmantes Lächeln sollte einem anderen Blick weichen. Einem Blick voller Sorge und einer Reue, die man einem kleinen Welpen nachsehen würde, sobald dieser verstand, dass er seines Herrchens Lieblingssohle ruiniert hatte. Ein Blick, den nun wirklich in jeder Frau den tiefen Wunsch weckte, den über fürsorglichen und so schnell verunsicherten Prinzen zu trösten. Und wenn ihr Instinkt gerade dahingehend so stark war... würde er eben den Verletzten spielen. Nur mit seinen Augenbrauen deutete er einen inneren Schmerz an, sein Gesicht strotzte gerade zu vor Perfektion der Vereinigung dieser Gefühle - das wusste er. Er kannte sein Gesicht, jede Facette, die es annehmen könnte und er kannte die Reaktionen, die es hinauf beschwörte in den Frauen. Sie war nicht für den Charme gemacht? Gut, dann bekam sie das gebrechliche Herz, des fürsorglichen Prinzen, der auf seinem Weg auf den Thron stets für Eintracht versuchte zu sorgen. Darauf müsste sie soweit anspringen, er war sich sicher. Und wenn nicht... Nun, dann würde er noch mehr seiner Facetten spielen lassen - hier. Alleine. Unter vier Augen, wo kein Wort jemals nach Außen dringen würde.

      Coleen van Gard
      Etwas... zwiegespalten beobachtete sie, wie die beiden Männer einander bekannt machten. Navid war voller Freude beinahe, während Jean... Er war doch sauer, das bildete sie sich doch nicht ein, oder? Wenn Coleen etwas kannte, dann doch dieses diplomatische Lächeln, welches Jean aufsetzte und im Hinterkopf sich all seine Höflichkeit zusammen nahm um nicht lauthals zu fluchen. Aber... er bemühte sich? Nein, sie verstand wahrlich nicht, was vor sich ging. Bevor ihre Gedanken klar über die Situation wurden, griff Navid nach ihrer Hand und erbat sie um ihre Gesellschaft beim Frühstück. In ihrem Kopf hallten Danicas Worte nach, dass es ... okay wäre sich von Navid Trost spenden zu lassen. Aber Jean war so-
      "Welch gute Idee, Navid. An mir soll es sicherlich nicht scheitern." Besorgt sah sie zu ihm und als er sich so unglaublich kühl von ihr verabschiedete, war sie sich unsicher, ob ihr gleich der Kragen platzen würde oder nicht. Ihm lag doch was auf dem Herzen, ganz offensichtlich! Aber... er wollte nicht darüber reden? Richtig? Falsch? Als er sich einfach umdrehte und ging, sah sie ihm besorgt und gleichermaßen sauer nach. Sie hatte es doch nur gut gemeint! Was ging denn bloß in seinem Kopf vor!? Eine Sekunde zögerte sie, doch lächelte dann Navid doch recht entschlossen entgegen. Dass sie überhaupt eine Sekunde daran dachte ihren geliebten Jean ziehen zu lassen mit dieser Laune, war doch schon Unsinn gewesen. Entschuldigend neigte sie ihren Kopf etwas und entschloss ihn zu vertrösten. "Ein anderes Mal esse ich sehr gerne mit Euch, Navid, aber tatsächlich gehöre auch ich in die Gruppe des Komitees für das Essen. Und viel wichtiger, ich habe noch etwas sehr privates mit Jean zu besprechen. Aber... danke. Wirklich. Ich... weiß Eure Fürsorge zu schätzen. Aber Ihr müsst Euch wirklich nicht mehr Gedanken machen. Wenn auch gestern etwas holprig verlief.. Habt Ihr mir eine Situation aufgezwungen mit meiner Freundin zu sprechen und mein Herz sich erleichtern zu lassen. Das verdanke ich nur Euch. Ich stehe in Eurer Schuld!", lächelte sie noch etwas, verneigte sich erneut zum Abschied und eilte in Jeans Richtung nach, wenngleich sie kurz noch einmal die Kehrtwende auf dem Weg machte um Navid noch einmal anzulächeln. "Auch... ohne das gestern. Ich würde sehr gerne ein ander'n Mal mit Euch essen!", sicherte sie ihm ihr Wohlwollen zu, bevor sie sich ganz auf ihre selbst gewählte Priorität konzentrierte: Ihren Freund. Ihre Freundschaft zu Jean.
      Sie lief dem blonden Mann nach, und holte ihn auch bald ein - für Bewegung war diese Männerkleidung definitiv praktischer als ein kleid... Als sie ihn erreichte ergriff Coleen ihn am Handgelenk und zog ihn mit einem knappen "Mitkommen!" um die Ecke hinter das Hauptgebäude, wo sie ungestörter waren. Sie ließ ihm gar keine andere Wahl - natürlich wäre er stärker als sie. Natürlich, könnte er sich ihrer entledigen, aber nicht ohne eine Szene zu machen und... das würde Jean wohl kaum wollen. Tatsächlich versuchte sie sich an den neuen Trick, den sie selbst von Jean hatte erleben dürfen: Sie zog ihn zu der Mauer neben einem Fenster und platzierte ihre Arme links und rechts neben ihn an der Wand aus Mangel an einem Fensterbrett, allerdings auf angenehmer Armhöhe für sie. Was er konnte, konnte sie schon lange! Wofür hatte sie denn sonst so viele Spiele gespielt?! Sie bemühte sich zu ihm ernst aufzusehen, doch schneller als sie es verstehen konnte, wurde ihr Blick traurig und verunsichert und verwirrt. Alles zusammen. Und endlich tat sie das, was sie vielleicht hätte zu beginn tuen sollen. Sie fragte ihn, statt ihm einfach einen Vortrag zu halten, nach seinen Gefühlen.
      "Womit habe ich dich verärgert? Mit dem, was ich gesagt habe? Oder mit Navid? Oder wegen meiner Flucht aus der Gruppe gestern? Oder wegen einem der.. vermutlich tausenden anderen Dinge, die ich mache, ohne nachzudenken? Wenn du mir die Chance gibst, kann und werde ich dir zu allem Rede und Antwort stehen, bis du mir vergeben kannst. Und versuch nicht dich rauszureden, ich sehe doch, dass du verstimmt bist! Sag mir nur... was in deinem Kopf vor sich geht..", seufzte sie zum Schluss beinahe, aber weigerte sich schlicht ihn ziehen zu lassen. Und wenn sie sich auf ihn werfen müsste, damit er blieb und mir ihr sprach! Sie würde es tun, ihre Schamgrenze war nun sowieso völlig dahin! Ihr Rotton wich schon am Anfang ihrer ersten Frage einem unsicheren Blauton - nicht aus Angst vor der Antwort. Sondern aus Angst keine zu bekommen. Einmal versuchte sie doch nur alles richtig zu machen und schien ihn direkt auf dem falschen Fuß zu erwischen. Oder... erwischte sie ihn gar immer auf dem falschen Fuß und hatte ihre Beziehung zueinander missverstanden? Schnell verwarf sie den Gedanken, denn träumen und spekulieren brachte nichts! Zuhören. Zuhören brachte etwas - zuhören und einmal weniger sprechen.

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    • Danica Kalsanik
      Jetzt hatte er sie. Mit diesem Schlag hatte Danica nicht gerechnet. Ein hervorragender Schachzug, das musste sie zugeben und sie tat es gerne. Es machte ihr nichts aus sich mit einer Herausforderung zu konfrontieren. Wenn sie auch sagen musste, dass sie ausgerechnet bei Prinz Nikolai ein bisschen aufgeregt gewesen ist. Ihr Herz fing an einen Takt schneller gegen ihren Brustkorb zu schlagen. Es hatte ein bisschen davon mit dem Feuer zu spielen. Danica wusste, wie sein eigentlicher Charakter aussah. Sie wusste ganz genau, dass sein Verhalten auf reinen Berechnungen basierte. Eine Eigenart, die die junge Frau immer schon sehr imponiert hat. Doch sie hautnah zu erleben, gegen sie gerichtet war wirklich eine andere Nummer...
      Es war wie ein Walzer auf heißen Kohlen und beide kämpften unerbittlich um die Führung. Auch wenn sie sich nicht ganz sicher gewesen ist, ob Nikolai sie tatsächlich als Konkurrentin ansah oder eher als dümmliches junges Mädchen. Sie sah dem jungen Mann ins Gesicht, in seine perfekte Maske. Sicherlich war ein kleiner Teil von ihr unsicher, ob er es nicht doch vielleicht ernst meinte. Doch dafür ist es ein bisschen zu perfekt, einen Ticken zu einstudiert gewesen. So klar seine Stimme diesen kleinen Raum erfüllt war er nicht einmal in der Nähe davon irgendwelchen Zweifeln zu erliegen. Im Gegenteil. Danica kannte Unsicherheit gut. Das war keine.
      Dennoch musste sie irgendwie mitspielen. Hier irgendwie wieder herauskommen. Schließlich bildete sich auf ihren Lippen ein zärtliches, wenn auch schmales Lächeln und auch sie legte nun ihre zweite Hand an die seine. "Es ehrt mich, Sire, dass Ihr mir Sorge zuwendet. Vor allem, dass Ihr dafür Zeit findet. Bei all dieser Arbeit, die hier auf Euch wartet." Sie warf einen meinungsschweren Blick auf seinen zugestellten Schreibtisch, ehe sie ihre beiden Hände seinem Griff entzog. "Lasst mich Euch versichern, dass Ihr keinen Grund zur Sorge habt. Mir geht es gut. Ich war froh um Eure Anwesenheit gestern. Ich schätze Miss Elisabeth sehr. Und Eure Anwesenheit hat uns geholfen das Missverständnis aus der Welt zu räumen."
      Damit ging sie einfach an ihm vorbei wieder zurück an ihren Schreibtisch. "Doch diese Angelegenheit sollten wir ruhen lassen. Es würde mir das Herz brechen, wenn Ihr noch weiter daran dachtet. Ich bin hier um zu helfen. Nicht noch mehr Arbeit zu verursachen." Im Kopf ging sie es noch einmal durch; Sie war auf ihn eingegangen, hatte ihn nicht abgewiesen, allerdings auch genauso wenig empfangen. Sie ahnte, dass die gewünschte Reaktion sicherlich leidenschaftlicher ausfallen sollte. Bestimmt hätte es ihn sehr gefreut, wenn sie ganz aus der Haut gefahren wäre und ihn mit ihrer Fürsorge überhäuft hätte. Oder sollte sie einfach nur ein schlechtes Gewissen bekommen? Versuchte er gar in Wahrheit ein Geständnis aus ihr herauszubekommen wie schrecklich sie die Heldin in Wahrheit fand? Es war so schwer für sie auch nur zu erahnen, was sein Ziel sein könnte. Doch sie hoffte inständig nun vorerst Ruhe zu bekommen.
      Bedacht rückte sie ihren Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. Gefragt, ob er noch etwas für sie hatte, hat sie schon. Deswegen machte sie sich wie für sie üblich mit Leib und Seele daran durchzublicken, was hier überhaupt auf ihrem Schreibtisch lag.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Er hatte bereits seufzend die Schultern hängen gelassen, als er die schnellen Schritte hinter sich hörte. Heute hätte er einfach gar nicht erst aufstehen sollen. Hätte er gewusst, was auf ihn zukommen würde, wäre er auch tatsächlich im Bett geblieben oder wäre nicht auf die Schnapsidee gekommen auf dem Schulhof zu arbeiten. Der offene Garten des Männerwohnheims ist mindestens so schön gewesen, doch da wäre all das nicht passiert und er hätte seine Ruhe genießen und einfordern können. Selbstverständlich ging es bei Coleen nicht. Was ihr gerade auf der Brust lag, was ihr gerade ein Wunsch war musste zunächst abgearbeitet werden, so kannte er sie.
      Mit einem leisen Seufzen ließ er sich mitziehen und fand sich schon sehr bald wortwörtlich gesprochen, mit dem Rücken an der Wand wieder. Noch immer unbeeindruckt sah er zu seiner Freundin herunter und tatsächlich verlor er ein wenig die Kontrolle über seine Impulse und verschränkte seine Arme vor der Brust. Jetzt war er aber entspannt was noch kommen sollte.
      Ruhig hörte er sich zunächst all ihre Fragen an und machte es sich bequem, in dem er an dem Fenster lehnte. Nach einer Weile verschwanden dann seine Hände in den Hosentaschen. Was ihn verärgert hatte? Wo sollte er anfangen? Seine Augen sprangen zu ihren Haaren. Er merkte, selbstredend wie nervös sie gewesen ist. Das war sie immer. So schnell zu verunsichern. Er hatte sich daran gewöhnt und normalerweise mochte er den Anblick nicht. Doch in diesem Moment konnte er nicht anders, als ein hässliches Gefühl von Genugtuung zu empfinden. Sie hatte es verdient sich nun so zu fühlen, nachdem sie ihn unschuldig derartig bombardiert hatte. Mit einem Schnaufen schnappte Jean sich eine von ihren Haarsträhnen und spielte ein wenig daran herum, rieb sie leicht zwischen den Fingern, fast als würde er die Farbe abschätzen.
      "Ich weiß nicht, sag du es mir. Du bist doch der Auffassung eine schlechte Freundin zu sein und mir Umstände zu bereiten. Du hast dir doch schließlich irgendwelche Vorsätze gesetzt mir eine bessere Lebensbegleitung zu sein. Mir schien du wärst mit dir selbst ins Reine gekommen. Da schien meine Meinung recht unwichtig zu sein. Während ich noch nie unzufrieden mit dir oder unserer Beziehung gewesen bin, hast du selbstständig entschieden ich hätte Probleme mit etwas.", brachte er endlich über die Lippen. Und er war gnadenlos. Jean ist immer schon ein nachtragender Mensch gewesen und auch in diesem Moment ließ er all seinen Unmut in seine Stimme fließen. Seine Augen waren eisig und sein Ton beinahe teilnahmslos. "Ich bin mir sicher du findest auch ganz ohne mich eine Erklärung für mein Ärgernis. Alternativ hilft dir Navid sicherlich ebenfalls eine Lösung zu finden. Seine Nähe machte auf mich einen sehr befreienden Eindruck."

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen seiner Begleitung, als diese mit ihrer freien Hand noch seine ergriff. Er musste sich stark zusammen reißen sein Gesicht aufrecht zu erhalten und nicht dieses kurze Gefühl eines Triumphes nach Außen dringen zu lassen. Selbst Ihre Worte begannen mit einem wohligen Klang in seinen Ohren, bis sie... auf... seine Arbeit zu sprechen kam. Natürlich, lenkte sie ab. Waren das denn wirklich die einzigen Maschen dieser Frau? Ablenken oder wirr antworten? Als Miss Danica sich seines Griffes entzog, zog er kurzzeitig leise scharf Luft durch den Mund ein um seiner Anspannung nur ein sehr geringes Maß an Ausdruck zu zusprechen, damit er nicht platzte. Doch auch diese Anspannung legte sich sofort als einen Satz in all ihren Worten ihn beinahe verwundert aufblicken ließ, versteckt hinter seinem Lächeln. "Ich war froh um Eure Anwesenheit gestern." Wie viel von diesen Worten war Show? Dass Elisabeth ihr ein unwohles Gefühl aufzwang war unübersehbar - zumindest für einen so aufmerksamen Mann wie Prinz Nikolai. Aber das musste nicht heißen, dass sie seiner Anwesenheit komplett abgeneigt war... richtig?
      Was dachte er denn da! Die Intentionen dieses Frauenzimmers waren ihm doch völlig gleich. Dass sie ihm nicht verfiel und seinen Stolz beleidigte - das war es, was zählte! Er musste gar nichts mehr erwidern, denn ohne große Worte fand sich seine neue Begleitung schnell dabei wieder, wie sie den Schreibtisch erkundete und... Nun was sollte er sagen? Er hatte tatsächlich Arbeit um die er sich kümmern musste. Von seiner neuen Spielkameradin wandte er sich hinüber zu seinem eigenen Schreibtisch und wollte sich gerade setzen als die Tür aufging und Claude George höchst selbst den Raum betrat. Er klopfte nicht, da er vom Prinzen erwartet wurde und ging auch direkt durch zu ihm, ohne einen Blick auf den zweiten Schreibtisch zu werfen, erwartend dort würde Iris sitzen wie immer. "Ah, Monsieur George.", begrüßte er ihn mit einem kurzen Nicken und ergriff gleich die Unterlagen, die der Mann ihm so bereit willig gebracht hatte. "Vielen Dank, Ihr seid eine große Hilfe wie immer.", kommentierte der Prinz es mit einem Lächeln und wollte ihn gerade entlassen als ihm um ein Haar ein hämisches Grinsen über die Lippen gelaufen wäre. "Bevor Ihr geht! Miss Kalsanik hatte Euch wohl gestern gesucht und sofern ich sie richtig verstand, ward ihr nicht aufzufinden.", sagte er betont laut, auf dass sich Danica gerne noch einmal angesprochen fühlen durfte und deutete nachdem verwirrten Gesichtsausdruck von Claude hinter ihn, wo eben diese erwähnte Dame saß. Einen kurzen Moment weiteten sich Claudes Augen vor Verwunderung und der Prinz musterte ganz genau seine Reaktion. Nichts würde an ihm vorbei gehen. "Miss...? Wieso...?", entwich es dem Mann sichtlich verwirrt die junge Frau hier beim Prinzen höchst selbst zu entdecken. "Miss Kalsanik hatte sich aufopfernd zur Verfügung gestellt Miss Iris zu ersetzen, nach einem Disput mit Miss Elisabeth. Aber nun, da Ihr Euch ja gefunden habt..."
      Man konnte die Irritation in Claudes Körperhaltung kaum bemerken, doch seine Augen sprangen zwischen dem Prinzen und seiner Tanzpartnerin hin und her. Einen Moment stand er nur da, bevor er sich sehr höflich vor Danica verbeugte. "..Miss." Ihm fehlten die Worte. Worte sich besser auszudrücken und der Prinz genoss schamfrei den Anblick.

      Coleen van Gard
      Diese reine Sturheit in ihm, wie er sich alleine dahin stellte und natürlich nicht sich aus der Ruhe bringen ließ. Wieso auch? Coleen war ihm schon viel näher gekommen als.. das hier. Nach einer Weile griff er nach einer ihrer Haarsträhnen und kurz befürchtete sie, er würde an ihr ziehen um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen, aber es sollte anders kommen. Nein, er entschied sich aktiv dazu seinem Frust mit seinen Worten ganz klar Ausdruck zu verleihen und jedes Wort traf die schuldbewusst Coleen bis ins Mark. Jean... sie würde sich gerne einreden, er würde es nicht so meinen, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Jedes Wort, jeden Ton davon meinte er haargenau so wie er es sagte. Ein unwohles Seufzen entwich ihren Lippen und würde sie Jean nicht besser kennen, hätte sie seine letzten Worte beinahe als Eifersucht aufgreifen können, so wie er Navid in's Spiel brachte. Gut, also er war... sauer... weil... sie dachte... er wäre sauer? Paradox. Dieser gesamte Mann war ein Paradoxon!
      Nachdem sie etwas in sich eingeknickt war, richtete sie sich schnell wieder auf und ließ ihre Arme in dieser Position liegen, wenngleich alles in ihr ihn einfach umarmen wollte. Wobei...? Er beschwerte sich darüber, dass sie plötzlich anfing Gedanken zu machen, wie sie mit ihm umgehen sollte und dass sie etwas ändern wollte. Also beschloss sie weniger nachzudenken und genau das zu tun, wonach ihr war. In seiner Momentanen Stimmung traute sie sich zwar tatsächlich nicht ihn in den Arm zu nehmen, doch lehnte sie ihre Stirn gegen seine Brust, ohne zu ihm aufzusehen. "Ich hätte mir deine Gefühle nicht anmaßen sollen und... ich bin erleichtert zu hören, dass du kein Problem mit mir hattest oder wie die Dinge zwischen uns liefen. Ich..." Wie sollte sie es erklären? Was sollte sie überhaupt wirklich sagen? "Ich bin ein Idiot.", gab sie leise zu, bevor sie ihren Kopf wieder von seiner Brust hob die Arme neben ihm behielt, damit er nicht floh - was ... blöd war, denn er wollte sicherlich gar nicht fliehen. Also erklärte sie ihm nun alles von Anfang bis Ende, wie sie heute darauf kam sich zu ändern. "Ich war einst verliebt. In einen.. Mann. Ich habe es weder dir noch Danica erzählt, weil ich es einfach nur vergessen wollte und ich dachte, das hätte ich... Es ist lange her und Navid hat mich gestern an den Schmerz erinnert, als er versuchte mir zu entlocken, wieso ich meiner Zuneigung Frauen schenken möchte statt Männern. Offensichtlich ging es damals nicht gut für mich aus. Mein Herz brach in zwei und ich flüchtete mich in die Welt der Frauen und... Navid ist sehr aufdringlich. Es war nicht so, dass ich mich lieber ihm öffnen wollte als dir oder Danica. Tatsächlich wollte ich nicht... dass es irgendjemand weiß. Es war viel mehr so, dass ich tatsächlich die Flucht versuchte zu ergreifen als diese alten Gefühle mich überrannten, doch nun.. wie erwähnt. Er ist sehr aufdringlich und... ich will nicht lügen, ich habe mich dem Trost nicht verwehrt, so sehr ich es auch wollte. Ich wollte nur nicht... dass... ihr mich so seht. Weil ich mich schämte.. Und eigentlich auch heute es noch tue." Einen Moment pausierte sie und langsam ließ sie auch ihre Arme neben ihm sinken, während ihr Blick sich auf dem Boden wieder fand. "Tatsächlich geschah aber genau das - Danica hat mich gesehen und ich lief den ganzen restlichen Tag vor ihr weg, bis sie mir auf unserem Zimmer auflauerte als ich mich rein schlich. Wir haben lange geredet und ich versuche... mich nicht mehr für meine Gefühle zu schämen. Es war ein Höhenflug der Gefühle für mich von diesem Schmerz zumindest für einen Moment erleichtert zu sein. Heute weiß ich nicht, ob ich an Beziehungen im Allgemeinen denken möchte, und um so wichtiger war es mir das zwischen uns beiden mehr zu ehren und zu schützen. Nach... dieser Geschichte... und dem Verlust meiner Eltern... Ich bin unsicher und habe mehr Angst als ich offen zugeben möchte. Weder vor dir noch vor mir selbst. Ich wollte mir nicht deine Gefühle anmaßen - Ich wollte dir nicht unterstellen, dass ich dir eine schlechte Lebensgefährtin war... Ich wollte nur besser sein. Ich hätte dich einfach fragen sollen, was du willst und.. ich wollte dir auch von der Sache mit Navid erzählen, ich wollte nur die passenden Worte suchen. Ich wollte nur... etwas Zeit." Ihr blaues Haar verfärbte sich zwischenzeitlich in einem dunklen schmerzlichen Braun, und hellte sich erneut auf, wenngleich es zum Schluss in ihrem ursprünglichen Blau stehen blieb. Sie traute sie gar nicht zu ihm aufzusehen. "Es tut mir Leid, dass ich es im Alleingang entschied etwas zu ändern. Du bist mir wichtig. Und ich hätte dich einfach fragen sollen. Verzeihst du mir noch dieses eine Mal meine vor Dummheit nur so strotzenden Gedanken, bevor ich... nun vermutlich in ein paar Stunden etwas neues Dummes mache, weil ich nicht zu Ende denke?"

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    • Danica Kalsanik
      Das hier waren Aufzeichnungen von Finanzen. Nichts Großes, wie Danica feststellte, oder besser gesagt einschätzte. Kleinigkeiten wie Geschenke, wie viel Anreise und Verpflegung für Gäste ihn gekostet hatten und dergleichen. Hier drüben waren Einladungen, doch sie konnte noch nicht ganz ausmachen nach welchem Schema sie sortiert gewesen sind. Das Datum war es nur allzu offensichtlich nicht. Vielleicht Dringlichkeit? Oder Wichtigkeit. Dummerweise sagten ihr sehr viele der Namen nichts. Sie wird sie sich alle aufschreiben müssen, um sie noch einmal durchzugehen und schließlich zu erahnen, mit wem oder was sie es hier zu tun hatte. Anders sah sie sich unfähig diese Arbeit überhaupt erst anzufangen.
      Es hätte sicherlich nur noch Sekunden gedauert. Hätte Nikolai sie ein bisschen später angesprochen, wäre sie in ihrer eigenen Welt gefangen gewesen. Sie war bereits mit einem Bein drin gewesen, hatte sie schließlich nicht einmal mitbekommen, dass jemand eingetreten war. Als sie dann doch aufblickte bei der sich laut erhebenden Stimme, rutschte ihr beinahe das Herz in die Hose. Claude stand im Zimmer. Direkt vor ihr, wenn auch Nikolais großer Schreibtisch im Weg gewesen ist. Ihr kam sofort die gestrige Erinnerung hoch und ihre Wangen färbten sich in einen so zärtlichen Rotton, dass er sie einfach verraten musste.
      Dieser Schuft aber auch! Wie viele geheime Tricks und Waffen hatte er denn noch in seinem Ärmel? Wollte er sie so gerne am Boden sehen? Doch nicht mit ihr! Nicht einmal, wenn es um Claude geht. Auch wenn Danica zugeben musste - nicht einmal wenn sie wollte könnte sie sich diesbezüglich belügen - Claude war ihre ganz persönliche Schwachstelle. Nach einer etwas zu langen Sekunde fand die junge Frau wieder zu sich und erhob sich zügig von ihrem Stuhl. "Monsieur George. Welch Freude Euch wiederzusehen", grüßte sie, während sie ihren Rock ergriff und mit gesenktem Blick einen eleganten Knicks machte. Nikolai gar nicht weiter beachten trat sie nach vorne, sodass sie direkt vor dem schönen Mann stehen konnte, der ihr am gestrigen Tag so den Atem geraubt hatte. Sie hatte bereits geahnt, dass es schwierig werden würde wieder mit ihm ins Gespräch zu kommen. Gerade nachdem sie sich gestern erst so nah gewesen sind.
      Wie gerne würde sie das wiederholen? Ihre Schultern einfach sinken lassen und ihre Mauern fallen lassen. Doch es ging nicht. Sie durfte ihre Position in diesem Spiel nicht vergessen. "Es ist gut Euch wohlauf zu sehen. Habt Ihr gestern Ruhe finden können? Ihr wirktet wirklich schrecklich aufgewühlt." Sie war die geborene Politikerin. Ihre Gabe keine Informationen Preis zu geben hatte sie sich wirklich hart erarbeitet und sie würde Nikolai schon noch mit dem größten Vergnügen zeigen, wie gut sie dieses Spiel beherrschte.
      Doch... so recht konnte sie sich nicht auf den Prinzen konzentrieren. Denn es war eben so, Claude war ihre absolute Schwachstelle. Als sie so vor ihm stand un zu ihm aufblickte mischte sich schließlich Sorge mit in ihren Blick. "Monsieur habt Ihr genug Schlaf bekommen?" Verräterisch hob sich leicht eine ihrer Hände, doch Danica presste sie schnell an ihren eigenen Bauch, um nichts Dummes zu tun. "Ihr solltet Euch heute möglicherweise schonen", sagte sie mit ein wenig Nachdruck. "Ich kenne das Rezept für eine besondere Teemischung. Sie erfrischt den Geist und entspannt die Glider. Wenn Ihr wünscht, lasse ich eine Tasse für Euch bestellen.", bot sie ihm so gleich an. Der Unterschied in ihrem Verhalten das sie den beiden Männern gegenüber brachte war eine glasklare Niederlage.
      Das ist der jungen Frau bewusst gewesen. Doch was sollte sie denn auch in dieser Situation tun? Sie fühlte sich vorgeführt. Als würde sie auf Nikolais Handballen balancieren. Nun wusste auch sie nicht mehr was sie tun sollte.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Er hatte sie wirklich getroffen. Verletzt. Vielleicht zerstört? Nun, es wäre eine direkte Lüge gewesen zu behaupten er wollte sie nicht verletzen. Denn das war sein Ziel gewesen. Sein Frust hatte ihn übermannt. Er hatte sich übergangen gefühlt, wie etwas, das Coleen einfach umsetzen konnte wie eine Puppe in ihrem Zimmer. Doch das hier hatte er sicherlich nicht beabsichtigt. Ihm war es nicht darum gegangen, dass sie jemand anderem etwas anvertraut hatte, was sie vor ihm geheim lies. Er selbst trug sein Herz beim besten Willen nicht auf der Zunge und hatte einige Dinge, vor denen er sich genau so scheute sie ihr offen zu legen. Dass sie sich für ihn gezwungen sah etwas auszusprechen was ihr wehtat... War er dadurch genauso durchtrieben und aufdringlich wie Navid? Oh, heute gingen ihm aber wirklich furchtbare Gedanken durch den Kopf. Was für eine entsetzliche Qual es doch mit diesem wirklich nicht gerade weit denkenden Geschöpf gewesen ist!
      Ein schweres Seufzen entwich dem jungen Mann und er gab letzten Endes nach. Nicht jedoch wegen ihrer tragischen Lebensgeschichte. Es war nicht an ihm jemanden zu bemitleiden und er traute Coleen durchaus zu, dass sie etwas so fadenscheiniges nicht brauchte. Stattdessen legte er einfach die Arme locker um ihren Körper und stützte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. Kurz überlegte er, wie er seine Worte als nächstes formulieren wollte. Denn es war nicht in seinem Sinn sie noch einmal zu verwirren oder zu verunsichern. Sie sollte ihn verstehen, doch es war schwierig für ihn selbst zunächst seine Gedanken zu sortieren.
      "Mir ist egal, was du mit Navid machst oder mit ihm besprichst", fing er schließlich endlich an klarzustellen. "Mir ist egal was du ihm erzählst oder ob du dich seinem Trost hingeben möchtest oder nicht. Du bist stark genug, um dich gegen etwas zu wehren, dass du nicht möchtest. Wenn es dein Wunsch ist von diesem Menschen Zuwendung zu erfahren, dann bin ich der letzte, der sich dagegen aussprechen würde, solange er mir keinen Grund dafür gibt." Ja, er ist ein wenig eifersüchtig geworden, dass sah auch er selbst ein. Allerdings sprach Jean das gerade eher ein bisschen seiner allgemeinen Laune nach. Er traute sich selbst zu in diesem Moment alles negative geworden zu sein. Sicherlich wäre er auch geizig geworden, wenn ihm ein Händler über den Weg gekommen wäre, einfach nur um sich der Negativität hinzugeben.
      "Was mich stört", setzte er nun endlich zu dem Hauptthema im Raum an. "Ist dein Mangel an Vertrauen in mich. Wir kennen uns seit 8 Jahren. Und in 8 Jahren habe ich dir keinerlei Grund zur Besorgnis gegeben was meine Loyalität angeht. Ich habe es verdient, dass du mich und meine Beweggründe nicht permanent hinterfragst. Deine nahezu schwindelerregende Impulsivität ist etwas, was ich sehr an dir schätze. Und ich betone erneut, dass ich meines Wissens nach nicht einmal habe Grund zur Annahme gegeben es wäre anders. Mir ist ganz gleich mit wem du über welches Problem sprichst. Sei es nun Herzschmerz, das Theater um Frauenherzen oder von mir aus auch nur ein Blumenstrauß, so lange du nicht herumrennst und anfängst auf komische Ideen zu kommen. Entlade deine Sorgen wo immer du möchtest, aber suche dann nicht direkt die nächsten, die du aufschütten kannst. Erwarte nicht Ablehnung von deinen besten Freunden. Das hat auch Danica nicht verdient. Du hast sie sicherlich schwerlichst verletzt, als du davon gestürmt bist. Nun kannst du dir vielleicht ausmalen, wie es sich für mich anfühlt, wenn du das gleiche tust. Zwar rennen deine Beine nicht davon, aber wenn du zu mir kommst und dich für etwas entschuldigst, das nie ein Problem gewesen ist und auf einmal etwas davon sprichst besser zu machen, was schon immer makellos gewesen ist." Während seiner Worte hatte er angefangen sanft an ihren Haaren zu zupfen, die in seine Finger fielen, sie ein bisschen aufzudrehen und hindurch zu streichen. "Du stößt mich mit einem solchen Verhalten ab. Und am besten gibst du am Ende auch noch mir die Schuld, wenn ich dich Ernst nehme. Also bitte, sei ein bisschen weniger ..." Ihm lag das Wort dumm auf der Zunge. "... Pessimistisch."

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Keine Sekunde ließ er seine Augen von Danica und ihrem Umgang zu Claude. Diesem Umgang, der so viel herzlicher zu sein schien, als der ihm selbst gegenüber. Wieso? Was war es, was sie in diesem Mann gab, was Prinz Nikolai ihr nicht zu geben vermochte? Claude schien etwas irritiert zu sein. Oder bildete er sich das ein? "Ich war letzte Nacht tatsächlich sehr in Gedanken, aber es besteht kein Grund zur Sorge, Miss.", antwortete Claude selbst höflich und diskret. Weil der Prinz höchst selbst da war? Oder waren sie einander immer so distanziert - wenn gleich sie nicht abweisend sind. Sie sind auch äußerst höflich, dafür, dass sie gemeinsam den Ball beschreiten wollen. Interpretierte er in all das vielleicht zu viel hinein? Nein, die Hand von Miss Kalsanik wollte sich ohne zweifel heben. Wollte diesem Mann irgendeine Art Zuwendung geben. Eine Zuwendung, die sie ihm gegenüber abbrach, aber gegenüber Nikolai.. nicht einmal startete. Als sie den Tee ansprach, legte sich ein kleines aber feines Lächeln auf die Lippen von Claude, während Nikolai es schwer fiel... das anzusehen. Wo war diese Fürsorge, wenn es um ihn ging?! Wieso bekam jeder dahergelaufene Mann, Frau und vermutlich Kind ihre Sorge und Vorschläge und wieso... blieb Prinz Nikolai außen vor? Was war es denn, was ihr an ihm fehlte?!
      "Ich möchte Euch nicht zur Last fallen, Miss. Ich versichere Euch, es geht mir gut. Aber... nun... wenn Ihr vielleicht gemeinsam zu späterer Stunde-" - "Leider ist Miss Kalsanik sehr beschäftigt, Monsieur George. Eure Privatangelegenheiten könnt ihr später immer noch klären. Ich bitte drum. Es ist viel zu tun.", intervenierte er noch die Einladung des Mannes zu.. nun zu was auch immer er sie einladen wollte. Claude sah etwas überrascht hinüber zum Prinzen, verbeugte sich aber zum Abschied, wie es von ihm verlangt wurde. Überrascht war er sicherlich - immerhin war Nikolai es selbst gewesen, der ihm anriet das Gespräch mit Danica zu suchen. Nur... ging es irgendwie nach hinten los für ihn, so fühlte es sich zumindest an. Kurz darauf drehte sich Claude erneut zu Miss Kalsanik und zögerte einen Moment, bevor er ihre Hand zum Abschied ergriff und sie etwas anhob, während er sich auch vor ihr verbeugte. "Verzeiht die Störung, Miss Kalsanik.", entschuldigte er sich eben so höflich und ließ auch schnell von ihr ab. Was war das? Nur Höflichkeit von ihm? Oder eine Woge der Zuneigung? So sehr er versuchte zu verstehen, was genau sich vor ihm abspielte - letzten Endes wusste er nur, dass diese Frau aus welchem Grund auch immer DIESEM Mann etwas gab, was sie sich ihm selbst gegenüber verwehrte. Erst als Claude den Raum verließ, konnte sich der Prinz ruhigen Gewissens erneut setzen und begann nun endlich seine Dokumente durch zu gehen, wie er es schon lange hätte tun sollen. Wenn auch seine Konzentration kaum gegeben war. Er erwischte sich selbst dabei, wie er immer und immer wieder den selben Satz las und ihn immer noch nicht im Zusammenhang sehen konnte, weil er so abgelenkt war. Verärgert war. Alles! Und das schlimmste war, dass er das Lächeln nicht abstellen durfte vor dieser Frau. Er musste auf sich und seine Wirkung Acht geben. Sehr... ärgerlich.

      Coleen van Gard
      Sie traute sich nicht mehr aufzusehen und... sie musste es auch gar nicht mehr. Als Jean seine Arme um sie legte und ihren Kopf sowieso missbrauchte, konnte sie ganz die neu gefundene Nähe genießen. Seinen Geruch. Seine Wärme. Es war verrückt wie... sehr sie so eine Kleinigkeit von Jean schon beruhigte. Ihre Arme legten sich unter seinen Armen auf dessen Rücken und sie konnte nicht umhin ihren Körper unweigerlich an ihn zu drücken. Als er begann zu sprechen, begann die Achterbahn in ihrem Kopf unweigerlich ihre Loopings zu drehen. Jean war speziell, aber sie liebte ihn dafür. Selbst während sie versuchten sich zu vertragen, hatten alle seine Worte unweigerlich so einen Geschmack von einem Vorwurf, aber er meinte es nicht so und - auch wenn es ein langer Weg gewesen war - sprach er endlich aus, was im Genauen sein Problem war. Und... dieses verstand sie eigentlich sehr gut, jetzt wo sie es hörte. Wenngleich es erst kam, nachdem er noch einmal direkt sagte, wie egal ihm war, was zwischen ihr und Navid passierte. Sie wusste, wie er es meinte, doch... was sollte sie sagen? Ein Teil in ihr war beinahe enttäuscht darüber, dass sie in Jean wohl niemals auslösen könnte, was er in ihr zeitweise auslöste. Alleine wie sehr Elisabeth sie verunsichert hatte einfach so - Navid... brachte in ihm solche Gefühle nicht hervor. Und das war in Ordnung - enttäuschend. Aber in Ordnung. Es war von Beginn an für sie nicht neu gewesen, dass er in ihr in ein paar Momenten eine Woge der Zuneigung erreichte, die sie bei ihm vermutlich niemals berühren könnte. Aber so wie es war mit ihnen war es okay. Schön. Sie durfte an seiner Seite sein und er wollte an ihrer sein - mehr konnte sie sich nicht wünschen und mehr wollte sie eigentlich auch nicht.
      Er hingegen wollte und verdiente den Vertrauenszuschuss, den sie so schwer hergeben konnte. Dieses ganze Gerede über das Spiel und Elisabeth und... jetzt das Spiel doch wieder zu vergessen. Es hatte sie nervös gemacht und durcheinander gebracht. Es hatte sie gezwungen sich mit dem Gedanken anzufreunden Jean ziehen zu lassen. Das.. musste sie nun nicht mehr.
      Coleen genoss seine Spielereien an ihrem Haar - es war nichts neues, jeder war vernarrt in diese lebendige Mähne auf ihrem Kopf, doch bei Jean war es einfach.. etwas anderes. Schon immer gewesen. Ihr Haar zeigte auch bald schon die Zuneigung, die sie wie so häufig für ihn empfand in ihrem liebevollen Rosarotton und einem Herzklopfen, das sie wohl niemals verlieren würde, wenn es um ihn ging, da war sie sich fast sicher. Die Ebene zwischen ihnen war etwas besonderes und eigentlich läge ihr nichts ferner als das zu zerstören. Das zu ändern. Wieso... hatte sie es überhaupt versucht? Wie war sie bloß auf den Gedanken gekommen, ihn bei sich halten zu können, indem sie etwas änderte, was seit Jahren schon funktionierte?
      Nachdem er fertig gesprochen hatte, rieb sie beinahe ihren Kopf an seiner Brust wie eine Katze, während sie nickend seufzte. "Wir wissen beide, dass du recht hast... Ich bemühe mich, auch wenn ich nichts versprechen kann. Wie du selbst sagst, ich bin... impulsiv. Und denke nicht immer bis zum Schluss... Aber du lässt dir auch einfach nicht gerne in den Kopf gucken...!", merkte sie leise an, bevor sie ihren Kopf etwas unter seinem weg zog, nur um ihn ansehen zu können. Ihn loslassen... war nicht drin. "Ich versuche weniger pessimistisch zu sein. Ich versuche es wirklich. Ich... bin schnell durcheinander, schätze ich. Aber ich will dir vertrauen und dir zumindest einen Bruchteil deiner Loyalität zurück geben..", schmunzelte sie ihm etwas entgegen, während ihr Haar wieder ihr gewohntes Rot annahm und ihre Lippen schnell wieder ihr Grinsen fanden, allein dafür, dass sie Jean halten durfte wieder! Sie stellte sich kurzzeitig auf die Zehenspitzen um ihre Stirn an seine zu lehnen. Nur für einen Moment. Es war richtig gewesen ihm nachzugehen, auch wenn er es vermutlich nicht einmal gewollt hatte. Vielleicht war nur Coleen so harmoniesüchtig und schweren Herzens dabei, wenn sie im Klinsch lagen.
      Einen Moment sah sie zwischen seinen Augen hin und her und konnte nicht anders als lieblich seufzen. Ein Streit mit Jean war anstrengend. Nervenaufreibend. All sowas. Aber der Moment danach... nun dafür war jeder Streit es allemal wert. Allein für diese Moment wollte sie sich doch bemühen ihm eine bessere Freundin zu sein... Aber wenn er sie so wie sie war schon als passende Freundin empfand, dann war es doch nicht an Coleen sich zu ändern. Oder ihn abzustoßen. Irgendetwas! Sie hatte vorher nicht darüber nachgedacht, dass sie sich neue Sorgen auflud, beim Versuch... welchen vorzubeugen. Aber ganz unrecht hatte er vermutlich nicht. Ganz in Ruhe würde sie seine Worte sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen zu einem späteren Zeitpunkt. Nach einer kurzen Pause wurde ihr Grinsen nur breiter, während sie ihren einen Arm enger um ihn legte und den anderen anhob, um dem blonden Mann etwas mit dem Zeigefinger in die Wange zu piksen. "Also~ Jetzt wo wir uns vertragen haben, finde ich, dürftest du mir ruhig sagen, wie gern du mich doch hast~! Ganz abgesehen davon, dass du die Arbeit nicht alleine auf dich nehmen solltest... Wir sollten frühstücken! Und dann erklärst du mir, wieso es eine schlechte Idee ist einfach alle Vorschläge auf den Tisch zu legen und auszuwürfeln, welches Menü wir nehmen! Weil... Also ich finde, das wäre eine großartige Idee! Unkompliziert und letzten Endes wird sowieso kaum wer essen, immer hin werden die meisten tanzen oder sich sonst wie profilieren. Dazwischen vielleicht ein wenig trinken um nicht zu dehydrieren, aber essen? Nah~", mit diesen Worten steckte sie ihm verspielt die Zunge raus und damit war für sie persönlich.. alles wieder okay. Weniger denken... würde sie ja wohl gerade so hinbekommen. Wobei ihr wieder einfiel.. Sie durfte nicht vergessen, dass Danica ihr nach wie vor zeigen musste, wie Coleen es schaffte Jean auf dem Ball nicht auf die Füße zu treten.

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    • Danica Kalsanik
      Auch sie sah natürlich sofort zu Nikolai herüber, als er Claude regelrecht das Wort verbat. Für einen kurzen Moment war sie entrüstet darüber. Allerdings hatte er durchaus recht. Sie hatte keine Zeit gehabt, der Stapel an Arbeit war wahrlich schwindelerregend. Welch Schande... Sie hätte wahrscheinlich jede Einladung von ihm angenommen, und wenn er sie darum gebeten hätte beim Training seine Jacke zu halten. Mit einem entschuldigenden Lächeln sah sie wieder zu dem schwarz-haarigen auf. Sie nickte. "Ihr seid sicherlich auch schwer beschäftigt. Ich möchte Euch nicht die Zeit stehlen", lehnte sie ebenfalls noch einmal sein unausgesprochenes Angebot ab und zog ein bisschen zu schnell die Luft ein, als Claude schließlich ihre Hand ergriff.
      Oh, sie konnte es wirklich nicht verhindern. Dieser Sprung, den ihr Herz immer machte im Versuch ihm in die Arme zu springen. Ihre Finger lagen locker, ganz entspannt in seiner Hand, doch sie schaffte es nicht sich den Impuls zu verkneifen, leicht zu drücken, als er sich von ihr lösen wollte. Nur für einen Moment hielten ihre Glider an ihm fest, zärtlich, einen stummen Wunsch aussprechend. Sie konnte genau spüren wie warm ihre Wangen gewesen sind und in einem Versuch ihre Röte zumindest ein bisschen vor Nikolai zu verstecken, senkte sie den Blick und ließ so ihre Haare wie einen Vorhang von ihren Schultern fallen. Sie machte noch einen Knicks zum Abschied, als Claude schließlich davon zog und für eine einzige Sekunde, nachdem sein breiter Rücken ihre Sicht verlassen hatte, blickte sie auf die massive Holztür, in dem Versuch ihm nachzusehen. Was für eine Qual er ihr doch antat.
      Schnell fing Danica sich wieder und wirbelte regelrecht herum, um wieder an ihren Schreibtisch zu gehen. Allerdings war sie in einer ähnlichen Verfassung wie auch Nikolai. Sie sah auf die vielen Blätter, Zettel, Mitschriften und konnte nicht aufhören durch die Papiere hindurch zu sehen. Zum Glück hatte sie seine Einladung abgelehnt. Sie stand ohnehin schon so dicht am Abgrund, doch sie durfte nicht hinein fallen. Für ihre beste Freundin, für Coleen, musste sie stark bleiben. Sie hatte sich selbst geschworen die Antagonistin zu werden, wenn sie das für ihr Wohlergehen tun musste. Das konnte sie Claude nicht antun. Er sollte nicht mit einem solchen Menschen assoziiert werden, sollte es wirklich zum Äußersten kommen.
      Nach einer Weile, in der es sehr still im Raum gewesen ist, klopfte es plötzlich zaghaft und noch vor einem Herein stürmte ein junger Mann ins Zimmer. Er trug die Uniform des zweiten Jahrgangs, Danica erkannte ihn sofort. Anatoly! Ihr erster Gedanke war, dass er vielleicht erfahren hatte, dass Danica nun für den Prinzen arbeiten musste und er deswegen so hereingestürmt kam. Doch sie konnte sich nicht schlimmer irren. "Nikolai! Das... schau dir das an!", brach es direkt aus ihm heraus und er schleuderte dem Prinzen regelrecht ein Schreiben auf den Tisch. "Dieser verfluchte Thorvald Lind! Es gehen Gerüchte herum, dass er sich der Partei anschließen möchte!" Die Frustration kochte regelrecht über bei ihrem sonst so gefassten Bruder, sodass Danica nicht einmal wahrgenommen wurde. Was ging hier vor sich? Seit wann stand Anatoly in einem solchen Verhältnis mit Nikolai? Und worum ging es hier überhaupt? Angestrengt dachte die junge Frau darüber nach woher ihr dieser Name bekannt vorkam. Thorvald... Thorvald... Schlagartig kam ihr das Bild eines Charakters im Spiel in den Sinn mit zurückgekämmten Haaren und einem überheblichen Lächeln auf dem Gesicht.
      Jetzt wusste sie es wieder! Thorvald war ein unfassbar wichtiger Charakter in der Route von Nikolai! Er hatte öffentliche Campagnen gegen den Prinzen unterstützt, was ein riesen Problem gewesen ist, wenn man daran dachte, dass seiner Familie unfassbar viele Landgüter und angrenzende Felder gehörten. Seine Familie war politisch wie der Turm beim Schachspiel. Er stand in einer Linie mit dem König und könnte ihm mit Leichtigkeit in den Rücken fallen. Danica wurde die Ernsthaftigkeit dieser Angelegenheit schlagartig bewusst. Hier ging es nicht mehr um den interessanten Plot einer Geschichte, hier ging es um ein Königreich, das zwischen den Fronten steht. Im Spiel brauchte Nikolai die Eheschließung mit Elisabeth um die Partei, wie sich dieser Verbund aus Widersprechern nannte, zu vertrösten und auf seine Seite zu ziehen. Blühte ihm das Schicksal hier ebenfalls. Oder gab es vielleicht einen Weg drum herum? Aufmerksam lauschte Danica der Diskussion der beiden Männer.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Auch dem blonden jungen Mann entwischte nun ein kleines Lächeln bei ihrem erneuten, inzwischen nicht mehr all zu überraschenden, Stimmungsumbruch. Er seufzte leise und schüttelte über sie den Kopf. "Wie sehr ich dich mag, willst du wissen?", hakte er noch einmal nach und packte sie dann einfach ohne Vorwarnung und schleuderte sie herum, warf sie halb über seine Schulter und ließ sie dann recht ruckartig, doch vorsichtig auf dem Gras wieder auf den Boden. Er legte sie hin, mit den Beinen voraus, sodass sie sich nicht verletzt, bis er ihren Kopf dann erst losließ, als sie Grund darunter hatte. Jean selbst ließ sich neben sie fallen. "Ich mag dich genug, um dein Theater an der Wand mitzumachen und dich nicht einfach wegzuschleudern!" Es fiel ihm beim besten Willen nicht leicht seine Gefühle ehrlich auszusprechen. Alles in seiner Erziehung hat ihn dahingehend gelenkt seine Emotionen stets für sich zu behalten. Jetzt plötzlich seine Gedankenwelt einfach so offen zu legen war bereits ein hartes Stück.
      Coleen brachte ihn immer bis an seine Grenzen mit ihrer Emotionalität. Mit ihrer Impulsivität. Mit ihrer ganzen Art, die so unfassbar viel Zuwendung und Aufmerksamkeit verlangte. Geduld und Verständnis. Sie war der anstrengendste Mensch, der ihr jemals unter die Augen getreten war. Doch alles an ihr war echt. Jeder Blick, jedes Lächeln. Selbst wenn sie versuchte zu lügen konnte sie nicht anders als ehrlich zu sein. Und das war ein Lohn, der die viele Arbeit, die Anstrengung und seine Nerven doppelt aufwog. "Du solltest wirklich nicht halbherzig an die Sache heran gehen", wechselte er wieder auf das Thema mit dem Menü beim Ball. "Auch wenn du denkst, dass es eine nichtige Entscheidung ist, so ist sie doch eine, die alle Gäste betrifft."
      Er holte die Antwortschreiben aus seiner Tasche. "Ich habe auch schon einige Favoriten", meinte er ein bisschen nachdenklich und überflog noch einmal die Briefe. "Aber das Frühstück klingt gut. Möchtest du Navid ebenfalls mit einladen? Du hast ihn schließlich für mich versetzt und wir könnten ein bisschen Hilfe sicherlich gebrauchen." Zumal Jean zugeben musste, dass er sehr, sehr unfair zu dem jungen Mann gewesen ist. Das hätte echt nicht sein gemusst. Der Blonde erhob sich und reichte Coleen die Hand um ihr aufzuhelfen, als er plötzlich an ihr vorbei sah und eine andere Szene beobachtete. Sofort schlich sich ein angewiderter Ausdruck in sein Gesicht. "Vergiss es", murmelte er, während er mit ansah, wie Elisabeth sich gerade Navid aus einiger Entfernung an den Hals schmiss. "Dieses grässliche Frau hat ihn schon als nächstes Opfer in ihren Fängen." Niemals würde er den Moment vergessen, an dem sie beide sich als heranwachsende gesehen haben und Jean das verstörendste Bedürfnis von ihr empfangen hat, das er jemals verspürt hat. Diese Frau war ein unersättlicher Schlund der Wollust. Kein Mann, der auch nur im Entferntesten ihren Geschmack traf war sicher vor ihren Avancen. Wenn man es denn überhaupt Avancen nennen konnte. Es hatte eher was von einem Befehl sie zu vergöttern. Schrecklich unangenehme Persönlichkeit, wie Coleen auch nur auf die Idee kommen konnte wegen diesem Scheusal der Eifersucht zu verfallen, war ihm ein Rätsel... Das sie ihm eigentlich aufklären könnte.
      "Wie um alles in der Welt bist du eigentlich auf den Gedanken gekommen das blonde Monstrum wäre auch nur im Ansatz interessant für mich? Es erschließt sich mir beim besten Willen nicht, egal wie ich darüber nachdenke."

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Keine zwei Dokumente war der Prinz weiter gekommen als die nächste Ruhestörung den Raum betrat - wenngleich es dieses Mal eine mehr oder minder angenehme war. Die Person war angenehm - ihr Anliegen hingegen nicht. "Nikolai! Das... schau dir das an!" Mit diesen Worten kam ein sichtlich frustrierter Anatoly... Wie auch immer sein Nachname gewesen war, durch den Raum direkt zu ihm gestürmt und wirbelte Wind auf seinem Schreibtisch auf als er ihm das Schreiben vor die Nase klatschte. Schon als er zu ihm stürmte, legte der Prinz vorsorglich seine Hand auf das lose Blatt Papier vor sich, damit es nicht vom Schreibtisch fegte und hob skeptisch seine Augenbraue. Vor diesem Mann brauchte er nicht sein Prinzen-Gesicht und er war mittlerweile so tief in Arbeit versunken gewesen, dass er glatt vergaß, dass in der anderen Ecke des Raumes nicht Iris saß. "Dir auch einen 'Guten Morgen'.", erwiderte er dem Mann, der seine Ruhe störte und ergriff das Schreiben, noch während Anatoly vor sich hin meckerte und ihn in's Bilde setzte darüber, was er gleich schwarz auf weiß lesen könnte. Dem sonst so zurückhaltendem netten Gesicht abgeschworen, verlieh Nikolai seinem Frust Ausdruck in dem er das Schreiben in seinen Finger mit einem Mal verärgert in mehrere kleine Einzelteile zerfetzte. "Natürlich, will er sich der Partei anschließen. Dieser Teufelsgenosse scheint es gerade zu im Blut zu haben sich meine schlechten Tage auszusuchen - und sie noch schlechter zu machen!" Diesem Mann konnte Nikolai nichts abgewinnen, ganz im Gegenteil. Er brachte ihm zum Fürchten um seine Position, um sein Königreich, um alles, wofür er sich jeden verdammten Tag den Arsch aufriss! Die sich gebildeten Schnipsel warf er unverfroren zu Boden um sich selbst aufzuhalten kein Feuer mit ihnen zu entfachen, bevor er sich selbst mit seiner Hand durch das Gesicht wischte. Nach einem Moment des tiefen Durchatmens, welches eigentlich dafür sorgen sollte, dass er sich nicht gehen ließ... Nun, es kam anders. Er trat nach seinem Schreibtisch. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal. "Verdammt nochmal!", zischte er knurrend von sich und der Frust war ihm anzusehen. "Okay, okay, okay. Gib mir... ein paar Minuten zum Denken.", erbat er von Anatoly und gab sich ganz seiner schlechten Angewohnheit hin: In schwierigen Situationen biss sich Prinz Nikolai nicht gerade sanft in den Fingerknöchel seines rechten Zeigefingers und schloss seine verbissen guckenden Augen um seine Gedanken zu sortieren. Sein Verbündeter und seine Sekretärin kannten beide das Prozedere - in diesem Moment durfte kein Wort gesagt werden, da ansonsten Nikolai selbst wohl platzen würde. Ein paar Minuten saß er da. Durchdachte die Situation, bis er sich selbst etwas zunickte und erneut aufsah zu Anatoly. "Es sind bisher nur Gerüchte. Solange er sich ihnen nicht offiziell verschreibt, stehen alle Türen offen und wir haben die vermutlich beste Gelegenheit das Gespräch mit ihm zu suchen auf dem Erst-Semester-Ball. Ein Event, das auch er sich nicht entgehen lassen wird. Nur...", als ihm die Attitüde seiner Ballbegleitung durch den Kopf schoss, wurde er betont missmutig und runzelte die Stirn. "Miss Elisabeth ist hübsch anzusehen, was wenn ich ehrlich bin - ihr zuzuhören ist eine Qual. Sie scheint den Streit gerade zu anzuziehen.", seufzend ließ er sich auf seinem Sessel zurück fallen und wandte seinen Blick skeptisch aus dem Fenster. "Da wäre sogar dieses verrückte Mannsweib eine bessere Partnerin gewesen, aber sie wird sich hüten gerade mir einen Gefallen zu erweisen. Seid ihr nicht miteinander bekannt, Anatoly? Mit der van Gard-Frau?" So sehr er diese Frau hasste, rein in den Kreisen der Adeligen und Politiker war sie eine bemerkenswerte Frau und sei es nur kurz, so würde ein freundschaftlich wirkendes Verhältnis mit einer Frau, die in höchsten Tönen gelobt wird und gleichermaßen bodenständig auf alle wirkt ihm sicherlich Sympathiepunkte einbringen. Die Männer der Gesellschaft liebten diese dumme Geschichte der Frau, die alleine ihren Fuß in eben dieser Gesellschaft hielt - trotz Dahinscheiden der Eltern und ganz ohne Mann an der Seite. "Ihr gingt doch gemeinsam zur Begrüßungszeremonie, wenn ich mich nicht irre. Sie ist doch sicherlich bestechlich für so eine kleine Geste wie ein freundliches Gespräch in Blickrichtung von diesem Lackaffen."
      Nachdenklich tippte er immer wieder mit seinem Finger auf dem Tisch. Der Plan war gut, jedoch war er Miss van Gard ebenso unangenehm, wie sie ihm. Ohne einen wirklich wirklich wirklich guten Grund, würde sie nicht einmal ihm einen Tee reichen, selbst wenn sie es selbst war, die ihm den Weg zu diesem versperrte. Ein Bündnis mit ihr würde sicherlich viele Probleme lösen, jedoch war es ihr recht ihm genauso viele Steine in den Weg zu werfen, wie sie fand. Alternativ...? Nein, er konnte Elisabeth ja schlecht zu einer guten Begleitung drillen. Mit ihr sollte er zwar definitiv gesehen werden beim Tanz, doch auf keinen Fall sollte sie sich Thorvald annähern und den Mund öffnen. Am besten... sollte sie überhaupt nicht den Mund öffnen.

      Coleen van Gard
      "Wie sehr ich dich mag, willst du wissen?" Ein Lachen lief ihr alleine schon bei dieser Frage über die Lippen in sinniger Vorfreude darauf tatsächlich eine Antwort zu bekommen - wenn auch sie zu erst einmal den Boden unter den Füßen verlor. Wortwörtlich. "H-Hey!", entwich es ihr zu erst vor Schreck, doch schnell wandelte sich der Schreck in ein begeistertes Lachen, als er sie auch schon in's Gras legte. Er war ruppig und vorsichtig. Zickig und liebevoll auf seine eigene Art. Er war einfach ein Paradoxon namens Jean-Christoph! Als er sich neben sie fallen ließ, grinste sie ihn nur breit an und strich mit ihrem Zeigefinger über seine Schulter. "Ich mag dich genug, um dein Theater an der Wand mitzumachen und dich nicht einfach wegzuschleudern!" - "Welch Glück ich doch habe!", erwiderte sie darauf zwar grinsend und lachend, aber sie meinte es genau so wie sie es sagte. Ganz abgesehen davon... das es irgendwie peinlich gewesen wäre, wenn er sich wirklich ihrer Nähe entzogen hätte, während sie ihm auch noch nach lief. Er holte die Antwortschreiben heraus und Coleen lauschte seiner... 'Kritik', wenn man es so nennen konnte, darüber, dass sie das alles ernster nehmen sollte. "Ich bin für alles, wogegen Elisabeth ist.", grinste sie als er auf seine eigenen Favoriten zu sprechen kam, und die Freude eines Kindes lag in ihrem Gesicht, als er das Frühstücksangebot annahm und sogar Navid einladen wollte - nun oder zumindest seine Anwesenheit gewährleisten würde. Erfolg auf ganzer Linie in ihren Augen! Glücklich nahm sie seine Hand an und stand auf, als er allerdings... "Vergiss es"
      Fragend folgte sie seinem Blick und lachte etwas bei dem Anblick, der sich ihr bot. Navid wäre wohl der einzige, der ihre unangebrachten Avancen im Entferntesten genießen könnte. Da war sie sich fast sicher. Und so gerne sie ihn eigentlich erretten würde, die Furcht, das diese grauenhafte Person sich zu ihnen mit an den Tisch gesellte, nur weil Navid so offen und nett zu jedermann war, war viel zu groß. "Der Arme~", säuselte sie, als sie in sich zusammen zuckte bei seiner nächsten Frage. Überrascht sah Coleen zu Jean auf und blinzelte kurz, als wenn sie die Frage nicht verstanden hätte. Von dem Spiel konnte sie wohl kaum erzählen, aber ehrlich antworten funktionierte nichtsdestotrotz. Ein Lächeln legte sich wieder auf ihre Lippen und ohne die Erlaubnis zu erbitten hakte sie sich sanft an Jeans Arm ein und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. "Sie ist eine kleine Berühmtheit mit ihrer herzergreifenden Geschichte, und einer Begabung, von denen die Meisten nur zu träumen wagen. Tatsächlich hatte ich Angst, weil sich vieles zwischen ihr und mir überschneidet.. Eine Geschichte, die die meisten Menschen zum Weinen bringt. Eine Kraft, die die Menschen um einen herum in Staunen versetzen. Wir sind beide wohl sehr aufmerksamkeitsbedürftig und haben einen Hang dazu nicht herzugeben, was wir unser Eigen nennen. Mich akzeptierst du, aber zwei von unserer Sorte würdest du sicher nicht überleben. Und auch rein äußerlich bleibt kein schlechtes Haar an ihr kleben." Wäre Coleens Tonlage bei dem Vergleich zwischen ihnen beiden nicht so betrübt gewesen, hätte man beinahe ihre Worte als eine Art des Aufsehens zu ihr missverstehen können. Dem war natürlich nicht so, ganz im Gegenteil. "Auch ich war überrascht, dass sie trotz allem zu so einer anstrengenden Frau geworden war... Ich hatte es einfach anders erwartet, ich kannte sie ja nicht persönlich wie du. Doch auch trotz ihrer Attitüde ist sie skandalfreier als ich. Die Blicke, wenn sie den Raum betritt und wenn ich einen Raum betrete - sie unterscheiden sich markant. Nun... ich lege es sicherlich auch ziemlich darauf an, zumindest mit meiner Kleiderwahl, doch man spricht Elisabeth so viel mehr zu als dem 'armen armen Waisenkind, das ohne ihren Berater nicht in der Lage wäre so fundamental im Adel zu bleiben'. Ich weiß, was man über mich redet und ich weiß, nicht alle sind von meinem Weg so begeistert wie ich ihn wähle. Elisabeth hingegen... Nun wer sie nicht persönlich kennt, hat kein schlechtes Wort über sie zu verlieren, ist dem nicht so?", fragte sie leise, doch solange sie bei Jean war, konnte sie all das nicht verunsichern. Umso mehr Angst hatte es ihr gemacht, was wäre... wenn er sie eintauschen würde gegen eine bessere Version ihrer selbst. "Ich weiß, ich soll nicht pessimistisch denken, aber so war nun einmal mein Gedankengang. Aber.. so.. denke ich jetzt nicht mehr. Weil du mir tatsächlich keinen Grund gibst unsicher zu sein mit mir selbst, du hattest völlig Recht. Du hast mir nie einen Grund gegeben zu zweifeln, das kam ganz alleine von mir, weil deine Nähe mir viel Freude und viel Sicherheit gibt und ich ganz durch den Wind war beim Gedanken meinen Rettungsanker zu verlieren."
      Ganz im Gegensatz zu Jean war Coleen sehr wohl der Typ dafür ihre Gedanken offen auszusprechen, auch wenn gewisse Themen von ihrer Scham eingegrenzt wurden. Das hier wäre sicher auch eins gewesen aber, er sprang über seinen Schatten um ihr die Unsicherheit zu nehmen, die sie jagte - und das sollte sie ihm nicht mit Scham und Leugnung danken. Tatsächlich lag es Coleen auch sehr fern auf ihre Skandale zu verzichte, wenn sie dafür sich mehr verstellen müsste als so schon: Ihre Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen während ihrer Geschäfte war für sie schon anstrengend genug. Da wollte sie außerhalb von Verhandlungen nicht sich auch noch verleugnen wie der Rest dieser komischen Welt.
      "Die Zusammenfassung wäre wohl 'Hey, ich bin eine Frau, nichtsdestotrotz. Und Frauen sehen andere Frauen gerne als Konkurrenz'.", lachte sie zum Schluss jedoch noch leise und seufzte direkt hinterher. Es war wirklich blöd gewesen. Aber wenn sie das Spiel vergaßen... dann war da nichtsdestotrotz eine gewisse Unsicherheit, die Elisabeth in ihr auslösen würde. Trotz allem. Sie beide forderten ihre Aufmerksamkeit und ihren Tribut - wenngleich Coleen es nicht so nervtötend machte wie Elisabeth. Coleen... nun sie nahm sie sich einfach, von den Menschen, die die Jahre schon ihren Rücken gestärkt hatten. Auf ihre ehrliche Coleen-Art umarmte sie die Menschen ungefragt, die ihr etwas bedeuteten, wenn sie wollte. Auch Elisabeth.. versuchte sich zu nehmen, was sie wollte, allerdings von Männern, die ihr gerade zu unbekannt waren. Natürlich stoß sie da auf Widerstand. Es war eine Naivität, von welcher auch sie selbst sich definitiv nicht frei sprechen konnte. Jean würde von zwei ihrer Sorte völlig überfordert sein - wenn nicht Coleen selbst ihn genug überforderte. Und hätte das Spiel in ihm eine Zuneigung für diese Elisabeth ausgelöst... wäre sie weg vom Fenster gewesen. Nicht einmal als Freundin hätte er sie behalten wollen - und Elisabeth hätte ihn nicht gelassen.

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    • Danica Kalsanik
      Schnell presste die junge Frau mit den strahlend silbernen Haaren ihre Lippen aufeinander, als sie die plötzliche Entgleisung von Nikolais Charakter erlebte. Als würde sie einen spannenden Film betrachten, legte sie die Ellbogen auf den Tisch und umschloss ihr Gesicht mit den Händen. Das war besser. Bedeutend besser. Sie mochte seine echte Art so viel lieber, als dieses perfekte, einstudierte Lächeln. Sein Ausbruch verriet sofort so viel mehr über ihn, als jedes Wort, dass sie bisher miteinander gewechselt hatten. Danica merkte - erlebte -, wie wichtig ihm seine Arbeit gewesen ist. Wie wichtig ihm sein Königreich gewesen ist. Ohne sich selbst zu profilieren, ohne jemanden beeindrucken zu wollen. Es ging hier nur um ihn und seine wahren Gefühle. Ein zufriedenes Lächeln zog an ihren Lippen. Zwar verwirrte es sie noch immer, dass Anatoly hier gewesen ist, sie hatte nichts von der Freundschaft der beiden gewusst. Doch es machte sie glücklich, dass Nikolai jemanden hatte, in dessen Gegenwart er sich fallen lassen konnte. In der er ganz er selbst sein konnte.
      Und sie würde eine furchtbare Lüge erzählen, wenn sie sagen würde es amüsierte sie nicht zu hören was er von Elisabeth dachte. Anatoly war es, der nach einem Moment der Stille wieder das Wort ergriff auf die Idee des Prinzen möglicherweise Coleen mitzunehmen. "Coleen ist eine gute Freundin meiner Schwester", seufzte er. "Ich fürchte es wird sehr schwer sein sie zu einer Kooperation zu überzeugen. Sie ist nicht unbedingt aufgeschlossen, wenn es darum geht sich in solche Angelegenheiten einzumischen. Erst recht auf einem Ball, könnte das gehörig nach hinten losgehen." Es war so eigenartig Mäuschen in einem Gespräch zu spielen, in dem es indirekt um sie selbst ging.
      "Sie müsste in die ganze Thematik eingearbeitet werden und auch dann würde sie sicherlich schnell zu ihren eigenen Geschäften übergehen. Ich denke Coleen mitzunehmen könnte ein Fehlschuss sein. Wir müssen es irgendwie schaffen ihm unverfänglich von unseren Ideen zu erzählen. Wenn wir ihm das Gefühl geben, dass es ein Geschäftsgespräch ist, werden wir ihn sofort verlieren."
      Frustriert raufte Anatoly sich die Haare und ließ sich auf den Platz gegenüber von Nikolai fallen, den Kopf in den Nacken gelegt. "Vielleicht sollte ich meine Schwester mal fragen", nuschelte der junge Mann dann der Decke entgegen, die er angestrengt musterte. "Sie weiß eigentlich immer Rat." Danica fühlte sich geschmeichelt. Es bedeutete ihr viel in einer schweren Stunde der Verzweiflung in den Gedanken ihres Bruders zu sein. Und sie wusste tatsächlich die ein oder andere Strategie, die man so anwenden könnte.
      Doch sie blieb still. Das hier war nicht ihr Kampf, nicht ihre Zeit, sie sollte sich nicht einmischen. Deswegen blieb sie still und fing irgendwann nebensächlich wieder an durch ihre eigenen Dokumente zu stöbern. Es verging einige Zeit, in der die beiden Männer hitzig diskutierten.
      Nach einer Weile schaute Danica sich ein bisschen besser im Zimmer um und erkannte eine kleine schmale Tür hinter sich. War das ein Dienstbotendurchgang? Prüfend sah sie noch einmal zu ihrem Bruder und Nikolai. Sie hatten noch immer keinen Kopf gehabt sie wahrzunehmen. Ein Gefühl von Nichtigkeit machte sich in ihr breit, das sie allerdings schnell wieder herunterschluckte und bedacht aufstand, um durch die kleine schmale Tür zu verschwinden. Es war wirklich ein Dienstbotengang und vorsichtig ging sie durch, bis sie im Flur vor der Bibliothek heraus kam. Einige Zeit später klopfte sie wieder an die Haupttür des Büros. Auf ein Herein trat sie ein und erkannte, dass Anatoly bereits wieder gegangen war.
      "Sire", meinte Danica höflich zur Begrüßung und stellte dem Mann ein Tablett mit köstlich duftendem Tee hin und einer kleinen Speise für den Mittag. "Ihr solltest wirklich etwas essen...", erklärte sie ihre Handlung ein wenig und setzte sich in den Platz, in dem ihr Bruder zuvor gesessen hat. Die Polster waren noch warm, er muss erst vor kurzem gegangen sein. Still nahm sie sich die zweite Tasse, die nicht für sie bestimmt gewesen ist.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Die Unsicherheiten einer Frau sind wirklich eine komplizierte Angelegenheit gewesen. Sehr offensichtlich. Denn er verstand von sich aus nichts von diesen Gefühlen. Er musste an dieser Stelle allerdings auch betonen, zu Gunsten von Coleen, dass er auch bedeutend weniger Schwierigkeiten damit hatte die Intentionen von anderen Menschen zu begreifen. Er musste nämlich nicht schätzen, nicht raten. Er musste in keine Geste, in keinen Blick eine bestimmte Meinung hinein legen. Wollte er es nur genug, spürte er durch seine Kräfte, was sein Gegenüber begehrte. In Coleens Fall musste er selten so weit gehen. Ihre Haare waren Signal genug was sie empfand oder dachte. Daher war er wirklich nicht der richtige, für ein solches Thema. Er konnte sie wirklich nicht nachempfinden.
      Daher seufzte er, nachdem er ihr aufmerksam zugehört hatte. "Ich finde ihr ähnelt euch nicht im Geringsten", gestand er dann offenkundig. "Du bist an deinen Verlusten gewachsen, hast sie zu deiner Stärke gemacht und dir selbst einen Namen gemacht. Sie hat - zumindest kommt es mir so vor - ihr Leben damit zugetragen darauf zu warten, dass plötzlich jemand oder etwas ihr einen Namen verschafft." Er machte eine einladende Handbewegung, sodass sie beide sich in Bewegung setzen konnten um das Frühstück einzunehmen.
      "Sie ist faul, war sie auch schon immer. Sie betrachtet die Welt und Menschen als ihr Eigentum und jeder soll sie verehren. Ich habe Prinzessinnen gesehen, die nicht so überheblich gewesen sind wie diese Bürgerliche." Er schnaufte leicht bei der Erinnerung an seine Kindheitserlebnisse mit ihr. Die Besuche der Reederei waren nur wegen ihr für ihn damals schon ein Alptraum. Es hatte ihn nie wirklich gestört als Bürgerlicher angesehen zu werden unter den Adligen um ihn herum. Das änderte sich jedoch schlagartig, als er diese Frau kennenlernte. Fortan war er stets darauf erpicht so große Unterschiede wie nur irgend möglich zwischen ihnen beiden zu ziehen. Als so etwas wollte er wirklich nicht angesehen werden. Das verdiente er auch gar nicht. "Ihr tragische Hintergrundgeschichte macht sie aus, prägt sie. Es gibt nichts anderes über sie zu sagen. Bei dir hingegen habe ich noch nie jemanden davon sprechen hören, was deinen Eltern widerfahren ist. Sicherlich gibt es den ein oder anderen der behaupten würde deine Stellung ist unverzeihlich und du wärst ohne den Tod deiner Eltern nie an diesen Punkt gekommen. Doch niemand hat es bisher geschafft dir das als Wesensart zu unterstellen."
      Er dachte noch einmal ein bisschen über seine Worte nach und versuchte auszudrücken, was ihm auf der Zunge lag. "Du... bist ein eigener Mensch. Dein Leben lang hast du daran gearbeitet du zu sein und du zu bleiben. Die Geschäfte haben dich nicht verändert, deine Familiensituation hat dich wachsen lassen, du trägst deine Liebsten so fest an deinem Herzen. Alleine deswegen hast du schon bedeutend mehr zu geben als eine leere Person wie Elisabeth."
      Wie liebevoll seine Worte gewesen sind, realisierte der Mann gar nicht. Er sprach lediglich eine Wahrheit aus, von der ihm nie in den Sinn gekommen ist, dass seine Freundin sich darüber nicht im Klaren gewesen ist. Jean hatte viele Jahre Zeit gehabt sie zu betrachten. Von klein auf war sie immer etwas besonderes gewesen. Anfänglich nahezu verängstigt, dann aber jedoch stürmisch und leidenschaftlich. Ihre Entwicklung war von vielen Rückschlägen geprägt über die sie hinausgewachsen ist. Es war ihm ein Rätsel wie sie überhaupt auf die Idee kam sich mit Elisabeth zu vergleichen.

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Kurz hob Nikolai skeptisch seine Augenbraue in die Höhe. Das erste Mal hörte er von der Schwester - oder vielleicht hörte er auch nur das erste Mal aktiv zu, während sie in's Gespräch kam. Missmutig runzelte er allerdings die Stirn bei den Einwendungen und Zweifel die Anatoly hatte Miss van Gard mit in's Boot zu holen. "Nun, du kannst das sicherlich besser beurteilen als ich. So ungerne ich es ausspreche, rein aus der Sicht der Theorie gibt diese unangenehme Frau ein gutes Bild ab und beeindruckt viel zu viele Männer mit ihrer Eigeninitiative auf dem Handelsmarkt. In der Praxis... nun, ich umgehe ihre Anwesenheit sehr gewillt auf offensichtlichen Gründen und kann wahrlich nicht beurteilen, wie weit sie formbar wäre, wenn sie sich denn bereit stellen würde. Auch wenn sie sich sicherlich sowieso eher die Hand abhaken würde, als mir unter die Arme zu greifen. Nichtsdestotrotz neben ihr und Elisabeth genießen nur wenige Frauen so ein berühmtes Ansehen über die Grenzen hinaus, was ich mir eigentlich gerne zu Nutzen machen würde. Ihre Geschichten Berühren die Leute, wenngleich sie beide als Menschen schrecklich sind, wenn du mich fragst. Nun... nichts gegen den Geschmack deiner Schwester natürlich. Sie kann sich als Freundin wählen, wen sie will.", äußerte er sich dazu und seufzte ergeben, während seine Worte sowohl vor Abneigung Coleen gegenüber als auch einem geringen Maß an Akzeptanz strotzten gerade zu. Er behauptete nicht, dass sie nicht konnte, was sie tat - lediglich gefiel ihm nicht, dass sie etwas konnte und eben dieses tat, ohne große Hilfe von ihrem Berater, welcher selbst leider nur in den höchsten Tönen von ihr berichtete, wie er vernahm. Während Prinz Nikolai selbst die Stellungen seiner Mitmenschen und ihre Nutzbarkeit für ihn selbst im Kopf hatte, schien sich Anatoly selbst ein besseres Bild machen zu können davon, welche dieser Menschen nun auch im praktischen Wege nutzbar waren - und eben nicht nur theoretisch. Das machte ihn zu einem nützlichen Verbündeten, und gab ihm selbst dadurch eine gute Möglichkeit auf Hilfe des Thronfolgers Styrcias, wenn immer er sie mal benötigen würde. Nikolai selbst betrachtete ihre Beziehung eher als wirtschaftlichen Zusammenschluss statt einer Freundschaft - wenngleich er wohl das nächste an einer Freundschaft war, das er besaß. Er wollte es eben nur selbst nicht so nennen.
      "Vielleicht sollte ich meine Schwester mal fragen. Sie weiß eigentlich immer Rat." Bei diesen Worten... machte sich selbst Nikolai ohne Maske die Mühe seinen Unglauben im Zaum zu halten, zuliebe Anatolys. Na gut... Vielleicht war es doch eine Art von Freundschaft. Aber alleine der Gedanke daran, dass eine Frau ihn aus der Misere erretten könne war Schwachsinn. Törichter Unsinn. Unmöglich. Sie war eben letzten Endes nur das: Eine Frau. Und wenn es nach Nikolai ginge, würden die Frauen das tun, was sie am besten konnten: Einen Mann unterstützen. Was... ihn wieder zu seinem Ärger über Coleen van Gard brachte. Würde sie sich diesem Bild einfach ergeben, wäre sie politisch gesehen mit ihrer Geschichte und ihren Kontakten sicherlich eine wunderbare Braut - wenn auch nicht für ihn. Aber für jemand anderen sicherlich, doch nein: Stattdessen stolzierte sie herum in Männerkleidung und reichte Frauen ihre Hand, als gäbe es kein Morgen! Wahrlich, er konnte sie nicht ausstehen. Sie und ihr emanzipiertes Bild der Welt.
      Prinz Nikolai war sich nicht sicher, wie viel Zeit verging, doch bald schon verabschiedete Anatoly sich von ihm und ehe sich der Prinz versah, betrat Danica den Raum. Zuerst sah er kurz überrascht drein, bis ihm wieder einfiel, dass Iris ja gar nicht mehr zu seiner Hand stand und sie eingesprungen war. Er hatte es im Laufe des Gespräches mit seinem beratertätigen Bekannten glatt vergessen - umso besser war es, dass sie gar nicht im Raum gewesen war und sie Erleichterung kennzeichnete sich in einer kurzen Handbewegung zur Streckung seiner Finger, bevor er auch schnell wieder lächelte, wie er es gewohnt war. Wenngleich... er wahrlich nicht erwartet hatte, dass Miss Kalsanik ihm etwas zur Nährung bringen würde. "Ich danke Euch vielmals. Sagt Ihr mir auch, wofür ich es verdiene? Damit ich es wiederholen kann?", charmant wie eh und je lächelte er und ergriff sich direkt den Tee, dessen Duft er sich mit einer Hand zufächelte und ausgiebig genoss, bevor er einen Schluck zu sich nahm. Aber... eigentlich. "Ihr kommt mir eigentlich sehr gelegen gerade, wenn ich ehrlich bin. Sagt, Miss Kalsanik. Ihr seid doch in Freundschaft mit Miss van Gard verbunden. Wärt Ihr so gut eine unverfängliche Frage für mich zu beantworten? Redet Sie im Privaten oft über ihre Geschäfte?", suchte er sehr direkt das Gespräch mit ihr ohne lange drum herum zu reden. Während Anatolys Vermutungen eben genau das waren - Vermutungen -, könnte Danica ihn wohl unverfänglicher in's Bild bringen. Es war eine simple Antwort nötig bei der selbst sie sicherlich keinerlei Kränkung finden würde und diese Frage würde ihm alles beantworten, was er wissen müsse.
      Würde sie die Frage bejahen, wäre sicherlich ein Gespräch mit ihr nicht komplett frei von Sinnen, denn das würde bedeuten, dass sie auf eine sehr natürliche Art und Weise zwischen Geschäftlichem und Privaten tanzen könnte mit ihren Worten und niemand würde es mit einem Geschäftsgespräch missverstehen. Sollte sie es strikt trennen, würde sie vor Identitätszwist in Anbetracht der Umstände, genau wie Anatoly es andeutete, wohl sehr schnell in ihrer Business-Persönlichkeit wieder finden und der unangenehme Gegenspieler Nikolais würde den Braten von Weitem riechen.
      Er selbst konnte es tatsächlich nicht beurteilen, da im Privaten er und diese Frau regelmäßig sehr angeheizt aufeinander reagierten und er sich so natürlich kein Bild machen konnte - und bis heute auch gar nicht wollte. Aber er war in Not und er griff nach jedem Strohhalm den er bekommen konnte.

      Coleen van Gard
      "Ich finde ihr ähnelt euch nicht im Geringsten" Viel mehr war nicht nötig um Coleens Herz einen direkten Sprung antreten zu lassen und es in schwindelerregende Höhen zu bringen. Sie hörte ihm mehr als nur aufmerksam zu. Er beschwerte sich zwar über Elisabeth und das nicht gerade in einem kleinen Rahmen - doch er schien sehr bedacht bei der Wahl seiner Worte zu sein, als er Coleen beschrieb. Aus seiner eigenen Sichtweise. "Du... bist ein eigener Mensch." Ihre ganzen Sorgen, ihre ganze Unsicherheit gegenüber Elisabeth - ihre Angst nicht auszureichen gar, flog einfach aus ihrem Herzen hinaus und erleichterte dieses ungemein.
      Ihr Blick haftete geradezu an ihm und seinen ehrlich gemeinten direkten Worten, während sie ihm mit einem Herzklopfen einer ganz neuen Art und Weise folgte. Ein Herzklopfen, das ihr an Intensität gänzlich fremd war, aber auf eine sehr angenehme und warme Art ihren Körper von innen heraus erfüllte. Ihr war in diesem Moment nicht mehr zu helfen, seine Worte rührten sie ungemein - so sehr, dass sie spürte, wie sich ein paar wenige Tränen in ihren Augen sammelten und ihren Weg aus ihrem Körper hinaus bahnen wollten. So sehr, dass ihre Wangen unweigerlich erröteten und ihr Haar zwischen einem liebevollen Hellrosa, einem glücklichen Zitronengelb, ihrem von Selbstbewusstsein nur so strotzenden strahlendem Rot und ihrem hoffnungsvollem Orange hin und her tanzen ließ. Eine Erleichterung und Aufregung und ein Gefühl der Glückseligkeit lief durch ihren ganzen Körper und ließ ihr einen Nachgeschmack von 'Zuhause' da. Akzeptiert und geliebt, für ihre eigene Art. Für alles, was sie durchmachte und für alles, wofür sie mit ihrem Namen stand. Als er zu Ende gesprochen hatte, betrachtete sie ihren Freund wie in Trance, denn auch wenn er es nicht verstehen konnte - seine Worte hatten den Weg in ihren Kopf, den sie machen sollten, verfehlt und direkt in ihr Herz getroffen. Aus ihrer wundersamen Erstarrung riss sie der Moment, als ihre erste Träne der Rührung über die Wange lief, und sie sich etwas ruckartig von abwandte um sich schnell über die Augen zu wischen mit ihrer einen Hand, während ihre andere ihre Haare etwas zusammen hielten, damit ihr wilder Tanz nicht... ganz so auffiel, wie er es es von Natur aus eben tat. Trotz der Scham über ihre übermäßige Reaktion, die in ihre aufstieg, konnte sie von ihm abgewandt nur verlegen - und gleichermaßen überglücklich lachen. "Das hast du schön gesagt..!", brachte sie leise unter ihrem nahezu sorgenfreien Lachen heraus auf der Suche nach einer Grenze dieser Emotionen, die sie gerade zu fluteten bei seinen Worten. Und sie wusste: Bei niemand anderem hätten diese Worte auch nur annähernd solch eine Wirkung gehabt. Denn niemandem sonst würde sie solche Worte ohne zu zögern glauben außer ihrer liebsten Danica - wenngleich diese ihr regelmäßig ihre Zuneigung versicherte auf verschiedene Arten. Bei Jean... war es etwas anderes. Vielleicht auch zum Teil, weil er ein Mann war, aber der größte Unterschied war eben der, der ihn ausmachte: Seine bedingungslose Ehrlichkeit ihr gegenüber, ohne Absicht auf Trost-Spendung oder sonst wie einer Aufmunterung. Es war seine Meinung. Und das wusste sie. Aufgeregt fuhr sie von ihren Augen hinunter auf ihre heißen Wangen und schüttelte nur den Kopf mit einem befreiten Lächeln auf den Lippen, bevor sie sich wieder zu ihm wenden konnte und im ersten Instinkt... wollte sie sich ihre verrückt spielenden Haare mit ihrem Haarband zusammenhalten. Doch... bei dem Gedanken daran, wie Jean bei der Begrüßungszeremonie es ihr selbst aus den Haaren gezogen hatte, ließ sie es und tat unweigerlich ihre überwältigten Gefühle Kund, die sie selbst nicht einzusortieren wusste. "Verzeih, mir fehlen ein wenig die Worte..!", entschuldigte sie sich für ihre wortkarge Reaktion - wenngleich ihre körperliche Reaktion vermutlich für sich selbst sprach. Aufgeregt klatschte sie mit ihren Händen gegen ihre roten Wangen, auf dass diese wieder den Weg auf den Boden finden mochten, doch ihr Haar... dieser ständige Wechsel am laufenden Band, sie spürte unweigerlich, wie sie dadurch ermüdete. "Ich.. brauche einen Moment.." Noch bevor sie in der Kantine ankamen, erwischte sie sich selbst wie sie unweigerlich umknickte und den Halt verlor - denn dieses unkontrollierte Spiel zerrte an ihrer Energie, dagegen konnte sie gar nichts tun. Wenn es nur zwei Farben waren, kam sie gut durch den Tag - doch diese Farbreihung, die nur die hellsten strahlenden Farben eines Regenbogens beinhalteten, machten sie schnell etwas duselig im Kopf und trieben den Schwindel in ihrem Körper, ganz ab von ihrer eigenen Aufregung, die seine Worte sie verspüren ließen. Reflexartig suchte sie den Halt an Jeans Ellenbogen.
      Ja. Aufgeregt - leidenschaftlich - tollpatschig. Eine Mischung, wie sie nur für Probleme sorgen konnte.

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    • Danica Kalsanik
      Natürlich fand er sofort wieder zurück in seine Maske. In seine perfekte Maske, die ihm über die Jahre auf den Leib gewachsen war. Er traute ihr nicht ansatzweise über den Weg, was wohl verständlich gewesen ist. Doch sofort merkte Danica auch, dass sie wirklich voll und ganz von ihm vergessen worden war und er weder ihre An- noch Abwesenheit bemerkt hatte. Tja, nichts worüber sie ein bitteres Gefühl in ihrer Brust empfinden sollte. Nichts, was sie in irgendeiner Art und Weise verletzen könnte. Nichts, das ihr durchaus ein bisschen nahe ging. Nein, ihr ging es hervorragend damit hier zu sein und lediglich die Atemluft zu verbrauchen.
      Seelenruhig zog sie den köstlichen Duft ihrer Spezialteemischung ein und nahm einen vorsichtigen Schluck aus der Tasse. Sie hatte absichtlich nur zwei gemacht. So konnte sie ihn unaufgeklärt darüber lassen, was sie gesehen und gehört hatte. Sie hatte sich gewisse Antworten für diesen Fall zurecht gelegt. Doch keine davon schien sie nun zu benötigen. "Ihr solltet nichts tun", sagte sie schließlich mit einem leisen Seufzen. "Ihr müsst nichts tun, dass ich Euch Tee oder etwas zu Essen bringe. Ich bin doch schließlich hier, um Euch zu unterstützen, Sire." Sie war heute gütig. Er war gestresst genug gewesen. Sie wollte nicht, dass er sich auch noch wegen ihr aufregte. Sie sehr das bereits geschehen war konnte sie ja nicht ahnen.
      Langsam senkte sie ihre Augen und beugte sich vor zu seinem Schreibtisch, um sanft mit den Fingerkuppen an der Seite entlang zu streichen. "Euer Tisch hat Macken.", stellte sie recht knapp fest. Es hatte ihr Gefallen ihn so außer sich zu sehen. Sicherlich tat es ihr um den schönen Tisch leid, doch es war aufregend diese Seite zu erblicken, die er niemandem zeigen wollte. Auch wenn sie wahrscheinlich ganz oben stand auf der Liste der Menschen, für dessen Auge das nicht bestimmt gewesen ist. "Soll ich jemanden rufen lassen, der sich darum kümmert?", hakte sie sorgsam nach und lehnte sich wieder zurück. Auf seine Frage lächelte sie leicht und schüttelte den Kopf. "Verzeiht, Sire, ich habe in meiner langjährigen Freundschaft mit Coleen so wenig über ihre Geschäfte gehört, dass ich kaum weiß, womit ihre Familie sich ursprünglich beschäftigt hat. Sie verliert in ihrer Freizeit kein Wort über die Arbeit." Sie sagte die Wahrheit. Danica wusste von der Abneigung ihrer Freundin sich verstellen zu müssen, was nun einmal bei ihren Geschäften der Fall gewesen ist.
      Es war Danica selbst von ihnen beiden, die mindestens eine genau so fest angewachsene Maske trug wie Nikolai. Vielleicht war das der Grund, warum sie Coleen so sehr liebte. Und der Grund, warum Nikolai sie hasste. Sie beide waren unehrliche Menschen, die diese strahlende, laut die Wahrheit rufende Frau betrachteten.
      Plötzlich empfand Danica, dass der Prinz und sie selbst sich wirklich in einigen Dingen ähnlich gewesen sind. Vielleicht war das aber auch alles nur plötzliches Wunschdenken, um sich nicht so verletzt zu fühlen in dem Desinteresse, das ihr entgegen gebracht wurde.
    • Prinz Nikolai Styrcia
      Der Prinz wollte gerne noch etwas charmantes sagen um sich die Gunst seiner Gegenüber zu erschleichen, aber in diesem Moment, was er mit seinen Gedanken wirklich... beschäftigt. Die Situation war nicht schön für ihn und er hatte anderes im Kopf - dass sie ihn unterstützen wollte und ihm so eine Kleinigkeit wie Tee brachte, war doch schon ein Fortschritt. Und auf diesem konnte er sich erst einmal ausruhen, bis er wieder den Kopf frei hatte. Das hier war immerhin kein Sprint - sondern ein Marathon bei dieser Frau. "Euer Tisch hat Macken."
      "Bitte, wie?", erfragte Prinz Nikolai überrascht, bis er ihrem Blick und ihrer Hand folgte und.. die demolierten Stellen seines Tisches erblickte, welche tapfer den gesamten Frust des aufgebrachten Mannes in sich hatten. "Ach... das... Er wird noch eine Weile durchhalten, aber im Blick sollten wir es haben. Vor dem Ball tut das nun wirklich keine Not.", winkte er ihr Angebot ab - beziehungsweise schob er es hinten an. So etwas unbedeutsames wie diese Stellen im Tisch hatten nun wirklich keinerlei Priorität, zumal er das ungute Gefühl hatte im schlimmsten Fall des Ausganges der Situation diesem Mobiliar noch viel mehr Schmerz zuzufügen. Und da eignete sich ein bereits demolierter Tisch definitiv besser als ein gerade frisch restaurierter.
      Auf ihre Erklärung bezüglich ihrer Freundin verkniff sich der Prinz ein Seufzen genauso stark wie den Drang sich die Stirn zu runzeln. Stattdessen benutzte er all seine Energie für sein Lächeln und ein Nicken. "Ist das so..? Nun gut. Ich danke Euch." Ärgerlich. Und damit war auch diese kleine Schachfigur aus dem Spiel. So sehr er an seiner Maske fest hielt, er konnte den Drang nicht unterdrücken nachdenklich mit seinem Finger auf den Tisch zu tippsen, während er den Tee genoss, der extra für ihn gemacht wurde. Und tatsächlich, nach ein paar Schlücken dieses heißen Glücks, das ihm den Hand hinunter lief, ergab er sich dessen beruhigende Wirkung. Ebenso hörte sein nervöses Klopfen auf dem Tisch auf. Nun doch wieder recht entspannt entschied er sich um - eine kleine Ablenkung von diesem ganzen Stress würde ihm vielleicht besser tun als er dachte. Mit diesem Gedanken stand er von seinem Sessel auf. "Miss Kalsanik..", begann er, während er um seinen Tisch herum stolzierte und sich Danica gegenüber direkt gegen seinen Tisch lehnte und ihre freie Hand zärtlich ergriff. Er hatte zwar verstanden, dass es auf diese Frau nicht die Wirkung erzielte, die es sollte, aber nichtsdestotrotz lenkte es ihn von seiner Arbeit ab. Selbst wenn sie ihn erneut ablehnte - was ihm nach wie vor schrecklich unverständlich war. Dass Miss van Gard ihm abgeneigt war in ihrer Liebe zu Frauen sei dahingestellt, doch Miss Kalsanik zeigte nicht unklar ihre Zuneigung gegenüber Monsieur George. Einen so in sich gekehrten Mann, der eine romantische Beziehung vermutlich gar nicht im Sinne hat mit irgendwem. "Ich möchte Euch noch eine Frage stellen, wenn es mir gewährt sei. Es ist eine Frage, die mich schon des Längeren beschäftigt und vielleicht... aus der Luft gegriffen erscheint für Eure Wenigkeit - doch ich kann mir nicht anders helfen, als sie endlich zu stellen." Sehr zärtlich strich der Prinz mit seiner Hand, die nicht ihre hielt, über ihren Unterarm zärtlich nach oben - nur mit seinen Fingerspitzen, ganz unaufdringlich und doch unverkennbar. "Ich würde Euch gerne eine Freude machen, für Eure Hilfe und auch als Trost für den Ärger mit Miss Elisabeth. Kann ich Euch denn wirklich gar nichts gutes tun? Nichts, was Euer zartes Herz begehren vermag? Nichts, wonach es Euch dürstet?" Er kam ihr immer näher. Und näher. Während sein Lächeln kein Millimeter abwich mit der ganz klaren Absicht sie in seiner eigenen Fürsorge zu fangen. "Es erschwert mir wahrlich mein Herz Euch die Hilfe nicht zurück zahlen zu können..", wurde noch mit einem Seufzen hinterher gelegt um im selben Atemzug ihre Fürsorge einen Grund zur Aufmerksamkeit zu geben - nun wo er wusste, dass sie einen Hang dazu hatte sich zu kümmern. Auch um Nikolai, so zumindest seiner Auffassung nach bezüglich des Tees.

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    • Danica Kalsanik
      Sie musste zugeben. Wenn Danica vollkommen ehrlich mit sich gewesen ist, dass sie einen gewissen Charme in Nikolai durchaus erkannte. Das unterschiedliche Machtverhältnis der beiden war deutlich sichtbar. Erst recht, wenn er über sie gebeugt gewesen ist. Eine Situation, die sie nicht kalt ließ, wenn sie auch alles daran tat, dass er es dachte. Sie konzentrierte sich auf sich selbst, ihre Körperhaltung und ihre Mimik, um ein kleines Lächeln zu Stande zu bringen. "Eure Majestät, es ist Belohnung für mich, Euch beizustehen und von Nutzen zu sein." Diese Beziehung der beiden war rein geschäftlich in diesem Moment. Und sie wollte es dabei eindeutig belassen. Danica wollte nicht, dass er erkannte, dass sein Charme bei ihr nicht ganz auf taube Ohren stieß, wenn sie auch gute Abwehr gegen seine Angriffe hatte. Am liebsten hätte sie es, dass er sie ebenso wie Anatoly wahrnehmen würde. Einfach als jemand, dem gegenüber man ehrlich sein konnte. Sie hätte sich gerne mehr von seinen wahren Gedanken angehört. Dieser Nikolai war nämlich bedeutend interessanter. Doch sie hatte keine Hoffnung darauf jemals in seinen Augen solch einen Status zu erlangen. Als würdig angesehen zu werden. Sie… sollte auch gar nicht auf so etwas hoffen. Schließlich war sie die Antagonistin bei Bedarf und ein Prinz wie Nikolai könnte ihr sehr viele Dinge antun.
      Allein bei dem Gedanken daran lief es ihr kalt den Rücken runter und vorsichtig versuchte sie etwas Distanz zu ihm zu gewinnen, in dem sie sich von ihrem Platz erhob und anfing sich die Dokumente und Bücher, die sie als nächstes durchgehen wollte auf den Arm zu laden. "Verzeiht, doch ich wurde auf dem Weg zurück von der Küche noch an andere Verpflichtungen erinnert.", erklärte sie sich schnell und schaute sorgsam darauf nur das wichtigste mitzunehmen, was sie auch nicht verwirren würde. "Ich würde die Arbeit gerne mitnehmen. Es ist noch so viel zu tun vor dem Ball. Ich möchte Euch hier nicht stören." Aus… unerfindlichen Gründen wollte Danica plötzlich nur noch weg von hier. Nikolais Gegenwart verwirrte sie. Irgendwie ließ sie sich bei ihm gehen und zwar auf eine andere Art und Weise, als bei Claude. Für letzteren empfand sie eine Schwärmerei, eine Verehrung, es fiel ihr leicht eine gewisse emotionale Distanz zu ihm zu wahren, weil sie sich niemals auf der selben Stufe sah wie den starken jungen Mann. Ja nicht einmal auf der selbe Treppe.
      Bei dem Prinzen ist es etwas anderes gewesen. Zwar waren ihre sozialen Positionen noch weiter außeinander. Doch an einem einzigen Tag in seiner Gegenwart musste Danica feststellen, dass er befreundet mit ihrem Bruder gewesen ist, seine intime, ehrliche Seite bei ihm herausließ wie sie selbst es nur bei Coleen konnte und ließ sie im Allgemeinen so viel Empathie für ihn empfinden, dass sie sich zu ihm hingezogen fühle wie die Motte zum Licht. Gerne wäre sie ein Teil seines ausgewählten Kreises von Menschen, denen er sich offenbarte. Das wäre durchaus etwas, was sie stolz machen würde. Gerne wäre sie für ihn ein vollwertiger Gesprächspartner. Das waren alles Wünsche, die absurd gewesen sind. Komplett zum Haare raufen. Einfach lächerlich. Doch deswegen wollte sie gehen. Und das sollte sie jetzt gleich tun, bevor sie anfing sich selbst zu verplappern. Wenn ein bisschen was ihrer wahren Persönlichkeit bei Claude aus ihren Lippen rutschte, wenn sie ihm nachrannte und seinen Kopf auf ihren Schoß legte, war das irgendwie… Okey… bei ihm fühlte sie sich sicher, aufgenommen. Er würde ihre schwachen Momente sicherlich nicht gegen sie verwenden. Doch Nikolai? Er würde mit ihr spielen, sie tanzen lassen wie eine Marionette, wenn er erfuhr, was Tatsächlich in ihr vorging.
      Sie verabschiedete sich in aller Höflichkeit von dem Blonden und ging bedacht gemächlich aus seinem Büro, nur um hinter der Bibliothek die Beine in die Hand zu nehmen. Danica verstand nur, warum diese Männer Capture Targets gewesen sind. Es ist nicht zu übersehen, was für eine überwältigende Ausstrahlung und Anziehung auf ihre Mitmenschen ausübten. Nach einer ganzen Weile zügelte die junge Frau schließlich ihren Schritt, war allerdings auch schon beinahe zurück im Wohnheim der Frauen. Sie mussten viel durchwälzen, wenn sie mit diesen ganzen Unterlagen fertig werden wollte. Ein schweres Seufzen entwich ihren Lippen. Dass sie auch wirklich nicht zu ihren Prinzipien stehen konnte. Es machte sie verrückt. Ist sie wirklich so liebeskrank gewesen? War sie vielleicht einfach zu leicht zu beeindrucken? So viel Zeit und Kraft hat sie darin investiert, dass Gana nicht so ein Mensch wird, nur um letzten Endes selbst alles zu vergessen, was sie sich vorgenommen hat, um auch nur in die Nähe der Männer zu kommen, die sie interessieren?
      Allein schon, dass sie jetzt in der Mehrzahl dachte bereitete ihr Kopfzerbrechen. Das sollte wirklich nicht so laufen. Die junge Frau ist so in Gedanken gewesen, dass sie Jean-Christophe gar nicht wahrnahm, der vor ihr aus der Tür kam und lief prompt in ihn hinein. "Verzeihung", sagte die Kalsanik schneller, als sie ihren Gegenüber erkannt hatte. "Ah, Jean", stellte sie dann jedoch recht unbeeindruckt fest. "Ah, Danica", meinte der Mann mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Was machst du hier bei dem Wohnheim für Frauen? Kann ich etwas für dich tun?" Er war vielleicht gar nicht so schlecht, er könnte sie ein bisschen von ihren nutzlosen Grübeleien ablenken. Der Junge wollte erst den Kopf schütteln, überlegte es sich dann jedoch anders.
      "Tatsächlich kannst du das. Ich habe gerade Coleen in Euer Zimmer getragen. Sie ist ein bisschen… durch den Wind, wenn ich es auch nicht ganz verstehe. Du solltest dich vielleicht um sie kümmern und zusehen, dass sie sich nicht selbst verletzt oder dergleichen." Na wundervoll. Sie und ihre beste Freundin passten wirklich ausgesprochen gut zusammen, wie es aussah. Die eine wünschte sich unangebrachte Nähe und die andere ließ sich von ihrem Schwarm im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen tragen. Dabei spürte sie, dass es Coleen nicht wahrlich schlecht gehen konnte, wenn der Spross der Beaumanoir Familie bei ihr gewesen ist. "Ich werde mich um sie kümmern.", sicherte sie ihm mit einem Nicken zu und ging dann einfach an ihm vorbei bis durch in ihr Zimmer. Sie klopfte nicht, hatte auch keine Hand frei. Die erste Bewegung hinter der Tür galt den Büchern, die sie aufs Bett warf. Mit der zweiten stürzte sie sich in Coleens Bett zu der schönen Frau mit den… wirren Haaren. Erst jetzt ließ sie ihre Emotionen und ihren Frust aus über diesen ganzen Tag bisher. Sie legte beide Hände auf das Gesicht und stöhnte erstickt hinein. "Willst du drüber reden?", brach sie dann schließlich die Stille der beiden, nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte.
    • Coleen van Gard
      Wie... ist... das denn passiert? Kaum mehr gerade aus denken konnte sie, und ihre Haare machten einfach was sie wollten, was ihre Augen unweigerlich zum Schmerzen brachte. Egal wie sie es drehte oder wendete, Jean war doch nur ganz normal Jean gewesen! Seine Worte.. waren... zwar ungewöhnlich liebevoll gewesen, aber es konnte doch nicht sein, dass das ausreichte um Coleen solch eine übertriebene Reaktion abzusprechen! Vor allem, da Jean es doch gar nicht SO meinte! Auf dem ganzen peinlichen Weg bis zum Wohnheim, konnte sie ihm nicht mehr in's Gesicht sehen - geschweige denn noch irgendein klaren Satz formulieren, nachdem er sie auf die Arme genommen hatte wie ein Freund es für seine Freundin tun würde, wenn sie die Fähigkeit einfach verlor sich selbst zu bewegen.Laufen war wohl auch Mangelware in ihrem Sortiment, durch den mit einhergehenden Schwindel. Da war sie wieder. Diese unendliche Scham, die sie all ihre Worte vergessen ließ. Die ihr ein Herzklopfen aufzwang und-
      Als die Tür sich öffnete und Danica sich in ihrem gemeinsamen Zimmer wiederfand, sah Coleen kurz skeptisch zu ihrer Freundin auf, wenngleich kurz darauf auch sie einen wunderbaren Tag zu haben schien. Ein wenig machte sie Platz auf ihrem Bett, damit die Liebe ihres Lebens es auch bequem hatte, als sie auch schon die Stille mit ihrer Frage durchbrach. "Und du?", gab sie erst keck zurück, doch lange.. hielt das auch nicht an, denn kurz darauf deutete sie sehr schuldbewusst auf ihre Haare, die gar nicht mehr still halten zu wollen schienen. "Meine Kurzfassung wäre... 'Ich bin ein naiver, schnell zu beeindruckender Idiot, der beim Versuch etwas richtig zu machen alles viel schlimmer macht.' Ganz abgesehen von meinem Frisurenproblem, das ich dank einem dir wohl nicht unbekannten jungen Herren habe. Wenn du eine Langfassung möchtest, gebe ich sie dir aber gerne."
      Da Danica gerade gekommen war und Jean sie gerade verlassen hatte, konnte sie sich denken, dass sie vermutlich das ein oder andere Wort gewechselt hatten. Selbst nahm Coleen sich eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger - ganz wie Jean es getan hatte - und beobachtete nur dieses Farbenspiel, das sicherlich schön anzusehen war, aber ihrem Kopf wirklich nicht gut tat. Und dass sie sich so drüber aufregte, tat wahrscheinlich ihren Rest. Freunde. Freunde, Freunde, Freunde. Freunde haben keine neue Art von verwirrendem Herzklopfen zu bekommen von anderen Freunden! "Ich sollte sie einfach abschneiden..", nuschelte sie beinahe beleidigt darüber, wie ihr Kopf surrte vor Erschöpfung, bevor sie sich wieder ganz ihrer Freundin zu wandte. Wenngleich sie tatsächlich mit ihrem Blick etwas durch den Raum fuhr, nach der nächstgelegenden Schere... "Und was hat deinen Tag so überaus erfreulich gemacht?"
      Tatsächlich wüsste Coleen gerade nicht ein mal, wo sie beginnen sollte. Also hoffte sie ein wenig, dass ihre Freundin zuerst ihren Tag teilen würde. Nun.... und klammheimlich hoffte sie genauso, dass ihr Tag ähnlicher Grundlage der Schwierigkeit beinhaltete wie ihr eigener. Alles, was sie ablenkte und ihr eine eindeutige Stimmungslage verschaffte, würde Coleen gerade helfen. Hauptsache dieses Wirrwarr der Farben stoppte endlich! Wieso stoppte es auch NICHT!? Jean war nicht mehr da! Ihr Herzklopfen hatte auch deutlich nachgelassen! Es machte keinen Sinn! Dieser Frust, diese Freude über seine Worte, diese Wut... Tatsächlich waren es nun ganz andere Gefühle, die ihre Haare förmlich verrückt spielen ließen. Ein Blau hatte sich in die Farbreihung mit hineingemischt, ganz ohne, dass Coleen es selbst wirklich bemerkte. Wäre sie noch eifersüchtig, wäre der Regenbogen komplett und sie würde vermutlich einfach tot umfallen. Nicht... dass sie sich gerade nicht genau das wünschen würde. Einfach tot umfallen, im Erdboden versinken, nie wieder dieses Zimmer verlassen.
    • Danica Kalsanik
      Die Kurzfassung von Coleens Tag, ließ Danica ein zweites Mal leise aufseufzen. Sie lag gerade auf dem Rücken und senkte nun die Arme auf ihren Bauch, um schnaufend und ein bisschen frustriert an die Decke zu sehen. In Momenten der Ratlosigkeit suchte sie oft in der Decke Trost zu finden. So wie ihr Bruder, von dem sie diese Marotte abgeguckt hatte. War es denn wirklich so schwer? Hier ging es ja nicht einmal mehr darum das Spiel zu überstehen. Momentan kämpften sie ja eigentlich wirklich nur daran... generell zu leben, die Tage an der Akademie zu überstehen und heil hier wieder heraus zu kommen. Doch selbst das wirkte geradezu unmöglich für sie beide.
      Danica drehte ihren Kopf zu ihrer Freundin und erkannte die überaus deutliche und... schwierige Situation, in der sie sich befand. Sie dachte sich bereits ihren Teil dabei, dass es gut wäre sie nun ein wenig abzulenken, wieder auf den Boden zu bekommen, weg von ihren wechselnden Emotionen zu lenken. Etwas in der Richtung war schon einmal passiert und ihre beste Freundin suchte ihre Erinnerung danach ab was genau damals geholfen hatte. Wenn Danica sich recht erinnerte, hatte sie von einem Streit unter zwei ihrer regelmäßigen toten Besuchern erzählt. Das war etwas, das sie hier im Moment nicht bieten konnte. Dieses alte Gemäuer hatte sich noch nicht ganz auf Danicas Frequenz gestellt. Zwar merkte sie hier und da, ähnlich wie das Gefühl von Sonnenstrahlen wie viele Fragmente und Erinnerungen hier verbringen lagen, doch erblickte hatte sie sie bisher noch nicht.
      Dann blieben doch eigentlich nur ihre eigenen Miseren, oder? "Ich bin auf Elisabeth getroffen", offenbarte die silber-haarige als aller erstes. "Dank ihr darf ich nun für Prinz Nikolai arbeiten." Ein drittes Mal in kürzester Zeit musste sie seufzen. Das muss für die junge Frau ein persönlicher Rekord sein. Sie ließ sonst ihrem Trübsal niemals derartig Raum. "Und... ich..." Sollte sie ihm von ihren Gefühlen erzählen? Dem Wunsch ausgerechnet diesem Menschen näher zu sein? Ein Mann, den Coleen so wenig leiden konnte, wie es umgekehrt der Fall gewesen ist? Verlegen räusperte sie sich und setzte sich rapide auf, vielleicht auch ein bisschen um Zeit zu schinden. Eine Sekunde zu lange suchte sie eine neue Position, in der sie sitzen konnte und zog ihre beste Freundin wie einen Teddy Bären an sich.
      Ihre Lippen fühlten sich an wie zugeklebt und allein der Versuch Luft zu holen, um auszusprechen, was sie aussprechen wollte, schnürte ihr die Brust zu. War sie immer schon so schwer gewesen mit ihren eigenen Gefühlen. Ja, sie sprach sie nicht oft laut aus, wenn es um andere ging. Aber... hatte sie schon immer solche Komplexe gehabt? "Claude war da", erzählte sie ihm zu aller erst. "Ich... weiß nicht, ob ich mich von ihm fern halten kann. Meine Hände heben sich ohne meine Erlaubnis zu seinem Gesicht. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich daran denke mich an ihn zu lehnen. Und... es wird auch mit Nikolai problematisch. Ich habe eine Seite an ihm gesehen... du weißt schon, die Seite, und ich kann nicht anders, als mich hingezogen zu fühlen. Aber es ist wie das Spiel mit dem Feuer, ich habe schnell meine Hand heraus gezogen, bevor ich mich verbrenne." Noch nie in ihrem Leben ist es ihr so schwer gefallen etwas auszusprechen.
      Noch nie zuvor hat sie so empfunden wie jetzt und sie bereute es schrecklich. Dass sie ihnen beiden überhaupt so nah gekommen ist. Prüfend sah Danica zu den Haaren ihrer Freundin. Wenn schon, dann sollten diese lästigen Sehnsüchte jetzt auch zu etwas gut sein. In weiser Voraussicht fragte sie nicht nach, ob es bei ihr wieder ging. Danica wollte sie nicht ungeschickt daran erinnern, was auch immer in ihr diesen Zustand ausgelöst hat. Sie seufzte ein viertes Mal und vergrub ihr Gesicht am Schopf ihrer besten Freundin. Sie schämte sich für sich selbst.