[2er RPG] Bad Choices

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    • Jean-Christophe Beaumanoir
      Sein Gesicht verfärbte sich ebenfalls in einen rötlichen Ton und es war nur schrecklich offensichtlich, wie verbissen Jean wegen dieser Situation gewesen ist. Sich offenzulegen war unsagbar unangenehm gewesen, doch als bereits die erste Reaktion schierer und unendlicher Freude von ihr kam, musste er bereits zugeben, dass es die Schmach und die Anstrengung wert gewesen ist. Auch wenn er wirklich betete und hoffte, dass so etwas nie wieder passieren würde. Dass sie von nun an ihn einfach verstehen wird und nicht wie eine Statuette, dessen Augen verschlossen sind verharren. Er wollte gerade aufstehen, erleichtert, dass sie dann ja nun gehen konnten, als Coleen beschloss, dass sie noch lange nicht damit fertig gewesen ist ihm ihre Liebe aufzuzwingen. Er würde sich nicht dran gewöhnen. Niemals. So viel war sicher. Steif lag er auf Danicas Bett und hatte abermals das Gefühl einfach zu sterben, als seine beste Freundin sich ein rittlings auf seinen Schoss schmiss. Sie würde es nicht begreifen oder? Sie würde es niemals verstehen, wenn er es ihr nicht in aller Deutlichkeit zeigte. Und dann sprach sie auch schon vom nächsten Mal und dass sie ihn vorbereiten würde. Erschöpft seufzte er. "Coleen, du verstehst immer noch nicht ganz.", Murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
      "Ich bin ein Mann, solltest du das noch nicht gemerkt haben.", setzte er an und legte beide Hände auf ihre Oberschenkel, die links und recht neben ihm lagen. Er strich darüber und drückte fest zu, schnappte sie sich knapp unterhalb ihres Pos und hievte sie einfach von sich herunter, aufs Bett, während er nun in der Position über ihr gewesen ist. "Sei dir im Klaren darüber, was passieren kann, wenn du dich einem Mann so um den Hals schmeißt. Wenn selbst ich sage, dass ich nicht weiß, wie ich mich kontrollieren soll bei solchen Avancen." Er war zu müde für das alles hier. Man sah ihm die Erschöpfung deutlich an, dass er genug hatte. Er hob eine seiner Hände und ließ sie ungeniert seitlich auf ihre Taille fallen und fuhr damit bis unmittelbar unter ihre Brust. Sein Griff war keineswegs hauchend oder etwas, das man als zärtlich bezeichnen würde. Nein, seine Berührungen hatten einen gewissen… Nachdruck. Er ging auf Nummer sicher, dass ihr Körper seine Nähe für's erste nicht vergessen würde. Denn ihm schien anders, als es ihr direkt vorzumachen, könnte man Coleen wirklich nicht erklären, was denn nun tatsächlich das Problem an ihrem Verhalten gewesen ist. Damit ließ er aber auch schon von ihr ab. Weiter wollte und durfte er einfach nicht gehen, wenn er nicht Gefahr laufen in einen Sog der Ereignisse hinein gezogen zu werden, aus dem er sich nicht befreien könnte. Er erhob sich einfach, da seine Beine noch immer aus dem Bett raushingen. Anschließend schnappte er sich ihre Hände und zog sie ebenfalls einfach zu sich auf die Beine.
      "Wir sollten uns wirklich auf den Weg machen. Ich muss auch noch einmal in mein eigenes Zimmer um mich frisch zu machen und umzuziehen." Damit richtete er für den Moment notdürftig seine Kleidung, wo ohnehin schon kaum etwas zu retten gewesen ist bei dem zerknitterten Hemd. Es war nach wie vor so surreal was heute geschehen war. Zumindest für ihn. Er hatte ja noch nicht einmal Zeit gehabt das gestrige Erlebnis zu verarbeiten, da schmiss man ihn direkt in das nächste.

      Danica Kalsanik
      Die junge Frau hat geschlafen. Und wie sie geschlafen hat. Als sie wieder die Augen aufschlug am nächsten Morgen fühlte sie sich im ersten Moment sehr orientierungslos. Doch nach und nach kamen die Erinnerungen zu ihr zurück und verschlafen richtete sie sich im Bett auf. Eine Bewegung, die sofort Laurits Aufmerksamkeit weckte, das ihr gegenüber auf einem Stuhl saß und seine Nase in ein Buch gesteckt hatte. Sobald er aufsah fing er sofort an zu strahlen. "Guten Morgen, Danica! Da schlägt der Engel seine Augen auf!" Schnell legte er das Buch auf den Tisch und eilte an ihre Seite. Erst jetzt hatte Danica die Zeit und den Kopf die liebevolle Art des schlanken Brillenträgers wahrzunehmen und es bildete sich auch sogleich ein Lächeln auf ihren Lippen. "Wie geht es dir?" Er hob seine Hand und strich ihr leicht die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Danica nickte als Antwort, noch ein bisschen zu müde, um wirklich zu sprechen, doch das war für Laurits komplett in Ordnung. "Möchtest du dich frisch machen? Ich könnte das Personal für dich holen." Danica blinzelte nun einige Mal und bevor sie erneut nicken konnte, zog sie fragend die Augenbrauen zusammen.
      "Laurits wie… was ist eigentlich passiert?" Der Brünette schien im ersten Moment erstaunt. "Wie? Das weißt du nicht?" Unsicher neigte Danica den Kopf von einer Seite auf die andere. "Doch… also… ich denke schon. Aber wie kann es sein, dass du…" Sie war zu schüchtern ihren Satz ganz auszusprechen in der Sorge ihn vielleicht zu verletzen, weswegen sie vorsichtig ihre Hand nach ihm ausstreckte und ihre Fingerkuppen an die seine drückte, wenn auch nur sehr sanft. Laurits begriff sogleich und fing regelrecht an zu strahlen. "Naja, das warst ganz allein du, Prinzessin. Als du an diesem Ort gewesen bist, tief in deinem Inneren, tief in der Welt zwischen hier und dort, hast du etwas aus dem Tode wieder heraus gezogen. Und ich kann es dir nur so erklären, dass ich zufällig ein bisschen zu nah bei dir stand, und du mich direkt mit ergriffen hast. Jetzt habe ich einen Platz in dieser Welt zurück bekommen. Und zwar in deiner Seele. Mein Schatten ist jetzt verbunden mit deinem." Danica schaute ihn mit großen Augen an und öffnete zu erst den Mund, schloss ihn dann aber unsicher wieder. "Ist… ist das okay für dich? Es klingt nicht danach, als hättest du mir deine Einwilligung gegeben. Ich meine, möchtest du an mich gebunden sein?" Dem Mann entwich ein kurzes, sanftes Lachen. "Nichts täte ich lieber, meine Teure. Ich bin erfüllt von unsagbarem Glück und ich habe das Gefühl, dass ich solches auch mein Eigen nennen darf mit einer Herren wie dir."
      Diese Aussage entlockte der jungen Frau ein Lächeln, worauf Laurits jedoch entschieden leicht auf ihre Hand klappte. "So und nun rufe ich die Bediensteten, dass jemand dir beim frisch machen hilft und organisiere eine frische Uniform für dich." Danica nickte dankbar und entspannte sich noch ein bisschen für die Dauer, in der sie allein gewesen ist und alles ruhig um sie herum gewesen ist. Es verschaffte ihr wirklich ein bisschen Zeit über alles nachzudenken, was vorgefallen war. In ihren Gedanken stellte sie eine Prioritätenliste auf mit Dingen, die sie unbedingt als erstes erledigen wollte. Leise seufzend blickte sie aus den großen Fenstern. An erster Stelle stand Claude. Nach einer Viertelstunde klopfte es an ihrer Tür und zwei Damen in Dienstmädchenkleidern erschienen im Raum. "Miss Kalsanik, wenn Ihr uns bitte folgen möchtet." - "Natürlich", sagte sie schnell und wurde in die angrenzenden Waschräume geführt, die sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Die beiden Frauen wirkten beide sehr beruhigt und keine von ihnen hatte Hemmungen Danica oder ihr Haar zu berühren. Sie waren gründlich und sanft und die junge Frau ließ sich regelrecht gehen unter den Händen der beiden Damen. Wann war sie das letzte Mal so entspannt gewesen. Sie beide halfen ihr als nächstes sich zu trocknen und kleideten sie in Unterwäsche und ein helles Korsett, bevor es erneut an der Tür klopfte und die beiden sofort den Vorhang zuzogen, um Danica keinen ungewünschten Blicken auszusetzen. Ein Mädchen blieb bei ihr, das andere antwortete an der Tür. Es wurde nichts gesprochen, die Tür schloss sich aus Danicas Sicht einfach wieder und die Frau erschien bei ihr mit einem wunderschönen Kleid, wogegen Danica im ersten Moment protestieren wollte. Doch es erschien ihr undankbar. Deswegen räusperte sie sich verlegen und ließ sich noch in das Kleid helfen, die Strümpfe, die Schuhe, ehe sie fertig gewesen ist. "Können wir noch etwas für Euch tun, Miss Kalsanik?", erkundigten sich die Mädchen und Danica schenkte ihnen ein unglaublich breites und glückliches Lächeln, ehe sie den Kopf schüttelte. "Nein, vielen, vielen Dank." Sie fühlte sich wie neu geboren, wahrlich.
      Am ihrer Statt erschien Laurits wieder im Zimmer und betrachtete mit Wohlwollen sein Werk. "Oh Danica, ich wusste das Kleid würde fantestisch an dir aussehen!" Die Angesprochene seufzte leicht, jedoch mit einem Lächeln. "Ich hatte so im Gefühl, dass du dich weigern würdest, wenn ich etwas dagegen ausspräche." - "Dagegen? Du hast nichts dagegen auszusprechen. Es ist schwarz… überwiegend. Und es steht dir ganz hervorragend! Aber wine Sache fehlt noch!" Damit machte er sich vorfreudig einfach an ihren Haaren zu schaffen. "Ich hatte vernommen, dass du ein bisschen empfindlich bist, was diese Pracht hier angeht", meinte er Kopf schüttelnd, während er all ihre Haare nach hinten auf ihren Rücken zog, ehe er anfing mit einer Bürste sorgfältig durch zu streichen. "Deswegen hatte ich den Damen angewiesen, dass sie deine Haare nur waschen sollten." Danica verstand gar nicht wie ihr geschah, als Laurits nicht nur anfing ihr Haar zu kämmen, sondern auch noch zu friesieren. Sehr akkurat und vorsichtig steckte er die Hälfte ihrer Haare hoch, sodass die eine schöne, geflochtene Rose auf dem Hinterkopf zierte, ihre Haarpracht ihre jedoch noch immer über die Schultern fallen konnten. "So! Jetzt wird dir das Haar nicht mehr ins Gesicht fallen!", sagte er stolz und Danica erkannte sich selbst nicht mehr, als sie in den Spiegel sah. Erneut wollte die protestieren, sagen, dass das doch viel zu schön für eine so schlichte Person wie sie gewesen ist. Doch sie verkniff es sich. Sie fühlte sich wie ein gemeinsames Projekt dieser Menschen und wollte ihnen allen nicht unrecht tun indem sie verschmälerte, was sie aus ihr gezaubert hatten. "Woher kannst du das? Ich meine frisieren?", hakte sie interessiert nach, während sie sich wieder auf die Bettkante setzte. Es ist frisch bezogen worden, während sie im Bad war. Der Brillenträger setzte sich zurück auf seinen Stuhl und lachte verlegen. "Ich hatte ältere Schwestern! Drei an der Zahl und jede von ihnen hat wahnsinnig viele Töchter bekommen." Danica lächelte breit bei dieser Erzählung. Sie glaubte noch eine schöne Zeit durch Laurits erleben zu dürfen.

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    • Coleen van Gard
      "Coleen, du verstehst immer noch nicht ganz." Überrascht sah sie ihn sichtlich fragend an. Was redete er denn da? "Natürlich weiß ich, dass du ein Ma- Wha!" Noch bevor sie ihren Satz aussprechen konnte, wurde sie auf solch direkte Art und Weise unter ihren Freund buchsiert und... hörte auf zu sprechen. Auf zu atmen. Ihre nervösen doch dennoch lieblichen rosa Haare rissen sich regelrecht aus dem Haarband hinaus, sodass sie frei das Bett zieren konnten. Mit einem Mal, wurde sie auf eine ganz neue Ebene der Nervosität gezwungen. Etwas... verwirrt? War dies das richtige Wort? So oder so, ihre Arme ließ sie ab von Jean und versuchte sich eigentlich vom Bett aufzustützen. Oder gar wegzurutschen? Was genau dachte ihr Kopf in diesem Moment? Von dieser Seite der Sicht hatte es tatsächlich etwas sehr nervös machendes wie ihre Beine unter ihm auseinander gedrückt waren - eben so, wie sie sich auch einfach auf ihn gesetzt hatte. Trotz der Hose, die sie trug, trotz des maßgeschneidertem Hemd es war mit einem Mal.. egal. Wieso wurde ihr von dem Anblick über sich so heiß? Ihr Gesicht schien beinahe zu verbrennen? Sichtlich nervös auflachend, hob sie eine Hand um diese an seine Schulter zu legen. Eigentlich um ihren Freund aus Kindertagen von sich hinunter zu bitten. Sie öffnete sogar den Mund, um ihm zu sagen, dass sie einsah, dass es vielleicht etwas... seltsam war, wenn sie sich so an ihn warf, aber alles war aus diesen mit einem Mal trocken werdenden Lippen entwich war ein Ausruf der Überraschung? Des Schreckes? in Form eines kleinen "Ah..!", als sich seine Hand so überaus fest sich ihre Taille griff. Und... hinauf... fuhr..? Die Hand, die nun eigentlich nur sehr sanft auf seiner Schulter ruhen sollte, ergab sich der Aufregung und krallte sich einen Moment zittrig in seinen Stoff des Hemdes hinein, während sie peinlich berührt ihre Augen zukniff, bevor sie ihn etwas plötzlich los ließ.
      Mo-Moment. Wieso hämmerte ihr Herz so stark gegen ihre Brust? Wieso war ihr so heiß, wo sie doch sonst so ruhig in seinen Armen liegen konnte? Ihr Gesicht hochrot. Ihr Ausdruck so nervös und überfordert. Die Gedanken in ihrem Kopf sich geradezu ineinander überschlagend. Nein, Jean tat doch nichts. Er würde nie etwas tun, was sie nicht wollte. Er würde nicht-
      ... Genau darum ging es. Es war in solchen Situation völlig irrelevant wie sehr sie einander vertrauten. Wie sehr sie ihm vertraute. Coleen war sich immer so sicher gewesen es zu verstehen, dass er ein Mann war, weil sie im Leben niemals abgeneigt gewesen wäre ihn mit ihren Küssen und ihrer Liebe zu übersäen. Doch er meinte per sé gar nicht sein Geschlecht, sondern viel eher die damit sehr wohl vorhandenen Gelüste, gegen die auch er nichts tun konnte, wenn sie ihn zu sehr reizte in ihrer Unbedachtheit. Er redete... davon mit seinen Worten, er könnte sich nicht kontrollieren? Es geschah alles so schnell und ehe sie sich versah, hatte er von ihr abgelassen und sie an ihren Händen wieder auf die Beine gezogen, was sie auch nun wieder zwang ihre Augen zu öffnen. Deswegen war er so... vor ihr weg gesprungen? Wegen dieser Hitze? Als er ihre Hände los ließ, fuhr sie mit diesen unweigerlich hoch in ihr Gesicht und legte diese auf ihre heißen Wangen. Ihr in Wallung gebrachtes Herz konnte sich gar nicht beruhigen.
      Auf seine Worte nickte sie nur sehr langsam und blinzelte etwas vor sich hin, als würde sie glauben sich in einem Traum wieder zu finden. Nein, es ging nie darum, ob es ihm nicht gefiel von ihr berührt zu werden. Auch jetzt würde sie nicht sagen, dass ihr seine große Hand auf ihrem Körper missfallen hatte. Sie.. war... wirklich schwer von Begriff. Uuuunglaublich schwer von Begriff. Es ging um Lust. Und Erregung. Und sie war es, die sie ihm aufzwang regelrecht - er hatte diese ihr lediglich begreiflich machen wollen. Die sonst so einfach vor sich hin plappernde junge Frau stand einfach da, verarbeitete das Geschehene, versuchte in eine sinnvolle Reihung mit dem Morgen zu bringen, bevor sie alles mit einem. ".. Hah. So ist das also.", und einem wahrlich verblüfften Blick akzeptierte. Erneut griff sie nach ihrer eigenen Uniformjacke und band sie sich erst um ihre Taille. Wo... eben.. Jeans Hand... Etwas plötzlich löste sie den Knoten wieder und entschied sich der Kleiderordnung heute entgegen zu wirken und die Jacke einfach hier zu lassen, bevor sie nach Jeans Arm griff und mit einem zwar nach wie vor etwas nervösem Ausdruck, aber überwiegend glücklicher Miene das Zimmer verließ. Es gab nichts um sich zu ärgern. Wenn er annähernd solche Gefühle von ihr erfuhr, wie sie eben durchmachen musste, dann war sie eigentlich nur umso erfreuter über den Morgen! Wenn sie sein Herz so zum Schlagen bringen konnte! Diese rote Gesicht! Ja, er war müde. Ja, sie raubte ihm sichtlich den letzten seiner Nerven. Und ja, offensichtlich hatte Coleen nicht zu Ende gedacht - jedoch hatte er ihr das vorgezeigt, sie in seine Gefühlswelt gelassen und nicht gesagt, dass sie ihn nicht mehr berühren dürfte. Praktisch hat er auch nicht gesagt, sie dürfte solche Avancen nicht mehr machen! Er sagte lediglich, sie dürfte sich nicht über eine ungehaltene Reaktion wundern und damit leben können, was dann geschehen könnte. Sie würde das sicherlich als Information und Warnung einbehalten, doch Coleen sah darin viel mehr... alles andere.
      Sie sah eine Möglichkeit, ihm nahe zu sein. Sie sah ihre Beziehung auf einer völlig neuen Stufe durch das Geschehene. Sie sah den Silberstreif, der das Herzklopfen in ihrer Brust kaum zum Abklingen brachte. Und sie sah durch dieses Gespräch, dass wenn sie ihm erneut so nahe käme, er wüsste, dass sie darauf gefasst war, wenn er sich nicht im Griff hätte. Wie eine stille Einwilligung.

      So zumindest alles rosarot in ihrem Kopf. Coleen ließ es sich nicht nehmen ihren Freund nach der gemeinsamen Nacht noch hinüber bis zu seinem Wohnheim zu geleiten - sie ließ es sich auch nicht nehmen auf dem Weg dorthin an seinem Arm zu hängen. Noch weniger ließ sie es sich nehmen ihn innig zu umarmen, bevor sie ihn entließ um sich umzukleiden.
      Und am aller wenigsten ließ sie es sich nehmen dieses Ereignis im laufenden Schritte und brühwarm ihrer eigentlichen nächtlichen Gesellschaft zu erzählen. Statt den Weg in den Unterricht anzutreten, lief sie direkten Weges zum Krankenzimmer, in dem ihre Freundin ruhte. Das gestrige Erlebnis nun erfolgreich aus ihrem Kopf verdrängt, riss sie die Tür auf mit lauten Rufen in Form von "Danica, Danica, Dani-...ca?"
      Ihre Aufregung stoppte in Verzückung des Anblicks von ihrer Freundin in diesem atemberaubend schönen Kleid, wo sie sonst so nur in der Dunkelheit badete. Ihr Haar, ein Bild der Schönheit wahrlich - wogegen selbst die strahlende Coleen sich als hässliches Entlein fühlte im ersten Moment. Der Blick der aufgeregten Frau war so überwältigt im ersten Moment dieses ungewohnten Anblicks, das sie es gänzlich versäumte einen Blick an Laurits zu richten als sie die Tür hinter sich schloss und ihre Wangen erneut eine leichte Rötung wiederfanden. "Du... siehst... WUNDERVOLL AUS!", entwich es ihr laut. Sehr laut. Über die Maßen laut, bevor sie zu ihrer Freundin lief und sich zu aller erst ungeniert auf ihren Schoß setzen wollte. Gerade wollte sie sich fallen lassen, als sie überrascht von sich selbst bei diesem sich direkt aufdrängenden Bildes von Jean, der sie umriss, einen Schritt zurück wich. Wie es nun so... gar nicht ihre Art war. Direkt fuhr ihr diese Gänsehaut erneut über den Körper. "Hah... unerwartet." Einen kurzen Moment lachte sie über sich selbst und erst dann fiel ihr Laurits auf, der überaus fragwürdig lebendige Mann, welcher direkt ein breites glückdurchströmtes Lächeln von dem plötzlichen Gast bekam. "Guten Morgen!", lächelte sie ihm zu, bevor sie sich mit ihren rosa Haaren wieder ihrer Freundin zu wandte. Ihre Freundin, die nun mit einem Mal längere Haare hatte als sie selbst. Verrückt! Verrückt in sofern, dass der magische Ausdruck ihrer eigenen Haare sie daran hinderte ihres zu schneiden, wenn sie es wollen würde. Es schmerzte. Körperlich. Sobald eine Schere auch nur eine Strähne abtrennte von Coleens Kopf, verspürte sie einen Schmerz als würden ihre Haare sie dran erinnern wollen, dass sie ein Teil von ihr waren so wie ihre Extremitäten - und trotzdem hatte ihre Freundin sie innerhalb eines Tages ausgeboten und überwachsen.
      "Wie war deine Nacht?! Geht es dir besser??"
      Man merkte der jungen Frau sichtlich ihre Aufregung an, aber das machte nichts. Das war nun einmal Coleen, wie sie leibt und lebte.
    • Danica Kalsanik
      Eigentlich hatte Danica überlegt, wie sie nun weiter verfahren sollte mit ihrem Tag. Da sie nun einmal wach gewesen ist und sich eigentlich den Umständen entsprechend auch ganz gut fühlte, wäre es eigentlich angebracht gewesen den direkten Weg in den Unterricht einzuschlagen. Allerdings wurde ihr bereits ein bisschen schwindelig wenn sie nur daran dachte neue Informationen aufzunehmen. Generell sie blickte auf ihre Hände. Sie fühlte sich ein bisschen… eigenartig. Nicht kraftlos eher ein wenig benommen? War das der richtige Ausdruck. Alles wirkte irgendwie surreal und Danica schien noch nicht recht zu verstehen nach diesem langen und äußerst notwendigem Schlaf, dass sie nun wach gewesen ist. Denn irgendwie wirkte es wie ein Traum. Ihr Haar war plötzlich so lang geworden, dass sie die Spitzen an ihrem unteren Rücken spürte und immer mal wieder fing sie an mit den Fingern hindurch zu gleiten, fast um zu überprüfen, ob sie auch immer noch da gewesen sind. Sie trug nun dieses wunderschöne Kleid, während sie sich zuvor kaum getraut hat bei ihrem Ruf auch nur eine weiße Bluse zu tragen. An ihrer Seite war so plötzlich ein liebenswerter Mann aufgetaucht, der nun ihr Vertrauter sein sollte. Sie hatte ihre Freunde traumatisiert und verstört und machte sich schreckliche Sorgen um sie, während es ihr körperlich jedoch wirklich gut ging.
      Wobei, nicht nur ihrem Körper, auch ihrer Seele. Ihr Herz fühlte sich deutlich leichter an. All die Last, die sie auf sich genommen hatte schien leichter geworden zu sein. Sie dachte nicht mehr schlecht über sich selbst wegen ihrem verstorbenen Vater aus ihrem ersten Leben. Sie dachte nicht mehr an die Einsamkeit von damals. Hat sie ihr Leben einfach… aufgegeben? Hat sie in Wahrheit etwas in die Geisterwelt abgegeben als etwas zurück zu holen, wie Laurits es verstanden hatte?
      Andererseits nein, konnte sie sich das nicht vorstellen. Wenn sie nämlich zurück dachte erschienen vor ihrem geistigen Auge plötzlich alte Freundinnen aus Schultagen, mit denen sie die lustigsten Dinge erlebt hatte. Gerade wenn sie ihre langen Haare umschloss, musste sie dran denken wie das damalige dreier Gespann sich gegenseitig die aufwändigsten Frisuren aus einem Magazin gemacht haben und entsetzlich stolz auf sich gewesen sind. Sie hat damals ihr Haar getragen wie eine Krone, stets darauf bedacht irgendetwas neues damit anzufangen. Generell, es war wirklich nicht alles schlecht. Auch wenn die Zeiten hart gewesen sind, Emiri hat die kleine Wohnung geliebt, in der sie mit ihrem Vater gelebt hat. Genug, dass sie selbst nach seinem Tod dort geblieben war. Hat Danica vielleicht beim Übergang in diese Welt einen Teil ihrer Seele zurückgelassen? War er vielleicht… hängen geblieben und jetzt hatte sie sich vervollständigt? Ihr Kopf rauchte bei solch abenteuerlustigen Überlegungen und mit einem leisen Seufzen legte sie sich eine Hand an die Schläfe. Sie sollte es vielleicht einfach hinnehmen und nicht riskieren, dass sie wieder in diesen Zustand verfiel. Denn wenn sie ehrlich gewesen ist, egal was es war, sie mochte sich selbst nun besser leiden. Sie mochte sich lieber als gestern noch oder den Tag davor. Oder die Woche davor. Es fühlte sich an, als könnte sie zum ersten Mal seit sehr langer Zeit frei atmen.
      Als die Tür einfach aufgerissen wurde schaute Danica erstaunt auf und zuckte trotz dem Wissen, dass Coleen eintrat erschrocken zusammen, als sie so laut wurde. Doch sie nahm das Kompliment mit einem verlegenen Grinsen an und streckte bereits die Arme aus für ihre Begrüßung. Das war fantastisch, das war schön. Coleen ganz in ihrer alten Pracht zu sehen und dann auch noch mit Haar so liebevoll, dass es sie an blühende Kirschblüten erinnerte. "Mir geht es gut, danke.", nickte sie ruhig auf die Frage ihrer Freundin. "Die Nacht war sehr erholsam. Ich fühle mich als hätte ich in Wahrheit 3 Jahre geruht. Meine Batterien sind voll aufgeladen!" Eigentlich recht untypisch für Danica deutete sie mit den Armen an als würde sie ihre Muskeln anspannen und belächelte sich selbst ein bisschen dafür, ehe ihre Hände sich wieder angemessen in ihrem Schoss zusammen legten. "Und dir? Wie geht's dir? Hast du die Nacht gut überstanden? Entschuldige, dass ich nicht bei dir sein konnte…"
    • Coleen van Gard
      Ein amüsiertes Grinsen legte sich auf die vollen Lippen der für heute wohl gänzlich rosa haarigen jungen Frau, als sie ihre Freundin so entspannt begutachten konnte. Entspannt, voller neuer Schönheit und einer Geste der Spielerei mit ihren Muskeln, wie man sie wohl eher jemandem wie Coleen zuschreiben würde. Als Danica sich dann nach ihr erkundigte... erröteten direkt die Wangen der Miss van Gard und etwas verträumt legte sie ihre Wangen in ihre eigenen Hände - ihren Kopf mehr als nur grinsend an die Decke gerichtet.
      "Oh Danica! Entschuldige dich nicht! Dank dir hatte ich eine traumhafte Nacht - und mein Morgen erst!", begann sie direkt ihre Schwärmerei und seufzte sinnlich vor sich hin, während sie eine unglaublich mädchenhafte Drehung auf einem Bein machte, wenngleich sie beinahe umfiel bei dem Akt. Begleitet von einem wohligen Kichern, welches nur so vor Glück zu sprühen schien. In einer witzhaften Illustration würden die Herzen wohl nur so aus ihr hinaus sprühen.
      "Oh, mein liebster, mein teuerster Jean wollte letzte Nacht gar nicht mehr gehen, als er mir Trost spendete! Es ist so unglaublich lange her gewesen, dass wir das Bett teilten und es war wie eine Erlösung! Er blieb gar bis in den Morgen hinein!", begann sie die Schwärmerei, drehte sich erneut über beide Ohren gerade zu verliebt grinsend in den Gedanken hinüber zu ihrer liebsten Freundin. "Und der Anblick, Danica! Der Anblick, wenn er sich seiner Uniform entledigt hat! Ein Traum sondergleichen!"
      Coleen war so in ihrem eigenen Film gefangen in ihrer Erzählung, der Euphorie, des Glückes, dass sie gar nicht wahr nahm wie sowohl die Haare Danicas als auch ihres neuen Begleiters sich ganz ihren eigenen anpassten. Vom Scheitel bis in die Spitzen nahmen die Haare aller Anwesenden ein Rosa an, während sie einfach weiter erzählte. Mit einem kleinen Lachen.
      "Er hasst Cedrics Hemd an mir, kannst du das glauben?! Ich muss es durch ein paar seiner ersetzen! Jeans Hemden, die mich einfach stetig an diese gemeinsame Nacht erinnern werden! Hach, Danica!", schwer seufzend und sich sichtlich nicht stoppen lassend, ließ sich Coleen neben ihrer Freundin rückwärts auf das Bett fallen und sah mit ihren roten Wangen verträumt an die Decke.
      "Mag man es fassen?! Nachdem ich heute Morgen aus dieser wundersamen Nacht erwachte und noch im Halbschlaf ihn liebkoste, hielt ich es glatt für einen Traum! Und - oh mein Gott! Ich ich mag nicht die Schnellste darin zu sein anderer Leute Gefühle zu verstehen, aber Jean - mein Jean! Unser Jean! - er machte sich glatt diese Mühe mir wirklich Schritt für Schritt zu erklären, dass uns schon lange keine einfache Freundschaft mehr verbindet! Ich war so dumm! Weißt du wie wundersam das klang? Aus diesen perfekten Lippen von Jean-Christophe zu hören, dass wir mehr sind als Freunde?! Ich ich verbringe die Nacht mit ihm, lass ihn Trost spenden und verstehe es trotzdem nicht von selbst! Ich bin wahrlich eine Karikatur einer Frau glaube ich manchmal!"
      Lachend hob sie ihre Hände an und faltete sie vor ihrer eigenen Brust, vor ihrem Herzen das alleine bei dem Gedanken an ihn und seine Worte so wild schlug. So euphorisch schlug! Seufzend schloss sie ihre Augen und wiederholte das Bild von ihm, wie unbeholfen und überfordert er war beim Ausdrücken seiner Gefühle. Verrückt! Wunderbar! Einfach perfekt in ihren Augen! Sie verfiel völlig der Schwärmerei bis sogar ein wenig Scham in ihr aufkam.
      "Und bevor wir das Zimmer erst vor Kurzem verließen, wie fest er mich hielt auf deinem Bett! Ich weiß, es ging darum ein Zeichen zu setzen, aber selbst zu erfahren was für eine Aufregung sein Anblick über mir auslöste! Welch Herzklopfen! Oh, Danica! Ich verdiene diesen Mann gar nicht, so viel Anstrengung wie er durch mich widerfährt, aber ich fühle mich ihm heute so unglaublich nahe! Wie nie zuvor! Auch wenn wir schon Nächte zusammen verbrachten, das letzte Nacht mit diesem Morgen.. es war etwas völlig anderes! Wie nicht von dieser Welt! Wenn ich diese Gefühle erleben darf, und dieses Gesicht von seinem mit diesen ungehaltenen Gefühlen sehen darf - oh dann reiß mich gerne jeden Tag aufs Neue in die Tiefe!"
      In ihrer Schwärmerei bemerkte die junge Frau nicht, wie viel an Informationen sie überhaupt ausließ. Wie seltsam ihre Worte zu verstehen waren.
    • Danica Kalsanik
      Im ersten Moment hatte Danica noch immer lächelnd leicht eine Augenbraue hochgezogen. Nicht wirklich begreifend, was Coleen ihr da erzählte. Doch mit jedem neuen Satz der Verzückung war sie mehr und mehr… entsetzt? Ich öffnete fassungslos den Mund und hatte noch gar keine Chance gehabt zu wiedersprechen, als sich ihre silbernen Haare plötzlich verfärbten und ihr Herzschlag mechanisch schneller wurde. Erschrocken zuckte sie zusammen und legte die Hand auf ihre Brust. Ein wohliger Schauer nach dem nächsten rannte ihren Körper auf und ab und eine Wärme machte sich in ihrem Bauch breit, während ihre Wangen eine rote Farbe annahmen. Die Vorstellung von sich selbst in den Armen von Claude. Seinem starken Griff zwang sich regelrecht vor ihr geistiges Auge, was für sie die Worte von Coleen noch eindeutiger machte. Erschrocken keuchte sie regelrecht auf. "C-Coleen!", japste sie erschrocken und stolperte regelrecht von ihr weg zu Laurits, der auch komplett verwirrt gewesen ist und sich seinen Kopf hielt unfähig wirklich zu regieren. Sie trat zu ihm und legte ihre Hände an seinen Rücken. "Du… du… ihr… Du hast mit Jean geschlafen?! In... Du hast mit Jean geschlafen in meinem Bett?? Was…? Wie um alles in der Welt ist das passiert?!"
      Mit einem heftigen Knall wurde die Tür aufgerissen und Danica wirbelte herum. Auch Coleen schien aus ihren heftigen Emotionen gerausgerissen zu sein, weswegen ihre Haare wieder ihre normale Farbe annahmen und sie regelrecht zusammen sackte, als würde sie aus einem qualvollen Griff losgelassen. Laurtis reagierte schnell und versuchte die junge Frau noch zu stützen, wofür sie sich mit einem kurzen Lächeln bedankte, ehe sie wieder zur Tür blickte wo sie… zu ihrer Überraschung Anatoly und Nikolai antraf.
      "Oh, guten Morgen", grüßte sie die beiden Männer, noch immer komplett vor den Kopf gestoßen und verwirrt. Sie hatte nun selbst glatt vergessen was am Vortag geschehen war durch den Schock mit Coleens Entwicklung in ihrer Beziehung zu Jean. Was zur Hölle hatte sie denn verpasst? "Was um alles in der Welt fällt dir ein?!" Danica zuckte heftig zusammen und blinzelte mit großen Augen ihren Bruder an. Sein Gesicht sprach Bände der Wut, der Entrüstung. Seine Wangen sind sogar rot geworden vor Aufregung. Seine Stimme war laut und bissig, die junge Frau fühlte sich regelrecht angebellt. Schnell richtete sie sich wieder auf, streckte den Rücken durch und ging einige Schritte vor, um gewissenhaft ihre Standpauke entgegen zu nehmen. Um Coleen musste sie sich dann wohl später kümmern. "Was fällt dir ein?!", wiederholte er sich, erneut sehr laut, worauf Danicas Schultern leicht zuckten. Der Mann stapfte mit schweren Schritten zu ihr hin und packte sie unsanft an den Armen. "Bist du jetzt endlich zufrieden? Musstest du mir das wirklich erst antun? Uns allen! Hast du eine Vorstellung davon wie ich mich gefühlt habe, als man mir gesagt hast, dass du im Sterben gelegen hast?! Wie oft habe ich es dir gesagt? Wie oft habe ich dich angefleht, dass du nicht alles im Alleingang bewältigst?!"
      Danica wendete nicht ihren Blick ab, wurde aber durchaus ein bisschen klein unter Anatolys Rage. Er atmete schwer vor Wut und eigentlich gab es nur eine Sache, die seine kleine Schwester in dem Moment sagen konnte und durfte. "Es tut mir leid." Ihre Stimme war glockenhell, zahm als wäre sie ein Lamm und die Erleichterung sie wohlbehalten zu wissen ertränkte all seine Wut. Ruckartig zog er Danica in eine feste Umarmung, wenn sie auch wirklich nur kurz gewesen ist. "Geht es dir jetzt gut?", hakte er noch immer streng, aber ein bisschen besänftigter nach. Danica schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und hielt beide Daumen hoch. "Wie neu geboren." - "Gut", nickte er und ließ dann einfach von ihr ab, um sich Coleen zuzuwenden. Er hatte Danica noch immer an den Armen gehalten und sie einfach weggeschoben, sodass sie mehr oder minder auf Nikolais Seite landete. Sie schaute zu dem großen Mann auf und machte zur Begrüßung einen eleganten Knicks, während es wieder laut wurde. "Und nun zu dir!", schrie Anatoly als nächstes Coleen an, woraufhin Danica wieder zu den beiden herum wirbelte. Besorgt zog sie die Augenbrauen leicht zusammen und ihre Fingerkuppen berührten sacht ihre Lippen. "Ohje, er wird bestimmt heiser", murmelte sie mehr zu sich, als zu jemand anderem im Raum. "Kann man euch beide wirklich keinen Moment aus den Augen lassen?! Wie kann es sein, dass du in der Sekunde, in der du alleine bist, einen Mann auf dein Zimmer einlädst?! Und dann auch noch Jean? Von allen Menschen Jean?" Er schnappte sich einfach Coleen und zog sie mit sich. "Ihr beide seid mir eine Erklärung schuldig und auch wie zur Hölle ihr euch das vorstellt, dass ich Euch beide da wieder heraus schlage!" Damit schleppte er das arme Mädchen regelrecht aus dem Raum mit nach einem bittenden Blick Danicas in die Richtung von Laurits, erhob dieser schnell und eilte den aufgebrachten Menschen nach.
      Was für ein Durcheinander. Danica seufzte leicht, Nikolais Anwesenheit hatte sie beinahe vergessen, aber nur beinahe. Sie verneigte sich noch einmal vor ihm. "Verzeiht, Eure Majestät. Es ist sehr laut geworden. Ich hoffe ihr seid bei bestem Befinden. Es plagt mich, dass ich Euch seit dem Ball keine Hilfe mehr sein konnte."
    • Coleen van Gard
      Noch ganz in ihrer Schwärmerei verfallen, sah die junge Frau etwas verwundert auf zu Danica, welche so erschrocken ihren Namen ausstieß, als hätte ihre beste Freundin ihr nicht gerade das Wundervollste erzählt, was hätte passieren können! Freute sie sich denn kein Stück, das Jean und sie einander näher waren als jemals-
      "Du… du… ihr… Du hast mit Jean geschlafen?! In... Du hast mit Jean geschlafen in meinem Bett?? Was…? Wie um alles in der Welt ist das passiert?!" - "...Hah?"
      Wo... kam das denn plötzlich her? Gerade richtete Coleen ihren Oberkörper auf und blinzelte wie wild vor sich hin, auf der Suche nach einer Erklärung, wie ihre Freundin mit einem Mal auf diese Schlussfolgerung kam - als sie auch schon stark zusammen zuckte bei dem Knall, den Anatoly mit der Eingangstür verursachte. Direkt fiel ihr Blick auf den wütend angeröteten Anatoly und... einen ebenfalls ein wenig angeröteten Prinz Nikolai. War er auch wütend? Die Männer traten hinein, der Prinz positionierte sich abseits und Danica wurde von ihrem Bruder ordentlich zusammen gefaltet, was der verwirrten Coleen zwar ein Lächeln abgewann, während sie sich vom Bett erhob, jedoch... Wie kam sie denn plötzlich darauf, dass sie mit Jean geschlafen hätte?! "Was... hab ich gesagt..?", murmelte sie leise vor sich hin und klinkte sich völlig aus dem Gespräch der Geschwister aus - als der Ärger des Mannes auf sie traf.
      "Und nun zu dir!" - "Ugh.."
      Stark zuckte sie in sich zusammen und zeigte mit ihrem Zeigefinger fragend auf sich selbst. "Mir?", wiederholte sie nur sichtlich verwirrt, irritiert, perplex, was er denn nun an ihr auszusetzen hatte, als er auch schon anfing mit ihr zu schimpfen. Bei jeder Frage wich die junge Frau etwas weiter zurück, bis sie sich mit dem Rücken zur Wand wiederfand und lächelte etwas nervös ihre Hände entschuldigend in die Luft hebend, während ihre Haare weiß wurden - hauptsächlich vor Verwirrung. "Er wollte mich trösten, wieso sollte ich nicht-", versuchte sie sich zu entschuldigen, doch er hörte gar nicht zu. "Und dann auch noch Jean? Von allen Menschen Jean?"
      "Hah?! Was für einen Mann sollte ich denn sonst auf mein Zimmer lassen, wenn nicht ihn?!", fragte sie im völligen Unverständnis über die Situation bis ihr erst jetzt, als er ihren Arm packte und einfach mit sich zog, etwas auffiel. "H-Hast du etwa gelauscht!? Ich habe ihr das im Vertrauen erzählt, du Über-Vater! Das war ein vertrauliches Gespräch!", meckerte sie etwas errötend vor sich hin und haute quengelig auf den Arm, der sie zog, während sie hinter Anatoly einfach hinterher stolperte. "Ana- Komm scho- Lässt du mich jetzt bitte los?!"
      Es nützte alles nichts. Wie sie sich auch versuchte zu wehren, sie wurde unsanft einfach hinfort gezogen. Ohne die Chance Danica darüber aufzuklären, dass - wie auch immer sie auf diese komische Annahme kam - sie sich irrte. Er wollte eine Erklärung? Wegen Jean? Was... Wieso interessierte ihn das überhaupt?! Coleen verstand die Welt nicht mehr. Überhaupt nicht mehr.
      "Anatoly Kalsanik, hättest du die Güte mich frei zu lassen und nicht wie eine Verbrecherin mitzuschleifen, nur weil mein bester Freund mir Trost gespendet hat?! Du hättest für Danica das Selbe getan, komm schon!! Jean ist doch nicht irgendwer, wieso bist du so unglaublich verärgert!?" Da war sie sich sicher. Anatoly selbst hätte keine Sekunde gezögert in ihrem Zimmer zu übernachten, nach so einem nervenaufreibenden Vorfall. Und auch ohne einen, würde er sofort bei ihr gar einziehen, wenn sie Schlafprobleme hätte in seiner übertriebenen Sorge! Sie bemerkte gar nicht, dass Laurits ihnen hinterher eilte.

      Prinz Nikolai Styrcia
      Knapp vor dem Krankenzimmer hatten Anatoly und er zueinander gefunden - beide mit dem selben Ziel. Miss Kalsaniks Zustand überprüfen, ihre Besorgnis aussprechen, diese Dinge, die man eben tat. Als sie jedoch vor der Tür standen, zögerten sie beide gleichermaßen als sie die Stimmen auf der anderen Seite hörten. Nach einem kurzen Blickwechsel war die stumme Allianz geschmiedet, noch einen Moment vor der Tür zu warten und dem Gespräch natürlich nicht zu lauschen. Sondern lediglich den Damen ihren Freiraum zu lassen und... zu verhindern, das jemand anderes hinein trat um sie zu unterbrechen. Wenn sie selbst dabei das ein oder andere Wort vernahmen, war das ja nicht ihre Schuld.
      " [...] aber ich fühle mich ihm heute so unglaublich nahe! Wie nie zuvor! [...]", hörte man die hemmungslose Schwärmerei der ach so nicht an Männern interessierten Coleen van Gard. Damit war ihre Show wohl vorbei? Dieses Spiel, das sie spielte? Wenngleich die direkte Vorstellung dieser Frau, die sich unter einem Mann windete, sich direkt in sein Hirn einbrannte gegen seinen Willen und ihm eine seichte Röte auf die Wange legte.
      "Du hast mit Jean geschlafen in meinem Bett?? Was…? Wie um alles in der Welt ist das passiert?!"
      Damit war es um Anatoly geschehen und ohne zu zögern, ließ er seiner Wut freien Lauf und öffnete die Tür. Er zeigte auf eine sehr... unverfälschte Art und Weise seine Sorge um Miss Kalsanik. Duzte sie. Umarmte sie. In seinem Innern durchfuhr ihn ein unsagbares Missfallen an diesem Bild - während Miss Kalsanik kaum auch nur auf seine Avancen an sie reagierte, konnte dieser Mann sie anschreien, an ihr rumzerren und all sowas... und sie lächelte? Ging Nikolai auf der falschen Art mit ihr um? Musste er sie packen und an sich reißen, damit sie ihn wahr nahm? War das irgendeine Art seltsame Vorliebe, die er nicht verstand? Der Prinz stellte sich abseits und beobachtete das Spiel - und wie Miss van Gard, trotz inniger Zweisamkeit mit einem Mann, noch immer an ihrer Männeruniform hing. Ohne Jacke, die unweigerlich dazu gehörte. Da war wohl jemand etwas durch den Wind - eigentlich die Gelegenheit dieser Frau eines auszuwischen.
      Dachte er.
      Als Anatoly seinen Ärger aber kurz darauf schon auf sie kanalisierte und davon riss, davon redend, wie er die beiden da wieder herausholen sollte, verwarf er den Gedanken. So gerne er Coleen eines auswischen wollen würde nach der Blamage im Unterricht, er würde sich nicht gegen Anatoly stellen. Es wurde still und erst jetzt hatte er die Gelegenheit seinen Blick komplett auf Danica zu richten. Er öffnete den Mund um ihre Begrüßung zu erwidern, als sich seine Augen weiteten.
      Sein Herz schien einen kurzen Aussetzer zu machen - natürlich nur, wegen diesem ungewohnten Anblick. Keineswegs wegen Wohlwollen. Keineswegs wegen... Sprechen. Reden. Moment, er musste was sagen! Das war der Moment in einem Gespräch, wo er etwas sagen musste und nicht über dieses lange Haar nachdenken durfte. Oder dieses doch mit Farben verzierte Kleid, welches ihre Augen unglaublich zur Geltung brachten im Gegensatz zu dem Ballkleid.
      "Ja! Miss.. Kalsanik. Meine Arbeit verrichtete sich.. guten Ganges.", räusperte er unbeholfen hinaus, sich schnell wieder auf das Wesentliche konzentrierend. "Wie Ihr Anatoly sagtet, geht es Euch gut. Ich bin erleichtert. Und ich freue mich Euch bald wieder an meiner Seite am Schreibtisch zu wissen. Euer... Haar steht Euch wirklich gut, Miss. Und das Kleid erst. Wahrlich wie ein Schmetterling seid Ihr aus eurem Kokon erwacht, wie es mir scheint.", komplimentierte er ihr Auftreten, welches wirklich eine zierde für das Auge war, egal wie man es drehte und wendete. Während er auf dem Ball noch wie eine legere schöne Frau aussah, war sie heute gerade zu eine Königin, den Blick auf sich ziehend. Bemerkenswert. Und überaus fragwürdig...
      "Wo Ihr aber den Ball schon ansprecht..", griff er direkt das Thema auf, und führte Danica an der Hand hinüber zum Bett, damit sie sich wieder setzen konnte. Die Ruhe wieder auf sich nehmen konnte und sich entspannte. Wie verpackte er das nun unauffällig? Ohne zu viel zu sagen, fragen, ohne zu misstrauisch zu wirken? Sein Lächeln wich ihm nicht von der Seite, doch seinen Gedanken half es nicht auf die Sprünge. "Welch famoser Zufall es doch war, dass Ihr den Herren Lind von dem Fest wieder erkanntet, nicht wahr? Ihr.. verstandet Euch wirklich gut, er fragte bei unseren Verhandlungen oft nach Euch. Und ob Ihr wohl im nächsten Jahr seine Gesellschaft genießen würdet."
      Gut, das war ein Anfang. Nun musste er nur die Kurve schaffen. Doch wie? Zum Erntetanz? Vielleicht auf das direkte Projekt? Oder über Anatoly, sie scheinen sich sehr nahe zu stehen. Oder sollte er es einfach direkt einbauen? Ihr vorhalten, sie hätte geholfen und warten, ob sie überrascht reagierte?
      "Anatoly war ebenfalls sehr interessiert daran, was für eine hinreizende Vorlage Ihr ihm schenktet. Es brachte mein Herzensprojekt wahrlich weiter, ich kann Euch nur meinen Dank aussprechen."
      Genau. Sie würde nun verlegen abwinken, wenn es keine Absicht wäre. Oder den Dank annehmen. Oder aber normal abwinken, je nach dem wie gefasst sie darauf war.... Vielleicht.
    • Danica Kalsanik
      Ruhig nahm Danica das Lob, das an sie gerichtet wurde entgegen und machte einen sanften Knicks als Dank. "Eure Worte sind zu gut. Ich fürchte nicht viel an diesem Erscheinungsbild beigetragen zu haben. Mein… Wächter suchte das Kleid für mich aus. Ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Sorge ihm nicht gerecht zu werden." Und da auch er noch einmal auf ihre Haare zu sprechen kam lächelte sie tatsächlich ein bisschen überfordert. Mit einer fließenden Bewegung strich sie all ihr Haar über die linke Schulter und strich mit den Fingern sacht hindurch. "Es ist ungewohnt, nicht wahr?" Sie ließ ihre Finger durch die Strähnen fahren wie zum wiederholten Male heute, ehe sie sie einfach über ihrer Schulter liegen ließ und sich von Nikolai zurück auf das Bett führen ließ. Ob sie eine Rückenlehne hatte oder nicht war ganz gleich, es war selbstverständlich, dass sie zu jedem Zeitpunkt eine kerzengerade Statur vorwies. Ihre Hände legten sich entspannt in ihren Schoss und… es war… eine sehr interessante Art der Unterhaltung. Dadurch, dass Danica auf dem Bett saß, war sie ein bisschen erhöht. Ihre Füße erreichten nicht den Boden und dadurch, dass Nikolai nach wie vor direkt vor ihr stand, wurde ihr erst bewusst wie groß der junge Mann eigentlich gewesen ist. Mit aller Kraft weigerte sich Danica an die Gefühle von eben zu denken, die Coleen ihr gesendet hatte. Sie kämpfte einfach klar dagegen an seine Männlichkeit wahrzunehmen und seine Nähe zu suchen.
      Das stand ihr noch immer nicht zu und sie war dankbar, als der Prinz ein Tatsächliches Thema für ein Gespräch aufgriff. Vor allem… dieses Thema. Sie wollte sich die ganze Zeit schon irgendwie dafür entschuldigen, rechtfertigen, deutlich machen, dass sie das ganze nicht als dummes Spiel sah. Sie zog entschuldigend die Augenbrauen zusammen. Tatsächlich rechnete Danica eigentlich fest damit, dass Anatoly und Nicolai sich bereits darüber ausgetauscht hatten. Sie seufzte leise und ließ regelrecht ihre Schultern sinken und räusperte sich leicht. "Das, Eure Majestät, ist ein Thema, was ich ebenfalls noch einmal ansprechen wollte. Anatoly gegenüber sagte ich es schon, er hat mir ordentlich den Kopf gewaschen, doch es ist mir wichtig, dass auch ihr die Worte von mir direkt erhaltet." Sie lächelte ihn etwas unsicher an und sortierte zunächst einmal ihre Gedanken. "Ich hätte nicht auf eigene Faust handeln dürfen. Ich hatte großes Glück, dass alles aufgegangen ist, Herr Lind offen für meine Scharade gewesen ist, doch wenn er meine Worte falsch aufgenommen hätte, dann hätte ich irreparabelen Schaden angerichtet." Beschämt senkte sie den Kopf, ihre Finger fanden zueinander und sie faltete die Hände zusammen in ihrem Schoss. "Ich sah Eure harte und leidenschaftliche Arbeit. Ich las all Eure Ausführungen, jedes Programm und jede perfekt ausgearbeitete Studie, die Ihr zu Euren Plänen verfasst habt. Ich sah bei Herrn Lind die Wahrscheinlichkeit am größten, dass ihm die in den letzten Jahren stetig schlechter werdende Ernte zu schaffen machte, wenn man bedenkt, dass seiner Familie 30 der 50 Staatshöfe gehören. Da dachte ich mir einige Geschichten aus, hab mir ein paar Gesprächsverläufe zurecht gelegt."
      Sie lächelte ein bisschen nervös, eigentlich sicher, dass er durch und durch negativ reagieren müsste. So wie Anatoly es getan hatte. "Mir gefiel die Idee übrigens auf Anhieb. Wir unterrichten unsere Bediensteten mit einer kleinen magischen Begabung auch in einem sehr gesteckten Rahmen. Ich denke, dass viel Potential verschwendet wird, wenn gerade Menschen mit weltlichen Begabungen unentdeckt bleiben. Denn Männer und Frauen der Akademie werden nicht anfangen auf den Feldern zu arbeiten." Sie sprach bedeutend offener, bedeutend ruhiger, entspannter, weniger in Rätseln. Es war schlichtweg nicht mehr notwendig ihm gegenüber etwas vorzumachen. Sie hat auf dem Ball bereits sehr deutlich gemacht, dass sie in seinem Team spielte. Und es hatte ihr auf der Zunge gebrannt mit jemandem über ihre Gedanken zu diesem Projekt zu sprechen, nachdem sie sich so eingehend eingelesen hatte. Es war wirklich eine Tragödie, wie wenig Coleen von dem Prinzen hielt und dass sie in ihrer Gegenwart am Besten nicht einmal seinen Namen aussprach.

      Anatoly Kalsanik
      Wer an dieser Schule hatte wohl die tatsächlichen zwei schlimmsten Tage seines Lebens? Wer könnte das wohl sein? Musste man da tatsächlich lange überlegen? Nein. Musste man nicht. Anatoly ist es gewesen. Am späten Abend am vorangegangenen Tag hatte man sich endlich darum bemüht ihm Bescheid zu geben. Ein Lehrer aus ihrem Jahrgang hat nach ihm rufen lassen - kurz vor der Sperrstunde wohlbemerkt und ihn klinisch darüber in Kenntnis gesetzt, dass Danica komplett die Kontrolle über ihre Fähigkeiten verlor, was zur Folge hatte dass beinahe einfach aus Erschöpfung gestorben ist.
      Beinahe. Beinahe! Was bedeutete beinahe? War sie wieder auf dem Damm? Würde sie es schaffen? Was war überhaupt passiert, dass es so weit kommen konnte und was um alles in der Welt war damit gemeint sie hatte die Kontrolle über ihre Kräfte verloren? Was waren denn bitte ihre Kräfte? Seines Wissens nach konnte sie den ein oder anderen verstorbenen Menschen sehen und sich ein bisschen mit ihnen unterhalten und sie mehr oder minder in Träume rufen. Wie konnte man das denn bitte dermaßen ausleben, dass man daran starb? Sofort war er in die Krankenstation gerannt, wie ein Wahnsinniger, bereit sie aus der Ohnmacht heraus zu prügeln wenn es sein musste, nur, damit dieser eigenartige Mann, den er noch nie zuvor gesehen hat, ihn direkt abspeißte und weigerte Anatoly einzulassen, um Danica ihre Ruhe zu gönnen die sie nun dringend brauchte. Dringend? Dringend! Schon wieder hatte er eine Aussage vernommen, die dermaßen nichts sagend gewesen ist und ihm erneut keine Auskunft darüber gab, ob es ihr nun gut gehen würde oder nicht.
      Das war schlimm gewesen. Wirklich, wirklich schlimm. In die Hölle selbst zu sehen hätte ihm bedeutend weniger ausgemacht als Stunden, eine komplette Nacht mit dieser Ungewissheit zu leben. Er hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie er es ihren Eltern hätte beibringen sollen. Auf seinem Schreibtisch lagen die Anfänge eines Briefes. Genau genommen sehr viele, doch jeden hatte er einfach wieder verworfen im der schieren Verzweiflung, in der Untätigkeit, in dem Weigern auch nur daran zu denken, sie könnte einfach so, von heute auf morgen nicht mehr da sein.
      Der Gedanke machte ihn noch heute, selbst nachdem er sie wohlbehalten aufgefunden hatte, einfach krank. Doch gut, das war immerhin eine Sorge weniger. Die Erinnerung würde nach einer Weile verblassen, er würde damit zurecht kommen. Das war nun nichts mehr, wogegen er effektiv etwas tun konnte. Doch dann stand er da und musste sich allen ernstes mit anhören, wie Coleen, seine Kindheitsfreundin Coleen, die beste Freundin seiner Schwester, Coleen, das Mädchen, das dermaßen auf ihre Selbständigkeit pochte in der ersten Möglichkeit einen Mann mit sich nahm und sich ihm hingab?! Bevor das Schuljahr begonnen hatte, ist er in dad Herrenzimmer seines Vaters gerufen worden, wo er bereits mit Cedric zusammen auf ihn gewartet hatte. Gib Acht auf Danica und Coleen, war ihre gemeinsame Bitte an den jungen Mann und verflucht das tat er. Und wie dankten sie beide es ihm? Nicht nur mit einer Niederlage, nein, mit zwei.

      "Du hättest für Danica das Selbe getan, komm schon!"

      Wie vom Blitz wurde Anatoly von dieser Aussage getroffen, die Coleen dermaßen problemlos und jammernd über die Lippen gekommen war. Ruckartig blieb er stehen und riss regelrecht seine Hand von ihrem Arm. Verständnislos, entsetzt, angewidert drehte er sich zu ihr um, sein Gesicht verlor jede Mimik. Er hatte sich gerade verhört oder? "Du… Was hast du gerade gesagt?" Ja, man sprach ihm einen Schwesternkomplex nach und so ganz konnte Anatoly sich davon auch noch absprechen. Doch nun ging man sogar schon davon aus, dass er… Er konnte es nicht einmal denken. Jetzt wurde ihm wirklich schlecht. "Sie ist meine Schwester!", platzte es fassungslos aus ihm heraus. Er konnte sich nicht einmal rechtfertigen. Er versuchte zu sagen, dass er soetwas niemals tun würde, aber er konnte nicht. Das würde zwangsläufig bedeuten, dass er die Möglichkeit ablehnte, doch die Möglichkeit allein existierte nicht.
      Gerade, als sie beide mitten im Flur standen, erschien Jean auf der Bildfläche. Aus Zufall. Und als er zu den beiden aufsah machte er eigentlich Anstalten mit monotoner Miene, noch immer todmüde, zu grüßen, doch er spürte sofort eine derartige Mordlust von Anatoly ausgehend, dass er seine Hand einfach fallen ließ und zwischen den beiden hin und her sah. "Oh Himmel, nein", stöhnte Jean, inzwischen selbst bereit vor Erschöpfung zu sterben. "Was hat sie gesagt? Was hast du gehört?", erkundigte er sich sofort nach dem Thema, das auf der Hand lag und schaute zu Coleen. "Du hast etwas Dummes gesagt, nicht wahr?"

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Entgegen Danicas Erwartungen, hatten der Prinz und sein Kumpane kein Wort darüber verloren, was Danica angerichtet hatte oder eben nicht. Nikolai selbst war es gewesen, der viel zu eingespannt gewesen war die ganzen Tage. Umso mehr frierte sein Lächeln auf seinem Gesicht beinahe ein, als er ihr zuhörte. Ihre Entschuldigung? Erklärung traf es wohl eher. Scharade? Eine Scharade, wahrlich? Es war alles in ihrem Sinne gewesen?
      ... SIE GAB ES SO OFFEN ZU!?
      Hatte die Frau sich am Kopf gestoßen? Eine Erleuchtung sondergleichen gehabt, während sie den Tanz des Todes tanzte? Was war dieser Anblick? Diese Ehrlichkeit, wo sie sonst so in Rätseln sprach? Was war diese Verwirrung, die sich in seinem ganzen Körper freizusetzen schien?
      "Da dachte ich mir einige Geschichten aus, hab mir ein paar Gesprächsverläufe zurecht gelegt."
      Sie war so gut vorbereitet gewesen? Wegen seinem Projekt? Seiner eigenen Passion? Er bemerkte gar nicht wie seine Maske und sein Lächeln verblasste gänzlich. Wie überaus erstaunt und verwirrt gleichermaßen er sie ansah, wie er gar keinen klaren Gedanken schaffte zu fassen. Was war das für ein Spiel? Wohin sollte dieser Zug sie führen? War das eine andere Art und Weise um seine Gunst zu eifern, die er vielleicht gar nicht so wahr nahm? Nein, ihr Blick erzählte eine andere Geschichte. War das überhaupt die selbe Frau wie noch am Vortag?
      "Ihr... das... was?", entwich es ihm im Zuge seiner Verwirrung, gar nicht diese Situation greifen könnend. Verstehen könnend. Er fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht und bemerkte mit einem Schlag sehr plötzlich, wie seine Maske sich von selbst abgestreift hatte, weshalb er schnell wieder lächelte. Peinlich berührt innerlich, aber all diese Gefühle in seinem Körper einschloss, so wie er es kannte. Wie er es jeden Tag seines Lebens tat. Er lächelte charmant und brauchte einen Moment um Worte zu finden.
      "Ver..zeiht die Frage, aber fühlt Ihr Euch nicht gut? Ihr seid doch sehr.. verändert, wenn ich das sagen darf, meine Teure. Soll ich Euch ein Glas Wasser holen?" Was war das? Er konnte kaum einen Gedanken fassen. Kaum seine charmanten Floskeln in Worte fassen, weil er so durch und durch verwirrt war. Wer war diese Frau? War das die ganze Zeit schon unter der Fassade ihrer Selbst gewesen? Nein. Doch? Was?!
      Und mit einem Mal wusste er, was er tun wollte. Musste. Was er tun musste, um zu wissen, ob es überhaupt die selbe Frau vor seinen Augen war. Durfte eine Frau überhaupt solch eine Menge an Facetten besitzen? War das hier eine? War sie nun ehrlich oder wurde er durch und durch von einer Frau getäuscht? Oder war er nur so verwirrt von diesem plötzlichen lieblichen Anblick vor seinen Augen?
      Bevor er wirklich drüber nachdachte, hatte der Mann schon seine Hand erhoben. Bevor er es verstand, gab er dem Drang nach und strich über ihre Wange. Darauf erwartete er keine Reaktion, wo sie diese Geste schon so oft hatte abgewiesen. Worauf er eine Reaktion erwartete, war... der Moment, in welchem seine Finger durch ihren Nacken streichten. Sie würde in dieser Berührung aufgehen, wie zuvor an dem Schreibtisch, nicht? Sie würde sich an ihn erinnern und an den Moment, in dem sie das erste Mal tatsächlich auf ihn reagiert hatte, nicht? Sie würde ihn wahr nehmen?
      Die Verwirrung in dem blonden Mann war vollkommen. Er wusste kaum mit ihr umzugehen - gerade gewöhnte er sich an ihre Abweisung und die Rätsel und diese einfältige Frau, und dann entschied sie sich ihm zu zeigen, wie durchdacht sie handelte hinter seinem Rücken? Ihm aufzuzeigen, wie sie ihn getäuscht hatte? Nicht Lind, sondern ihn? War es das, was ihn ärgerte? Dass er getäuscht wurde? Oder ärgerte er sich, weil eine Frau, die ihn so täuschen konnte, sich weigerte auf sein Lächeln und seine Berührungen zu reagieren?
      Innerlich betete er. Er betete und hoffte auf eine Reaktion, die ihn besser fühlen lassen würde als in diesem Moment. Er konnte an nichts anderes denken.
      'Erröte. Reagiere auf meine Finger. Sieh mich an, bekomm eine Gänsehaut.'

      Coleen van Gard
      "Du… Was hast du gerade gesagt?"
      Was war denn mit diesem Blick? Coleen rieb sich verwirrt ihren Arm, an welchen sie so unfassbar ruppig gepackt wurde. "Sie ist meine Schwester!" Völliges Unverständnis bildete sich auf ihrem Gesicht ab. "Ja, gerade deshalb doch!", warf sie ihm entgegen, überhaupt nicht mehr wissend wo vorne oder hinten war. Und das Chaos wurde wohl komplett als Jean auftrat - und ihr die Schuld zuschob an diesem Schlamassel! "Du hast etwas Dummes gesagt, nicht wahr?" - "Ich habe gar nichts Dummes gesagt!", verteidigte sie sich direkt und verschränkte ihre Arme beleidigt, als sie ihn musterte. Er war so müde, und Anatoly machte nun Ärger wegen... nichts eigentlich. "Zu ihm habe ich praktisch gesehen überhaupt nichts gesagt! Ich habe Danica von letzter Nacht erzählt und noch bevor ich ein gravierendes Missverständnis ihr gegenüber berichtigen konnte, platzt er nach einem offensichtlichen Lauschangriff hinein und macht ein Terz, als hätte ich die Todesstrafe verdient für ein Vergehen, welches er selbst für Danica sofort ebenso begannen hätte, wie du für mich! Und und, alleine dieser Blick!", vorwurfsvoll zeigte sie mit ihrem Finger auch den Bruder ihrer Freundin, jedoch sich danach wieder voll und ganz Jean zuwendend - ihren Ärger kurzzeitig vergessend und seufzend. "Du solltest dich aber lieber noch ein paar Stunden hinlegen, du hast doch kaum Schlaf bekommen, weil du dich um mich gekümmert hast. Dieser Lehrer, wie hieß er gleich noch? Lockhardt? Er wird dich bestimmt entschuldigen." Ohne zu Zögern legte sie ihre Hand an Jeans Arm, und strich hinunter in Richtung seiner Hand, als sie doch ein wenig.. errötete. Ihr weißes Haar wurde unweigerlich wieder lieblich rosa beim Gedanken daran, wie er sie gegriffen hatte mit dieser Hand. Dieser großen perfekten Hand und-
      Schnell schüttelte sie den Gedanken ab und sah etwas beschämt zur Seite, zurück auf Anatoly. "Es ist- Wir haben- ... Ich weiß, er hätte nicht über Nacht bleiben sollen, aber ich finde deine Reaktion durchaus überzogen - selbst für deine Verhältnisse! Ich weiß ganz genau, wie oft du des Nachts schon in Danicas Bett gekrabbelt kamst bei Gewittern und Albträumen und nach so einem Ereignis wie gestern, da willst du uns wirklich vorhalten, dass er bei mir blieb, damit ich nicht alleine in diesem großen Zimmer sein musste? Es- Ich meine-... Es tut mir Leid, aber ich verstehe nicht, wieso das für dich so ein großes Problem ist."
      Sie verstand es.. wirklich nicht. Überhaupt nicht. Oder... hatte er auch gehört, wegen der Sache von heute Morgen? Könnte es ihn so aufregen, wenn sie und Jean über Gefühle redeten? Das machte doch alles keinen Sinn..!
      "Moment, wie lange standest du überhaupt vor der Tür!? Ich meine. Ich ich war etwas aufgeregt vielleicht, aber weder für dich noch für Danica ist es etwas neues, wenn ich vielleicht etwas zu schwärmerisch über ihn rede. Selbst für Jean ist es nicht wirklich etwas neues!"
      Fragend fiel ihr Blick zu eben diesem. "Ist es nach heute Morgen doch nicht mehr, richtig? Ich meine, du weißt, wie ich von dir träume. Du kannst dir vorstellen, wie ich über dich rede zwischenzeitlich.", gab sie komplett trocken von sich.

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    • Danica Kalsanik
      "Hm?", entwich es ihr, bevor sie darüber nachdenken konnte, als Danica regelrecht vor ihren Augen sehen konnte wie seine Maske fiel und er sie schnell wieder aufsetzte aber dann doch nicht ganz. Was? Sie war verwirrt. Und, wenn sie ehrlich mit sich selbst gewesen ist, auch ein wenig besorgt. Es passte wirklich nicht zu Nikolai, dass er so durcheinander gewesen ist, dass er ihr dermaßen das Innere seiner Welt zeigte. Wenn jemand das verstand, dann war das Danica. Wer sollte sich mit den perfekten Masken auskennen, wenn nicht sie. "Eure… Majestät…? Mir… ja, ich… mir geht es gut. Ich habe mich gut erholt. Geht… es Euch auch gut?", fragte sie vorsichtig nach und ist bereits im Begriff gewesen aufzustehen und ihm den Platz auf dem Bett anzubieten. Hatten ihre Worte ihn dermaßen verärgert? Wollte er sie aus dem Mund einer Frau vielleicht schlichtweg nicht hören? Vorstellbar wäre es sicherlich gewesen. Immerhin hat sie sich ganz klar und deutlich nicht nur in irgendwelche politischen Vorgänge eingemischt, sondern in seine. In seine Agenda, in seine Zukunft auf dem Thron. Er hatte jedes Recht wütend mit ihr zu sein. Doch so ganz passten seine Reaktionen nicht.
      Anatoly war wütend auf sie gewesen. Er hatte sie angeschrien. Das war etwas, das verstand Danica. Damit konnte sie umgehen. Mal abgesehen davon, dass sie ihrem Bruder schon eine Ewigkeit an ihrer Seite gewusst hat und jeden seiner Blicke zu interpretieren wusste. Do bei dem Prinzen war das ganz und gar nicht der Fall. Das einzige Mal, dass er seine Maske in ihrer Gegenwart abgenommen hatte, war keineswegs für sie. An diesem Tag hat er ihre Existenz gänzlich vergessen. Doch jetzt gerade waren nur sie beide hier, alleine... Was sie plötzlich in Anbetracht der Umstände deutlich nervöser machte als es eigentlich sollte. Sie war wirklich kurz davor gewesen aufzuspringen, Wasser zu holen, irgendwas zu tun in diesem Moment, als seine Hand plötzlich ihre Wange berührte. Im ersten Moment zuckte sie leicht zusammen und schaute zu dem Blonden auf. Ihre Verwirrung stand wirklich klar und deutlich in ihren Augen. Sie öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als Danicas Augen sich erschrocken weiteten. Seine Hand wanderte zu ihrem Nacken. Eine Geste, die sie gut verkraften konnte, wenn sie darauf vorbereitet gewesen ist. Doch das war sie beim besten Willen nicht. Sie zuckte stark zusammen mit dem heftigen Schauer, der eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper zu hinterlassen schien. Ihren Lippen entwich ein schrecklicher, schamhafter Ton eines Wimmerns, ihr Gesicht nahm gänzlich eine Rote Farbe an und während sie eine Hand sofort auf ihren Mund legte, klammerte sie sich regelrecht mit der anderen Hand an den Arm, den er zu ihr ausgestreckt hatte. Sie fand allerdings noch keine Kraft daran zu ziehen.
      Was passierte hier? Warum… Was… War das eine Art Strafe? Sie verstand nicht, nicht im Geringsten. Doch diese Geste war… keine gute Idee. Nicht heute. Nicht nach diesem Gespräch mit Coleen, nach ihrer telepathischen Vermittlung ihrer innigen Gefühle und Sehnsüchte.

      Anatoly Kalsanik & Jean-Christophe Beaumanoir
      In der Zwischenzeit hatte sich eine beachtliche Menschentraube um die kleine Gruppe herum gebildet. Schaulustige, die bei der bloßen Möglichkeit einen Skandal beobachten zu können, aus den Klassen strömten. Getuschel ging aufgeregt durch die Reihen und der Kontext des Gesagten wurde sehr schnell aufgegriffen, missverstanden und nach Herzenslust und Laune schlichtweg erweitert. Die Worte überschlugen sich und während Anatoly noch immer ein Bild der vollkommenen Verständnislosigkeit gewesen ist, bekam Jean entsetzliche Kopfschmerzen. Er war immer noch komplett ahnungslos darüber was das Problem gewesen ist, doch als er mir ruhigen Augen Coleens doch sehr… eindeutige Reaktion auf seine Nähe beobachtete, dämmerte ihm da etwas und es war nicht gut. "Anatoly, könnten wir das Gespräch vielleicht an einem ruhigeren Ort weiterführen. Mir scheint, dass das Missverständnis, das Danica befallen hatte nun die ganze Schule in Flammen aufgehen lässt." Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte nicht hier und jetzt auf der Stelle einfach zu schreien und aus dem Fenster zu sprungen. Doch er riss sich zusammen und zeigte einigen umher stehenden Bekannten sein geschäftliches Lächeln.
      Trotz der Wut, die der junge Kalsanik Spross empfand, ließ er durchaus mit sich reden. Wenn er auch eine deutliche Entschuldigung für diese grauenvollen Anschuldigungen hören wollte. Murrend ließ er sich in eine ruhigere Ecke ziehen und mit einem erschöpften Lächeln legte Jean seine Hand an Coleens unteren Rücken. "Und du wirst mich für einen Moment sprechen lassen, verstanden?" Seine Stimme klang wie immer und auch diese Aussege war keine, die Coleen nicht vertraut gewesen wäre. Doch seine Hand, die gerade genug Druck auf sie ausübte, dass sie allein begriff, dass er gerade wirklich keinen Spaß mehr verstand. "In Ordnung, Anatoly. Nun mal ganz langsam; Was denkst du ist letzte Nacht geschehen?" Der Mann mit dem marinefarbenen Haar schnaufte und verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Coleen sagte, dass ihr beide letzte Nacht miteinander geschlafen habt", sprach er nach diesem Durcheinander trocken aus. "Und die Betonung wie intim ihr miteinander geworden wart hat sie durch den ganzen Flur geschrien." Jeans Griff wurde fester und wanderte an die Taille seiner geliebten, doch ein bisschen dummen Freundin. "Ehrlich? Hat sie das?" Anatoly nickte und trat einen Schritt auf Jean zu, ehe er ihn einfach am Kragen packte. "Was hast du dir dabei gedacht? Willst du deinen guten Namen so dringend loswerden? Ist es dein Ziel einen weiteren Bastard auf diese Welt loszulassen?" Unbeeindruckt sah der blonde zu dem wütenden jungen Mann. "Anatoly, es ist gar nichts passiert. Nach dem Durcheinander gestern mit Danica, wollte ich Coleen nicht allein lassen. Am Ende wäre sie vor Angst einfach zusammen gebrochen. Ich bin nur da geblieben und habe darauf geachtet, dass sie nicht zu sehr von schlechten Träumen geplagt wird. Nicht mehr und nicht weniger."
      Stelle legte sich über die beiden und prüfend sah Anatoly Jean noch ins Gesicht, ehe er schließlich von ihm abließ. "Ist das wahr, Coleen?" Er musste zugeben, dass er ein bisschen hoffte, dass dies nicht die Wahrheit gewesen ist. Anatoly würde sich bis in alle Ewigkeit ärgern wegen solchem Mist so eine Hexenjagd veranstaltet zu haben. "Ihr habt euch nicht in unehelicher Sünde vereinigt?" - "Natürlich nicht", stöhnte Jean fast schon ein bisschen genervt. Sein Kopfschmerzen wuchsen bei dieser Unterredung.

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    • Prinz Nikolai Styrcia
      Diese Reaktion. Diese Errötung. Dieses Wimmern. Diese Gänsehaut. Das war es, was er sehen wollte. Das war es, was ihn nicht nur beruhigte, sondern eine Genugtuung sondergleichen durch den Körper jagte. Nein... stopp... Das war keine Genugtuung. Wie sie sich an seine Hand klammerte. Wie sie ihn ansah. Mehr wollte er nicht, es ging nie um mehr. Das war die Reaktion, die sein Ego zurecht rücken sollte. Aber... wieso... konnte er nicht wegsehen? Wieso war er so gebannt von dem Anblick? Wieso war er nicht befriedigt von der Situation, trotz dieser wohligen Wärme in seiner Brust? Was war das für ein Wunsch, der in ihm aufstieg?
      Sein Blick, welcher versuchte die Maske zu halten, wurde sanfter. Und gleichermaßen.. fordernder. Er wollte sie sich nehmen. Er wollte am liebsten ihren Nacken packen, wollte, dass sie seinen Namen sagt. Er wollte mehr als diese Reaktion auf seine Hand. Wieso...? Etwas plötzlich zog er seine Hand zurück und sammelte seine Gedanken erneut. Kurz atmete er tief durch und verbeugte sich entschuldigend vor der Frau vor ihm. "Verzeiht. Ich scheine heute nicht der Herr meiner Sinne zu sein. Ich.. Wollt ihr ein Glas Wasser? Ich brauch eines.", beschloss er kurzerhand und ging hinüber - machte für sie beide jeweils ein Glas zurecht. Er war so durcheinander. Er wusste nicht, was an dieser Frau echt war oder nicht, außer diese unverfälschte Reaktion vor wenigen Sekunden. Diese Reaktion, die ihn so sehr beruhigt hatte und auch sonst nur... eine Art von Wohlwollen in ihm ausgelöst hatte, wie es ihm schien. Was für ein seltsames Gefühl in seiner Brust.
      Mit den zurecht gemachten Gläsern und einem Lächeln wie man es gewohnt war, kam er wieder zu ihr und reichte ihr eines. Nach einem kleinen Nicken zum Andeutung einer Prost-Sagung setzte er sich das Glas an die Lippen und ließ das kalte Wasser seinen Körper hinunter kühlen. Seine Gedanken hinunter kühlen. All das.
      "Nun, Miss Kalsanik.", begann er langsam, Zeit schindend um sich Worte zurecht zu legen. Ein Thema. Eine Ablenkung. Oder sollte er einfach gehen? "Solange Ihr hier auf dem Krankenzimmer weilt, zögert nicht, wenn Ihr etwas brauchen solltet. Alles, was Euren Aufenthalt hier verkürzt und wieder arbeitsfähig macht - bei dem ich auch wirklich helfen kann, wäre mir recht. Mein Herzensprojekt, welches Ihr so zu... unterstützten wusstest, ist nun in vollem Gange. Umso mehr bin ich zugegeben darauf angewiesen, für zumindest den Briefverkehr Hilfe zu bekommen. Anatoly tut zwar, was er kann um Euch zu ersetzen, doch Monsieur Georges Abwesenheit gestern und heute Morgen fiel mir ebenfalls schmerzlich auf. Mir wurde nur sehr leger zugetragen, in wie weit er in Mitleidenschaft gezogen wurde, deshalb verzeiht mir mein Unverständnis. Aber wie wohl jeder Geschäftsmann, König, oder einfacher Bauer bin ich auf meine Mitmenschen angewiesen. Ich ersticke geradezu in Arbeit und all meine Helfer entziehen sich gleichzeitig, es ist frustrierend. Ich will Euch keinen Vorwurf machen, versteht mich nicht falsch. Ich will nur..."
      Was... tat er da? Was redete er denn da? Wieso erzählte er so offen einfach vor sich hin, wie es ihm erging?! Das war nicht geplant. Das sollte nicht. Leise lachend schüttelte er den Kopf. "Verzeiht, ich schweife völlig ab. Vergesst meine Worte. Ich... sollte vermutlich gehen."
      Ja. Das war das Richtige vermutlich. Er konnte es nicht erklären, wieso diese ehrlichen Worte über seinen Unmut einfach so aus seinem Mund purzelten. Seine gesamte Abwehrhaltung war völlig verwirrt. Seine Maske hielt sich nur bröckelnd, seine Worte waren nicht von Charme sondern von seinen echten Gedanken und Gefühlen geprägt. Wieso...? Was passierte denn hier gerade mit ihm?

      Coleen van Gard
      "Und du wirst mich für einen Moment sprechen lassen, verstanden?" Nachdem sie sich hatte, nach wie vor sichtlich verwirrt, mit den Männern von der Menge entfernt, überfiel die junge Frau eine etwas.. ungewohnte Gänsehaut bei seiner Berührung. Doch natürlich ließ sie ihn gewähren. Natürlich würde sie sich zurück halten und-
      "Coleen sagte, dass ihr beide letzte Nacht miteinander geschlafen habt" - "... Hah?!", entwich es Coleen, während ihre Wangen ein wenig erröteten. "Und die Betonung wie intim ihr miteinander geworden wart hat sie durch den ganzen Flur geschrien." Das... nun das Letztere war sicherlich nicht komplett falsch. Doch das erste dafür umso mehr! Woher hatten er und Danica denn bloß diesen seltsamen Gedankengang!? Gerade als sie, entgegen Jeans ausdrücklichen Befehl ihn sprechen zu lassen, ihren Mund öffnete um sich zu verteidigen, verhinderte dieser es mit einer seine Freundin definitiv durch und durch nervös machenden Geste. "Ehrlich? Hat sie das?" - "Ich-", sie stoppte. Erneut stoppte sie ihren Versuch der Erklärung und der Verteidigung, als Anatoly Jean einfach am Kragen griff und so belehrte.
      Wegen Jeans gutem Namen.
      Jeans guten Ruf.
      Ja, wahrlich, Coleen fühlte sich wirklich unfassbar beliebt in dieser Sekunde. Nicht. Es reichte wohl nicht, dass irgendetwas an ihrer Erzählung gegenüber ihrer Freundin, und nicht Anatoly selbst, anscheinend gänzlich falsch heraus kam - nein, sie war der Grund für Ärger durch und durch. Dabei hätte Anatoly doch nur 2 Sekunden warten müssen und Coleen es ihrer Freundin erklären lassen. Dann wäre dieses seltsame Bild des lauschenden Mannes gar nicht so falsch abgebildet worden, sie hätte Jean nicht direkt in die nächste unangenehme Situation gebracht. Sie... Wie hatte sie es gegenüber ihrer Freundin so passend ausgedrückt? Sie war eine einzige Karikatur einer Frau manchmal. Ein Witz. Aber gut wie besorgt Anatoly um Jeans guten Ruf war. Solch frivole Gedanken in seinem Kopf erspinnend und einen Gedanken an sie verschwenden? Hah, wieso denn, so ein Skandal passte in ihr Leben doch perfekt hinein - so sah es wohl auch der werte Bruder. Verletzend. Auf gesamten Wege verletzend und sie selbst aus ihrem rosaroten Haarfilm zurück auf den Boden der Tatsachen holend bis ihre Farbgebung in einem dunklen Blau endete. Als der ältere Bruder ihren Blick an sie richtete mit der Frage, ob Jean wohl sie Wahrheit sagte, runzelte sie überaus skeptisch die Stirn ohne wirklich eine Antwort zu geben. Denn diese gab Jean. "Natürlich nicht"
      "Hahaha, ja. Natürlich nicht. Welch abwegiger Gedanke, mein werter Freund.", entwich es der jungen Frau definitiv bissiger und gekränkter als es eigentlich hätte aus ihrem Mund kommen sollen. Vor Schreck über sich selbst und ihre ungehaltenen Worte, hielt sie sich glatt kurz den Mund zu, bevor sie den Kopf schüttelte und sich mit einer Hand ihre Haare zurück strich. Ihre andere legte sich auf Jeans, welcher sie definitiv ein wenig zu fest an ihrer Taille ergriff, um ihre Freiheit zu erbitten. Ihre Stimme offensichtlich versuchend ruhig zu halten, sah sie einen Moment zwischen den beiden Männern hin und her und stoppte bei der blonden Einheit ihrer Gruppe. "Ich habe nie und zu keinem Zeitpunkt behauptet, wir hätten uns einander in dieser Art und Weise hingegeben. Ich sprach davon, dass ich mich dir näher fühlte als zuvor und ja, vielleicht war ich etwas zu sehr in meiner Traumwelt gefangen und habe mich nicht eindeutig genug ausgedrückt, doch für eine Korrektur hatte ich auch gar keine Zeit, da ein gewisser jemand mein Gespräch unterbrach. Und auf dem Flur bemächtigte ich mir deine eigenen Worte: Du spendetest mir Trost, wie dieser Bruder es für seine Schwester getan hätte. Ich mag etwas vorschnell und undurchdacht sein, aber ich bin keine Lügnerin. Und das weißt du.", erklärte sie um sich zumindest ein Stück weit zu verteidigen und damit fiel ihr Blick hinüber zu Anatoly. "Und das nichts in dieser Richtung geschehen ist, wüsstest du, wenn du nicht einfach nur einem Gespräch von einem bestimmten Punkt an lauschen würdest. Wenn du mich gefragt hättest, statt davon auszugehen, dass es nur einen traurigen Tag braucht um meinen Körper sein Eigen zu nennen. Danke für deine überaus hohe Meinung von mir, danke für deine Sorge um Jeans guten Ruf und keine Angst - sollte ich jemals doch Gelüste solcher Art entwickeln, werde ich mich erst erkundigen, ob ich dich mit der Wahl des Mannes verärgern könnte. Ob ich - wie du es sagtest - von allen Männern vielleicht nicht gerade Jean nehmen könnte. Oder nein, anders: Ob der Ruf des Mannes irreparablen Schaden von einer Vereinigung mit jemandem wie mir davon tragen würde. Ich werde mich bemühen mich ganz auf die Männer mit sowieso sehr niedrigen gesellschaftlichen Standard zu konzentrieren auf das niemand von meiner Zuneigung geschadet wird erneut."
      Trotz der offensichtlichen Verärgerung in ihren Worten über.. nun, wohl alles.. hielt sie ihre Stimme ausnahmsweise ruhig. Zittrig vor der Zurückhaltung, die nicht ihrem Typus entsprach, doch ruhig und in einer moderaten Lautstärke. Vielleicht hätte sie das Erlebnis doch vergessen sollen. Jean hätte nicht die Nacht bei ihr verbringen müssen, und sie hätte keinen Ärger gemacht. Sie hätte nicht auf solch eine Art und Weise die Meinung über sie vernommen. Sie hätte nicht... Ihr Blick wurde kurzzeitig stumpf, bevor sie scharf die Luft einzog und lächelnd die Hand auf Anatolys Schulter legte. "Verzeih. Ich bin definitiv zu leicht zu kränken, aber zumindest holtest du mich von dem Höhenflug meiner Gefühle wieder auf den Boden." Erneut bemühte sie sich um die Freilassung ihres Körpers und vergaß definitiv sämtliche Nervosität, die zuvor von diesem Griff um ihre Taille ausgegangen war. "Wenn der Monsier mich freigeben würde, damit meine Worte für Mister Kalsanik einen bitteren Nachgeschmack erhalten und ich einen temperamentvollen Abgang mein Eigen nennen kann?!", zischte sie beinahe beleidigt, oder viel mehr verlangend.
      Die junge Frau war nicht sauer. Nein, ihr Haar konnte keinerlei wütenden Rotton für sich finden und auch das Adrenalin stieg nicht in ihr auf. Nein, sie war verletzt. Gekränkt. Ja, sie hatte sich wohl ganz offensichtlich nicht richtig ausgedrückt, aber sprach man ihr wirklich so wenig zu? Das war für sie nicht das Schlimme in erster Linie, sollte Anatoly doch denken, was er wollte. Dieses Gerede davon, wie es ihm Schaden würde mit ihr intim zu werden und ihr nicht, da sie anscheinend einen noch schlechteren Ruf zu tragen schien als erwartet - das war verletzend. Was nützte ihr ganzes selbst ist die Frau-Motto, ihr Ansehen, ihr Einfluss, wenn sie anscheinend doch nur dafür gut sei andere auf ihre Stufe hinunter zu holen. Sie wusste, Anatoly meinte es sicherlich nicht so. Oder vielleicht meinte er es so, aber er würde es ihr niemals so auf die Nase binden. Doch sie fühlte sich von einer Sekunde auf die nächste unglaublich wertlos. Wie eine Schande.
      Jean hatte zu viel Klasse für sie, oder was? Dafür war er ihr am Morgen offensichtlich doch alles andere als abgeneigt. Aber natürlich, das waren nur körperliche Gelüste. Unnützes Gerede von mehr als Freundschaft, und ihrer Schönheit. Dass sie mehr war als eine Frau. Mit einem Mal schoss ihr alles durch den Kopf, doch sie hütete sich ihren Frust laut auszusprechen um ihren Freund noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Mehr Ärger zu machen. Mehr seinen Ruf zu ruinieren, wegen seiner Annäherung an sie.

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    • Danica Kalsanik
      Es hatte sie so erschrocken. Gerade heute. Noch immer ganz durcheinander, unfähig sich zu beruhigen, legte sie ihre eigene Hand zögerlich an die Stelle in ihren Nacken, die noch immer heiß gewesen ist von Nikolais großer Hand, die darauf geruht hatte. Ihr Gesicht war rot angelaufen und mit ihren Augen sprang sie oft von ihm zu einem anderen, nahezu willkürlichen Punkt im Zimmer. Kleinlaut nickte sie auf sein Angebot mit dem Wasser und nahm es leise dankend an. Eine kurze Zeit blieb es still zwischen ihnen beiden. Sehr still. Doch dann setzte der Prinz wieder zu Worte an, die Danica schrecklich verwirrten. Er beschwerte sich? Bei ihr? Seine Wortwahl war sehr aufrichtig, ganz und gar nicht auswendig gelernt. Eine Tatsache, über die Danica sich wirklich freute, wenn sie auch nur einen kurzen Moment dafür fand. Mit einem Lächeln legte sie das Glas an ihre Lippen, hielt aber noch in ihrer Bewegung inne, bevor sie auch nur einen Schluck davon machen konnte. Erstaunt sah sie zu dem blonden jungen Mann und mit einem einzigen heftigen Schhlag rutschte ihr das Herz in die Hose. Was sagte er da über Claude? Seine… Qualen, die ihn zwangen von seinen Pflichten wegzubleiben?
      Sofort erinnerte Danica sich wieder an ihre Prioritätenliste, die sie innerlich zuvor aufgestellt hatte und nach einem Blick der puren Besorgnis, stellte das Mädchen ihr Wasser einfach bei Seite und sprang wieder auf die Beine. Schnell verneigte sie sich tief. "Ich verspreche, ich werde den Schaden, den ich angerichtet habe wieder richten und schnell wieder an Eurer Seite sein." Sie richtete sich wieder auf. "Doch jetzt muss ich etwas erledigen. Bitte verzeiht mir mein so plötzliches Verschwinden. Ich hab das Gefühl ich sollte dringend frische Luft schnappen." Seine Hand in ihrem Nacken wurde verdrängt. Das Gefühl seiner Nähe wurde einfach in den Hintergrund geschoben, wenn sie vor sich Claude auf dem Schirm hatte. Sie ließ den Prinzen stehen und ihre Beine trugen sie an den einzigen Ort, an dem sie den großen stillen Mann vermutete. Und ihr Herz machte einen schmerzhaften Sprung, als sie die Türen aufstieß und schon bald seinen breiten Rücken erblickte. In ihren Blick mischte sich die Qual ihm etwas furchtbares angetan zu haben. Vielleicht hätte sie in Erwägung ziehen sollen ihn alleine zu lassen. Doch eine solche Option drängte sich nicht einmal in die Nähe ihres Verstandes, weswegen sie zielstrebig auf ihn zukam.
      Sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter und beugte sich mit einem Lächeln zu ihm herunter. Seine ganze Haltung zu sehen schmerzte sie wie nichts anderes auf der Welt es konnte, doch sie versuchte sich nicht viel anmerken zu merken. Auch nicht, als er unter ihren Fingern zusammen zuckte. "Guten… Morgen", grüßte sie ihn vorsichtig und fragte nicht, ob sie sich neben ihn setzen durfte. Sie tat es einfach. Verzweifelt versuchte sie ihr Lächeln aufrecht zu erhalten, konnte es allerdings nicht. Nicht wenn sie ihn so vor sich sah. Vorsichtig nahm sie seine Hand in die ihren. "Mir… mir geht's bedeutend besser. Ich hab sehr gut geschlafen", erzählte sie ihm einfach ohne Vorbeitung und schaute zögerlich in sein Gesicht. "Ich… Wie geht es Euch?" Sie konnte nicht fragen, ob sie ihm helfen konnte. Ob sie etwas für ihn tun konnte. Nicht nachdem sie es gewesen ist, die ihn in diesen Zustand gezwungen hatte. Es zerschmetterte wirklich das Herz in ihrer Brust.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Eine Katastrophe. Selbstverständlich begriff Coleen alles falsch. Eine Tatsache, die Anatoly noch zu erschrecken vermochte. Jean aber nicht. Und wirklich, langsam aber sicher platzte ihm der Kragen. Langsam aber sicher war es für ihn schlicht und ergreifend zu viel. Ein Mal noch würde er in Worte fassen, was er wirklich nicht in Worte fassen möchte und dann würde er sich krankmelden und auf sein Zimmer verschwinden, um nicht mehr mit ihr oder sonst jemandem sprechen zu müssen. Er war in seinem Leben noch nie so sehr in die Grenzen seiner körperlichen und mentalen Kräfte gekommen. Anatoly wich leicht zurück, die Augenbrauen zusammen ziehend, offensichtlich vor den Kopf gestoßen von dieser Reaktion. Doch Jean interessierte sich nicht dafür. "Da wir das nun geklärt haben und du dir darüber im Klaren bist, dass nichts unrechtes passiert ist, gehen wir jetzt." Coleens Proteste und ihren Ausbruch ignorierte er völlig, sie immer noch in seinem festen Griff haltend, ehe er sie einfach packte und über die Schulter warf.
      Gerade war es ihm egal. Alles, einfach alles. Die Blicke, das Getuschel. Es interessierte ihn nicht. Er war blind und taub für diese Sachen geworden und in seinem Tunnelblick befand sich lediglich der Weg zum nächsten leeren Klassenzimmer. Ohne sich zu erklären, ohne etwas zu sagen, setzte er Coleen einfach auf einem der Tische ab, nachdem er hinter sich die Tür abgeschlossen hatte. Seine Hände platzierte er links und rechts von ihr und kam ihr nahe, sehr nahe. Zu nahe. Vielleicht ist sie nicht wütend gewesen, aber er. "In Ordnung Coleen, da es heute dein Begehr ist mir den schlimmsten Tag meines Lebens zu bescheren und meins komplette Innenwelt brutal nach außen zu stülpen, werde ich dir jetzt etwas verraten, was du beim besten Willen nicht zu begreifen scheinst und dadurch in einer Tour auf meinen Gefühlen herum trampelst." Er war wirklich in einer emotionalen Tiefphase. So hatte auch sie ihn noch nie erlebt. Er atmete tief durch, seine Stimme ähnelte nicht mehr seinem Normalzustand. "Pass auf, auch wenn es vielleicht schwer zu begreifen ist: Hier geht es nicht um dich. Bei dieser ganzen Angelegenheit war es nicht einmal um dich gegangen. Niemand, aber auch wirklich niemand sagt dass ich dadurch Schaden trage, wenn sich herum spricht, dass ich explizit mit dir geschlafen hätte. Weißt du, das Problem besteht, wenn ich irgendeine Adelige Frau anfasse."
      Er kam ihr noch ein bisschen näher und sah ihr so tief im die Augen, nichts anderes stand in seinem Blick nicht einmal ihre Haare. "Und jetzt kommt der Teil der richtig wehtut, sei sicher, dass du ihn auch genießt so passioniert wie du mich dazu zwingst es auszusprechen." Er ist unfair gewesen wirklich unfair zu ihr. Doch es war einfach zu viel, seine Frustration lief einfach über.
      "Du stehst für dich alleine, du hast deine Geschäfte, niemand kann dir deine Position wegnehmen. Ich hingegen, meine ganze Familie, wir leben von der Gunst der Adeligen. Mit anderen Worten, ich kann alles verlieren, auf einen Schlag, einfach so. Das hat weder etwas damit zu tun dass du schamvoll sein sollst noch nicht attraktiv genug oder was auch immer in deinem Kopf gerade vorgeht. Es tut mir leid, aber ausnahmsweise Mal dreht sich die Welt nicht nur für dich und deine Mitmenschen müssen mit Konsequenzen deines Kopflosen Verhaltens rechnen." Nein, das war nicht richtig, das hätte er ihr nicht sagen dürfen. Er bereute es in der Sekunde, in der es ausgesprochen war und ließ frustriert seinen Kopf auf ihre Schulter fallen. "Entschuldige. Das… war zu hart, ich hab nicht das Recht dich so zurecht zu weisen. An der Situation bin ganz allein ich schuld." Er war so schrecklich erschöpft. "Bitte entschuldige mich, ich möchte wirklich, wirklich schlafen."

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    • Claude George
      Flèche. Ligade. Coupé. Erneut.
      Noch vor dem Sonnenaufgang hatte sich der junge Herr, statt die Ruhe in seinem Bett anzunehmen, auf den Trainingsplatz begeben und viele Stunden diese Grundschritte wiederholt. Erneut. Er stieß mit seinem Degen nach vorne und versuchte die Gedanken frei zu bekommen. Die Bilder in seinem Kopf. Dieses Gefühl der Kälte. Er vergaß das Blut an seinen Händen nicht mehr, seine Ausbildung, die ihn hatte völlig verdrängen lassen seinen Gegner als einen lebendigen Menschen zu sehen. Erneut. Und nun war er mit einem Mal auf dieser Seite gewesen, hatte gefühlt was der Verlierer des Kampfes durchmachte. Die Kälte. Die Angst. Erne-
      Gerade als sein Degen nach vorne preschte, durchfuhr es den Mann wie ein Blitzschlag. Vor seinem inneren Auge war dieses Bild von diesem geisterhaften Mann, welcher wieder das Fleisch annahm. Farbe bekam. Nur genau anders herum. Sein Degen stach direkt durch das Abbild des lebendigen Mannes und ließ ihn diese Farbe verlieren. Stieß ihn zurück in die Kälte und die Dunkelheit und schweren Atems ließ er seine Waffe sofort zu Boden fallen und wich von dieser zurück. Er hatte niemals das Läuten der Glocken vernommen. Niemals hatte der Gedankengang an die Schule auch nur seinen Kopf erreicht. Nein stattdessen spürte er sein Adrenalin und seinen schweren Atem von der Anstrengung und dem Schreck, den er sich glücklicher Weise nur eingebildet hatte. Claude George war ein Kämpfer. Ein Soldat. Nie sollte er etwas anderes sein, nie wollte er etwas anderes sein. Doch essentiell für diesen Weg war es, sich selbst von dem Tod zu differenzieren. Nur wahr zu nehmen, dass jeder Krieger auf de Schlachtfeld sich aktiv dafür entscheidete sein Leben zu geben. Jeder einzelne war bereit den Tod anzunehmen, doch niemand von ihnen wusste, was das wirklich bedeutete. Niemand hatte dieses Bild gesehen, wie er. Diese Gefühle gespürt. Eine Pause. Er brauchte eine Pause, und ließ die Waffe an Ort und Stelle am Boden liegen, während er selbst sich zum Rasen begab und sich hinein fallen ließ. Sein Körper schüttelte sich vor Adrenalin und er versuchte sich zu beruhigen. Seine Ellenbogen stützten sich auf seinen angezogenen Knien. Seine Hände hielten seinen Kopf, als würde er ihm von den Schultern fallen, wenn er auch nur eine Sekunde loslassen würde. Er-
      Erschrocken riss der Mann seinen Kopf über die Schulter und erblickte das noch immer ungewohnte Abbild von Miss Kalsa- von Danica. Sie begrüßte ihn ohne auf sein offensichtliches Zusammenzucken einzugehen. Nahm neben ihm Platz. Sein Schaudern legte sich viel zu schnell bei dem Anblick der lieblichen Frau neben sich, und bald senkte sich auch sein Adrenalin dahingehend. Er öffnete seinen Mund, wollte gerade sich nach ihr erkundigen, als sie vorgriff und ihn direkt über ihr Befinden aufklärte. Claude nickte verstehend, während er auf ihre Frage hin seinen Blick abwandte und mit dem Kopf in Richtung seines Degens nickte. "Mir scheint, ich bin nicht ganz der Selbe nach allem, was geschah. Gebt mir etwas Zeit und ich werde sicherlich wieder ganz der Alte sein.", gab er zwar offen seine innere Unruhe zu, doch versuchte sie gleichermaßen direkten Weges zu beruhigen. Auf dass er nicht ihre nächste Sorgenquelle wurde. "Es.. freut mich zu hören, dass es Euch besser geht, Danica. Bitte verzeiht, dass ich kein stärkeres Bild eines Mannes darstellen kann in diesem Moment."
      Er wusste nicht, was er sagen sollte. Durfte. Er wusste nicht, wie er sich selbst in den Griff bekommen sollte. Aber er wusste... dass... er für sie stärker sein wollte, als er es im Moment war. Sein Kopf wandte sich wieder herum zum jungen Medium, während er über alle Maßen versuchte seinen Körper ruhig zu halten. Von der Anspannung, welche selbst für den disziplinierten, in sich gekehrten Mann schon offensichtlich von seiner inneren Unruhe erzählte. "Was verschafft mir die Ehre dieses frühen Besuchs?"

      Coleen van Gard
      Kurz Augen weit aufreißend vor Schreck über diese neue Sichtweise auf Jeans Schulter, hielt sie sich glatt an dem Stoff auf seinem Rücken fest, während er sie einfach davon trug. "H-Hey! Jean! Ich kann auch alleine- Jean!! Jean-Christophe Beaumanoir! Komm scho-" All ihre Proteste griffen in's Leere und endeten augenblicklich als ihr Freund sie in ein Klassenzimmer trug und die Tür hinter sich nicht einfach schloss. Nein, die Tür hinter sich abschloss. Und kurz darauf sie auf einem Tisch platzierte und ihr wirklich jede Möglichkeit der Flucht nahm, die sie nur hätte haben können. Nein, es war einen Moment, in dem sie nicht anderes sehen konnte als ihn, so nahe wie er ihr trat - auf einer völlig unromantischen Art und Weise sei vielleicht noch erwähnenswert. Nein, es ging darum, dass sie seinen Ärger so offen und direkt abbekam, wie noch niemals zuvor. Ihr Herz raste vor.. Adrenalin gerade zu, vor Schreck vor dieser Art und Weise wie er sich ihr zeigte. Wie er sie ansah.
      "Weißt du, das Problem besteht, wenn ich irgendeine Adelige Frau anfasse."
      Ihr Schreck wich. Es war in ihren Augen zu sehen, ihrem Gesicht, gar an ihren Haaren, welche grau vor Verwirrung wurden. Als er ihr noch näher kam, konnte sie gar nicht anders als instinktiv ihren Körper nach hinten zu beugen. Eine Reaktion, die sie nie auf nur irgendeine Annäherung seiner seits, sei sie positiver oder negativer Art und Weise, an sich beobachten können. Doch in diesem Moment fühlte sie sich wahrlich eingeschüchtert. Eingeschüchtert, verwirrt über den Unsinn, den er da aussprach. Sie verstand nicht wieso-
      "Ich hingegen, meine ganze Familie, wir leben von der Gunst der Adeligen. Mit anderen Worten, ich kann alles verlieren, auf einen Schlag, einfach so. [...] Es tut mir leid, aber ausnahmsweise Mal dreht sich die Welt nicht nur für dich und deine Mitmenschen müssen mit Konsequenzen deines Kopflosen Verhaltens rechnen."
      Stille in ihrem Kopf. Wie erschlagen starrte sie gerade zu vor sich hin, und vernahm seine folgende Entschuldigung nur sehr fern. Seine Entschuldigung, die ebenfalls einen bitteren Nachgeschmack mit sich trug wie jedes andere Wort seinerseits.
      "ich hab nicht das Recht dich so zurecht zu weisen."
      Eher instinktiv als bewusst, erhob sie ihre Hand auf seinen Hinterkopf um ihn zu streicheln, jedoch konnte sie ihre Hand gar nicht bewegen. Kein Stück. Sie lag einfach nur da, etwas zittrig vor... was? Scham? Schuldbewusstsein? Mit einem Schlag wurde ihr klar, was sie wirklich angerichtet hatte. Es war keine Floskel, das sein Leben vorbei wäre. Es war keine Reaktion auf sie als Person. Nein, es war der Standesunterschied, den sie noch nie begriffen hatte. Vielleicht auch gar nicht sehen wollte. Er bewegte sich so viel eleganter als sie durch diese Welt der Kleider und Feste, es war in ihrem Bilde von ihm nie eine Frage gewesen, das er ein fester Teil dieser Gesellschaft war. Oh, wie sie irrte... Ihre Zweifel verstummten. Nicht weil sie keine mehr hätte, sondern weil dieses Gefühl, als würde ihr Herz sich selbst zerreißen vor Scham und Schuldgefühlen und ihr vor Augen geführter Dummheit, alles zu übertönen schien. Doch ihr Haar erzählte nicht von diesem Schmerz, den sie ganz deutlich spürte. Ihr Haar erfuhr dieses endlos besorgte Flieder, welches sie am Vortag das erste Mal für Danica erlebte. Ihrer Meinung nach musste er sich für keines der Wort entschuldigen, nicht dafür wie er sie angegangen war oder ähnliches. Nein, es war wohl viel mehr... bitter nötig gewesen in ihrer endlosen Dummheit, da sie es wirklich nie begriffen hatte. In ihrem völligen Unverständnis für diese ganze Welt, wie ihr nun klar wurde. Diese ganzen Regeln, diese gesamte Norm der in sich gekehrten Menschen mit dem falschen Lächeln, dieses Konstrukt der Ständegesellschaft. Coleen van Gard war sowohl in diesem Leben als auch im vorherigen... jung gewesen. Zu jung vielleicht. Jung und egozentrisch. Jung und dumm. Naiv. Ohne Eltern, die ihr solche Dinge hätten beigebracht, sie hätten zurück gehalten. Nein, ihre Freunde kümmerten sich um sie wegen diesem familiären Mangel. Cedric kümmerte sich um sie, aber größtenteils hatte er ihr beigebracht die Geschäfte zu führen und nicht dieses adelige Leben. Dieses Verständnis für einen niederen Stand... Es fehlte ihr komplett.
      Sie hatte ihn hierzu gezwungen in ihrer endlosen Dummheit. Es war ihre Schuld. Weil sie nicht nachdachte, weil sie niemals nachdachte. Nein, sie tat, was ihr beliebte. Sie lebte, wie sie es wollte. Weil ihr Stand unerschütterlich war, selbst wenn sie sich entscheiden sollte 20 Bastarde in die Welt zu setzen. Ihr war nicht klar gewesen, was für ein Privileg sie erlebte, weil sie dieses nur erfuhr, da sie sich weigerte sich ihrem Schmerz auszusetzen und sich in die Arbeit stürzte. Ihr Name hätte wertlos sein können nach dem Tod ihrer Eltern, doch sie hatte die Chance gehabt trotz der Umstände den Namen zu schützen - doch es war ihr nie bewusst gewesen, dass sie das überhaupt getan hatte. Es war ihr nie um den Namen gegangen, um den Stand, sie hätte auch eine Bäuerin sein können von dem Tage an. Sie wollte nur arbeiten. Arbeiten, sich ablenken und wurde dadurch eine Ikone sondergleichen - beinahe aus Versehen. Dass jemand anderes genauso viel arbeiten könnte und dieses Privileg niemals erfahren würde aufgrund des fehlenden Grundstandes, war ihr nicht bewusst. Wie unfair diese Welt war. Eine Welt bestimmt von Adel war ungerecht auf ganzer Linie. All die Jahre hatte Jean sich bemüht es auch noch zu unterstützten, dass sie diese Seite nicht wahr nahm. Sie, in ihrem Höhenflug. Er wollte ihr zu keinem Zeitpunkt einen Dämpfer verpassen und so... hatte sie diese Seite der Welt völlig ausgeblendet.
      Wie oft hatte sie ihn mit ihrer Aufdringlichkeit in unangenehme Situationen gebracht aufgrund ihrer Dummheit?
      Wieso hatte er nie etwas gesagt?
      Wieso hatte er sich niemals von ihr entfernt, war ihr immer an der Seite geblieben treu, statt sich von diesem 1,68m Haufen von Desaster so auf den Füßen herum treten zu lassen?
      Wie oft hatte er sich so fühlen müssen wegen ihr? Wieso hatte er denn nie mit ihr geredet? Sie war ein größeres Gör als Elisabeth.
      Wieso... war sie es in dieser Sekunde, die dumm sein konnte wie jeden anderen Tag, während er um seine schiere Existenz bangen musste? Sie war eine Idiotin, sie widersetzte sich der Norm rein aus Prinzip, sie trat jedem auf die Füße. Doch sie würde niemals solche Konsequenzen erfahren können. Wegen eines Namens?
      "..J... ean... ich..", stammelte sie mit gebrochener Stimme, sprachlos über sich selbst. Über den Ärger, den sie gar nicht durchdachte. Von allen Jean?! Jedem anderem... war dieser Unterschied bewusst nur sie war blind. Die temperamentvolle dumme Miss van Gard war sprachlos. Sprachlos über den Ärger, den sie für ihren besten Freund verursachte in ihrer - wie er es so passend nannte - Kopflosigkeit. Sehr zurückhaltend nur drückte sie seinen müden Kopf noch mehr an ihre Schulter und schwieg. Hielt sich ihre Tränen der Schuld zurück. Denn obwohl sich gerade in Jeans Leben alles immer nur um ihr Wohl zu drehen schien, ging es jetzt in dieser Sekunde um ihn. Eine Tatsache, die ihm im Grundsatz dessen schon unangenehm genug gewesen war. Sie dürfte jetzt nicht weinen. Sie dürfte jetzt keinen Trost von ihm erwarten oder gar verlangen. Dieser Dämpfer war bitternötig gewesen, vielleicht auch längst überfällig. Sie hätte schon so viel länger auf ihre Schritte ihm gegenüber achten müssen. Auf ihre Worte, die ihn beinhalteten. Sie hätte ihn nicht übernachten lassen sollen, egal wie gut er es meinte. Egal wie sehr er SIE schützen wollte. Sie würde jetzt stark sein, er würde auf sein Zimmer gehen und sich ausruhen und sie würde etwas tun, was sie schon lange hätte tun sollen. Sie würde sich in der örtlichen Bibliothek über all diese No-Go's belesen, die sie sonst einfach ignorierte und sich bessern. Sich bemühen seinen Standpunkt zu verstehen. Sie würde ihm kein Wort darüber sagen, um ihn nicht erneut in Verlegenheit oder in ein Unwohl sein zu bringen. Es war eine Entscheidung, die sie traf, für die sie kein Einverständnis wollte. Er wollte nicht, dass sie sich änderte, sonst hätte er es schon lange gesagt. Auch jetzt sprach er nicht davon. Aber wenn sie es nicht tat, würde sie ihn tatsächlich noch ruinieren. Ruinieren durch ihre Unbedachtheit.
      Sie... ruinierte ihn. Seine ganze Familie. Weil er sie als wichtiger empfand und für sie da sein wollte, statt sich selbst als Priorität zu setzen. Zögerlich legte sie ihre freie Hand unter seinem Arm durch auf seinen Rücken und holte etwas zittrig Luft, bevor sie sich um eine feste Stimme bemühte. Wie eine... erwachsende Frau. "Du weißt, ich wollte das.. alles nicht. Und du weißt, dass ich mich entschuldigen will. Und vielleicht weißt du, dass ich mich für diese offenen Worte des Zornes und den Einblick in deine Welt bedanken will. Entschuldige du dich aber deshalb bitte nicht nicht für diese Worte, die ich wohl.. bitternötig hatte. Ich brauche etwas um... das... zu verarbeiten. Es war... ziemlich viel auf einen Schlag, so sehr wie ich wohl in meiner Traumwelt mich verbarrikadiert hatte und meine Augen vor solchen Dingen verschloss. Bitte, geh dich hinlegen und ausruhen. Falls du noch Redebedarf haben solltest, dann kann das sicher warten, bis du dich besser fühlst zumindest körperlich. Ich weiß es zu schätzen, was du.. für mich tust. Vielleicht heute so sehr, wie noch nie zuvor. Aber nicht ich sollte deine Priorität sein im Moment. Ich bin dank dir ein großes Mädchen geworden, auch wenn es mir offensichtlich an Reife fehlt." War auch in dieser Sekunde alles falsch was sie sagte? Stieß sie ihn erneut vor den Kopf? Konnte sie überhaupt etwas richtiges sagen? Langsam drückte sie seinen Kopf von sich weg, doch versuchte ihre Sorge gar nicht erst mit einem Lächeln zu kaschieren. Nein, sie sollte sich nicht auf ihre Haare verlassen. Ihr Blick sollte von ihrer Besorgnis und ihrem Schuldbewusstsein erzählen, nicht der Blick nach oben. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine Wange und strich ihm bedacht durchs Haar. Versuchte ihn so zu trösten, wie Danica es bei ihr tat, wenn sie traurig war. Versuchte umzusetzen, was die liebevollste Person in ihrer Umgebung sonst tat.
      "Wir können über alles reden, wenn du das möchtest. Sobald du ausgeruhter bist. Weder ich, noch meine Sorge läuft davon. Nimm dir die Pause von mir und der Welt und kümmer dich um deinen Körper. Ich verspreche dir nicht in meinen Zweifeln zu ertrinken solange du dich ausruhst."
      Die Pause von ihrer Dummheit, wäre wohl passender. Wie sie es am Liebsten mochte strich ihre Hand nach unten doch stoppte vor seinem Nacken, den sie durchfahren wollte. Bevor sie einen ihrer gewöhnlichen Schritt ging, wollte sie darüber nachdenken. Über alles. Sie musste aufhören alles zu überstürzen. Aufhören andere Menschen mit ihrer Unbedachtheit vielleicht wirklich in einen irreparablen Schaden zu rennen. "Ist das in Ordnung so? Wenn wir es so machen?"

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    • Danica Kalsanik
      Claude so zu sehen schmerzte Danica mehr als sie mit Worten ausdrücken konnte. Ihr Herz zog sich regelrecht zusammen und als er davon sprach, dass er kein gutes Bild eines Mannes abgab blieb ihr regelrecht der Atem weg. Was hatte sie nur angerichtet? Die Tränen schossen ihre ohne Umschweife in die Augen, doch sie konnte sich noch zusammen reißen. Mit gesenktem Blick rutschte sie näher an ihn heran und lehnte sich an den großen Mann an ihrer Seite. "Anatoly und Prinz Nikolai statten mir einen Krankheitsbesuch ab. Doch als erwähnt wurde, dass Ihr Euch frei genommen habt, weil es euch nicht gut ging bin ich bereits das zweite Mal einfach losgestürmt… Ich fürchte eine Angewohnheit zu entwickeln.", gestand sie sehr sanft und schaute wieder zu dem schwarz-haarigen auf. Welches Bild der Gegensätzlichkeit mussten sie abgeben. Er mit seinem tiefen schwarzen Haar, den sturmgrauen Augen. Die Sorge in ihr im das matte Trübsal in seinem Blick fraß sie von innen her auf. Sie hob vorsichtig ihre Hand und strich ihm zärtlich die Haarsträhnen hinter sein Ohr. "Coleen meinte gestern auch zu mir, dass Ihr… durcheinander schient… gestattet Ihr mir mich zu Sorgen? Wissen zu wollen, was es ist, das Euch beschäftigt? Alles daran zu setzen und die Welt zum Stehen zu bewegen, wenn es Euch eine Hilfe darstellt?"
      Ihre Worte spiegelten alles liebevolle in ihrer Seele wieder das nun tatsächlich erblühen konnte. Der Schnee, der ihr Selbst begraben und in Eiseskälte gehüllt hatte schien zu schmelzen. Umso trauriger ist sie gewesen, dass ihre Neugeburt augenscheinlich gänzlich auf Kosten des Lebens ihrer Freunde passierte. Es ging nicht, sie konnte es einfach nicht zulassen, dass es ihr so leicht fiel zu atmen, während ihre Liebsten mit einem Druck vor der Brust lebten. Es war einfach falsch. "Wenn es… um die Ereignisse des letzten Tages geht... Wenn Euch das Gesehene, das Erlebte das… empfundene durcheinander gebracht hat… ich denke ich kann Euch beistehen. Ihr werdet nicht so schnell jemanden finden, der sich besser mit den Untiefen meiner Seele auskennt als… mich", versuchte sie einen sanften Scherz und schenkte ihm ein verlegenes Lächeln ihrer Unbeholfenheit.

      Jean-Christophe Beaumanoir
      Selbst, wenn er dagegen gewesen wäre, hätte Jean sich nicht dagegen weigern können sehr bald einfach nur noch den Weg ins Bett anzutreten und die Welt für einen kurzen Moment zu vergessen. Ohne etwas dagegen zu sagen oder zu protestieren ließ er sich von ihr ein wenig halten. Seine Arme legten sich ganz automatisch um ihren Körper und er zog sie mit einem Ruck eng an sich. Seinen Kopf, sich selbst komplett in ihr vergrabend. Es war so viel für ihn gewesen. Einfach viel zu viel. Auf ihre Bitte alles weitere auf später zu verschieben nickte er sehr wohlwollend. Doch eine Sache musste er noch los werden in seiner grauenvollen Erschöpfung, die ihn jetzt, nach diesem erneuten durcheinander einfach übermannte. Wenn er schon dabei gewesen ist alles in Worte zu fassen, was er niemals aussprechen wollte, so konnte er direkt alles loswerden. Dann musste er das ganze immerhin nicht noch einmal durch machen.
      "Du weißt, dass du mir viel bedeutest. Alles.", beichtete er ihr. "Wir Beaumnaoirs sind bekannt für unsere schrecklich engstirnige Loyalität. Selbst wenn man uns eine Schneide an die Brust hält weichen wir nicht einen Zentimeter von dem Platz, an den wir gehören. Eine sehr geschätzte Eigenschaft, die von genug Menschen ebenso sehr verachtet wird." Sein Griff wurde etwas fester. "Und ich habe keinen Moment bereut, als ich mich dafür entschieden habe bei dir zu bleiben. Seit ich dich gesehen habe und wusste, dass du die Person sein wirst, die ich mit meinem Leben, mit meinem ganzen Sein, mit meinem Wissen und meinen Fähigkeiten unterstützen werde."
      Er sah zu ihr auf. "Also bitte vertraue mir ein bisschen mehr. Wenn es auch nur ein weniges Bisschen ist. Hör auf dir irgendwelchen Schwachsinn einzureden und frag mich einfach, wenn du das Gefühl hast dich in etwas Dummes zu verrennen." Seine durch seine Müdigkeit bedingte Zärtlichkeit fand ein Ende und er griff hinter ihr in ihre Haare, um ihren Kopf in den Nacken zu ziehen, damit er mit seinen Lippen ihren Hals umschließen konnte und diesen vorsichtig, ohne großartigen Druck biss. "Nur um sicher zu gehen, dass du dieses Gespräch auch ja nie wieder vergessen wirst", erklärte er sich sehr simpel, ehe er sie los ließ und auf dem Absatz kehrt machte. Murrend raufte er sich die Haare. "Ich gehe in die Krankenstation. Das Wohnheim ist mir zu weit weg.", meldete er sich noch ab und verschwand dann aus der Tür, die er wieder aufschloss. Erst draußen gestattete er sich seine Augen weit aufzureisen und seine Hand an die Lippen zu legen. Was um alles in der Welt...? Das war... Jean war hinüber. Er war am Ende. Das war es. Sein Leben wird nie wieder das selbe sein wie vorher. Nicht einmal wegen den Gerüchten. Gerüchte waren ärgerlich, lästig, doch er wusste sich zu verhalten. Viel schlimmer war dieser regenbogenfarbene Sturm, der ihn von den Füßen riss.

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    • Claude George
      Etwas für seine Verhältnisse offen zeigend fiel sein Blick an Danica hinunter als sie sich näher an ihn setzte und sogar... an ihn lehnte. Unweigerlich machte sein verwirrtes Herz einen Sprung, den er nicht offen zeigen konnte, wie er es vielleicht sollte und hörte ihr einfach zu. Der Prinz hatte sich also schon beschwert, ja... Das war verständlich. Claude hatte seine Pflichten einfach vernachlässigt, weil er emotional so eingespannt mit sich selbst war. Seiner Zukunft. Seiner reinen Existenz sozusagen. Seine Mundwinkel zwangen sich tatsächlich sehr unaufdringlich nach oben, als sie davon sprach, dass sie erneut wegen seinem Befinden einfach losgestürmt war. "Ich fühle mich geschmeichelt.", antwortete er ruhig und gefasst, doch die Fassung sollte er schnell verlieren als seine äußersten Reihen der Wangenknochen erröteten. Danica strich ihm so fürsorglich und liebe voll ein paar seiner Haarsträhnen hinter sein Ohr, das ihm der Atmen einfach kurzzeitig aussetzte, bevor er etwas plötzlich schluckte. Und ihre Worte erst! Jeder Satz von ihr brachte sein Herz zum schneller und schneller schlagen. Was.. für ein verrücktes wohliges Gefühl in seiner Brust. Eigentlich wollte er nach wie vor abwinken. Ihr sagen, er bräuchte nur Zeit. Doch dann...
      "Wenn Euch das Gesehene, das Erlebte das… empfundene durcheinander gebracht hat… ich denke ich kann Euch beistehen. Ihr werdet nicht so schnell jemanden finden, der sich besser mit den Untiefen meiner Seele auskennt als… mich"
      Etwas gedankenverloren von dieser tatsächlichen Sinnlichkeit der Worte, griff er mit seiner Hand an ihre. Nur um sie vorsichtig zu umschließen und sah erneut hinüber zu seinem Degen. Ja, vielleicht war das gar das Beste, was er tun konnte. Ihr zu sagen... Was ihn so verwirrte. Gar verstörte.
      "Danica..", begann er leise, sich innerlich ringend. Nach Worte suchend. "Ist Euch bewusst, was ich für ein Mann bin? Welch Weg ich und meine Familie gewählt haben?", fragte er sehr weiträumig, wartete jedoch gar nicht auf eine Antwort, während er von ihrer Hand abließ und sich wieder ganz ihr zuwandte. "Die Georges sind Männer des Militärs. Sei es auf See oder auf Land, in jeder hohen Position werdet Ihr einen Mann meiner Familie vorfinden. Und auch ich habe vor diesem Schicksal zu folgen und Männer in die Schlachten zu führen zum Wohle des Reiches. Doch... dieser Weg... er zwingt mich dazu eine sehr nüchterne Ansicht zum Tod zu haben. Die Männer und Frauen, die ich führen werde, werden nicht alle überleben. Genauso wenig wie die Männer und Frauen der anderen Seite. Es sind treue Menschen, loyal ihrem Vaterland gegenüber. Menschen, die sich dazu entscheiden ihr Leben zu riskieren für ihre Liebsten. Doch... wenn ich... an das Schwert denke. Es gegen einen lebendigen Menschen zu führen. Wenn ich an das Blut an meinen Händen denke, welches ich sonst so kühn akzeptierte... Danica.. Ich.." Wie sollte er es sagen? Er suchte die Worte, die sich nicht fanden. Hoffte, er würde sie nicht verschränken, denn Frauen reagierten für gewöhnlich überaus sensibel auf das Geredet von Toten. Ein Krieger war nett anzusehen ihrer Meinung nach, doch der aktive Gedanke daran, dass dieser Mensch für den Tod eines anderen verantwortlich ist.. Es verschreckt. Und er verstand es.
      "Ihr habt mir gestern einen Einblick in diese Leere, diese Kälte gegeben. Ein Teil der Endstation der ehrenvollen Männer und Frauen, die unter meinem Kommando auf beiden Seiten nicht überlebten. Wie soll ich... Wie soll ich mit gutem Gewissen solch ein Gefühl den Menschen zumuten? Sie wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Ich selbst... wusste bis gestern nicht, was ich mir unter dem Sterben vorstellen sollte und ich versuchte es nie, um einen kühlen Kopf behalten zu können. Und heute weiß ich nicht mehr, wie ich mich davon differenzieren soll... Versteht Ihr.. annähernd, was ich versuche auszudrücken?"
      Er fühlte sich wahrlich verloren. Überflutet. Als würde die See ihn hinaus ziehen und das Meer ihn verschlucken beinahe. Doch dem störrischen Gesicht sah man nur die.. Verwirrtheit an.

      Coleen van Gard
      Jean nickte. Er vergrub sich regelrecht in ihr und der Umarmung. Das war ein gutes Zeichen, nicht? Das hieß, dass sie nicht direkt etwas neues Dummes von sich gegeben hatte. Mit ihren Fingern strich sie sowohl über seinen Kopf als auch seinen Rücken, um ihn so lange in dieser Umarmung mit sich ruhen zu lassen, wie er wollte. Was sie allerdings nicht erwartete war, dass er erneut das Wort ergreifen würde.
      "Du weißt, dass du mir viel bedeutest. Alles."
      Es war vermutlich dumm, genau wie der Rest an ihr. Aber diese kleinen Worten genügten schon um ihr wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Es gab vieles zwischen ihnen, was sie von den Gefühlen des anderen wussten - und mindestens genau so viel, wie sie einander manchmal Rätsel aufgaben. Sie öffnete gerade ihren Mund um etwas zu erwidern, als er weiter sprach und sie ihn einfach reden ließ. Er sprach über die Loyalität seiner Familie. Den Platz, vom dem sie nicht abwichen, weil sie wissen, wo sie hingehören. Anders als sie, die versuchte sich selbst den Platz zu schaffen, wo sie sein konnte, wie sie es sich wünscht. Coleen strich ihm gerade sanft durch sein Haar, als sie vor kurzzeitiger Überraschung und einer Errötung stoppte.
      "Und ich habe keinen Moment bereut, als ich mich dafür entschieden habe bei dir zu bleiben."
      Ihr Herz machte einen kräftigen Satz seinem entgegen, sie konnte es deutlich spüren. Auch jedes folgende Wort gab ihr das Gefühl als würde ihr Herz aus ihrer Brust brechen wollen, ihm zeigen wollen, dass es ihn hörte. Wieso...? Davon... redete er, wenn er von mehr als einer Freundschaft sprach? Es war wahrlich ein ungewohntes Gefühl solche zärtlichen Worte aus einem Mund wie seinem zu hören. Er war heute so oft über seinen Schatten gesprungen, hatte sie so weit in seine Welt hineingelassen... So weit bis sie nun mit einer wohligen Wärme in ihrer Brust, die durch ihren gesamten Körper fuhr, vor ihm saß, ihn hielt und diese direkte bereitwillige Entscheidung seinerseits hören durfte, dass er vor hatte für immer an ihrer Seite zu bleiben. Von allen Menschen dort draußen vor der Tür, welche skandalfreier waren. Intelligenter waren. Nicht so vorpreschten wie sie. Nicht ihrem Temperament nachgaben. Von allen Menschen, mit denen er eine strahlendere Zukunft, ein besseres Ansehen oder auch einfach nur weniger Schwierigkeiten hätte... Von all diesen Menschen entschied er sich wirklich bei ihr zu bleiben? Und trotz dem heutigen Tag... bereute er es nicht? Natürlich war ihr bewusst, dass er sich um sie kümmerte und bei ihr blieb bisher, aber irgendwie... dachte sie, dass sie einfach diese Lücke füllen würde, bis er die richtige Person gefunden hatte. Und ja, nun so direkt zu hören, dass sie diese Person selbst war, es machte sie glücklich. Beruhigte sie. Der sich rosa verfärbende Verlauf ihrer Haare erzählte davon, genauso wie ihre errötenden heißen Wangen. Oder ihr Herz. Oder ihr gerührter Blick. Eigentlich vermutlich alles an ihr. Als er ohne seinen Griff von ihr zu lösen, zu ihr auf sah, lockerte Coleen sofort ihren Griff in seinen Haaren ihre Hand dort jedoch ruhend lassend, und.. hielt instinktiv ihren Atmen an. Oder war überhaupt instinktiv? Hielt sie ihn überhaupt an, oder raubte er ihr diesen nur unwillentlich?
      "Also bitte vertraue mir ein bisschen mehr. Wenn es auch nur ein weniges Bisschen ist. Hör auf dir irgendwelchen Schwachsinn einzureden und frag mich einfach, wenn du das Gefühl hast dich in etwas Dummes zu verrennen."
      "Pff..", inmitten ihrer Röte entwich ihr ein kleines unterdrücktes Lachen. "Ich we- Nh!", noch bevor sie zu Ende sprechen konnte, entschied sich der Mann vor ihr nun gänzlich wohl den Platz in ihrem Kopf besetzen. Während der Griff in ihre Haare und die forcierte Bewegung ihres Kopfes in den Nacken sie errötend die Augen zukneifen ließ, riss sie eben diese keine Sekunde später wieder auf, begleitet von einem flüchtigen Einziehen von Luft vor... Schreck? Aufregung? Sie spürte seine Lippen. An ihrem.. Hals. Sie spürte die Gänsehaut die von dort an sich auf ihrem gesamten Körper ausbreitete. Kurzzeitig krallte sie sich beinahe mit ihren Fingern in ihn. Sowohl seinem Rücken... als auch seine Haare. Ohne auch nur ein Wort dazu zu sagen, ließ er von ihr ab. Wobei nein, das war falsch. Er klärte sie noch darüber auf, dass es war um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen! Jean entfernte sich mit der Abmeldung, das er sich in das Krankenzimmer legen würde und ließ sie einfach auf diesem Tisch sitzen. Mit diesen hochroten Wangen. Dieser Gänsehaut. Diesem Atem, der nicht wusste ob er zu schwer war oder zu flach. Überwältigt von der Situation saß sie einfach da und war schon eine ganze Weile von ihm alleine gelassen, als ihr komplett verzögert ein leises "..Bis.. später..?" ihre Lippen verließ. Gedankenverloren legte sie sich eine Hand an ihren Hals, wo zuvor noch er gewesen. Überall um sie herum schien sein Geruch zu sein, oder war er gar in ihrem Kopf? Und diese Wärme... war das ihre oder die zurückgebliebene von seiner? Wieso..? Was war..? Er... Hatte er sie gerade gebissen? Hatte Jean-Christophe Beaumanoir sie gerade in den Hals gebissen?!
      Es fühlte sich beinahe an, als hätte jede seiner Berührungen heute ihren Körper sein Eigen gemacht. Denn jede Faser von ihr dachte an ihn und bekam ihn nicht mehr aus dem Kopf, auch nachdem sie eine Weile durch das Schulgebäude getigert war - unterwegs drei Mal ihr Ziel völlig vergessend. "Bibliothek. Du wolltest in die Bibliothek! J-Jean. Normen. Regeln. Biblio-", sich selbst gerade versuchend zu ermahnen nicht erneut die Abzweigung zu verpassen, lief sie - gedanklich durcheinander wie sie nun mal war - in den wohl einzigen Mann, der sich von ihrer übertriebenen Nähe wohl nicht überfordern fühlen könnte jemals. "A-Ah! Navid! Verzeiht, ich bin etwas.. kopflos unterwegs.", lachte sie ihm etwas nervös entgegen als sie die Statur vor sich zuzuordnen schaffte und bemerkte gar nicht, wie ihre Hand sich keinen Millimeter von ihrem Hals wegbewegte. Als würde das Gefühl verschwinden, wenn sie loslassen würde, schützte sie die Stelle, die ihr gerade zu ein Gefühl vermittelt hatte als wäre sie markiert worden. Seltsamer Gedankengang vermutlich doch das war es, was ihr Körper aus dieser Begegnung mit sich nahm.

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    • Danica Kalsanik
      Im ersten Moment erschreckte die junge Frau leicht, als er ihre Hand umschloss. Doch sie zuckte nicht zurück. Währe es nicht einmal, wenn er sie geschlagen hätte oder seine Verwirrung in Form von Unmut hätte zeigen wollen. Danica war durch und durch bereit alles anzunehmen, das Claude brauchte, um sich besser zu fühlen. Sanft nahm sie seine Hand und streichelte mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Sie würde ihn halten, egal wie tief er fallen würde oder das Gefühl hatte zu stürzen. Und als er schließlich anfing zu sprechen musste sie schwer schlucken... Es machte durchaus Sinn. Seine Sorgen und seine Gedanken, seine Existenzängste. Es... war eine wahrlich schwierige Situation und sie wusste nicht wirklich, was sie dazu sagen könnte. Bis eine Aussage fiel, die sie sofort verwundert aufblicken ließ mit aufgewecktem Blick.
      "[...] Ein Teil der Endstation der ehrenvollen Männer und Frauen, die unter meinem Kommando auf beiden Seiten nicht überlebten."
      "Das ist nicht richtig", rutschte es ihr schneller heraus, als sie darüber nachdenken konnte und hielt sie entschuldigend die Hand auf den Mund, um ihn zumindest noch zu Ende sprechen lassen zu können. Und erst, als sie sich sicher gewesen ist, dass er fertig gesprochen hatte, erlaubte sie sich wieder zu sprechen. Jedoch wusste sie selbst nicht ganz wie sie es formulieren sollte. In ihrem Inneren tobte in diesem Moment selbst ein Kampf, den sie nicht so einfach austragen konnte. Doch nach einem einzigen Blick auf Claudes schönes Gesicht, das so voller Unsicherheit gewesen ist, blieb ihr eigentlich gar keine andere Wahl. Verzweifelt und entschuldigend lächelte sie ihn an und atmete seufzend aus. Ihre Schultern senkten sich. "Ich... also... das... ich möchte Euch ein Geheimnis erzählen. Aber bitte, ich muss Euch darum bitten es für Euch zu behalten. Niemand außer Euch und Coleen auf dieser Welt wären darin eingeweiht", bereitete sie sich selbst ein bisschen vor und drehte sich dann nervös mit ihrem ganzen Körper zu ihm.
      Ihre Hände lagen in ihrem Schoss und sie räusperte sich leicht. "Es ist schwierig zu erklären, doch der Tod hat so... unglaublich viele Facetten. Es gibt Menschen, die sehr friedlich sterben und in ein gleißendes Meer aus Frieden eintauchen. Es gibt Menschen, die nicht einmal bemerken, dass ihr Leben endete. Es gibt Menschen, die nach ihrem Tod auf der Welt wandeln und... es gibt... andere Menschen. Zu denen ich jeden Augenblick kommen werde." Oh sie ist nervös gewesen. Wirklich nervös. Ängstlich knetete sie ihre Finger, in einem nervösen Tick. "Ich kenne übrigens viele verstorbene Soldaten", versuchte sie noch einmal kurz vom Thema abzulenken. "Aus dem großen Bürgerkrieg vor 50 Jahren... Und wenn ich ehrlich bin, dann sind das die geselligsten Geister, denen ich bisher begegnet bin. Während viele trauern, bedauern sind sie regelrecht Stolz auf ihren Tod. Sie sitzen zusammen, wie sie es zu Lebzeiten gemacht haben. Sie kommentieren sehr gerne die politischen Werdegänge ihrer Heimatländer. Einmal habe ich ihnen geholfen Karten zu spielen... Das war... ein bisschen anstrengend." Sie schüttelte leicht den Kopf bei der Erinnerung wie sie ständig von Stuhl zu Stuhl gesprungen ist.
      Doch schnell schüttelte sie den Gedanken ab und schaute wieder zu Claude. "Es... gibt aber auch noch einen Fall von dem ich persönlich bisher noch nicht viel gehört habe... aber... ich..." Sie räusperte sich und fing an am ganzen Körper zu zittern. "I-ich..." Niemals hätte Danica erwartet, dass es ihr solche Angst machen würde mit jemandem über ihr eigenes, tatsächliches Ableben zu sprechen. Sie bekam Panik, ihr Herz fing an heftig zu schlagen. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie kämpfte so sehr mit sich selbst, die Worte konnten und wollten nicht raus.
      "Ich... mein... Mein Leben endete bereits einmal...", sagte sie dann entsetzlich verunsichert. "Aber nicht... dieses hier", sie fasste sich selbst an die Brust und zeigte dann mit ihrem Finger hinter sich. "Sondern... mein letztes Leben." Sie merkte wie sehr ihre Finger zitterten und umschloss sie schnell, um sie an ihren Bauch zu drücken, wie sie es immer tat, wenn sie dermaßen drohte den Halt unter den Füßen zu verlieren. "Ich hab gelebt. Ein sehr simples Leben. In einem Land, das... dem Land von Tao-Wei-Sama sehr ähnelte. Meine... Mutter hat sich eine neue Familie gesucht und mich mit meinem Vater zurück gelassen. Er war... ein guter Vater aber... viel zu besorgt um alles. Er wollte alles alleine bewältigen. Selbst als ich erwachsen geworden bin, hat er immer noch darauf bestanden alle Probleme vor mir verborgen zu halten. Und dann... dann starb er. Und ich war... allein." Erst als ihre Stimme versagte merkte sie, dass sie weinte. Panisch lächelnd strich sie sich schnell die Nässe aus dem Gesicht und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken. Räuspernd schaute sie in den Himmel in der Hoffnung ihre Tränen würden dadurch versagen. Sie schüttelte den Kopf. "An manche Dinge erinnere ich mich sehr... lebhaft. Andere sind über die Jahre sehr verschwommen. Was ich noch weiß ist, dass ich im Winter gestorben bin, im Schnee. Mit 23 Jahren... Allein." Ihre Stimme versagte wieder und ein bisschen verärgert mit sich selbst atmete sie tief durch und fing sich dann Kopf schüttelnd. "Diese... Erinnerungen kamen mir mit 9. Sehr... schlagartig. Man spricht mir einen Charakterwandel seither nach... Ich hab nicht ganz verstanden was passierte und womit ich das... verdient hatte. Dieses Geschenk einer solch großen und liebevollen Familie und... Freunden. Ich... möchte dieses Geschenk aber nicht verschwenden und ich..." Sie unterbrach sich selbst und räusperte sich erneut. "Worauf ich hinaus möchte: Der Tod ist nicht das Ende, Claude. Niemand weiß, was nach dem Tod passiert. Die Möglichkeiten sind unendlich groß. Das wichtige ist, und ich spreche von Erfahrung ist... zu spüren dass man... lebt."
      Nun selbst durcheinander gebracht von ihren Gefühlen sah sie ihm ins Gesicht und lächelte. Mit all ihren Fehlern, mit ihren nassen Wangen, mit ihrer unperfekten Art, ihrer unperfekten Antwort. "Kennt Ihr die Anzeichen dafür, dass ein Mensch lebt?" Sie wusste nicht was in sie gefahren war. Was sie hier tat. Sie wollte ihm so sehr näher sein, ihm Trost spenden. Durchbringen, was sie mit Worten nicht sagen konnte. Ohne zu fragen stand sie ein wenig auf, allerdings nur soweit, um sich auf seinen Beinen niederzulassen, seinem Schoss, zu ihm gerichtet. Ihre Wangen waren heiß aus so vielen Gründen. Beschämt konnte sie nur den Blick senken, während sie seine Hände nahm und sie an ihr Gesicht hielt und regelrecht ihre Wange in seine Hand schmiegte. "Das Leben ist... warm, sehr warm." Eine ihrer Hände löste sich von ihm und sie öffnete den Knopf ihres Kleides, er ihren Hals verdeckte und der Stoff sprang sofort auf, damit sie seine Hände hinunter führen konnte. Sodass seine Hände auf ihrem Hals ruhten. Sie drückte seine Daumen in die Stellen an ihrem Hals, an denen die Pulsschlagader verlief. "Das Leben schlägt eine Melodie, die nicht vergeht..." Sie presste ihre Lippen aufeinander, ihre Wangen rot, ihr Herzschlag rasend. Sie war nackt vor ihm. Alles, was in ihrem Inneren passierte, nichts davon ließ sie verborgen. "Das ist meine Antwort. Das ist... der Weg den Tod zu ehren... Lebt." Damit fanden ihre Hände den Weg zu seinen eigenen Schultern, ehe sie die Arme um seinen Hals legte und ihn in eine Umarmung zog.

      Navid Shampur Banai
      Inzwischen betrachtete Navid es als eindeutiges Zeichen des Glücks, wenn er in Coleen hinein lief. So oft, wie es inzwischen passiert war wiederstrebte ihm der Gedanke es wäre ein Zufall. Irgendwo weit über seinem Kopf musste einfach eine wohlwollende Göttin sitzen, die seine Füße lenkte. Mit einem breiten Lächeln schaute er zu ihr herab und ließ die schöne Frau, die komplett durcheinander zu sein schien ersteinmal vor sich hin stammeln. Er hob seine Hand und strich ihr zärtlich das Haar hinters Ohr. "Guten Morgen", grüßte er sie ganz selbstverständlich, deutlich machend, dass er überhaupt keine Erklärung oder Rechtfertigung brauchte, wenn sie in ihn hinein stolperte. Zufrieden betrachtete er ihr Gesicht und musste dann anfangen zu grinsen. "Ist Euch etwas Gutes widerfahren? Möchtet Ihr darüber sprechen? Ich würde es mir gerne anhören."
      Seine Augen wanderten zu ihrer Hand und den selben Weg, den seine Blick ging, machten auch seine Finger. Zuerst strich er zart über ihre Wange, seitlich ihr Kinn hinunter über ihren Hals bis er an die Stelle kam, die ihre eigene Hand verdeckte. "Ich würde nur zu gerne die Erzählung hierzu hören." Für ihn ist es offensichtlich gewesen, dass die Schönheit vor ihm berührt wurde. Und das anscheinend sehr zu ihrem Wohlwollen, was Navid regelrecht beflügelte. Sie ist so sterbensunglücklich gewesen bei ihrem ersten Treffen, sprach sich selbst der Liebe und der Zuwendung ab. Welch gegensätzliches Bild zeigte sie ihm heute! Wie aufregend! Navid selbst konnte gerade eine angenehme Neuigkeit durchaus vertragen. Er würde es nicht zugeben, doch er selbst ist gerade sehr durcheinander gewesen. Nicht jedoch in einem schönen, positiven Sinne wie es bei Coleen den Anschein hatte. Nein, er hatte das große Vergnügen gehabt eine Unterredung mit einem seiner Brüder zu führen. Ein Liebenswerter Gesell, wirklich. Die Dämonen würden ihm sicherlich jeden Befehlsposten geben, den er wollte. Wie lächerlich einfach schien es dann ein Sultan zu werden.
      Doch daran wollte er nicht mehr denken, er wollte die Worte verdrängen, die Blicke, die gesamte Situation, seinen Status, seine Unfähigkeit. Seine ganze Konzentration wollte er der Frau vor sich schenken, wenn sie denn wollte.
      "Kommt, meine Teure. Ihr seht aus, als wenn frische Luft Euch gut tun würde. Frische Luft und Tee. Was haltet Ihr von einem Frühstück?" Damit legte er seinen Arm um ihre Taille und führte sie sanft voran.
      Diese westliche Marotte einer Dame den Arm hinzuhalten war für ihn sehr verwirrend. Er hatte zu große Angst es falsch zu machen. Daher hatte er es lange aufgegeben.

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    • Claude George
      Ein Geheimnis? Sichtlich den Sprung von seinen Worten hin zu diesem Teil des Gespräches nicht greifen könnend, nickte er jedoch stumm und machte sich bereit zu lauschen. Er würde also gleich ein Geheimnis mit der lieblichen Danica teilen, welches sonst nur ihre Freundin kannte? Das... sollte seinem Herz definitiv nicht einen solchen Hüpfer machen lassen. Richtig? Natürlich erwiderte er die Zuwendung ihres Körpers zu seinem ebenso, und begann die Worte durch seine Ohren vernehmen zu lassen, die sein Leben ebenso nachhaltig verändern sollten, wie das Erlebnis des Vortages. Das engelsgleiche Medium erzählte ihm von den verschiedenen Facetten des Todes. Von zurückbleibenden Seelen. Soldaten, welche ihr Fallen auf dem Schlachtfeld niemals bereuten - bis zum heutigen Tage nicht. Es war ein... schöner Gedanke. Ein beruhigender. Und hier hätte ihre Erzählung beinahe stoppen können, wenn es nur um sein eigenes Befinden ging, doch dann hörte er das wohl surrealste, was er jemand vernehmen durfte. Etwas, was er niemand anderem aus dem Mund glauben würde. Doch bei Danica zweifelte er keine Sekunde an dem Wahrheitsgehalt ihrer Worte.
      "Ich... mein... Mein Leben endete bereits einmal..."
      Wo die Mimik des jungen Herren so selten aus der Fassung zu bringen war, setzte sich diese Frau vor ihm ganz dieser disziplinierten Eigenart von sich entgegen. Seine Augenbrauen hoben sich an, während er einige Male verdutzt vor sich hin blinzelte, während er ihren Worten und ihrer nervösen Gestikulierung folgte. Sie erzählte von ihrem ehemaligen Vater, dessen Versterben und der Militärsangehöre war so überwältigt von den Worten, die er hörte, das er gar nicht die Chance hatte auf ihre sich bildenden Tränen zu reagieren, bevor die Frau sie selbst bemerkte und wegwischte. Danica Kalsanik war alleine gewesen im Leben. Alleine im Tod. Und in diesem Leben opferte sie sich auf für ihre Mitmenschen. Wo er am gestrigen Tage noch mit dem Gedanken spielte, sie wäre eine Dämonin, so erschütterte die Erzählung sein Herz und brachte ihn schneller auf den Begriff eines gebrochenen Engels zurück als er es verstehen konnte. Sie nutzte diese zweite Chance, die sie geschenkt bekommen hatte. Sie... lebte.
      "Worauf ich hinaus möchte: Der Tod ist nicht das Ende, Claude. Niemand weiß, was nach dem Tod passiert. Die Möglichkeiten sind unendlich groß. Das wichtige ist, und ich spreche von Erfahrung ist... zu spüren dass man... lebt."
      Von ihren Worten regelrecht überrannt, fand er kaum einen klaren Gedanken bei dieser reinen Darstellung ihrer Selbst, die er erleben durfte. Nur er. Hier und jetzt. Gerade öffnete er seinen Mund um eine praktische Antwort auf ihre vermutlich gar rhetorische Frage zu-
      Stille. Sein Kopf wurde mit einem Schlag leer. Überfordert zog er die Luft ein und bekam eine Röte in seinem Gesicht, wie wohl... noch nie in seinem Leben. Danica. Dieses edle wunderschöne Geschöpf, welches wohl sowohl in diesem Reich als auch auf der anderen Seite, eine machtvolle Seele zu sein schien, setzte sich... auf... seinen...?
      Sein distanziertes Herz kämpfte mit seinem steigenden Blutdruck förmlich um die Oberhand seines Körpers, während er sich aus dem Gefängnis seiner eigenen Rippen heraus zu brechen versuchte. Er... konnte sich gar nicht bewegen. Kein Stück. Er konnte sich nicht dagegen erwehren, wie Danica seine Hände griff. Wie Danica ihn ihre zarten rosigen heißen Wangen berühren ließ. Wie Danica kurz darauf.. ihren... Knopf.. öffnete. Dieser Anblick. Was? Wieso? Was geschah gerade mit ihm? Unter welche Kategorie der zwischenmenschlichen Annäherung gehörte solch ein Verhalten? Eine Avance? Ein Trost? Er öffnete zwar seinen Mund, doch bekam er kein Wort heraus. Doch er merkte selbst wie nervös seine Hände in ihren anfingen zu beben. Oder war es sein ganzer Körper? Er spürte diese Gänsehaut, die ihn wie ein Schlag durchfuhr. Er fühlte wie sich seine Nackenhaaren aufstellten, bereit für einen unwirklichen Kampf. Und seine Hände... sie... lagen... auf ihrem Hals. Seine Daumen an ihrer Ader, welche nur umso deutlicher dieses Heben und senken ihrer Brust unter ihrer Atmung ihm verdeutlichte. Wie ihr Puls sich beschleunigte und wohl beinahe seinem eigenen glich, wie er vermutete in seiner eigenen Aufregung. Eine Melodie...
      "Das ist meine Antwort. Das ist... der Weg den Tod zu ehren... Lebt."
      Obwohl die zierlichen Hände von seinen abließen, konnte er seine Hände nicht von ihrem Hals nehmen. Seinen Blick nicht abwenden. Er war wie hypnotisiert. Noch ehe er es realisierte, strichen seine Daumen erst zärtlich... doch dann immer fester über diese reine Haut. Diese blasse Haut. Diese... verletzliche Haut unter seinen mit kleinen und auch großen Narben verzierten Hände, die eine Geschichte seiner Ausbildung erzählten. Noch ehe er es verstand, wurde sein Atem geringfügig schwerer und beinahe dachte er, dass er es gewesen war, der den Abstand zwischen seinen Lippen und ihrem Hals verringerte - doch war sie es, die ihn noch näher an sich zog und ihn zwang sich dieser Nähe auszusetzen. Dieser Hitze. Es war ein kurzer Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, in welcher seine Hände nicht von ihrem Hals ablassen konnten - doch der Moment verstrich. Es kostete ihn... seltsamer Weise Überwindung ihren Hals frei zu geben, und stattdessen seine Arme um ihre zierliche Taille zu legen. Was war das für ein Gefühl in ihm? Woher kam dieser... Drang... diesen Hals fester zu drücken? Seine langen Finger um den gesamten Schaft zu schmiegen, der ihren Kopf auf diesem Körper hielt? Mit einer überwältigten roten Verfärbung in seinem Gesicht saß er da und spürte sie. Auf seinem Schoß. An seiner Brust. Ihre Arme um seinen Hals. Er fühlte diese Nähe, auf die er gar kein Recht hatte. Diese Nähe, die er... nichtsdestotrotz in diesem Moment keinem anderen Menschen auf der Welt zuteil lassen werden wollte. Seine Finger griff in diese Taille dieser schönen Frau. Seine Finger... tanzten regelrecht auf dem Stoff - sichtlich nicht wissend, wie weit er sie nun berühren durfte. Wann er zu weit ging. Und in seinem Kopf formten sich Bilder dieses roten Gesichtes von ihr. Während sich seine Finger gerade zu in diese weiße Haut krallten und kleine rote Striemen hinterließen. Wie er sie markierte. Wie er sie ganz zu seinem machte und-
      Überaus plötzlich vor Schreck über seine eigenen Gedanken, ergriff er ihre Taille nun fester - nur um die Frau etwas von seinem schnell schlagenden Herzen wegzudrücken. Lediglich ihren Oberkörper drängte er zurück und sah sie einen Moment verloren an, bevor seine Augen gefüllt mit seinem Verlangen danach, diese neue Gier zu befriedigen, hinunter auf ihren Hals wanderte, und er seinen Kopf ebenso plötzlich zur Seite riss und seine Hände unschuldig in die Höhe schlug um zu signalisieren, dass er ihr nichts tun wollte. Niemals. Er würde Danica doch niemals ein Leid zu tun! Claude war ein Wächter. Ein Beschützer. Er wollte ihr Fels sein, an dem sie sich festhalten konnte. Wieso bildeten sich diese Gedanken in seinem Kopf wie er sie mit Schmerzen zierte? Woher kam dieses Bild in seinem Kopf den Wunsch zu vervollständigen mit einem festen Biss? Warum-
      "V..V... Ver...Verzeiht.. Danica.. Ob Ihr.. also... Könntet Ihr...?", stammelte der junge Herr völlig überfordert mit sich selbst und deutete mit nervös zitternden Händen hinunter auf seinen Schoß, auf dass sie sich doch erhob! Auf dass sie Abstand gewann zu diesen monströsen Neigungen, die in ihm geweckt wurden. Auf dass sie ihm die Luft wieder zurück in die Lungen pumpen ließ. Er schluckte schwer, nach Worte suchend, während seine ganze Körperspannung davon erzählte wie aufgeregt er war. "Bitte.. v.. Versteht das nicht falsch. Ich-ich-ich bin Eurer Nähe nicht abgeneigt!", verteidigte er direkt das Bild, welches er abgab. Das Bild, welches er nicht wollte, dass es auch nur eine Sekunde lang in ihrem Kopf Wurzeln schlug. Und trotzdem... konnte er sie nicht ansehen. Die Scham über seine eigenen Gedanken war zu groß, die Sorge jeden Moment sie einfach zu packen und...
      Ein Schauer lief ihm durch den Körper. Seine Brust schmerzte regelrecht durch die Hammerschläge seines Herzens. "E-Es ist.. Ich bin... Danke. Für... Eure Worte. Und Euer Vertrauen." Er versuchte zumindest seine Gedanken zurück auf die richtigen Pfade zu lenken. Zurück auf das Wesentliche. Zurück auf die Intention, durch welche er überhaupt in dieser Situation gelandet war - ihr Geheimnis, das sie teilten von nun an. Das Geheimnis, das seine Gedanken beruhigen sollte - was es auch tat. Nur ihre folgenden Entscheidungen.. warfen ihn ganz neu aus der Bahn. Auf eine Bahn abseits des rechten Weges, wie er fürchtete.

      Coleen van Gard
      Als Navids Hand sich erhob und ihr nach wie vor durch Jeans rosa gefärbtes Haar nach hinten strich, hatte die junge Frau das Gefühl ihr Herz würde kurzzeitig einfach stehen bleiben. Sie fühlte sich so.. ertappt? Nein, das war es nicht. Oh, sie war so durcheinander..! Noch während sie sich fragte, ob man ihr die Nervosität ansah, ob sie immer die Röte auf ihren Wangen trug, beantwortete der Mann genau diese Fragen mit einem Grinsen.
      "Ist Euch etwas Gutes widerfahren? Möchtet Ihr darüber sprechen? Ich würde es mir gerne anhören." - "I-ich..!"
      War es etwas gutes? Wollte sie darüber- Keine Frage, auf jeden Fall wollte sie darüber reden! Doch durfte sie das? Brachte sie damit Jean erneut in Bedrängnis, wenn sie darüber sprach? Durfte sie darüber sprechen mit Navid? Er war... sicherlich der falsche Ansprechpartner, doch... Als seine Finger und sein Blick an ihr hinunter wagen, folgte sie etwas überrascht dem Weg, den er nahm. "Mh?", fragte sie verwirrt als seine Hand ihre erreichte. An ihrem Hals. Wo Jean..
      Sehr plötzlich riss sie ihre Hand hinunter und räusperte sich überaus verlegen. Noch bevor ihre Gedanken auch nur einen Schritt weiter voran kamen, machte ihr Körper einen. Und noch einen. Ehe sie sich versah, lag diese Hand auf ihrer Taille von der sie es beinahe gewohnt war - und sie... fühlte jeden Unterschied zu Jeans. Die Art des Griffs, die Handgröße, selbst ihre Wärme schien sich mit einem Mal um Welten zu unterscheiden. Oh, ihr Kopf war so durcheinander! Und erneut verpasste sie ihre Abbiegung zu ihrem ursprünglichen Ziel. Einen Moment sah sie in den Gang hinein und dann direkt wieder zu ihrer Begleitung, die wohl noch nichts von Mitschülern vernommen hatte. Sie würde die Bibliothek wohl nie von innen sehen. Vielleicht auch nur nicht heute. Aber vielleicht... war es auch okay.
      "Navid... Ich... Wir sind doch so etwas wie Freunde, oder? Betrachtet Ihr mich als Freundin?", leitete sie das Thema oder viel mehr das Problem des Ansprechens des Themas ein, als der Mann die Tür öffnete und sie hinaus auf den Hof schritten. Diese frische Luft, die über ihr Gesicht zog... es gab ihr wahrlich ein Gefühl als könnte sie wieder atmen. Sich eine Hand auf ihre Brust legend, hob sich ihr Oberkörper während sie tief einatmete. Sich versuchte zu entspannen, vielleicht auch versuchte ihr von Zuneigung nur so triefendes Haar zu verlieren. Doch es half nichts, je mehr sie daran dachte, desto heißer schienen ihre Wangen zu werden! Durcheinander hob sie ihre Hände und legte sich diese an eben diese roten Wangenknochen und schüttelte den Kopf - sich einfach von Navid führen lassend. "Ich..! Ich werde ehrlich mit Euch sein, weil ich... Euch schon als einen Freund betrachte. Vielleicht ist es vermessen, nach allem, was ich zu Euch sagte, nach Euren Avancen - doch ich fühle mich durchaus sehr wohl mit Euch. Und ich denke.. das wisst Ihr! Aber gerade wegen Eurer Avancen, weiß ich nicht, ob Ihr der richtige seid um Euch meine verwirrten Gedanken anzuhören, um mein zweifelsohne viel zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen! Aber oh Gott, ich ich fühle mich als würde ich platzen, wenn ich es keinem sage! Vielleicht platze ich auch trotz einer offenen Erzählung. Ich kann Euch nicht einmal sagen, ob es etwas Gutes war, oder nicht! Ich denke.. es war?.. Vielleicht?! Oh Navid..!"
      Etwas theatralisch lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und vergrub ihr heißes Gesicht in dem lockeren Stoff des Mannes. Sie wusste nicht wohin mit sich. Ihre Gefühle lebten den Tornado in ihr regelrecht aus und ihr Körper versuchte diesem nur zu folgen. "Ich bin so verwirrt..! Während Ihr Euer Herz auf der Zunge tragt und keinerlei Hemmungen verspürt einer Frau zu sagen und zu zeigen, das sie Euer Interesse geweckt hat, gibt es andere Männer deren natürliche Worte und Gesten sich von einen Tag auf den nächsten ändern und und...!"
      Einen Moment stoppte die verwirrte Frau. Die verwirrte, peinlich berührte Frau, der zumindest eines glasklar wurde. Mit großen erwartungsvollen Augen und einem Schmollmund sah sie auf zu ihm und nickte. "Ich.. möchte darüber reden, ja."

      Tao-Wei Liang
      Köstlich. Einfach köstlich. An keinem anderen Tag in seinem Leben genoß dieser Musiker es ein Medium zu sein wie am heutigen. Amüsiert folgte er dem regenbogenfarbenen Pfau mit der Meute an Schülern bisher und auch nur allzu begeistert hatte er den Geist eines kleinen Jungen genutzt um Coleen und ihrem blonden ruppigen Liebhaber durch die verschlossene Türe zu folgen, damit ihm auch nichts entging. Zumindest nutzte er ihn gerne als seine persönlichen Ohren. Jeannieur, oder wie der blonde junge Herr auch immer gehießen hatte, stampfte gerade zu überrascht über die Vorgänge innerhalb des Raumes an ihm vorbei ohne den lilahaarigen Mann auch nur zu bemerken. Li hatte zwar seine eigene kleine Traumvorstellung, was wohl geschehen war... doch als Frederik durch die Wand wieder zu ihm zurück kam und das vorangegangene Ereignis in Worte fasste, war er noch viel begeisterter. "Ich hätte dem Pfau zugetraut einen Schritt weiter zu gehen, aber er? Und dieses Gesicht! Das ist ja noch viel wunderbarer! Ich danke dir, Frederik!", grinste der Musiker über beide Ohren und beobachtete die Tür wartend auf eine aufgebrachte oder errötete Coleen, doch nichts. Sie schien ihre Zeit zu brauchen um selbst auf den Biss des Gesellschaftshundes angemessen reagieren zu können. Zeit, die Li nicht bereit war zu verschwenden. Mit einem kleinen Winken über die Schulter verabschiedete er sich von dem chaotischen Geisterjungen, welcher ihm persönlich vermutlich viel zu sehr zusagte, und machte sich auf die Suche zur anderen Seite dieser amüsanten Theathervorstellung. Vorbei an einem Anatoly, welcher wohl ebenfalls versuchte das Geschehene zu akzeptieren oder so ähnlich, suchte er viel mehr... dessen Schwester.
      Liang zögerte tatsächlich keinen Moment daran zu glauben, dass sich das alles nur um ein Missverständnis handelte. Spätestens als Coleen es so souverän über die Lippen gebracht hatte, dass Danica und ihr Bruder solch eine Verbindung teilten. Immerhin war es die selbe Frau, die ihn gerade zu panisch angeschrien hatte, als er sie auch nur berühren wollte. Ja, er war sich seiner ziemlich sicher und durch den Lauschangriff Frederiks wusste er wohl am besten Bescheid von allen Zuschauern. Das hieß nicht, dass er es nicht nutzen könnte. Nach ein wenig des Herumfragens fand er auch die Nachtigall und durfte ein Erlebnis miterleben, welchen sein Grinsen über diesen ganzen Tag nur noch vergrößerte. Auch hier beobachtete der Langhaarige eine Weile das Geschehen, bevor er für ein starkes Zusammenzucken des Ritters sorgte indem er ein paar Mal langsam in die Hände klatschte.
      "Aber aber, ich dachte Coleen wäre die Einzige, die zumindest versucht sich vom anderen Geschlecht zu entziehen und dieses versucht von sich zu stoßen trotz offener Avancen! Das scheint hier bei euch wohl Gang und Gebe zu sein.", schmunzelte er Claude direkt entgegen für sein überaus hektisches Entfernen der Frau auf seinem Schoß und sah dann ganz zu Danica. "Es ist gut zu sehen, dass du wieder wohl auf bist - aber dass du dich direkt über den Ritter hermachst, als wäre er Frischfleisch? Wie ich - und wohl die ganze restliche Akademie inzwischen - hörten, bevorzugst du doch eher die eigene Blutlinie!", mit einem hämischen schadenfrohen Lachen kommentierte er das Gesehene und trat näher an die beiden Turteltauben heran mit angezogener Augenbraue. "Eigentlich dachte ich, ich bring dich auf den aktuellen Stand der Dinge, was dieses amüsante Erlebnis deiner Freunde angeht, aber... nun, du amüsierst dich auch ganz gut alleine, wie ich sehe! Hach~"
      Amüsiert seufzend ließ er sich direkt neben den beiden in das Gras auf den Rücken fallen. Könnte dieser Tag noch köstlicher werden? Sicherlich, wenn er auch mitbekommen hätte, was der Prinz mit ihr besprochen hatte zuvor. Doch da war er schon ganz an den Fersen der lautstarken und überaus zweideutigen Coleen gewesen.

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    • Danica Kalsanik
      Es war zu schnell gegangen und sie selbst war einfach zu abgelenkt von ihren eigenen Gefühlen. Sein Zögern die Hände von ihrem Hals zu nehmen bemerkte sie nicht. Doch sie ließ sich regelrecht fallen, als er seine Arme um ihren Körper schloss. Seine Nähe tat entsetzlich gut. Von ihm gehalten zu werden und ihn gleichermaßen selbst zu halten. Zu bewahren, dass er weiterhin in diesem Durcheinander versank, in das sie ihn gestoßen hatte. Danica gab sich ihm ganz hin, klammerte sich regelrecht an ihn und... genoss. Bis er sie plötzlich an der Hüfte nahm und ein bisschen von sich zog. Sie machte einen erschrockenen Ausruf und löste ihre Umarmung, sodass ihre Hände nur noch auf seinen Schultern lagen. Sie versuchte noch den Worten des stammelnden Mannes zu folgen, folgte sogar seiner Geste hinunter auf seinen Schoss.
      Doch noch bevor sie etwas erwidern oder sich fortbewegen konnte, wurde auch ihre Aufmerksamkeit eingenommen von einem plötzlichen Klatschen von der Seite. Sie riss ihren Kopf hoch und ihre Augen weiteten sich verwundert, als sie auch schon plötzlich das Gefühl hatte zu stürzen und wieder auf dem Gras landete, wohlbehalten abgesetzt von Claude. Danica verstand in diesem Moment nichts mehr. Ja, es war sehr... undamenhaft gewesen, was sie getan hatte. Doch es war zum Trost gedacht gewesen. Er hatte sie am Vortag auch umarmt. Bevor sie also auch nur einen Blick an Liang verschwendete, ging sie sicher, dass es Claude gut ging. Dass sie ihn nicht komplett überrannt und vielleicht bedrängt hatte. Doch dieser ist kaum ansprechbar gewesen. Oh Gott, sie hatte etwas wirklich schlimmes getan oder. "Es tut mir leid", flüsterte sie ihm zu und legte sanft eine Hand kurz auf seinen Arm, ehe sie sich Li wieder zuwandte. Erst jetzt kamen seine Worte bei ihr an und sie sah zu ihm herunter, wie er sich neben ihr ins Gras legte. Doch auch das interessierte sie gerade sehr wenig.
      "Guten Morgen, Tao-Wei-Sama.", grüßte sie ihn einfach als hätte er nicht gerade etwas furchtbares gesagt und lächelte ihn ein bisschen unbeholfen an. "Ich versuchte gerade gut zu machen, was ich angerichtet habe. Braucht Ihr... - Tz! Mist -", unterbracht sie sich selbst und schnalzte über sich die Zunge. "Brauchst du auch ein offenes Ohr?", sagte sie noch ehe sie seufzte und sich die Hand an die Schläfe legte. "Moment, entschuldige, was ist schon wieder mit Coleen passiert? Es geht um die Nacht, die sie mit Jean verbracht hat, oder?" Die Resignation ist deutlich in ihrer Stimme gewesen. Erneut legte sie eine Hand an den Arm von Claude. "Würdet Ihr mich entschuldigen, Claude. Ich fürchte mich da um die ein oder andere Sache kümmern zu müssen." Und ganz vorne stand Li von ihm wegzubekommen. Komplett vergessend, dass sie ihren Kragen geöffnet hatte, erhob sie sich und blieb direkt vor Liang stehen und streckte ihm beide Hände entgegen.
      "Gehen wir zurück zum Geschehen. Und bitte lasse nichts aus, was ich verpasst habe. Wenn ich auch ein bisschen Angst habe vor dem Desaster", murmelte sie fast zu sich selbst, als sie ihm schließlich auf die Beine half. Für einen Moment sah sie zu Liangs Händen, ehe sie zu ihm ins Gesicht sah. "Möchtest du auch eine Umarmung?" So könnte sie die ganze Situation entschärfen oder? Sie hat von Coleen gelernt, wie man etwas unangenehmes Salonfähig machte. Und es als selbstverständlich hinzustellen würde es leichter machen für Claude richtig? Sie entließ seine Hände und griff mit ihren eigenen unter seine Jacke, um sich sanft an ihn zu schmiegen, die Arme um seinen Bauch. Aus der Position sah sie zu ihm auf mit einem sachten Lächeln. "Besser?" Damit ließ sie von ihm ab, hakte sich bei ihm ein und zog ihn vorsichtig mit sich. Sie schaffte es noch einen entschuldigenden Blick zu Claude zu werfen und zur Verabschiedung einen leichten Knicks zu machen. Erst, als sie außer Hör- und Sichtreichweite gewesen sind ließ Danica von ihm ab. "Ohh Tao-Wei-Sama", seufzte sie verzweifelt und legte sich das Gesicht in die Hände. "Ich glaube ich habe Claude etwas schlimmes angetan.", murmelte sie mehr zu sich selbst. Erst jetzt gestattete sie sich die Schamesröte in ihrem Gesicht zuzulassen. Kopfschüttelnd sah sie zu ihm rauf. "Was sagtest du war passiert? Verzeih, würdest du dich für mich wiederholen, bitte?"

      Navid Shampur Banai
      Wie liebenswürdig sie gewesen ist. Herzallerliebst würde der junge Mann aus dem Osten sogar sagen. Er war so verzaubert davon ihre Emotionen so deutlich, so klar, so rein vor sich bewundern zu dürfen. Ganz gleich ob sie wütend gewesen ist, verwirrt oder verliebt. Er wurde nicht müde sie als wunderschönstes aller Geschöpfe. Mit einem offenen Ausdruck im Gesicht hörte er einfach ihrem Durcheinander zu. Und auch wenn er nicht ein einziges Wort davon verstand saugte er regelrecht jedes ihrer Worte auf, hielt sie, wenn sie es brauchte und fing schließlich breit an zu grinsen, als sie selbst sich dafür entschied, dass sie in der Tat mit jemandem über das Geschehnis sprechen wollte, das sie dermaßen aufgewühlt hatte. Doch er nahm sich einen Moment der Ruhe, einen winzigen Augenblick, in dem er zuerst sprach. Er zog sie etwas zurück, sodass sie stehen blieb und nahm sich beide ihre Hände, um wirklich ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
      Sanft hob er ihre Hände zu sich und hauchte ihr einen Kuss links und rechts auf ihre Fingerknöchel. "Coleen, ich möchte einen Moment Euer Gehör, bevor Ihr mir Eure Geschichte erzählt. Ist das in Ordnung?" Sobald sie ihm die Zusage gab schenkte er ihr ein charmantes Lächeln, nahm die beiden Hände, die sie ihm hinhielt und legte sie sanft hinter ihren Rücken und machte sie dort mit einer Hand alleine fest, um mit seinen nun freien Fingern durch ihre Haare zu streichen, sie zu sich zu ziehen und auch diesen einen Kuss zuzuhauchen. "Es ist wahr, dass ich viel für Euch empfinde. Dass ich sehr offen mit meinem Interesse bin und mir im Leben nicht einfallen würde einen Fehler zu machen, Euch gehen zu lassen nur weil ich zu schüchtern mit meinen Avancen gewesen bin." Damit öffnete er seinen Griff und legte den Arm stattdessen um ihre Taille und zog sie eng an sich. Ihre Gesichter kamen sich nahe, sehr nahe und noch immer änderte sich nichts an seinem Lächeln.
      "Doch ich betrachte Euch als Kunstwerk sondergleichen, meine Verehrteste. Jedes noch so kleine Detail Eures Lebens interessiert mich. Jede Gefühlslage. Ich weiß nicht, ab welchem Zeitpunkt hier im Westen eine Freundschaft festgemacht wird. Doch da, wo ich herkomme ist eine solche Verehrung, wie ich sie empfinde beim besten Willen nicht möglich, ohne alles, von dem schlagenden Herz der Begierde zu wollen." Sein Blick wurde noch sanfter, er küsste sie nicht, wenn er auch wirklich gerne würde. Er übertrat keine Linie, die sie ihm selbst setzte. Er... testete nur ein bisschen diese Grenzen aus und machte deutlich, dass er jederzeit bereit gehen würde. Ohne mit der Wimper zu zucken. "Und nun berichtet mir von Eurem Verehrer, der Euch so durcheinander gebracht hat. Ich bin mir sicher, dass ich der perfekte Ansprechpartner bin, um Euch Avancen Euch gegenüber verständlich zu machen und zu erklären."

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    • Tao-Wei Liang
      Der sich bildende Schmollmund auf diese doch sehr unbeeindruckte Reaktion der Nachtigall erzählte offen über seine Enttäuschung, wenngleich seine Laune hellerleuchtet blieb. Seine Augenbraue hob sich interessiert als Danica wohl im Kopf hin und her zu springen zu seines Erachtens nach - und senkte sich genauso beleidigt wieder, als sie so offen ohne auch nur eine Sekunde beschämt zu sein, die Nacht ihrer Freundin mit diesem Mann ansprach. "Ja, es geht um-" - "Würdet Ihr mich entschuldigen, Claude."
      ... Langsam wurde er genervt. Angespannt zuckte seine Augenbraue und während er tief die Luft einzog, hob sich seine Brust betont beleidigt. Wartend auf die Aufmerksamkeit, die er gerade wollte und ja wohl auch verdiente für seine Recherche. Er stützte seinen Oberkörper aufwärts als die Nachtigall sich ihm zuwandt - um ihm aufzuhelfen. Erst sah er zwischen ihr und den Händen hin und her, zuckte dann allerdings akzeptierend mit den Schultern und ließ sich hinaufziehen. "Niemals würde ich auch nur ein Detail auslassen.", begann er und wollte schon ganz in seiner begeisterten Erzählung aufgehen als...
      "Möchtest du auch eine Umarmung?" - "...Ich..das... was?"
      Sichtlich ungläubig hoben sich seine Augenbrauen an. Ebenso blinzelte er wiederholt um fest zu stellen, ob es sich um einen Scherz handelte, den er nicht verstand. Eine Pointe, für dessen Verständnis er hätte vor Ort sein müssen. Doch nein. Es war ihr voller Ernst. Die Nachtigall schlüpfte geradezu unter seine Jacke bei einer Umarmung, die er nur skeptisch betrachten konnte und nun zugegebener Weise ein minimalistisches Bisschen errötete. Zögerlich hob er eine Hand und tätschelte ihr grob über den Kopf. "Ja, ja. Alles.. wird gut?" Etwas hilflos sah er hinüber zu dem Ritter, mit welchem.. überhaupt nichts mehr anzufangen war, also verwarf er den Gedanken gleich wieder. Was sollte das überhaupt? Dieses-
      "Besser?"
      Dieser Blick. Mit einem Mal machte sein Herz einen Sprung. Seine Augen rissen sich etwas auf vor Schreck über seine eigene Reaktion und stumm und überfordert nickte er. Was zum..? Was war.. das denn..? Irritiert über sich selbst, ließ er Danica ganz freien Lauf. Er ließ sich ziehen ohne zu zögern und folgte ihr einfach - hinweg von Claude. Als sie einen gewissen Abstand gewonnen hatten und sich die junge Frau von dem irritierten Musiker löste, musterte er sie. Ihr ganzes Verhalten ihm gegenüber. Dieses verzweifelte Seufzen, dieses offene Kund tun ihrer Gefühle wegen Claude, ihre Röte... "Hah..", kommentierte er alles sichtlich überrascht. Wie genau hatte er sich denn in etwas wie einer... Freundschaft wieder gefunden?! Er deutete die Signale doch richtig. Richtig? Sie übergingen das Siezen, wenn auch eher weil er selbst sich dessen niemals bemächtigt hatte, sie umarmte ihn, sie redeten offen über ihre Interessen am Vortag und nun war er ohne zu Zögern mit ihr gegangen, obwohl Claude ein besseres Objekt zum Ärgern gewesen. Wie war das denn passiert? Welch seltsamer Ausgang der Ereignisse. Den Gedankengang schnell abschüttelnd konzentrierte er sich ganz auf das, was er ursprüngliche wollte: Klatsch und Tratsch.
      "Ich hatte noch gar nicht begonnen, aber ich verspreche kein Wort auszulassen. Dafür erzählst du mir, wie es zu deiner prekären Situation kam.", verlangte er geradezu, bevor er für seine Erzählung eine Hand hob um sie mit wilden Gestiken zu untermauern. "Dein werter Herr Bruder hat mit dem Pfau auf den Fluren für ein noch viel interessanteres Gerücht gesorgt, als ihre Nacht mit... Jean, sagtest du heißt er? Wie auch immer. Falls dich meine Meinung interessiert, sie scheinen sich nicht auf diese Art und Weise zusammengefunden zu haben. Zumindest ist es das, was sie gegenüber deinem Bruder offen deklariert haben... Und nach einem kleinen Stell-dich-ein in einem verschlossenen Klassenzimmer von deinen Freunden, glaube ich daran. Aber ich bezweifel, dass viel fehlt bei ihnen, du solltest deiner homosexuellen Freundin also lieber einen Keuschheitsgürtel umschnallen.", bei der Beschreibung legte er ungeniert seine Hand an Danicas unteren Bauch, hinunter deutend auf ihren Reifrock und zwinkerte ihr grinsend zu, bevor er seine Hand wieder zurück zog. "Falls du genauer wissen willst, was dort drin passierte, erwarte ich aber eine kleine Gegenleistung. Was ich dir jedoch umsonst erzähle ist: Dein Name wurde in diesem Sündentango mit in den Tod gerissen. Coleen verkündete stolz, dass dein Bruder das selbe für dich getan hätte, wie der blonde Hund für sie. Öfter. Und seine Reaktion, selbst wenn man nicht wusste worum es ging, war sehr eindeutig unanständig und beschämt. Ein Fest fürs Auge! Du verstehst, worauf ich hinaus will?"

      Coleen van Gard
      Es riss sie förmlich aus den Gedanken als ihr Gang stoppen musste. Etwas überrascht sah sie auf zu dem hoch gewachsenen Mann, der sich ihrer Hände bemächtigte und der roten nervösen Coleen das Herz nur noch mehr versagen lassen wollte offensichtlich! Wild sah sie zwischen den beiden Fingern hin und her als sie seine Worte vernahm und nur sehr langsam nickte. Nickte, weil diese so schon sehr aufgewühlte Frau wirklich nicht wusste, wohin mit sich. Sichtlich verwirrt folgte sie mit ihrem Kopf ihre Hände, welche hinter ihren Rücken gelegt wurden und sie dazu zwang ihre Brust ordentlich heraus zu strecken, wie sie es in ihrer fehlenden damenhaften Manier nicht gewohnt war.. Bis hier hin war sie zwar verwirrt, aber es war nun nichts dramatisches. Aus ihrer Sicht. Dies änderte sich schlagartig, als es kein einfaches 'Legen' war, sondern ein 'Fixieren'. "U... uhm.. Na...vid..?", fragte sie sehr leise, geradezu hauchend, da sie das Gefühl schnell überkam, sie würde von dieser Hitze vor ihr ersticken. Dieser Hitze, die dieses Lächeln in seinem Gesicht nur zu verschlimmern schien. "..W... wieso..?" Kurzzeitig bewegte Coleen ihre Handgelenke nur um zu überprüfen, ob sie wirklich festgehalten wurde. Okay... Das war... neu. Doch sie hörte ihm zu. Betrachtete ihn verwirrt. Doch wehrte sich nicht vor diesem Griff, welcher sich auch öffnete, nachdem sich seine Lippen schlossen. "Eure Worte kli-"
      ...Was?
      Peinlich berührt hielt sie glatt ihre Luft an, als sich Navids Arm um ihrer Taille wieder fand. Eine Geste, die sie von Navid nun wirklich mehr als gewöhnt war - was sie jedoch nicht einfach nur stumm belächeln konnte, war wie nahe sie an ihn gedrückt wurde. Wie nahe sich ihre Gesichter waren. So.. nahe. Viel zu nahe. So nahe, dass sie zwar ihren Mund öffnete um irgendetwas zu sagen, aber sie ihn gleich wieder schloss, da ihr das komplette Vokabular versagte. Ihre Gedanken drehten sich völlig im Kreis und auch seine Worte... machten es nicht besser. Wie sie seinen Atem in ihrem Gesicht spürte, weil sie einander so nahe waren. Sie konnte sich gar nicht dagegen erwehren, wie ihr Blick von seinen Augen hinunter auf seine Lippen wanderten, während er sprach. Sie schmolz regelrecht. Die Hitze fühlte sich an, als würde sie einfach schmelzen in seinen Armen. Moment, was sollte sie tun? Sagen? Seine... Worte... sie war sich nicht einmal sicher, ob ihre Frage bezüglich einer Freundschaft zwischen ihnen beantwortet wurde!
      "Mein... Ver...ehr... was..?", wiederholte sie nervös stammelnd nur einen Bruchteil von dem, was er versuchte ins Gespräch zu bringen, bis es sie wie ein Schlag traf. Verehrer. Biss. Jean. Was gab es für ein Bild ab, wenn man sie nun in Navids Armen sah, nachdem man hörte, dass sie und Jean...? Es warf nur ein schlechtes Bild auf sie, nicht auf ihn richtig? Sie brachte ihn nicht hiermit in Verlegenheit, richtig? Sie-
      "Mo-moment, er ist kein Verehrer!!", platzte es ihr etwas plötzlich hinaus, während sie nun doch wieder ihren Kopf anfing einzuschalten. Langsam. Ratternd. Diese Nähe... hatte sie völlig kirre gemacht, sie fürchtete, ihr Herz würde wirklich heute den Geist aufgeben. Mit einem Ruck stieß sie sich von Navid ab, damit ihr Kopf auch wieder auf Hochtouren de Gespräch an sich folgen könnte, als sie glatt drohte umzufallen und sich schneller wieder in seinen Armen wiederfand und sich beschämt an ihm fest hielt, als ihr lieb war. Ihre Beine... Ihre Knie waren völlig weich geworden. Taub geradezu von dieser Nähe. Um ihren Kopf trotzdem in die richtige Richtung des Denkens zu Bewegen, mied sie seinen Augenkontakt. Und den Augenkontakt zu seinen Lippen. Vielleicht auch hauptsächlich zu diesen...! Dieser Mann... hatte wirklich keinerlei Schamgefühl. Noch weniger als sie selbst! Tief atmete sie durch, während sie mit ihren Händen an seinen Schultern hing und ihr Gesicht beschämt an seine Brust drückte. "Er... ist wirklich kein Verehrer... Dabei bin ich mir sicher!... Oder.. war ich mir sicher..", murmelte sie etwas unwirsch vor sich hin und seufzte. Mit einer Sache hatte er aber Recht: Wer könnte körperliche Annäherung denn besser erklären als Navid? Kurz räusperte sie sich und strich sich ihr beschämtes rosa Haar nach hinten. "Also zu aller Erst: Ich bin mir gänzlich unsicher, ob Ihr mir erklärt habt, ob Ihr nun mein Freund seid oder nicht! Deshalb bestimme ich das jetzt für Euch mit. Ihr seid ab jetzt mein Freund und falls Ihr auf das 'Sie' verzichten wollt, können wir das im Zuge dessen gerne machen. Aber als Erste Amtshandlung im Sinne unserer Freundschaft, dürft Ihr mich zu dieser Bank geleiten, weil Ihr meinen Beinen wohl gerade den Dienst verweigert habt!"
      Ein wenig schmollend plusterte sie ihre Wangen auf, ließ sich zur Bank geleiten, wie sie es selbst verlangte und setzte sich, bevor sie sich kurz räuspernd weiter sprach. "Ich weiß auch nicht, woran man eine Freundschaft fest setzt. Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden und nicht die.. Herkunft, wenngleich sie Einfluss hat. Und Ihr könnt auch mein Freund sein, wenn Ihr mehr Interesse an mir hegt! Das schließt sich nicht aus!..Denke ich."
      Man sah der durchaus verwirrten Frau ihre Unsicherheit in dem, was sie sagte wohl an. Aber wenn er es nicht wusste und sie es nicht wusste... Dann waren sie es ab jetzt einfach. Punkt, Ende. "Gut, soviel dazu.. Und... Der Nicht-Verehrer ist.. uhm.. Ihr habt die Gerüchte noch nicht vernommen wohl? Es ist Jean, der Freund, den ich auf den Ball begleitet habe. Oder viel mehr, der mich begleitete, da ich diejenige war, die ihn fragte. Es ist alles etwas... kompliziert gerade?... Aber nachdem er mir letzte Nacht Trost spendete und auch bis in den Morgen blieb!.." Kurz dachte sie aktiv über ihre Worte nach. Ob man etwas falsch verstehen könnte, wie man sie wohl heute den ganzen Tag über schon missverstand. "Also... Ich meine, wir haben schon beieinander übernachtet, als wir jünger waren. Wir sind schon lange... lange... lange Freunde. Es war nur normal, dass er die Nacht über bei mir blieb, da ich etwas... aufgewühlt war. Er wollte nur auf mich Acht geben, nicht dass Ihr einen falschen Eindruck bekommt! Auf jeden Fall... Nach viel hin und her heute Morgen auf meinem Zimmer, und und Ärger mit Anatoly, dem Bruder Danicas mit dem ich auch befreundet bin seit klein auf, war ich etwas.. sauer. Auf Anatoly - nicht auf Jean! Und Jean... hat.. also.."
      Mit ihren Händen griff sie leicht an Navids Taille und deutete an ihn hoch zuheben. "Er trug mich mit sich. Nichts ungewöhnliches in unserem Miteinander. Nichts davon, weder die Nacht, noch das. Ja heute Morgen, war ich vielleicht etwas zu... anhänglich? Aber das haben wir geklärt, glaube ich. Da brauche ich keine Erklärung. Glaube ich. Auf jeden Fall!! Er trug mich also in ein Klassenzimmer und schloss die Tür ab um mich sehr... unsanft... zu belehren. Was ich sicherlich verdiente! Doch danach... also.."
      Während ihrer Erzählung nahm die Röte eigentlich ab aus ihrem Gesicht. Seltsam eigentlich, wie schnell solche Annäherungen von Navid in ihrem Kopf einfach akzeptiert wurden, während Jeans sich nicht aus ihrem Kopf verbannen ließen. Allerdings war Navid ein anderes Kaliber! Bei ihm waren solche Annäherungen.. normal.
      Sie zog ihre Hände zurück und sah hinunter zu ihnen, auf dem Schoß. "Er sagte mir alles in Allem, dass ich ihm viel bedeute und er an meiner Seite bleibt, weil dort sein Platz ist. Und ich ihm mehr vertrauen soll. Und... er...." Sie stoppte. Peinlich berührt schoss ihr alles an Blut wieder in den Kopf, während sie sich ihren Hals erneut beinahe schreckhaft hielt. Kurz sah sie sich um. Links niemand zu sehen. Rechts niemand zu sehen. Und kurz darauf beugte sie sich hinüber zu Navid um zu flüstern. "Er zog mich an meinem Haar und biss mich.", erzählte sie ihm etwas zu schnell sprechend, dass sie beinahe nuschelte und zog direkt ihren Kopf wieder zurück, sich räuspernd. "Und und das ist so gar nicht Jeans Art!.. Ich meine... Okay, das an den Haaren ziehen, es ist vielleicht ungewöhnlich aber nichts was mich verschreckt bei ihm. Es ist. Ich meine. Es ist immerhin Jean, von dem wir sprechen! Doch der... Biss... Ich... Ich will nichts fehlinterpretieren. Nichts falsches denken, aber er war so erschöpft und und ich konnte schlecht fragen! Er sagte, es war, damit ich dieses Gespräch nicht wieder vergessen würde und ging einfach zu Bett..!"
      Die beschämte Frau quengelte zum Schluss beinahe, als wäre das Problem nicht der Biss sondern dieses erklärungslose Gehen. Nun aber praktisch gesehen war der Biss für sie auch kein Problem. Da es Jean war. Sie würde ihm ohne zu zögern ihr Leben anvertrauen und in einem gewissen Maßstab tat sie auch genau das. Denn ohne seine Unterstützung... wer weiß, was aus ihr geworden wäre? Danica war natürlich da. Cedric war da. Doch Danica hatte ihr eigenes Leben, Cedric musste bis sie alt genug war alles zu verstehen die Geschäfte führen und Jean... war einfach Jean. Mit einer klaren Priorität, die er heute das erste Mal in Worte gefasst hatte. "Wir haben eine seltsame Freundschaft, das weiß ich, das braucht Ihr mir nicht zu sagen, okay? Wir sind einfach... eng."

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    • Danica Kalsanik
      Die junge Frau hörte dem schönen Mann aufmerksam zu und riss erschrocken die Augen auf, während ihre Augenbrauen sich besorgt zusammen zogen. Seine Worte, sie verarbeitete sie nach und nach. In Ordnung, okey, also Coleen und Jean hatten keinen Sex. Aber alle dachten sie hätten Beischlaf miteinander. Allen voran Anatoly was... Sinn machte, wenn man bedachte in welcher Lage er herein geplatzt war. Doch irgendwie hatte Coleen es aus dieser Situation nicht nur geschafft nicht zu erklären was passiert ist, sondern auch noch irgendwie das Ruder in die Richtung gedreht, dass Danica mit Anatoly... Das war absurd! Sie war so vor den Kopf gestoßen. Und als Li schließlich in seiner Erzählung zu dem kleinen privaten Treffen ihrer Freunde zu sprechen kam und ihren Bauch berührte, konnte sie nur mit den Augen seiner Hand folgen. Und langsam wieder aufzusehen, als er von ihr abließ. Stattdessen legte sie ihre eigene Hand, an den Bauch, bis die Andeutung schließlich Sinn machte.
      "Das ist... eine harte Pille, ach du liebes Bisschen.", sagte sie ehrlich und stemmte ihre Hände in die Hüften, um auf den Boden zu sehen und über alles nachzudenken. "Das mit Anatoly ist Schwachsinn. Das ist nicht einmal etwas worüber es sich lohnt aufzuregen.", schüttelte sie den Kopf. Wie absurd ist das denn auch gewesen? Sie waren nun einmal Geschwister. Natürlich standen sie sich nah. Er umarmte sie heute morgen erst vor den Augen seiner Majestät. Ebenso hat er sie aber auch angeschrien, sogar vor der ganzen Klasse und ihr unterstellt Thovald schöne Augen zugeworfen zu haben. Wie könnte auch nur eine Seele glauben, dass an diesen Gerüchten etwas dran sein sollte? Was sie jedoch mehr beunruhigte, bedeutend mehr war was er über Coleen und Jean berichtete.
      Es war die eine Sache, wenn sie die Nacht zusammen verbrachten und anscheinend nichts passiert war. Das... ja, doch, okey. Es war nichts, was Danica sich vorstellen konnte, doch die Beziehung der beiden ist immer schon... inniger gewesen. Doch wenn sie sich inzwischen schon tagsüber in Klassenzimmern einsperrten und sich jetzt noch näher kommen würden, dann würde es tatsächlich sicherlich nicht lange dauern, bis einer von beiden im Begriff gewesen ist sich zu verbrennen. Jean war ein Mann, was wenn er Coleens offenherziges Verhalten missinterpretierte und deswegen etwas tat, was sie nicht wollte? Oder umgekehrt? Was wenn Coleen einen Freifahrtsschein sieht in dem was sie tut und deswegen von ihrer Seite weiter ging als er es gerne wollte. Das war eine starke Grauzone in ihrer Beziehung und Danica sah... Arbeit auf sich zukommen. Eine Menge Arbeit. Viel zu trösten und aufzuklären. "Oh Gott...", murmelte sie leise stöhnend und raufte sich mit beiden Händen sie Haare. "Das wird so ein Durcheinander." Sie sah wieder zu Liang und musste einfach Lächeln, bei seinem begeisterten Ausdruck. Wenn es auch ein etwas hilfloses Lächeln gewesen ist. "Ich sehe es kommen, dass wird viel Spaß für dich bedeuten, hm? Bitte kippe nur kein Öl ins Feuer. Das schafft Coleen alleine schon sehr gut, wie du gemerkt hast."
      Damit machte sie auf ihrem Absatz kehrt und machte sich wieder auf den Weg zurück zur Schule. Allerdings blieb sie sogleich stehen und drehte sich verwundert herum, als sie merkte, dass Liang ihr nicht folgte. "Kommst du nicht mit...?", hakte sie verwundert nach und stellte sich wieder entspannt hin. "Ich dachte du wolltest von der Situation mit Claude hören als Belohnung?" Als er wieder bei ihr gewesen bin lächelte sie entschuldigend. "Aber es ist beim besten Willen keine spannende Geschichte. Der Tod... Er hat Monsieur Claude ein bisschen durcheinander gebracht. Sie wie alle anderen, wie es schien. Ich hatte gehofft ihn trösten zu können und... habe ihn umarmt." Seufzend strich sie sich über den Rock. "Wenn ich auch das Gefühl habe es damit schlimmer gemacht zu haben. Er war schon so schrecklich durcheinander damals, als Elisabeth sich ihm aufgedrängt hatte." Ein bisschen... traurig schaute sie in die Ferne. Allein der Gedanke, dass sie ihm etwas ähnliches angetan haben könnte zertrümmerte ihr Herz. "Ich scheine nicht unbedingt besser zu sein. Hoffentlich habe ich es nicht noch schlimmer gemacht."

      Navid Shampur Banai
      Unter keinen normalen Umständen hätte Navid es auch nur in Betracht gezogen als einfacher Freund hingestellt zu werden. Seiner Ansicht nach hat er seine Antwort auf überdeutlich formuliert. Doch sobald die schöne Coleen den Mund öffnete und die ersten verwirrten Worte heraus polterten, konnte er nicht anders, als darüber zu grinsen. Über ihre ganze Art, ihre Ansichten und vor allem, was sie als normalen Umgang in einer Freundschaft durchgehen ließ. Diese Naivität, das Unwissen über ihre Schönheit, das alles verzauberte ihn regelrecht. Es gab so viele Frauen auf dieser Akademie - und Navid kannte viele von ihnen besser als ihm lieb gewesen wäre -, die mit einer solchen Selbstverständlichkeit von sich selbst in den höchsten Tönen sprachen. Die schlichtweg verlangten, dass er sie begehre. Welchen unglaublichen Gegensatz dazu diese Frau hier vor ihm bildete. Und das interessanteste an der ganzen Angelegenheit für ihn war, dass sie mit Abstand die schönste Frau gewesen ist, der er je begegnet ist, die er hier im Westen angetroffen hatte. Nicht nur ihr Körper war atemberaubend sondern auch diese unschuldige Seele. Wie gerne würde Navid dieses Gesicht mit Genuss füllen. Ihre Wangen - nein den ganzen Körper - zum brennen bringen, erbeben. Welch lieblichen Töne wohl diese Lippen verlassen konnten, wenn sie sinnlich, den Verstand verlierend stöhnte?
      Navid verrannte sich ein bisschen in seinen Tagträumereien. Kleidete Coleen in die schönsten Gewänder seiner Heimat und entledigte sich dieser sogleich wieder. Er brauchte daher einen Moment, um ihrer ohnehin sehr wirren Erzählung zu folgen. Doch letzten Endes schien er zu begreifen. Ich Freund Jean schlief mit ihr in einem Bett, anscheinend ohne in den Geschmack von einander zu kommen, was wahrlich eine Schande gewesen ist und dann, zu ihrer großen Überraschung eröffnete er ihr am folgenden Tag sein Interesse als Mann an ihr als Frau durch eine Liebkosung ihres Halses. Hm. Er ist schnell gewesen. Das hätte Navid gar nicht erwartet von diesem stillen Mann auf dem Ball. Doch andererseits sollte es ihn nicht wundern, wenn er einen solchen Heimvorteil wie eine Ewigkeiten andauernde Freundschaft aufwies. Dennoch, der schwarz-haarige musste sich offensichtlich ran halten. Während ihrer Erzählung wich nicht der interessierte Ausdruck mit dem entspannten Lächeln von seinem Gesicht. Es kam ihm auch nicht in den Sinn den Blick von ihr abzuwenden, bis sie fertig gesprochen hatte. Jedoch wanderten seine Augen danach ganz unweigerlich auf ihren Hals, der eine solch intensive Erinnerung an einen anderen Mann gespeichert hatte. Doch es störte ihn nicht. Es erfreute ihn, dass sie solch ein Durcheinander durchlebte, für wen auch immer es gewesen ist. Wenn es ihn auch anstachelte.
      "Nun, seine Worte schienen immerhin von der Wahrheit zu sprechen", sagte er mit einem kurzen Lachen. Er wandte sich ihr zu, stützte den Arm auf die Rückenlehne der Bank, sodass er seinen Kopf entspannt festhalten konnte, während seine freie Hand zu seiner Angebeteten wanderte. Zärtlich strichen seine Finger über die Stelle. Wobei, nicht nur da. Er nutzte die Chance und hinterließ seine Finger von ihrem Kinn, bis zu der Schulter, bis hin zu dem Schlüsselbein. "Wie mir scheint, wirst du wirklich nicht mehr vergessen, was er heute zu dir sagte. Genauso wenig wie dein Körper so schnell vergessen wird, wie sich ein zweiter auf diesem anfühlt." Er zog seine Hand wieder weg und ließ sie nahezu beiläufig auf ihr Knie fallen. "Die Hände eines Mannes sind größer als eure eigenen. Unsere Körpertemperatur ist ebenfalls höher. Unser Griff fester und unser Verlangen deutlicher. Auch wenn du vielleicht erschrocken bist, weil du ihn schon so lange kennst, vielleicht ist er es ja selbst, doch dein guter Freund ist und bleibt ein Mann und du eine Frau."
      Spielerisch ergriff er ihre Finger und verhakte die seine mit ihren. "Und so leid es mir tut, meine Teure, aber eine solche Tat ist gewiss kein Versehen der Freundschaft. Der Hals einer Frau ist delikat, empfindlich. Jede Reizung wird deutlicher wahrgenommen. Es ist eine verletzliche Stelle. Eine Stelle, in die ein Mann nur zu gerne seine… Markierung setzt. Nicht für andere Männer. Sondern lediglich für die Frau selbst, die keineswegs vergessen darf, was er im Stande ist sie fühlen zu lassen." Seine Stimme wurde ein wenig tiefer bei diesen Worten, sein Lächeln verführerischer.

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    • Tao-Wei Liang
      "Das mit Anatoly ist Schwachsinn. Das ist nicht einmal etwas worüber es sich lohnt aufzuregen." Ein kleines unterdrücktes Lachen schlich sich stumm über seine Lippen. Wenn er an die entsetzte Reaktion ihres Bruders dachte, wurde ihm direkt warm um sein schadenfrohes Herz! Er ließ ganz in Ruhe Danica das Gehörte verarbeiten und lachte nun nicht mehr stumm sondern laut, als er gebeten wurde kein Öl ins Feuer zu kippen. "Ich verspreche dir nichts, ich lebe für das Chaos."
      Und wie war das war. Als die Nachtigall sich wieder in Richtung Schule aufmachte, hob er kurz die Augenbraue und sah etwas überrascht zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. Wollte sie gar nicht zurück zu ihm? Oder fühlte sie sich so in der Verantwortung den verwirrenden Ärger ihrer Freundin auszulöffeln?
      "Kommst du nicht mit...?"
      Mit diesen Worten richtete sich sein Blick wieder ganz auf sie, und nickte nur breit grinsend als sie tatsächlich ihm noch die Geschichte zwischen ihr und dem Ritter erklären wollte. Sofort hüpfte er geradezu aufgeregt ihr hinterher und verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, während er ihr zuhörte und... tatsächlich ein wenig enttäuscht war. Einen Moment dachte er über das gehört nach und löste seine Arme direkt wieder um sich mit seinem kleinen Finger gegen die Unterlippe zu tippsen einige Male, bevor er wieder den Blick intensiv an sie richtete. "Elisabeth, die sich auch an mich heran hing-Elisabeth? Sie hing an Claude. So ist das also..", nahm er Information für Information in einer geordneten Reihenfolge auf. Er hatte zwar nur dieses eine Mal mit ihr zu tun gehabt, doch es reichte ihm völlig um sich vorzustellen, dass bei solch einer Attitüde er wohl sehr undiszipliniert reagiert hatte wie zuvor bei Danica. "Du hast recht, diese Erzählung ist tragischer Weise unglaublich unspektakulär. Aber ich denke, ich kann dich offen beruhigen, wenn ich dir sage, dass er der Nähe offensichtlich nicht abgeneigt war. Er schien eher überrascht zu sein - nun mit deinem neuen Aussehen, diesen Farben auf deinem Kleid und dieser Offenheit, wie du sie an den Tag gelegt hast auch sicher nicht verwunderlich. Ich kann nicht für ihn sprechen und ich will es auch nicht, weil es mir nicht egaler sein könnte, ob du den stummen Ritter nun verstörtest oder nicht. Aber du hast ihn definitiv abgelenkt vom Thema Tot. Was mich... tatsächlich zu etwas anderem bringt."
      Langsam legte er die Hand, mit der er gegen seine eigenen Lippen getippt hatte an Danicas Kinn und drehte sie etwas ruppig wieder ganz auf ihn, die Augenbraue fordernd in die Höhe hebend.
      "Ich weiß, du wurdest schon mehr als genug belehrt wegen deinem gestrigen Ausfall und deshalb will ich es auch gar nicht tun. Aber du solltest wissen, dass ich dich gestern nicht verärgern wollte. Ich meine... Na gut, ich wollte. Aber ich hätte es niemals getan, wenn ich gewusst hätte in was für einem fragilen Stadium du warst. Ich bin vielleicht nicht gerade menschenfreundlich, aber auch kein Unmensch." Damit ließ er von ihrem Kinn auch wieder ab, aber fixierte sie genervt von seiner eigenen Ernsthaftigkeit gerade zu mit seinen Augen. "Es ist schwer diese Kräfte in sich zu halten und damit alleine klar kommen zu wollen. Ich will dir gar nicht einreden, dass du mit jemandem reden sollst - und erst recht nicht mit mir. Ich würde mich nicht wehren, aber das ist alleine deine Entscheidung. Was ich dir jedoch anraten will ist folgendes: Du brauchst zukünftig ein Ventil für deinen Schmerz, deinen Frust und ebenso deine Fürsorge. Für all deine Gefühle, die dich übermannen könnten. Wenn du deine Mitmenschen schützen willst vor solchen Erlebnissen, dann ist es deine Pflicht dafür zu sorgen, dass du dich gut fühlst. Dass du dich nicht in einem Schmerz verlierst, der deine Seele bricht. Ich selbst... Nun, mein Ventil ist wohl nur allzu offensichtlich."
      Nickend zog er aus seiner hinteren Hosentasche ein geknicktes Notenblatt heraus samt Stift, welches seine Freude und amüsierte Art über diesen Tag bisher in sich einverleiben musste. "Ich habe diesen... Nennen wir es Tick. Ich belaste das Papier mit meiner Seele und spiele mich förmlich frei. Meine Seele könnte sich nicht leichter anfühlen, da ich viel zu vieles in meinen Noten teile. Deshalb erreichte ich solch ein Stadium wie du noch nie, was nicht heißt, dass ich nicht alleine schon ähnliches wie gestern aus Interesse versuchte als ich jünger war. Worauf ich hinaus möchte: Du solltest es versuchen. Noten schreiben. Tagebuch. Oder deinen Schmerz hinaus zu singen, was ich gestern hören konnte klang geübt. Du musst also irgendeine Art Freude empfinden daran."
      Direkt steckte er das Papier wieder weg, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und drehte sich in Richtung Schule. Seitlich weg von ihr. "Natürlich kannst du dich trotzdem entscheiden in Flammen aufzugehen, aber ich würde mich sehr ärgern den Mittelpunkt meines Laientheaters direkt wieder zu verlieren."
      Direkter wollte er nicht seine Zuwendung begründen. Es ging nur um dieses Schauspiel vor seinen Augen, in welches sie integriert war. Es war nicht so, dass er diese Umarmung genossen hatte - nein, sie hatte ihn irritiert! Es war nicht so, dass ihm etwas daran liegen würde, seine Freundin direkt wieder herzugeben - nein, er war gut dran alleine zu sein! Aber er sprach ihr zu... dass... es ihn ärgern würde, wäre sie nicht mehr da. Ob sie es nun verstand oder nicht, war nicht sein Problem - wenngleich seine etwas erröteten Wangen auf diesem unbeeindruckten Gesicht wohl ihre eigene Sprache sprachen.

      Coleen van Gard
      Schwer schluckte die junge Frau, als seine Finger über ihren Körper tanzten. Ihren Hals. Ihr Knie, letztlich mit ihrer Hand. Peinlich berührt kniff Coleen ihre Augen zu, als seine Stimme tiefer und rauer wurde beim Sprechen. Sein Lächeln eine einzige Anspielung zu sein schien auf diesen Biss diese Annäherung. Und die Frau sichtlich überfordert. Alleine diese Worte... Die Worte, die nicht einmal das Schlimmste zu sein schienen in diesem Moment, wenngleich sie ihr eine Hitze in ihrem Körper auslöste. Und das alles in Gedanken an Jeans Griff um ihre Taille. Dieser feste Griff, der keine.. keine Avance war! Sondern ein Hilfsmittel der Erklärung für seine geistig offensichtlich beschränkte Freundin. Doch das seltsamste an Navids Worten war wohl.. wie er sie tatsächlich direkt ansprach. Als 'du'.
      Nie hatte sie auch nur eine Sekunde gezögert jemandem das Du anzubieten. Zuvor nie einen Gedanken daran verschwendet. Doch diese Begegnung der 3. Art hatte auf jeder Ebene ihren Eindruck hinterlassen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken jedes Mal, wenn diesem schönen Mann das ungewohnte Du so souverän über die Lippen lief. Wieso? Was war mit dieser Reaktion? Wieso machte sie mit einem Mal... alles so nervös? Dieser Tanz seiner Finger über ihren Körper, der sie sonst zwar einem Erröten zusprach, jedoch alle weiteren Gedanken verstummen ließ und es belächelte. War es wirklich, weil sie heute das erste Mal einen Mann als solchen wahr nehmen musste seit so lange langer Zeit? Sollte das wirklich sein Interesse an ihr als Frau bekunden? Es fiel ihr schwer das zu glauben. So wie sie in am Vortag gedankenlos selbst in ihr Bett drängte und er es mit sich machen ließ. So wie er heute versuchte ihr abermals zu erklären, dass er ein Mann sei und durchaus mehr passieren könnte als ihre naiven Küsse auf seinem Gesicht. Es war eine Warnung für ihre Freundschaft.
      Alleine der Gedanke nun an ihre eigenen Avancen, die er durchleben musste, ließ ihr nun die Schamesröte ins Gesicht steigen abermals. Ließ ihr Herz Höhe schlagen. Nein, Navid musste sich irren. Jean war nicht- nun gut, Jean war ein Mann. Aber nicht so ein Mann. Er sagte es selbst! Er- "Ah! Navid! Er sagte, er sei kein Mann wie d... du.. "
      Nanu? Wie peinlich berührt ihre Stimme plötzlich abbrach beim Aussprechen dieser Anrede. Was war nur... wieso war sie so..? Schnell räusperte sie sich und startete erneut. "Er sei kein Mann, der einfach so l...lieben oder begehren könnte. Er könnte also nicht zusätzlich zu seiner wirklich endlosen Erschöpfung der Nacht auch nur einen Gedanken an eine Avance verschwenden! Ist doch richtig so! Er-.... oder...?" Sich selbst sichtlich tiefer in die Verwirrung rennend sah sie an sich hinunter. Oder war es viel mehr, dass er inmitten der Erschöpfung nicht die Kraft hatte sich in Zurückhaltung zu üben? Die zärtlichen Worte, wie nahe er sich an sie schmiegte. Und seinen Vorteil gerade zu ausgenutzt hatte, wie nahe sie ihn an sich ließ, um sie aus der Bahn zu werfen. Nein, so war Jean nicht! Oder...
      "Navid, bin ich naiv, wenn ich den Mund öffne und d..ir sage, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er solch ein Interesse an mir hegt? Ich-... Ich selbst... muss zugeben... meine schier unendliche Bewunderung an so ziemlich alles an diesem Mann kannte noch nie Grenzen. Meine grenzenlose Zuneigung, die ich ihm sehr offen vermittelte in meinen Berührungen. Und es gab auch... eine... Zeit, in der meine Gefühle sich von der romantischen Art wie du sie hegst nicht zu unterscheiden wussten! Wennauch.. wohl.. niemand auf dieser Welt es so offen zeigt wie du. Aber ich bin mir sicher, er wusste davon! Doch er ignorierte es, ließ es nicht an sich oder unsere Beziehung zueinander heran. Oder viel mehr: Er empfand sicher nicht so. Wobei... verständlicher Weise wohl, wir waren Kinder... Aber alleine deshalb..! Ich weiß nicht, ob er wirklich versuchte mehr auszudrücken heute. Ob er nicht vielleicht sich meinem Jargon in dieser Hinsicht anpasste? Oder gar erwartete von mir ein stummes Annehmen dieser Geste? Ich meine.."

      Ja, was meinte sie? Je mehr sie versuchte es zu erklären, desto seltsamer fühlte sie sich offen ihre eigenen Gefühle darzulegen, die sie ihn hatte durchleben lassen. Seltsam durch und durch, da sie eigentlich die Scham für ihre Gefühle ablegte über die Jahre - sobald man ihr Haar und ihre Mimik in Einklang gebracht hatte, waren ihre Gefühle ohnehin offen einsehbar.
      Doch diese gesamte Situation.. Diese Berührungen, sie waren zuvor doch völlig akzeptabel gewesen. Wieso fielen ihr nun diese großen Hände ganz anders auf? Wieso machte es sie so nervös? Sollte sie sich dem entsagen? Nein, würde sie das tun, dann würde sie zugeben, dass sich etwas in ihrer Sichtweise änderte. Sie würde zugeben, dass da mehr war als diese zarten unschuldigen Berührungen. Würde sie... sie beide... auf diese Art und Weise wahr nehmen, dann könnten sie alle keine Freunde bleiben. Es würde alles ruinieren, alles seltsam machen. Nein, sie sollte- sie musste ihre Augen davor verschließen, wenn sie nicht alleine sein wollte. Navid würde sofort das Weite suchen, wenn sie sich ihm hingeben würde. Jean würde sie nie wieder als die Selbe sehen, wenn er wüsste, wie aufgeregt seine Berührung sie machte. Nein, das kannte sie aus ihrem letzten Leben zu genüge. Die Liebe, die einmalige Hitze, auch wenn sie diese lange verdrängte. Sie kannte den folgenden Schmerz. Sie musste diese Berührungen... wahr nehmen.. als wären sie nichts besonderes für sie. Mit den Augen eines Kindes, so wie all die Jahre. Oder sie durfte sich eben nicht mehr.. berühren lassen. Und im Zuge dieses Gedankenganges löste Coleen ihre Hand schweren Herzens, entzog sich der Wärme und der Unterstützung, die sie selbst erbeten hatte. Sie musste, richtig? Es war das Beste für alle. Oder vielleicht nur.. für sie. Es war okay, sie machte kleine Schritte. Nach dem Lösen ihrer Hand rutschte sie leicht von ihm weg, überschlug ihre Beine. Dafür brauchte sie den Platz, er würde gar nicht merken, wie sie den Abstand suchte. Ihre Hände legte sie auf ihrem oberen Knie aufeinander, faltete sie. Deshalb konnte sie seine nicht halten.
      Oder war das etwas Dummes? Verrannte sie sich erneut, wie Jean es ihr vorhielt? Sie sollte ihm vertrauen, und sie wollte es auch! Aber von selbst, würde er sowas doch nie erklären. Von selbst, ging er einfach davon aus, dass sie verstand. Verstand, wie wichtig sie ihm war, dass er es niemals bereute bei ihr zu sein. Sie-
      "Gaaaah!!", im Ausruf ihrer Verwirrung stöhnte sie verzweifelt und riss ihre Hände in die Luft nur um sich errötet den Kopf zu halten. "Ich weiß auch nicht, was ich meine! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich verstehe das alles nicht! Wieso verstehe ich es nicht, bin ich die Einzige, die weder ein noch aus weiß!? Wo war ich als alle anderen lernten solche Signale zu deuten?! Und und wieso sendete er überhaupt Signale, wieso ändern sich Dinge, wieso glaubt er, ich könnte diese zärtlichen Worte aus seinem Mund überhaupt jemals vergessen!? Auch ohne den Biss...! Ohne das verschlossene Klassenzimmer, ohne diese Nacht, ohne diese Berührungen am Morgen! Und er er er würde mich doch nicht darüber aufklären, wieso er keine adlige Frau berühren dürfte - nur um mich dann zu berühren! Das- Ich- ER!-... Mein Kopf schmerzt von dem ganzen hin und her.", schmollte sie letzten Endes regelrecht und ja - sie wollte sich instinktiv an den Mann neben sich kuscheln. Sich die Umarmung holen, die sie besser fühlen lassen würde. Doch sie beherrschte sich. Hielt sich zurück. Und legte ihren Kopf zurück in den Nacken, auf die Lehne der Bank legend.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von TheBentoFox ()

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