spellbound. (earinor & akira)

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    • "Egal, um die Wunde kümmern wir uns allerspätestens morgen, versprochen. Schlimmer kann sie doch sowieso nicht mehr werden.", log der Wolf spontan, der einfach nur die letzten paar Meter vor seinem inneren Auge hatte und nicht jetzt Halt machen wollte, weil er noch immer ein überzeugter Sturkopf war, der es endlich schaffen wollte, die letzte Distanz zwischen ihm und seiner Heimat zu schließen. Wäre er umsichtiger, dann würde vieles nicht passiert sein und er hätte eventuell sogar eine gute Ausrede weshalb er überhaupt erst in Adrestia gelandet war, aber momentan besaß er weder noch und stand irgendwo auf thrianischem Boden, mit einem kleinen Schaf im Schlepptau - sie beide waren müde und durchgefroren, erschöpft und kränklich; und trotzdem wollten sie nicht innehalten. "Sagst du! Und du hast vermutlich recht, aber so lange ich noch Kraft dazu habe, muss ich mich auch nicht wirklich am Riemen reißen." Spätestens wenn Nayantai auch diese Kraft verging, würde er sich wohl etwas anderes einfallen lassen müssen - wenn er nicht mehr gehen konnte, weil ihm die Beine abfielen, oder Rain sich nicht mehr bewegen konnte, weil er sich nicht mehr an ihm festhalten konnte, dann waren sie verloren. Aber momentan geschah einfach nichts davon, weswegen er noch guter Dinge war und voranschritt.

      Der Weg führte bergab, erleuchtet von der orangen Abendsonne, deren Farbe immer intensiver wurde. Nayantai hatte den Verband in seine Manteltasche gestopft und genoss die kühle Luft, die sich auf der heißen, entzündeten Wunde so viel besser anfühlte, als der erdrückende Stoff, der sein Gesicht zusammenhielte. "Der Stock reicht, mach dir nicht so viele Sorgen." Er schien standhaft und war tief im Schnee vergraben - und Nayantai hob die ein oder andere Falle auf und befestigte die Kette an seinem Hosenbund um sie scheppernd mit sich durch die Gegend zu tragen; für den Fall der Fälle. "Ein Schlitten wäre sicher lustig, aber ich weiß nicht, ob das in unserer Situation so schlau wäre.", erklärte er Rain beiläufig. Was, wenn sie von einer der Fallen erwischt wurden, weil sie beide zu schwer waren und sie sich zu tief im Boden verankerten? Nayantai bezweifelte eben jene Tatsache in diesem Moment, abgesehen davon, dass sie sowieso kaum aßen oder schlafen und weiter Wege zurücklegten, aber das tat hierbei auch nicht wirklich viel zur Sache. In Gedanken saß er schon Zuhause, in einem wohlig warmen Zelt, mit vielerlei Fell und flauschigen Decken, und Rain lag bei ihm und ihnen fehlte es endlich wieder an nichts. "Tragen ist ziemlich einfach, mach dir keine Gedanken darüber." Es war einfach gewesen, ja, aber die Zeit und Beschwerlichkeit ihrer momentanen Situation zerrte an Nayantai, mehr denn je. Wie lang sich dieses Minenfeld wohl noch erstreckte?
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Sie sollte sich nicht noch mehr entzünden, nachdem wir sie schon so gründlich gereinigt haben...", murmelte Rain, aber Nayantai wollte von all dem scheinbar nichts hören. Rain verstand nicht genau, warum sie sich nicht einfach mit dem letzten Holz das sie hatten, bevor sie eine Eiswüste betraten, ein Feuer machten. Sie hatten einen weiten Weg vor sich und wenn Rain ehrlich war, dann glaubte er, dass sie größere Chancen hatten wenn sie die Kannibalen trafen und Nayantai mit ihnen verhandelte, als wenn sie nicht bald irgendjemanden trafen. Nayantai konnte kaum noch sich selbst tragen und Rain zurück lassen wollte er auch nicht. Rain war kalt, er spürte weder seine Finger, noch seine Nase oder seine Wangen. Selbst seine Augenider fühlten sich an als wären sie zugefroren. Er wollte sich nicht wie ein Kind benehmen und Jammern, nur um Nayantai erneut ihn irgendetwa hinein zu reiten, also blieb er still, aber er wollte ein Feuer, nur damit er sich ein bisschen aufwärmen konnte. Er zitterte, seine Zähne klapperten und es war schwer die kalte Luft überhaupt einzuatmen, speziell weil seine Lunge sich jedes Mal anfühlte als stünde sie ihn Flammen. Rain machte sich Sorgen, große Sorgen. "Ich meinte ja auch nicht, dass wir damit den Hang hinunter rutschen sollen...", murmelte Rain eventuell ein wenig frustriert. Nayantai konnte Rain und vielleicht etwas Feuerholz darauf packen und hinter sich herziehen. Fallen wären dann doch kein Problem, wenn er mit seinem Stock voran ging. Rain wusste schon jetzt, dass er maximal eine Stunde selbst laufen konnte, weniger wenn es Nachts noch kälter wurde und Nayantai brauchte ebenso eine Pause.

      Nayantai wollte die Grenze bei Alster überqueren, wenn es also stimmte, dass alles westlichen von Wezette Kannibalengebiet war, dann brauchten sie noch Wochen bis sie weit genug nördlich gereist waren. Sie hatten kein Essen, keine Decken, kein Zelt und kein Holz. Selbst zu Hause in Rains Zimmer war ihm kalt gewesen und da brannte Tag ein Tag aus ein Feuer. Alles was er jetzt hatte war eine Hand die vielleicht ein bisschen wärmer war als seine eigene und ein Mantel der sich mit Schnee, Blut und Wasser vollgesogen hatte. Er war sich sicher, dass er in weniger als einem Tag erfroren war. Trotzdem stapfte er dem Wolf hinterher, dessen gute Laune er nicht teilen konnte und in Wahrheit sogar noch mehr frustrierend fand. Der Wolf stocherte mit seinem Stock umher und sie kamen kaum voran, während Rain versuchte in seine Fußstapfen zu steigen, so wie er es ihm aufgetragen hatte. Der Schnee war nicht einmal weich, an manchen Stellen war er so geforen, dass Rain spüren konnte wie kleine spitze Teile in die Seiten seiner Beine stachen, wenn er Nayantais Spuren verpasste. Es wurde so dunkel, dass Rain nicht mehr alles erkennen konnte, auch mit dem Mond am Himmel und dem Schnee der alles reflektierte und er sagte die ganze zeit über nichts. Vielmehr fühlte er irgendwann nicht nur seine Finger nicht mehr, sondern seinen gesamten Arm, während er den schweren Mantel hinter sich her zerrte, der sich mit Schnee vollgesogen hatte. All das ertrug er stillschweigend, wenn auch mit Tränen in den Augen die sofort zu frieren schienen. Der Husten wurde nur schlimmer und mehrmals spuckte Rain hinter Nayantai auf den Boden, weil sich Blut, Speichel und Schleim sammelte, der von der Anstrengung kommen musste. Einen Schritt nach dem anderen machte er und auch dieses Mal stieg er auf die selbe Stelle, die Nayantais Stiefel berührt hatte, nur dass er im nächsten Moment, statt eines tauben Gefühls überall in seinem Körper, einen stechenden Schmerz in seinem Bein fühlte. Zuerst war ein quietschendes Geräusch zu vernehmen, von einer Falle die so rostig schien, dass der Stock und Nayantai sie erst lockern mussten, bevor sie wieder scharf war. Die nächste Person die hinein trat hatte nicht so viel Glück. Die Falle schnappte zu und Rain hörte ein lautes Knacken, sowie ein Geräusch das sich anhörte als würde man etwas auseinander reißen. Er hörte es in seinem Körper, auch wenn sich das komisch anhörte. Sofort schrie er auf, noch bevor sein Bein nachgab und er auf dem Boden landete. Einen schlimmeren Schmerz als der der gerade von seinem Bein ausging, hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Er wanderte sein Bein hinauf und über seine Wirbelsäule, ließ ihn Zittern und Krampfen. Sein erster Instinkt war es sein Bein wegzuziehen, um dem Schmerz zu entgehen, logische Gedanken spielten dabei keine Rolle. Als er diese Dummheit beging schoss nur noch mehr Schmerz durch seinen Körper und er krümmte sich, biss in seinen eigenen Arm samt schmutzigen Ärmel und versuchte seine eigene Stimme zu ersticken, während er aus seinem Fehler gelernt hatte und versuchte sich kein einziges Stück mehr zu bewegen. Zusätzlich musste er seinen Herzschlag unter Kontroller bringen - keine Panik, keine Panik - sagte er sich immer wieder, aber es funktionierte nicht sonderlich gut.
    • Konnte Rain ein bisschen besser laufen oder einfach schneller sein, dann wären sie doch viel eher an ihrem Ziel. Nayantai grämte sich, aber er hasste Rain nicht dafür, dass er einfach jemand war, der sich selbst nicht zu helfen wurde, selbst dann nicht, als es um sie beide herum beinahe schon gespenstisch still war. Er glaubte zeitweise, er hörte neben dem knarzenden Schnee und dem offensichtlichen Geräuschen, die er mit seiner Bewegungen im Hang machte, um eine weitere Falle heraus zu stochern, auch seinen eigenen Herzschlag - zuerst in seinem Hals, dann seinem Kopf und schlussendlich war er sich sowieso nicht mehr sicher, wo vorne und wo hinten war und wie weit sich das Feld aus Fallen wirklich säumte. Man musste den Kannibalen, die oftmals von anderen Wölfen als dumm erachtet wurde, einiges lassen: Wenn sich jemand hier heraus traute, dann mussten sie sich auf haufenweise Überraschungen gefasst machten und hatten nicht erst das Glück, dass jemand über ihre Situation bescheid wusste oder zumindest darüber mutmaßen konnte, was genau sie in einem so offenem und endlosen Areal erwartete. Egal wohin er trat, ein Weg würde schlussendlich ans Ziel führen, selbst, wenn sie bei Schnee und Kälte in einem Sturm durch die offene Eiswüste wanderten; zumindest redete Nayantai sich das so leicht ein, aber Rain, der hinter ihm keinen Mucks mehr von sich gab, war anscheinend nicht so überzeugt von alledem.

      Die Sonne verschwand am Horizont und der Mond, der immer voller wurde, wirkte ebenfalls riesig - als befänden sie sich marginal näher an ihm, aber auch das war nur das Empfinden eines Mannes, der nicht unbedingt die richtige Landschaft in seinem müden Auge fand, sondern halluzinierte, weil ihm die Entzündung, die ihm ohnehin zu Kopf gestiegen war, mehr als nur ein paar Probleme bereitete. Dennoch tapste Nayantai freudig dahin, fischte sich hier und dort ein paar Fallen aus dem Schnee und wusste, dass sie - wenn sie Glück hatte - eventuell doch noch eine Pause einlegen konnten. Er avisierte eine komische Kuhle mit einem orangenen Punkt am Horizont, der ebenfalls eine Fata Morgana sein könnte. "Rain, sie-", wollte er noch fragen, bevor scheppern und ein altbekannter, widerlicher und knackender Laut ihn unterbracht, gefolgt von einem dumpfen Geräusch und brechendem Schnee und Geschrei, das durch Mark und Bein ging und dem Wolf Gänsehaut gab. Zuerst sah er an sich selbst nach unten, aber da war nichts, und bevor er es besser wusste, hatte er sich zu Rain umgedreht, den es eigentlich traf. "Rain!", rief er noch, aber er war schon verzweifelt genug und hatte versucht, seine anfänglichen Probleme zu kaschieren. Dass all das zu nichts führte, wurde erst offensichtlich, als er sich selbst auf die Knie fallen ließ und sich Rain ansah, der sich kein Stück mehr rührte, obwohl sein Brustkorb sich hob und genau so schnell wieder sank, als würde er soeben erratisch werden. Ohne ein weiteres Wort lehnte Nayantai sich nach unten, zwang seine Finger durch das aufgespallte Ende der Falle und übte Druck auf beider Seiten aus, in der Hoffnung, es reichte, damit Rain sein Bein aus der Misere ziehen konnte; nicht funktionierte, und es störte den Wolf, der wohl oder übel so fest an der rostigen, alten und vor allem nassen und vereisten Falle anriss, dass sie scheppernd in zwei Teile zerbrach. Bevor er noch wusste, wie ihm geschah, bettete er Rains Kopf auf seinen Schoß und blieb dort sitzen - ihr Stock glitt gerade den Berg hinunter. "Es ... es ... tut mir leid. Glaubst du, du kannst ... stehen?", fragte der Wolf heiser.
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    • Etwas anderes als Schmerz hatte in Rains Gedanken in diesem Moment keinen Platz. Sein Bein tat höllisch weh und diese Tatsache wiederholte er in seinem Kopf wieder und wieder als wusste er es nicht selbst am Besten. Er wollte sich von dem Ding los reißen, von dem er ganz genau wusste in was er da hinein getreten war. Seine Gedanken rasten und für einen Moment dachte er sogar darüber nach, ob er so dumm war, dass er nicht in Nayantais Fußstapfen getreten war, sondern irgendwo daneben. Er hörte ein paar Schnelle Schritte als der Wolf zu ihm kam und sich bei seinem Bein auf die Knie fallen ließ. Der Blonde wollte zappeln, aber er wusste gleichzeitig, dass es nur noch mehr weh tun würde, würde er das tun. Die kalte Luft die er immer panischer in seine geschundene Lunge sog schmerzte mit jedem Atemzug und er fühlte wie sich sein Hals zusammen zog. Er wusste nicht worauf er sich konzentrieren sollte und wie er seinen eigenen Körper unter diesen Umständen unter Kontrolle bringen sollte. Er presste die Augen und die Zähne zusammen und als er einen Ruck an seinem Bein fühlte, schrie er noch einmal auf und rollte sich zur Seite, in der Hoffnunf dem Schmerz irgendwie zu entgehen.

      Ein kleiner Teil in seinem Gehirn funktionierte noch und er war sich bewusst, dass Nayantai gerade versuchte die Falle zu öffnen, er war sich auch bewusst, dass es notwendig war sein Bein zu befreien, trotzdem raste seine Hand in Nayantais Richtung und krallte sich in sein Bein als flehe er ihn an aufzuhören. Als Nayantai die metallenen Zähne der Falle aus Rains Fleisch drückte, fühlte es sich an als würde jemand Rains Bein abreißen. Alle Muskeln in seinem Körper spannten sich an und er bohrte seine Finger in Nayantais Bein. Seine Stirn drückte er auf den eisigen Boden und er schrie erneut auf als die Falle zurück schnappte. Er wusste, Nayantai wollte nur helfen und doch fühlte es sich nicht so an. Noch einmal zog nayantai an der Falle und Rain keuchte und hustete, er zappelte und suchte irgendetwas woran er sich festhalten konnte, kratzte im Endeffekt aber nur über den eisigen Schnee. Ein erneuter erstickter Schrei verließ Rains Kehle als das Metall aus seinem Bein gerissen wurde und klirrend zu Boden fiel. Rain fühlte warmes Blut aus seinem Bein quellen und war überrascht, dass es nicht sofort gefror. Er keuchte und schnappte nach Luft, sein Atem ging schnell und sein Herz raste als Nayantai ihn vom Boden aufhob und seinen Kopf aus seinen Schoß legte. Rain klammerte sich an Nayantais Kleidung, er biss die Zähne zusammen und er weinte aus mehr als nur einem Grund. Er schaffte es nicht zu antworten, er schüttelte nur seinen Kopf. Er brauchte es gar nicht versuchen, instinktiv wusste er, dass er definitiv nicht stehen konnte. Eine hand wanderte an seine Brust als er merkte, dass alles anfing sich zuzuschnüren. Hilfesuchend blickte er in Nayantais Gesicht, auch wenn die Wunde dort wie ein Mahnmal prangte und selbst Nayantai nicht überspielen konnte, dass er sich große Sorgen machte. Rain wollte nur, dass er ihm sagte, dass alles gut werden würde, auch wenn sie beide wussten, dass es eine Lüge war.
    • Nayantai fühlte sich miserabel. Er war unvorsichtig geworden, weil er geglaubt hatte, die letzten paar Meter waren halb so schlimm und er hatte alle Zeit der Welt, um seinen eigenen Gedanken zu entkommen, wenn sie nur schnell genug waren. Egal, wohin sie rennen würden, sie würden dem Fluch, der auf ihren Schultern lastete, wohl auch heute nicht mehr entkommen - die Tatsache, dass der Schnee unter ihnen hart wie Eis war, dass er im Mondlicht verräterisch und einladend grenzte, nichts davon tat etwas zur Sache oder war wirklich wichtig. Genau genommen war gar nichts überhaupt wirklich wichtig, aber Nayantai hatte sich von sich selbst einlullen lassen, sich einigermaßen in Sicherheit gewogen und geglaubt, er käme damit davon, wenn er sich einfach nur ausmalte, wie schön sein Leben eigentlich sein konnte, wenn er sich ausgerechnet heute beeilen würde. Jetzt lag Rain am kalten Boden, krümmte sich vor lauter Schmerz und stand offensichtlich erneut vor einem Anfall - das warme Blut ließ kleinere Luftwolken in die Atmosphäre aufsteigen und das Rinnsal selbst benetzte vermutlich den Boden unter ihm, was heißen würde, sie würden wilde Tiere anlocken, die ebenfalls noch kein Abendessen hatten. Der Wolf biss sich auf die Unterlippe und sah in das verweinte Gesicht, das in das seine starrte. "Es wird alles gut ... ich verspreche ... es dir, wirklich ...", murmelte er, bevor er eine Grimasse zog und sich die Tränen selbst aus dem Gesicht wischte, bevor er es Rain gleich tat.

      Bevor Nayantai wusste, wie ihm geschah, hatte er auch schon seinen Mantel abgelegt und er musste zugeben, ihm war bei diesem Wetter in nur einer Lage adrestianischer Kleidung nicht sonderlich war, auch, wenn das nicht wirklich etwas war, worüber er sich Gedanken machen wollte. "Alles wird wieder gut, ja?", nuschelte er, unwissend, ob er überhaupt noch die Privilegien besaß, um seinen Mund zu öffnen und alles erdenkliche, in seiner Macht stehende zu tun, um jemandem wie Rain unter die Arme zu greifen. Er strich Rain über den kalten, verschwitzten und gleichzeitig glühenden Kopf, ließ für einen Moment Ruhe einkehren und wischte ihrer beider Tränen immer wieder aus ihren fahlen Gesichtern, ehe er sich mit der aktuellen Situation konfrontiert sah und damit begann, seinen verdreckten Mantel in lange Stücke zu reißen. Heimtückisch und kalt war die Nacht, in der sie existierten und Nayantai wollte nicht mehr, als aus ihr zu entkommen, bevor sie zu einer einzigen Eisskulptur wurden, die von hohen Schneeböen erstellt wurde, weil sie an einem Fleck Wurzeln schlugen. "Achtung.", sprach die heisere Wolfsstimme, als er Rains Kopf langsam auf einem der zerrissenen Stofftücher ablegte, damit sein eiskaltes Gesicht nicht festfror. Nayantai schloss die Distanz zwischen sich und Rains Bein wieder, bevor er eine Hand voll Schnee nahm. "Das wird kalt und brennt vermutlich. Beiß auf den Stoff.", ermahnte er Rain noch und fing an, die Wunde abzutupfen und gründlich mit Schnee zu reinigen. Mit den abgerissenen Stofftüchern verband er sie, unterband die Blutung und stopfte etwas Schnee in eine zweite Schicht, damit Rains Bein kühl blieb. Kaum war das geschafft, hob der Wolf Rains Kopf wieder an und nahm das Stück Stoff darunter, um seine Hände an den Handgelenken aneinander zu fesseln und sie um seinen Hals zu legen, damit das Lamm nicht abrutschte, jetzt, wo er ihn hochhob. "Wir gehen weiter, ja?" Nayantai lehnte sich nach vorne, an das Lamm, dem er so vieles angetan und aufgebrummt hatte, bevor er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte, oder zumindest wirkte es so für den Moment - das schien es aber gar nicht zu sein, vermutlich versuchte er viel eher, etwas warme Luft in Rains Lungen zu bekommen, ehe er sich wieder distanzierte. "Geht es dir besser?" Rain schmeckte nach Blut. Warum?
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    • Rain versuchte mit aller Kraft ruhig zu bleiben, er starrte in Nayantais Gesicht und wollte seine Worte glauben, aber Nayantai begann eben so zu weinen. Es war okay, er durfte es, er musste nicht ständig den Starken spielen, es reichte, dass Rain nicht alleine war und dass er die warmen Hände an seinen nassen Wangen fühlte. Rain bewegte sich kein Stück, es war besser so, auch wenn der Schmerz anhielt, er war nicht so schlimm. Sein Atem beruhigte sich ein wenig, zumindest lief er nicht mehr Gefahr zu ersticken. Sein Atem ging zwar immer noch schnell und erzeugte große Wolken vor seinem Mund, aber er bekam ausreichend Luft. Seine Hände klammerten sich immer noch an Nayantai, auch wenn er sich so ein wenig verrenken musste. Rain wurde kälter und kälter, je länger er nur da lag und er fragte sich ob das wirklich nur am Wetter lag. Nayantai zog die letzte Schicht Kleidung aus und Rain konnte nur zusehen, während er merkte wie ihm die Kraft in den Händen ausging. Im fahlen Mondlicht konnte er kaum erkennen was Nayantai als nächstes tat, aber er hörte Stoff reißen. "Nayantai...", murmelte er vermutlich so leise, dass der Wolf es nicht hörte. Das machte keinen Sinn, er würde den Mantel noch brauchen...

      Rain musste die Wärme von Nayantais Schoß verlassen und sein Kopf landete stattdessen auf dem eisigen Boden, auch wenn ein Stück Stoff dazwischen lag, damit er nicht festklebte. Er folgte Nayantais Anweisungen und nahm das Stück Stoff, dass Nayantai meinte um es sich in den Mund zu stopfen. Manchmal hatte er seinen Vater etwas ähnliches tun sehen, obwohl er nicht hätte zum Zimmer ihres Arztes gehen sollen und er sah Nayantai dasselbe tun, als sie sich um seine Wunden kümmerten. War das Karma? Womöglich, aber Rain hatte keine Zeit darüber nachzudenken, als der Wolf den Schnee in seine Wunde drückte um den Rost der alten Falle heraus zu waschen. Der Stoff erstickte jeglichen Ton und Rain versuchte still zu halten. Er starrte die Sterne an, die so unnatürlich klar zu sehen waren und versuchte sich mit ihnen abzulenken, aber immer wenn er eine Konstelation entdeckte, riss der Schmerz ihn zurück in die Realität. Es wurde besser als Nayantai nur noch versuchte die Blutung zu stoppen und Rain spuckte das Stück Stoff aus, als er erneut husten musste. Wenigstens half die Kälte ein wenig mit den Schmerzen. Nayantai kam zurück und Rain sah zu wie er seine Hände mit dem übrig gebliebenen Stück Stoff zusammen band. Erst als Nayantai Rains Arme um seinen Hals legte verstand er wieso. Den Kuss konnte Rain nicht erwidern, viel mehr stöhnte er erneut als Nayantai ihn hoch hob und damit sein Bein bewegte. Seinen Kopf lehnte er an Nayantais Schulter und er merkte, dass ihm jegliche Kraft ausging. Selbst so nah an Nayantai zu sein wärmte ihn nicht auf und er wurde müde. Nayantai zuliebe nickte er, auch wenn er bei jedem Schritt zuckte, während sein Bein hin und her schaukelte. Es fühlte sich an als würde es jeden Moment abfallen. Durch Rains Husten wurde auch das letzte Stück Kleidung Nayantais mit Blut besudelt und er wollte einfach nur einschlafen.
    • Wohin nur mit ihnen? Es war einfacher, sich einzureden, dass sie auf dem richtigen Weg waren, dass es egal war, dass auch er fröstelte, insofern Rain zumindest das kleinste bisschen Wärme gewann - aber auch das passierte nicht wie es schien; er konnte Rain nicht wachhalten, sein Hals fühlte sich trocken an und sein Kopf, als wäre er mit Watte gefüllt, die plötzlich tausend heiße Nadeln war und gegen die Innenseite seines malträtierten Schädels stach. Kaum hatte Nayantai ihn wieder angehoben und watschelte behutsam im dunklen den Schneeberg hinab, fiel ihm auf, dass das Feuer, das er am Horizont hatte brennen sehen, das ihn so aus dem Häuschen gebracht hatte, dass er nur schnurstracks dort hin wollte, gar nicht dort war und er es sich lediglich eingebildet hatte. Sein Herz, das beinahe bebte, war soeben in seine Magengrube verschwunden und er selbst verzog das Gesicht, sein Amüsement war verschwunden und seine Gedanken kreisten um Rain, um die Wunde and um die Fallen, die vermutlich unter seinen Beinen lauerten und auf einen falschen Schritt warteten. Wäre ihm das passiert, was Rain passiert war, dann wäre das ihr sicheres Todesurteil gewesen. "Shhh, ruh dich aus. Ich verspreche dir, wenn du wieder aufwachst, dann sind wir in einem warmen Bett, ja?", log der Wolf, der Rain lediglich ein Lächeln schenkte, das sich auf seinen fahlen müden Zügen eher schlecht abzeichnete.

      Je weiter sie den Berg herunterkamen, desto dunkler und schlimmer wurde es, Rain zu halten - in der Theorie waren sie aneinander gebunden, aber ein erschöpfter Wolf konnte Rain kaum durch die Gegend zerren; Nayantai bemerkte erst jetzt, was für eine dumme Idee es doch gewesen war, die Reise bei Nacht fortzusetzen, nur, weil er Angst vor etwas hatte, das sie schlussendlich doch ausgehebelt hatte, obwohl er vorsichtig war. Dennoch konnte er sich auf nichts anderes konzentrieren, außer das Bündel in seinen Armen, das augenscheinlich mal mehr oder weniger wog - das an seinen Kräften zerrte, als es schwerer wurde und den Abstieg zu einem Kampf mit sich selbst wurde. "Rain, es tut mir leid ...", nuschelte er lediglich, wohlwissend, dass ihm selbst die Luft ausging, aber eine Nacht ohne ein Feuer auf eisigem Boden wohl auch den Tod bedeutete. Nayantai realisierte viel zu spät, wie glatt das Eis unter seinen Füßen doch sein konnte und als er ins Schwanken geriet und sich gerade noch nach hinten fallen ließ, durchzuckte ein scharfer Schmerz seinen Hinterkopf und seine Sinne waren betrübt; die klare Winternacht um ihn herum verschwamm, bis sie gänzlich erschwärzte und alles, woran der Wolf denken konnte, war, wie sehr er sich doch eigentlich dafür hasste, so nah am Ziel zu sein aber aufgrund seiner Übereifer mit Rain genau jetzt in den Tod zu stürzen - wenigstens auf thrianischem Boden, was nicht mehr als ein schwacher Trost war. Zumindest dachte der Wolf das, als er in tiefes, schwarzes Miasma watete und Rains Gewicht nicht mehr auf sich spürte - er wurde taub, so taub und ihm war so kalt, bis ihn Schmerz durchzuckte, ausgehend von seinem Aug. Instinktiv wollte er davon zurückscheuen, aber seine Gliedmaßen fühlten sich steif und schmerzhaft an; sein Kopf dröhnte und die Luft um ihn herum war unangenehm warm, ehrlich gesagt stank es nach Alkohol, und ... Moment mal. Zögerlich öffnete der Prinz sein Auge, als er verschwommen eine unbekannte Gestalt entdeckte, die von rot-orangem Feuer erleuchtet wurde. "--s wach! Holt sie!", rief die Person plötzlich, bevor Nayantai sich aufsetzte und dem Fremden eine Kopfnuss gab, weil ihm das alles zu ungeheuer wurde, nur, damit er sich auf den armen Tropf stürzte. "Wo ist Rain!?", zischte er, während sich die Person am Boden rekelte. "Lass mich in Frieden, du Grobian! Dein Schaf liegt doch neben dir! Und jetzt geh runter von mir, damit ich deine Wunde verarzten kann, oder du mickriges Fliegengewicht landest heute Nacht im Eintopf!", knurrte die Fremde, die Nayantai am Ohr packte und förmlich wider zurück ins Bett zog. Nayantai sah an sich herab - er trug frische, lockere und weiche thrianische Kleidung, schien gewachsen und versorgt zu sein ... und ein Blick zu Rain, der neben ihm noch schlief, verriet ihm, dass es dem Blonden gleich ergangen war. "Sind wir tot?" "Nein, ihr seid Idioten." Autsch.
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    • Rain versuchte noch eine Weile wach zu bleiben, aber alles was er zustande brachte war ein leises Stöhnen wannimmer Nayantai einen Schritt machte und die Erschütterung in Rains Bein in Zucken ließ. Erst merkte er es noch bewusst und dachte über den Schmerz in seinem Bein nach, aber irgendwann verflogen all seine Gedanken und selbst wenn er noch leise aufstöhnte, so war er kaum noch bei Bewusstsein. Er war sicher er würde sterben. Er sah die Sterne nicht mehr und auch Nayantai nicht, auch dann nicht als er sicher war, dass seine Augen tatsächlich geöffnet waren. Er wollte Nayantai sagen, dass er ihn liegen lassen und sich selbst retten sollte. Er wollte sich verabschieden und dafür entschuldigen, dass er es doch nicht bis zum Ende geschafft hatte, obwohl er sich so bemüht hatte. Er wollte Nayantai sagen wie dankbar er dafür war, dass er ihn gerettet hatte und viel mehr noch, dass er ihm auf ihrer wenn auch beschwerlichen Reise, so viel Neues gezeigt hatte. Rain war auf einem Pferd geritten, hatte Blumen gesehen, war auf einen Baum geklettert und hatte sogar einen Vogel gestreichelt. Er war dankbar dafür, weil es mehr war als er sich jemals erträumen hätte können.

      Selbst diese Gedanken eines sterbenden mannes verflogen irgendwann, genau so wie der Schmerz. Er fühlte nichts mehr und er sank in unendlich wirkende Finsternis. Er hing nur noch in Nayantais Armen, der Stoff der seine Hände zusammen gefesselt hätte schnitt vermutlich Nayantais Hals unangenehm ein. Er merkte nicht wie der Wolf langsamer wurde und selbst zu keuchen begann und auch nicht wie er ausrutschte und mit Rain gemeinsam auf dem harten Boden landete. Rain lag dort im Schnee, fernab von jeglicher Wärme, fernab seiner Heimat und ein kleiner roter Bach entstand und nahm sein Bein als Ursprung. Es war ein Wunder, dass sie jemand fand, aber auch das merkte Rain nicht. Vielleicht war er für einen kurzen Moment wach gewesen und hatte veschwommene Gestalten sehen können, aber er würde sich nicht daran erinnern können. Rains Bein war gebrochen, das Fleisch zerfetzt von einer rostigen, alten Falle. Selbst als er neben ein wärmendes Feuer gelegt wurde und man ihn von all dem Schmutz und dem Blut befreite wachte er kein einziges Mal auf. Er hatte hohes Fieber, sein Atem ging stoßend und schnell. Er war nicht völlig reglos, manchmal wand er sich, oder stöhnte in seinem tiefen Schlaf und er schien sich seiner selbst zumindest so sehr bewusst zu sein, dass er seinen Kopf zur Seite drehte, wenn er blutigen Auswurf hustete, damit dieser nicht in seinem Hals stecken bleibte und ihm am Ende doch das Leben kostete.
    • Nayantai war hellwach, trotz der ein oder anderen Schmerzen, die ihn fest im Griff hatten. Der Wolf konnte sich nicht zurückhalten, aber je eher sich sein Blickfeld stabilisierte, desto mehr überließ er sich der fremden Thrianerin, die seine Wunde gründlich säuberte und einen grimmigen Blick darauf warf, als Nayantai versuchte, sich zu wenden. "Was habt ihr überhaupt gemacht?", feixte sie schließlich, ungeachtet dessen, dass Rain sich das kuschelige Bett mit ihm teilte und noch schlief. "Wir sind geflohen und wollten nach Hause.", flüsterte Nayantai als Erklärung - sie zog nur die Augenbraue hoch und drückte den Tupfer extra fest in seine Wunde, was ihn wiederum aufschreien ließ und ihm ein mahnenden Laut erntete. Klar, er sollte die Klappe halten, weil Rain noch schlief - das war sowieso das Gleiche, was er der Wölfin vorhin schon aufhalsen wollte, als sie so schroff zu ihm war. Gott sei Dank konnte er stillsitzen, aber das änderte nichts daran, dass Schweiß von seiner Stirn perlte und sich an seinem Kinn sammelte - er war noch immer zittrig, aber bevor er etwas anderes sagen konnte, wurde auch der Schweiß von ihm gewischt und erst jetzt fiel Nayantai auf, dass er einen bandagierten Kopf hatte und die Frau seine gereinigte Wunde offen ließ. "Aus Adrestia?" "Ja." Erneut seufzte sie, bevor sie ihn von oben bis unten musterte.

      "Also ist er dein Meister?" Ihre Worte klangen interessiert und gleichzeitig angewidert, als hätte Nayantai einen Fehler gemacht, weil er Rain mit sich nach Thria geschleppt hatte, in ein heiliges, von Schafen befreites Land und dann auch noch ausgerechnet in die Siedlung der Art Wölfe, die die Schafe als kleine, genießbare Parasiten ansahen. "Nein, wie kommst du darauf?", beschwerte er sich empört, als ihm mehrere Wunden an seinem Körper aufgezeigt wurden, die schon wieder einigermaßen verheilten - es duftete nach frischem Holz und Schattentee, und stank gleichzeitig gewaltig nach Alkohol. "Deine Wunden und Narben. Außerdem siehst du nicht gerade aus, als wärst du erst seit zwei Wochen in Adrestia.", verkündete sie kopfschüttelnd bevor sie sich erhob und nach dem Teekessel griff, der neben Nayantais Bett stand. Sie schenkte ihm ein und offerierte ihm darauffolgend noch ein paar Päckchen mit verschiedenen Pulvern - sie waren farbenfroher und wirkten auf Nayantai, als hätte er sie schon einmal irgendwo gesehen; er wusste aber nicht, wo oder wann, und kippte sich den heißen Tee in die Kehle. "Der ist heiß!", schrie die Wölfin noch empört auf, bevor sie dem größeren Wolf schon haufenweise Löffeln Medizin in den verbrannten Rachen schob und ihm wiederum mehr Tee anbot, den er ohne zu hinterfragen trank. Schon bald verband sie die Wunde an seinem Auge wieder, bevor er einen Blick auf Rain warf, der neben ihm hustete. "Was ist mit ... ihm?" "Er lebt, aber er ist noch nicht aufgewacht. Die Prinzessin stattet euch später einen Besuch ab, ruht euch aus.", grummelte sie, bevor sie Nayantai wieder in das Bett drückte. "Ihr habt mich die letzten zwei Wochen haufenweise Nerven gekostet, also benehmt euch." Zwei ... Wochen? Der Wolf hatte gerade keinerlei Kopf, um zu überlegen, stattdessen schmiegte er sich wieder an Rain und legte seine bandagierten Arme und Hände um ihn - selbst seine Finger schmerzten. Das schwere Tuch des Zelteinganges fiel zu, als die Wölfin sie endlich alleine ließ. "Wir sind in Sicherheit, Rain ...", murmelte der Wolf weinend. Er war endlich Zuhause.
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    • Es schien als würde Nayantais Umarmung und heißer Atem Rain Energie verleihen. Es kam ihm vor wie Jahre die er gefangen war in einem dunklen, leeren Fleck seine selbst, alleine und verlassen und vielleicht fühlte es sich so an wenn man tot war, es war seinen Träumen immerhin nicht unähnlich. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Nayantai alleine gelassen hatte und weil er seine Familie nicht kennen lernen konnte. Er hatte ihm doch versprochen ihn zu heiraten und nun hatte er einfach aufgeben. Dass er jetzt völlig alleine war, das hatte er davon, es geschah ihm vielleicht Recht. Er war körperlos, aber hätte er einen Körper gehabt, dann hätte er sich zusammen gekugelt und geweint. Sein Leben war gezeichnet von Einsamkeit und kaum hatte er jemanden gefunden der ihn verstand und der ausnahmsweise ihn brauchte, da ging alles bergab. Sein Land war fort, er wurde durch halb Adrestia gejagt und schließlich war es Thria gewesen das ihn getötet hatte. Sein vater war ebenfalls tot und Rain hätte sich gewünscht seine Eltern zumindest jetzt wieder zu sehen. Niemand war hier, er war allein.

      Irgendwann fühlte Rain sich auf einmal wärmer. Es kamen ihm vor wie Jahre, aber da war etwas, das an ihm zerrte. Sich aus seiner Starre lösend bewegte er sich auf die Wärme zu, aber mit ihr schien sich sein Körper neu zu formen und er fühlte erst ein leichtes Kribbeln, das sich dann aber sehr viel weiter ausbreitete. Sein Kopf pochte, seine Kehle war trocken und seine Brust stach bei jedem Atemzug. Auch sein Bein pochte heftig, es fühlte sich immer noch gebrochen an und er zögerte. Es war als konnte er sich entscheiden, wollte er sterben und allein, aber ohne Schmerz bleiben, oder wollte er zurück, sollte er kämpfen, sich der grausamen Welt stellen und das Leid ertragen, dass die Welt für sie alle bereit hielt. Etwas nasses tropfte auf seine Stirn und seine Wange, dann hörte er ein Schluchzen und im nächsten Augenblick hatte er sich entschieden. Rain schlug langsam seine Augen auf. Seine Lider waren schwer, als hingen Gewichte an seinen Wimpern und das Licht, wenngleich es nicht sonderlich hell war, blendete seine Augen, die die Dunkelheit mittlerweile gewöhnt waren. Irgendetwas umklammerte ihn und als er sich auf die Gerüche um ihn herum konzentrierte, dann stellte er fest, dass er weder Schnee roch, noch den blutigen Wald an den er sich noch klar erinnern konnte. Es roch nach Holz, vielleicht ein bisschen nach Rauch, aber was viel wichtiger war, war ein bestimmter Geruch, den er einer bestimmten Person zuordnen konnte. "N-Nayan...tai...?"
    • Wenn Rain hier und jetzt starb, dann geschah es Nayantai recht, weil er nur dumme Entscheidungen getroffen hatte und kein einziges Mal auf das Lamm gehört hatte - es geschah ihm recht, weil er sich nicht so sehr um Rain sorgte, wie er eigentlich sollte, aber allem voran war es Rain gegenüber nicht fair, der die Welt selbst verdiente, der ein schönes Leben gehabt hätte, wenn alles nicht so passiert wäre, wie es im Endeffekt passiert war. Nayantai schmiegte sich ehrfürchtig an das Lamm, sein Lamm, dem er doch eigentlich nur ein Leben ermöglichen wollte und das mehr verdient hatte, als den Rest seiner Tage in dunklen Schatten, fernab der Welt zu fristen. Ungläubig starrte er manchmal auf die Decke, wenn sein Kopf nicht zu sehr schmerzte; es war warm hier, es gab Medizin und Tee, seine Wunden waren sauber und er selbst auch - sie beide trugen sogar neue Kleidung und als er auf die Decken herabblickte, da merkte er erst, dass sie hauptsächlich in Schafswolle und Fuchsfell drapiert waren. Eigentlich war es lustig, alles, was passieren konnte, war passiert, und doch lagen sie nun in einem gemütlich, wohlig-warmem Zelt und Nayantai genoss es, auf komische Art und Weise - er glaubte fast, die Auszeit zu verdienen, obwohl Rain es viel eher tat.

      Zuerst glaubte er, wieder eingeschlafen zu sein und zu träumen, aber unter ihm bewegte sich etwas, es röchelte und reagierte auf seine peinliche Weinerei, die er still und heimlich abtun wollte. Wenn Rain starb, dann war das Nayantai's Schuld und eine Bürde, mit der er leben würde - aber es kam nicht so, wie er es erwartete und viel mehr musste er realisieren, dass er eigentlich derjenige war, der sich wiederum viel zu viele Sorgen machte. Wenn er eines hätte lernen sollen, dann vermutlich, dass Rain auf seine eigene Art und Weise ziemlich zäh war, aber das hatte Nayantai nicht, weswegen er aufgrund der unbekannt kratzigen Stimme aufsah. "Rain!", rief er und drückte das Lamm etwas fester und bewegte sich minimal. "Götter sei Dank!" Nayantai lachte und freudige Krokodilstränen drangen aus seinem Auge, die er augenblicklich über Rain verteilen zu schien - den, den er nie wieder los lassen wollte und der, der nicht nur der Heilerin gerade Nerven gekostet hatte. Sein Herz machte in seiner Brust beinahe schon freudige Saltos. "Wie geht es dir?", wollte er wissen, als er sich einigermaßen beruhigt hatte und sein Kinn auf die Schulter des Lammes bettete. "Wir haben Tee, bist du durstig?" Eigentlich hatten sie mehr als genug Tee und vermutlich auch etwas zu essen, wenn sie danach fragten.
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    • Als Rain Nayantais Namen ausgesprochen hatte wurde er regelrecht bombadiert. Nayantais Stimme war laut und ließ Rains Kopschmerzen noch ein wenig stärker werden, aber es störte ihn nicht. Er hatte gar keine Zeit sich zu orientieren, da fiel ihm der Wolf schon um den Hals und war so freudig wie es nur ging. Rain wusste im ersten Moment gar nicht was los war und brauchte eine ganze Weile, bis er vorsichtig eine seiner Hände hob um Nayantai damit auf den Rücken zu klopfen. Im Moment war er sich nicht einmal sicher, ob sie nicht immer noch in Fhaergus waren und er alles nur geträumt hatte, aber als er blinzelte und seine Augen durch den Raum, oder eher das Zelt schweifen ließ, was er sich ziemlich sicher, dass er das alles nicht geträumt hatte. So sah also ein thrianisches Zelt aus? Es war tatsächlich groß und geräumig und irgendwie hielt es auch die Wärme eines Feuers fest verschlossen, dessen Qualm durch eine Öffnung ganz in der Mitte entweichen konnte. Ein kurzer Blick auf Nayantai verriet ihm, dass sich wohl irgendjemand gut um ihn gekümmert hatte. Der Verband um sein Auge war frisch und sauber und Rain lächelte leicht.

      Während Rain sich immer noch zu orientieren versuchte und sein Blick auf ein paar komischen Stäben hänge blieb die ein wenig qualmten, wurde er von Nayantai schon regelrecht gelöchert. Rain wusste anfangs gar nicht was er sagte und hätte er nicht adrestianisch gesprochen, so wären seine Worte wohl auf taube Ohren gestoßen. "Ich... wo...?", wollte er immer noch etwas verwirrt wissen und prüfte langsam wie es ihm selbst denn ging. Seine Finger ließen sich bewegen, seine Arme auch, seine Bei- au! Sein Bein tat weh, aber weitaus nicht so schlimm wie... wann auch immer das passiert war. Er konnte nicht nachsehen ob es verbunden wurde, er sah nur, dass ein Haufen Felle auf ihm lagen. Jetzt wo er darüber nachdachte war ihm gar nicht so kalt, abgesehen von dem kleinen Schüttelfrost, der von seinem Fieber zu kommen schien. Trotzdem atmete er leise auf als er realisierte, dass sie ihr Ziel wohl erreicht hatten... irgendwie, auch wenn Rain nicht genau wusste wie. Es war egal, er nahm seine Kraft zusammen und hob seine Hand langsam an Nayantais Wange um sanft darüber zu streicheln und zu lächeln.
    • Aufgeregt wie ein kleiner Welpe, mehr war der Wolf auch nicht - Rain war hier, bei ihm und sie beide waren wohlauf, oder zumindest ging es ihnen ihrer Situation entsprechend. So sehr er auch über die Kannibalen und ihre obstrusen Methoden gewettert hatte, so froh war er, dass sie Rain und ihn gefunden und mitgenommen hatten, selbst wenn sie nur leichte Beute gewittert hatten. Zuversichtlich lehnte er sich an Rain und genoss die Wärme für den Moment, obwohl sein Kopf noch immer pochte und die frisch gesäuberte Wunde auch gerade schmerzte - all das würde vergehen und war nicht so wichtig, denn am liebsten hätte er Rain einfach abgeleckt und sich ihm noch mehr um den Hals geschmissen, aber das war für sie beide zu viel des Guten, weswegen er vorerst Ruhe gab. Je mehr er sich bewegte, desto eher merkte er, wie starr sein Körper wohl gelegen hatte und wie sehr es in seinen Händen und Füßen kribbelte, jetzt, wo er sich endlich bewegte. “Thria.”, antwortete er knapp auf Rains Frage, bevor er seine Nase gegen den Hals des Blonde drückte und sein Gesicht dort versteckte, weil es warm war. Seit wann suchte er so erpicht nach Wärme, dass er selbst Rain bestehlen wollte? Nayantai war sich gar nicht sicher, ob das überhaupt der Grund für sein lästiges Verhalten war.

      “Ich schätze in der Kannibalensiedlung. Aber ich weiß nicht wie … das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich ausgerutscht bin und mir den Hinterkopf irgendwo angeschlagen habe, bevor ich … naja.” Heroisch war die Tat gerade nicht, das musste er sich selbst eingestehen - aber das hatte sie vermutlich auch gar nicht zu sein. Eigentlich war Nayantai sowieso nur müde und wollte eine gute Nase Schlaf mehr, vor allem, nachdem er löffelweise Pulver in den Rachen geschoben kam. Trotzdem konnte er sich dazu durchringen, kurz von Rain abzulassen und sich in die andere Richtung zu drehen, um nach der Teekanne und einer Tasse zu greifen - typisch thrianisch, etwas, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte - diese auffüllte und sich dann aufsetzte, bevor er sich auf seinen Schoß klopfte. “Kannst du dich aufsetzen? Dein Bein ist ziemlich hart, ich glaube, sie haben es verarztet … aber ich will dich nicht mit heißem Tee verbrühen.”, winselte der Wolf entschuldigend, als er die Tasse bereithielt, damit sich das Lamm nicht stressen musste - Nayantai lächelte zurück, er wollte nicht mehr, als nach Hause, aber das waren sie in gewisser Weise schon; hier hatten sie zumindest ihre Ruhe.
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    • Rain seufzte leicht als Nayantai ihm eröffnete, dass sie in Thria waren. Das hatte er sich schon gedacht, aus mehreren Gründen, aber er schmunzelte leicht darüber. Sie waren in einem riesigen Zelt, das es so in Adrestia definitiv nicht gab und sie waren ja beid egemeinsam über die Grenze marschiert. Sie waren ausßerdem nicht tot, oder angekettet oder sonst irgendetwas, also wurden sie wohl kaum von ihren Verfolgern erwischt. Dass sie in Thria waren war Rain durchaus bewusst. Nayantai kam näher um zu kuscheln und Rain wusste, dass er ihm nicht sagen brauchte, dass er ihn nicht anstecken wollte mit was auch immer ihm fehlte. Glücklicherweise war Rains aktuelle Situation etwas das er gut kannte und er glaubte nicht, dass das Fieber von seinem Bein ausging. Selbst wenn, ein Fieber wie dieses mit passenden Kopf- und Halsschmerzen war fast schon seltsam vertraut und das Bett in dem sie lagen war weich und angenehm genug, um hier auszuharren bis es vorbei war. Die Steifheit in seinen Gliedern war auch nicht neu für ihn, er wusste nicht wie lange er hier schon lag, aber ein Blick auf seine eigene Hand verriet ihm, dass diverse Schürfwunden, blaue Flecken und Blasen bereits abgeheilt waren. Wenn er zu Hause krank war dann lag er oft auch über Tage hinweg regungslos in seinem Bett.

      Als Nayantai erwähnte, dass sie allerdings noch nicht zu Hause waren war Rain allerdings ein wenig besorgt, auch wenn sie zumindest bisher nicht gefressen wurden und ihr jetziger AUfenthaltsort nicht gerade wie eine Zelle aussah. "Mhm...", antwortete Rain nur müde und ließ seine Hand wieder sinken, nachdem nayantai sich sowieso aufrichten wollte. "Ich hätte... uns auch nicht gefressen...", murmelte Rain mit zitternder Stimme, aber es war der Versuch eines Witzes und gleichzeitig eine Frage nach dem Warum sie eigentlich gefressen wurden. "Wie lange...?", fragte er und schluckte, sein Hals tat weh und seine Stimme war kratzig. Der Wolf drehte sich inzwischen um und präsentierte Rain eine dampfende Tasse. Rain lächelte und kämpfte sich selbst in eine sitzende Position. Leider war hier nichts an das er sich lehnen konnte, nicht so das Kopfende seinen Bettes zu Hause. Er beschwerte sich nicht und hob eine Hand um nach der Tasse zu greifen, allerdings ließ er es bleiben, als er merkte, dass er ein bisschen zu sehr zitterte und nutzte lieber beide Arme um sich in seiner Position zu halten.
    • Er sprach offensichtliche Dinge einfach nochmals aus, für den Fall der Fälle, dass Rain eventuell vergessen hatten, wo sie wirklich waren, und dass Nayantai nichts von dem verstand, was er eigentlich wollte. Wieso hatte das überhaupt erst angefangen? Vermutlich weil sie beide müde und erschöpft waren und weil sie in letzter Zeit nur schliefen und sich nicht vom Fleck rührten - ihre Verletzungen hatten wohl genug Auswirkungen auf sie, aber plötzlich fühlte sich Nayantai peinlich berührt, als er sich ins Gedächtnis rief, was die Heilerin vorhin zu ihm gesagt hatte. Der Wolf lugte unter ihre Decken und hob sein Beinkleid an, nur, um zu realisieren, dass sie wirklich gänzlich frische Kleidung trugen. Sein Kopf wurde hochrot und er räusperte sich, auch, wenn es ihm in diesem Moment wohl egal sein konnte, dass ihn jemand komplett nackt gesehen hatte, während er seelenruhig zwischen Leben und Tod dahinwanderte. "Wir sind Knochen und etwas Haut, schmecken sicher grässlich.", stimmte er nickend zu. Abgesehen davon war er sich nicht sicher, ob man ihn nicht für jemanden hielt, der er nicht war, oder sie einfach nicht gleich verspeist hatte, weil sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatte. Nayantai grinste dämlich, weil Rain vielleicht doch recht hatte und man sie eventuell sogar angeknabbert hatte, nur, um zu merken, dass sie widerlich schmeckten.

      Der Wolf beobachtete das Lamm, das sein bestes gab, um sich aufzurappeln und hätte er nicht gerade heißen Tee in der Hand, dann würde er ihm auch eine größere Hilfe sein. Nayantai machte sich zumindest die Mühe, etwas von ihren provisorischen Decken an Rains Seiten und Rücken zu legen, so gut er konnte, ohne ihre Schlaffläche zu dezimieren oder sie beide zu Boden krachen zu lassen. "Sie meinte zwei Woche, keine Ahnung, ob das stimmt.", nuschelte er leiser als sonst, als würde man ihn verstehen, täte er es nicht, auch, wenn er kaum glaubte, dass Thrianer plötzlich der adrestianischen Sprache mächtig wurden, nur, weil sie so nah an der Grenze lebten, die trotzdem weitgehend unbewohnt war. Die kleinen Luftwolken, die aus der Tasse qualmten, blies Nayantai einfach davon, bevor er tentativ daran nippte, um zu sehen, wie die Temperatur war und ob sie sich für Rain eignete, nachdem er sich zwei brühheiße Tassen Tee in den eigenen Rachen gekippt hatte. Erst, als er zufrieden war, legte er sie dem Blonden an die Lippen und half ihm dabei, den Schattentee zu trinken, wenn auch nicht auf einmal; er ließ Rain eine kurze Pause, bevor er wieder ansetzte und der Becher leer war, dann stellte er ihn auch schon davon und lächelte zufrieden. "Wo tut es weh?", wollte er dann gleich wissen. "Ich ... es tut mir leid."
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    • Rain wusste nicht wie lange Nayantai selbst schon wach war und ob er sich mit den Leuten den dieses Zelt gehörte unterhalten hatte. Er wusste nicht einmal wie viele Wölfe hier ihr unswesen trieben und wie viele zelte wie dieses es noch gab. Rain war ein bisschen neugierig, aber da sie immer noch nicht zu Hause waren, wollte er besser nicht zu neugierig sein und auch nicht einfach nach draußen marschieren. Das konnte er sowieso nicht. Er war sich sicher, dass sein Bein zu nichts zu gebrauchen war und abgesehen davon zwang ihn sein Fieber jetzt schon in die Knie. Sein Kopf fühlte sich an als wollte er platzen und das Licht hier war ihm irgendwie ein wenig zu hell, obwohl es eigentlich gar nicht so hell war. Er hoffte nur, dass diese Leute hier ihnen nichts böses wollten und dass sie sich ausruhen konnten, bevor sie ihre Reise fortsetzen würden. Für einen Moment kam ihn ein böser Gedanke und er fragte sich, ob sie vielleicht wussten, dass sie Rain vermutlich für ein gutes Sümmchen eintauchen konnten, aber Wölfe machten sich nichts aus Geld, oder Adrestianern, richtig?

      Als Rain sich aufsetzte bekam er ein paar Felle hinter den Rücken gestopft und konnte sich dadurch ein wenig zurück lehnen. Nayantai schien auch noch nicht lange wach und es entging Rain nicht, dass er seine neue Kleidung überprüfte, während Rain diese Wölfe zwar nicht kannte, aber es irgendwie gewohnt war umgezogen zu werden, wenn er einmal wieder mit hohem Fieber im Bett lag. "Sie...?", fragte Rain nach, der bisher noch gar niemanden gesehen hatte. Vorerst wollte er sich aber von Nayantai helfen lassen die Tasse Tee zu leeren. Ein heißes Getränk tat gut, auch wenn er den Geschmack nicht zuordnen konnte. Er wollte auch nicht undankbar wirken, also fragte er vorerst nicht nach, sondern legte sich schnurstracks wieder hin, nachdem die Tasse leer war. "Mh... nur mein Kopf... mein Bein ist... nicht so schlimm...", murmelte Rain müde, der die Augen bereits wieder geschlossen hatte, sie aber aufriss als Nayantai sich bei ihm entschuldigte. Er suchte nach der hand des Wolfes und hielt sie fest als er sie gefunden hatte. "Es muss dir... nichts leid tun...", lächelte Rain.
    • Wenn sein Körper es erlauben würde, dann wäre Nayantai wohl auch jetzt schon aufgestanden und davongesprintet, in der Hoffnung, er würde jemanden holen können, der sich um Rains Probleme kümmerte, oder ihnen zumindest ein offenes Ohr schenkte - oder einfach, damit er aus dem Zelt herauskam und Rain etwas mehr, weniger durchgefrorenen Schnee zeigen konnte, wobei er sich dann nicht so sicher wäre, ob es außerhalb des Zeltes überhaupt Schnee gab und nicht nur auf dieser miesen, trügerischen Anhöhe von vor ... zwei Wochen? "Die ... äh, Ärztin ...?", versuchte Nayantai zu erklären, auch, wenn er sich nicht sicher war, ob adrestianische Ärzte und thrianische Mediziner wirklich das Gleiche waren. Die Frau kannte er dennoch nicht und ihre Gesichtszüge waren aus seinem Kopf genau so schnell verblasst, als er sie auf sich gestürzt hatte, kaum war er aufgewacht - dementsprechend konnte er kaum darüber urteilen, was genau ihre wirkliche Aufgabe in diesem Stamm war und wenn er sich selbst ehrlich war, dann interessierte ihn das gar nicht so sehr, immerhin konnte sie ihn an seinem Ohr zurück ins Bett ziehen. Leicht schmollte der Wolf, als er bemerkte, wie schwach er doch geworden war, aber bevor er es so recht wusste, wollte er schon wieder etwas anderes, besseres - er wirkte gerade wie ein aufgeregtes Kind, nicht?

      "Dein Kopf? ... Rain, wie lange bist du schon krank?", wollte Nayantai wissen, der - ohne Rücksicht und ohne zu zögern - einen Kuss stahl, der eher einem wissenschaftlichem Zweck diente, als alles anderem. Rain schmeckte regelrecht nach dem Schattentee, den er ihm serviert hatte - und noch immer leicht nach Blut. "So hast du schon am Berg geschmeckt, war das vorher schon so?", warf er dem Lamm urplötzlich vor. Seine Stier war gerunzelt und seine Nase gerümpft, als wolle er Rain etwas vorwerfen - etwas, wozu er kein recht mehr hatte, weswegen er sich müde zurücklehnte und wieder an das kranke Lamm schmiegte, das wohl noch etwas brauchte, obwohl es bettwarm war. Befänden sie sich in Fhaergus, in einer leicht anderen Situation, dann hätte der Tag zum Faulenzen eingeladen, aber Nayantai wusste nicht, ob er das konnte, oder wollte - er wusste lediglich, dass er müde genug war, um Rain in seine Umarmung zu ziehen und sich etwas zu sehr an ihn zu kuscheln. "Red' keinen Stuss, schlaf noch ein bisschen ...", murmelte er und entschied sich ebenfalls dazu, die Ruhe und das Feuer zu genießen - und Rains Nähe, allem voran. Er wollte lediglich träumen, von gutem Essen und von den Dingen, die er nicht mehr schmeckte - dass er dabei im Schlaf Rains Schulter anknabberte, registrierte er wohl nicht.
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    • Rain war immer noch ein wenig verwirrt, sie waren also in einer Siedlung der Kannibalen und eine Ärztin kümmerte sich um sie? Beziehungsweise hatte sie sich wohl zwei Wochen lang um sie beide gekümmert, sie versorgt, verbunden und mit Medizin gefüttert. Er fragte sich warum, nachdem Nayantai so viele Schauermärchen erzählt hatte und er fragte sich, ob sie dann nicht doch einfach ein Feuer hätten machen können, aber das tat nichts zur Sache. Was passiert war war passiert und im Moment sah es so aus, als hätte sich das Blatt gewendet und sie hätten einmal ein wenig Glück. Rains Kopf brummte, er wollte also nicht weiter darüber nachdenken und sich den Kopf zerbrechen, er brauchte Ruhe und Schlaf und irgendwann vielleicht eine Mahlzeit. Normalerweise war er immer hungrig, wenn sich das Fieber legte. Das würde es doch? Er wollte daran glauben, auch wenn sein Mund immer noch nach Metall schmeckte, wenn er husten musste. Rain musste zugeben, dass das neu war, aber er würde es schon irgendwie überleben, auch wenn er sich schwach fühlte. Er hatte jetzt aber ein warmes Bett und ein Feuer, das musste reichen.

      "Huh...? Ich...", Rain konnte nicht zu Ende sprechen, da hatte Nayantai schon seine Lippen auf Rains gelegt und er musste zugeben, dass er nicht sehr glücklich darüber war. Er fühlte sich grauenhaft, so wollte er Nayantai nicht küssen. "Ich... mh... ", es ar wohl an der Zeit ehrlich zu sein, auch wenn es keinen Unterschied machte. "Seit... ich einkaufen war...", gab er zu, aber da kuschelte sich Nayantai schon an Rain und schmiegte sich fest an ihn. Es war angenehm warm und weich. Rain stopfte seine Arme unter die Felle und kuschelte sich ebenfalls an Nayantai. Er war müde und auch wenn er scheinbar zwei Wochen geschlafen hatte, es dauerte nicht lange bis der Schlaf ihn wieder fest im Griff hatte. Es war Zeit aufzuatmen. Sie brauchten nur ein bisschen Zeit um gesund zu werden und alles würde sich zum Guten wenden, nicht wahr? Rain wollte daran glauben. Er hätte sich gerne zur Seite gedreht und Nayantai so gekuschelt, aber auch der Wolf wusste, dass Rain mit seinem gebrochenen Bein nicht viele Optionen hatte. Er blieb also auf seinem Rücken liegen, freute sich über Nayantais Nähe und lehnte seinen Kopf sanft gegen den des Wolfes.
    • Ein Eingeständnis bekam er tatsächlich und doch hörte Nayantai schon gar nicht mehr genau zu, sondern verfiel der Mätresse wieder, die sich als Schlaf rühmte und träumte von diverse Dingen. Von seiner Heimat und dem imaginären Thron der auf ihn wartete, von seinen Brüdern, die er nur totgeglaubt hatte und die ihn wieder in die Arme nahmen und von Rain, der sich um ihn kümmerte, als er mit grimmiger Miene in der Tür stand und zögerlich hineinschritt, nur, weil man die Tür hinter ihm schließen wollte und ihn wieder in eine Falle zwängte; eine von so vielen, die anfangs nicht wie ein Käfig anmutete, aber alsbald zu einem wurde - genau so, wie es im Palast des Königs gewesen war, den Nayantai auch aus seinen Träumen vertrieb, weil er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, geschweige denn wollte er sich von irgendwelchen Gehirngespinsten piesacken lassen; er war meilenweit von ihm und Adrestia entfernt, in einem schönen, weichen Fellbett mit der Person, die er nicht nur liebte, sondern auch vertraute, und der er selbst in den Tod hinterherdackeln würde, wenn es bedeutete, dass sie für immer und ewig an der Seite des Anderen blieben. Bekannt dafür, Dinge zu verdrängen, war Nayantai allemal, aber es war an der Zeit, seine schrecklichsten Gedanken zu verarbeiten - wenn auch nicht hier und heute.

      Als er ohne weiteren Hintergedanken an Rains Schulter knabberte, als würde er schlafwandeln, stieg ihm der Geruch von Kräutersuppe in die Nase - etwas, das in Adrestia kaum so gut roch wie hier, und das vermutlich auch nicht mehr so schmeckte, wie Nayantai es in Erinnerung hatte. Es schien genug, um ihn Stunden später wieder zu wecken - seine schwitzige Haut war an der von Rain festgeklebt, dementsprechend zögerlich löste er sich von ihm, aber der kurze, unangenehme Schmerzimpuls existierte noch immer. Bevor er es wusste, drehte er sich gen des Geruchs, zur Tischplatte in der Mitte des Raumes - seine Sicht war noch verschwommen, aber für einen Moment glaubte er, Tei saß dort, mit ihren schwarzen, langen Haaren und roten Lippen, und starrte ihn verträumt an. Nayantai konnte ihren Namen nicht über seine Lippen bringen und blinzelte die Frau ungläubig an; das war nicht die Heilerin von vorhin, sondern jemand anderes, und ihrem plötzlich fixiertem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, verschmähte sie die drei Schüsseln Suppe, die vor ihr standen. "Na endlich!", rief sie freudig aus, als sie Nayantais musternden Blick sah. "Ich dachte schon, sie haben mich umsonst gerufen. Ich hätte hier Abendessen, falls ihr etwas wollt ... oh, warte. Das Vögelchen hat doch ein kaputtes Bein, wie unfreundlich von mir!", plapperte sie in einem fremden Akzent, bevor sie mit einer Schüssel aufstand und sie Nayantai in die Hand drückte. "Also Großer, wer bist du?" Sie nervte jetzt schon. "Nayantai." "Du musst schon genauer sein.", grummelte sie. "Nayantai, Sohn von Enkhtuya und Rikiya, dem König der Wölfe.", grummelte er unzufrieden. Anscheinend war die Antwort auch nicht zufriedenstellend. "Du bist ein Witzbold. Wer ist das da?" Sie zeigte offensichtlich auf Rain. "Meins."
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    • Rain träumte nicht, das war nicht unbedingt etwas Schlechtes, hatte er doch sonst meistens Albträume. Gerne hätte er von Nayantai und einer Blumenwiese geträumt, aber eigentlich sollte er sich lieber darauf freuen einen Schneemann zu bauen und der Wärme von Adrestia abschwören. Er war nicht sicher wie es draußen wirklich aussah, aber als sie den Hang hinter dem Wald hinunter gestiegen waren war weit und breit nur Schnee zu sehen gewesen, nichts anderes. War es überall in Thria so, dann musste Rain Nayantais Volk definitiv Respekt entgegen bringen. Es gab vermutlich irgendwelche Tiere die ebenso durch Schnee und Eis marschierten, aber etwas anzupflanzen schien unmöglich. Es machte Sinn, dass sie Nomaden waren die von Fleck zu Fleck zogen, ein paar Wurzeln und Kräuter auflasen und erst im nächsten jahr an der selben Stelle vorbei schauten, um zu sehen ob alles nachgewachsen war. Dieses land zu bewirtschaften schien unmöglich, zumindest wenn man von der neuen Grenze ausging und nicht dem Teil, der nun zu Alster gehörte. Zuerst musste Rain allerdings sein Fieber los werden und gesund werden, dann konnte er Nayantai vielleicht bitten ihm alles zu zeigen, oder ihn zumindest vor das Zelt zu tragen, solange er selbst nicht laufen konnte.

      Rain wachte auf weil er ein paar Stimmen hörte. Der Geruch der Suppe stieg ihm gar nicht erst in die Nase, war sie doch zu verschnupft um irgendetwas riechen zu können. Er traute sich erst nicht seine Augen aufzumachen und er bemerkte, dass er weder verstand was Nayantai sagte, noch die Worte kannte die die Frau sprach die sich scheinbar zu ihnen gesellt hatte. Ob das die Ärztin war von der Nayantai gesprochen hatte? Wie kurios, Frauen in Adrestia hatten üblicherweise solch einen Beruf gar nicht inne. Rain blinzelte langsam und sah sich vorsichtig um. Er betrachtete die erste Wölfin die er jemals sah, die die selben schwarzen, langen Haare besaß wie Nayantai. Sie war hübsch, ihr Gesicht bleich, aber ihre Lippen und Wangen rot, auch wenn Rain mindestens eine Narbe erkannte. Rain wusste nicht worum es ging, nur dass Nayantai plötzlich Besitzansprüche stellte und Rain nicht mehr so tun konnte, als wäre er gar nicht da, speziell nicht, als ihm ein Husten entwich. Er besann sich aber schnell seiner adrestianischen Marnieren und kämpfte sich langsam in eine sitzende Position in der er den Kopf leicht neigte. "Danke, dass ihr euch um uns gekümmert habt.", sprach er deutlich und laut, ohne Genuschel oder Gemurmel, so wie es sich gehört, auch wenn er wahrscheinlich nicht sehr repräsentabel aussah.