spellbound. (earinor & akira)

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    • Nayantai wusste selbst, dass sie beide es besser gehabt hätten, wenn sie ihr Zelt oder zumindest eine der Decken hatten. Der einzige, dumme Gedanke, der ihm gerade kam, war, dass das Lamm sich an ihn schmiegen konnte wie ein kleines Kind, wenn er wollte - und er würde ihn tragen, weit weit weg, wo auch immer er hinwollte, auch, wenn der Weg wieder aus Thria herausführte. Wieso auch nicht? Sie beide waren vogelfrei und insofern man sie in einem falschen Land glaubte, kam ihnen auch keiner hinterher - und doch fühlte er sich seinem zerfallendem Land irgendwo verpflichtet. “Nein, die könnten dir auch nichts tun, wenn sie wollen würden.”, wisperte der Wolf, der Rains Kokon zu einem Schutzwall für ihn umfunktionierte, den er öffnen und schließen konnte, wann auch immer er wollte. Ihre Beobachter verhielten sich neugierig - paar von ihnen flatterten beinahe schon kreischend davon, als würden sie ihre Artgenossen darüber alarmieren, dass hier nichts zu holen war. Nayantai griff nach dem erstbesten Stück Moos und zerrieb es demonstrativ zwischen seinen Fingern, die er den neugierigen Tieren zeigte. “Sie sind doch nur neugierig, aber die Alten haben schon gesehen, dass wir noch nicht genießbar sind.”

      Der Prinz war äußerst belustigt - Rains Reaktion empfand er als niedlich und die jungen Krähen, die geblieben waren, krächzten und hüpften näher, als Nayantai seine beiden Finger gegeneinander rieb. “Willst du eine streicheln?”, fragte er den Blonden noch beiläufig, aber dafür war es schon zu spät. Eines der mutigeren Tiere traute sich aus dem unförmigen, näher an die offensichtlichen lebendigen Leichen heran, einfach nur, weil Nayantai seine Hand nach ihnen ausstreckte und fragwürdige Geräusche aus seiner Kehle zwängte, die leicht an das Krächzen ihrer neuen Freunde erinnerten. Das junge Tier mit den bleichen Augen machte einen Satz und flatterte auf sie zu, nur, um sich auf Rains Kopf niederzulassen und darauf zu tänzeln, während er Nayantai forsch anstarrte. Mit einem Satz griff der Wolf nach dem Tier und hielt es, als wäre es ein schwarzes, gefiedertes Brötchen. Verwirrt stieß das Tier einen Laut aus und seine letzten Freunde flatterten davon und setzten sich womöglich auf nahegelegenen Bäumen ab. Nayantai hingegen streichelte den Schnabel und dann das Köpfchen des gefiederten Monsters. “Siehst du?”, lachte er und krächzte den Kleinen an, der sich darauf fast schon empört zurückmeldete. “Er tut dir nichts, fass mal an.” Wieso auch nicht? Die Krähe war offensichtlich noch jung, so viel erkannte der Wolf an ihren Augen - das hieß, sie hatten ein Abendessen, nicht? Nein, wie gemein.
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Sie könnten mir die Augen auspieken...", murmelte Rain der genug Geschichten gelesen hatte und verkrümelte sich in seiner schützenden und einigermaßen warmen Festung. Es tat gut zu scherzen, auch wenn Rain merkte wie schlecht es ihm ging und er war nicht sicher, ob Nayantai so viel besser dran war. Sie mussten außerdem bald los, es war noch nicht ganz hell, aber das würde es wohl bald sein. Vielleicht war die Sonne wenigstens warm? Rain fragte sich was hinter diesem Wald lag, ein normaler Wald, oder doch eher eine endlose Steppe aus Schnee und Eis, so wie er sich Thria vorstellte? War es dort überhaupt so? Rain schaute zögerlich auf als er ein paar der Vögel kreischen hörte. Das Flattern war irgendwie unheimlich, speziell wenn es so nahe war und eine einzige schwarze Feder regnete auf sie herab. "Neugierig...? Ich schätze hier übernachten nich häufig Menschen..." Nur Wölfe kamen hier herein und das nur um ein paar Leichen an die Bäume zu hängen wie es schien. Sie übernachteten vermutlich nicht hier, niemand würde das tun wollen, wenn er die Wahl hatte. Rain und Nayantai hatten diese nicht.

      "Uhm...", antwortete Rain etwas verwirrt. Das war eigentlich nicht sein erster Gedanke gewesen, aber Nayantai lockte schon einen Vogel an. Dabei machte er ein paar Krähengeräusche. Der Vogel flatterte auf sie zu und Rain ließ einen kleinen überraschten Ton von sich, als das Tier einfach auf seinem Kopf landete. Es war unheimlich und die Krallen piekten ihn ein wenig. Rain machte sich klein und wagte es nicht sich zu bewegen, zumindest bis der Druck auf seinem Kopf nachließ weil Nayantai das Tier mit einem schnellen Satz gepackt hatte. Der kleine Vogel zappelte ein wenig und quiekte, er tat Rain leid als er ihn mit seinen großen Augen anstarrte. Vorsichtig hob Rain eine Hand und berührte das Federkleid der Krähe, aber als der Vogel ihn daraufhin anmeckerte, zog er seine Hand schnell zurück. "Tust du ihm nicht weh...?", fragte Rain voller Mitleid und blickte zu Nayantai auf. Er hatte überlegt einen der Vögel zu essen, jetzt da sie keinen proviant mehr hatten und gegen Fleisch hatte er nie etwas gehabt, aber er hatte seinem Essen auch noch nie in die Augen sehen können.
    • “Mit den Krallen? Rain, das sind halbwüchsige Kinder, deswegen sind sie so neugierig.” Die älteren der Scharr hatten wohl erkannt, dass es sich bei ihnen beiden um nicht verwertbares Futter und sogar eine potentielle Bedrohung handelte, weswegen sie so schnell wie möglich geflohen waren. Das junge Tier, das Nayantai bestimmt in seiner Hand hielt, gluckste und fiepte, wollte aus dem ungewohnten Griff entkommen - und Nayantai ließ es nicht, bis es sich beruhigte. Ungeniert streichelte er erneut über den Schnabel, woraufhin er einen verwirrten Blick mehr erntete; was wiederum dazu führte, dass Nayantai dem Tier seinen Finger offerierte, als sein Schnabel leicht geöffnet stand. Klappernd machte es sich darüber her, als hätte es einen besonders dicken und saftigen Wurm gefunden, aber Nayantais Finger war fest an seiner Hand befestigt und die dummen Versuche der jungen Krähe, ihn abzuzweigen, verliefen erfolglos, weswegen sie bald abließ. “Siehst du?”, lachte er und zeigte Rain seinen Finger, der lediglich einen etwas dunkleren Abriss der Schnabelform zeigte. “Die sind nur hungrig, wie wir, aber wir sind nicht genießbar … und ich würde davon abraten, Krähenfleisch zu essen.”, erklärte er Rain. Dann, als hätte er keine bessere Idee, stopfte er sich das arme Tier in seine letzte Schicht Kleidung, so, dass nur noch der Kopf heraus lugte.

      “Menschen? Nein, ich glaube hier stinkt es etwas zu sehr - und dieser Ort dient nur zur Abschreckung.” Das gefiederte Vieh rührte sich nicht, aber pickte testend an einem Knopf von Nayantais Hemd, das wohl auch bessere Zeiten gesehen hatte. Starrte sie Rain gerade an? Keine Ahnung, aber vielleicht kam er einfach damit davon, ein Mitbringsel nach Thria zu bringen - eine arme, verwirrte Krähe, die sich gerade an seine Brust schmiegte. “Wieso? Wenn ich ihm wehtun würde, dann hätte er mich das schon wissen lassen. Der kommt jetzt mit, ob er will oder nicht.”, entschied der Wolf, nachdem sie ein untreues Pferd verloren hatte, konnten sie eventuell doch eine Botenkrähe brauchen - oder? So recht wusste er es nicht, aber er griff Rain and den Hintern und hob sie beide hoch, woraufhin ihr neues Haustier einen freudigeren Laut ausstieß - huh? Anscheinend hatte sie einen Knopf mehr geöffnet und ergötzte sich an der Wärme zwischen den beiden Körpern, die sie ungemein zerquetschen konnten. Kaum stand er auf beiden Beinen, ließ Nayantai Rain wieder auf den Boden sinken und streckte sich. “Wir sollten weitergehen, wie geht es dir?” Ihren neuen Freund erwähnte er gar nicht mehr, obwohl er offensichtlich zwischen ihnen beiden hin und her sah. “Kannst du gehen? Hast du andere Beschwerden? Tut dein Hals weh?” Der Schnee war wohl doch zu kalt gewesen - er griff nach Rains Hand. “Ich koche dir nachher Tee.”
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    • "Mhh...", murrte Rain der die Krähe etwas misstrauisch und auch mitleidig ansah. Er hatte noch nie ein Tier aus der Nähe gesehen, aber irgendwie dachte er es war gemein einen Vogel einfach so seiner Freiheit zu berauben, wenn Nayantai und Rain genau nach dieser suchten. Der Vogel knabberte an Nayantais Finger und Rain war nicht ganz sicher, was er davon halten sollte, immerhin hatte das Tier bestimmt auch vorhin noch an den Fingern eines Toten geknabbert. Es geschah nicht viel, vielleicht weil die Krähe eben noch ein Kind war, oder weil Nayantais Finger noch nicht am verfaulen war. Rain war nicht sicher was Nayantai mit ihr vor hatte. "Wieso?", fragte er allerdings als es ziemlich klar wurde, dass sie dieses Tier nicht essen würden. Konnten sie wirklich wählerisch sein? Nayantai schien wieder Mut gefasst zu haben, aber auf der anderen Seite war er vielleicht ein bisschen zu zuversichtlich. Er hatte selbst gesagt, dass es im schlimmsten Fall Monate dauern konnte, bis sie auf andere Wölfe trafen, weil sie sich immer wieder verpassten. Mit dem jagen würde es nicht einfacher werden, zumal sie nicht einmal einen Bogen hatten, oder sonst irgendetwas.

      Der Wolf steckte den Vogel in seine Kleidung, was ihn nicht zu stören schien, also war Rain einigermaßen zufrieden. Er konnte sie ja ein Stück begleiten, auch wenn Rain ihn nicht seiner Familie entreißen wollte und er das Gefühl hatte, dass ein paar der größeren Krähen sie argwöhnisch beobachteten und ihnen schrille Laute an den Kopf warfen. Der Wolf wollte den Vogel scheinbar mitnehmen und dieser machte es sich einigermaßen bequem. Trotzdem drückte Rain sich instinktiv von Nayantai weg als dieser ihn hoch hob, einerseits um den kleinen Vogel nicht zu verletzen und andererseits weil er das Tier immer noch ein wenig unheimlich fand. Mehr als Rain auf beide beine zu stellen tat er nicht und jetzt wo sie sich nicht mehr aneinander kuscheln konnten, zog Rain Nayantais Mantel wieder enger um sich. "Mhm... es geht schon. Ich kann eine Weile lang selbst gehen denke ich." Und jetzt wo er darauf vorbereitet war was da draußen lauerte, würde es nicht noch einmal eskalieren. Er hielt sich einfach an Nayantai und vertraute darauf, dass er ihn sicher durch diesen grausamen Wald bringen würde. Von seinen Schmerzen erzählt er lieber nichts. "Nayantai... wir haben doch gar nichts zum kochen..."
    • Eine Begleitperson mehr oder weniger war nicht schlimm und sie beide entschieden sich wohl wortlos, die kleine Krähe zu einem vorläufigen Teil der Familie zu erklären - was sie zu einer komischen Konstellation machte: Zwei Väter, eine Krähe, welche Familie bestand aus solchen Komponenten? “Krankheiten und Parasiten, außerdem glaube ich nicht, dass du etwas essen möchtest, das dich gegessen hat - oder?”, kicherte er wohlgestimmt. Nein, vor allem war an dem armen Ding keinerlei Fleisch dran und ungewürzt schmeckte es sicher noch erbärmlicher, auch, wenn sie wohl kaum wählerisch sein konnten. “Krähen sind außerdem ziemlich intelligente Tiere - wenn wir uns gut um eine kümmern, dann sollten wir mit den Anderen auch kein Problem haben.” Nayantai wusste allerdings, dass sie nicht ewig in diesem Wald feststecken wollten oder sollten - und, dass dieses arme Kind früher oder später zu seiner Familie zurückwollte, die gebannt auf sie herab starrten während ihr Kind die wohlige Wärme genoss und sich an Nayantai schmiegte, als wäre es die Nähe schon ein Leben lang gewohnt. Der Prinz war guter Dinge, wusste, dass es nicht mehr weit war, bis sie die Zivilisation erreichten und erkannte, dass auch Rain eine gute Prise Schlaf gebrauchen konnte. Wer würde das nicht?

      “Wenn es nicht mehr geht, nehme ich dich Huckepack - sag aber dieses Mal bitte etwas, ja?”, mahnte er Rain erneut und sah zu, dass er ihm seinen Mantel richtig umband und hob die andere Schicht Kleidung vom Boden auf, den er sich umwarf. Nayantai klopfte sich den Schnee von der Schultern, streckte sich erneut und besah sich dann Rains Gesamtzustand, bevor er ihm einen Kuss auf die Lippen gab - er war kurz und nichtssagend. “Ich treibe uns was auf, mach dir keine Gedanken - und jetzt lass uns gehen, bevor wir uns die Beine in den Bauch stehen. Willst du hinter oder neben mir gehen?”, wollte er noch wissen, stapfte aber vorsichtshalber vor Rain davon und zog den Blonden im Schritttempo hinter sich her. “Was für Tee magst du? Wir haben in Thria verschiedene Sorten.” Früchtetee eher weniger, aber dafür vielerlei bitteren Kräutertee und ähnliches - und nichts davon schmeckte sonderlich schlecht, wärmte von innen auf und half oft auch gegen diverse Erkältungen. Nayantai könnte tagelang von thrianischem Essen und Getränken schwärmen, aber jetzt, als er losging, war er sich nicht sicher, ob sein Fieber nicht wieder hochschnellte, und ob er nicht … “Glaubst du, ich sollte meiner Wunde etwas Luft geben?”
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    • "Ich will sie nicht essen... aus mehreren Gründen. Aber irgendwann müssen wir irgendetwas essen...", murmelte Rain. Es war erst ein Tag ohne Essen vergangen, aber davor hatten sie auch nicht viel gehabt. Sie würden es schon eine Weile überstehen, aber nicht für immer. Nayantai schien sehr motiviert, vielleicht sogar ein bisschen naiv, so wie damals in Fhaergus, als er ihn immer bremsen musste, wenn er vom Heiraten sprach, oder davon Rain Thria zu zeigen. Vielleicht wurde beides wahr, aber es war nicht gerade eine angenehme Reise hier hin gewesen. "Ich wünschte sie könnten uns zeigen wo wir hin müssen...", murmelte Rain nur, aber das hatte mit Intelligenz nichts zu tun. Rain war auch intelligent, glaubte er zumindest, damit er wenigstens eine positive Eigenschaft hatte, aber was man nicht wusste, wusste man eben nicht. Sie konnten einer kleinen krähe wohl kaum erklären, dass sie nach einer Siedlung suchen sollte und sie dann auch noch da hin loten musste. Nein, das war unrealistisch und diese Krähen wollten ihren Wald vermutlich nicht verlassen. Sie hatten hier immerhin mehr als genug zu essen und niemanden der sie störte. Außer Rain und Nayantai.

      "J-ja... für eine Weile geht es.", nickte Rain. Er wollte nicht, dass Nayantai sich verausgabte und wenn sie nicht allzu schnell gingen, dann würde schon alles gut werden. Eine Stunde setzte Rain sich mindestens als Ziel, auch wenn sie dann noch nicht aus dem Wald heraus sein würden. "Hinter dir...", murmelte Rain dann und klammerte sich schon an der Kleidung an Nayantais Rücken fest wie ein verängstigtes Kind, das zum ersten Mal einen Fremden sah. Er würde nicht nach oben schauen, auch nicht nach unten. Wenn er in nayantais Fußstapfen trat war alles in Ordnung und selbst wenn nicht, er konnte sich festhalten, sollte er stolpern. "Ich hatte viel Tee zu Hause...", murmelte Rain, aber als sie aus ihrem kleinen Versteck heraus traten wurde der Gestank wieder schlimmer. Rain drückte seine Nase und Stirn gegen Nayantais Rücken. "I-Ich mag Pfefferminztee und... Ingwer mit Honig...", murmelte er, war sich aber sicher, dass Nayantai diese Worte nicht kannte. Wenn er ihm etwas hinhalten würde, dann würde Rain es schon identifizieren können und in diesem moment hätte er auch einfach schlichtes heißes Wasser getrunken. "Huh...? Nicht hier... was wenn etwas darauf tropft?", fragte Rain bezüglich Nayantais Wunde. "Wenn wir hier raus sind... dann kann ich dir helfen sie mit etwas Schnee zu säubern, ja...?"
    • Häufig spielten viele verschiedene Faktoren zusammen und ergaben ein großes, verständliches Gesamtbild - in diesem Fall war sich Nayantai weder sicher, noch war er zuversichtlich, dass sie beide das hatten, was sie brauchten, um ihren Weg schneller als gemächlich fortzusetzen. Rain war schwach und erschöpft und Nayantai hatte, seitdem sie aus Fhaergus aufgebrochen waren, auch keinerlei Möglichkeiten, sich weitgehend zu erholen - das Einzige, was ihnen beiden geblieben war, war Zuversicht und Naivität, die sie immer wieder an ihre Grenzen und an den Rande des eigentlich möglichen trieben. "Ja, da hast du recht. Ich lasse mir etwas einfallen, in Ordnung? Schlimmstenfalls wird sie wohl unsere Notration.", stimmte er Rain zu. Als wurden sie von der kleinen Krähe verstanden, fiepte diese empört, aber Nayantai glaubte eher, dass es daran lag, weil sie etwas gesehen hatte, das in der grellen Sonne zwischen den Baumkronen trügerisch funkelte, und nicht aber, weil sie drohte, jemandes Abendessen zu werden - auch, wenn Nayantai diesen Tieren Ehrfurcht entgegenbrachte, derartig schlau waren sie wohl doch nicht - was für eine Schande das doch eigentlich war. "Das würde alles einfacher machen, aber ich glaube, wenn ich sie loslasse und sie nicht gerade zurück in mein warmes Hemd will, dann sind wir unseren Sohn los. Also glaube ich, dass wir ihn vorübergehend behalten sollten. Für den Fall der Fälle." Zumindest bis sie das Ende des Waldes erreichten.

      Nayantai stapfte los und bemerkte, dass der Schnee hier tiefer und der sonst schleimig-rote Grund vermutlich gefrorener war, als noch gestern - entweder hatte es einen Wetterumschwung gegeben, oder aber sie hatten einfach Glück und die triefenden Leichen waren von diesem Punkt an verstreut und ausgedünnt. Ein Blick nach oben und eine Nase voll verschiedener Verwesungsstadien später, wusste der Wolf allerdings, dass sie derartiges Glück nicht besaßen - da war es ihm tatsächlich lieber, wenn Rain hinter ihm marschierte und sich an ihn klammerte, als wäre er seine Rettung aus diesem Sumpf. "Ich wünschte, ich hätte ihn geschmeckt. Wir haben bitteren Wurzeltee in Thria, und ... hm, sehr viel Grüntee. Zu viel." Beinahe klang er wie ein kleines Kind, wenn er darüber sprach und doch wusste er, das Fhaergus gänzlich anders und durchaus vielfältiger sein konnte, als seine eigene Heimat. Nayantai wunderte sich, welche Teesorten es waren und wie sie schmeckten, als Rain sie erwähnten. "Ing ... wer? Wie sieht das aus? Also die, uh, Frucht? Das Blatt?", wollte er sofort wissen. Honig war ihm ein Begriff, manchmal schmierte es Sara auf seine Brote, oder Rain auf sein eigenes. Der Wolf hatte lediglich die Nase gerümpft, als er den derartig süßen Sirup probierte und gleich davon abgelassen, auch, wenn Rain noch immer der Meinung schien, er mochte Kekse und Kuchen. "Du hast recht, lass uns das nachher machen. Hm, wie fändest du eine Decke aus fluffiger Schafswolle?" War er voreilig? Rain sah sicher zuckersüß aus, wenn er einen mit Wolle aufgepuften Mantel trug ...
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    • Rain machte hinter Nayantai ein unzufriedenes Geräusch. Er wollte diese Krähe nicht mehr essen, sie war irgendwie niedlich und Nayantai betrachtete sie als Teil ihrer sehr seltsamen Familie. Rain wollte ihr einen Namen geben, aber das ließ er besser bleiben. Er hatte ja gerade selbst argumentiert, dass sie nicht wählerisch sein sollten und vermutlich irgendwann sogar eine Ratte verspeisen würden, da machte er die Krähe lieber nicht zu menschlich. Sie wuchs ihm aber bereits jetzt ans Herz wenn sie aufgeregt fiepte, dabei sah er sie gar nicht und hatte ein wenig Angst davor sie anzufassen. "Sohn?", fragte Rain. Na toll, wie sollte Rain das Tier jetzt noch verspeisen können? "Woher weißt du, dass es ein Junge ist?", fragte er dann. Konnte man das überhaupt an irgendetwas erkennen? Rain war sich da nicht ganz so sicher, so viel hatte er über Tiere nicht gelesen und Nayantai kannte sich definitiv besser aus. Nach einer kurzen pause wollte Rain etwas anderes wissen. "Willst du einmal Kinder haben?", fragte er wie aus dem Nichts, unsicher wie es um ihn selbst stand. Diese Welt war grausam, sollte man wirklich ein Kind in die Welt setzen?

      Mit Nayantai zu reden lenkte Rain ab, auch wenn ihm das Reden zunehmend schwerer fiel, je weiter sie gingen, aber er hörte lieber Nayantais Stimme zu, als dass er auf die Geräusche im Wald hörte. Erst jetzt wurde Rain daran erinnert, das Nayantai immer und zu fast allem gesagt hatte, dass es ach nichts schmeckte. Nur die Kekse schienen da anders gewesen zu sein und der Honig, den nayantai allerdings verschmäht hatte. "Man benutzt die Wurzel.", fing Rain zu erklären an, womöglich gab es diese in Thria auch. "Sie ist innen gelb. Sara hat ganze Scheiben in heißes Wasser geworfen. Die Blätter sind... uhm... ich weiß das nur aus Büchern, ein langer, grüner Zweig, von dem längliche Blätter ausgehen. Die Blüten sehen anfangs ein wenig aus wie Tannenzapfen und sind rot oder gelb." Rain war sich da allerdings nicht so sicher, Bilder konnten einen häufig täuschen und er wusste auch nicht, wie hoch die Pflanzen wuchsen. Besser konnte er es wohl nicht erklären und die Kräuter aus Thria kannte er vermutlich auch nicht. "Ich würde im Moment jede Decke nehmen...", lächelte Rain. In seinem Zimmer hatte er ebenfalls Schafswolle und als Überdecke, über der die mit Federn gefüllt war, auch Felle von Wölfen, Füchsen und anderen Tieren, aber Nayantai kannte diese ja. "Ich musste gerade... an unsere Kissenschlacht denken..."
    • Murrte Rain gerade, oder bildete er sich das ein? Nayantai glaubte, seine Gedanken spielten verrückt und doch war er peinlich berührt, als er kurz nacheinander die Krähe als Notration und Sohn bezeichnet hatte - eines der beiden Optionen, oder eventuell beide, stießen Rain wohl sauer auf, weswegen er einen Laut von sich gab, den der Wolf gar nicht von ihm gewohnt war - es grenzte an läppische Widerworte und doch führte es zu nichts mehr, als dass er leicht lachen musste. "Unzufrieden? Sohn oder Essen?", fragte er spitzbübisch und leicht neckend, woraufhin er den kleinen Tropfen Pech in seinem Hemd am Kopf kraulte - die dem Schlaf entrinnende Krähe gurrte beinahe schon zufrieden, als ihr derartige Berührungen zuteil wurden und der große, böse Wolf wirkte eher wie ein großer, hilfsbereiter Bär, der alles und jeden unter seine Fittiche nahm, der ihm auch nur einen Meter zu weit ins Licht rückte. "Vielleicht Tochter. Und ... ich habe geschätzt, ist das schlimm?" Eigentlich mutmaßte Nayantai meistens, wenn es nicht offensichtlich war; er hatte das arme Tier wie ein Stück Brot in einer Hand gehalten, eine gute Position, um nachzusehen - aber ein Kronprinz war nun einmal auch kein Vogelexperte, der aus komisch geteiltem Gefieder oder aus einer verkrümmten, verfärbten Feder ein Geschlecht herauslesen konnte. Das wäre völliger Unsinn.

      "Kinder? Vielleicht, aber nicht jetzt. Wenn der Krieg aufhört, vielleicht. Und du?" Mehr oder minder hatten sie sich gestern beide verlobt und irgendwie hatte die Entscheidung wohl dazu geführt, dass Nayantai nun tatkräftig durch die kalte Morgenluft wanderte und nach toten, gefrorenen Körpern Ausschau hielt, die auf sie herunterfallen könnten, während er ihren Weg fortsetzte und immer wieder ein paar Lieder summte. "Hat die Wurzel so etwas wie eine helle, braune Schale? Etwas heller als eine Kartoffel? Dann weiß ich glaube ich, was das ist. Die haben wir auch!", bemerkte er schließlich und grinste, obwohl Rain auch das nicht sehen konnte. Sie bereiteten haufenweise Ingwertee zu, aber sie benutzten ihn auch als Gewürz für diverse Gerichte, die sie kochten - wenn jemand kochen konnte, dann Thrianer, aber Rain würde das vermutlich anders sehen; Geschmäcker waren verschieden und doch ergötzte sich Nayantai nie wirklich an der adrestianischen Küche, die keinerlei Geschmack für ihn hatte - entweder, alles schmeckte nach aufgeweichtem Wasser, oder es war viel zu süß und er ließ mit Unbehagen wieder davon ab. Waren das wirklich die Gerichte? Sie schmeckten Rain zumindest! "Auch eine Nayantai-Decke?", fragte er dämlich, aber das war wohl auch die einzige Decke, die er zu bieten hatte - sich selbst. "Unsere Kissenschlacht? Wieso dass denn? Du willst unserem Sohn aber nicht die Federn klauen, oder!?" Seine Empörung war lediglich gespielt. "Das nächste Mal zieh' ich dir den Polster über!"
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    • "Ich will ihn nicht essen... oder sie...", murmelte Rain. "Der Vogel täte mir leid..." Rain wusste genau, dass das eigentlich keinen Sinn machte. Er aß oft Fleisch und jetzt da er einem Tier gegenüber gesessen hatte, da wollte er es auf einmal nicht mehr, obwohl er wusste, dass er definitiv etwas in seinen Magen stopfen sollte, früher oder später. Andere Tiere waren nicht weniger süß, auch wenn Nayantai sie nicht zu ihrem Kind erklärte und auch ein Schafsfell kam von einem niedlichen Schaf. Nayantai hatte vermutlich Recht, an dem Vogel war ohnehin nicht viel dran und hoffentlich dachten die Kannibalen dasselbe über Rain. Ihr Haustier wollte er allerdings auch nicht sein. "N-Nein... ich dachte nur du wüsstest es.", erwiderte Rain mit einem sanften Lächeln das Nayantai nicht sehen konnte. Gleichzeitig fing er jetzt schon an leise zu Keuchen, aber es war noch in Ordnung. Es kamen ihm erst wie zehn Minuten vor die sie unterwegs waren, er wollte noch ein wenig weiter gehen. Nayantai konnte ihn nicht den ganzen Weg tragen und wenn er seinen Kopf an Nayantais Rücken lehnte, dann war es ein wenig einfacher.

      "Ich... weiß nicht. Ich würde deine großziehen... wenn du willst.", erklärte Rain zögerlich. Selbst wollte er keine Kinder zeugen, erstens wusste er nicht wirklich wie, oder mit wem, definitiv nicht mit Nayantai, der ihn vermutlich sowieso nicht teilen wollte und Zweitens wollte er nicht, dass seine Kinder so endeten wie er. Schwach und krank. Sie würden in Thria kaum überleben können und wie Nayantai sagte, normalerweise stürzten sich solche Wölfe von einer Klippe, damit sie niemandem mehr zur Last fielen. "J-Ja, genau. Auch wenn... der Honig vermutlich fehlt...", schmunzelte er. Seine Finger krallten sich in Nayantais Hemd als sich ein grässlicher Husten anbahnte, aber es war schnell wieder vorbei. "Ich denke... wenn du auf mir... liegen würdest, dann wäre mir... bestimmt warm.", entgegnete er und schüttelte dann leicht den Kopf. Zu Reden war eine schöne Ablenkung, aber es kostete ihm eventuell zu viel Sauerstoff. "Uhm... ich habe... an mein Bett gedacht, deshalb.", erklärte er und stieß ein leises Lachen aus, bevor er an Nayantais Kleidung zupfte, damit er stehen blieb. "Es... tut mir... Leid, ich..." Wäre der Boden hier nicht so ekelhaft gewesen, hätte Rain sich auf seine Knie fallen lassen um eine kurze Pause zu machen. Genau so war sein Einkauf auch verlaufen, nur war er zu dem Zeitpunkt noch weniger krank. Jetzt formte sich Schweiß auf seiner Stirn, obwohl ihm so kalt war. Sie waren nicht gerade weit gekommen und doch wollte Rains Körper bereits aufgeben.
    • Rein theoretisch hatte Nayantai sowohl einen Ehemann als auch einen Sohn mehr - beides waren freudige Offenbarungen und doch fiel ihm eigentlich auch erst jetzt auf, dass keiner der beiden wohl in ein thrianisches Rollenbild passte. Rain war blond und blauäugig, zierlich und schwach - er kannte die Welt nur aus Büchern und hatte keinerlei Ausdauer, um sie selbst zu sehen und ihr Kind hüllte sich in kohlrabenschwarzes Gefieder und war der menschlichen Sprache nicht mächtig, geschweige denn hatte es einen menschlichen Körper. Was hatte er sich hier nur zusammengesucht? "Mir auch, deswegen bleibt er oder sie erstmal am Leben, würde ich sagen.", stimmte der Wolf ungeniert zu, als sie ihren Weg fortsetzten. Die Rinde der Bäume war selten nicht weiß, aber an vielerlei Stellen von Blut durchtränkt und gesäumt - so sehr, dass sie an mancherlei Stellen aussah, als würde sie durch einen einfachen Windstoß wieder abblättern. "Ich könnte nachsehen, aber ich bin kein Experte.", erwiderte er Rain - und er hatte damit recht. Nayantai tat sein bestes in vielerlei Hinsicht, versuchte, einigermaßen damit klarzukommen, dass sie beide noch einen einigermaßen beschwerlichen Weg vor sich hatten und dass ihm ein Auge fehlte; dass nichts mehr so sein würde, wie es einst gewesen war und dass es hirnrissig erschien, sich all das einzubilden.

      Der Boden schien unnachgiebig, fast so, als wäre er wiederum gefroren. Freudig stapfte der Wolf voraus und lauschte Rain, für den er ein gewisses Tempo hielt - auch, wenn das bedeutete, dass sie kaum vom Fleck kämen und, mehr oder weniger, ihrem Unheil nur davonliefen. "Meine? Was ist mit deinen? Oder ... naja ... hast du Angst?" Abgesehen davon, dass Rain vermutlich noch nie mit einer Frau verkehrt hatte, türmte sich vor Nayantai das nächste Problem auf: Er wusste nicht, ob er eigene Kinder wollte, wusste nicht, ob er sich zu derartigen Akten durchringen konnte und doch würde er es vermutlich tun, Rain zuliebe. "In Thria gibt es genügend Kinder, die keine Familie mehr haben ... wenn wir wollen würden, könnten wir eines oder mehrere adoptieren." Die Hemdkrähe schien protestartig Laute von sich zu geben und Nayantai strich ihr über den gefiederten Kopf. "Dafür ist es noch zu früh, schätze ich. Du bist doch erst ... Rain, hattest du Geburtstag?", hinterfragte der Wolf plötzlich verwirrt, als hätten sie etwas wichtiges vergessen, das sie hier draußen ohnehin nicht feiern konnten. Ein Schneekuchen hätte zwar nicht dieselbe Wirkung, aber Nayantai hätte mit genug Instruktionen des Blonden wohl einen gebaut, hätten sie Zeit dazu. "Ach quatsch, ich wette, wir haben selbst in Thria irgendwo Honig.", mahnte der Wolf mit einem kurzen Lachen, das ihn verging, als Rain hinter ihm wieder röchelte und hustete, nach Luft ran und sich an ihm festhielt. "Ich auf dir? Hast du nicht Angst, dass ich dir wehtue, weil ich schwerer bin?", nuschelte er und drehte sich im Endeffekt um, um mit seiner gesunden, nicht ramponierten Hand über Rains Stirn streichen zu lassen - neugierig spähte die Krähe nach oben, als Nayantai ein paar verschwitzte Strähnen von Rains Kopf löste. "Du hast Fieber.", stellte er knapp fest und drückte seine Hand etwas länger auf Rains Stirn, bevor er sich die äußere Schicht seiner Kleidung abnahm. "Alles wird gut.", versicherte Nayantai Rain mit einem Lächeln. Dann drehte er ihm wieder den Rücken zu und hockte sich, damit er nicht meterhoch war. "Ich trag dich ... du musst mir nur dabei helfen, meinen Mantel wieder anzuziehen, ja?" Vielleicht wäre es sinnvoll, sich zu beeilen, damit sie nicht noch eine Nacht hier schliefen.
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    • Die Krähe hatte scheinbar nochmal Glück gehabt, aber Rain fragte sich ob Nayantai noch einmal etwas fangen würde und wenn, ob sie das Tier dann auch nicht verspeisen konnten, weil es zu niedlich war. Im Endeffekt war es egal ob der Vogel ein Junge oder ein Mädchen war und Rain überlegte ob Nayantai einen triftigen Grund hatte ihn mitzunehmen. Ob er einfach einsam war? Vielleicht wollte er einfach etwas niedliches bei sich haben, zwischen all dem Blut und der Leichen. Rain konnte das verstehen und am Vortag war Rain nicht gerade ein guter Gesprächspartner gewesen. Andererseits würde ihm der Vogel wohl auch nicht antworten. "Ist schon in Ordnung.", lächelte Rain als sie beide stehen blieben und Nayantai sich zu ihm umdrehte. Fieber? Das hatte ihm noch gefehlt, aber gerade jetzt war es noch nicht so schlimm. Er brauchte nur eine kleine Verschnaufpause. Nayantai hockte sich vor ihn, damit Rain auf seinen Rücken steigen konnte und der Blonde seufzte unzufrieden mit sich selbst. Er kam der Aufforderung aber nach, sie hatten kaum eine andere Wahl, auch wenn er dem Wolf nicht so viel aufbürden wollte, speziell nicht, wenn sein eigenes Fieber vielleicht zurück kehrte. Rain kletterte auf seinen Rücken und legte seine Arme um seinen Hals. "Tut mir Leid...", murmelte er entschuldigend. "Nur... ein paar Minuten... dann kann ich selbst wieder gehen. Und vielleicht... spreche ich dann lieber nicht... und spare mir die Luft."

      Als sie sich weiter bewegten, vermutlich sogar schneller als zuvor, wollte Rain Nayantai zumindest ein bisschen unterhalten, also griff er das Thema von vorhin wieder auf. "Ich... will einfach nicht, dass sie so enden wie ich...", murmelte Rain und jetzt da er keinen Erben mehr zeugen brauchte, hatte er das eigentlich auch nicht vor. Rain legte seine Arme fester um Nayantai. "Dagegen hätte ich nichts...", murmelte er dann als Nayantai von Adoption sprach. Nicht jetzt, oder irgendwann bald. Aber sollten sie es schaffen einen geregelten Alltag zu haben und etwas Frieden, wieso nicht? Erst mussten sie allerdings Nayantais Familir finden und dann musste Rain sich ein Bild vom Leben in Thria machen. Danach musste Rain kurz rechnen, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, wie lange sie schon unterwegs waren. Hatte er seinen Geburtstag vergessen? "J-Ja... ich glaube schon.", antwortete er Nayantai, aber es war kaum der Rede wert. "Wenn es Bienen in Thria gibt... dann auch Honig.", erklärte Rain anschließend und schüttelte den Kopf. "Nein, es wäre sicher kuschelig..." Vielleicht wäre ihm dann nicht mehr so kalt.
    • Sie beide waren eigen, auf bestimmte Art und Weise. Nayantai wusste nur zu gut, dass Rain es gut mit ihm meinte und er selbst gut mit dem Lamm - die Hoffnung, die immerhin zuletzt starb, war eine, die er an den Tag legte, als Rain sich an seinen Rücken schmiegte und er freudig drauf losmarschierte. Hätte er ihr Kind nicht in sein Hemd eingepackt, sondern war sich sicher, dass das arme Ding auf seiner Schulter bliebt oder in seinen Haaren ein Nest baute, dann hätte er Rain vielleicht auch anders getragen. "Ich will, dass es dir gut geht. Du solltest dich nicht zu sehr verausgaben, ja?", lachte er freudig, als machte es ihm sogar Spaß, Rain durch die Gegend zu schleppen und ihm aufzuzeigen, dass nichts auf dieser Welt schlimmer war, als seelenruhig und alleine durch einen tröpfelnden, knisternden Wald zu stolzieren. Rain gab Nayantai ungeahnte Hoffnung, auch, wenn sie beide sich lediglich an alten Erzählungen und grenzdebilen Ideen festhielten, so reichte es für den Wolf. "Ich trage dich so weit und so viel, wie du möchtest. Rain, mach dir keinen Kopf darüber, Ausdauer erarbeitet man sich nicht in einem Tag und außerdem sind wir bald am Ziel, die letzten Kilometer schaffe ich schon." Nayantai schien erfreut darüber, dass sie die Grenze zu Thria überschritten hatten, auch, wenn sie geradewegs in ihr eigenes Verderben liefen.

      Die Bäume um sie herum krümmten sich in komische Richtungen und die Blätterkronen taten sich auf, als hätte sie jemand voneinander weggezerrt - je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto komischer wurde er, aber Nayantai war sich nicht mehr sicher, ob das hier überhaupt noch ein Wald war. "Keine Sorge.", nuschelte der Wolf lediglich und rieb Rain über sein Bein, als würde er ihn trösten wollten. "Dann adoptieren wir eben haufenweise Kinder." Nayantai konnte sich das Lachen kaum mehr verkneifen, als er daran dachte, wie Rain von halbwüchsigen Wölfen attackiert wurde, weil sie mit ihrem Vater spielen wollten und ihn dabei zu Boden rissen - der Gedanke allein war ein lustiger, wenn auch etwas dämlich. "Hm, warte, dann hatte ich ... auch schon? Keine Ahnung, jetzt sind wir halt beide älter. Egal." Wann hatte er auch Zeit, seinen Geburtstag zu feiern? Nayantai fühlte sich nicht alt, das würde er womöglich auch nie sein, und je weiter er diesen Weg hinabstapfte, desto eher viel ihm auf, wie viel zügiger sie unterwegs waren und wie anstrengend es geworden war, Rain zu tragen. Sein Kopf schmerzte nicht, aber immer wieder erwischte er sich dabei, wie er den einen oder anderen Baum doppelte sah und der Illusion deswegen immer öfter auswich. Wieso ihm seine Augen einen Schabernack spielten, das wusste er nicht. "Bienen? Keine Ahnung.", murmelte er als bedürftige Antwort, bevor er anfing, zu überlegen. Gab es denn ... nein. "Wenn ich auf dir liegen würde? Das ... kann ich nicht genau sagen, aber wir können es sicher ausprobieren." War das da vorne eine Lichtung oder hörte der Wald auf?
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Du aber auch nicht...", murmelte Rain. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Natürlich hatte er sich in Fhaergus irgendwie um Nayantai gekümmert, aber dafür musste er kaum einen Finger bewegen und am Ende hatte der Wolf selbst mit angepackt und Dinge hin und her geschleppt oder sogar Holz gehackt, auch wenn ihm erst keiner eine Axt geben wollte. Im Gegensatz dazu konnte Rain nichts anderes tun als sich durch die Gegend schleppen zu lassen, immer und immer wieder. Nayantai sollte nicht immer all die Arbeit haben, auch wenn er sagte es störte ihn nicht. Wie würde das erst werden, wenn sie eventuell doch seine Familie fanden? Konnte Rain dann überhaupt irgendetwas beitragen? Im Endeffekt besaß er keine nützlichen Fähigkeiten. Er konnte nicht kochen, nicht nähen und erst Recht nicht jagen. Alles was er konnte war zu lesen, zu rechnen und Klavier zu spielen, nichts davon war in Thria nützlich. Nayantai klang als wäre es Rain möglich mit der Zeit stärker zu werden, aber Rain glaubte nicht daran, stattdessen vergrub er nur sein Gesicht an Nayantais Schulter und zog seine Arme fester um ihn. Die Augen hielt er wieder geschlossen, so wie Nayantai es gestern auch wollte.

      "Hmm... in Ordnung...", murmelte Rain, der seinen Kopf immer wieder in seine eigene Schulter drücken musste, damit er Nayantai nicht anhustete. Er war gar nicht sicher, ob ein paar Wolfskinder überhaupt ein Schaf zum vater haben wollten. Jetzt da sie die Grenze überquert hatten bekam Rain ein wenig Angst davor, was es bedeuten würde in Thria zu leben. Nichts das er kannte gab es hier und das Leben war ein gänzlich anderes. Er würde nicht nur Nayantai zur Last fallen, sondern einer ganzen Gruppe Wölfe. "Ich hab dir doch extra einen Kuchen machen lassen...", murmelte Rain dann. Sie hatten Nayantais Geburtstag gefeiert, wenn auch nicht unbedingt an dem richtigen Tag. Rain musste vor ein oder zwei Wochen Geburtstag gehabt haben, aber er hatte es völlig vergessen. "Mhm okay... aber heute Nacht... war es auch bequem.", erwiderte Rain der merkte, dass auch Nayantai zu keuchen anfing. So wenig an Rain auch dran war, er war immer noch zu schwer um den ganzen Tag getragen werden zu können. "Sag, wenn du eine Pause brauchst..."
    • "Mach dir keine Sorgen.", entgegnete der Wolf. Rain benötigte die Hilfe mehr als er selbst und Nayantai war sich dessen bewusst, dass er gefühlt alles auf die leichte Schulter nahm. Was sollte er sonst auch tun? Wenn er seiner Einstellung von gestern folgte und nur grimmige Gesichter zog und knapp antwortete, dann hatten sie vermutlich eine ähnlich miserable Situation, die keiner von ihnen heraufbeschwören musste. Nicht nur, dass er Rain kurz anband, wenn er nicht einmal mit ihm redete, er tat sich auch selbst nichts gutes damit. Die Krähe schlief, drückte sich gegen seine Brust und gab lediglich kleinlaute, zufriedene Geräusche von sich. Das Lamm hingegen hatte sich gegen seinen Rücken und seine Schulter gedrückt und könnte eine Verschnaufpause sowie eine Nase voll Schlaf vertragen, die sich keiner von ihnen beiden wirklich gewährte. Sie wachten auf, zogen los, legten selten Pausen ein und redeten bis in die Nacht hinein miteinander - nur, um das Gleiche am nächsten Tag zu wiederholen und kein einziges Mal zu hinterfragen, ob sie nicht einen Tapetenwechsel gebrauchen konnten. "Ah, stimmt! ... Jetzt bin ich schon ganz verwirrt." Der Kuchen war zuckersüße Pampe gewesen, aber auch damals hatte der Wolf es nicht übers Herz gebracht, Rain zu sagen, dass er adrestianische Speisen verschmähte und lieber ein Stück gebratenes Fleishc haben wollte. Oder Suppe.

      "Als du auf meinem Schoss warst?", neckte er mit herausgestreckter Zunge, die das Lamm nicht sehen konnte. Nayantai berührte seine Nasenspitze damit, als würde es ihn in die richtige Richtung deuten, aber das tat es wohl kaum. Stattdessen war ihm jetzt um die bereits rote, fröstelnde Nase noch kälter, als eisiger Wind in sein Gesicht peitschte. Desto mehr Schritte er machte, desto schwerer wirkte Rain und desto näher schienen sie potentiellem Verderben zu kommen. "Mach ich, mach ich.", wimmelte er den Blonden ab und setzte ihren beschwerlichen Weg für den Moment fort. Seine Augen fielen auf den Ort dort drüben, wo die Bäume dünner und dünner wurden - dort, wo der Schnee unberührt und kohlweiß war, als hätte es keine Leiche gegeben, die ihren Weg dorthin gefunden hatte. Mit ein bisschen Anstrengung schaffte es der Wolf auf die vermeidliche Lichtung, auch, wenn der Weg eher dem einiger Stunden glich, ehe er einige Ketten an dünnen Baumstämmen erspähte, die im Schnee versanken. Nayantai schluckte - er hatte eine ungefähre Ahnung wo sie waren und als sie den letzten Baum hinter sich gelassen hatten, wollte er Rain noch immer nicht absetzen. Er atmete tief ein, dann aus - die eiskalte Luft war schön und der Ausblick atemberaubend - die seichten Schneemassen glitzerten von hier aus bergab in der Abendsonne, die bereits tief am Horizont stand. Es roch hier weniger nach Tod und Verderben, und ... "Wir sind in Thria!"
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    • Rain machte sich aber Sorgen und er konnte nichts dagegen tun. Er hielt seinen Mund, es machte keinen Sinn darüber zu diskutieren und in diesem speziellen Fall wollte Nayantai vermutlich auch lieber früher als später aus diesem Wald verschwinden und das war einfacher wenn sie Nayantais Tempo hielten und nicht Rains. Sie beide sprachen nicht mehr allzu viel, vermutlich ging dem Wolf selbst auch die Puste aus und Rain wollte ihm den Weg nicht schwerer machen als notwendig. "Schon gut...", murmelte Rain nur und drückte Nayantai einen seichten Kuss auf den Nacken, mittlerweile war es ihm egal wie schmutzig sie beide waren. Kurz darauf spürte er etwas feuchtes auf seiner Naser und zuckte. "Ew...!", beschwerte er sich, wusste aber aufgrund der Wärme sehr genau, dass Nayantai das gewesen war und nicht etwa ein Leichenteil auf ihn gefallen war. Er wischte seine Nase an Nayantais dreckiger Kleidung ab und klammerte sich anschließend wieder an ihn. Er wünschte er hätte sich irgendwie leichter machen können, vor Allem weil Nayantai Rain auch nach einer langen Weile noch nicht selbst gehen lassen wollte. Erst als Nayantai selbst wieder das Wort ergriff regte sich Rain und öffnete langsam die Augen.

      Rain blinzelte. Es war hell, auch wenn die Sonne bereits am untergehen war. Alles war in rotes Licht getaucht, aber nicht wegen irgendwelchen Blutes, sondern weil die Sonne die Landschaft vor ihnen wunderschön einfärbte. Es war anders als ihr letzter Blick auf Fhaergus, das Land war gesäumt von Bergen und Wäldern, Thria hingegen wieß nur vereinzelte Hügel auf und Schnee so weit das Auge reichte. "Lass mich runter...", bat Rain nachdem er den Anblick einige Minuten in sich aufgenommen hatte und ein paar mehr oder weniger tiefe Atemzüge genommen hatte. Die Luft war ein wenig zu kalt dafür, aber sie roch so viel besser. "Wir sollten hier Rast machen, nicht wahr?" Rain warf einen sehr schnellen Blick über seine Schulter, der Wald lag blutrot hinter ihnen, aber der Rand war nicht so ekelhaft. Die Bäume boten ihnen immerhin noch Schutz. "Wir sollten ein Feuer machen... vielleicht sieht uns sogar jemand? Oder... wollen wir das eher nicht?" Nayantai vertraute seinen hier lebenden Artgenossen nicht so recht, aber ob sie den Weg nördlich alleine schafften war auch fraglich. "Setz dich. Mir geht es besser, ich kann Holz sammeln. Ich bleibe am Rand des Waldes, ja?" Dann würde ihnen nur noch etwas zum Kochen fehlen, zumindest heißes Wasser wäre gut gewesen. Vielleicht hätten sie die Leichen plündern, oder ihre Knochen verwenden können, aber darüber wollte Rain gar nicht so genau nachdenken. Ein Feuer für die Nacht würde für ihn ausreichend sein, aber erst kniete er sich auf den Boden, hob ein wenig Schnee auf und rieb ihn in seinen Händen und dann auch in sein Gesicht. Es war kalt, aber Rain wollte zumindest ein bisschen sauberer sein. "Vielleicht solltest du den Verband jetzt abnehmen.", schlug er auch vor, wer wusste schon wie schmutzig er mittlerweile war.
    • Thria war ein trügerischer Fleck Erde - der Schnee ließ diverse Landschaften eben erscheinen und der ewige Winter und das tiefe Eis trugen dazu bei, eine perfekte Illusion zu erzeugen. Nichtsdestotrotz gab es derartige Dinge wie die Bergkette, die Fhaergus umgrenzte, an diesem Ort schon gar nicht und Nayantai wunderte sich, wie von Grund auf verschieden sowohl die Fauna als auch Flora der beiden Länder sein musste - Thria war kahl, kalt und relativ eben, aber in diesem Moment sahen die Schneemassen vor ihnen eher aus, als schlängelten sie sich bergab, in eine Art Tal und die Schlaufe, die sie zogen, lud dazu ein, sich einfach die Anhöhe herunterkullern zu lassen. "Dich runterlassen? Niemals!", warf er Rain vor, aber auch das bewährte sich nicht, als er das Lamm endlich auf festen Boden stellte. Nayantais eigene Beine fühlten sich an wie Brei und die kalte Luft, die sich in seinen Lunge breitmachte, roch nach Frost und Heimat - etwas, das er in Fhaergus nicht hatte und etwas, das ihm neue Zuversicht gab. Seine Familie lebte dennoch nicht hier, an der unberührten Grenze; hier draußen lebten nicht einmal die Kannibalen, die spitzbübische ihre Runden zogen, nein. Wenn sie Glück hatten, dann konnte sie deren Lager sogar umgehen - aber Nayantai war sich nicht ganz sicher, als er sich streckte und das kleine Federbündel aus seinem Hemd nahm.

      Das aufgeregte Quieken des Tieres, das offensichtlich am besten und am einfachsten von den dreien gereist war, ließ den Wolf seufzen. "Ruhe jetzt, Sohnemann.", mahnte er es und ging damit zu Rain, der offensichtlich andere Ideen hatte. "Nein, wir sollten hier nicht rasten.", erklärte er ihm und sah die Sonne nochmals an, die in seinen Augen beinahe schon riesig wirkte und vermutlich noch Ewigkeiten brauchte, um zu sinken. Der Ort hier war nicht geeignet, um auch nur eine Pause einzulegen - sie mussten schnell sein. "Rain, hör zu. Kein Feuer, kein gar nichts.", er drückte dem Blonden die aufmüpfige Krähe in beide Hände, die interessiert an einem der Finger des Lammes zu sein schien und sich an dem nächsten Wurm verging, der nicht essbar war. Wieso flog dieses Ding nicht davon? Was für ein komisches Kind es doch war. "Hier liegen überall Fallen, ich habe die Ketten im Wald gesehen. Wir sollten uns auf den Weg machen und hier keine Zeit vertrödeln, ja?" So lange die Sonne noch schien, hatten sie einen Vorteil, wenn auch nur einen mickrigen. Nayantai streckte sich erneut und knöpfte dann sein Hemd zu - und ihre kleine Krähe krächzte, sprang und flatterte davon ... Moment mal, wieso saß sie jetzt auf seiner Schulter? "Den Verband?" Der Wolf begann, ihn zu lösen und bekam plötzlich Hilfe von jemandem, der mit dem Ende des Tuches spielen wollte, das nun lose in der Luft hing.
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    • Die Aussicht hier war wunderschön, vor Allem wenn man gerade aus einem Wald kam der aus einer Horrorgeschichte stammen konnte die man nicht einmal Kindern erzählte, sondern Erwachsenen die sich ebenfalls fürchten sollten. Nayantai brauchte eine Pause und die Sonne stand tief am Himmel. Rain genoss allerdings die Sonnenstrahlen die auf seinem Gesicht landeten und ihn doch irgendwie aufwärmten. Als er allerdings zu Boden sah merkte er auch wie dreckig seine Stiefel und Nayantais Mantel waren, der für Rain zu lang war und sich dementsprechend beim Gehen durch den Wald mit Blut und Dreck vollgesogen hatte. Zumindest der Teil der auf dem Boden geschliffen hatte. Die Schultern waren ebenfalls blutig, durch den Regen der am ersten Tag vorgeherrscht hatte und wenn Rain nun ein paar Schritte machte, dann zog er eine rote Spur hinter sich her. Der Vogel war ihnen bis hier her gefolgt, beziehungsweise hatte er sich nicht aus Nayantais Hemd gekämpft. Jetzt wo Nayantai ihn wohl befreien wollte, gefiel dem Vogel das aber nicht so ganz. Er quiekte und flatterte ein wenig mit den Flügeln. Ihm war vermutlich noch nie so warm gewesen wie bei Nayantai.

      Der Wolf allerdings bewegte sich zu Rain und verneinte sein vorhaben. "Nicht?", fragte Rain und sah sich noch einmal den Stand der Sonne an, im Dunkeln weiter zu gehen war bestimmt keine gute Idee und abgesehen davon fürchtete Rain, dass ihm etwas zu kalt werden würde. Schon jetzt fröstelte er, seine Nase tropfte und er hustete alle paar Minuten. Nayantai drückte Rain den Vogel in die Hände, den er behutsam aufnahm, aber nicht festhielt. Er starrte ihn für ein paar Augenblicke an, unsicher was er mit einem Tier tun sollte, es war immerhin das erste, dass er in seinen Händen hielt, aber der Vogel hüpfte nur umher und knabberte an Rains kalten Fingern. Ouch, das tat weh! "A-aber..." Rain hatte sich geschworen auf Nayantai zu hören und trotzdem blickte er noch einmal die Schneedünen hinunter. Dort war nichts, nicht einmal ein einziger toter Baum. "Sollten wir nicht zumindest ein wenig Holz mitnehmen...?", fragte er, obwohl Nayantai darauf bestanden hatte kein Feuer zu machen. Dann sollten sie sich vielleicht doch noch einmal in den Wald zurück ziehen? "Du bist müde und die Sonne geht bald unter. Ist es dann nicht gefährlicher?" Als wäre der Vogel auf Nayantais Seite flatterte er plötzlich davon, nur um auf der Schulter des Wolfes zu landen der sich den Verband abnahm. Rain sah ihn nur aus dem Augenwinkel an, es sah immer noch schlimm aus und es war passiert weil Rain nicht gehört hatte, also biss er sich auf die Lippe. "Na gut, du weißt was wir tun müssen. Ich vertraue dir, aber ich kann jetzt auch ein Stück alleine gehen. Es geht ohnehin bergab." Vorsichtig lugte Rain nach oben. "Was für eine Art Fallen sind das denn?"
    • Sie hatten den schlimmsten und längsten Part ihrer Reise bereits überstanden - sich aus dem Fenster zu lehnen und sich auszuruhen war keine gute Idee, und doch fiel Nayantai in genau diesem Moment nichts besseres als das ein - er hatte keine Zeit, die ganzen Ideen oder Möglichkeiten, die sie beide hatten, in Ruhe durchzugehen oder zu überlegen, ob sie sich einfach setzen und ausruhen konnten. Ungeniert trat der Wolf näher an den Wald heran, um sich auf einen der vielen Äste zu stützen, die griffbereit hingen und sich an diesem hochzuziehen, mit jedweder Kraft die er noch in den Armen hatte, bevor das trockene Holz ein lautes Knacken von sich hab und mit dem Wolf, der auf beiden Beinen landete, zu Boden stürzte. Die junge Krähe flatterte aufgeregt im Stand, bevor sie wirklich ansetzte und augenscheinlich wieder im Wald verschwand. "Und jetzt haben wir keinen Sohn mehr.", lachte der Wolf leicht bedrückt, aber immerhin einen einigermaßen langen Ast, den er Rain präsentierte. Nayantai hatte eine einzelne Idee gehabt und wollte diese umsetzen - und zu Demonstrationszwecken brauchte er das lange Stück Holz immerhin.

      "Nein, wir sind vermutlich die ganze Nacht unterwegs. Aber ich trage dich, versprochen." Im Grunde genommen hätte auch der Wolf nichts gegen eine Pause einzuwenden, aber er glaubte nicht, dass noch eine Nacht hier draußen ratsam war - wenn sie weit genug wanderten, dann fanden sie schon morgen Nomaden, ein warmes Bett und genug zu essen, zumindest wollte Nayantai sich das alles schönreden. Im Geäst über ihren Köpfen krächzte etwas. "Wir haben diesen Stock, den wir benutzen, um Dinge vor uns zu erkennen, dann sollte das schon funktionieren. Außerdem ist es in Thria nachts nie wirklich finster.", erklärte er dem Lamm, als wüsste es, aufgrund eben jener mickrigen Beschreibung, was genau ihn in tiefster, thrianischer Finsternis erwartete. Der Schnee würde heute Nacht gleichzeitig ihr schlimmster Feind und ihr bester Freund werden. "Bleib trotzdem hinter mir ... und die Fallen kann ich dir gleich zeigen, warte." Nayantai fuhrt mit dem abgerissenen Stock unter die dicke Schneeschicht und griff mit seiner freien Hand nach Rains eigener, damit er ihn mit sich mit ziehen konnte. Nur wenige Meter führten sie bergab und während es keinerlei Indizien dafür gab, dass hier eine Falle war, machte etwas unter der dicken Schneedecke ein lautes, quietschendes Geräusch und der Stock krachte, als hätte man ihm zerrissen. Der Wolf lehnte sich nach vorne und fischte ein rostige Bärenfalle aus dem Schnee. "Das hier."
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    • Rain machte sich Sorgen um Nayantai, nicht nur wegen der augenscheinlichen Verletzung in seinem Gesicht, sondern auch, weil er den ganzen Tag nicht nur sein eigens Gewicht tragen musste, sondern auch Rains. Er wollte nicht widersprechen, er hatte sich geschworen auf Nayantai zu hören, weil was passierte wenn er es nicht tat, das hatte er bereits erlebt. Trotzdem gefiel ihm der Plan nicht und er erinnerte sich an ein vorhergegangenes Gespräch. "Das heißt... deine Wunde wollen wir jetzt auch nicht säubern?", fragte er vorsichtig und warf noch einmal einen genaueren Blick darauf. Niemand konnte sagen ob das alles Nayantais Blut war, oder ob sich das aus dem Wald damit vermischt hatte und wenn das der Fall war, dann war das bestimmt nicht gut. Sie hatten keinen Alkohol mehr den sie benutzen konnten um die Wunde zu säubern, aber der Schnee hier schien schon lange unberührt und war somit hoffentlich sauber. War es falsch sich solche Sorgen um den Wolf zu machen? Rain sah zu, wie Nayantai auf einmal auf einen Baum kletterte, obwohl sie sich schon auf einer ANnhöhe befanden, von dort oben konnte er kaum mehr sehen. Rain erschreckte sich als es knackte, genau so wie der Vogel, aber dem Wolf schien es gut zu gehen.

      "Das kannst du auch nicht ewig tun...", widersprach Rain nun doch, zumindest sollte er den Blonden selbst gehen lassen. Bergab dürfte es nicht so ein Problem sein, auch wenn der Husten konsistent blieb und Rain immer und immer wieder etwas metallisches in seinem Mund schmeckte. Nayantai hatte aber zumindest damit Recht, dass es nicht besser werden würde wenn sie hier warteten, Rain brauchte kein mickriges Feuer für ein paar Stunden, er brauchte ein warmes Bett. Rain sah Nayantai zu wie er mit dem Stock zurück kam und nickte. Er würde es einfach machen wie heute und hinter Nayantai hergehen, das würde ihm auch helfen sollte er ausrutschen, sofern er Nayantai nicht mit hinunter riss. Rain folgte dem Wolf langsam als dieser nach seiner Hand griff und ein paar Meter den Berg hinunter lief. Plötzlich gab es ein lautes Geräusch und Rain schrie beinahe auf. Er machte einen kleinen Satz, beruhigte sich aber schnell selbst wieder, bevor sie eine ähnliche Situation wie vor ein paar Tagen erleben würden. Kurz darauf präsentierte Nayantai Rain eine Falle und er war nicht sicher, ob er sie auf gut Glück gefunden hatte, oder die Stelle an irgendetwas erkannt hatte. "Sollten wir dann nicht ein paar mehr Stöcke mitnehmen...?", wollte er vorsichtig wissen und seufzte anschließend. "Wenn wir etwas Zeit gehabt hätten, dann hätten wir vielleicht auch einen Schlitten bauen können. Ich hab welche in Büchern gesehen und ich weiß, dass Eltern in Fhaergus ihre Kinder oft damit herum ziehen... das wäre vielleicht einfacher als mich zu tragen." Andererseits war er sich gar nicht sicher ob sie genügend Material finden würden. Eventuell müssten sie einen Mantel opfern um eine Art Seil zu knüpfen. Vielleicht konnte Rain sich auch einfach ohne hölzernen Untergrund an ein Kleidungsstück binden, auch wenn das nicht sonderlich angenehm klang.