spellbound. (earinor & akira)

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    • "Von mir aus!" Dennoch war all das einfacher gesagt als getan - Nayantai machte sich ohnehin schon viel mehr Sorgen um Rain, als er sollte und der bloße Gedanke daran, dem Lamm könne etwas passieren, das der Wolf nie und nimmer verhindern konnte, beschwerte ihm ein verdammt mulmiges Gefühl in der Magengegend. Vermutlich dachte er zu streng darüber nach, war sich nicht sicher darüber, wieso er überhaupt so sehr an dem Blonden hing und doch lag die Antwort doch klar auf der Hand - er hatte nichts, rein gar nichts, an das er sich sonst klammern konnte und auch, wenn es für die erste Zeit nur wie eine notgedrungene Lösung schien, so wusste Nayantai doch, dass sich etwas daraus entwickelt hatte, das er selbst vermutlich nicht als solches wahrnahm, bis es ihn traf, als wäre es ein Schlag in sein Gesicht. "Gut, dann zeige ich dir alles, was ich dir zeigen kann!", antwortete er mit einem durchaus bestätigenden Lippen auf rauen Lippen - er war das kalte Wetter hier draußen selbst nicht mehr gewohnt, zumindest fiel es ihm durch diverse Aspekte auf, die sein eigener Körper als eine Art der Rebellion zu zeigen schien. Allerdings war die Behauptung, es war im Kerker des Königs kuschelig warm, auch eine Falsche - und genau diese Gedanken wollte der Wolf schnellstmöglich aus seinem Umkreis verbannen - wieso auch sollte er sich um sie scharren?

      "Hm, wir könnten ihn doch besuchen? Vielleicht ... ich meine, das klingt optimistisch, aber vielleicht lässt er sich dazu überreden, uns zu helfen?" Nayantai wusste nicht viel über die Schafe, über ihre Gegebenheiten und die Politik, die sie ihr eigen nannten - auch, wenn Bezeichnungen übersetzt vermutlich einen Namen teilten, so durften sie nicht die gleiche Wertigkeit tragen und wer wusste schon, ob Rains Freund überhaupt Macht besaß - immerhin scharrten adelige Wölfe auch sogenanntes Fußvolk um sich und nannten es ihre Freunde, was hielt sie auch davon ab? "Das hört sich trauriger an, als es sein muss, aber du hast recht. Du hast mich und ich glaube nicht, dass es mit mir langweilig werden kann!", warf er ein. Natürlich sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben, allerdings wusste Nayantai auch, dass er vermutlich eines der Dinge war, mit denen Rain nicht gerechnet hatte und die das Lamm noch tagelang ausfragen würde, wenn sie auch nur annähernd Zeit dafür besitzen würden - hier und jetzt redeten sie wohl noch immer über die gleichen Dinge, auch wenn es beinahe so schien, als würden sie sich nur immer weiter in einem Netz verfangen, aus dessen Fänge sie alle beide nicht entkommen konnten. "Ja, aber nur wenn du dich festhältst!", ermahnte Nayantai Rain, bevor er sicherstellte, dass dieser auch auf ihn hörte - und kurzerhand auf den unteren Ast zurück kletterte und sich dann auf den Boden fallen ließ, an welchem er auch mit zwei Beinen aufkam - also war doch noch nicht alle Hoffnung in den Sand zu stecken. Der Wolf machte sich über den Proviant in den Satteltaschen her, bevor er zurück zum Baum kam, um diesen wenig elegant, aber dafür schnell genug wieder hochzuklettern - mehr brauchte er auch nicht, bevor er es sich wieder auf dem Ast neben Rain bequem machte. "Hm, dafür, dass du noch nie einen Fuß vor die Tür gesetzt hast, ist dein erster Ausflug ziemlich weit."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • "Aber zuerst müssen wir Wezette durchqueren und das dürfte dir selbst unbekannt sein, nicht wahr? Wie findest du Fhaergus und Wezette im Vergleich zu Thria?", wollte Rain wissen. Wenn es stimmte was man sich über Thria erzählte, dann gab es dort nicht viele Wälder und auch nicht viele Berge bis auf die, die die Grenze zum Süden bildeten. Rain stellte sich eine riesige, weiße Fläche vor, so weit das Auge reichte und ab und an vielleicht ein vereinzelter karger Baum, aber womöglich war es gar nicht so schlimm und die Schafe hatten einfach nur nicht viel für Thria übrig. "Huh?", fragte er dann aus seinen Gedanken gerissen, wie er es so häufig war. Er war so viel Gesellschaft und Aufmerksamkeit kaum gewohnt, oder war das alles nur eine Ausrede? Rain verbrachte mindestens so viel Zeit in seinen Gedanken wie in der Realität. "Nein... Ich will ihn nicht in das hier hinein ziehen. Wenn heraus kommt, dass er uns geholfen hat, dann ereilt ihn vermutlich das selbe Schicksal wie mich... Das will ich nicht riskieren.", erwiderte Rain mit einem Seufzen. Er dachte nicht einmal groß über diese Möglichkeit nach. Wezette konnte sich kaum wehren wenn der König beschloss er brauchte es nicht mehr. Rain würde seinem Freund nicht einmal einen Brief schreiben, es war besser auch er glaubte Rain wäre tot.

      Rain glaubte auch nicht, dass ein Leben auf der Flucht jemals langweilig werden konnte, aber er sagte davon nichts. Stattdessen lächelte er den Wolf an, der sich ständig viel zu viel Mühe gab. Für Rain war es genug hier zu sitzen, oder einfach nur mit dem Pferd durch die Wälder zu streifen. Da gab es schon genug zu sehen, er würde sich noch lange nicht langweilen, auch wenn er sich alleine beschäftigen musste. "Ich halt mich fest, keine Sorge.", lächelte er dann und schlang einen Arm um einen niedrig sitzenden Ast der sich etwa auf seiner Brusthöhe befand. Er lehnte sich dagegen und sah Nayantai dabei zu wie er auf den unteren Ast zurück kletterte und anschließend von diesem auf den Boden zurück hüpfte. Es sah bei ihm so einfach aus. Rain saß nun alleine auf dem Baum und wenn er den Boden betrachtete, der so weit weg war, dann bekam er ein mulmiges Gefühl im Magen, aber er wusste auch, dass er nicht fallen würde und dass Nayantai gleich wieder da war. Er machte sich allerdings Sorgen darüber wie er wieder nach unten kommen würde. Nayantai kam bald zurück nach oben und Rain lächelte. Den einen Arm wollte er nicht von dem sicheren Ast nehmen, aber die andere Hand war frei um etwas von dem Essen entgegen zu nehmen.
    • “Äh”, stimmte der Wolf an, der sich gerade etwas überfordert mit der Frage sah. Wie fand er Adrestia und die wenigen Orte, die er wirklich besucht hatte wirklich - sie waren angenehm warm, ja? Und der Kerker des Königs glich einer großen, ekelhaften Metapher für verrottendes Gemüse, nicht? Was sollte sich ein einfacher, verlorener Wolf aus dieser Erkenntnis nur stricken? Nayantai wusste nicht so ganz, was Rain hören wollte und dennoch konnte er sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. “Es ist kalt und komisch, aber das ist nicht schlimmes - es ist wärmer als in Thria, aber hier liegt trotzdem noch Schnee. Es gibt mehr Wälder und anderes Gras und allgemein sieht es … voller aus, als Thria.” Seine Heimat war kalt und karg, vermutlich etwas das auf irgendwelche Mythen, die mit den himmelhoch gepriesenen Göttern zu tun hatte - nichts, woran der Wolf glaubte, der eigentlich gedacht hatte, er zwang sich selbst mehr als nur eine Hochzeit auf, die schlussendlich nie stattgefunden hatte. “Hm, also belästigen wir deinen Freund nicht … das hört sich zwar nicht unbedingt nach den besten Bedingungen an, aber ich glaube es reicht auch, wenn wir es einfach nach Hause schaffen - zumindest vorerst.”, erwiderte der Wolf, bevor ihm noch eine Frage einfiel, die er Rain vermutlich vor die Füße werfen konnte. “Wie glaubst du sieht Thria aus?”

      Dass die Heimat des verschwundenen Kronprinzen eiskalt und leer war, das wusste vermutlich jedes Kind - endlose Weiten, überzogen von ein und derselben Schneeschicht, soweit das Auge reichte. Wenig Sonne, eisige Temperaturen und kontinuierlicher Schneefall - zumindest in den Wintermonaten, zumindest für die Mitte des Landes, in der er sich einen Großteil seines Lebens aufhielt, oder bildete er sich all das wieder nur ein? Wieso vernahm er Meeresrauschen in seinen Träumen, kaum lag er in einem Feld aus totem Gras wenn er sich Monate entfernt von der Küste befand, die aus nichts mehr als zerfallenden Eis bestand? “Gibt es eigentlich etwas anderes, das du tun willst, außer auf einen Baum zu klettern?”, harkte der Wolf nach, der sich dagegen entschied, den Beutel zu öffnen und stattdessen seine Hand in diesen steckte, um ein Stück Käse gegen in Bissweite von Rains Gesicht zu halten und ihn bestätigend anzulächeln. In Wahrheit brauchten sie beide einander, nicht mehr und der Wolf realisierte wohl all das, als er nach der Hand des Lammes griff, die wohl für etwas anderes gedacht war. “Und du bist dir sicher, dass du nicht lieber in den Süden davonrennen willst?” Thria war kalt und die Wahrscheinlichkeit, dass Rain an einem solchen Ort überlebte - zumindest auf Dauer - schieb absurd, angesichts der Tatsache, dass Nayantai sich nicht entsinnen konnte, das Lamm ohne einen erleuchtenden Kamin schlafen zu sehen. “Rein theoretisch, wenigstens.”
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    • "Kalt?", fragte Rain beinahe lachend und legte den Kopf schief. War nicht Thria eigentlich der kälteste Ort an dem man sein konnte? "Naja du warst ja auch im Winter in Fhaergus, aber bis wir zur Grenze kommen wird es bestimmt noch wärmer. Also... naja, dass sagen Leute zumindest über das Wetter draußen und die Jahreszeiten in Wezette." Rain selbst konnte das ja nicht wirklich beurteilen, bisher war er nur in Fhaergus gewesen und selbst da hatte er sich immer in beheizten Zimmern aufgehalten. Es wurde zwar auch in Innenräumen kälter, aber das war wohl kaum zu vergleichen. "Ich denke er hat seine eigenen Probleme... ", murmelte Rain entchuldigend, nachdem Nayantai nicht sehr zufrieden mit Rains Antwort klang. Er wollte keinen Freund in Schwierigkeiten bringen und er wusste auch gar nicht worum er ihn bitten sollte. Sie konnten nicht in Wezette bleiben. Eventuell konnte er ihn um ein zweites Pferd fragen und etwas Proviant, aber Rain konnte ja nicht einmal reiten. Bisher war er ja nicht einmal einen ganzen Tag wach geblieben, stattdessen hatte er in Nayantais Armen geschlafen. "Thria? Hm... weit, leer und weiß? Mit ein paar vereinzelten Bäumen vielleicht? So erzählt man es sich zumindest. Mein Vater hat nie viel dazu gesagt, aber ich denke die Teile die jetzt zu Alster gehören waren nicht so kalt. Ich weiß, dass es dort sogar einige kleine Wälder gibt. Dafür soll es im Nordosten so kalt sein, dass Schafe dort nicht überleben können."

      Rain wusste nur was in Büchern stand, oder das wenige das sein Vater ihm erzählt hatte, aber er sprach selten vom Krieg und erst Recht nicht davon wie die Landschaft aussah, dort wo er Blut vergoss und Männer verlor. Es fühlte sich auch unangebracht an danach zu fragen. Genauso fühlte es sich aber auch nicht ganz richtig an von Nayantais Land zu sprechen das er Stück für Stück an die Schafe verlor. Schlugen die Wölfe überhaupt jemals zurück? Die nächste Frage des Wolfes kam überraschend und Rain wusste nicht recht was er antworten sollte. "Uh... ich weiß nicht. Ich... hm... Ich würde gerne die Sterne sehen und... ich würde mich gerne in eine Blumenwiese legen. Oh und... eventuell würde ich gerne lernen wie man reitet." Am Ende war ihm mehr eingefallen als er gedacht hatte. Es gab vieles das er sich ausmalte. Wie er Schulter an Schulter mit Nayantai auf dem Boden lag und in den Nachthimmel blickte, oder wie er aus einem Wald hinaus auf eine dicht bewachsene Blumenwiese lief und sich einfach hinein fallen ließ. Das Reiten war etwas das alle in seinem Alter konnten, nur er nicht und es passte zum Bild eines guten Sohnes. Das war dumm, aber er wollte seinen Vater eigentlich immer stolz machen, auch wenn es Zeiten gab in denen er wütend auf ihn war und seine Entscheidungen anzweifelte. Statt etwas von dem Essen in die Hand zu bekommen nahm Nayantai Rains Finger und streckte im stattdessen etwas zu Essen vor die Nase. Rain blickte auf das Stück Käse und nahm es schlussendlich mit seinen Zähnen um es zu essen. Er kaute und schluckte bevor er antwortete. "Im Süden ist es womöglich nicht viel besser... aber wärmer. Aber ich bin sicher, dass unsere Chancen zu überleben in Richtung Thria wesentlich höher sind."
    • "Thria ist noch viel kälter, aber es ist in Adrestia nicht unbedingt warm, würde ich sagen. Zumindest wenn ich nicht vor einem Kamin verglühe", behauptete der Wolf. Wo war es während winterlichen Jahreszeiten überhaupt warm? Nayantai leuchtete es erst gar nicht ein, wirklich darüber nachzudenken - aktuell war es ohnehin so, dass sich nichts daran ändern würde, weil er sich über Kälte echauffierte, die sich in spröde Haut und müde Knochen fraß, während er selbst nicht ein einziges Mal dazu imstande war, die Augen offenzuhalten, ohne sich den eigenen, aus Pech und Schwefel gewobenen Albträumen hinzugeben. "Vermutlich, es taut sowieso." Der Frühling schien sich noch nicht durch die ergiebigen Landmassen des fremden Gebietes zu fressen, gejagt von immer wärmer werdendem Wind, doch früher oder später - hoffentlich wenn sie das Gebiet längst verlassen hatten - würden sich die Gegebenheiten ändern. Fraglich kam ihm allerdings nur vor, wieso ausgerechnet er es war, der keinerlei Verstand zu besitzen schien, wenn er an die Unmöglichkeiten der Welt dachte - und all das, während er seine Aufmerksamkeit eher Rain zusprechen sollte, mit dem er sich einen Ast, hoch oben auf einem Baum teilte, auf den sie sich beide nur mühsam gehievt hatten. "Dann will ich ihn nicht mit unseren belasten", erwiderte er knapp und schüttelte den Kopf leicht - nördliche Wölfe fragten die Westlichen doch auch nicht, ob sie ihnen halfen, einen aussichtslosen Krieg zu gewinnen, wieso sollten Schafe all das anders sehen? "Mh, weit, leer und weiß trifft es ziemlich gut, vor allem in kälteren Monaten ... aber ja, die Grenzgebiete sind eher von totem, trockenem Gras überwuchert und überfüllt mit diversen Wäldern und Gestrüpp."

      Wann hatte er das letzte Mal in Ruhe auf einem Baum gesessen und einfach nur das rege Treiben von oben herab beobachtet? Es fühlte sich beinahe falsch an, über die Weiten des Fleckenteppichs aus Schnee, grünem und braunem Gras sowie verwesendem Laub anzusehen, das unter jedem einzelnen Schritt ein bestimmendes Geräusch von sich gab - und doch saß er hier oben und starrte auf die Leere dieser Welt hinab, nur, um seinem Blick abermals Rain zuzuwenden. "Die Sterne können wir uns heute ansehen und wenn du möchtest, dann kann ich dich das Pferd führen lassen!", schlug der Wolf vor. Blumenwiese? In Thria gab es etwas derartiges nicht, aber allein die Vorstellung eines von Blumen überfüllten Feldes, in dem sich jeder Grashalm sanft in die vom Wind dirigierte Richtung bog, schien eine durchaus Schöne zu sein - etwas, das er sich im Eigengrau erst recht nicht vorstellen konnte. Gab es in Thria überhaupt Blumen, die er Rain zeigen konnte? Selbst die Flora und Fauna des Landes schien inexistent - beinahe so, wie ein Großteil der gesamten Bevölkerung, der sich gut und gerne ins Nichts aufzulösen schien. Vermutlich aber ... "Da hast du vielleicht recht, auch wenn es in Thria wirklich verflucht kalt sein wird", erwiderte er. Es war an gewissen Orten nie warm, oder zumindest lau und die Wahrheit war, dass der Wolf sich nicht nur Sorgen um Rain machte, sondern auch um sich selbst und die vorherrschende Tatsache, dass es vermutlich diverse Leute geben würde, die ihn lieber tot als lebendig wiedererkennen wollten. Anstatt sich darüber jedoch zu beschweren, präsentierte er dem Lamm erneut ein Stück ihres Proviants, nur um dessen Hand weiterhin halten zu können - nur im Falle des Falles, wortwörtlich. "In Thria kann ich dir dummerweise keine Blumenwiese anbieten ... aber dafür haufenweise Schnee, in dem du dich wälzen kannst?" Angesichts Rains angeschlagener Gesundheit war das vermutlich keine sonderlich gute Idee, allerdings glaubte der Wolf, dass das Lamm zumindest für ein paar Momente in seinem Leben Spaß haben sollte - ohne sich um etwas sorgen zu müssen.
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    • "Es kommt darauf an wo in Adrestia, weißt du?", lächelte Rain. "Fhaergus ist das kälteste Land in Adrestia, Wezette, Alster und Stenz sind wärmer, aber im Vergleich zu Olette und Lavern immer noch ziemlich kalt. Im Süden soll es noch wärmer sein." Rain konnte natürlich nichts davon mit Sicherheit sagen, immerhin war er noch nie irgendwo gewesen. Wie das Wetter in bestimmten Bereichen Adrestias war war für die Beide neu und Nayantai wusste vermutlich auch nicht viel über Wezette, oder dessen Pflanzen und Wetter. Rain hatte zumindest davon gehört und ein wenig darüber gelesen. Wezettes Fürst hatte Rain immer einiges erzählt. Er war selbst nicht ausgestattet im Krieg zu kämpfen, er war selbst eher jemand der zu Hause blieb, oder einfach nur einen Spaziergang machte, aber er konnte im Vergleich zu Rain nach draußen. Er konnte auch reisen, nach Lavern, oder Myriad wenn die Adeligen des Landes eingeladen wurden und er erzählte Rain danach immer davon, auch wenn er sich selbst dort meistens nicht wohl fühlte und seinen Freund lieber bei sich gewusst hätte. Er wurde sehr jung Fürst von Wezette, als sein Vater starb und einen Scherbenhaufen hinterlassen hatte. Es machte ihm die Sache nicht einfacher, dass noch so viele der älteren Fürsten an der Macht waren und ihn in seinen jungen Jahren selten ernst genommen hatten. "Die Grenze von Wezette hat sich seit dem Krieg nicht geändert, also werden wir das wohl sehen." Sofern sie überhaupt so weit kamen.

      "Ich will nicht, dass wir wegen mir langsamer voran kommen.", lächelte Rain, der sich nicht sicher war, ob er das Pferd irgendwohin lenken konnte. Andererseits war es vermutlich nicht so schwer so lange Nayantai hinter ihm auf dem Pferd saß. Ohne das Pferd würden sie vermutlich immer noch in Fhaergus sein, obwohl sie sich einmal kurz überlegt hatten es zu tauschen, aber bei näherer Betrachtung schien das eine schlechte Idee. "Nayantai, brauchen wir eigentlich noch irgendwelche Dinge? Sollten wir versuchen an einer Stadt vorbei zu kommen?", fragte Rain dann, wusste aber nicht ob Sara ihnen überhaupt Geld eingepackt hatte. Wenn schon, dann konnte Rain bestimmt etwas kaufen. Das konnte ja nicht so schwer sein. "In den Bergen in Fhaergus war es auch sehr kalt... das wird schon, bis wir deine Familie gefunden haben." Rain lächelte, das war doch der Plan oder? Und wenn sie seine Familie gefunden hatten, dann mussten sie vermutlich nicht mehr in einem kleinen Zelt hausen, das sie kaum vor dem Wind schützen konnte. Rain sah auf das Stück Käse vor seiner Nase, wie zuvor, dann hob er eine Augenbraue und sah Nayantai an. "Was ist mit dir? Du solltest auch etwas essen." Der Wolf nahm ohnehin zu wenig zu sich, dabei war er derjenige der die meiste Arbeit machte. "Du brauchst die Energie." Rain nahmd as Stück Käse trotzdem entgegen um es zu essen und nickte mit einem leichten Lächeln auf Nayantais Vorschlag hin. Er wusste zwar nicht ob er sich wirklich in den Schnee legen konnte, aber er wollte auch nicht zu viel darüber nachdenken.
    • "Dafür ist Thrias Westen am Kältesten und der Osten am Wärmsten ... mh, abgesehen davon, dass beinahe jedes Stück des Ostens euch gehört." Hatten diese Orte überhaupt Namen? Adrestianer schienen beinahe besessen von der Idee, alles und jedem einen Namen aufzubrummen, während Thrianer lediglich sich selbst einen verständlichen Namen gaben, bevor sie sich in viel zu viele Gruppen aufteilten. Beständigkeit oder Einheitlichkeit schien Niemand von ihnen zu kennen - die Welt bewegte sich und damit die Kinder der eisigen Landschaft, auf der sie ihr Leben aufbauten und in der sie bleiben würden, bis der Tod sie heimsuchte. Jeder von ihnen hatte eigene Traditionen, genau so wie ein jeder von ihnen nicht mehr war als der eigenen Wahrheit beraubt, der Verwirklichung und der Vorstellung seiner Träume nicht Herr - und der Wolf saß hier, irgendwo im nirgendwo, das sich Feindesland nannte, auf einem Baum und machte sich über seinen Proviant mit einem Schaf her, das er eigentlich hassen und ermorden sollte. Wieso tat er es nicht? Vermutlich deswegen, weil er nicht mehr als ein normaler Mensch und kein Monster war, das sich ungefragter weise über so viel mehr hermachte als die einfache Vorstellung, jemand sein zu können, der er nicht war. "Und du bist dir noch immer sicher, dass du über genau diese Grenze willst?" Natürlich konnte ein Wolf auf sich selbst achtgeben, unbemerkt durch feindliches Gebiet schleichen, aber besagtes, feindliches Gebiet gehörte Wölfen - denjenigen, mit denen sich nicht einmal die anderen Wölfe verbünden würden, insofern es nicht sein musste.

      "Ich glaube nicht, dass wir langsamer vorankommen, wenn wir uns gemeinsam auf das Pferd setzen." Schlussendlich konnte er so gut und gerne nachhelfen und im Notfall auch nach den Zügeln greifen, die Rain in seinen weichen, beinahe schon eiskalten Händen halten sollte. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Um zu überleben mussten sie mehr als nur ein paar Kompromisse eingehen - und Nayantai wäre es vermutlich auch egal gewesen, wenn er weiterhin zu hungern hatte, zumindest bis sie seine Heimat erreichten. Von Rains Bediensteten - und theoretisch auch ihm - gefüttert zu werden war etwas, womit Nayantai ohnehin nicht gerechnet hatte, weswegen er sich wohl nie sicher war, was er essen konnte und was nicht. Abgesehen davon schmeckte er absolut nichts, außer den durchaus süßen Kuchen, mit dem er sich präsentiert sah - er hatte Rain noch immer nicht gebeichtet, dass er ihn durchaus widerwärtig und gut gefunden hatte, oder? "Wir haben noch Proviant, aber ich müsste ihn vermutlich rationieren um herauszufinden, wie lange er hält." Kämen sie über die adrestisch-thrianische Grenze erst in seine Heimat würde es nur noch schlimmer - der Wind heulte über offene, schneebedeckte Felder, jahrein und jahraus - und oft genug gab es weit und breit keinen Nomadenstamm, der sich einfach auf offener Ebene niederließ, nicht seitdem der Krieg ausgebrochen war. "Du hast recht, und wir müssen nur in die Nähe der Mitte von Thria! ... Wenn sie noch dort sind, wo das Lager vor meinem Verschwinden war." Vage Vorstellungen hatte der Wolf durchaus, aber selbst der Stamm des Königs zog irgendwann weiter, vor allem, wenn er sich aus der Schusslinie der Schafe ziehen wollte, um nicht als Nächstes attackiert und ermordet zu werden. "Mh, ja, ich weiß ... aber du auch!" Sie beide hatten es nötig, mehr zu essen - das konnte weder er Rain noch Rain ihm ausschlagen und dementsprechend griff er selbst in den Beutel mit Proviant um ein Stück Käse zu essen und dem Lamm noch eines anzubieten. "Wir sind beide nicht gerade ... naja. Du bist auch nie wirklich hungrig!" Würden ihre Reserven in Thria, auf dem Weg in seine Heimat schwinden, dann hatten sie erst recht schlechte Karten.
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    • "Tut mir Leid...", murmelte Rain. Immerhin war es sein Volk gewesen das Nayantai seiner Heimat beraubt hatte und es für sich beanspruchte. All das gehörte jetzt zu Alster, Wezette freute sich nicht wirklich darüber, aber wenn sie könnten, hätten sie den Krieg schon lange beendet. Stenz war eher ein Problem für Alster, sie nahmen es Alster übel, dass sie ihre Grenze um Stenz gebaut hatten, statt ihnen auch ein Stück vom Kuchen abzugeben. Nachdem sich das abgezeichnet hatte, stürzte der älteste Sohn des Fürsten seinen Vater. Angeblich band man ihn an einen Mast und ließ das Schiff alleine nach draußen segeln. Der Grund, Hochverrat am eigenen Fürstentum, aber sein Sohn hatte dann auch kein Land mehr erschließen können. Der Krieg selbst störte sie aber wohl nicht sonderlich. "Ja bin ich. Ich weiß nicht wie ihr Wölfe das handhabt, ob ihr eure Grenzen tatsächlich sichert, aber Alster tut das und sie hassen Wölfe. Vielleicht würde ihr Fürst mich irgendwie unterstützen, er hatte immer gute Beziehungen zu meinem Vater, aber dich? Niemals, er würde dich an Ort und Stelle hinrichten lassen und er hat viele Soldaten an der Grenze stationiert, er baut auch Wachtürme, damit ja kein Wolf nach Adrestia gelangt, zumindest nicht über seine Grenze.", erklärte Rain. Von Anfang an hatte er Nayantai einbläuen wollen, dass wenn er ging, er sich so weit wie möglich von Alster fern halten sollte.

      "Hm, na gut.", nickte Rain dann. Ein Pferd zu lenken konnte nicht so schwer sein, aber an irgendeinem Punkt sollte er vielleicht lernen wie er selbst auf eines hinauf kam. "Was ist mit Werkzeug? Jagdausrüstung vielleicht? Falls der Speer nicht reicht? In Wezettes Wäldern sollte es genug Tier zum Jagen geben, oder dauert das zu lange?" Rain hatte keine Ahnung, er wusste auch nicht wie viel Proviant sie tatsächlich noch hatten, oder ob Nayantai aus einem Stein und ein paar Zweigen auch einfach eine Falle bauen konnte, die sie über Nacht aufgestellt ließen um am nächsten Morgen zu sehen ob sie sich etwas gefangen hatten. "Wir werden sie finden, da bin ich sicher.", lächelte Rain noch einmal, auch wenn er sich gar nicht so sicher war. Trotzdem wollte er daran glauben, dass zumindest Nayantais Vater noch lebte und er immer noch ein zu Hause hatte. "Du bist aber doppelt so groß wie ich und machst zehn mal so viel Arbeit. Du musst viel mehr essen als ich!", erwiderte Rain fast schon wie ein kleines Kind. Er wollte nicht, dass Nayantai mit dem Essen bei sich selbst sparte, nur damit der Proviant länger hielt. Wenn jemand weniger zu essen bekommen sollte, dann Rain. Jetzt im Moment aß er aber noch brav, sofern Nayantai dasselbe tat. Komischerweise grauste es Rain hier draußen wesentlich weniger davor zu essen.
    • "Du kannst noch am aller wenigsten dafür", entgegnete Nayantai. Rain trug keine Schuld an den Dingen, die seinem Volk passierten und selbst, wenn Nayantai es nicht besser wüsste, würde er meinen, das Lamm würde sich nicht trauen von alleine einen derartigen Krieg anzuzetteln. Wieso auch? Einen wirklichen Grund besaß keiner von ihnen, zumindest keiner ihrer Generation - Niemand, der glaubte, wahrhaft zu leben und Niemand, der wirklich Schuld an dem Krieg trug, der loderte wie wütendes Feuer, wie ungeteilte Tatsachen, die oftmals nicht mehr waren als ein tiefsitzendes Missverständnis. Nayantai hinterfragte vieles, aber nicht alles und wenn er weiterhin darüber nachdachte, dann wunderte er sich, ob irgendein Wolf überhaupt imstande gewesen wäre, eine Flutwelle aus Hass loszutreten, nur, weil er sich über das falsche Schaf hermachte. Sie alle hatten Rollen die es auszufüllen galt - Fußstapfen in die es zu treten galt - und doch schien Nayantai nicht zu wissen, was er wirklich tun wollte, selbst dann nicht, wenn er hoch oben auf dem Ast eines Baumes saß und seine wiedergewonnene Freiheit für den Moment genoss, ungestört von all den Dingen, die ihn sonst heimzusuchen versuchten. "Das heißt wohl auch, dass wir den Weg durch Wezette und über diese Grenze nehmen müssen. Hoffen wir einfach, dass wir Glück haben und nicht im Nest der Kannibalen landen", greinte er, während er eine Grimasse zog. Welche Geschichten erzählte man sich auch über die einzigen Wölfe, die Spaß am Krieg zu haben schienen, weil sie jede Schlacht - wenn man es denn überhaupt so nennen konnte - in ein blutiges Massaker verwandelten, dass sie durchgehend gewannen?

      Rain hörte sich nicht sonderlich begeistert darüber an, anders als der Wolf, der schon lange nicht mehr darüber nachgedacht hatte, was genau die Definition von Spaß in seinem Wortschatz bedeutete und wohin die ferne Reise zu gehen schien - genau genommen war nichts davon sonderlich relevant und in erster Linie schien es nur darum zu gehen, dem Lamm etwas zu zeigen, das es nicht kannte. Trübsal zu blasen war nichts, dass der Wolf wollte und doch erhaschte er sich immer wieder bei dem Gedanken daran, dass sein Lamm und er eventuell die letzte Reise ihres Lebens vor sich hatten - etwas, das es auszukosten galt, zumal es offensichtlich war, dass Rain in seinem Leben so viel verpasst hatte und noch so viel sehen konnte. "Eher nicht, aber vielleicht ... hm, nein. Ich denke nicht, dass wir wirklich irgendetwas brauchen." Im Endeffekt konnte er Dinge, die er hier draußen fand benutzen und ein Messer, um alles kleinzuschneiden, würde er schon irgendwie auftreiben können - notfalls eignete sich die Spitze seines Speeres auch, selbst wenn er sich nicht sicher war, was Rain überhaupt beschaffen wollte. "Brauchst du etwas?", hinterfragte er. Es war beinahe schon schmerzhaft offensichtlich, dass Nayantai ihn am liebsten bis zum Ende der Welt verfolgen und beschützen würde, auch, wenn es beinahe schon unmöglich schien, von einfachen Schafen nicht als wütender Wolf im feindlichen Gebiet erkannt zu werden. "Mhm, und dann kann ich mir erstmal anhören, dass ich viel zu lange weg war!" Oder eher, dass man ihm den Kopf von seinem Hals pflücken müsste - und doch wollte er seine Ängste nicht Rain mitteilen, der durchaus besseres verdient hatte. "Ich esse nur, wenn du mit mir isst! Außerdem habe ich auch ohne viel zu essen genug Kraft für uns beide!", behauptete er prompt, bevor er sich selbst ein Stück Käse in den Mund steckte und Rain kurz danach, um sie beide zum schweigen zu bringen - war das hier nicht kindisch? Aber verdammt lustig, auf eine eigene, morbide Art und Weise. "Wir sollten beide mehr essen, wenn wir in Thria sind." Vielleicht schmeckte er das Essen seiner Heimat ja ...
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    • "Ich habe aber auch nichts dagegen unternommen...", erwiderte Rain. Er konnte den Krieg noch so sehr verteufeln, aber am Ende hatte er sicher in seinem Anwesen gelebt, entfernt von all dem und hatte nichts getan, um das Leid zu beenden. Es war also falsch zu behaupten alle anderen waren Schuld an diesem Krieg. Er war ein angehender Fürst von einem der sieben Fürstentümer und dennoch hatte er nicht einmal versucht etwas zu tun. Es hätte allerdings wohl auch nicht viel gebracht und sein Vater der sich über Jahre hinweg unrealistischen Forderungen des Königs klar widersetzt hatte, wurde deshalb wohl mitten im Winter auf eine aussichtslose Mission geschickt. Seinen Sohn wollte man ebenfalls schnell los werden, hätte er also früher etwas gesagt, wäre wohl dasselbe passiert, nur früher. "Glaub mir, alles ist besser als Alster...", erwiderte Rain. Sie mussten sich ja nicht allzu weit von der Grenze entfernen und nahe Adrestia gen Norden reisen, solange sie sich entfernt hielten von den Wachtürmen und Patrouillen. Rain wusste nichts über Nayantais Verwandte im Süden Thrias, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie schlimmer waren als die Soldaten in Alster die Nayantai entweder gleich töten würden, oder wenn sie ebenfalls auf Geheiß des Königs nach ihm suchten, vermutlich zurück in die Hauptstadt schleppten. Dort wollte Nayantai bestimmt nicht wieder hin.

      "Na gut.", nickte Rain dann und fragte sich ob Nayantai das nur sagte, weil er ihn besser nicht aus den Augen lassen wollte. Sollten sie irgendetwas aus einer Stadt brauchen, dann konnte der Wolf definitiv nicht mitkommen. "Ich? Nein. Ich glaube nicht.", entgegnete er dann. Solange sie Wasser und zu Essen hatten, brauchte er tatsächlich nichts. Er wusste auch gar nicht was er sonst heir draußen brauchen könnte. Nayantai musste wissen wie sie an Nahrung kamen, oder ob sie etwas anderes brauchten. "Naja du kannst ja nichts dafür. Ich bin sicher sie freuen sich, dass du überhaupt noch lebst!", entgegnete Rain auf Nayantais Gejammer. Immerhin hatte er noch Familie, die Frage war eher wie sie ein kränkliches, nutzloses Schaf annahmen, wenn er mit Rain auftauchte. Eventuell wollten sie ihn genauso tot sehen wie die Schafe Nayantai. "Ich esse doch!", beschwerte Rain sich, konnte aber nicht weiter sprechen als ihm ein weiteres Stück Käse in den Mund gesteckt wurde. Wenigstens aß Nayantai auch etwas. Er brauchte wesentlich mehr Energie. Er war zum einen größer als Rain und zum anderen war er es der Rain überall hin mitschleppte, der die größeren Äste trug, Rain auf das Pferd und hinunter hob, oder auf einen Ast zog.
    • "Hättest du denn etwas dagegen unternehmen können?", hinterfragte der Wolf, allein aus Neugierde heraus. Nayantai war wohl auch derjenige, der etwas - irgendetwas - hätte tun können, aber nicht tat, weil sein Hass ihn von innen heraus zerfraß, gleich wie so manch anderen Wolf, der wohl doch lieber in der Unwissenheit lebte, diese Welt nicht mehr als die Eigene zu erkennen, kaum erwachten sie alle aus ihrem Tiefschlaf und mussten der wahrhaften Gefahr ins offene Auge blicken - selbst dann, wenn sie sich nicht imstande dazu sahen, sich all der Macht, mit denen ihnen entgegengewirkt wurde, zu widersetzen. Offen und ehrlich lechzten sie doch allesamt nach Erfüllung, nach Dingen die keiner von ihnen gewährt bekam solange die Schafe in ihrem unmittelbaren Umfeld existierten - es wäre ein Fehler, zu behaupten, er wäre nicht neidisch auf ihre ungetrübte, bestätigende Existenz und es war durchaus verrückt, würde er behaupten, die Welt drehe sich nur um ihn und niemanden sonst. "Ist Alster wirklich so schlimm?" Schauergeschichten hörten auch Wölfe, aber keine davon bezogen sich auf ein spezifisches Gebiet, geschweige denn wurde einem klar, was ein vermeidlicher Kampf überhaupt war, strömten die Feindesmassen aus so vielen verschiedenen Richtungen eben jenen Landes, das immer noch versuchte, ihnen allen den Verstand zu rauben, der ohnehin schon nicht mehr in bestem Zustand war. Wonach suchten sie? Erfüllung, für Träume, die sich immer kleiner und unwichtiger machten?

      War der junge Adelige wirklich so erpicht darauf, ein Dorf zu besuchen, weil er wieder unter Menschen sein wollte, oder bildete er sich eher ein, aus seiner eigenen Welt weiter flüchten zu müssen, weil er gerade jetzt den Tatendrang zu einer weiteren Flucht aus seinen gewohnten vier Wänden besaß? Der Wolf konnte ebendas nicht deuten, anstatt dessen kam er allerdings nicht umher, Rain beinahe schon wehmütig anzulächeln, als täte es ihm leid, dass sein Beschützerinstinkt noch immer - in jeder Lebenslage - die Überhand gewann. "Das heißt zumindest, dass wir fürs Erste alles haben, was wir brauchen, oder?", erkundigte er sich, auch, wenn er sich sicher war, dass er früher oder später Rain wohl damit belästigen musste, für sie beide einen einsamen, trostlosen Halt in einem der Dörfer einzulegen um tatsächlich ihren Proviant aufzustocken. Nayantai würde all das vermutlich viel zu gerne selbst übernehmen, doch die Realisation, dass man ihm vermutlich nur den Hals umdrehen und die Hände abhacken würde war schnell genug, um sich selbst abermals ein Stück Käse in den Mund zu stecken und dafür den Mund zu halten, der oft genug nur ein Grummeln von sich gab. Zufrieden war wohl etwas anderes, zumindest glaubte er das. "Mhm, bestimmt!", belächelte der Wolf die Aussage lediglich. Wenn der ehemalige angehende Fürst nur wüsste, wie Thrianer mit ihren eigenen, regelbrechenden Artgenossen umgingen, so würde er sich vermutlich nicht einfach so auf derartige Aussagen verlassen - im Gegenteil. "Du kannst ruhig etwas mehr essen, wir beide könnten eigentlich etwas mehr vertragen!", korrigierte er sich alsbald, bevor er auch dem Lamm noch ein Stück ihres Proviants anbot. "Aber ... ich wünschte, ich könnte dir die Sterne zeigen, die Äste sind im Weg."
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain blickte Nayantai für einen Moment an, wandte dann aber seinen Blick ab und sah einfach in den Wald hinein der sich rund um sie erstreckte. "Ich weiß nicht...", antwortete er langsam, aber innerlich zermarterte er sich das Hirn. Hätte er etwas tun können? Er war noch nicht der Fürst von Fhaergus gewesen, er war nur der Erbe, sein Vater hatte das sagen. Und selbst wenn, dann war er nicht sicher, ob er etwas tun hätte können, immerhin hatte der König auch so einen Angriff auf Fhaergus erlaubt und das obwohl sie sich dem Krieg noch gar nicht verweigert hatten. Vermutlich wäre das nur früher passiert. "Aber ich habe es auch nicht versucht.", schnaubte er dennoch. Er mochte den Krieg nie, nicht nur, weil er dadurch seinen Vater so gut wie nie sah und jetzt wo er Nayantai kannte und bestätigt bekam, dass die Wölfe keine Monster waren, empfand er den Krieg als noch schlimmer als zuvor. Rain wandte seinen Blick auf seine schmutzigen Hände. So vieles hatte sich zu schnell geändert. Er hatte nie zuvor schmutzige Hände und irgendwann würde seine Haut vermutlich auch nicht mehr so weich wie die eines Adeligen sein, sofern er noch eine Weile überlebte. Sogar Narben würde er nun haben, auf seinem Rücken. Die Wunden dort schmerzten immer noch, aber Rain war es gewohnt mit Schmerzen umzugehen. Er sah wieder auf, sah Nayantai beinahe schon ernst an und nickte. "Ist es. Wenn du ein Wolf bist.", erklärte er. Dort wollten sie definitiv nicht hin.

      Rain war nicht sicher wie er Nayantais Blick zu deuten hatte. Es war Rain nicht so wichtig in eine Stadt zu gehen, vermutlich wäre er ohnehin überfordert und hätte Angst erkannt zu werden, auch wenn er es bezweifelte, aber er wollte auch nicht, dass ihnen irgendetwas fehlte. Vor Allem bevor sie nach Thria kamen sollten sie vermutlich sicher stellen, dass sie alles dabei hatten was sie brauchten. "Ich denke ja.", nickte Rain mit einem leichten Lächeln. Die Hauptsache war, dass sie es zurück in Nayantais Heimat schafften, zumindest für den Anfang wären sie dort sicher, zumindest sicherer als hier. "Du meintest doch gerade du müsstest erst noch rationieren bevor wir wissen wie viel Essen wir an mich verschwenden können.", erklärte Rain und sog scharf die Luft ein nachdem er geendet hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass Nayantai so etwas gar nicht hören wollte. Tatsache war jedoch, wenn ihnen der Proviant ausgehen sollte, dann müssten sie an Rain sparen und nicht an Nayantai. Rain nahm also ein weiteres Stück Käse und steckte es sich brav in den Mund. "Vielleicht ist es einfacher die Sterne zu sehen, wenn wir uns einen Platz auf der Lichtung suchen. Wenn nicht, dann ist es auch nicht so schlimm. Wir werden ab jetzt viele Nächte im Freien verbringen, richtig?"
    • In Wahrheit reichte es ihm wohl, dass Rain sich gegen den Krieg aussprach oder zumindest Interesse daran zeigte, ihn nicht weiterhin zu unterstützen - Nayantai war sich bewusst, das Worte und Gedanke eines Einzelnen wohl keine Berge bewegen oder Meinungen ändern konnten, aber die Hoffnung darüber, alles würde schlussendlich doch noch funktionieren, blieb zumindest für den Moment bestehen. "Zerbrich dir nicht den Kopf darüber", meinte er kopfschüttelnd. Rain war einer der Wenige, die wohl wirklich nichts für die vorherrschende Misere dieser Welt konnten und dennoch oblag es auch nicht ihm, sie wirklich wieder ins Reine zu rücken - es hörte sich doch beinahe so an, als hänge der Mond schief am Horizont und würde mit allen Sternen auf der Oberfläche dieser Welt aufschlagen, obgleich nichts davon der Realität glich und der Wolf wusste, dass sich nichts an alledem ändern würde. Besah man sich der offensichtlichen Tatsachen, so bemerkte man wohl, dass nichts davon einen Anfang oder ein Ende hatte - und, dass keinerlei dieser Dinge wirklich sinnvoll waren. "Wie hättest du auch?", erkundigte er sich, kaum funkelte er den Blonden wehmütig an und erlaubte sich selbst, ein Stück Käse mehr zu essen - wann hatte er das letzte Mal wirklichen Hunger verspürt? Es war wohl zu lange her, dass er sich auf eigentliche Empfindungen einließ und ohne wirklich darüber nachzudenken, drückte er Rains freie Hand mit seiner eigenen - hier oben war es schön genug um sich nie wieder vom Fleck zu rühren. "Also nehmen wir deswegen den Weg durch Wezette?"

      Womit auch immer der Weg bestimmt wurde, er konnte sich daran erinnern, dass Rain ihm seit jeher davon abriet, einen Fuß durch Alster zu setzen, auch, wenn er vermutlich aus ähnlicher Richtung gekommen war - es war wohl einfacher, einen Begleiter zu haben, der selbst das Sagen in seinem eigenen Land hatte, als jemanden, der wohl kaum etwas ausrichten konnte, ohne seinem eigenen König ausgeliefert zu werden. Knapp war die Realisation allemal und der voranschreitende Zeitdruck, der Nayantai unsicher werden ließ, hatte ihm keineswegs dabei geholfen, sich nach einem alternativen, eventuell besseren Weg umzusehen - zwang er den Mund in der Nähe Fremder auf, so würden diese ihn wohl alsbald als eine widerliche Kreatur identifizieren - als ein unbrauchbarer Wolf. "Ja, muss ich, aber du sollst auch noch genug zu essen haben! Du bist ziemlich dünn, etwas mehr Fleisch und Fett auf den Rippen könnte dir nicht schaden", erklärte er flüchtig. Sich um jemanden zu sorgen, war normal, aber vielleicht war er mit seinen Advancen etwas zu aggressiv - lag es daran, dass er Rain nicht auch noch verlieren wollte, sich verpflichtet fühlte, ihn an einen Ort zu bringen, an dem er sicher war, oder war es eher so, dass er nicht ganz wusste, wie er mit sich selbst und seiner weiter wachsenden Trauer fungieren sollte? Nayantai lächelte ein weiteres Mal, beinahe schon beschämt, und klemmte dem blonden Lamm ein weiteres Stück Käse zwischen die zierlichen Lippen. "Ich habe keine Ahnung, wie lange wir von hier bis nach Thria brauchen, aber selbst wenn wir dort sind, können wir noch immer im Freien schlafen. Also ja. Du wirst haufenweise Sterne sehen, ob du willst oder nicht!" Offensichtlich interessierte sich Rain jedoch dafür - dementsprechend konnte es wohl nichts sein, wofür er nicht zu begeistern war.
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    • "Aber was dir und deinem Volk passiert tut mir leid. Während ich in meinem Anwesen gesessen bin und mich um verhältnismäßig wenig sorgen musste, hat dich der Krieg dein ganzes Leben lang begleitet. Es ist unfair und sinnlos, auch unsere Leute sterben für ein paar wenige die sich als Ziel gesetzt haben euch auszulöschen. Aber ich konnte nie zu diesen Treffen und Fhaergus gehörte nicht mir, das tut es jetzt auch nicht mehr...", erklärte Rain mit einem Seufzen und einem Kloß in seinem Hals. Er hätte vermutlich wirklich nichts tun können, absolut gar nichts, aber trotzdem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er viel zu wenige Gedanken an den Krieg gerichtet hatte. Die Wölfe hatten wie vermutet auch Familien und Freunde, sie hatten eine Kultur und das alles verloren sie ebenso wie ihre eigenen Leben. Genau so starben Schafe die von der Eroberung Thrias absolut gar nichts hatten. Einem Bauern in Myriad half es nicht, wenn Alster ein Stück mehr Land besaß und Myriads Felder wurden nicht mehr das ganze Jahr über bestellt, somit waren die Preise in der Hauptstadt stark gestiegen. Es gab so viele Gründe diesen Krieg endlich zu beenden, aber jetzt konnte Rain noch weniger ausrichten. "Ja. Wenn wir uns von Siedlungen weitestgehend fern halten, dann wird uns niemand aufhalten. Die Grenzen sind wohl besser von den Wölfen beschützt als von den Schafen.

      "Ich nehme nie zu, egal wie viel ich esse.", erklärte Rain. Seit seiner Kindheit war er schon immer dünn gewesen und es war nicht so als hätte er nicht oft genug ein paar Kekse genascht. Sein Körper brauchte die Energie scheinbar für etwas anderes, oder konnte sie nicht richtig umsetzen. Nayantai würde daran scheitern, wenn er wollte, dass Rain etwas mehr auf seinen Rippen hatte. Im Gegensatz dazu würde Nayantai bestimmt zu seiner alten Form zurück finden, wenn er endlich anfing seiner Größe entsprechend zu essen. Rain bekam noch ein Stück Käse zwischen die Lippen geschoben und kaute es anschließend. Nun wollte er wissen wie viel Proviant sie eigentlich noch hatten. Nayantai konnte nicht immer bei Rain bleiben, wenn er jagen musste, dann war es eben so, aber es wirkte als wolle der Wolf Rain nicht aus den Augen lassen. "Ich denke wir werden mehrere Wochen brauchen.", informierte Rain Nayantai anschließend. Selbst mit Pferd würde es eine Weile dauern, wenn sie sich weiterhin durch das Dickicht kämpften. "Keine Sorge, ich will die Sterne sehen. Das haben wir uns ja versprochen!", lächelte er dann und sah anschließend nach oben in die Baumkrone die die Sicht versperrte und anschließend nach unten auf den Boden, wo ihr Feuer immer noch vor sich hin flackerte, obwohl es keiner nutzte. Hier oben war es kalt, aber die Aufregung wärmte Rain genug auf. "Wie komme ich eigentlich wieder nach unten?", wollte er trotzdem wissen.
    • "Rain, du musst dir keine Vorwürfe über Dinge machen, auf die du ohnehin keinen Einfluss hast. Du hättest es ohnehin nicht besser wissen können und selbst wenn, es ist doch ohnehin nicht so, als hättest du es - wärst du dir darüber im klaren gewesen - nicht versucht", erwiderte Nayantai mit einem bestimmten Kopfschütteln. Hatte er Angst davor, das Lamm zu verletzen? Eher weniger. Umso mehr zierte er sich dafür bei der Wortwahl - natürlich brachte eine unterlassene Hilfeleistung sein Blut dazu, zu brodeln und ließ sein Herz in tausend Teile zerfallen, aber so war sich der Wolf umso sicherer, dass Rain zumindest etwas getan hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre - etwas, das absolut nicht der Fall zu sein schien. Freute er sich über die neu erworbene, allerdings beinahe schon aufgezwungene Freiheit, dann hatte er die knappe Realisation vor sich, dass er all dies Rains Vater zu verdanken hatte - derjenige, der sich eigentlich bei ihm dafür zu entschuldigen hatte, dass all diese Dinge passierten, er nichts dagegen unternahm und sich nur selbst in einen aussichtslosen Krieg stürzte, der offensichtlich kein wirkliches Ziel verfolgte. Wölfe waren es einfach nur nicht wert, am Leben gelassen zu werden, hatten sie sich ohnehin schon auf heiligen Boden und hinweg aus ihrem eigenen Land verzogen - nein, Adrestianer schienen es wohl darauf anzulegen, sie in alle ihre Einzelteile zu zerreißen. "Das ... könntest du vermutlich so sagen. Die Grenze zu Wezette ist trotzdem kein schöner Ort."

      Zwang man sich doch, selbst auf der thrianischen Seite hindurch, dann bemerkte man erst, wie sehr sich die verschiedenen Völker der Wölfe unterschieden. Viele, wenn nicht alle, waren Nomaden, aber nicht die Kannibalen, die inmitten von blutbeflecktem Schnee und rot-leuchtenden Laternen hausten, ihre widerwärtigen Gesichter zeigten und spitze Zähne bleckten - selbst den jüngsten Welpen wurden Schauergeschichten über ihre Artgenossen eingebläut und allein der Gedanke daran, ließ Nayantai erschaudern. "Das habe ich bemerkt, aber du isst sowieso nie viel! Also iss!", forderte er das Lamm auf. "Du bist ein Welpe, du musst groß und stark werden!" So leicht all das gesagt war, Rain verbrauchte wohl wenig Energie und musste dafür weniger wieder aufbauen - außer sein zierlicher Körper war gerade damit beschäftigt, sich selbst zu heilen - genau so, wie er es jetzt in diesem Moment tat. War die Medizin, die Nayantai ihm metaphorisch gab, überhaupt gut genug? Der Wolf wusste es nicht, konnte es nicht sagen oder gar beantworten - er wusste lediglich, dass der Blonde noch am leben war und er liebend gerne den Rest ihrer beider kurzer Leben miteinander verbringen würde. "Ja, jetzt haben wir eben mehr als genug Wochen um die Sterne anzusehen und haufenweise Sternbilder zu finden!" Thrianer benannten sie anders, als Adrestianer es taten und doch glaubte Nayantai, sie kämen irgendwie auf den gleichen Nenner, der sie beide an ihr Ziel führte. "Indem du dich an mir festhältst." Und mit eben jenen Worten streckte er seine Hand nach Rain aus, um sie ihm anzubieten.
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    • Mit einem Wolf über Adrestianische Politik zu philosophieren machte kaum viel Sinn, auch wenn er unwissentlich irgendwo recht hatte. Selbst wenn Rain versucht hätte etwas zu ändern, wäre nichts davon geschehen, nachdem man ihn nicht einmal sein eigenes Fürstentum weiter regieren ließ, sobald sie seinen Vater aus dem Weg geräumt hatten. Rain wusste allerdings sehr wohl von dem Krieg und er wusste auch was Krieg für diejenigen bedeutete, die in ihm kämpfen mussten. "Ich weiß, wir haben zwei schlechte Optionen, aber ich habe die Hoffnung, dass die Wölfe in Wezette einem Schaf immer noch freundlicher gegenüber stehen, als die Schafe in Alster einem Wolf. Du hättest binnen Minuten eine halbe Armee auf deinen Fersen, sollte dich jemand entdecken.", erklärte Rain noch einmal. Zudem war Nayantai der Kronprinz der Wölfe, nicht wahr? Man sollte ihn wohl am Leben lassen, selbst wenn die Wölfe in Wezette wenig mit dem Rest ihres Volkes zu tun haben. Weitere Kriege innerhalb ihres Landes auszutragen würde das Schicksal der Wölfe nur besiegeln und Rain konnte sich nicht vorstellen, dass Nayantais Vater einfach ignorieren würde, sollten sie seinen Sohn töten. Zumindest hörte er sich wie jemand an, der seine Kinder liebte.

      Nayantai wusste gar nicht wie wenig Rain in den Monaten vor seiner Ankunft gegessen hatte. Er hatte keinen Appetit gehabt, absolut gar nicht und aß im Endeffekt nur, damit seine Bediensteten ihn nicht weiter mit sorgvollen Blicken anstarrten. Er hatte sein Leben doch eigentlich schon aufgegeben gehabt, er hatte es satt gehabt eingesperrt zu sein, er hatte es satt gehabt alleine in den steinernen Mauern zu verrotten, die sich bereits mehr wie sein Grab als wie sein zu Hause angefühlt hatten. Nayantai war es der dem Anwesen wieder Leben eingehaucht hatte und somit auch Rain. Er hatte tatsächlich wieder Appetit bekommen und konnte zumindest eine adequate Menge essen, wenn auch immer noch nicht viel. Hier draußen verspürte er auch tatsächlich Hunger und aß was Nayantai ihm gab. "Ich bin zwanzig Jahre alt. Ich glaube nicht, dass ich noch wachsen werde.", erwiderte Rain mit einem leichten Lachen. Und trotz all der Jahre hatte er noch nie zuvor in einer Wiese gelegen um den Sternenhimmel zu betrachten. Erst jetzt konnte er all das irgendwie nachholen, die Umstände waren allerdings nicht die Besten. Als Nayantai seine Hand nach Rain ausstreckte, nahm Rain seine eigene von dem Ast an dem er sich bis jetzt festgehalten hatte und griff stattdessen nach Nayantais Fingern.
    • Wer brauchte ihn auch? War er ehrlich, dann konnte er sich ohnehin schon ausdenken, warum man ihn hielt wie ein Tier - Nayantai wusste, dass er nicht viel mehr wert war als das, zumindest nicht in den gehässigen Augen der Schafe und er wusste auch, dass er nur Rain hatte, dem er vertrauen konnte. Was, wenn er einen Fuß in seine Heimat setzte und herausfand, dass man ihn in seine sterblichen Einzelteile zerlegen wollte, weil er existierte? Weil er sich dazu durchgerungen hatte, auf Anraten eines Schafes sein Leben nicht wegzuwerfen, wie die Überreste aus denen es bestand - kam man erst auf den Geschmack, dann konnte man sich nicht mehr helfen und Nayantai wusste wohl, dass er Rain dafür zu verantworten hatte, doch noch mehr von diesem Leben zu wollen. Nicht, dass er daran etwas Schlechtes fand - eher war es so, dass der Abschied wohl dadurch nur noch bedrückender sein würde, als er sein musste. "Du hast ja mich. Selbst, wenn sie dich nicht mögen, dann kann ich sie noch immer dazu zwingen.", erwiderte er. Unrecht hatte er damit zwar nicht, aber Nayantai wusste genau so gut, dass es unmöglich war, sich in seinem momentanen Zustand gegen einen Haugen gefräßiger Wölfe zu behaupten, die es auf ein einsames, kleines Schaf abgesehen hatten, das sich vermutlich nicht einmal mit einem Buttermesser verteidigen würde.

      "Sag niemals nie! Außerdem bin ich selbst auch gar nicht so alt!" Nayantai war sich sicher, dass er in letzter Zeit nicht gewachsen war, aber vielleicht täuschte er sich doch und vielleicht brauchte Rain auch nur etwas Sonne und Bewegung, um seinem Körper weißzumachen, er könnte doch noch ein paar Zentimeter mehr brauchen. War es denn klug, sich über solche Dinge Gedanken zu machen oder war er derjenige, der sich selbst Dinge einredete, um hoffentlich etwas daraus zu gewinnen? Essen würde Rain auch gut tun, aber davon hatten sie wohl erstmal genug - sobald sie in Thria ankamen war es vermutlich leichter, die eigenen Hände an etwas essbares zu bekommen - auch, wenn all die Dinge, die sie schlussendlich in ihren Händen fanden wohl eher adrestianischer Schonkost oder Menschenfleisch glichen - und an letzterem würde sich wohl keiner von ihnen beiden sattessen, geschweige denn in Erwägung ziehen, es überhaupt zwischen die Lippen zu nehmen. Nayantai ergriff die zierlichen Finger Rains, schlussendlich seine Hand und zog das Lamm in seinen Schoß, bevor er die ergriffenen Hände und Arme um seinen Hals legte. "Halt dich fest.", trug er ihm durchaus knapp auf, bevor er den Stoffbeutel mit Proviant schloss, ihn auf Rain ablegte und dann nach unten sah. Es war nicht weit, der Fall nicht tief und die Wahrscheinlichkeit, sich zu verletzen, nicht hoch - und doch wollte er es für einen Moment nicht riskieren, sich selbst oder Rain zu verletzen, weswegen er die gesamte Situation nochmals beäugte, bevor er entschloss, dass das schon funktionieren würde. "Also, erschreck dich nicht.", gab er dem Lamm lediglich zu verstehen, bevor er seine Arme um den zierlichen Körper schlang, der sich an ihn klammerte um einen Satz zu machen, der sie Sekunden später - mit Nayantais beiden Beinen auf trockenem Boden - aus dem Baum beförderte. Zugegeben, sein Knie schmerzte etwas, aber das hatte er beinahe schon erwartet, auch, wenn es nichts war, worüber er sich großartige Sorgen zu machen hatte. "Alles in Ordnung?"
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    • "Du kannst doch niemanden dazu zwingen!", lächelte Rain mit einem Kopfschütteln. Das machte keinen Sinn und das wollte Rain auch gar nicht. Am Ende wollte er natürlich, dass man ihn akzeptierte und dass Nayantai keine Probleme bekam, nur weil er ihn bei sich behalten wollte, aber solange es für ihn möglich war bei dem Wolf zu bleiben war es in Ordnung. Vermutlich gab es nicht allzu viel Grund ein Schaf zu mögen, das so eindeutig eines war wie er. Die blonden Haare und die blauen Augen konnten niemanden täuschen, er war kein Wolf, er war ein Feind. Vielleicht war es genug, dass er Nayantai nicht hinrichten hat lassen, vielleicht aber auch nicht. Man musste ihn nicht mögen, auch wenn er sich bemühen würde alles zu tun, was von ihm verlangt wurde. Die Zeit in der er sich bedienen lassen konnte war vorbei, das wusste er. Wenn man von ihm verlangte zu arbeiten, dann würde er es versuchen, auch wenn er nicht besonders viel konnte. Er bezweifelte auch, dass er lange in der Kälte bleiben konnte, aber vielleicht konnte er etwas flicken, oder nähen, auch wenn er all das erst lernen musste.

      "Du wirst auch nicht mehr wachsen!", lachte das Schaf, abgesehen davon war Nayantai sowieso schon groß genug. Er hatte nichts dagegen, aber wenn er nicht einmal mehr auf Zehenspitzen zu ihm hinauf kommen würde, dann wäre er wohl doch etwas gekränkt. Er war immerhin auch immer noch ein Mann, auch wenn er wenige Eigenschaften besaß die darauf schließen ließen. Er kam ja nicht einmal alleine den Baum hinauf oder hinunter, deswegen legte er auch die Arme um Nayantai und hielt sich fest, so wie er es ihm aufgetragen hatte. Es dauerte eine Weile bis etwas passierte, aber als Nayantai sich in Bewegung setzte und der Boden auf einmal rasend schnell auf sie Beide zu kam, rutschte Rain sein Herz regelrecht in die Magengrube. Es war schneller vorbei als er geklaubt hatte, aber dennoch hatte er sich erschreckt, obwohl Nayantai ihn gewarnt hatte. Er hatte allerdings nicht spezifiziert wovor sich Rain nicht erschrecken sollte. "Äh... hm. Ja.", erwiderte Rain mit einem Räuspern. Sein Herz schlug wie wild, das war üblicherweise kein gutes Zeichen und er musste etwas nach Luft schnappen. Das war aber auch schon alles.
    • "Doch, glaub mir!" Wölfe waren in vielerlei Hinsicht barbarisch und wenn Nayantai wohl eines von seiner Mutter gelernt hatte, zumindest im Umgang mit anderen, dass oft nicht nur Worte reichten, um gewisse Situationen geradezubiegen, sondern es auch durchaus Durchsetzungsvermögen in Form einer Faust brauchte - wenn auch nicht in der eigenen Familie. Würde er sich selbst zu definieren haben, dann war es wohl durchaus so, dass er eher ihr nachkam, als seinem Vater - der Wolf war sich über diverse Gemeinsamkeiten im klaren, wusste durchaus, dass es offensichtliche Gemeinsamkeiten gab und doch zweifelte er wohl daran, dass Rikiya ausgerechnet jemandem den Kopf einschlagen würde, nur, weil er eine unzureichende Aussage getroffen hatte. Vermutlich hätte er alleine über den Gedankengang still und heimlich gelacht, als gäbe es sonst nichts, das der Wolf belächeln könnte, aber alles, das ihm der Gedankengang abverlangte, war ein leichtes Schmunzeln, das sich obgleich der unfamiliären und wirren Situation in seinem Kopf abzeichnete. "Aber das willst du vermutlich nicht sehen wollen." Rain ein derartiges Dilemma zu präsentieren wäre, unter allen Umständen, auch nicht gerade die beste Art, um einen guten Eindruck bei ihm zu hinterlassen, wenn es um Umgangsformen unter den Wölfen ging, die ohnehin als blutrünstige Bestien galten, die keinerlei Mensch glichen.

      "Ich bin sowieso schon viel zu groß! Ich kann dir etwas abgeben!", offerierte der Wolf, der gar nicht wusste, wie er Rain ein paar Zentimeter schenken konnte - vermutlich war das auch gar nicht möglich und an ihrer Gesamtsituation würde es auch nichts ändern, außer vermutlich, dass Rain sich weniger strecken und Nayantai weniger hinunterbeugen musste, um einander zu küssen. Die braunen Augen des Wolfes lagen allerdings noch immer auf der zierlichen Gestalt, die er fest umklammert in seinen Armen hielt, als er von besagtem Ast sprang und auf dem Boden landete - Rain war ohnehin schon bleich, dennoch schien ihm plötzlich noch ein ganzer Haufen Farbe zu fehlen, den er normalerweise im Gesicht hatte. "Ist alles in Ordnung?", wollte er sogleich wissen, für den Moment wohl sichtlich verwirrt darüber, was es war, das Rain plötzlich zu schaffen machte, wobei der Wolf gar nicht mit dem Schlimmsten rechnen wollte. Wären sie erst Zuhause, dann konnten sie vermutlich - für den Moment - eine Pause einlegen und sich beide erholen, immerhin war das Lamm noch immer nicht in der besten Verfassung. "Ich ... äh ... ich wollte dich nicht erschrecken", erklärte der Wolf ihm, der ihn kurzerhand etwas näher an sich heranzog um sich auf den Boden zu setzen, und Rain einen Kuss aufzuhalsen. "Nimm dir Zeit."
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    • "Ich glaube ich werde lieber nicht gemocht, als von jemandem geheuchelte Freundlichkeit zu empfangen, weil er Angst vor dir hat. Abgesehen davon kann ich gut damit umgehen alleine zu sein, das macht mir nicht so viel aus.", erklärte Rain. Er war so lange alleine gewesen. Natürlich hatte er all die Bediensteten und als sie noch gelebt hatten seine Großeltern und seine Mutter, aber er hatte nie wirklich Freunde. Er glaubte zwar, dass die bediensteten und die Soldaten ihm nichts vorgespielt hatten, weil sie glaubten er würde sie sonst hinrichten lassen, oder zumindest entlassen, aber man konnte jemanden der sich nicht offen zu sprechen traute kaum als Freund bezeichnen. Zumal er mit keinem von ihnen jemals geplaudert hätte. Wenn Nayantai fort musste und Rain in einem Zelt der Wölfe zurück ließ, wenn sonst niemand da war der Zeit für ihn hatte, oder sich Zeit für ihn nehmen wollte, dann war da auch nicht viel Unterschied zu Rains bisherigem Leben. Er hatte zwar keine Bibliothek bei sich, aber er würde schon einen Zeitvertreib finden, vielleicht sogar etwas das Nayantai helfen konnte. Er konnte lernen, vielleicht zu nähen und seine Kleidung zu stopfen, oder etwas Ähnliches.

      "Das wäre ganz praktisch.", lächelte Rain der bereits dabei war seinen Körper wieder in den Griff zu bekommen. Er wusste, dass er schwach und zu nichts zu gebrauchen war und selbst ein kurzer Fall von einem Baum machte ihm schon zu schaffen, dabei war ihm ja gar nichts passiert. "Mach dir keine Sorgen...", erwiderte Rain der die Umarmung für einen Moment annahm, sich dann aber wieder von dem Wolf löste. "Das kam nur überraschend, mir geht es gut.", erklärte Rain und sah kurz auf das Feuer das noch immer brannte. Das war aber auch schon alles an Nachtlager das sie hatten. Bisher hatten sie immer eine Höhle gefunden in der sie übernachten konnten, aber das Gebirge lag nun hinter ihnen. "Hm... hat Sara ein Zelt oder so etwas eingepackt...?", wollte er wissen, auch wenn ein Zelt in dem all wohl nicht war was Nayantai sich unter einem vorstellte. Brauchten sie sonst noch etwas? Rain wusste, dass sie ein paar Decken mit hatten. Er stapfte auch noch einmal zurück zu der moosbedeckten Stelle, dort schlief es sich sicher gut. Eine klare Verbesserung zu den üblichen Höhlenböden.

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