spellbound. (earinor & akira)

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    • Nichts leichter als das. Ein einfaches Leben stand ihnen vielleicht doch mehr, aber das hieß zumindest, dass Rain die Rolle eines Gelehrten innehaben sollte oder irgendetwas zu tun bekäme, das ihn weitgehend beschäftigte - Nayantai hingegen war derjenige, der seinen Körper anstrengte und nicht seinen Geist, zumal er sich gestern, nach seiner missglückten Jagd, noch ganz aufgebraust gefühlt hatte. Eigentlich tat es ihm fast leid, hatte er seinen alten Herren nur beleidigt und herum gescheucht, alles von ihm erwartet und ihm gleichermaßen keinen einzigen Moment der Ruhe gegönnt. Rain war ebenfalls aufgebracht gewesen und während er nicht gerade mit Verständnis reagiert hatte, so wusste er nicht, ob eine Entschuldigung an diesem Punkt überhaupt angemessen war. “Dann sollten wir keine Zeit verlieren und tagein und tagaus reiten. Dann kriegst du auch ordentliche Medizin.”, bot er Rain knapp an. Es war die Wahrheit - eine Lungenentzündung war unter Thrianern nichts Neues, und für Rain vermutlich auch nicht, aber schlussendlich musste ein Mediziner beurteilen, was genau er hatte und wie man es am besten behandelte. Momentan blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich mit dem zufrieden zugeben, was sie hatten und was sie Rain bieten konnten. “Ja, und wenn du ein noch bequemeres willst, dann suchen wir und alles zusammen, was wir haben und machen uns das größte, bequemste und beste Bett auf dem ganzen Kontinent. Dann können wir auch endlich wieder faulenzen.”, lachte er zufrieden. Wollten sie denn mehr? Nein, momentan war das alles, was Nayantai anstrebte und wollte - mehr nicht.

      “In Fhaergus gab es einen furchteinflößenden Arzt.”, erklärte er mit herausgestreckter Zunge als er seine eigene Kleidung ablegte und Rain dabei beobachtete, wie er im Wasser bereits förmlich dahinschmolz. Niedlich war er allemal, und Nayantai erinnerte er außerdem auch an etwas, das er allerdings nicht gänzlich zu verstehen mochte - ein kleines, flauschiges Tier vermutlich, beinahe wie ein Häschen war er. Die dampfende Pfütze machte die Situation noch besser - sie weckte ihn einigermaßen auf - und als er sich hineinbegab, zuckte er aufgrund der Wärme nur kurz. Ungewohnt war es nicht mehr, aber das zeitweilige Blubbern schreckte ihn manchmal, selbst dann, wenn er wusste, dass es sich bei dieser Quelle doch einigermaßen in Grenzen hielt. Seine noch-müden Arme schloss er um Rain, damit er ihm näher sein konnte, und das warme Wasser schrubbte er gegen seinen Rücken, als wäre es Salbe, die alle Wunden heilen könnte. Krank zu sein bedeutete nie etwas Gutes, aber in Rains Fall war es noch schlimmer als sonst und das wusste er selbst nur zu gut - hier, in Thria, war er ohnehin schon viel zu oft krank geworden, einzig und allein deswegen, weil sie keinerlei Schutz hatten. Nicht vor Wind und schon gar nicht dem Wetter. Nayantai horchte auf. Du machst dir noch immer Sorgen wegen gestern, oder? Nayantai drückte Rain mehr an sich. “Das musst du nicht. Komme, was wolle, ich liebe dich jetzt und werde es später auch noch tun.”
      Looking back, it maybe is like the toy carts you rode when you were a kid. But those toy carts could never go beyond the walls of the lawn. We want to follow the rugged concrete road beyond the wall. As we've grown, we've decided to leave behind the toy cart.
    • Rain kicherte leise. "Ich denke, das wäre dann doch etwas zu viel für mich...", gab er zu, als Nayantai vorschlug einfach keine Pause mehr einzulegen. Selbst in Fhaergus hatten sie Zeit dafür gefunden, obwohl es da wohl nötig war, damit ihr Pferd sich Nachts nicht die Beine brach. Von der Medizin der Wölfe wusste Rain nichts, aber womöglich half sie besser als die aus Adrestia. Sie hatte Rain meist nur müde gemacht, aber auch das Fieber gesenkt, wobei sie hier dafür wohl einfach ein wenig Schnee nehmen konnten. Auf der anderen Seite lag im Moment keiner und doch war Rain viel zu kalt. Wie würde das erst im Winter werden? Würde er überhaupt so lange überleben? Es war gerade mal später Frühling... "Können wir das wirklich? hast du gar nichts zu tun...?", fragte Rain, nicht sicher ob es nur wieder Nayantais Fantasie war die mit ihm durchging. Als Kronprinz musste er bestimmt Dinge erledigen, oder zumindest jagen, oder Holz hacken. machten andere das für ihn? Rain hatte immer noch keine Ahnung von Nayantais Kultur, das musste er sich leider eingestehen.

      "Er ist gar nicht furchteinflößend und er hat dir das Leben gerettet.", widersprach Rain mit einem Schmunzeln. Das erinnerte ihn an die Entdeckung die er in der Bibliothek gemacht hatte und an das was der Arzt zu der Wunde zu sagen gehabt hatte. Sie beide hatten nie darüber gesprochen, aber das war vielleicht auch besser so. Was auch immer der adrestianische König getan hatte, was auch immer er zu erreichen versuchte, es war vorbei und Nayantai war frei. Es machte keinen Sinn irgendjemanden damit zu belasten. Das Wasser war viel zu angenehm, um sich weiter darüber Gedanken zu machen und Nayantais Hand an seinem Rücken war es ebenfalls. "Mhm... ich hätte nicht so mit dir sprechen sollen und auch nicht mit deinem Vater.", nickte Rain, nur um dann erneut zu schmunzeln. "Weil der Verrückt bist. Und ein Idiot. Ein verrückter Idiot." Wieso ausgerechnet Rain? Nun, weil sie trotz ihrer Unterschiede eigentlich ziemlich viel gemeinsam hatten und die gemeinsame Zeit auf der Flucht, hatte sie eigentlich auch zusammen geschweißt, auch wenn Rain sich in letzter Zeit nicht so verhielt.
    • “Dann kleine Pausen? Viele kleine Pausen?”, lachte Nayantai, angetan von der Idee, dass sie sich Zeit ließen und wegen jedem Hasen, jeder Blume und jedem erdenklichen Einfall stehenblieben. Gerade jetzt hatten sie Zeit, in den Tagen bevor die Krankheit schlimmer wurde und Rain sich mürb und matt fühlte, lediglich schlief und doch kein Auge wirklich zubekam - Nayantai hingehen würde wach bleiben und aufmerksam alles in sein Blickfeld aufnehmen, dass sein schlafendes Lamm nicht sehen konnte, damit er später dazu bereit wäre, ihm alles detailgetreu zu zeigen und zu erzählen. Er schmunzelte. “Naja, nicht gar nichts, aber etwas ausruhen werde ich mich wohl dürfen! Vor allem mit dir, und vor allem wenn wir schon so lange keine Ruhe mehr hatten.”, teilte er Rain mit. Damit hatte er auch nicht Unrecht; sie beide verdienten etwas Zeit für sich - Zeit; in der sie alles hatten und Zeit, während der sie sich keine Sorgen um irgendetwas machen mussten. Aber woher nahmen sie sich all das? Nur, weil der Krieg sie noch nicht erreicht hatte, bedeutete das unlängst nicht, dass sie sicher waren, oder dass er das nicht tun würde - dumm war es, zu glauben, dass sie einfach so mit alledem durchkamen, was ihnen geschah. Aber wieso sollte das auch nicht der Fall sein? Sie beide hatten nichts zu verlieren.

      “Mir auch, aber er ist trotzdem gruselig!”, lachte er und beharrte darauf, dass der alte Mann nicht mehr als das war. Nayantai profitierte nicht von seinen Behauptungen und seine Mutmaßungen waren noch nie gut gewesen, aber dennoch wollte er diesem alten Kerl nicht so recht vertrauen - dabei hatte er ihm stets nur helfen wollen. Nayantai schrubbte Rain weiter ab, auch, wenn er nur mehr warmes Wasser an seine kochende Haut rieb und versuchen wollte, ihn irgendwie aufzuwärmen, selbst dann, wenn er ihm offensichtlich verdammt heiß sein müsste. “Willst du deine Haare eintauchen?” Die Idee war dumm, aber dieses Mal wäre Nayantai umsichtiger mit ihm - das war er so auch schon, aber gerade spielte er gerne mit dem Feuer, wie es schien. “Ich hätte mich such besser benehmen können, aber Entschuldigung angenommen - von meiner Seite aus. Bei meinem Vater musst du dich selbst entschuldigen, aber er sollte nicht nachtragend sein. Und von dem was ich gehört habe, muss er sich wohl auch bei dir entschuldigen.” Nayantai küsste Rains Kopf und gleichzeitig sein blondes Haar und legte seine nasse, warme Hand kurze Zeit in den Nacken des Blonden, bevor er ihn an Hals kitzelte und plötzlich wieder abließ - gerade wollte er ihn nur aufziehen. “DEIN verrückter Idiot, und außerdem bist du nicht viel besser als ich, du Blödmann!”, kicherte Nayantai zufrieden und zog Rain mit sich durch die Pfütze - er mochte all das hier noch immer, die Stille und die Ruhe die sie miteinander teilten, und das Rascheln, das sich hinter ihnen ausbreitete. Rikiya war anscheinend doch da, huh? Egal. “Würdest du denn den Rest deines Lebens mit diesem verrückten Idioten hier verbringen?”
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    • "Es wird schon gehen... ich wäre lieber schon bei dir zu Hause... also in deiner Siedlung. Auch wenn wir mehrere Wochen in einem Bett verbracht haben... es war nicht wirklich erholsam. Wir laufen schon zu lange davon.", erklärte Rain. Der Krieg würde sie irgendwann einholen, aber zumindest ein bisschen Ruhe konnten sie sich hoffentlich gönnen. Mit Fhaergus unter neuer Führung dürfte sich auch in Adrestia einiges ändern, hoffentlich bremste es die Schafe ein wenig aus, zumindest diesen Sommer, danach würde es bestimmt nur schlimmer werden, wenn die Produktion in den Mienen noch weiter angeheizt wurde und auch Fhaergus eine größere Armee verpflichten musste. Rain fühlte sich schlecht, er wollte nicht, dass das mit seinem Land passierte, aber es würde passieren... "Mhm... du hast es verdient.", lächelte Rain und legte seine Hand auf Nayantais Wange, um sanft darüber zu streichen. Sein Auge, oder das was davon übrig war, wurde immer noch von einem Verband verdeckt, hoffentlich heilte die Wunde gut. "Hast du gestern den Verband gewechselt, nachdem du zum Jagen aufgebrochen bist...?", wollte Rain wissen. Das hatte er müssen, ein feuchter Verband auf einer noch heilenden Wunde verhieß nichts Gutes.

      "Du tust ihm Unrecht. Er hat dir nichts getan. Ich mochte alle im Anwesen vielleicht befehligt haben, aber das heißt noch lange nicht, dass ich irgendjemanden zu etwas zwingen konnte. Er har dir geholfen, ohne es mir ausreden zu wollen.", erwiderte Rain. Die Augen so fokussiert auf Nayantai gerichtet zu lassen machte ihn müde und er musste seinen Blick abwenden, um seinen müden Augen etwas Erholung zu gönnen. Er lehnte seinen Kopf gegen Nayantais Brust und seinen Arm locker über seinen eigenen Bauch. Seine Haare waren mittlerweile so lang, dass sie das Wasser berührten, auch ohnne, dass Nayantai Rain untertauchte. Er schüttelte ohnehin den Kopf. "Ich glaube das wäre keine gute Idee...", murmelte er. Nasse Haare im kalten Wind würden alles nur noch schlimmer machen, noch mehr wenn sie auf einem Pferd ritten. Rain schüttelte den Kopf. "Du hast nichts falsch gemacht, ich... ich bin nur etwas frustriert und ich zweifle an mir selbst. Es geht mir einfach nicht besonders gut hier draußen... und ich bin es nicht gewohnt keine Sekunde für mich selbst zu haben.", erläuterte er ehrlich. "Dein Vater wollte nur helfen und er hat seine eigenen Ansichten." Mehr wollte Rain auch gar nicht darauf eingehen. Er war zwar immer noch der Meinung, dass es falsch war Nayantai seine Geschichte vorzuenthalten, aber es war nicht Rains Platz sich einzumischen. Einiges das er gesagt hatte war Rikiya gegenüber unfair gewesen, anderes hätte Rain auch netter ausdrücken können und wenn er ehrlich war, dann wollte er den Wolf wütend machen, der ihm ohne ihn zu kennen viel zu viel bieten wollte. Rain wollte ihm wohl beweisen, dass er es tatsächlich nicht wert war und wenn es darum ging seinen Vater zu suchen, oder Fhaergus zurück zu erobern, dann wollte Rain gar nichts davon hören. Es war unmöglich, Rains Vater war tot und Fhaergus verloren. Selbst wenn Rain es zurück bekommen würde, was würde er tun? Er war kein guter Fürst. Es waren Träume, alberne Fantasien denen Rain sich nicht hingeben wollte, weil er sein Land und den Rest seiner Familie nicht noch einmal verlieren wollte. Rain zuckte als Nayantai ihn aus den Gedanken riss, aber er war zu müde um sich zu wehren und das merkte Nayantai wohl auch. "Hm, das mag wohl sein.", lächelte Rain und blickte Nayantai an. Wer wusste schon wie weit der Rest von Rains Leben noch entfernt war... "Nur solange du es wirklich willst."
    • “Ich könnte endlich etwas Ruhe vertragen. Außerdem gibt es noch so viel, das ich dir zeigen will, aber … wir brauchen beide etwas Zeit.” Seine Augen unter einer tiefschwarzen Zeltplane zu schließen und dem knisterndem, fernen Feuer zu lauschen, während er sich an Rain kuschelte und all seine Sorgen vergaß, mehr wollte Nayantai auch nicht. Alles war zu kompliziert geworden, und während er sein Herz dem Schaf darbot, das sich wohl gar nicht sicher war, ob er es wollte, wurde ihm erst klar, wie dämlich es überhaupt war, zu glauben, dass sie beide eine Zukunft hatten, wenn sie erst einen Fuß in seine Siedlung setzten. Mehr als das wollte er jedoch nicht, das hatte er sich von dem Augenblick an gedacht, als er einen Fuß aus der Tür hatte und durch die Wildnis irrte, die ihm so fremd und unvertraut war. Gerade jetzt war er nicht mehr als schwach und auf Hilfe angewiesen - nicht nur Rains Hilfe - aber in Thria entsprach nichts der Wahrheit, zumindest nicht, wenn es nach adrestianischer Logik ging. “Und du erst recht.” Zurückziehen konnte sich hier draußen keiner, aber das wäre anders, sobald sie Zuhause waren, auch, wenn er gerade den sanften Berührungen nicht wirklich folgen konnte. Seine Wange fühlte sich nicht nur unter dem Verband taub an, aber es ging ihm anderweitig gut. “Mn. Nein, das habe ich vergessen.”, gab er zu. Dann würde er den Verband eben abnehmen, feucht war er ohnehin schon, aber … nicht jetzt.

      “Ich weiß, das Thema hatten wir. Ich bin ihm dankbar, aber er ist trotzdem gruselig!”, warf er Rain vor, als wäre er ein Kind, das den Sinn hinter einem Arzt nicht ganz verstand - und ein Kind, das sein verfaultes Stück Fleisch, das auf seiner Seite fehlte, gerne wieder zurückhaben wollte. Widerlich war es schon gewesen, aber schlussendlich musste er sich wohl eingestehen, dass man ihm sein Leben gerettet hatte - und das nicht nur einmal. Nayantai hielt Rain etwas fester, drückte ihn an sich und nutzte seinen Kopf als Stütze für sein Kinn - nicht, um über ihn hinwegzusehen, sondern um sein Umfeld im Auge zu behalten. Ihr Umfeld. “Und du kannst nicht einmal ohne mich schlafen, weil du mich brauchst. Ich kann deinen Frust vielleicht nicht ganz nachvollziehen, aber … du hast recht, du solltest auch etwas Zeit für dich selbst haben. Wir kleben immerhin seit Monaten aneinander.”, stimme Nayantai zu. Nicht aber nur das - sie hatten sich auch gut und gerne erlaubt ihren Verstand freien Lauf zu lassen und der Wolf fragte sich, ob er Rain nicht etwas zu aufdringlich war und ihm zu nahe gekommen war. Beunruhigt streichelte er über seinen Rücken, bevor er den idiotischen Gedanken wieder verwarf und sich fragte, was aus ihnen beiden noch werden würde, wenn er sich wegen jeder Kleinigkeit selbst fragen musste, ob er nun wirklich etwas falsch gemacht hatte. “Das ist in Ordnung, wirklich. Ich glaube einfach, wir sind alle ein klein wenig angespannt.” Dem nicht genug, Rikiya war selten so mies gelaunt wie er ihn gestern erlebt hatte - eigentlich war es beinahe schon befremdlich gewesen, ihn so aufgebracht zu sehen, aber auch das machte Nayantai nicht sonderlich viel aus. Vielleicht ließen sich die Wogen wieder glätten, auch, wenn er sie gerade selbst in dieser Pfütze erzeugte, in dem er sich minimalistisch mit Rain drehte. Seine Haltung änderte er schließlich wieder bevor er zu Rain herabsah - und er zu ihm herauf. “Was sagt man in dieser Situation? Ja, ich will? Für immer?”, lachte er zufrieden. Freudig hob er Rain für eine Sekunde hoch, bevor er ihn wieder in das heiße Wasser sinken ließ und nach einem Platz suchen wollte, an dem auch er stehen oder sich zumindest abstützen konnte. “Oh, deine Haarspitzen sind ganz nass … brauchst du etwas um sie hochzubinden?”
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    • Rain war nicht sicher, ob er nicht schon genug gesehen hatte, zumindest fürs Erste. Die Welt hier draußen war riesig, neu und für Rain größtenteils unheimlich, wenn er ehrlich war. Es gab Momente in dene er sich der Schönheit hingeben konnte, aber seit sie auf dieser Wiese angegriffen worden waren und Nayantai die schlimmste Verletzung seines Lebens davon getragen hatte, fühlte sich Rain so, als konnte er sich solche Momente nicht gönnen, noch weniger sollte er widersprechen, oder sich ausruhen, nicht solange sie in der Wildnis waren. Konnte ihnen hier draußen etwas passieren? Rain hatte sein Gefühl für Zeit verloren. Das Wetter in Wezette, als auch in Thria war ungewohnt für ihn und die Reise verblasste. Die Zeit die sie bei den Kanibalen verbracht hatten war für ihn noch weniger leicht zu schätzen, aber der Frühling musste bald enden. Das wiederrum bedeutete, dass die Adrestianische Armee bald bereit sein musste nach Thria aufzubrechen, nachdem sie sich alle in Alster, Wezette, oder Stenz formiert hatten. Würden sie jemals sicher sein? "Du solltest besser auf dich achtgeben Nayantai...", murmelte Rain. Er hatte auch zu viel durchgemacht und sein Körper sollte sich endlich tatsächlich erholen können. Eine weitere Infektion wäre nicht gut.

      "Dann solltest du dich um deine Verletzung kümmern, oder du musst bald noch einen Arzt sehen.", erklärte Rain streng. Nayantai war kein Kind, das wusste er, vielmehr war ihm wohl viel zu viel passiert und er hatte Probleme damit anderen zu vertrauen, speziell dann, wenn es darum ging ihn anzufassen. Rain konnte sich wohl glücklich schätzen. Es half ihm vermutlich auch, dass er nicht sehr groß, oder stark war, somit ging wenig Gefahr von ihm aus. Ob Nayantai alleine mit ihm in einem Raum hätte sein wollen, wenn er mehr den Körperbau seines Vaters gehabt hätte? Vermutlich nicht. "Ich... Ich will nicht den Eindruck machen als wollte ich deine Gesellschaft nicht, es ist nur... alles etwas viel für mich." Rain seufzte leise als er diesen Fakt noch einmal wiederholte. Er wusste nicht wie er über alles hinweg kommen sollte, oder wie alles enden würde. Rain lächelte leicht als Nayantai ihn begeistert hochhob, nur um ihn dann wieder in eine Umarmung zu ziehen. Rain brauchte Nayantai, das war unbestreitbar, aber er musste erst herrausfinden, was er selbst zu bieten hatte. "Huh?", fragte er dann und griff nach den blonden Spitzen. "Hm... vielleicht sollte ich sie einfach abschneiden... aber kurze Haare sind in Thria gar nicht üblich, oder?" Blonde auch nicht, also war das vermutlich egal.
    • Thria war gänzlich anders als Adrestia gestrickt, abgesehen von den Sitten und Bräuchen, die sie allesamt mit einem Loyalitätsgefühl in der Magengrube weitergaben - Nayantai war es, der für sein Volk gestorben wäre und ihnen den letzten Funken seiner eigenen Hoffnung gegeben hätte, wenn es bedeuten würde, dass sie dadurch einen aussichtslosen Krieg gewannen. Dennoch war ihm mittlerweile klar geworden, dass Rain es war, der all das am ehesten brauchte, und vielleicht auch gar eher verdiente, als all die Phantomhände, die ihn über Jahre hinweg in seinen Träumen heimsuchten - mit welcher Begründung zwängte er sich Anderen auf? Und welches Verlangen war es, das immer wieder in ihm hochkochte, wenn er an die prekäre Situation seiner eigenen Freiheit dachte? Seine Hände, noch dünn aber schroff und zerkratzt, suchten bodenlosen Halt an dem zierlichen Rücken einer Person, die ihm vermutlich nicht mehr als die Tugend der Vernunft und eine Zuflucht spenden konnte, die sich nun auch in Luft aufgelöst hatte. "Meinst du wegen meinem Auge?", hinterfragte er, beruhigter als er zuvor auf das Thema reagiert hätte. Da war nichts mehr, vielleicht ein paar Fetzen Haut und ein Loch in seinem Schädel, die noch aufzeigten, was es war, das verloren hatte, aber nicht wieso. "Werde ich. Versprochen.", wisperte er mit Nachdruck, als hätte er seine Situation verstanden - in der Tat hatte er es, mehr oder minder.

      "Schon gut, dann nehme ich den Verband eben ab!", entgegnete er, weder eingeschnappt noch voreingenommen, und fummelte mit einer Hand daran herum, um Rain weiterhin mit der Anderen zu halten und ihn an seinen Oberkörper zu drücken. Sie beide verdienten einander, Nayantai war sich sicher, auch wenn es sich in solchem Kontext wohl eher nach etwas Schlechtem als etwas Guten anhörte - war es das denn? Nein, um Himmelswillen, niemals. Lange dauerte es nicht, bis er den aufgeweichten Verband auf eine bemooste Stelle am Beckenrand drückte, der ebenfalls mit Wasser vollgesogen war - die warme, nasse Luft brannte leicht in seinem Gesicht, fühlte sich so komisch auf der heilenden Haut an; Nayantai wollte die Wunde nicht mit dem heilenden Wasser beträufeln, das all seine - und Rains - Sorgen hinfort spülte, aber er hasste den Temperaturunterschied, der beinahe schmerzhaftes Stechen in seinem Gesicht auslöste. "Besser?" Auf alle Fälle. Ungeachtet dessen räumte er seinem anderen Arm wieder Platz an Rains Oberkörper ein, strich in glättenden Bewegungen über seinen Rücken, und wünschte sich die Ruhe, die einzelne, zwitschernde Vögel durchbrachen, zurück. "Wir brauchen beide etwas Ruhe, und vielleicht etwas Abstand voneinander. Was meinst du? Ich sollte weniger eifersüchtig sein, und du solltest deine Entscheidungen nicht von mir abhängig machen müssen." Amüsiert pfiff Nayantai den unsichtbaren Singstimmen zu, bevor er Rain wieder in den Blick nahm und seicht zu lächeln begann. Sie beide brauchten einander, aber nicht tagein und tagaus. "Ich kenne keinen Thrianer mit kurzen Haaren." Unbehelligt strich er durch die nassen Spitzen - einen Stofffetzen hatte er sicher, irgendwo, und wenn er ihn aus seiner Kleidung reißen musste. "Willst du sie dir denn abschneiden?"
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    • Nayantai sollte besser auf sich achtgeben und sich nicht immer nur um Rain kümmern. Andererseits gönnte Rain ihm auch keinen Moment der Ruhe, weil er entweder eingeschnappt war, oder Hilfe brauchte. Rain hasste diese Tatsache und es würde ihm die nächsten Tage nur schlechter gehen. Sein Fieber würde steigen, er würde sich nicht mehr alleine auf dem Pferd halten können und vermutlich konnte er auch sonst nicht helfen, wenn er denn überhaupt wach bleiben konnte. Er war in seinem Leben so oft krank gewesen, er kannte die Zeichen und den Ablauf. Hier draußen war es sogar noch schlimmer, da sein Körper sich bei der Kälte nicht zu erholen schien. Er wollte niemandem zur Last fallen und hofft einfach, dass wenn sie an ihrem Ziel ankamen, Nayantai seine Tage ohne ihn gestallten konnte und Zeit hatte das zu tun, was er tun sollte - was auch immer das war. Rain blickte vorsichtig auf als Nayantai eine Hand von ihm nahm und anfing den Verband abzuwickeln. Rain hatte Nayantais Gesicht ohne Verband schon einmal gesehen, immerhin hatte er sich schon um die Wunde gekümmert und doch, musste er sich bemühen nicht allzu traurig auszusehen. Er fühlte sich schuldig.

      "Stört es dich... auf der Seite nichts zu sehen...?", fragte Rain vorsichtig und fragte sich, ob er überhaupt davon sprechen sollte. Nayantai wirkte heute ausgeglichen, aber das hieß nicht, dass Rain nicht wieder alles ruinieren konnte. "Eifersüchtig...? Bist du das denn?", wollte Rain ein wenig überrascht wissen. So hätte er Nayantai nicht beschrieben, auch wenn er ihn immerzu beschützt hatte, vor Allem vor Yayoi. "Du klingst als wäre alles deine Schuld. Das ist nicht so.", stellte er klar. Rain war es der sich irrational verhielt, aber eigentlich wollte er auch gar nicht darüber sprechen. Er war müde und ausgelaugt und er wünschte sich Ruhe und Frieden zurück, aber das hieß nicht, dass er Nayantais Nähe nicht wollte. Müde ließ Rain seinen Kopf wieder gegen Nayantais Brust sinken, als dieser anfing an seinen Haaren zu zupfen. "Ich... ich weiß nicht. Ich will wohl dazu gehören, oder akzeptiert werden, aber meine Haarlänge wird daran nicht viel ändern. Ich will außerdem keinen Beleidigen, weil ich eure Kleidung trage und eure Frisuren imitiere." Rain seufzte. "Ich mache damit was du willst."
    • Ein Auge, nicht mehr - aber alles auf eine letzte Karte zu setzen, das stand ihm dann doch nicht wirklich, geschweige denn würde er dadurch glücklich werden, oder es schaffen, jemandem wie sich selbst die eigenen Dummheiten auszutreiben. Nayantai war sich sicher, dass Rain nicht mehr wollte, als ihm zu helfen, ihm zu zeigen, dass nichts auf dieser Welt so schlimm sein würde, wie er selbst, wenn er sich eigens vernachlässigte, aber das war es dann auch wieder - wenn er etwas einfaches, wie ebendas, nicht einsah, dann konnte man ihm auch nicht mehr helfen. Da hatte die kleine, blonde Schafsgestalt wohl recht. "Mh? Es ist ... Naja, ich würde nicht behaupten, dass ich mich daran gewöhnt habe.", erklärte er kopfschüttelnd. Ob er das je würde, stand offen, aber er konnte dabei nur betonen, dass es ihn früher oder später wieder auf das Schlachtfeld hinausziehen würde, das er seine eigentliche Heimat schimpfen durfte, wenn er Thria als einen einzigen, blutigen Schandfleck ansah. Wie weit wohl noch, bis sie die Siedlung erreichten? Ob er dann endlich eine Pause einlegen konnte? Reichte es denn, wenn Rain sich in seinem Zelt ausruhte? Hunderte Fragen kräuselten sich durch seinen Kopf, als würde er sich selbst in eine nichtssagende Spirale werfen, und doch konnte er keine davon wirklich beantworten.

      "Manchmal. Vor allem ... mh. Wie erkläre ich das?", schweifte er aus. Momentan war er nicht sonderlich eifersüchtig, nein, er glaubte viel eher, dass es vielleicht einfacher wäre, wenn sie kurzweiligen aber gesunden Abstand zueinander aufbauten, mehr auch wieder nicht, aber er musste einsehen, dass es wohl nicht immer so einfach werden würde, die ungestümen Wogen in seinem eigenen Inneren wieder zu glätten, wenn ein Schwall an Eifersucht und Übermut über ihn hereinbrach. "Ich teile nicht gerne, sagen wir so. Vor allem teile ich ... jemanden wie dich nicht gerne." Liebhaber? War das ein passendes Wort? Wohl eher Verlobter, oder vielleicht würden andere Wölfe Rain eher als ein Opferlamm, oder ein Haustier abstempeln - schmerzhafterweise womöglich auch als eine Jagdtrophäe, oder einen Gefangenen, den sie für Frieden austauschen wollten. Nayantai räusperte. "Nein, nein. Ist es nicht. Das weiß ich schon, aber ich ... gehe dir vermutlich auch auf die Nerven, oder? Sei ehrlich, ich bemuttere dich wahrscheinlich zu sehr und lasse dir zu wenig Freiraum.", gestand Nayantai, der seine Verblendung aus dem imaginären Fenster geworfen zu haben schien. Was sollte er sonst auch tun? Weiterhin in einer Blase, seiner Scheinwelt, leben und sich einreden, dass Rain jedem seiner Worte Gehör leisten musste, weil er klein und schwach war? Nein, beim besten Willen nicht. "Du beleidigst keinen, ehrlich. Aber ... ich überlege es mir, in Ordnung? Solche Entscheidungen musst du nicht von mir, oder den Thrianern abhängig machen. Es muss dir gefallen und sollte deinen Charakter widerspiegeln. Einen offenherzigen, aber eigenwilligen Freigeist."
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    • "Mh... es tut mir Leid, dass das passiert ist...", murmelte Rain entschuldigend. Er wollte nicht daran zurück denken, auch nicht an die drei toten Männer die am Ende noch mehr verloren hatten als nur ein Auge. Rain hatte sich bei den Umständen eigentlich ganz gut geschlagen. Er hatte es irgendwie geschafft sich einfach nur auf das Wichtige zu konzentrieren, nämlich Nayantai zusammenzuflicken und zu fliehen. Allgemein hatte er über vieles nicht nachgedacht, weil er wusste, dass er keine Zeit dafür hatte und selbst jetzt schob er noch alles vor sich her. Die Frage war, wie lange er das noch tun konnte. Das Gerede über seinen Vater, dass Rikiya ihn suchen wollte, das war schon schwer genug für ihn. genauso verhielt es sich mit dem Gerede über Fhaergus. Es war verloren und die Wölfe konnten nicht einmal sich selbst helfen. Er wollte solche Angebote nicht, erst Recht nicht, weil sie ihn daran erinnerten, was er alles verloren hatte - seine Familie und sein Zuhause. Auch wenn er Nayantai an seiner Seite hatte, hieß das nicht, dass er sich sein altes Leben nicht zurück wünschte.

      "Teilen? Mit wem denn?", fragte Rain etwas verwirrt. Hier war doch niemand außer ihnen und Rikiya. Die anderen Wölfe würden sich außerdem kaum für Rain interessieren. "Mich bemuttern...? Nayantai, das bin ich von allen und jedem gewohnt... und im Moment kann ich noch weniger tun als ohnehin schon.", erklärte Rain seufzend. "Ich kann noch nicht einmal dorthin gehen, wohin ich will. Ich bin nicht einmal sicher, ob dieses Bein jemals wieder funktionieren wird. Du störst mich nicht, es ist eher die Tatsache, dass ich mich so auf dich und auch deinen Vater verlassen muss und im Gegenzug, eigentlich nichts anzubieten habe... Ich bin nicht wütend auf dich, oder Rikiya, ich bin wütend auf mich selbst und vermutlich enttäuscht. Es ist nicht so als hätte ich jemals viel gekonnt, aber zumindest konnte ich Fhaergus Geschäfte führen, solange mein Vater nicht zu Hause war. Nicht einmal das bleibt mir noch. Ich bin ungeduldig, das weiß ich auch, aber gleichzeitig fällt es mir schwer noch mehr Hilfe anzunehmen, wenn ihr mir sagt ihr bringt mir noch etwas bei, das ich tun kann..." Rain musste sich sein ganzes Leben auf andere verlassen und er hasste es mehr und mehr. Er wollte eigenständig sein, aber mit 20 Jahren war er immer noch so hilflos wie ein Kind. Nein, eigentlich war ein Kind sogar besser dran als er. "Ich weiß nicht wirklich was mir steht. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht und meine Haare nur schneiden lassen, wenn man mir gesagt hat es wäre an der Zeit.", gab Rain zu. "Wie dem auch sei, ich denke wir sollten uns anziehen und zusammen packen. Wir sollten deinen Vater nicht zu lange warten lassen und ich sollte mich noch bei ihm entschuldigen."
    • "Es ist in Ordnung. Die Zeit heilt vielleicht nicht alle Wunden, aber vielleicht diese eine, damit ich zumindest etwas präsentabel aussehe.", gaukelte er sich selbst und Rain vor. Noch nie hatte er sich darum geschert, wie er aussah, oder was Andere von ihm hielten, so lange er seinen Körper weitereichend dahingehend missbrauchen konnte, um die Wogen des Krieges zu glätten, oder viel eher weiter aufschwappen zu lassen. Nayantai kannte es nicht anders, und vielleicht wollte er das auch nicht - nein, eigentlich hatte er keine Lust darauf, sich an vergangene Tage entsinnen zu müssen und für den Moment, aber auch nur für diesen einen, verstehen zu müssen, dass er ein dummer Junge war, der geglaubt hatte, ihm läge die Welt zu Füßen. All das entsprach nicht der Wahrheit, beim besten Willen nicht. "Irgendwem! Naja, hoffentlich nicht meinem Vater, das wäre ... Rain, wieso." Beinahe schmerzverzerrt verzog er sein Gesicht, schnitt eine angewiderte Grimasse, und schüttelte seinen Kopf und die nassen Haare, die ihn durchaus als ein wildes Tier brandmarken könnten. Taten Adrestianer so etwas? Nein, sie hatten Handtücher und feine Mäntel in die sie sich hüllten, und Nayantai glaubte zumindest, dass er Rain den seinen ausgezogen hätte, wenn er ihn jemals auf derartige Weise berührt hätte.

      "Das ... ich ... ich will aber nicht, dass ich gleich wie der Rest bin. Du bist dein eigener Mensch, kein kleiner Vogel in einem Käfig.", stellte er mit Kopfschütteln fest und half dem Blonden dabei, aus dem Wasser zu krabbeln, das ihn vermutlich in unsagbare Wärme hüllen musste, nur, damit er ihn schließlich mit einer seiner eigenen Roben abtrocknete, um zu vermeiden, dass er erfror. Tänzelnd stiegen Rauchschwaden von Rains Körper auf, die in die Luft emporstiegen und von einer leichten Brise, welche durch die Baumkrone jagte, in alle Windrichtungen der Welt zerstoben wurde. Nayantai wendete seinen Blick so gut es ging ab, kaum versuchte er, Rain dabei zu helfen, sich warm anzuziehen und seine feinen Haarspitzen einigermaßen zu trocknen. "Rain, an und für sich hast du nicht Unrecht, aber ... wärst du damit einverstanden wenn dir jemand Anderes etwas Neues beibringt? Wäre das besser für dich besser? Ich schulde dir trotzdem so viel, und du hast mir so viel gegeben, da kann ich dir doch wohl Stricken beibringen!", rief er beinahe empört aus - Nayantai schien es dahingehend aber nicht nur nicht damit einverstanden zu sein, Rain in die Nähe von anderen Wölfen zu lassen, sondern auch nicht verstehen zu wollen, wieso Rain nicht einfach von ihm lernte. "Ich finde, das steht dir. Es ist etwas ungewohnt, aber niedlich. Ein paar mehr Locken hätten dich aber wirklich zu einem Schaf gemacht.", klärte er Rain auf, als hätte er eine Ahnung davon. "Sollten wir das? Na dann! Und mach dir keine Gedanken darüber, du bist nicht derjenige, der ihn geschlagen hat ..."
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    • "Wieso? Ich habe gar nichts gesagt...", entgegnete Rain auf Nayantais dumme Ideen. Er wusste was er dachte und es war lustig, trotzdem war Rain nicht zum Lachen zumute - überhaupt nicht. Er wollte lachen, oder kichern, er wollte sich besser fühlen, aber gerade dröhnte sein Kopf und seine Stimmung war an einem Tiefpunkt angelangt. Die Situation in der er sich gerade befand war eine gänzlich neue und doch kannte er dieses Gefühl der Leere und Aussichtslosigkeit. Er kannte das Gefühl aufgeben zu wollen und er wusste, dass er sich normalerweise auf seine Bücher stürzte, damit seine Gedanken nicht zu weit in eine falsche Richtung wanderten, aber gerade war das nicht möglich. Normalerweise würde er sich auch zurückziehen und niemanden sehen wollen. Er würde das Essen das man ihm brachte kaum anrühren und nur ein wenig auf dem Teller herum schieben, damit er zumindest so tun konnte, als hätte er ein paar Happen gegessen. Ihm fiel erst jetzt auf, dass er gestern Abend gar nichts mehr gegessen hatte und ganz allgemein hatte er seit sie das Lager der Kannibalen verlassen hatten kaum etwas gegessen. Rain hatte aber dennoch keinen hunger.

      Rain konnte auf Nayantais Worte nicht einmal viel erwidern. Was war er denn schon mehr als nur jemand der in seinem eigenen Körper gefangen war? Er war wie ein Käfig für Rain, aus dem es niemals ein Entkommen geben würde. Auch wenn Nayantai versuchen würde ihn freizulassen, damit er umher fliegen konnte, Rain würde es nicht können, wie ein Vogel, dem man zusätzlich seine Flügel gestutzt hatte. Mehr als in dem Zimmer in dem der Käfig hing herum zu hüpfen, würde er niemals tun können. Jetzt gerade ließ er sich aus dem warmen Wasser helfen. Die Kälte schlug regelrecht auf ihn ein und er zitterte knieend auf dem Boden. Nayantai war schnell zur Stelle und legte ihm seine Kleidung um, damit Rain trocken wurde. Mit einer Hand stützte Rain sich an der Wiese ab, mit der anderen hielt er den Stoff fest, damit er nicht von seinem Rücken rutschte. Er unterdrückte ein Husten und den Drang sich einfach auf den Boden fallen zu lassen. Er ließ sich lieber schnell zurück in seine Kleidung helfen und Nayantai - der eben noch meinte er wollte ihn nicht bemuttern - trocknete Rains Haare. "Ich will niemandes Zeit rauben...", erklärte Rain leise. "Und du hast deine Schulden bei mir längst beglichen. Wärst du nicht für mich zurück gekommen, dann wäre ich jetzt tot und hättest du mich nicht durch halb Adrestia geschleift, dann wäre ich ebenfalls gestorben.", erklärte er ruhig. "Locken liegen nicht in meiner Familie." Wenn er seine Haare lang lassen sollte, dann würde er das tun. Sie störten ein wenig, vor Allem die Strähnen vorne die ihm immer wieder ins Gesicht fielen - mehr als damals als er Nayantai zum ersten Mal getroffen hatte. Er ließ sich langsam von Nayantai aufhelfen. Seine müden Knochen schmerzten bei jeder Bewegung, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Aber es ist meine Schuld.", machte Rain noch einmal klar. Rain wusste nicht ob Rikiya ihn nicht am Liebsten hier zurück lassen wollte, weil Rain so unhöflich war und noch dazu seinen Sohn gewissermaßen gegen ihn aufgehetzt hatte.

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    • "Ja, aber vielleicht stört sie mich. Was sie nicht tut. Eigentlich habe ich mich noch nie dafür interessiert, Aussehen ist immerhin nicht alles.", erklärte Nayantai, als wolle er Rain etwas beibringen, das er eigentlich selbst wusste. Wieso sich auch auf die Äußerlichkeiten in einer Beziehung beschränken, wenn es so viel mehr gab, mit dem man sich herumschlagen musste? "Stört sie dich denn?" Anders, als die Tatsache, dass sie Rain eventuell an seine eigene Unfähigkeit erinnern könnte, glaubte Nayantai nicht daran, dass es ihn zu sehr fuchste, dass die Wunde in seinem Gesicht existierte - und dennoch konnte er nicht anders, als sich zu fragen. Ob sein Liebhaber ihn deswegen weniger mochte? Eventuell sogar ein klein wenig widerlich fand? Nein, er bezweifelte es. Nicht nur war Rain keine oberflächliche Person - nein, er hätte ihn schon viel eher als hässlich empfunden - sondern auch jemand, dem er voll und ganz vertrauen wollte und konnte. Nicht einen Tag lang musste er ein Kind der Traurigkeit sein, so lange er sich in Rains Nähe befand - er strahlte Wärme und Güte aus, auch, wenn der warme Schleier langsam im kalten, nordischen Bild Thria's verblasste und Nayantai aufhorchen ließ, weil ihm doch auffiel, dass er derjenige sein würde, der sich um sein zierliches Lämmchen sorgen durfte. Von wegen nicht bemuttern.

      "Tust du auch nicht. Wie kommst du überhaupt darauf?" Wenn er das tun würde, dann gäbe es eine offene und ehrliche Antwort aus seiner Umgebung - Rain war kein kleines Kind, das er darauf hinweisen musste, dass er offensichtlich störte, und abgesehen davon gingen Thrianer auch auf ihre eigene Weise mit ihren Sprösslingen um. Wenn sie nervig wurden, dann ließ man sich eben etwas einfallen, in diesem Sinne schien Rain allerdings seine eigene Zeit zu vergeuden und nicht die Nayantais. "Ach, hör auf! Ich habe dir noch kein schützendes Dach über dem Kopf gegeben oder sonst irgendwas. Du hast mir nicht nur geholfen, sondern mich geheilt. Das hört sich kitschig an, ich weiß, aber es ist mein voller Ernst.", bestand der Wolf, der noch den Dreck des Bodens von seiner eigenen Kleidung abklopfte, bevor er nach seinem Vater Ausschau hielt. Auf den ersten Blick war er sich nicht sicher, wo sein alter Mann sich eingenistet hatte, oder ob er seinen Weg fortgesetzt hatte, aber eigentlich traute er es Rikiya nicht zu. "In meiner auch nicht. Naja, aber du bist trotzdem süß. Ich schätze, da hast du nochmal Glück gehabt." Mit Haut und Haaren würde er ihn trotzdem nicht fressen. "Shh, ist es nicht. Lass uns nach Rikiya suchen, der schläft sicher noch." "Ich? Euch kann man auch nicht überhören."
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    • "Nein sie stört mich nicht... ich fühle mich nur verantwortlich dafür.", erklärte Rain entschuldigend. Er fühlte sich so schuldig, wegen so vieler Dinge und gestern hatte er noch etwas auf seine Liste schreiben können. Er wusste nicht, wie er alles wieder gut machen sollte. Dass er Fhaergus verloren hatte, sein Volk im Stich gelassen hatte, seinen Vater enttäuscht hatte, Nayantai ihn Gefahr gebracht hatte und dass er Rikiya Dinge an den Kopf geworfen hatte die nicht gänzlich stimmten. Nayantai würde ihm alles nachsehen, soviel war klar. Dach oder nicht, er hatte ihn durch halb Adrestia getragen, ihn beschützt und im Endeffekt irgendwie in Sicherheit gebracht, vorerst zumindest. Rain hatte bei Weitem nicht so viel für ihn getan, er hatte ihn nur nicht vorverurteilt und er hatte seine Macht in Fhaergus nicht missbraucht um Nayantai wehzutun - das war auch schon alles. Das Dach über seinem Kopf war schon da gewesen, das Essen wurde sowieso zubereitet, nichts davon hatte Rain Kraft gekostet, also brauchte sich Nayantai auch nicht dafür bedanken. Geheilt hatte er ihn auch nicht, dass war sein Arzt gewesen.

      "Ich... schon gut. Warten wir einfach ab bis wir an unserem Ziel angekommen sind." Es machte keinen Sinn jetzt über verschwendete Zeit zu sprechen, wenn alles was sie tun mussten war, weiter zu reiten. Es würde sich allerdings ändern. Nayantai hatte bestimmt Pflichten zu erfüllen, genauso wie Rikiya und alle anderen. Rain konnte sich nicht ständig auf den Prinzen verlassen, genauso wenig hatte er selbst ständig bei Nayantai sein können, als sie noch in Fhaergus gewesen waren. Nayantai hatte dort aber zumindest helfen können. Ihr Gespräch wurde aber prompt unterbrochen als Rikiya wie aus dem Nichts auftauchte. Rain konnte nicht einschätzen wie er zu dem gestrigen Tag stand, es spielte aber auch keine große Rolle. Was gesagt wurde konnte keiner zurück nehmen und Rain wollte sich nicht nur entschuldigen, weil er wohl oder übel von Rikiya abhängig war. Rain ließ Nayantais Arm los an dem er sich bis eben noch festgehalten hatte und verneigte sich so tief er konnte ohne auf nur einem Bein umzufallen. "Ich will mich für mein Benehmen gestern entschuldigen. Ich hätte nicht sagen sollen, was ich gesagt habe. Ich bin Euch für eure Gastfreundschaft sehr dankbar." Mehr als ein verzogener, adrestianischer Adeliger war er wohl nicht, aber das war keine Entschuldigung.
    • Das musste er nicht. Nayantai verstand Rain auf der einen Seite, auf der Anderen wusste er jedoch, dass es nicht viel brachte, mit ihm darüber zu diskutieren - nicht nur war die Thematik ausgeschöpft, er wusste auch, dass er gleichermaßen zu tief in die Tasche greifen musste, um schlagende Argumente aus sich selbst herauszuquetschen. Wie würde er all das nur anstellen? Indem er sich aufführte wie ein ungenierter Trottel? Nein, das war wiederum auch kein guter, vollständiger Ansatz dazu, Rain genau vom Gegenteil zu überzeugen. "Sie verheilt wieder, mach dir keine krummen Gedanken darüber." Mehr als Ruhe und Stillschweigen darüber wollte er nicht, und wenn er ehrlich war, so sehnte er sich vielleicht in just jenem Moment danach, auch nur für einen Moment jemand zu sein, der Rain das Gefühl geben könnte, dass ihm in seinem Leben nie etwas Schlimmes widerfahren konnte. Woran auch sonst sollte er glauben? Viele Optionen blieben Nayantai in jener Hinsicht nicht, zumal er sein Bestes versuchte, sich nicht von sich selbst in die Irre führen zu lassen. "Und wenn wir dort sind, dann zeige ich dir erstmal alles! Aber vermutlich muss mir erstmal jemand alles zeigen, ich freue mich schon auf Zuhause!", lachte er auf. Das tat er, mehr als alles Andere - es war ohnehin schon viel zu lange her.

      Nayantai wollte nicht mehr, als den Rücken seines Pferdes zu erklimmen und sich im Morgengrauen davonzustehlen, in Richtung Zuhause, aber ebendas blieb ihm verwehrt und er musste sich ernsthaft fragen, ob er soeben das Richtige tat - nicht nur war es sein Versuch, jemand zu sein, der er nicht war, der ihn beschäftigte, sondern auch all die Worte, die er Rain an den Kopf geworfen hatte, die ihm ein übles Gefühl in der Magengegend bescherten. Zwar starb die Hoffnung zuletzt, so viel war ihm schon klar, aber doch wusste er noch nicht so recht mit der Situation umzugehen, die ihn Zuhause erst erwarten würde. Sein Vater hingegen erschien ihm, als hätte er alles unter Kontrolle, und stemmte die Hände in die Hüfte, bevor er lauthals seufzte und den Kopf schüttelte. Dann streckte er seine Hand nach Rain aus. "Entschuldigung angenommen, auch, wenn du nicht Unrecht hattest. Und jetzt hör auf, mich zu Siezen. Das will ich von jemandem wie dir nicht.", gestand Rikiya, der sich danach streckte und zu ihren Pferden umdrehte, die vermutlich schon bereit waren, wieder über die Steppe zu jagen, kaum kämen sie aus diesem Wald. "Und das nächste Mal baut ihr euch ein Zelt, mein alter Rücken tut von dem Ast weh.", quengelte Nayantais Vater, woraufhin ihn jener ungeniert in die Seite piekte. "So alt bist du auch wieder nicht!" "Ich bin älter als du, und außerdem schon etwas in die Jahre gekommen. Und jetzt benimm dich." "Na gut."
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    • RIkiya schien die Entschuldigung anzunehmen und Rain richtete sich zögerlich wieder auf. Er war nichr sicher, ob Rikiya die Situation nicht einfach nur auflösen wollte, aber er wollte auch nicht darüber diskutieren. Es war doch gut wenn sie sich verstanden. In diesem Moment fand Rain es angebracht Rikiya höflich anzusprechen, auch wenn er ihm schon zuvor gesagt hatte, dass das nicht nötig war. Rain nahm es so an und wollte nicht viel mehr dazu sagen. Stattdessen konnte erneut nur zusehen wie Nayantai schnell ihre Decken zusammen suchte und auf dem Pferd verstaute, ehe ihm auch schon nach oben geholfen wurde, damit sie sich auf den Weg machen konnten. Sie hatten noch einige Tage Weg vor sich, über eine Woche wenn man Rikiya glauben konnte und Rain wusste bereits, dass er etwas ausbrütete. Er fühlte das Fieber kommen und der Husten den er hatte wurde schlimmer. Er behielt Recht und er wurde krank, wollte aber keine Woche Pause einlegen oder dergleichen. Es genügte, wenn Nayantai ihn auf dem Pferd hielt, damit sie endlich etwas Ruhe haben konnten, wenn sie bei Nayantais Familie ankamen.

      Caelan hatte bereits ein komisches Gefühl gehabt als er zurück an die Front beordert wurde, aber dass er den jungen Prinzen der Wölfe aus dem Kerker geholt hatte war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal passiert. Trotzdem hätte er es besser wissen sollen als blindlings Befehlen seines Königs zu gehorchen. Er hatte seine Feinde unterschätzt, vermutlich auch die Gier des Königs, oder vielleicht hatte er seine Verbündeten überschätzt. Jedoch war er noch nicht tot. Die Explosion der Pulverfässer hatte ihn in das eiskalte Meer im Norden befördert. Die meisten Männer wären wohl direkt nach dem Aufprall im eiskalten Wasser gestorben, oder sie wären mit ihrer Rüstung untergegangen. Caelan war Kälte gewohnt, sie war sein zuhause, wenngleich die stürmische, nordische See sogar für ihn eine Herausforderung war. Dennoch hatte er es geschafft seine Rüstung zu lösen, die nun vermutlich irgendwo am Meeresboden lag. Nicht wissend, ob wer auch immer es auf ihn abgesehen hatte auch wirklich sicher gehen wollte, dass er tot war, konnte er nicht anders als sich auf ein Stück Holz zu retten, das bei der Explosion ebenfalls ins Meer geschleudert wurde. Keuchend, frierend und mit ein paar gebrochenen Rippen und möglichen Verbrennungen hatte er sich hinauf gezogen und das Meer hatte ihn davon getragen.

      Wie lange er schon auf dem Meer trieb wusste er nicht und auch nicht wo er war. Er konnte die Küste nicht einmal erkennen, alles war grell und das helle Sonnenlicht ließ seinen Kopf dröhnen, wann immer er versuchte seine Augen zu öffnen. Seine rechte Seite schmerzte, während er seine Hände und Füße kaum noch fühlen konnte. Er hatte kein Wasser, keine Nahrung und natürlich auch kein Feuer - er konnte sich kaum aufrichten, das wackelige Stück Holz war dabei nicht hilfreich. Vielleicht war es endlich an der Zeit für ihn diese dumme Suche zu beenden und aufzugeben, aber das konnte er nicht. Rain... was würde aus Rain werden? Caelan fühlte sich als hätte er seinen Sohn im Stich gelassen und auch wenn die Hoffnung gering war, er konnte nicht sterben, bevor er nicht wusste, was in Fhaergus mit ihm passiert war.

      Tage, oder vielleicht sogar Wochen vergingen in denen Caelan hinaus aufs Meer getragen wurde, aber seine Zeit schien noch nicht gekommen zu sein. Erst hörte er entfernte Stimmen und dachte noch er würde sie sich einbilden, aber schon bald wurden die Laute penetranter und ein dickes Seil landete auf seiner Brust. Geistesgegenwärtig griff er es, ohne zu wissen von wem es geworfen wurde und kurzerhand wurde er in Richtung Küste gezogen. Die brechenden Wellen wurden lauter, dann hörte er platschen - Männer die ins Wasser sprangen und schließlich fühlte er zwei paar Hände unter seinen Armen, die ihn an Land zerrten. Konnte man es Land nennen? Ein Blinzeln verriet Caelan, dass er sich wohl viel eher auf einer Eisscholle befand und doch hatte das seichte Schaukeln, dass ihn so viele Tage begleitet hatte aufgehört. Keuchend und mit seinem schweren, triefenden Mantel immer noch auf den Schultern hustete er erst einmal kräftig. Dann erst hob er den Kopf. Nur dann wurde ihm klar, dass nicht etwa seine Männer ihn gefunden haben, sondern eine Horde Wölfe die in einem Halbkreis um ihn herum standen und ihn anstarrten, während sie sich angeregt in ihrer fremden Sprache unterhielten. Sie brauchten sich allerdings gar nicht zu überlegen ob sie ihn fesseln mussten. Caelan war zu müde, zu ausgelaugt und ihm war viel zu kalt. Es dauerte nur einen Moment da er vor ihnen zusammen brach.
    • Wie viel schöner konnte es heute noch werden? Dass er seinen Vater an seinem Todestag ehren sollte, war Shuren eigentlich egal, hatte er ihn doch mit beißender Absicht aus dem Weg geräumt, aber gleichzeitig bestand ein gewisser Teil in seinem Inneren darauf, die Zeremonie doch zu vollziehen und den alten, abgenutzten Tempel auf der anderen Seite dieser Siedlung wieder auf Vordermann zu bringen. Im kalten Nordwind eines noch unerbittlicheren, unendlichen Winters flatterten neue Vorhänge, während Shuren sich sein Meisterwerk ansah - ein aufpolierter Tempel, einst gemeißelt aus Stein und vollendet mit dem unendlichen Eis seiner Heimat ragte er nun auf der Bergspitze empor; keinen einzigen Finger hatte er dafür gerührt, und doch war er es, der ein paar Räucherstäbchen am Altar dieses miserablen Gebäudes platzierte und sich ergeben davor kniete, um für die Toten zu beten. Ruhig war es, bis ein gleißender Schrei aus der Bucht an seine tauben Ohren drang und er, gezwungenermaßen, halb den Schneeberg herunterkullerte, weil die vereisten Stufen seinen eleganten Gang nicht länger gewöhnt waren und Eile ihm noch nie sonderlich stand.

      Schnellen Schrittes bahnte er sich, fast schon kindlich und überaus aufgeregt, seinen Weg nach unten, in der Hoffnung, herauszufinden, worüber sich seine Vasallen den Mund an solch einem heiligen Tag zerrissen, und warum Gefahr schon fast in der Luft lag, unaufhaltsam knisterte und ihn den Verstand kostete, kaum hielt er vor der Menschentraube inne. Wie Graureiher zwitscherten sie umher und wollten ihre hungrigen Münder nicht halten - er zwängte sich zwischen dem Getummel hindurch und seine Augen fielen auf die klitschnasse Witzfigur, die vermutlich fast ertrunken war. Eine Weile dauerte es doch, bis Shuren registrierte, was falsch mit ihm war, doch die Stimmen waren schon verebbt und die Wenigen, die sich nicht tuschelnd auflösten, starrten ihn an. "Was glotzt ihr? Bringt ihn ins Schloss, holt mir einen Heiler ... seid ihr auf den Kopf gefallen? Na los, bewegt euch!", keifte das Untier des Eises, vielleicht auch eher des Nordens, aber das spielte kaum eine Rolle. Mit dementsprechendem Nachdruck funktionierte es schließlich und Shuren eilte den Männern hinterher, die den Fremden in seine eigenen vier Wände einluden; ein alter Heiler legte Hand an, aber es dauerte nicht lange, bis Shuren ihn wegzitierte und sich selbst um die Wunden kümmerte, die beinahe so wirkten, als hätte das salzige Meerwasser sie in ihn hineingefressen - dennoch war es kein aufwendiges Prozedere, er war immerhin kein Fisch, der vor ihm ausblutete, und gleichermaßen brachte man ihn auch in sein zukünftiges, trautes Eigenheim: Vorerst eine Zelle in den eisernen Gefilden des Palastes, aber Shuren war immerhin derjenige, der ihm haufenweise Decken und Polster für sein spärliches Bett besorgte. Normalerweise würde er es vorziehen, anderswo seinen Tätigkeiten nachzugehen, aber in diesem Fall hockt er eine ganze Weile vor den Gittern der Zelle, bis er sich schlafenlegte, und den Prozess für einige Tage wiederholte ... wann würde dieses Ding endlich aufwachen?
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    • Als Caelan aufwachte wusste er nicht wo er war. Er hustete und während seine Lunge brannte stiegen kleine Dampfwölkchen von seinem Mund auf. Es war kalt, kälter als er es je in Fhaergus erlebt hatte. Er hatte alle die Berge die sein Land säumten erklommen, er hatte in den Bergseen gebadet und war barfuß zurück in seine Hütte spaziert. Es war kalt gewesen, aber nicht unangenehm, im Vergleich dazu war es hier aber beinahe unerträglich, obwohl jemand einen Haufen Decken auf ihm abgelegt hatte. Aus irgendeinem Grund war er noch nicht tot, aber er war auch nicht in Adrestia, nicht einmal in der Nähe, so viel stand fest, wenn selbst jemand wie Caelan der Kälte hier kaum trotzen konnte. Er fühlte sich fiebrig und seine Brust schmerzte wenn er Luft holte. Er tastete seine Rippen an, die vielleicht nicht mehr gebrochen waren, aber definitiv noch nicht geheilt. Hustend kämpfte er sich aus den Decken und setzte sich auf um sich umzusehen. Es war dunkel, aber das hier war schließlich auch eine Zelle. Dennoch wollten seine Augen sich nicht so Recht an das Licht gewöhnen, selbst dann nicht, wenn er sie fast schon verzweifelt rieb.

      Er erkannte die Gitterstäbe dennoch hinter denen er sich befand. Es gab auch kein Bett oder dergleichen, nur ein paar Decken und Polster auf denen man ihn abgelegt hatte. Gefesselt war er sonst nicht, aber in seinem Zustand war das kaum nötig. In all den Jahren des Krieges, nach all den Verletzungen hatte er sich selten so miserabel gefühlt. Es waren nicht die angeknacksten Rippen, es war die Kälte und das Fieber, eine Kombination die er so eigentlich gar nicht kannte, hatte er sich doch immer damit gerühmt allem Wetter trotzen zu können. Nun war er tief in Feindesgebiet - am Leben, aber als Gefangener. Er musste tief im Land der Wölfe sein und vielleicht wollte man seinen Kopf eintauschen. Diese Wölfe konnten schließlich nicht wissen, dass Caelan in den Augen seines Königs wohl nichts mehr wert war und er war sich sehr sicher, dass der Befehl von diesem Kindskopf gekommen war. Mühsam kämpfte Caelan sich auf seine Beine und schleppte sich zu den brennend kalten Gitterstäben an die er eine Hand legte, während die andere auf seiner Seite lag. "Hey!", rief er. Es war vielleicht gar keine so gute Idee zu zeigen, dass er wach war, aber hier versauern wollte er auch nicht.
    • Shurens Augen verfolgten aufmerksam jede Bewegung, die der Körper unter dem absurden Haufen Decken machte. Manchmal flachte sein Atem ab, und er wollte starrte gebangt weiter auf die untote Leiche, die er in seine eigenen vier Wände einlud, während er auf einem Polster am Boden saß, um sich den royalen Arsch nicht unabsichtlich aufzufrieren. Früher oder später brachte man ihm Bücher und Tee, schickte nach ihm, weil jemand etwas beinahe Unwichtiges brauchte, oder versuchte, Muhan dazu zu bekommen, ihn wieder nach oben zu lotsen - Shuren war hier aufgewachsen, am anderen Ende der Welt, und er wusste, dass er sich nicht mit dem Krieg beschäftigen musste, selbst dann wenn, er an die Landesgrenzen trat. Kein König hatte ihn darum gebeten, und ganz abgesehen davon, würde man ihn ohnehin nie erreichen - Schafe waren primitiv, wenn sie glaubten, sich eines Tages in die eiskalte Scheinwelt vorschlagen zu können, in der alle Wölfe leben sollten, dann hätten sie diese dämlichen Probleme gar nicht. Jetzt sah es allerdings so aus, dass ein waschechtes Kriegsrelikt angeschwemmt worden war - nicht das Erste, aber das Einzige, das lebte und nicht auf seiner Reise verstorben war. In seiner eigenen, unendlichen Einfältigkeit hatte er nach einem Übersetzer geschickt; jemand, der hier unten nicht existierte und vermutlich einen Kreislaufkollaps bekäme, sobald er die Temperaturen in seinen warmen Körper aufnahm.

      Das Keuchen und Krächzen und die unruhigen Laute der alten, verletzten Krähe ließen ihn aufhorchen - mühsam schien sie sich zu den Gitterstäben zu schleppen, die ihn von der Außenwelt trennten und Shuren war derjenige, der freudig darüber grinsen musste, weil er doch wusste, dass dieses Vieh hier in guten Händen war. Noch nie hatte er ein Schaf aus nächster Nähe gesehen, und doch musste er sich eingestehen, dass sie nicht unbedingt die lustigsten Testsubjekte waren, wenn sie allesamt so übereifrig reagierten. Shuren seufzte, als der beinahe bekleidete Koloss vor ihm thronte und, seiner Meinung nach, einen durchaus pathetischen Eindruck beim ihm hinterließ. Ein Laut verließ seine Lippen, seine Stimme hörte sich an wie die eines Stummen, der sprechen lernte, und Shuren war wohl derjenige, der ihn ein wenig verstand. "Schrei nicht so herum." Er hob einen Fächer an, der in hellgrüner Farbe gehalten war, so, wie der Rest seiner Kleidung, und haute dem Fremden damit auf die Finger, die sicherlich noch an den Gitterstäben festfrieren würden, wenn er sich weiterhin so verhielt. "Finger weg, du tust dir weh. Leg dich hin.", gab er ihm zu verstehen und deutete auf den Deckenhaufen und Kissenberg hinter der breiten Figur, die mehr Narben beherbergte, als Muhan - widerlich. "Dein ganzes Gesicht ist rot und du hustest, hast du Fieber?"
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    • Seine Kleidung hatte man Caelan nicht gelassen, aber das war verständlich, nachdem sie vermutlich zu einem Klumpen Eis gefroren war. Trotzdem hätte er seine eigenen Sachen gerne zurück gehabt und dabei war seine Kleidung und der alte zerrissene Mantel nicht sein größtes Anliegen. Seine Waffen hatte man ihm natürlich auch nicht gelassen. Er wollte sie gar nicht zum Kämpfen, es haftete ein sentimentaler Wert an zumindest einem Schwert und er wollte es zurück, ebenso wie den Glücksbringer den Ina ihm einmal gemacht hatte, als sie beide sich gerade erst verlobt hatten und der bisher noch jede Schlacht heil überstanden hatte, besser als Caelan selbst. Der Fürst - oder wohl eher ehemalige Fürst - war nicht alleine hier unten. Eine dünne, wölfische Gestalt erschien an den Gitterstäben und dennoch konnte Caelan bei dem Licht kaum etwas erkennen. Er sah aber genug um zu wissen, dass es tatsächlich ein Wolf war, was nicht gerade überraschend war. Er hatte langes, dunkles Haar, unnötig lang wie Caelan fand - sie alle trugen ihre Haare ähnlich, wobei dieses Exemplar doch irgendwie anders aussah. Er trug keine Kriegerkleidung. Rüstungen hatten die Wölfe sowieso nicht, aber da war auch nirgends Leder zu sehen, oder eine Waffe, bis auf den Fächer der Caelan auf die kalten Finger geschlagen wurde. Er knurrte den Fremden an.

      Die Worte der Wölfe konnte Caelan nach all den Jahren immer noch nicht verstehen und dieser hier schien eine besonders ekelhafte Sprache zu sprechen, die selbst anders klang als die die Caelan bisher aufgeschnappt hatte. Seine Kleidung bestand aus mehreren Schichten die sich definitiv nicht zum Kämpfen eigneten. Caelan musste fernab des Krieges sein, ganz abgesehen davon, dass er mitten im Winter in Thria gewesen war, eine Zeit in der all die Jahre zuvor immer Waffenruhe geherrscht hatte. Dieser Wolf sah nicht gerade aus wie ein Kommandant der für Kriegsgefangene zuständig war, wenn es sowas bei den Wölfen überhaupt gab. Bisher hatte es zumindest kein gefangener Adrestianer zurück nach Hause geschafft, um davon zu berichten. Der Wolf vor ihm, der eher aussah wie eine Schlange, deutete auf die vielen Decken und Polster hinter Caelan. Sterben lassen wollten sie ihn anscheinend nicht, warum wusste Caelan nicht. Er folgte dem Deut, aber statt sich hinzulegen, richtete Caelan sich ein wenig mehr auf, damit er nicht ganz so elend und schwach aussah. "Wo bin ich?", fragte er die unverständlichen Worte ignorierend und mit grollender tiefer Stimme. "Und was wollt ihr von mir?"